Blutzucker (Blutglucose) - Übersicht

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Blutzucker
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Blutzucker (Blutglucose) - Übersicht
Univ.Doz.Dr.med. Wolfgang Hübl
IN DREI
SÄTZEN:
Die Messung des Zuckers (genauer: der Glucose) im Blut ist der
wichtigste Test zur Erkennung der Zuckerkrankheit (Diabetes
mellitus). Dabei treten erhöhte Blutzuckerspiegel auf. Aber auch der
gefährliche "Unterzucker", also die Verminderung des Zuckers im
Blut, wird mit Hilfe der Blutzuckerbestimmung erkannt.
NAME:
Der Name Glucose kommt vom griechischen Wort für "süß", glykys.
INFO:
Was ist Blutzucker?
Blutzucker ist chemisch gesehen nicht irgendein Zucker sondern ein ganz
bestimmter, nämlich Glucose (=Traubenzucker). Natürlich gibt es im Blut
noch viele andere Zuckerarten in kleiner Menge, aber in der Medizin
versteht man unter Blutzucker immer die Glucose im Blut. Daher:
Blutzucker = Blutglucose.
Wozu brauchen wir Blutzucker (Glucose)?
Der Zucker im Blut ist der wichtigste Energieträger für unsere Zellen.
Sie nehmen Zucker aus dem Blut auf und "verbrennen" ihn, meist zu CO2
und Wasser. Dabei entsteht Energie, die für viele Vorgänge in den Zellen
notwendig ist.
Woher kommt der Blutzucker (die Glucose)?
z
Aus der Nahrung
Wir essen zwar meist nicht viel Traubenzucker, aber wir essen "normalen" Zucker,
Milchzucker und Stärke (Mehl, Kartoffelstärke,..). In all diesen Kohlenhydraten ist
Glucose enthalten. Bei der Verdauung wird sie frei und ins Blut aufgenommen.
Aber auch andere Zucker in der Nahrung (Fruchtzucker, Galaktose) wandelt unser
Stoffwechsel (vor allem in der Leber) rasch in die für alle Zellen brauchbare
Glucose um.
z
Aus Glucosespeichern (Glykogen)
Wir können nicht die ganze Zeit essen, trotzdem darf unser Blutzuckerspiegel
nicht zu stark abfallen. Dazu wird Glucose vor allem in der Leber und im Muskel in
der Form von Glykogen gespeichert. Glykogen ist also eine Speicherform der
Glucose. Haben wir nach dem Essen einen Blutzuckerüberschuss, wird Glykogen
aufgebaut. Haben wir zwischen den Mahlzeiten oder durch Aktivität einen Bedarf
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24.9.2005
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an Glucose, wird Glykogen wieder abgebaut und Glucose wird frei. Dies ist einer
der Mechanismen, mit denen der Blutzuckerspiegel reguliert wird.
z
Aufbrauch von Reserven
Die Glykogen-Speicher reichen nur für 12 bis 24h. Nehmen wir über längere Zeit
zuwenig Nahrung zu uns, dann wird auch Fett und Eiweiß abgebaut. Sowohl aus
Fett als auch aus Eiweiß kann unser Körper kleinere Mengen von Glucose
herstellen.
Wer reguliert den Blutzuckerspiegel?
z
Das Hormon Insulin
Das wichtigste Hormon der Blutzuckerregulation. In der Summe
wirkt es stark blutzuckersenkend. Es wird auch als das Hormon
der Energiespeicherung bezeichnet.
{
{
{
{
Insulin fördert den Einstrom von Glucose in die Zellen (vor allem in Fett und
Muskelgewebe). Folge: Blutzuckerspiegel sinkt (das kann sehr rasch gehen
- Minuten).
Insulin fördert den Aufbau des Glucosespeichers Glykogen (vor allem in
Leber und Muskel).
Es hemmt den Aufbau von Glucose aus Eiweiß-Bruchstücken (das ist die
sog. Gluconeogenese aus Aminosäuren).
Insulin fördert den Fettaufbau (u.a. aus Zucker)
Insulin steuert die Verwertung und Speicherung des Blutzuckers
(Glucose)
Die Kohlenhydrate
der Nahrung
werden bei der
Verdauung in kleine
Zuckermoleküle
gespalten. Diese
werden über den
Dünndarm ins Blut
aufgenommen. Die
Insulinausschüttung
aus der
Bauchspeicheldrüse
sorgt dafür, dass
der Blutzucker
rasch verwertet
wird: Aufnahme in
Muskel und Leber,
wo der nicht
unmittelbar
benötigte
Blutzucker in Form
von Glykogen
gespeichert wird.
Auch der Aufbau
von Fettgewebe aus
überschüssigem
Blutzucker wird
durch Insulin
gefördert.
Anmerkung: das "Bauch-Foto" soll nur das Fettgewebe symbolisieren. Insulin für sich macht nicht
dick. Es ermöglicht nur den Fettaufbau.
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z
Das Hormon Glukagon
Das zweitwichtigste Hormon der Blutzuckerregulation. Es erhöht
den Blutzucker. Viele Wirkungen sind denen des Insulins
entgegengesetzt. Es wird auch als das Hormon der
Energiebereitstellung bezeichnet.
{
{
{
Glukagon fördert den Abbau des Glucosespeichers Glykogen in der Leber.
Dadurch wird Glucose frei.
Es fördert den Aufbau von Glucose aus Eiweiß-Bruchstücken (das ist die
sog. Gluconeogenese aus Aminosäuren).
Glukagon fördert den Fettabbau (dabei entsteht auch Glucose).
Nach einem Essen haben wir viel mehr Insulin im Blut als Glukagon,
in Hungerphasen ist das Verhältnis ausgeglichener.
z
z
z
Hormone des Nebennieren-Marks (Adrenalin, Noradrenalin)
Die Hormone Adrenalin und Noradrenalin (auch Katecholamine
genannt) erhöhen den Blutzucker. Sie werden bei Stress, Angst,
körperlicher Aktivität und anderen Anstrengungen ausgeschüttet und
führen zum Abbau des Glucosespeichers Glykogen in Leber und
Muskel. Der Anstieg des Blutzuckers erfolgt rasch (innerhalb von 15
bis 60 Minuten).
Körperliche Aktivität/ Training
Führt zu einer vermehrten Aufnahme von Blutzucker in die
Muskelzellen und vermindert dadurch den Blutzuckerspiegel.
Das Wachstumshormon (Somatotropin)
Das in der Hirnanhangsdrüse gebildete Hormon wirkt in Richtung
einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels. Das Hormon hilft, zu
niedrige Blutzuckerspiegel zu verhindern.
Es tut dies vor allem durch Verminderung des Einstroms von Glucose in Muskelund Fettzellen und durch Vermehrung des Abbaus des Glucosespeichers
Glykogen in der Leber.
z
Glucocorticoidhormone der Nebennieren-Rinde ("Cortisol")
Sie wirken Blutzuckerspiegel-steigernd. Die Glucocorticoide helfen,
zu niedrige Blutzuckerspiegel zu verhindern.
Sie fördern direkt und indirekt die Neubildung von Blutzucker aus EiweißBestandteilen (Gluconeogenese).
z
Schilddrüsenhormone
Schilddrüsenhormone können den Blutzucker erhöhen, haben aber
für die normale Regulation wenig Bedeutung.
Sie erhöhen die Aufnahme von Glucose aus dem Darm, fördern den Abbau des
Glucosespeichers Glykogen in Leber und Muskel. Außerdem steigern sie die
Glucose-Neubildung aus Eiweiß-Bestandteilen (Gluconeogenese).
Warum bestimmt man den Blutzucker?
z
Verdacht auf Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Wenn Zeichen eines Diabetes vorliegen, bei anderen Erkrankungen, die mit einem
Diabetes einhergehen können; routinemäßig in der Schwangerschaft.
z
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Kontrolle eines Diabetes mellitus
24.9.2005
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z
Verdacht auf Unterzucker (Hypoglykämie)
Zeichen von Unterzucker, bei der Diabetesbehandlung, routinemäßig bei
Neugeborenen.
z
In der Praxis wird der Blutzucker bei einer Laboruntersuchung meist automatisch
mitbestimmt ohne besonderen Verdacht.
Was ist Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)?
Diabetes mellitus ist die Bezeichnung für verschiedene Krankheiten, deren
Gemeinsamkeit ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel ist.
Im engeren Sinn meint man damit meist den Diabetes Typ 1 ("Juveniler
Diabetes" des meist jugendlichen, schlanken Patienten) und den Typ 2,
den "Erwachsenen-Diabetes" des meist älteren, übergewichtigen
Patienten. Daneben gibt es aber noch eine große Zahl nicht so häufiger
Erkrankungen, die auch unter die Kategorie Diabetes mellitus fallen
(Näheres siehe unter ERHÖHUNG).
Der Name Diabetes mellitus kommt vom Hauptsymptom des unbehandelten Diabetes:
der großen Trink- und Harnmenge. Wobei der Harn süßlich ist. Diabetes heißt
Durchmarsch, mellitus heißt honigsüß.
Bedeutet jeder erhöhte Blutzuckerspiegel, dass ein Diabetes mellitus
vorliegt?
Nein. Die häufigste Form, der Typ 2 Diabetes ("Erwachsenendiabetes"),
ist z.B. eine Erkrankung, die nicht plötzlich an einem Tag oder in einer
Woche beginnt und dann da ist. Typ 2 Diabetes beginnt langsam,
schleichend über Jahre. Daher braucht man genaue Kriterien, ab wann
man die Diagnose Diabetes stellen sollte. Die wichtigste Grundlage zur
Festlegung dieser Kriterien ist, ab wann eine Schädigung durch den
dauernd erhöhten Blutzuckerspiegel zu erwarten ist.
Die Definition des Diabetes mellitus:
(American Diabetes Association, Diabetes Care, 2003)
Ein Diabetes mellitus liegt vor, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist und an
einem anderen Tag bestätigt wird.
Die Bestätigung kann durch Erfüllung des gleichen Kriteriums oder eines der beiden
anderen erfolgen.
1. Es finden sich Zeichen des Diabetes (wie große Trink- und Harnmengen) und ein
Blutzuckerspiegel von 200 mg/dl (=11.1 mmol/l) oder höher. Gilt auch für
Blutabnahmen nach Mahlzeiten.
2. Ein Nüchtern-Blutzuckerspiegel von 126 mg/dl (=7.0 mmol/l) oder höher. Nüchtern
heißt: keine Kalorienzufuhr in den letzten 8h.
3. Ein Blutzuckerspiegel von 200 mg/dl (=11.1 mmol/l) oder höher beim 2-StundenWert des Zuckerbelastungstests (oraler Glucose-Toleranz-Test, OGTT). Bei
diesem Test werden 75 g Glucose in Wasser gelöst eingenommen. Danach
werden Blutzuckermessungen vorgenommen.
Die angegebenen Blutzuckerwerte sind Werte für Bestimmungen aus der
Blutflüssigkeit einer aus einer Vene abgenommenen Blutprobe. Messungen in der
Blutflüssigkeit von Kapillarblut ("Fingerstich") können besonders beim
Zuckerbelastungstest davon abweichen.
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Wenn Sie diese Angaben mit älteren Quellen vergleichen, werden Sie bemerken, dass
die Grenze für das Vorliegen eines Diabetes beim Nüchtern-Blutzuckerspiegel von
140 mg/dl auf 126 mg/dl herabgesetzt wurde. Das hängt unter anderem mit neueren
Studien zusammen, die eine langfristige Schädigung bereits bei Blutzuckerspiegeln unter
140 mg/dl nachweisen.
Und wenn man zwischen diesen Grenzen liegt?
Wenn der Blutzuckerwert zwar nicht normal ist, aber auch noch nicht die
oben angegebenen Kriterien eines Diabetes erfüllt?
Das bezeichnet man dann entweder als "gestörte NüchternGlucose" (=impaired fasting glucose, IFG), wenn der
Nüchternblutzuckerwert größer oder gleich 110 mg/dl (6.1 mmol/l) aber
unter 126 mg/dl (7.0 mmol/l) ist.
Oder als "gestörte Glucose-Toleranz" (=impaired glucose tolerance,
IGT), wenn der 2-Stunden-Wert des Zuckerbelastungstests größer oder
gleich 140 mg/dl (7.8 mmol/l) aber unter 200 mg/dl (11.1 mmol/l) ist.
Was bedeutet dies jetzt für den Patienten? Einmal wird man überlegen, ob
nicht eine andere Erkrankung (also nicht der typische Diabetes) für die
Erhöhung verantwortlich ist (Beispiele unter Erhöhung). Und man wird
regelmäßige Blutzuckerkontrollen vorsehen, weil Personen mit gestörter
Nüchternglucose oder gestörter Glucose-Toleranz ein höheres Risiko
haben, einmal wirklich einen Diabetes zu entwickeln. Abgesehen davon,
haben solche Personen statistisch gesehen ein höheres Risiko für Herzund Gefäßerkrankungen ("Gefäßverkalkung", Infarkt, Schlaganfall u.a.).
Ob dieses Risiko aber wirklich von den leicht erhöhten Blutzuckerwerten kommt, ist nicht
so klar. Personen mit gestörter Nüchtern-Glucose haben oft auch andere Riskofaktoren
(Blutfette, Blutdruck, Übergewicht), die ebenfalls Ursache der Gefäßschädigungen sein
könnten.
Wann sollte man nach Diabetes suchen (Screening)?
(American Diabetes Association, Diabetes Care, 2003; Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, 2001)
z
z
Bei Personen über 45 Jahren: alle 3 Jahre eine NüchternBlutzuckerbestimmung
Bei Personen unter 45 Jahren (und bei Personen über 45 Jahre
häufiger als alle 3 Jahre), wenn folgende Umstände vorliegen:
{
{
{
{
{
{
{
Übergewicht, mangelnde Bewegung
Bluthochdruck,
Abnorme Blutfette (Triglyzeride > 249mg/dl, HDL-Cholesterin < 36 mg/dl),
frühere, auffällige Blutzuckerwerte,
Verwandter ersten Grades mit Diabetes,
Mütter von Kindern mit großem Geburtsgewicht (> 4000 g),
Schwangerschaftsdiabetes aufgetreten.
Anmerkung: diese Richtlinien der Diabetes-Gesellschaften beziehen sich vor allem auf
die Suche nach dem oft lange unbemerkten Diabetes Typ 2 (Erwachsenendiabetes).
Nach anderen Diabetes-Formen muss man bei Verdacht natürlich unabhängig von
diesen Empfehlungen suchen.
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24.9.2005
Blutzucker
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Selbstmessung zur Diabetes-Diagnose ungeeignet!
Wie man aus den Definitionen für Diabetes erkennt, entscheidet
theoretisch 1 mg/dl Blutzucker mehr oder weniger zwischen Diabetes oder
kein Diabetes. Daher sollte die Labormethode für Blutzucker möglichst
genau sein. Eine Selbstmessung ist hierzu nicht geeignet. Die Messung
sollte nur mit einer unter ständiger Qualitätskontrolle stehenden
Labormethode erfolgen (Empfehlungen der Deutschen DiabetesGesellschaft).
Reaktionen auf verschiedene Nüchtern-Blutzuckerwerte
(Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, 2001)
z
z
z
Nüchternblutzucker 126 mg/dl (7.0 mmol/l) oder höher:
Wiederholung. Bei Bestätigung ist Diabetes mellitus nachgewiesen.
Nüchternblutzucker 110 mg/dl (6.1 mmol/l) oder höher (aber kleiner
als 126 mg/dl): Durchführung eines Zuckerbelastungstests.
Nüchternblutzucker 90 mg/dl (5.0 mmol/l) oder höher (aber kleiner
als 110 mg/dl):
Jährliche Kontrolle des Blutzuckerspiegels und anderer
Risikofaktoren (Blutdruck, Blutfette, u.a.).
Hoher Blutzucker in Stresssituationen auch ohne Diabetes
Unter Stresssituationen wie schweren Infektionen, Verletzungen,
Operationen, Herzinfarkt, Verbrennungen, starke Schmerzen oder
anderen Belastungen kann der Blutzuckerspiegel beträchtlich erhöht sein.
Unter solchen Umständen darf man den Blutzuckerwert nicht zur
Diagnose eines Diabetes heranziehen.
Aber natürlich zeigen Diabetiker in solchen Situationen noch höhere Werte als NichtDiabetiker. Findet man also unter solchen Bedingungen stark erhöhte Blutzuckerwerte,
sollte man eine spätere Kontrollmessung durchführen.
Was ist mit dem HbA1c?
Kurz gefasst: HbaA1c Bestimmung im Blut: zur Beobachtung des
Diabetes ja, zur Diagnose (derzeit) nein.
Wer sich über Blutzucker informiert, hat sicher schon vom HbA1c gehört. Das ist
Hämoglobin (roter Blutfarbstoff), an den sich Blutzucker gebunden hat. Normalerweise
findet man im Blut nicht viel HbA1c. Bei Personen mit häufig hohem Blutzucker findet
man mehr. Und da Hämoglobin monatelang im Blut bleibt, kann die Bestimmung des
HbA1c zeigen, ob der Blutzuckerspiegel in den letzten Wochen in Ordnung war. Der
Nüchtern-Blutzuckerspiegel ist eine Momentaufnahme, das HbA1c sagt gewissermaßen
etwas über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten Zeit aus. Daher ist das
HbA1c ein wertvoller Laborwert zur Kontrolle der Einstellung eines Diabetes. Zur
Diagnose des Diabetes wird HbA1c aber (noch) nicht empfohlen. Gründe: Es gibt
verschiedene Messmethoden für HbA1c, die noch schlecht standardisiert sind. Die
HbA1c-Werte schwanken daher von Labor zu Labor. Die HbA1c-Messung ist teurer und
nicht überall möglich. Und sie erfasst beginnende Störungen des Blutzuckers nicht, sie ist
also weniger empfindlich.
(American Diabetes Association, Diabetes Care, 2003; Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft, 2001)
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24.9.2005
Blutzucker
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Welche Zeichen hat ein erhöhter Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie)?
Leicht erhöhte Blutzuckerspiegel werden nicht auffällig. Daher wird der
Typ 2 Diabetes meist zufällig bei einer Blutuntersuchung erkannt. Höhere
Gucosespiegel im Blut führen zu einer vermehrten Ausscheidung von
Harn (Polyurie) und einer entsprechend vermehrten Trinkmenge
(Polydipsie). Das kann mehrere Liter pro Tag ausmachen. Oft führt der
Flüssigkeitsverlust über den Harn auch zur Austrocknung des Patienten
(trockene Zunge, Hautfalten, die nach dem Aufheben stehen bleiben).
Auch Müdigkeit und Schwindel beim Aufstehen können vorhanden sein.
Im Extremfall kann erhöhter Blutzucker einen Bewusstseinsverlust
verursachen (sog. Hyperosmolares Koma; Blutzucker meist um
1000 mg/dl bzw. 55.5 mmol/l).
Ein hoher Blutzuckerspiegel führt zu häufigen Infektionen (Abszesse,
Furunkel, Pilzinfektionen. Letzteres besonders bei Frauen in der Scheide vaginale Candidainfektion).
Langfristig schädigt der erhöhte Blutzucker verschiedene Organe
(Netzhaut des Auges, Niere, Nerven, Beindurchblutungsstörungen).
Andere Beschwerden und Zeichen des Diabetes kommen nicht durch den erhöhten
Blutzucker sondern eher durch andere Begleiterscheinungen des Insulinmangels zu
Stande: Gewichtsabnahme, Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Azetongeruch der
Atemluft.
Welche Zeichen hat ein verminderter Blutzuckerspiegel
(Hypoglykämie, "Unterzucker")?
Ein starker oder plötzlich auftretender verminderter Blutzuckerspiegel ist
eine Notsituation. Der Körper reagiert mit Adrenalinausstoß. Die Folgen
sind Schwitzen, Nervosität, Zittern, Blässe, Herzklopfen. Auch
Heißhunger tritt auf. Dazu kommt, dass dem Hirn Blutzucker fehlt.
Verwirrtheit, rauschähnliche Zustände, Sehstörungen, Krampfanfälle,
Lähmungen, Bewusstseinsstörungen bis zum Koma können die Folge
sein.
Ab welchen Blutzuckerwerten passiert dies?
Das ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Es hängt davon ab, wie schnell der
Blutzucker absinkt und an welche Spiegel der Patient gewohnt ist. Beschwerden können
bei manchen unter 50 mg/dl auftreten, andere werden schon bei höheren Werte
Symptome zeigen, wieder andere erst bei deutlich niedrigeren Werten. Gesunde Frauen,
die fasten, können Werte unter 40 mg/dl ohne Beschwerden haben. Bei Werten unter
30 mg/dl ist es aber schon sehr wahrscheinlich das Beschwerden und Störungen
auftreten.
Weil Patienten so unterschiedlich auf niedrige Blutzuckerspiegel reagieren, ist es
manchmal gar nicht leicht zu sagen, ob ein gemessener, niedriger Blutzuckerspiegel die
Beschwerden des Patienten verursacht. Im Zweifel hilft oft eine Blutzucker-Gabe
(Glucose-Infusion). Bessern sich die Beschwerden, wird wohl der niedrige
Blutzuckerspiegel deren Ursache gewesen sein.
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24.9.2005
Blutzucker
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Anzeichen einer
Hypoglykämie
("Unterzucker")
Nur als Beispiel zu
verstehen. Wie oben
erwähnt, ist die
Reaktion auf niedrige
Blutzuckerspiegel bei
verschiedenen
Patienten sehr
unterschiedlich. Je
nachdem, an
welchen
Blutzuckerspiegel
der Patient gewöhnt
ist.
(modifiziert nach Ganong,
Review of Medical
Physiology. Lange-MedicalBooks/McGraw-Hill, 2001)
REFERENZBEREICHE:
Nüchternblutzucker Bereich
Einheit
Bereich Einheit
Venöses Plasma*
60 - 109 mg/dl = mg% 3.3 - 6.0
mmol/l
Kapilläres Plasma*
60 - 109 mg/dl = mg% 3.3 - 6.0
mmol/l
Venöses Vollblut*
(Hämolysat)
60 - 99
mg/dl = mg% 3.3 - 5.5
mmol/l
Kapilläres Vollblut*
(Hämolysat)
60 - 99
mg/dl = mg% 3.3 - 5.5
mmol/l
*Für die Blutzuckermessung kann das Blut wie üblich aus
einer Vene abgenommen werden und in der Blutflüssigkeit
gemessen werden (Venöses Plasma). Man kann das Blut
aber auch durch Fingerstich gewinnen (Kapilläres Plasma).
Unabhängig davon kann der Blutzucker auch im "Gesamtblut"
nach Auflösung der roten Blutkörperchen (=Hämolyse)
bestimmt werden (Vollblut). Letzteres ist bei uns aber eher
unüblich.
DIABETESGRENZEN:
Empfehlungen der
Deutschen Diabetes
Gesellschaft, 2001
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Nüchternblutzucker Bereich
Venöses
Plasma
>= 126
Einheit
mg/dl = mg%
Bereich Einheit
>= 7.0
mmol/l
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Kapilläres
Plasma
>= 126
mg/dl = mg%
>= 7.0
mmol/l
Venöses Vollblut
(Hämolysat)
>= 110
mg/dl = mg%
>= 6.1
mmol/l
Kapilläres Vollblut
(Hämolysat)
>= 110
mg/dl = mg%
>= 6.1
mmol/l
Werden die Referenzbereiche überschritten aber die
Diabetesgrenzen (noch) nicht, spricht man von
"gestörter Nüchtern-Glucose" (=impaired fasting glucose, IFG).
Hinweis: aus isolierten, leichten Erhöhungen oder Erniedrigungen von Laborwerten kann man in den
allermeisten Fällen keine Schlussfolgerungen auf irgendeine Erkrankung ziehen. Liegen also nur leichte
Veränderungen vor, muss keineswegs irgendeine der nachfolgend genannten Erkrankungen oder
Veränderungen vorliegen!
ERHÖHUNG DES
NÜCHTERNBLUTZUCKERS
(HYPERGLYKÄMIE,
"ZUCKER"):
Prinzipiell sind es drei Ursachen, die den Blutzucker erhöhen können:
z
Es wird zu wenig Insulin ausgeschüttet.
z
Das Insulin wirkt nicht, weil die Zellen darauf nicht reagieren.
z
z
Die vermehrte Wirkung blutzuckersteigender Faktoren
(Hormone, Medikamente) führt zu erhöhtem Blutzucker
dazu kommt eine Kombination der genannten Ursachen
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Typ 1
Diabetes mellitus Typ 1 tritt vorwiegend bei normalgewichtigen Kindern
und Jugendlichen mit Symptomen wie großer Trinkmenge, großer
Harnmenge, Gewichtsabnahme, Schwäche, ev. Juckreiz oder
Infektionen der Haut auf. Seltener macht sich die Erkrankung gleich mit
schweren Komplikationen wie Bewusstseinsverlust (Koma) bemerkbar.
Blutzuckeruntersuchungen können den Verdacht meist leicht abklären
(siehe Diabetes-Kriterien weiter oben). Auch die Antikörper gegen die
Insulin-produzierenden Zellen sind meist nachweisbar.
Früher wurde dieser Typ von Zuckerkrankheit auch als Insulin-abhängiger Diabetes
mellitus (Insulin-dependent Diabetes Mellitus, IDDM) bezeichnet. Oder auch als
Juveniler Diabetes. Und tatsächlich tritt der Diabetes mellitus Typ 1 meist bei Kindern
und Jugendlichen auf und meist wird eine Behandlung mit Insulin erforderlich. Selten
kann er aber in höherem Alter, ja sogar bei über 80-Jährigen auftreten. Und Insulin
braucht man auch für die Behandlung anderer Diabetes-Typen. Daher hat man die
Bezeichnung Insulin-abhängiger oder Juveniler Diabetes weitgehend verlassen.
Ursache des Diabetes mellitus Typ 1 ist ein Insulinmangel auf Grund einer Zerstörung
der Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse durch unser eigenes
Abwehrsystem. Diabetes mellitus Typ 1 ist also eine sog. Autoimmunkrankheit, bei der
sich unsere Abwehr, die uns normalerweise vor Infektionen schützen soll, gegen unsere
eigenen Zellen richtet. Warum das passiert, weiß man auch beim Diabetes mellitus Typ 1
nicht, aber man weiß, dass bestimmte ererbte Eigenschaften ein erhöhtes Risiko mit sich
bringen.
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24.9.2005
Blutzucker
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Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) Typ 2 (häufigste Form)
Der Patient mit Diabetes mellitus Typ 2 ist typischer Weise über 40,
übergewichtig, hat eine rote, "gesunde" Gesichtsfarbe und vielleicht noch
hohen Blutdruck. Bewegungsmangel kommt häufig hinzu. Entdeckt wird
Diabetes mellitus Typ 2 meist zufällig, bei einer Kontrolle des
Blutzuckerspiegels. Seltener sind es Symptome wie große Trinkmenge,
große Harnmenge, Infektionsneigung (Abszesse, Furunkel,
Pilzinfektionen u.a.), Müdigkeit oder andere Beschwerden die den
Verdacht begründen. Die Verdachtsdiagnose wird durch Erfüllung der
oben genannten Diabetes-Kriterien bestätigt.
Früher wurde dieser Typ von Zuckerkrankheit auch als Insulin-unabhängiger Diabetes
mellitus (Non-Insulin-dependent Diabetes Mellitus, NIDDM) bezeichnet. Oder auch als
Erwachsenen-Diabetes. Und tatsächlich tritt der Diabetes mellitus Typ 2 meist bei
Erwachsenen auf und eine Behandlung mit Insulin ist oft nicht erforderlich. Selten kann er
aber in frühen Jahren auftreten. Und Insulin braucht man auch nicht so selten für die
Behandlung. Daher hat man die Bezeichnung Insulin-unabhängiger oder
Erwachsenendiabetes weitgehend verlassen.
Ursache des Diabetes mellitus Typ 2 ist weniger ein Mangel an Insulin, als ein NichtReagieren der Zellen auf Insulin. Später kann ein Mangel an Insulin dazukommen.
Warum es dazu kommt, ist weniger klar. Auch beim Diabetes mellitus Typ 2 ist eine
Neigung zu der Erkrankung erblich.
Schwangerschaftsdiabetes
Da in der Schwangerschaft eine Neigung zu erhöhten Blutzuckerspiegeln
besteht und diese dem Kind schaden könnten, wird in jeder
Schwangerschaft nach dem Vorliegen eines Schwangerschaftsdiabetes
der Mutter gesucht. Wann und wie getestet wird, wird nicht ganz
einheitlich gehandhabt und eifrig von Experten diskutiert.
Wann wird nach dem Schwangerschaftsdiabetes gesucht?
Liegen Risikofaktoren vor (hohes Alter, Fettleibigkeit, starke Gewichtszunahme in der
Schwangerschaft, Diabetesfälle in der Familie, frühere Früh- oder Fehlgeburten, frühere
Geburten mit Geburtsgewichten >4000g) sollte man sobald wie möglich testen und die
Tests in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche wiederholen. Schwangere mit normalem
Risiko testet man in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche.
Wie erkennt man den Schwangerschaftsdiabetes?
Findet man einen Nüchternblutzuckerspiegel von 126 mg/dl (7.0 mmol/l) oder einen zu
einem beliebigen Zeitpunkt gemessenen Spiegel von 200 mg/dl (11.1 mmol/l) oder
höher, dann ist damit die Diagnose Diabetes gestellt (Werte gelten für die Blutflüssigkeit
eines Blutes, das aus einer Vene abgenommenem wurde).
Findet man keine so hohen Werte muss man einen Zuckerbelastungstest durchführen.
Dabei gibt es verschiedene Varianten, die sich in der Menge des einzunehmenden
Zuckers und in den zulässigen Grenzwerten unterscheiden. Es besteht keine Einigkeit,
welcher Test und welche Grenzwerte ideal sind. Nachfolgend sind die Grenzen für die
100 g Blutzucker-Belastungsprobe angeführt.
100 g Belastung
mg/dl
mmol/l
Nüchternwert
95
5.3
1h-Wert
180
10.0
2h-Wert
155
8.6
3h-Wert
140
7.8
Werden bei dem Test 2 oder mehr dieser Grenzen erreicht oder
übertroffen, gilt dies als Zeichen für einen Schwangerschaftsdiabetes.
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24.9.2005
Blutzucker
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Der Test sollte am Morgen nach einer 8-14h Fastenperiode durchgeführt
werden. In den letzten 3 Tagen sollte man keine Diät gehalten haben.
Während des Tests sollte die Schwangere sitzen und nicht rauchen.
Die Werte gelten für die Blutflüssigkeit eines Blutes, das aus einer
Vene entnommen wurde.
(American Diabetes Association, Diabetes Care, 2003
Was macht man, wenn ein Schwangerschaftsdiabetes vorliegt?
Kohlenhydratarme Diät, häufige Blutzuckerkontrollen jeweils vor und nach dem Essen,
verstärkte Kontrollen in der Schwangerschaft. Eventuell Insulinbehandlung. 6 Wochen
oder länger nach der Geburt und in der Folge alle 3 Jahre sollte man den
Blutzuckerspiegel der Frau kontrollieren. Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes
haben ein erhöhtes Risiko, später (eventuell erst nach vielen Jahren) einen Diabetes zu
entwickeln.
Wie groß ist bei Schwangerschaftssdiabetes das Risiko für das Kind?
Vorweg: Die Mehrzahl der Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes bringen völlig gesunde
Kinder zur Welt.
Das Risiko von verschiedenen Komplikationen und Fehlbildungen ist bei
Schwangerschaftsdiabetes etwas erhöht. Besonders ein zu hohes Geburtsgewicht
kommt häufig vor. Für die meisten Probleme gilt: je höher der Blutzuckerspiegel, desto
höher das Risiko. Bei optimaler Behandlung ist das Risiko kaum höher als bei einer ganz
normalen Schwangerschaft.
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Jede Erkrankung, bei der größere Anteile der Bauchspeicheldrüse
geschädigt werden, kann einen erhöhten Blutzuckerspiegel und einen
Diabetes verursachen.
z
z
z
z
z
z
Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)
Tumor (Karzinom) der Bauchspeicheldrüse
Entfernung der Bauchspeicheldrüse (Operation)
Verletzung der Bauchspeicheldrüse
Schädigung der Bauchspeicheldrüse bei Eisenspeicherkrankheit
(Hämochromatose)
Schädigung der Bauchspeicheldrüse bei Cystischer Fibrose (Mucoviscidose;
Erbschaden mit abnorm zäher Schleimbildung in verschiedenen Drüsen)
Hormonstörungen, die den Blutzucker erhöhen können
Viele Hormone wirken blutzuckersteigernd, meist, weil sie die
Insulinwirkung aufheben, seltener, weil sie die Insulinausschüttung
verringern. Werden solche Hormone vermehrt produziert, kann der
Blutzuckerspiegel erhöht sein und eine Zuckerkrankheit entstehen. Meist
sind es Tumoren, die die vermehrte Hormonausschüttung verursachen.
Die Tumoren sind überwiegend gutartig.
Diagnose: Bei entsprechendem Verdacht kann man den Spiegel des
jeweiligen Hormons im Blut messen und dann ev. Spezialuntersuchungen
anschließen.
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Wachstumshormon - Akromegalie (meist Tumor der Hirnanhangsdrüse)
Cortisol aus der Nebennierenrinde - Cushing-Syndrom (Tumor der
Hirnanhangsdrüse oder der Nebennierenrinde).
Aldosteron aus der Nebennierenrinde - Conn-Syndrom (meist Tumor der
Nebennierenrinde)
Katecholaminen aus dem Nebennierenmark (Phäochromozytom; Tumor des
Nebennierenmarks)
Schilddrüsenhormonen - Hyperthyreose (Autoimmunentzündung oder Tumor der
Schilddrüse)
Glukagon - Glukagonom (Glukagon-produzierender Tumor der
Bauchspeicheldrüse)
Vasoaktivem Intestinalen Polypeptid - Vipom in der Bauchspeicheldrüse (VernerMorrison-Syndrom)
Somatostatin (Somatostatinom in der Bauchspeicheldrüse)
Stresssituationen
Wie schon erwähnt kann unter Stresssituationen wie schweren
Infektionen, Verletzungen, Operationen, Herzinfarkt, Verbrennungen,
starken Schmerzen oder anderen Belastungen der Blutzuckerspiegel
beträchtlich erhöht sein. Unter solchen Umständen darf man den
Blutzuckerwert nicht zur Diagnose eines Diabetes heranziehen.
Schädigungen des Gehirns
Schwere Infektionen, Verletzungen des Gehirns oder ein Schlaganfall
können wegen der im vorigen Punkt beschriebenen Stresssituation des
Organismus zu höheren Blutzuckerspiegeln führen. Darüber hinaus kann
aber auch eine Fehlsteuerung der Hirnanhangsdrüse dazu beitragen.
Infektionen
Eine angeborene Rötelnerkrankung (Übertragung von der Mutter), eine ZytomegalieVirusinfektion, Mumps und andere Infektionen können (selten) einen Diabetes
verursachen.
Durch Medikamente oder Gifte verursachte Blutzuckererhöhung
Viele Medikamente können den Blutzucker erhöhen. Eher selten wird durch
Medikamente ein Diabetes beim Gesunden wirklich verursacht. Es kann aber ein bisher
noch nicht auffällig gewordener Diabetes durch das Medikament zu Tage treten.
Zu den in Frage kommenden Medikamenten gehören manche Blutdruckmittel, manche
harntreibenden Substanzen (Diuretika), manche Psychopharmaka, Hormone und
hormonähnliche Medikamente (z.B. Cortison, Wachstumshormon, Schilddrüsenhormon),
manche Zytostatika, manche Parasiten-Medikamente (Pentamidin - Lomidine), BetaSympathomimetika (Asthmamittel, Wehenmittel; auch als Dopingmittel missbraucht) und
andere. Auch die in der Intensivmedizin verwendeten Katecholamine (z.B. Adrenalin)
können den Blutzucker erhöhen.
Patienten unter alpha-Interferon (Hepatitis-Behandlung) können Antikörper bilden, die die
Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstören können.
Verschiedene Gifte können ebenfalls die Insulin-produzierenden Zellen der
Bauchspeicheldrüse zerstören und einen schweren Diabetes verursachen (z.B. Alloxan
oder das Rattengift Vacor)
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24.9.2005
Blutzucker
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Seltene Ursachen eines erhöhten Blutzuckers
Schäden der Erbguts der Insulin-herstellenden Zellen
Die beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse schütten bei Bedarf Insulin aus. Verschiedene
erbliche Fehler können diese Funktion der Zellen stören. Diese Erkrankungen treten
meist bis zum 25 Lebensjahr auf, die Patienten sind nicht übergewichtig. Ansonsten
ähnelt die Krankheit aber eher einem Diabetes Typ 2, also einem Erwachsenendiabetes
(man kommt in der Behandlung meist ohne Insulin aus). Daher werden Erkrankungen
dieser Gruppe auch "Erwachsenendiabetes des jungen Menschen" genannt (engl.
"maturity-onset diabetes of the young", kurz "MODY").
Genetische Fehler mit verminderter Insulinwirkung
Verschiedene angeborene Fehler des Erbguts führen dazu, dass die Zellen nicht auf das
Insulin reagieren. Erkrankungen treten in der Kindheit auf, manche später. Meist sind
schwere Missbildungen damit verbunden.
Nur namentlich erwähnt seien: die Insulinresistenz Typ A, der Leprechaunismus,
das Rabson-Mendenhall-Syndrom und der Lipatrophische Diabetes.
Andere Schäden des Erbguts, die manchmal mit Diabetes einhergehen können
Dazu gehören überwiegend Krankheiten, die schon im Kindes- oder Jugendalter zu Tage
treten. Meist sind schwere Missbildungen damit verbunden.
Nur namentlich erwähnt seien: das Down-Syndrom (Trisomie 21), das KlinefelterSyndrom, das Turner-Syndrom, das Wolfram-Syndrom (= DIDMOAD-Syndrom), die
Friedreich-Ataxie, die Chorea Huntington, das Laurence-Moon-Biedl-Syndrom, die
Myotone Dystrophie, Porphyrien und das Prader-Willi-Syndrom.
Seltene, autoimmun-bedingte Formen von Diabetes
Bei Autoimmunerkrankungen greift unsere Abwehr unseren eigenen Körper an. Wie oben
beschrieben, erfolgt beim Typ 1 Diabetes eine Zerstörung der Insulin-produzierenden
Zellen der Bauchspeicheldrüse durch unsere eigenen Abwehrzellen. Aber es gibt auch
(seltene) Erkrankungen, bei denen Antikörper gegen Insulin-Rezeptoren (das sind die
Stellen auf den Zellen, an die das Insulin ankoppeln muss, um zu wirken) vorkommen.
Dadurch wird die Insulinwirkung blockiert. Man nennt diesen Zustand auch
Insulinresistenz Typ B.
In diese Gruppe gehört auch das "Stiff-man"-Syndrom, eine Erkrankung des mittleren
Lebensalters mit Steifheit der Muskulatur und erhöhtem Blutzucker. Bei dieser
Erkrankung findet man Antikörper gegen ein bestimmtes Enzym der Zellen (die
Glutamatdecarboxylase).
VERMINDERUNG
DES
NÜCHTERNBLUTZUCKERS
(HYPOGLYKÄMIE,
"UNTERZUCKER"):
Über Zeichen und Beschwerden bei Hypoglykämie (siehe oben)
Durch Medikamente oder Gifte ausgelöst (häufigste Ursache)
z
Medikamente gegen Zuckerkrankheit (sehr häufig)
(Insulin, Antidiabetika-Tabletten). Ursache ist zu große Dosis, zu geringe
Nahrungsaufnahme oder besondere, unvorhergesehene Situationen (z.B.
Anstrengung, Unfall, Brechdurchfall, Infekt).
z
Alkohol (häufig)
Kommt insbesondere dann vor, wenn man nach längerem Fasten Alkohol zu sich
nimmt (oder wenn einige Tage nur Alkohol konsumiert wurde). Der Alkoholspiegel
muss dabei gar nicht so hoch sein. Ursache: nach längerem Fasten muss die
Leber durch Zuckerneubildung dafür sorgen, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu
weit abfällt. Alkohol behindert diese Funktion - Unterzucker entsteht. Beim
Alkoholiker ist die Leber oft zusätzlich vorgeschädigt.
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Andere Medikamente (seltener)
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Blutzucker
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Z.B.: Aspirin-ähnliche-Medikamente (bes. bei Kindern), manche Betablocker
(Herzmedikamente), Chinin (Malariamedikament), Pentamidin (Antibiotikum).
Verminderung des Blutzuckers nach Mahlzeiten
(=reaktive, auch postalimentäre oder prostprandiale Hypoglykämie
genannt)
a) Spontane Hypoglykämie bei vegetativer Labilität (häufig)
Häufig kann man für einen Abfall des Blutzuckerspeigels nach Mahlzeiten keine Ursache
finden. Wie nicht selten in der Medizin verschleiert man dies durch letztlich
nichtssagende Fremdwörter. Wie z.B. "Spontane Hypoglykämie bei vegetativer Labilität".
Deutsch: "Von selbst entstehender Unterzucker bei Unbeständigkeit des nicht unserem
Willen unterworfenen Teil des Nervensystems".
Aus unbekannter Ursache zeigen manche Menschen nach
Nahrungsaufnahme Zeichen (Beschwerden) eines zu geringen
Blutzuckerspiegels (siehe oben). Da diese Beschwerden aber auch durch
andere Ursachen auftreten könnten, sollte man sie nur dann auf niedrigen
Blutzucker zurückführen, wenn eine Gabe von Zucker die Beschwerden
bessert.
b) Zustand nach Operationen
Nach Operationen, die am Magen oder Dünndarm Veränderungen
vorgenommen haben (z.B. Magenentfernung), kann es passieren, dass es
zu einem raschen Eintritt von Nahrung in den Darm und damit zu einer
plötzlichen Aufnahme von Zucker aus dem Darm kommt. Als Reaktion
wird sehr viel Insulin ausgeschüttet. Dies kann dann, ca. 1 bis 3h nach der
Mahlzeit, zu einer Verminderung des Blutzuckerspiegels führen.
c) Seltene, erbliche Erkrankungen des Stoffwechsels
Kommt bei Kindern vor. Manche Zuckerarten können nicht verarbeitet werden. Aufnahme
des Zuckers, der nicht verarbeitet werden kann, hemmt die Zuckerneubildung in der
Leber und führt zum niedrigen Blutzuckerspiegel.
z
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Galaktosämie - Galaktoseintoleranz: tritt wenige Tage nach erster Milchfütterung
auf
Fruchtzucker-Intoleranz
d) Bestimmte Eiweißbestandteile in der Nahrung (meist bei Kindern)
Die Aminosäure Leucin kann bei leucinempfindlichen Menschen einen verminderten
Blutzuckerspiegel auslösen.
e) Anfangsstadium einer Zuckerkrankheit
Es wird diskutiert, ob es in der Frühphase einer Zuckerkrankheit zu Hypoglykämie
kommen kann, die durch Nahrungsaufnahme ausgelöst wird. Als Ursache wird ein
verzögerter, dafür aber überschießender Ausstoß von Insulin angenommen.
Verminderung des Blutzuckers in Hungerphasen
Mit "Hungerphase" ist gemeint: nicht im Anschluss an eine Mahlzeit auftretend (im
Gegensatz zu den im vorigen Punkt beschriebenen Krankheitsbildern).
a) bei Säuglingen und Kindern
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Erbliche Fehler des Stoffwechsels
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Störungen der Zuckerabgabe der Leber
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Blutzucker
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(Glucose-6-Phosphatase-Mangel, Fructose-1,6-Diphosphatasemangel,
Glykogen-Synthetase-Mangel,..)
Störungen der Fettverwertung (dadurch wird vom Körper statt
Fettbestandteilen sehr viel Zucker verbraucht)
Selten ein Insulin-produzierender Tumor
b) bei Erwachsenen
z
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Insulin-produzierender Tumor (selten, meist gutartig)
Ausgedehnte Tumoren, die einen Insulin-ähnlichen Faktor
produzieren
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schwere Lebererkrankungen
z
schwere Nierenerkrankungen
z
Autoimmun-verursachte Hypoglykämien (selten)
Unser Abwehrsystem bildet dabei Antikörper, die sich gegen uns selbst richten.
Diese können verschiedene, blutzuckersenkende Effekte auslösen (z.B.:
Aktivierung des Insulinrezeptors der Zellen. Folge: der Blutzucker sinkt. Oder:
kurzfristige Bindung eines Antikörpers an Insulin nach der Nahrungsaufnahme,
Freigabe des Insulins etwas später, wenn wir es eigentlich nicht mehr brauchen
würden. Folge: der Blutzucker sinkt).
c) altersunabhängig
z
schwerste Abmagerung (Kachexie)
z
Blutvergiftung mit Schockzustand (Endotoxinschock)
z
Verminderte Ausschüttung von Hormonen der Hirnanhangsdrüse
(Mangel an Wachstumshormon und ACHT/Cortisol)
z
Verminderte Hormonausschüttung der Nebennierenrinde
(Nebennierenrindeninsuffizienz - Morbus Addison)
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Letzte Änderung 2005-02-06
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24.9.2005
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