Arzneimittelinteraktionen in der Therapie mit Antipsychotika

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Diplomarbeit
Arzneimittelinteraktionen in der Therapie mit
Antipsychotika
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen in der Kombination verschiedener
Antipsychotika untereinander und mit anderen Medikamentenklassen
eingereicht von
Ulrich Schneeberger
Geb.-Datum.: 18.07.1984
zur Erlangung des akademischen Grades
Doktor der gesamten Heilkunde
(Dr. med. univ.)
an der
Medizinischen Universität Graz
ausgeführt am
Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie
unter der Anleitung von
ao. Univ. Prof. Dr. Josef Donnerer
Graz, am 22.01.2013
(Unterschrift)
Eidesstattliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den
benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht habe.
Graz, am 22.01.2013
(Unterschrift)
i
Zusammenfassung
Durch die quantitative Zunahme an zugelassenen Arzneimitteln und ihre teilweise
notwendige Anwendung in Kombinationstherapien erlangt die Problematik der
Arzneimittelinteraktionen im klinischen Alltag immer mehr Evidenz. In Österreich sind bis
zu 7 % aller Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen
zurückzuführen. Im geriatrischen Bereich liegt der Anteil mit 20 % wesentlich höher. Die
Vielfalt an möglichen Interaktionen resultiert aus den pharmakodynamischen und
pharmakokinetischen Eigenschaften der Arzneistoffe.
Diese Diplomarbeit umfasst die aktuellen Ergebnisse einer Literaturrecherche (z. B.
PUBMED, MEDLINE, OVID, Lehrbücher) zum Thema „Arzneimittelinteraktionen in der
Therapie mit Antipsychotika“. Zur Veranschaulichung der Thematik und der klinischen
Evidenz wurden als Beispiele für pharmakodynamische Interaktionen additive
anticholinerge Nebenwirkungen, kardiovaskuläre Effekte (QT-Verlängerung),
Exazerbation der Parkinson-Symptomatik (EPS) sowie die Gewichtszunahme und das
metabolische Syndrom ausgewählt. Es werden die Arzneistoffe beschrieben, die in
Kombination zu diesen klinischen Symptomen führen können. Weiters wird auf den
induzierenden und inhibitorischen Effekt von Antipsychotika auf das Cytochrom P450
(CYP) eingegangen und auf die daraus resultierende Veränderung der Plasmaspiegel
kombinativ eingenommener CYP-Substrate.
Fazit: Wenn es der Therapiestandard erlaubt, sind Risikokombinationen von Arzneimitteln
zu vermeiden. In Anbetracht der häufig vorkommenden Polypharmazie sowie der
manchmal notwendigen klinischen Anwendung einer Kombination von Risikopräparaten
sind die Veränderungen der Plasmaspiegel bzw. die Kontrolle dieser (Therapeutisches
Drug Monitoring) der Schlüssel zur Vermeidung von möglicherweise schwerwiegenden
Interaktionssymptomen.
Diese Arbeit soll zur weiteren Sensibilisierung bezüglich der Problematik der
Arzneimittelinteraktionen der Antipsychotika beitragen.
ii
Abstract
Due to a quantitative increase in authorized medicinal drugs and their partially necessary
application in combination therapy the problem with drug-drug interaction has become
more and more evident in daily clinical practice. In Austria up to 7 % of all cases of
hospitalization arise from undesirable side effects of medicinal drugs. In geriatrics the
percentage is significantly higher (20 %) and the various possible interactions differ in
terms of their pharmacodynamic and pharmacokinetic characteristics.
This thesis covers current results of literature research (e.g. PUBMED, MEDLINE, OVID,
medical textbooks) on the subject of drug-drug interaction in antipsychotics therapy. In
order to demonstrate the issue and its clinical evidence additive anticholinergic side
effects, cardiovascular effects (QT prolongation), exacerbation of Parkinson’s symptoms
(EPS), weight gain and metabolic syndrome have been chosen as examples of
pharmacodynamic interactions. Medicinal drugs which, when taken in combination, can
cause these clinical symptoms will be described. Furthermore, the inductive and inhibitive
effect of antipsychotic drugs on cytochromes P450 (CYP) as well as the resulting change
in plasma levels of conjunctively used CYP substrates will be addressed.
Conclusion: If standard treatment is available medicinal drug combinations which pose a
risk should be avoided. Since polypharmacy is common clinical practice, high-risk drug
combinations cannot always be avoided. The key to avoid possible serious symptoms of
drug interaction is to detect the resulting changes in antipsychotic drug plasma levels or to
perform an appropriate control of plasma concentrations ("therapeutic drug monitoring").
To summarize, this thesis should bring awareness to the issue of interaction of
antipsychotic drugs.
iii
Inhaltsverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
Zusammenfassung
Abstract
Inhaltsverzeichnis
Glossar und Abkürzungen
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Definition von Arzneimittelinteraktionen
1.2 Prinzipien der Pharmakokinetik
1.2.1 Resorption
1.2.2 Distribution
1.2.3 Metabolismus
1.2.4 Die Rolle der CYP-Enzyme
1.2.5 Elimination
1.2.6 Blutspiegel der Pharmaka
1.2.7 Therapeutisches Drug Monitoring
1.3 Prinzipien der Pharmakodynamik
1.3.1 Additive/synergistische/antagonistische Effekte an Rezeptoren
1.4 Vorstellung der Antipsychotikaklassen
1.4.1 Wirkungsmechanismen der Antipsychotika
1.4.2 Einteilung der Antipsychotika
1.4.2.1 Antipsychotische Wirkungsstärke („neuroleptische Potenz“)
1.4.2.2 Atypische Wirkkraft
1.4.2.3 Beispiele der Klassifizierung unter struktur-chemischen Gesichtspunkten
2. Material und Methoden
3. Ergebnisse – Resultate
3.1 Studien über pharmakodynamische Interaktionen
3.1.1 Additive anticholinerge Nebenwirkungen
3.1.2 Kardiovaskuläre Effekte
3.1.3 Exazerbation der Parkinson-Symptomatik sowie der extrapyramidalen
Symptome (EPS)
3.1.4 Gewichtszunahme und das metabolische Syndrom
3.2. Studien über pharmakokinetische Interaktionen
4. Diskussion
4.1 Studien über pharmakodynamische Interaktionen
4.2 Studien über pharmakokinetische Interaktionen
5. Literaturverzeichnis
i
ii
iii
iv
v
vii
viii
1
1
4
4
6
9
11
15
16
18
19
20
21
23
25
25
26
27
32
33
33
33
34
38
39
41
46
46
49
51
iv
Glossar und Abkürzungen
I
II
IKr
%
(A)
?
+
++
+++
>
0
2 x tgl.
3 x tgl.
4 x tgl.
5-HT
AAP
Abb.
ABC
ABDA
active moiety
AGNP
ATP
BMC
bzw.
C
Ca2+
cAMP
case report
CAVE
chron.
Cl
KoMedikation
Compliance
Consensus
CPZ
CYP
D
d
d. h.
ED
e.g.
EKG
EPS
röm. für „Eins“
röm. für „Zwei“
Delayed Rectifier
Prozent
Konventionelle Antipsychotika
mit ausgeprägten atypischen
Eigenschaften
keine Angaben
geringgradig wirksam
mittelgradig wirksam
hochgradig wirksam
mehr als
keine Wirkung
zweimal pro Woche
dreimal pro Woche
viermal pro Woche
5 Hydroxytryptamin
(chemisches Kürzel: Serotonin)
atypische Antipsychotika
Abbildung
ATP-binding cassette
Bundesvereinigung Deutscher
Apothekerverbände
„aktiver Teil“ eines
Arzneistoffes
Consensus Guidelines for
Therapeutic Drug Monitoring in
Psychiatry
Adenosintriphosphat
BioMed Central
beziehungsweise
Kohlenstoff
Kalzium (zweimal positiv
geladen)
zyklisches
Adenosinmonophosphat
Fallbericht
lat. für „Warnung“
chronisch
Chlor
Zusatzmedikation
Beschreibung der Einhaltung
von Verhaltensmaßregeln,
Gesetzen und Richtlinien durch
PatientInnen
lat. für „Übereinstimmung“
Chlorpromazin
Cytochrom P
(Pigment)
Dopamin
Tag
das heißt
Erhaltungsdosis
zum Beispiel
Elektrokardiogramm
extrapyramidale Symptome
et al.
Evidenz
F15063
F
FDA
FGA
g
ggf.
H
H
hERG
HP
i.m.
i.v.
in vitro
in vivo
intrinsisch
ion trapping
KAP
lat.
L-Dopa
LQTS
M
M.
mACh
MDR
MEDLINE
Meta-Analyse
mg
Minussymptomatik
mL
mol
MP
ms
MTD
N
lat. für „und andere“
lat. für „das Herausscheinende“
Bezeichnung: AAP (in
Entwicklung)
Fluor
Food and Drug Administration
= Amerikanische
Arzneimittelzulassungsbehörde
first-generation antipsychotics
Gramm
gegebenenfalls
Histamin
Wasserstoff
kardiale Kaliumkanäle
hochpotent
intramuskulär
intravenös
lat. für „im Glas“ bezeichnet
man organische Vorgänge, die
außerhalb eines lebenden
Organismus stattfinden
lat. für „im Lebendigen“
bezeichnet man in der
Wissenschaft Prozesse, die im
lebendigen Organismus
ablaufen
Aktivitätsbezeichnung:
Intrinsische Aktivität: Maß für
die Wirkstärke, die Zellfunktion
zu ändern, die aus der Bindung
eines Liganden an einen
Rezeptor resultiert
Bezeichnung der Anreicherung
saurer Ionen in der
Magenschleimhaut
konventionelle Antipsychotika
lateinisch
Levodopa
Long-QT-Syndrom
Muskarin
Morbus
muskarinisches Acetylcholin
Multi Drug Resistance
Suchmaschine
Zusammenfassung von Primäruntersuchungen zu Metadaten,
die mit quantitativen,
statistischen Mitteln arbeiten
Milligramm
Negativsymptomatik
Milliliter
Mol
mittelpotent
Millisekunden
maximale Tagesdosis
Stickstoff
v
ng
NL
NP
O
OH
OVID
p. o.
PD
P-gP
pH
PK
PK
Plussymptomatik
Prodrug
prospektiv
PUBMED
Nanogramm
Neuroleptika
niederpotent
Sauerstoff
Hydroxygruppe
Suchmaschine
per os
pharmacodynamic
P-Glykoprotein
Pondus Hydrogenii
= Maß für die Stärke der sauren
bzw. basischen Wirkung einer
wässrigen Lösung
pharmacokinetic
Negativer dekadischer
Logarithmus der
Dissoziationskonstante einer
schwachen Säure;
Säurekonstante
Positivsymptomatik
inaktiver oder wenig aktiver
pharmakologischer Stoff, der
erst durch Verstoffwechselung
(Metabolisierung) im
Organismus in einen aktiven
Wirkstoff (Metaboliten)
überführt wird
Bezeichnung einer Studie, in
der die Überprüfung der
Hypothese der medizinischen
oder psychologischen
Wirksamkeit einer
Behandlungsmethode geschieht,
nachdem man zuvor die zu
überprüfende Hypothese
festgelegt hat. Dabei werden
insbesondere die Daten gemäß
der Hypothese erhoben
Suchmaschine
QT
retrospektiv
Review
röm.
S
SGA
SLV313
SPC
SSR-181507
Steady-State
t
Tab.
TD
TdP
tgl.
Therapeutisches Drug
Monitoring
tmax
U. S.
UAW
v2 x tgl.
v x tgl.
Wo
x tgl.
z. B.
zN
ZNS
QT-Intervall (EKG-Parameter)
Studienbezeichnung, in der man
von der Gegenwart ausgehend
die Vorgeschichte untersucht
Bericht
römisch
Schwefel
second-generation
antipsychotics, novel
antipsychotics
Bezeichnung: AAP (in
Entwicklung)
summary of product
characteristics
Bezeichnung: AAP (in
Entwicklung)
Kumulationsgleichgewicht
Zeit
Tabelle
Tagesdosis
Torsade-de-pointes
täglich
Medikamentenüberwachung
bzw. Medikamentenspiegelbestimmung
Zeitmaximum
United States
unerwünschte
Arzneimittelwirkungen
verteilt auf zwei Einzeldosen
verteilt auf mehrerer
Einzeldosen
Woche
mehrmals täglich
zum Beispiel
zur Nacht (vor dem
Schlafengehen)
Zentralnervensystem
vi
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Formen der Interaktion
3
Abb. 2: Schematische Darstellung eines Plasmaspiegelverlaufes nach oraler
Applikation
17
Abb. 3: Stoffbeschreibung Chlorpromazin
27
Abb. 4:Stoffbeschreibung Chlorprothixen
27
Abb. 5:Stoffbeschreibung Haloperidol
28
Abb. 6:Stoffbeschreibung Sulpirid
28
Abb. 7:Stoffbeschreibung Clozapin
29
Abb. 8:Stoffbeschreibung Olanzapin
29
Abb. 9:Stoffbescheibung Quetiapin
30
Abb. 10:Stoffbeschreibung Risperidon
30
Abb. 11: Stoffbeschreibung Aripiprazol
31
Abb. 12: Beispiele des erworbenen Long-QT-Syndroms (LQTS)
36
vii
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Neue Klassifikation der Interaktionen
2
Tab. 2: Einflussfaktoren der Resorption
5
Tab. 3: Einflussfaktoren der Distribution
6
Tab. 4: Induktoren und Inhibitoren von P-gP (ABCB1)
7
Tab. 5: Einteilung der enzymatischen Vorgänge in den Phasenreaktionen
9
Tab. 6: Die wichtigsten arzneistoffmetabolisierenden Cytochrom-P450-Enzyme
(CYP) des Menschen und ihre relative Beteiligung bei der Verstoffwechselung der
über CYP metabolisierten Arzneimittel in Prozent (%)
11
Tab. 7: Enzyme, die in den Abbau von Antipsychotika involviert sind
12
Tab. 8: Induktoren der CYP-Isoenzyme
13
Tab. 9: Inhibitoren der CYP-Isoenzyme, die pharmakokinetische Wechselwirkungen
mit Antipsychotika hervorrufen können
14
Tab. 10: Empfohlene Plasmakonzentrationen von Psychopharmaka und
literaturbasierte Empfehlungen zur Anwendung von therapeutischem Drug
Monitoring
18
Tab. 11: Zielstrukturen, die durch Antipsychotika blockiert werden können und zu
therapeutischer oder unerwünschter Wirkung führen
20
Tab. 12: Neuroleptika, Österreichische Arzneimittel im Taschenformat
22
Tab. 13: Rezeptorwirkungsprofile von Antipsychotika
23
Tab. 14: Dopaminerge Neuronensysteme im ZNS
24
Tab. 15: Unterteilung der Antipsychotika nach ihren „atypischen“ Eigenschaften
26
Tab. 16: Klinisch relevante Grenzwerte in Bezug auf das Auftreten von Arrhythmien
35
Tab. 17: Das MASTER-System nach Lemmer und Brune
50
viii
1. Einleitung
1.1 Definition von Arzneimittelinteraktionen
In der pharmakologischen Therapie kommt es häufig zur gleichzeitigen Verordnung
mehrerer Arzneimittel. Dadurch kann es zur gegenseitigen Beeinflussung der verabreichten
Substanzen kommen. Das Erstpharmakon kann Einfluss auf das Zweitpharmakon nehmen
oder umgekehrt, wodurch es zu einer Wirkungsverstärkung, Wirkungsabschwächung,
Wirkungsverlängerung oder Wirkungsverkürzung kommen kann [1][2].
Die Ursachen der Wechselwirkungen (Interaktionen) liegen in den pharmakokinetischen
und pharmakodynamischen Abläufen. Arzneimittelinteraktionen können in der
pharmakologischen Therapie zu schwerwiegenden Zwischenfällen und unerwünschten
Wirkungen bei PatientInnen führen.
Durch erhobene Daten von Rivkin [3] konnte gezeigt werden, dass in Deutschland
Interaktionen als unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) mitverantwortlich sind für
ein Viertel der Hospitalisationen, die aufgrund von UAW notwendig werden, und sogar für
die Hälfte der Intensivaufnahmen aufgrund von UAW. Umgekehrt konnte von Bertsche et
al. [4] erhoben werden, dass die Vermeidung von Wechselwirkungen die UAW-Rate auf
einer Intensivstation praktisch halbieren kann.
Es wird angenommen, dass in Österreich bis zu 7 % aller Krankenhauseinweisungen
aufgrund unerwünschter Arzneimittelnebenwirkungen erfolgen. In Bezug auf ältere
PatientInnen ist anzumerken, dass im geriatrischen Bereich der Anteil mit 20 % wesentlich
höher liegt. Die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung unerwünschter
Arzneimittelinteraktionen und in der Folge einer Entwicklung von
Arzneimittelnebenwirkungen steigt exponentiell mit der Anzahl der eingenommenen
Wirkstoffe. Insbesondere bei geriatrischen PatientInnen besteht ein erhöhtes Risiko für
Arzneimittelnebenwirkungen aufgrund altersassoziierter Veränderungen. Aus diesem
Grund ist die Beachtung und Überprüfung der medikamentösen Therapie hinsichtlich
möglicher pharmakologischer Interaktionen in der klinischen Praxis von großer
Bedeutung.
Im Gegensatz zu UAW sind erwünschte Interaktionen oft Voraussetzung für eine sinnvolle
Therapie (z. B. Gabe von Antidoten bei Vergiftungen). Allein durch den Ausdruck
1
„Wechselwirkung“ können demnach keine Rückschlüsse auf die positive oder negative
Wirkung von Interaktionen gezogen werden [5][1].
Angelehnt an Vorschläge, die von Hansten et al. [6] publiziert wurden, konnte eine
Klassifikation der Interaktionen ins Leben gerufen werden, die sie nach den jeweils
erforderlichen Maßnahmen einstuft. Die neue Klassifikation basiert auf dem jeweiligen
Stand der Erkenntnis und bezieht Unsicherheiten bezüglich der tatsächlichen Bedeutung
einer Wechselwirkung mit ein. Demnach werden folgende Einstufungen verwendet [7]:
Tab. 1: Neue Klassifikation der Interaktionen
Relevanz
Neue Klassifikation
1.
Schwerwiegende Folgen
wahrscheinlich – kontraindiziert
2.
Vorsichtshalber kontraindiziert
3.
Überwachung bzw. Anpassung
nötig
4.
In bestimmten Fällen
Überwachung bzw. Anpassung
nötig
Bei Risikofaktor:
Überwachung/Anpassung
5.
Vorsichtshalber überwachen
6.
In der Regel keine Maßnahmen
erforderlich.
Erläuterungen
Die beiden Arzneimittel dürfen
nicht gleichzeitig angewandt
werden, weil schwerwiegende
Folgen dokumentiert sind.
Die beiden Arzneimittel dürfen
nicht gleichzeitig angewandt
werden, weil schwerwiegende
Folgen auf theoretischer
Grundlage angenommen werden
müssen.
Hier sind in jedem Fall
Maßnahmen erforderlich:
Alternativarzneimittel, zeitliche
Trennung der Einnahme,
Dosisanpassung,
Dosisbegrenzung, Überwachung
auf unerwünschte Wirkungen
Hier sind Maßnahmen
erforderlich, wenn bestimmte
Umstände vorliegen: z. B.
Risikofaktoren, hohe Dosierung,
bestimmte Reihenfolge der
Anwendung, länger dauernde
Therapie
Die Interaktion ist theoretisch
möglich, aber bislang nicht
dokumentiert oder tritt nur in
Einzelfällen auf, ohne dass
Risikofaktoren bekannt sind, oder
führt nur zu etwas verstärkten
Nebenwirkungen.
Adaptiert nach ABDATA Pharma-Daten-Service 2009 [8]
Die Wahrscheinlichkeit einer Entwicklung unerwünschter Arzneimittelinteraktionen und in
der Folge einer Entwicklung von Arzneimittelnebenwirkungen steigt exponentiell mit der
Anzahl der eingenommenen Wirkstoffe.
2
In der psychopharmakologischen Therapie wird Leitlinien zufolge grundsätzlich eine
medikamentöse Monotherapie zur effektiven Behandlung von psychiatrischen oder
distinktiven Symptomen empfohlen. Jedoch wird dieser Empfehlung oftmals in der Praxis
nicht entsprochen, wodurch es in der Regel zu einer Polypharmazie kommt. In einer
vergleichenden Untersuchung von Daten unter anderem aus bayerischen
Bezirkskrankenhäusern wurde von Katzendobler [9] ermittelt, dass psychiatrische
PatientInnen, die eine stationäre Behandlung an Versorgungskrankenhäusern in Anspruch
genommen hatten, in weniger als 30 % der Fälle eine psychopharmakologische
Monotherapie erhielten. Zwei Drittel der PatientInnen wurden zwei bis vier
Psychopharmaka verabreicht. In einer ähnlichen Analyse, die von Hausner et al. [10]
durchgeführt wurde, erhob man, dass PatientInnen, die das Krankheitsbild der
Schizophrenie aufwiesen, im Mittel mit drei und Depressionskranke mit vier
Psychopharmaka behandelt wurden, wobei bei Männern die Anzahl der
psychopharmakologischen Substanzen niedriger war als bei Frauen. Daraus kann man
schließen, dass es bei den häufig vorkommenden Kombinationstherapien zur
Beeinflussung der Wirkung der Medikamente untereinander kommt. Angesichts der
großen Anzahl an Wirkstoffen sind deshalb Wechselwirkungen ein klinisch relevantes
Problem [5][11].
Abb. 1: Formen der Interaktion
Bei der Entscheidung, ob ein
Arzneistoff zum Einsatz kommt,
müssen die quantitativen Aspekte
(pharmakokinetischen Eigenschaften)
und die qualitativen Anforderungen
(pharmakodynamischen Eigenschaften)
einer Substanz bestimmt und
berücksichtigt werden [11].
Ekins et al. 2007 [12]
3
1.2 Prinzipien der Pharmakokinetik
Die Pharmakokinetik befasst sich mit der Frage, wie die Substanz in richtiger
Konzentration und für ausreichend lange Zeit an den Wirkort (im Falle der
Psychopharmaka in das zentrale Nervensystem – ZNS) gebracht werden kann, da zu hohe
Konzentrationen zu einer unerwünschten Wirkungsentfaltung führen und zu niedrige
Konzentrationen für eine therapeutische Wirkung nicht ausreichen können. Aufgrund des
permanenten Stoff- und Energieaustausches des Organismus mit seiner Umwelt ist dieser
als offenes oder Fließsystem anzusehen. Eine ausgeglichene Bilanz von Zu- und Ausfuhr
wird als Fließgleichgewicht beschrieben [11][1].
Werden Pharmaka in dieses System eingebracht, folgen sie den anderen Biomolekülen in
die verschiedenen Kompartimenten des Organismus. Dabei wird die Pharmakokinetik als
die zeitliche Veränderung der Konzentration eines Arzneistoffes in verschiedenen Teilen
des Organismus nach Applikation der jeweiligen Substanz verstanden. Zu den
Teilprozessen der Pharmakokinetik gehören die Resorption (Aufnahme des Arzneistoffes),
die Distribution oder Verteilung (Stofftransport vom Blut in die Gewebe/Kompartimente)
und die Elimination der Arzneistoffe (Biotransformation, Metabolismus, Exkretion), die zu
einer Konzentrationsabnahme im Organismus führt [11][1].
1.2.1 Resorption
Unter Resorption versteht man einen organischen Prozess, bei dem Substanzen bzw.
Arzneistoffe über die Körperoberfläche oder von örtlich begrenzten Stellen im
Körperinneren in die Blutbahn oder in das Lymphsystem aufgenommen werden, worauf
die Verteilung (Distribution) im Gesamtorganismus einsetzt. Dies geschieht in Bezug auf
Arzneistoffe hauptsächlich rein passiv durch Diffusion. Voraussetzung ist hierbei das
Bestehen eines Konzentrationsgradienten [1].
Weitere Möglichkeiten des Transports umfassen die erleichterte Diffusion über nicht
aktiven Transport (Carrier), aktiven Transport unter Verbrauch von Energie, Endozytose
sowie die Diffusion oder Filtration über interzelluläre Spalten. Die Geschwindigkeit der
Resorption und die Resorptionsquote (Verhältnis von resorbierter zu applizierter Menge)
der Arzneistoffe hängen von mehreren Faktoren ab [11][1]:
4
Tab. 2: Einflussfaktoren der Resorption
Einflussfaktoren
Physikalische und chemische Eigenschaften (vor allem die Löslichkeit)
Teilchengröße und spezifische Oberfläche
Arzneiform und Hilfsstoffe
Dosierung
Applikationsart und Applikationsort
Kontaktzeit mit Resorptionsfläche
Größe der resorbierenden Fläche
pH-Wert im Bereich der resorbierenden Fläche
Integrität der Membranen
Durchblutung des resorbierenden Organs
Adaptiert nach Mutschler 2005 [1]
Interaktionen der Resorption können durch eine Veränderung des Magen- oder Darm-pH
entstehen. Dies kann beispielsweise durch die Gabe eines Erstpharmakons ausgelöst
werden. Wird gleichzeitig mit einem Antazidum (Erstpharmakon) ein saurer oder basischer
Arzneistoff verabreicht, kann es aufgrund der Erhöhung des pH-Werts im oberen Teil des
Magen-Darm-Kanals zu einer Veränderung der Resorptionsquote des Wirkstoffs kommen
[1].
Dieser Umstand ist für die Arzneimittelgruppe der Antipsychotika von Bedeutung, da diese
meist eine basische funktionelle Gruppe, die geladen oder ungeladen sein kann, besitzen.
Der saure pH-Wert im Magen verzögert bei den meisten basischen Psychopharmaka die
Resorption. Der Ionisierungsgrad eines Arzneistoffes ist für die Durchwanderung der
Lipidmembran von Bedeutung, da für den Übertritt der nicht ionisierte Zustand bevorzugt
wird. Basische Arzneistoffe werden in ungeladener Form in die Zelle aufgenommen,
jedoch bei intrazellulärem saurem pH-Wert protoniert. Durch die geladene Form des
Medikamentes wird dessen Transport nach außen erschwert. Dieser Prozess wird als „ion
trapping“ bezeichnet. Weitere Beeinflussung der Resorptionsquote eines Zweitpharmakons
ist durch Verlängerung oder Verkürzung der Verweildauer im Magen-Darm-Kanal oder
Komplexbildung möglich [11][1].
Antipsychotika werden nach oraler Applikation (parenterale Applikation bedingt in der
Regel eine Erhöhung der Bioverfügbarkeit um das 4- bis 10-Fache) gut resorbiert.
Ausnahme bilden Asenapin (Bioverfügbarkeit unter 2 %) und die substituierten Benzamide
Sulpirid und Amisulprid, deren Bioverfügbarkeiten unter 50 % liegen. Weiters wird die
Resorption von Ziprasidon durch gleichzeitige Nahrungsaufnahme nahezu verdoppelt und
die Bioverfügbarkeit von Asenapin durch rasch folgende Flüssigkeitszufuhr deutlich
reduziert [13].
5
1.2.2 Distribution
Unter Distribution versteht man den reversiblen Stofftransport von einem Teil des
Organismus in einen anderen. Das Verteilungsgleichgewicht beschreibt dabei den Zustand
konstanter Konzentrationsverhältnisse in den verschiedenen Teilen des Körpers. Aufgrund
des Konzentrationsgefälles zwischen Blut und Gewebe kommt es zum Übertritt aus der
Blutbahn ins Gewebe und zur Verteilung in verschiedene Kompartimente
(Intrazellulärraum/Extrazellulärraum) des Gesamtorganismus. Die Distribution wird dabei
durch die Eigenschaften des Organismus und des Arzneistoffes beeinflusst (Tab. 3) [1].
Tab. 3: Einflussfaktoren der Distribution
Einflussfaktoren
Eigenschaften des Organismus
Durchblutung der Organe und Gewebe,
Durchlässigkeit der Membranen, pH-Differenz von
Plasma und Gewebe
Molekülgröße, Bindung an Plasma-, Gewebe- und
Eigenschaften des Arzneistoffes
Erythrozytenproteine, Löslichkeit, chemische
Eigenschaften
Adaptiert nach Mutschler 2005; Riederer und Laux 2010 [1][11]
In Abhängigkeit der Arzneistoffe von ihren physikochemischen Eigenschaften kann eine
Gliederung hinsichtlich ihrer Verteilung in verschiedene Kompartimente vorgenommen
werden. Pharmaka können demnach limitiert auf den Plasmaraum, Plasma und
Extrazellulärraum oder Extra- und Intrazellulärraum verteilt werden. Makromolekulare
(intravasal applizierte) Substanzen können den Plasmaraum nicht verlassen. Die
Distribution der anderen Arzneistoffe ist abhängig vom Kapillaraufbau. Ein leichter
Stoffaustausch erfolgt, wenn das Kapillarendothel des Gewebes größere und kleinere
Poren (z. B. Leber, Pankreas) aufweist oder eine Basalmembran fehlt (z. B. Leber). Bei
lückenlosen Endothelien und bei Vorhandensein einer Basalmembran sowie zusätzlichen
Zellen auf den Kapillaren ist der Stoffaustausch erschwert [1].
Beispielsweise sind Hirnkapillaren dicht von Gliazellen überzogen und im Bereich der
Plexus chorioidei (Bildung des Liquor cerebrospinalis) sind die zuführenden Kapillaren
zum Liquorraum mit einem einschichtigen Epithel überzogen. Die Folge ist ein
Permeationshindernis, welches auch als Blut-Hirn- bzw. Blut-Liquor-Schranke bezeichnet
wird [1][11].
CAVE: Eine generelle Zunahme der Permeabilität ist bei entzündlichen Prozessen zu
beobachten, wodurch auch Stoffe über die Blut-Hirn-Schranke diffundieren können, die
unter physiologischen Bedingungen nicht in das ZNS eindringen könnten [1].
6
Lipophile Substanzen können die Schranke gut überwinden, lipophobe Substanzen
schlechter. Sie sind auf aktive Transportmechanismen (z. B. Aminosäuren) angewiesen.
Andererseits können sogenannte ABC-Transporter (ABC = ATP-binding cassette) einen
aktiven Transport von Pharmaka nach außen möglich machen und so zum Schutz von
Organen bzw. des Organismus vor Fremdstoffen beitragen. Durch Hydrolyse des an die
Transporter gebundenen ATP wird die nötige Energie für den aktiven Transport
bereitgestellt. Ein wichtiger Vertreter dieser Membranproteine (ABC-Transporter) ist das
P-Glykoprotein (P-gP), welches Substanzen aus der Zelle befördert und damit an
Distribution und Elimination von Xenobiotika (Fremdstoffe) beteiligt ist. P-gP ist das
Produkt des „Multi Drug Resistance (MDR1)“-Gens [1][11].
In Bezug auf Distribution und Elimination sind solche Arzneimitteltransporter neben dem
Schutz des ZNS über die Blut-Hirn- bzw. Blut-Liquor-Schranke auch an der
Schutzfunktion der Plazenta-Schranke beteiligt und können Interaktionen zwischen
Pharmaka beeinflussen. Sie verfügen über spezifische Bindungsstellen, an denen es
aufgrund von Affinität und Konzentrationsunterschieden von Arzneistoffen zu einer
Verdrängungsreaktion unter den Substanzen kommen kann. Durch diese Konkurrenz wird
bestimmt, welches Substrat transportiert und welches diesseits der Membran akkumuliert
wird [2].
Hinsichtlich der Arzneimittelgruppe der Antipsychotika ist das P-gP von Bedeutung, da
mehrere Antipsychotika Substrate von P-gP sind. Bei diesen Substraten handelt es sich
beispielsweise um Risperidon und seinen Metaboliten 9-Hydroxy-Risperidon (identisch
mit Paliperidon). Weitere Substrate von P-gP umfassen Amisulprid, Aripiprazol,
Olanzapin und Perospiron. Clozapin und Quetiapin sind keine geeigneten Substrate von
P-gP. In einer Untersuchung von Spina et al. [14] kam man zu dem Ergebnis, dass durch
die Induktion von P-gP die Bioverfügbarkeit von ABCB1-Substraten herabgesetzt wird
[11][15].
Tab. 4: Induktoren und Inhibitoren von P-gP (ABCB1)
ABCB1-Induktoren
ABCB1-Inhibitoren
Carbamazepin
Amiodaron
Nelfinavir
Johanniskraut
Chinidin
Ritonavir
Rifampicin
Ciclosporin
Saquinavir
Clarithromycin
Spironolacton
Erythromycin
Tacrolimus
Itraconazol
Verapamil
Ketoconazol
Adaptiert nach Hafner et al. 2010 [2]
7
Im Gegensatz zur Induktion führt eine Inhibition von ABCB1 zu einer Erhöhung der
Plasmakonzentration, einer Wirkungsverlängerung und Wirkungsverstärkung von ABCB1Substraten. Durch diesen Prozess können vor allem Pharmaka mit geringer therapeutischer
Breite eine toxische Konzentration erreichen [2].
Neben den bereits erwähnten Beeinflussungsfaktoren ist die mögliche Eiweißbindung
eines Stoffes relevant. Sie ist grundsätzlich reversibel und außer von den stofflichen
Eigenschaften von pH-Wert des Plasmas und Lebensalter der PatientInnen abhängig.
Beispielsweise nimmt bei einer Azidose der eiweißgebundene Anteil einiger Pharmaka ab
und bei Neugeborenen ist die Proteinbindung geringer als bei Erwachsenen. Der Einfluss
auf die Wirkstärke, -dauer und Elimination ergibt sich aus dem plasmaproteingebundenen
Anteil eines Pharmakons, welcher nicht diffundieren kann und nicht der Biotransformation
und Ausscheidung unterliegt. Dieser Teil stellt eine Speicherform dar, aus welcher bei
einer Konzentrationserniedrigung der freien Form (keine Eiweißbindung)
Pharmakonmoleküle zur Wiederherstellung des Gleichgewichts freigesetzt werden können
[1].
Interaktionen der Verteilung bestehen, wenn mehrere Pharmaka im Blut um die
Bindungsstellen der Plasmaeiweiße konkurrieren. Dieser Vorgang wird allerdings nur dann
relevant, wenn Arzneistoffe mit hoher Proteinbindung, verhältnismäßig kleinem
Verteilungsvolumen und geringer therapeutischer Breite betroffen sind. Diese Interaktion
tritt auf, wenn einer der Arzneistoffe im oberen Milligramm- oder Grammbereich dosiert
wird. Durch hochwirksame Arzneistoffe, von denen für einen therapeutischen Effekt nur
geringe Dosierungen notwendig sind, wird dieser Typ der Interaktion vermieden, da
ausreichend Bindungsstellen zur Verfügung stehen, auch wenn zwei gleichzeitig gegebene
Wirkstoffe um identische Bindungsstellen konkurrieren [1].
Antipsychotika sind mit Ausnahme von substituierten Bezamiden äußerst lipophile
Substanzen und daher im Plasma zu mehr als 90 % an Proteine gebunden. Die weniger
lipophilen Benzamide weisen nur eine 20%ige Proteinbindung auf. Da nur der nicht an
Plasmaprotein gebundene Anteil der Arzneistoffe für die Passage über die Blut-HirnSchranke zur Verfügung steht, können Antipsychotika mit Ausnahme der Benzamide die
Blut-Hirn-Schranke gut überwinden und sich im ZNS anreichern [13].
8
1.2.3 Metabolismus
Für die renale Ausscheidung lipophiler Substanzen benötigt der Organismus Enzyme, die
lipophile Fremdstoffe (Xenobiotika) in hydrophilere, leichter ausscheidbare Stoffe
umwandeln. Je schneller dabei der Organismus fettlösliche Stoffe zu wasserlöslichen
Verbindungen metabolisieren kann, desto höher ist die Eliminationsgeschwindigkeit
lipophiler Substanzen [1].
Durch den Umbau zu hydrophileren Substanzen wird verhindert, dass Xenobiotika nach
der glomerulären Filtration sogleich wieder aus den Nierentubuli rückresorbiert werden
und sich im Fettgewebe anreichern. Dieser Vorgang nennt sich Biotransformation und
findet vorwiegend in der Leber (hepatischer Metabolismus), aber auch in Darm, Niere,
Lunge, Milz, Muskulatur, Haut und Blut statt. Die benötigten Enzyme der
Biotransformation umfassen beispielsweise die Monooxygenase und
Glukuronyltransferase, welche hauptsächlich in der Membran des endoplasmatischen
Retikulums zu finden sind. Sie können Substrate unterschiedlicher chemischer Struktur
umsetzen. Die Einteilung der enzymatischen Vorgänge erfolgt nach den durchgeführten
Strukturveränderungen. Man spricht hierbei von Phase-Ι- und Phase-ΙΙ-Reaktion [1][11].
Tab. 5: Einteilung der enzymatischen Vorgänge in den Phasenreaktionen
Reaktion
Biomechanismen
Phase-Ι-Reaktion
Oxidative, reduktive und hydrolytische
Veränderungen der Pharmakonmoleküle
Phase-ΙΙ-Reaktion
Konjugation eines Arzneistoffmoleküls
bzw. eines in Phase Ι entstandenen
Metaboliten an körpereigene Substanzen
(z. B. aktivierte Glukuronsäure, Glyzin, SAdenosylmethionin)
Adaptiert nach Riederer und Laux 2010 [11]
Eine Konjugation in Phase ΙΙ kann von vorangehenden Phase-I-Reaktionen abhängig sein
(Tab. 5). In der Phase-Ι-Reaktion ist neben Dioxygenasen, welche beide Atome des
Sauerstoffs in das Xenobiotikum einführen, die mikrosomale Monooxygenase die
bedeutendste Oxygenase für die oxidative Biotransformation von pharmakologischen
Substanzen. Durch sie wird ein Sauerstoffatom von einem Sauerstoffmolekül getrennt und
in das Xenobiotikum eingebaut, während das andere Sauerstoffmolekül zu Wasser
reduziert wird. Reduktive Prozesse spielen während der Biotransformation eine
untergeordnete Rolle [11].
9
Das Einbauen bzw. Freilegen von funktionellen Gruppen ist Voraussetzung für die PhaseΙΙ-Reaktion und wird als Funktionalisierungsreaktion bezeichnet [16].
Die Phase-II-Reaktionen sind Konjugationsreaktionen, die durch Beteiligung spezifischer
Transferasen ablaufen. Hierbei kommt es zu einer Koppelung von funktionellen Gruppen
an z. B. sehr polare, negativ geladene endogene Moleküle. Die wichtigsten Phase-IIReaktionen umfassen die Glukuronidierung, Sulfatierung, Methylierung, Acetylierung und
die Konjugation mit Aminosäuren und Glutathion. Die Einführung der funktionellen
Gruppen unterliegt den Phase-I-Reaktionen und kann Voraussetzung sein für die
Umwandlung von Arzneistoffen in Substrate für Phase-II-Reaktionen. Besitzt ein
Arzneistoff bereits für eine Konjugation geeignete funktionelle Gruppen, kann eine direkte
Konjugation ohne vorgeschaltete Phase-I-Reaktion stattfinden. Die Phase-II-Metaboliten
sind meist unwirksam. Die entstandenen Konjugate sind sehr polar und somit auch gut
wasserlöslich, wodurch eine schnelle renale und biliäre Ausscheidung möglich ist [16].
Diese Abfolge von Reaktionen ist bedeutend für die Elimination lipophiler Substanzen und
stellt durch die Inaktivierung bzw. Wirkungsabschwächung von Metaboliten ein
Entgiftungs- und Inaktivierungssystem dar. Phase-I-Metaboliten können selbst
pharmakologisch wirksam sein oder der Metabolit stellt das eigentliche Wirkprinzip dar.
Die Ausgangssubstanz wird hierbei als „Prodrug“ bezeichnet [16].
Grundsätzlich müssen alle durch Magen- oder Dünndarmschleimhaut resorbierte
Pharmaka, bevor sie in den Herz-, Lungen- und Körperkreislauf gelangen können, die
Leber passieren. Für die Wirksamkeit eines Pharmakons ist es von entscheidender
Bedeutung, in welchem Ausmaß es zur Extraktion sowie biochemischen Umwandlung in
der Leber und zur Metabolisierung im Magen-Darm-Kanal kommt. Dieser Vorgang wird
als First-pass-Effekt bezeichnet [1].
Ein ausgeprägter First-pass-Metabolismus ist der wichtigste Grund für eine geringe orale
Bioverfügbarkeit. Er erklärt, dass eine Substanz trotz 100%iger Resorption
(Antipsychotika werden gut resorbiert [13]) nur eine orale Bioverfügbarkeit von wenigen
Prozent aufweisen kann. Antipsychotika weisen einen besonders ausgeprägten First-passEffekt auf, wodurch eine geringe orale Bioverfügbarkeit bedingt sein kann. Zum Ausgleich
kann hierbei die Dosis erhöht werden. Allerdings ist die Bioverfügbarkeit von
interindividuellen oder auch alters- bzw. krankheitsbedingten Veränderungen der
hepatischen Elimination beeinflusst, weshalb es zu einer starken Varianz der
Plasmaspiegel bei Substanzen mit geringer Bioverfügbarkeit kommen kann [11].
10
1.2.4 Die Rolle der CYP-Enzyme
In Bezug auf Arzneimittelinteraktionen sind die von der metabolischen Interaktion
betroffenen Enzyme zu besprechen. Die mikrosomale Monooxygenase, welche die
Hämproteine Cytochrom P450 (CYP) enthält, zeichnet für die oxidativen Prozesse
verantwortlich. Die Aufgabe dieser sogenannten CYP-Enzyme besteht darin, molekularen
Sauerstoff in das Zielmolekül einzuführen. Aufgrund der unterschiedlichen
Arzneimittelmetabolisierung ist hierbei die Einteilung der Isoenzyme in Klassen zu
besprechen, basierend auf Homologien der Aminosäuresequenzen in Familien und
Subfamilien. CYP-Enzyme der mikrosomalen Membranen sind verantwortlich für die
Metabolisierung von Arzneimitteln, während die Klasse der CYP-Enzyme der inneren
Mitochondrienmembran Einfluss auf die Steroidsynthese hat [11].
Tab. 6: Die wichtigsten arzneistoffmetabolisierenden Cytochrom-P450-Enzyme (CYP) des Menschen und
ihre relative Beteiligung bei der Verstoffwechselung der über CYP metabolisierten Arzneimittel in Prozent
(%)
CYP-Enzyme
CYP3A4
CYP2D6
CYP2C9/2C19
CYP1A2
Prozentanteil (%)
50
25
20
5
Adaptiert nach Hafner et al. 2010 [2]
Der Hauptanteil der Expression von CYP-Enzymen findet zu 90–95 % in der Leber statt.
Das am stärksten exprimierte Isoenzym ist das CYP3A4 (Tab. 6). Abgesehen von der
Exprimiertheit des CYP3A4 ist auch seine Funktionalität bezüglich Interaktionen
hervorzuheben, da durch diese CYP-Familie fast jedes 2. Arzneimittel abgebaut wird
[11][2].
Die Expression von Isoenzymen kann stark variieren und ist von Genotyp, Alter,
Lebensgewohnheiten (hohe CYP1A2-Aktivität bei Rauchern), Erkrankungen, Medikation
und anderen Faktoren abhängig. Die breite und überlappende Substratspezifität der CYPEnzyme und die Konzentration des zu verstoffwechselnden Arzneistoffes haben Einfluss
auf die Rolle der CYP-Enzyme. Aufgrund der Substratspezifität werden die meisten
Psychopharmaka durch mehrere Isoenzyme abgebaut, allerdings gibt es auch Arzneimittel;
die nur durch ein Isoenzym abgebaut werden [11].
11
Tab. 7: Enzyme, die in den Abbau von Antipsychotika involviert sind
Substanz (aktiver
Enzyme
Substanz (aktiver
Metabolit)
Metabolit)
Amisulprid
Mehr als 90 % werden
nicht metabolisiert über
die Niere ausgeschieden
Olanzapin
Aripiprazol
(Dehydroaripiprazol)
CYP2D6, CYP3A4
Paliperidon
(= 9-HydroxyRisperidon)
Asenapin
N-Glucuronosyltransferase und CYP1A2
Perazin
Benperidol
Unklar
Perphenazin
Bromperidol
Chlorpromazin
Chlorprothixen
Clozapin
CYP3A4
CYP1A2, CYP2D6
CYP2D6
CYP1A2, CYP2C19,
CYP3A4
CYP2D6
CYP2D6
Unklar
Pimozid
Pipamperon
Prothipendyl
Quetiapin
Flupentixol
Fluphenazin
Fluspirilen
Enzyme
N-Glucuronosyltransferase,
Flavinmonooxygenase,
CYP1A2, CYP2D6
60 % werden nicht
metabolisiert auf
unterschiedliche Arten
ausgeschieden
CYP1A2, CYP2C19,
CYP3A4,
Flavinmonooxygenase,
CYP1A2, CYP2C19,
CYP2D6, CYP3A4
CYP1A2, CYP3A4
Unklar
Unklar
CYP3A4
Risperidon
Sertindol
Sulpirid
CYP2D6, CYP3A4
CYP2D6, CYP3A4
Wird nicht metabolisiert
über die Niere
ausgeschieden
Haloperidol
CYP2D6, CYP3A4
Thioridazin
CYP1A2, CYP2C19,
CYP2D6, CYP3A4
Iloperidon
CYP2D6, CYP3A4
Ziprasidon
CYP3A4,
Aldehydoxidase
Levomepromazin
CYP1A2, CYP2D6
Zotepin
CYP1A2, CYP2D6,
CYP3A4
Melperone
Unklar
Zuclopenthixol
CYP2D6
Die wichtigsten Enzyme sind in Kursivschrift angegeben. Die Inhibition dieser Enzyme kann die
Plasmakonzentration von Antipsychotika signifikant erhöhen; Induktion von CYP1A2 der CYP3A4 senkt die
Plasmakonzentration. Adaptiert nach Hiemke et al. 2011 [17]
Viele vor allem lipophile Xenobiotika mit langer Verweildauer in der Leber können eine
vermehrte Enzymbildung in der Leber induzieren. Sie werden als Induktoren bezeichnet
und unter anderen in einen Phenobarbital-, Methylcholanthren- und Rifampicin-Typ
gruppiert. Die Enzyminduktion erfolgt durch Interaktion mit intrazellulären Rezeptoren
[1].
12
Tab. 8: Induktoren der CYP-Isoenzyme
CYP
Induzierende Substanz
1A2
Carbamazepin, Rifampicin
Ernährung, pflanzliche
Arzneistoffe und
Lebensstil
Zigarettenrauch, mit Holzkohle
gegrilltes Essen, Brokkoli
2C19
Carbamazepin, Felbamat,
Modafinil, Topiramat,
Rifampicin, Johanniskraut,
Phenytoin
2D6
Unbekannt
Nicht ableitbar
3A4
Carbamazepin, Efavirenz,
Dexamethason, Lovastatin,
Oxybutynin, Rifabutin,
Rifampicin, Johanniskraut
(Hyperforin), Phenobarbital,
Phenytoin, Primidon
Für die in der Tab. aufgelisteten Inhibitoren bestehen Warnungen durch das SPC, in-vivo-Studien und
Fallberichte, die zeigen, dass klinisch relevante Arzneimittelinteraktionen in Kombination mit
Antipsychotika auftreten können. Adaptiert nach Hiemke et al. 2011; Spina et al. 2003; Pang et al. 2011; Sinz
et al. 2008 [17][18][19][20]
Durch die vermehrte Enzymbildung kommt es zu einem verstärkten Abbau und zu einer
erhöhten Biotransformationsrate. Davon betroffen sind allerdings nicht nur die
Enzyminduktoren, sondern auch alle anderen Arzneistoffe, die durch die entsprechenden
Enzyme wie den Induktor abgebaut werden. Es kommt zu einer metabolischen Interaktion.
Die Plasmahalbwertszeit der betroffenen Verbindungen wird verkürzt. Wird der Induktor
abgesetzt, fällt die Abbaukapazität wieder. Dieser Effekt sowie die Stoffeigenschaften der
Arzneistoffe sind für die medikamentöse Therapie wichtig. Sind die Abbauprodukte des
Pharmakons aktiver als die Ausgangssubstanz, nimmt die Wirkung zu. Ist die
Ausgangssubstanz aktiver, ist die Wirkung vermindert. Weiters klinisch relevant ist die
Abnahme der Blutkonzentration eines Zweitpharmakons bei Gabe eines Enzyminduktors
[1][11].
CAVE: Wird als Ausgleich die Dosis des Zweitpharmakons erhöht, kann bei Absetzung
des Enzyminduktors ein eventuell gefährlicher Anstieg der Blutkonzentration des
Zweitpharmakons die Folge sein – in dieser Situation darf man nicht vergessen, die Dosis
wieder zu reduzieren [1].
Pharmaka können einerseits eine Enzyminduktion bewirken, andererseits können
zahlreiche Arzneimittel die Biotransformationsprozesse hemmen und damit eine
Wirkungsverlängerung und -steigerung anderer Substanzen hervorrufen. Die
Enzyminhibition kann in der Weise erfolgen, dass ein Arzneimittel zu einer verminderten
Synthese oder zu einem verstärkten Abbau von Enzymen des endoplasmatischen
Retikulums führt oder dass es zwischen zwei oder mehreren Pharmaka zu einer
13
Konkurrenz um die Bindungsstelle der Enzyme und damit zu einer kompetitiven
Hemmung kommt [1].
Tab. 9: Inhibitoren der CYP-Isoenzyme, die pharmakokinetische Wechselwirkungen mit Antipsychotika
hervorrufen können
CYP
Inhibierende Substanz
Ernährung, pflanzliche
Arzneistoffe und
Lebensstil
1A2
Cimetidin, Ciprofloxacin,
Infektionen
Enoxacin, Fluvoxamin,
Norfloxacin, Perazin, Propafenon
2C19
Felbamat, Fluconazol,
Fluvoxamin, Moclobemid,
Omeprazol, Perazin
2D6
Bupropion, Cimetidin,
Moclobemid, Norfluoxetin,
Paroxetin, Pergolid, Amiodaron,
Fluoxetin, Perphenazin,
Propafenon, Propanolol,
Quinidin, Levomepromazin,
Melperon, Metoclopramid,
Ritonavir, Ropinirol, Thioridazin
3A4
Bromocriptin, Cimetidin,
Grapefruitsaft
Cisaprid, Clarithromycin,
Diltiazem, Erythromycin,
Miconazol, Indinavir, Itraconazol,
Ketoconazol, Nelfinavir,
Ritonavir, Verapamil,
Voriconazol, Mifepriston,
Norfluoxetin, Saquinavir,
Simvastatin, Troleandomycin
Für die in der Tab. aufgelisteten Inhibitoren bestehen Warnungen durch das SPC, in-vivo-Studien und
Fallberichte, die zeigen, dass klinisch relevante Arzneimittelinteraktionen in Kombination mit
Antipsychotika auftreten können. Adaptiert nach Hiemke et al. 2011; Spina et al. 2003; Lynch und Price
2007 [17][18][21]
Antipsychotika werden großteils extensiv hepatisch metabolisiert und durch das bereits
erwähnte hepatische CYP-Enzym umgesetzt. Ausnahmen bilden nur die Benzamide
Amisulprid und Sulpirid, welche zu 90 % unverändert renal ausgeschieden werden. Eine
besondere Bedeutung bei der Metabolisierung antipsychotischer Substanzen wird den
Isoenzymen CYP1A2, CYP2D6 und CYP3A4 zugesprochen. In Bezug auf die
Arzneimittelgruppe der Antipsychotika sind Oxidationsprozesse wie die Hydroxilierung,
die Demethylierung und andere von Bedeutung, wobei die Metaboliten weiter
umgewandelt werden können oder teilweise auch bereits ausgeschieden werden.
Größtenteils sind die Metaboliten pharmakologisch inaktiv. Die Ausnahme bilden einige
pharmakologisch aktive Metaboliten, die zur biologischen und klinischen Wirkung
beitragen. Zu diesen aktiven Metaboliten zählen Mesoridazin (Muttersubstanz
Thioridazin), der Hydroxymetabolit von Haloperidol, 9-Hydroxy-Risperidon (Risperidon),
14
Dehydroaripiprazol (Aripiprazol) und mehrere N-demethylierte Metaboliten verschiedener
Phenothiazine. Die Metabolisierung von trizyklischen Antipsychotika ist besonders
umfangreich. Es kommt dabei zur Bildung von mehr als 100 verschiedenen
Stoffwechselprodukten. Die Muttersubstanz von Haloperidol hat eine bedeutend höhere
dopaminerge Aktivität als reduziertes Haloperidol, der einzige Metabolit des Haloperidols.
Reduziertes Haloperidol wird möglicherweise zu Haloperidol zurückkonvertiert [13].
Eine hervorstechende Bedeutung haben die aktiven Hauptmetaboliten von Risperidon, 9Hydroxy-Risperidon (9-OH-Risperidon, Paliperidon). Während die Muttersubstanz und
der Metabolit etwa äquipotent sind, unterscheiden sie sich in der Halbwertszeit stark
voneinander. Während die Muttersubstanz mit einer Halbwertszeit von 3 Stunden
eliminiert wird, kommt 9-OH-Risperidon auf eine Eliminationshalbwertszeit von ca. 20
Stunden, wodurch die klinische Wirkung hauptsächlich durch den Metaboliten (9-OHRisperidon) vermittelt wird. Aufschlüsse über den Metabolismus der Substanz und der
Aktivität des Isoenzyms CYP2D6, wodurch Risperidon verstoffwechselt wird, gibt hierbei
die Messung der Plasmakonzentration mit Einbezug der Summe von Muttersubstanz und
Metabolit (active moiety) [13].
Ähnliche pharmakologische Charakteristik gilt auch für Dehydroaripiprazol, der
Hauptmetabolit von Aripiprazol. Er weist eine Eliminationshalbwertszeit von über 90
Stunden auf. Diese ist damit noch etwas länger als die der Muttersubstanz [13].
1.2.5 Elimination
Die endgültige Ausscheidung (Elimination) eines Pharmakons kann überwiegend renal
(mit dem Urin) oder biliär in das Intestinum (und in weiterer Folge über die Fäzes)
erfolgen. Wie bei der Biotransformation kann es bei der Ausscheidung eines Pharmakons
in Abhängigkeit von seinen physikalisch-chemischen Eigenschaften (Molekulargewicht,
pKa-Wert, Löslichkeit) zur Abnahme der Wirkstoffkonzentration kommen. Die
Geschwindigkeit und das Ausmaß der renalen Ausscheidung werden durch die glomeruläre
Filtration, die tubuläre Rückresorption und die tubuläre Sekretion bestimmt. Im Gegensatz
zur tubulären Rückresorption ist die glomeruläre Filtration von der Löslichkeit der
Pharmaka unabhängig. Von einem eiweißgebundenen Wirkstoff wird nur der nichtgebundene Anteil filtriert. Die tubuläre Rückresorption ist für die meisten Arzneistoffe ein
passiver Diffusionsprozess und neben den Löslichkeitseigenschaften der Pharmaka
abhängig vom pKa-Wert des auszuscheidenden Pharmakons und pH-Wert des Urins.
15
Die tubuläre Sekretion ist im Gegensatz zur tubulären Rückresorption ein aktiver Prozess
und von Transportsystemen abhängig. Organische Säuren, aber auch organische Basen
können durch erleichterte Diffusion über ihre säure- bzw. basenspezifischen Carrier
sezerniert bzw. in den Urin abgegeben werden. Es kann zur Interaktion zwischen einzelnen
Substanzen kommen, wenn sie sich gegenseitig in ihrem Transport kompetitiv hemmen
und eine Konkurrenz um die Bindung an Transporter entsteht. Die biliäre Ausscheidung ist
abhängig vom Molekulargewicht der Substanz. Ein Molekulargewicht von mindestens 500
ist für die Ausscheidung einer Substanz über die Galle erforderlich, wobei der Transport
aktiv oder passiv erfolgen kann. Die echte intestinale Ausscheidung von Pharmaka über
eine Sekretion in das Darmlumen ist auch durch aktiven Transport mittels ABCTransportern möglich [1].
1.2.6 Blutspiegel der Pharmaka
Der Plasmaspiegel (oder auch Blutspiegel) beschreibt die Konzentration eines Stoffes im
Blut. Er korreliert mit der pharmakologischen Wirkung und ist ein wichtiges Hilfsmittel,
wenn die pharmakologische Wirkung nicht unmittelbar einsetzt oder nicht einfach
bestimmt werden kann, wie es z. B. bei Antipsychotika zutreffen kann. Außerdem sind
Blutspiegelwerte relativ einfach und exakt bestimmbar. In der Langzeittherapie dienen sie
auch zur Überwachung der PatientInnen-Compliance.
Aufgrund der geringen Größe des Plasma-Kompartimentes und der oftmals hohen
Gewebeaffinität und Lipophilie von einigen Pharmaka ist oftmals trotz exakter
Bestimmung des Plasmaspiegels nur der geringste Teil der verabreichten Dosis im Plasma
als Plasmaspiegel nachzuweisen [1][11].
16
Abb. 2: Schematische Darstellung eines Plasmaspiegelverlaufes nach oraler Applikation
Riederer und Laux 2010 [11]
In der Darstellung (Abb. 2) wird die Plasmakonzentration nach oral applizierter Dosis im
zeitlichen Verlauf dargestellt. Nach Einnahme des Arzneimittels nimmt der Plasmaspiegel
der Substanz langsam zu und erreicht bei ausreichender Dosierung den therapeutischen
Bereich (Invasionsphase). In diesem Bereich kommt es zur therapeutischen Wirkung der
applizierten Substanz. Die Evasionsphase beschreibt die Abnahme der
Plasmakonzentration durch Eliminationsprozesse und ist für die Wirkdauer von essentieller
Bedeutung [11].
Bei gleicher Dosierung von Antipsychotika können unterschiedliche
Plasmakonzentrationen, entsprechend der individuellen Vielfalt der Menschen, gemessen
werden.
Die Bestimmung der Plasmaspiegel ist besonders bei PatientInnen wichtig, die bei mäßiger
Dosierung unter ausgeprägten Nebenwirkungen leiden und bei denen es trotz sicherer
Compliance zu keinem ausreichenden Ansprechen auf die antipsychotische Therapie
kommt. Bei gleicher Dosierung von Antipsychotika werden extrem unterschiedliche
Plasmakonzentrationen gemessen. Deswegen wurden als grobe Orientierungshilfe für die
meisten Antipsychotika wirksame Plasmakonzentrationen definiert [13].
17
Tab. 10: Empfohlene Plasmakonzentrationen von Psychopharmaka und literaturbasierte Empfehlungen zur
Anwendung von therapeutischem Drug Monitoring
Arzneimittel
und
aktiver Metabolit
Empfohlene
Plasmakonzentration
in ng/mL
(Consensus)1
Arzneimittel
und
aktiver Metabolit
Empfohlene
Plasmakonzentration
in ng/mL
(Consensus)1
Amisulprid
100–320
Paliperidon
20–60
Aripiprazol
150–250
Perazin
100–230
Benperidol
2–10
Perphenazin
0.6–2.4
Chlorpromazin
30–300
Pimozid
15–20
Chlorprothixen
20–200
Quetiapin
70–170
Clozapin
350–600
Risperidon
20–60
Fluphenazin
0.5–2
9-Hydroxy-Risperidon
20–60
Flupentixol
>2
Sulpirid
200–1000
Haloperidol
5–17
Thioridazin
200–2000
Melperon
> 50
Zotepin
12–120
Levomepromazin
15–60
Ziprasidon
50–120
Olanzapin
20–80
Zuclopentixol
4–50
1
Empfohlene Plasmakonzentrationen bezeichnen Arzneimittelkonzentrationen in Serum oder Plasma von
PatientInnen im Steady State, bei denen nach derzeitigem Stand des Wissens mit höchster
Wahrscheinlichkeit mit Therapieansprechen gerechnet werden kann. Adaptiert nach Baumann et al. 2004;
Hiemke et al. 2005 [22][23]
1.2.7 Therapeutisches Drug Monitoring
Hiemke et al. [17], Castberg et al. [24], Jerling et al. [25], Szegedi et al. [26], Silver [27]
und Lu et al. [28] stimmen in ihren Publikationen überein, dass ein optimaler Blutspiegel
durch Veränderung der Dosierung erreicht werden kann. Im Falle der Arzneimittelgruppe
der Antipsychotika sollte die Adaptation der Dosierung durch Messung der
Plasmakonzentration erfolgen [29].
18
1.3 Prinzipien der Pharmakodynamik
Die Pharmakodynamik befasst sich mit der Wirkung und den Wirkungsmechanismen von
Pharmaka im menschlichen Organismus, wobei die entsprechenden Untersuchungen auf
die Art (Wirkprofil, Wirkqualität) und den Ort der Wirkung, die Wirkstärke (Potenz) und
die Wirksamkeit (Effektivität) fokussiert sind. Die betroffenen Wirkungsmechanismen
umfassen meist die Bindung von Pharmaka an Proteine der Membranrezeptoren,
Ionenkanäle, Transporter, Enzyme oder Transkriptionsfaktoren und Strukturproteine.
Pharmakodynamische Wechselwirkungen sind die bei Weitem am häufigsten
vorkommenden Interaktionen im Zuge einer Polypharmazie. Wirkt ein Arzneimittel am
gleichen Rezeptor, Erfolgsorgan oder Regelkreis wie eine andere verabreichte Substanz,
kann es zur Interaktion der Pharmaka kommen. Einerseits können sich daraus eine
gleichsinnige Wirkung und eine Wirkungsverstärkung ergeben. Andererseits kann die
Wirkung des einen Pharmakons agonistisch und die des anderen antagonistisch sein,
wodurch der Effekt abgeschwächt wird. In der Behandlung von Intoxikationen ist dieser
Effekt erwünscht [1][11].
19
Tab. 11: Zielstrukturen, die durch Antipsychotika blockiert werden können und zu therapeutischer oder
unerwünschter Wirkung führen
Zielstruktur
Therapeutischer Effekt
Unerwünschte Wirkung
Adrenozeptoren, α1
Unsicher bezüglich α1Adrenozeptoren im ZNS
Unklar
Orthostatische Hypotension,
Reflextachykardien, Schwindel
Begünstigt Tachykardien und den
Antagonismus von
antihypertensiven Effekten von
Clonidin und Methyldopa
EPS, Akathisie,
Prolaktinfreisetzung, sexuelle
Dysfunktion bei Männern,
gestörte Thermoregulation,
neuroleptisches Syndrom, durch
Stimulation verursachte Übelkeit,
Erbrechen, verstärkter Sexualtrieb
Zu starke Sedierung, Delirium,
Gewichtszunahme
QT-Intervall-Prolongation, TdP,
andere Arrhythmien
Gestörte Akkommodation,
trockener Mund,
Sinustachykardien, Obstipation,
Harnretention, Glaukom,
kognitive Störungen, Delirium
oder Krämpfe
Erhöhtes Risiko für Diabetes
mellitus Typ 2
Unklar
Unklar
Adrenozeptoren, α2
Dopamin-D2-Rezeptoren
Antipsychotische Effekte,
Besserung der Plussymptomatik
Histamin-H1-Rezeptoren
Sedierung und Schlaf
Kardiale Kaliumkanäle (hERG)
Keine Angaben
Acetylcholin-M1-Rezeptoren
Milderung von extrapyramidalen
Nebenwirkungen
Acetylcholin-M3-Rezeptoren
Unklar
Serotonin-5-HT2D-Rezeptoren
Serotonin-5-HT2A-Rezeptoren
Unklar
Inhibition kann Angst,
Minussymptomatik, ebenso
Schlaf, Appetit beeinflussen
Inhibition kann Angst,
Minussymptomatik, ebenso
Schlaf, Appetit beeinflussen
Serotonin-5-HT2C-Rezeptoren
Inhibition kann zu
Gewichtszunahme führen und
beeinflusst den
Gastrointestinaltrakt sowie die
Regelung der Körpertemperatur
TdP: Torsade-de-pointes-Tachykardien (polymorphe ventrikuläre Tachyarrhythmien); EPS: extrapyramidale
Symptome; unter Kombination von Antipsychotika mit anderen Substanzen können sich die Zielstrukturen
überschneiden, wodurch pharmakodynamische Wechselwirkungen mit additivem oder antagonistischem
pharmakologischen Effekt hervorgerufen werden können. Adaptiert nach Silvestre und Prous 2005; WenzelSeifert et al. 2011; Richelson und Souder 2000 [30][31][32]
1.3.1 Additive/synergistische/antagonistische Effekte an Rezeptoren
Ein synergistischer Effekt kann vorliegen, wenn durch die Verabreichung von zwei oder
mehreren Wirkstoffen der gemessene Effekt der Kombination größer ist als der Effekt der
Einzelsubstanzen. Im Falle eines Antagonismus kommt es zur Abschwächung des
pharmakologischen Effekts eines Pharmakons durch einen zweiten Wirkstoff [2].
20
1.4 Vorstellung der Antipsychotikaklassen
Antipsychotika stellen ein chemisch heterogenes Kollektiv an Arzneimitteln dar, welches
einen antipsychotischen Wirksamkeitsfokus und verschiedene Nebenwirkungsspektren
beinhaltet. Als Synonym wird historisch bedingt die Bezeichnung „Neuroleptikum“
verwendet. Die Disposition kann nach der chemischen Zusammensetzung, der
antipsychotischen Effizienz („neuroleptische Potenz“) und den atypischen Eigenschaften
erfolgen [33].
21
Tab. 12: Neuroleptika (NL), Österreichische Arzneimittel im Taschenformat
Neuroleptika (NL)
Freiname
Handelsname
Dosierungen
Typische NL
Atypische NL
Chlorprothixen
Truxal
Flupentixol
Fluanxol
Haloperidol
Haldol
Levomepromazin
Nozinan
Melperon
Buronil
15–400 mg/d p. o.; 50–300 mg/d
i.m.
Individuell TD meist 5–15 mg p. o.
in 2–3 ED
1–20 mg p. o. 2–3 x tgl.; 5–10 mg
i.v./i.m., bis max. 60 mg/d
Initial 25 mg 1–3 x tgl., steigern
bis TD 150–300 mg, dann langsam
reduzieren
TD 125–150 mg p. o. 3 x tgl.
Pimozid
Orap
2–10 mg p. o. 1 x tgl.
Prothipendyl
Dominal
40–80 mg p. o. 2–4 x tgl.
Sulpirid
Dogmatil
Tiaprid
Delpral
Zuclopenthixol
Cisordinol
50–100 mg p. o. 3 x tgl.;
Psychosen: initial 200–400 mg 3 x
tgl., Erhaltungsdosis 200 mg 2–3 x
tgl.
Früdyskinesien: TD 150–400 mg;
Spätdyskinesien: TD 300–800 mg;
chron. Alkoholismus: TD 300–400
mg
TD 6–40 mg p. o.
Amisulprid
Solian
50–800 mg p. o. v x tgl.
Aripiprazol
Abilify
15–30 mg p. o. 1 x tgl.
Clozapin
Leponex,
Lanolept
Olanzapin
Aedon, Olanzapin
Schizophrenie: initial 12,5 mg p. o.
1–2 x tgl., dann schrittweise (über
2–3Wo) auf 300 mg/d erhöhen,
therapeutischer Dosisbereich 200–
450 mg/d, MTD 900 mg;
Psychosen M. Parkinson: initial
12,5 mg zN, nach 2 Wo 50 mg zN,
MTD 100 mg
5–20 mg p. o. 1 x tgl.
Paliperidon
Invega
3–12 mg p. o. 1 x tgl.
50 mg p. o. v 2 xtgl. d1, 100 mg p.
o. v 2 x tgl. d2, 200 mg p. o. v 2 x
tgl. d3, 300 mg p. o. v 2 tgl. d4;
Erhaltung: 300–750 mg/d
TD 2 mg 1d, 4 mg 2d, dann meist
Risperidon
Risperdal,
4–6 mg; Aggressivität: TD initial
Risperdal Consta
0,25 mg 2 x tgl., dann 0,5–1 mg 2
x tgl.; Manie: 2 mg 1 x tgl.,
Dosisanpassung 2–6 mg tgl.
4 mg p. o. 1 x tgl., alle 4–5 Tage
Sertindol
Serdolect
um 4 mg erhöhen, Erhaltungsdosis
12–20 mg
40–80 mg p. o. 2 x tgl.
Ziprasidon
Zeldox
d: Tag; i.m.: intramuskulär; i.v.: intravenös; p. o.: per os; mg: Milligramm; TD: Tagesdosis; ED:
Erhaltungsdosis; MTD: maximale Tagesdosis; Wo: Woche; zN: zur Nacht (vor dem Schlafengehen); tgl.:
täglich; x tgl.: mehrmals täglich; v x tgl.: verteilt auf mehrere Einzeldosen; v 2 x tgl.: verteilt auf zwei
Einzeldosen, 2 x tgl.: zweimal pro Tag; 3 x tgl.: dreimal pro Tag; 4 x tgl.: viermal pro Tag;
Adaptiert nach Kähler et al. 2012 [34]
Quetiapin
Quetialan,
Seroquel
22
1.4.1 Wirkungsmechanismen der Antipsychotika
Tab. 13: Rezeptorwirkungsprofile von Antipsychotika
AntiTriKlinische
D1
psychotikum
zyklisch Einteilung
AAP
AAP
AAP
KAP, HP
KAP, HP
KAP, NP
0
0
+
0
+
++
D3
5HT2
M1
α1
++
+++
+
+++
+++
+
++
+++
++
++
++
+
0
++
++
++
0
++
0
0
0
0
0
+
0
+
+
+
+
+
H1
0
+
+
0
0
++
+
b
+
AAP
++
+
++
+++
+++
+
++
Clozapin
+
+
KAP, HP
++ +++ +++ ++
0
+
+
Flupentixol
+
KAP, HP
++ +++ ++
++
0
+
+
Fluphenazin
–
KAP, HP
+
+++ ++
+
0
0
0
Fluspirilen
–
KAP, HP
+
+++ +
0
0
++
0
Haloperidolb
+
KAP, NP
0
+
+
+
++
++
++
Levomepromazin
–
KAP, NP (A)
0
+
+
++
0
+
+
Melperonb
+
AAP
++ +++ +
+++
+++
+
++
Olanzapinb
+
c
–
AAP
0
+++ +
+++
0
+
+
Paliperidon
+
KAP, MP
0
++
++
++
+
++
++
Perazin
+
+
KAP, HP
0
+++ +++ ++
0
++
++
Perphenazin
b
–
KAP, HP
0
+++ +++ ++
0
0
0
Pimozid
–
KAP, NP (A)
0
+
+
++
0
+
0
Pipamperon
+
KAP, NP
?
+
?
?
?
?
?
Prothipendyl
+
AAP
+
+
+
+
0
+
++
Quetiapin
b
–
AAP
0
+++ +
+++
0
++
+
Risperidon
–
AAP
++ +++ +
+++
0
++
0
Sertindol
–
KAP,
MP
(A)
0
+
+++
0
0
0
0
Sulpirid
+
KAP, NP
+
++
+
++
+++
+++
+
Thioridazin
–
AAP
+
++
++
+++
0
+
++
Ziprasidonb
+
KAP, MP/HP
++ +++ ++
0
+++
+++
++
Zuclopenthixol
+
Die Daten sind aus In-vitro-Rezeptoraffinitäten der Antipsychotika zusammengestellt und spiegeln daher
nicht direkt die klinischen Wirkungen (in vivo) wider. Antipsychotika wirken primär als Antagonisten, d. h.
blockierend an Neurotransmitterrezeptoren. Daneben werden durch höhere Konzentrationen Enzyme und
Ionenkanäle gehemmt.
a
Partieller D2/D3-Agonist und 5-HT1A-Agonist; b D4-Antagonist; c 9-OH-Risperidon.
KAP konventionelle Antipsychotika, AAP atypische Antipsychotika, HP hochpotent, MP mittelpotent, NP
niederpotent, (A) KAP mit ausgeprägten atypischen Eigenschaften.
Beschreibung: – nicht trizyklisch, + trizyklisch (betreffend die zweite Spalte); ? keine Angaben, 0 keine
Wirkung, + geringgradig wirksam, ++ mittelgradig wirksam, +++ hochgradig wirksam;
Adaptiert nach Benkert et al. 2011 [33]
Amisulprid
Aripiprazola, b
Asenapin
Benperidol
Bromperidol
Chlorprothixen
–
–
–
–
–
+
D2
Die ursächliche Wirkungsweise und die Mechanismen der Wirkungsentfaltung sind nicht
restlos geklärt. Eine Gemeinsamkeit der Antipsychotika besteht in der Dämpfung der
23
dopaminergen Überaktivität und der Blockade von D2-artiger Dopaminrezeptoren (Tab.
13) [33][35].
D1-artige (D1/5) Rezeptoren steigern die intrazelluläre Konzentration von cAMP. Hingegen
kommt es durch D2-artige Rezeptoren zu einer Erniedrigung der intrazellulären cAMPKonzentration. Hierbei sind Affinitätsunterschiede der verschiedenen Antipsychotika zu
den Dopaminrezeptorsubtypen (D1–5) zu bemerken (Tab. 13). Die
Dopaminrezeptorsubtypen verteilen sich auf dopaminerge Neuronensysteme im ZNS.
Tab. 14: Dopaminerge Neuronensysteme im ZNS
Dem nigrostriatalen System unterliegt die Kontrolle der Motorik und es zeichnet dadurch
für EPS verantwortlich.
Das mesolimbische/mesokortikale System ist der vermutliche Hauptangriffsort und
verantwortlich für die antipsychotische Wirkung.
Das tuberoinfundibuläre System zeigt sich verantwortlich für neuroendokrinologische
Nebenwirkungen, insbesondere den Prolaktinanstieg.
Adaptiert nach Benkert et al. 2011 [33]
Der typische Effekt von atypischen Antipsychotika beruht auf einer bevorzugten
Beeinflussung der dopaminergen Neurotransmittersysteme in den mesolimbischen,
mesokortikalen und nigrostrialen Bahnen. Ausschlaggebend sind hierbei die
mesolimbische Bindungsselektivität, die 5-HT2-Rezeptorblockade und der partielle
Agonismus an D2-artigen Dopaminrezeptoren.
Ein zusätzlicher antagonisierender Effekt auf 5-HT2A-Rezeptoren und deren positiver
Einfluss auf die Wirkung hinsichtlich der Minussymptomatik werden bei den meisten AAP
diskutiert.
Dies gilt auch für neuere Arzneistoffe wie Asenapin und Iloperidon, nicht aber für
Amisulprid (Tab. 13) [35][33].
Durch manche Antipsychotika kommt es zusätzlich zu einer Blockade von 5-HT2(A, B, C)-,
α1, α2, H1- und muskarinischen Acetylcholin(mACh)-Rezeptoren (M1–5). Weiters werden
QT-Verlängerungen bei Iloperidon (5-HT2/D2-Rezeptorantagonist, ausgeprägter α2CRezeptorantagonismus) und Ziprasidon beobachtet. Einige Antipsychotika weisen Affinität
zu 5-HT6- (Asenapin, Clozapin, Olanzapin, Sertindol, Ziprasidon, Zotepin, aber auch
Chlorpromazin, Chlorprothixen, Fluphenazin) und 5-HT7-Rezeptoren (Clozapin, Pimozid,
Quetiapin, Risperidon, Sertindol, Ziprasidon) auf.
Die Wirkungsweise von Aripiprazol und anderen sich in der Entwicklung befindlichen
AAP (SLV313, F15063, SSR-181507) besteht in einer partiellen dopaminagonistischen
Wirkung an D2-artigen Rezeptoren („Dopamin-Stabilisierer“) und einem partiellen
24
agonistischen Effekt an serotonergen 5-HT1A-Rezeptoren bei antagonistischer
Wirkungsweise an 5-HT2A- und 5-HT2C-Rezeptoren (Aripiprazol) [33][35].
„Der partielle Agonismus“ beruht auf der Toposelektivität des Aripiprazol. Bei zu
niedriger dopaminerger Aktivität (Minussymptomatik) wirkt Aripiprazol als Agonist und
bei hoher dopaminerger Aktivität (Plussymptomatik) als Antagonist. Es kommt durch
Aripiprazol zu einer fast vollständigen D2-Rezeptorokkupation im nigrostrialen System,
allerdings zu keiner kompletten Blockade der dopaminergen Neurotransmission aufgrund
der etwa 20 bis 30%igen intrinsischen Aktivität an D2-artigen Dopaminrezeptoren.
Als ursächlich für das Fehlen oder seltene Auftreten von EPS bei AAP verantwortlich
diskutiert man eine Blockade der D4- und/oder 5-HT2A/C-Rezeptoren und eine Interaktion
mit Subtypen von mACh-Rezeptoren. Für die überwiegend auf mesolimbische Neurone
wirkenden Substanzen Clozapin, Olanzapin und Quetiapin wird regionalspezifisch ein
Dopaminrezeptorantagonismus diskutiert [35][33].
1.4.2 Einteilung der Antipsychotika
1.4.2.1 Antipsychotische Wirkungsstärke („neuroleptische Potenz“)
Mit Unterstützung der „neuroleptischen Potenz“ werden Antipsychotika auf einer
Größenordnung mit Chlorpromazin (CPZ) als Vergleichspunkt angeordnet. Einfließende
präklinische und klinische Informationen bilden die Inhibition der D2-ähnlichen
Dopaminrezeptoren und der dosisabhängige antipsychotische Einfluss. Betreffend die
konventionellen Antipsychotika nimmt die neuroleptische Potenz Bezug auf den Grad der
D2-Rezeptorhemmung [33].
Hochpotente Antipsychotika sind charakterisiert durch geringe Sedierung, starke
antipsychotische Effektivität und signifikante extrapyramidale begleitende Wirkkraft bei
geringer bis mittlerer Dosierung. Mittelpotente Antipsychotika weisen zum Unterscheid
bei geringer bis mittelgradiger Dosierung eine mittelstarke antipsychotische
Wirkungsweise sowie mäßig extrapyramidale Nebenwirkungen und mäßige Sedierung auf.
Für niederpotente Antipsychotika sind eine ausgeprägte Sedierung, geringe
extrapyramidale Nebenwirkungen und marginale antipsychotische Effizienz bei niedriger
bis mittlerer Dosierung bezeichnend [35][33].
25
Eine Korrelation zwischen neuroleptischer Potenz und EPS besteht nur bei niedrigen
Dosen von KAP. Dieser Konnex ist für atypische Neuroleptika nicht zutreffend, da keine
Verbindung zwischen antipsychotischer Wirkung der atypischen Neuroleptika und der
Affinität zum D2-Rezeptor besteht [33].
CAVE: Es ist zu bemerken, dass es zu einer erheblichen Schwankungsbreite in der
Dosierung von Antipsychotika bei der Akuttherapie sowie der Erhaltungstherapie
schizophrener Psychosen kommt. Die Empfehlung für die Dosierung in der Akuttherapie
mit 300–1000 CPZ-Einheiten und in der Erhaltungstherapie mit 300–600 CPZ differiert
bei mehreren Autoren [33].
1.4.2.2 Atypische Wirkkraft
Tab. 15: Unterteilung der Antipsychotika nach ihren „atypischen“ Eigenschaften
KAP, syn. typische/Typika?, herkömmliche
Konventionelle Antipsychotika
oder klassische Antipsychotika, firstgeneration antipsychotics, FGA
AAP, syn. Atypika, neuere oder atypische
Atypische Antipsychotika
Antipsychotika der 2. Generation, novel
antipsychotics, second-generation
antipsychotics, SGA
Adaptiert nach Benkert et al. 2011 [33]
Die Unterscheidung zu den konventionellen Antipsychotika beruht auf einer relativ
niedrigen Affinität zu D2-Rezeptoren und einer um den Faktor 20–100 höheren Affinität zu
D4-, 5-HT2A-, α1-, Muskarin- und H1-Rezeptoren. Vergleichende Affinität zu 5-HT2ARezeptoren weisen Aripiprazol und Quetiapin auf. Gravierend höhere Affinität zu 5-HT2ARezeptoren zeigt sich bei atypischen Antipsychotika wie Risperidon, Ziprasidon und
Olanzapin. Die Antagonisierung der 5-HT2A-Rezeptoren ist hierbei weit größer als die der
D2-Rezeptoren. Ziprasidon und Aripiprazol haben außerdem die Funktion, als Agonisten
am 5-HT2A-Rezeptor und Amisulprid als einzige Verbindung selektiv D2-, D3- und D4Rezeptoren zu antagonisieren und wie andere atypische Antipsychotika gegen
Minussymptomatik wirksam zu sein [36].
Atypische Antipsychotika wurden auf der Basis entwickelt, möglichst viele Merkmale von
Clozapin aufzuweisen. Die Gründe dafür liegen in der Effizienz gegen Plus- als auch
gegen Minussymptomatik und den praktisch nicht vorhandenen extrapyramidalmotorischen Begleiterscheinungen [33][35][36].
26
1.4.2.3 Beispiele der Klassifizierung unter struktur-chemischen
Gesichtspunkten
Konventionelle Antipsychotika
Abb. 3: Stoffbeschreibung Chlorpromazin
Chlorpromazin
Substanzklasse: Phenothiazine
Strukturformel: C17H19ClN2S
Molekulargewicht: 318.86416 (g/mol)
Auch bekannt unter: Largactil®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [37]
Abb. 4: Stoffbeschreibung Chlorprothixen
Chlorprothixen
Substanzklasse: Thioxanthene
Strukturformel: C18H18ClNS
Molekulargewicht: 315.86022 (g/mol)
Auch bekannt unter: Truxal®
National Center for Biotechnology Information, U.S.
National Library of Medicine [38]
27
Abb. 5: Stoffbeschreibung Haloperidol
Haloperidol
Substanzklasse: Butyrophenone
Strukturformel: C21H23ClFNO2
Molekulargewicht: 375.864223 (g/mol)
Auch bekannt unter: Haldol®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [39]
Abb. 6: Stoffbeschreibung Sulpirid
Sulpirid
Substanzklasse: Benzamide
Strukturformel: C15H23N3O4S
Molekulargewicht: 341.42582 (g/mol)
Auch bekannt unter: Dogmatil®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [40]
28
Atypische Antipsychotika
Abb. 7: Stoffbeschreibung Clozapin
Clozapin
Strukturformel: C18H19ClN4
Molekulargewicht: 326.82326 (g/mol)
Auch bekannt unter: Leponex®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [41]
Abb. 8: Stoffbeschreibung Olanzapin
Olanzapin
Strukturformel: C17H20N4S
Molekulargewicht: 312.4325 (g/mol)
Auch bekannt unter: Zyprexa®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [42]
29
Abb. 9: Stoffbeschreibung Quetiapin
Quetiapin
Strukturformel: C21H25N3O2S
Molekulargewicht: 383.5071 (g/mol)
Auch bekannt unter: Seroquel®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [43]
Abb. 10: Stoffbeschreibung Risperidon
Risperidon
Strukturformel: C23H29FN4O2
Molekulargewicht: 412.500363 (g/mol)
Auch bekannt unter: Risperdal®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [44]
30
Abb. 11: Stoffbeschreibung Aripiprazol
Aripiprazol
Strukturformel: C23H27Cl2N3O2
Molekulargewicht: 448.38538 (g/mol)
Auch bekannt unter: Abilify®
National Center for Biotechnology Information,
U.S. National Library of Medicine [45]
In den Abb. 3 bis 11 sind Kohlenstoffverbindungen grau, Sauerstoffverbindungen rot,
Stickstoffverbindungen blau, Chlorverbindungen grün, Fluorverbindungen hellgelb und
Schwefelverbindungen gelb markiert. National Center for Biotechnology Information, U.S. National Library
of Medicine [37][38][39][40]–[45]
31
2. Material und Methoden
Diese Diplomarbeit wurde im Sinne einer Übersichtsarbeit auf Basis einer Recherche
aktueller Literatur zum Thema „Arzneimittelinteraktion in der Therapie mit
Antipsychotika“ aufgebaut. Es wurden dabei Lehrbücher der Pharmakologie,
Pharmakologie und Toxikologie, Psychopharmakologie, Psychiatrie und ein
Nachschlagewerk für Arzneimittel herangezogen. Weiters wurde über eine Datenbank
(ABDA) versucht, Daten zu ermitteln. In Suchmaschinen wie beispielsweise PUBMED,
MEDLINE oder OVID wurde unter anderem nach folgenden Begriffen gesucht:

„antipsychotic drug interaction“

„antipsychotic drugs“

„drug-drug interaction“

„QT prolongation syndrom“

„CYP P450 induction/inhibition“

„pharmacodynamic/pharmacokinetic drug interaction“

„therapeutic drug monitoring“
Es wurden klinische Studien retrospektive Fall-Kontrollstudien, „case reports“ und
Review-Artikel im Schwerpunktzeitraum von 2000 bis 2012 dafür ausgewählt, limitiert auf
englischsprachige und deutsche Artikel. Diese Diplomarbeit besteht hauptsächlich aus
einer persönlichen Auswahl an aktuellen Studien und soll dem Leser einen kurzen
Überblick über die Thematik geben.
32
3. Ergebnisse – Resultate
3.1 Studien über pharmakodynamische Interaktionen
Pharmakodynamische Interaktionen mit Antipsychotika können vergesellschaftet sein mit
Symptomen oder Syndromen. Typische ungünstige Reaktionen auf diese Art der
Wechselwirkung können EPS, metabolische Störungen, kognitive Beeinträchtigung,
Delirium und QT-Prolongation umfassen [29].
3.1.1 Additive anticholinerge Nebenwirkungen
Nach Cancelli et al. [46] kann es durch eine synergistische Arzneimittelinteraktion von
klassischen Antipsychotika (Chlorpromazin, Haloperidol, Promazin) in Kombination mit
trizyklischen Antidepressiva und/oder Histamin-H1-Rezeptorantagonisten der 1.
Generation durch einen additiven Effekt zu verstärkten peripheren und zentralen
anticholinergen Nebenwirkungen wie Akkommodationsstörungen, Harnverhalten,
Obstipation, Ileus, lebensbedrohlichen Arrhythmien oder auch zu Agitation, Reizbarkeit
und Desorientierung kommen.
Eine besondere Sensibilität zeigt sich hierbei bei älteren PatientInnen. In einer
Untersuchung mit älteren PatientInnen zum Einfluss kumulativer arzneimittelinduzierter
anticholinerger Effekte auf die Schwere eines Deliriums waren unter den 15 häufigsten
anticholinerg wirksamen Arzneistoffen fünf Psychopharmaka (Haloperidol, Risperidon,
Diazepam, Fluvoxamin, Thioridazin) und vier starke Opioide (Morphin, Codein, Fentanyl,
Pethidin) [2][47].
Hervorzuheben sind additive Effekte bei Kombination von anticholinerg wirksamen
Antipsychotika aus der Gruppe der Phenothiazine mit stark anticholinerg wirkenden
trizyklischen Antidepressiva [47][48].
Neben der Funktion als Wiederaufnahmehemmer für Noradrenalin und/oder Serotonin aus
dem synaptischen Spalt kommt es durch diese Antidepressiva auch zur Beeinflussung von
zentralen postsynaptischen Rezeptoren wie muskarinergen Acetylcholinrezeptoren.
Clozapin, Perphenazin, Chlorpromazin und Thioridazin sind in der Kombination mit
Antidepressiva wie Amitriptylin und Trimipramin übermäßig anticholinerg wirksam.
Alternativ weist das trizyklische Antidepressivum Desipramin geringe anticholinerge
33
Effekte auf. Entscheidend bei einer Wechselwirkung vermeidenden Therapie ist eine
gezielte Substanzwahl [47][33].
Dem entspricht auch der Review-Artikel (Current Antipsychotics) im Handbook of
Experimental Pharmacology von 2012.
Eine gestörte Akkommodation, Sinustachykardie, Obstipation, Harnretention, Glaukom,
beeinträchtigte Wahrnehmung, Delirium, Krampfanfälle oder ein trockener Mund sind
typische klinische Auswirkungen bedingt durch eine Blockade von Acetylcholin(mACh)Rezeptoren (M1). Es gibt eine Reihe von Medikamenten unterschiedlicher Klassen, welche
eine anticholinerge Wirkung aufweisen [29].
Weiters wurde kürzlich im Journal of the American Geriatrics Society eine Studie von
Chew et al. [49] veröffentlicht, in der 107 Medikamente auf ihre anticholinerge Aktivität
analysiert wurden. Es wurden Daten ermittelt, die belegen, dass unter den verschiedenen
Antipsychotika Clozapin und Thioridazin eine ausgeprägte anticholinerge Wirkung zeigen.
Weiters wurde in den Ergebnissen beschrieben, dass Chlorpromazin, Olanzapin und
Quetiapin die zweitstärksten anticholinerg wirkenden Arzneimittel darstellen. Ferner
besagen die Studienergebnisse, dass für in therapeutischen Dosen verabreichtes
Aripiprazol, Haloperidol, Perphenazin, Risperidon und Ziprasidon keine anticholinerge
Aktivität messbar war. In Bezug auf die anticholinerge Interaktion kam man zur
Erkenntnis, dass die Kombination von einem Antipsychotikum und einem anderen
Arzneimittel vermieden werden sollte, wenn beide Medikamente eine anticholinerge
Wirkung aufweisen. Ein Beispiel dafür ist die kombinierte Gabe von Clozapin und
Diphenhydramin [29].
3.1.2 Kardiovaskuläre Effekte
In Bezug auf kardiovaskuläre Effekte ist die Verlängerung des QT-Intervalls bzw. das
angeborene LQTS zu behandeln. Die Kombination verschiedener Arzneimittel kann mit
einer QT-Zeit verlängernden Wirkung einhergehen, wodurch das Risiko ventrikulärer
Arrhythmien zunimmt [47].
QT-Verlängerung und Herzrhythmusstörungen
Eine Vielzahl von Medikamenten, darunter auch die Arzneimittelgruppe der
Antipsychotika, kann die myokardiale Erregungsrückbildung (Repolarisation)
34
beeinflussen, wodurch es zu einer pathologisch verlängerten frequenzkorrigierten QT-Zeit
kommen kann. Durch die Hemmung repolarisierender Kaliumströme am Myokard kann
eine QT-Verlängerung eintreten. Medikamente, die eine solche Nebenwirkung beinhalten
und eine Hypokaliämie auslösen können, müssen als Risikofaktor in Bezug auf eine QTVerlängerung genannt werden [33].
Oftmals besteht auch eine hohe Konzentration des verabreichten Arzneimittels. Die
verlängerte Repolarisation resultiert aus einem Kreislauf, in dem es zu einer Abnahme des
Repolarisationsstroms durch Zunahme des Einwärtsstroms und Abnahme des
Auswärtsstroms kommt. Dies geschieht durch den spezifischen Kaliumfluss. Die schnell
wirksame Komponente des „Delayed Rectifier“ IKr spielt hierbei eine wichtige Rolle. Der
Strom wird durch hERG fließendes Kalium verursacht, welche für eine Blockade durch
verschiedene Substanzen wie psychotrope Arzneistoffe und verschiedene Antipsychotika
empfindlich sind [29].
Als Folge des verlängerten QT-Intervalls und des damit verbundenen vermehrten Ca2+Einstroms und Instabilität der Repolarisation können proarrhythmische Effekte (TdP)
auftreten, obwohl durch eine QT-Verlängerung tachykarde Rhythmusstörungen
unterbrochen werden sollten [33].
Klinisch ist hierbei die Bestimmung von Grenzwerten bezüglich einer Risikoabschätzung
für das Auftreten von Arrhythmien relevant.
Tab. 16: Klinisch relevante Grenzwerte in Bezug auf das Auftreten von Arrhythmien
Obere Grenzwerte
QT-Zeit (ms)
Männer
440
Frauen
450
Ein Wert > 500 ms und insbesondere > 600 ms bzw. eine Verlängerung um 60 ms im
Vergleich zu einer Voruntersuchung bedeutet Gefahr von Arrhythmien!
Adaptiert nach Benkert et al. 2011 [33]
EKG- und Kaliumkontrollen unter allen Antipsychotika
CAVE: Sorgfältige Beachtung der Ko-Medikation, regelmäßige EKG-Kontrollen (und
Elektrolytkontrollen, v. a. Kalium) vor Beginn und während einer Behandlung mit
Antipsychotika und bei PatientInnen, die ein erhöhtes Risiko für QT-Verlängerungen und
TdP aufweisen, Bestimmung der Serumkaliumkonzentration, ggf. Korrektur einer
Hypokaliämie, Anstreben der minimal therapeutisch wirksamen Dosis (QTVerlängerungen sind dosisabhängig) und eine medikamentöse Umstellung bei auftretenden
35
Pathologika (QT > 480 ms, medikamenteninduzierte Verlängerung > 60 ms) können zu
einer Senkung der erhöhten kardiovaskulären Mortalität schizophrener PatientInnen
beitragen. Weiters ist bei Vorliegen oder Auftreten kardialer Symptome immer eine
kardiologische Abklärung notwendig [33].
Abb. 12: Beispiele des erworbenen Long-QTSyndroms (LQTS)
Ein gemeinsames Merkmal ist eine Pause
(grüner Stern), welche oftmals nach einer
Extrasystole auftreten kann. Es entwickelt sich
eine gestörte Repolarisation im folgenden
Zyklus (roter Pfeil).
A: Kontinuierliche Aufnahmen von einem 79jährigen Mann mit fortgeschrittener
Herzerkrankung unter Dofetilid
(Antiarrhythmikum)-Therapie. Nach dem
abnormen QT-Intervall folgt 7 Schläge lang
TdP. Bei diesem Patienten werden durch TdP
nachhaltig monomorphe ventrikuläre
Tachykardien aufgrund der zugrunde liegenden
Herzerkrankung ausgelöst.
B: TdP bei einem Patienten unter
antipsychotischer Haloperidol-Therapie.
C: TdP bei einem Patienten mit AV-Block. Die
blauen Pfeile zeigen nonconducted
Vorhofdepolarisationen.
D: Deutlich abnormale postpausale
Repolarisation bei einem Patienten mit
fortgeschrittener Herzinsuffizienz. Solche
ungeordneten Repolarisationen können ein
erhöhtes Risiko für TdP darstellen.
Roden et al. 2005 [50]
Zu diesem Thema wurden kürzlich im British Journal of Clinical Pharmacology und im
Deutschen Ärzteblatt zwei Arbeiten veröffentlicht.
Nach van Noord et al. [51] und Wenzel-Seifert et al. [31] wurde bei einer großen Anzahl
älterer und neuerer antipsychotisch wirkender Arzneistoffe über das Auftreten einer QTVerlängerung berichtet. Genauer beschreiben Wenzel-Seifert et al. nach einer
Literatursuche Thoridazin und Ziprasidon als die Pharmaka mit dem höchsten Risiko für
das Auftreten einer QT-Verlängerung und/oder das Auftreten von lebensbedrohlichen TdP.
In Bezug auf Haloperidol besteht für sie eine signifikant erhöhte Gefahr bei intravenöser
Verabreichung hoher Dosen. In einigen Fällen treten TdP in Verbindung mit neueren
Antipsychotika wie Quetiapin und Amisulprid auf. Weiters kommen Wenzel-Seifert et al.
zum Ergebnis, dass in der Regel nur die Anwesenheit von mehreren zusätzlichen
Risikofaktoren (Alter > 65 Jahre, bestehende Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bradykardie,
weibliches Geschlecht, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie, eine supratherapeutische oder
toxische Konzentration im Serum bzw. die gleichzeitige Gabe von anderen Arzneimitteln),
36
die zu einer verzögerten Repolarisation oder Störung des Arzneimittelstoffwechsels führen,
das Auftreten einer QT-Verlängerung und/oder TdP ermöglicht. Als Fazit geben WenzelSeifert et al. an, dass ein sorgsamer Umgang in der Praxis mit psychotropen Substanzen
unerlässlich ist und das EKG sowie der Elektrolythaushalt bei PatientInnen mit einer
Psychopharmakatherapie regelmäßig überwacht werden müssen. Zu den weiteren
Risikosubstanzen zählen beispielsweise Levomepromazin, Melperon, Pimozid und
Sertindol.
Diesbezüglich berichten Kannankeril und Roden [52] sowie Roden [53] im Current
Opinion in Cardiology über den Zusammenhang zwischen einer QT-Verlängerung und
einer Prolongation der ventrikulären Repolarisation, welche in schwerwiegenden Fällen
zum plötzlichen Tod führen kann.
In Verbindung mit einer QT-Verlängerung wurden in Veröffentlichungen aus dem Journal
of Clinical Pharmacology mögliche kardiale Folgen beschrieben.
Nach Tisdale et al. [54] können durch eine QT-Verlängerung TdP und Kammerflimmern
hervorgerufen werden.
Die Autoren kamen in ihrer multizentrischen, prospektiven Studie zu dem Ergebnis, dass
die Empfindlichkeit bei PatientInnen mit einer bestehenden Herzinsuffizienz für das
Auftreten einer medikamenteninduzierten QT-Verlängerung verstärkt wird, wodurch
möglicherweise auch ein zusätzliches erhöhtes Risiko für substanzinduzierte TdP besteht.
In Bezug auf die Genetik schreiben Roden und Viswanathan [50], Crumb et al. [55] und
Unterecker et al. [56] unter anderem im Journal of Clinical Investigation, dass das Risiko
einer QT-Verlängerung und möglicherweise schwerwiegender Komplikationen infolge
einer Medikamentenverabreichung durch eine zugrunde liegende genetische Prädisposition
beeinflusst sein kann, welche eine „reduzierte Repolarisationsreserve“ bedingt.
Weiters bestehen zusätzliche Risikofaktoren. Zu diesen zählen Hypokalämie, Bradykardie,
schwere Herzerkrankungen und auch das weibliche Geschlecht. Seit angenommen wird,
dass substanzinduzierte QT-Verlängerungen konzentrationsabhängig sind, werden
pharmkokinetische Interaktionen in Bezug auf die Pathogenese von LQTS immer
relevanter. Bei Kombination von Antipsychotika, welche eine hERG-blockierende
Wirkung haben und zu einer QT-Verlängerung führen, kann es bei gleichzeitiger
Anwendung mit anderen QT-prolongierenden Medikamenten zu additiven oder sogar
potenzierenden Effekten kommen. Aus diesem Grund hat die FDA dem „summary of
product characteristics“ (SPC) eine Warnung beigefügt, um zu verhindern, dass atypische
Antipsychotika wie Quetiapin in Verbindung mit anderen Substanzen wie Quinidin,
37
Procainamid, Amiodaron, Sotalol, Gatifloxacin oder Moxifloxacin gebracht werden. Auch
für Lithium, welches gemeinsam mit Antipsychotika zur Anwendung kommt, muss die
potenzielle Möglichkeit einer QT-Verlängerung berücksichtigt werden [29].
Im International Journal of Cardiology schreiben Letsas et al. [57], dass bei der
Kombination von Arzneimitteln mit hERG-blockierenden Eigenschaften und
pharmakokinetischen Wechselwirkungen eine besondere Gefahr hinsichtlich einer QTVerlängerung aufgrund der Kombination von pharmakodynamischen und
pharmakokinetischen Interaktionen besteht. Solche Arzneimittelkombinationen und die
Anwendung anderer Antipsychotika mit QT-Intervall prolongierenden Eigenschaften
bedingen eine sorgfältige EKG-Überwachung [29].
3.1.3 Exazerbation der Parkinson-Symptomatik sowie der
extrapyramidalen Symptome (EPS)
Das Ziel der Therapie des M. Parkinson ist es, die durch den Mangel an Dopamin
hervorgerufene Symptomatik zu vermindern. Als Beispiel einer antagonistischen
Arzneimittelinteraktion ist nach Jost et al. [58] bei der Therapie von Parkinson assoziierten
psychiatrischen Symptomen (z. B. Psychosen) die gleichzeitige Gabe von Levodopa und
klassischen Antipsychotika wie Haloperidol und Chlorpromazin zu vermeiden. Durch
diese Substanzen kommt es zu einer eigenständigen Blockade von Dopamin-D2Rezeptoren und somit zur Antagonisierung des Effekts von Levodopa. Die Folge kann eine
Exazerbation der Parkinson-Symptomatik bzw. EPS sein. Als Alternativen in der
Anwendung bieten sich atypische Antipsychotika wie z. B. Clozapin an [2][48].
Zu diesem Zusammenhang wird auch im Review-Artikel (Current Antipsychotics) im
Handbook of Experimental Pharmacology von 2012 berichtet.
Hinsichtlich antagonistischer bzw. entgegengesetzter pharmakodynamischer Interaktionen
sind Kombinationen von antipsychotischen Substanzen mit dopaminstimulierenden
Arzneimitteln am relevantesten. Die Wirkung von Antipsychotika wird durch DopaminAgonisten antagonisiert und antipsychotische wirkende Substanzen schwächen den Effekt
von dopaminstimulierenden Medikamenten. Wenn psychotische Symptome auftreten,
können solche Kombinationstherapien bei an Parkinson erkrankten PatientInnen
erforderlich sein. Dennoch sollte die Kombination mit Vorsicht angewandt werden.
38
Durch L-Dopa induzierte psychotische Symptome können durch Antipsychotika effektiv
behandelt werden, zweckmäßiger bleibt aber die Behandlung durch eine Reduktion der LDopa-Dosis. [29].
Durch eine von Ghadirian et al. [59] durchgeführte Querschnittsstudie kam man zu dem
Ergebnis, dass additive antidopaminerge Effekte meistens das Resultat einer Medikation
mit mehr als einem Antipsychotikum sind. Symptome, die auf eine additive
antidopaminerge Wirkung hinweisen, umfassen EPS, endokrine Auswirkungen, eine
gestörte Thermoregulation und das neuroleptische Syndrom. Die Prävalenz des
Parkinsonismus und der Spätdyskinesie ist unter der Kombinationstherapie mit
verschiedenen Antipsychotika entsprechend erhöht. Das Risiko für die beschriebenen
Symptome ist auch erhöht bei einer Ko-Medikation mit Lithium [29].
Nach Gross und Drescher [60] sowie Richelsen und Souder [32] ist es in Bezug auf die
Therapieergebnisse plausibel, eine geringe Dosis einer anderen antidopaminergen
Substanz, im Falle einer insuffizienten Unterdrückung der Plussymptomatik, durch das
Steigern der antidopaminergen Wirkung hinzuzufügen. Dies kann unter Clozapin- oder
Quetiapintherapie auftreten. Beide Substanzen weisen eine geringe Affinität zu
Dopaminrezeptoren auf [29].
3.1.4 Gewichtszunahme und das metabolische Syndrom
Nach Heal et al. [61] besteht eine schwerwiegende Belastung der neuen Antipsychotika im
Zusammenhang mit Gewichtszunahme und dem Auftreten eines metabolischen Syndroms.
Nach Newcomer [62] und nach einer von Mitchell et al. [63] durchgeführten Meta-Analyse
treten syndromspezifische Veränderungen am häufigsten unter Clozapin-, Olanzapin- und
Thioridazineinnahme auf, sekundär bei der Einnahme von Paliperidon, Risperidon,
Quetiapin und Sertindol. Ein geringes Risiko besteht bei der Verabreichung von
Aripiprazol und Ziprasidon [29].
Baptista et al. [64] veröffentlichten in Current Drug Targets, dass das metabolische
Syndrom eine Reihe von pathophysiologischen Veränderungen wie beispielsweise einen
gestörten Glukosehaushalt und Lipidstatus umfasst. Die Gewichtszunahme kann in
manchen Fällen zur Adipositas führen, welche vergesellschaftet ist mit einer erhöhten
Mortalität. Bis jetzt gibt es nur eingeschränkte Belege dafür, ob sich eine Polypharmazie
nachhaltig auf diese Nebenwirkungen auswirkt.
39
In einer im BMC Psychiatry Journal veröffentlichten Querschnittsstudie von Misawa et al.
[65] wurde die Polypharmazie mit einer Monotherapie in Bezug auf das Auftreten solcher
Nebenwirkungen [64] verglichen. Durch die neuen Daten kommt man zu dem Schluss,
dass ein erhöhtes Risiko für die beschriebenen Nebenwirkungen bei Anwendung einer
Polypharmazie besteht und ein geringeres bei der Anwendung einer Monotherapie [29].
40
3.2. Studien über pharmakokinetische Interaktionen
Von Cascorbi [66] wird in einem Review-Artikel (Current Antipsychotics) im Handbook
of Experimental Pharmacology von 2012 beschrieben, dass pharmakokinetische
Interaktionen Einfluss darauf nehmen, in welchem Ausmaß Substanzen ihren Wirkungsort
erreichen können. Weiters können pharmakokinetische Wechselwirkungen während
Absorption, Distribution, Metabolismus und Exkretion, also in jeder pharmakokinetischen
Phase, auftreten. Interaktionen während der Absorption beeinflussen die Aufnahme von
vor allem oral eingenommenen Antipsychotika aus dem Gastrointestinaltrakt in den
Blutkreislauf. Cascorbi beschreibt in der Veröffentlichung einen Zusammenhang zwischen
oral aufgenommenen antipsychotisch wirkenden Substanzen und Veränderung des pHWertes sowie der Motilität des Magen-Darm-Traktes. Weiters bezieht sich Cascorbi auf,
für die Ausscheidung mitverantwortliche, spezifische Transporter und diesbezüglich auf
den Einfluss auf die Wirkung von Antipsychotika [29].
Cascorbi kommt zu dem Ergebnis, dass Interaktionen auf Ebene der für die Ausscheidung
zuständigen Transporter bzw. Transportsysteme möglich sind. Die Verfügbarkeit von
Antipsychotika ist hierbei durch die Wirkung solcher Transporter in den endothelialen
Zellen beschränkt [29].
Nach Moons et al. [15] werden über diese Transporter Substanzen nach erster Resorption
in die Enterozyten wieder zurück in den Darm-Trakt transportiert (und eventuell sogar
ausgeschieden). Der wichtigste Vertreter dieser Transporter ist das bereits gut
charakterisierte P-gP. Risperidon, Paliperidon, Aripiprazol, Ziprasidon und mehrere
typische Antipsychotika sind Substrate von P-gP. Für Moons ist bis jetzt jedoch unklar, ob
P-gP-Inhibitoren wie Verapamil eine relevante klinische Wirkung auf die
pharmakologische Aktivität von Antipsychotika haben [29].
Dürr et al. [67] weisen darauf hin, dass für P-gP-Induktoren wie Carbamazepin und
Johanniskraut einige evidenzbasierte Daten vorhanden sind, die darauf hinweisen, dass die
Verfügbarkeit von Risperidon und Palperidon durch diese Induktoren herabgesetzt werden
könnte. Insgesamt sind sich Dürr et al. jedoch einig, dass nach dem aktuellen Wissensstand
Wechselwirkungen während der Absorptionsphase nur geringe Relevanz bezüglich
pharmakokinetischer Interaktionen mit Antipsychotika besitzen [29].
Die beschriebenen Zusammenhänge haben auch für die nach der Absorption folgende
Distribution Gültigkeit. Im Organismus werden lipophile antipsychotische Substanzen über
den Kreislauf verteilt und dabei an Plasmaproteine gebunden. Man war lange der Meinung,
41
dass die Verdrängung aus der Plasmaproteinbindung eine Zunahme der Substanzwirkung
verursacht, wenn nur der ungebundene Teil pharmakologisch wirksam ist [29].
Benet und Hoener [68] wollen der Plasmaproteinbindung eine mindere Bedeutung
beimessen. Sie sind der Ansicht, dass praxisbezogen die Plasmaproteinbindung nur eine
untergeordnete Rolle spielt. Sie erklären in ihrer Veröffentlichung, dass die Extraktion von
antipsychotischen Substanzen in das ZNS der effizienteste Prozess sei, da die
Zielstrukturen hohe Affinität zu diesen Arzneistoffen aufweisen. Daher scheine es
unwahrscheinlich, dass das Ausmaß der Plasmaproteinbindung die Wirksamkeit von
Antipsychotika in vivo verändern kann [29].
CYP-Inhibitoren und Antipsychotika
Nach Zhou [69] und Spina et al. [70] wird in Bezug auf pharmakokinetische Interaktionen
mit Antipsychotika beschrieben, dass hepatische Cytochrom-P450-Enzyme im Phase-ΙMetabolismus sehr empfänglich seien. Unter mehreren Isoenzymen in der Leber sind
CYP1A2, CYP2C19, CYP2D6 und CYP3A4 in der Praxis für den Abbau von
antipsychotisch wirkenden Substanzen am relevantesten.
Das CYP2D6 betreffend wurde nach Zhou in einer Reihe von klinischen Studien
nachgewiesen, dass es signifikante Zusammenhänge zwischen dem CYP2D6-Genotyp und
Steady-State-Konzentrationen von Perphenazin, Zuclopenthixol, Risperidon und
Haloperidol gibt. Allerdings sind die Erkenntnisse über die Beziehung zwischen dem
CYP2D6-Genotyp und Parkinsonismus bzw. Spätdyskinesien in der Behandlung mit
herkömmlichen Antipsychotika widersprüchlich. Gründe dafür finden sich in einer
geringen Stichprobenanzahl, der variablen CYP2D6-Metabolisierung und Ko-Medikation.
Die Phänotypisierung und Genotypisierung scheinen bei der Vorhersage der Steady-StateKonzentrationen von einigen klassischen Antipsychotika nützlich zu sein, wobei die
Nützlichkeit bezüglich einer Vorhersage eines klinischen Effektes noch erforscht werden
muss. Therapeutic Drug Monitoring wird für viele Antipsychotika einschließlich
Haloperidol, Chlorpromazin, Fluphenazin, Perphenazin, Risperidon und Thioridazin,
welche durch CYP2D6 metabolisiert werden, empfohlen. Nach Zhou ist es möglich, eine
therapeutische Überwachung und einen pharmakogenetischen Test für CYP2D6 in der
klinischen Praxis zu verbinden [29].
Nach Hiemke et al. [17] unterscheiden sich die verschiedenen Antipsychotika hinsichtlich
ihrer Substratspezifität (Tab. 7).
42
Die Induktion oder Inhibition der metabolischen Enzyme können die Elimination von
antipsychotisch wirkenden Substanzen nachhaltig beeinflussen, wenn sie bevorzugt durch
ein Enzym abgebaut werden. Dies trifft beispielsweise auf Clozapin zu. Dieser Arzneistoff
wird primär durch CYP1A2 abgebaut. Aus diesem Grund können Veränderungen der
CYP1A2-Aktivität den therapeutischen Plasmakonzentrationsbereich von Clozapin (350–
600 ng/mL) und somit die klinische Wirkung beeinflussen [22][23][29].
Die Faktoren, die zu einer Beeinflussung der Plasmakonzentrationen (Tab. 10) von
Antipsychotika über eine Aktivitätsänderung der CYP-Enzyme (Tab. 7) führen, werden in
Tab. 8 und 9 beschrieben.
Zu den Inhibitoren, die CYP-Enzyme beeinflussen, welche in den Metabolismus von
Antipsychotika eingreifen, gehören Perazin als Inhibitor des CYP1A2 und CYP2C19
sowie Levomepromazin, Melperon, Perphenazin und Thioridazin als Inhibitoren des
CYP2D6. Ein Bespiel für eine pharmakokinetische Interaktion ist das Auftreten von EPS
aufgrund einer erhöhten Plasmakonzentration unter der Behandlung mit Fluphenazin,
welches ein bevorzugtes Substrat von CYP2D6 ist, wenn eine Ko-Medikation mit
Paroxetin, einem CYP2D6-Inhibitor, erfolgt.
Von Hiemke et al. [17] wurde in einem Update der „AGNP Consensus Guidelines for
Therapeutic Drug Monitoring in Psychiatry“ der von Baumann et al. [22] und Hiemke et
al. [23] beschriebene therapeutische Bereich der Plasmakonzentration von Fluphenazin von
0,5–2 ng/mL auf 1–10 ng/mL erweitert. Eine Konzentrationserhöhung über diesen Bereich
kann zu vermehrt aufkommenden konzentrationsabhängigen Nebenwirkungen wie
motorischer Symptomatik führen [29][31][49].
Wenn antipsychotisch wirkende Substanzen einen weiten sicheren Konzentrationsrahmen
aufweisen (große therapeutische Breite), besteht für das Auftreten von ungünstigen
Symptomen nach dem Hinzufügen eines Inhibitors ein geringeres Risiko als bei
Antipsychotika mit einer geringen therapeutischen Breite. Eine Risikoreduktion kann
durch die Minimierung solcher Kombinationen und durch die Adaptation der Dosierung
unter Kontrolle der Plasmakonzentration erfolgen [29].
Bei Unterbrechung der Behandlung mittels des Inhibitors muss davon ausgegangen
werden, dass der Entzug des Inhibitors zu einer Abnahme der Plasmakonzentration der
Substanz führt, deren Elimination inhibiert wurde. Die Enthemmung birgt das Risiko einer
Symptomverminderung oder Wirkungsverlust. Diesbezüglich ist es gleichsam hilfreich,
eine Adaptation der Dosierung unter Kontrolle der Plasmakonzentration der
antipsychotisch wirkenden Substanz durchzuführen [29].
43
CYP-Induktoren und Antipsychotika
Für Barbiturate wurde lange angenommen, dass bei chronischer Behandlung nur eine
verstärkte Dosierung zum Erreichen der immer gleichen hypnotischen Wirkung
erforderlich sei. Es wurde herausgefunden, dass dieser Effekt eine Folge von erhöhter
Enzymaktivität in der Leber ist, welche das Ausmaß des Metabolismus und der Exkretion
verstärkt [29].
Nach Ma et al. [71] und Zhu et al. [72] ist mittlerweile erwiesen, dass eine erhöhte
Enzymaktivität das Resultat einer verstärkten Enzym-Protein-Synthese ist. CYP1A2 und
CYP3A4 sind die wichtigsten Enzyme, die für eine Induktion empfänglich sind. Die
wichtigsten Substrate von CYP1A2 sind Clozapin und Olanzapin. Für CYP3A4 ist
Carbamazepin der wichtigste Induktor.
Nach Castberg et al. [24] und Nickl-Jockschat et al. [73] ist Quetiapin ein empfängliches
Substrat von CYP3A4. Durch Carbamazepin-Induktion kann die Plasmakonzentration von
Quetiapin bis zu 90 % abnehmen, wodurch die Konzentration unter den therapeutischen
Bereich fällt und in der Folge die Wirksamkeit abnimmt. Deshalb sollte diese Kombination
vermieden werden.
Von Hiemke et al. [17] wurde in einem Update der „AGNP Consensus Guidelines for
Therapeutic Drug Monitoring in Psychiatry“ der von Baumann et al. [22] und Hiemke et
al. [23] beschriebene therapeutische Bereich der Plasmakonzentration von Quetiapin von
70–170 ng/mL auf 100–500 ng/mL erweitert [29][31][49].
Nach Nakamura et al. [74] wäre es suffizienter, die Dosierung von Quetiapin zu
adaptieren, um dadurch einen Wirkungsverlust zu vermeiden. Aripiprazol ist weniger
empfindlich in Bezug auf enzyminduzierende Ko-Medikationen.
Zigarettenrauch und seine Induktorqualitäten
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind Bestandteil von Zigarettenrauch und
sind hierbei die stärksten Induktoren des CYP1A2 [29].
Bondolfi et al. [75], Cole et al. [76] und Lowe und Ackman [77] nehmen unter anderem in
einer Veröffentlichung des Journal of Therapeutic Drug Monitoring stärker Bezug auf den
Zusammenhang zwischen Induktion und Zigarettenkonsum.
Bei unter Clozapin oder Olanzapin Behandlung stehenden PatientInnen kann es durch
einen sofortigen Stopp des Zigarettenkonsums zu einer Intoxikation durch die Abnahme
44
der Elimination der Antipsychotika kommen. Hierbei steigen die Plasmakonzentrationen
von Clozapin und Olanzapin weit über den therapeutischen Bereich von 350–600 ng/mL
bzw. 20–80 ng/mL an [17][31][49].
Nach einer Dosisreduzierung kann die Symptomatik der Intoxikation wieder
verschwinden.
Dobrinas et al. [78] beschreiben bezüglich des Einflusses von Zigarettenrauch einen
genetischen Zusammenhang [29].
Das Ausmaß der pharmakokinetischen Interaktion ist abhängig vom jeweiligen Genotyp.
Die nach dem Rauchstopp beobachtete Abnahme der CYP1A2-Aktivität wird verursacht
durch den CYP1A2*F-Genotyp. Wenn PatientInnen jedoch unter einer Ko-Medikation mit
einem starken Inhibitor des CYP1A2 wie Ciprofloxacin stehen, wird der Rauchstopp,
unabhängig vom Genotyp, die Pharmakokinetik nicht beeinflussen. Dies geschieht ab dem
Zeitpunkt der Enzymblockierung durch das Antipsychotikum.
CAVE: Für die Kombinationstherapie von Arzneimitteln mit Induktorqualitäten wird eine
Überwachung der Plasmakonzentrationen und eine Adaptation der Dosierung nach einer
Woche nach Beginn oder Beendigung der Einnahme des Induktors empfohlen [29].
Für Faber et al. [79] ist bei einem Abbruch einer Induktor-Behandlung mit Vorsicht
vorzugehen. Wenn die Wirkung des Induktors ausfällt, kann die verstärkte Synthese des
induzierten Enzyms auf ein Minimum der Expression fallen. Dadurch wird die
Biotransformation eines Substrates wieder vermindert.
Rosenzweig et al. [80] beziehen sich in einem Review auf die Ausscheidung. Bei
Substanzen, die ausschließlich durch aktive Sekretion über die Nierentubuli ausgeschieden
werden, könnten Interaktionen während der Exkretionsphase auftreten. Substanzen wie
Amiodaron, Clarithromycin, Itraconazol, Propafenon oder Quinidin können diesen Prozess
inhibieren. Bis jetzt sind allerdings nur mangelhafte Daten bezüglich Interaktionen mit
Amisulprid und Sulpirid vorhanden. Die meisten antipsychotisch wirkenden Substanzen
durchlaufen den Phase-Ι-Metabolismus und die nachfolgende Konjugation zu
Glukuronsäure. Diese Arzneimittel sind nicht empfänglich für Interaktionen während des
Exkretionsprozesses.
45
4. Diskussion
4.1 Studien über pharmakodynamische Interaktionen
Veröffentlichungen zum Abschnitt Additive anticholinerge Nebenwirkungen
Eine Therapie mittels kritischer Kombinationen von Medikamenten wäre durch die
Verfügbarkeit von verifizierten Daten über die mögliche substanzspezifische Ausprägung
anticholinerger Wirkung möglich. In diesem Zusammenhang kann die im Journal of the
American Geriatrics Society kürzlich veröffentlichte Studie von Chew et al. [49] bei der
klinischen Anwendung von Arzneimittelkombinationen und bei der Vermeidung
ungünstiger Wechselwirkungen hilfreich sein, da in den Ergebnissen eine Abstufung
bezüglich der anticholinergen Wirksamkeit verschiedener Antipsychotika vorgenommen
wird. Die Evidenz solcher Daten spiegelt sich in einigen, sich mitunter entsprechenden,
Veröffentlichungen wider.
Cancelli et al. [46] sowie Strobach [47], Cascorbi [48] und Hafner et al. [2] stimmen in
ihren Veröffentlichungen überein, dass die Kombination von einigen Antipsychotika vor
allem mit trizyklischen Antidepressiva zu solchen kumulativen arzneimittelinduzierten
anticholinergen Effekten führen kann. Cancelli et al. fügen außerdem an, dass
Wechselwirkungen auch unter Kombination mit Histamin-H1-Rezeptorantagonisten der 1.
Generation auftreten können. Wobei Cascorbi hinsichtlich möglicher Interaktionen die
Gruppe der Phenothiazine in Kombination mit trizyklischen Antidepressiva hervorgehoben
sehen will. In Bezug auf ein fortgeschritteneres Alter der PatientInnen besteht für Strobach
nach einer Untersuchung ein Zusammenhang zwischen häufig verabreichten
Antipsychotika in Verbindung mit verabreichten Analgetika und dem Schweregrad eines
dadurch auftretenden Deliriums.
Weiters stimmt der Review-Artikel (Current Antipsychotics) im Handbook of
Experimental Pharmacology von 2012 [29] der Ansicht Strobachs hinsichtlich der
übermäßig stark ausgeprägten anticholinergen Effekte bei einer Blockade von
muskarinergen Acetylcholinrezeptoren zu.
46
Veröffentlichungen zum Abschnitt Kardiovaskuläre Effekte
Betreffend eine Einschätzung zur Vermeidung des arzneimittelinduzierten Auftretens von
QT-Prolongation und die richtige Anwendung bzw. die Vermeidung von ungünstigen
Kombinationstherapien ist das im Review-Artikel (Current Antipsychotics) im Handbook
of Experimental Pharmacology von 2012 [29] beschriebene „summary of product
characteristics“ (SPC) der FDA zu nennen. Dieser Veröffentlichung wurde eine Warnung
beigefügt, um zu verhindern, dass atypische Antipsychotika wie Quetiapin in Verbindung
mit anderen Substanzen wie Quinidin, Procainamid, Amiodaron, Sotalol, Gatifloxacin oder
Moxifloxacin gebracht werden. Dies gilt auch für Lithium. Ähnliche Warnungen wären
auch für andere arzneimittelinduzierte Nebenwirkungen wünschenswert, da nach van
Noord et al. [51] und Wenzel-Seifert et al. [31] mögliche QT-Verlängerungen nicht nur für
atypische Antipsychotika wie Quetiapin in Kombination mit anderen Substanzen
beschrieben werden. Dementsprechend wären auch für diese Kombinationen offizielle
Warnungen von Vorteil. Die von Tisdale et al. [54] und van Noord et al. [51]
beschriebenen Folgen (TdP, Kammerflimmern) könnten dadurch vermindert werden.
Veröffentlichungen zum Abschnitt Exazerbation der Parkinson-Symptomatik sowie der
extrapyramidalen Symptome (EPS)
In den Veröffentlichungen von Jost et al. [58], Cascorbi [48] und Hafner et al. [2] bestehen
Übereinstimmungen betreffend den Zusammenhang der Blockade von Dopamin-D2Rezeptoren und der Antagonisierung des Effekts von Levodopa. Ghadirian et al. [59] fügt
Lithium als weiteres Risikomedikament für das Auftreten exrapyramidaler Symptomatik
an.
Weiters bestehen Unterschiede bezüglich der Behandlung. Dem Review-Artikel (Current
Antipsychotics) im Handbook of Experimental Pharmacology von 2012 [29] zufolge
können durch L-Dopa induzierte psychotische Symptome durch Antipsychotika effektiv
behandelt werden, zweckmäßiger bleibt aber die Behandlung durch eine Reduktion der LDopa-Dosis.
Gross und Drescher [60] sowie Richelsen und Souder [32] schlagen in ihren
Veröffentlichungen vor, psychotische Symptome im Rahmen des M. Parkinson eher durch
die Anwendung einer geringen Dosis einer anderen dopaminergen Substanz als L-Dopa zu
behandeln.
47
Veröffentlichungen zum Abschnitt Gewichtszunahme und das metabolische Syndrom
Eine Unterteilung hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit des Auftretens von
Gewichtszunahme und des Auftretens eines metabolischen Syndroms kann man aufgrund
der erhobenen Daten von Newcomer [62] und Mitchell et al. [63] (Meta-Analyse) treffen.
Dies ist, wie bereits im Zusammenhang mit der QT-Verlängerung und der additiven
anticholinergen Wirkung von mir angesprochen, für die klinische Anwendung von
Kombinationstherapien und für eine optimale Behandlung sinnvoll. Die Notwendigkeit
einer solchen Unterteilung bzw. Zuordnung bezüglich des Potentials für ungünstige
Wechselwirkungen (Baptista et al. [64]) während einer Kombinationstherapie mit
mehreren Medikamenten wird durch die Ergebnisse einer veröffentlichten
Querschnittsstudie von Misawa et al. [65] gestützt. Diese besagt, dass ein erhöhtes Risiko
für die beschriebenen Nebenwirkungen bei Anwendung einer Polypharmazie im Gegensatz
zu einer Monotherapie besteht.
48
4.2 Studien über pharmakokinetische Interaktionen
Die Relevanz der für die pharmakokinetische Interaktionen verantwortlichen Prozesse ist
für die praxisbezogene Anwendung von großer Bedeutung. In Bezug auf die Interpretation
der Veröffentlichungen ergeben sich folgende Auffassungen zu den Themen Pg-P,
Proteinbindung und CYP-Isoenzyme.
Cascorbi [66] bezieht sich hinsichtlich möglicher Interaktionen unter anderem auf die für
die Ausscheidung mitverantwortlichen spezifischen Transporter (P-gP).
Auch Moons et al. [15] sehen eine Beteiligung des P-gP. Im Gegensatz zu Cascorbi lassen
Moons et al. jedoch anklingen, sich über die klinische Relevanz von P-gP-Inhibitoren nicht
im Klaren zu sein. Eine ähnliche Meinung lässt sich auch in der Veröffentlichung von Dürr
et al. [67] ablesen, die eine Einflussnahme von P-gP-Induktoren auf die Verfügbarkeit von
Antipsychotika beschreiben, aber auch klar die Relevanz dieser Einflussnahme während
der Absorptionsphase anzweifeln. Ein ähnliches Relevanzproblem betrifft die
Plasmaproteinbindung. Nach den Ergebnissen von Benet und Hoener [68] ist es
unwahrscheinlich, dass das Ausmaß der Plasmaproteinbindung die Wirksamkeit von
Antipsychotika in vivo verändern kann. Im Gegensatz zur Bedeutung des P-gP und der
Proteinbindung besteht eine autorenübergreifende Übereinstimmung bezüglich der hohen
Relevanz der CYP-Isoenzyme, deren substanzspezifischen Induktion und Inhibition sowie
der Auswirkungen auf Plasmaspiegel und somit die Wirkung von Antipsychotika. Im
Zusammenhang mit einer praxisbezogenen Anwendung der Plasmaspiegelkontrolle sollte
diese als unterstützendes Werkzeug zur Detektion von kinetischen Interaktionen sowie zur
Therapieüberwachung angesehen werden. Der praktische Nutzen ergibt sich aus Fällen, in
denen entweder die PatientInnen nicht auf die standardisierte Dosis eines Medikamentes
ansprechen bzw. es zu UAW kommt. Speziell bei Arzneistoffen mit einer geringen
therapeutischen Breite kann es zu starken Schwankungen der Plasmaspiegel kommen. In
Bezug auf die Medikamente mit einer geringen therapeutischen Breite kann die Kontrolle
des Plasmaspiegels im Zuge einer notwendigen individuelleren Therapie für mehr
Sicherheit und Benefit für die PatientInnen sorgen. Weiters können auch
Begleiterkrankungen die Bestimmung der richtigen Dosis zum Erreichen eines
therapeutischen Effektes eines Medikamentes erschweren. Auch bei indizierter
Anwendung einer Polypharmazie, die das Risiko von Arzneimittelinteraktionen birgt, sind
Kontrollen der Plasmakonzentrationen unabdingbar. Diese Faktoren und die exakte
Bestimmbarkeit der Plasmakonzentration sprechen für die Plasmaspiegelkontrolle als
49
Mittel der Wahl zur pharmakologischen Therapieüberwachung und Steuerung. Generelle
Leitlinien zur Vermeidung von Arzneimittelinteraktionen beschreiben Lemmer und Brune
[81] in ihrem MASTER-System.
Tab. 17: Das MASTER-System nach Lemmer und Brune
M inimum an Arzneimitteln
A lternative Medikamente einsetzen
S tarte mit niedriger Dosis – langsame Dosissteigerung
T itriere Dosierung nach Wirkung
E rkläre den PatientInnen mögliche Probleme
R egelmäßige Überwachung von PatientInnen und Arzneimittelwirkungen
Adaptiert nach Lemmer und Brune 2007 [81]
Diese Arbeit soll zur weiteren Sensibilisierung bezüglich der Problematik der
Arzneimittelinteraktionen der Antipsychotika beitragen.
50
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