Seite 1 von 5 1 1 I n f o r m a t i o n s m a t e r i a l v o m 0 6 . 1 1 . 2 0 1 4 Herzschwäche – der stille Killer Beim Treppensteigen bleibt schon nach der dritten Stufe die Luft weg – müsste man mal wieder etwas mehr für die Kondition tun? Ständig müde – ist der Stress schuld? Wasser in den Beinen – zu viel gestanden? Spätestens dieses Alarmsignal sollte stutzig machen. Alle zusammengenommen, sind sie ein Fall für den Arzt. Dieser wird abklären, ob ein krankes Herz schuld ist. Pumpt es nicht richtig, wird der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Daher die Luftnot und die Müdigkeit. Die Beine schwellen an, weil Wasser aus den Venen in das Gewebe dringt. Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung sind in Deutschland bis zu zwei Millionen Menschen von einem schwachen Herzen betroffen, 50.000 Menschen sterben jedes Jahr. Pro Herzschlag pumpt ein gesundes Herz durchschnittlich 70 Milliliter Blut. Das sind 5 Liter in der Minute, 300 Liter in der Stunde, 7.200 Liter am Tag. Eine enorme Leistung! Nimmt diese Pumpleistung ab, werden wichtige Organe wie Gehirn und Nieren, aber auch die Muskeln nicht mehr genügend mit Blut, Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die wichtigsten Warnsignale Da eine Herzschwäche oft schleichend beginnt, ist es oft schwierig sie frühzeitig zu erkennen. Doch je früher sie erkannt wird, umso besser lässt sie sich aufhalten oder das Fortschreiten verlangsamen. Deshalb sollten Sie auf folgende Signale achten: Eine Schwäche der linken Herzkammer äußert sich vor allem in Atemnot. Dann staut sich Blut in den Lungen und es kommt zu Flüssigkeitsanlagerungen im Lungengewebe und den Lungenbläschen, häufig verbunden mit Hustenreiz, besonders stark nachts im Liegen. Bei einer Schwäche der rechten Herzkammer staut sich das Blut in den Venen des Körpers. Es bilden sich Wassereinlagerungen an Füßen und Beinen, das sogenannte Knöchelödem. Beim Drücken mit einem Finger in den Fußrücken bleibt bei einer Herzschwäche eine Delle zurück. Weiter Warnsignale sind Schmerzen im Brustbereich oder unregelmäßiger Herzschlag sowie Schwindelanfälle bis zur Ohnmacht. Die häufigsten Ursachen Die Herzschwäche ist oft Folge von Bluthochdruck, Erkrankungen des Herzmuskels oder der Herzkranzgefäße. Manchmal steckt aber auch eine vermeintlich harmlose Erkältung dahinter. Zu den weiteren Ursachen zählen Diabetes oder Herzklappenfehler, Missbrauch von Alkohol und Drogen. - Hoher Blutdruck: das Herz muss gegen einen hohen Widerstand ankämpfen und besonders viel Pumpkraft aufwenden. Das überlastet es auf Dauer. - Koronare Herzkrankheit: Die Herzkranzgefäße (Koronararterien), die das Herz mit Sauerstoff versorgen, sind nicht voll funktionstüchtig. Ursache ist oft eine Gefäßverkalkung, hervorgerufen durch Diabetes, Zigaretten oder falsche Ernährung. 1 Seite 2 von 5 - Herzmuskelentzündung: Viren, Bakterien oder Pilze können den Herzmuskel befallen, so dass er sich entzündet. - Herzklappenfehler: Die vier Herzklappen sind wie Ventile, durch die das Blut gepumpt wird. Sie können verstopfen, sich entzünden oder undicht werden. Klappenfehler sind oft angeboren und treten dann meist schon im Kindesalter auf. Sie können aber auch im Laufe des Lebens auftreten. - Herzrhythmusstörungen: Das Herz gerät aus dem Takt, weil der körpereigene HerzSchrittmacher durcheinander kommt. Das Herz pumpt entweder zu langsam oder zu schnell. - Stress und emotionale Belastung – auch sie können das Funktionieren des Herzens stark beeinträchtigen und kommen in den meisten Fällen bei Frauen vor. Das „Broken heart Syndrom“ (Symptom des gebrochenen Herzens) ist sehr ernst zu nehmen, kann aber wieder vollständig ausheilen. Die Symptome sind ähnlich wie bei einem Herzinfarkt. Wie Grippeviren das Herz angreifen Wenn wir Grippeviren einatmen, muss es nicht in jedem Fall zu einer Erkrankung kommen. Die Schleimhäute in den Atemwegen fangen viele der Erreger ab, das Immunsystem kämpft dagegen an und vernichtet sie. Ist aber diese erste Schwelle überschritten, wird es ernst. Die Erreger breiten sich aus. Wir bekommen Schüttelfrost und Fieber. Alles Zeichen dafür, dass unser Abwehrsystem heftig mit den Erregern kämpft. Wenn wir einmal infiziert sind, können die Viren mit dem Blutstrom in den ganzen Körper gelangen, also auch ins Herz. Dann ist jener Teil des Herzens in Gefahr, der dafür sorgt, dass dieses Organ überhaupt pumpen kann – der Herzmuskel. Die Mediziner nennen ihn Myokard. Das ist das Angriffsziel der Erreger. Die Viren versuchen, in die Zellen des Herzmuskels zu gelangen, um sich dort zu vermehren. Unser Immunsystem schickt daraufhin verschiedene Abwehrzellen aus, die Viren zerstören können. Durch diese Abwehrreaktion kommt es zu einer Entzündung im Herzmuskel. Das ist ganz normal. Aber sie kann auch aus dem Ruder laufen: Sie kann zu heftig werden und zum Tod vieler Muskelzellen führen. Oder sie heilt nicht aus und schwelt immer weiter, über Wochen und Monate. Eine mögliche Folge: Es sterben ganz plötzlich viele Muskelzellen im Herz ab. Das Herz pumpt nicht mehr, es kommt zum plötzlichen Herztod. Oder aber die Entzündung dauert so lange, dass das Herz stark geschwächt wird. Dann hilft manchmal nur eine Transplantation. Wichtig also: Virenattacken abwehren und Infektionen ausheilen, damit auch das Herz gesund bleibt! Leben mit dem Kunstherz Kay R. aus Eisleben hat einen ganz normalen grippalen Infekt. Doch er kuriert ihn nicht richtig aus. Die Folge: Herzmuskelentzündung, eine Myokarditis. Sein schwer erkranktes Herz leistet nur noch zehn Prozent. Rund zwei Monate wartet Kay im Herzzentrum Leipzig auf ein neues Herz, doch es gibt kein Spenderorgan. Die Ärzte müssen eine Herzpumpe einsetzen, die das schwer erkrankte Herz entlastet. Damit lebt er nun seit über zwei Jahren. Und auch mit den Konsequenzen. Jede Sekunde muss sein Kunstherz mit Strom versorgt werden, damit es weiter schlägt. Während er nachts an der Steckdose hängt, versorgen tagsüber Akkus sein Herz. Die Zwei-Kilogramm-schwere Umhängetasche ist sein ständiger Begleiter, ohne die geht es nicht. Was dem gelernten Elektriker schwer zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass er keinen Beruf mehr ausüben darf. Das Kunstherz ist nur eine Übergangslösung. Ein passendes Spenderherz wurde bisher nicht gefunden. Ob die künstliche Pumpe auch richtig arbeitet, wird regelmäßig getestet. Momentan geht es Kay damit gut, doch das kann sich schlagartig ändern. Der Gedanke an ein neues Herz macht ihm auch Angst. Sein größter Traum ist es, irgendwann wieder ein ganz normales Leben führen zu können. Jeder Schritt zählt! Bewegung ist die Medizin des 21. Jahrhunderts, sagen auch Herzspezialisten. Die Deutsche Herzstiftung empfiehlt mindestens 7.000 Schritte täglich, um gesund zu blei2 Seite 3 von 5 ben. Optimal sind 10.000 Schritte pro Tag. Unabhängig von Intensität und Dauer fördert jede Bewegung die Gesundheit. Dazu muss man nicht dreimal die Woche joggen gehen. Regelmäßige Spaziergänge, Gartenarbeit, Tanzen oder mit dem Hund Gassi gehen, tun es oft auch. Sportlerherzen schlagen anders Bei regelmäßigem Sport pumpt das Herz langsamer und kraftvoller. Das Herz eines Sportlers ist meist muskulöser und größer als das von Untrainierten. Das zeigt sich schon im Ruhepuls, also der Herzfrequenz wenn der Körper im Ruhezustand ist. Bei einem Freizeitsportler schlägt das Herz dann 60 Mal pro Minute, bei einem Untrainierten 80 Mal und bei einem Spitzensportler nur circa 40 Mal. Die Leistungsfähigkeit des Herzens lässt sich in verschiedenen Tests messen. Benötigt wird dazu eine Pulsuhr, mit der sich die Herzfrequenz während der Tests genau überwachen lässt. Bitte nur nach Rücksprache mit dem Arzt ausprobieren! Der Step-Test: Er ist vergleichbar mit dem Treppensteigen. Über einen Zeitraum von drei Minuten wird Richtlinien Pulswerte für Frauen: Alter Bewertung 18-25 J. 26-35 J. eine 30 Zentimeter hohe Stufe auf- und abgestiegen. Es geht im Vierer-Rhythmus: rechts hoch, links hoch, rechts herunter, links herunter. Die Anzahl der Steps wird mit 24 Mal pro Minute vorgegeben. Nach den Drei Minuten wird der Puls gemessen. Abhängig von Geschlecht und Alter gibt der Puls Auskunft über die Pumpkraft des Herzens. 36-45 J. 46-55 J. 56-65 J. über 65 J. <92 94-112 114-124 126-140 >142 <92 94-112 114-122 124-140 >142 <92 94-116 118-122 124-136 >138 <92 94-114 116-122 124-136 >138 <92 94-118 120-122 124-134 >136 Richtlinien Pulswerte für Männer: Alter Bewertung 18-25 J. 26-35 J. 36-45 J. 46-55 J. 56-65 J. über 65 J. <90 94-105 108-116 118-128 >132 <93 96-109 113-120 121-130 >135 <93 97-105 109-116 118-128 >131 <92 95-104 109-116 119-128 >133 über Norm Norm unter Norm über Norm Norm unter Norm <92 94-112 110-124 126-140 >142 <85 88-101 102-110 113-126 >130 <85 88-101 104-114 116-126 >130 Der Walking-Test Auch mit einem 2.000-Meter-Walkingtest kann die Fitness bestimmt werden. Den Test dürfen nur Gesunde machen. Der Test wurde von einem Gesundheitsinstitut in Finnland entwickelt. Nach einer kurzen Erwärmung wird eine zwei Kilometer lange ebene Strecke in möglichst kurzer Zeit zurückgelegt. Dabei sollte man darauf achten, die Füße nicht gleichzeitig vom Boden anzuheben. Im Ziel wird die Zeit gestoppt und sofort die Herzfrequenz gemessen. Die Auswertung ist etwas kompliziert. 3 Seite 4 von 5 Je nach Geschlecht gilt folgende Berechnung des WI (Walking-Index): Männer: WI = 420+0.2 x Alter (Jahre) -11.6 x Zeit (min) -0.56 x Herzfrequenz -2.6 x BMI Frauen: WI = 304 + 0.4 x Alter(Jahre) - 8.5 x Zeit(min) - 0.32 x Herzfrequenz - 1.1 x BMI Ein Bespiel: 420+ Walking Index: > 130 sehr gut 110-130 gut 90-109 mittel 70-89 schwach <89 sehr schwach (Berechnung des Body-Mass-Index: BMI = kg / m²) Was das Herz stärkt Wir haben mit unserem Lebensstil viel selbst in der Hand, um dem Herzen Gutes zu tun, umgekehrt können wir durch Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum unser Herz schädigen. Ernährung Ausreichend Gemüse essen, tierische Fette nur in Maßen. Auch zu viel Salz kann schaden, denn es sorgt dafür, dass Wasser im Körper eingelagert wird. Das Herz muss dann noch mehr arbeiten. Bewegung Körperlich aktiv bleiben! Empfohlen werden regelmäßig an fünf Tagen die Woche für jeweils 30 Minuten Bewegung. Flottes Spazierengehen, Schwimmen, Radfahren und Walking trainieren Kondition und Ausdauer. Viele kleine Bewegungen im Alltag sind genauso wichtig: Lieber die Treppe nehmen statt den Fahrstuhl, das Auto weiter hinten am Parkplatz abstellen und für kurze Wege das Auto gar nicht benutzen. Impfen Eine verschleppte und nicht auskurierte Grippe kann zu einer Entzündung des Herzmuskels führen. Deshalb regelmäßig jedes Jahr gegen Grippe und alle fünf Jahre gegen Pneumokokken (Erreger der Lungenentzündung) impfen lassen. Heilkraft der Musik Dass sich angenehme, entspannende Musik positiv auf Körper und Geist auswirken kann, das merkt jeder, der sie hört. Seit einigen Jahren erforschen auch Herz- Spezialisten den Zusammenhang von Musik und Herz-Gesundheit. Das Ergebnis: Sie konnten beweisen, dass besonders klassische Musik Erkrankungen des HerzKreislauf-Systems positiv beeinflusst. Außerdem wirkt sie günstig bei Depressionen, Konzentrationsproblemen, Schmerzen, Stress und Schlafstörungen. Der Kardiologe und Organist Prof. Dr. HansJoachim Trappe hat für die Deutsche Herzstiftung gemeinsam mit Kollegen die zweite Benefiz-CD „Herztöne“ mit Werken von Händel, Bach und anderen eingespielt. mehr Infos unter: www.herzstiftung.de Herzinsuffizienz-Ambulanz Am Herzzentrum in Leipzig betreuen die Krankenschwestern Pia Hertel und Susann Wehle ambulant Herzinsuffizienz-Patienten: intensiv, hochmotiviert und mit großem Erfolg. Nach einem fest vorgegebenen Rhythmus rufen sie Patienten an. Das ist der Kern ihrer Arbeit. Sie erkundigen sich nach dem aktuellen Gesundheitszustand und nach der Einnahme der Medikamente. Die beiden Schwestern kennen ihre Patienten jedoch nicht nur vom sogenannten TeleMonitoring. Die erste Begegnung findet in der Regel auf Station statt. Hier bieten sie die zusätzliche Betreuung durch die Herzinsuffizienz-Ambulanz an. Die meisten Patienten nutzen dieses Angebot. Vierteljährlich werden alle Patienten, die im Programm sind, einbestellt. Überprüft werden Blutdruck, EKG, Bauchumfang und Gewicht wegen möglicher Wassereinlagerungen. Und natürlich wird Blut entnom4 Seite 5 von 5 men. Die Werte werden einzeln und im zeitlichen Verlauf ausgewertet. So ergibt sich ein genaues Bild über den Verlauf der Krankheit. Das Ergebnis eines SechsMinuten-Geh-Tests gehört auch dazu. Auch die individuell optimale Medikamentengabe ist wichtiger Teil der Behandlung. Durch ihre spezielle Ausbildung können Susann Wehle und Pia Hertel in Absprache mit ihrem Oberarzt Empfehlungen an die Hausärzte geben. Medikamente und Betreuung, eine hochwirksame Kombination. Eine Studie zeigte: Durch Telebetreuung sank nach nur einem halben Jahr die Sterblichkeit um 43 Prozent. Bei den 370 Patienten der Herzinsuffizienz-Ambulanz wären das 159 gerettete Leben. Gäste im Studio Prof. Dr. Stephan Gielen, Kardiologe, Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Halle Jessica Siegl, Service-Ingenieurin, Cortex Medical GmbH Romy Ubrich, Doktorandin Rolf Schön Torsten John Buchtipp Wertvolle Tipps, wie Sie dank einfacher Hausmittel Ihre Selbstheilungskräfte aktivieren und Ihren Körper wieder ins Gleichgewicht bringen können, finden Sie auch im neuen Hauptsache Gesund-Buch „Meine besten Hausmittel“. ISBN: 978-3-89883-272-4; 19,95 Euro Erhältlich im Buchhandel und im MDR-Shop. Anschrift/ Thema der nächsten Sendung MDR FERNSEHEN, Redaktion Wirtschaft und Ratgeber „Hauptsache Gesund“ Internet: www.mdr.de/hauptsache-gesund; E-Mail: [email protected] Thema der Sendung vom 13.11.2014: „Das Kreuz mit dem Kreuz“ 5