Dr. Diana Fanghänel 1 Sommersemester 2015 8. Übung: Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung Besprechung am 25.06.2015 in der Zusatzübung zur Signalübertragung Grundlagen Wir betrachten einen Wahrscheinlichkeitsraum (S, A, P ), wobei S eine Menge von Elementarereignissen ist, A eine Menge von Ereignissen A ⊆ S und P : A → R>0 ein Wahrscheinlichkeitsmaß. Desweiteren bezeichne A = S\A die Komplementärmenge von A ∈ A. Dann gilt u.a.: (a) P (A) = 1 − P (A) (b) P (A ∪ B) = P (A) + P (B) − P (A ∩ B) 1 Aufgabe 1. Von 2 Ereignissen seien die Wahrscheinlichkeiten P (A) = , 2 2 1 P (B) = und P (A ∩ B) = bekannt. 5 5 Berechnen Sie P (A ∪ B) und P (A ∩ B). Bedingte Wahrscheinlichkeiten Die Wahrscheinlichkeit von einem Ereignis B, wenn bekannt ist dass ein Ereignis A eintritt, ist P (A ∩ B) PA (B) = P (B|A) = . P (A) Man spricht von bedingter Wahrscheinlichkeit. Es gilt dann P (A ∩ B) = P (A) · P (B|A) = P (B) · P (A|B). Aufgabe 2. Aus einer Menge von Zahlen S = {1, 2, 3, . . . , 100} wird eine Zahl mit einer Wahrscheinlichkeit P (z) = 1/100 ausgewählt. Wir betrachten nun die folgenden Ereignisse: A B C ... ... ... die Zahl ist gerade, die Zahl ist durch 3 teilbar, die Zahl ist durch 4 teilbar. Berechnen Sie alle bedingten Wahrscheinlichkeiten PA (B), PC (B) usw.. 1 [email protected] Seien A1 , . . . , AN disjunkte Mengen mit A1 ∪ A2 ∪ . . . ∪ AN = S. Dann ist P (B) = P (A1 ∩ B) + P (A2 ∩ B) + . . . + P (AN ∩ B) P (B) = P (A1 )P (B|A1 ) + P (A2 )P (B|A2 ) + . . . + P (AN )P (B|AN ). Aufgabe 3. Gegeben sei ein diskretes Signal, bei welchem Buchstaben a,b,c und d mit den Wahrscheinlichkeiten P (a) = 1/4, P (b) = 1/3, P (c) = 1/6, P (d) = 1/4 übertragen werden sollen. Den Buchstaben werden bei der Quellencodierung Bitsequenzen zugeordnet: a → 10, b → 110, c → 100, d → 111. Mit welcher Wahrscheinlichkeit tritt die 1 in der binären Informationssequenz auf ? Normalverteilung Die Dichtefunktion einer Normalverteilung in R hat die Form 1 p(x) = √ e 2πσ −(x − µ)2 2σ 2 mit Erwartungswert µ und Varianz σ 2 . Für normalverteilte stetige Zufallsvariablen X und a < b gilt also Z b P (a ≤ X ≤ b) = p(x)dx a und Z µ = E(X) = xp(x) dx bzw. σ 2 = E((X − µ)2 ) = R Z (x − µ)2 p(x) dx. R 2 Sind µ = 0 und σ = 1, so spricht man von einer Standardnormalverteilung. Für die Standardnormalverteilung können die Wahrscheinlichkeiten mit der QFunktion Z ∞ 2 1 Q(x) = √ e−t /2 dt 2π x berechnet werden, für welche Tabellenwerte vorliegen. x 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 Q(x) 0.50000 0.46017 0.42074 0.38209 0.34458 0.30854 0.27425 0.24196 0.21186 0.18406 x 1.0 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 Q(x) 0.15866 0.13567 0.11507 0.09680 0.08076 0.06681 0.05480 0.04457 0.03593 0.02872 x 2.0 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2 Q(x) 0.02275 0.01786 0.01390 0.01072 0.00820 0.00621 0.00466 0.00347 0.00256 0.00187 x 3.0 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 Q(x) 0.00135 0.00097 0.00069 0.00048 0.00034 0.00023 0.00016 0.00011 0.00007 0.00005 Bei der Standardnormalverteilung gilt also P (X ≥ a) = Q(a) im Fall a ≥ 0. Im Fall a < 0 ist wegen der Symmetrie P (X ≥ a) = 1 − Q(|a|). Aufgabe 4. Ermitteln Sie für die Standardnormalverteilung die Wahrscheinlichkeiten P (0 ≤ X ≤ 1), P (X ≤ 2) und P (−1 ≤ X ≤ 2). Wenn eine einfache Normalverteilung vorliegt mit Erwartungswert µ und Varianz σ 2 , so gilt für x > µ: P (X ≥ x) = = −t02 Z ∞ −(t − µ)2 Z ∞ 1 1 t0 =(t−µ)/σ 2 √ √ e 2σ e 2 dt0 dt = 2πσ x 2πσ (x−µ)/σ x−µ Q( ). σ Aufgabe 5. Es sei eine Normalverteilung gegeben mit µ = −1 und σ 2 = 4. Berechnen Sie P (0 ≤ X ≤ 1) und P (X ≤ 0). Aufgabe 6. Es sei X eine normalverteilte Zufallsvariable mit µ = 0 und σ 2 = 1. Zeigen Sie, dass die Zufallsvariable Y = aX + b mit a > 0 ebenfalls normalverteilt ist. Bestimmen Sie Erwartungswert und Varianz. Zufallsvektoren Werden mehrere Zufallsvariablen beobachtet, so fasst man diese in Zufallsvek→ − toren X = (X1 , X2 , . . . , Xn ) zusammen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Zufallsvektor in einem Gebiet Ω befindet, wird durch ein Mehrfachintegral berechnet: Z → − P ( X ∈ Ω) = p(x1 , . . . , xn )dx1 . . . dxn . Ω Sind die Zufallsvariablen voneinander unabhängig, so gilt für die Dichtefunktion p(x1 , . . . , xn ) = p1 (x1 ) · p2 (x2 ) · . . . · pn (xn ), wobei pk (xk ) die Dichtefunktion der Zufallsvariablen xk bezeichne. Im AWGN-Kanal sind die Rauschkomponenten unabhängig voneinander. Wenn − → − wir also Signal → r =− s→ m + n erhalten, dann ist die bedingte Dichtefunktion − p(→ r |− s→ m ) = p1 (r1 |sm1 ) · . . . · pN (rN |smN ), −(rk − smk ) 1 → − − → 2σ 2 e die Dichtefunktionen von Normalverwobei pk ( r |sm ) = √ 2πσ teilungen sind. Durch Zusammenfassen erhält man − 2 −k→ r −− s→ mk 1 − 2σ 2 p(→ r |− s→ e . m) = √ ( 2πσ)n p p − − Aufgabe 7. Sei → s = ( Eg , Eg ) ein Signal, welches für alle → r ≥ 0 korrekt detektiert wird. Berechnen Sie die Fehlerwahrscheinlichkeit, wenn σ 2 = N0 /2 Eg und = 2 gilt. N0 3 Literatur 1. J. Proakis, M. Salehi, Grundlagen der Kommunikationstechnik, Pearson 2003, Kapitel 4 und 7 2. L. Papula, Mathematik für Ingenieure und Naturwissenschaftler, Band3, Vieweg-Teubner, Teil II 4