LINEARE ALGEBRA für Informatik und Lehramt Mathematik MS/GS/FS Crashkurs Mengenlehre, Logik und Abbildungen Mengen Georg Cantor (1895) Unter einer Menge verstehen wir jede Zusammenfassung M von ” bestimmten wohlunterschiedenen Objekten m unserer Anschauung oder unseres Denkens (welche die Elemente von M genannt werden) zu einem Ganzen.“ Notation I m ∈ M oder M 3 m, falls m ein Element der Menge M ist. I m 6∈ M oder M 63 m, falls m kein Element der Menge M ist. Beispiel I M = {1, 2, 3, 5}; dann 5 ∈ M, 4 6∈ M; beachte: {1, 2, 2} = {1, 2} I N (Menge der natürlichen Zahlen); I {m ∈ N : m gerade} leere Menge ∅ oder {} Menge, die kein Element enthält. Teilmenge, Obermenge Seien A und B Mengen. A ⊆ B, A falls für alle x ∈ A auch x ∈ B gilt. I A ist eine Teilmenge von B bzw. I B ist eine Obermenge von A. Beispiel I {1, 4} ⊆ {1, 2, 4, 5} I {2n : n ∈ N} ⊆ N Bemerkung I Für jede Menge A gilt: ∅ ⊆ A, A ⊆ A. I A = B bedeutet A ⊆ B und B ⊆ A. B Durchschnitt Seien A und B Mengen. A Durchschnitt von A und B: A ∩ B = {x : x ∈ A und x ∈ B} Beispiel I A = {1, 2, 5}, B = {1, 5, 12} , I A = {1, 2, 5}, B = {3, 4}, A ∩ B =∅ I A = ∅, B beliebige Menge: I Ist A ⊆ B, dann ist I A ∩ A =A A ∩ B ={1, 5} A ∩ B =∅ A ∩ B =A. Bemerkung I A und B heißen disjunkt, falls A ∩ B = ∅. B Vereinigung Seien A und B Mengen. A B Vereinigung von A und B: A ∪ B = {x : x ∈ A oder x ∈ B} Beispiel I A = {1, 2, 5}, B = {1, 5, 12}, I A = ∅, B beliebige Menge: I A ∪ A =A A ∪ B ={1, 2, 5, 12} A ∪ B =B Bemerkung I ˙ bedeutet A ∪ B, wobei A ∩ B = ∅. disjunkte Vereinigung: A∪B Differenz A Seien A und B Mengen. Differenz von A und B: A \ B = {x : x ∈ A und x 6∈ B} Beispiel A \ B= {2} I A = {1, 2, 5}, B = {1, 5, 12}, I A = {1, 2, 5}, B = {1, 2, 3, 4, 5}, I A \ ∅ =A I ∅ \ A =∅ I A \ A =∅ A \ B =∅ B Potenzmenge Sei A eine Menge. Potenzmenge von A: P(A) = {M : M ⊆ A} Menge aller Teilmengen von A“ ” Beispiel P(A) = {∅, {2}, {5}, {2, 5}} I A = {2, 5}, I P(∅)= {∅} I {1, 3, 7} ∈ P(N), {3n : n ∈ N} ∈ P(N) kartesisches Produkt Seien A und B Mengen. Kartesisches1 Produkt von A und B: A × B = {(x, y ) : x ∈ A, y ∈ B} Beispiel I A = {2, 5}, B = {1, 2, 3}, A × B = {(2, 1), (2, 2), (2, 3), (5, 1), (5, 2), (5, 3)} I 1 A = ∅ oder B = ∅: A×B =∅ René Descartes (1596–1650); französischer Mathematiker Bemerkung I ∩ und ∪ für endlich viele Mengen A1 , . . . , An : n \ Ak = A1 ∩ · · · ∩ An = {x : x ∈ A1 und . . . und x ∈ An }, k=1 n [ Ak = A1 ∪ · · · ∪ An = {x : x ∈ A1 oder . . . oder x ∈ An }, k=1 I ebenso das kartesische Produkt: A1 × · · · × An = {(x1 , . . . , xn ) : x1 ∈ A1 , . . . , xn ∈ An }. Aussagen und ihre Verknüpfungen Eine mathematische Aussage A beschreibt einen mathematischen Sachverhalt, dem ein Wahrheitswert wahr (w) oder falsch (f) zugeordnet werden kann. Beispiel I I 2 ist eine gerade Zahl.“ (w) ” (f) 2 ist eine ungerade Zahl.“ ” Aus mathematischen Aussagen A und B kann man folgendermaßen neue mathematische Aussagen bilden. Aussagen und ihre Verknüpfungen Negation: ¬A A gilt nicht.“ ” A ¬A w f f w Beispiel A: 2 ist eine gerade Zahl.“ (w) ” ¬A: Es gilt nicht, dass 2 eine gerade Zahl ist.“ ” (f) Aussagen und ihre Verknüpfungen Konjunktion (und): A ∧ B Sowohl A gilt als auch B.“ ” A B w w w f f w f f A∧B w f f f Beispiel (w) A: 2 ist eine gerade Zahl.“ ” (f) B: 3 ist eine gerade Zahl.“ ” A ∧ B: 2 ist eine gerade Zahl und 3 ist eine gerade Zahl.“ ” (f) Aussagen und ihre Verknüpfungen Disjunktion (oder): A ∨ B A gilt oder B gilt.“ ” Beachte: Dies ist kein ausschließendes oder“. ” Auch beide dürfen gelten. A B w w w f f w f f A∨B w w w f Beispiel (w) A: 2 ist eine gerade Zahl.“ ” (f) B: 3 ist eine gerade Zahl.“ ” A ∨ B: 2 ist eine gerade Zahl oder 3 ist eine gerade Zahl.“ ” (w) Aussagen und ihre Verknüpfungen Desweiteren Implikation: A ⇒ B Wenn A, dann B.“ ” Aus A folgt B.“ ” A ist hinreichend für B.“ ” B ist notwendig für A.“ ” A nur, wenn B.“ ” A B w w w f f w f f A⇒B w f w w A B w w w f f w f f ¬A ¬A ∨ B f w f f w w w w Bemerkung Negation von A ∧ B A B A ∧ B ¬(A ∧ B) ¬A ∨ ¬B w w w f f w f f w w f w f w w f f f w w Negation von A ∨ B A B A ∨ B ¬(A ∨ B) ¬A ∧ ¬B w w w f f w f w f f f w w f f f f f w w Aussagen und ihre Verknüpfungen Äquivalenz: A ⇔ B A ⇔ B bedeutet (A ⇒ B) ∧ (B ⇒ A) A genau dann, wenn B.“ ” A ist notwendig und hinreichend für B.“ ” A und B sind äquivalent.“ ” A B w w w f f w f f A⇒B B⇒A A⇔B w w w f w f w f f w w w Quantoren Ist M eine Menge und A(m) eine Aussage über m, so schreibt man I I ∀m ∈ M : A(m) Für alle Elemente m der Menge M gilt A(m).“ ” ∃m ∈ M : A(m) Es gibt (mindestens) ein Element m in der Menge M, für das ” A(m) gilt.“ (Der Doppelpunkt wird manchmal weggelassen.) ∀ Allquantor“ ” ∃ Existenzquantor“ ” Bemerkung Ist M = ∅, so ist ∀m ∈ M : A(m) immer wahr (unabhängig von A(m)). Quantoren Beispiel A(m): m ist durch 2 teilbar.“ ” M = {2, 8, 10, 11}. I I ∀m ∈ M : A(m) Jedes m ∈ M ist durch 2 teilbar.“, ” ∃m ∈ M : A(m) Es gibt ein m ∈ M, das durch 2 teilbar ist.“ ” (falsch) (wahr) M̃ = {2, 8, 10} I I ∀m ∈ M̃ : A(m) Jedes m ∈ M̃ ist durch 2 teilbar.“, ” ∃m ∈ M̃ : A(m) Es gibt ein m ∈ M̃, das durch 2 teilbar ist.“ ” (wahr) (wahr) Quantoren Beispiel M = {2, 8, 10, 11}. A(m): m ist durch 2 teilbar.“ ” I Negation von ∀m ∈ M : A(m) (wahr) ∃m ∈ M : ¬A(m) Es gibt ein m ∈ M, welches nicht durch 2 teilbar ist.“ ” I Negation von ∃m ∈ M : A(m) ∀m ∈ M : ¬A(m) (falsch) Für jedes m ∈ M gilt, dass es nicht durch 2 teilbar ist.“ ” Kein m ∈ M ist durch 2 teilbar.“ ” Allgemein Negation von ∀m ∈ M : A(m) ∃m ∈ M : ¬A(m) Negation von ∃m ∈ M : A(m) ∀m ∈ M : ¬A(m) Negationen bei mehreren Quantoren Erinnerung: N = {1, 2, 3, . . .} Beispiel Zu jedem x ∈ N existiert ein y ∈ N, so dass y < x gilt.“ (falsch) ” Mit Quantoren: (?) ∀x ∈ N ∃y ∈ N : y < x | {z } A I Negation von ∀x ∈ N : A wie oben: ∃x ∈ N : ¬A I Negation von A wie oben: ∀y ∈ N : ¬(y < x) bzw. ∀y ∈ N : y ≥ x I Insgesamt Negation von (?): ∃x ∈ N∀y ∈ N : y ≥ x Es existiert ein x ∈ N, so dass für alle y ∈ N gilt, dass y ” (wahr) größer oder gleich x ist.“ Abbildungen Seien A und B Mengen. Eine Abbildung oder Funktion von A nach B ist eine Vorschrift f , die jedem x ∈ A genau ein Element f (x) ∈ B zuordnet. Notation: f : A → B, x 7→ f (x). I A – Definitionsbereich von f I B – Zielmenge I M ⊆ A, f (M) := {f (x) : x ∈ M} ⊆ B – Bild von M unter f . I N ⊆ B, f −1 (N) := {x ∈ A : f (x) ∈ N} ⊆ A – Urbild von N unter f . I G (f ) := {(x, f (x)) : x ∈ A} ⊆ A × B – Graph von f . Beispiel I f : R → R, x 7→ x 3 I f : R → [0, ∞), x 7→ |x| , wobei |x| = x, x ≥ 0, −x, x < 0. Komposition Sind f : A → B und g : C → D Funktionen mit f (A) ⊆ C , so ist g ◦ f : A → D, x 7→ g (f (x)) die Komposition von g und f . Beispiel g : R → R, x 7→ x 3 , f : R → R, x 7→ x 2 , g ◦ f : R → R, (g ◦ f )(x)=g (f (x))=(f (x))3 =(x 2 )3 =x 6 Abbildungen Seien f , g : A → R beliebige Funktionen und sei α ∈ R. Dann sind f + g : A → R, αf : A → R, definiert durch I (f + g )(x) := f (x) + g (x), I (αf )(x) := α · f (x), I (f · g )(x) := f (x) · g (x). Sei A0 := {x ∈ A : g (x) 6= 0}. Dann ist I f g : A0 → R, x 7→ f (x) g (x) . f ·g :A→R