Kognition und Lernen

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Studienseminar Koblenz
Pflichtmodul 242
Kognition und Lernen
Wie kommt das Wissen in
unseren Kopf?
Lernen aus neurobiologischer Sicht
• Das menschliche Gehirn konstruiert sich seine
Inhalte selbst
• Lernen aus neurobiologischer Sicht: synaptische
Kopplungen werden umstrukturiert und/oder
Übertragungseigenschaften von Synapsen
werden verändert
• Diese Veränderungen werden durch das
limbische System gesteuert
- Auf was richtet sich meine Aufmerksamkeit?
- Welche Motive habe ich zu lernen?
- Welche Emotionen sind damit verbunden?
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Lernen im Unterricht
Konsequenzen
•
•
•
Wissen kann nicht übertragen werden; es wird
im Gehirn eines jeden Lernenden neu
konstruiert
Wissensvermittlung wird durch Faktoren
gesteuert, die unbewusst und deshalb nur
schwer beeinflussbar sind
Lernen findet nur statt, wenn das Gehirn des
Lernenden einen Gewinn bzw. Sinn im Lernen
und im Erwerb des Lerninhalts sieht
Lernen im Unterricht
Konsequenzen
• Der Lehrende kann den Prozess des
Lernens nicht direkt beeinflussen
• Er kann jedoch die perzeptiven, kognitiven
und emotionalen Randbedingungen des
Lernens beeinflussen
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Lernen im Unterricht
Konsequenzen
• Was kann der Lehrende tun, um den
Lernprozess in Gang zu setzen?
– Eine freundliche Lernatmosphäre schaffen.
Die Einstellung zum Lernen wird vor allem
durch die Familie vermittelt.
– Erreichen, dass die Lernenden ihm fachliche
und didaktisch-pädagogische Kompetenz
zuschreiben. Dies ist stark abhängig vom
Selbstbild des Lehrenden.
Das Limbische System
• vermittelt Affekte, Gefühle und Motivation
• ist der eigentliche Kontrolleur des Lernerfolgs
• bewertet alles, was durch uns und mit uns
geschieht, danach,
– ob es gut/ vorteilhaft/ lustvoll war und wiederholt
werden sollte oder
– ob es schlecht/ nachteilig/ schmerzhaft war und
vermieden werden sollte
• fragt unbewusst: Was spricht dafür, dass sich
Hinhören, Lernen, Üben etc lohnen?
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Hypothalamus
(nach Spektrum der
Wissenschaft,
verändert)
Limbisches
System
Einspeicherung
• Gedächtnisinhalte werden nach Inhaltstypen analysiert
und entsprechend in unterschiedlichen Schubladen
abgelegt
• In je mehr Schubladen unterschiedlichen Typs ein Inhalt
abgelegt wird, desto leichter kann er abgerufen werden
(die zuständigen Schubladen fördern sich dabei)
• Je anschlussfähiger ein Inhalt an den vorhandenen
Schubladeninhalt, desto besser
• Je bild-, gestalt- oder sinnhafter ein Inhalt, desto besser
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Lernen
aus neurobiologischer Sicht
Lernen
aus neurobiologischer Sicht
Lernen ist ein eigenaktiver, sich selbst
organisierender neurophysiologischer Prozess.
Er lässt sich in folgende Einzelschritte unterteilen:
1. Wahrnehmen
2. Erkennen
3. Verstehen
4. Speichen / Festigen
5. Erinnern / Festigen
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Wahrnehmen
• Den Sinnesorganen sind im Gehirn
Wahrnehmungsfelder zugeordnet. Diese
müssen aktiviert sein („stand-bySchaltung“), damit ein Reiz
wahrgenommen wird.
• ADHSler haben eine Störung im Bereich
der Wahrnehmung
Erkennen
• bedeutet Anknüpfen an Bekanntes; der
Anteil des Neuen darf nicht zu hoch sein
• Das „Problem“ muss sichtbar werden, d.h.
ins Bewusstsein gelangen und
• Interesse wecken (Motivation, passendes
Verhältnis von „bekannt“ zu „neu“
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Verstehen
• Der neue Lerninhalt aktiviert Zellcluster im
Gehirn, die synchron feuern; dadurch wird die
neue Information repräsentiert
• Der bekannte Anteil aktiviert Neuronennetze, die
ähnliche Inhalte repräsentieren; damit wird das
Neue mit Vorhandenem verknüpft
• Das Erkennen von Strukturen aktiviert
übergeordnete Neuronennetze, sog. Detektoren,
z. B. der Detektor „Obst“ feuert bei Äpfeln,
Birnen, aber auch bei exotischen, bisher
unbekannten Obstsorten
Festigen
• findet im Schlaf statt (über den
Hippocampus in den Tiefschlafphasen)
• förderlich ist häufiges Wiederholen und
Erinnern
• förderlich ist ein starker emotionaler
Kontext
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Erinnern
• ist an andere Strukturen gebunden als das
Einspeichern (gilt für das deklarative
Gedächtnis)
• muss also stattfinden, um den Zugriff auf
die Gedächtnisinhalte zu ermöglichen
• ist ein eigenständiger Lernprozess
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Gedächtnissysteme
Autobiografisches Wissenssystem
Gedächtnis
semantisches G.
Prozedurales
Gedächtnis
Priming
S. d. Wiss. 9/96, S. 54
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Priming
erleichtertes Erinnern
ähnlich erlebter Situationen
und bekannter Reizmuster
vgl. Fotosammlung
Prozedurales Gedächtnis
speichert mechanische und motorische
Bewegungs- und Handlungsabläufe
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Wissenssystem = semantisches G.
Weltkenntnisse
Schulwissen
Semantik + Syntax
Zusammenhänge
Episodisches oder autobiografisches
Gedächtnis
singuläre Ereignisse
autobiografische Inhalte
nach Ort und Zeit bestimmte Fakten
vgl. Filme
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Die Funktion der beiden Gehirnhälften
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An Sprache gebunden sind das …
semantische Gedächtnis
+
episodische Gedächtnis
d.h. auf diesen Gedächtnisebenen findet Lernen
nur vermittelt durch Sprache statt, Wissen wird
über Begriffe abgespeichert
Sprache
• Das episodische und das semantische
Gedächtnis (deklarative Gedächtnisse)
sind unabdingbar an Sprache geknüpft
• Wörter fungieren als Grundbausteine
unseres bewussten Denkens
• Erst nach dem Aufbau eines gesicherten
Grundwortschatzes entwickeln Kinder ein
deklaratives Gedächtnis
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Sprechen
fördert die Hirnaktivität:
das Gehirn ist besonders aktiv und kreativ,
wenn man einen Waldspaziergang macht
und seine Gedanken eher beiläufig mit
einem Gesprächspartner austauscht
Merkmale dieser „Lernsituation“
• Motorische Aktivität (hier: Sprechen)
fördert die Hirnaktivität
• Grün wirkt entspannend und löst
Blockaden
• Das Beiläufige der Situation lässt die
Gedanken „fließen“, begünstigt das
zufällige Aktivieren von Engrammen
• Das Hören des selbst Gesagten und das
Zuhören aktivieren das limbische System
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Abrufen von Gedächtnisinhalten
• Der soziale Kontakt bewirkt eine positive
Grundgestimmtheit, die Sicherheit
vermittelt und Raum für „Luxusfunktionen“
schafft (Offenheit für Neues)
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