Technische Universität Darmstadt Fachbereich Physik Institut für Festkörperphysik Versuch 3.16-B: Supraleitung Praktikum für Fortgeschrittene Von Daniel Rieländer (1206706) & Mischa Hildebrand (1270606) 21. April 2008 Versuchsleiter: Dr. Alexei Privalov Diese Ausarbeitung wurde von Daniel Rieländer und Mischa Hildebrand eigenständig erstellt. Eventuell aus anderen Quellen entnommene Zitate sind immer eindeutig als solche gekennzeichnet und im Literaturverzeichnis gelistet. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 1.1 Ziel des Versuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 2 Vorbereitung 2.1 Was ist Supraleitung? . . . . . . . . . . . . . . 2.1.1 Klassifikation der Supraleiter . . . . . . 2.1.2 Temperaturabhängigkeit des spezifischen 2.1.3 Die London-Theorie . . . . . . . . . . . 2.1.4 Die GLAG-Theorie . . . . . . . . . . . . 2.1.5 Das Zwei-Flüssigkeiten-Modell . . . . . 2.1.6 Cooper-Paare und die BCS-Theorie . . . 2.2 Messtechnik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Versuchsaufbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 4 5 5 6 6 7 7 8 . . . . . . . . . . . . . . . . Widerstands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Auswertung 9 3.1 Bestimmung der Sprungtemperatur von Y Ba2 Cu3 O7 . . . . . . . 9 3.2 Ermittlung der Abhängigkeit der Sprungtemperatur vom Magnetfeld bei Niob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 4 Ergebnis 11 2 1 Einleitung 1 Einleitung 1.1 Ziel des Versuchs In diesem Versuch soll das Phänomen der Supraleitung untersucht werden. Wir verwenden zwei verschiedene Messmethoden (resistive und induktive Messung), um das Verhalten je eines Typ I- und eines Typ II-Supraleiters zu analysieren. Es soll überprüft werden, inwieweit unsere Messung mit den Vorhersagen der London-Theorie übereinstimmt. Gleichzeitig soll ein Einblick in die Tieftemperaturtechnik gegeben werden. 2 Vorbereitung 2.1 Was ist Supraleitung? Vor Beginn des 20. Jahrhunderts, als man noch weit davon entfernt war, Temperaturen nahe des absoluten Nullpunkts zu erreichen, gab es verschiedene Theorien, wie sich der elektrische Widerstand in diesem Tieftemperaturbereich verhalten würde. Beispielsweise wurde oft angenommen, dass der Widerstand ein bestimmtes Minimalniveau nicht unterschreiten oder gar unterhalb einer bestimmten Temperatur stark ansteigen würde. Dem niederländischen Physiker Heike Kamerlingh Onnes gelang es im Jahr 1908 erstmals, das Edelgas Helium zu verflüssigen (Siedepunkt: 4.2 K) und damit dauerhaft tiefe Temperaturen zu erreichen. Drei Jahre späte entdeckte er dank seiner neuen Experimentiertechnik, dass der elektrische Widerstand von Quecksilber unterhalb einer Schwellentemperatur von etwa 4.2 K ruckartig auf unmessbar kleine Werte absank – er hatte damit die Supraleitung entdeckt. Dies ließ bei Kamerlingh Onnes die Hoffnung aufkommen, auf relativ einfache Art und Weise völlig verlustfreie Spulen bauen zu können. Mit einiger Enttäuschung musste er jedoch später feststellen, dass die perfekte Leitfähgikeit unterhalb einer kritischen Temperatur1 Tc nicht die einzige besondere Eigenschaft eines Supraleiters ist und die Idee der perfekten Spule damit nicht aufgehen konnte: Ein von außen angelegtes Magnetfeld wird im Innern des Supraleiters (bis auf einen kleinen Randbereich, in dem die Flussdichte exponentiell abnimmt) vollständig verdrängt, solange die Sprungtemperatur Tc und eine kritische Magnetfeldstärke Hc1 nicht überschritten wird. Dieses Verhalten wird als Meißner-Ochsenfeld-Effekt bezeichnet. Würde ein Supraleiter nur ideal leitend sein und nicht dem Meißner-Ochsenfeld-Effekt unterliegen, so wären Änderungen im Temperatur-Magnetfeld2 -Phasendiagramm nicht reversibel und man würde je nach Reihenfolge des Experimentierens zu unterschiedlichen supraleitenden Phasen gelangen (siehe dazu Abbildung 1). Da der Supraleiter unter den genannten Bedingungen aber zum perfekten Diamagneten wird, ist dieses Problem gelöst und die supraleitende Phase kann damit als echter thermodynamischer Zustand betrachtet werden (Meißner-Phase). 1 Die kritische Temperatur wird in der Literatur und im Folgenden auch als Sprungtemperatur oder Schwellentemperatur bezeichnet. 2 Hierbei ist natürlich das von außen angelegte Magnetfeld gemeint. 3 2 Vorbereitung Bc0 Magnetfeld Bc Weg A 2 1 Weg B Temperatur T Tc Abbildung 1: T -Bc -Phasendiagramm eines Supraleiters. Der blau eingefärbte Bereich ist der Stabilitätsbereich der supraleitenden Phase. Wegen des Meißner-Ochsenfeld-Effekts sind die Wege A und B äquivalent und führen zum selben supraleitenden Zustand. 2.1.1 Klassifikation der Supraleiter Supraleiter werden nach ihrem Magnetisierungsverhalten bei einem von außen angelegten Magnetfeld in zwei Klassen unterschieden (vgl. Abbilung 2): • Typ I: Supraleiter des Typs I verhalten sich bis zum kritischen Punkt Hc des äußeren Magnetfeldes wie ein idealer Diamagnet. Das Magnetfeld wird also nach außen gedrängt, sodass das resultierende Magnetfeld im Innern des Supraleiters verschwindet. Am Punkt Hc steigt die Magnetisierung sprunghaft an, die supraleitende (Meißner-)Phase wird zerstört und der Supraleiter verhält sich wie ein normaler Leiter. • Typ II: Supraleiter des Typs II zeigen bei sehr kleinen Temperaturen dasselbe Verhalten wie Supraleiter des I. Typs. Ab einem Punkt Hc1 wird die Magnetiesierung jedoch langsam wieder positiver, bis sie an einem Punkt Hc2 gleich null wird. Der Übergang von der Meißnerphase zur normalleitenden Phase geschieht also nicht abrupt und es gibt einen Bereich, in dem das äußere Magnetfeld nur teilweise aus dem Supraleiter verdrängt wird, ihn teilweise aber auch noch fädenartig durchsetzt. Dieser Bereich (zwischen Hc1 und Hc2 ) wird Shubnikov-Phase genannt. Obwohl es erheblich weniger Supraleiter des Typs I3 gibt als solche des Typs II4 , war man sich lange Zeit nicht bewusst, dass Typ II-Supraleiter überhaupt exis3 4 alle supraleitenden Elemente (außer Niob, Vanadium und Technetium) alle Legierungen und Verbindungen 4 2 Vorbereitung Magnetisierung M 0 Typ II Typ I Äußeres Magnetfeld B 0 Bc1 Bc Bc2 Abbildung 2: Das Magnetisierungsverhalten von Typ I- und Typ II-Supraleitern in Abhängigkeit des von außen angelegten Magnetfelds. tieren. Messungen an Supraleitern, welche ein vom Typ I abweichendes Verhalten zeigten, wurden als Messungenauigkeiten verworfen. Shubnikov hatte zwar bereits 1937 systematische Messungen an Typ II-Supraleitern durchgeführt; diese wurden aber durch Arbeiten anderer Wissenschaftler erst über zwei Jahrzehnte später bekannt. Typ II-Supraleiter sind bis heute theoretisch nicht hinreichend erklärt und sind daher Thema der aktuellen Forschung. Es wird angenommen, dass wie bei den Typ I-Supraleitern sog. Cooper-Paare die Ladungsträger sind (vgl. Abschnitt 2.1.6). 2.1.2 Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstands Der Verlauf der Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstands unterscheidet sind bei Metallen, Halbleitern und Supraleitern. Metalle haben einen mit sinkender Temperatur monoton abfallenden Widerstand. Im Gegensatz dazu steigt der Widerstand von Halbleitern bei fallender Temperatur erst an, fällt aber ab einer bestimmten Temperatur aber ebenfalls ab. Beide Materialien können auch Supraleiter sein. Unterschreitet die Temperatur den kritischen Punkt eines Supraleiters, so ist kein Widerstand mehr vorhanden und der Strom kann quasi unendlich lange im Supraleiter fließen. 2.1.3 Die London-Theorie Die Gebrüder London entwickelten 1935 eine Theorie, welche die Supraleitung (und den Meißner-Ochenfeld-Effekt) phänomenologisch erklärt. Ihre zentrale Aussage ist in der London-Gleichung enthalten: 2 ~ − nq A ~ ~j = nqh̄ ∇S m m 5 (1) 2 Vorbereitung Die Theorie erläutert außerdem, warum ein Supraleiter nicht vollständig diamagnetisch ist, sondern in den Randbereichen noch vom äußeren Magnetfeld durchsetzt wird. Die Gebrüder London führten zwei für Supraleiter chrakteristische Abstände ein: • Die Londonsche Eindringtiefe λL gibt an, bei welchem Abstand zur Oberfläche das Magnetfeld im Innern des Supraleiters auf 1e seines ursprünglichen Wertes abgefallen ist. Hat man beispielsweise nur eine sehr dünne Schicht eines Supraleiters mit d ¿ λL , so durchdringt das äußere Magnetfeld diese gesamte Schicht. • Die Kohärenzlange ξ gibt den mittleren Abstand der Elektronen in den Cooper-Paaren an. Der Stromfluss in Supraleitern ist abhängig von der Eindringtiefe. Dieses Verhalten wird nach der London-Theorie durch die folgende Gleichung beschrieben: 1 j=− µ0 λ2L 2.1.4 Die GLAG-Theorie In der Theorie von Grinzgurg, Landau, Abrikosov und Gorkov (kurz: GLAG) werden Supraleiter des Typs I von denen des Typs II durch den GinzburgLaundau-Parameter κ unterschieden. κ ist der Quotient aus der Eindringtiefe und der Kohärenzlänge: λL κ= ξ Es wurde gezeigt, dass man abhängig vom Wert des Ginzburg-Landau-Parameters die verschiedenen Supraleiter-Typen folgendermaßen kategorisieren kann: • κ< √1 2 ⇒ Supraleiter Typ I • κ> √1 2 ⇒ Supraleiter Typ II 2.1.5 Das Zwei-Flüssigkeiten-Modell Gorter und Casimir untersuchten fanden 1934 mit ihrem Zwei-FlüssigkeitenModell eine realtiv einfache Beschreibung der Supraleitung, mittels derer sich der Verlauf der Hc (T )-Kurve quantitativ vorhersagen ließ: Ã µ ¶2 ! T Hc (T ) = Hc (0) 1 − Tc Durch Multiplikation dieser Gleichung mit µ erhält man daraus sofort dieselbe Beziehung für die magnetische Flussdichte: Ã µ ¶2 ! T Bc (T ) = Bc (0) 1 − Tc Es bleibt jedoch anzumerken, dass die Erklärungen von Gorter und Casimir in erster Linie phänomenologischer Natur sind und somit die Temperaturabhängigkeit von Hc nur angenähert voraussagen können. 6 2 Vorbereitung 2.1.6 Cooper-Paare und die BCS-Theorie Im Jahr 1957 lieferten John Bardeen, Leon N. Cooper und John R. Schrieffer mit der nach ihnen benannten BCS-Theorie erstmals eine quantenmechanische Erklärung der Supraleitung und erhielten 15 Jahre später dafür den Nobelpreis. Obwohl sich die Theorie ursprünglich nur auf Typ I -Supraleiter bei sehr tiefen Temperaturen bezog, kann sie auch die erst später entdeckte HochtemperaturSupraleitung erklären. Allerdings ist bist heute unklar, wie die Bildung der sogenannten Cooper-Paare in diesem Fall zustande kommt. Diese Cooper-Paare bilden das Kernstück der BCS-Theorie: Ein CooperPaar besteht aus zwei Elektronen, welche über elektromagnetische Wechselwirkung aneinander gebunden sind. Natürlich würden sich Elektronen unter normalen Umständen durch die Coulomb-Kraft gegenseitig abstoßen. Nach der BCS-Theorie zieht ein Elektron ebenfalls aufgrund der Coulomb-Kraft die Gitteratomkerne des supraleitenden Festkörpers in seiner Umgebung ein Stück aus ihrer ruhenden Position heraus, sodass die Ladung in einem größeren Bereich nicht mehr gleichverteilt ist. Es entsteht um das Elektron eine Verdichtung von positiven Ladungen; das Gitter wird also polarisiert. Da die Gitteratome aufgrund ihrer weit höheren Masse dem Elektron nur stark zeitverzögert folgen5 , entsteht insgesamt eine Polarisationswelle, welche sich durch den Festkörper ausbreitet und die Coulomb-Wechselwirkung der Elektronen untereinander überkompensiert. Sie wird qunatenmechanisch als Quasi-Teilchen betrachtet und als Phonon bezeichnet. Dieses Phonon wirkt eine attraktive Kraft auf andere Elektronen aus, sodass der „Polarisationsspur“ eines Elektrons ein anderes (mit entgegengesetztem Spin und Impuls) folgt; beide zusammen bilden dann ein Cooper-Paar. Damit hat ein Cooper-Paar den Spin 0 und kann als Boson betrachtet werden. Für das CooperPaar gilt folglich das Pauli-Prinzip nicht (es dürfen alle Bosonen denselben Quantenzustand besetzen) und es muss auch der Fermi-Statistik nicht genügen. 2.2 Messtechnik Zum Nachweis der Supraleitung stehen zunächst aufgrund der charakteristischen Eigenschaften eines supraleitenden Materials zwei verschiedene Messmethoden zur Verfügung: Bei der resistiven Messung (Vierpol-Widerstands-Messmethode) macht man sich zunutze, dass Materialien in der supraleitenden Phase quasi widerstandsfrei sind. Während die Probe über zwei Kontakte mit einem konstant gehaltenen Gleichstrom I durchflossen wird, misst man über zwei weitere Kontakte direkt über dem Widerstand den Spannungsabfall U (vgl. Abbildung 3a). Supraleitung liegt damit genau dann vor, wenn kein Spannungsabfall mehr messbar ist, denn es gilt wegen I = const.: U U =0 ⇔ R= =0 I 5 Hierin liegt auch der Grund für den Isotopen-Effekt: Schwerere Isotope können der polarisierenden Wirkung eines Elektrons aufgrund ihrer Trägheit nur langsam folgen. Insgesamt resultiert dies in einer weniger starken Polarisation und letztlich auch in einer niedrigeren kritischen Temperatur. 7 2 Vorbereitung (a) Resistive Messmethode (b) Induktive Messmethode Abbildung 3: Messanordnung der verschiedenen Messmethoden Durch zweifache Messung mit verschiedener Stromrichtung (aber gleichem Betrag) können unerwünschte Effekte wie Thermospannung oder intrinsische Widerstände einfach eliminiert werden. Obwohl die Zuleitungskabel einen wesentlich höheren Widerstand haben als die Probe selbst, kann der Widerstand durch Differenzbildung somit sehr präzise gemessen werden. Die induktive Messung benutzt die Meißner-Phase, um Supraleitung nachzuweisen. Die Messapparatur besteht aus einer sog. Primärspule und zwei Sekundärspulen, welche beide baugleich, aber in entgegengesetzte Richtung gewickelt sind (Abmessungen und Windungszahl ist identisch, vgl. Abbildung 3b). Legt man einen Strom an die Primärspule an, so wird ein Magnetfeld erzeugt, welches die beiden Sekundärspulen durchdringt und dort wieder eine Spannung induziert. Verbindet man nun die Sekundärspulen und misst die resultierende Spannung, so gleichen sich im Idealfall beide Spannungen aufgrund der umgekehrten Wicklung gerade aus. Führt man nun aber eine Probe in einer der Sekundärspulen ein, so wird das Magnetfeld aus dem Innern diese Spule teilweise verdrängt und die Induktivität ändert sich. Folglich ist die Spannungsdifferenz nicht mehr Null. In einem Supraleiter wird das gesamte Magnetfeld aus der Probe verdrängt, sodass die Suszeptibilität ruckartig einen Minimalwert erreicht, sobald die Probe in den supraleitenden Zustand übergeht. 2.3 Versuchsaufbau Da Supraleitung nur bei tiefen Temperaturen auftritt, muss die Messanordnung in diesem Versuch gut isoliert sein. Es wird ein doppelwandiger Kryostat verwendet, dessen Zwischenschicht evakuiert ist. In ihm befindet sich ein Probenhalter, an dem sämtliche für das experiment benötigte Proben6 und Messvorrichtungen7 montiert sind (siehe Abbildung 4). Außerdem befindet sich an dem Probenkopf zur Regelung der Temperatur eine Heizspule. Nach der Befüllung des Kryostaten mit flüssigem Stickstoff wird die Messung der Übergangstemperatur von Y Ba2 Cu3 O7 gestartet. In einem Zyklus von fünf 6 7 Niob, YBCO, GaAs/GaAlAs Mutual Inductance Bridge, Vierpol-Schaltung, Temperaturfühler 8 3 Auswertung Abbildung 4: Anordnung der Proben im Probenhalter Sekunden wird jeweils ein Datenpaar aufgenommen und im angeschlossenen Computer gespeichert. Anschließend wird der Stickstoff aus dem Kryostaten entfernt und durch flüssiges Helium ersetzt. Es beginnt nun die Messung der resistiven Übergänge von Niob, wobei für verschieden starke von außen angelegte Magnetfelder jeweils eine Messreihe durchgeführt wird. Für jede dieser Messreihen wird die Temperatur manuell modifiziert, wobei jeweils einmal mit steigender und einmal mit fallender Temperatur gemessen wird, um Hysterese-Effekte zu eliminieren. Es ergibt sich für jede Messreihe ein Diagramm, aus dem die Sprungtemperatur zum jeweiligen Magnetfeld abgelesen werden kann. 3 Auswertung 3.1 Bestimmung der Sprungtemperatur von Y Ba2 Cu3 O7 Zur Bestimmung der Übergangstemperatur von Y Ba2 Cu3 O7 verwendeten wir die induktive Messmethode. Die erhaltenen Messpunkte sind in Abblidung 5 dargestellt. Um einen möglichst genauen Wert für die Sprungtemperatur zu erhalten, haben wir zwei Geraden an die Messpunkte angefittet (eine an die Messpunkte der Anstiegsflanke, eine an die Messpunkte in der normalen Phase). Deren Schnittpunkt liefert uns den Wert der Sprungtemperatur Tc . In unserer Messung lag er bei Tc = (89.00 ± 0.10) K In der Literatur wird häufig ein Wert von 92.0 K für die Sprungtemperatur von Y Ba2 Cu3 O7 angegeben; in einigen anderen Quellen8 wird aber auch eine niedrigere Temperatur von etwa 90.0 K angegeben. Berücksichtigt man diese Schwankungen in den Literaturangaben und das Alter der Probe, so lässt sich sagen, dass wir – obwohl unser Wert nicht innerhalb der Fehlerschranken liegt – die Sprungtemperatur von Y Ba2 Cu3 O7 dennoch recht genau bestimmen konnten. 8 z.B. http://de.wikipedia.org/wiki/YBCO 9 3 Auswertung Suszeptibilität χ / Skt. 3 2.5 2 1.5 1 0.5 0 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 Temperatur T / K Abbildung 5: Diagramm mit Messdaten und Fitgeraden zur Bestimmung der Sprungtemperatur von Y Ba2 Cu3 O7 3.2 Ermittlung der Abhängigkeit der Sprungtemperatur vom Magnetfeld bei Niob Mit der resistiven Methode haben wir für sechs verschiedene Magnetfeldstärken die Sprungtemperatur Tc bestimmt. Dabei haben wir jedesmal den Widerstand über der Temperatur gemessen (wieder computergestützt in fünf-SekundenIntervallen) und aus der Gesamtheit der Wertepaare einer Messreihe die Sprungtemperatur nach dem gleichen Verfahren wie in Abschnitt 3.1 bestimmt. Die Parameter der jeweiligen Fitgeraden haben wir zusammen mit der angelegten Flussdichte B und der aus dem Geradenschnittpunkt bestimmten Sprungtemperatur Tc in der folgenden Tabelle angegeben: B/T 0.00 0.01 0.02 0.04 0.07 0.10 Tc / K 9.47 9.23 9.19 9.02 8.56 8.30 10− 2 · m1 1.90 2.06 2.57 2.01 1.75 1.80 10− 1 · n1 -1.77 -1.89 -2.34 -1.79 -1.47 -1.47 10− 5 · m2 3.72 2.74 3.99 2.85 4.10 2.81 10− 3 · n2 1.98 2.08 1.96 2.08 1.94 2.07 Die entsprechenden Diagramme und Fitgeraden sind in den Abbildungen 7 bis 12 zu sehen. Zur Überprüfung der von Gorter und Casimir experimentell gefundenen Formel (Zwei-Flüssigkeiten-Modell, siehe 2.1.5) haben wir diese an unsere Messpunkte angefittet und erhielten folgende Parameter: Bc (0) = (0.424 ± 0.019) T Tc = (9.44 ± 0.03) K 10 4 Ergebnis Magnetische Flussdichte B / T 0.12 0.1 0.08 0.06 0.04 0.02 0 8 8.2 8.4 8.6 8.8 9 9.2 9.4 9.6 9.8 Sprungtemperatur Tc / K Abbildung 6: Abhängigkeit der Sprungtemperatur Tc von Niob vom angelegten Magnetfeld B und Fit der Gorter-Casimir-Funktion an die experimentell bestimmten Wertepaare An der Verteilung der Messpunkte und dem Verlauf der Gorter-CasimirFunktion in Abbildung 6 wird schnell einsichtig, dass der von uns untersuchte Temperaturbereich viel zu klein ist, um das Zwei-Flüssigkeiten-Modell glaubhaft zu bestätigen. Zwar folgt die angefittete Funktion hier in etwa dem Verlauf der Messpunkte; man hätte aber ebenso gut eine Gerade durch die Messpunkte legen können und auch keine größeren Abweichungen erhalten. 4 Ergebnis Wir haben uns in diesem Versuch erstmals mit dem Phänomen der Supraleitung beschäftigt und die grundlegenden Theorien zu deren Erklärung kennengelernt. Es ist uns gelungen, die Sprungtemperaturen eines Typ I- und eines Typ IISupraleiters (bei verschiedenen äußeren Magnetfeldern) mit akzeptabler Genauigkeit zu bestimmen und haben zumindest nachweisen können, dass die Sprungtemperatur in der Tat wie von den gängigen Theorien vorausgesagt, vom äußeren Magnetfeld abhängig ist. Zur speziellen Abhängigkeitsfunktion der beiden Größen konnten wir jedoch leider keine genauen Aussagen treffen. Es ist uns durch diesen Versuch bewusst geworden, wie wenig erforscht Supraleitungseffekte selbst in der heutigen Zeit noch sind und wie sehr man sich unterschiedlicher Modelle bedient, um physikalische Erscheinungen treffend und möglichst einfach zu erklären. 11 4 Ergebnis 0.003 Widerstand R / Ω 0.0025 0.002 0.0015 0.001 0.0005 0 -0.0005 8.5 9 9.5 10 10.5 11 Temperatur T / K Abbildung 7: R-T -Diagramm für B = 0.00 T 0.003 Widerstand R / Ω 0.0025 0.002 0.0015 0.001 0.0005 0 -0.0005 8.5 9 9.5 10 10.5 Temperatur T / K Abbildung 8: R-T -Diagramm für B = 0.01 T 12 11 4 Ergebnis 0.003 Widerstand R / Ω 0.0025 0.002 0.0015 0.001 0.0005 0 -0.0005 8.5 9 9.5 10 10.5 11 Temperatur T / K Abbildung 9: R-T -Diagramm für B = 0.02 T 0.003 Widerstand R / Ω 0.0025 0.002 0.0015 0.001 0.0005 0 -0.0005 8.5 9 9.5 10 10.5 Temperatur T / K Abbildung 10: R-T -Diagramm für B = 0.04 T 13 11 4 Ergebnis 0.003 Widerstand R / Ω 0.0025 0.002 0.0015 0.001 0.0005 0 -0.0005 7.5 8 8.5 9 9.5 10 Temperatur T / K Abbildung 11: R-T -Diagramm für B = 0.07 T 0.003 Widerstand R / Ω 0.0025 0.002 0.0015 0.001 0.0005 0 -0.0005 7.5 8 8.5 9 9.5 Temperatur T / K Abbildung 12: R-T -Diagramm für B = 0.10 T 14 10