Diagnostik von Angststörungen 05.11.07 WS 2007/08 Seminar: Verhaltenstherapie bei Angststörungen Dozentin: Caroline Kuhn Referenten: Sebastian Geiges, Jennifer Helfgen 1 Diagnostische Verfahren • Diagnostische Interviews: SKID-I Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV Achse I: Psychische Störungen (Wittchen,Zaudig,Fydrich,1997) DIPS Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen (Schneider,Margraf, 2006) • Fragebogen: AKV Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen und Vermeidung (Ehlers et al, 1993) 2 Inhalt: • SKID-I – – – – Anwendungsbereich Störungsbilder Gütekriterien und Bearbeitungsdauer Ablauf – – – – Anwendungsbereich Störungsbilder Gütekriterien und Bearbeitungsdauer Ablauf – – – – Anwendungsbereich Störungsbilder Gütekriterien und Bearbeitungsdauer Ablauf • DIPS • AKV 3 SKID-I Strukturiertes Klinisches Interview für DSM-IV Achse I: Psychische Störungen 4 Anwendungsbereich • ambulante und stationär behandelte Patienten • Möglichkeit mit geringen Modifikationen bei der Einleitung, auch Patienten zu untersuchen, die sich nicht als Patienten mit psychischen Störungen präsentieren (Bsp. Bevölkerungsstudien, familiengenetische Studien) • Bestätigung der klinischen Eignungsdiagnostik • Routinediagnostik und Dokumentation • Training 5 Störungsbilder Erfassung und Diagnostik ausgewählter psychischer Syndrome und Störungen, wie sie im DSM-IV auf Achse I definiert werden: Angststörungen Affektive Störungen Psychotische Störungen Störungen durch psychotrope Substanzen Somatoforme Störungen Essstörungen Anpassungsstörungen 6 Angststörungen: Panikstörung (mit Agoraphobie) Agoraphobie ohne frühe Panikstörung Soziale Phobie Spezifische Phobie Zwangsstörung Posttraumatische Belastungsstörung Generalisierte Angststörung Angststörung NNB 7 Gütekriterien und Bearbeitungsdauer • Anwendbarkeit, Reliabilität und Effizienz: befriedigend • Schnelle und valide Diagnosestellung mittels Sprungregeln • Durchführungszeit: etwa 60 Minuten freier Teil: 10 min strukturierter Teil: 50 min 8 Ablauf Besonderheit: Flexibilität • erlaubt auf detaillierte Abklärung bestimmter Symptome durch Überspringen der entsprechenden diagnostischen Sektionen zu verzichten • wenn Interviewer sich sicher ist, dass die übersprungenen Diagnosen nicht vorliegen 9 1. Allgemeine Infos über den Patienten (Name, Alter…) 2. Interview: 2.1. kurzer Explorationsleitpfaden • • • Überblick über frühere und derzeitige Probleme, Beschwerden und Symptome Ausbildung und Beruf, Hauptprobleme, Beginn der Probleme, lebensgeschichtlicher Kontext, Behandlungsgeschichte, psychosozialer Funktionsstand Wenn nötig: Screeningfragen ausreichende Infos für vorläufige Diagnosestellung 10 11 2.2. strukturiertes klinisches Interview: – Offene Fragen – Interviewer entscheidet ob das diagnostische Kriterium erfüllt ist – Reihenfolge und Sprungregeln beachten – Im Gespräch werden fortlaufend diagnostische Hypothesen geprüft – In der Regel werden derzeitige und „lifetime“Störungen erfasst – Auch Fragen zum zeitlichen Verlauf und Schwere„Ratings“ 12 ?= unsicher /zu wenig Information 1= nein/nicht vorhanden 2= vorhanden, jedoch nicht kriteriumsgemäß ausgeprägt 3= sicher vorhanden und kriteriumsgemäß ausgeprägt 13 14 3.SKID Diagnosekodierung – Eintragen der zutreffenden Diagnosen auf der Diagnoseübersicht – Das Kriterium für die Diagnose ist… (1) nicht (2) unterschwellig (3) voll erfüllt (?) Keine Info vorhanden Entscheidung darüber wurde im jeweiligen Abschnitt des SKID bereits gefällt 15 16 4. – Skala zur Einschätzung psychosozialer Beeinträchtigungen – Globale Beurteilung der Leistungsfähigkeit ergänzen Ergebniskodierung 17 Interviewheft mit separaten Hilfsmitteln – Life Chart • als Orientierungshilfe bei komplexen Krankheitsgeschichten – GMC/SI-Module für somatisch bedingte (general medical factor caused; GMC) oder substanzinduzierte (substance-induced; SI) • psychotische Störungen • affektive Syndrome und Angststörungen – Substanz-Liste „Drogen“ – Ereignis-Liste „PTSD“ (posttraumatische Belastungsstörungen) DIPS Diagnostisches Interview bei psychischen Störungen 19 Anwendungsbereich • Diagnostik • Erhebung von Daten zur Entstehung und zum Verlauf der psychischen Störung • Erhebung von Informationen zur Therapieplanung 20 • Mit dem DIPS können Diagnosen aufgrund des DSM-IV-TR vorgenommen werden • Nach der Durchführung des DIPS haben Sie genügend Informationen, um Achse l, ll, III, IV und V einzuschätzen. 21 • Das DSM systematisiert psychologische Diagnosen in 5 Achsen: • Achse 1: Zustandsstörungen, schwere mentale Fehlstörungen, Lernunfähigkeiten • Achse 2: Dauerhafte Entwicklungs- und Persönlichkeitsstörungen • Achse 3: Körperliche Probleme • Achse 4: Psychosoziale und umgebungsbedingte Belastungsfaktoren • Achse 5: Globale Erfassung des Funktionsniveaus 22 Diagnose • Multiple Diagnosen • Primäre und zusätzliche Diagnosen • Einschätzung des Schweregrades auf einer Skala von 0-8 23 Angststörungen • • • • • • • • Panikstörung (F41.0) Agoraphobie (F40.0) Soziale Phobie (F40.1) Spezifische Phobie (F40.2) Generalisierte Angststörung (F41.1) Zwangsstörung (F42.-) Posttraumatische Belastungsstörung (F43.1) Akute Belastungsstörung (F43.0) 24 25 Gütekriterien und Bearbeitungsdauer • In Tests zur Retestreliabilität lag die erzielte globale Übereinstimmung bei 73% → sehr befriedigende Reliabilität • Die Bestimmung der Validität erfolgte mithilfe einer Fragebogenbatterie, die den Patienten vor den Interviews gegeben wurde → sehr befriedigende Validität • Bearbeitungsdauer: 90-120 Minuten 26 Ablauf 1. Überblick: • demographische und berufliche Daten, im Vordergrund stehende Symptomatik, in jüngster Zeit eingetretene Veränderungen in verschiedenen Lebensbereichen 2. Interview: • diagnostische (mit einem Stern gekennzeichnet) und therapierelevante Fragen 27 • Instruktionen erlauben Auslassen von Fragen • „Agoraphobie“, „Soziale Phobie“, „Spezifische Phobie“: separate Ratings für Vermeidung und Angstintensität • Am Ende jedes Interviewabschnittes: 0-8-Punkte-Skala für Beeinträchtigung (Arbeit, soziale Aktivitäten, Freizeit, sonstige Aktivitäten) und Belastung durch die betreffende Störung 28 Training • Theoretische Einarbeitung • Beobachtungsphase • Übungsphase • Zertifizierungsphase 30 AKV Fragebogen zu körperbezogenen Ängsten, Kognitionen und Vermeidung 31 Anwendungsbereich • Diagnostik, Therapieplanung und Erfolgskontrolle bei Patienten mit Ängsten und nicht organisch begründeten körperlichen Symptomen • Screening für Paniksyndrom, Agoraphobie und somatoforme Beschwerden 32 Störungsbilder Erfassung von Angststörungen, insbesondere • Paniksyndrom • Agoraphobie • Somatoforme Störungen 33 Gütekriterien und Bearbeitungsdauer • Befriedigende bis sehr gute interne Konsistenzen • Retestreliabilitäten mittelhoch bis sehr hoch • Gute Validität, hohe Korrelationen zu konstruktnahen Skalen • Sensitiv zur Messung von Therapieeffekten • Bearbeitungszeit für alle 3 Fragebogen zusammen 10- 20 min 34 Ablauf 3 Teile: • Fragebogen zur Angst vor körperlichen Symptomen (Body Sensations Questionnaire, BSQ) • Fragebogen zu angstbezogenen Kognitionen (Agoraphobic Cognitions Questionnaire, ACQ) • Mobilitätsinventar (Mobility Inventory, MI): Erfassung von Vermeidungsverhalten 35 Fragebogen zur Angst vor körperlichen Symptomen (BSQ) Einschätzung des Ausmaßes, in dem das betreffende Symptom Angst macht 36 Fragebogen zu angstbezogenen Kognitionen (ACQ) 2 Faktoren: • Körperliche Krisen (Item 2-5,10) • Kontrollverlust (Item 6,8,9,11-14) 37 Mobilitätsinventar (MI) Erfassung von Vermeidungsverhalten • Übersicht über die häufigsten agoraphobischen Situatonen • Grundlage einer Verhaltensanalyse und –therapie (Angsthierarchie) • Getrennte Einschätzungen: •MIA: Vermeidung allein •MIB: Vermeidung in Begleitung 38 Auswertung • Für jeden Fragebogen Ermittlung eines Gesamtmittelwertes: Summe der angekreuzten Zahlen Anzahl der beantworteten Items • ACQ: getrennte Werte für körperliche Krisen und Kontrollverlust • MI: getrennte Mittelwerte für Vermeidung allein und Vermeidung in Begleitung • Für die Skalen ermittelten Werte werden mit klinischen und nichtklinischen Stichproben verglichen • Anhaltspunkte für die Planung kognitiv-behavioraler Therapien 39 Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit !! 40