Lösungsskizze zu Aufgabenblatt 1 (Fehler und Irrtümer vorbehalten) AUFGABE 1. Siehe Varian, Grundzüge der Mikroökonomik, Seite 3-5. AUFGABE 2. 1. Der Gleichgewichtspreis sei p*. Zwei Fälle sind zu unterscheiden: (1) Der Höchstpreis pH ist höher als der Gleichgewichtspreis: pH = p2 > p*. In diesem Fall ist der Höchstpreis nicht bindend und hat keine Auswirkungen im Gleichgewicht. (2) Der Höchstpreis liegt unterhalb des Gleichgewichtspreises: pH = p1 < p*. Zu diesem Preis fragen die Konsumenten eine Menge q1+ nach. Die Anbieter bieten jedoch nur eine Menge q1 an. Kann die Regierung den Höchstpreis effektiv durchsetzen, so wird nur die Menge q1 gehandelt. Man spricht in diesem Fall von einer Überschussnachfrage. Siehe die nachfolgende Abbildung. p Angebot (S) p2 p* p1 q1 q* q1+ Nachfrage (D) q Typischerweise bildet sich in solchen Situationen ein Schwarzmarkt, da es Konsumenten gibt, die bereit sind, einen höheren Preis als p1 zu zahlen, und da es Anbieter gibt, die zu Preisen über p1 bereit sind, das Gut zu verkaufen. Die Regierung muss den Handel "überwachen", um dies zu verhindern. Gelingt dies, so stellt sich immer noch die Frage, welche Konsumenten das Gut bekommen. In der Realität kommt es dann oft zu Warteschlangen vor den Geschäften. Dadurch wird das Gut effektiv teurer ( die Nachfragekurve verschiebt sich nach unten!), da der Konsument Zeit aufwenden muss, die er ansonsten anders verwenden könnte. 2. Auch bei Einführung von Mindestpreisen sind zwei Fälle zu unterscheiden: (1) Der staatlich festgelegte Mindestpreis pM ist kleiner als der Gleichgewichtspreis ( pM = p1 < p* ) und damit nicht bindend. (2) Der Mindestpreis übersteigt den Gleichgewichtspreis: pM = p2 > p*. In diesem Fall entsteht auf dem Markt ein Überschussangebot in Höhe von q2+ - q2. Um Absinken der Preise zu verhindern, kauft die Regierung die überschüssige Menge zum Mindestpreis auf. Der Zweck dieser Maßnahme besteht darin, das Einkommen der Produzenten ( in unserem Beispiel das der Landwirte) zu erhöhen. Die direkten Kosten dieser Politik in Höhe von p2⋅[ q2+ - q2] werden dabei von den Steuerzahlern getragen. Durch den im Vergleich zum Marktgleichgewicht höheren Preis werden auch die Konsumenten zur Kasse gebeten. p Angebot (S) p2 p* p1 q2 q* q2+ Nachfrage (D) q AUFGABE 3. 1. Die Einführung neuer Konkurrenzprodukte führt zur Verringerung der Nachfrage nach VW-Golfs. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach links unten. 2. Die Einschränkung der Importe führt zu höheren Preisen für japanische Autos, was den Kauf dieser Modelle weniger attraktiv macht. Damit steigt die Nachfrage nach VW-Golfs – die Nachfragekurve verschiebt sich nach rechts oben. 3. Da der Autokauf effektiv teurer wird - weil die Autokauf-Kredite sich verteuern, bzw. die alternativen Anlagemöglichkeiten sich verbessern, - verschiebt sich die Nachfragekurve nach links unten. (Vermögenseffekt der Zinsänderung lassen wir dabei außer Betracht.) 4. Die Position der Nachfragekurve bleibt unverändert. Die (zeitlich begrenzte) Preisreduzierung bedeutet lediglich die Bewegung entlang der Nachfragekurve. 5. Die Position der Nachfragekurve bleibt unverändert. Die höheren Produktionskosten führen zu Verschiebung der Angebotskurve und wohl zu höheren Preisen. Eine Preisänderung bedeutet allerdings nur eine Bewegung entlang der Nachfragekurve. (Ein Einkommensumverteilungseffekt kann sich u.U. aber auch positiv auf die Nachfrage nach VW-Golfs auswirken.) 6. Die VW-Golfs werden in den Augen der Nachfrager aufgewertet, was zur Verschiebung der Nachfragekurve nach rechts oben führt. 7. Die Nachfrage wird negativ beeinflusst – die Nachfragekurve verschiebt sich nach links unten. 8. Autofahren an sich wird weniger attraktiv. Die Nachfrage nach Autos ( u.a. auch VW) sinkt. Die Nachfragekurve verschiebt sich nach links unten. AUFGABE 4. 1. A0 und N bezeichnen die Angebots- und Nachfragekurven vor der Steuererhöhung. Der Gleichgewichtspreis war p0*. Die auf dem Markt gehandelte Menge - q0*. Die Steuern bedeuten für die Produzenten, dass sie einen Teil von dem auf dem Markt erzielten Preis an den Fiskus abführen müssen. Der „effektive Preis“ aus der Sicht der Produzenten ist also gleich p – t , wobei p den Marktpreis und t den (Mengen)Steuersatz bezeichnen. Die Steuererhöhung führt also zur Verschiebung der Angebotskurve nach links oben ( von A0 zu A1). Die Höhe des neuen Gleichgewichtspeises und die Gleichgewichtsmenge hängen dabei von der Lage der Nachfragekurve ab. Ist sie wie in der Abbildung 4.2 senkrecht, bleibt die auf dem Markt gehandelte Zigarettenmenge unverändert und der neue Gleichgewichtspreis ist p2* = p0* + t. Diesen ungewöhnlichen Verlauf der Nachfragekurve vermutet man insbesondere bei den Gütern, die wenige bzw. keine Substitute haben und (wie Tabak ) süchtig machen. Generell ist die Nachfragekurve nicht senkrecht ( vgl. Abbildung 4.1), so dass die Anbieter bei Preiserhöhungen mit dem Rückgang ihrer Umsätze rechnen müssen. In diesem Fall können sie die Steuern nicht mehr durch eine entsprechende Preiserhöhung auf die Konsumenten vollständig überwälzen. Der Gleichgewichtspreis ist nun p1* < p0* + t. Die Gleichgewichtsmenge sinkt auf q1* < q0*. 2.-3. Die Steuereinnahmen des Staates können grafisch als Summe der gestrichelten ( Anteil der Konsumenten) und der gepunkteten ( Anteil der Produzenten) Fläche dargestellt werden (vgl. Abbildungen unten). Grundsätzlich gilt: je steiler ist der Verlauf der Nachfragekurve, desto größer ist der Anteil der Konsumenten an den Steuererträgen. Da die Steuereinnahmen des Staates von den Verkaufszahlen abhängen, sind Güter mit einem fast senkrechten Verlauf der Nachfragekurve ( wie Alkohol und Tabak) für den Fiskus besonders attraktiv. Denn auch der Rückgang der Umsätze ist umso geringer, je steiler die Nachfragekurve verläuft. p A N p 1 A p* A N 0 p* 1 1 A 0 t 2 t p* p* 0 0 q* q* 1 Abbildung 4.1 0 q q q* 0 Abbildung 4.2 AUFGABE 5. 1. A0 und N bezeichnen die Angebots- und Nachfragekurven vor dem Importverbot. Der Gleichgewichtspreis war p0*. Die auf dem Markt gehandelte Menge q0*. Die Menge aller gefangenen Papageien entsprach der der gehandelten, denn beim Transport starb vor dem Importverbot kein einziger Vogel. Wenn das Importverbot dazu führt, dass die Hälfte gefangener Papageien beim Transport stirbt, während kein einziger Schmuggler dabei gefasst wird, halbiert sich die bei einem gegebenem Preis angebotene Menge. Die Angebotskurve verschiebt sich von A0 zu A1. Der neue Gleichgewichtspreis ist p1* > p0*. Die auf dem (End)Markt gehandelte Menge von Papageien sinkt auf q1*. Damit diese Menge von Papageien verkauft werden kann, müssen 2q1* Vögel gefangen werden. Ist 2q1* > q0*, sinkt der Bestand an freilebenden Papageien weiter ( siehe Abbildung 5.1). Beachten Sie, dass diese Aussage von der Lage der Nachfrage- und Angebotskurven abhängt. 2. Werden Schmuggler mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ( z.B. π) gefasst und zu Geldstrafen (z.B. in Höhe von S) verurteilt, müssen sie mit einer erwarteten Strafe t = πS rechnen. Sie wirkt sich wie eine Art Steuer aus ( vgl. Aufgabe 4) und führt zu einer Preiserhöhung auf dem Papageienmarkt (p2* > p1*) und ( bei nicht senkrechter Nachfragekurve!) zur Reduktion der Verkaufszahlen ( q2* < q1* ). Die letztere hat zur Folge, dass weniger Papageien gefangen werden. Der Bestand an freilebenden Papageien wird positiv beeinflusst. Je höher also die Geldstrafen ( S) sind, und je größer die Wahrscheinlichkeit gefasst zu werden ( π) ist, desto besser wird der Bestand an freilebenden Papageien geschützt. Werden die Papageien gefasster Schmuggler legal versteigert, sinkt die Nachfrage nach Papageien auf dem Schwarzmarkt ( N verschiebt sich nach links unten), was zu weiterer Verringerung der Anzahl illegal verkaufter Vögel führt. Die gleiche Wirkung würde die Gründung von Papageienfarmen mit dem anschließendem legalen Verkauf gezüchteter Vögeln haben. A p 1 N A 0 p p* A‘ 1 A t p* A‘ 0 A p* p* 0 t 1 0 1 2 p* 1 N 0 (1/2)q* 0 q* q* 1 Abbildung 5.1 0 2q* 1 q q q* 2 q* 2q* 2q* 0 2 1 Abbildung 5.2 3. Kann man auch auf dem Markt für Heroin durch Einführung drastischer Strafen den Drogenverbrauch senken? Hier muss man zwischen zwei verschiedenen Märkte unterscheiden: dem Markt für die bereits Drogenabhängige und den Markt für die „Neueinsteiger“. Die Situation auf dem ersten Markt ist der in der Abbildung 4.2 dargestellten ähnlich. Die Nachfragekurve ist (fast) senkrecht und von dem Preis praktisch unabhängig. Die hohen Strafen für Heroin-Schmuggler werden hier nur zu höheren Preisen führen. Letztendlich werden nur die Drogenabhängigen „bestrafft“ und ggf. (durch die immer höher werdende Preise) zu Straftaten (Diebstahl, Raub etc.) getrieben. Die Schaffung legaler KonsumMöglichkeit kann hier u.U. sinnvoll sein. Auf dem Markt für die „Neueinsteiger“ ist die Nachfrage jedoch preissensitiv. ( Der „Preis“ beinhaltet hier auch die nichtmonetären Kosten der Suche nach Drogendealern und Ähnliches.). Höhere Strafen führen zur Verschiebung der Angebotskurve nach links oben, treiben die Preise hoch und führen dadurch zu einer Verringerung der im Gleichgewicht gehandelten Heroin-Menge ( vgl. Abbildungen 4.1 und 5.2). Den gleichgerichteten Effekt haben auch die Aufklärungskampagnen. Sie beeinflussen jedoch die andere „Marktseite“ und führen zur Verschiebung der Nachfragekurve nach links unten.