Patienteninformation Operation bei Karpaltunnelsyndrom Was ist ein Karpaltunnelsyndrom? Die schmalste Stelle unseres Armes ist dort, wo wir unsere Armbanduhr tragen. Auf dieser Höhe liegt die sogenannte Handwurzel. Die insgesamt 8 Handwurzelknochen liegen so beieinander, dass sie den knöchernen Karpalkanal bilden (lateinisch Carpus = Handwurzel). Von der Form her kann man sich den Karpalkanal vorstellen wie ein Rohr, das man längs in 2 Teile geschnitten und die obere Hälfte abgenommen hat. Von der Handfläche aus könnte man in diesen offenen Kanal hineinschauen. Quer darüber liegt das Karpalband, das aus kräftigem flachem Bindegewebe besteht und den noch offenen Karpalkanal abdeckt. Erst dieses Band macht den offenen Karpalkanal zum geschlossenen Karpaltunnel. Einer der 3 großen Nerven des Armes, der sogenannte Mittelnerv oder auch Nervus medianus, zieht an der Handwurzel zusammen mit 9 Sehnen durch den Karpaltunnel bis in die Hand. Als Karpaltunnelsyndrom bezeichnet man Beschwerden, die durch eine äußere Einengung des Nervus medianus im Karpaltunnel verursacht werden. Diese Be- schwerden betreffen in erster Linie genau das Gebiet an der Hand, das vom Medianusnerven versorgt wird, also Daumen, Zeige- bis Mittelfinger und die Hälfte des Ringfingers. Insbesondere klagen die Patienten über nächtliche Schmerzen, nächtliches Aufwachen vom Schmerz, Kribbeln und Taubheitsgefühl in den Fingern und im fortgeschrittenen Zustand zunehmende Kraftlosigkeit des Daumens. Was ist das Prinzip der Operation? Das Prinzip der Operation besteht darin, das kräftige Karpalband komplett in Verlaufsrichtung des Nervus medianus zu spalten, damit der Nerv nicht mehr eingeengt wird. Grundsätzlich ist das ganz einfach, theoretisch könnte man eine Schere öffnen, mit der geöffneten Schere unter das Band gehen, Die Inhalte dieser Patienteninformation werden für den privaten Gebrauch bereitgestellt. Jegliche anderweitige Nutzung oder Weiterveröffentlichung ist ohne Zustimmung der Autoren untersagt. © Orthopädisch-rheumatologische und chirurgisch-unfallchirurgische Gemeinschaftspraxis Elmshorn. Dr. Hansens, Dr. Herzog, Dr. Schwarke, Dr. Wolf, Dr. Grobe, Dr. Hilgert einmal „Schnipp“ machen und das Band wäre in einer Sekunde gespalten. Da die Schnittrichtung quer zum Band, aber in gleicher Richtung wie Nervus medianus oder Beugesehnen erfolgt, könnte eine Verletzung dieser Strukturen nahezu ausgeschlossen werden. Das Problem dabei ist der kleine Daumennerv, der an ganz verschiedenen Stellen aus dem Medianusnerven entspringen kann. Er läuft nicht immer so wie auf der Grafik links, eventuell kann er sogar vor dem Karpalband aus dem Medianusnerven abzweigen und im ungünstigen Falle sogar quer durch das Band ziehen. Dieser Nerv versorgt die Daumenmuskulatur. Wenn er versehentlich durchtrennt wird, ist die Handfunktion massiv beeinträchtigt. Deswegen ist bei der Operation besondere Sorgfalt geboten. Nach der Spaltung des Karpalbandes ist die Einengung behoben, der Nerv kann sich wieder erholen. Offene oder endoskopische Operation? Bei der offenen Operation wird das Band nicht in einer Portion durchgeschnitten, sondern nach und nach in ganz feinen Einzelschritten durchtrennt. Falls dem Operateur dann wirklich der Daumennerv an gefährdeter Stelle begegnet, kann man sich „um den Nerven herumarbeiten“, diesen aber schonen. Bei der endokopischen Technik dagegen wird - so ähnlich wie oben mit der Schere beschrieben – das gesamte Band unter eingeschränkter Sicht als ein Teil durchtrennt. Der Operateur hat ein pistolenartiges Instrument in der Hand, das durch den kleinen Hautschnitt hindurch unter das Band geschoben wird. Man kontrolliert mit eingeführten Kamera, ob man tatsächlich unter dem Band ist, und durchtrennt dann das Band mit einem einzigen Schnitt. Sollte man Pech haben und der Daumennerv lag ausnahmsweise dem Band von oben flach auf, kann versehentlich auch der Nerv durchtrennt worden sein. Die Verletzungsgefahr für den Nerven ist daher bei der endoskopischen Technik eindeutig erhöht. Die meisten Handchirurgen raten von der endoskopischen Technik ab. Die Inhalte dieser Patienteninformation werden für den privaten Gebrauch bereitgestellt. Jegliche anderweitige Nutzung oder Weiterveröffentlichung ist ohne Zustimmung der Autoren untersagt. © Orthopädisch-rheumatologische und chirurgisch-unfallchirurgische Gemeinschaftspraxis Elmshorn. Dr. Hansens, Dr. Herzog, Dr. Schwarke, Dr. Wolf, Dr. Grobe, Dr. Hilgert der An vielen Regionen des Körpers haben sich endoskopische Operationstechniken durchgesetzt. Am Bauch hat man oft Vorteile hinsichtlich weniger Schmerzen, schnellerer Erholung, manchmal sogar geringerer Komplikationshäufigkeit. Diese Vorteile sind am Karpaltunnel so nicht gegeben. Der normale Hautschnitt (im Bild rot) ist 3-4 cm lang, der endoskopische (im Bild grün) 2 cm. Narkose oder örtliche Betäubung? Mit einer Betäubungsspritze vor Ort könnte man das Operationsgebiet schmerzfrei bekommen. Das Betäubungsmittel würde aber dazu führen, dass das Gewebe aufquilllt und die Sicht für den Operateur schlecht ist. Die Gefahr von Verletzungen benachbarter Strukturen wäre zu groß. Deswegen sollten Karpaltunneloperationen in Vollnarkose oder einer Armnervenbetäubung in der Achselhöhle erfolgen. Wir bevorzugen aus verschiedenen Gründen die Operation in Vollnarkose. Ambulant oder stationär? Karpaltunneloperationen werden normalerweise in Narkose operiert, sind aber grundsätzlich ambulant möglich. Wenn ein Patient also vom allgemeinen Gesundheitszustand für einen ambulanten Eingriff geeignet ist und auch die Versorgung zu Hause sichergestellt ist, kann er ca. 2 Stunden nach Operationsende wieder nach Hause. Wie ist die Nachbehandlung? Regelmäßige Wundkontrollen erfolgen wie nach jeder chirurgischen Operation, um Infektionen zu vermeiden oder frühzeitig zu behandeln. Die Hautfäden werden nach 9-12 Tagen entfernt. Eine Gipsruhigstellung ist nicht nötig, die Patienten dürfen die Hand sofort schmerzabhängig wieder benutzen. Trotzdem sollte man grundsätzlich darauf achten, die Hand in den ersten Tagen hochzulegen, damit keine starken Schwellungen entstehen. Für die meisten Tätigkeiten zu Hause und für Berufe mit geringer körperlicher Belastung kann man nach 3 Wochen wieder von einer guten Funktion ausgehen. Patienten mit körperlich sehr stark belastenden Berufen (z.B. Bauarbeiter) sollten mit 4-5 Wochen Arbeitsunfähigkeit rechnen. Welche Komplikationen gibt es? Es gibt allgemeine Operationsrisiken, über die aufgeklärt wird, weil sie grundsätzlich nach jeder Operation drohen: Nachblutungen, Blutergußbildung und Wundinfektion (Häufigkeit 1-2%) Die Inhalte dieser Patienteninformation werden für den privaten Gebrauch bereitgestellt. Jegliche anderweitige Nutzung oder Weiterveröffentlichung ist ohne Zustimmung der Autoren untersagt. © Orthopädisch-rheumatologische und chirurgisch-unfallchirurgische Gemeinschaftspraxis Elmshorn. Dr. Hansens, Dr. Herzog, Dr. Schwarke, Dr. Wolf, Dr. Grobe, Dr. Hilgert Dann gibt es bei jeder Operation spezielle Risiken, die mit der Art der Operation zusammenhängen oder mit der Stelle des Körpers, an der operiert wird. Verletzungen von Nachbarstrukturen wie Nerven, Blutgefäßen und Sehnen sind sehr selten, zumindest bei der offenen Operationstechnik. Ganz selten, im unteren Prozentbereich, kann ein operiertes Karpaltunnelsyndrom neu auftreten. Das durchtrennte Karpalband wächst zwar nicht wieder zusammen, es kann sich aber selten in der Tiefe der Hand um den Nerven herum starkes Narbengewebe bilden, das wie früher das einengende Karpalband erneut auf den Nerven drückt. In solchen Fällen ist dann meistens eine Nachoperation sinnvoll. Wie sind die Erfolgsaussichten der Behandlung? Das nächtliche schmerzhafte Aufwachen ist bei fast allen Patienten vom Tag der Operation an verschwunden. Die anderen Nervenstörungen verschwinden in der Regel ebenfalls komplett. Die Dauer bis zum Abklingen von Kribbeln und Taubheit liegen zwischen Wochen und Monaten, je nachdem, ob die Beschwerden vor der Operation erst kurz oder schon jahrelang bestanden haben. Die Inhalte dieser Patienteninformation werden für den privaten Gebrauch bereitgestellt. Jegliche anderweitige Nutzung oder Weiterveröffentlichung ist ohne Zustimmung der Autoren untersagt. © Orthopädisch-rheumatologische und chirurgisch-unfallchirurgische Gemeinschaftspraxis Elmshorn. Dr. Hansens, Dr. Herzog, Dr. Schwarke, Dr. Wolf, Dr. Grobe, Dr. Hilgert