Sonderdruck aus: Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 37 (1), 33–42 Validität des DIPS für DSM-IV-TR © Hogrefe Verlag Göttingen 2008 33 Validität des Diagnostischen Interviews bei psychischen Störungen (DIPS für DSM-IV-TR) Tina In-Albon1, Andrea Suppiger1, Barbara Schlup1 Sascha Wendler2, Jürgen Margraf3 und Silvia Schneider1 1 Klinische Kinder- und Jugendpsychologie, Universität Basel 2 Klinik Nexus, Baden-Baden 3Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Basel Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Das „Diagnostische Interview bei psychischen Störungen“ (DIPS für DSM-IV-TR; Schneider & Margraf, 2006) ist ein strukturiertes Interview, welches erweitert und an die DSM-IV-TR Kriterien angepasst wurde. Fragestellung: Ziel dieser Studie ist die Validierung des DIPS für DSM-IV-TR. Methode: Die Validität der DIPS-Diagnosen wurde mit einer Fragebogenbatterie an einer Stichprobe von 194 Patienten aus unterschiedlichen klinischen Einrichtungen überprüft. Ergebnisse: Die Ergebnisse sprechen für eine gute Validität der Oberklassen Angststörungen, Affektive Störungen, Somatoforme Störungen, Essstörungen, Substanz- und Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit sowie einzelner, überprüfbarer Störungskategorien und für den Ausschluss psychischer Störungen. Eine ungenügende Validität ergab sich für die Oberklasse Schlafstörungen und der Generalisierten Angststörung. Schlussfolgerungen: Das DIPS für DSM-IV-TR zeigt außer bei der Generalisierten Angststörung und den Schlafstörungen eine gute Validität bei Patienten ambulanter sowie stationärer psychiatrischer Einrichtungen. Schlüsselwörter: Diagnostik, Strukturierte Interviews, Validität, DIPS Validity of the “Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen” (DIPS für DSM-IV-TR) Abstract. Background: The “Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen” (DIPS für DSM-IV-TR; Schneider & Margraf, 2006) is a structured interview that has been expanded and adapted to DSM-IV-TR criteria. Objective: The purpose of this study was to validate the DIPS for DSM-IV-TR. Methods: The validity of the DIPS diagnoses was verified using a questionnaire battery on a sample of 194 patients from various clinical facilities. Results: Results indicate good validity in the categories of anxiety disorders, mood disorders, somatoform disorders, eating disorders, substance disorders, and for the exclusion of mental disorders. Inadequate validity was found solely for sleep disorders and generalized anxiety disorder. Conclusions: The DIPS for DSM-IV-TR has proven to be a valid tool (except for generalized anxiety disorder and sleep disorders) for use with outpatients and inpatients from psychiatric facilities. Key words: diagnostics, structured interviews, validity, DIPS Durch die immer weiter fortschreitende Differenzierung und Operationalisierung der gängigen Klassifikationssysteme ist die Diagnostik psychischer Störungen deutlich anspruchsvoller geworden. Diese Ausdifferenzierung gewährleistet einerseits eine solidere Diagnostik im Hinblick auf Reliabilität und Validität, bewirkt andererseits aber auch einen erheblichen zeitlichen Mehraufwand. BesonDie Autoren danken allen Interviewerinnen für die Durchführung und Auswertung der Interviews sowie PD Dr. Ernst Hermann (Klinik Meissenberg), Prof. Dr. Franz Müller-Spahn (Universitäre Psychiatrische Klinik Basel) und Dr. Klaus Bader (Verhaltenstherapie Ambulanz, Universitäre Psychiatrische Klinik Basel) für die Unterstützung des Forschungsprojektes. Das Projekt wurde von der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft finanziell unterstützt (DPE2020). mm mm l DOI: 10.1026/1616-3443.37.1.33 ders deutlich wurde diese Entwicklung bei der dritten Auflage des „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-III)“ der American Psychiatric Association (American Psychiatric Association, 1980) und der zehnten Auflage der „International Classification of Diseases, Injuries and Causes of Death (ICD-10)“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO, 1992). Die deutlich gewachsenen Anforderungen an die diagnostische Befunderhebung können mit Hilfe diagnostischer Interviews1 für Kliniker und Forscher erheblich erleichtert werden. Gut strukturierte Leitfäden machen es möglich, in kurzer Zeit die für die Diagnosestellung wichtigsten Informationen zu erhe1 Unter diagnostischen Interviews werden im Folgenden immer strukturierte und standardisierte Interviews verstanden. 34 Tina In-Albon et al. ben. Darüber hinaus erleichtern diagnostische Interviews die Anwendung der teilweise komplizierten Algorithmen zur Berücksichtigung der Diagnosekriterien bei der Diagnosestellung. Dies alles hat in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass sich diagnostische Interviews in der klinischen-psychologischen sowie psychiatrischen Forschung und Praxis zunehmend mehr durchsetzen konnten. Im deutschen Sprachraum existieren derzeit die folgenden diagnostischen Breitband-Interviews für psychische Störungen: Composite International Diagnostic Interview (CIDI; Wittchen & Semler, 1990); Diagnostisches Expertensystem (DIA-X-CIDI; Wittchen & Pfister, 1997); Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen für DSM-IV-TR (DIPS; Schneider & Margraf, 2006); Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV (SKID-I; Wittchen, Wunderlich, Gruschwitz & Zaudig, 1997). Trotz des weit verbreiteten Einsatzes diagnostischer Interviews existieren erstaunlich wenige Studien, die die Validität dieser Interviews überprüften (Kranzler, Kadden, Babor, Tennen & Rounsaville, 1996). Ein Grund hierfür mag in der Tatsache liegen, dass sich bei der Validierung eines diagnostischen Interviews die Frage nach einem geeigneten Außenkriterium stellt, welches als „goldener Standard“ herangezogen werden kann (Kessler et al., 2004; Spitzer, 1983). Ein häufig gewähltes Validitätskriterium ist die klinisch-psychiatrische Diagnose erfahrener Psychiater (z.B. DIA-X-CIDI; Wittchen & Pfister, 1997). Dies ist jedoch kein unumstrittenes Validitätskriterium, da gerade die mangelnde Reliabilität unstandardisiert erhobener Expertenurteile Ausgangspunkt für die Entwicklung strukturierter und standardisierter Interviews war (Beck, Ward, Mendelson, Mock & Erbaugh, 1962). Spitzer (1983) schlägt als valides Außenkriterium Diagnosen vor, die durch die Kombination der drei folgenden Vorgehensweisen zu Stande kommen: Einbezug diagnostischer Informationen über das diagnostische Gespräch hinaus (z. B. diagnoserelevante Symptome, die erst in weiteren Gesprächen sichtbar werden), Konsensusdiagnosen von Experten und diagnostische Informationen von anderen Informanten (z. B. Angehörige, frühere Behandler, Fragebogen). Dieser Ansatz wurde bisher nicht auf Reliabilität und Validität überprüft. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Integration diagnostischer Informationen von verschiedenen Informanten eine große Herausforderung darstellt und an Machbarkeitsgrenzen stößt. Kessler et al. (2004) kommen in einer aktuellen Literaturdurchsicht zum Schluss, dass nach wie vor kein Standard zur Validierung diagnostischer Interviews verfügbar ist. Sie weisen darauf hin, dass es bei der Validierung diagnostischer Interviews v. a. um die Frage der Konsistenz zwischen verschiedenen diagnostischen Informationen gehen muss. Als reliable Validierungsalternativen zum Expertenurteil können daher Fragebogen (z. B. Kranzler et al., 1996) oder der Vergleich der Diagnosen aus dem diagnostischen Interview mit Diagnosen, die anhand von Checklisten erhoben wurden, betrachtet werden. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die Validität der mit dem DIPS für DSM-IV-TR erstellten Diagnosen anhand eines reliablen Außenkriteriums zu untersuchen. In Anlehnung an die Überprüfung der Validität der früheren Version wurden als Außenkriterium klinische, störungsspezifische Fragebogen mit hinreichender psychometrischer Qualität eingesetzt (Margraf, Schneider & Spörkel, 1991). Anders als in der ersten Validierungsstudie sollten jedoch neben Patienten psychosomatischer Kliniken und Teilnehmern aus Forschungsprojekten auch Patienten stationärer psychiatrischer Einrichtungen einbezogen werden, um die Validität des Interviews an Patienten mit unterschiedlich schweren psychischen Störungen unter Routinebedingungen zu testen. Methodik DIPS für DSM-IV-TR Das DIPS für DSM-IV-TR (Schneider & Margraf, 2006) ist eine überarbeitete und erweiterte Version des DIPS (Margraf, Schneider & Ehlers, 1994). Beide DIPS Versionen orientieren sich am amerikanischen „Anxiety Disorders Interview Schedule“ (ADIS; DiNardo & Barlow, 1988 resp. ADIS-IV-L; DiNardo, Brown & Barlow, 1994). Die Neuauflagen des „Diagnostischen und Statistischen Manuals psychischer Störungen“ (DSM-IV-TR; APA, 2000) und der „Internationalen Klassifikation von Krankheiten“ (ICD-10; WHO, 1992) sowie umfangreiche Erfahrungen mit dem DIPS in Forschung und Praxis machten eine Überarbeitung notwendig. Folgende Veränderungen wurden vorgenommen: Eine grundlegende Änderung im DIPS für DSM-IV-TR ist die Anpassung aller diagnostischen Fragen an die Kriterien des DSM-IV-TR (APA, 2000; Sass, Wittchen, Zaudig & Houben, 2003). Weitere, für den psychotherapeutischen Bereich relevante psychische Störungen, wurden in das Interview aufgenommen: Akute Belastungsstörung, Undifferenzierte Somatoforme Störung, Primäre Hypersomnie, Primäre Insomnie und die Forschungsdiagnose der Binge-Eating-Störung. Das Screening für Missbrauch bzw. Abhängigkeit von Substanzen, Medikamenten und Alkohol sowie Alkoholentzug wurde ausgearbeitet, so dass mit dem DIPS für DSM-IV-TR sämtliche Diagnosekriterien für diese Störungsbilder erfasst werden. Des Weiteren wurde die Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie Screenings für Tabakkonsum und Sexuelle Funktionsstörungen eingearbeitet. Somit erfasst das DIPS für DSM-IV-TR folgende Störungskategorien: alle Angststörungen, Affektive Störungen, Somatoforme Störungen, Essstörungen, Schlafstörungen, Alkohol- und Substanzmissbrauch/-abhängigkeit/-entzug, BorderlinePersönlichkeitsstörung. Des Weiteren sind Screenings für körperliche Krankheiten, nichtorganische Psychosen, Tabakkonsum, Medikamentengebrauch und Sexuelle Funktionsstörungen enthalten. Darüber hinaus umfasst es einen allgemeinen klinisch-demographischen Teil und es werden eine Anamnese psychischer Störungen, eine Familienanamnese psychischer Störungen und die Achsen IV und V des DSM-IV-TR erhoben. Anhand einer Tabelle können die DSM-Diagnosen in ICD-10 Diagnosen überführt werden. Wie schon in seiner Vorgängerversion ent- Validität des DIPS für DSM-IV-TR hält das DIPS für DSM-IV-TR therapierelevante Fragen, um das Interview insbesondere für den psychotherapeutischen Gebrauch nutzbar zu machen. In Anlehnung an das ADIS-IV-L wurde die bisherige 5-stufige klinische Einschätzung der Symptome (Beeinträchtigung und Belastung) auf eine neunstufige Punkte-Skala (0–8) erweitert (siehe auch Empfehlung von Wittchen, Üstün & Kessler, 1999). Für das DIPS für DSM-IV-TR wurden analog zur Vorgängerstudie (Schneider, Margraf, Spörkel & Franzen, 1992) gute bis sehr gute Retest- und Interrater-Reliabilitäten festgestellt (Suppiger, In-Albon, Herren, Bader, Schneider & Margraf, eingereicht). Ablauf der Untersuchung Für die Bestimmung der Diagnosen wurden die Interviews aufgenommen und danach von einer zweiten unabhängigen Interviewerin gegenkodiert. In wöchentlich stattfindenden Fallbesprechungen wurden die Interviews besprochen. Bei voneinander abweichenden Diagnosen wurde eine Konsensdiagnose bestimmt. Zur Validierung des DIPS wurden die Konsensdiagnosen der aktuellen Störungen verwendet. Die Interviews wurden im Zeitraum von Januar 2005 bis Oktober 2005 vor Beginn einer Behandlung (oder spätestens während der ersten Woche) durchgeführt. Zur Erhebung von Lebenszeitdiagnosen wurden die Patienten nach derzeitigen und früheren psychischen Problemen befragt. Die Überprüfung der Validität erfolgte anhand einer Fragebogenbatterie, die es ermöglichte, die DIPS-Diagnosen mit störungsspezifischen Fragebögen mit zufrieden stellender Reliabilität zu vergleichen (siehe Tabelle 1). Bei der Auswahl der Fragebogen war neben einer ausreichenden Reliabilität v.a. eine zufrieden stellende Validität sowie die Störungsspezifität ein bedeutsames Kriterium. Die Fragebogen wurden den Patienten beim Interview ausgehändigt und zurückgeschickt. Auf Grund der Aufnahme zusätzlicher Störungskategorien in das DIPS für DSM-IV-TR und dem damit erhöhten zeitlichen Aufwand konnten im Vergleich zur Validierungsstudie des DIPS (Margraf, Schneider & Spörkel, 1991) die meisten DIPS-Diagnosen nicht mehr durch mehrere Fragebögen abgedeckt werden. Interviewerinnen Die Interviews wurden von 10 diplomierten Psychologinnen durchgeführt. Zwei der Interviewerinnen hatten das Training zur Durchführung des ADIS am Center for Anxiety and Related Disorders in Albany resp. der Boston University erhalten. Die neu zu trainierenden Interviewerinnen erhielten ein standardisiertes Training in Anlehnung an das ADIS-IV-L Training (Brown, DiNardo, Lehman & Campbell, 2001) und wurden nach Abschluss einer erfolgreichen Zertifizierung in die Studie aufgenommen (siehe Handbuch des DIPS für DSM-IV-TR; Schneider, In-Albon & Margraf, 2006). 35 Patienten Für die Validierungsstudie wurden 194 Probanden (66 % Frauen, 34 % Männer) in verschiedenen klinischen Einrichtungen rekrutiert. 64 Patienten (33 %) stammten aus ambulanten, 93 (48 %) aus stationären psychiatrischen oder psychosomatischen Einrichtungen und 37 Probanden (19 %) aus einem Forschungsprojekt der Universität Basel (Eltern von Kindern mit resp. ohne Angststörungen). Das Durchschnittsalter betrug 38 Jahre (SD = 12.89; Range = 17–82). 51% der Probanden waren verheiratet bzw. lebten mit einem festen Partner zusammen, 39 % waren ledig, 8 % waren geschieden oder lebten getrennt und 2 % waren verwitwet. Die durchschnittliche Anzahl besuchter Schuljahre lag bei 11 Jahren (SD = 2.33). Im Durchschnitt wiesen die Patienten 2.34 Lebenszeitdiagnosen auf (SD = 1.80; Range = 0–9). Die Häufigkeiten der Störungen der Patienten sind der Tabelle 2 und 5 zu entnehmen. Einziges Ausschlusskriterium der Studie waren unzureichende Deutschkenntnisse. Alle Patienten wurden über die Fragestellung der Studie aufgeklärt und gaben ihr schriftliches Einverständnis für die Teilnahme. Validierung der DIPS-Diagnosen Zur Validierung des Interviews wurde zunächst die inhaltliche Validität und im Anschluss daran die Konstruktvalidität getestet. Bei der inhaltlichen Validität geht es darum zu prüfen, ob der Inhalt der Interviewfragen das zu messende Konstrukt in seinen wichtigsten Merkmalen erfasst. Es handelt sich also weniger um ein Testgütekriterium als um eine Zielvorgabe, die bei der Erarbeitung und Überarbeitung des Interviews bedacht werden musste. Zur Prüfung der inhaltlichen Validität des DIPS für DSM-IV-TR wurden Experten der jeweiligen Störungsgebiete gebeten, die Fragen des Interviewleitfadens im Hinblick auf inhaltliche Übereinstimmung mit den Kriterien des DSM-IV-TR zu prüfen. Für jedes Störungsgebiet wurden 1–2 Experten angefragt und um Anmerkungen resp. Verbesserungsvorschläge zu den Fragen gebeten. Die überarbeiteten Fragen wurden den Experten ein zweites Mal zur Ansicht vorgelegt (vgl. Schneider, In-Albon & Margraf, 2006). Zur Prüfung der Konstruktvalidität wurden die konvergente (Übereinstimmung mit konstruktnahen Konstrukten) und die diskriminante (Unterscheidung verschiedener Konstrukte) Validität getestet. Statistische Analysen Die Störungsoberklassen und die spezifischen DIPS-Diagnosen wurden einzeln validiert. Dabei gingen nur Störungsklassen ein, die eine Basisrate ! 10 % aufwiesen, um eine angemessene Überprüfung der Validität zu gewährleisten. Zur Kontrolle des Fehlers erster Art wurde ein hierarchisches Vorgehen gewählt. Zunächst wurden bei mehreren abhängigen Variablen multivariate Varianzanalysen (MANOVA) durchgeführt. Dabei wurden die eingehen- 36 Tina In-Albon et al. Tabelle 1. Übersicht der Fragebogenbatterie Fragebogen, Autoren Erfasstes Konstrukt Anzahl Items Reliabilität Validität Angststörungen BSQ (Body Sensation Questionnaire; Chambless, Caputo, Bright & Gallagher, 1984; Ehlers, Margraf & Chambless, 2001) Angst vor körperlichen Symptomen 18 ! zwischen 0.8–.95; r = 0.66 konvergente, diskriminante V. gut FQ (Fear Questionnaire; Marks & Mathews, 1979; Klann, Hahlweg & Heinrichs, 2003) Agoraphobie, Blutphobie, Phobie vor Tieren 11 ! = .81; r zwischen .82–.96 Differenzierung zwischen Agoraphobie und Sozialer Phobie KFB-S (Kurzversion der Liebowitz Social Phobia Rating Scale; Liebowitz, 1987; Margraf, 1994) Soziale Phobie 6 ! = .89 Konstrukt- und Kriteriumsv. gut KFB-A (Kurzfragebogen des Beck Angst Inventar (BAI, Beck, Epstein, Brown & Steer, 1988; Margraf, 1994) Angstsymptome 6 ! = .88 Konstrukt und Kriteriumsv. gut GAS (Margraf, 1994) Sorgen und körperliche Symptome der GAS 6 In Vorbereitung In Vorbereitung Depressive Symptome 6 ! = .85 Konstrukt und Kriteriumsv. gut Hypochondrische und somatoforme Beschwerden 14 ! = .80; r = .92 Gute Validität Schlafqualität 18 ! = .77; r zwischen .82–.89 Sensitivität, Spezifität > 80 % Gezügeltes Essverhalten, Beschäftigung mit Essen, Gewicht und Figur 22 ! = .97; r = .88 konvergente und diskriminante V. gut MDI (Münchwieser Diagnose-Inventar; Schuhler & Baumeister, 1999) Substanzmissbrauch und -abhängigkeit 18 ! = .94 – CAGE (Cut down-Annoyed-Guilty-Eye opener; Mayfield, McLeod & Hall, 1974) Alkoholproblematik 4 Gedanken und Gefühle im Zusammenhang mit der BorderlinePersönlichkeitsstörung 14 ! = .91; r = .81 konvergente und diskriminante V. gut ! zwischen .74–.97; r zwischen .69–.92 konvergente und diskriminante V. gut Affektive Störungen KFB-D (Kurzversion der SCL-90-R Depressionsskala; Margraf, 1998) Hypochondrie, Somatoforme Störungen Whiteley-Index (Pilowsky, 1967; Rief, Hiller, Geissner & Fichter, 1994) Schlafstörungen PSQI (Pittsburger Schlafqualitäts-Index; Buysse, Reynolds, Monk, Berman & Kupfer, 1989; Riemann & Backhaus, 1996) Essstörungen EDE-Q (Eating Disorder Examination Questionnaire; Fairburn & Beglin, 1994; Hilbert, Tuschen-Caffier, Karwautz, Niederhofer & Munsch, 2007) Alkohol- Substanzmissbrauch und -abhängigkeit Borderline-Persönlichkeitsstörung FGG (Fragebogen zu Gedanken und Gefühlen; Renneberg, 2005; vgl. Renneberg et al., 2005) Somatisierung, Zwanghaftigkeit, Paranoides Denken, Psychotizismus SCL-90-R (Symptom Check-List-90 Items Revised; Derogatis, 1992; Franke, 2002) mm mm m Somatisierung, 38 Zwanghaftigkeit, (4 Skalen) Paranoides Denken, mm mm m Psychotizismus Anmerkungen: ! = Cronbach alpha; r = Retest-Reliabilität. Validität des DIPS für DSM-IV-TR den abhängigen Variablen nach inhaltlichen Gesichtspunkten (kategorienspezifische Fragebogen) zusammengestellt (Stevens, 1996, S. 153). Erst wenn sich multivariat signifikante Ergebnisse zeigten, wurden univariate Varianzanalysen durchgeführt. Bei der einfaktoriellen Varianzanalyse wurde die Gefahr einer Alpha-Inflation durch die Anwendung der Holm-Korrektur (Holm, 1979) kontrolliert. Es wurde die Holm-Korrektur verwendet, da diese weniger konservativ ist als die Bonferroni-Korrektur und eine höhere Teststärke besitzt (Jaccard & Guilamo-Ramos, 2002). Um etwas über die Art der Gruppenunterschiede aussagen zu können, wurden die zu testenden Hypothesen vor (a priori) der Durchführung der Auswertung festgelegt, so dass a priori Kontraste berechnet werden konnten. Beispielsweise sollten die Patienten mit einer Diagnose einer Sozialen Phobie auf dem Kurzfragebogen Soziale Phobie die höchsten Werte aufweisen, gefolgt von Patienten mit anderen Angststörungen, dann Patienten mit anderen DIPS-Diagnosen und Patienten ohne DIPS Diagnose sollten die niedrigsten Werte aufweisen. Orthogonale Kontraste haben gegenüber post-hoc Tests den Vorteil, dass sie durch den Bezug auf nur tatsächlich durchgeführte Tests eine größere Teststärke haben. Zur Überprüfung dieser gerichteten Hypothesen wurden entsprechende diagnostische Gruppen gebildet. Diese wurden wie folgt gebildet: Oberklassen: Gruppe 1 = Zieldiagnose (z. B. Angststörung), Gruppe 2 = andere DIPS-Diagnose (z. B. keine Angststörung, aber eine Schlafstörung, Affektive Störung, Somatoforme Störung, Essstörung) und Gruppe 3 = keine DIPS-Diagnose. 37 Spezifische DIPS-Diagnose: Gruppe 1 = Zieldiagnose z. B. Soziale Phobie, Gruppe 2 = alle anderen Angststörungen (Spezifische Phobie, Panikstörung, Generalisierte Angststörung, PTSD, Zwangsstörung), Gruppe 3 = andere DIPS-Diagnose (z. B. Major Depression, Abhängigkeit, Somatoforme Störungen) und Gruppe 4 = keine DIPSDiagnose. Alle Voraussetzungen für die Berechnung einer Varianzanalyse waren erfüllt. Durch fehlende Werte in den verschiedenen Fragebogen variiert die Stichprobengröße bei den einzelnen Tests. In der MANOVA werden die Personen mit einem fehlenden Wert von der gesamten Analyse ausgeschlossen. Zur Anschaulichkeit der Effekte zwischen den Gruppen wurden die Effektstärken zwischen den Gruppen mit der Zieldiagnose und anderen DIPSDiagnosen sowie zwischen den Gruppen mit der Zieldiagnose und keiner DIPS-Diagnose nach Cohens’ d berechnet (Tabelle 2 und 5). Zur Interpretation der Effektstärken hat sich eingebürgert, Werte ab 0.8 und höher als „groß“, Werte von 0.5–0.8 als „mittel“ und Werte von 0.2–0.5 als „klein“ zu bezeichnen. Ergebnisse Validität der Oberklassen Alle Störungsoberklassen des DIPS konnten durch den Vergleich mit inhaltsnahen Fragebogen validiert werden. Tabelle 2 zeigt die Mittelwerte und Effektstärken der entsprechenden Fragebogen für die Oberklassen. In Tabelle Tabelle 2. Mittelwerte und Standardabweichungen der Fragebogenwerte über die drei Diagnosegruppen für die verschiedenen DIPS-Oberklassen und Effektstärken (Cohen’s d) zwischen der Gruppe Zieldiagnose und der Gruppe andere DIPS-Diagnose und zwischen der Gruppe Zieldiagnose und der Gruppe keine DIPS-Diagnose Diagnose Oberklasse keine DIPSDiagnose (1) MW (SD) andere DIPSDiagnose (2) MW (SD) Zieldiagnose (3) MW (SD) Effektstärke d (3 vs. 2) Effektstärke d (3 vs. 1) Angststörungen (KFB-A) N = 43 1.26 (2.05) N = 47 3.23 (3.15) N = 101 5.32 (4.11) 0.57 1.25 Affektive Störungen (KFB-D) N = 22 1.73 (2.83) N = 66 5.36 (4.75) N = 81 8.84 (4.66) 0.74 1.84 Essstörungen (EDE-Q) N = 22 3.24 (5.49) N = 131 4.69 (5.10) N = 16 15.18 (4.93) 2.09 2.29 Schlafstörungen (PSQI) N = 21 2.10 (2.84) N = 127 6.96 (4.28) N = 12 9.08 (3.40) 0.55 2.23 Borderline (FGG) N = 11 .71 (.62) N = 130 .96 (.74) N = 13 2.57 (.62) 2.36 3.00 Anmerkung: Die Abkürzungen der Fragebogen sind in Tabelle 1 erläutert. 38 Tina In-Albon et al. Tabelle 3. Statistische Überprüfung (MANOVA) der Gruppenhaupteffekte hinsichtlich der Fragebogen Oberklasse Fragebogenskala Angststörungen mm mm Somatoforme Störungen Missbrauch/Abhängigkeit KFB-A, BSQ, KFB-S, KFB-GAS, FQ WI, BSQ, SCL-90-R-Som MDI, CAGE Wilks’ Lambda (F) Fehler (hypothetische) df p 3.34 3.87 30.98 276 (14) 276 (14) 320 (4) < .001 < .001 < .001 Anmerkungen: Die Abkürzungen der Fragebogen sind in Tabelle 1 erläutert. Für die Validierung dieser Oberklassen waren mehrere inhaltsnahe Fragebogen vorhanden. mmm mm m 3 sind die Hauptgruppeneffekte der MANOVA zusammengefasst und in Tabelle 4 die Ergebnisse der ANOVA zur Überprüfung der Gruppenunterschiede für die Oberklassen. Die a priori Kontraste in Tabelle 4 zeigen, dass sich die Gruppe mit der jeweiligen Zieldiagnose in fast allen Diagnosen signifikant in der vorhergesagten Richtung von den anderen Gruppen (andere bzw. keine DIPS-Diagnose) unterschieden. Eine Ausnahme war die Oberklasse der Schlafstörungen, bei welcher sich Patienten mit einer Diagnose Schlafstörung nicht signifikant von Patienten mit anderen DIPS-Diagnosen unterschieden. Signifikant ist jedoch der Unterschied zwischen Patienten mit einer Diagnose (Schlafstörungen oder andere DIPS-Diagnose) und Personen mit keiner DIPS-Diagnose. Mit Ausnahme der Essstörungen und der Oberklasse Substanz resp. Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit liegen die Werte der anderen DIPS-Diagnosen zwischen den Gruppen mit der Zieldiagnose und der Gruppe ohne DIPSDiagnose. Die Effektstärken zwischen den Gruppen Ziel- diagnose und der Gruppe andere DIPS-Diagnosen liegen für die Oberklassen zwischen 0.55 und 2.36 (Tabelle 2). Für die DIPS-Oberklassen Schlaf-, Angst- und Affektive Störungen zeigten sich mittlere Effekte und für die Essstörungen und die Borderline-Persönlichkeitsstörung große Effekte für die Mittelwertsunterschiede zwischen Ziel vs. andere Diagnose. Validität spezifischer Störungskategorien Tabelle 5 zeigt die Fragebogenmittelwerte der einzelnen Störungskategorien und die Effektstärken (Cohen’s d) zwischen den Gruppen Zieldiagnose und gleiche Oberklasse (ohne die jeweilige Zieldiagnose) sowie die Effektstärken zwischen den Gruppen Zieldiagnose und keine DIPS-Diagnose. Tabelle 4 zeigt die Ergebnisse der ANOVA inklusive Kontraste für die spezifischen Störungskategorien. Die Ergebnisse weisen für die spezifischen Störungen, soweit diese auf Grund der Stichprobengröße überprüft werden konnten, auf eine gute Validi- Tabelle 4. Statistische Überprüfung (ANOVA) der Mittelwertsunterschiede zwischen den Gruppen in den entsprechenden Fragebogen für die Oberklassen und die spezifischen Störungskategorien. Die p-Werte sind nach der HolmKorrektur korrigiert Oberklasse df F "2 Angststörungen (KFB-A) Somatoforme Störungen (WI) Affektive Störungen (KFB-D) Essstörungen (EDE-Q) Schlafstörungen (PSQI) Borderline (FGG) 2 2 2 2 2 2 21.25 12.60 25.34 32.16 15.53 31.29 .18 .13 .23 .28 .17 .29 < .001 < .001 < .001 < .001 < .001 < .001 Spezifische Störungskategorie df F "2 p Abhängigkeit (MDI) Soziale Phobie (KFB-S) Zwangsstörung (SCL-90-R, Som) Generalisierte Angststörung (KFB-GAS) Major Depression (KFB-D) Panikstörung mit/ohne Agoraphobie (BSQ) 4 3 3 3 3 5 34.35 17.57 4.70 9.15 17.93 5.09 .46 .24 .09 .14 .25 .15 < .001 < .001 .004 < .001 < .001 < .001 Kontrastea p 1<2<3 1<2<3 1<2<3 1, 2 < 3 1 < 2, 3 1<2<3 Kontrasteb 1<2<3<4 1 < 2, 3 < 4 1<2<3<4 1 < 2, 3, 4 1 < 2 < 3, 4 1, 2, 3 < 4 Anmerkungen: a priori Kontrastea: 1 = keine DIPS-Diagnose; 2 = andere DIPS-Diagnose; 3 = Oberklasse. a priori Kontrasteb: 1 = keine DIPSDiagnose; 2 = andere DIPS-Diagnose; 3 = gleiche Oberklasse (z. B. bei Sozialer Phobie 3 = andere Angststörungen); 4 = Zieldiagnose. Signifikante Unterschiede sind durch < dargestellt. 2.58 .95 2.13 0.07 tät hin. Eine Ausnahme stellt die Generalisierte Angststörung dar. Die Patienten mit Generalisierter Angststörung unterschieden sich nicht signifikant von Patienten mit anderen Angststörungen oder anderen DIPS-Diagnosen. Signifikante Unterschiede ergaben sich jedoch bei der Unterscheidung von Patienten mit einer DIPS-Diagnose (GAS; Major Depression, Dysthymen Störung oder eine andere DIPS-Diagnose) von Personen ohne DIPS-Diagnose. Bei der Unterscheidung der Agoraphobie und Panikstörung zeigte sich, dass Patienten mit einer Diagnose Panikstörung mit Agoraphobie signifikant höhere Werte im Fragebogen FQ (Skala Agoraphobie) zeigten als Patienten mit einer Diagnose Agoraphobie ohne Panikstörung, Panikstörung ohne Agoraphobie, anderen Angststörungen, anderen DIPS-Diagnosen oder keiner DIPSDiagnose. Wurden die beiden Störungen Panikstörung mit Agoraphobie und Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte zusammengefasst, unterschieden sie sich signifikant von der Gruppe Panikstörung ohne Agoraphobie (t (5.71) = 1.96, p = .05 (einseitig), d = .90). Zwischen der Major Depression und der Dysthymen Störung zeigten sich keine signifikanten Unterschiede. Die Diagnosen Panikstörung mit/ohne Agoraphobie, Soziale Phobie, Zwangsstörung und Borderline-Persönlichkeitsstörung konnten als valide bestätigt werden. Die Diagnose Substanz-/Alkoholmissbrauch unterschied sich auf dem Münchwieser Diagnose Inventar (MDI) signifikant von der Substanz-/Alkoholabhängigkeit. Auch die Kategorie „keine DIPS-Diagnose“ kann als valide betrachtet werden, da die Personen ohne DIPS-Diagnose ausnahmslos die niedrigsten Werte auf den Fragebögen aufwiesen, welches sich auch in den hohen Effektstärken (1.27–2.58) zwischen den Gruppen Zieldiagnose und keine DIPS-Diagnose zeigte. Die Fragebogenwerte der Personen ohne DIPSDiagnose lagen auch immer unterhalb der entsprechenden Cut-offs, sofern solche für die entsprechenden Tests vorlagen. N = 22 29.73 (15.16) 1.27 .70 1.30 .54 N = 117 6.82 (8.79) N = 21 2.15 (.84) Dysthyme Störung: N=8 9.50 (3.51) Substanz-/Alkoholmissbrauch: N = 6; 19.00 (4.94) N = 84 1.97 (.68) N = 95 5.93 (4.80) N = 27 2.73 (.82) N = 44 9.80 (4.56) 1.45 0.11 N = 77 1.25 (.79) N = 44 1.20 (.73) N = 22 1.71 (.92) 1.71 0.64 N = 89 7.09 (4.69) N = 48 5.85 (4.07) N = 12 7.58 (4.56) N = 51 6.67 (4.97) N = 47 5.04 (3.58) N = 50 9.92 (5.23) Effektstärke d (4 vs. 1) Effektstärke d (4 vs. 3) Zieldiagnose (4) MW (SD) gleiche Oberklasse (3) MW (SD) andere DIPSDiagnose (2) MW (SD) 39 N = 11 .65 (.69) N = 10 1.77 (.68) N = 22 1.73 (2.83) Zwang (SCL-90-R Zwang) PS mit/ohne AG (BSQ) Anmerkungen: PS = Panikstörung; AG = Agoraphobie. N = 22 1.82 (3.25) GAS (KFB-GAS) Substanz-/Alkoholabhängigkeit (MDI) mm N = 22 1.41 (3.26) N = 22 2.18 (3.66) Soziale Phobie (KFB-S) Major Depression (KFB-D) keine DIPSDiagnose (1) MW (SD) Diskussion Zieldiagnose Tabelle 5. Mittelwerte und Standardabweichungen der Fragebogenwerte über die vier Gruppen für die spezifischen DIPS-Diagnosen und Effetstärken (Cohen’s d) zwischen der Gruppe „Zieldiagnose“ und der Gruppe „andere Angst- resp. Affektive Diagnose“ Validität des DIPS für DSM-IV-TR Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass das DIPS für DSM-IV-TR eine gute bis sehr gute Validität aufweist. Dies gilt sowohl für die DIPS-Oberklassen Angststörungen, Affektive Störungen, Essstörungen, Somatoforme Störungen, Substanz- und Alkoholmissbrauch/-abhängigkeit als auch für die einzelnen DIPS-Diagnosen Soziale Phobie, Zwangsstörung, Panikstörung mit/ohne Agoraphobie und der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Zur Überprüfung der Validität der anderen spezifischen DIPS-Diagnosen war die Basisrate zu gering. Der Ausschluss von psychischen Störungen erwies sich ebenfalls als valide, so hatten die Personen ohne DIPS-Diagnose ausnahmslos die niedrigsten Werte auf den Fragebögen. Somit können auch die neu in das DIPS für DSM-IV-TR aufgenommenen Störungskategorien als valide betrachtet werden. In Anbetracht dessen, dass die Stichprobe etwa zu gleichen Teilen aus stationären und ambulanten Einrichtungen stammte und ein hohes Maß an Komorbidität aufwies, können die Ergebnisse der Validierung als sehr gut beurteilt werden. 40 Tina In-Albon et al. Die berichteten Ergebnisse stehen im Einklang mit den Ergebnissen der Vorgängerversion des vorliegenden DIPS (Margraf et al., 1991). Einzig bei der Generalisierten Angststörung zeigte sich ein Unterschied: In der vorliegenden Studie unterschieden sich die Patienten mit einer Generalisierten Angststörung nicht signifikant von Patienten mit anderen Angststörungen oder anderen Diagnosen. Dieser Befund geht damit einher, dass die Prüfung der Reliabilität des DIPS für DSM-IV-TR ergab, dass dieses Störungsbild auch eine unbefriedigende Reliabilität aufwies (Suppiger et al., eingereicht). Eine schlechte diskriminante Validität der GAS nach DSM-IV zeigte sich ebenfalls mit dem ADIS–IV-L (Brown, Chorpita & Barlow, 1998) sowie in einer Studie mit dem CIDI (Kessler et al., 2005; Peters & Andrews, 1995). Insbesondere die Abgrenzung der GAS zur Major Depression und zur Anpassungsstörung scheinen diesen Studien zufolge unbefriedend auszufallen. Demnach sollte die in der vorliegenden Studie beobachtete mangelnde Validität der GAS weniger als ein spezifisches Problem des DIPS als vielmehr der Operationalisierung im DSM betrachtet werden. nicht enthalten sind, ist ein Vergleich mit anderen strukturierten und standardisierten Interviews nicht möglich. Die Abgrenzung der Major Depression und der Dysthymen Störung ist nach wie vor schwierig (siehe auch Margraf et al., 1991). Die Werte auf dem Depressionsfragebogen (KFB-D) waren für beide Störungskategorien gleich hoch. Nach DSM-IV-TR wird bei der Major Depression von einem höheren Depressionsschweregrad ausgegangen als bei der Dysthymen Störung, wenn auch diese die chronische Form der Depression repräsentiert. Eine Prüfung der Unterscheidung des Schweregrads der beiden Störungen im DIPS ergab signifikant unterschiedliche Schweregrade der beiden Störungsbilder, wobei Patienten mit einer Major Depression erwartungsgemäß einen signifikant höheren Schweregrad aufwiesen (Major Depression: M = 5.5 (SD = .88); Dysthyme Störung: M = 4.6 (SD = .79), t (48)= 2.52, p = .02). Auf Grund der geringen Anzahl der Patienten mit einer Dysthymen Störung (N = 8) sollte dieses Ergebnis als vorläufig interpretiert werden. Die Validierung der beiden Störungskategorien gemeinsam (Oberklasse Affektive Störungen) ergab eine sehr gute Validität. Neben diesen Schwächen weist die vorliegende Studie die folgenden Stärken auf: So ist in dieser Studie von einer hohen ökologischen Validität der Befunde auszugehen. Es wurde darauf verzichtet, für die Validierung des DIPS in erster Linie Teilnehmer aus Forschungsprojekten heranzuziehen, die nicht den typischen Patienten in klinisch-psychologischen, psychosomatischen oder psychiatrischen Einrichtungen entsprechen. Vielmehr wurden gezielt Patienten unterschiedlichen Schweregrades rekrutiert und unter Routinebedingungen in ambulanten und stationären klinischen Einrichtungen interviewt. Auch wurde bewusst darauf verzichtet, Patienten mit spezifischen Störungen gezielt zu rekrutieren, da hierdurch eine hypothesenfreie Befragung des Patienten nicht mehr gewährleistet wäre. Durch die enge Verknüpfung diagnostischer Interviews mit der klassifikatorischen Diagnostik kann diese Studie als Validierung der Diagnosekriterien des DSM-IV-TR betrachtet werden. Die Schwachstellen des DIPS, welche sich wie oben beschrieben mit Problemen anderer Interviews decken, zeigen somit auch die nach wie vor bestehenden unbefriedigenden Operationalisierungen einzelner Störungskategorien im DSM-IV-TR. Zukünftige, neue Validierungskriterien von Diagnosen könnten Labortests sein, die den Vergleich der Diagnosen mit störungsspezifischen neuronalen, neurobiologischen oder genetischen Merkmalen erlauben. Ein Vorteil dieser Validierungsmethoden ist neben einer etablierten Reliabilität ihre höhere Objektivität im Vergleich zu unstandardisierten Expertenurteilen. Bei den DIPS-Oberklassen war einzig die Oberklasse der Schlafstörungen nicht von anderen DIPS-Diagnosen zu unterscheiden. Dieses Ergebnis könnte darauf zurückzuführen sein, dass Schlafprobleme häufig auch von Patienten mit Angst- und Affektiven Störungen genannt werden. Des Weiteren ist die geringe Stichprobengröße der Gruppe mit Schlafstörungen zu beachten (N = 12). Die Effektstärke zwischen der Gruppe mit Schlafstörungen und anderen DIPS-Diagnosen wies jedoch einen mittleren Wert von d = .55 auf. Allerdings waren auch die Ergebnisse zur Reliabilität der Schlafstörungen durch niedrige Kappa-Werte gekennzeichnet (Suppiger et al., eingereicht). Anzufügen ist, dass sich im Bereich der Schlafstörungen die internationale Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD; Schramm et al., 1995) durchgesetzt hat, da das DSM-IV wie auch das ICD-10 Schlafstörungen zu wenig differenzieren (Ohayon & Roberts, 2001). Da Schlafstörungen in anderen diagnostischen Interviews z. B. SKID Abschließend soll auf Einschränkungen der vorliegenden Studie aufmerksam gemacht werden. So ist festzuhalten, dass bei einigen Störungskategorien, z. B. den Somatoformen Störungen, die Stichprobe klein war (N = 11) und somit die Ergebnisse als Vorbefunde zu betrachten sind. Erwartungsgemäß wies die Mehrzahl der Patienten mehrere Diagnosen gleichzeitig auf, wodurch die Prüfung der spezifischen Validität einzelner Störungen erschwert wird. Zur Überprüfung der Validität müssten komorbide Störungen kontrolliert werden, was jedoch auf Grund der klinischen Realität, in der die Komorbidität die Regel und nicht die Ausnahme ist, nicht möglich ist. In diesem Zusammenhang werfen Brown und Barlow (2002) die Frage auf, ob die Hinzunahme weiterer Störungen wie dies von DSMIII-R zu DSM-IV geschah, von Vorteil ist. Ihrer Meinung nach wird mit einer größeren Anzahl von Störungen die diskriminante Validität beeinträchtigt (Brown & Barlow, 2002). Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass das DIPS für DSM-IV-TR eine gute Übereinstimmung mit störungsspezifischen Fragebogen nachweisen kann, was als Hinweis auf die Validität des Interviews interpretiert werden darf. In weiteren Studien gilt es, ergänzende Validierungsaspekte mit grösseren Stichproben der einzelnen Störungen des DIPS für DSM-IV-TR nachzuweisen. Insgesamt scheint somit der Einsatz des DIPS für DSMIV-TR für die klinisch-psychologische sowie psychiatri- Validität des DIPS für DSM-IV-TR sche Forschung und Praxis sinnvoll zu sein, da das Interview neben einer reliablen und validen klassifikatorischen Diagnostik psychischer Störungen die Erfassung therapierelevanter Informationen zur Planung einer Psychotherapie erlaubt. Literatur American Psychiatric Association (Ed.). (1980). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-III) (3th ed.). Washington, D. C.: American Psychiatric Association. American Psychiatric Association (Ed.). (2000). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-IV-TR) (4th ed). Washington, D. C.: American Psychiatric Association. Beck, A. T., Epstein, N., Brown, G. & Steer, R. A. (1988). 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