V Zusammenfassung Obwohl es der modernen Neurochirurgie gelungen ist, die postoperativen Morbiditätsund Mortalitätsraten stark zu senken, besteht weiterhin die Gefahr schwerwiegender Komplikationen nach einem intrakraniellen Eingriff. Um eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten, ist es insbesondere wichtig, eventuell auftretende Komplikationen wie Nachblutungen, Hirnödeme oder Ischämien so frühzeitig wie möglich zu diagnostizieren und therapeutisch anzugehen. In der Neurochirurgischen Klinik der Universitätsklinik Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer wird versucht, dieses Ziel mittels einer engmaschigen intensivmedizinischen Überwachung der Patienten und eines frühpostoperativen kranialen Kontroll-CTs zu erreichen. In der vorliegenden Arbeit wurde anhand eines Kollektivs von Patienten mit intrakraniellen Tumoren und vaskulären Malformationen untersucht, in wie vielen Fällen dieses CT nicht erwartungsgemäß ausfiel, und welche therapeutischen Konsequenzen daraus resultierten. Im Zeitraum von Mitte Februar 1997 bis Mitte Februar 1998 wurden 204 Patienten an einem intrakraniellen Tumor bzw. einer vaskulären Malformation operiert. Es waren 88 Männer (43,1 %) und 116 Frauen (56,9 %). Das Durchschnittsalter betrug 57,5 Jahre (minimal 4,6, maximal 80 Jahre). Eine frühpostoperative CCT-Kontrolle erfolgte bei 192 Patienten, bei 180 von ihnen innerhalb von 24 Stunden nach Operationsende. Die histologischen Diagnosen der operierten Tumoren waren: 58 Gliome, 50 Meningeome, 42 Metastasen, 18 Hypophysenadenome, 12 Vestibularisschwannome, 11 vaskuläre Malformationen, 13 sonstige Tumoren. Bei 173 Patienten wurde das postoperative CCT als erwartunsgemäß beurteilt. Die 12 Patienten, bei denen keine frühpostoperative Kontrolle durchgeführt wurde, zeigten alle einen unauffälligen postoperativen Verlauf. Sie wurden bei der Auswertung der Gruppe mit erwartungsgemäßem CCT zugerechnet. Es waren 80 Männer (43,2 %) und 105 Frauen (56,8 %), das durchschnittliche Alter betrug 57,5 Jahre (minimal 4,6, maximal 80 Jahre). Die histologischen Befunde waren: 51 Gliome, 43 Meningeome, 39 73 Metastasen, 17 Hypophysenadenome, 12 Vestibularisschwannome, zehn vaskuläre Malformationen, 13 sonstige Tumoren. Bei 19 Patienten zeigte das postoperative CCT über das Maß der erwartungsgemäßen Eingriffsfolgen hinausgehende Veränderungen. Es waren acht Männer (42,1 %) und 11 Frauen (57,9 %). Das mittlere Alter lag bei 57,4 Jahren (minimal 29, maximal 71,5 Jahre). Die histologischen Befunde waren: sieben Gliome, sieben Meningeome, drei Metastasen, ein Hypophysenadenom, eine vaskuläre Malformation. Innerhalb der Gruppe von Patienten mit nicht erwartungsgemäßem CCT lassen sich wiederum zwei Untergruppen unterscheiden: eine (Gruppe A), in der die Patienten zum Zeitpunkt des CCTs in der klinisch-neurologischen Untersuchung im Vergleich zum präoperativen Status unauffällig waren (acht Patienten), und eine (Gruppe B), bei der ein auffälliger Befund erhoben wurde (11 Patienten). Bei Gruppe A ergaben sich anhand der CCTs folgende Befunde (zum Teil mehrere bei einem Patienten): drei Blutungen, eine Ischämie, vier Ödeme, zweimal verbliebener Resttumor, in einem Fall bisher unbekannte Metastasen. Eine medikamentöse therapeutische Konsequenz wurde in sieben Fällen gezogen. Eine operative Reintervention erfolgte bei keinem Patienten dieser Gruppe. In Gruppe B waren die Patienten klinisch auffällig durch verlängerte Aufwachphase und Desorientiertheit in sechs Fällen, eine Anisokorie in fünf Fällen, und in jeweils einem Fall durch Parese von Hirnnerven, Aphasie, epileptischen Anfall, Hemiparese (zum Teil mehrere Befunde bei einem Patienten). Die CCT-Befunde waren (zum Teil mehrere bei einem Patienten): acht Blutungen, eine Ischämie, sechs Ödeme, in einem Fall Resttumor. Eine unmittelbare Änderung des therapeutischen Vorgehens erfolgte bei allen 11 Patienten (zweimal operativ, neunmal medikamentös). Die Geschlechts- und Altersverteilung der Patienten bei den verschiedenen Tumorarten stimmt im wesentlichen mit Angaben aus größeren Studien überein. Die Computertomographie wird in in der Literatur häufig als Mittel der Wahl zur Kontrolle nach intrakraniellen Eingriffen beschrieben. Zur Indikationsstellung gibt es jedoch unterschiedliche Empfehlungen, eine routinemäßige Durchführung wird nur sel74 ten angewandt. Ein Vergleich der in dieser Serie aufgetretenen postoperativen Komplikationen mit der Häufigkeit in anderen Untersuchungen gestaltet sich schwierig, da sehr unterschiedliche Bewertungskriterien verwendet werden. Für die einzelnen Ereignisse Blutung, Ischämie und Ödem finden sich Angaben, die in denselben Prozentbereichen wie in der vorliegenden Studie liegen. Über die jeweiligen möglichen Ursachen finden sich unterschiedliche Einschätzungen in der Literatur. Die medikamentösen therapeutischen Konsequenzen, die aus den Befunden der CCTr ), Kontrollen gezogen wurden, nämlich der Einsatz von Dexamethason (Fortecortin r und Furosemid (Lasix r ) bei Ödemen und von Nimodipin (Nimotop r ) bei Mannitol artertio-venösen Angiomen und Mikrozirkulationsstörungen, entsprechen den in der Literatur gegebenen Empfehlungen. 75