Technikwoche 2006, 15.–19. Mai – Kantonsschule Kreuzlingen Gruppe 4 Gruppe 4–1 Immuntherapie gegen Krebs Goran Bunic, Adrian Jakobcic, Romina Saurer Um die Immuntherapie gegen Krebs durchzuführen, werden dem Körper Krebszellen entnommen. Diese werden in vitro vermehrt und daran werden Antikörper angedockt. Die Zellen werden danach wieder in den Körper eingefügt. Dieser Vorgang ermöglicht dem Körper die kranken Zellen zu erkennen und so kann er diese auch abtöten, was das Immunsystem eines krebskranken Menschen normalerweise nicht kann. Die ersten Versuche zeigen erfolgsversprechende Ergebnisse. 1 Einleitung Im Rahmen der Technikwoche 2006 beschäftigten wir uns eine Woche lang mit dem Thema „Immuntherapie gegen Krebs“. Dies ist eine neue Therapie, mit der erreicht wird, dass das Immunsystem die krebskranken Zellen erkennen kann und somit auch vernichtet. Unsere halbtägige Exkursion führte uns nach Tägerwilen ins Biotechnologie Institut Thurgau (BiTG), wo diese Immuntherapie erforscht und in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital St. Gallen angewendet wird. 2 Entstehung von Krebs Im Körper gibt es viele verschiedene Zelltypen, die normalerweise nur wachsen beziehungsweise sich teilen, wenn das für den Körper notwendig ist. Teilen sie sich, wenn der Körper gar keine neuen Zellen braucht, kommt es zu einer überflüssigen Gewebeneubildung, die ein Geschwulst bildet und Karzinom oder Tumor genannt wird. Ist dieses Geschwulst bösartig, spricht man von Krebs. Das Immunsystem ist bei einer Krebserkrankung nicht mehr in der Lage bösartigen Zellen zu erkennen. Deshalb werden diese nicht zerstört. Die Krebszellen teilen sich unkontrolliert und wachsen infitrierend (dringen in benachbartes Gewebe ein) und zerstören auch gesunde Zellen. Gelangen Krebszellen aus dem Primärtumor in den Blutstrom oder das Lymphsystem, kann sich der Krebs in anderen Körperteilen ansiedeln. Diesen Vorgang nennt man Metastasierung. (www.hexal-onkologie.de/krebs/entstehung/index.php) Bild: de.wikipedia.org/wiki/Krebs_%28Medizin%29 Technikwoche 2006, 15.–19. Mai – Kantonsschule Kreuzlingen Gruppe 4–2 3 Wanderung von dendritischen Zellen als Grundlage der Immuntherapie gegen Krebs Dendritische Zellen sind weisse Blutzellen und befinden sich normalerweise in der Schleimhaut. Bei einer Infektion erkennen die dendritischen Zellen infizierte Bakterien und Viren als Fremdstoffe (Antigene), nehmen diese auf und zerstückeln sie. So reifen die dendritischen Zellen. Reife dendritische Zellen verlassen die Haut und wandern über den Blutstrom oder das Lymphsystem in den nächsten Lymphknoten. Im Lymphknoten präsentieren sie die zerstückelten Fremdstoffe den Immunzellen, welche B-und T-Lymphozyten genannt werden. Nach dem Kontakt mit den dendritischen Zellen produzieren die B-Lymphozyten Antikörper, die sich an die Fremdstoffe anlagern und die T-Lymphozyten töten die Fremdstoffe ab. (www.bitg.ch/forschung.html) Bild: www.bitg.ch/forschung.html 4 Immuntherapie gegen Krebs mit dendritischen Zellen Die Immuntherapie gegen Krebs mit dendritischen Zellen basiert auf einem folgendem Prinzip: Die dendritischen Zellen eines Patienten werden isoliert, in vitro gezüchtet und an Eiweissen, die nur in Tumorzellen vorkommen (Interleukine, vor allem Interleukin-2, aber auch der Faktor GM-CSF und anderen), gekoppelt. Spritzt man nun diese eiweissbeladenen dendritischen Zellen zurück in die Blutbahn, wandern sie in den Lymphknoten, wo sich die B- und T-Lymphozyten an die reife dendritische Zelle anlagern. Die B-Lymphozyten bilden dann Antikörper gegen die Bild: www.3sat.de Tumoreiweisse und die zytotoxischen T-Zellen, die die Tumorzellen umbringen, vermehren sich. Die Entdeckung und Charakterisierung von tumorspezifischen Eiweissen und die gerichtete Wanderung der Zellen von der Blutbahn in die Lymphknoten und anschliessend in den Tumor sind die Herausforderungen in der Entwicklung einer Immuntherapie gegen einzelne Tumorarten. Momentan gibt es erst tumorspezifische Eiweisse gegen schwarzen Hautkrebs und Prostatakrebs. Technikwoche 2006, 15.–19. Mai – Kantonsschule Kreuzlingen Gruppe 4–3 Das ist der Grund, wieso die Immuntherapie erst in sehr kleinem Masse angewendet werden kann. Die Forschung im Biotechnologie Institut Thurgau beschäftigt sich im Moment damit, neue tumorspezifische Eiweisse zu finden, damit die Immuntherapie auch für andere Krebsarten angewendet werden kann. (www.bitg.ch/forschung.html) 5 Erste Versuche Die ersten Versuche dieser neuen Immuntherapie wurden im letzten Jahr bei Patienten mit schwarzem Hautkrebs und bei drei Prostatakrebskranken durchgeführt, die eine Lebenserwartung von noch etwa zwei bis drei Monaten hatten. Diese Versuche wurden vom Biotechnologie Institut Thurgau in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital St. Gallen gemacht und lieferten erfolgsversprechende Ergebnisse. Der PSA-Wert (PSA=prostataspezifisches Antigen), der bei einem gesunden Menschen zwischen drei und vier ng/ml liegt, erhöht sich, bei einem Patienten mit Prostatakrebs, auf sechs bis acht ng/ml. Dieser Wert konnte mit Hilfe der Immuntherapie gesenkt und stabilisiert werden. (Informationen von Herrn Legler, Leiter des BiTG) 6 Nebenwirkungen Die einzige Nebenwirkung, die bisher aufgetreten ist, ist eine Reizreaktion an der Einstichstelle, wo die mit Antikörper beladenen Krebszellen wieder in den Körper eingespritzt werden. (Informationen von Herrn Legler, Leiter des BiTG) 7 Exkursion Am Mittwochmorgen gingen wir ins Biotechnologie Institut Thurgau (BiTG) in Tägerwilen, das seit 1999 besteht. Der Gruppenleiter des zwölfköpfigen Forschungsteams, Daniel Legler, betreute uns während vier Stunden. Zuerst wurden wir durch das Labor geführt. Anschliessend erklärte uns Herr Legler die Immuntherapie gegen Krebs theoretisch und Frau Krause, die gerade an ihrer Dissertation arbeitet, zeigte uns dazu einige Versuche. Das Biotechnologie Institut Thurgau erforscht im Zusammenhang mit der Immuntherapie gegen Krebs die Wanderung von dentritischen Zellen. Sie suchen zum Beispiel Chemokine. Das sind Lockstoffe, welche eine gerichtete Zellwanderung auslösen. Zwei solcher Chemokine wurden bereits gefunden und es hat sich herausgestellt, dass eines davon auch für die Wanderung von dendritischen Zellen von der Haut in die Lymphknoten zuständig ist. Technikwoche 2006, 15.–19. Mai – Kantonsschule Kreuzlingen Gruppe 4–4 Eine sehr wichtige Erkenntnis, dass menschliche dendritische Zellen nur dann wandern, wenn sie in Gegenwart des Mediators Prostaglandin E2 (PGE2) gereift sind, wurde kürzlich gemacht. Die Erkenntnisse aus diesen Laborversuchen bilden zusammen mit der tumorspezifischen Eiweissforschung die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Entwicklung einer Immuntherapie gegen verschiedene Krebsarten, die auf einer natürlichen Ankurbelung des Immunsystems basiert. (www.bitg.ch/forschung.html und zusätzliche Informationen von Herrn Legler, Leiter des BiTG)