Forum Neues Bauen Energy Facility Sustainability Entgeltliche Einschaltung Haus der Zukunft PLUS Vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger Weitere Informationen 80 % der Treibhausgase werden in Städten produziert, obwohl diese nur 2 % der Fläche einnehmen. Heute leben schon mehr Menschen in Städten als auf dem Land und dieser Trend setzt sich in allen Kontinenten fort. Neben dem Verkehr und der Industrie gehören die Gebäude zu den größten Energieverbrauchern und CO2-Emittenten Europas und tragen somit wesentlich zum Klimawandel bei. Mit Forschung ist ein wichtiger Beitrag zur Entwicklung nachhaltiger und energieeffizienter Gebäude und Städte zu leisten. So wird im Forschungs- und Technologieprogramm „Haus der Zukunft Plus“ des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) die Idee verfolgt, das Gebäude vom Energieverbraucher zum Energieerzeuger überzuführen und somit die Entwicklung des Plus-Energie-Hauses voranzutreiben. Ebenso steht die Entwicklung energieeffizienter Siedlungen und Gebäudeverbände als auch die Sanierung von bestehenden Gebäuden im Fokus. Seit dem Start des Programms „Haus der Zukunft“ konnten über 400 Forschungsprojekte mit rund 63 Mio. Euro seitens des bmvit unterstützt werden. Mehr als 50 verschiedene Demonstrationsgebäude, die richtungsweisend für neue Gebäudekonzepte sind, konnten innerhalb des Programms realisiert werden. Im Rahmen weiterer Forschungsprojekten werden Siedlungsaspekte näher untersucht und unterschiedlichste Demonstrationsvorhaben realisiert. Eines davon ist das Projekt „aspern – Die Seestadt Wiens“. Das größte Stadtentwicklungsprojekt Europas widmet sich den Siedlungsthemen wie Freiraum und Mikroklima, gebäudeübergreifende Energieversorgung, aber auch Leuchtturmprojekten im Bereich Wohnen, Gewerbe und Mobilität. Das erste Hochbauprojekt in diesem Stadtteil ist das Technologiezentrum „aspern IQ“, anhand dessen gezeigt wird, dass der Energiebedarf für die Heizung, Kühlung und Belüftung des Gebäudes über das Jahr ge- www.HAUSderZUKUNFT.at © DarkoTodorovic Der Baustoff Holz bietet hohes Vorfertigungspotenzial. wettbewerbe 308 22 sehen aus Energie-Eigenproduktion gedeckt werden kann und somit ein vorbildhaftes Plus-Energie-Gebäude darstellt. Fragestellungen zu energieeffizienten Gebäuden und intelligenter Stadtplanung werden auch in Zukunft ein wichtiges Thema sein. Die FTI-Politik wird maßgeblich zu diesen Herausforderungen beitragen. Holz-Systembauweise gegen Abhängigkeit Das rasche Urbanisierungswachstum der nächsten Jahre bedingt einen deutlich erhöhten Platzbedarf in den Städten. Überwiegend werden Bauten in konventioneller Stahlbeton-Bauweise errichtet. Die zunehmende Ressourcenknappheit sowie steigende Rohstoffpreise lassen den Baustoff Holz immer interessanter werden. (Hoch-)Häuser bieten aber auch ungenutzte Potenziale zur Energieerzeugung und -speicherung. Bauwerke werden in der Regel als individuelle Prototypen erstellt, was hohe Baukosten sowie lange Planungs- und Errichtungszeiten bedingt. Systembauweisen hingegen geben Kostensicherheit und führen zu signifikanten Qualitäts- und Wirtschaftlichkeitsoptimierungen. All diese Überlegungen waren der Motivator, ein Produkt am Bausektor zu schaffen, mit dem die Abhängigkeit von konventionellen Baustoffen und Energieträgern reduziert werden kann. Acht oder mehr Geschoße aus Holz – im Projekt achtplus wurde im Rahmen des Programms Haus der Zukunft erforscht, ob und wie diese Vision zur Realität werden kann. achtplus behandelt dieses komplexe Thema im Rahmen einer erweiterten Machbarkeitsstudie. Das vorliegende Forschungskonzept stützt sich im Wesentlichen auf vier Säulen: • Entwicklung und Untersuchung eines städtisch geeigneten Hochhaustypus – acht oder mehr Geschoße – in Holzverbundbauweise mit Büronutzung. • Grundsätzliche Untersuchung der Machbarkeit in Bezug auf Tragwerk, Vorfertigung und Montage sowie Klärung des Brand- und Personenschutzes. • Erstellen einer systematischen Stärken-SchwächenAnalyse samt Kostenermittlung zur Evaluierung der Konstruktion inklusive einer Risikoanalyse des Projektes samt Versicherungsmodell. • Marktorientierte Positionierung der Typologie in Bezug auf die ökonomische und ökologische Relevanz im städtischen Kontext im Sinne nachhaltiger Entwicklung. Ergebnisse Es wurden 20 Regelgeschoße in Holzbauweise untersucht und auch rechnerisch nachgewiesen. Berechnung nach Euro-Code. Die wesentlichen ökonomischen Faktoren für die Umsetzung des Projektes liegen im Rohbau. Vier unterschiedliche Konstruktionsweisen wurden für die tragende Holzstruktur untersucht und miteinander Forum Neues Bauen © Norman A. Müller Energy Facility Sustainability Der LifeCycle Tower in Dornbirn (Architekt Hermann Kaufmann) ist das erste Projekt im Holzfertigteil-Baukastensystem. LifeCycle Tower – Energieeffizientes Holzhochhaus in Systembauweise Aufbauend auf den Ergebnissen dieser Forschungsarbeiten wurde ein Holzfertigteil-Baukastensystem zur Errichtung energieeffizienter Bürohochhäuser mit bis zu 20 Geschoßen entwickelt, das sowohl nachhaltig ist, als auch Kostensicherheit während des gesamten Lebenszyklus bietet. Über den gesamten Projektverlauf kam ein integraler Planungsprozess zur Anwendung, was bedeutet, dass Vertreter sämtlicher Disziplinen (Architektur, Statik, Facility Management, Gebäudetechnik etc.) die wesentlichen Aufgaben gemeinsam und ganzheitlich bearbeitet haben. Ein weiteres zentrales Element der Methodik war die Durchführung von theoretischen Simulationen, die mit realen Versuchen (z.B. Brandversuch) überprüft und bestätigt wurden. Die erste Realisierung ist der im Rahmen des Forschungs- und Technologieprogramms „Haus der Zukunft“ entwickelte und vor wenigen Monaten eröffnete LifeCycle Tower (LCT). Es handelt sich hierbei um eine neue Holz-Hybrid- Systembauweise für energieeffiziente Hochhäuser, die sich durch Ressourceneffizienz, hohe Energieeffizienz sowie industrielle Bauprozessabwicklung und Serienfertigung auszeichnet. Solche Konzepte spielen eine wesentliche Rolle bei Stadtplanungen und weisen ein großes Exportpotenzial auf. Der LCT ist ein Holzfertigteil-Baukastensystem zur Errichtung energieeffizienter Bürohochhäuser, das die Anforderungen an Brandschutz, Akustik und Tragfähigkeit erfüllt. Durch die Systembauweise mit vorgefertigten Elementen kann ein LCT in kürzester Zeit mit bis zu 30 Stockwerken und 100 m Höhe errichtet werden. Die Oberflächenarchitektur des Gebäudes ist dabei individuell gestaltbar. Der LifeCycle Tower von Cree ist nachhaltig und bietet Kostensicherheit während des gesamten Lebenszyklus. Die Cree GmbH mit ihrem Projekt LCT war eine der Nominierten zum Staatspreis Innovation 2012 (Auslober: Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend). 23 wettbewerbe 308 verglichen. Alle Konstruktionsarten wurden statisch vorbemessen und für tauglich befunden. Alle Holzkonstruktionen wurden kalkuliert und monetär bewertet. Für Kern-Typus wurde eine Vergleichskalkulation in Massivbauweise erstellt und dem Holzbau gegenübergestellt. Resultat: Der Holzbau liegt in den Errichtungskosten um 12 % höher als der Massivbau. Für den Brandschutz wurde die Anforderung für Hochhäuser (ONR 22000) als Basis herangezogen. Ausnahme: Verwendung von brennbaren anstatt nicht brennbaren Baustoffen. Brandschutz und Evakuierung wurden nachgewiesen. Alle Risiken für Personen in einem solchen Gebäude können minimal gehalten werden, zudem werden alle Sicherheiten bewusst erhöht. Das Bürogebäude ist im Passivhausstandard möglich, sowohl in Bezug auf die Heizlast als auch auf die Kühllast. Voraussetzung dafür sind beste Verglasung, Verschattung der Sonnenseiten, Erhöhung der Masse im Deckenaufbau sowie eine natürliche Belüftung.