Achtsamkeit für Körper, Geist und Mitmenschen. Zu - RPI

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Achtsamkeit für Körper, Geist und Mitmenschen. Zu Büchern von Thich Nhat Hanh
NEUERE TITEL
Thich Nhat Hanh: Körper und Geist in Harmonie. Die Heilkraft buddhistischer Psychologie. Aus dem
Englischen von Ursula Richard. München: Random House 2009, 204 S. mit Anhängen: ISBN 978-3-466-30813-2
Anhang A: Über die Charakteristika der acht Bewusstseinsformen, Anhang B: Die 51 geistigen Gebilde
Das von Ursula Richard sehr gut und verständlich
aus dem Englischen übersetzte Buch, das der
sympathische buddhistische Lehrer Thich Nhat
Hanh verfasst hat, ist eine großartige Einführung in
die "Heilkraft buddhistischer Psychologie" und ein
interessantes und lehrreiches Buch für alle
Menschen, die sich für die buddhistischen Lehren
gerade
in
ihren
praktischen
Wirkweisen
interessieren, aber vor allem auch für jene, die ihr
Leben bewusster wahrnehmen und ihr Glück selbst
in die Hand nehmen möchten.
Den Geist beleben, die Sinne stärken, das Sitzen genießen
Vermögen wir so auf unseren Geist einzuwirken, dass wir unser Leiden mindern, unser Glück fördern und unsere
Selbstheilungskräfte aktivieren können?" Das ist eine der zentralen Fragen die dieses Buch zu antworten vermag.
Thich Nhat Hanh erklärt auf eindrucksvolle Weise die Fähigkeiten der Selbstheilung, die in uns liegen und
gewährt mit einfachen, leicht nachvollziehbaren Beispielen einen Einblick in die Gedanken der buddhistischen
Psychologie. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Beschreibung des Wesens des Geistes und der Verdeutlichung
von Achtsamkeit in unserem Leben.
Das Buch gibt neben theoretischen Einblicken in die Psychologie auch gute Ideen und Inspirationen, wie man das
Gelesene umsetzen kann. Die Übungen zur Stärkung des Buddha-Körpers und des Buddha-Geistes, der
Tiefenentspannung und zu verschiedenen Meditationen geben die Möglichkeit direkt aktiv zu werden und sich auf
die eigenständige Heilung von innen einzulassen.
Das Buch ist gute alternative Anleitung für einen sinnvollen und effektiven Umgang mit Stress, welcher in der
heutigen, von Hektik und Zeitdruck geprägten, Gesellschaft einer der häufigsten Ursachen für Krankheiten ist.
Wer sich aufgewühlt, unausgeglichen und vom Stress verfolgt fühlt, findet in diesem Buch genau das, was er oder
sie braucht.
Fazit
Thich Nhat Hanhs Buch gibt einen inspirierenden Einblick über die Möglichkeit des Erlebens eines harmonischen
Alltags und zeigt anhand vieler Beispiele und praktischer Übungen Wege zum Finden der inneren Balance und
Ausgeglichenheit. Diese zahlreichen Beispiele sind eingebettet in alltagsbezogene Fragen wie der Frage nach
dem freien Willen oder die Frage nach dem eigenen Einfluss auf sein eigenes Glück. Dabei erhält man einen
umgreifenden Einblick in die buddhistische Psychologie und bekommt aufgrund der praktischen Beispiele direkt
die Möglichkeit selbst in die Welt der Meditation einzutauchen. Sehr empfehlenswert!
Miriam Kowalczyk, Technische Universität Dortmund, November 2009
Thich Nhat Hanh: Zeiten der Achtsamkeit. Hg. Judith Bossert und Adelheid Meutes-Wilsing. Herder
Spektrum Bd. 5922. Freiburg u.a.: Herder 2007., 157 S.
Diese Textzusammenstellung fand und findet ein breites Leserecho. So hat der Herder-Verlag seit 1996 dieses
Buch als Herder Spektrum mehrfach (mit verschiedenen Titelblättern) herausgebracht.
Thich Nhat Hanh ist buddhistischer Mönch, Zen-Meister, Friedensaktivist, Meditationslehrer und vieles mehr. Er
wurde 1926 in Vietnam geboren und lebt heute in Plumvillage in Südfrankreich. Plumvillage (Village des Pruniers)
wurde als Meditationszentrum von Thich Nhat Hanh gegründet. Dort kann jeder hinfahren, der bei ihm bzw.
seinen Schülern meditieren lernen möchte.
Anleitung zum Meditieren bietet auch das mehrfach aufgelegte Buch „Zeiten der Achtsamkeit“. Die
Herausgeberinnen Judith Bossert und Adelheid Meutes-Wilsing haben aus fünf Büchern von Thich Nhat Hanh
fünf Kapitel mit Meditationstexten zusammengestellt und mit Einleitungen versehen.
Achtsames Leben
Es ist eine Anleitung zur Meditation im Alltag, um täglich Zeiten der Achtsamkeit zu gewinnen. Für Thich Nhat
Hanh gibt es fast keine alltägliche Handlung, die nicht zur Meditation, als Hilfsmittel zur Achtsamkeit genutzt
werden kann.
Achtsamkeit, ein achtsames Leben bedeutet für ihn, das persönliche Leben bewusst wahr zunehmen. Dass ist
aber kein Rückzug ins Privatleben sondern für Thich Nhat Hanh hat das Weltgeschehen auch Ausdruck für den
Einzelnen.
Achtsames Leben gehört für ihn mit sozialem Engagement zusammen. Er unterstützt in Vietnam
Krankenstationen, Kindergärten und Schulen, um die immer noch vorhandenen Kriegsfolgen zu lindern. Es ist
auch völlig unabhängig von einer Religion. Achtsames Leben ist für ihn auch Naturschutz, Pflege der Umwelt. Für
Thich Nhat Hanh ist z.B. Fernsehkonsum von Kindern genauso eine Umweltverschmutzung wie Atom- oder
Chemiemüll, er nennt es „Ökologie des Geistes“.
Achtsam werden im Alltag
Im Kapitel „Achtsam werden im Alltag“ gibt er Anregungen zur Meditation beim Bad putzen, essen, Geschirr
spülen, Tee trinken, im Garten arbeiten, Blumen pflücken, Kochen oder telefonieren. „Das Bad putzen“ bedeutet
für ihn neben der Reinigung des Bades auch die Reinigung unserer Umgebung und von uns selbst. Das
Badezimmer soll eine weitere Meditationshalle werden, die man mit frischen Blumen schmücken sollte.
Zu vielen Meditationsvorschlägen hat er ein einleitendes Gedicht verfasst wie z.B. „Den Abfall wegwerfen“ (S. 33,
und alle weiteren Zitate nach der 3. Aufl. 1997).
„Im Abfall sehe ich eine Rose.
In der Rose sehe ich den Abfall.
Alles ist in Verwandlung.
Selbst die Beständigkeit ist unbeständig.
Abfall kann zuweilen furchtbar stinken, insbesondere organischer Abfall. Aber er kann auch in wertvollen
Kompost umgewandelt werden, mit dem wir den Garten düngen. Die duftende Rose und der stinkende Abfall
sind zwei Aspekte derselben Existenz. Ohne das eine kann das andere nicht sein. Alles ist in Verwandlung. Die
Rose, die nach einer Woche verdorrt ist, wird zu einem Teil des Abfalls. Aber nach sechs Monaten wird der Abfall
wiederum verwandelt in eine Rose. Unter Unbeständigkeit verstehen wir, dass alles im Fluss ist, dass sich alles
verwandelt. Dieses wird zu jenem und jenes wird zu diesem.
Wenn wir etwas tief anschauen, können wir alle anderen Dinge darin sehen. Veränderungen werden in uns keine
Verwirrung auslösen, wenn wir erkennen, dass alles miteinander in Beziehung steht und Kontinuität hat. Das
bedeutet nicht, dass das Leben eines einzelnen ewig ist, sondern das Leben selbst ist etwas fort dauerndes.
Wenn wir uns mit dem Leben identifizieren und über die Grenzen einer getrennten Identität hinausgehen, werden
wir in der Lage sein, Beständigkeit in der Unbeständigkeit zu sehen, oder die Rose im Abfall.“
Wunder des Gehens
Mit dem Wunder des Gehens beschäftigt sich ein anderes Kapitel. Man sollte so gehen, dass man keine Spuren
hinterlässt, Spuren von Ängsten und Nöten. Man sollte so gehen, als hätte man Buddhas Füße und ginge im
Reinen Land, dass nicht mit den Spuren unseres weltlichen Lebens verunreinigt werden darf. In dem Buch gibt es
recht konkrete Anweisungen zum Gehen und Atmen (S. 94):
„Eine der besten Arten, die Erde zu berühren, ist das Üben der Gehmeditation. Wir schreiten langsam, massieren
die Erde, setzen mit jedem Schritt die Samen mit Freude und Glück und folgen zur selben Zeit unserem Atem.
Wir versuchen nicht, irgendwohin zu gehen. Wir kommen mit jedem Schritt an. Wenn wir einatmen, zählen wir die
Anzahl der Schritte. Machen wir drei Schritte, sagen wir leise: „Ein, ein, ein.“ Und wenn wir ausatmen, tun wir das
gleiche: „Aus, aus, aus.“ Machen wir drei Schritte beim Einatmen und vier während wir ausatmen, tun wir das
gleiche: „Aus, aus, aus, aus.“ Wir hören darauf, was unsere Lungen benötigen, und gehen und atmen
entsprechend ... Beim Gehen bringen wir unsere Aufmerksamkeit in unsere Füße. Wir atmen, als ob wir von
unseren Fußsohlen her atmen würden. Wir verweilen nicht in der Sphäre unserer Gedanken und Empfindungen.“
Die Kunst des achtsamen Lebens
Im Kapitel „Die Kunst des achtsamen Lebens“ erzählt Thich Nhat Hanh von einer Busfahrt in Indien. Er
verwandelt das Sitzen in eine Übung. Wichtig ist für ihn, nicht das Ziel zu erreichen sondern ganz im
gegenwärtigen Moment zu sein.
Durch die Haltung des Gegenwärtigseins befreien wir nicht nur uns selbst sondern auch alle unsere Vorfahren
und alle künftigen Generationen durch das Einssein – Interbeing (Inter-Sein):
„Wir müssen so leben, dass unsere Vorfahren und die zukünftigen Generationen, die in uns sind, befreit werden.
Freude, Frieden, Freiheit und Harmonie sind keine persönlichen Angelegenheiten. Wenn wir unsere Vorfahren
nicht befreien, werden wir in allen unseren Leben in Knechtschaft verharren, und wir werden dies auf unsere
Kinder und Enkel übertragen. Sie alle zu befreien, bedeutet, uns selbst zu befreien. Jetzt ist die Zeit, dies zu tun.
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Dies ist die Lehre vom Ineinander oder Einssein (Englisch „interbeing“). Solange unsere Vorfahren noch in uns
leiden, können wir nicht wirklich glücklich sein. Wenn wir achtsam einen Schritt machen – frei, glücklich die Erde
berührend – tun wir dies für alle früheren und zukünftigen Generationen. Sie kommen alle im selben Moment wie
wir an. Wir alle finden zur selben Zeit Frieden. In uns allen ist ein Baby, das wir beschützen müssen. Dieses Kind
birgt alle zukünftigen Generationen in sich, und die beste Art es zu beschützen, ist, die Kunst des achtsamen
Lebens zu üben“. (S. 87)
Einssein bedeutet, im Dharmadhatu ( = [Sanskrit] aus dharma, Lehre und dhatu, Region, Bereich) zu sein, es gibt
keinen Hass oder Schuld, Leben und Tod sind eins. Wir leben aber meistens im Lokadhatu ([Sanskrit] loka =
Welt) unserer vertrauten Welt mit allen ihren Unterschieden und Problemen. Mit Achtsamkeit gelangen wir ins
Dharmadhatu.
„Es gibt keinen Grund für uns, sich dafür abzukämpfen, irgendwo anzukommen. Wir wissen, dass unser
letztendlicher Bestimmungsort der Friedhof ist. Warum beeilen wir uns, dorthin zu gelangen? Warum nicht in die
Richtung des Lebens schreiten, dass im gegenwärtigen Moment liegt? Wenn wir Gehmeditation auch nur für
wenige Tage üben, werden wir doch eine tiefe Wandlung durchlaufen, und wir werden lernen, wie wir in jedem
Augenblick unseres Lebens Frieden erfahren können. Wir werden lächeln und zahllose Bodhisattvas im ganzen
Universum lächeln zu uns zurück, weil unser Frieden so tief ist. Alles, was wir denken, was wir fühlen und tun,
wirkt sich auf unsere Vorfahren und alle unsere zukünftigen Generationen aus und findet überall im Universum
seinen Wiederhall. Deshalb hilft unser Lächeln allen. Dies ist die Lehre des Avatamsaka Sutra. Um uns gut um
unser kleines Kind zu kümmern, müssen wir nur zu kämpfen aufhören. Jeder Schritt ist Frieden. Wir sind bereits
angekommen“ (S. 96) Das Avatamsaka Sutra beinhaltet wesentlich Bodhisattva-Wege und Verstehenshinweise
zum Ur-Buddha.
Persönliche Anmerkungen
Ich bin ein „Meditationsanalphabet“. Aber wenn ich so viele Meditationsübungen lese, probiere ich es auch aus.
Die S-Bahn ist ein geeignetes Übungsfeld. In der S-Bahn konnte ich die Atemübungen ausprobieren und beim
Warten bei der üblichen Verspätung die Gehmeditation probieren. Eigentlich hat es mit immer sehr gut getan.
Christa Werneke-Kupcik, Universität Dortmund (Rz-Thich-Achtsam.doc, 21.01.08)
THICH NHAT HANH UND DER BUDDHA
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Thich Nhat Hanh: Das Herz von Buddhas Lehre. Leiden verwandeln – die Praxis des glücklichen
Lebens. Aus dem amerikanischen Englisch von irene Knauf. Freiburg u.a.: Herder Spektrum 1999, 288 S.,
Register (besonders hilfreich bei der Suche nach einzelnen Stichworten zu Meditation und Ethik)
Thich Nhat Hanh: Lebendiger Buddha, lebendiger Christus. Verbindende Elemente der christlichen
und buddhistischen Lehren. Aus dem Englischen von Clemens Wilhelm. München: Goldmann 1996,
222 S.
Thich Nhat Hanh (Hg.): Der Buddha sagt. Seine wichtigsten Lehrreden. Berlin: Theseus 2003, 144 S.
Thich Nhat Hanh: Frei sein, wo immer du bist. Freiheit, die aus Achtsamkeit erwächst, Voraussetzung für
Glück und menschliche Würde. München: Theseus 2002, 96 S.
Alle Rezensionen unter: http://www.rpi-virtuell.net/workspace/users/535/Rezensionen/Rz-Thich-Buddha.pdf
Thich Nhat Hanh im Kontext des Lotus-Sutra
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Thich Nhat Hanh: Das Herz des Kosmos. Die Weisheit des Lotus-Sutra. Aus dem Amerikanischen von
Renate FitzRoy. Freiburg u.a.: Herder 2005, 284 S., Register
Thich Nhat Hanh: Versöhnung beginnt im Herzen. Einander zuhören – Feindschaft überwinden. Aus
dem Amerikanischen von Renate FitzRoy. Freiburg u.a.: Herder 190 S. Rezension unter:
http://www.rpi-virtuell.net/workspace/users/535/Rezensionen/Rz-Thich-Lotos.pdf
Rz-Thich_Körper+Geist, bearbeitet 09.11.09
ÄLTERE TITEL
Wundervolle Regeln - Ethik des Buddhismus
Zu Büchern von Thich Nhat Hanh – ältere Veröffentlichungen
Thich Nhat Hanh gilt zur Zeit als einer der beliebtesten buddhistischen Lehrer im Westen. Er vermittelt in
einfacher persönlicher Weise seine Botschaft vom gelebten, engagierten Buddhismus, von Achtsamkeit und
innerem Frieden. Es ist offensichtlich diese Einfachheit und Klarheit seiner Botschaft, die fasziniert. Darüber
hinaus wird sie von jemandem vorgetragen, der den inneren Frieden als äußeren Frieden lebt.
“Wenn wir friedlich sind, wenn wir glücklich sind, können wir aufblühen wie eine Blume, und jeder
Mensch in unserer Familie, in unserer ganzen Gesellschaft wird von unserem Frieden gefördert”
(Innerer Friede, äußerer Friede ..., S.11).
Thich Nhat Hanh wurde in Vietnam geboren und bereits mit 15 Jahren zum Mönch ordiniert. Er studierte auch in
den USA. Während des Vietnamkriegeskrieges arbeitete er unermüdlich für eine gewaltfreie Friedensbewegung.
Nach einem Aufenthalt in den USA (wo er von Martin Luther King zum Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde),
konnte er nicht mehr nach Vietnam zurückkehren. Er leitete vom Ausland aus verschiedene Hilfsaktionen und
gründete in Frankreich eine buddhistische Gemeinschaft (Plum Village in der Dordogne), in der er im Sinne einer
Kommunität von Mönchen und Laien, das modellhaft lebt, was er vorträgt.
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In regelmäßigen Reisen durch Europa und Amerika vermittelt er tausenden von Menschen den Weg von
Verstehen und Mitgefühl. 1995 besuchte er auf einer Asienreise auch China und fand dort die Möglichkeit, vor
großen Menschenmassen seine Art der spirituellen Erneuerung weiterzugeben. Im September 1995 lehrte er auf
einer internationalen Friedenskonferenz Wissenschaftlern und Politkern (wie z.B. Michael Gorbatschow und
George Bush) achtsames Atmen und Gehen.
Besonderen Wert legt er heute darauf, dass die Menschen Gemeinschaften (Sanghas) bilden, um sich in der
Praxis zu unterstützen. Außerdem hat er die fünf grundlegenden buddhistischen Regeln in eine zeitgemäße und
für westliche Menschen ansprechbare Fassung gebracht und viele weitere Hilfsmittel für ein harmonisches Leben
gegeben (z.B. geführte Meditationen, bewusste Aussprachen, achtsames Tee trinken... ).
Die Fünf Wunderbaren Richtlinien oder fünf silas (= ethische Richtlinien) sind in allen buddhistischen Schulen
Grundlage für eine der Lehre entsprechende Lebensführung und damit auch Richtschnur für jedes - wie auch
immer geartete - buddhistische Engagement. Allerdings trägt Thich Nhat Hanh diese Gebote nicht im Sinne des
“Du musst” oder “Du sollst” vor, sondern wie in der buddhistischen Ethik durchaus üblich, im Sinne von Zugängen
zur Einsicht des Menschen. Sich in bestimmter Weise zu verhalten, entspringt der Einsicht, dass dies für das
eigene Wohl zum Heil werden kann und es für das Wohl und die Heilung der anderen vernünftig ist, so und nicht
anders zu handeln. Thich Nhat Hanh legt in seinen Lehren immer wieder Wert auf die Feststellung, dass es sich
bei den fünf wunderbaren Richtlinien um Orientierungshilfen handelt. “Sie sind wie der Polarstern, der uns hilft in
die richtige Richtung zu gehen. Niemand aber wird je den Polarstern erreichen können.”
Die sehr sanfte Sprache kommt in den Themen zum Ausdruck, um die seine Texte immer wieder kreisen: Aus der
Tiefe des Verstehens die Liebe berühren, Meditation zur Achtsamkeit üben und sie im Alltag vollziehen.
Christlicherseits würde man vielleicht vom “Gottesdienst im Alltag der Welt” sprechen.
Bei der “Wahrnehmung und Rezitation der “Fünf wunderbaren Richtlinien” spielen Worte aus den Lehrreden
Buddhas, den sog. Sutras eine große Rolle, z.B. bei der Eröffnung und beim Abschluss der Übungen:
Der Dharma ist tief und erhebend.
Jetzt können wir ihm begegnen,
ihn studieren, praktizieren.
Wir geloben seinen wahren Sinn zu verwirklichen.
(Eröffnungs-Sutra)
Die Rezitation der Richlinien,
Das Üben des Weges der Achtsamkeit,
Läßt grenzenlosen Nutzen entstehen.
Wir geloben, diese Früchte mit allen Wesen zu teilen.
Wir geloben, die Eltern, Lehrer,
Freunde und zahllosen Wesen zu achten,
Die uns auf dem Wege leiten und zur Seite stehen.
(Abschluss-Sutra)
(Aus: “Lotusblätter” Nr.2/1995, S.2, dort ergänzt durch liturgische Hinweise zur Rezitation, wie sie in einer Reihe von tibetischbuddhistischen Zentren durchgeführt werden.)
VERSUCH DER SYSTEMATISIERUNG (IM BLICK AUF DIE ÄLTEREN TITEL)
Mittlerweile gibt es eine Fülle englischsprachiger Bücher und schon mehr als 30 Titel in deutscher Übersetzung,
von denen wir eine Auswahl hier vorstellen. Da man Da man die Bücher Thich Nhat Hanh nicht wie Sachbücher
oder Romane besprechen kann, habe ich seine Veröffentlichungen in fünf “Typen” geteilt, ein provisorischer
Versuch, die Fülle seiner Texte wenigstens etwas zu bündeln: 1. Kommentare zur Buddha-Lehre, 2. Anleitungen
zur Meditation, 3. Engagierter Buddhismus, 4. Beiträge zum interreligiösen Dialog, 5. Persönliche Erfahrungen
und Erzählungen.
1. Kommentare zur Buddha-Lehre
Über die Worte Buddhas. Kommentare zu sechs wesentlichen Sutras. Berlin: Theseus 1995
Es handelt sich um eine Zusammenfassung mehrerer Einzelbände mit der ursprünglichen Seitenzählung. Wir
finden hier einige wichtige Lehrreden des Buddha, die auch in Einzelausgaben erschienen sind, so z.B.:
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Mit dem Herzen verstehen (Herz-Sutra, sozusagen ein Text aus der spirituellen Mitte des Buddhismus)
Sutra des bewußten Atmens (Hauptmeditationstexte des Theravada-Buddhismus. Sie gehören zu den frühen
Lehrreden des Buddha)
Umarme deine Wut (Sutra der vier Verankerungen der Achtsamkeit)
Diamant-Sutra (Texte, die die Illusionen des Lebens offenbaren, die wie von einem Diamanten
durchschnitten werden)
Sutren zur Kenntnis des besseren Weges (unter dem Stichwort “donnerndes Schweigen” die dialektische
Lebensorienterierung des Buddhismus aufnehmend, um so die wahre Quelle von Glück und Frieden in sich
zu entdecken = Kenntnis vom besseren Weg, allein zu leben. Das bedeutet gleichzeitig, “eine Schlange zu
fangen”, d.h. schneller und wendiger zu werden, als man das normalerweise für möglich hält.
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Die letzten beiden Sutren lassen sich unter den Stichworten “Unsere Verabredung mit dem Leben” und der
“Lehre vom gegenwärtigen Augenblick” zusammenfassen. Insgesamt finden wir hier die Haupttexte der BuddhaLehre (der Sutren), die sich als grundlegende Einsichten und Betrachtungen zum Buddha-Weg darstellen.
2. Anleitungen zur Meditation
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Die Sonne mein Herz. Zürich u.a.: Theseus 1994 , 156 S
Der Klang des Bodhibaums. Zeremonien, Versen Sutren. Das Buch für die tägliche Praxis, der
Gemeinschaft unter der spirituellen Leitung von Thich Nhat Hanh. Berlin: Theseus 1995, 208 S.
Im ersten Buch werden grundlegende Einsichten auf dem Weg zur Erleuchtung angesprochen und aus den
Wurzeln buddhistischer Weisheit aktualisiert. Das zweite Buch ist für viele (nicht nur in buddhistischer Weise)
Meditierende die wichtigste Fundgrube für ihre tägliche Praxis, da es die in Plum Village bekannten Zeremonien
und Sutren enthält und bis in die täglichen Details Anleitungen gibt.
Das Wunder der Achtsamkeit. Berlin: Theseus 1993, 97 S.
Dies ist eine Einführung in die Meditation, das “erste” Buch des Meister, das für viele der Einstieg in die
grundlegenden Übungen wurde, die unser Leben verändern können. Dieses Buch hat schon viele Auflagen
erlebt.
Zeit der Achtsamkeit. Eine Anthologie wichtiger Texte und Meditationen. Berlin: Theseus 1993; und:
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Mit dem Herzen verstehen. Berlin. Theseus 1993 , 75 S.
Hier begegnen wir dem Kern buddhistischer Lehre mit Texten, wie sie täglich in den Tempeln des MahayanaBuddhismus rezitiert werden.
Der Geruch von frisch geschnittenem Gras. Anleitung zur Gehmeditation. Aus dem Englischen von
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Ursula Richard. Lautzerath: Zenklause in der Eifel 1995 , 64 S. mit Abb.
Ganz einfach: Gehen als Meditation, Meditation als Gehen und doch so schwierig als achtsames “Gehen”
durch den Alltag wirklich nachzuvollziehen.
Und ich blühe wie eine Blume. Ausgezeichnet geführte Meditationen und Lieder. Texte zum
Auswendiglernen. Braunschweig: Aurum 1995
(Hier finden wir ebenfalls Texte für geführte Meditationen, sozusagen ein inneres “Gehen”, das durch Worte
begleitet wird.)
Ich pflanze ein Lächeln. München: Goldmann 1995
Auch hier finden die Übenden Anregungen und praktische Anleitungen, die sie in ihrem normalen Alltag als
Teil des Tagesrhythmus praktizieren können.
Einssein. Berlin: Theseus 1993, 96 S .
Und noch einmal: Praktische Anleitungen für ein achtsames Leben, vierzehn Tore, durch die der
Meditierende schreitet und sich und die ihn umgebende Wirklichkeit verändert.
3. Engagierter Buddhismus
Innerer Friede - Äußerer Friede. Zürich: Theseus 1987, 111 S.
Persönliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Friedensarbeit kommen mit entsprechenden
Überlegungen in diesen Texten zusammen.
Love in action. Writings on nonviolent social change. Foreword by Daniel Berrigan. CA. Berkeley:
Parallax 1990, 154 S.
Martin Luther King, Gandhi und der Dalai Lama stehen gewissermaßen bei diesem Buch Pate, so dass uns
hier ein bisher nicht ins Deutsche übersetze Texte gewaltfreien Handelns begegnen, die davon erzählen, wie
soziale Veränderungen durch gewaltloses Handeln das Engagement und die Kraft des Handelns
voraussetzen, aber nicht in die Aggressivität angesichts der vielen Ungerechtigkeiten führen.
zusammen mit: Robert Aitken, Richard Baker, Stephen Batchelor, Patricia Marx Ellsberg, Joan Halifax, Chan
Khong, Maxime Hong Kongston, Annabel Laity, Christopher Reed, Salat Sivaraksa, Gary Snyder, David
Steindl-Rast, Arthur Waskow): For a future to be possible. Commentaries on the Five Wonderful
Precepts. Berkeley, CA: Parallax 1993, 282 S.- Deutsche Ausgabe: Die fünf Pfeiler der Weisheit. Liebe,
Achtsamkeit und Einsicht - der buddhistische Weg für den westlichen Menschen. Bern u.a.: Scherz für
O.W. Barth 1995, 255 S.
Liebe, Achtsamkeit und Einsicht - der buddhistische Weg für den westlichen Menschen. Die fünf
wunderbaren Richtlinien mit Kommentaren verschiedener Dharmalehrer. So entsteht ein Mosaik ethischer
Orientierung aus der Spiritualität des Buddhismus heraus. Diese findet man in anderer Zusammenstellung
auch in:
Weil, Alfred (Red.): Engagierter Buddhismus, Lotusblätter Nr.2 (1995) 70 S.
Religion und Ethik sind Themenschwerpunkte dieses Heftes. Die Beiträge von Thich Nhat Hanh, John
McClellan, Detlef Kantowsky, zur Vipassana-Meditation im Gefängnis in Indien mit S.N. Goenka u.a. machen
darauf aufmerksam, dass Thich Nhat Hanh einer der bedeutendsten, aber keineswegs der einzige ist, der
den (oft verleugneten) starken ethischen Impuls des Buddhismus bis hin in einzelnen Beispiele und Modelle
hin präzisiert.
Ein Lotos erblüht im Herzen. Die Kunst des achtsamen Lebens. Ein wunderbares Buch zum
Verschenken, um den Frieden in der Welt zu stärken. München: Goldmann 1995
Die moralische Praxis geschieht im Kontext der Vision einer geheilten Welt, deren Anfänge im Hier und
Heute schon zu entdecken sind.
Aus dem Geiste von Thich Nhat Hanh schreibt auch seine engste Mitarbeiterin, eine buddhistische Nonne, die ihn
40 Jahre lang schon begleitet. Von ihm inspiriert, aber durchaus eigenständig setzt sie die realitätsbezogene
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Meditation im Alltag der Welt fort und trägt damit über die Verwandlung des Ich zur Verwandlung von Mensch und
Umwelt bei:
Chan Khong: Aus Liebe zu allen Wesen. Mein Weg, meine Visionen, meine Sangha. Vorworte von
Thich Nhat Hanh & Maxime Hong Kingston und 10 Gedichte von Thich Nhat Hanh. Berlin: Theseus
1995, 317 S.
4. Beiträge zum Interreligiösen Dialog
In diesen Zusammenhang gehört m.E. auch Thich Nhat Han’s Darstellung des Buddha-Lebens, weil es ein Leben
von Achtsamkeit, Versöhnung und Erleuchtung ist. In poetischer Weise berichtet dieser Roman über das Leben
und Wirken des historischen Buddha, Siddharta Gautama:
2
Alter Pfad, weiße Wolken. Leben und Werk des Gautama Buddha. Zürich u.a.: Theseus 1994 , 578 S.
Diesen Lebensbildern folgt sozusagen ein respektvoller Vergleich:
Living Buddha living Christ. Introduction: Elaine Pagels, Foreword: David Steindl-Rast. New York:
Riverhead Books 1995, 208 S. Deutsche Ausgabe: Lebendiger Buddha, lebendiger Christus.
Verbindende Elemente der christlichen und buddhistischen Lehren. Aus dem Englischen von Clemens
Wilhelm. München: Goldmann 1996, 122 S.
Wir erleben die geistige Nähe des historischen Buddha und des Jesus von Nazareth, die in unterschiedlichen
kulturellen Welten auf einen Frieden hinarbeiten “der höher ist als alle Vernunft”. Beide Religionsstifter
ermutigen dazu, die starren Traditionen und Dogmen zu verlassen und sich dem transzendenten Geist und
der Kraft der Mystik zuzuwenden und daraus die Liebe zu allen Wesen zu leben.
Gewissermaßen als eine “objektive” Bestätigung des von Thich Nhat Hanh Gesagten muss das Buch gelten,
dass aus klassisch westlich-theologischer Perspektive über den christlich-buddhistischen Dialog berichtet und die
dialogische Existenz, wie sie von Thich Nhat Hanh lebt, als Ermutigung für die daraus erwachsenden
Begegnungen benennt:
Lefebure, Leo D.: The Buddha and the Christ. Explorations in Buddhist and Christian dialogue. Faith
Meets Faith Series. Maryknoll, N.Y. Orbis 1993, 239 S.
5. Persönliche Erfahrungen und Erzählungen
Zum Schluss sei noch erwähnt, dass der Meditationslehrer auch ein beeindruckender meditativer Erzähler ist.
Das gilt für die Beschreibung persönlicher Erlebnisse in den Gesamtzusammenhang eines engagierten
Buddhismus ebenso wie für die sieben Geschichten im “Mondbambus”, die als äußere Reisen gleichzeitig eine
Reise nach innen werden.
Aus der Tiefe des Verstehens die Liebe berühren. Vorwort von Natalie Goldberg. (Übers.: Ursula Richard,
Karen Siebert) Berlin: Theseus 1996, 139 S
Der Mondbambus. Aus dem Vietnamesischen von Vo-Dinh Mai und Mobi Ho. Vorwort von Mobi Ho.
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Braunschweig: Aurum 1994 , 226 S. mit Abb.
Reinhard Kirste
Ab Seite 4 zuerst erschienen in: Reinhard Kirste / Paul Schwarzenau / Udo Tworuschka (Hg.): Wertewandel und
religiöse Umbrüche. Religionen im Gespräch, Bd. 4 (RIG 4). Balve: Zimmermann 1996, S. 601-607
RIG 4 und Rez/Rz-Thich/ältere_Titel, bearbeitet 12.11.09
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