7.6 Überwachung des Intensivpatienten Okulocephaler Reflex (Abb. 7.9) Fremdreflexe Um den okulocephalen Reflex auszulösen, wird der Kopf des Patienten von einer Seite zur anderen sowie zurück gedreht. Ist bei einem komatösen Patienten der untere Hirnstamm noch intakt, dann bewegen sich die Augäpfel entgegen der Kopfbewegung (sog. Puppenkopfphänomen). Auch beim wachen Neugeborenen ist dieses Puppenkopfphänomen normalerweise auslösbar. Im späteren Lebensalter ist dieser Reflex beim wachen (oder somnolenten) Patienten durch entsprechende Willkürbewegungen der Augen unterdrückt. Ist der Hirnstamm geschädigt (oder der Patient wach), dann folgt die Blickrichtung der Kopfbewegung. (Bei Patienten mit Verdacht auf eine Verletzung der Halswirbelsäule darf der okulocephale Reflex nicht untersucht werden). Fremdreflexe können meist durch leichte Hautreizung ausgelöst werden. Oft muss jedoch wiederholt gereizt werden. Abgeschwächte, erloschene oder seitendifferente Fremdreflexe sind Hinweis auf eine Pyramidenbahnschädigung. ● Bauchhautreflex: Beim Bestreichen der Bauchhaut zum Nabel hin kommt es zur reflektorischen Anspannung der Bauchmuskeln mit Verziehung des Nabels zur Reizseite hin. ● Cremasterreflex: Beim Bestreichen der Haut im Bereich der Oberschenkelinnenseite kommt es zum gleichseitigen Hochziehen des Hodens. ● Analreflex: Reflektorische Kontraktion des Analsphinkters beim Einführen des Fingers in den After. Okulovestibulärer Reflex (Abb. 7.10) Um den okulovestibulären Reflex auszulösen, werden mit einer 50 ml Spritze (an die ein kurzes Schlauchstück konnektiert wurde) ca. 30 ml kalte Kochsalzlösung in den äußeren Gehörgang injiziert. Ist der Hirnstamm intakt, dann kommt es zur Blickwendung beider Augen zum gespülten Ohr hin. Bleibt diese Blickwendung aus, dann liegt eine Schädigung des Hirnstammes vor. Der okulovestibuläre Reflex darf nur ausgelöst werden, wenn das Trommelfell des Patienten intakt ist. Muskeleigenreflexe (Abb. 7.11) ● ● ● ● ● ● Bicepssehnenreflex (BSR) Tricepssehnenreflex (TSR) Radiusperiostreflex Handreflexe: – Knipsreflex und Trömmner-Reflex: Dies sind Eigenreflexe der Fingerbeuger. Bei seitengleicher Auslösung zeigen sie lediglich eine lebhafte Reflexaktivität an. Bei einseitiger Betonung stellen sie ein Pyramidenbahnzeichen dar. Patellarsehnenreflex (PSR) Achillessehnenreflex (ASR) Pathologische Reflexe (Abb. 7.12) ● ● ● Babinski-Reflex Oppenheim-Reflex Gordon-Reflex Typisch für ein positives Babinskizeichen ist eine Dorsalflexion der Großzehe. Die anderen Zehen verharren in der Ausgangsstellung oder können sich auch fächerförmig spreizen. Bei positivem Oppenheimreflex (kräfiges Bestreichen an der Tibiainnenkante) oder Gordonreflex (kräftiges Zusammendrücken der Wadenmuskulatur) tritt die gleiche Reizantwort auf. Eine positive Reizantwort ist Zeichen einer Pyramidenbahnschädigung. Dezerebrationssyndrome In Abhängigkeit vom Ausmaß der Hirnschädigung kommt es zuerst zu einer Schädigung des besonders empfindlichen Großhirns (Cortex), dann zu einer Schädigung des Mittelhirns und im schlimmsten Falle zu einer Schädigung (einem Ausfall) des entwicklungsgeschichtlich ältesten Teil des Gehirns, des Hirnstammes. Es wird von Dezerebrations- 395 396 7 Intensivmedizin