1.2.2 Aktionspotenzial des Sinusknotens und der Zellen des ­Erregungsleitungssystems 1.2.2 Aktionspotenzial des Sinusknotens und der Zellen des ­Erregungsleitungssystems In den Zellen des Sinusknotens (und allen anderen Zellen des Reizleitungssystems) unterscheidet sich das Aktionspotenzial von dem des Ventrikelmyokards in einigen wichtigen Punkten: Das Ruhemembranpotenzial ist in den Zellen des Reizbildungs- und Reizleitungssystems NICHT konstant. Das ist darauf zurückzuführen, dass durch die Repolarisation ein Schrittmacherstrom ausgelöst wird. Im Wesentlichen sind dafür drei Mechanismen wichtig: 1. Die Kalium-Leitfähigkeit nimmt bei der Repolarisation schnell wieder ab (u. a. fehlen Kir2.1-Kalium-Kanäle). 2. Durch die Repolarisation werden HCN-Kanäle (durch Hyperpolarisation und cyclische Nukleotide aktivierte, unspezifische Kationen-Kanäle (funny channels = Kanäle für I­-funny-Strom)) geöffnet. Diese sind für Kalium und Natrium durchgängig, wobei der Natrium-Einstrom in die Zelle deutlich überwiegt. 3. Calcium-Ionen strömen in die Zelle ein (durch T-Typ-Calcium-Kanäle). All dies bewirkt eine langsame Depolarisation bis zu einem Schwellenwert von ca. −40 mV, an dem ein Aktionspotenzial ausgelöst wird. So erklärt sich auch, dass, je nachdem wie schnell oder langsam diese spontane diastolische Depolarisation vor sich geht, die Herzfrequenz ansteigt oder sinkt. Sowohl der Sympathikus als auch der Parasympathikus beeinflussen diese Steilheit der diastolischen Depolarisation und nehmen so Einfluss auf die Herzfrequenz (s. Abb. 7, S. 9 und Abb. 26, S. 25). Außerdem unterscheidet sich die Geschwindigkeit der spontanen, diastolischen Depolarisation je nach Zelltyp: Im Sinusknoten ist sie am höchsten, sodass der Sinusknoten den primären Schrittmacher des Herzens bildet. Vom Sinusknoten bis in die Purkinje-Fasern nimmt die Steilheit der diastolischen Depolarisation und damit die Eigenfrequenz der Zellen kontinuierlich ab, sodass am gesunden Herzen nur die Frequenz des Sinusknotens auf das Myokard weitergeleitet wird. Erst wenn der Sinusknoten ausfällt, wird die Frequenz des sekundären Schrittmachers – des AV-Knotens – auf das Myokard weitergegeben. Im Anschluss an die diastolische Depolarisation folgt – wie im Myokard – der Aufstrich des Aktionspotenzials. Anders als bei den Ventrikelmyokardzellen beruht am Sinusknoten der Aufstrich jedoch auf einer Aktivierung von Cal- 1 Potenzial [mV] +40 +20 1 2 3 2 0 spontane diastolische Depolarisation schneller Aufstrich Repolarisation 3 - 20 Schwellenpotenzial - 40 - 60 1 - 80 1 Abb. 7: Aktionspotenzial des Sinusknotens www.medi-learn.de 2 Zeit [s] medi-learn.de/6-physio6-7­ 9