Elementare Matrizenrechnung

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WS 15/16
Mathematik 1 : Thema 5.1
Elementare Matrizenrechnung
m × n-Matrix von Zahlen
Am×n
m×n
ai,j
rechteckige Tabelle

a1,1
=  ...
am,1
...
...
...

a1,n
.. 
.
am,n
Dimension der Matrix
Sprechweise: m Kreuz n“
”
wobei m = Anzahl Zeilen, n = Anzahl Spalten
Element der Matrix
1. Index Zeilennr., 2. Index Spaltennr.
Eine 1 × 1-Matrix wird als Zahl — ohne die Matrixklammern — geschrieben
Eine m × n-Matrix Am×n hat m · n Elemente ai,j
Element= Zelle“ in der Sprache der Tabellenkalkulation
”
51 Gleichheit Am×n = Bm×n :⇔ elementweise Gleichheit
Gleichheit A = B:
1. A und B müssen gleiche Dimension haben
2. ai,j = bi,j für alle Elemente im paarweisen Vergleich
� �
1
sind nicht vergleichbar (als Matrizen)
Bsp. ( 1 2 )1×2 und
2 2×1
( 1 2 )1×2 �= ( 2 2 )1×2
( 1 2 )1×2 = ( 30
4)
2 1×2
sind vergleichbar, aber verschieden
sind gleich
Transponierte (AT )n×m = (Am×n )T einer Matrix Am×n
Die Zeilen (bzw. Spalten) einer Matrix werden in unveränderter Reihenfolge
als Spalten (bzw. Zeilen) aufgeschrieben.
Zweimaliges Transponieren führt zum Ausgangszustand zurück
Eigenschaft: (AT )T = A


�T �
�
�
� �
�
�T
1 4
a1,1 a1,2
a
a
a
1 2 3
= 2 5 ;
= 1,1 2,1 ; ( a1 a2 )T = 1
Bsp.
a2,1 a2,2
a1,2 a2,2
a2
4 5 6
3 6
Transponieren ist insbesondere für reine Darstellungszwecke sehr nützlich,
z.B. passt der etwas lästige Spaltenvektor a = ( 1 3 0 2 2 0 0 7 )T
noch locker auf diese Seite ;-)
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Mathematik 1 : Thema 5.1
Einige spezielle Matrizen Am×n
Äußere Formen
m = n quadratische Matrix
m = 1 n-Zeilenvektor
n = 1 m-Spaltenvektor
d.h. Zeilenanzahl=Spaltenanzahl
n = Elementeanzahl der einen Zeile
m = Elementenzahl der einen Spalte
Innere Formen
0m×n
Nullmatrix
in m Zeilen und n Spalten nur Nullen
0n , (0n )T
Nullspalte, Nullzeile
Spalte bzw. Zeile mit n Nullen
1m×n
1n , (1n )T
!
▼
Einsenmatrix
in m Zeilen und n Spalten nur Einsen
Einsenspalte, Einsenzeile
Spalte bzw. Zeile mit n Einsen
Wir schreiben Einsenmatrix statt Einsmatrix um jede Verwechslung
mit der (folgenden) Einheitsmatrix auszuschließen
Mischformen
En×n
ej.
n
T
(ei.
n)

spezielle quadratische Matrizen

0
0
...
0
1
0
...
0

.. 
...
...
...
.

...
0
1
0
1
0

.
Einheitsmatrix
En×n =  ..

0
0
...
0
0
1
j-te Spalte von En×n = j-ter Einheitsspaltenvektor
(das j-te Element von ej.
n ist Eins, alle anderen sind Null)
i-te Zeile von En×n = i-ter Einheitszeilenvektor
(das i-te Element von (ei.n )T ist Eins, alle anderen sind Null)
Bei einer quadratischen Matrix An×n heißen die Matrixelemente mit gleicher
Zeilen- und Spaltennummer Diagonalelemente: a1,1 , a2,2 , . . . , an,n
a 0 0
Eine quadratische Matrix An×n heißt
0 b 0
Diagonalmatrix wenn außerhalb ihrer Diagonale
0 0 c
nur Nullen stehen (Bsp. En×n )
obere Dreiecksmatrix wenn unterhalb ihrer Diagonale a b c a 0 0
nur Nullen stehen
0 d e b c 0
untere Dreiecksmatrix wenn oberhalb ihrer Diagonale
0 0 f d e f
nur Nullen stehen
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53
•
Mathematik 1 : Thema 5.1
Rechenoperationen mit Matrizen
Addition Matrix m×n ± Matrix m×n “
”
Addition von Matrizen gleicher Dimension = Elementweise Addition
Regeln: A + B = B + A und (A + B)T = AT + B T
•
Multiplikation Zahl · Matrix“
”
= Multiplikation jedes Matrixelements mit dieser Zahl
Regel: αA + βA = (α + β)A wobei α, β ∈ R
•
Multiplikation k-Zeilenvektor · k-Spaltenvektor“
”
als Baustein der Matrixmultiplikation:
 
s1
( z1 , . . . , zk ) ·  ...  := z1 · s1 + . . . + zk · sk
sk
Skalarprodukt“
”
k
�
=
zl · sl
l=1
Multiplikation Matrix m×k · Matrix k×n “
”
= Multiplikation mehrerer k-Zeilenvekt. mit mehreren k-Spaltenvekt.
Cm×n := Am×k · Bk×n wird elementweise definiert:
Das Element ci,j von Cm×n ist das Ergebnis der Multiplikation
(Zeile Nr. i von A) · (Spalte Nr. j von B)
← je k Elemente
�k
ci,j := ai,1 · b1,j + ai,2 · b2,j + . . . + ai,k · bk,j =
l=1 ai,l · bl,j


b
.
.
.
b
.
.
.
b
1,1
1,n
1,j


..
.
.
...
...
..
..
= Bk×n
.


 bk,1 . . . bk,j . . . bk,n 

a1,1 . . . a1,k 










.
.
.




.
.
.




.
.
.



ci,j
ai,1 . . . ai,k
=: (A · B)m×n
Am×k =







..
.. 
...








.
.







am,1 . . . am,k
•
Regeln: C(A + B) = CA + CB und (A + B)C = AC + BC
!
▼
(A · B) · C = A · (B · C) und (AB)T = B T AT
Vorsicht A · B = B · A ist im Allgemeinen falsch
A·B ist nur definiert, wenn Spaltenanzahl von A = Zeilenanzahl von B
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Bsp. 1
Bsp. 2
Bsp. 3
Bsp. 4
Bsp. 5
Bsp. 6
Mathematik 1 : Thema 5.1
�
� �
� �
� �
�
1 2
3 0
4 2
1 2
+
=
;
+( 1 0 ) nicht definiert
2 −1
1 0
3 −1
2 1
Ausklammern eines zu jedem Element einer Matrix gemeinsamen
�
�
1 �
Faktors : � − 1
−2
3
1
3
2
=
6
1
1 −4
− 23
6
 
 
 
1
1
1
( 1 1 1 )  2  = 6; ( 1 0 0 )  2  = 1; ( 0 1 0 )  0  = 0
3
3
1






1 1 1
1 1
0
6 2 1
1 0 0 · 2 0
2  = 1 1 0
0 1 0 3×3
3 1 −1 3×3
2 0 2 3×3


�
�
1 1 1
1
1
1
1 0 0 ·
nicht definiert
1 0 0 2×3
0 1 0 3×3


�
�
�
�
1 −1
1 2 3
5 −2
·  −1
1 =
0 1 2 2×3
3 −1 2×2
2 −1 3×2




�
�
1 −1
1
1
1
1
2
3
 −1
1 ·
=  −1 −1 −1 
0 1 2 2×3
2 −1 3×2
2
3
4 3×3
�
��
� �
� �
� �
��
�
1 −1
1 1
0 0
−1 1
1 1
1 −1
=
�=
=
−2 2
1 1
0 0
−1 1
1 1
−2 2
In Bsp. 5 sind (A · B)2×2 und (B · A)3×3 nicht einmal vergleichbar, in Bsp. 6
sind (A · B)2×2 und (B · A)2×2 vergleichbar, aber verschieden.
Vier allgemeinere Beispiele (Eigenschaften)
Bsp. 7
Für beliebige Matrizen Am×n (insbesondere Vektoren) ist
Am×n · 0n×k = 0m×k
Am×n + 0m×n = Am×n
0k×m · Am×n = 0k×n
0m×n + Am×n = Am×n
Die Nullmatrix spielt bei der Matrixaddition die gleiche neutrale“ Rolle wie
”
die Zahl Null bei der Addition von Zahlen.
!
▼
Anders als bei Zahlen kann aber bei der Matrixmultiplikation aus der
Gleichung A · B = 0 im Allgemeinen nicht gefolgert werden, dass
A oder B die Nullmatrix ist
(vgl. Bspe. 2 und 6)
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Mathematik 1 : Thema 5.1
Bsp. 8
Für beliebige Matrizen Am×n (insbesondere Vektoren) ist
Am×n · En×n = Am×n
En×n · an×1 = an×1
Em×m · Am×n = Am×n
a1×n · En×n = a1×n
Die Einheitsmatrix spielt bei der Matrixmultiplikation die gleiche neutrale“
”
Rolle wie die Zahl Eins bei der Multiplikation von Zahlen.
Bsp. 9 Multiplikation mit Einheitsvektoren
54
T
(ei.
(von links)
m ) · Am×n = i-te Zeile von A ”Zeilenpicker“
= j-te Spalte von A Spaltenpicker“ (von rechts)
Am×n · ej.
n
”
�
0 für i �= j
T · ej. =
)
Insbesondere ist (ei.
n
n
1 für i = j
Die Picker“ werden insbesondere für Vertauschungen von Zeilen bzw. Spalten
”
(Permutationen) verwendet:




0 1 0
0 1 0
 0 0 1  · A3×n
Am×3 ·  0 0 1 
1 0 0
1 0 0
sortiert die 3 Zeilen von A
sortiert die 3 Spalten von A
in die Reihenfolge 2./3./1.
in die Reihenfolge 3./1./2.
Das Ergebnis der folgenden Matrixmultiplikation kann ohne Rechnung direkt

 
 
 

angegeben werden: 0 1 0
8 7 9
0 1 0
1 2 3
0 0 1 · 2 3 1 · 0 0 1 = 6 5 4
1 0 0
5 4 6
1 0 0
9 8 7
Eine solche Vertauschung/Sortierung (die ja ausgedrückt ist durch die gewünschte Vertauschung der Zeilen bzw. Spalten der Einheitsmatrix) wird rückgängig gemacht durch die entsprechende transponierte Vertauschung, im Bsp.:
 
 
 


0 0 1
1 2 3
0 0 1
8 7 9
1 0 0 · 6 5 4 · 1 0 0 = 2 3 1
0 1 0
9 8 7
0 1 0
5 4 6
Bsp. 10 Multiplikation mit Einsenvektoren
1Tm · Am×n
= Zeile mit den n Spaltensummen von Am×n
Am×n · 1n
= Spalte mit den m Zeilensummen von Am×n
1Tm · Am×n · 1n = Summe der m · n Elemente von Am×n
�
(Vgl. Grundlagen Nr. 9) Die j-te Spaltensumme ist gleich m
, die i-te
i=1 ai,j
�
�
�n
m
n
Zeilensumme gleich j=1 ai,j und die Gesamtsumme gleich
i=1
j=1 ai,j
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Mathematik 1 : Thema 5.1
Anwendungsbeispiel
Bei einem zweistufigen Produktionsprozess sind die beiden einstufigen Bedarfstabellen (Elemente: Bedarf in Anzahl Einheiten Zeilenobjekt bei der
Produktion einer Einheit Spaltenobjekt) MRZ und MZE wie folgt gegeben:
Endprodukte E
Zwischenprodukte Z
E2
E3
E1
Z2
Z3
Z1
Zwischen- Z1
1
0
1
Rohstoffe R1
1
2
2
produkte Z2
0
2
1
R
R2
0
1
1
Z
Z3
2
3
1
Rohstoffpreise r = (r1 , r2 ) = (4, 5)
Verkaufspreise p = (p1 , p2 , p3 ) = (10, 100, 10)
[Preise werden als Zeile angegeben. Zwischenprodukte werden in diesem einfachen
Modell weder gekauft noch verkauft. Ebenso erfordern feinere Wertbetrachtungen
(Produktionskosten/Gewinn) ein erweitertes ökonomisches Modell. Wir betrachten hier, sehr vereinfacht, nur Einkauf“ und Verkauf“.]
”
”
MRE = MRZ · MZE Bedarfstabelle der Gesamtverarbeitung
Endprodukte E
MRZ · MZE
MRE =
�
�
E2
E3
E1
5 10 5
=
, d.h.
Rohstoffe R1
5
10
5
2 5 2
R
R2
2
5
2
Z = MZE · E Zwischenproduktbedarf Z bei geg. Endproduktion E
 
 
5
10
Für E =  10  ist der Z-Mengenvektor: Z = MZE · E =  25 
5
45
R = MRE · E = MRZ · Z Rohstoffbedarf R bei geg. Endproduktion E
 
�
�
5
150
Für E =  10  ist der R-Mengenvektor: R = MRE · E =
70
5
 
�
�
10
150
Zum Vgl. einstufig rückwärts gerechnet: R = MRZ ·  25  =
70
45
r · R Rohstoffkosten
Rohstoffkosten = r · R = 950
p · E Verkaufserlös
Verkaufserlös = p · E = 1100
Ist nicht die Endproduktion E vorgegeben, sondern ein Rohstoffvorrat R
bzw. ein Zwischenproduktvorrat Z, so muss die Matrixgleichung R = MRE ·E
bzw. Z = MZE · E nach E aufgelöst“ werden � Lineare Gleichungssysteme
”
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