Emotionale Störungen

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Emotionale Störungen
Kindes- u. Jugendalter vs. Erwachsenenalter
Emotionale Störungen
l
Diskontinuität der Störungen in beiden Altersabschnitten.
l
Emotionale Störungen im Kindesalter sind eher Verstärkung normaler
Entwicklungstrends als eigenständige, qualitativ abnorme Phänomene.
l
Unterschiedliche beteiligte psychische Mechanismen.
l
Weniger klare Abgrenzung spezifischer Einheiten bei den emotionalen
Störungen des Kindesalters.
© H.-C. Steinhausen
Einleitung: Definition, Klassifikation,
Epidemiologie
Klassifikation
l
Angststörungen
l
Phobien
l
Depressionen
l
Zwangsstörungen
l
Unspezifische emotionale Störungen
Angststörungen
Häufigkeit
l
Häufigster Vorstellungsanlass
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Angststörungen
Angststörungen
Übersicht
Klassifikation
F 93.0 Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters
l
Definition und Klassifikation
l
Altersbindung und Klinik der Angststörungen
l
Differentialdiagnose der Schulverweigerung
(Schulangst, Schulphobie, Schulschwänzen)
F 41.0 Panikstörung (episodische paroxysmale Angst)
l
Diagnostik der Angststörungen
F 41.3 Angst und depressive Störung, gemischt
l
Ätiologie
l
Therapie
F 93.1 Phobische Störung des Kindesalters
F 93.2 Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters
F 41.1 Generalisierte Angststörung
F 40.0 Agoraphobie
F 40.1 Soziale Phobien
F 40.2 Spezifische (isolierte) Phobien
© H.-C. Steinhausen
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1
Angststörungen
Angststörungen
Altersbindung
Diagnostik
Säuglings- und Kleinkindalter:
Trennungsangst
Vorschulalter:
Pavor nocturnus
Vorschulalter, mittlere Kindheit:
Tierphobie, Dunkelangst
Mittlere Kindheit, frühe Adoleszenz:
Schulphobie und Schulangst
Adoleszenz:
Generalisierte Angststörung,
Soziale Phobie, Agoraphobie
l
Freies / strukturiertes Interview
l
Beurteilungsskalen für Eltern / Lehrer
l
Fragebögen für Kinder
l
Verhaltensbeobachtung
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Angststörungen
Angststörungen
Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters (F
Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters (F
93.0)
Das diagnostische Hauptmerkmal ist eine fokussierte, übermässig
•
Unrealistische, vereinnahmende Besorgnis, dass irgendein
Kind gebunden ist (üblicherweise Eltern oder andere Familienmitglieder).
unglückliches Ereignis das Kind von einer Hauptbezugsperson
trennen werde - beispielsweise, dass das Kind verloren geht,
Sie ist nicht lediglich Teil einer generalisierten Angst in vielen Situationen.
gekidnappt, ins Krankenhaus gebracht oder getötet wird.
ausgeprägte Angst vor der Trennung von solchen Personen, an die das
Es kommen vor:
•
•
93.0)
Aus Furcht vor der Trennung (mehr als aus anderen Gründen,
Unrealistische, vereinnahmende Besorgnis über mögliches Unheil, das
wie Furcht vor Ereignissen in der Schule) resultierende, überdauernde
Hauptbezugspersonen zustossen könnte, oder Furcht, dass sie wegggehen
Abneigung oder Verweigerung, die Schule zu besuchen.
und nicht wiederkommen könnten.
•
Anhaltende unangemessene Furcht, allein oder tagsüber ohne eine
Hauptbezugsperson zu Hause zu sein.
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Angststörungen
Angststörungen
Emotionale Störung mit Trennungsangst des Kindesalters (F
•
Wiederholte Alpträume über Trennung.
•
Wiederholtes Auftreten somatischer Symptome (wie Übelkeit,
93.0)
Differentialdiagnose der Schulabwesenheit
Depressive Episode
Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, oder Erbrechen) bei Trennung
von einer Hauptbezugsperson, wie beim Verlassen des Hauses,
um in die Schule zu gehen.
•
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Abwesenheit
von der Schule
Störung des
Sozialverhaltens
„Schulschwänzen“
Anpassungs-/
Belastungsstörungen
Nicht psychisch bedingt
(Krankheit, Hilfe im
elterlichen Betrieb etc.)
Schulverweigerung
Extremes wiederkehrendes Unglücklichsein (z.B. Angst, Schreien,
Wutausbrüche, Unglücklichsein, Apathie oder sozialer Rückzug)
Trennungsangst
in Erwartung von, während oder unmittelbar nach der Trennung von
„Schulphobie“
einer Hauptbezugsperson.
Agoraphobie
Panikstörung
spezifische Phobie
soziale Ängstlichkeit/Phobie
generalisierte Angststörung
„Schulangst“
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2
Angststörungen
Angststörungen
Differentialdiagnose der Schulverweigerung
Generalisierte Angststörung (F 41.1)
Schulphobie
Schulangst
Schulschwänzen
Angst in der
Schulsituation
eher latent
vorhanden,
wechselnde Intensität
fehlt
Somatisierung
stark
wechselnd
fehlt
Persönlichkeit
ängstlich, sensitiv, depressiv
ängstlich, sensitiv
aggressiv, dissozial
Intelligenz
durchschnittlich bis hoch
durchschnittlich, heterogenes Profil
durchschnittlich bis
erniedrigt
Lernstörungen
fehlen
häufig vorhanden
häufig vorhanden
Elternverhalten überprotektiv, bindend
unspezifisch
vernachlässigend
Schulbesuch
mit Wissen der Eltern sporadisch
unterbrochen
ohne Wissen der Eltern
sporadisch/chronisch
unterbrochen
mit Wissen der Eltern
chronisch unterbrochen
Der Patient muss primäre Symptome von Angst an den meisten
Tagen, mind. mehrere Wochen lang, meist mehrere Monate aufweisen. In der Regel sind folgende Einzelsymptome festzustellen:
• Befürchtungen (Sorge über zukünftiges Unglück, Nervosität,
Konzentrationsschwierigkeiten usw.)
• Motorische Spannung (körperliche Unruhe, Spannungskopfschmerz,
Zittern, Unfähigkeit, sich zu entspannen)
• Vegetative Überregbarkeit (Benommenheit, Schwitzen,
Tachykardie oder Tachypnoe, Oberbauchbeschwerden,
Schwindelgefühle,Mundtrockenheit etc.)
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Angststörungen
Angststörungen
Panikstörung (F 41.0)
Generalisierte Angststörung (F 41.1)
Bei Kindern herrschen häufig das Bedürfnis nach Beruhigung und
wiederholte somatische Beschwerden vor.
Ein vorübergehendes Auftreten anderer Symptome, besonders von
Depression, während jeweils weniger Tage schliesst eine generalisierte
Angststörung als Hauptdiagnose nicht aus. Der Betreffende darf aber
A. Wiederholte Panikattacken, die nicht auf eine spezifische Situation
oder ein spezifisches Objekt bezogen sind und oft spontan auftreten
(d.h. die Attacken sind nicht vorhersagbar).
Die Panikattacken sind nicht verbunden mit besonderer Anstrengung,
gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situationen.
B. Eine Panikattacke hat alle folgenden Charakteristika
• Es ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen
nicht die vollständigen Kriterien für eine depressive Episode (F 32),
• sie beginnt abrupt,
phobische Störung (F 40), Panikstörung (F 41.0) oder Zwangsstörung
• sie erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert
mind. einige Minuten.
(F 42) erfüllen.
• Mind. vier Symptome der folgenden Liste, davon eines von den
Symptomen 1 bis 4 müssen vorliegen.
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Angststörungen
Angststörungen
Panikstörung (F 41.0)
Panikstörung (F 41.0)
Vegetative Symptome:
l
Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz,
l
Schweissausbrüche,
l
Fein- oder grobschlägiger Tremor,
l
Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation oder Exsikkose).
Psychische Symptome:
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
l
Atembeschwerden,
l
Beklemmungsgefühl,
l
Thoraxschmerzen und -missempfindungen,
l
Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z.B. Unruhegefühl im Magen).
l
Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit,
l
Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst
ist weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ (Depersonalisation),
l
Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder „auszuflippen“,
l
Angst zu sterben.
Allgemeine Symptome:
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l
Hitzegefühle oder Kälteschauer,
l
Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle.
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3
Angststörungen
Angststörungen
Panikstörung (F 41.0)
Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters (F 93.2)
C. Häufigstes Ausschlusskriterium: Die Panikattacken sind nicht Folge
einer körperlicher Störung, einer organischen psychischen Störung
(F 0) oder einer anderen psychischen Störung wie Schizophrenie und
verwandter Störung (F 3) oder einer somatoformen Störung (F 45).
A. Anhaltende Ängstlichkeit in sozialen Situationen, in denen das Kind auf
fremde Personen, auch Gleichaltrige trifft, mit vermeidendem Verhalten.
B. Befangenheit, Verlegenheit oder übertriebene Sorge über die Angemessenheit des Verhaltens Fremden gegenüber.
Die individuelle Variationsbreite bezügl. Inhalt und Schwere ist so gross,
dass zwei Schweregrade - mittelgradig bis schwer- mit der fünften Stelle
C. Deutliche Beeinträchtigung und Reduktion sozialer Beziehungen
differenziert werden können:
(einschliesslich zu Gleichaltrigen), die infolgedessen vermindert sind; in
F 41.00
mittelgradige Panikstörung: mind. vier Panikattacken /4Wo
neuen oder erzwungenen sozialen Situationen deutliches Leiden und
F 41.01
schwere Panikstörung: mind. vier Panikattacken /Wo über
einen Zeitraum von vier Wochen
Unglücklichsein mit Weinen, Schweigen oder Rückzug aus der Situation.
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Angststörungen
Angststörungen
Störung mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters (F 93.2)
Ätiologie
D. Befriedigende soziale Beziehungen zu Familienmitgliedern und zu gut
bekannten Gleichaltrigen.
E. Die Störung beginnt im Allgemeinen in der Entwicklungsphase, in der
l
Temperament
l
Lebensereignisse / Umweltveränderungen
l
Modell - Lernen
l
Genetische Faktoren
diese ängstlichen Reaktionen als angemessen angesehen werden. Die
übermässige Ausprägung, das zeitliche Überdauern und die begleitenden
Beeinträchtigungen müssen vor dem sechsten Lebensjahr manifest
werden.
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Angststörungen
Angststörungen
Therapie
Verhaltenstherapie
Multimodale Therapie
l
Desensibilisierung
l
Psychoedukation
l
Modellernen
l
Psychotherapie / Verhaltenstherapie
l
Verhaltensübung
l
Pharmakotherapie (+)
l
Kognitive Ansätze
l
Selbstsicherheitstraining
l
Kombinierte Ansätze
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Angststörungen
Angststörungen
Psychopharmakotherapie
Psychopharmakotherapie
Allgemeine Indikation
Spezielle Indikation
l
Vorbereitung einer Psychotherapie und Krisenintervention
l
Panikstörung/Agoraphobie sowie Schulangst und -phobie
l
Schwere Symptomausprägung
l
Soziale Phobie
l
Chronifizierung der Symptomatik
l
Generalisierte Angststörung
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Angststörungen
Psychopharmakotherapie
SSRI
TZA
BZD
Trennungsangst
+
+
+
Soziale Phobie
+
Generalisierte
Angststörung
+
MAO-H
Andere
Panikstörung/
Agoraphobie/
Phobien
+
Betarezeptorenblocker
(z.B. Propanolol)
Buspiron
Venlafaxin
Opipramol
SSRI= Selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer; TZA= Trizyklische Antidepressiva
BZD= Benzodiazepine; MAO-H= Mao-Hemmer
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Phobien
Phobien
Definition
Klassifikation
Phobien sind abnorm intensive, auf bestimmte Objekte oder Situationen
bezogene Ängste, die
• situationsunangemessen sind,
• von den betroffenen Patienten nicht erklärt oder rationalisiert werden
können,
• Phobische Störung des Kindesalters (F 93.1)
- Angst vor natürlichen Ereignissen bzw. Objekten
(z.B. Sturm, Dunkelheit, Tiere)
- Angst vor körperlicher Verletzung
(z.B. durch Nahrung, Bakterien, medizinische Eingriffe)
• Spezifische (isolierte) Phobien (z.B. Klaustrophobie) (F 40.2)
• nicht unter willentlicher Kontrolle stehen,
• zu einer Vermeidung der gefürchteten Objekte bzw. Situationen führen,
• Soziale Phobie (F 40.1)
• sich über eine ausgedehnte Zeitperiode erstrecken und
• Agoraphobie (F 40.0)
• nicht adaptiv sind.
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5
Phobien
Phobien
Beurteilung
Ätiologie
l
Objekt der Angst
l
Entwicklungsstand des Kindes
l
Chronizität und Schweregrad der Phobie
l
Beeinträchtigung für Kind und Familie
l
Traumatische Faktoren
l
Temperamentsunterschiede
l
Art und Beschaffenheit auslösender Reize
l
Ängstliche Modelle
l
Reaktionen der Bezugspersonen
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Phobien
Phobien
Klassische Literatur
Entwicklung
Der kleine Hans:
Der einjährige Albert:
Der dreijährige Peter:
• Tierphobien:
Pferdephobie (S. Freud, 1909)
7 Jahre
Konditionierung einer Rattenphobie
• Blutphobien:
(J.B. Watson & R. Rayner, 1920)
• Zahnarztphobien:
12 Jahre
Verhaltenstherapie einer Pelztierphobie
• Sozialphobien:
16 Jahre
• Klaustrophobien:
20 Jahre
• Agoraphobien:
28 Jahre
(M.C. Jones, 1924)
9 Jahre
(Öst, 1987)
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Phobien
Phobien
Klinik
Diagnostik
• Physiologische Reaktionen: Schwitzen, Herzklopfen, Schwächegefühl,
Anstieg der Atemfrequenz.
• Kognitive Symptome: Phobiespezifisch, z.B. “Der Hund wird mich
beissen” (Tierphobie) oder “Ich kann nicht sprechen, wenn mir alle
zuhören” (Sozialphobie).
• Verhaltensänderungen: z.B. Flucht, Vermeidung, Konzentrationsstörung, soziale Isolation.
• Langfristige Folgen: Belastung der Familie, Beeinträchtigung der
Entwicklung.
• Klinisches Interview (frei; strukturiert)
• Selbstbewertungsinstrumente
(z.B. Fear Survey Schedule for Children, Angstfragebögen, Youth
Self Report)
• Elternfragebögen
(z.B. Child Behavior Checklist)
• Verhaltensbeobachtung
• Gehäuft Komorbidität: andere Angststörungen, Depression, andere
psychische Störungen.
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6
Phobien
Phobien
Agoraphobie (F 40.0)
Agoraphobie (F 40.0)
A. Deutliche und anhahltende Furcht vor oder Vermeidung von mind. zwei
der folgenden Situationen:
Vegetative Symptome
• Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz,
• Schweissausbrüche,
• Menschenmengen,
• Fein- oder grobschlägiger Tremor,
• öffentliche Plätze,
• Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation oder Exsikkose).
• allein Reisen,
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
• Reisen mit weiter Entfernung von Zuhause.
B. Wenigstens einmal nach Auftreten der Störung müssen in den gefürchteten Situationen mind. zwei Angstsymptome aus der folgenden Liste
(eins der Symptome muss eines der Punkte 1. bis 4. sein) wenigstens
zu einem Zeitpunkt gemeinsam vorhanden gewesen sein:
• Atembeschwerden,
• Beklemmungsgefühl,
• Thoraxschmerzen und -missempfindungen,
• Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z.B. Unruhegefühl im Magen).
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Phobien
Phobien
Agoraphobie (F 40.0)
Agoraphobie (F 40.0)
Psychische Symptome:
• Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit,
• Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealisation) oder man selbst
ist weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ (Depersonalisation),
•
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Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder „auszuflippen“,
C. Deutliche emotionale Belastung durch das Vermeidungsverhalten
oder die Angstsymptome; die Betroffenen haben die Einsicht, dass
diese übertrieben oder unvernünftig sind.
D. Die Symptome beschränken sich ausschliesslich oder vornehmlich
auf die gefürchteten Situationen oder Gedanken an sie.
E. Häufigstes Ausschlusskriterium: Die Symptome des Kriteriums A
sind nicht bedingt durch Wahn, Halluzinationen oder andere Symptome
der Störungsgruppen organischer psychischer Störungen (F 0),
Schizophrenie und verwandte Störungen (F 2), affektive Störungen
(F 3) oder eine Zwangsstörung (F 42) oder sind nicht Folge einer
kulturell akzeptierten Anschauung.
• Angst zu sterben.
Allgemeine Symptome:
• Hitzewallungen oder Kälteschauer,
• Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle.
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Phobien
Phobien
Agoraphobie (F 40.0)
Soziale Phobie (F 40.1)
Das Vorliegen oder Fehlen einer Panikstörung (F 41.0) in der Mehrzahl
der agoraphobischen Situationen kann mit der fünften Stelle angegeben
werden:
F 40.00
Agoraphobie ohne Panikstörung
F 40.01
Agoraphobie mit Panikstörung
Möglichkeiten für eine Schweregradeinteilung: Für F 40.0 kann der
Schweregrad nach dem Aussmass der Vermeidung angegeben werden,
unter Berücksichtigung der jeweiligen kulturellen Bedingungen.
Für F 40.01 gibt die Zahl der Panikattacken den Schweregrad an.
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A. Entweder 1. Oder 2. :
•
1. Deutliche Furcht, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder
sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten.
•
2. Deutliche Vermeidung, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu
stehen oder von Situationen, in denen die Angst besteht, sich
peinlich oder erniedrigend zu verhalten.
Diese Ängste treten in sozialen Situationen auf wie Essen oder Sprechen
in der Öffentlichkeit, Begegnung von Bekannten in der Öffentlichkeit,
Hinzukommen zu oder Teilnahme an kleinen Gruppen, wie z.B. Parties,
Konferenzen oder in Klassenräumen.
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7
Phobien
Phobien
Soziale Phobie (F 40.1)
Soziale Phobie (F 40.1)
B. Mindestens zwei Angstsymptome in den gefürchteten Situationen
mindestens einmal seit Auftreten der Störung wie in F 40.0, Kriterium
B, definiert, sowie zusätzlich mindestens eines der folgenden Symptome:
•
Erröten oder Zittern,
•
Angst zu erbrechen,
•
Miktions- oder Defäkationsdrang bzw. Angst davor.
C. Deutliche emotionale Belastung durch die Angstsymptome oder
das Vermeidungsverhalten. Einsicht, dass die Symptome oder das
Vermeidungsverhalten übertrieben oder unvernünftig sind.
D. Die Symptome beschränken sich ausschliesslich oder vornehmlich
auf die gefürchteten Situationen oder auf Gedanken an diese.
E. Häufigstes Ausschlusskriterium: Die Symptome des Kriteriums A
sind nicht bedingt durch Wahn, Halluzinationen oder andere Symptome
der Störungsgruppen organischer psychischer Störungen (F 0),
Schizophrenie und verwandte Störungen (F 2), affektive Störungen
(F 3) oder eine Zwangsstörung (F 42) oder sind nicht Folge einer
kulturell akzeptierten Anschauung.
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Phobien
Phobien
Verhaltenstherapie
Verlauf
•
Systematische Desensibilisierung mit Entspannung
•
Desensibilisierung mit emotional positiven Phantasiebildern
•
Desensibilisierung in vivo
•
Lernen am Modell
•
Langandauernde Konfrontation
•
Kognitive Therapieansätze
- Informationsvermittlung
- kognitive Restrukturierung
•
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• Gute Remission: Ängste vor Ärzten, Spritzen, Dunkelheit und Fremden
mit Beginn in der frühen Kindheit.
• Länger anhaltend: Ängste vor Tieren, Höhen, Stürmen, engen Plätzen
und sozialen Situationen mit Beginn in Kindheit und Jugend.
• Ungenügender Erkenntnisstand der Forschung.
- Ablenkungsstrategien
- Problemlösung
Kombiniert kognitiv-verhaltensorientierte Methoden
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Depression
Entwicklungskontext
Depression
Säuglingsalter:
sog. anaklitische Depression
Kleinkindalter:
Gehemmtheit, Trennungsängstlichkeit
Mittlere Kindheit:Traurigkeit, Spielunlust, Rückgang der
Phantasietätigkeit, sozialer Rückzug,
Somatisierung, Leistungsverschlechterung
Späte Kindheit /
Jugendalter:
Selbstwertstörung, Grübeln, Suicidimpulse
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8
l
Depression
Depression
Entwicklungskontext
Klassikation gemäss ICD-10
Jugendalter > Kindesalter
n
n
n
l
Schlafstörungen
Jugendalter > Erwachsenenalter
n
Verhaltensauffälligkeiten
Appetitstörungen
Jugendalter < Erwachsenenalter
neurovegetative Symptome
negative Zukunftsvorstellungen
F 30
manische Episode
F 31
bipolare affektive Störung
F 32
depressive Episode
F 33
rezidivierende depressive Störung
F 34.0
Zyklothymie
n
Suizidalität
F 34.1
Dysthymie
n
Funktionsbeeinträchtigungen
F 43.20
kurze depressive Reaktion (Anpassungsstörung)
n
weniger Angstsymptome
F 43.21
längere depressive Reaktion (Anpassungsstörung)
weniger Kopf- und
Bauchschmerzen
F 43.22
Angst und depressive Reaktion, gemischt (Anpassungsstörung)
F 92.0
Sörung des Sozialverhaltens mit depressiver Störung
n
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Depression
Depression
Epidemiologie
Epidemiologie
l
Kindesalter (♂ : ♀ = 1 : 1): 2%
l
Jugendalter (♂ : ♀ = 1 : 2): 4 - 8%
l
kummulative Inzidenz mit 18 Jahren: 20%
l
mögliche Risikofaktoren bei Mädchen:
6-Monate Prävalenz (%) bei 15-19 Jährigen in der ZAPPS
ElternInterview
Major Depression
n
Introversion
Dysthymie
n
frühere Pubertät
Affektstörungen
n
Unzufriedenheit mit eigenem Körperbild
n
sexueller Mißbrauch
n
restriktivere soziale Rollenerwartungen
© H.-C. Steinhausen
JugendlichenInterview
1.2
4.8
-
0.4
-
1.2
5.1
1.0
Steinhausen, H.-C., Winkler Metzke, C. (2003), Acta Psych Scand, 108, Suppl.418
Depression
Depression
Klinik
Klinik
Leitsymptome
Eltern- und
Jugendl. -Interview
1.0
© H.-C. Steinhausen
Komorbidität
• depressive / dysphorische Stimmung
• Irritabilität / Aggressivität
• Interessenverlust / Anhedonie
• körperliche Beschwerden
• Selbstentwertung / Schuldgefühle
• psychomotorische Hemmung / Agitation
• Suizidalität
• Schlafstörungen
• Energieverlust
l
Angststörungen (35%)
n Kinder: Trennungsangststörung
n Jugendliche: Generalisierte Angststörung
l
Störungen des Sozialverhaltens (15 - 30%)
• Appetit- und/oder Gewichtsveränderungen
l
Zwangsstörungen (10 - 30%)
• Schulleistungsveränderungen
• Tagesschwankungen
l
Dysthymie (30%)
• sozialer Rückzug
• wahnhafte Symptome
l
Eßstörungen
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© H.-C. Steinhausen
9
Depression
Depression
Diagnostik -1-
Diagnostik -2l
Persönliche Anamnese
Interview mit dem Kind / Jugendlichen
Beurteilung der Psychopathologie
Skala zur Beurteilung der Depression bei Kindern (CDRS)
l
Entwicklung der Symptome
l
Erstmanifestation vs. rezidiv
l
lebensgeschichtlicher Kontext
l
körperliche Krankheiten (z.B. postinfektiös, endokrin, hämatologisch)
Familienanamnese
l
affektive Störungen
l
andere psychiatrische Störungen
l
Familensituation
l
Fremdbeurteilung (Schule, extrafamiliäre Bezugsgruppen)
l
Körperliche Untersuchung (ggf. Zusatzuntersuchungen / Labor nach
Indikation
l
Testpsychologische Untersuchung
l
Diagnostische Klassifikation gemäss ICD-10
n
Erstmanifestation vs. Rezidiv
Schweregrad (leicht vs. schwer / Minor-vs. Major-Formen)
n
Chronizität
n
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Depression
Depression
Diagnostik
Diagnostik
Skala zur Beurteilung der Depression bei Kindern (CDRS) -11: keine Auffälligkeit
5: deutliche Ausprägung
Skala zur Beurteilung der Depression bei Kindern (CDRS) -2-
3: leichte Ausprägung
7: starke Ausprägung
Schulische Situation ...........
Fähigkeit, sich zu freuen ....
Sozialer Rückzug ...............
Schlaf .................................
Appetit oder Essverhalten ..
Ausgeprägte Müdigkeit ......
Körperliche Beschwerden ..
Irritabilität ...........................
Schuldgefühle .....................
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
2
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
3
3
3
3
4
4
4
4
4
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5
5
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5
5
5
5
5
5
6
6
6
7
7
7
6
6
6
6
7
7
7
7
Selbstwertgefühl .................
Depressive Stimmung ........
Todesgedanken ...................
Selbstmordgedanken ...........
Weinen ................................
Depressive Affekte .............
Sprachtempo .......................
Hypoaktivität ......................
Stimmungslabilität ..............
1
1
1
1
1
1
1
1
1
2
2
2
2
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
3
3
3
3
4
4
4
4
4
4
4
4
4
5
5
5
5
5
5
5
5
5
6
6
6
6
6
6
7
7
7
7
7
7
6
7
Gesamtwert: ........................
© H.-C. Steinhausen
© H.-C. Steinhausen
Depression
Depression
Ätiologie
Diagnostik
CDRS
• Biologische Faktoren
Depressive Stimmung
- Neuroendokrine Faktoren
Worüber fühlst du dich unglücklich?
Wenn du dich unglücklich fühlst, wie lange dauert das an? Eine Stunde?
Wenige Stunden? Einen ganzen Tag? Wie oft fühlst du dich so? Jede
Woche? Alle zwei Wochen?
(Bei jüngeren Kindern kann eine Stunde soviel bedeuten wie ein halber Tag oder mehr bei älteren Kindern)
- Neurotransmitterstörung (Serotonin, Dopamin)
- Genetische Faktoren
• Psychosoziale Therorien
Wissen andere Leute Bescheid, wenn du traurig bist?
- Psychoanalyse: Verlustfaktor
Fühlst du dich nur zu bestimmten Zeiten traurig, wenn z.B. deine Mutter
weg ist?
- Verhaltenstheorie: Mangel an positiver Verstärkung
- Kognitionspsychologie: gelernte Hilfslosigkeit, kognitive Verzerrung
Wenn du dich unglücklich fühlst, wie elend fühlst du dich dann?
Ist es jemals so stark, dass es weh tut? Wie oft passiert das?
(Die Reaktivität ist ein Hinweis auf das Ausmass depressiver Stimmung)
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10
Depression
Depression
Ätiologie
Aktuelle psychosoziale Belastungen
(z.B. Trennungserlebnis,
Schulversagen, Misshandlung)
Genetische
Prädisposition
Therapie
Physiologische, organische
Einflüsse (z.B.
Schilddrüsendysfunktion, virale
Infektionen, Kachexie)
Besonderheiten der
Neurotransmittersysteme
Physikalische
Einwirkungen
(z.B. Lichtentzug)
Unerwünschte
Wirkung von
Medikamenten
n
Katecholamin-Hypothese
n
Serotonin-Hypothese
n
neuroendokrinologische
Hypothesen
Persönlichkeitsfaktoren
(z.B. Schüchternheit,
Angstneigung)
Minor-Formen
Major-Form
(leichte bis mittelgradige Episode,
Dysthymien, Anpassungsstörungen
mit depressiver Verstimmung)
(mittelgradige bis schwere Episode)
ambulant vs. stationär
eher ambulant
eher stationär
Einzeltherapie
psycho-/
verhaltenstherapeutisch
initial stützend, später wie
bei Minor-Formen
Familie
Familienberatung und/
oder -therapie
initial stützend, später wie
bei Minor-Formen
Schule
Frühe Wiederaufnahme
der Beschulung, evtl.
flankierende Hilfen
initial reduzierte Beschulung,
später wie bei Minor-Formen
Soziale Umwelt
Kontakt-Aktivierung
(Sport, Gruppen etc.)
initial stützend, später wie
bei Minor-Formen
Pharmakotherapie
Traumatische Erfahrungen,
Deprivation, Verlusterlebnisse,
erlernte Hilflosigkeit
Depressive Symptomatik
emotional/kognitiv/vegetativ/ psychosomatisch, somatisch
Antidepressiva
© H.-C. Steinhausen
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Zwangsstörungen
Definition
• Zwangsstörungen sind wiederkehrende und anhaltende Ideen,
Gedanken, bildhafte Vorstellungen, Impulse sowie Handlungen,
Zwangsstörungen
die vom Patienten als unsinnig erlebt werden.
• Sie hemmen und beeinträchtigen den normalen Denk- und
Handlungsablauf und drängen sich dem Patienten imperativ auf,
ohne dass er sich davon befreien kann.
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Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Epidemiologie
Klinik -1-
• Punktprävalenz:
(0.06) 1 - 4.1 %
• Lebenszeitprävalenz
0.53 - 3.65 %
Rituale und Aberglauben bei normalen Kindern
• keine Geschlechtsunterschiede bei Feldstudien; Dominanz von
-Patienten in der Klinik vor der Pubertät, von -Patienten ab der
Pubertät
• 80 % aller Patienten haben den Symptombeginn in der Kindheit und
Jugend
• Mittleres Alter bei Symptombeginn bei klinischen Patienten:
7.5 - 12.5 Jahre (21 Jahre bei Erwachsenen)
• Mittleres Intervall bis zur klinischen Vorstellung: 2.5 Jahre bei Kindern
und Jugendlichen
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•
•
•
•
•
Bettrituale
Nicht auf Fugen treten
Kontrollieren / Überprüfen
Zählen / Glückszahlen
Berühren
• Waschen / Duschen
• Angst vor Schmutz / Ansteckung
kleine Kinder
jüngere Kinder
jüngere und ältere Kinder
ältere Kinder
ältere Kinder (im Spiel)
- nicht häufig
Vorschulkinder (leichte Form),
selten bei Jugendlichen (sofern
nicht ZS)
Jüngere und ältere Kinder
(nur leichte Form)
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11
Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Klinik -2-
Klinik -3-
Symptome
Symptome
Häufigkeit (%)
Häufigkeit (%)
Zwangshandlungen
Zwangsgedanken
•
Kontamination
•
Verletzung (Selbst/Andere)
•
Sorgen um den Körper
32-87
•
Waschen
12.5-81
•
Wiederholen
38-85
3-38
•
Prüfen
5-76
20-73
•
Sammeln
10-36
•
Ordnen/Arrangieren
17-62
•
Religiöse Gedanken
4.2-29
•
Zählen
14-42
4-27
•
Sammeln
10-55
•
Andere
•
Sexualität
•
Andere
(Geller u.a., Harvard Rev. Psychiatry, 5, 260-273, 1998)
3-42
26-53
(Geller u.a., Harvard Rev. Psychiatry, 5, 260-273, 1998)
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Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Diagnostik
Komorbidität
l
Anamnese
l
Hyperkinetische Störung
l
Entwicklung und Verlauf der ZS
l
Störung des Sozialverhaltens, oppositionell-trotziges Verhalten
l
Abgrenzung von Ritualen, Routinehandlung und besorgten Ängsten
l
Tic-Störungen, speziell Tourette-Syndrom
l
Kontext, Häufigkeit, Phänomenologie
l
Angststörungen
Depressive Störung
Belastung, Einsicht, Widerstand
l
l
l
Entwicklungsstörungen
l
Strukturierte Interviews und Fragebögen
l
Enuresis
l
Komorbidität
l
Essstörungen
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Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Differentialdiagnose
Ätiologie -1-
l
Ticstörungen
l
Automatismen / Stereotypien
l
Automutilation / Autostimulation
l
Depression (Grübeln)
l
Phobien
l
Anorexia nervosa
l
Schizophrenien
l
Autismus
• Genetisch
Erhöhte homologe Belastung in Familien sowie bei DZ > MZ
• Organisch
Verbindung zur postviralen und neurodegenerativen Enzephalitis;
erhöhte Rate an perinatalen Risikofaktoren
• Neurotransmitterstörung
Funktionsschleife Frontaler Kortex-Basalganglien-Nucleus caudatus;
Störung des serotonergen Systems ¯ und evtl. auch des Oxytocin ­
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12
Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Ätiologie -2-
Therapie
• Immunologisch
Autoimmunreaktion der Basalganglien nach Infektion mit Gruppe-A
ß-hämolysierenden Streptokokken; wie bei Chorea Sydenham, Tics
Karditis, Polyarthritis, Glomerulonephritis; PANDAS= pediatric autoimmune neuropsychiatric disorders associated with streptococcal
infections
Essentiell
• Langfristige Behandlung und Betreuung
• Mehrdimensionale Behandlung
• Psychoedukation
Spezifisch
• Verhaltenstherapie
• Elterntraining
• Psychosozial (?)
• Medikation
Optional
• Psychodynamische Therapie
• Familientherapie
• Selbsthilfegruppen
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Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Therapie
Therapie
Behandlungsstrategien
Therapieabfolge
•
Ambulant vs. Stationär vs. Home Treatment
•
Exposition in vivo vs. in sensu bei ERV
•
Kombinationsbehandlung (VT + Med)
•
Behandlung von Komorbiden Störungen
- Tic / TS
- Depression
- HKS
•
Dauermedikation wg. Chronizität (~50%)
•
Familienarbeit
• Psychoedukation
• In der Regel Beginn mit VT
• Bei Non-Response Ergänzung durch Medikation
• Erhaltungstherapie mit SRI
• Selbsthilfegruppen
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Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Pharmakotherapie
Familienzentrierte Interventionen -1-
• Indikation für SSRI und Clomipramin (CMI)
• Familiengespräche: Zwangsstörung, Auswirkungen auf
Familienmitglieder, Bewältigungsversuche der Famlie
• Behandlungsdauer für Response: 10-12 Wochen
• Dosis
- Clomipramin
- Fluoxetin
- Fluvoxamin
- Sertralin
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• Erarbeitung eines gemeinsamen Krankheitskonzeptes
3 (-5) mg/kg/d; < 250 mg/d
40 - 60 mg/d
50 - 200 mg/d
50 - 200 mg/d
• Begründung für familienzentrierte Interventionen
• Thematisierung perfektionistischer Ansprüche und zwanghafter
Tendenzen bei Eltern (soweit vorhanden)
• Non-Response
- Wechsel auf anderen SSRI
- Augmentation (Erw.) (Clonazepam, Haloperidol, Risperidon)
• Erhaltungstherapie über 12 - 18 Monate (evtl. kombiniert mit KVT)
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• Kontinuierliche Beobachtung / Aufzeichnung der Symptomatik
(Tagebuch)
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13
Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Familienzentrierte Interventionen -2-
Verlauf
• Aufbau angenehmer familiärer Interaktionen, die durch das
Auftreten von Zwangssymptomen beendet werden
• Verminderung der Unterstützung / Zuwendung bei der Durchführung der Zwangshandlungen
• Verminderung der Unterstützung bei der Vermeidung
zwangsauslösender Situationen
• Chronische Verläufe (~10 %)
• Phasische Verläufe mit Perioden kompletter Remission
• Episodische Verläufe mit inkompletter Remission bei normalen
sozialen Funktionen (häufigster Typ)
• Entwicklung komorbider Störungen
(vornehmlich Angststörungen und depressive Störungen)
• Positive Verstärkung von Bewältigungsbemühungen
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Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Diagnostik
Diagnostik
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Zwangsstörungen
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Zwangsstörungen
Klinik
Klinik
PANDAS: Therapie
PANDAS: Symptomatik
• Beginn im Kindesalter
• Symptomatik in zeitlichem Zusammenhang mit GABS-Infektion:
- Zwangsstörung und/oder Tic-Störung (definitorische Kriterien)
- ADHD, Trennungsangst (nicht obligate Symptome)
• Abrupter Beginn und/oder episodischer Verlauf
• Choreiforme Bewegungen während Symptomexazerbation
• Experimentelle Behandlung mit Immunglobulinen
und Plasmaaustausch
- führt zu Symptombesserungen der ZS bei PANDAS1
- nicht bei ZS ohne PANDAS2
• Therapiekonzept am NIMH
- Erregernachweis und Antibiotikatherapie für 14 d
- Immunmodulation mit Immunglobulinen i.v.
(1g/kg/d über 2 d) und Plasmaaustausch (5x/2 Wo)
- Immunsuppression mit Prednison > 2g/kg
- Penicillinprophylaxe
1
2
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Perlmutter et al., Lancet, 354, 1153-1158, 1999
Nicolson et al., 2000
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Zwangsstörungen
Zwangsstörungen
Therapie
Therapie
Wirksamkeit von Psychotherapie
Therapieplan bei VT
Verhaltenstherapie
Spez. ERV
+++
Familientherapie
?
Dynamische Psychotherapie
?
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1.
Sitzung
Aufklärung (ZS; VT bei ZS)
2.-5.
Sitzung
Symptomregistrierung
Stimulushierarchie
Expositionsreaktionsverhinderung (ERV)
6.-14. Sitzung
ERV + CVT
15.-16. Sitzung
Rückfallprävention
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