Neuroaxiale Blockaden und Hämodynamik

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Refresher Course Nr. 41
Aktuelles Wissen für Anästhesisten
Mai 2015 · Düsseldorf
Neuroaxiale Blockaden und Hämodynamik
Neuroaxial Blockade and Hemodynamics
H. Baumann · J. Biscoping
Zusammenfassung
Hämodynamische Veränderungen nach Anlage einer neuro­
axialen Blockade durch epidurale oder subarachnoidale
Applikation eines Lokalanästhetikums im Rahmen einer Epi­
dural- oder Spinalanästhesie sind im klinischen Alltag häufig
zu beobachten. Die exakte Kenntnis der induzierten Pathophy­
siologie ist entscheidend für eine sichere Anästhesieführung.
Dieser Beitrag gibt einen Überblick über anatomische Grund­
lagen und die Physiologie des autonomen Nervensystems
sowie über die direkten und indirekten Auswirkungen der
rückenmarksnahen Regionalanästhesie auf das kardiovasku­
läre System und die myokardiale Dynamik sowie endokrinmetabolische Veränderungen. Einen weiteren Schwerpunkt
bildet aktuelles Wissen zu Prophylaxe und Therapie kardiozirkulatorischer Komplikationen als Folge einer Epidural- oder
Spinalanästhesie mit Lokalanästhetika.
Schlüsselwörter: Neuroaxiale Blockade – Lokalanästhetika –
Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System – Endokrinmetabolische Veränderungen – Prophylaxe und Therapie
kardio-zirkulatorischer Komplikationen
Summary
Hemodynamic changes following central neuroaxial blockade
are frequently observed in clinical practice. The distinct
knowledge of the induced pathophysiology is important to
the safe conduct of neuroaxial anesthesia. This article provides
an overview of the anatomy and physiology of the autonomous
nervous system, the direct and indirect effects of neuroaxial
anesthesia on the cardiovascular system and the effects on
the myocardial dynamics, as well as endocrine-metabolic
changes. Furthermore we review up-to-date knowledge about
the prevention and treatment of cardio-circulatory compli­
cations as a consequence of epidural or spinal anesthesia with
local anesthetics.
Keywords: Neuroaxial blockade – local anesthetics – effects
on the cardiovascular system and the endocrine-metabolic
response – prevention and treatment of cardio-circulatory
complications
Neuroaxiale Blockaden und Hämodynamik · H. Baumann · J. Biscoping
Einleitung
„Never turn your back on a spinal.“
Hämodynamische Veränderungen nach Induktion einer neu­
roaxialen Blockade durch epidurale oder subarachnoidaler
Applikation eines Lokalanästhetikums im Rahmen einer
Epiduralanästhesie oder Spinalanästhesie sind im klinischen
Alltag häufig zu beobachten. Aufgrund einer unter Umständen
profunden Hypotonie und dem Auftreten einer Bradykardie
ist die Kenntnis der zugrundliegenden physiologischen
Veränderungen und der durch die Blockade induzierten or­
ganischen und endokrinen Pathophysiologie entscheidend für
eine sichere Anästhesieführung und die Früherkennung sich
anbahnender Komplikationen. Ebenso ist die Prävention eines
kritischen Blutdruckabfalls, beispielsweise bei der Betreuung
von Patienten mit eingeschränkter Koronarreserve oder im Rah­
men der geburtshilflichen Regionalanästhesie, von zentraler
Bedeutung – und daher immer wiederkehrend Thema diverser
Publikationen [1-12].
Anatomische Grundlagen
„Ärzte ohne Anatomie sind Maulwürfen gleich: sie arbeiten
im Dunkeln, und ihrer Hände Tagewerk sind Erdhügel.“
(Friedrich Tiedemann, deutscher Anatom und Physiologe, 1781-1861)
Auswirkungen der neuroaxialen Blockade auf das kardiovasku­
läre System sowie die Veränderungen der Perfusion einzelner
Organe sind neben der Ausschaltung schmerzleitender Affe­
renzen (Analgesie) indikationsabhängig erwünschte Effekte. Es
existieren Hinweise, dass durch eine thorakale Epiduralanäs­
thesie die Rate an postoperativen Myokardinfarkten, gastroin­
testinalen und renalen Komplikationen gesenkt werden kann
[13-18]. Ob die postoperative Mortalität durch ein neuroaxiales
Anästhesieverfahren ebenfalls positiv beeinflusst werden kann,
ist zur Zeit nicht abschließend zu beurteilen [19-21].
Sowohl die Art des Verfahrens bei rückenmarksnaher Lei­
tungsanästhesie (Spinalanästhesie, Epiduralanästhesie), die
Punktionshöhe (lumbal, thorakal), als auch der epidural
applizierte Wirkstoff (Lokalanästhetikum, Opiat, Opioid) sind
entscheidend für die Blockade sympathischer und parasym­
pathischer Fasern und somit wesentlich für die Dämpfung der
operativ induzierten Schmerz-Stress-Reaktion. Ausgeprägte
vegetative Entgleisungen nach neuroaxialer Blockade sind fast
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immer Folge einer begleitenden sympathischen Blockade und
dem damit verbundenen Ungleichgewicht zwischen sympathi­
schen und parasympathischen Einflüssen. Das vegetative oder
autonome Nervensystem kontrolliert die Funktion und die
interne Homöostase verschiedener Organe und untersteht dem
Einfluss endogener und exogener Stressoren. Nozizeptoren,
Mechanorezeptoren und Chemorezeptoren liefern Informatio­
nen über viszeral-somatische Afferenzen. Efferente vegetative
Fasern erreichen unter anderem glatte Muskulatur und Hor­
mondrüsen und kontrollieren autonome Reflexe wie Husten
oder Erbrechen. Hypothalamische und kortikale Regionen als
übergeordnete Zentren sind in der Ablaufsteuerung komplexer
autonomer Reflexe von Bedeutung. Bemerkenswert ist, dass
die Mehrzahl der regulatorischen Zentren des vegetativen
Nervensystems in Ganglien und Nervengeflechten außerhalb
des zentralen Nervensystems organisiert ist. Das sympathische
System hat seinen Ursprung in thorakalen und lumbalen Zent­
ren während das parasympathische System Anteile des dritten,
siebten, neunten und zehnten Hirnnerven sowie sakraler
Nerven (Segmente S2 bis S4) besitzt [22].
Abbildung 1
Sympathisches Nervensystem
Prä- und postganglionäre Nervenfasern leiten die dem zent­
ralnervösen System entspringenden efferenten Impulse zu den
sympathisch innervierten Blutgefäßen und Organen. Prägan­
glionäre Fasern entstammen dem Tractus intermediolateralis.
Die Axone verlassen das Rückenmark über den Ramus anterior
mit den Spinalnerven in Höhe des ersten thorakalen bis zum
zweiten lumbalen Segment. Unmittelbar neben den Foramina
intervertebralia verlassen die noch geringgradig myelinisierten
Nervenfasern den jeweiligen Spinalnerven und bilden die
weiter zum sympathischen Grenzstrang führenden Rami com­
municantes albi. Sie bilden nun entweder Synapsen mit Zellen
der sympathischen Ganglien des Grenzstrangs oder mit einem
Zellkörper in einem der zahlreichen paravertebralen Ganglien
aus. Einige präganglionäre Fasern nehmen ihren Weg variierend
einige Segmente nach kranial oder kaudal, bevor sie Synapsen
formen. Der aus den paravertebralen Ganglien bestehende
sympathische Grenzstrang verläuft auf beiden Seiten entlang
der Wirbelsäule von der Hirnbasis bis zur Vorderfläche des
Os sacrum im kleinen Becken. Drei Gangliengruppen bilden
zervikal das Ganglion cervicale superius et medius sowie das
Ganglion cervicale stellatum (auch Ganglion cervicothoraci­
cum). Letzteres ist von besonderer klinischer Bedeutung, da es
den Kopf, die Halsorgane, die obere Extremität, das Herz und
zum Teil die Lunge sympathisch innerviert. Der Brustteil des
Sympathikus besitzt zehn bis zwölf Ganglia thoracica, die in
Höhe der zugehörigen Spinalnerven auf den Rippenköpfchen
liegen. Verbindungen zum Plexus coeliacus, aorticus und hypo­
gastricus bilden die aus den thorakalen Abschnitten entstehen­
den Nervi splanchnici (Abb. 1). Die meisten postganglionären
Fasern verlaufen nach Umschaltung auf das zweite Neuron
über die Rami communicantes grisei wiederum zusammen mit
52
Schematische Darstellung des efferenten sympathischen Nervensy­
stems. 1 Ganglion cervicale superius; 2 Ganglion cervicale medium;
3 Ganglion cervicale inferius (cervicothoracicum, stellatum); 4 Ganglion
coeliacum; 5 Ganglion mesentericum superius; 6 Ganglion mesenteri­
cum inferius; 7 Plexus hypogastricus superior (aus (22), mit freundlicher
Genehmigung des Georg Thieme Verlag Stuttgart).
den Spinalnerven und versorgen segmental Blutgefäße, Drüsen
und die Musculi arrectores pilorum. Weitere unmyelinisierte
postganglionäre Fasern, welche den Ganglien entspringen,
verteilen sich auf alle sympathisch innervierten Organe der je­
weiligen Region. Herz, Lunge und das Intestinum erhalten ihre
postganglionäre sympathische Innervation unmittelbar über
eigene Äste aus den großen Plexus. Die Nebenniere ist das ein­
zige Organ, das direkt durch präganglionären sympathischen
Nervenfasern aus thorakalen Segmenten innerviert wird (T9 bis
T10). Die sympathische Stimulation der Nebenniere bewirkt
die Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin unmittelbar
in die Blutbahn – unser „endogener Katecholaminperfusor“
[22,23].
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Parasympathisches Nervensystem
Das parasympathische Nervensystem besteht aus kranialen
und sakralen Anteilen. Parasympathische Fasern laufen mit den
Hirnnerven III (Nervus oculomotorius), VII (Nervus facialis),
IX (Nervus glossopharyngeus) und X (Nervus vagus). Kraniale
Ganglien wie das Ganglion ciliare, Gangion pterygopalati­
num, Ganglion oticum und das Gangion submandibulare
sind Umschaltstellen auf postganglionäre parasympathische
Neurone. Unter den vier parasympathische Anteile führenden
Hirnnerven nimmt der Nervus vagus eine Sonderstellung ein.
Während der Nervus oculomotorius, Nervus facialis und der
Nervus glossopharyngeus ausschließlich Organe des Kopf- und
Halsbereiches parasympathisch innervieren, beinhalten die
Innervationsgebiete des Nervus vagus nicht nur den Kopf- und
Halsbereich. Thorakale Organe sowie die Teile des Verdau­
ungssystems im Versorgungsgebiet des Truncus coeliacus und
der Arteria mesenterica superior erhalten ihre parasympathi­
schen Impulse über den zehnten Hirnnerven (Leber, Magen,
Bauchspeicheldrüse, Duodenum, Milz sowie das angrenzende
Mesenterium bis zur linken Flexur). Die Unterschiede in der
topografischen Anatomie im Verlauf des linken und des rechten
Nervus vagus erklären sich durch die embryonale Entwick­
lung des Aortenbogens linksseitig und der Arteria subclavia
rechtsseitig aus den Arterien des vierten Kiemenbogens. Aus
der Vereinigung des rechten und des linken Nervus vagus geht
im hinteren Mediastinum der Plexus oesophageus hervor. Der
den Ösophagus umgebende Plexus erhält präganglionäre Affe­
renzen aus dem Nucleus dorsalis nervi vagi, einem wichtigen
parasympathischen Kerngebiet in der Medulla oblongata sowie
postganglionäre Afferenzen aus dem Ganglion inferius nervi
vagi. Fasern des paravertebralen Grenzstrangs und der Spinal­
ganglien als sympathische Afferenzen vereinen sich ergänzend
im Plexus oesophageus, welcher Verbindungen zu den kardia­
len und pulmonalen Plexus besitzt. Nach struktureller Umorga­
nisation in einen ventral der Speiseröhre absteigenden Truncus
vagalis anterior und einen hinter dem Ösophagus verlaufenden
Truncus vagalis posterior versorgen Neurone des Nervus vagus
den Magen, bevor aus den beiden Trunci der Plexus gastricus,
der Plexus hepaticus und der Plexus coeliacus hervorgehen.
Der abdominelle Anteil des Parasympathikus erhält neuronale
Zuflüsse aus den Spinalnerven der sakralen Segmente zwei
bis vier (Nervi splanchnici pelvici). Efferente Nervenfasern
des Plexus hypogastricus inferior, sowie die Nervi splanchnici
(S2 bis S4) innervieren neben den Organen im kleinen Becken
(Harnblase) das Colon descendens und das Rektum (Abb. 2).
Aufgrund des sehr frühen extraduralen Verlaufs, und der
räumlich betrachtet beachtlichen Entfernung vom Injektionsort
der Lokalanästhetika bei Spinal- und Epiduralanästhesie, wer­
den im Gegensatz zu allen anderen autonomen Nerven die
parasympathischen Hirnnervenanteile und insbesondere der
Nervus vagus nicht in ihrer Funktion beeinträchtigt [22].
Abbildung 2
Halbschematische Darstellung des efferenten parasympathischen
Nerven­systems. 1 Pharyngealer Plexus; 2 Ganglion superius n. vagi;
3 Ganglion inferius n. vagi; 4 Ganglion coeliacum; 5 Plexus coeliacus;
6 Ganglion mesentericum; 7 Plexus hypogastricus superior; 8 Plexus
hypogastricus inferior (aus (22), mit freundlicher Genehmigung des
Georg Thieme Verlag Stuttgart).
Autonome Afferenzen und sensorische Bahnen
Die Nervenzellen der afferenten sympathischen und parasym­
pathischen Nervenfasern liegen in den Hinterwurzelganglien.
Somit können afferente autonome Reflexbögen gespannt wer­
den und Empfindungen wie Hunger, Übelkeit, Blasendehnung
oder Gebärmutterkontraktion zentripetal leiten. Die exzessive
Dehnung oder Kontraktion glatter Muskelzellen, aber auch
Entzündungsreaktionen wie beispielsweise bei der Peritonitis,
stellen einen möglichen Stimulus dieser nach zentral leitenden
autonomen Nervenfasern da.
„Gehabte Schmerzen, die hab ich gern“
(Wilhelm Busch, 1832-1908)
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Die Leitung schmerzhafter Stimuli aus dem Operationsgebiet
zum zentralen Nervensystem zu unterbrechen, ist das wesent­
liche Ziel einer Spinal- oder Epiduralanästhesie. Nozizeptoren
des peripheren nozizeptiven Systems befinden sich in der
Haut, in den Organen, im Periost und in den Eingeweiden.
Sie bestehen aus nichtkorpuskulären, unmyelinisierten En­
digungen und langsam leitenden Axonen. Die Erregung von
Nozizeptoren entsteht durch Aktivierung von Ionenkanälen
und Rezeptoren in ihren sensorischen Endigungen. Nozizep­
toren sind in der Lage Neuropeptide freizusetzen. Auf diesem
Weg kommuniziert das Nervensystem mit dem Immunsystem
und beeinflusst die Tätigkeit von Mastzellen und Immunzellen.
Die Axone der Fasergruppe Aδ sind dünn myelinisiert und
sprechen hauptsächlich auf mechanische oder thermische
Reize an. Dünne, unmyelinisierte Fasern der Gruppe C werden
durch mechanisch-thermische Reize erregt und dienen des
Weiteren als Hautafferenzen für Schmerzen. Akuter, brennendstechender Schmerz wird hauptsächlich über die Aδ-Fasern mit
durchschnittlicher Impulsleitgeschwindigkeit von 2,5 - 30 m/
sec geleitet, während dumpfe, oft intestinale Schmerzempfin­
dungen durch langsamere C-Fasern (Impulsleitgeschwindigkeit
meist um 1 m/sec) vermittelt werden [16]. Die eintreffenden
nozizeptiven Stimuli erreichen das Rückenmark über die hin­
teren Spinalwurzeln, treten ins Hinterhorn ein und wechseln
dabei teilweise zum gegenüberliegenden Tractus spinothalami­
cus. Sie werden auf zentrale Neurone umgeschaltet.
Innervation einzelner Organe
Herz
Das Herz wird vegetativ aus dem Plexus cardiacus innerviert
(T2 bis T4), der um den Aortenbogen herum gruppiert ist.
Sympathische Efferenzen ziehen als Nervi cardiaci thoracici
zu Sinus- und Atrioventrikularknoten sowie direkt zum Ar­
beitsmyokard. Parasympathische (größtenteils präganglionäre)
Fasern des zervikalen Nervus vagus ziehen als Rami cardiaci
cervicales superiores et inferiores zu den tiefen und ober­
flächlichen Anteilen des Plexus cardiacus und zu den Ganglia
cardiaca. Im Brustbereich gibt der Nervus vagus ebenfalls als
Nervi cardiaci thoracici efferente Fasern zum oberflächlichen
Anteil des Plexus cardiacus ab.
Lunge
Die autonome Innervation der Lunge erfolgt aus den ventral
und dorsal der Lungenhili liegenden Plexus pulmonalis an­
terior und posterior. Diese erhalten sympathische Fasern als
Rami pulmonales des Grenzstrangs und parasympathische
Efferenzen aus dem Nervus vagus (Rami bronchiales und
Fasern des Nervus laryngeus recurrens). Schmerz und insbe­
sondere Dehnungsreize werden über den Nervus vagus nach
zentral ins Atemzentrum geleitet. Beispielsweise verhindert der
Lungendehnungsreflex (Hering-Breuer-Reflex) durch reflektori­
sche Hemmung inspiratorischer Neurone eine Überdehnung
der Alveolen, sollte bei der Inspiration ein kritisches Maß der
Ausdehnung erreicht werden.
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Bauchorgane
Die im Brustbereich aus dem Grenzstrang austretenden Fasern
der drei Nervi splanchnici formen den Plexus coeliacus sowie
den Plexus mesentericus superior et inferior, in welchen die
präganglionären Nervenfasern auf postganglionäre Neurone
umgeschaltet werden und so die sympathische Innervation
der Organe und Gefäße des Bauchraums bilden. Wegen
ihrer gemeinsamen sympathischen Innervation werden die
Gefäßgebiete von Mesenterium, Leber, Pankreas und Milz als
Splanchnikusgebiet zusammengefasst. Die Splanchnikusgefäße
enthalten etwa 20 Prozent des gesamten Blutvolumens (ca.
1.000 bis 1.500 ml). Die meisten Oberbauchorgane erhalten
ihre parasympathische Innervation über Fasern des rechten und
linken Nervus vagus. Als intramurales Nervensystem bezeich­
net man ein Nervengeflecht, das in der Wand von Hohlorganen
liegt. Sympathische und parasympathische Efferenzen erhalten
beispielsweise der aus vielen Ganglienzellen bestehende
Plexus myentericus (= Auerbach’scher Plexus) zwischen
Längs- und Ringmuskulatur sowie der Plexus submucosus (=
Meissner’scher Plexus) in der Tela submucosa des Darms.
Kardiovaskuläre Wirkungen
Neuroaxiale Blockaden haben in erster Linie indirekte Auswir­
kungen auf das kardiovaskuläre System. Im Gegensatz zur Spi­
nalanästhesie sind bei der Epiduralanästhesie allerdings auch
direkte Effekte auf Organsysteme möglich. Beispielsweise sind
durch Resorptionsvorgänge bei Applikation hoher (kumulati­
ver) Dosen oder bei Überdosierung eines Lokalanästhetikums
toxische Plasmaspiegel denkbar [24,25]. Insbesondere bei
kritischer, systemischer Intoxikation durch die langwirksamen
Substanzen Bupivacain oder Ropivacain können schwer­
wiegende zentralnervöse (Krampfanfall, Koma) und kardiale
Komplikationen (Rhythmusstörungen, Asystolie) die Folge sein
[26,27].
Indirekte Effekte sind in der Regel Folge einer Blockade sympa­
thischer Efferenzen sowie der Unterdrückung autonomer Re­
flexe. Die Ausprägung und das Niveau der rückenmarks­nahen
Tabelle 1
Hämodynamische Effekte einer neuroaxialen Blockade (nach [28]).
Parameter
Effekt
Blutdruck
↓
Zentraler Venendruck
↓
Herzfrequenz
↓, →, ↑
Herzzeitvolumen
↓
Schlagvolumen
↓
Systemischer Widerstand
↓
Das Ausmaß der hämodynamischen Veränderungen ist in hohem
Maße vom Niveau der neuroaxialen Blockade und vom kardiovasku­
lären Zustand des Patienten abhängig.
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Endokrin-metabolische Veränderungen
„Fight or flight“
(Walter Bradford Cannon, US-amerikanischer Physiologe, 1871-1945)
Endokrine und metabolische Reaktionen als neurobiologische
Antwort auf schädigende äußere Einflüsse finden sich abhängig
von der Stärke und dem Ausmaß der Erkrankung oder des Trau­
mas [29-34]. Die insbesondere operative und traumatisierte
Patienten bestreffende Stress-Reaktion ist eine evolutionär ge­
formte Anpassungsreaktion des Körpers auf eine Verletzung der
Homöostase [35]. Die akute Energiebereitstellung ermöglicht
dem Organismus eine der Situation angemessene Reaktion (z.
B. Flucht, Angriff, Starre), welche sich evolutionär als über­
lebenssichernd erwiesen hat. Die Plasmakonzentration von
Noradrenalin als indirektes Maß der sympathischen Aktivität
steigt beispielsweise bei starker körperlicher Arbeit um das 10bis 20-fache des Ruhewertes an [16]. Plasmakonzentrationen
kataboler Hormone wie Adrenocorticotropin (ACTH), Kortisol,
Renin, Angiotensin-II, Aldosteron, Glukagon und Interleukin-6
steigen, Konzentrationen anaboler Hormone wie Insulin und
Testosteron fallen als Folge der Stressreaktion. Unnötige, ener­
gieverbrauchende Prozesse werden unterdrückt. Die multiplen
endokrinen Reaktionsmuster als Folge des Anpassungssyn­
droms und die damit verbundenen pathophysiologischen Ver­
änderungen sind insbesondere bei dem operativ traumatisier­
ten Patienten unerwünscht. Das systemische inflammatorische
Response-Syndrom (SIRS), verursacht durch Trauma, schwere
Erkrankung, Ischämie oder Operation, ist mit Auslöser für ein
akutes Lungenversagen, eine Nierenschädigung oder eine kar­
diale Dysfunktion [36]. Daher ist es neben einer suffizienten
Analgesie und der Schaffung optimaler Operationsbedingun­
gen ein ebenso wichtiges Ziel, diese sympathisch vermittelte,
operativ (somit verletzungs-) induzierte Stress-Reaktion zu
dämpfen (Abb. 3). Beispielsweise kann durch die epidurale
Applikation von Lokalanästhetika eine intra- und postoperativ
überschießende Aktivierung des inflammatorischen und hämo­
statischen Systems positiv beeinflusst werden [37], wobei die
Ausbreitung der Blockade einen entscheidenden Einfluss auf
die Modifikation der Stressantwort hat. Durch die neuroaxiale
Leitungsanästhesie kann eine Stress-induzierte, generalisierte
Immunsuppression abgeschwächt werden [38,39]. Dies hat
ebenso wie die Reduktion des postoperativen Opiatverbrauchs
(und somit der opiatbedingten Immunmodulation [40])
möglicherweise Einfluss auf die Tumordissemination und die
Metastasen-Häufigkeit bestimmter Krebsarten [41-45].
Zur vollständigen Unterdrückung der Kortisolantwort auf
ein operatives Trauma ist eine kraniale Blockadehöhe von
Neuroaxiale Blockaden und Hämodynamik · H. Baumann · J. Biscoping
Abbildung 3
General anaesthesia
(n=6)
1500
Plasma cortisol (nmol/l)
Leitungsanästhesie sind ausschlaggebend für das Ausmaß der
kardiovaskulären Effekte. Auch die Positionierung des Pati­
enten, der Volumenstatus, die Verabreichung kardiovaskulär
wirksamer Medikamente sowie die Schwere der pulmonalen
und kardiovaskulären Vorerkrankungen beeinflussen ebenfalls
den Grad der hämodynamischen Auswirkungen (Tab. 1).
Epidural analgesia
(n=6)
mean ± SEM
P<0,05
P<0,01
1000
500
0
2
4
6
Hours after skin incision
9
14
24
Intra- und postoperative Kortisol-Plasmakonzentrationen bei Patien­
tinnen, die sich entweder in Allgemeinanästhesie (volatil) oder in (post­
operativ fortgeführter) Epiduralanästhesie mit Bupivacain einer abdomi­
nellen Hysterektomie unterzogen. Bei Patientinnen in Allge­
mein­anästhesie stiegen die Kortisol-Plasmakonzentrationen ab Beginn der
Operation, nicht jedoch bei denjenigen in Epiduralanästhesie
(Quelle: Brandt MR, Fernandes A, Mordhorst R, et al. Epidural analgesia
improves postoperative nitrogen balance. Br Med J 1978;1:1106 [48]).
T4 notwendig. Die Plasmakonzentration von Adrenalin und
Noradrenalin wird effektiv vermindert, wenn bei neuroaxialer
Leitungsanästhesie die präganglionären sympathischen Ner­
venfasern der Nebenniere aus den thorakalen Segmenten T9
und T10 blockiert sind [46]. Mit einer effektiven thorakalen
Leitungsanästhesie wird der „endogene Katecholaminper­
fusor“ abgestellt [47]. Umso mehr muss an dieser Stelle
betont werden, dass eine, bei thorakaler Epiduralanästhesie,
notwendig werdende Katecholamintherapie mit 3 bis 5 µg/
min. Noradrenalin einer antagonisierenden, physiologischen
„Ersatz“-Dosierung entspricht.
Periphere Gefäßregulation und Hypotension
Je kranialer die Blockade reicht, desto größer ist die Anzahl
der betroffenen sympathischen Nervenfasern. Eine Vermin­
derung der sympathischen Innervation der Gefäße impliziert
die Senkung des Gefäßtonus und somit eine Vergrößerung des
Intravasalraumes. Der am häufigsten beobachtete Effekt einer
Spinalanästhesie ist der systemische Blutdruckabfall mit einer
Inzidenz von 15% [49] bis 33% [50] (Tab. 2). Dieser ist bei
einem Blockadeniveau von T10 Folge einer durch Hemmung
vasokonstriktorischer Fasern ausgelösten Vasodilatation der
Gefäße der unteren Extremität mit „venösem Pooling“ und re­
duziertem venösen Rückstrom [51-54]. Der zu beobachtende
Abfall des mittleren arteriellen Drucks ist Folge der Abnahme
des systemvaskulären Widerstandes. Über eine erhöhte
55
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Tabelle 2
Risikofaktoren für eine Hypotension bei Spinalanästhesie
(28,49,50,61).
➤➤Blockade höher als T5
➤➤Höheres Lebensalter
➤➤Anamnestisch arterielle Hypertonie
➤➤Ausgangsblutdruck systolisch kleiner 120 mmHg
➤➤Kombination mit einer Allgemeinanästhesie
➤➤Durapunktion oberhalb von L3/4
➤➤Chronischer Alkoholkonsum
➤➤Notfalleingriff / Sectio
Barorezeptorenaktivität (Aortenbogen, Sinus caroticus) kann
der Organismus durch kompensatorische Erhöhung des Ge­
fäßtonus der Kapazitätsgefäße der oberen Körperhälfte einem
begrenzten Volumenmangel durch Blutumverteilung entgegen
wirken [55]. Reicht eine Blockade weiter kranial (zum Beispiel
bis T5), setzt neben dem verminderten venösen Rückstrom
durch „Pooling“ und der arteriellen Vasodilatation eine Erwei­
terung der Kapazitätsgefäße des Splanchnikusgebietes ein. Wie
oben beschrieben ist allerdings dann eine kompensatorische
Vasokonstriktion thorakaler Kapazitätsgefäße nicht mehr in der
Lage, das „verlorene“ intravasale Volumen zu ersetzten und
den Blutdruck akut zu stabilisieren. Die resultierende Hypo­
tension ist Folge einer relativen Hypovolämie.
Von besonderer klinischer Relevanz sind diese pathophysio­
logischen Zusammenhänge dann, wenn rückenmarksnahe
Leitungsanästhesien mit Allgemeinanästhesien kombiniert
werden. Die durch eine Allgemeinanästhesie induzierte
Dämpfung der zentralen Sympathikusaktivität sowie die Be­
einflussung der peripheren Barorezeptorenaktivität führt unter
Umständen zu einem Ausbleiben der erwünschten gegenregu­
latorischen Aktivität auch in dem durch die Regionalanästhesie
nicht vegetativ blockierten Gebieten. Eine tiefe Sedierung oder
die adjuvante Verabreichung größerer Opiatdosen bei neuro­
axialen Anästhesieverfahren ist diesem Effekt der Allgemeinan­
ästhesie gleichzusetzen und in der klinischen Praxis unbedingt
zu beachten. Eine Verstärkung des Blutdruckabfalls oder eine
Aggravation der Bradykardie bis zum Herzstillstand bei hoher
sympathischer Blockade kann die Folge einer unvorsichtigen
Applikation eines vagomimetischen oder sympatholytischen
Medikaments sein [56-58]. Pathologische Zustände wie
Hypoxämie, Hyperkapnie, Azidose oder Hyperlaktatämie
können den Blutdruckabfall über eine weitere Vasodilatation
verstärken und sind zu vermeiden (z.B. durch die Gabe von
Sauerstoff). Weiterhin ist die Aufrechterhaltung einer adäqua­
ten kardialen Vorlast vermutlich der Schlüssel zur Vermeidung
einer kritischen Bradykardie und Asystolie [59].
Das Niveau der sensorischen und motorischen Blockade
kann nach rückenmarksnaher Leitungsanästhesie durch
verschiedene Verfahren zuverlässig seitengetrennt überprüft
56
werden (Temperatur-Diskriminierung, Berührungsempfinden,
Spitz-Stumpf-Unterscheidung, modifizierte Bromage-Skala).
Bezüglich der maximalen Höhe der sympathischen Blockade
konnten Chamberlain et al. bereits 1986 anhand berührungs­
freier Thermografie und standardisierter sensorischer Prüfung
zeigen, dass das Niveau blockierter sympathischer Efferenzen
teils erheblich oberhalb des sensiblen Niveaus liegt [60]. Im
Mittel lagen mindestens 6 Dermatome zwischen dem jeweils
maximalen sensiblen und sympathischen Blockadeniveau.
Die Zeit bis zum Erreichen der maximalen sympathischen
Blockade war ebenfalls deutlich länger als die der sensorischen
Blockade. Da für die Blockade sympathischer Efferenzen
wesentlich geringere Mengen Lokalanästhetika notwendig
sind, tritt diese mit einer gewissen Verzögerung auch deutlich
kranial des klinisch fassbaren sensiblen und motorischen
Blockadeniveaus auf. Chamberlain liefert somit eine mögliche
Erklärung für die bei neuroaxialer Blockade mit einer Latenz
von 15 - 20 Minuten auftretenden akuten Hypotensionen nach
einer initialen Phase der Kreislaufstabilität.
Herzfrequenz
Je kranialer eine neuroaxiale Blockade reicht, desto größer ist
die Wahrscheinlichkeit der Abnahme der Herzfrequenz. Die
Regulation der Herzfrequenz unterliegt vielfältigen Einflüssen,
ist aber im Wesentlichen eine komplexe Funktion des Gleich­
gewichts von Sympathikus und Parasympathikus, kardialer
Füllungsdrücke und einer Reflexantwort bei reduzierter Vorlast.
Während es bei Patienten nach Spinalanästhesie, bei der die
maximale Ausbreitungshöhe die unteren thorakalen Segmente
betrifft, zu einer Steigerung der Herzfrequenz als Folge einer
oberhalb der Blockade erhöhten Sympathikus- sowie einer
gedämpften Parasympathikus-Aktivität kommt, wird bei zuneh­
mender Blockadehöhe mehr und mehr die direkte sympathische
Innervation des Herzens beeinträchtigt [62]. Interessanterweise
bleiben das sympathisch-parasympathische Gleichgewicht
sowie die kardiale Barorezeptoraktivität auch bei hoher neu­
roaxialer Blockade erhalten, da zentrale sympathische Impulse
eine reflektorische Hemmung parasympathischer Reflexe
bewirken [63]. Sowohl sympathisches als auch parasympathi­
sches Nervensystem werden in ihrer Funktion abgeschwächt.
Eine ausgeprägte Bradykardie und Hypotonie bei neuroaxialer
Leitungsanästhesie könnte bei einzelnen Patienten Folge eines
vorbestehenden autonomen Ungleichgewichts mit einer Erhö­
hung der parasympathischen Aktivität sein [12]. Risikofaktoren
für das Auftreten einer Bradykardie während Spinalanästhesie
(niedrige Ruhe-Herzfrequenz, junger Patient, verlängertes PRIntervall) als Ausdruck eines gesteigerten Parasympathikotonus
stützen die Theorie einer autonomen Imbalance als Ursache
einer ausgeprägten Bradykardie (Tab. 3) [64,65].
Verschiedenste Reflexantworten auf eine reduzierte kardiale
Vorlast könnten gleichfalls zur Entstehung ausgeprägter Bra­
dykardien beitragen [66]. Die Spontanfrequenz der kardialen
Schrittmacherzellen wird unter anderem durch eine vermin­
derte Dehnung myokardialer Zellen gesenkt. Eine Verlangsa­
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Tabelle 3
Risikofaktoren für eine Bradykardie während Spinalanästhesie
(nach [59]).
➤➤Ausgangsherzfrequenz kleiner 60 Schläge pro Minute
➤➤ASA-Status I
➤➤Einnahme von Betablockern
➤➤Sensorisches Blockadeniveau höher als T6
➤➤Jüngeres Lebensalter
➤➤Verlängertes PR-Intervall
mung des Herzschlags kann so Folge eines vagal vermittelten
Reflexes auf dem Boden einer gesteigerten Aktivität kardialer
und in der Vena cava lokalisierten Mechanorezeptoren als Re­
aktion auf die verminderte kardiale Füllung sein. Man nimmt
an, dass diese Reflexe der Sicherstellung einer ausreichenden
ventrikulären Füllung bei akuter, kritischer Vorlastsenkung
dienen (langsamer Herzschlag = längere Diastole = mehr Fül­
lung) [67-70]. Eine Vorlastsenkung mit konsekutiver Hypotonie
führt im „sympathisch intakten“ Individuum zur Steigerung der
Herzfrequenz (kardialer Barorezeptor-Reflex) [71]. Bei einer
hohen neuroaxialen Blockade mit entsprechender Hemmung
sympathischer Aktivität kommt es unter Umständen zum
Ausbleiben der Reflexantwort, da efferente Impulse des Reflex­
bogens über sympathische Bahnen laufen [66,67].
Myokardiale Dynamik
„Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz.“
(Christian Friedrich Hebbel, deutscher Dramatiker und Lyriker,
1813-1863)
Postganglionäre Neurone des Plexus cardiacus erreichen alle
Strukturen des Herzens und seiner Gefäße. Auf diese Weise
werden insbesondere der Sinus- und Atrioventrikularknoten
(AV-Knoten) sowie das ventrikuläre Erregungsleitungssystem,
das Arbeitsmyokard von Ventrikeln und Vorhöfen und das
Koronarsystem sympathisch innerviert. Die funktionellen
Effekte umfassen eine positiv-chronotrope Wirkung über eine
Steigerung der Spontanfrequenz der Schrittmacherzellen, eine
postiv-dromotrope Wirkung, die besonders am AV-Knoten
deutlich wird, eine positiv-inotrope Wirkung über eine Kraft­
steigerung der Vorhof- und Kammermuskulatur, einen positivlusitropen Effekt durch eine Beschleunigung der Relaxation
sowie direkte und indirekte vasodilatatorische Effekte auf das
Koronarsystem. Insbesondere über kardiale β- und teils auch
α-Adrenorezeptoren entfaltet der Sympathikus nach zentraler
Aktivierung durch eine lokale Freisetzung von Noradrenalin
und die Freisetzung von Adrenalin aus dem Nebennieren­
mark seine positive Inotropie. Der Parasympathikus wirkt
negativ-chronotrop am Sinusknoten, negativ-inotrop an der
Vorhofmuskulatur und negativ-dromotrop am AV-Knoten.
Seine funktionellen Effekte sind entsprechend der begrenzten
anatomischen Verteilung fast ausschließlich auf das Vorhof­
Neuroaxiale Blockaden und Hämodynamik · H. Baumann · J. Biscoping
myokard begrenzt und werden über muskarinische Rezeptoren
für Azetylcholin vermittelt [16].
In der gängigen Literatur häufig zitierte Auswirkungen der
Spinalanästhesie auf die zentrale Hämodynamik sowie den re­
gionalen Blutfluss wurden bereits im Jahr 1997 durch ROOKE
ET AL. untersucht [54]. Hintergrund der Untersuchung war die
Annahme, dass ein fortgeschrittenes Lebensalter und kardiale
Vorerkrankungen diese Patientenpopulation besonders anfällig
für eine Hypotension während Spinalanästhesie werden las­
sen. Bei fünfzehn männlichen Patienten (59 bis 80 Jahre alt) mit
bekannter Herzkrankheit (Myokardinfarkt, Herzinsuffizienz,
stabile myokardiale Ischämie) wurden nach Induktion einer
Spinalanästhesie diverse hämodynamische Parameter mittels
arterieller Blutdruckmessung und Pulmonaliskatheter erfasst.
Änderungen des regionalen Blutflusses konnten durch Techne­
tium-99m-markierte Erythrozyten mittels nuklearmedizinischer
Bildgebung nachvollzogen werden. Die Ausbreitungshöhe
der Spinalanästhesie variierte von T1 bis T10 (im Mittel T4).
Der mittlere arterielle Druck fiel nach neuroaxialer Blockade
durchschnittlich um 33% als Folge der Kombination aus einer
10%-igen Reduktion des Herzminutenvolumens und eines
Abfalls des peripheren Widerstandes um 26%. Die beobach­
tete Verminderung des Herzminutenvolumens wurde auf eine
Reduktion des Schlagvolumens um 10% zurückgeführt.
Prophylaxe und Therapie kardio-zirkulatorischer
Komplikationen als Folge neuroaxialer Blockade
Grundsätzlich ist die lückenlose Überwachung des Patienten
bei Anwendung neuroaxialer Blockaden mindestens so lange
zu gewährleisten, bis eine deutliche Regression der Blockade
eingetreten ist. Plötzliche Übelkeit und Erbrechen, Benom­
menheit sowie Atembeschwerden können frühe Symptome
einer Hypotension oder Bradykardie sein [28,72].
„Pre-loading“ versus „Co-Loading“
Prinzipiell sollte bereits vor Anlage einer neuroaxialen Blo­
ckade eine Normovolämie angestrebt werden. Eine vorbeste­
hende, klinisch relevante Hypovolämie (beispielsweise durch
vorherigen Blutverlust, Flüssigkeitsverluste nach Erbrechen
oder chronischer Diuretika-Einnahme) sollte ausgeglichen
werden. Die Gabe eines kolloidalen Volumenbolus vor Anlage
einer Spinalanästhesie zur Prävention der anästhesiebeding­
ten, relativen Hypovolämie ist vergleichbar effektiv wie ein
„Co-Loading“ mit kristalloider oder kolloidaler Lösung [73,74].
Auch die Infusion kristalloider Lösung vor Anlage einer neu­
roaxialen Blockade kann die Inzidenz und die Schwere einer
blockade-induzierten Hypotonie reduzieren. Der hiermit er­
reichte Volumen-Effekt ist jedoch trotz Applikation großer Men­
gen (bis 20 ml/kg Körpergewicht innerhalb von 20 Minuten)
minimal, da Kristalloide (verglichen mit Kolloiden) schneller
in extrazelluläre Kompartimente umverteilt werden [75]. Das
Co-Loading mit kristalloider Lösung scheint einer präventiven
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Infusion vor Blockade überlegen zu sein: Verglichen mit einer
Infusion bei Normovolämie (vor Blockade) verbleiben Kristal­
loide länger intravasal, wenn sie bei Hypovolämie (induziert
durch neuroaxiale Blockade) gegeben werden [76,77].
Vasopressoren
Bei Hypotonie als Folge der Blockade-induzierten arteriellen
wie venösen Vasodilatation ist die prophylaktische oder the­
rapeutische Gabe eines Vasopressors gängige klinische Praxis.
Das sympathomimetische Amin Ephedrin (indirekt und direkt
wirkendes α- und β1-Sympathikomimetikum) und der α1Adreorezeptor-Agonist Phenylephrin sind im englischsprachi­
gen Raum die in dieser Indikation am häufigsten verwendeten
Sympathomimetika [78,79]. Insbesondere die Frage bezüglich
des am Besten geeigneten Vasopressors zur Prophylaxe und The­
rapie der durch rückenmarksnahe Leitungsanästhesie beding­
ten Hypotonie bei Schwangeren zur Kaiserschnitt-Entbindung
ist immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Publikationen
[80,81]. Ephedrin galt hier lange Zeit als Medikament der Wahl
[79]. Bedingt durch einen ausgeprägten β-mimetischen Effekt
konnte die Stabilisierung des mütterlichen Blutdrucks durch
Steigerung des Herzminutenvolumens erreicht werden. Hinge­
gen unterstellte man dem reinen Vasokonstriktor Phenylephrin
eine potentiell schädliche Wirkung auf das ungeborene Kind
durch eine Verminderung des uterinen Blutfluss [82,83].
Kürzlich publizierte Metaanalysen konnten diese meist aus
Tierversuchen gewonnen Erkenntnisse nicht bestätigen [84,85].
Veeser et al. konnten sogar ein geringeres Risiko einer fetalen
Azidose bei Verwendung von Phenylephrin darlegen [85].
Im Vergleich zu Ephedrin ist vor allem der prophylaktische
Einsatz von Phenylephrin bei Schwangeren zur Vermeidung
der Hypotension (und Übelkeit) effektiv und sicher [1]. In
Deutschland bedarf der Einsatz von Ephedrin in seiner Stellung
als Importarzneimittel einer gesonderten Dokumentation [86],
Phenylephrin ist nur als Augentropfen oder als Zusatzstoff in
freiverkäuflichen Grippemitteln im Handel.
Im europäischen Raum wird traditionell die Gabe des Antihy­
potonikums Akrinor® (einer Mischung aus Cafedrin und Theo­
drenalin) bevorzugt eingesetzt [86]. Ein länger anhaltender
Blutdruckanstieg durch Steigerung des Herzminutenvolumens
setzt wenige Minuten nach intravenöser Gabe ein [87]. Der
Wirkmechanismus beruht im Wesentlichen auf einer Stimula­
tion der β-Rezeptoren [86]. Im Tierversuch [88] war Akrinor®
verglichen mit Ephedrin genauso effektiv in der Steigerung des
mütterlichen Blutdrucks und des uterinen Blutfluss, obgleich
diese Effekte bei Akrinor® mit Verzögerung einsetzten und
geringer waren. Bezüglich mütterlicher und fetaler Blutgase
konnte kein Unterschied festgestellt werden [88].
Allgemeingültige Handlungsanweisungen und Dosierhilfen für
die Gabe des „idealen“ Vasopressors bei Blockade-induzierter
Hypotonie können nicht gegeben werden. Vielmehr sollte sich
zum einen die Auswahl des Vasopressors nach der Erfahrung
mit dem betreffenden Medikament richten. Zum anderen sollte
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die Dosierung individuell erfolgen, abhängig vom Ausmaß und
der Dynamik der behandlungspflichtigen Hypotension sowie
der Begleiterkrankungen des Patienten. Im lebensgefährlichen
Schock sollte der Einsatz potenter α- und β-Sympathomimetika
(Adrenalin, Noradrenalin) in Erwägung gezogen werden.
Bradykardie
Die durch neuroaxiale Leitungsanästhesie (= SympathikusBlockade) verminderte Herzfrequenz kann, bei simultanem
Abfall der kardialen Vorlast, paradoxer Weise durch eine
reflektorische Vagus-Aktivierung weiter abfallen (siehe auch
Abschnitt „Herzfrequenz“) [89]. Diese komplexe Reflexant­
wort ist mit Ursache einer Bradykardie und führt im Extremfall
zum Herzstillstand [90]. Eine moderate Bradykardie kann ini­
tial mit intravenöser Gabe des Parasympatholytikums Atropin
behandelt werden (0,5 bis 1,0 mg), alternativ könnte Ephedrin
in einer Dosierung von 5 bis 20 mg eingesetzt werden. Bei
schwerer oder therapierefraktärer Hypotension sollte Adrenalin
in Anfangs-Dosierungen von 5 bis 20 µg gegeben werden. Bei
ausbleibendem Blutdruckanstieg ist unter Umständen eine
Dosissteigerung bis 0,2 oder 0,3 mg notwendig. Bei Asystolie
sollte gleich 1 mg Adrenalin intravenös gegeben werden und
sofort mit der Reanimation nach gültiger Leitlinie begonnen
werden [91].
Zusammenfassung
Die exakte Kenntnis der durch eine rückenmarksnahe Lei­
tungsanästhesie induzierten komplexen pathophysiologischen
Veränderungen ist eine grundlegende Voraussetzung zur siche­
ren Durchführung dieses sehr effektiven RegionalanästhesieVerfahrens. Der zusätzliche Einsatz sedierender Substanzen
sollte vor dem Hintergrund einer weiteren Alteration des
Sympathikotonus mit Zurückhaltung erfolgen. Gleiches gilt für
die systemische Verabreichung von Opiaten. Eine lückenlose
Überwachung des Patienten mittels geeigneter Verfahren muss
mindestens für die Dauer der Blockade bis zu deren deutli­
cher Regression gewährleistet sein. Das Nicht-Erkennen einer
drohenden oder manifesten respiratorischen Insuffizienz ist ein
wesentlicher (aber meist unterschätzter) Ko-Faktor für schwerste
Kreislaufkomplikationen nach Spinalanästhesien bis hin zum
Herzstillstand. Mit ausgeprägten, plötzlich eintretenden hä­
modynamischen Veränderungen (Hypotension, Bradykardie)
muss besonders in den ersten 30 Minuten nach Induktion
gerechnet werden. Ein dadurch ausgelöster Herzstillstand tritt
selten ohne diese Prodromi auf. Das Wahrnehmen von Warn­
zeichen (z. B. Veränderungen der Herzfrequenz) ist essentiell
für die Früherkennung einer drohenden Katastrophe. Der
Durchführende sollte immer eine Normovolämie anstreben,
wobei der Ausgleich chirurgischer Volumenverluste besondere
Aufmerksamkeit erfordert. Die unmittelbare Verfügbarkeit
einer spezifischen „Nebenwirkungs-Medikation“ (Vasopressor,
Atropin) muss gewährleistet sein.
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Refresher Course Nr. 41
Mai 2015 · Düsseldorf
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