MARKETING Kundenbindung erhöhen, Image verbessern Auf dem Weg vom Krankenhaus zum Gesundheitsdienstleister reiche Möglichkeiten, wichtige Krankenhausbereiche positiv zu beeinflussen und Einstellungen zu verändern. Die Idee, die Gesundheitskompetenz des Krankenhauses für präventive und rehabilitative Dienstleistungen zu nutzen, ist die logische Konsequenz der Gesundheitsdefinition der WHO, die Gesundheit als Zustand körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens definiert. Demnach ist allein die medizinische Behandlung einer gesundheitlichen Störung, die der stationären ärztlichen Hilfe bedarf, eindeutig zu wenig für ein zeitgemäßes Krankenhausangebot. Sind Produkte in Preis und Leistung nahezu gleich, werden Service und Image entscheidende Argumente für, bzw. gegen den Erfolg/ Kauf des Produktes. Bezogen auf das Krankenhaus heißt das: Die Entwicklung eines eigenständigen Services, Dienstleistungsangebotes und Images, das dazu beiträgt, das Krankenhaus deutlich vom Mitbewerber abzugrenzen, gewinnt existenzielle Bedeutung. Im Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach wurde daher das Projekt P. U. R. ins Leben gerufen. * qualifizierte Angebote vorhanden war, hatten die Krankenversicherungen in den Vorjahren bewiesen. Die offene Frage war: Sind die potenziellen Kunden/ Patienten bereit, für ein qualitativ hochwertiges Angebot einen adäquaten Preis zu bezahlen? Denn für alle Projektbeteiligten stand von Anfang an fest: Die Zusatzleistung „Gesundheitsangebote“ muss mittelfristig einen positiven Deckungsbeitrag bieten. Inwieweit es sinnvoll sein kann, unter Bewertung des Nutzens der dargelegten Marketingeffekte davon abzuweichen, sollte unter dem Aspekt einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit beleuchtet werden. edingt durch Reformen, Strukturänderungen, Deckelungen und Budgetierungen sind Krankenhäuser in den zurückliegenDas Präventions- und Rehabilitationsden Jahren mehr und mehr zu konzept (P.U.R.) sah zunächst folDas Angebot Markt- und damit zu Wettbewerbsgende Bereiche vor: unternehmen geworden. Längst sind Der geeignete Zeitpunkt für eigene • Gesundheitsinformation und -aufAttribute wie Auslastung, Service, Aktivitäten des Evangelischen Kranklärung, Qualitätsmanagement, Ausstattung kenhauses Bergisch Gladbach war ge• Ernährung, und Freundlichkeit des Personals von kommen, als die gesetzlichen Kran• Sport, Bewegung, Gesundheitsebenso großer Bedeutung für den kenversicherungen ihr Engagement sport, Erfolg wie die originären mediziniin Sachen Prävention • Entspanschen Leistungen. Während der in Folge der Gesundnung, KörKunde davon ausgeht, dass die mediheitsstrukturreform perwahrzinischen Leistungen, das Können zum nehmung, und Wissen des Personals sowie die 1. Januar 1997 weit• Pflege/ apparative Ausstattung modernsten gehend einstellten. Pflegende Ansprüchen genügen, werden die Dass der Bedarf für Angehörige. Serviceleistungen zum entSpäter kascheidenden Faktor bei der men die BeWahl eines Krankenhauses. reiche Dem Krankenhaus bieten sich • Elternvielfältige Möglichkeiten, um Harald Januschewski, schule, die Kundenbindung zu erhöhen Geschäftsführer des • Nichtrauund das Image entscheidend zu Evangelischen Krankenhauses chertraiverbessern. Als eine erfolgreiBergisch Gladbach ning, che Strategie hat sich in den • Selbsthilfe und vergangenen zwei Jahren das • Rehabilitationssport P.U.R.- (Präventions- und Rehinzu. habilitations-) Konzept des Lothar Jux, Evangelischen Krankenhauses Das P.U.R.-Programm enthält folgenHEALTH CONSULTING, Bergisch Gladbach bewährt. Bergisch Gladbach, de Angebotsformen, die unterschiedDie Projektinhalte, seine StrukEntwicklung und Steuerung des lichen Zielgruppen gerecht werden P. U. R.-Projektes tur und Dynamik bieten zahlsollen: #& krankenhaus umschau 7/2000 Alle Angebote finden im und im direkten Umfeld des Krankenhauses statt. Für die o. g. Teilziele ist das besonders wichtig. Denn nur ein Angebot, das im Krankenhaus Abbildung 1. stattfindet, wird auch als Krankenhausangebot wahrgenommen norare) je Kurs gedeckt werden (hier und kommuniziert. Angebote, die in können aber Einzelfallentscheidungen Räumen von Kooperationspartnern sinnvoll sein). oder in angemieteten Räumen durch• Die Aufmachung: das Programmlaygeführt werden, erfüllen dieses Kriout sollte von Beginn an professioterium nicht und machen es schwer, nellen Ansprüchen gerecht werden das Angebot als Leistung des Kranund ein Beleg für die zu erwartende kenhauses zu vermitteln. Qualität sein. Die Kriterien haben sich als wichtig Qualitätskriterien und richtig erwiesen und sind heute Als Qualitätskriterien wurden folnoch Grundlage aller Planungen. gende Punkte festgelegt: • Die Programmdurchführung wird Erwartungen erfüllt ausschließlich professionell ausgebilAm Ende des zweiten Projektjahres dete Kräften übertragen. zeigte sich, dass alle Projekterwar• Die Einbindung interner Kräfte ist tungen voll erfüllt und z. T. deutlich wünschenswert; das Prinzip: so viele übertroffen wurden. Unerwartete, interne Kräfte wie möglich, so viele positive Nebeneffekte sind eingetreexterne Kräfte wie nötig sollte Beten und haben zu Bewegung und Dyrücksichtigung finden. namik in vielen Bereichen geführt: • Die Teilnehmerzahlen des P.U.R.Angebotes steigen seit zwei Jahren kontinuierlich an. Ein Ende dieser Entwicklung ist durch die begrenzten Raumkapazitäten zu erwarten. 1999 nahmen über 4000 Teilnehmer die Angebote wahr. Davon waren über 2069 zahlende Kurs- und Workshopteilnehmer (durchschnittlich kommt jeder zahlende Teilnehmer etwa acht Mal in das Krankenhaus; d.h. die Kursteilnehmer hatten rund 16 550 Kontakte mit dem Krankenhaus, hierzu ist die Zahl der Vortragsbesucher zu addieren). • Das P.U.R.-Programm des Evangelischen Krankenhauses Bergisch Gladbach hat sich in einer äußerst starken, regionalen Gesundheitsszene in kurzer Zeit etabliert. • Die direkten Kosten werden gedeckt: Der Honoraranteil beträgt heute 47 Prozent der Einnahmen. Eine weitere Reduzierung ist nur über die „Aufweichung“ der Punkte Gruppengröße und Referentenqualität denkbar. Beides ist nicht erwünscht. • Das Image des Krankenhauses in der Öffentlichkeit ist für jeden erkennbar gestiegen. Der Name des Krankenhauses steht für Engagement, Service und vielfältige Gesundheitsleistungen auf hohem Niveau. • Das Angebot ermöglichte dem Krankenhaus 1999 etwa 18 500 zusätzliche Kundenkontakte. Dabei kennt ein Großteil der Kunden das Haus nicht als Patient. Hier wird im Vorfeld eines möglichen Krankenhausaufenthaltes eine emotionale Bindung aufgebaut. • Das Krankenhaus ist fester Bestandteil der regionalen Berichterstattung. 198 Presseberichte und - Hier steht im Heft eine Anzeige krankenhaus umschau 7/2000 #& MARKETING • Die Gruppenstärken dürfen je nach Angebot 15 Personen nicht übersteigen. • Der Preis: die Angebote sollten von Anfang an Kosten deckend kalkuliert sein und ausschließlich dann stattfinden, wenn auch die variablen Kosten (Referentenho- M • kostenfreie Informations- und Vortragsveranstaltungen, • persönliche, gebührenpflichtige Beratungen (Individualberatung, Ernährung, Pflege) • Wochenendseminare und Workshops (kostenpflichtig), • mehrwöchige Kursangebote (kostenpflichtig), • Rehabilitationssportangebote über den Verein für Prävention und Rehabilitation am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach e.V. MARKETING notizen über das zeit eindeutig posiProgramm in der tiv. Die Resonanz Lokalpresse und der Teilnehmer, der den Wochenzeikritischen Öffenttungen (Januar lichkeit, der Mitar1998 bis Dezembeiter und Anber 1999) belegehöriger zahlreigen das. cher Gesundheits• Das Krankenberufe (Apotheker, haus ist ein geniedergelassene schätzter KoopeÄrzte) ist außerorrationspartner, dentlich positiv u. a. für Presse, (zur TeilnehmerLokalfunk und entwicklung siehe Kostenträger. Abb. 2). • Das ProgrammGesundheitsangeAbbildung 2: Teilnehmerentwicklung P.U.R.: Vortrags- und Kursangebote heft P.U.R. ist bote und -dienstleibei regionalen Unstungen am Krantienten und zur Steigerung des Kranternehmen als Werbemedium gekenhaus finden in der Bevölkerung kenhausimages beiträgt. Außerdem schätzt. Ohne den Charakter der große Aufmerksamkeit und sind eine sichern die Organisation in kleinen Heftes negativ zu beeinflussen, werglaubwürdige, wünschenswerte AnGruppen, die professionellen Refeden heute rund 85 bis 90 Prozent gebotserweiterung. renten sowie die auf hervorragende der Druckkosten über AnzeigenschalWelche Gesundheitsinstitution hat Resonanz stoßenden Vortragsserien tungen finanziert. schließlich mehr Kompetenz und den Besuchern und Teilnehmern ei• Das Angebot entwickelt sich weiterBackground zu bieten und bietet nen gesundheitlichen Nutzen. hin dynamisch: Neuheiten werden ähnlich gute Möglichkeiten der VerDie individuellen Nutzungsmöglichaufgenommen, ausprobiert und genetzung wie das Krankenhaus? keiten sind durch die Gründung des gebenenfalls in das Kernprogramm Gut vorbereitet erlauben hochwerVereins für Prävention und Rehabiliaufgenommen. Mitarbeiter regen tige Gesundheitsdienstleistungen tation am neue Entwicklungen an und • die Einbettung in ein Qualitäts-MaEvangelibinden sich zunehmend stärnagement-Konzept, schen ker in das Programm ein. • die Erhöhung der Kunden-/PatienKranken• Die Fachabteilungen enttenzufriedenheit (im Mittelpunkt haus Berdecken ihre Chancen der aksteht der Patient/Kunde), gisch tiven Informations- und Auf• die Stärkung der MitarbeiteridentiGladbach klärungsarbeit und erkennen fikation mit dem Haus/Arbeitgeber, e. V., der • die Übernahme gesellschaftlicher sich seit Verantwortung, dem Som• die Intensivierung der Zusammenmer 1998 arbeit mit den niedergelassenen Ärzals Träger ten. Möglichkeiten der Prävention und Rehabilitation können das Angebot eines Krankenhauses sinnvoll ergänzen. die Vorteile neuer Kommunikationsstrategien. • Die Mitarbeiter sehen die Notwendigkeit einer offensiven Informations- und Öffentlichkeitsarbeit und integrieren sich zunehmend in neue Planungen und Projekte. P.U.R. ist innerhalb von zwei Jahren zu einem Dienstleistungsangebot des Evangelischen Krankenhauses Bergisch Gladbach geworden, das in erheblichem Maß zur Bindung der Kunden, zur Gewinnung potenzieller Pa#& Fotos: h+m und Organisator von Rehabilitationssportangeboten engagiert, weiter gestiegen. Fazit Unschätzbar ist der Wert, dass viele Menschen der Region das Krankenhaus als serviceorientierten Dienstleister kennen lernen – auch wenn sie keiner stationären Behandlung bedürfen. Im Fall der Fälle werden sich die meisten dann für „Ihren“ Gesundheitsdienstleister entscheiden. Lothar Jux HEALTH CONSULTING Hebborner Feld 32 51467 Bergisch Gladbach Harald Januschewski Geschäftsführer des EVK Bergisch Gladbach Ferrenbergstr. 24 51465 Bergisch Gladbach Die Bewertung des P.U.R.-Programms ist nach zweijähriger Lauf- krankenhaus umschau 7/2000