Schäden an den peripheren Nerven nach

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K o il e: Schäden an den peripheren Nerven nach Injektionen
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Schäden an den peripheren Nerven nach
Injektionen
machen, daß beim Einspritzen von Heilmitteln mit größter Sorg-
Von Prof. Dr, Kurt Kolle, Frankfurt aM,
falt zu verfahren ist. Die neuesten Hand- und Lehrbücher er-
Die nachfolgend zu schildernden Fälle werden beweisen, wie
wichtig es ist, die Ärzte immer wieder darauf aufmerksam zu
wähnen die Möglichkeit solcher Schäden nach Injektionen über-
In der letzten vor dem Kriege erschienenen Ubersicht über haupt nicht. Demme (4) hat auf dem Würzburger UnfalikonErkrankungen der peripheren Nerven schreibt Fleck (1), daß grell l37 schwere Schäden am N. ischiadicus nach intramusperiphere Nervenschädigungen durch Injektionen, und ins- kulären Injektionen beschrieben und betont, daß das Auftreten
besondere intravenöse Injektionen. . . wohl in der Literatur, einer Nervenschädigung nach Einspritzung in die Gesäfimusaber nicht in der Praxis so selten sind'. F I e c k bezieht sich kein immer auf einem Fehler des Arztes beruhen müsse, da
dabei auf die einzige in den Jahren 1932 bis 1933 erschienene der N. ischiadicus bei sachgemäßem Vorgehen gar nicht erreicht
Arbeit von Zut t (2), in der 5 Patienten beschrieben werden, bei werden könne. In der Aussprache wies K ö s t 1 i n darauf hin,
denen nach intravenösen Kalziuminjektionen in vier Fällen daß er viele Hûnderte von derartigen Fällen zu bearbeiten Geeine Schädigung des Nervus cutaneus antebrachii medialis, legenheit gehabt habe. In jüngster Zeit hat P e r r e t (5) an Hand
einmal eine solche des Nervus cutaneus antebrachii lateralis von 100 von ihm persönlich bearbeiteten und versicherüngsbeobachtet wurde. Z u t t hat an Hand der anatomischen Ver- rechtlich beurteilten Fällen das Problem erneut aufgegriffen
hältnisse der Ellenbeuge nachgewiesen, daß die Gefahr einer und vor allem auch nach der rechtlichen Seite hin erschöpfend
Nervenschädigung immer dann besteht, wenn das Medikament behandelt. P e r r e t faßt seine Erfahrungen dahin zusammen,
in die Vena basilica oder Vena mediana cephalica eingespritzt ,, daß die Pathogenese der Nervenschädigungen nach Einspritwird. Eine korrekte intravenöse Einspritzung habe daher stets zungen ins Gesäß vielfältig ist, es keineswegs unterstellt werden sollte, daß jede derartige Lähmung den Schluß zuläßt, daß
unsachgemäß injiziert wurde".
Sulcus bicipitalis
medialis
Nervus cutaneus
antebradiii medialis
Vena basilica
t i b j a 1 i s e t f i b u 1 a r i s auf. Wegen der Folgen dieser Lähmung
Fascia brad,ii
Vena cephalica
Ich beobachtete folgenden Fall:
Selbständiger Kaufmann erkrankt an Lungenentzündung. Der Arzt
machte - den Angaben des Patienten zufolge - dem mageren Kranken eine Solvochin-Einspritzung in der M i t t e d e r B e u g e s e i t e
d e s O b e r s c h e n k e 1 s. Der Kranke verspürt sofort einen heftigen Schmerz. Später stellte sich heraus, daß bei der Einspritzung
der N. ischiadicus getroffen sein mußte; denn es trat eine ziemlich
ausgebreitete irreparable Lähmung im Bereiche der Nn.
war der Kranke jahrelang arbeitsunfähig. Die im gerichtlichen Verfahren gehörten Sachverständigen verneinten fahrlässiges Verhalten
des Arztes. Die Mitte der Beugeseite ' des Oberschenkels ist, zum.l
bei mageren Menschen, ein denkbar ungeeigneter Ort für die Vornehme einer intramuskulären Injektion. Einspritzungen in den Muskel
sollen stets nur im oberen äußerenQuadranten des Gesäßes vorge-
Nervus cutanus
antebradiii lateralis
Vena mediana cephalica-
Vena mediana basilica
nommen werden.
Fascia antebrad,ii
Vena enediana
antebrachii
Auch bei subkutanen Injektionen sollte mit der Möglichkeit
gerechnet werden, einen Nerven zu verletzen.
Im Anschluß an schwierige Appendektomie bei sehr beleibtem
Kranken tritt ein schwerer Kollaps auf, der zu raschestem Eingreifen
zwingt. Der Assistenzarzt spritzt sofort Lobelin in den rechten Unterarm (Streckseite). Als der Kranke erwacht, zeigt sich eine r e c h t s -
seitige Lähmung des N. radjahs (die sich übrigens unter
sachgemäßer Behandlung schließlich wieder völlig zurückbildel). Selbst
Abb. 1.
wenn der Nachweis hätte erbracht werden können, daß bei der Einspritzung der Nerv verletzt worden wäre, träfe den Arzt kein Verschulden. In der gebotenen Eile mußte
der Arzt die - wahrscheinlich lebens-
rettende - Einspritzung auch unter
Außerachtlassung der sonst geltenden
Vorsichtsmaßnahmen vornehmen,
Nun zu den Nervenschäden nach
intravenösen Injektionen. In verhaltnismäßig kurzem Zeitraum sah
ich vier derartige Patienten:
1. 32jährige Frau, die wegen Urticaria 3 Kalziumspritzen erhielt. Bei
der letzten Injektion war der Arm
später
stellte sich Gefühllosigkeit im linken
Abb. 2, 3, 4, 5. Sensibilitätsausfälle im Bereiche der Nn. cutan ei antebrachii lat. et med.
Arm ein. Später traten Schmerzen
hinzu, die sich bei Anstrengungen,
in die V. mediana basilica zu erfolgen. Die beigefügte Skizze z. B. Radfahren, steigerten. Neurologische Diagnose: Schädigung des
(3) macht die anatomischen Beziehungen zwischen Venen und N. cutaneus antebrachil lateralis.
33jährige Frau, die wegen vegetativ-nervöser Beschwerden eine
Nerven sehr anschaulich. Die in dem Atlas von L a n z und
W a c h s mut h dargestellte Schwankungsbreite der Ausbildung Kalziumspritze erhält und danach eine sie störende Sensibilitätsder oberflächlichen Venen in der Ellenbeuge zeigt andererseits, Störung in der linken Ellenbeuge zurückbehielt. Neurologische Dia
däß der Arzt Schwierigkeiten haben kann, den richtigen Ort gnose: Schädigung des N. cutaneus antebrachii medihlis.
4øjähriger Krankenpfleger bekommt nach Tetanusinjektion Sefür seine Injektion zu finden. Zudem weiß jeder erfahrene rumkrankheit,
die mit einer Kalziumspritze bekämpft wird. UnmittelArzt, daß es bei sehr fetten Menschen oder in Eilfällen un- bar danach verspürt Patient Gefühllosigkeit und Schmerzen. Da die
möglich ist, sich anatomisch zutreffend zu orientieren.
Störung ihn in seiner Berufstätigkeit stark behindert, kommt er
sofort geschwollen. 2 Tage
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Nr.12, 23. März 1951
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H ill e r: Versuche einer neuen Behandlungsweise der chronischen Polyarthritis usw.
Dtsch. med. Wschr., 76. Jg.
einige Monate später zu mir. Neurologische Diagnose: Schädigung des
cutaneus antebrachii medialis.
4. 2ljähriger Kaufmann, bei dem zu diagnostischen Zwecken eine
intravenäse Uroselektaninjektion vorgenommen wird. Patient gibt
sofort nach dem Einstich heftige Schmerzen an Trotzdem wird die
Injektion ausgeführt. Noch vier Tage später, als ich den Patienten
zum ersten Male sehe, besteht eine deutliche Schwelluñg. Neurologische Diagnose: Schädigung des antebrachii medialis.
Diese durch paravenöse Injektionen gesetzten Nervenschäden sind nach meiner Erfahrung bleibend, keiner Behandlung
zugänglich. Keiner meiner Patienten trug sich mit dem Gedanken, den Arzt haftpflichtig zu machen. Die Mitteilungen von
K ö s t li n und P e r r e t zeigen, daß bei den großen Versicherungsgesellschaften Haftpflichtprozesse an der Tagesordnung
sind. Aber unabhängig von etwaigen rechtlichen Folgen einer
fehlerhaften Handlung ist jeder Arzt bestrebt, seinen Patienten zu nützen, nicht zu schaden. Jeder Arzt bedenke also, daß
sowohl inti-avenöse wie intramuskuläre, so-
gar subkutane Injektionen zu Nervenschäden führen können.
Berlin 1935, angefertigt. - (4) Arch. Orthop. u. Unfallkunde 38 (1937):
207. - (5) Dtsch. med. Wschr. 74 (1949): 676.
(Anschr. d. Verf.: Frankfurt a. M., Untermainkai 30)
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Schrifttum
(I) Fschr. Neur. 7 (l35). - (2) Dtsch. med. Wschr. 1932: 1321. (3) Nach Praktische Anatomie" von Lanz-Wachsmuth, 1/3 Arm",
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