Elementarisierung – ein religionsdidaktischer Ansatz Was heißt elementar? - grundlegend (nicht einfach, simpel) - anfänglich, einführend Elementarisierung bezeichnet ein religionsdidaktisches, offenes Modell für die Vorbereitung und Gestaltung von RU, das eine Konzentration auf pädagogisch elementare – von den Inhalten ebenso wie von Zielgruppe her grundlegend bedeutsame und für sie zugängliche – Lernvollzüge unterstützen soll. Wurzeln: Pestalozzi, Klafki Es ist keine „Mini-Theologie“ gemeint. Frage: Wie kann RU so gestaltet werden, dass er eine „fruchtbare“ Begegnung zwischen Inhalten und Themen einerseits und Zielgruppe andererseits ermöglicht („guter Unterricht“). (Dass, was im Unterricht gemacht wird, ist von Schülern „entfremdet“.) Perspektivenwechsel: von Kindern und Jugendlichen ausgehen! Mehrschichtige Begründung dieses Ansatzes (sowohl theoretisch wie praktisch): Profilierung des RU: Der Elementarisierungsansatz trägt dazu v. a. durch die Konzentration auf existentiell bedeutsame Wahrheitsfragen im Dialog zwischen Kindern und Jugendlichen und in ihrem Glauben identifizierbare Erwachsene (wider: RU ist Ethik-Unterricht) bei. Unterrichtspraktische Bedürfnisse: Ansehen des RU (Desinteresse …) einerseits und Wunsch nach gutem RU andererseits. Modell: Konzentration auf pädagogisch elementare Inhalte wie von Zielgruppe bedeutsame und zugängliche Lernvollzüge. Mehrperspektivische Erschließung des Verhältnisses zwischen den Inhalten und Themen einerseits und Kindern und Jugendlichen andererseits. Als Fragerichtungen / Dimensionen haben sich bewährt (hier nur „analytisch“ voneinander getrennt): - elementare Strukturen - elementare Erfahrungen - elementare Zugänge - elementare Lernformen - elementare Wahrheiten Erschließungsdimensionen folgen aufeinander im Sinne eines Kreises / Zirkels. Elementare Strukturen: der Sache Kern Eine Auswahl muss getroffen werden – aber nach welchen Regeln soll verfahren werden? Prinzipien: Konzentration – Reduktion / Beschränkung auf das Wesentliche Mit Hilfe verschiedener wissenschaftlicher Erkenntnisse muss man sich darüber klar werden, was beim jeweiligen Thema wesentlich ist und worauf es entscheidend ankommt. Für den RU wichtig: Man muss sich klar sein, dass wissenschaftliche Forschung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommt und manches nicht (abschließend) geklärt werden kann. Unterschiede: biblische Themen – Themen der Gegenwart (z. B. Globalisierung): hier: christlich-ethische Maßstäbe und Ökumene als Vision einer bewohnbaren Erde (aus theologischer Sicht) Elementare Erfahrungen: Vom Sitz im Leben Seit der Aufklärungspädagogik ist eine Aufwertung der Erfahrungen gegenüber Tradition und Offenbarung zu beobachten. Einleuchtend ist, was im Horizont der eigenen Lebens- und Erfahrungswelt Sinn macht. Zu bedenken ist, dass sich mehrfache „Sitze im Leben“ ergeben: damals und heute (Vaterbild) Für den RU wichtig: Nicht bloß nach Parallelen oder Entsprechungen zwischen verschiedenen Erfahrungen suchen. Suche nach Entsprechungen – auch „Kontrasterfahrungen“ sowie „Schlüsselerfahrungen“ Elementare Zugänge: Mit den Augen der Kinder und Jugendlichen Kinder und Jugendliche bringen ihre eigenen Verstehens- und Deutungsweisen mit; sie haben eigene Weltzugänge und Weltbilder. Für den RU wichtig: Rückgriff auf entwicklungspsychologische und kognitiv-strukturelle (Entwicklungs-) Theorien. Entwicklung muss begleitet werden; zu dieser Begleitung gehören auch kritische Herausforderungen. Die didaktische Aufgabe bewegt sich zwischen dem Pol der Überforderung und der Unterforderung. RU darf nicht über Köpfe der Kinder hinweggehen, muss sie aber auch zu neuen Lernschritten herausfordern. Perspektivenwechsel: Biblische Geschichten dürfen auch „unrichtig“ verstanden werden. „Unrichtiges“ Verstehen hat ein Recht auf Achtung. Elementare Lernformen: Aktives Lernen und Erfahren Lernen ist ein aktives Sich-Auseinandersetzen mit Fragen und Widersprüchen. Aktives Lernen schließt ein Bemühen um kontemplative Erfahrungs- und Lernformen nicht aus. Elementare Wahrheiten: Worauf es letztlich ankommt Elementarisierung steht für einen konfessionellen RU. Es geht bei den Themen und biblischen Geschichten nicht um Beschreibungen objektiver Tatsachen oder geschichtlicher Ereignisse, sondern – so gut wie immer – geht es um eine Sicht von Mensch und Wirklichkeit aus der Perspektive des Glaubens bzw. des Evangeliums. Sich auf diese Perspektive einzulassen und diese Wahrheit nachzuvollziehen, dazu laden die Geschichten die Hörer ein. Die Eigenart dieser Wahrheit ist, dass sie nicht im Sinne eines nat.-wiss. Wahrheitsverständnis zu verstehen ist, sondern als existentielle und auf Gott bezogene Wahrheit, die nicht objektiv feststellbar ist. Frage: Ist die neue Sicht von Leben und Welt für mich wirklich tragfähig? Kann, will ich so leben, dass … Lehrer unterrichten „auf wissenschaftlicher Grundlage und auf Freiheit des Gewissens“. Sie weichen Fragen von Kindern und Jugendlichen nicht aus.