1 Graphentheorie I Dr. Markus Severitt LATEX-Mitschrift von Christina und Jan Dies ist unsere Vorlesungsmitschrift der Veranstaltung Graphentherie I von Herrn Dr. Severitt, gelesen im Sommersemester 2011. Das Dokument ist weder final, noch fehlerfrei. Kontaktinformationen und eventuell aktuellere Versionen sind auf https://www.math.uni-bielefeld.de/˜cnaundor bzw. https://www.math.uni-bielefeld.de/˜jgoepfer zu finden. Dort befindet sich ebenfalls eine Mitschrift zur Anschlussveranstaltung Algebraische Graphentheorie und Komplexitätstheorie, gelesen im Wintersemester 2011/2012. Weil im Sommersemester 2013 wieder eine Veranstaltung Graphentheorie gehalten werden wird, haben wir diese Mitschrift technisch leicht überarbeitet. Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge sind deutlich erwünscht. Christina und Jan Januar 2013 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr Inhaltsverzeichnis 3 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1.1 Graphen . . . . . . . . . . . . 1.2 Morphismen und Färbungen . 1.3 Grade . . . . . . . . . . . . . 1.4 Teilgraphen . . . . . . . . . . 1.5 Wege, Kreise, Zusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 . 5 . 6 . 13 . 15 . 18 2 Bäume 2.1 Charakterisierung von Bäumen . . 2.2 Rekursive Struktur von Bäumen . 2.3 Blätterzahl von Bäumen . . . . . . 2.4 Wurzelbäume . . . . . . . . . . . . 2.5 Spannbäume . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Der Tiefensuchalgorithmus: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 24 26 27 28 29 31 3 Konstruktionen 35 3.1 Summen und Produkte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.2 Line-Graphen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 4 Euler- und Hamilton-Pfade und -Zykel 47 4.1 Euler-Pfade und Zykel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 4.2 Hamilton-Pfade und Kreise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 5 Digraphen 5.1 Graphen und Digraphen . . . . . 5.2 Morphismen und Kantenzüge . . 5.3 Cayley-Graphen . . . . . . . . . 5.3.1 Rechenregeln für C(G, S) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 54 56 57 59 6 Flüsse in Netzwerken 6.1 Maximale Flüsse . . . . . . . . . 6.2 Minimale Schnitte . . . . . . . . 6.3 Das Max-Flow Min-Cut Theorem 6.4 Der Ford-Fulkerson Algorithmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 64 67 68 69 7 Zusammenhang 73 7.1 Schnittknoten, Brücken, Blöcke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 4 Inhaltsverzeichnis 7.2 Knoten- und Kantenzusammenhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 7.2.1 Nachträge und das Fan-Lemma . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 7.2.2 Die rekursive Struktur 3-zusammenhängender Graphen . . . . . 96 8 Färbungen 9 Planarität 9.1 Topologische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . 9.2 Karten, Einbettungen, Flächen . . . . . . . . . . . 9.3 Unterteilungen und Minoren . . . . . . . . . . . . . 9.4 Brückenköpfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.5 Der Beweis des Satzes von Wagner nach Thomason 9.6 Ein Einbettungsalgorithmus . . . . . . . . . . . . . 9.7 Der 5-Farbensatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.8 Bemerkungen zum 4-Farbensatz . . . . . . . . . . . 10 Das chromatische Polynom 101 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 105 107 116 124 128 131 133 134 137 11 Klausurvorbereitung 149 11.1 Wiederholung (Wichtige Themen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Inhaltsverzeichnis 5 1 Grundlagen 1.1 Graphen 1.1.1 Definition. Ein Graph G ist ein 2-Tupel G = (V, E), wobei E ⊂ V1 ∪ V V 2 . (Dabei ist n = {n-elementige Teilmengen von V }.) Die Elemente aus V heißen Knoten / Ecken (vertices) und die Elemente aus E heißen Kanten (edges). 1.1.2 Beispiel. V = {1, 2, 3} E = {{1}, {1, 2}, {2, 3}} •1 •2 •3 Notation: Für v, w ∈ V schreiben wir vw = {v, w} und v ∼G w :⇔ vw ∈ E (Nachbarschaftsrelation). Für G = (V, E) schreiben wir auch V (G) := V , E(G) := E. 1.1.3 Definition. Sei G = (V, E) ein Graph. • v, w ∈ V heißen benachbart (adjazent), falls v ∼G w. • Falls v ∼G v, heißt vv = {v} ∈ E Schleife an v. • G heißt einfach, falls es keine Schleifen gibt, also E ⊆ V 2 . • G heißt endlich, falls |V | < ∞. Konvention: Ab jetzt sind alle Graphen endlich. Vorlesung 01 vom 04.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 6 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 1.1.4 Beispiel. 1. Kn , n ≥ 1 V (Kn ) := {1, . . . , n} {1, . . . , n} E(Kn ) := 2 Vollständiger Graph auf n Knoten. 2. Pn , n ≥ 0 V (Pn ) := {0, . . . , n} E(Pn ) := {{i, i + 1} | 0 ≤ i ≤ n − 1} Pfad der Länge n. 3. Cn n = 1: •1 n≥3 V (Cn ) := {1, . . . , n} E(Cn ) := {{i, i + 1} | 1 ≤ i ≤ n − 1} ∪ {{n, 1}} Kreis der Länge n 1.1.5 Beobachtung. • K1 und P0 haben das gleiche Bild. • K2 und P1 haben das gleiche Bild. • K3 und C3 haben das gleiche Bild. 1.2 Morphismen und Färbungen 1.2.1 Definition. Seien G, H Graphen. Ein Morphismus f : G → H ist eine Abbildung f : V (G) → V (H) so, dass v ∼G w ⇒ f (v) ∼H f (w) Vorlesung 01 vom 04.04.2011 1.2. MORPHISMEN UND FÄRBUNGEN 7 1.2.2 Beispiel. 1. Pn → Pn+1 i 7→ i n = 1: •0 # •1 # •0 •1 •2 2. P n → P1 ( 0, i 7→ 1, i≡0 i≡1 mod 2 mod 2 •3 •2 •1 •0 •0 •1 1.2.3 Bemerkung. 1. idG : G → G v 7→ v ist ein Morphismus. f g g◦f 2. G → H, H → J, f, g seien Morphismen. Dann ist auch g ◦ f , G → J Morphismus. Kategorie. Vorlesung 01 vom 04.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 8 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 1.2.4 Bemerkung. Die Existenz eines Morphismus zwischen G und H (gegeben) ist im Allgemeinen völlig unklar, denn (konstante Morphismen): Falls E(G) 6= ∅ kann nur auf einen Knoten v ∈ V (H) konstant abgebildet werden, der eine Schleife enthält, das heißt, v ∼H v. Zum Beispiel ist f : P1 → P0 mit f (0) = 0 = f (1) kein Morphismus. Allgemein: Falls E(G) 6= ∅ und H einfach, dann existiert kein konstanter Morphismus G → H. Insbesondere @ G → K1 für E(G) 6= ∅ Aber: Für jeden Graphen G existiert genau ein Morphismus G → C1 1.2.5 Bemerkung. Jeder Morphismus f : G → H induziert eine Abbildung fE : E(G) → E(H) {v, w} 7→ {f (v), f (w)} fE ist wegen der Morphismenbedingung wohldefiniert. 1.2.6 Definition. Ein Morphismus f : G → H heißt Knoten- (Kanten-) injektiv / surjektiv / bijektiv, falls f : V (G) → V (H) (fE : E(G) → E(H)) es ist. 1.2.7 Beispiel. Pn → Pn+1 , i 7→ i ist Knoten- und Kanten-injektiv, aber nicht surjektiv. ( 0, i ≡ 0 mod 2 Pn → P1 , i 7→ ist für n ≥ 1 Knoten- und Kanten-surjektiv, aber 1, i ≡ 1 mod 2 für n > 2 nicht injektiv. Vorlesung 01 vom 04.04.2011 1.2. MORPHISMEN UND FÄRBUNGEN 9 1.2.8 Definition. Ein Morphismus f : G → H heißt Isomorphismus, falls es einen Morphismus g : H → G gibt mit: f ◦ g = idH g ◦ f = idG 1.2.9 Bemerkung. • g ist eindeutig bestimmt: Schreibe f −1 := g • Falls es einen Isomorphismus f : G → H gibt, schreibe G ∼ =H 1.2.10 Übungsaufgabe. f : G → H ist ein Isomorphismus ⇔ f ist Kanten-bijektiv und Knoten-bijektiv. 1.2.11 Beispiel. 1. K1 , P0 •1 f / •0 •1 f / •0 •2 f / •1 ⇒ K1 ∼ = P0 2. K2 , P1 , f (1) = 0, f (2) = 1 ⇒ K2 ∼ = P1 1.2.12 Lemma. Sei f : G → H ein Morphismus. f ist ein Isomorphismus genau dann, wenn: (i) f ist Knoten-bijektiv (ii) v ∼G w ⇐ f (v) ∼H f (w) Beweis. „⇒“f −1 ist die Umkehrabbildung von f : V (G) → V (H) ⇒ (i) Sei f (v) ∼H f (w). Da f −1 ein Morphismus ist, folgt v = f −1 (f (v)) ∼G f −1 (f (w)) = w Vorlesung 02 vom 07.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 10 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN „⇐“Sei f −1 : V (H) → V (G) die Umkehrabbildung von f . Behauptung: f −1 ist ein Morphismus. Zu zeigen: v ∼H w ⇒ f −1 (v) ∼G f −1 (w) Wegen (ii) gilt: v = f (f −1 (v)) ∼H f (f −1 (w)) = w ⇒ f −1 (v) ∼G f −1 (w) Gegenbeispiel: G •1 •2 •3 •4 Identität → H •1 •2 •3 •4 ist Knoten-bijektiv, aber (ii) stimmt nicht: 2 ∼H 4, aber 2 G 4 1.2.13 Übungsaufgabe. 1. f : G → H ist ein Isomorphismus ⇒ |E(G)| = |E(H)| 2. Falls f : G ⇒ H Knoten-bijektiv ist und |E(G)| = |E(H)| ⇒ f ist ein Isomorphismus. 1.2.14 Korollar. Ein Endomorphismus f : G → G ist ein Automorphismus genau dann, wenn: 1. f ist Knoten-bijektiv oder 2. f ist Knoten-injektiv oder 3. f ist Knoten-surjektiv 1.2.15 Definition. G sei ein Graph. Aut(G) := {f : G → G | f ist ein Automorphismus} ist eine Gruppe durch Komposition. Bemerkung: 1. Sei S(V (G)) := {f : V (G) → V (G) | f ist bijektiv} die symmetrische Gruppe von V (G). Aut(G) ⊆ S(V (G)) ist eine Untergruppe. Vorlesung 02 vom 07.04.2011 1.2. MORPHISMEN UND FÄRBUNGEN 11 2. Sei V (G) = {v1 , . . . , vn } eine Knotenaufzählung. Dann gilt: S(V (G)) ∼ = Sn f 7→ (i 7→ j so, dass f (vi ) = vj ) (Nicht kanonisch, denn die Abbildung hängt von der Aufzählung ab.) Also: Aut(G) ,→ Sn mit n = |V (G)| ist ein Gruppenmonomorphismus. 1.2.16 Beispiel. C4 •1 •4 •2 •3 Rotationen um 90° nach links 1 7→ 2 4 7→ 1 3 7→ 4 2 7→ 3 ∈ Aut(4) Anwendung von Morphismen: Färbungen f 1.2.17 Definition. Eine n-Färbung von einem Graphen G ist ein Morphismus G → Kn 1.2.18 Bemerkung. f (i) Ein Morphismus G → Kn ist f : V (G) → {1, . . . , n} v 7→ f (v) so, dass v ∼G w ⇒ f (v) 6= f (w) denn i ∼Kn j ⇔ i 6= j (ii) Falls G nicht einfach ist, das heißt es gibt eine Schleife (v ∼G v), gibt es für kein f n eine n-Färbung G → Kn . Denn: f Morphismus, v ∼G v ⇒ f (v) ∼Kn f (v) Widerspruch! (iii) Sei G einfach und V (G) = {v1 , . . . , vn }. Dann ist f G → Kn vi 7→ i eine n-Färbung. Vorlesung 02 vom 07.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 12 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 1.2.19 Definition. Sei G ein einfacher Graph. χ(G) := min{n | ∃ n-Färbung von G} χ(G) heißt chromatische Zahl von G. 1.2.20 Bemerkung. (i) χ(G) ≤ |V (G)| (ii) ist E(G) 6= ∅, so existiert kein Morphismus G → K1 ∼ = P0 , das heißt χ(G) ≥ 2 (iii) Falls G ∼ = H ⇒ χ(G) = χ(H) 1.2.21 Beispiel. Pn • n = 0: P0 •0 χ(P0 ) = 1 • n ≥ 1: E(P0 ) 6= ∅ ⇒ χ(Pn ) ≥ 2 Wir hatten einen Morphismus Pn → P1 ( 0, i 7→ 1, ∼ = K2 2|n 2-n ⇒ χ(Pn ) ≤ 2 ⇒ χ(Pn ) = 2 1.2.22 Übungsaufgabe. (i) χ(Kn ) = n (ii) n = 3 : K3 ∼ ⇒ χ(C3 ) = χ(K3 ) = 3 = C3 ( 2, 2 | n n ≥ 3 : χ(Cn ) = 3, 2 - n 1.2.23 Lemma. Sei g : G → H ein Morphismus der existiert =). Dann ist χ(G) ≤ χ(H) f Beweis. Sei n = χ(H) und H → Kn eine n-Färbung. Dann ist G g /H f ◦g eine n-Färbung von G ⇒ χ(G) ≤ χ(H) Vorlesung 02 vom 07.04.2011 f / Kn 6 1.3. GRADE 13 1.3 Grade 1.3.1 Definition. Sei G ein Graph. (i) v ∈ V (G) und e ∈ E(G) heißen inzident, falls v ∈ e (ii) Sei v ∈ V (G). deg(v) := Anzahl der zu v inzidenten Kanten, wobei eine Schleife doppelt zählt. (iii) Falls deg(v) = 1, heißt v Blatt. Falls deg(v) = 0, heißt v isoliert. (iv) G heißt r-regulär, falls ∀ v ∈ V (G) : deg(v) = r 1.3.2 Beispiel. (i) Knoten mit unterschiedlichen Graden: (ii) ∀ v ∈ V (Kn ) : deg(v) = n − 1 ⇒ Kn ist n − 1-regulär (iii) ∀ v ∈ V (Cn ) : deg(v) = 2 ⇒ Cn ist 2-regulär 1.3.3 Lemma (Handshaking-Lemma). Sei G ein Graph. Dann gilt: X deg(v) = 2 · |E(G)| v∈V (G) Beweisidee: Jede Kante e trägt zum Grad von 2 Knoten je 1 bei oder zu einem 2. Formal: Induktion nach der Kantenzahl |E(G)| 1.3.4 Korollar. Sei G r-regulär. Dann gilt: 2 · |E(G)| = r · |V (G)| Beweis. Handshaking-Lemma Vorlesung 02 vom 07.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 14 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 1.3.5 Definition. Sei G ein Graph (i) δ(G) := min{deg(v) | v ∈ V (G)} heißt Minimalgrad von G (ii) ∆(G) := max{deg(v) | v ∈ V (G)} heißt Maximalgrad von G 1.3.6 Bemerkung. Wegen dem Handshaking-Lemma gilt: δ(G) · |V (G)| ≤ 2 · |E(G)| ≤ ∆(G) · |V (G)| 1.3.7 Übungsaufgabe. Sei G ein einfacher Graph ⇒ χ(G) ≤ ∆(G) + 1 (Brooks) später 1.3.8 Definition. Sei G ein Graph, v ∈ V (G) NG (v) := {w ∈ V (G) | w ∼G v} ist die Nachbarschaft von v. 1.3.9 Bemerkung. (i) ( #NG (v), v G v deg(v) = #NG (v) + 1, v ∼G v (ii) Sei f : G → H ein Morphismus. ∀ v ∈ V (G) : f (NG (v)) ⊆ NH (f (v)) 1.3.10 Lemma. Sei f : G → H ein Morphismus. Dann gilt: (i) Ist f Knoten-injektiv, so gilt degG (v) ≤ degH (f (v)) (ii) Ist f ein Isomorphismus, so gilt degG (v) = degH (f (v)) Beweis. (i) wissen: f (NG (v)) ⊆ NH (f (v)) + f ist Knoten-injektiv ⇒ #NG (v) ≤ #NH (f (v)) Sei v G v : degG (v) = #NG (v) ≤ #NH (f (v)) ≤ degH (f (v)) Vorlesung 03 vom 11.04.2011 1.4. TEILGRAPHEN Sei v ∼G v : f Morph. ⇒ 15 f (v) ∼H f (v) degG (v) = #NG (v) + 1 ≤ #NH (f (v)) + 1 = degH (f (v)) (ii) Wende (i) auf f und f −1 an (denn f −1 (f (v)) = v) 1.4 Teilgraphen 1.4.1 Definition. (i) Sei G ein Graph. Ein Teilgraph H ⊆ G ist ein Graph H mit V (H) ⊆ V (G) und E(H) ⊆ E(G). (ii) Sei H ⊆ G ein Teilgraph. H heißt induziert, falls: ∀ v, w ∈ V (H) : v ∼G w ⇒ v ∼H w (iii) Ein Teilgraph H ⊆ G heißt spannend, falls V (H) = V (G) 1.4.2 Beispiel. Sei G= • • • • Dann ist • • • • zwar ein Teilgraph, aber nicht induziert, und • • • ist ein induzierter Teilgraph. 1.4.3 Bemerkung. (i) Ein indzierter Teilgraph H ⊆ G ist durch V (H) eindeutig bestimmt. Für U ⊆ V (G) sei G[U ] der durch U induzierte Teilgraph. (ii) H ⊆ G ist ein induzierter Teilgraph ⇔ G[V (H)] = H (iii) H ⊆ G ist ein spannender Teilgraph ⇔ G[V (H)] = G Vorlesung 03 vom 11.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 16 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN Konstruktionen: (i) Sei G ein Graph und E 0 ⊆ E(G). G − E 0 := (V (G), E(G) − E 0 ) (ii) Sei G ein Graph und U ⊆ V (G) G − U := G[V (G) − U ] 1.4.4 Bemerkung. Sei f : H → G ein Morphismus. Sei f (H) := (f (V (H)), fE (E(H)) ⊆ G das Bild von f (Teilgraph). f (H) ist im Allgemeinen nicht induziert. Falls f : H ,→ G Knoten-injektiv ist, so sagen wir: H ist Teilgraph von G via f (f : H → f (H) ist ein Isomorphismus). H wird mit f (H) via f identifiziert. 1.4.5 Beispiel. (i) Der K2 ist in jedem Graphen mit mindestens einer Kante enthalten: H = K2 G= (ii) Pn ,→ Pn+1 i 7→ i •0 •1 ,→ •0 •1 •2 1.4.6 Lemma. Sei H ⊆ G ein Teilgraph. ⇒ χ(H) ≤ χ(G) f Beweis. (Lemma: ∃ ein Morphismus H → G ⇒ χ(H) ≤ χ(G)) H ,→ G v 7→ v ⇒ χ(H) ≤ χ(G) Vorlesung 03 vom 11.04.2011 1.4. TEILGRAPHEN 17 1.4.7 Definition. Sei H ⊆ G ein Teilgraph. H heißt Retrakt von G, falls eine Retraktion r : G → H existiert, das heißt, r ist ein Morphismus mit r|H = idH . 1.4.8 Beispiel. Pn ,→ Pn+1 , n ≥ 1 • 0 1 •n ,→ •0 ( i r(i) = n−1 n−1 • ···• •1 · · · •n−1 •n •n+1 für 0 ≤ i ≤ n für i = n + 1 1.4.9 Lemma. Sei H ⊆ G ein Retrakt χ(H) = χ(G) Beweis. χ(H) ≤ χ(G) (Lemma 1.4.6) r 1.2.23 G → H ⇒ χ(G) ≤ χ(H) 1.4.10 Bemerkung. (i) Sei H ⊆ G ein Retrakt. Dann ist H induziert. Denn: Sei r : G → H die Retraktion und v, w ∈ V (H). Zu zeigen: v ∼G w ⇒ v ∼H w. r ist ein Morphismus, also gilt r(v) ∼H r(w). r|H = idH ⇒ r(v) = v, r(w) = w ⇒ v ∼H w (ii) Sei f : H → G ein Morphismus und r : G → H mit r ◦ f = idH ⇒ a) f ist Knoten-injektiv, also ist H ein Teilgraph von G via f b) r ◦ f = idH ⇒ H ist ein Retrakt von G via f Vorlesung 03 vom 11.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 18 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 1.5 Wege, Kreise, Zusammenhang 1.5.1 Definition. Sei G ein Graph (i) Ein Kantenzug K der Länge n ist das Bild eines Morphismus k : Pn → G vi := k(i) Notation: k = v0 · · · vn Beachte: vi ∼G vi+1 für 0 ≤ i ≤ n − 1. K heißt v0 -vn -Kantenzug. (ii) Ein v-w-Kantenzug heißt geschlossen, falls v = w. 1.5.2 Bemerkung. Sei n ≥ 3. Betrachte p Pn → Cn ( i i 7→ n 1≤i≤n i=0 n = 3: P3 = •0 6 # •1 •3 •3 C3 = •2 •1 •2 k Für n ≥ 3 ist Pn → G geschlossen genau dann, wenn k faktorisiert als /G > k Pn p k 0 Cn mit k 0 (i) = k(i), das heißt, k kann durch k 0 : Cn → G beschrieben werden. Vorlesung 03 vom 11.04.2011 1.5. WEGE, KREISE, ZUSAMMENHANG 19 1.5.3 Definition. Sei K ein Kantenzug in G. Dann heißt k • K Weg, falls Pn → G Kanten-injektiv ist. k • K einfacher Weg, falls K ein Weg und Pn → G Knoten-injektiv ist. (v0 = vn ist erlaubt) • K Kreis, falls K ein geschlossener einfacher Weg ist. (Notation: C statt K) • K Pfad, falls K ein nicht geschlossener einfacher Weg ist. (Notation: P statt K) 1.5.4 Bemerkung. k (i) Sei G ein Graph und K ein Pfad in G. ⇒ Pn ,→ G, also ist Pn ein Teilgraph von G via k. k0 (ii) Sei G ein Graph und K ein Kreis in G. ⇒ Cn ,→ G, also ist Cn ein Teilgraph von G via k 0 . (iii) Jeder v-w-Kantenzug enthält einen einfachen v-w-Weg. (iv) Jeder geschlossene Weg K besteht in gewisser Hinsicht aus Kreisen C1 , . . . , Cr ⊆ G E(K) = n ] E(Ci ) i=1 Vorlesung 03 vom 11.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 20 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 1.5.5 Lemma. Sei G ein einfacher Graph und k ≥ 0 so, dass deg(v) ≥ k ∀ v ∈ V (G) (zum Beispiel k = δ(G)). Dann gilt: (i) G enthält einen Pfad der Länge ≥ k. (ii) Falls k ≥ 2 enthält G einen Kreis der Länge ≥ k + 1. Beweis. (i) Sei P = v0 · · · vr ein maximaler Pfad, das heißt ∀ w ∈ V (G) mit w ∼G vr gilt: w ∈ {v0 , . . . , vr } (P ist als Pfad nicht verlängerbar) NG (vr ) ⊆ v0 , . . . , vr } Da G einfach ist, ist k ≤ deg(vr ) = #NG (vr ) ⇒ r ≥ k (ii) Sei k ≥ 2 und P = v0 , . . . , vr wie in (i). Sei i maximal mit NG (vr ) ⊆ {vi , . . . , vr−1 } ⇒ vi ∈ NG (vr ) ⇒ r − i ≥ k ≥ 2 ⇒ vi 6= vr , vr−1 ⇒ vi · · · vr vi ist ein Kreis der Länge ≥ k + 1 1.5.6 Definition. Sei G ein Graph (i) Graphmetrik: Für v, w ∈ V (G) ist dG (v, w) := inf{n | ∃ v-w-Kantenzug der Länge n in G } (falls v 6= w) = inf{n | ∃ v-w-Pfad der Länge n in G } Beachte: dG : V (G) × V (G) → [0, ∞] dG (v, w) = ∞ ⇔ @ v-w-Kantenzug in G (ii) G heißt zusammenhängend, falls ∀ v, w ∈ V (G) gilt: dG (v, w) < ∞ (iii) Sei C ⊆ G ein induzierter Teilgraph. C heißt Zusammenhangskomponente, falls C maximal zusammenhängend ist, das heißt für C ⊆ C 0 ⊆ G, wobei C 0 ein induzierter zusammenhängender Teilgraph ist ⇒ C = C 0 Vorlesung 04 vom 14.04.2011 1.5. WEGE, KREISE, ZUSAMMENHANG 21 1.5.7 Bemerkung. (i) Sei G ein Graph. Dann ist (V (G), dG ) ein metrischer Raum. (ii) Sei C ⊆ G ein induzierter Teilgraph. Dann sind äquivalent: a) C ist eine Zusammenhangskomponente b) Sei ∼∗ die von ∼G erzeugte Äquivalenzrelation, dann ist V (C) eine Äquivalenzklasse von ∼∗ . c) d) ∃ x ∈ V (C) so, dass V (C) = {y ∈ V (G) | ∃ x-y-Kantenzug in G} ∀ x ∈ V (C) gilt V (C) = {y ∈ V (G) | ∃ x-y-Kantenzug in G} (iii) Sei G ein Graph und seien K1 , . . . , Kr die von den Äquivalenzklassen der Relation ∼∗ induzierten Teilgraphen. Dann gilt: a) V (G) = V (K1 ) ] . . . ] V (Kr ) b) E(G) = E(K1 ) ] . . . ] E(Kr ) 1.5.8 Präsenzübungsaufgabe. Die Metrik eines einfachen Graphen legt einen Graphen eindeutig fest. 1.5.9 Präsenzübungsaufgabe. Sei f : G → H ein Morphismus. Dann gilt: 1. dG (v, w) ≥ dH (f (v), f (w)) 2. f : (V (G), dG ) → (V (H), dH ) ist stetig. 1.5.10 Definition. Sei G ein Graph. 1. Der Durchmesser ist diam(G) := sup{dG (v, w) | v, w ∈ V (G)} 2. Die Taillenweite (girth) ist g(G) := inf{n | ∃ Kreis der Länge n in G} 1.5.11 Bemerkung. Falls G nicht einfach ist, existiert v ∈ V (G) mit v ∼G v ⇒ vv ist ein Kreis der Länge 1, also g(G) = 1. Vorlesung 04 vom 14.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 22 KAPITEL 1. GRUNDLAGEN 1.5.12 Übungsaufgabe. Sei G ein Graph mit 3 ≤ g(G) ≤ ∞. Dann gilt: g(G) ≤ 2 diam(G) + 1 Vorlesung 04 vom 14.04.2011 1.5. WEGE, KREISE, ZUSAMMENHANG 23 2 Bäume 2.0.1 Definition. (i) Ein Wald ist ein kreisfreier Graph. (ii) Ein Baum ist ein zusammenhängender Wald. 2.0.2 Beispiel. Jede Zusammenhangskomponente des Waldes ist ein Baum: Wald Baum Baum 2.0.3 Bemerkung. (i) Jeder Wald ist ein einfacher Graph. (ii) Sei G ein Wald und K1 , . . . , Kr die Zusammenhangskomponenten. Die Ki sind Bäume. Vorlesung 05 vom 18.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 24 KAPITEL 2. BÄUME 2.1 Charakterisierung von Bäumen 2.1.1 Satz. Sei G ein Graph mit n = |V (G)| ≥ 1. Dann sind äquivalent: (i) G ist ein Baum. (ii) G hat n − 1 Kanten und ist kreisfrei. (iii) G hat n − 1 Kanten und ist zusammenhängend. (iv) G ist maximal kreisfrei, das heißt a) G ist kreisfrei. b) ∀ x, y ∈ V (G) mit xy =: e ∈ / V (G) hat G ∪ e einen Kreis. (v) G ist minimal zusammenhängend, das heißt a) G ist zusammenhängend. b) ∀ e ∈ E(G) ist G − e nicht zusammenhängend. (vi) G ist einfach und ∀ v 6= w ∈ V (G) existiert genau ein v-w-Pfad in G. 2.1.2 Lemma. Jeder Graph G mit |E(G)| ≥ |V (G)| ≥ 1 (2.1) enthält einen Kreis. Beweis. Induktion nach n = |V (G)| n = 1 X •1 n≥2 Fall 1 ∃ v ∈ V (G) mit deg(v) = 0 oder 1. Betrachte G − v. Behauptung: G − v erfüllt die Induktionsvoraussetzung (2.1) |V (G − v)| = |V (G)| − 1 |E(G − v)| ≥ |E(G)| − 1 Also enthält G − v nach I.V. einen Kreis. Damit auch G. Fall 2 Es gelte deg(v) ≥ 2 ∀ v ∈ V (G) 1.5.5 ⇒ Es existiert ein Kreis der Länge ≥ k + 1 = 3 in G. 2.1.3 Lemma. Sei G ein Graph mit |E(G)| < |V (G)| − 1 Dann ist G nicht zusammenhängend. Vorlesung 05 vom 18.04.2011 (2.2) 2.1. CHARAKTERISIERUNG VON BÄUMEN 25 Beweis. Induktion nach n = |V (G)| n = 1 : |E(G)| < 0 solch ein Graph existiert nicht. n = 2 : |E(G)| < 1 ⇒ G ist nicht zusammenhängend. n ≥ 3 Behauptung: ∃ v ∈ V (G) mit deg(v) = 0 oder 1. Sonst gilt δ(G) ≥ 2 und (2.2) H.S. 2 · n = 2 · |V (G)| ≤ δ(G) · |V (G)| ≤ 2 · |E(G)| 2 · (n − 1) Falls deg(v) = 0 ⇒ v ist isoliert. Falls deg(v) = 1: Betrachte G − v → erfüllt (2.2) Also ∃ x, y ∈ V (G) − v die in G − v nicht verbunden sind. Da deg(v) = 1 , sind x,y auch nicht in G verbunden. Beweis des Satzes. • (i) ⇒ (ii) Zu zeigen: |E(G)| = n − 1 Nach Lemma 2.1.2 folgt: |E(G)| ≤ n − 1, da G kreisfrei ist. Nach Lemma 2.1.3 folgt: |E(G)| ≥ n − 1, da G zusammenhängend ist. ⇒ |E(G)| = n − 1 • (ii) ⇒ (iii) Zu zeigen: G ist zusammenhängend. Seien K1 , . . . , Kr die Zusammenhangskomponenten von G. Da G kreisfrei ist, sind auch die Ki kreisfrei, also Bäume. ⇒ |E(Ki )| = |V (Ki )| − 1 |V (G)| − 1 = |E(G)| r X = |E(Ki )| i=1 = r X (|V (Ki )| − 1) = |V (G)| − r i=1 ⇒r=1 • (iii) ⇒ (iv) (b) Da |E(G)| = n − 1 ist |E(G ∪ e)| = n ≥ n ⇒ G ∪ e ist nicht kreisfrei. (a) Induktion nach n n=1X n > 1 G zusammenhängend ⇒ @ Knoten v mit deg(v) = 0 ⇒ ∃ v mit deg(v) = 1 G − v erfüllt die I.V. ⇒ G − v ist kreisfrei ⇒ G ist kreisfrei. • (iv) ⇒ (v) Vorlesung 05 vom 18.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 26 KAPITEL 2. BÄUME (b) Sei e = {xy}. Angenommen, G − e ist zusammenhängend. Sei P ein x-y-Pfad in G − e ⇒ P ∪ e ist ein Kreis in G. Widerspruch! (a) Angenommen, ∃ x, y ∈ G : d(x, y) = ∞ Behauptung: G ∪ {x, y} ist kreisfrei (⇒ Widerspruch!) Sonst gäbe es einen Kreis v0 · · · vn in G∪{x, y}. Da G kreisfrei ist, ∃ 0 ≤ i ≤ n mit x = vi , y = vi+1 ⇒ vi+1 · · · vn = v0 · · · vi ist ein x-y-Pfad in G. Widerspruch! Größerer Widerspruch! • (v) ⇒ (vi) G ist einfach. Denn angenommen, ∃ v mit vv ∈ E(G) ⇒ G − e ist zusammenhängend. Widerspruch! Eindeutiger Pfad: Sei a 6= b ∈ V (G). Da G zusammenhängend ist, ∃ mindestens ein a-b-Pfad in G. Angenommen, ∃ a 6= b mit 2 verschiedenen a-b-Pfaden P1 = (a = x0 · · · xn = b) P2 = (a = y1 · · · ym = b) oBdA sind nur a und b gemeinsam. ⇒ Kreis x0 · · · xn = ym · · · y0 Sei e = {a, x1 } ⇒ G − e ist zusammenhängend, da G zusammenhängend ist. Widerspruch! Denn: jeder v-w-Kantenzug, der e = {a, x1 } verwendet, kann durch a = y0 · · · ym = xn · · · x1 zu einem v-w-Kantenzug in G − e gemacht werden. • (vi) ⇒ (i) G zusammenhängend X G kreisfrei: Angenommen ∃ Kreis C der Länge ≥ 3 (G ist einfach) ⇒ ∃ zwei verschiedene a-b-Pfade in G. 2.2 Rekursive Struktur von Bäumen Ziel: Das Bild ist nicht speziell. Vorlesung 05 vom 18.04.2011 2.3. BLÄTTERZAHL VON BÄUMEN 27 2.2.1 Satz. Ein Graph G ist ein Baum genau dann, wenn es eine Sequenz von Graphen G0 , . . . , Gn gibt so, dass (i) G0 = K1 und Gn = G (ii) Für alle 0 ≤ i < n gilt: ∃ v ∈ V (Gi+1 ) mit degGi+1 (v) = 1 so, dass Gi+1 − v = Gi . (Es gilt notwendig: |V (G)| = n + 1) Beweis. „⇐“ Induktion nach n (von G0 , . . . , Gn ) n = 0: G0 = K1 X n ≥ 1 Nach I.V. ist Gn−1 ein Baum, hat also (n − 1) Kanten und ist kreisfrei. Da v mit deg(v) = 1 existiert so, dass G − v = Gn−1 , hat G n Kanten und ist kreisfrei ⇒ G ist ein Baum. „⇒“ Induktion nach n = |V (G)| n=1X n ≥ 2 Nach (iii) hat G n − 1 Kanten und ist zusammenhängend. Also @ v mit deg(v) = 0. Also existiert v mit deg(v) = 1 (Handshaking-Lemma). ⇒ G − v hat n − 2 Kanten und ist zusammenhängend ⇒ G − v ist ein Baum I.V. ⇒ ∃ G0 , . . . , Gn−2 mit (i) und (ii): G − v = Gn−2 . Setze Gn−1 = G ⇒ fertig. 2.3 Blätterzahl von Bäumen 2.3.1 Lemma. Sei G ein Baum mit n ≥ 2 Knoten. Dann gilt: X #Blätter = 2 + (deg(v) − 2) v∈V (G) deg(v)>2 Beweis. Wissen: G hat n − 1 Kanten X H.S. deg(v) = 2 · (n − 1) v∈V (G) X ⇒0=2+ deg(v) − 2n v∈V (G) X =2+ (deg(v) − 2) v∈V (G) Da n ≥ 2 und G zusammenhängend ist, @ v mit deg(v) = 0. =−#Blätter 0=2+ X (deg(v) − 2) + v∈V (G) deg(v)>2 Vorlesung 05 vom 18.04.2011 X v∈V (G) deg(v)=2 (deg(v) − 2) + {z } | =0 z X v∈V (G) deg(v)=1 }| { (deg(v) − 2) {z } | =−1 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 28 KAPITEL 2. BÄUME 2.3.2 Korollar. Sei G ein Baum. Dann hat G mindestens ∆(G) Blätter. Beweis. Induktion nach n = |V (G)| n=1 •G X n≥2 #Blätter = 2 + X (deg(v) − 2) ≥ 2 v∈V (G) deg(v)>2 Falls ∆(G) = 2 X Falls ∆(G) ≥ 3, sei v0 ∈ V (G) mit deg(v0 ) = ∆(G) ⇒ #Blätter ≥ 2 + (deg(v0 ) − 2) = ∆(G) 2.4 Wurzelbäume 2.4.1 Definition. (i) Sei T ein Baum und v, w ∈ V (T ), v 6= w. Nach (vi) ∃ ! v-w-Pfad in T . Notiere den als vT w. (ii) Ein Wurzelbaum ist ein Paar (T, w), wobei T ein Baum ist und w ∈ V (T ) ein ausgezeichneter Knoten, die Wurzel. (iii) Ein Wurzelbaum (T, w) induziert eine Halbordnung auf V (T ) : x ≤T,w y :⇔ x ∈ yT w Bemerkung: eine Halbordnung ist reflexiv, transitiv und anti-symmetrisch. Vorlesung 05 vom 18.04.2011 2.4. WURZELBÄUME 29 2.5 Spannbäume 2.5.1 Definition. Es sei G ein Graph (i) Ein spannender Wald von G ist ein spannender Teilgraph W ⊆ G, der ein Wald ist. (ii) ein Spannbaum von G ist ein zusammenhängender spannender Wald. 2.5.2 Bemerkung. Sei W = (V (G), ∅) ⊆ G. Dann ist W ein spannender Wald. Interessanter: Pro Zusammenhangskomponente ein Spannbaum. 2.5.3 Beispiel. G Spannbäume 2.5.4 Lemma. G hat einen Spannbaum ⇔ G ist zusammenhängend. Beweis. „⇒“: Sei T ⊆ G ein Spannbaum. Da T zusammenhängend und V (T ) = V (G), sind alle Kanten aus G über T verbunden ⇒ G ist zusammenhängend. „⇐“: (nicht konstruktiv) Betrachte M := {T ⊆ G | T Baum } Dann gilt: M 6= ∅, da ∀ v ∈ V (G) ist T := ({v}, ∅) ∈ M Sei T ein enthaltens-maximales Element von M . Behauptung: V (T ) = V (G) Angenommen, ∃ y ∈ V (G) − V (T ) Sei y0 ∈ V (T ) Da G zusammenhängend ist, ∃ y-y0 -Pfad y0 = x0 . . . xn = y in G. Sei xk der erste Knoten in T (k ≥ 1) Setze T 0 := (V (T ) ∪ {xk−1 }, E(T ) ∪ {xk−1 , xk }) T 0 ist ein Baum (rekursive Struktur) und T ( T 0 Widerspruch zu T maximal! Vorlesung 06 vom 25.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 30 KAPITEL 2. BÄUME Frage: Gegeben ein Baum T und einen zusammenhängenden Graphen G . Enthält G einen zu T isomorphen Spannbaum? 2.5.5 Lemma. Sei T ein Baum und G ein einfacher Graph mit δ(G) ≥ |V (T )| − 1. Dann enthält G einen Teilgraphen, der isomorph zu T ist. Beweis. Induktion nach n = |V (T )|. n = 1 T• X n ≥ 2 Da T Baum und |V (T )| ≥ 2: Nach der rekursiven Struktur existiert ein Knoten v ∈ V (T ) mit degT (v) = 1. Dann ist T − v wieder ein Baum. Es gilt: δ(G) ≥ |V (T )| − 1 > |V (T − v)| − 1 Nach I.V. existiert ein Teilgraph S ⊆ G zusammen mit einem Isomorphismus f : (T − v) → S Sei w der (eindeutige) Nachbar von v in T . Wissen: degG (f (w)) ≥ δ(G) ≥ |V (T )| − 1 = |V (S)| G einfach ⇒ ∃ y ∈ V (G) − V (S) mit y ∼G f (w) Setze S 0 := (V (S) ∪ {y}, E(S) ∪ {f (w), y}) ( f (x) x 6= v 0 0 f :T →S x 7→ y x=v Behauptung: f 0 ist ein Isomorphismus. (i) f ist ein Morphismus X Denn:v ∼T w ⇒ y = f 0 (v) ∼S f 0 (w) = f (w) (ii) f 0 ist Knoten-bijektiv X (iii) |E(T )| = |E(S 0 )| X Denn weil f ein Isomorphismus ist, gilt: |E(T − v)| = |E(S)| 2.5.6 Bemerkung. (i) Lässt man die Bedingung T Baum fallen, ist das Lemma i.A. falsch: K3 K3,3 K3,3 ist Dreiecks-frei, aber δ(K3,3 ) = 3 ≥ |V (K3 )| = 2 (ii) Lässt man sie Bedingung δ(G) ≥ |V (T )| − 1 fallen, so ist es i.A. auch falsch. Vorlesung 06 vom 25.04.2011 2.5. SPANNBÄUME 31 2.5.7 Definition. Stern(n): Baum mit n + 1 Knoten 1 n 2 0 Falls G r-regulär ist mit r < |V (Stern(n))| − 1 = n, ist Stern(n) nicht in G enthalten, denn ∀ v ∈ V (G) : degG (v) ≤ degStern(n) (0) = n Ziel: Algorithmische Konstruktion von Spannbäumen mit besonderen Eigenschaften: Tiefen- und Breitensuche. Erinnerung: Sei (T, w) ein Wurzelbaum (ein Baum T mit einem ausgezeichneten Wurzelknoten w). Dann induziert x, y ∈ V (T ) : x ≤T,w y ⇔ x ∈ wT y eine Halbordnung auf V (T ). 2.5.8 Definition. Sei G ein Graph und (T, w) ⊆ G ein Spannbaum. (T, w) heißt (i) normal oder Tiefensuchbaum, falls: ∀ x, y mit x ∼G y gilt: x ≤T,w y oder y ≤T,w x (ii) Breitensuchbaum, falls: ∀ x, y mit x ∼G y und x T y gilt: x T,w y und y T,w x 2.5.1 Der Tiefensuchalgorithmus: Seien als globale Variablen i (Index), T (Baum) und vj (Knotenbezeichnungen) gegeben. Input: Graph G und Knoten w ∈ V (G). 1. Initialisierung: • i=1 • v1 = w • T = ({w}, ∅) 2. Falls i = |V (G)| = n: Ende und Output: v1 , . . . , vn , T . Falls i < n: Gehe zu 3. Vorlesung 06 vom 25.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 32 KAPITEL 2. BÄUME 3. Sei j maximal mit 1 ≤ j ≤ i und N (vj ) * {v1 , . . . , vi } Wähle v ∈ N (vj ) \ {v1 , . . . , vi } und setze • vi+1 = v • i=i+1 • T = (V (T ) ∪ {v}, E(T ) ∪ {{vj , v}}) Gehe zu 2. 2.5.9 Beispiel. w = v1 v9 v2 v4 v3 v5 v3 v4 w = v1 v6 v5 v8 v2 v7 Notation Sei vj ein Knoten aus 3. und v ein vom Algorithmus gewählter Nachbar. Dann notieren wir diese Wahl in 3. als 3. vj − →v Beachte, dass gerade die Kante {vj , v} zum Baum hinzukommt. 2.5.10 Satz. Für jeden zusammenhämgenden Graphen G und Knoten w ∈ V (G) produziert obiger Algorithmus einen spannenden Tiefensuchbaum (T, w) von G. Beweis. Sei G zusammenhängend. Wir zeigen zunächst, dass ein Spannbaum produziert wird. Angenommen der Algorithmus produziert eine Liste {v1 , . . . , vi } mit i < n = |V (G)|. Das heißt, nicht alle Knoten von G werden aufgelistet. Da G zusammenhängend, existiert ein j mit 1 ≤ j ≤ i und ein nicht gelistetes v mit vj ∼G v. Wähle ein maximales j. Dieses führt aber in 3. des Algorithmus zu einem weiteren Listenelement im Widerspruch zur Annahme. Für die Eigenschaft des Tiefensuchbaums (Normalität) sei vr ∼G vs mit r ≤ s. Wir behaupten, dass vr ≤T,w vs . Für r = s ist dieses klar. Sei also s > r. Dann gibt es einen Moment, in dem der Algorithmus schon die Liste {v1 , . . . , vr } produziert hat und i = r ist. Dann ist das maximale j aber r, da der Nachbar vs in dem Moment noch ungelistet ist. Nun kann es nur zwei Fälle geben: Vorlesung 06 vom 25.04.2011 v6 2.5. SPANNBÄUME 33 Fall 1: vs wird in 3. vom Algorithmus gewählt. Dann gilt vr ≤T,w vs . Fall 2: Es gibt einen weiteren in 3. gewählten Nachbar vk von vr (also k > r) und Knoten vi1 , . . . , vit mit 3. 3. 3. 3. 3. vr − → vk − → vi 1 − → ··· − → vit − → vs Das heißt, vs wird im Baum unterhalb von vr durch einen anderen Nachbar vk aufgelistet. Auch dann gilt vr ≤T,w vs . Damit ist gezeigt, dass der Algorithmus einen normalen Spannbaum (T, w) von G produziert. Vorlesung 06 vom 25.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 35 3 Konstruktionen 3.0.1 Definition. Sei n ∈ N. Der leere Graph En auf n Knoten ist das Komplement En := K n , das heißt V (En ) = {1, . . . , n}, E(En ) = ∅ 3.0.2 Definition. Sei G ein Graph und ≈ eine Äquivalenzrelation auf V (G). Der Quotientengraph G/ ≈ ist V (G/ ≈) := V (G)/ ≈ [v] ∼G/≈ [w] :⇔ ∃ v 0 ≈ v, w0 ≈ w mit v 0 ∼G w0 3.1 Summen und Produkte 3.1.1 Definition. Seien G, H Graphen (i) Die Summe G + H ist: V (G + H) := V (G) × {1} ] V (H) × {2} (v, i) ∼G+H (w, j) :⇔ i = j ∧ v ∼ w (ii) Die Vereinigung G ∪ H ist V (G ∪ H) := V (G) ∪ V (H) E(G ∪ H) := E(G) ∪ E(H) (iii) Der Durchschnitt G ∩ H ist V (G ∩ H) := V (G) ∩ V (H) E(G ∩ H) := E(G) ∩ E(H) Beispiel: En ∼ = E1 + . . . + E1 | {z } n-mal Vorlesung 07 vom 28.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 36 KAPITEL 3. KONSTRUKTIONEN 3.1.2 Bemerkung. G + H hat G und H als Teilgraphen durch die Inklusionen: G ,→ G + H v 7→ (v, 1) H ,→ G + H w 7→ (w, 2) In G + H gilt: G ∪ H = G + H, G ∩ H = ∅ 3.1.3 Definition. Seien G, H Graphen und S ⊆ G, S ⊆ H ein gemeinsamer Teilgraph. Definiere eine Äquivalenzrelation ≈ auf V (G + H): (v, 1) ≈ (v, 2) ∀ v ∈ V (S) Die amalgamierte Summe bezüglich S ist: G +S H := G + H/ ≈ 3.1.4 Beispiel. G = H = K3 , S = K2 G + H2 3 2 G+H≈ −→ 1 1 3 3.1.5 Definition. Seien G, H Graphen. Das vollständige Produkt G ∗ H ist: V (G ∗ H) := V (G) × {1} ] V (H) × {2} (v, i) ∼G∗H (w, j) :⇔ ((i = j ∧ v ∼ w) ∨ i 6= j) 3.1.6 Beispiel. (i) Kn,m := En ∗ Em vollständig bipartiter Graph auf n × m Knoten (ii) Kn ∼ = E1 ∗ . . . ∗ E1 ⇒ Kn ∗ Km ∼ = Kn+m {z } | n-mal 3.1.7 Bemerkung. Seien G und H einfach. ⇒ G ∗ H ist einfach und G ∗ H ∼ = G + H bzw. G ∗ H = G + H (G = G) Bezüglich G → G sind + und ∗ „dual“ zueinander. Vorlesung 07 vom 28.04.2011 3.1. SUMMEN UND PRODUKTE 37 3.1.8 Definition. Seien G,H Graphen. Das Boxprodukt GH ist: V (GH) := V (G) × V (H) (v, w) ∼GH (v 0 , w0 ) :⇔ (v = v 0 ∧ w ∼H w0 ) ∨ (v ∼G v 0 ∧ w = w0 ) 3.1.9 Beispiel. P2 K2 K2 K2 (1, 2) (1, 1) P2 (2, 1) (2, 2) K2 Bemerkung: GK1 ∼ =G 3.1.10 Definition. Seien G, H Graphen. Das Produkt G × H ist: V (G × H) := V (G) × V (H) (v, w) ∼G×H (v 0 , w0 ) :⇔ v ∼G v 0 ∧ w ∼H w0 3.1.11 Beispiel. K2 × K2 (1, 1) (1, 2) (2, 1) (2, 2) Bemerkung: n = |V (G)|. Dann ist G × K1 = En 3.1.12 Übungsaufgabe. Im Allgemeinen gilt nicht: G × H ∼ = G × H0 ⇒ H ∼ = H0 Vorlesung 07 vom 28.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 38 KAPITEL 3. KONSTRUKTIONEN 3.1.13 Bemerkung. (i) Die Projektionen π G G G×H → (v, w) 7→ v π H H G×H → (v, w) 7→ w sind Morphismen. Es gilt folgende universelle Eigenschaft: zu jedem Paar von Morphismen fG : J → G, fH : J → H existiert genau ein Morphismus f : J →G × H mit πG ◦ f = fG πH ◦ f = fH 7 GO fG J ∃ !f πG / G×H πH ' H fH Denn: f muss wie folgt aussehen: f (v) = (fG (v), fH (v)) Außerdem definiert dies einen Morphismus, falls fG und fH Morphismen sind. (ii) (Anwendung von (i)) Ein Kantenzug in einem Graphen ist ein Morphismus Pn → G. Das heißt: (v0 , w0 ) · · · (vn , wn ) ist ein (v0 , w0 )-(vn , wn ) Kantenzug in G × H ⇔ (v0 · · · vn ist ein v0 -vn -Kantenzug in G, w0 · · · wn ist ein w0 -wn -Kantenzug in H). π H Pn →G × H → H i 7→(vi , wi ) 7→ wi Das ist wichtig für den Zusammenhang! 3.1.14 Lemma. Ist G × H zusammenhängend, so auch G und H. Beweis. Seien v, w ∈ V (G), x ∈ V (H) fixiert. Da G × H zusammenhängend ∃ (v, x)- Vorlesung 07 vom 28.04.2011 3.2. LINE-GRAPHEN 39 (w, x)-Kantenzug in G × H Bemerkung (ii) ∃ v-w-Kantenzug in G. 3.1.15 Lemma. Seien G, H Graphen ⇒ χ(G × H) ≤ min{χ(G), χ(H)} Beweis. Es existieren die Projektionsmorphismen π π H G H G, G × H → G×H → ⇒ χ(G × H) ≤ χ(G) und χ(G × H) ≤ χ(H) Vermutung: Es gilt teilweise bekannt χ(G × H) = min{χ(G), χ(H)} GT2 3.1.16 Korollar. Seien G, H Graphen. G ist bipartit ⇒ G × H ist bipartit. Beweis. Das folgt direkt aus: 3.1.17 Übungsaufgabe. Sei G ein Graph. G ist bipartit ⇔ χ(G) ≤ 2 3.2 Line-Graphen 3.2.1 Definition. Sei G ein einfacher Graph. Der Line-Graph L(G) ist: V (L(G)) := E(G) e ∼L(G) f :⇔ |e ∩ f | = 1 3.2.2 Beispiel. Fehlt noch. 3.2.3 Definition. 1. Sei G ein einfacher Graph. Eine Kantenfärbung von G ist eine Färbung von L(G) 2. χ0 (G) := χ(L(G)) ist der chromatische Index 3.2.4 Lemma. χ0 (G) ≥ ∆(G) Beweis. Sei v ∈ V (G) mit deg(v) = ∆(G) = n. n Kanten treffen sich in v. Die müssen verschieden gefärbt werden. Vorlesung 07 vom 28.04.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 40 KAPITEL 3. KONSTRUKTIONEN Bemerkung: K1,n v1 vn v L(K1,n ) ∼ = Kn 3.2.5 Satz. Sei G ein bipartiter Graph. Dann gilt: χ0 (G) = ∆(G) 3.2.6 Satz. Sei G ein einfacher Graph ⇒ ∆(G) ≤ χ0 (G) ≤ ∆(G) + 1 Vorlesung 07 vom 28.04.2011 3.2. LINE-GRAPHEN 41 3.2.7 Bemerkung. (i) 3.2.8 Präsenzübungsaufgabe. e = {xy} ∈ E(G), dann ist degL(G (e) = degG (x) + degG (y) − 2 (ii) G∼ = H ⇒ L(G) ∼ = L(H) aber L(G) ∼ = L(H) ; G ∼ =H da: L(G + K1 ) ∼ = L(G) und L(K3 ) ∼ = L(K1,3 ) Frage: Welche Graphen sind Line-Graphen? 3.2.9 Definition. Sei G ein Graph. Eine Clique C ⊆ G ist ein vollständiger Teilgraph, das heißt C ∼ = Kn mit n = |V (C)|. 3.2.10 Beispiel. Bemerkung (GT2): Das Entscheidungsproblem: Gegeben Graph G und n ≥ 2 - hat G eine n-Clique? ist N P-vollständig. Vorlesung 08 vom 02.05.2011 (Jans Geburtstag!) Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 42 KAPITEL 3. KONSTRUKTIONEN 3.2.11 Beispiel (Lokale Struktur von Line-Graphen). Sei G ein einfacher Graph. v ∈ V (G), deg(v) = r ⇒ K1,r ⊆ G vrK1,r v1 v Cv := L(K1,r ) V (Cv ) = {e ∈ E(G) | v ∈ e} Cv ist eine r-Clique. ⇒ Kr ⊆ L(G) Beobachtung: Jede Kante •v •w liegt genau in Cv und Cw . 3.2.12 Satz. Sei G ein einfacher Graph. Äquivalent sind: 1. ∃ einfacher Graph H mit L(H) ∼ =G 2. ∃ Cliquen C1 , ..., Cs in G so, dass (i) E(G) = s ] E(Ci ) i=1 (ii) ∀ v ∈ V (G) existieren höchstens zwei und mindestens ein i mit v ∈ V (Ci ) Beweis. Sei oBdA L(H) = G • 1⇒2 Definiere für v ∈ V (H) Cv : V (Cv ) := {e ∈ E(H) | v ∈ e} x ∼Cv y ⇔ x ∩ y 6= ∅ Cv ist eine deg(v)-Clique in L(H). Zu zeigen: 1. ] E(L(H)) = v∈V (H) „⊇“X Vorlesung 08 vom 02.05.2011 (Jans Geburtstag!) E(Cv ) 3.2. LINE-GRAPHEN 43 „⊆“ e ∼L(H) f ⇒ e = {v, x}, f = {v, y}, x 6= y ⇒ e, f ∈ Cv (dieses v ist eindeutig, also ]) ⇒ e ∼Cv f ⇒ {e, f } ∈ E(Cv ) 2. Sei e = {v, w} ∈ V (L(H)) und sei z ∈ V (G) mit e ∈ Cz z ∈e⇒z =v∨z =w X • 2 ⇒ 1: Konstruktion Seien C1 , ..., Cs Cliquen in G. (i) E(G) = s ] E(Ci ) i=1 (ii) ∀v ∈ V (G) gilt: es existieren höchstens zwei und mindestens ein i mit v ∈ Ci . Sei ni := |V (Ci )|. Zu jeder Clique Ci assoziiere einen K1,ni Sei V (Ci ) = {vi1 , ..., vini } Benenne die Kanten des K1,ni als evij := {0, j}. Starte mit: K1,n1 +...+K1,ns Sei v ∈ V (G). Falls zwei Cliquen Ci und Cj v enthalten, so tritt ev in K1,ni und K1,nj auf. Also: ev = {0, s} in K1,ni , ev = {0, t} in K1,nj Identifiziere nun: 0 t ev s 0 Im resultierenden Graphen tritt ev nur noch einmal auf (wegen (ii)) Verfahre so mit allen v ∈ V (G). H sei der resultierende Graph. Behauptung: G → L(H) v 7→ ev ist ein Isomorphismus. Vorlesung 08 vom 02.05.2011 (Jans Geburtstag!) Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 44 KAPITEL 3. KONSTRUKTIONEN (i) Die Abbildung v 7→ ev ist wohldefiniert und bijektiv (ii) Es gilt: v ∼G w ⇔ ev ∼L(H) ew Denn: (i) {v, w} ∈ E(G) ⇔ ∃ ! i mit {v, w} ∈ E(Ci ) und: v, w ∈ Ci ⇔ ∃ ! i so, dass ev und ew liegen beide in K1,ni ⇔ |ev ∩ ew | = 1 ⇔ ev ∼L(H) ew 3.2.13 Beispiel. 3.2.14 Beispiel. G In G gibt es nur 1er und 2er Cliquen. G ist kein Line-Graph 3.2.15 Lemma. Ein Morphismus f : G → H (G, H einfach) induziert durch fE : E(G) → E(H) einen Morphismus L(f ) : L(G) → L(H) genau dann, wenn f die folgende Bedingung erfüllt: {v, x}, {v, y} ∈ E(G) mit x 6= y ⇒ f (x) 6= f (y) Vorlesung 08 vom 02.05.2011 (Jans Geburtstag!) 3.2. LINE-GRAPHEN 45 Denn: e1 ∼L(G) e2 ⇒ {f (v), f (x)} ∼L(H) {f (v), f (y)} Dann ist L(f ) : L(G) → L(H) via fE wohldefiniert. 3.2.16 Beispiel. Ist f : G → H Kanten-injektiv (Bed. ist erfüllt), so ist L(f ) : L(G) → L(H) Knoten-injektiv. 3.2.17 Beispiel. f erfüllt die Bedingung nicht: • e1 • e2 f • → • • ∼ K1 . Dort gibt es keine Schleifen. e1 ∼L(P2 ) e2 , aber f (e1 ) = f (e2 ) und L(P1 ) = Erinnerung: Ein Weg oder Kantenzug in einem Graphen G ist eine zusammenhängende k Folge von Kanten. Das kann man auch als Morphismus Pn → G sehen. Der Kantenzug heißt Weg, falls k Kanten-injektiv ist und einfacher Weg, falls k Kanten- und Knoteninjektiv ist. (Hinweis: aus Knoten-Injektivität folgt Kanten-Injektivität). Ein Kreis ist ein geschlossener einfacher Weg (v0 = vn ist bei einfachen Wegen erlaubt). Ein Pfad ist ein einfacher, nicht geschlossener Weg. ) f ∼ L(Pn ) L(f → L(G) ein einfacher Anwendung: Sei Pn → G ein Weg in G, so ist Pn−1 = Weg in L(G). Konkret: Ist v0 · · · vn ein Weg in G, so ist {v0 , v1 }{v1 , v2 } · · · {vn−1 , vn } ein einfacher Weg in L(G). Vorlesung 08 vom 02.05.2011 (Jans Geburtstag!) Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 47 4 Euler- und Hamilton-Pfade und -Zykel 4.1 Euler-Pfade und Zykel 4.1.1 Definition. Sei G ein Graph. (i) Ein Euler-Weg in G ist ein Kanten-bijektiver Kantenzug Pn → G. (ii) Ein Euler-Pfad ist ein nicht geschlossener Euler-Weg. Ein Euler-Zykel ist ein geschlossener Euler-Weg. 4.1.2 Beispiel. Haus vom Nikolaus x y Euler-Pfad von x nach y Enthält keinen Euler-Weg 4.1.3 Satz (Euler). Sei G ein zusammenhängender Graph. (i) G hat einen Euler-Zykel ⇔ jeder Knoten in G hat geraden Grad (ii) G hat einen Euler-Pfad (von x nach y) ⇔ genau zwei Kanten haben ungeraden Grad (das sind x und y) Beweis. (i) „⇒“: Sei v0 · · · vm (v0 = vm ) ein Euler-Zykel, das heißt, jede Kante aus G kommt darin genau einmal vor. Sei v ∈ V (G). Tritt v in v0 · · · vm k-mal auf, so ist degG (v) = 2k Vorlesung 09 vom 05.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 48 KAPITEL 4. EULER- UND HAMILTON-PFADE UND -ZYKEL „⇐“: Sei P = v0 · · · vm ein Weg maximaler Länge in G. Dann liegt jede zu vm inzidente Kante in P , da P sonst verlängerbar wäre. Behauptung: v0 = vm . Ansonsten ist der Grad von vm ungerade: • v0 ... •2vm Widerspruch zu deg(vm ) gerade ⇒ v0 = vm Behauptung: P enthält alle G-Kanten. Ansonsten existiert weil G zusammenhängend ist eine Kante {w, vi }, die nicht in P liegt ⇒ wvi · · · vm = v0 · · · vi ist längerer Pfad. Widerspruch! (ii) 6 vm . Dann ist für 1 ≤ i ≤ „⇒“: Sei P = v0 · · · vm ein Euler-Pfad, das heißt v0 = m − 1 deg(vi ) gerade und deg(v0 ), deg(vm ) sind ungerade. „⇐“: Seien x und y die beiden Knoten ungeraden Grades. Füge zu G einen neuen Knoten z und Kanten {x, z}, {y, z} hinzu G ∪ {z}. In G ∪ {z} hat jeder Knoten geraden Grad ⇒ es existiert ein Euler-Zykel · · · xzy · · · . Entferne z Euler-Pfad in G mit Endknoten x und y 4.1.4 Bemerkung. Das Entscheidungsproblem: Gegeben G. Hat G einen Euler-Pfad oder Zykel ist ein P-Problem. 4.2 Hamilton-Pfade und Kreise 4.2.1 Definition. Sei G ein Graph. (i) Ein Hamilton-Pfad ist ein Knoten-surjektiver Pfad Pn → G (n = |V (G)|) (Also ist die Abbildung Knoten-bijektiv!) (ii) ein Hamilton-Kreis ist ein Knoten-surjektiver Kreis Cn → G 4.2.2 Beispiel. K3 hat einen Hamilton-Kreis. K1,3 hat keinen Hamilton-Kreis. Vorlesung 09 vom 05.05.2011 4.2. HAMILTON-PFADE UND KREISE 49 4.2.3 Bemerkung. G enthält einen Hamilton-Kreis ⇒ G enthält einen Hamilton-Pfad. 4.2.4 Bemerkung. (GT2): Das Entscheidungsproblem: Gegeben G. Hat G einen Hamilton-Pfad oder -Kreis? ist N P-vollständig. 4.2.5 Lemma. Sei G ein einfacher Graph. Enthält G einen Euler-Pfad oder einen Euler-Zykel, so enthält L(G) einen Hamilton-Pfad oder einen Hamilton-Kreis. 4.2.6 Bemerkung. G hat keinen Euler-Weg ; L(G) hat keinen Hamilton-Weg (zum ∼ K3 ) Beispiel L(K1,3 ) = f Beweis des Lemmas. Sei Pn → G ein Euler-Pfad, das heißt, f ist Kanten-bijektiv. ⇒ Pn−1 ∼ = /∼ = L(Pn ) L(f ) /1 L(G) knotenbijektiv Das ist ein Hamilton-Pfad. Konkret: Sei v0 · · · vm | vi = f (i) ein Euler-Pfad in G ⇒ {v0 , v1 }{v1 , v2 } · · · {vm−1 , vm } ist ein Hamilton-Pfad in L(G). f Sei nun Pn → G ein Euler-Zykel (weil G einfach ist, gilt n ≥ 3). Nach Bemerkung 1.5.2 faktorisiert f als f Pn f0 p /G > Cn mit f (i) = f (i). 0 ⇒ Cn ∼ = L(f ) /1 L(G) /∼ = L(Cn ) knotenbijektiv Das ist ein Hamilton-Kreis. 4.2.7 Beispiel. K2,4 4.2.8 Satz. Der Kn enthält genau b n−1 2 c paarweise Kanten-disjunkte Hamilton-Kreise. 4.2.9 Korollar. Sei G ein einfacher Graph mit n = |V (G)| und n−1 n |E(G)| > −b c 2 2 dann enthält G einen Hamilton-Kreis. Vorlesung 09 vom 05.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 50 KAPITEL 4. EULER- UND HAMILTON-PFADE UND -ZYKEL Beweis des Satzes. |E(Kn )| = n−1 n =n· 2 2 Da jeder Hamilton-Kreis n Kanten enthält, gibt es höchstens b n−1 n c paarweise Kantendisjunkte Hamilton-Kreise. Fall 1: n−1 n = 2k + 1 ⇒ b c=k 2 Notiere V (Kn ) = Z2k ] {x} = {0, ..., 2k − 1, x} Betrachte: ist Hamilton-Kreis. z0 = (x, 0, 1, 2k − 1, 2, 2k − 2, ..., k + 2, k − 1, k + 1, k, x) Idee: rotiere z0 um x um jeweils 1 Einheit. Das heißt: für j ∈ {1, ..., k − 1} φj : Kn → Kn ( v v=x v 7→ v + j v 6= x Setze zj := φj (z0 ) Da φj ein Automorphismus ist, ist zj ein Hamilton-Kreis. Behauptung: z0 , ..., zk−1 sind paarweise kantendisjunkt. Kanten an x in zj : j und j + k Die anderen Kanten in zj haben Knotensumme 2j mod 2k oder 2j + 1 mod 2k. Fall 2: n = 2k + 2 ⇒ b n−1 2 c=k Notiere V (Kn ) = Z2k ] {x, x0 } Selbe Idee! Die Kanten an x0 in zj : als Knoten: d 23 ke + j Vorlesung 09 vom 05.05.2011 4.2. HAMILTON-PFADE UND KREISE 4.2.10 Satz. (Dirac) Sei G einfach mit δ(G) ≥ einen Hamilton-Kreis. 51 n 2, wobei n = |V (G)|. Dann enthält G Beweis. 1. G ist zusammenhängend, sonst gibt es mindestens 2 Komponenten. In der kleinsten Komponente gibt es höchstens n2 Knoten. Da G einfach ist, ist der Knotengrad in dieser Komponente immer ≤ n2 − 1. Widerspruch zu δ(G) ≥ n2 . 2. Existenz eines Hamilton-Kreises Sei P = v0 ...vk ein Pfad maximaler Länge (⇒ k + 1 ≤ n). Betrachte folgende Eigenschaften eines Knotens vi von P (0 ≤ i ≤ k − 1) a) vi ∼G vk b) vi+1 ∼G v0 Behauptung: ∃ i mit 0 ≤ i ≤ k − 1 so, dass vi a) und b) erfüllt. Denn: wegen der maximalen Länge von P liegen alle Nachbarn von v0 auf P und alle Nachbarn von vk liegen auf P . Das heißt, n2 Knoten der v0 , · · · , vk−1 erfüllen a) und n2 Knoten der v0 , · · · , vk−1 erfüllen b). Da k < n existiert ein vi , das a) und b) erfüllt. Behauptung: C = (v0 · · · vi vk · · · vi+1 v0 ) ist ein Hamilton-Kreis. Sonst: Da G zusammenhängend ist, existiert v ∈ / {v0 , · · · , vk } und j mit v ∼G vj ⇒ neuer maximaler Pfad mit Länge k + 1. Motivation: Sei G ein Graph, x 6= y ∈ V (G), x G y. Zwei Zahlen: 1. Die kleinste Anzahl Knoten, die man aus G entfernen muss, um x und y zu trennen. 2. Die größte Anzahl Knoten-disjunkter x-y-Pfade in G. Es gilt immer: 1. ≥ 2. 4.2.11 Satz (Menger). 1. = 2. Herangehensweise: Flüsse in Netzwerken Ford-Fulkerson: Max-Flow Min-Cut Vorlesung 10 vom 09.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 53 5 Digraphen 5.0.1 Definition. 1. Ein Digraph (directed Graph) D = (V, E) besteht aus einer Knotenmenge V und einer Kantenmenge E ⊆ V × V . 2. Eine Kante (v, w) ∈ E führt von v nach w. Zeichne •v Endecke. e− := v, e+ := w / •w , v Startecke, w e 5.0.2 Beispiel. . .O . :• v 6• /•o ... ← − 5.0.3 Definition. Sei D = (V, E) ein Digraph. Das Richtungsdual D ist: ← − V ( D) := V (D) ← − (v, w) ∈ E( D) :⇔ (w, v) ∈ E(D) „Umdrehen aller Pfeile“ 5.0.4 Beispiel. D: :• /• ← − D: $ •o • 5.0.5 Bemerkung. Zu jeder Aussage über den Digraphen D gibt es eine duale Aussage ← − über D. 5.0.6 Definition. Sei D ein Digraph, v ∈ V (D) deg+ (v) := #{e ∈ E(D) | v = e− } (Anzahl Kanten mit v als Startecke) deg− (v) := #{e ∈ E(D) | v = e+ } (Anzahl Kanten mit v als Endecke) Vorlesung 10 vom 09.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 54 KAPITEL 5. DIGRAPHEN 5.0.7 Beispiel. a 8• / •b deg+ (a) = 2 deg− (a) = 1 deg+ (b) = 0 deg− (b) = 1 5.1 Graphen und Digraphen 5.1.1 Definition. Sei G = (V, E) ein Graph. Der zu G assoziierte Digraph D(G) ist: V (D(G)) = V (G) (v, w) ∈ E(D(G)) :⇔ {v, w} ∈ E(G) 5.1.2 Definition. Sei G = (V, E) ein Graph. 1. Eine Orientierung O ist eine Abbildung: O : E(G) → V × V so, dass φ ◦ O = idE(G) , wobei v v φ:V ×V → ∪ 1 2 (v, w) 7→ {v, w} Das heißt: Ist {vw} ∈ E(G), so ist O({v, w}) = (v, w) oder (w, v), Wahl einer Richtung. → − 2. Sei O eine Orientierung von G. Der zugehörige Digraph GO ( G ) ist: V (GO ) := V (G) (v, w) ∈ E(GO ) :⇔ {v, w} ∈ E(G) und O({v, w}) = (v, w) Vorlesung 10 vom 09.05.2011 5.1. GRAPHEN UND DIGRAPHEN 55 5.1.3 Beispiel. 1. Für P2 • rungen: • gibt es (bis auf Isomorphie) nur 3 mögliche Orientie- • • • /• /•o •o • /• • /• 2. •1 · · · •n−1 P n : •0 •n O({i, i + 1}) := (i, i + 1) − → Pn : •0 3. / •1 / ··· / •n−1 / − → C1 = 4. − → C2 = 5. •n :• • v 6• Cn n ≥ 3 O({i, i + 1}) = (i, i + 1) 1≤i≤n−1 O({n, 1}) = (n, 1) 1 ?• − → → Cn = Vorlesung 10 vom 09.05.2011 •n / •2 •3 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 56 KAPITEL 5. DIGRAPHEN 5.2 Morphismen und Kantenzüge 5.2.1 Definition. Seien D1 , D2 Digraphen. Ein Morphismus f : D1 → D2 ist eine Abbildung f : V (D1 ) → V (D2 ) so, dass (v, w) ∈ E(D1 ) ⇒ (f (v), f (w)) ∈ E(D2 ) 5.2.2 Bemerkung. Seien G, H Graphen und f : V (G) → V (H) eine Abbildung. Dann gilt: f : G → H ist Graph-Morphismus ⇔ f : D(G) → D(H) ist Digraph-Morphismus Graphen→ Digraphen, G → D(G), f → f ist eine volltreue Einbettung. 5.2.3 Definition. Sei D ein Digraph. − → f (i) Ein gerichteter Kantenzug in D ist ein Digraph-Morphismus Pn → D. Schreibe mit vi := f (i) : v0 ...vn Beachte: / •vi+1 (vi , vi+1 ) ∈ E(D) = •vi (ii) Ein gerichteter Kantenzug f heißt Weg, falls f Kanten-injektiv ist, einfacher Weg, falls f Knoten-injektiv ist (v0 = vi ist erlaubt), Pfad, falls f ein nicht geschlossener einfacher Weg ist und Kreis, falls f ein geschlossener einfacher Weg ist. (iii) Ein (gerichteter) Euler-Pfad (-Zykel) in D ist ein gerichteter Kanten-bijektiver − → Kantenzug Pn → D Ein (gerichteter) Hamilton-Pfad (-Kreis) in D ist ein Knoten-surjektiver gerichteter Pfad (Kreis) − → f 5.2.4 Bemerkung. Pn → D ist geschlossen ⇔ 0,_n − → Pn p n − → Cn f /D ? ∃!f 0 5.2.5 Definition. Ein Digraph D heißt strikt zusammenhängend, falls ∀ v 6= w aus V (D) ein gerichteter v → w oder w → v Kantenzug existiert. Vorlesung 11 vom 12.05.2011 5.3. CAYLEY-GRAPHEN 57 5.2.6 Definition. Sei D ein Digraph. (i) Der zu D assoziierte Graph G(D) ist V (G(D)) := V (D) E(G(D)) := φ(E(D)) v v φ : V (D) × V (D) → ∪ 1 2 (v, w) 7→ {v, w} (ii) D heißt zusammenhängend, falls G(D) zusammenhängend ist. 5.2.7 Beispiel. (i) D: $ ( •h G(D): (ii) D: • o G(D): • / • ist strikt zusammenhängend. • • • • • • ist zusammenhängend. / • ist nicht strikt zusammenhängend. • ist zusammenhängend. 5.2.8 Bemerkung. (i) D ist zusammenhängend ⇔ ∀ v 6= w ∈ V (D) ∃ ungerichteter Kantenzug v = v0 ...vn = w und ∀ 0 ≤ i ≤ n − 1 gilt: (vi , vi+1 ) ∈ E(D) oder (vi+1 , vi ) ∈ E(D) etwa: /• /• /• / •w •v •o • (ii) D ist strikt zusammenhängend ⇒ D ist zusammenhängend 5.3 Cayley-Graphen 5.3.1 Definition. Sei G eine endliche Gruppe und S ⊆ G eine Teilmenge. Der CayleyGraph C(G, S) ist der Digraph: V (C(G, S)) := G Vorlesung 11 vom 12.05.2011 (g, h) ∈ E(C(G, S)) ⇔ g −1 h ∈ S Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 58 KAPITEL 5. DIGRAPHEN 5.3.2 Bemerkung. (i) (g, h) ∈ E(C(G, S)) ⇔ g −1 h = s für ein (eindeutiges) s ∈ S ⇔ ∃! s ∈ S mit h = gs (ii) C(G, S) enthält Schleife ⇔ für ein g ∈ G ist (g, g) ∈ E(C(G, S)) ⇔ g −1 g = eG ∈ S ⇔ ∀ g ∈ G : (g, g) ∈ E(C(G, S)) (iii) Sei •g / •gs ∈ E(C(G, S)) Die „Rückkante“ •gs / •g ∈ E(C(G, S)) ⇔ (g · s)−1 · g ∈ S | {z } =s−1 (iv) 5.3.3 Übungsaufgabe. ∀ g ∈ G gilt − deg+ C(G,S) (g) = degC(G,S) (g) = #S Vorlesung 11 vom 12.05.2011 5.3. CAYLEY-GRAPHEN 59 5.3.4 Beispiel. (i) G = Z2 = {0, 1} •0 0 8• u 5 •1 w 5 •1 u S = {1} S = {0, 1} (ii) G = Z2 × Z2 = {(0, 0), (0, 1), (1, 0), (1, 1)} r (1,0) •(0,0) 2• r •(0,1) S = {(1, 0)} (1,1) 2• r •(0,0) V r •(0,1) (1,0) 2• V S = {(1, 0), (0, 1)} (1,1) • 2 5.3.5 Definition. Seien D1 , D2 Digraphen. (i) Das Boxprodukt D1 D2 ist: V (D1 D2 ) := V (D1 ) × V (D2 ) ((v, w), (v 0 , w0 )) ∈ E(D1 D2 ) :⇔ ((v, v 0 ) ∈ E(D1 ) ∧ w = w0 ) ∨ (v = v 0 ∧ (w, w0 ) ∈ E(D2 )) (ii) Das Produkt D1 × D2 ist: V (D1 × D2 ) := V (D1 ) × V (D2 ) ((v, w), (v 0 , w0 )) ∈ E(D1 × D2 ) :⇔ (v, v 0 ) ∈ E(D1 ) ∧ (w, w0 ) ∈ E(D2 ) 5.3.1 Rechenregeln für C(G, S) 5.3.6 Definition. Seien G und H Gruppen. G×H ist eine Gruppe mit (g, h)·(g 0 , h0 ) := (gg 0 , hh0 ). Vorlesung 11 vom 12.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 60 KAPITEL 5. DIGRAPHEN 1. Seien G, H Gruppen und S ⊆ G. f f G −→ H ist ein Gruppenisomorphismus ⇒ C(G, S) −→ C(H, f (S))ist ein Digraph-Isomorphism 2. SG ⊆ G, SH ⊆ H ⇒ C(G × H, SG × {eH } ∪ {eG } × SH ) = C(G, SG )C(H, SH ) 5.3.7 Beispiel. G = H = Z2, G × H = Z2 × Z2, SG = SH = {1} SG × {eH } ∪ {eG } × SH = {(1, 0), (0, 1)} 3. SG ⊆ H, SH ⊆ H C(G × H, SG × SH ) ∼ = C(G, SG ) × C(H, SH ) Beweis. Es existiert (g, h) → (g 0 , h0 ) bezüglich SG × SH ) ⇔ ∃ ! s ∈ SG und ∃ ! t ∈ SH mit g 0 = gs und h0 = ht ⇔ (g, g 0 ) ∈ E(C(G, SG )) und (h, h0 ) ∈ E(C(H, SH )) ←−−−−− 4. C(G, S) = C(G, S −1 ) Beweis. ←−−−−− (g, h) ∈ E(C(G, S)) ⇔ (h, g) ∈ E(C(G, S)) ⇔ ∃ ! s mit h = g · s ∃ ! t ∈ S −1 mit g = h · t ⇔ (h, g) ∈ E(C(G, S −1 )) 5.3.8 Definition. Sei G eine (endliche) Gruppe, S ⊆ G eine Teilmenge. S heißt Erzeugendensystem vom G (EZG), falls: ∀ g ∈ G ∃ s1 , ..., sn ∈ S : g = sε11 · · · · · sεnn , εi = ±1 5.3.9 Beispiel. G = Z2 × Z2 S = {(0, 1), (1, 0)} ist ein Erzeugendensystem von G, da: (a, b) = b · (0, 1) + a · (1, 0) = (0, 1) + · · · + (0, 1) + (1, 0) + · · · + +(1, 0) {z } | {z } | b-mal Vorlesung 11 vom 12.05.2011 a-mal 5.3. CAYLEY-GRAPHEN 61 5.3.10 Satz. Sei G eine endliche Gruppe, S ⊆ G eine Teilmenge. Dann gilt: C(G, S) ist zusammenhängend ⇔ S ist ein Erzeugendensystem von G Beweis. Es gilt: C(G, S) ist zusammenhängend ⇔ (∀ g ∈ G ∃ ungerichteter e-g-Pfad) Überlegung: Ein (ungerichteter) e-g-Kantenzug sieht wie folgt aus: g0 g1 ...gn mit g0 = e, gn = g und ∀ i = 0, ..., n − 1 : gi+1 = gi sεi i für ein si ∈ S, εi ∈ {±1} εn−1 gn = g0 · sε00 · · · · · sn−1 Vorlesung 11 vom 12.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 63 6 Flüsse in Netzwerken 6.0.1 Definition. Sei D ein Digraph, A, B ⊆ V (D). Sei → − E (A, B) := {e ∈ E(D) | e− ∈ A, e+ ∈ B} (Kanten, die „von A nach B“ führen) 6.0.2 Definition. Sei D ein Digraph und g : E(D) → R eine Funktion. P (i) F ⊆ E(D), setze g(F ) := e∈F g(e) → − → − (ii) A ⊆ V (D), setze g + (A) := g( E (A, V − A)), g − (A) := g( E (V − A, A)) (iii) v ∈ V (D), setze g + (v) := g + ({v}), g − (v) := g − ({v}) 6.0.3 Übungsaufgabe. A ⊆ V (D) ⇒ g + (A) − g − (A) = X (g + (v) − g − (v)) v∈A 6.0.4 Definition. (i) Sei D ein Digraph, s, t ∈ V (D). Ein s-t-Fluss in D ist eine Funktion f : E(D) → R, die die Flussbedingung erfüllt: ∀ v 6= s, t gilt: f + (v) = f − (v) s: source, t: target (ii) Ein Netzwerk N (s, t) besteht aus: a) Digraph D b) zwei Knoten s, t ∈ D c) Kapazitätsfunktion c : E(D) → [0, ∞) (iii) Sei N (s, t) ein Netzwerk. Ein (zulässiger) Fluss f in N (s, t) ist ein s-t-Fluss f in D, der noch die Bedingung 0 ≤ f (e) ≤ C(e) ∀ e ∈ E(D) erfüllt. Vorlesung 12 vom 16.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 64 KAPITEL 6. FLÜSSE IN NETZWERKEN 6.0.5 Beispiel. (i) Sei N (s, t) ein Netzwerk. 0-Fluss: f : E(D) → [0, ∞) e 7→ 0 (ii) Notation: /• e • f (e)|c(e) /• • 6.1 Maximale Flüsse 6.1.1 Lemma. Sei D ein Digraph, f ein s-t-Fluss. Dann gilt: f + (s) − f − (s) = f − (t) − f + (t) 6.1.2 Definition. (i) Sei D ein Digraph, f ein s-t-Fluss. val(f ) := f + (s) − f − (s) = f − (t) − f + (t) ist der Wert von f . (ii) Sei N (s, t) ein Netzwerk. Ein Fluss f in N (s, t) heißt maximal, falls es keinen Fluss größeren Wertes in N (s, t) gibt. Bemerkung: Da der 0-Fluss existiert, ist der Wert eines maximales Flusses ≥ 0 Beweis des Lemmas. X 0= (f − (v) − f + (v)) v6=s,t = X ( X v6=s,t e,e+ =v e− 6=v X = X e,e 6=e e+ =s + f (e) X f (e) − f (e)] − [ f (e) − − X e,e 6=e e+ =t − + X f (e) − e,e+ 6=e− e,e+ 6=e− e+ =s,t X + X e,e+ 6=e− e− 6=s,t e,e+ 6=e− =− f (e)) e,e− =v e+ 6=v f (e) − e,e+ 6=e− e+ 6=s,t =[ X f (e) − f (e) + − X − = [f (s) − f − (s)] − [f (t) − f + (t)] = 0 Vorlesung 12 vom 16.05.2011 f (e)] e,e+ 6=e− e− =s,t f (e) + e,e 6=e e− =s + X X e,e 6=e e− =t + f (e) − 6.1. MAXIMALE FLÜSSE 65 6.1.3 Lemma. Sei D ein Digraph, f ein s-t-Fluss. Sei A ⊆ V (D) mit s ∈ A, t ∈ / A. Dann gilt: val(f ) = f + (A) − f − (A) Beweis. f + (A) − f − (A) ÜA 6.0.3 = X (f + (v) − f − (v)) v∈A + s∈A = f (s) − f − (s) + X (f + (v) − f − (v)) v∈A−{s} t∈A / +Flussbed. = val(f ) + 0 Maximaler Fluss - Problem: Gegeben ein Netzwerk N (s, t). Finde einen maximalen Fluss. Bemerkung: Da der 0-Fluss existiert, kann man auch fragen: Gegeben ein Fluss f : 1. Ist f maximal? 2. Falls f nicht maximal ist, kann man f vergrößern? Zur 2. Frage: 6.1.4 Definition. Sei N (s, t) ein Netzwerk mit einem zulässigen Fluss f . Sei P ein (ungerichteter) s-v-Pfad (v ∈ V (D)). P = v0 ...vn , s = v0 , v = vn . Für alle e(vi , vj ) in P setze f (e)|c(e) vi / •vi+1 Restkapazität ε(e) := c(e) − f (e) j = i + 1 • f (e) i = j + 1 •vi o •vi+1 Rückfluss und ε(P ) := min{ε(e) | e ∈ P } 6.1.5 Beispiel. P 3/4 •s ε: 2/5 /•o 1 7/8 • 2 1 /• 1/2 / •t 1 ε(P ) = 1 Vorlesung 12 vom 16.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 66 KAPITEL 6. FLÜSSE IN NETZWERKEN 6.1.6 Definition. Sei N (s, t) ein Netzwerk, f ein Fluss, P ein s-v-Pfad. (i) P heißt f -saturiert, falls ε(P ) = 0 P heißt f -unsaturiert, falls ε(P ) > 0 Ein s-t-Pfad heißt f -augmentierend, falls er f -unsaturiert ist. (ii) Sei P = v0 ...vn f -augmentierend (v0 = s, vn = t). Setze den Fluss fP als: f (e) + ε(P ) e = (vi , vi+1 ) ∈ P fP (e) = f (e) − ε(P ) e = (vi+1 , vi ) ∈ P f (e) sonst 6.1.7 Übungsaufgabe. fP ist wirklich ein Fluss in N (s, t). Es gilt: val(fP ) = val(f ) + ε(P ) (ε(P ) > 0) Das heißt ∃ f -augmentierender Pfad ⇒ f ist nicht maximal. Vorlesung 12 vom 16.05.2011 6.1. MAXIMALE FLÜSSE 67 6.2 Minimale Schnitte 6.2.1 Definition. Sei N (s, t) ein Netzwerk. (i) Ein Schnitt in N (s, t) (s-t-Kantenschnitt) ist: → − CA := E (A, V − A) (Kanten, die „aus A herausgehen“) Wobei A ⊆ V (D) mit s ∈ A, t ∈ /A (ii) Sei CA ein Schnitt. Die Kapazität von CA ist X cap(CA ) := c(CA ) = c(e) → − e∈ E (A,V −A) (iii) Ein Schnitt CA heißt minimal, falls es keinen Schnitt kleinerer Kapazität gibt. 6.2.2 Beispiel. (i) A = {s} A = V (D) − {t} (ii) 3 @• /• 3 • A /• CA 2 • 5 A• 3 6 4 • 4 • 4 / • cap(CA ) = 20 6.2.3 Bemerkung. CA ist ein Schnitt ⇒ in D − CA existiert kein gerichteter s → t Pfad. 6.2.4 Definition. Sei N (s, t) ein Netzwerk, f ein Fluss, e ∈ E(D). e heißt (i) f -null, falls f (e) = 0 (ii) f -positiv, falls f (e) > 0 (iii) f -unsaturiert, falls c(e) − f (e) > 0 (iv) f -saturiert, falls f (e) = c(e) Vorlesung 13 vom 19.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 68 KAPITEL 6. FLÜSSE IN NETZWERKEN 6.2.5 Satz (Satz 1). Sei N (s, t) ein Netzwerk, f ein Fluss und CA ein Schnitt. Dann gilt: val(f ) ≤ cap(CA ) → − „=“gilt ⇔ alle e ∈ CA sind f -saturiert und alle e ∈ E (V − A, A) sind f -null. Beweis. cap(CA ) = c+ (A) sowie f + (A) ≤ c+ (A) (da f zulässig: 0 ≤ f (e) ≤ c(e)), f − (A) ≥ 0 Da s ∈ A, t ∈ / A, gilt nach Lemma 6.1.3 val(f ) = f + (A) − f − (A) ≤ c+ (A) = cap(CA ) Hier fehlt etwas! 6.2.6 Korollar (Korollar 2:). Sei N (s, t) ein Netzwerk, f ein Fluss, CA ein Schnitt l mit val(f ) = cap(f ) ⇒ f ist maximal und CA ist minimal. Beweis. Sei f 0 ein Fluss mit val(f ) ≤ val(f 0 ) Nach Satz 1 gilt: val(f ) ≤ val(f 0 ) ≤ cap(CA ) l ⇒ val(f ) = val(f 0 ) ⇒ f ist maximal. CA minimal analog. Praxis: Falls man Fluss f und Schnitt CA hat mit: → − e ∈ CA ist f -saturiert, e ∈ E (V − A, A) ist f -null Satz 1 ⇒ val(f ) = cap(CA ) Korollar 2 ⇒ f ist maximal und CA ist minimal. 6.3 Das Max-Flow Min-Cut Theorem 6.3.1 Satz (Satz 3:). Seii N (s, t) ein Netzwerk, f ein Fluss. Angenommen, es gibt keinen f -augmentierenden Pfad. Setze dann A := {v ∈ V (D) | ∃ f -unsaturierter s-v-Pfad in D (ungerichtet)} Dann gilt: f ist maximaler Fluss und CA ist minimaler Schnitt. Vorlesung 13 vom 19.05.2011 6.4. DER FORD-FULKERSON ALGORITHMUS 69 Beweis. Nach Voraussetzung gilt: t ∈ / A und s ∈ A → − ⇒ CA = E (A, V − A) ist ein Schnitt. Wegen “Praxis „reicht zu zeigen: (i) alle e ∈ CA sind f -saturiert → − (ii) alle e ∈ E (V − A, A) sind f -null (i) Sei e = (v, w) mit v ∈ A, w ∈ /A •v / •w Angenommen, e ist f -unsaturiert, dann ist c(e) − f (e) > 0 Da v ∈ A∃ f -unsaturierter Pfad s = v0 ...vn = v ⇒ v0 ...vn w ist f -unsaturierter s-w-Pfad Widerspruch zu w ∈ /A (ii) Sei e = (w, v), v ∈ A, w ∈ /A •v o •w Angenommen, e ist f -positiv (f (e) > 0) Da v ∈ A ∃ s = v0 ...vn = v f -unsaturiert ⇒ v0 ...vn w f -unsaturierter s-w-Pfad Widerspruch zu w ∈ /A 6.3.2 Satz (Max-Flow Min-Cut Theorem (Ford-Fulkerson)). Sei N (s, t) ein Netzwerk, f ein maximaler Fluss, CA ein minimaler Schnitt val(f ) = cap(CA ) Beweis. 1. Es existiert kein f -augmentierender Pfad (sonst ist f nicht maximal) 2. Satz 3 ⇒ ∃ A0 ⊆ V (D) so, dass CA0 minimaler Schnitt ist und val(f ) = cap(CA0 ) = cap(CA ) (CA0 erfüllt die Bedingungen von Satz 1) Also folgt mit Satz 1 val(f ) = cap(CA0 ) 6.4 Der Ford-Fulkerson Algorithmus Aufgabe: Gegeben Netzwerk und Fluss f . Vergrößere f zu einem maximalen Fluss und gib einen maximalen Schnitt an. Vorlesung 13 vom 19.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 70 KAPITEL 6. FLÜSSE IN NETZWERKEN 6.4.1 Satz. f maximal ⇔ @ f -augmentierenden Pfad 6.4.2 Definition. N (s, t) ein Netzwerk, f ein Fluss, T ⊆ N (s, t) ein Baum mit s ∈ V (T ) T heißt f -unsaturiert, falls ∀ v ∈ V (T ): sT v ist f -unsaturiert. Idee des Algorithmus: 1. Suche maximalen f -unsaturierten s-Baum T ⊆ N (s, t) •∈T e ist f -unsaturiert / / •∈T nimm e hinzu •∈T o e ist f -positiv Beispiel e e / •∈T nimm e hinzu 2. Falls t ∈ V (T ) ist |{z} sT t f -augmentierend =P vergrößere f durch P fP . Starte mit N (s, t) und fP in 1. Falls t ∈ V (T ) ⇒ T ist maximal f -unsaturiert. „Praxis“ ⇒ A = V (T ) bildet minimalen Schnitt CA und f ist maximaler Fluss. Wann terminiert der Algorithmus? • Start-Fluss ist schon maximal • 0-Fluss als Start + CE (D) → N • f : E(D) → N und C : E(D) → N Formal: Input: Netzwerk N (s, t), Fluss f Variablen: T Baum, 1. Initialisierung: T = ({s}, ∅), p(v) = ∅∀ v ∈ V (T ) 2. Falls: ∃ v ∈ / V (T ) und u ∈ V (t) mit (i) e = (u, v) ∈ E und e ist f -unsaturiert oder (ii) e = (v, u) ∈ E und e ist f -positiv wähle so ein v, wähle Möglichkeit (i) oder (ii). Setze T = (V (T ) ∪ {v}, E(T ) ∪ {e}), p(v) = u Gehe zu 2. Falls kein v wie oben existiert, gehe zu 3. Vorlesung 13 vom 19.05.2011 6.4. DER FORD-FULKERSON ALGORITHMUS 71 3. Falls t ∈ / V (T ): Ende. Output: f, A = V (T ) Falls t ∈ V (T ) bilde t, p(t), ..., pn (t) = s ist tT s = P Berechne ε(p) = min{ε(e) | e ist in E(P )} und für e = (pj−1 (t), pj (t)) ∈ E(P ) setze f (e) = f (e) + ε(p) for e = (pj (t), pj−1 (t)) ∈ E(P ) setze f (e) = f (e) − ε(p) Gehe mit diesem f (vergrößert) zu 1. Vorlesung 13 vom 19.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 73 7 Zusammenhang 7.1 Schnittknoten, Brücken, Blöcke 7.1.1 Definition. Sei G ein Graph, c(G) = #Zusammenhangskomponenten von G (i) v ∈ V (G) heißt Schnittknoten, falls c(G − v) > c(G) (ii) e ∈ E(G) heißt Brücke, falls c(G − e) > c(G) 7.1.2 Beispiel. (i) v G−v G Schnittecke (ii) e G G−e Brücke Bemerkung: eine Schleife ist nie eine Brücke. 7.1.3 Übungsaufgabe. (i) e ist eine Brücke in G ⇔ e ist in keinem Kreis in G enthalten. (ii) G ist zusammenhängend, |V (G)| ≥ 3, e = xy ist eine Brücke ⇒ x oder y ist ein Schnittknoten. 7.1.4 Übungsaufgabe. Sei G zusammenhängend, |V (G)| ≥ 3. Dann gilt: G hat keinen Schnittknoten ⇔ zu je zwei verschiedenen Knoten x, y existieren zwei Knoten-unabhängige x-y-Pfade in G. Vorlesung 14 vom 23.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 74 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.1.5 Definition. Sei G ein Graph, x, y ∈ V (G) und seien P, Q x-y-Pfade (i) P und Q heißen Knoten-unabhängig, falls V (P ) ∩ V (Q) = {x, y} (ii) P und Q heißen Kanten-unabhängig, falls E(P ) ∩ E(Q) = ∅ 7.1.6 Definition. Sei G ein Graph. Eine Zerlegung von G ist eine Familie von Teilgraphen G1 , ..., Gn , so, dass n ] E(G) = E(Gi ) i=1 7.1.7 Beispiel. Sei G einfach, v ∈ V (G) Cv ⊆ L(G) wie in Beispiel 3.2.11 ⇒ Cv , v ∈ V (G) ist eine Zerlegung von L(G). 7.1.8 Definition. (i) Sei G zusammenhängend. Eine Separierung von G ist eine Zerlegung G1 , G2 von G, sd: • G1 , G2 6= En ∀ n (Gi = • ist verboten) • G1 , G2 sind zusammenhängend • V (G1 ) ∩ V (G2 ) = {v} heißt separierender Knoten (ii) G allgemein. Eine Separierung ist Separierung einer Zusammenhangskomponente (iii) G heißt unseparierbar, falls G zusammenhängend ist und G keinen separierenden Knoten enthält. G heißt separierbar, falls G nicht unseparierbar ist. 7.1.9 Beispiel. (i) v v v G1 G G2 (ii) G1 G v G2 w (iii) Jeder Kreis Cn ist unseparierbar Vorlesung 14 vom 23.05.2011 v v w 7.1. SCHNITTKNOTEN, BRÜCKEN, BLÖCKE 75 7.1.10 Bemerkung. (i) Sei G zusammenhängend, |V (G)| ≥ 2, ∃ v ∈ V (G) : G hat eine Schleife an v ⇒ v ist separierend, G1 = vv = e, G2 = G − e (i) (ii) G ist unseparierbar und |V (G)| ≥ 2 ⇒ G ist einfach 7.1.11 Lemma. Sei G ein Graph, v ∈ V (G) v ist ein Schnittknoten ⇒ v ist separierend 7.1.12 Übungsaufgabe. Sei G einfach. Dann gilt für v ∈ V (G): v ist separierend ⇒ v ist ein Schnittknoten 7.1.13 Bemerkung. Wenn G einfach ist, gilt Äquivalenz: separierend ⇔ Schnittknoten Beweis des Lemmas: oBdA ist G zusammenhängend. Seien C1 , ..., Cr die Komponenten von G − v (r ≥ 2) Setze G1 := G[V (C1 ) ∪ {v}] G2 := G[V (C2 ) ∪ · · · ∪ V (Cr ) ∪ {v}] − {s} = {v, v} ← falls an v eine Schleife liegt Behauptung: G1 , G2 ist eine Separierung von G. • E(G) = E(G1 ) ] E(G2 ) Sei xy = e ∈ E(G) – Falls x = v und y = v ⇒ e ∈ E(G1 ), e ∈ / E(G2 ) ( – Falls x = v und y = 6 v ⇒ y ∈ Ci für genau ein i ⇒ e = xy ∈ E(G1 ), i = 1 E(G2 ), i ≥ 2 Beobachtung: Da G zusammenhängend ist, hat v zu jeder Komponente Ci mindestens eine Kante. • ⇒ G1 und G2 sind zusammenhängend • ⇒ G1 und G2 sind nicht En ’s • V (G1 ∩ G2 ) = {v} ⇒ Behauptung Vorlesung 14 vom 23.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 76 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.1.14 Satz (Whitney). Sei G zusammenhängend. Dann gilt: G ist unseparierbar ⇔ je zwei Kanten von G liegen auf einem gemeinsamen Kreis in G. Beweis. • „⇐“ Angenommen, G ist separierbar mit Separierung G1 , G2 und v als separierendem Knoten. Da G1 und G2 keine En ’s sind, existiert eine Kante ei in Gi , die zu v inzident ist. Falls e1 oder e2 Schleife ⇒ @ Kreis, der e1 und e2 beinhaltet. (Kreise sind Knoten-injektiv, ausgenommen v1 = vn ). Dieses Argument kann man auf alle Schleifen in G anwenden. ⇒ G, G1 , G2 sind einfach 7.1.12 ⇒ v ist ein Schnittknoten Seien v1 , v2 Nachbarn von v in G1 und G2 mit e1 = {v1 , v}, e2 = {v2 , v}. Da v ein Schnittknoten ist, existiert kein v1 -v2 -Pfad in G − v. ⇒ in G existiert kein Kreis, der e1 und e2 beinhaltet. Widerspruch! • „⇒“ Sei G unseparierbar (⇒ G ist einfach) Seien e1 , e2 Kanten von G. Unterteile e1 und e2 durch Zwischenknoten v1 und v2 •x1 e1 •x2 → •x1 • v1 •x2 •y1 e2 •y2 → •y1 •v2 •y2 Sei H der resultierende Graph. H ist auch unseparierbar (Warum?) und zusammenhängend. Also gibt es keinen Schnittknoten (jeder Schnittknoten ist separierend). 7.1.4 ⇒ ∃ 2 Knoten-unabhängige v1 -v2 -Pfade in H: P und Q. x1 v1 x2 degH (v1 ) = 2 Q P degH (v2 ) = 2 y1 v2 y2 Also gibt es einen Kreis in H, der v1 und v2 beinhaltet. 7.1.15 Definition. Sei G ein Graph. Ein Block B ist ein unseparierbarer Teilgraph von G, der maximal ist mit dieser Eigenschaft. Vorlesung 14 vom 23.05.2011 7.1. SCHNITTKNOTEN, BRÜCKEN, BLÖCKE 77 7.1.16 Beispiel. B1 B2 B3 7.1.17 Bemerkung. (i) Sei B ein Block, der eine Schleife vv enthält ⇒ B = ({v}, {vv}) (ii) Jeder Block ist zusammenhängend. Vorlesung 14 vom 23.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 78 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.1.18 Bemerkung. Sei G ein Graph. Dann gilt: a) B1 6= B2 sind Blöcke von G ⇒ |V (B1 ) ∩ V (B2 )| ≤ 1 b) B1 , ..., Bn sind alle Blöcke von G ⇒ B1 , ..., Bn ist eine Zerlegung von G c) C ⊂ G Kreis ⇒ ∃ Block B mit C ⊂ B d) B1 6= B2 sind Blöcke von G, v ∈ V (B1 ) ∩ V (B2 ) ⇒ v ist separierend e) v ist separierend ⇒ v liegt in mindestens 2 Blöcken Beweis. a) Angenommen, B1 und B2 enthalten mindestens 2 gemeinsame Knoten ⇒ B1 und B2 sind einfach. Da B1 6= B2 und B1 sowie B2 maximal unseparierbar ⇒ B1 * B2 und B2 * B1 Setze B := B1 ∪ B2 . Es gilt: B1 ( B, B2 ( B, B ist einfach. Behauptung: B ist unseparierbar. (dann Widerspruch zu B1 und B2 maximal unseparierbar) Sei v ∈ V (B). Dann ist v separierend genau dann, wenn v ein Schnittknoten ist. B − v = (B1 − v) ∪ (B2 − v) Da B1 − v und B2 − v zusammenhängend sind (B1 , B2 sind unseparierbar) und V (B1 − v) ∩ V (B2 − v) 6= ∅, ist B − v zusammenhängend. ⇒ v ist kein Schnittknoten ⇒ B ist unseparierbar. b) Behauptung: E(G) = n ] E(Bi ) i=1 Sei e = vw ∈ E(G) ⇒ G[{v, w}] ⊆ G ist unseparierbar ⇒ e ist in einem maximal unseparierbarem Teilgraphen enthalten, also in einem Block. Angenommen, e = vw ∈ E(G) liegt in verschiedenen Blöcken B1 6= B2 , dann: 1. Fall: (v 6= w) Widerspruch zu a) 2. Fall: (v = w) e = vv ⊆ B1 ⇒ B1 = vv = B2 Widerspruch c) Ein Kreis C ⊂ G ist unseparierbar ⇒ C liegt in einem maximal unseparierbarem Teilgraphen, also in einem Block. d) B1 6= B2 , v ∈ V (B1 ) ∩ V (B2 ) • Falls vv ∈ E(G) ⇒ v ist separierend Vorlesung 15 vom 26.05.2011 7.1. SCHNITTKNOTEN, BRÜCKEN, BLÖCKE 79 • Falls vv 6∈ E(G) ⇒ |V (B1 )| ≥ 2, |V (B2 )| ≥ 2 Da B1 , B2 zusammenhängend sind, existieren v-Nachbarn x 6= v in B1 , y 6= v in B2 Behauptung: In G − v existiert kein x-y-Pfad, aber in G: xvy (⇒ v ist Schnittknoten ⇒ v ist separierend) Sonst: ∃ x-y-Pfad P = x...y in G − v ⇒ C = x . . . yvx ⊂ G Kreis ⇒ C ⊆ B1 oder C ⊆ B2 Widerspruch! e) Sei v separierend mit Separierung G1 , G2 ⇒ In G1 und G2 ist v zu jeweils einer Kante inzident. Diese Kante liegt jeweils in einem Block: 1 G1 -Block, 1 G2 -Block 7.1.19 Definition. Sei G ein Graph. Der Blockgraph B(G) ist der bipartite Graph: V (B(G)) = B ] S wobei B: Menge der G-Blöcke, S: Menge der separierenden Knoten von G mit B ∼B(G) s :⇔ s ∈ B B ∈ B, s ∈ S 7.1.20 Beispiel. B1 B1 s1 G= s1 B2 B3 B(G) = s2 B2 s2 B4 B3 B4 7.1.21 Lemma. Sei G ein Graph. (i) G ist zusammenhängend ⇒ B(G) ist zusammenhängend (ii) B(G) ist kreisfrei Folgerung: G zusammenhängend ⇒ B(G) Baum Beweis. (i) Da jeder separierende Knoten in einem Block liegt (Proposition e)) reicht: Für zwei Blöcke B 6= B 0 existiert ein B-B 0 -Pfad in B(G) Vorlesung 15 vom 26.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 80 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG Sei v ∈ V (B) und w ∈ V (B 0 ). Da G zusammenhängend ist, existiert ein v-w-Pfad in G: v0 v1 . . . vn−1 vn |{z} |{z} =v∈B =w∈B 0 Wegen Proposition b) liegt jede Kante vi vi+1 aus P in genau einem Block Bi . Falls es einen Blockwechsel entlang P Bi → Bi+1 in vi vi+1 vi+2 gibt mit Bi = 6 Bi+1 ⇒ {vi+1 } = V (Bi ) ∩ V (Bi+1 Prop. d) ⇒ vi+1 ist separierend, also vi+1 ∈ S Das ergibt einen B-B 0 -Pfad in B(G) (ii) Sei C = s1 B1 s2 B2 ...sn Bn s1 ein Kreis in B(G) so, dass alle Knoten verschieden sind. Da die Bi zusammenhängend sind, existiert ∀ 0 ≤ i < n ein si -si+1 -Pfad Pi in Bi in G. Baue diese Pfade zusammen: P P s1 →1 s2 ... → sn →n s1 Das ergibt einen geschlossenen Kantenzug, der keine Kreise enthalten kann (Proposition c)). Widerspruch! Bemerkung: G zusammenhängend ⇒ B(G) Baum. Dann ist jedes Blatt von B(G) ein Block (wegen Proposition e) ⇒ degB(G) (si ) ≥ 2) 7.2 Knoten- und Kantenzusammenhang 7.2.1 Definition. Sei G ein Graph, x 6= y in V (G). (i) U ⊆ V (G) − {x, y} heißt x-y-Knotenschnitt, falls x und y in G − U in verschiedenen Komponenten liegen. U ⊆ V (G) heißt Knotenschnitt, falls ∃ x 6= y : U ist ein x-y-Knotenschnitt. (ii) F ⊆ E(G) heißt x-y-Kantenschnitt, falls x und y in G − F in verschiedenen Komponenten liegen. G − F heißt Kantenschnitt, falls ∃ x 6= y : F ist ein x-y-Kantenschnitt. Vorlesung 15 vom 26.05.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 81 7.2.2 Bemerkung. (i) U = {v} ist ein Knotenschnitt ⇔ v ist ein Schnittknoten F = {e} ist Kantenschnitt ⇔ e ist eine Brücke (ii) Sei A ⊆ V (G) mit x ∈ A, y ∈ /A ⇒ E(A, V − A) := {vw ∈ E(G) | v ∈ A, w ∈ / A} ist ein x-y-Kantenschnitt 7.2.3 Übungsaufgabe. Sei F ⊆ E(G) ein x-y-Kantenschnitt, der als Kantenschnitt minimal ist, das heißt ∀e ∈ F ist F −{e} kein Kantenschnitt. Dann existiert A ⊆ V (G) mit x ∈ A, y ∈ / A und F = E(A, V − A) 7.2.4 Definition. Sei G ein Graph, x 6= y ∈ V (G) (i) K(x, y) := sup{n | ∃ n paarweise Knoten-unabhängige x-y-Pfade in G} (ii) K̂(x, y) := inf{n | ∃ x-y-Knotenschnitt U mit #U = n} (iii) G heißt K-zusammenhängend, falls ∀ x 6= y ∈ V (G) : K(x, y) ≥ K (iv) K(G) := inf{K(x, y) | x 6= y} heißt Zusammenhangszahl von G (v) K0 (x, y) := sup{n | ∃ n paarweise Kanten-unabhängige x-y-Pfade in G} (vi) K̂0 (x, y) := inf{ | ∃ x-y-Kantenschitt F mit #F = n} (vii) G heißt K-Kanten-zusammenhängend, falls ∀ x 6= y : K0 (x, y) ≥ K (viii) K0 (G) := inf{K0 (x, y) | x 6= y} heißt Kantenzusammenhangszahl von G 7.2.5 Beispiel. (i) x y K(x, y) = 2 (ii) (iii) Vorlesung 15 vom 26.05.2011 K0 (x, y) = 2 K(Pn ) = K0 (Pn ) = 1 K(Cn ) = K0 (Cn ) = 2 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 82 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.2.6 Bemerkung. (i) G ist zusammenhängend ⇔ Kantenzusammenhängend G ist 1-zusammenhängend ⇔ G ist 1- (ii) G ist k-zusammenhängend ⇔ K(G) ≥ k G ist k-Kanten-zusammenhängend ⇔ K0 (G) ≥ k 7.1.4 (iii) Sei G zusammenhängend. G enthält keinen Schnittknoten ⇔ K(G) ≥ 2 (iv) x ∼G y ⇒ K̂(x, y) = ∞ (v) K̂(x, y) ≥ K(x, y), K̂0 (x, y) ≥ K0 (x, y) (vi) K(x, y) ≤ K0 (x, y) (vii) K0 (x, y) ≤ min{deg(x), deg(y)} (viii) K(G) ≤ K0 (G) ≤ δ(G) (Minimalgrad) Denn: angenommen, K0 (G) nimmt das Infimum bei K0 (x, y) = K0 (G) an (vi) ⇒ K(G) ≤ K(x, y) ≤ K0 (x, y) = K0 (G) und (vii) ⇒ K0 (G) = K0 (x, y) ≤ min{deg(x), deg(y)} Vorlesung 15 vom 26.05.2011 ⇒ K0 (G) ≤ δ(G) 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 83 7.2.7 Satz (Menger, Kantenfassung). Sei G ein Graph und x 6= y ∈ V (G). Dann gilt K0 (x, y) = K̂0 (x, y) Beweis. oBdA sei G einfach. Definiere ein Netzwerk N (x, y): V (G) = V (D) Behauptung: i) K0 (x, y) = max{val(f ), f Fluss in N (x, y)} ii) K̂0 (x, y) = min{cap(CA )|CA ∈ V (D), x ∈ A, y 6∈ A} Damit folgt der Satz aus dem MaxFlow-MinCut Theorem. ad (ii): Sei F ⊆ E(G) ein minimaler x-y-Kantenschnitt. Nach ÜA existiert A ⊆ V (G) mit x ∈ A, y 6∈ A und F = E(A, V /A). → − ⇒ #F = #E(A, V /A) = # E (A, V /A) = cap(CA ) ⇒ K̂0 (x, y) ≥ min{cap(CA )} → − Sei CA = E (A, V /A) ein minimaler Schnitt in N (x, y) → − ⇒ cap(CA ) = # E (A, V /A) = #E(A, V /A) ⇒ cap(CA ) ≥ K̂0 (x, y) ⇒ (ii) → − ad (i): Sei P = v0 ...vn ein x-y-Pfad in G. Dann ist P = v0 ...vn ein gerichteter x-y-Pfad − → −→ in D. Seien P1 , .., Pm maximal viele kantenunabhängige Pfade, m = K0 (x, y). Definiere Fluss f via ( → − 1 v → w ∈ Pi f (e) = ⇒ val(f ) = m 0 sonst ⇒ max val(f ) ≥ K0 (x, y) Sei f ein maximaler Fluss in N (x, y). oBdA sei f ganzzahlig. Es gilt: f (e) ∈ {0, 1} Sollte es einen orientierten Kreis geben, der überall Flusswert 1 hat, entferne diese Werte aus dem Fluss. Fluss f 0 mit val(f 0 ) = val(f ) Insbesondere tritt nicht auf. oBdA enthält D keine solchen Kreise. / •v1 ) = 1 Falls val(f ) > 0, existiert v1 mit f ( •x Ist v1 = y fertig Ist v1 6= y, so existiert wegen Flussbedingung v2 mit f ( •x •v1 ) = 1 v0 v1 . . . vn Pfad. Wegen Endlichkeit von D gilt oBdA vn = y gerichteter x-y-Pfad Reduziere f entlang P um 1. Vorlesung 16 vom 30.05.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 84 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG f 0 mit val(f 0 ) = val(f ) = 1 Falls val(f 0 ) > 0 wiederhole Vorgang Pfad Q... Bemerkung: P und Q sind in G kantenunabhängig, da • auftritt. ⇒ K0 (x, y) ≥ val(f ) ⇒ K0 (x, y) = max val(f ) • in N (x, y) nicht 7.2.8 Satz (Menger, 1. Knotenfassung). Seien x 6= y, x 6∼G y. Dann gilt K(x, y) = K̂(x, y) Beweis. oBda ist G einfach. Konstruiere folgendes Netzwerk N (x, y): V (D) := {x, y} ] {v − , v + |v ∈ V (G) − {x, y}} Sei n groß, zum Beispiel n = 2 · |V (G)|. Behauptung: (i) K(x, y) = max{val(f )|f Fluss in N (x, y)} (ii) K̂(x, y) = min{cap(CA )|A ⊆ V (D), x ∈ A, y ∈ V − A} → − ad (i): Sei P = v0 ...vn ein x-y-Pfad in G. Dann ist P = v0 ...vn gerichteter x-y-Pfad in D. Seien nun P1 , ..., Pm maximal viele paarweise knotenunabhängige x-y-Pfade, − → −→ dann sind auch P1 , .., Pm paarweise knotenunabhängig. Definiere Fluss f indem → − jede Kante aus Pi den Wert 1 bekommt, sonst 0. ⇒ val(f ) = m = K(x, y) ⇒ max val(f ) ≥ K(x, y) Sei f ein maximaler Fluss in N (x, y). oBdA sei f ganzzahlig. Sollte es orientierte Kreise mit Wert 1 geben, werden sie weggelassen f 0 mit 0 val(f ) = val(f ) = 1 oBdA enthält N (x, y) keine solchen Kreise. Sei val(f ) > 0. Sei v0 = x. Es existiert v1 6= x mit f ( •x •v1 ) 6= 0 − + x v1 Da v1 → v1 Kapazität 1 hat, muss f ( • • ) = 1. + Sollte nun f ( •v1 •y ) 6= 0, so sei v2 = y Pfad v0 v1 v2 v1+ − Falls nicht, so existiert v2 6= v0 , v1 mit f ( • •v2 ) 6= 0 usw. Pfad xv1 ...vn−1 y = P Reduziere Flusswert entlang P um 1 f 0 mit val(f 0 ) = val(f ) − 1 und − + ∀1 ≤ i ≤ n − 1 ist f ( •vi •vi ) = 0. 0 Falls val(f ) > 0 verfahre genauso. Pfade x = w0 ...wn = y knotenunabhängig zu P. K(x, y) ≥ val(f ) = max val(f ) ⇒ (i) Vorlesung 16 vom 30.05.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 85 ad (ii): Sei U ⊆ V (G) − {x, y} ein minimler x-y-Schnitt in G. Setze A := {a ∈ V (D)|∃ ein gerichteter x-a-Pfad in D −{ •v − 1 − + •v |v ∈ U } + ⇒ CA = { •v •v |v ∈ U } #U = capCA ≥ min ∩ Sei A ⊆ V (D) ein Schnitt minimaler Kapazität mit x ∈ A, y 6∈ A. Behauptung: CA ⊆ {P f eil|v ∈ V (G) − {x, y}}. n − / Angenommen •x∈A •v ∈A . Modifiziere A durch •x∈A ⇒ Kapazitt des Schnitts echt kleiner ⇒ Widerspruch! + n / •y ist richtungsdual, also auch nicht vorhanden. •v Bleibt Modifiziere zu Schnitt mit Kapazität ≤ cap(CA ) ⇒ Behauptung Setze nun U := {v|v − ∈ A, v + 6∈ A} Behauptung: U ist ein x-y-Schnitt. Ansonsten existiert ein x-y-Pfad in D − {v|v − ∈ A, v + 6∈ A} Widerspruch zu A x-y-Schnitt in N (x, y). K̂0 (x, y) ≤ #U = #CA = capCA ⇒ (ii) Vorlesung 16 vom 30.05.2011 n •v − ∈A 1 •v Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr + ∈A 86 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.2.9 Satz (Sätze von Menger). 1. ∀x 6= y : K0 (x, y) = K̂0 (x, y) 2. ∀x 6= y mit x 6∼G y : K(x, y) = K̂(x, y) Ziel: K(G) = min{K(x, y) | x 6= y} mit K̂(x, y) verstehen (mit Menger) 7.2.10 Satz (Whitney). Sei G Graph, der Knoten x0 6= y0 enthält mit x0 6∼G y0 . ⇒ K(G) = min{K(x, y) | x 6= y und x 6∼G y} 7.2.11 Folgerung. (mit Menger) K(G) = min{K̂(x, y) | x 6= y und x 6∼G y} Beweis des Satzes. oBdA sei G einfach. Sei u 6= v mit K(G) = K(u, v). Fall 1: u 6∼G v ⇒ Behauptung Fall 2: u ∼G v. Ziel: Finde z 6= u und z 6∼G v mit K(u, v) = K(u, z) Sei e = uv. Setze H := G − e. Dann gilt: u 6∼H v. Nach Menger gilt: Fall 1. KH (u, v) = K̂H (u, v) Dann gilt: i) Jede maximal große Familie knoten-unabhängiger u-v-Pfade in G muss den Pfad uv beinhalten. ii) Durch den Pfad uv kann man jede Familie Knoten-unabhängiger u-v-Pfade in H zu einer um 1 größeren Familie in G ergänzen. Daraus folgt: (i) KG (u, v) ≤ KH (u, v) + 1 und (ii) KH (u, v) + 1 ≤ KG (u, v) Also: KG (u, v) = KH (u, v) + 1 Sei nun X ein u-v-Schnitt in H mit: |X| = K̂H (u, v) = KH (u, v) ⇒ K(G) = KG (u, v) = KH (u, v) + 1 = |x| + 1 Vorlesung 17 vom 06.06.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 87 Fall A: x = V (G) − {u, v} ⇒ K(G) = |V (G)| − 1 ⇒ δ(G) ≥ |V (G)| − 1 G einfach ⇒ G = Kn Widerspruch zur Voraussetzung: x0 6∼ y0 Fall B: ∃z ∈ V (G) − (X ∪ {u, v}) oBdA liege z nicht in der u-Komponente von H − X. (z kann nicht in der u- und der v-Komponente liegen). ⇒ z 6∼G u Behauptung: X ∪ {v} ist ein u-z-Knotenschnitt in G. Denn: Ein u-z-Pfad in G − (X ∪ {v}) wäre auch ein u-z-Pfad in H − X. Widerspruch! Also: K̂G (u, z) ≤ |X ∪ {v}| = |X| + 1 = K(u, v) Menger für u 6∼G z: KG (u, z) = K̂G (u, z) ≤ KG (u, v) = K(G) ⇒ K(G) = KG (u, z) ⇒ Behauptung 7.2.12 Definition. G Graph, A, B ⊆ V (G) i) Ein Pfad P heißt A-B-Pfad, falls der Startknoten in A und der Endknoten in B liegt, ansonsten aber P zu A und B disjunkt ist. ii) X ⊆ V heißt A-B-separierend, falls für jeden A-B-Pfad P gilt: V (P ) ∩ X 6= ∅. Vorlesung 17 vom 06.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 88 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.2.13 Bemerkung. Bemerkung: i) X = A ∪ B ist A-B-separierend ii) für A = {x}, B = {y} und X ⊆ V − {x, y} gilt: X ist A-B-separierend ⇔ X ist trennend, das heißt, X ist x-y-Knotenschnitt 7.2.14 Satz (Menger, 2. Knotenfassung). G Graph, A, B ⊆ V (G). Dann gilt: min{#X | X ⊆ V (G) ist A-B-separierend} = max{n | ∃ n paarweise disjunkte A-B-Pfade in G} Beweis. Füge zu G zwei neue Knoten x, y hinzu (oBdA x, y 6∈ V (G)) mit Kanten: xa ∀a ∈ A by ∀b ∈ B Graph H G X Y A B Es gilt: i) Jeder x-y-Pfad Q in H enthält einen A-B-Pfad. ii) xP y und xP 0 y sind in H Knoten-unabhängig ⇔ P und P 0 sind in G disjunkt KH (x, y) = max{n | ∃ n P -disjunkte A-B-Pfade in G} iii) X ⊆ V (G) ist A-B-separierend ⇔ X ⊆ V (H) − {x, y} ist x-y-Knotenschnitt ⇒ K̂H (x, y) = min{#X | X ⊆ V (G) ist A-B-separierend} ⇒ fertig mit Menger 1. Knotenfassung Vorlesung 17 vom 06.06.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 89 Anwendung von Menger: Matchings in bipartiten Graphen 7.2.15 Definition. G Graph. i) M ⊆ E(G) heißt Matching, falls für e 6= e0 aus M gilt: e ∩ e0 = ∅ ii) M ⊆ E(G) sei Matching. v ∈ V (G) heißt duch M saturiert, falls e ∈ M existiert mit v ∈ e (e ist eindeutig) iii) M ⊆ E(G) Matching heißt perfekt, falls alle Knoten aus V (G) durch M saturiert sind. iv) m(G) := max{n | ∃ Matching M mit #M = n} 7.2.16 Beobachtung. i) M Matching |V (G)| 2 |V (G)| ⇒ m(G) ≤ 2 ⇒ #M ≤ ii) M perfekt ⇔ #M = existieren kann. |V (G)| 2 ⇒ |V (G)| muss gerade sein, damit perfektes Matching 7.2.17 Beispiel. Matching: 7.2.18 Definition. G Graph i) S ⊆ V (G) heißt Träger, falls: ∀e ∈ E(G) ∃v ∈ S mit v ∈ e ii) s(G) := min{#S | S ⊆ V (G) Träger} Bemerkung: S = V (G) ist Träger ⇒ s(G) ≤ |V (G)| Vorlesung 17 vom 06.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 90 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.2.19 Beispiel. Träger: 7.2.20 Lemma. G Graph, S Träger, M Matching ⇒ #M ≤ #S 7.2.21 Folgerung. m(G) ≤ s(G) Warnung: Das ist i.A. strikt: m(K3 ) = 1, s(K3 ) = 2 Beweis des Lemmas. Jede Kante e ∈ M ist mit mindestens einem S-Knoten inzident, da S Träger. Da M Matching, sind für e 6= e0 solche Knoten verschieden. 7.2.22 Satz (Koenig). Sei G bipartit. Dann gilt: m(G) = s(G) Beweis. Sei V (G) = A ] B Bipartition mit A und B unabhängig. Dann gilt: i) disjunkte A-B-Pfade (haben Länge 1) entsprechen einem Matching ii) S ⊆ V (G) ist Träger ⇔ S ist A-B-separierend. ⇒ fertig mit Menger, 2. Knotenfassung 7.2.23 Satz (Heiratssatz (Hall)). Sei G bipartit mit Bipartition V (G) = A ] B. Dann sind äquivalent: i) G enthält Matching M , das A vollständig saturiert (falls |A| = |B| perfektes Matching) ii) ∀ S ⊆ A gilt: |N (S)| ≥ |S| wobei N (S) = {b ∈ B | ∃a ∈ S mit a ∼G b} Beweis. (i) ⇒ (ii): Sei M ⊆ E(G) Matching, das A saturiert. ⇒ ∀a ∈ A ∃ba ∈ B mit aba ∈ M . Da M Matching, ist für a 6= a0 auch ba 6= ba0 ⇒ |S| ≤ |N (S)|, weil a 7→ ba injektiv. (ii) ⇒ (i) Idee: König anwenden. Braucht: m(G) ≥ #A (dann saturiert ein maximales Matching Vorlesung 17 vom 06.06.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 91 ganz A) Falls #A = #B und M mit #M ≥ #A = #B, so saturiert M auch B und M ist perfekt. Zeige: s(G) ≥ #A. Dann fertig mit König. Sei S = SA ] SB minimaler Träger mit SA ⊆ A, SB ⊆ B. Behauptung: #S ≥ #A Da S Träger, existieren keine Kanten zwischen A − SA und B − SB (∗) ⇒ N (A − SA ) ⊆ SB (∗) #S = #SA + #SB ≥ #SA + #N (A − SA ) ii) ≥ #SA + #(A − SA ) = #A Vorlesung 17 vom 06.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 92 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG Bemerkung: PÜ 8 und 9 sind hochgradig klausurrelevant!!! 7.2.1 Nachträge und das Fan-Lemma 7.2.24 Korollar (Korollar zu Whitney). Sei G ein Graph. Äquivalent sind: (i) G ist n-zusammenhängend (K(G) ≥ n) (ii) n ≤ |V (G)| − 1 und @ Schnitt der Größe ≤ n − 1 Beweis. oBdA G einfach. Sei G nicht vollständig. Whitney+Menger: K(G) = min{K̂(x, y) | x 6= y und x 6∼G y} (i) ⇒ (ii) δ(G) ≥ K(G) ≥ n ⇒ |V (G)| ≥ n − 1 ∀x 6= y und x 6∼G y: K̂(x, y) ≥ K(G) ≥ n ⇒ @ Schnitt der Größe ≤ n − 1 (ii) ⇒ (i) Es gilt: K̂(x, y) ≥ ∀x, y ⇒ K(G) ≥ n Sei G = Km . Da K(Km ) = m − 1 ist K(Km ) ≥ n ⇔ m − 1 ≥ n + im Km existiert überhaupt kein Schnitt. 7.2.25 Lemma (Lemma 1). G Graph, A, B ⊆ V (G) H := (V (G) ] {x, y}, E(G) ∪ {xa | a ∈ A} ∪ {by | b ∈ B} ⇒ KH (x, y) = max{n | ∃n paarweise disjunkte A-B-Pfade} Vorlesung 18 vom 09.06.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 93 7.2.26 Lemma (Lemma 2). Sei G n-zusammenhängend und v1 , ..., vm ∈ V (G) mit m ≥ n. Sei H := (V (G) ] {y}, E(G) ∪ {yvi | i = 1, ..., m}) ⇒ H ist n-zusammenhängend Beweis. Verwende das Korollar zu Whitney: |V (H) − 1| ≥ m ≥ n Zeige: ∀S ⊆ V (H) mit #S = n − 1 ist H − S zusammenhängend ⇒ K(H) ≥ n Fall 1: y∈S ⇒ H − S = G − (S − {y}) zusammenhängend, da G n-zusammenhängend und #(S − {y}) = n − 2 Fall 2: y 6∈ S ⇒ G − S zusammenhängend, da G n-zusammenhängend und degH (y) = m ≥ n ⇒ ∃ z ∼H y mit z 6∈ S. Proposition: Sei G n-zusammenhängend, A, B ⊆ V (G) mit #A ≥ n, #B ≥ n. Dann existieren in G n paarweise disjunkte A-B-Pfade. Beweis. Nach vorigem Lemma 2 ist der Graph H (wie im Lemma 1) n-zusammenhängend ⇒ K(H) ≥ n Vorlesung 18 vom 09.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 94 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG Nach Lemma 1 gilt: max{m | ∃m paarweise disjunkte A-B-Pfade } = KH (x, y) ≥ K(H) ≥ n 7.2.27 Lemma (Fan-Lemma). Sei G n-zusammenhängend, x ∈ V (G) und Y ⊆ V (G) − {x} mit #Y ≥ n. Dann existiert ein n-Fan in G von x nach Y , das heißt eine Familie P1 , ..., Pn von x-Y -Pfaden mit: ∀i 6= j : V (Pi ) ∩ V (Pj ) = {x} Y = {y1 , ..., ym } Beweis: Übungsaufgabe 7.2.28 Satz (Dirac). Sei n ≥ 2 und sei G n-zusammenhängend, S ⊆ V (G) mit #S = n. Dann existiert ein Kreis C ⊆ G mit S ⊆ V (C) Vorlesung 18 vom 09.06.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 95 Beweis. Induktion nach n. n = 2: Sei S = {x, y} KG (x, y) ≥ K(G) ≥ 2 ⇒ ∃ P, Q Knoten-unabhängige x-y-Pfade in G. C ⊆ G mit S ⊆ V (G) n ≥ 3: Sei x ∈ S und setze T := S − {x}. G n-zusammenhängend ⇒ G (n − 1)-zusammenhängend. Nach IV existiert Kreis C ⊆ G mit T ⊆ V (C). Falls x ∈ V (C) fertig. Falls #V (C) ≥ n: Nach dem Fan-Lemma existiert ein n-Fan von x nach V (C). T unterteilt C in n − 1 Segmente. Der n-Fan hat n verschiedene Endpunkte auf C ⇒ mindestens 2 sind im gleichen Segment. Kreis, der T und x beinhaltet (siehe Bild) Falls #V (C) = n − 1: Fan-Lemma gibt (n − 1)-Fan von x nach V (C) ⇒ Endkoten sind genau V (C) = T Bild fast genauso wie beim anderen Fall Vorlesung 18 vom 09.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 96 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.2.2 Die rekursive Struktur 3-zusammenhängender Graphen 7.2.29 Lemma (Lemma 1). Sei G 2-zusammenhängend und S = {x, y} ein Knotenschnitt in G sowie C eine Komponente von G − {x, y}. Setze T := G[V (C) ∪ {x, y}] ∪ {{x, y}} Dann ist T 2-zusammenhängend. Beweis. T ist zusammenhängend: Da S minimaler Schnitt sind nach ÜA 9.2 sowohl x als auch y zu C benachbart. Es gilt: |V (T )| − 1 ≥ 3 − 1 = 2. Zeige: T hat keinen Schnittknoten (⇒ T ist 2-zusammenhängend) Sei v ∈ V (T ) Schnittknoten, der a 6= b aus V (T ) trennt. ⇒ x ∼T y oBdA ist a 6= x, y ⇒ a ∈ V (C). Weiterhin ist v 6= x, y ⇒ v ∈ V (C). Da G 2-zusammenhängend, ist G-v zusammenhängend. Also existiert a-b-Pfad in G − v. Dieser kann nicht ganz in G[V (C) ∪ {x, y}] = T − {{x, y}} liegen. Vorlesung 18 vom 09.06.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 97 ⇒ P sieht oBdA so aus: v0 ... vi ... vj ... vn |{z} |{z} |{z} |{z} =a =x =y =b mit vi ... vj in einer von C verschiedenen Komponente C 0 |{z} |{z} =x =y 7.2.30 Lemma. Sei G 3-zusammenhängend mit |V (G)| ≥ 5. Dann existiert eine Kante e ∈ E(G), so dass Ge 3-zusammenhängend ist. Erinnerung: e = vw Vorlesung 18 vom 09.06.2011 Ge := (G − e)v ≈ w Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 98 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG Bemerkung: Falls e = vv, ist Ge = G − e. ⇒ ist e Schleife und G 3-zusammenhängend, so ist auch Ge = G−e 3-zusammenhängend. Bemerkung: K4 ist der kleinste 3-zusammenhängende einfache Graph. Beweis. oBdA sei G einfach. Es gilt: |V (Ge)| − 1 ≥ 4 − 1 = 3. Angenommen, ∀e ∈ E(G) gilt: K(Ge) ≤ 2, also K(Ge) = 2 (K(Ge) ≥ 2) Behauptung: ∀x ∼G y existiert z, so dass {x, y, z} ein Schnitt in G ist. Dann: Sei e = xy. K(Ge) = 2. Sei {v, z} Schnitt in Ge. oBdA ist z 6= ve . G − z ist 2-zusammenhängend, aber (G − z)e = Ge − z. A 10.2 Hat Schnittknoten w ⇒ w = ve ⇒ G − {x, y, z} = (Ge − z) − ve ist unzusammenhägend ⇒ Behauptung Wähle x ∼G y und z so, dass es in G − {x, y, z} eine Komponente F maximaler Größe gibt. Betrachte: G − z ist 2-zusammenhängend, {x, y} ist (minimaler) Schnitt. ⇒x∼G y H := (G − z)[V (F ) ∪ {x, y}] ist nach Lemma 1 2-zusammenhängend. {x, y, z} ist minimaler Schnitt ⇒ ∃ eine weitere Komponente mit Knoten u so, dass u ∼ z. ⇒Beh. ∃v mit {u, z, v} ist Schnitt in G. ⇒H ist 2-zshgd. H − v ist zusammenhängend ⇒ H − v liegt in G − {u, z, v}-Komponente ⇒ diese ist größer als F ⇒ Widerspruch! Vorlesung 18 vom 09.06.2011 7.2. KNOTEN- UND KANTENZUSAMMENHANG 99 7.2.31 Lemma (Lemma 2). Sei G 3-zusammenhängend und |V (G)| ≥ 5 ⇒ ∃ e ∈ E(G) so, dass G/e 3-zusammenhängend ist. 7.2.32 Lemma (Lemma 3). Sei G ein Graph mit e = xy ∈ E(G) so, dass G/e 3-zusammenhängend ist. Falls degG (x) ≥ 3 und degG (y) ≥ 3, so ist G 3zusammenhängend. Beweis. oBdA sei x 6= y. Nach Voraussetzung haben x und y in G − {x, y} jeweils mindestens 2 Nachbarn. Weiterhin ist G − {x, y} = G/e − {ve } 2-zusammenhängend, da G/e 3-zusammenhängend ist. ⇒ G−e ist 2-zusammenhängend. (Lemma 2,7.4) Weiterhin ist G/e 3-zusammenhängend. Seien a 6= b aus V (G). Fall1: a = x und b = y Da G − e 2-zusammenhängend ist, existieren 2 Knoten-unabhängige a-b-Pfade in G − e. Mit P = |{z} ab hat man 3. ⇒ KG (a, b) ≥ 3 e Fall 2: {a, b} = 6 {x, y} In G/e existieren 3 Knoten-unabhängige a-b-Pfade. Höchstens einer verwendet ve . Dieser kann zu einem a-b-Pfad in G geliftet werden. ⇒ KG (a, b) ≥ 3 Vorlesung 19 vom 16.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 100 KAPITEL 7. ZUSAMMENHANG 7.2.33 Satz. Sei G ein Graph. Dann sind äquivalent: (i) G ist 3-zusammenhängend (ii) Es gibt eine Sequenz von Graphen G0 , . . . , Gk so, dass a) G0 = K4 , GK = G b) ∀ 0 ≤ i < k ∃ e = xy ∈ E(Gi+1 ) mit Gi = Gi+1 /e, degGi+1 (x) ≥ 3 und degGi+1 (y) ≥ 3 Beweis. • (i) ⇒ (ii): Sei oBdA G einfach: Schleifen werden durch G/e entfernt und 3 ≤ K(G) ≤ δ(G). Lemma 2 liefert nun so eine Sequenz, die mit K4 endet, da K4 der kleinste 3-zusammenhängende einfach Graph ist. • (ii) ⇒ (i): Da K(K4 ) = 3, ist G0 3-zusammenhängend. Mit Lemma 3 folgt: Gi 3-zusammenhängend ⇒ Gi+1 3-zusammenhängend. ⇒ Gk = G 3-zusammenhängend Vorlesung 19 vom 16.06.2011 101 8 Färbungen Erinnerung: G einfach ÜA2.1 ⇒ χ(G) ≤ ∆(G) + 1 Geht mit Greedy-Algorithmus: Sei v1 , . . . , vn eine Auflistung der Knoten von G. Farben: {1, . . . , ∆(G) + 1} 1. Färbe v1 mit 1. 2. Seien v1 , . . . , vi schon gefärbt. Färbe vi+1 mit der kleinsten Farbe, die nicht schon an einem vi+1 -Nachbarn unter den v1 , . . . , vi vorkommt. (degG (vi+1 ) ≤ ∆(G), also reichen die Farben aus) 8.0.1 Beispiel. χ(Kn ) = n = ∆(Kn ) +1 | {z } n−1 χ(C2n+1 ) = 3 = ∆(C2n+1 ) +1 | {z } 2 8.0.2 Satz (Brooks). Sei G ein einfacher zusammenhängender Graph, der nicht vollständig ist und keinen Kreis ungerader Länge enthält. ⇒ χ(G) ≤ ∆(G) Beweis. Da G zusammenhängend ist, gilt K(G) ≥ 1. • Fall K(G) ≥ 3: Behauptung: Es gibt a, b, c ∈ V (G) (alle verschieden) mit: a G b, a ∼G c, b ∼G c Vorlesung 19 vom 16.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 102 KAPITEL 8. FÄRBUNGEN Denn: Da G nicht vollständig ist, existieren a = 6 a0 mit a G a0 . Sei P = acb · · · a0 0 ein a-a -Pfad minimaler Länge. ⇒ a, b, c erfüllen die Behauptung. Da G 3-zusammenhängend ist, ist G − {a, b} zusammenhängend. Finde einen Spannbaum von G − {a, b} mit Wurzel C (z.B. mit Tiefensuche) Sei c = v1 , . . . , vn die zugehörige Knotenauflistung von G − {a, b}. Es gilt: Jedes vi mit i ≥ 2 hat unter den v1 , . . . , vi−1 mindestens einen Nachbarn. l Färbe zuerst a und b beide mit der gleichen Farbe. (geht, da a G b). Färbe dann vn , . . . , v1 = c durch den Greedy-Algorithmus 2. (mit vn startend) in G. Behauptung: Dabei reichen ∆(G) Farben aus. Denn: Für vi mit i ≥ 2 ok wegen l. Für v1 = C auch, da die C-Nachbarn a und b schon gleich gefärbt. • Fall K(G) = 2: Induktion nach |V (G)| mit Hilfe von Fall 1 und 2. Vor. oBdA sei ∆(G) ≥ 3: Mit ∆(G) = 2 = K(G) muss G ein Kreis sein ⇒ gerade Länge ⇒ χ(G) ≤ 2 − ∆(G) Falls ∆(G) ≤ 1: • • • nicht zugelassen. Sei S = {a, b} ein minimaler Kantenschnitt sowie C1 , . . . , Cr die Komponenten von G − {a, b}. Setze Ti := G[V (Ci ) ∪ {a, b}] ∪ {{a, b}} Nach Lemma 1, 7,5 ist Ti 2-zusammenhängend, also K(Ti ) ≥ 2. Idee: Färbe (mit I.V. Fall 1 und Fall 2) die Ti so, dass a in allen Ti die gleiche Farbe hat und so, dass b in allen Ti die gleiche Farbe hat. Baue dann die Färbungen zu einer G-Färbung zusammen. Falls Ti Kreis ungerader Länge: χ(Ti ) = 3 ≤ ∆(G) Falls Ti = Kn vollständig. Falls n ≤ ∆(G) ⇒ χ(Ti ) = n ≤ ∆(G) Falls n = ∆(G) + 1 ← vermeide diesen Fall! Vorlesung 19 vom 16.06.2011 103 Ansonsten: wenge I.V. auf Ti an. Angenommen, ein Ti ist K∆(G)+1 : Da S = {a, b} minimaler Knotenschnitt, sind a und b zu allen Komponenten Cj benachbart. (ÜA 9.2) Cj ist einzige von Ci verschiedene Komponente. Es gilt: a0 6= b0 . Sonst wäre a0 = b0 Schnittknoten: Widerspruch zu K(G) = 2. a und b sind in G nicht benachbart. Nimm {a, b0 } als Knotenschnitt. Die Komponenten von G − {a, b} sind: C10 = G[V (Ci ) ∪ {b}] C20 = G[V (Cj ) ∩ {b0 }] T10 = G[V (C10 ) ∪ {a, b0 }] ∪ {{a, b0 }} ist kein K∆(G)+1 , da a T10 b. T20 = G[V (C20 ) ∪ {a, b0 }] ∪ {{a, b0 }} ist auch kein K∆(G)+1 , da degT20 (a) = 2 < ∆(G) ⇒ OK Fall 2. Fall 3: K(G) = 1. Induktion nach |V (G)| (mit Fall 1,2,3) Sei a Schnittknoten ⇒ a ist separierend. Sei G1 , G2 Separierung. Vorlesung 19 vom 16.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 104 KAPITEL 8. FÄRBUNGEN Idee: Färbe G1 und G2 mit ∆(G) Farben, wobei a jeweils die gleiche Farbe bekommt ∆(G)-Färbung von G. Falls ein Gi ein Kreis ungerader Länge ist ⇒ degG (a) ≥ 3 ⇒ ∆(G) ≥ 3 = χ(Gi ) OK Falls Gi ein Kn ⇒ n ≤ ∆(G), da a auch in Gj (j 6= i) mindestens einen Nachbarn hat. OK Ansonsten: G1 , G2 nicht Kn oder C2n+1 und zusammenhängend ⇒ fertig mit I.V. Fall 1,2,3 Vorlesung 19 vom 16.06.2011 105 9 Planarität Ziel: Graphen überschneidungsfrei in die Ebene (R2 ) einbetten. Hier: nur einfach Graphen. 9.1 Topologische Grundlagen 9.1.1 Definition. C (i) Eine Kurve C im R2 ist eine stetige Abbildung [0, 1] → R2 (ii) Eine Kurve C heißt Jordan-Bogen, falls C : [0, 1] → R2 injektiv ist. (iii) Eine Kurve C heißt geschlossen, falls C(0) = C(1), das heißt [0, 1] C ∼ [0, 1]/0 ∼ 1 / R2 O C / S1 (iv) Eine Kurve C : S 1 → R2 heißt Jordan-Kurve, falls C geschlossen und injektiv ist. 9.1.2 Bemerkung. Jordan-Bogen und -Kurve müssen nicht differenzierbar sein. 9.1.3 Satz (Jordanscher Kurvensatz). Sei C in R2 eine Jordan-Kurve. Dann hat R2 \C zwei (Weg-)Zusammenhangskomponenten: eine beschränkte („innen“) und eine unbeschränkte („außen“). Zusammenhang: X = U ] V, U, V offen ⇒ X = U oder X = V Weg-Zusammenhang: x, y ∈ X heißen weg-zusammenhängend, falls w : [0, 1] → X existiert mit w(0) = x, w(1) = y. 9.1.4 Satz. Sei C ein Jordan-Bogen. ⇒ R2 \C ist (weg-)zusammenhängend. Vorlesung 20 vom 20.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 106 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.1.5 Satz. Sei C eine Jordan.Kurve, P ∈ C, Q ∈ R2 \C. Dann existiert ein JordanBogen C 0 mit C 0 ∩ C = {P } und C 0 (0) = P , C 0 (1) = Q. Bemerkung: Satz 9.1.5 folgt auf dem Satz von Jordan-Schönflies Folgerungen: 1. Sei C eine Jordan-Kurve, P 6= Q ∈ C. Dann kann man P und Q mit Jordan-Bogen C 0 verbinden, so, dass (i) C 0 ∩ C = {P, Q} (ii) C 0 ((0, 1)) ist komplett in einer Komponente von R2 \C enthalten. Denn: Sei R Punkt einer Zusammenhangskomponente von R2 \C. Verbinde mit Satz 9.1.5 R mit P und Q. Weiterhin: C 0 unterteilt die Komponente, in der R liegt, in 2 neue Komponenten K1 , K2 . (Jordanscher Kurvensatz) 2. Sei die Situation wie in 1. gegeben. Dann gibt es 3 Komponenten. Die Entfernung von C 0 ((0, 1)) führt dazu, dass K1 und K2 zu einer Komponente werden. Vorlesung 20 vom 20.06.2011 9.2. KARTEN, EINBETTUNGEN, FLÄCHEN 107 9.2 Karten, Einbettungen, Flächen 9.2.1 Definition. Eine Karte K = (V, B) ist: V ⊆ R2 endliche Punktmenge, B Menge von Jordan-Bögen so, dass (i) ∀ b ∈ B : b ∩ V = {b(0), b(1)} (ii) ∀ b 6= b0 ∈ B gilt: und {b(0), b(1)} = 6 {b0 (0), b0 (1)} b((0, 1)) ∩ b0 ((0, 1)) = ∅ 9.2.2 Bemerkung. U = (V, B) Karte ⇒ b(0), b(1) ∈ V ∀ b ∈ B 9.2.3 Beispiel. Karte: G(K) = K3 v1 K b1 b3 v2 v3 b2 keine Karte: b a 9.2.4 Definition. (i) Sei K = (V, B) eine Karte. Der assoziierte Graph G(K) ist wie folgt definiert: V (G(K)) := V v ∼G(K) w :⇔ ∃ b ∈ B mit {b(0), b(1)} = {v, w} (ii) Ein Graph G heißt planar, falls eine Karte K existiert mit G ∼ = G(K). Eine solche Karte heißt Einbettung von G. Achtung: Einbettungen sind nicht eindeutig. Vorlesung 20 vom 20.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 108 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.2.5 Beispiel. K1 K2 G(K1 ) ∼ = G(K2 ) aber K1 K2 9.2.6 Definition. Sei K eine T Karte. Eine Fläche f ist eine (Weg-) Zusammenhangskomponente von R2 − (V − b∈B b). Der Rand ∂f ist der topologische Rand, das heißt: ◦ ∂f = f − f Konsequenzen aus den topologischen Grundlagen: (i) Sei f eine Fläche ⇒ ∂f besteht aus Knoten und Bögen von K (ii) K hat ≥ 2 Flächen ⇔ G(K) enthält einen Kreis. Folgerung: K hat genau eine Fläche ⇔ G(K) ist ein Wald. (iii) Eine Kante e liegt auf dem Rand von mindestens einer und höchstens zwei Flächen: • 2, falls e aus einem Kreis liegt • 1, falls e nicht auf einem Kreis liegt ÜA Folgerung: e ist eine Brücke ⇔ e liegt auf keinem Kreis ⇔ e berandet nur eine Fläche. Vorlesung 20 vom 20.06.2011 9.2. KARTEN, EINBETTUNGEN, FLÄCHEN 109 Satz 9.1.5 In K − e werden f1 und f2 zu einer (iv) Falls e 2 Flächen berandet: f1 ef2 Fläche. ⇒ 9.2.7 Definition. Sei K eine Karte, f eine Fläche. deg(f ) := Anzahl der Kanten, die f beranden, wobei Brücken doppelt zählen. 9.2.8 Beispiel. 3 3 6 5 7 4 K1 K2 ⇒ K1 K2 9.2.9 Lemma (Handshaking). Sei K eine Karte, F (K) = {Flächen von K} X deg(f ) = 2|B| f ∈F (K) 9.2.10 Satz (Eulersche Formel). Sei K eine Karte, F = F (K) die Flächen und sei G(K) zusammenhängend. ⇒ |V | − |B| + |F | = 2 Beweis. Induktion über |F | Induktionsanfang: |F | = 1 ⇒ G(K) ist ein Baum. ⇒ |B| = |V | − 1 Induktionsschritt: |F | ≥ 2 ⇒ G(K) enthält einen Kreis. Sei e eine Kreiskante. ⇒ e berandet 2 Flächen f1 6= f2 ⇒ in K − e werden f1 und f2 zu einer Fläche. I.V. ⇒ |V (K − e)| − |B(K − e)| + |F (K − e)| = 2 | {z } | {z } | {z } |V | Vorlesung 20 vom 20.06.2011 (|B|−1) (|F |−1) Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 110 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.2.11 Definition. (i) Eine Karte K heißt Triangulierung, falls ∀ f ∈ F (K) : deg(f ) = 3 (⇔ ∂f = K3 ) (ii) K heißt maximal, falls K = (V, B) ⊆ (V, B 0 ) ⇒ B = B 0 | {z } Karte 9.2.12 Übungsaufgabe. Sei K eine Karte mit |V | ≥ 3. Dann gilt: K ist maximal ⇔ K ist eine Triangulierung. 9.2.13 Beispiel. K ist nicht maximal. 9.2.14 Bemerkung. (i) K ist maximal ⇒ K ist zusammenhängend (ii) Jede Karte K ist in einer maximalen Karte enthalten (iii) 3 · |F | K Triang. = X H−S deg(f ) = 2 · |B| f ∈F Euler: |V | − |B| + |F | = 2 ⇒ |B| = 3 · |V | − 6 9.2.15 Korollar. (i) Sei K eine Karte mit ≥ 3 Knoten ⇒ |B| ≤ 3 · |V | − 6 (ii) K ist dreiecksfrei (K3 * G(K)) ⇒ |B| ≤ 2 · |V | − 4 Beweis. 1. Übung 9.2.12 + Bemerkung 9.2.14 (ii) + (iii) Vorlesung 20 vom 20.06.2011 9.2. KARTEN, EINBETTUNGEN, FLÄCHEN 111 H−S 2. K dreiecksfrei ⇒ deg(f ) ≥ 4 ⇒ 4|F | ≥ 2|B| Mit Euler folgt: |B| ≤ 2 · |V | − 4 9.2.16 Korollar. G planar ⇒ ∃ v ∈ V (G) mit deg(v) ≤ 5 Beweis. Angenommen, es gilt deg(v) ≥ 6 ∀ v ∈ V (G). Sei K eine Einbettung von G. |V |≥3 ⇒ |B| ≤ 3|V | − 6. Mit dem Handshaking Lemma: 6|V | ≤ 2|B| ⇒ |B| ≤ 3|V | Widerspruch! 9.2.17 Korollar. K5 und K3,3 sind nicht planar. Beweis. • K5 : |E(K5 )| = 5 = 10 2 9.2.15 3 · 5 − 6 = 9 ⇒ K5 ist nicht planar • K3,3 : |E(K3,3 )| = 9 2·6−4=8 K3,3 ist dreiecksfrei Vorlesung 20 vom 20.06.2011 9.2.15 ⇒ K3,3 ist nicht planar. Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 112 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.2.18 Bemerkung. Sei K eine Karte. Dann gibt es genau eine unbeschränkte Fläche, die Außenfläche. 9.2.19 Beispiel. f3 ist die Außenfläche. 9.2.20 Lemma. Sei G planar und f eine Fläche einer Einbettung. Dann existiert eine Einbettung, deren Außenfläche die gleiche Flächenberandung wie f hat. Beweis: Stereographische Projektion. Skizze: Vorlesung 21 vom 27.06.2011 9.2. KARTEN, EINBETTUNGEN, FLÄCHEN 113 Q ∈ R2 als x-y-Ebene, g Gerade durch N und Q. {φ−1 (P ) = g ∩ S 2 } Schritt 1: Sei K eine Einbettung von G, f eine Fläche. Transportiere K auf S 2 − N mit φ−1 . Vorlesung 21 vom 27.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 114 KAPITEL 9. PLANARITÄT Schritt 2: Sei z im Innern von f ⊆ R2 . Rotiere S 2 so, dass φ−1 (z) der Nordpol wird. K 0 auf S 2 . Schritt 3: Transportiere K 0 mit φ zu R2 zurück ⇒ Behauptung. Frage: Wann gilt: K Karte und ∀ f Fläche ist ∂f ein Kreis? ÜA: K Karte mit G(K) separierbar ⇒ ∃ f mit ∂f kein Kreis. 9.2.21 Satz. Sei K eine Karte und sei G(K) unseparierbar (⇔ 2-zusammenhängend) und G(K) 6= K1 , K2 . Dann gilt: ∀ f ist ∂f ein Kreis in G(K). A 12.4: Sei G unseparierbar, G 6= K1 .K2 . Dann existiert eine Ohrenzerlegung, das heißt G0 ⊂ G1 ⊂ . . . ⊂ Gk = G Kreis mit: alle Gi unseparierbar, Gi+1 = Gi ∪ Pi mit Pi Ohr von Gi in Gi+1 , das heißt: Pi ist ein V (Gi )-V (Gi )-Pfad und E(Pi ) ∩ E(Pi ) = ∅ Beweis. Sei G0 ⊂ G1 ⊂ . . . ⊂ Gk = G eine Ohrenzerlegung. G0 ist ein Kreis, also gibt es genau zwei Flächen f2 und f1 , deren Rand G0 ist. X Vorlesung 21 vom 27.06.2011 9.2. KARTEN, EINBETTUNGEN, FLÄCHEN 115 Also erfüllt G0 die Behauptung. Angenommen, Gi erfüllt die Behauptung. Zeige: Gi+1 erfüllt die Behauptung. Das Ohr Pi liegt ganz in einer Fläche von Gi , oBdA in der Außenfläche f . Da Gi die Behauptung erfüllt, ist ∂f ein Kreis. Pi unterteilt f in 2 Flächen von Gi+1 : f1 , f2 . Nach Bild sind ∂f1 und ∂f2 Kreise. Alle anderen Gi+1 -Flächen sind auch Kreise (?) 9.2.22 Korollar. Sei G ein planarer einfacher 3-zusammenhängender Graph. Dann gilt: für alle v ∈ V (G) liegen alle v-Nachbarn auf einem gemeinsamen Kreis. Beweis. Sei K eine Einbettung von G. G − v hat K − v als Einbettung. Vorlesung 21 vom 27.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 116 KAPITEL 9. PLANARITÄT Da G 3-zusammenhängend ist, ist G − v 2-zusammenhängend, also unseparierbar. Satz ⇒ ∀ (K − v)-Flächen f ist ∂f ein Kreis in G − v. Sei f die Fläche von K − v, die v beinhaltet. Alle v-Nachbarn liegen in ∂f ← Kreis. 9.3 Unterteilungen und Minoren 9.3.1 Definition. (i) Sei G ein Graph. Eine Kantenunterteilung ist ein Graph G0 , der wie folgt entsteht: Sei xy = e ∈ E(G) G0 := (V (G) ] {z}, (E(G) − e) ] {xz, yz}) (ii) Eine Unterteilung von G ist ein Graph G0 , der durch eine Sequenz von Kantenunterteilungen aus G entsteht. Vorlesung 21 vom 27.06.2011 9.3. UNTERTEILUNGEN UND MINOREN 9.3.2 Beispiel. Ein Graph G und 117 eine Unterteilung G0 von G: 9.3.3 Lemma. Sei G0 eine Unterteilung von G. Dann gilt: G planar ⇔ G0 planar. 9.3.4 Korollar. Sei G ein Graph, der eine Unterteilung von K5 oder K3,3 enthält, so ist G nicht planar. 0 0 Beweis. K50 ⊆ G oder K3,3 ⊆ G und G planar ⇒ K50 oderK3,3 planar K3,3 planar. Widerspruch! Lemma ⇒ K5 oder 9.3.5 Beispiel. Graph G: K50 ⊆ G ⇒ G ist nicht planar. Vorlesung 21 vom 27.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 118 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.3.6 Satz (Kuratowski). Sei G ein eifacher Graph. Dann gilt: G ist planar ⇔ G enthält keine Unterteilung von K5 oder K3,3 . Beweis. „⇒“Korollar „⇐“später. PÜ 10 ist eine gute Übung für die Klausur! =) 9.3.7 Definition. Sei G ein Graph. Ein Minor von G ist ein Graph F , der aus G durch eine Sequenz von Knotenauslöschungen, Kantenauslöschungen und Kantenkontraktionen hervorgeht. (Bis auf Isomorphie!) Schreibe: F 4G Vorlesung 21 vom 27.06.2011 9.3. UNTERTEILUNGEN UND MINOREN 9.3.8 Bemerkung. 119 (i) F ⊆G⇒F 4G (Knoten- und Kantenauslöschung) (ii) Sei G0 eine Kantenunterteilung von G an e = xy ∈ E(G) ⇒ G 4 G0 . (iii) F 4 H, H 4 G ⇒ F 4 G 9.3.9 Lemma. Seien G, F Graphen. G enthalte eine Unterteilung F 0 von F . ⇒F 4G Beweis. (i) F0 ⊆ G ⇒ F0 4 G weiterhin mit (ii): F 4 F 0 . (iii) ⇒ F 4G Vorlesung 21 vom 27.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 120 KAPITEL 9. PLANARITÄT ÜA: F 4 G, ∆(F ) ≤ 3 ⇒ Genthält eine Unterteilung F 0 von F 9.3.10 Lemma. F 4 G, G planar ⇒ F planar. Beweis. Es reicht zu zeigen: G planar ⇒ G/e planar. G(K) ∼ = G, K 9.3.11 Satz (Wagner). Sei G einfach. Dann gilt: G planar ⇔ K5 64 G und K3,3 64 G Beweis. „⇒“voriges Lemma „⇐“später Ziel: Wagner ⇔ Kuratowski Dafür: K5 4 G oder K3,3 4 G ⇔ G enthält eine Unterteilung von K5 oder K3,3 . „⇐“Schon gekannt: F0 ⊆ G ⇒ F 4 G „⇒“ 1. K3,3 4 G ⇒ G enthält eine Unterteilung von K3,3 . (Vorlesung) 2. K5 4 G ⇒ G enthält eine Unterteilung von K5 oder von K3,3 . (Übung) 9.3.12 Lemma. Seien G, F Graphen. Dann sind äquivalent: 1. F 4 G 2. ∃ V0 , . . . Vk ⊆ V (G) mit Uk (i) V (G) = i=0 Vi (ii) G[V1 ], . . . , G[Vk ] sind zusammenhängend. Vorlesung 21 vom 27.06.2011 9.3. UNTERTEILUNGEN UND MINOREN 121 9.3.13 Beispiel. Graph G, H 4 G, F 4 G: Petersen-Graph: Vorlesung 21 vom 27.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 122 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.3.14 Lemma. Seien G und F Graphen. Dann sind äquivalent: 1. F ist Minor von G, also F 4 G. 2. Es existieren V0 , . . . , Vk ⊆ V mit: U a) V = i=0 VI b) G[V1 ], . . . , G[Vk ] zusammenhängend c) F ⊂ H, F spannend, mit H := (G − V0 )/G[Vi ] ∼ Vi − Schleifen an Vi Beweis. “2 => 1”: G − v0 : Knotenlöschung i = 1, . . . , k : G[vi ] ∼ vi durch Knotenkontraktion: Ti ⊆ G[vi ] Spannbaum. Kontrahiere sukzessive Blätter. F ⊆ H: Kantenlöschung ⇒F 4G “1 => 2”: oBdA entsteht F aus G wie folgt: erst Knotenlöschung F1 = G − V0 ⊆ G dann Kantenkonstruktion F2 dann Knotenlöschung F ⊆ F2 spannend. erst Knotenlöschung F − 1 = G − V0 ⊆ G dann Kan Sei E 0 ⊆ E(F1 ) die Menge der zu kontrahierenden Kanten, sowie G0 der durch E 0 induzierte Teilgraph: Kanten: E 0 , Knoten: Endknoten der E 0 -Kanten. ⇒ F2 = F1 /G[Vi ] ∼ vi -Schleifen an vi ÜA: K5 4 G ⇒ G enthält eine Unterteilung von K3,3 Beweis. Sei H ⊆ G minimal so, dass K3,3 4 H. Behauptung: H ist eine Unterteilung von K3,3 . Mit vorigem Lemma: V (H) = V1 ] . . . ] V6 (V0 = ∅, da sonst H − V0 kleiner wäre mit K3,3 4 H − V0 ) Da H minimal, sind H[V1 ], . . . , H[V6 ] minimal zusammenhängend, also Bäume. Bild von H: Vorlesung 22 vom 30.06.2011 9.3. UNTERTEILUNGEN UND MINOREN 123 V1 V2 V3 V4 V5 V6 Da H minimal, gibt es zwischen den v1 , v2 , v3 v4 , v5 , v6 keine Kanten und jeweils zwischen v1 , v4 , v1 , v5 , v1 , v6 usw. genau eine. Betrachte H[Vi ] und die 3 Verbindungskanten e − 1, e2 , e3 . Vi v3 w3 v2 v1 w2 w1 Ti := H[Vi ] ∪ {e1 , e2 , e3 } ∪ {w1 , w2 , w3 } ÜA Behauptung: Ti ist ein Baum mit genau 3 Blättern. ( ⇔ Ti ist eine Unterteilung von K1,3 ) Dann: Ti ⇒ H ist Unterteilung von K3,3 Beweis, dass Ti ein Baum mit genau 3 Blättern ist. Ti Baum okay, da H[Vi ] ein Baum. Fall 1: v1 = v2 = v3 . Wegen der Minimalität von H ist dann Vi = {v1 } und Ti = K1,3 . Fall 2: v1 = v2 6= v3 . Wegen der Minimalität von H ist H[Vi ] ein Pfad mit Endknoten v1 und v3 . Baum mit genau 3 Blättern. Fall 3: v1 , v2 , v3 paarweise verschieden. Wegen der Minimalität von H ist H[Vi ] ein Baum mit genau 3 Blättern: v1 , v2 , v3 , also erfüllt Ti die Behauptung. Ziel: für Wagner fehlt: G einfach mit K5 64 G und K3,3 64 G ⇒ G planar. Vorlesung 22 vom 30.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 124 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.4 Brückenköpfe 9.4.1 Definition. H ( G. Partitioniere E(G) − E(H) wie folgt: (i) Sei C eine Komponente von G − H. Bilde E(G[C]) ∪ E(C, V (H)) (ii) e = xy ∈ E(G) − E(H) mit x, y ∈ V (H), betrachte {e} einzeln Sei F ⊆ E(G) − E(H) eine der obigen Partitionen. Der durch F induzierte Teilgraph B := ({v ∈ V (G) | v inzident zu einer F -Kante, F ) heißt Brückenkopf von H in G. 9.4.2 Bemerkung. (i) B 6= B 0 Brückenköpfe von H in G ⇒ V (B) ∩ V (B 0 ) ⊆ V (H) (ii) B Brückenkopf von H in G, v, w ∈ V (B). Dann existiert ein v-w-Pfad P in B mit: V (P ) ∩ V (H) ⊆ {vw} 9.4.3 Definition. H ( G, B, B 0 Brückenköpfe von H in G. (i) Die Knoten aus V (B) ∩ V (H) heißen anheftende Knoten von B an H. Alle anderen B-K-Knoten heißen innere Knoten. (ii) B heißt trivial, falls er keine inneren Knoten hat, also vom Typ (ii) ist. (iii) B heißt k-Brückenkopf , falls B genau k anheftende Knoten hat. (iv) B und B 0 heißen äquivalent, falls sie die gleichen anheftenden Knoten haben. (B1 und B2 sind äquivalent) 9.4.4 Bemerkung. G zusammenhängend ⇒ jedes B hat mindestens einen anheftenden Knoten. G unseparierbar ⇒ jedes B hat mindestens zwei anheftende Knoten. Von nun an: H = C ( G, C Kreis. Sie B ein Brückenkopf von C in G mit anheftenden Knoten v1 , . . . , vk . Dann partitionieren diese C in k Kanten-disjunkte Pfade, die Segmente von C bezüglich B. Vorlesung 22 vom 30.06.2011 9.4. BRÜCKENKÖPFE 125 9.4.5 Definition. C ( G, C ein Kreis, B, B 0 Brückenköpfe von C in G. (i) B und B 0 vermeiden einander, falls alle anheftenden Knoten von B in nur einem Segment von C bezüglich B 0 liegen. Ansonsten überlappen B und B 0 . (B3 und B4 überlappen. B1 und B2 auch. B2 und B3 vermeiden einander.) (ii) B und B 0 sind schief , falls es 4 verschiedene anheftende Knoten u, v von B, u0 , v 0 von B 0 gibt so, dass sie in der Reihenfolge u, u0 , v, v 0 auf C liegen. (B3 und B4 sind schief, B1 und B2 sind nicht schief) 9.4.6 Satz. C ( G, C Kreis, B, B 0 Brückenköpfe von C in G. Dann gilt: B und B 0 überlappen ⇒ (i) B und B 0 sind schief oder (ii) B und B 0 sind äquivalente 3-Brückenköpfe Beweis. De B und B 0 überlappen, haben sie je mindestens zwei anheftende Knoten. Fall 1: B oder B 0 ist 2-Brückenkopf, oBdA B. Behauptung: B und B 0 sind schief: v, w anheftende Knoten von B x, y sind anheftende Knoten von B 0 wegen Überlappung. Fall 2: B und B 0 haben jeweils mindestens 3 anheftende Knoten. Fall 2a: B und B 0 sind nicht äquivalent. ⇒ ∃ anheftender Knoten u0 von B 0 , der zwischen zwei aufeinanderfolgenden anheftenden Knoten u, v von B liegt. Wegen des Überlappens existiert ein anheftender Knoten v 0 von B 0 , der nicht im u-v-Segment liegt. ⇒ B und B 0 sind schief. Fall 2b: B und B 0 sind äquivalente k-Brückenköpfe (k ≥ 3). Falls k = 3 → (ii), falls Bem. k ≥ 4 ⇒ B und B 0 sind schief. Vorlesung 22 vom 30.06.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 126 KAPITEL 9. PLANARITÄT Erinnerung. 9.4.7 Satz (Satz 1). C ( G, C ein Kreis, B, B 0 Brückenköpfe, die überlappen. Dann gilt: (i) B und B 0 sind schief oder (ii) B und B 0 sind äquivalente 3-Brückenköpfe 9.4.8 Satz (Satz 2). K Karte, C ( G(K), C Kreis, B, B 0 Brückenköpfe, die bezüglich C ⊆ R2 beide „innen“oder beide „außen“liegen, dann vermeiden B und B 0 einander. C B B’ Beweis. oBdA seien B und B 0 „innen“. Angenommen, B und B 0 überlappen. Nach Satz 1 tritt einer der folgenden Fälle ein: Fall (i): B und B 0 sind schief. u0 C u w v v0 Sei P ein u-v-Pfad in B und P 0 u0 -v 0 -Pfad in B 0 , die bis auf Start- und Endknoten zu C disjunkt sind. Nach dem Jordanschen Kurvensatz existiert ein Knoten w ∈ B ∩ B 0 − C Widerspruch! Alternativ: Vorlesung 23 vom 04.07.2011 9.4. BRÜCKENKÖPFE 127 u0 u z v v0 H := C ∪ P ∪ P 0 planar Wähle z außerhalb von C. Verbinde z mit u, u0 , v, v 0 . K := H ] z planar, Unterteilung von K5 ⇒ K5 planar. Widerspruch! Fall (ii): B und B 0 äquivalente 3-Brückenköpfe. S = {v1 , v2 , v3 } anheftende Knoten A11.3 ⇒ ∃ (v, S)-Fan F in B, wobei v interner Knoten von B. Beobachtung: F − S, F 0 − S liegen ganz im Inneren von C. v1 C z f1 v v0 v2 f3 f2 v3 zwei der Linien müssen noch gesquiggeled werden v 0 liege oBdA in f3 . Nach dem Jordanschen Kurvensatz schneider der v 0 -1 -Pfad von F 0 gerade F − S. Widerspruch! Alternativ: H := F ∪ F 0 planar. Füge z außerhalb von C hinzu. K := H ] z planar + verbinde z mit v1 , v2 , v3 . K ist Unterteilung vom K3,3 ⇒ K3,3 planar. Widerspruch! Vorlesung 23 vom 04.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 128 KAPITEL 9. PLANARITÄT 9.5 Der Beweis des Satzes von Wagner nach Thomason 9.5.1 Behauptung. Sei G einfach mit K5 64 G und K3,3 64. Dann ist G planar. 9.5.2 Lemma. Sei G einfach, K(G) = 1 mit Separierung G1 , G2 und separierendem Knoten v. Dann gilt: G ist planar ⇔ G1 und G2 sind planar. Beweis. • „⇒“ G1 , G2 ⊆ G X • „⇐“ Es existieren Einbettungen von G1 und G2 , bei denen v an der Außenfläche liegt: ⇒ Einbettung von G 9.5.3 Lemma. Sei K(G) = 2 und S = {x, y} ein Schnitt sowie C1 , . . . , Cr Komponenten von G − S. Betrachte: Ti := G[Ci ∪ {x, y}] ∪ {{x, y}} Dann gilt: (i) Ti 4 G (ii) G ist planar ⇔ alle Ti sind planar Beweis. (i) Da S ein Minimalschnitt ist, existiert eine Komponente Cj mit j 6= i und ein x-y-Pfad P in G[Cj ∪ {x, y}] Vorlesung 23 vom 04.07.2011 9.5. DER BEWEIS DES SATZES VON WAGNER NACH THOMASON 129 ⇒ G[Ci ∪ {x, y}] ∪ P ⊆ G ⇒ Ti 4 G | {z } Unterteilung von Ti (ii) „⇒“ Lemma: H 4 G, G planar ⇒ H planar „⇐“ Es existieren Einbettungen der Ti , bei denen e = xy an der Außenfläche liegt: Nach Lemma 9.5.2 und Lemma 9.5.3 reicht es, für Wagner den folgenden Satz zu beweisen: 9.5.4 Satz. Sei G einfach mit K(G) ≥ 3 (3-zusammenhängend) und K5 64 G und K3,3 64 G. Dann ist G planar. Beweis. Induktion nach |V (G)|. Falls |V (G)| ≤ 4 ⇒ G ⊆ K4 planar. X Falls |V (G)| ≥ 5: Lemma 7.2.30 (Thomason): ∃ e = xy ∈ E(G), x 6= y so, dass G/e 3-zusammenhängend ist. Es gilt: |V (G/e)| = |V (G)| − 1 V or. G/e 4 G ⇒ K5 64 G/e und K3,3 64 G/e Nach I.V. ist G/e planar. Sei K eine Einbettung. Nach Korollar 9.2.22 existiert eine Fläche von K − ve so, dass ∂f =: C ein Kreis ist, der alle ve -Nachbarn enthält. Vorlesung 23 vom 04.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 130 KAPITEL 9. PLANARITÄT Beachte: K − ve ist auch eine Einbettung von G − {x, y} Betrachte nun bezüglich C ( G − e die Brückenköpfe Bx , By : Bx enthält x, By enthält y. Beobachtung: Bx hat nur einen inneren Knoten: x und die anheftenden Knoten sind genau die x-Nachbarn in G − e. Analog By Behauptung: Bx und By vermeiden einander. Dann: ⇒ Einbettung von G. Angenommen, Bx und By überlappen. Nach Satz 9.4.6 gilt einer der folgenden beiden Fälle: • Fall 1: Bx und By sind schief. Vorlesung 23 vom 04.07.2011 9.6. EIN EINBETTUNGSALGORITHMUS 131 C ist eine Unterteilung von K3,3 in G Widerspruch, da K3,3 64 G. • Fall 2: Bx und By sind äquivalente 3-Brückenköpfe: ⇒ G enthält eine Unterteilung vom K5 . Widerspruch, da K5 64 G 9.6 Ein Einbettungsalgorithmus Wegen Lemma 9.5.2 und Lemma 9.5.3 reicht es, einen Algorithmus anzugeben, der 3-zusammenhängende einfache Graphen als Input nimmt und als Output: G nicht planar oder Einbettung von G. Input: G einfach mit K(G) ≥ 3 • Schritt 1: Falls |V (G)| ≤ 4 fertig Ansonsten: Nach dem Thomason-Lemma 7.2.30 existiert eine Sequenz G = Gk , . . . , G1 = K4 mit: Vorlesung 23 vom 04.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 132 KAPITEL 9. PLANARITÄT (i) ∃ e ∈ E(Gi+1 ) mit Gi+1 /e = Gi (ii) alle Gi sind 3-zusammenhängend Frage: Wie findet man für G 3-zusammenhängend ein e mit G/e 3-zusammenhängend? 1. Gehe alle Kanten e = xy, x 6= y durch und teste das Folgende: Gehe alle z ∈ V (G) − {x, y} durch und prüfe, ob {x, y, z} ein Schnitt von G ist. Falls kein solches z existiert ⇒ G/e 3-zusammenhängend. Im Beweis des Thomason-Lemmas G 3-zusammenhängend, G/e nicht 3-zusammenhängend ⇒ ∃ z ∈ V (G) − {x, y} mit {x, y, z} ist Schnitt von G. • Schritt 2: G = Gk , . . . , G1 = K4 gegeben. Bette K4 ein. Gi = Gi+1 /e. Falls Gi schon eingebettet mit Karte Ki : Finde Fläche f von K − ve so, dass ∂f Kreis, der alle ve -Nachbarn beinhaltet. Bilde Bx , By bezüglich ∂f ⊆ Gi+1 − e. Falls Bx und By überlappen (⇒ K5 4 Gi+1 oder K3,3 4 Gi+1 ) STOP. Output: G nicht planar und Gi+1 4 G Falls Bx und By einander vermeiden ⇒ bette ein wie im Beweis des vorherigen Satzes Einbettung von Gi+1 Falls: Gi+1 = G STOP G planar. Vorlesung 23 vom 04.07.2011 9.6. EIN EINBETTUNGSALGORITHMUS 133 9.7 Der 5-Farbensatz 9.7.1 Satz (5-Farbensatz). Sei G planar. Dann gilt: χ(G) ≤ 5 Beweis. Induktion nach |V (G)| Nach Korollar aus der Euler-Formel existiert ein v ∈ V (G) mit deg(v) ≤ 5. Nach I.V. gilt χ(G − v) ≤ 5. Sei f : V (G) − v → {1, 2, 3, 4, 5} eine 5-Färbung. Idee: Setze f auf v fort. • Fall 1: deg(v) ≤ 4 ⇒ eine Farbe ist für v übrig (denn die Nachbarn können nicht alle 5 Farben verbraucht haben). • Fall 2. deg(v) = 5. Seien v1 , . . . , v5 die v-Nachbarn. Falls zwei der v1 , . . . , v5 gleich gefärbt sein sollten, wäre eine Farbe für v übrig. Angenommen, f färbt die v1 , . . . , v5 verschieden, oBdA f (vi ) = i. Idee: Ändere f ab zu f 0 so, dass in f 0 zwei v1 , . . . , v5 gleich gefärbt werden. Situation: P v2 w v1 v v3 Q v5 v4 Betrachte Kempe-Ketten: Für i 6= j mit i, j ∈ {1, . . . , 5} sei Gi,j ⊆ G der durch die Farbklassen f −1 (i) und f −1 (j) induzierte Teilgraph. Betrachte G1,3 : v1 , v3 ∈ G1,3 Falls v1 und v3 in zwei verschiedenen Komponenten von G1,3 liegen, tausche die Vorlesung 24 vom 07.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 134 KAPITEL 9. PLANARITÄT Farben 1 und 3 in der Komponente von v1 . f 0 mit f 0 (v1 ) = 3 = f 0 (v3 ) = f (v2 ) fertig Falls v1 und v3 in G1,3 in der gleichen Komponente von G1,3 liegen, existiert ein v1 -v3 -Pfad P in G1,3 , das heißt, alle P -Knoten sind mit 1 oder 3 gefärbt. Betrachte nun G2,4 3 v2 , v4 Behauptung: v2 und v4 liegen in verschiedenen G2,4 -Komponenten fertig (wie oben). Angenommen, v2 und v4 liegen in der gleichen G2,4 -Komponente, dann existiert ein v2 -v4 -Pfad Q in G2,4 (alle Q-Knoten sind mit 2 oder 4 gefärbt). Nach dem Jordanschen Knotensatz existiert w ∈ P ∩ Q. Widerspruch! 9.8 Bemerkungen zum 4-Farbensatz 9.8.1 Satz (Appel, Haken, IBM 360, 1976). Sei G planar, dann gilt χ(G) ≤ 4 Grundlegende Beweisidee: 1. Betrachte nur maximale Karten Karten = Triangulierungen. 2. Betrachte eine Liste unvermeidbarer Figuren, das heißt, eine Liste von Karten so, dass jede Triangulierung mindestens eine Karte der Liste als Teilkarte enthält. 9.8.2 Beispiel. , , 3. Für jede Listen-Figur: Setze alle möglichen 4-Färbungen der Ränder mit KempeKetten-Argumenten (wie im 5-Farbensatz) auf das Innere fort. Vorlesung 24 vom 07.07.2011 9.8. BEMERKUNGEN ZUM 4-FARBENSATZ 135 Problem: 3. klappt nicht mit obiger Beispielliste. Frage: Wie zeigt man die Unvermeidbarkeit einer gegebenen Liste? thode von Heesch. Entladungsme- 9.8.3 Satz (Wenicke, 1906). Die folgende Liste ist in jeder Triangulierung unvermeidbar: a a b b , , , Beweis. Behauptung: Sei K eine Triangulierung ⇒ ∃ v mit deg(v) = 3, 4, ∃ {a, b} ∈ E(G(K)) mit deg(a) = 5 = deg(b) oder deg(a) = 5 und deg(b) = 6. Aus der Behauptung folgt der Satz. Sei K eine Triangulierung, die keine Figur der Liste enthält. Lade die K-Knoten wie folgt auf: l(v) = G − deg(v). Nach Annahme gilt: l(v) ≤ 1 ∀ v ∈ V (G). Gesamtladung: K Triangulierung ⇒ |E| = 3 · |V | − 6 l(K) := X H−S l(v) = 6 · |V | − 2 · |E| = 12 v∈V Entladungsregel: Sei v ein Knoten mit deg(v) = 5. Nach Annahme haben alle vNachbarn Grad ≥ 7. Verteile l(v) = 1 auf die 5 Nachbarn zu je 15 neue Ladung l0 (verfahre so mit jedem Grad-5-Knoten). Es gilt: l0 (K) = l(K) = 12 v mit deg(v) = 5, 6 ⇒ l0 (v) = 0 v mit deg(v) ≥ 7: Behauptung: v hat höchstens b deg(v) 2 c Nachbarn vom Grad 5. Denn: Nach Annahme können 2 Grad-5-Knoten nicht benachbart sein. K Triangulierung. Vorlesung 24 vom 07.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 136 KAPITEL 9. PLANARITÄT 1 deg(v) b c + l(v) 5 2 deg(v)≥7 deg(v) ≤ + 6 − deg(v) < 0 10 X ⇒ 12 = l0 (K) = l0 (v) ≤ 0 ⇒ l0 (v) ≤ v,deg(v)≥5 9.8.4 Bemerkung. (i) Die Liste tut es auch nicht. (ii) Appel + Haken: 1825 Figuren Vorlesung 24 vom 07.07.2011 137 10 Das chromatische Polynom 10.0.1 Definition. Sei G ein Graph, r ≥ 0. Sei C(G, r) := #r-Färbungen von G = #Morphismen(G, Kr ) 10.0.2 Beispiel. (i) C(En , r) = rn (ii) r≥n C(Kn , r) = r · (r − 1) · (r − 2) · · · · · (r − n + 1) Beobachtung: In (i) und (ii) stehen Polynome. 10.0.3 Bemerkung. (i) C(G, r) > 0 ⇔ G ist r-färbbar (ii) Enthält G eine Schleife, so ist C(G, r) = 0 ∀ r ≥ 0 10.0.4 Satz (Deletion-Contraction-Principle). Sei G ein Graph, e = xy ∈ E(G) mit x 6= y. Dann gilt: C(G, r) = C(G − e, r) − C(G/e, r) Beweis. Zeige: C(G − e, r) = C(G, r) + C(G/e, r) Die r-Färbungen von G − e bilden zwei disjunkte Klassen: 1. f ∈ Morphismen (G − e, Kr ) mit f (x) 6= f (y) = b r-Färbungen von G 2. f ∈ Morphismen (G − e, Kr ) mit f (x) = f (y) = b r-Färbungen von G/e 10.0.5 Satz. Sei G ein einfacher Graph. Dann existiert ein normiertes Polynom P (G, x) ∈ Z[x] vom Grad |V (G)| und alternierenden Vorzeichen so, dass: ∀ r ≥ 0 : P (G, r) = C(G, r) Insbesondere ist P (G, 0) = 0, also hat P (G, x) konstanten Term 0. P (G, x) heißt chromatisches Polynom von G. Vorlesung 24 vom 07.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 138 KAPITEL 10. DAS CHROMATISCHE POLYNOM Weiterhin gilt ∀ e ∈ E(G): P (G, x) = P (G − e, x) − P (G/e, x) (10.1) Bemerkung: Die Forderung P (G, r) = C(G, r) ∀ r ≥ 0 legt das Polynom P (G, x) eindeutig fest. (d.h. 10.1 folgt aus Satz 10.0.4.) Beweis. Induktion nach |E(G)| |E(G)| = 0: G = En , P (En , x) = xm X |E(G)| ≥ 1: Sei e ∈ E(G). Dann haben G − e und G/e je eine Kante weniger als G. Nach I.V. existieren P (G − e, x) und P (G/e, x) so, dass ∀ r ≥ 0 : P (G − e, r) = C(G − e, r) und P (G/e, r) = C(G/e, r) Weiterhin existieren a1 , . . . , an−1 , b1 , . . . , bn−1 ∈ N, n = |V (G)| mit: P (G − e, x) = n−1 X ((−1)n−i ai · xi ) + xn i=1 P (G/e, x) = n−1 X (−1)n−i bi · xi i=1 Setze: P (G, x) := P (G − e, x) − P (G/e, x) Nach Proposition gilt ∀ r ≥ 0: P (G, r) = C(G, r) Weiterhin: P (G, x) = n−1 X ((−1)n−i (ai + bi )xi ) + xn i=1 10.0.6 Lemma. Sei G einfach. Der Koeffizient von x|r|−1 in P (G, x) ist dann −|E(G)|. Beweis. Induktion nach |E(G)|: |E(G)| = 0 ⇒ G = En und P (En , x) = xn X |E(G)| ≥ 1: Sei e ∈ E(G), dann wissen wir: P (G, x) = P (G − e, x) − P (G/e, x) n = |V (G)| P (G, x) Satz+I.V. = (xn − (|E(G)| − 1) · xn−1 + . . .) − (xn−1 − . . .) = xn − (|E| − 1 + 1) ·xn−1 + . . . | {z } =|E(G)| 10.0.7 Präsenzübungsaufgabe. x4 − 3x3 + 3x2 ist kein chromatisches Polynom. Vorlesung 24 vom 07.07.2011 139 10.0.8 Beispiel. (i) P (En , x) = xn (ii) P (Kn , x) = x · (x − 1) · . . . · (x − n + 1) Rechenregeln: (i) P (G + H, x) = P (G, x) + P (H, x) (ii) Kn ⊆ G, Kn ⊆ H ⇒ P (G +Kn H, x) · P (Kn , x) = P (G, x) · P (H, x) G H K2 (iii) → P (G ∗ K1 , x) = x · P (G, x − 1) G K1 Beweis. (i) Prüfe: ∀ r ≥ 0 gilt: P (G + H, r) = P (G, r) · P (H, r) ⇔ C(G + H, r) = C(G, r) · C(H, r) Stimmmt, da G und H unabhängig voneinander gefärbt werden. (ii) Prüfe: ∀ r ≥ 0 : C(Kn , r) · C(G +Kn H, r) = C(G, r) · C(H, r) Beachte: G und H können in G +Kn H nicht unabhängig werden, da G ∩ H = Kn . Färbe erst Kn , dann den Rest von G und H: G-Möglichkeiten · H-Möglichkeiten/Kn -Möglichkeiten Vorlesung 25 vom 11.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 140 KAPITEL 10. DAS CHROMATISCHE POLYNOM (iii) Prüfe: ∀ r ≥ 0 : C(G ∗ K1 , r) = r · C(G, r − 1) Färbe erst den K1 -Knoten v mit Farbe 1, . . . , r. Dann bleiben für G die Farben {1, . . . , r}-(v-Farbe). 10.0.9 Satz. Sei G ein einfacher Graph, n = |V (G)|. 1. G ist ein Baum ⇒ P (G, x) = x · (x − 1)n−1 2. G ist zusammenhängend und P (G, x) = x · (x − 1)n−1 ⇒ G ist ein Baum. Beweis. 1. Induktion nach |E(G)|: |E(G)| = 0 ⇒ G = K1 und P (K1 , x) = x X |E(G)| ≥ 1: Da G ein Baum ist, existiert mindestens ein Blatt v mit vw = e ∈ E(G). (i) ⇒ G − e = (G − v) + K1 ⇒ P (G − e, x) = P (G − v, x) · x Weiterhin ist G/e ∼ = G − v. Also: 10.1 P (G, x) = P (G − e, x) − P (G/e, x) = x · P (G − v, x) − P (G − v, x) = (x − 1) · P (G − v, x) I.V. = (x − 1) · x · (x − 1)n−2 = x · (x − 1)n−1 2. Sei G zusammenhängend und P (G, x) = x · (x − 1)n−1 . Behauptung: G hat genau n − 1 Kanten. Dann ist G ein Baum. Wir wissen: −|E(G)| = xn−1 − Koeffizient von P (G, x) Also: −|E(G)| = xn−1 − Koeffizient von x · (x − 1)n−1 = xn−2 − Koeffizient von(x − 1)n−1 n−1 X n − 1 · xi · (−1)n−1−i = i i=0 n−1 =− = −(n − 1) 1 Vorlesung 25 vom 11.07.2011 141 10.0.10 Lemma. Sei n ≥ 3. Dann gilt: P (Cn , x) = (x − 1)n + (−1)n · (x − 1) Dann gilt für G P (G, x) = P (C4 , x)2 = ... P (K2 , x) Beweis. Induktion nach n: n = 3 : C3 = K3 ⇒ P (C3 , x) = x(x − 1) · (x − 2) = (x − 1)(x2 − 2x) = (x − 1) · ((x − 1)2 − 1) = (x − 1)3 + (−1)3 · (x − 1) n≥4: Sei e ∈ E(Cn ) ⇒ Cn /e ∼ = Cn−1 Cn − e ∼ = Pn−1 Also: P (Cn , x) = P (Cn − e, x) − P (Cn /e, x) = P (Pn−1 , x) − P (Cn−1 , x) = x · (x − 1)n−1 − [(x − 1)n−1 + (−1)n−1 · (x − 1)] = (x − 1) · (x − 1)n−1 +(−1)n · (x − 1) (nach Satz 10.0.9 und I.V.) {z } | =(x−1)n 10.0.11 Definition. − → (i) Ein Digraph D heißt azyklisch, falls D keinen gerichteten Kreis Cn (n ≥ 1) enthält. (ii) Sei G ein Graph und O eine Orientierung. Dann heißt O azyklisch, falls der Digraph GO azyklisch ist. Vorlesung 25 vom 11.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 142 KAPITEL 10. DAS CHROMATISCHE POLYNOM 10.0.12 Satz (Stanley, 1973). Sei G ein einfacher Graph. Dann gilt mit n = |V (G)|: (−1)n P (G, −1) = # azyklischer Orientierungen von G =: a(G) Für den Beweis: Idee: Induktion nach |E(G)|: |E(G)| = 0 ⇒ G = En P (G, x) = xn (−1)n P (G, −1) = (−1)n (−1)n = 1 a(En ) = 1 |E(G)| ≥ 1: Idee: Man bräuchte eine Deletion-Contraction-Formel für a(G): e ist keine Schleife ⇒ a(G) = a(G − e) + a(G/e) (10.2) Problem: (10.2) stimmt mit der bisherigen Definition von G/e nicht. Betrachte •w G → G/e •z •ve → G/e •z •ve e •z •v Besser: •w G e •z •v Hier stimmt (10.2) 10.0.13 Definition. Ein Multigraph ist ein Tripel (V, E, φ), wobei V die Knotenmenge, E die Kantenmenge und V V φ:E→ ∪ 1 2 die Inzidenzfunktion ist. (φ(e) = {v, w} für •v Vorlesung 25 vom 11.07.2011 e / •w ) 143 10.0.14 Beispiel. 10.0.15 Bemerkung. Sei G ein Multigraph. Betrachte den Graphen G0 = (V, φ(E)). Es gilt: (i) G planar ⇔ G0 planar ⇔ G0 -Schleifen planar (ii) C(G, r) = C(G0 , r) ⇒ P (G, x) = P (G0 , x) (iii) K ≤ |V (G)| − 1. Dann gilt: G ist K-zusammenhängend ⇔ G0 ist K-zusammenhängend. 10.0.16 Definition. Sei G ein Multigraph, e = {v, w} ∈ E(G). Die Kontraktion G/e ist definiert als: V (G/e) := V (G)/v ≈ w : v und w werden identifiziert E(G/e) := E(G) − e Die Inzidenzfunktion ist die Komposition: V (G) V (G)/v ≈ w V (G)/v ≈ w φ|(E(G)−e) V (G) E(G) − e −→ ∪ − ··· ∪ 1 2 1 2 Vorlesung 25 vom 11.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 144 KAPITEL 10. DAS CHROMATISCHE POLYNOM 10.0.17 Beispiel. 10.0.18 Bemerkung. Sei G ein Graph, e ∈ E(G). Dann ist G/e „alt“=(G/e „neu“)’ G0 Graph. (G Multigraph). 10.0.19 Bemerkung. Es gilt auch für Multigraphen G: P (G, x) = P (G − e, x) − P (G/e, x) |{z} neu 10.0.20 Definition. (i) Ein Multidigraph ist ein Tripel D = (V, E, φ) mit Inzidenzfunktion φ: φ:E →V ×V (ii) G = (V, E, φ) sei ein Multigraph. Eine Orientierung O ist eine Faktorisierung von φ der folgenden Art: (v, w) _ V; × V O E φ / V 1 ∪ V 2 {v, w} GO = (V, E, O) zugeordneter Multidigraph. (iii) Sei G ein Muldigraph a(G) := # azyklischer Orientierungen von G Vorlesung 25 vom 11.07.2011 145 10.0.21 Beispiel (Anwendungen des Satzes von Stanley). (i) Sei T ein Baum mit n Knoten P (T, x) = x · (x − 1)n−1 (−1)n · P (T, −1) = (−1)n · (−1)n · (−1) · (−2)n−1 = 2n−1 = a(T ) (ii) Cn : P (Cn , x) = (x − 1)n + (−1)n · (x − 1) (−1) · P (Cn , −1) = (−1)n · [(−2)n + (−1)n · (−2)] n = 2n − 2 = a(Cn ) (iii) Kn : P (Kn , x) = x · (x − 1) · . . . · (x − n + 1) (−1) · P (Kn , −1) = (−1)n · (−1) · (−1 − 1) · . . . · (−1 − n + 1) | {z } | {z } n =−2 =−n = n! = a(Kn ) 10.0.22 Behauptung. Sei G ein Multigraph, e ∈ E(G). Dann gilt: G enthält Schleife 0 a(G) = 2 · a(G/e) e ist eine Brücke a(G − e) + a(G/e) e ist weder Brücke noch Schleife Weiterhin gilt: e ist eine Brücke ⇒ a(G/e) = a(G − e) G: G/e : • e • •e Beweis. 1. Sollte G eine Schleife e enthalten, so gibt jede Orientierung z − → e O: • = C1 einen Kreis in GO ⇒ keine G-Orientierung ist azyklisch ⇒ a(G) = 0 2. e ist eine Brücke (⇔ e liegt auf keinem Kreis) azyklische G-Orientierung = b azyklische G/e-Orientierung + beliebige Orientierung Vorlesung 26 vom 14.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 146 KAPITEL 10. DAS CHROMATISCHE POLYNOM von e ⇒ a(G/e) = a(G − e) und a(G) = 2 · a(G/e) 3. e = uv mit u 6= v ist weder Schleife noch Brücke (e liegt auf einem Kreis der Länge ≥ 2) Sei O eine azyklische Orientierung von G. Dann schränkt O sich auf azyklische (G − e)-Orientierungen ein. (Ziel: a(G) = a(G − e) + a(G/e)) Die azyklischen (G − e)-Orientierungen zerfallen in 2 disjunkte Typen: a) azyklische (G − e)-Orientierungen, in denen kein gerichteter u → v oder v → uPfad existiert = b azyklische G/e-Orientierungen Jede solche (G−e)-Orientierung ist eine Einschränkung von genau 2 azyklischen G-Orientierungen, denn e ist beliebig orientierbar. b) azyklische (G − e)-Orientierungen, in denen ein gerichteter u → v oder v → uPfad existiert (u → v und v → u kann nicht auftreten, da a azyklisch ist.) Diese sind Einschränkungen von genau einer azyklischen G-Orientierung: Sollte ein u → v-Pfad existieren, so muss e als (u, v) orientiert werden. #Typ b) = a(G − e) − a(G/e) | {z } Typ(a) Also: a(G) = 2 · a(G/e) | {z } Typ a) von G−e + a(G − e) − a(G/e) | {z } Typ b) von G−e = a(G − e) + a(G/e) Beweis des Satzes 10.0.12 von Stanley. Sei G einfach. Falls |E(G)| = 0: X Vorlesung 26 vom 14.07.2011 147 Sei |E(G)| ≥ 1 und sei e keine Schleife. P (G, x) = P (G − e, x) − P (G/e, x) und a(G) = a(G − e) + a(G/e) nach IV: (−1)n · P (G − e, −1) = a(G − e) (−1)n−1 · P (G/e, −1) = a(G/e) einsetzen und fertig! Vorlesung 26 vom 14.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 149 11 Klausurvorbereitung 11.1 Wiederholung (Wichtige Themen) Kapitel 1.3: Grade, regulär, Handshaking-Lemma, ∆(G), δ(G) Kapitel 1.5: • Pfade und Kreise 1. Lemma: G einfach, δ(G) ≥ K ⇒ (i) In G existiert ein Pfad der Länge ≥ K (ii) für K ≥ 2 ⇒ ∃ Kreis der Länge > K + 1 • Zusammenhang: Komponenten, Komplemente, G einfach → G • diam(G), g(G): g(G) ≤ 2 · diam(G) + 1 2 Bäume: Definition: G ein Baum: zusammenhängend und kreisfrei 2.1 Charakterisierungssaatz 2.2 rekursive Struktur: aus K1 durch iteriertes Anheften von Blättern 2.3 Blätterzahl 2.5 Spannbäume, Tiefen- und Breitensuche (Algorithmen anwenden können) 3 Konstruktionen: K3 × C4 , K3 C4 , K1 ∗ C4 3.2 Line-Graphen L(G): Charakterisierung über Cliquen 4 Euler- und Hamilton-... 4.1 Satz, der charakterisiert, wann ein Graph einen Euler-Pfad oder -Zykel enthält 4.2 Positiv-Kriterien, wann ein Graph einen Hamilton-Kreis enthält. 6 Netzwerke und Flüsse Wert, Kapazität eines Schnittes • augmentierende Pfade • MaxFlow-MinCut-Theorem • Maximierungs-Algorithmus 7 Zusammenhang 7.1 Brücken, Schnittknoten, Separierungen, Blöcke, Blockgraph (Wald) 7.2 n-zusammenhängend, n-Kanten-zusammenhängend K(G), K0 (G) : K(G) ≤ K0 (G) ≤ δ(G) Vorlesung 26 vom 14.07.2011 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 150 KAPITEL 11. KLAUSURVORBEREITUNG Sätze von Menger und Whitney. Koroller:: K(G) ≥ n ⇔ n ≤ |V (G)| − 1 7.3 Matchings in bipartiten Graphen: Heiratsssatz von Hall 7.5 rekursive Struktur 3-zusammenhängender Graphen G = Gk , . . . , G1 = K4 : Gi = Gi+1 /e, Gi 3 − -zusammenhängend 9 Planarität 9.2 Flächen-Handshaking, Euler-Formel G planar mit |V (G)| ≥ 3 ⇒ |E(G)| ≤ 3 · |V (G)| − 6 G dreiecks-frei ⇒ |E(G)| ≤ ·|V (G)| − 4 K5 und K3,3 nicht planar G planar⇒ ∃ v mit deg(v) ≤ 5 9.3 Unterteilungen und Minoren • F 0 ⊆ G, F 0 Unterteilung von F ⇒ F 4 G 0 • K3,3 4 G ⇒ K3,3 ⊆G 0 • K5 4 G ⇒ K50 ⊆ G oder K3,3 ⊆G • Sätze von Kuratowski und Wagner 9.6 Einbettungsalgorithmus Input: G 3-zusammenhängend G = Gk , . . . , G1 = K4 rekursive Struktur 3-zusammenhängender Graphen G: eingebettet Gi+1 /e = Gi e = xy, x 6= y Brückenköpfe Bx , By Bx und By überlappen sich nicht. Färbungen (1.2) • χ(G) χ(G) ≤ ∆(G) + 1 8. Brooks: G zusammenhängend und G 6= Kn , C2n+1 algorithmisch ⇒ χ(G) ≤ ∆(G) • χ0 (g) = χ(C(G)) (3.2) χ0 (G) ≥ ∆(G) (Satz (unbewiesen): ∆(G) ≤ χ0 (G) ≤ ∆(G) + 1) • G planar: 6,5,4-Farbensatz: (9.7,9.8) G planar ⇒ χ(G) ≤ 6, 5, 4 • chromatisches Polynom: P (G, r) = #r-Färbungen von G Eigenschaften, Rechenregeln → Ausrechnen für Beispiele Vorlesung 26 vom 14.07.2011 Index 151 Index äquivalent, 124 überlappen, 125 adjazent, 5 amalgamierte Summe, 36 anheftende, 124 assoziierter Graph, 57 Außenfläche, 112 azyklisch, 141 Baum, 23 benachbart, 5 Blatt, 13 Block, 76 Blockgraph, 79 Boxprodukt, 37, 59 Brücke, 73 Breitensuchbaum, 31 Brückenkopf, 124 k-Brückenkopf, 124 Cayley-Graph, 57 chromatische Zahl, 12 chromatischer Index, 39 chromatisches Polynom, 137 Clique, 41 Cn , 6 Digraph, 53 Morphismus, 56 Richtungsdual, 53 Durchmesser, 21 Durchschnitt, 35 Ecke, 5 Einbettung, 107 einfach, 5 einfacher Weg, 19 gerichteter, 56 endlich, 5 Erzeugendensystem, 60 Euler-Pfad, 47 gerichteter, 56 Euler-Weg, 47 Euler-Zykel, 47 gerichteter, 56 Fan-Lemma, 94 Fläche, 108 Fluss, 63 maximal, 64 Wert, 64 zulässiger, 63 geschlossen, 18, 105 geschlossener Weg gerichteter, 56 Graph, 5 Graphmetrik, 20 Hamilton -Kreis gerichteter, 56 -Pfad gerichteter, 56 Hamilton-Kreis, 48 Hamilton-Pfad, 48 Heiratssatz, 90 induziert, 15 innere, 124 inzident, 13 isoliert, 13 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr 152 Isomorphismus, 9 Jordan-Bogen, 105 Jordan-Kurve, 105 Kante, 5 Kanten-unabhängig, 74 Kantenfärbung, 39 Kantenschnitt, 80 minimal, 81 Kantenunterteilung, 116 Kantenzug, 18 gerichteter, 56 Kantenzusammenhangszahl, 81 Kapazität, 67 Karte, 107 maximal, 110 Kn , 6 Kn,m , 36 Knoten, 5 Knoten-unabhängig, 74 Knotenschnitt, 80 König, 90 Kreis, 6, 19 gerichteter, 56 Kurve, 105 Line-Graph, 39 Index gerichteter, 56 planar, 107 Pn , 6 Produkt, 37, 59 Quotientengraph, 35 Rand, 108 regulär, 13 Retrakt, 17 schief, 125 Schleife, 5 Schnitt, 67 Schnittknoten, 73 Segmente, 124 Separierung, 74 Spannbaum, 29 spannend, 15 spannender Wald, 29 Stern(n), 31 Summe, 35 symmetrische Gruppe, 10 Taillenweite, 21 Teilgraph, 15 Tiefensuchbaum, 31 Triangulierung, 110 trivial, 124 maximal kreisfrei, 24 Maximalgrad, 14 minimal zusammenhängend, 24 Minimalgrad, 14 Minor, 118 Morphismus, 6 Multigraph, 142 Vereinigung, 35 vermeiden einander, 125 vollständiger Graph, 6 vollständiges Produkt, 36 n-Färbung, 11 Nachbarschaft, 14 Nachbarschaftsrelation, 5 Netzwerk, 63 Wald, 23 Weg, 19 weg-zusammenhängend, 105 Wurzelbaum, 28 Ohrenzerlegung, 114 Orientierung, 54 Zerlegung, 74 zusammenhängend, 20 zusammenhangend zusammenhängend Pfad, 6, 19 Unterteilung, 116 Index 153 strikt, 56 zusammenhängend, 57 Zusammenhangskomponente, 20 Zusammenhangszahl, 81 Stand: 15. Februar 2013, 13:42 Uhr