Primärprävention bei Herz-Kreislauf

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Departement Medizin, Kardiologie, Brauerstrasse 15, Postfach 834, CH-8401 Winterthur, www.ksw.ch
Primärprävention bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Was ist Primärprevention?
Bei der Primärprävention geht es hauptsächlich um die Förderung der Gesundheit und die Verhütung von
Krankheiten durch das Erkennen sowie Vermeiden bzw. Behandeln von Risikofaktoren. Welche Risikofaktoren
bestimmen die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen? Die wichtigsten Faktoren sind: Rauchen,
(erhöhtes) Körpergewicht, erhöhter Blutdruck, Zuckerkrankheit, (fehlende) körperliche Tätigkeit sowie eine
falsche Ernährung. Insgesamt besteht ein hohes Herz-Kreislauf-Erkrankungsrisiko wenn mind. 3, ein mittleres
Erkrankungsrisiko wenn 1 oder 2 Risikofaktoren der oben genannten Risikofaktoren zusammenkommen.
Rauchen
Ein Raucher hat im Vergleich zu einem Nichtraucher das 2-3fache Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das
Risiko steigt mit der Anzahl der gerauchten Zigaretten pro Tag. Es ist auch bewiesen, dass Passivraucher ein
erhöhtes Risiko für eine koronare Herzkrankheit haben.
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Übergewicht
Zur Risikoabschätzung in Bezug auf das Körpergewicht wird der so genannte Body Mass Index (BMI) zu Hilfe
gezogen. Dieser setzt das Körpergewicht (in kg) in das Verhältnis der Körperlänge im Quadrat. Bei einem Body
Mass Index von >25kg/m2, vor allem wenn dies über 10 Jahre besteht, ist die Entstehung von Herz-KreislaufErkrankungen deutlich gehäuft. Vereinfacht kann die obere Normgrenze berechnet werden, indem man die
Körpergrösse – 100 + ca. 5% rechnet. Es ist zu beachten, dass bereits bei geringem Übergewicht das Risiko
für die Entwicklung einer Zuckerkrankheit (Diabetes) erhöht ist, welcher per se wiederum ein Risikofaktor für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen darstellt. Um Übergewicht zu vermeiden bzw. zu behandeln, steht einerseits die
Ernährung sowie die körperliche Tätigkeit im Vordergrund. Bei krankhaftem Übergewicht, der sog. Adipositas
(BMI >30 kg/m2) besteht nebst Ernährungsberatung auch die Möglichkeit von medikamentösen oder operativen
Eingriffen, wobei dies sorgfältig durch ärztliche bzw. spezialärztliche Beurteilung abgewogen werden sollten.
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Erhöhter Blutdruck
Es ist bekannt, dass ein erhöhter Blutdruck (über 140/90 mmHg beim Arzt gemessen, 130/85 mmHg bei
Heimblutdruckmessungen) das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung deutlich erhöht. Eine entsprechende
medikamentöse Therapie mit dem Ziel einer Blutdrucksenkung unter diese Limiten bewirkt eine deutliche
Verminderung der Mortalität. Vor allem bei familiärer Vorbelastungen ist es wichtig, die Blutdruckwerte mind. 1x
jährlich beim Arzt kontrollieren zu lassen.
Auch sollte der Blutdruck bei jedem Arztbesuch gemessen werden, um eine arterielle Hypertonie möglichst früh
erfassen zu können, bevor allfällige Endorganschäden entstehen. Besteht die Kombination Zuckerkrankheit und
Bluthochdruck, so ist die konsequente Einstellung des Blutdruckes (und auch der Blutzuckerwerte) um so
wichtiger.
Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus):
Für die Diagnose eines Diabetes mellitus bestehen relative strickte Grenzwerte, insbesondere der
Nüchternblutzuckerbestimmung. Zwischen nicht zuckerkrank und zuckerkrank besteht aber eine Grauzone, die
in der Schulmedizin als krankhafte Zuckerresistenz (pathologische Glukosetoleranz) bezeichnet wird. Sowohl
der Diabetes, aber auch bereits eine krankhafte Zuckertoleranz, sind bedeutende Risikofaktoren für Herz/Gefässerkrankungen.
Es wird allgemein empfohlen, dass ohne Familiengeschichte bezüglich Diabetes, ab dem 45. Lebensjahr,
jährlich eine Blutzuckerkontrolle durchgeführt werden sollte. Bei Häufung von Zuckerkrankheit in der Familie
sollten jedoch die Blutzuckerkontrollen früher erfolgen. Ist einmal eine Zuckerkrankheit diagnostiziert, so kann
das Risiko bei gut eingestellten Zuckerwerten deutlich reduziert werden.
Körperliche Aktivität:
Eine körperliche Aktivität wirkt sich positiv hinsichtlich Blutfette und Zuckerspiegel aus, auch wird die Herzarbeit
ökonomischer. Gut dosierte Bewegung trägt dazu bei, deponiertes Fett abzubauen und somit das
Körpergewicht zu verringern. Die gesteigerte Muskelmasse erhöht den Grundumsatz des Körpers, so dass der
Kalorienbedarf steigt, was wiederum die Gewichtsabnahme günstig beeinflusst. Vereinfacht wird zudem die
Neubildung von Blutgefässen und das Immunsystem wird angeregt. Empfohlen wird dabei das regelmässige
Ausüben einer mässigen körperlichen Tätigkeit 3x pro Woche von mindestens 30 Minuten. Es ist dabei zu
beachten, dass der Effekt einer dreimaligen mässigen Tätigkeit pro Woche das Risiko für eine Herz-
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/Gefässerkrankung deutlich mehr senkt als eine z.B. 1x pro Woche 2 Std. stattfindende übermässige
körperliche Tätigkeit. Geeignete Sportarten, welche auch zahlreiche Muskelgruppen einbeziehen, sind Laufen,
Joggen, Schwimmen, Radfahren, Skilanglauf sowie nicht professionell betriebene Manschaftsball-Sportarten.
Ungünstiger sind dabei Tennis, Squash (ruckartige Belastungen), Rudern, Mountainbike sowie Krafttraining.
Erhöhtes Cholesterin/Ernährungsstrategien:
Um die Cholesterinwerte positiv zu beeinflussen, lohnt es sich, den Verzehr tierischer Fette einzuschränken,
bzw. den Verzehr pflanzlicher Lebensmittel zu erhöhen. Schlecht sind vor allem Wurst- und Speck-Produkte.
Fette Fleischarten sollten durch magere und fettreduzierte Fleischsorten ersetzt werden. Die tierischen Fette
können durch pflanzliche Fette mit höherem Anteil, sogenannter einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren
ersetzt werden, wie z.B. Distelöl, Baumnussöl, Traubenkernöl, Sonnenblumenöl, Sojaöl, Kürbiskernöl,
Maiskeimöl, Sesamöl, Rapsöl sowie das vor allem in der mediterranen Küche verwendete Olivenöl. Statt Butter
kann cholesterinarmen Pflanzenmargarine den Vorzug gegeben werden, wobei darauf geachtet werden sollte,
dass die Margarine keine Trans-Fettsäuren enthält, da diese die Blutfette ungünstig beeinflussen.
Vollmilchjoghurt, Rahmquark und Vollfettkäse sollten durch magere Milchprodukte wie teilentrahmte oder
Lightjoghurt, Magerquark, Halbfettquark und 1/4 oder 1/2-Fettkäse ersetzt werden.
Die traditionelle mediterrane Küche kommt einer optimalen Ernährungsweise sehr nahe. Reichlich pflanzliche
Lebensmitteln wie frische Früchte, Gemüse und Cerealien (Brot, Pasta, Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Nüsse,
Samen) sowie viel Fisch, wenig rotes Fleisch sind deren Hauptbestandteile. Charakteristisch an der
mediterranen Diät ist ein hoher Anteil an Olivenöl. In Mittelmeerländern ist die altersbezogene Herzkreislaufsterblichkeit im Vergleich zu Finnland oder den USA deutlich tiefer. Auch führt die mediterrane Diät mit
der Einnahme von vielen Früchten, Gemüsen und Getreideprodukten zu hohen Blutkonzentrationen natürlicher
Antioxidantien wie Vitamin E, C, A und Betacarotin. Die essentiellen Antioxidantien schützen die Blutfette (v.a.
LDL) vor Oxidation und vermögen dadurch den Beginn einer Arterienverkalkung (Atherosklerose) zu
verhindern.
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Alkohol
Der günstige Effekt des Alkohols auf das Herzkreislaufsystem wurde in unzähligen Studien nachgewiesen. Ein
mässiger Konsum von Alkohol führt zu einem Anstieg des «guten» Cholesterins, dem sogenannten HDLCholesterin, verhindert das Zusammenkleben der Blutplättchen (Thrombozytenaggregationshemmung) und
wirkt durch Stoffe (Polyphenole), die v.a. im Rotwein vorkommen, antioxidativ.
Unter einem mässigen Alkoholkonsum versteht man bei Männern 2-3 Trinkeinheiten täglich, bei Frauen 1-2
täglich (eine Trinkeinheit entspricht 10 –12 g reinen Alkohols, entsprechend einem üblichen Glas Wein). Diese
Mengen sollten nicht überschritten werden, da der übermässige Alkoholkonsum bei beiden Geschlechtern zu
vermehrten Tumorleiden des oberen Magendarmtraktes (Mund-Rachen-und Speiseröhrenkrebs) und zu
Leberzirrhose führen kann. Menschen mit bekannter Suchtneigung oder welche an Erkrankungen des Leberoder Gallensystems leiden, sollten auch auf einen moderaten Alkoholkonsum verzichten. Aufgrund der heutigen
Datenlage kann jemandem der bisher nicht getrunken (noch) nicht geraten werden, mit einem mässigen
Alkoholkonsum zu beginnen.
Aspirin
Aspirin reduziert bei gesunden Personen, die noch nicht an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden das Risiko
eines ersten Herzinfarkts um ca. ein Drittel. Da aber das Risiko bei gesunden Personen einen Herzinfarkt zu
erleiden sehr niedrig ist, muss ein möglicher Vorteil einer medikamentösen Prophylaxe gegenüber dem
erhöhten Blutungsrisiko (insbesondere Hirnblutungen) einer Aspirintherapie abgewogen werden. Aufgrund der
heutigen Datenlage kann die Aspirintherapie bei Personen unter 50 Jahren, ohne Herzinfarkt und Schlaganfall
in der Anamnese, nicht empfohlen werden. Bei Frauen und Männern über 50 Jahren jedoch, mit mindestens 1
Risikofaktor sollte die Durchführung einer Aspirinprophylaxe mit dem Hausarzt diskutiert werden.
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