54 ▼ WIRTSCHAFT Mallorca Magazin 51/2011 Wen rettet die EZB eigentlich? Dienen Hilfsprogramme tatsächlich nur großen Banken? D Protest in Manacor. Die Geschäftsleute der zweitgrößten Stadt Mallorcas haben am vergangenen Donnerstag für einige Minuten die Lichter ihrer Läden ausgemacht, um gegen das weihnachtliche Sparprogramm der Verwaltung zu protestieren. Als sarkastische Geste nahmen einige Kerzen in die Hand. Wie berichtet, gibt es in diesem Jahr so gut wie keine Festbeleuchtung in der Stadt. Preisnachlass bis zu 70 Prozent El Corte Inglés eröffnet Outlet-Store im Festival Park D ie Warenhauskette El Corte Inglés hat im Freizeitkomplex Festival Park bei Marratxí ihren ersten Outlet-Store auf Mallorca eröffnet. Das Unternehmen expandiert in diesem Segment besonders stark. Allein in diesem Jahr wurden in Spanien und Portugal 13 Outlets eröffnet, insgesamt sind es 54. In Marratxí sind 300.000 Markenartikel aus vorangegangenen Kollektionen im Ange- Mit dem Outlet-Shop im Festival Park sind 20 neue Arbeitsplätze entstanden. Foto: M.A. Cañellas bot. Geworben wird mit Preisnachlässen von bis zu 70 Prozent. Neben Kleidung umfasst das Sortiment auch Haushalts- und Sportartikel. Der Outlet-Shop ist ein weiterer Baustein in der Expansionspolitik von El Corte Inglés auf Mallorca. In diesem Jahr wurden ein Supermarkt („Supercor”) in Son Moix, ein Lebensmittelgeschäft im Yachthafen Club de Mar und eine Reihe von Geschäften im Terminal C des Flughafens eröffnet. Mallorca-Öl: Industrie-Verband Geschäft läuft wie gründet „Brutstätte” geschmiert für Unternehmen O livenöl mit der Herkunftsbezeichnung „DO Oli de Mallorca” findet immer mehr Liebhaber. Wie der Präsident des DO-Kontrollrats, Josep Oliver, bekannt gab, kann der Absatz im zu Ende gehenden Jahr um 6,2 Prozent auf 120.000 Liter gesteigert werden. Und auch die noch laufende Ernte verspricht besser zu werden als zunächst befürchtet. Laut Oliver wird sie um zehn bis 15 Prozent besser ausfallen als die des Vorjahres, als rund 2000 Tonnen geerntet wurden. Oliver, der als Präsident des Kontrollrates bestätigt wurde, sieht seine Aufgabe darin, den Markt zu konsolidieren. Für viele Mallorquiner sei das Mallorca-Öl noch immer eine Unbekannte. D ie Vereinigung der industriellen Unternehmen auf Mallorca, Asima, wird eine „industrielle Brutstätte” einrichten, eine Art Technologiepark. Das gab Präsident Miquel Bordoy bei der jährlichen Gala seiner Organisation bekannt. Der „Vivero industrial” soll 14.000 Quadratmeter umfassen und Existenzgründern den Einstieg ins Business erleichtern. Dazu ist auch ein Abkommen mit La Caixa getroffen worden, damit die Unternehmensgründer leicht an Mikrokredite kommen. Miquel Bordoy zu den Beweggründen: „Wir Unternehmer sind die Einzigen, die innovative Lösungen anbieten und die Wirtschaft ankurbeln können.” ie europäische Zentralbank EZB sorgte diese Woche erneut für einen Paukenschlag an den Märkten. Die EZB flutet den Markt regelrecht mit frischem Geld. Die Banken nutzen diese Hilfen in einem größer als erwarteten Umfang auch aus. 523 europäische Banken haben sich bei der EZB mit 489 Milliarden Euro eingedeckt. Die Banken nutzen dabei eine erstmals aufgelegte Kreditlinie der Zentralbank mit drei Jahren Laufzeit, um sich zu refinanzieren. Bislang mussten diese Kredite nach 13 Monaten zurückgezahlt werden. Für die Kredite wird nur ein Zins in Höhe des jeweiligen Leitzinses fällig. Dieser beträgt derzeit 1,0 Prozent. Was soll diese Aktion bewirken? Banken nutzen das Angebot stärker als erwartet Die Nachrichtenagentur Reuters schreibt dazu, dass die Nachfrage nach dem Kreditangebot der EZB deutlich höher war, als Experten aus Finanzkreisen erwartet hatten. Diese gingen im Schnitt nur von einer Nachfrage in Höhe von 310 Milliarden Euro aus. Mit 489 Milliarden Euro wurde diese Summe deutlich überschritten. Auf die Banken rollt im kommenden Jahr eine Refinanzierungswelle zu, da 725 Milliarden Euro an Schulden auslaufen und zurückgezahlt oder verlängert werden müssen. Die EZB befürchtet, dass die Banken vor diesem Hintergrund ihre Darlehensvergabe an Firmen einschränken und damit eine wirtschaftlich fatale Kreditklemme in der Euro-Zone auslösen könnten. Dieser langlaufende Kredit soll den Banken Planungssicherheit bieten und bei der Abwendung dieser Gefahr helfen. Italien im Fokus Die Finanzinstitute Ita- liens haben sich bereits seit einigen Monaten auf die günstige Refinanzierung über die EZB fokussieren müssen, da sie wegen der sich ständig ausweitenden Vertrauens- und Schuldenkrise am Interbankenmarkt kaum noch an frisches Geld kommen. Günstige Zinssätze sind für Italien dabei „am freien Markt“ ohnehin nicht mehr zu erzielen. Zuletzt hatte der italienische Branchenprimus Unicredit einen weiteren Nackenschlag hinnehmen müs- sen: Die Rating-Agentur Fitch verpasste dem Geldinstitut eine schlechtere Bonitätsnote. Die jetzige Finanzspritze entspannt damit vor allem auch die Situation italienischer Banken. In Spanien sieht die Situation ähnlich aus. Auch die dortigen Banken freuen sich über diese Hilfsmaßnahmen. Diese Art von Hilfe ist nicht neu Erinnern Sie sich an 2008? Auch damals, nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers, hatte die EZB bereits mit drei Jahrestendern eine eskalierende Krise des Bankensys- tems verhindert. Beim allerersten dieser Tender hatten sich damals sogar rund 1000 Institute die gigantische Summe von fast einer halben Billion Euro bei der Notenbank gesichert. EZB schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe Ganz uneigennützig ist diese riesige Liquiditätsspritze nicht. Durch die Schwierigkeiten vieler Staaten bei der Refinanzierung ihrer Staatsverschuldungen – allen voran die PIIGS-Staaten musste die EZB bereits große Mengen von derzeit über 200 Milliarden Euro an Staatsanleihen selbst aufkaufen, um die jeweiligen Anleihenmärkte zu stabilisieren und die dortigen Renditen zu drücken. Die EZB weiß, dass sie nicht weiter in diesem Umfang Staatsanleihen aufkaufen kann. Der Markt muss wieder selbständig funktionieren. Fazit Die jetzige Finanzspritze für die Banken soll auch dazu dienen, die Banken zum Aufkauf von Staatsanleihen zu animieren. Sich Geld zu 1 % aufzunehmen, um es dann zu 5 % bis 7 % in beispielsweise spanische oder italienische Anleihen zu investieren ist die Idee hinter diesem erwünschten Mechanismus. Die Risiken werden auf mehrere Schultern verteilt. Ob die Banken dieser Idee der EZB tatsächlich folgen werden, darf bezweifelt werden. Viel mehr werden die Banken diese Kreditlinien dazu nutzen, um ihre eigene Bilanzstruktur zu verbessern. Zum Autor: Thomas Grüner ist Geschäftsführer der Vermögensverwaltung Grüner Fisher Investments. Sein Partner Ken Fisher, seit 25 Jahren „Forbes“-Kolumnist, zählt zu den 400 reichsten US-Amerikanern. Fisher Investments verwaltet momentan mehr als 45 Milliarden US-Dollar für zirka 24.000 Kunden. Grüner Fisher bietet auch persönliche Termine an. Kontakt: +49 (0)6374 9911-0, E-Mail: [email protected] Internet: www.gruener-fisher.de