Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3 Externe Effekte und öffentliche Güter 5.3.1 Externe Effekte 5.3.2 Verfügungsrechte 5.3.3 Coase-Theorem und ökonomische Theorie des Rechts 5.3.4 Öffentliche Güter 301 Grundzüge der VWL A 301 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3.1 Externe Effekte Externer Effekt (EE): Externalität, „external (dis)economy“ Mögliche Definition: Die produzierte oder konsumierte Menge eines Gutes, die Einsatzmenge eines Faktors oder eine von diesen Mengen abhängige Größe erscheint in mehr als einer Nutzen- oder Produktionsfunktion. Beispiele 1. Positiver EE: Schädlingsbekämpfung, Impfung 2. Negativer EE: Wirkung von Abwässern auf Fischfang, Neid Allgemeinere Verwendung: Der EE kann auch durch Institutionen (z.B. rechtliche Regelungen) geschaffen werden. Beispiel: kollektive Bestrafung oder Belohnung aller Gruppenmitglieder für Handlungen einzelner Gruppenmitglieder Entscheidend: individuelle (private) Grenzkosten/-nutzen ≠ 302 soziale Grenzkosten/-nutzen (s. Beispiele) Grundzüge der VWL A 302 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Folge: Vollkommene Konkurrenz führt bei Existenz von EE im allgemeinen zu ineffizienten Allokationen. p p(x) 5.3.1 Annahme: Produktion des betrachteten Gutes hat Kosten für Unbeteiligte in Höhe von hx (negativer EE). c‘(x)+h Effizienz: marginale Zahlungsbereitc‘(x) schaft p(x) = soziale Grenzk. c‘(x)+h Markt: p(x) = private Grenzk. c‘(x), x zu hoher Output Lösung: Internalisierung“ (Konfrontation der Akteure mit soz. Grenzkosten/-nutzen), erfordert u.U. staatlichen Eingriff Pigou: Steuern (neg. EE) oder Subventionen (pos. EE), Informationsprobleme Coase: Rechtsrahmen für dezentrale Lösung, Relevanz von 303 Verfügungsrechten und Transaktionskosten Grundzüge der VWL A 303 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3.2 Verfügungsrechte Verfügungsrechte: auch Eigentumsrechte („property rights“), bestimmt durch Rechtsordnung und Verträge Gängige Unterscheidung: • Rechte des Gebrauchs • Rechte zur Aneignung von Erträgen • Rechte der Veränderung • Rechte der Veräußerung (Verkauf, Schenkung, etc.) Beispiel: Auto, Arbeitskraft Bündelung und Trennung: Verschiedene Rechte an demselben Gegenstand sind verschiedene Güter (Bsp.: Wiese). Merkmale von Verfügungsrechten: Exklusivität (Wer hat das Recht?), Veräußerbarkeit („unveräußerliche Rechte“) Theorie der Verfügungsrechte („property-rights approach“): 304 Steuerung durch Zuweisung von Rechten Grundzüge der VWL A 304 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3.3 Coase-Theorem und ökonomische Theorie des Rechts Annahmen: • Alle Verfügungsrechte sind durch die Rechtsordnung eindeutig definiert und zugewiesen (Rechtssicherheit). • Alle Verfügungsrechte sind veräußerbar. • Bei ihrer Veräußerung gibt es keine Transaktionskosten. • Kostenlose Verhandlungen führen zu effizienten Lösungen. Coase-Theorem: Individuelles Handeln (Verhandlungen zwischen Betroffenen) führt zu einer effizienten Allokation, egal, wem die Rechte anfänglich zugewiesen wurden. Asymmetrische Information: Auch kostenlose Verhandlungen können zu einem ineffizienten Ergebnis führen. Existenz von Transaktionskosten: Effizienz erfordert eine geeignete Zuweisung von Rechten (ökon. Th. des Rechts) Bsp.: Produkthaftung 305 Grundzüge der VWL A 305 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3.4 Öffentliche Güter Def. privates Gut: Ein privates Gut (auch: Faktor) ist durch Ausschließbarkeit und Rivalität gekennzeichnet. Ausschließbarkeit: Der Eigentümer oder Bereitsteller kann kostenlos andere daran hindern, das Gut zu nutzen. Rivalität:: Die Nutzung einer Einheit schließt jede andere Nutzung derselben Einheit aus. Nutzung: Konsum durch eine Person oder Einsatz in einem Produktionsprozeß Def. (reines) öffentliches Gut: Nichtausschließbarkeit und Nichtrivalität, d.h. jedes Mitglied einer bestimmten Gruppe kann die gesamte verfügbare Menge nutzen Nichtausschließbarkeit: externer Effekt Beispiele: Fernsehen (aber heute: Verschlüsselung), Leuchtturm (für Seeleute, nicht für Hafenbetreiber), Landesverteidi306 gung (Qualität), Rechtssicherheit (aber: Vogelfreiheit) Grundzüge der VWL A 306 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3.4 Probleme der Bereitstellung: Trittbrettfahrerverhalten („free riding“), privates Angebot vermutlich ineffizient Lösungsmöglichkeit: staatliche Finanzierung Im folgenden: • keine Theorie des Marktangebots für öffentliche Güter • stattdessen: optimale Menge • Betrachtung eines Konsumguts • Problem des sozialen Planers (wohlwollenden Diktators) • Angebot durch einen einzigen Anbieter Marginalbedingungen für ein effizientes Angebot 1. Effiziente Verteilung auf die Konsumenten: irrelevant, da alle Konsumenten die gleiche Menge konsumieren 2. Effiziente Verteilung auf die Anbieter: irrelevant bei einem einzigen Anbieter 3. Effizienter Umfang des Angebots: Summe der marg. ZB = 307 Grenzkosten (s. nächste Folie) Grundzüge der VWL A 307 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3.4 Begründung für die Marginalbedingung: Die Summe der marginale ZB aller Konsumenten ist gleich den Grenzkosten. Die Summe der marginale ZB sei z = ∑kzk. Die Grenzkosten seien g = αz, α > 0. • Falls α < 1 (g < z): Das Angebot steigt um Δx. Konsument k zahlt zusätzlich αzkΔx. • Falls α > 1 (g > z) : Das Angebot wird um Δx reduziert. Konsument k zahlt um αzkΔx weniger. In beiden Fällen gilt: Die Konsumenten verbessern sich, der Gewinn des Anbieters bleibt konstant (Pareto-Verbesserung). Bei α = 1 (g = z) sind solche Pareto-Verbesserungen unmöglich; das Angebot ist dann effizient. 308 Grundzüge der VWL A 308 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 5.3.4 Also: Die Menge des betrachteten Guts ist für alle gleich. Effiziente Menge: Summe der mZB = Grenzkosten „Vertikale“ Aggregation der Nachfrage: Addition der mZB für jede mögliche Menge (inv. Nachfrage) p1 p1(x) p2(x) Also: Finanzierung über einc‘(x) heitliche Gebühren denkbar. Problem: Information ( ) p (x ) p (x ) p x∗ 2 ∗ 1 ∗ p(x) x Grundzüge der VWL A Tatsächlich gezahlter Preis: für die Effizienz nicht relevant, Verteilung (aber: Umverteilung wirkt auf marg. ZB) ∗ x1 309 309 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 VWL A: Mikroökonomik 1. Einleitung: Der Markt 9 2. Nachfrage 9 3. Anwendungen 9 4. Produktion, Kosten und Angebot 9 5. Partialanalyse: Gleichgewicht auf einem einzelnen Markt 9 6. Totalanalyse: Allgemeines Gleichgewicht 6.1 Kaufen und Verkaufen 6.2 Tauschgleichgewicht 7. Zeit und Unsicherheit 8. Strategisches Verhalten und unvollkommene Konkurrenz 9. Ausblick: Mikroökonomik im Hauptstudium 310 Grundzüge der VWL A 310 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1 Kaufen und Verkaufen 6.1.1 Gegebene Anfangsausstattung 6.1.2 Nachfragefunktionen 6.1.3 Komparative Statik 311 Grundzüge der VWL A 311 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.1 Gegebene Anfangsausstattung Einkommenserzielung: Güterverkäufe am Markt In diesem Kapitel: keine Betrachtung von Produktion, also kein Verkauf von Produktionsfaktoren Alternative: Ausstattung a1, a2 mit Konsumgütern gegeben, Einkommen m = Wert der Ausstattung p1a1+ p2a2 Budgetrestriktion: p1x1+ p2x2 = p1a1+ p2a2 oder p1(x1-a1)+p2(x2-a2) = 0 Zwei äquivalente Interpretationen: Konsument ... 1. verkauft (a1, a2), erhält dafür m = p1a1+ p2a2 und kauft sich davon ein neues Bündel (x1, x2) im Wert von m. 2. kauft von einem Gut dazu und finanziert das durch Ver-kauf eines Teiles seiner Ausstattung mit dem anderen Gut. Bsp.: Zukauf Gut 1 (x1-a1 > 0), Verkauf Gut 2 (a2-x2 > 0) ⇒ Ausgaben p1(x1-a1) = Verkaufserlös p2(a2-x2) 312 Grundzüge der VWL A 312 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.1 Terminologie xj xj - a j Bruttonachfrage nach Gut j Nettonachfrage nach Gut j Positive Nettonachfrage xj - aj > 0 • Konsument tritt als Nachfrager (Käufer) auf dem Markt auf • nachgefragte Menge: xj - aj Negative Nettonachfrage xj - aj < 0 • Konsument tritt als Anbieter (Verkäufer) auf dem Markt auf • angebotene Menge: aj - xj Budgetgerade: p1(x1-a1)+p2(x2-a2) = 0 ⇒ Wert des Angebots = Wert der Nachfrage 313 Grundzüge der VWL A 313 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Budgetgerade: Menge der Bündel, die bei geg. Preisen denselben Wert wie die Ausstattung haben x2 p1 a1 + a 2 p2 6.1.1 Lage bestimmt durch Ausstattungspunkt (a1, a2) und Preisverhältnis p1/p2 Ausstattungsveränderung: Parallelverschiebung der Budgetgeraden a2 tan α = p1/p2 α a1 Grundzüge der VWL A p a1 + 2 a 2 p1 x1 314 314 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.1 Budgetgerade: Menge der Bündel, die bei geg. Preisen denselben Wert wie die Ausstattung haben x2 Preisveränderung: Preisveränderung bei konst. Einkommen + Einkommensänderung (Wertverändep1 a1 + a 2 rung der Ausstattung) p2 = Drehung der Budgetgeraden um den Ausstattungspunkt a2 tan α = p1/p2 α a1 Grundzüge der VWL A p a1 + 2 a 2 p1 x1 315 315 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.1 Veränderungen der Budgetgeraden rechnerisch ... bei Veränderung der Ausstattung Eine Ausstattungsänderung Δa1, Δa2 entspricht einer Einkommensveränderung von Δm = p1Δa1+ p2Δa2. Vorsicht: Eine Ausstattungsänderung hat auch bei Δm = 0 eine Wirkung, weil sich die Nettonachfrage ändert. ... bei Veränderung der Preise • Eine Preisänderung Δp1, Δp2 bedeutet eine Einkommensveränderung um Δm = a1Δp1+ a2Δp2 . • außerdem: Änderung der Steigung (wie bisher) 316 Grundzüge der VWL A 316 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.2 Nachfragefunktionen Optimales Konsumbündel (Bruttonachfrage): Die bisherige Analyse ist weiter gültig. Optimum (bei Normalfall u. inx2 nerer Lösung) bestimmt durch 1. Tangentialbedingung p1 a1 + a 2 p2 a2 Angebot von x2 x tan α = p1/p2 = -GRS 2. Budgetbedingung x∗ ∗ 2 p1x1+ p2x2 = p1a1+ p2a2 α Nachfrage (pos., a1 netto) nach x1 Grundzüge der VWL A ∗ 1 x p a1 + 2 a 2 p1 x1 317 317 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.2 Nachfragefunktionen (Marshallsche) Bruttonachfragefunktionen Angenommen, die Marshallschen Nachfragefunktionen eines Konsumenten in Abhängigkeit von Preisen p1, p2 und Einkommen m seien x M j ( p1 , p 2 , m ) . Dann sind die (Marshallschen) Bruttonachfragefunktionen dieses Konsumenten in Abhängigkeit von Preisen p1, p2 und Ausstattung a1, a2 definiert als x bj ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := x Mj ( p1 , p 2 , p1a1 + p 2 a 2 ) . Varian: xj als Funktionsname für beide Funktionen. Ausstattung nicht explizit als Variable bei Bruttonachfragefunktionen. (Marshallsche) Nettonachfragefunktionen x nj ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := x bj ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) − a j Grundzüge der VWL A 318 318 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.2 Nachfrage- und Angebotsfunktionen Nachfrage: Häufig (aber nicht immer) bezeichnet man die Nettonachfrage nur dann als Nachfrage, wenn sie positiv ist. Die entsprechende Nachfragefunktion ist { } d1 ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := max x nj ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ),0 . Angebot: Ist die Nettonachfrage negativ, dann bezeichnet man dies auch als positives Angebot. Die entsprechende Angebotsfunktion ist { } s1 ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := − min x nj ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ),0 . 319 Grundzüge der VWL A 319 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Bsp.: CD-Nutzenfunktion u ( x1 , x 2 ) = x x1M ( p1 , p 2 , m ) = 0 .4 m , p1 6.1.2 0 .4 1 x 0 .6 2 x 2M ( p1 , p 2 , m ) = 0 .6 m p2 ⎛ ⎞ p x1b ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := x1M ( p1 , p 2 , p1a1 + p 2 a 2 ) = 0.4⎜⎜ a1 + 2 a 2 ⎟⎟ p1 ⎠ ⎝ ⎛ ⎞ p x2b ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := x2M ( p1 , p 2 , p1a1 + p 2 a 2 ) = 0.6⎜⎜ a 2 + 1 a1 ⎟⎟ p2 ⎠ ⎝ x1n ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := x1b ( p1 , p2 , a1 , a2 ) − a1 = 0.4 p2 a2 − 0.6 a1 p1 x2n ( p1 , p2 , a1 , a 2 ) := x2b ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) − a 2 = 0.6 p1 a1 − 0.4 a2 p2 320 Grundzüge der VWL A 320 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.2 x1n ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) = 0.4 p2 a2 − 0.6 a1 p1 { } d 1 ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := max x1n ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ),0 p ⎧ ⎪0.4 2 a 2 − 0.6 a1 =⎨ p1 ⎪⎩ 0 g.d.w. p 2 3 a1 ≥ p1 2 a 2 sonst { s1 ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := − min x1n ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ),0 p ⎧ ⎪0.6 a1 − 0.4 2 a 2 =⎨ p1 ⎪⎩ 0 Grundzüge der VWL A g.d.w. } p 2 3 a1 ≤ p1 2 a 2 sonst 321 321 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.2 x2n ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) = 0.6 p1 a1 − 0.4 a 2 p2 { d 2 ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := max x 2n ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ),0 p ⎧ ⎪0.6 1 a1 − 0.4 a 2 =⎨ p2 ⎪⎩ 0 g.d.w. } p1 2 a 2 ≥ p 2 3 a1 sonst { } s 2 ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ) := − min x 2n ( p1 , p 2 , a1 , a 2 ),0 p ⎧ ⎪0.4 a 2 − 0.6 1 a1 =⎨ p2 ⎪⎩ 0 Grundzüge der VWL A g.d.w. sonst p1 2 a 2 ≤ p 2 3 a1 322 322 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.3 Komparative Statik Wirkung einer Ausstattungsänderung Δa1, Δa2 Bruttonachfrage: Nimmt der Wert der Ausstattung insgesamt zu, entspricht dies einer Einkommenserhöhung. Die Bruttonachfrage nach normalen Gütern steigt, die nach inferioren Gütern sinkt. Nettonachfrage: Nehmen Sie an, Gut 1 ist normal und Δa1> 0. Die Bruttonachfrage steigt. Die Nettonachfrage steigt aber nur dann, wenn der Zuwachs der Bruttonachfrage größer ist als Δa1. Vgl. Beispiel auf der folgenden Folie! 323 Grundzüge der VWL A 323 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Annahme: Gut 1 ist normal und Δa1> 0. 6.1.3 x2 Beispiel für steigende Bruttound sinkende Nettonachfrage p1 a1 + a 2 p2 Andere Fälle: Überlegen Sie selbst! x a Δ x1 < Grundzüge der VWL A Δ a1 p a1 + 2 a 2 p1 x1 324 324 Prof. Dr. Max Albert Wirkung einer Preisänderung Δp1, Δp2 WS 06/07 6.1.3 In einem Fall können wir mit dem Revealed-PreferenceAnsatz ohne Kenntnisse der Indifferenzkurvenverläufe eine einfache Prognose machen. Voraussetzung: Normalfall der Präferenzen 1. Fall: Der relative Preis des Gutes, das der Konsument auf dem Markt verkauft, nimmt zu. Prognose: Der Konsument bleibt Verkäufer dieses Gutes. Äquivalente Formulierung: Der relative Preis des Gutes, das der Konsument auf dem Markt zukauft, nimmt ab. Prognose: Der Konsument bleibt Käufer dieses Gutes. Wohlfahrtskonsequenz: Der Konsument verbessert sich. Vgl. Beispiel auf der folgenden Folie! 325 Grundzüge der VWL A 325 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.3 Annahme: Konsument verkauft Gut 2, p2/p1 steigt. x2 p1 a1 + a 2 p2 1. Genau die Situation, die wg. Präferenzoffenbarung Prognose ermöglicht: Konsument bleibt Verkäufer von Gut 2. 2. Konsument kommt auf jeden Fall auf eine höhere Indifferenzkurve. a Vo rh er s age b er e x ich α tan α = p1/p2 Grundzüge der VWL A p a1 + 2 a 2 p1 x1 326 326 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.3 Wirkung einer Preisänderung Δp1, Δp2 In einem weiteren Fall können wir mit dem Revealed-Preference-Ansatz auf Wohlfahrtsänderungen schließen. Voraussetzung: Normalfall der Präferenzen 2. Fall: Der relative Preis des Gutes, das der Konsument auf dem Markt verkauft, nimmt ab, aber der Konsument bleibt trotzdem Verkäufer. Äquivalente Formulierung: Der relative Preis des Gutes, das der Konsument auf dem Markt zukauft, nimmt zu, aber der Konsument bleibt trotzdem Käufer. Wohlfahrtskonsequenz: Der Konsument verschlechtert sích. Vgl. Beispiel auf der folgenden Folie! 327 Grundzüge der VWL A 327 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Annahme: Konsument verkauft Gut 2, p2/p1 sinkt, aber Konsument bleibt Verkäufer. x2 p1 a1 + a 2 p2 6.1.3 1. Schwaches Axiom: y p x 2. Einzeichnen einer Indifferenzkurve zeigt: Konsument kommt auf jeden Fall auf eine niedrigere Indifferenzkurve. a x y α tan α = p1/p2 Grundzüge der VWL A p a1 + 2 a 2 p1 x1 328 328 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.1.3 Wirkung einer Preisänderung Δp1, Δp2 In einem dritten Fall können wir selbst unter der Annahme des Normalfalls der Präferenzen nichts sagen. 3. Fall: Der relative Preis des Gutes, das der Konsument auf dem Markt verkauft, nimmt ab und der Konsument wird zum Käufer. Äquivalente Formulierung: Der relative Preis des Gutes, das der Konsument auf dem Markt zukauft, nimmt zu und der Konsument wird zum Verkäufer. Vgl. Beispiel auf der folgenden Folie! 329 Grundzüge der VWL A 329 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Annahme: Konsument verkauft Gut 2, p2/p1 sinkt, aber Konsument wird zum Käufer. 6.1.3 x2 p1 a1 + a 2 p2 y 1. Schwaches Axiom macht keine Aussage. 2. Indifferenzkurven könnten so verlaufen, dass y f x; das muss aber nicht so sein. a x α tan α = p1/p2 Grundzüge der VWL A p a1 + 2 a 2 p1 x1 330 330 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2 Allgemeines Tauschgleichgewicht Ziel: Analyse eines allgemeinen Wettbewerbs- oder Konkurrenzgleichgewichts (simultanes GG auf allen Märkten, Total- statt Partialanalyse) 6.2.1 Effizienter Tausch in der Edgeworthbox (noch keine Betrachtung von Preisen und Märkten) 6.2.2 Definition des Gleichgewichts 6.2.3 Existenz des Gleichgewichts 6.2.4 Effizienz des Gleichgewichts 6.2.5 Die Hauptsätze der Wohlfahrtsökonomie 331 Grundzüge der VWL A 331 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.1 Effizienter Tausch in der Edgeworthbox Annahmen 1) zwei Konsumgüter (Gut 1 und Gut 2) Menge von Gut j: xj, j =1,2 (für Achsenbezeichnung) 2) zwei Konsumenten (A und B) 3) geg. Anfangsausstattungen (Ausstattung v. Konsument k mit Gut j: akj, also aB2 = Ausstattung von B mit Gut 2) Gesamtmenge von Gut j: aj = Σkakj > 0, j =1,2 4) Normalfall der Präferenzen 5) keine externen Effekte Gesucht: effiziente erreichbare Allokationen Konsum von Gut j des Konsumenten k: ckj Allokation: (cA1,cA2,cB1,cB2) Erreichbare Allokationen: Σkckj ≤ Σkakj Monotonie der Präf.: Effizienz erfordert Σkckj = aj 332 Grundzüge der VWL A 332 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Punkt in Edgeworth-Box: restlose Verteilung geg. Mengen zweier Güter auf zwei Konsumenten 6.2.1 beliebige Verteilung x1 x2 OB Höhe der Box: a1 Breite der Box: a2 OA x2 x1 333 Grundzüge der VWL A 333 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Indifferenzkurven: Jedem möglichen Konsumpunkt sind die Nutzen beider Konsumenten zugeordnet. 6.2.1 Indifferenzkurven • Konsument A • Konsument B mögl. Konsumpunkt x1 c B2 x2 cA1 OA OB cB1 cA2 x2 x1 334 Grundzüge der VWL A 334 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.1 Pareto-effiziente Allokation: Verteilung, bei der es unmöglich ist, einen Konsumenten besser zu stellen, ohne den anderen schlechter zu stellen Indifferenzkurven • Konsument A • Konsument B mögl. Konsumpunkte x1 OB x2 1 2 OA x2 x1 Punkt 1: ineffizient (Linse Pareto-superiorer Allokat.) Punkt 2: effizient (Indifferenzk. tangential, keine Linse) Grundzüge der VWL A 335 335 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Kontraktkurve: Linie aller effizienten Güterallokationen (= Linie der Tangentialpunkte) Indifferenzkurven • Konsument A • Konsument B Konsumpunkte Kontraktkurve x1 x2 OA 6.2.1 OB x2 x1 336 Grundzüge der VWL A 336 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.1 Marginalbed. für eine effiziente Allokation: GRS der Konsumenten stimmen überein Indifferenzkurven • Konsument A • Konsument B Konsumpunkt x1 x2 OB α GRS = -tan α α OA x2 x1 337 Grundzüge der VWL A 337 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.1 Effizienter Tausch Indifferenzkurven • Konsument A • Konsument B Ausstattung Konsum Kontraktkurve Effizienz: Kontraktkurve Freiwilligkeit und Rationalität: Pareto-Verbesserung (Linse!) x1 a B2 x2 aA1 1 cA1 OA cB2 2 aA2 cA2 OB aB1 cB1 x2 x1 Punkt 1: Ausstattungspunkt (ineffizient) Punkt 2: mögliches Tauschergebnis (effizient) Grundzüge der VWL A 338 338 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.2 Definition des Gleichgewichts Modell: wie in 6.2.1, aber Allokation durch Preise 1) zwei Konsumenten (A und B) 2) zwei Konsumgüter (Gut 1 und Gut 2) 3) geg. Anfangsausstattungen akj (aj = Σkakj > 0, j = 1,2, aA1+aA2 > 0, aB1+aB2 > 0, sonst kein Tausch) 4) Normalfall der Präferenzen 5) alle Märkte vorhanden 6) keine externen Effekte 7) Preisnehmerverhalten (d.h. vollkommene Konkurrenz) Def. allgemeines GG: Preisvektor (p1,p2) und Allokation (cA1,cA2,cB1,cB2) mit (1) Σk ck ≤ Σk akj (Allokation erreichbar) und (2) ckj = ckj(p1,p2,ak1,ak2) (Nutzenmaximierung) Frage: Bedeutet GG Markträumung und umgekehrt? Grundzüge der VWL A 339 339 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.2 Markträumungsbedingungen Knappes Gut: Nachfrage = Angebot, Preis ≥ 0 Freies Gut: Nachfrage < Angebot, Preis = 0 Beide Fälle in einem: Überschußnachfrage = Nachfrage – Angebot ≤ 0, Preis ≥ 0, Preis × Überschußnachfrage = 0 Def. Nettonachfragefkt.: zkj(p1,p2) := ckj(p1,p2,ak1,ak2) - akj Def. Überschußnachfragefkt.: zj(p1,p2) := zAj(p1,p2) + zBj(p1,p2) Markträumungsbedingungen: zj(p1,p2) ≤ 0, pj ≥ 0, pjzj(p1,p2) = 0, j = 1,2 Grundzüge der VWL A 340 340 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.2 Def. allgemeines GG: (1) Erreichbarkeit der Allokation und (2) Nutzenmaximierung ist äquivalent zu (3) zj(p1,p2) ≤ 0, j = 1,2. Annahme: Jeder Konsument gibt immer sein Einkommen aus (wg. monotoner Präf. od. schwächerer Form dieser Annahme). Daher gilt p1zk1(p1,p2) + p2zk2(p1,p2) ≡ 0, k = A,B und damit für die Gesamtheit der Konsumenten (4) p1z1(p1,p2) + p2z2(p1,p2) ≡ 0 (Walrassches Gesetz). Aus (3) folgt pjzj(p1,p2) ≤ 0 wg. pj ≥ 0 und damit wg. (4) auch (5) pjzj(p1,p2) = 0, j = 1,2. Daher: Im allgemeinen GG gelten die Markträumungsbed. (6) zj(p1,p2) ≤ 0, pj ≥ 0, pjzj(p1,p2) = 0, j = 1,2. Die Umkehrung ist trivial: (3) ist Teil von (6). Allgemeines GG heißt Räumung aller Märkte. Grundzüge der VWL A 341 341 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.2 Probleme der allgemeinen Gleichgewichtstheorie 1) Existenz: Hat das System der Markträumungsbed. z1(p1,p2) ≤ 0, p1 ≥ 0, p1z1(p1,p2) = 0 z2(p1,p2) ≤ 0, p2 ≥ 0, p2z2(p1,p2) = 0 immer eine Lösung? 2) Eindeutigkeit: Wieviele Lösungen hat das System? 3) Stabilität: Wird ein Gleichgewicht erreicht? Diese Frage geht über das System hinaus; die Antwort verlangt eine dynamische Betrachtung. 4) Wohlfahrtsproblem: Ist die Lösung effizient? Im folgenden: Probleme 1) und 4) 342 Grundzüge der VWL A 342 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.3 Existenz des Gleichgewichts Übergang zu einem Gleichungssystem: Wenn es eine Lösung des Systems z1(p1,p2) ≤ 0, p1 ≥ 0, p1z1(p1,p2) = 0 z2(p1,p2) ≤ 0, p2 ≥ 0, p2z2(p1,p2) = 0 gibt, dann gilt p1,p2 > 0 wg. Monotonie der Präferenzen. Damit ist die Markträumungsbed. zi(p1,p2) = 0 oder (äquivalent) pizi(p1,p2) = 0. Wir erhalten das Gleichungssystem z1(p1,p2) = 0 z2(p1,p2) = 0. Jede Lösung beschreibt ein allgem. GG und erfüllt p1,p2 > 0. Notw. Bed. für Existenz (so viele Gleichungen wie Unbe343 kannte) scheint erfüllt zu sein. Grundzüge der VWL A 343 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Elimination einer Variablen 6.2.3 Wegen Nullhomogenität der Überschußnachfragefkt. gilt zj(p1,p2) = zj(αp1,αp2) für jedes α > 0. Somit läßt sich ein Gut als Recheneinheit wählen, z.B. Gut 2. Wir setzen α = 1/p2 > 0 und schreiben p für p1/p2. Wir erhalten folgendes Gleichungssystem: z1(p,1) = 0 z2(p,1) = 0 Problem: Wir haben tatsächlich nur eine Unbekannte, aber zwei Gleichungen. Bei mehr Gleichungen als Unbekannten ist im allgemeinen die Existenz einer Lösung nicht garantiert. 344 Grundzüge der VWL A 344 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 Lösung: Eine der Markträumungsbed. ist redundant. 6.2.3 Beweis: Wie oben gezeigt, gilt im Gleichgewicht pj > 0 und damit zj(p1,p2) = 0 oder (äquivalent) pjzj(p1,p2) = 0, j = 1,2. Wie bereits vorher gezeigt, gilt das Walrassche Gesetz: p1z1(p1,p2) + p2z2(p1,p2) ≡ 0 Folgerung: Wenn ein Markt geräumt ist, muß auch der andere geräumt sein. Es gilt p1z1(p1,p2) = 0 g.d.w. p2z2(p1,p2) = 0 oder (äquivalent) z1(p1,p2) = 0 g.d.w. z2(p1,p2) = 0, j = 1,2. Also: Das System reduziert sich auf z1(p,1) = 0. Allgemein für n Güter (und damit n Märkte): Sind n-1 Märkte geräumt, ist es auch der letzte. Wir können eine Gleichung streichen und haben n-1 Gleichungen für n-1 relative Preise. Existenz einer Lösung ist garantiert bei Stetigkeit der zj; 345 Stetigkeit folgt aus Konvexität der Präferenzen. Grundzüge der VWL A 345 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.4 Effizienz des Gleichgewichts Frage: Wie sieht ein allgemeines Gleichgewicht in einer Edgeworth-Box aus? Antwort erfordert Budgetgerade für beide Konsumenten. Wichtig: Budgetgerade in der Edgeworth-Box fällt für beide Seiten immer zusammen! x1 x2 α aB2 OB aA1 aB1 tan α = p2/p1 α OA Grundzüge der VWL A aA2 Ausstattung Budgetgerade x2 x1 346 346 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.4 Ausgangspunkt: ineffiziente Verteilung der Anfangsausstattungen (Austattungspunkt nicht auf der Kontraktkurve, Indifferenzkurven nicht tangential) Jeder Preisvektor (p1,p2) legt eine Budgetgerade und damit den gewünschten Konsumpunkt jedes Konsumenten fest. Wenn die gewünschten Konsumpunkte nicht übereinstimmen, liegt kein GG vor (nutzenmax. Allokation nicht erreichbar). x1 x2 OA Grundzüge der VWL A OB x2 x1 Indifferenzkurven • Kons. A • Kons. B Ausstattung Budgetgerade gew. Konsum 347 347 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.4 Allgem. GG: Beim Preisvektor (p1,p2) stimmen die gewünschten Konsumpunkte der Konsumenten übereinstimmen Ist (p1,p2) ein GG-Preisvektor, dann gilt dies auch für jedes pos. Vielfache. Wesentlich ist der relative Preis p2/p1 = tan α. Tauschökonomie: Geld spielt keine Rolle. Das GG ist effizient (Konsumpunkt auf der Kontraktkurve). Der Übergang von Autarkie zum GG ist eine Pareto-Verbesserung (Konsumpunkt zwischen Autarkie-Indifferenzkurven). x1 x2 aA1 aB2 xB2 OB aB1 xA1 xB1 α OA aA2 Grundzüge der VWL A xA2 x2 x1 Indifferenzkurven • Kons. A • Kons. B Ausstattung Budgetgerade gew. Konsum 348 348 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.5 Die Hauptsätze der Wohlfahrtsökonomie Für das Modell dieses Abschnitts und viele Erweiterungen gilt: 1. Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie: Jedes allgemeine Gleichgewicht ist effizient (bereits gezeigt). ⇒ moderne Fassung von Adam Smiths Idee von der „unsichtbaren Hand“ des Marktes 2. Hauptsatz der Wohlfahrtsökonomie: Jede effiziente Allokation kann durch ein allgemeines Gleichgewicht erreicht werden, wenn man die Anfangsausstattungen richtig verteilt (noch zu zeigen). 349 Grundzüge der VWL A 349 Prof. Dr. Max Albert Bedeutung des 1. Hauptsatzes WS 06/07 6.2.5 Systeme der kollektiven Entscheidungsfindung (SKE): Markt, Verhandlung, Abstimmung, Hierarchie (Anordnung) Traditionell wird der 1. Hauptsatz als Begründung für die Überlegenheit von Märkten gegenüber anderen SKE angeführt. Probleme dieses Institutionenvergleichs: 1. Es werden ideale Märkte mit realen Alternativen verglichen. Es müsste gezeigt werden, dass reale Märkte besser sind als die realen Alternativen. 2. Jede reale Ökonomie besteht notwendigerweise aus einer Mischung verschiedener SKE (Unternehmen, Problem öffentlicher Güter wie Rechtsordnung). Das Problem besteht darin, die beste Mischung zu finden. 3. Für Punkt 1 wie für Punkt 2 sind Transaktionskosten besonders wichtig. (Bsp.: Straßenbau, Verteilung von Konsum350 gütern) Grundzüge der VWL A 350 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 6.2.5 Beweis des 2. Hauptsatzes 1. Wir wählen einen beliebigen Punkt K auf der Kontraktkurve. 2. Wir zeichnen die gemeinsame Tangente der sich dort berührenden Indifferenzkurven (Steigung: -tan α). 3. Wir wählen den Ausstattungspunkt A so, dass er irgendwo auf dieser Tangente liegen. Jeder Preisvektor (p1,p2) mit p2/p1 = tan α zusammen mit der Allokation von Punkt K ist ein allgemeines GG. x1 OB x2 A K α OA Grundzüge der VWL A x2 x1 Indifferenzkurven • Kons. A • Kons. B Tangente Kontraktk. 351 351 Prof. Dr. Max Albert Bedeutung des 2. Hauptsatzes WS 06/07 6.2.5 Häufig wird Effizienz als alleiniges Kriterium zur Beurteilung von Systemen der kollektiven Entscheidungsfindung abgelehnt. Weiteres (unklares) Kriterium: Verteilungsgerechtigkeit. Der 2. Hauptsatz besagt: Man kann die Wohlfahrt der Benachteiligten erhöhen, ohne die Effizienz zu gefährden, indem man Anfangsausstattungen umverteilt. ⇒ Verteilungsfragen lassen sich separat behandeln. Einwand: Die Verteilung hängt auch von Zufällen ab, gegen die man sich nicht immer am Markt versichern kann (Unfall: ja, Arbeitslosigkeit: nein). Eine staatliche Versicherung für solche Fälle verbessert u.U. die Verteilung, führt aber zu Ineffizienzen (Anreizprobleme: „moral hazard“). ⇒ Verteilungsfragen und Effizienz hängen oft zusammen.352 Grundzüge der VWL A 352 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 VWL A: Mikroökonomik 1. Einleitung: Der Markt 9 2. Nachfrage 9 3. Anwendungen 9 4. Produktion, Kosten und Angebot 9 5. Partialanalyse: Gleichgewicht auf einem einzelnen Markt 9 6. Totalanalyse: Allgemeines Gleichgewicht 9 7. Zeit und Unsicherheit 7.1 Intertemporale Konsumentscheidung 7.2 Entscheidung unter Risiko 8. Strategisches Verhalten und unvollkommene Konkurrenz 9. Ausblick: Mikroökonomik im Hauptstudium 353 Grundzüge der VWL A 353 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 7.1 Intertemporale Konsumentscheidung 7.1.1 Intertemporale Budgetrestriktion 7.1.2 Intertemporale Präferenzen 7.1.3 Intertemporale Entscheidung 7.1.4 Kapitalmarktgleichgewicht Nur rudimentäre Behandlung: Analogie zur üblichen Konsumentscheidung soll deutlich werden. Wichtig: dynamisches Modell (mehrere Zeitpunkte). In diesem Abschnitt: Vernachlässigung von Unsicherheit, obwohl die Zukunft immer unischer ist. 354 Grundzüge der VWL A 354 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 7.1.1 Intertemporale Budgetrestriktion Annahmen • zwei Perioden: heute (Periode 1) und morgen (Periode 2) • Kapitalmarkt: Angebot und Nachfrage von Krediten • Finanzintermediäre (Banken): Fristen-, Größen-, Risikotransformation, Kosten sind Transaktionskosten • vollk. Kapitalmarkt: vollk. Konkurrenz, insbes. keine Transaktionskosten, also Spar- = Kreditzinssatz r • Einkommen der Periode i: mi • keine Unsicherheit über m2 • Konsum(ausgaben) in Periode i: ci (zusammenges. Gut, Annahme geg. Preise für Konsumgüter in jeder Periode) Gegenwartswert eines Betrags x, den man morgen bekommt = Kredit, den man damit finanzieren kann: x/(1+ r) Zukunftswert eines Betrags x, der heute zur Verfügung steht 355 = Betrag morgen, wenn man x spart: (1+ r)x Grundzüge der VWL A 355 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 7.1.1 Sparen: Betrag s ≥ 0 Kreditaufnahme: Betrag k ≥ 0 c1 = m1 + k c1 = m1 - s c2 = -(1+ r)k + m2 c2 = (1+ r)s + m2 ⇒ c2 = (1+ r)(m1 - c1) + m2 ⇒ c2 = (1+ r)(m1 - c1) + m2 Form in beiden Fällen: c2 = (1+ r)(m1 - c1) + m2 Äquivalente Umformungen: intertemp. Budgetrestriktion in • Gegenwartswerten: c1 + c2/(1+ r) = m1 + m2/(1+ r) (Gegenwartswert Konsum = Gegenwartswert Einkommen) • Zukunftswerten: (1+ r)c1 + c2 = (1+ r)m1 + m2 (Zukunftswert Konsum = Zukunftswert Einkommen) 356 Grundzüge der VWL A 356 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 7.1.1 Intertemporale Budgetrestriktion graphisch tan α = c2 c 2∗ = (1 + r ) m 1 + m 2 Sp ar Gegenkath. Ankath. = 1+ r „Polonius-Punkt“ en Kr ed m2 ita α m1 ufn ah me m2 c = m1 + 1+ r ∗ 1 c1 Achsenabschnitte • Zukunftsachse: Zukunftswert des Einkommens • Gegenwartsachse: Gegenwartswert des Einkommens Grundzüge der VWL A 357 357 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 7.1.1 Analogie zur üblichen Budgetrestriktion: • Zinssatz (genauer: 1+r) entspricht Preisverhältnis • Polonius-Punkt entspricht Ausstattungspunkt c2 Unterschiedliche Zinssätze: Drehung Budgetgerade um Poloniuspunkt m2 m1 Achtung: Betrachtung unterschiedlicher Zinssätze ≠ Betrachtung von Zinsänderungen Grundzüge der VWL A c1 358 358 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 7.1.2 Intertemporale Präferenzen 1. Extremfall: Konsum heute und Konsum morgen sind perfekte Substitute c2 Kaum vorstellbar, insbes. wenn es sich bei „heute“ und „morgen“ um längere Zeiträume handelt. c1 Richtung Verbesserung 359 Grundzüge der VWL A 359 Prof. Dr. Max Albert WS 06/07 7.1.2 2. Extremfall: Konsum heute und Konsum morgen sind perfekte Komplemente c2 Kaum vorstellbar, da das bedeutet, daß die Erhöhung des Konsums in nur einer Periode keine Verbesserung ist. c1 Richtung Verbesserung 360 Grundzüge der VWL A 360