9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung Beispiel (Einmaliges Würfeln): verbal mengentheoretisch gerade Zahl ungerade Zahl Primzahl keine Primzahl Zahl ≤ 2 Zahl > 4 I. Zufällige Ereignisse Beispiel (Einmaliges Würfeln): A B C D E F = = = = = = { 2, 4, 6 } { 1, 3, 5 } { 1, 2, 3, 5 } { 4, 6 } { 1, 2 } { 5, 6 } Alle möglichen Ausgänge 1, 2,…, 6 des Experiments werden zur Ergebnismenge Ω ( Ergebnisraum ) zusammengefasst. Definition: Ω = { 1, 2, 3, 4, 5, 6 } ¾ Anzahl der Elemente von Ω: |Ω| = 6 Schnittmenge ( A B) : Alle Elementarereignisse aus A und B ¾ Vereinigungsmenge ( A B) : Alle Elementarereignisse aus A oder B Definition: ¾ Teilmengen von Ω heißen Ereignisse und werden mit A, B, C,… abgekürzt. Beispiel (Einmaliges Würfeln): ¾ Einelementige Teilmengen heißen Elementarereignisse: ω1, ω2, ω3,… ¾ Ungerade Zahl oder Primzahl: B C = { 1, 2, 3, 5 } = C ¾ Zahl > 4 oder gerade Zahl: F A = { 2, 4, 5, 6 } ¾ Zahl > 4 und gerade Zahl: F A = {6} ¾ Gerade Zahl und ungerade Zahl: A B = Ø = { } 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 114 - 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 115 - Beispiel (Einmaliges Würfeln): verbal Beispiel (Zweimaliges Würfeln): ¾ Ω = { (1, 1), (1, 2), (1, 3), …, (1, 6), (2, 1), (2, 2), … … mengentheoretisch gerade Zahl ungerade Zahl Primzahl keine Primzahl Zahl ≤ 2 Zahl > 4 A B C D E F = = = = = = { 2, 4, 6 } { 1, 3, 5 } { 1, 2, 3, 5 } { 4, 6 } { 1, 2 } { 5, 6 } … … … , (6, 6)} ¾ Ω = { 1, 2, 3, 4, 5, 6 } { 1, 2, 3, 4, 5, 6 } : Kartesisches Produkt (von Mengen) ¾ |Ω| = 6 ∙ 6 = 36. Definition: Zwei Ereignisse A und B heißen disjunkt (unvereinbar), falls A B = Ø. Satz: Beispiel (Einmaliges Würfeln): Wird ein Zufallsexperiment mit k Elementarereignissen n-mal wiederholt, dann hat das zusammengesetzte Zufallsexperiment k n Elementarereignisse. ¾ C und D sind disjunkt. ¾ E und F sind disjunkt. Definition: Die Menge A aller Elemente in Ω, die nicht in A liegen, heißt Komplementärereignis zu A. Beispiel (Dreimaliges Würfeln): Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} {1, 2, 3, 4, 5, 6} {1, 2, 3, 4, 5, 6} Beispiel (Einmaliges Würfeln): | : | 63 216 ¾ B ist Komplementärereignis zu A. ¾ C ist Komplementärereignis zu D. ¾ E und F sind zwar disjunkt, aber keine Komplementärereignisse. 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 116 - 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 117 - II. Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen 2 Zweimaliges Würfeln |Ω| = 6 = 36 ¾ A = { (1,1), (2,2), (3,3), (4,4), (5,5), (6,6) } Beispiel (Zweimaliges Würfeln): | A | 6 P( A) ¾ Ereignisse: A : Beide Zahlen sind gleich B : Keine Sechs C : Nur ungerade Zahlen D : Augensumme ist 7 E : Beide Zahlen t 3 ¾ Gesucht: 6 36 1 6 ¾ B = {1, 2, 3, 4, 5} {1, 2, 3, 4, 5} | B | 25 P( B) 25 36 ¾ C = {1, 3, 5} {1, 3, 5} P(A), P(B), P(C), P(D), P(E) | C | 9 P(C ) ( P für Probability = Wahrscheinlichkeit) 9 36 1 4 ¾ D = { (1,6), (2,5), (3,4), (4,3), (5,2), (6,1) } P( D) Definition: Falls alle Elementarereignisse gleich wahrscheinlich sind, spricht man von einem Laplace-Experiment. 6 36 1 6 ¾ E = {3, 4, 5, 6} {3, 4, 5, 6} P( E ) 16 36 4 9 Satz: Bei einem Laplace-Experiment gilt für die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A P( A) A . : 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 118 - 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 119 - Satz: Beispiel (Zweimaliges Würfeln): Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten ¾ Es war: B : Keine Sechs D : Augensumme ist 7 E : Beide Zahlen t 3 ¾ Gesucht: (iii) ¾ P(Ω) = 1 ¾ P(Ø) = 0 ¾ P( A ) 1 P( A) ¾ P( A B) P( A) P(B) P( A B) ¾ Sind A und B disjunkt ( A B = Ø ) , dann gilt: B D { (2,5), (5,2), (3,4), (4,3) } B E { 3, 4, 5 } { 3, 4, 5 } P( A B) P( A) P(B) ¾ P( A B C) ¾ P( A) D E { (3,4), (4,3) } P( A) P(B) P(C) P( A B) P( A C) P(B C) P( A B C) B D E { (3,4), (4,3) } P( A B ) P( A B ) P( B D E ) P( B ) P( D) P( E ) P( B D) P( B E ) P( D E ) Beispiel (Zweimaliges Würfeln): P( B D E ) ¾ Es war: A : Beide Zahlen sind gleich C : Nur ungerade Zahlen ¾ Gesucht: (i) P(beide Zahlen verschieden) P( A ) 1 P( A) 1 P(Keine Sechs oder Augensumme ist 7 oder beide Zahlen t 3) 1 6 5 6 (ii) P(beide Zahlen gleich oder nur ungerade Zahlen) P( A C) P( A) P(C) P( A C) 6 9 3 12 1 36 36 36 36 3 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 120 - 25 6 16 36 36 36 4 9 2 36 36 36 2 36 34 17 36 18 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 121 - Situation (Ä): ¾ Ein Unternehmen hat 520 Beschäftigte, davon sind 208 weiblich. 286 der Beschäftigten fahren nicht mit dem Auto zur Arbeit, davon 156 weiblich. ¾ Sie gehen über den Flur des Firmengebäudes und hören hinter der nächsten Ecke Schritte. (Es ist Kernarbeitszeit, d.h. alle Beschäftigten sind anwesend, und die Wahrscheinlichkeit, um diese Ecke zu kommen, ist für jeden Beschäftigten gleich → Laplace-Firma) ¾ Gesucht: Wahrscheinlichkeit, in der Firma einem männlichen PKW-Fahrer zu begegnen. ¾ Bezeichnung der Ereignisse: W : Weibliche Angestellte A : Autofahrer/-in 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 122 - 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 123 - Einfache Lösung zur Situation (Ä): Lösung zur Situation (Ä): ¾ Bezeichnung der Ereignisse: W : Weibliche Angestellte A : Autofahrer/-in ¾ Bekannt: P(W ) 208 520 P( A ) 0,4 156 P(W A ) 520 ¾ Gesucht: ● 286 520 0,55 W W A P(W A) P(W A) P( A) A P(W A ) P(W A ) P( A ) P(W ) P(W ) 1 0,3 P(W A) Ø P(W ) 1 P(W ) 1 0,4 0,6 ● P( A ) P(W A ) P(W A ) 0,55 0,3 P(W A ) W W A 0,1 0,35 0,45 A 0,3 0,25 0,55 0,4 0,6 1 P(W A ) 0,25 ● P(W ) P(W A) P(W A ) 0,6 P(W A) 0,25 P(W A) 0,35 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 124 - 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 125 - III. Bedingte Wahrscheinlichkeiten und unabhängige Ereignisse Beispiel (Zweimaliges Würfeln): ¾ A : mindestens eine 6 P(A) = 11 36 ¾ Bekannte Vorinformation: B : Augensumme ist höchstens 7 | B | 21 P( A | B) 2 21 Definition: P( A | B ) P( A B ) P( B ) heißt bedingte Wahrscheinlichkeit von A gegeben B, falls P(B) > 0. Situation (Ä): ¾ Angenommen, Sie erkennen am Klang der Schritte, dass die Person, die gleich um die Ecke kommt, eine Frau ist. ¾ Gesucht: Wahrscheinlichkeit, dass es sich um eine Autofahrerin handelt, also P( A | W ) P( A W ) P(W ) 0,1 0,4 0,25 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 126 - 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 127 - Definition: Satz: P( A B) Zwei Ereignisse A und B heißen (stochastisch) unabhängig, falls P( A B) Beispiel: Situation (Ä): ¾ Frage: ¾ Situation: In einer Schachtel befinden sich 6 Akkus, davon sind zwei leer. Jetzt werden zwei Akkus für die Digitalkamera gebraucht. Sind Geschlecht und Beförderungsmittel unabhängig? ¾ Bekannt: P(B | A) P( A) ] [ P( A) P(B) . P( A | B) P(B) P( A ) 0,55 P(W ) 0,4 P(W ) P( A ) 0,4 0,55 0,22 und P(W A ) ¾ Gesucht: Wahrscheinlichkeit, dass die ersten beiden entnommenen Akkus voll sind. 0,3 A : Der erste Akku ist voll. B : Der zweite Akku ist voll. ¾ Antwort: Nein. ¾ Gesucht: P ( A B) Bemerkung: Gründe für die Bedeutsamkeit der stochastischen Unabhängigkeit: ¾ Der Nachweis, dass zwei Ereignisse abhängig sind, führt oft zur Suche nach dem kausalen Zusammenhang. ¾ Ermöglicht die Überprüfung, ob eine modellmäßige Annahme der Unabhängigkeit mit konkret vorliegenden Beobachtungen verträglich ist. 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 128 - P( A) 4 6 P( A B ) P( B | A) P( B | A) P( A) 3 5 3 4 5 6 0,4 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 129 - Alternative Lösung über „Wahrscheinlichkeitsbaum“ Beispiel: ¾ Situation: Aus einem Kartenspiel mit 32 Karten werden nacheinander 3 Karten gezogen. ¾ Gesucht: Gesucht: P( A3 ) P( A1 ) 4 32 P( A1 ) 1. Zug eine 7 28 32 P( A2 | A1 ) 3 31 P( A2 | A1 ) 4 31 P( A2 | A1 ) 28 31 P( A2 | A1 ) 27 31 „Günstige“ Kombinationen usw. 2. Zug eine 7 2 30 Wahrscheinlichkeiten 4 3 2 32 31 30 24 29.760 A1 A2 A3 4 28 3 32 31 30 336 29 .760 A1 A2 A3 28 4 3 32 31 30 336 29.760 A1 A2 A3 28 27 4 32 31 30 3024 29 .760 ¦ 3720 29 .760 1. Zug keine 7 3 31 A1 A2 A3 disjunkte Ereignisse 28 32 4 32 Wahrscheinlichkeit, im dritten Zug eine 7 zu ziehen. Ai : Im i-ten Zug wird eine 7 gezogen 3. Zug eine 7 4 31 2. Zug keine 7 2. Zug eine 7 27 31 2. Zug keine 7 28 30 3 30 27 30 3 30 27 30 4 30 26 30 3. Zug keine 7 3. Zug eine 7 3. Zug keine 7 3. Zug eine 7 3. Zug keine 7 3. Zug eine 7 3. Zug keine 7 Die jeweiligen „Wege“ zum Ziel „3. Zug eine 7“ sind disjunkt. Deshalb ergibt sich die Gesamtwahrscheinlichkeit durch Addition der Einzelwahrscheinlichkeiten: P(3. Zug eine 7) = 0,125 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung 28 31 4 3 2 4 28 3 28 4 3 28 27 4 32 31 30 32 31 30 32 31 30 32 31 30 - 130 - 0,125 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 131 - IV. Lotto (Auszüge der Kombinatorik) Situation: ¾ Beim Lotto werden aus 49 durchnummerierten Kugeln (zufällig) 6 Kugeln nacheinander durch Ziehen ohne Zurücklegen ausgewählt. Dabei spielt die Reihenfolge der gezogenen Zahlen keine Rolle. (Hier: Ohne Zusatzzahl) ¾ Von Interesse: A : 6 Richtige ¾ Jede Kombination der 6 gezogenen Zahlen ist gleich wahrscheinlich → Laplace-Experiment P( A) ¾ Offensichtlich: ¾ Gesucht: | A| |:| |A| = 1 |Ω| |Ω| : Anzahl aller Möglichkeiten, aus 49 Kugeln 6 Kugeln ohne Zurücklegen zu ziehen. Satz: Sei k ≤ n, dann gibt es n! k!(n k )! §n· ¨¨ ¸¸ ©k ¹ Möglichkeiten, k-elementige Teilmengen aus einer n-elementigen Menge zu bilden. 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 132 - 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 133 - Beim Lotto: Platz für Notizen § 49 · ¨¨ ¸¸ ©6¹ ¾ |:| 49! 13 .983 .816 6! 43! ¾ Damit ist die Wahrscheinlichkeit für 6 Richtige 1 | 0,0000000715 13 .983 .816 P( A) (also ca. 1:14 Millionen) Noch ein Lotto-Beispiel: ¾ B : 4 Richtige beim Lotto (ohne Berücksichtigung der Zusatzzahl) P( B) ¾ Gesucht: |B| |:| § 6 · § 43 · | B | ¨¨ ¸¸ ¨¨ ¸¸ 13 .545 © 4¹ © 2 ¹ P( B ) |B| |:| § 6 · § 43 · ¨¨ ¸¸ ¨¨ ¸¸ © 4¹ © 2 ¹ § 49 · ¨¨ ¸¸ ©6¹ 13 .545 | 0,00096862 13 .983 .816 9. Elementare Wahrscheinlichkeitsrechnung - 134 -