ANHANG I ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE DES ARZNEIMITTELS 1 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS AVONEX 30 µg (6 Mio IE) Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionszubereitung 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG AVONEX (Interferon beta-1a) enthält pro Durchstechflasche eine Dosis von 30 µg (6 Mio IE) Interferon beta-1a. Bei Verwendung des World Health Organisation (WHO) Standards für natürliches Interferon beta, den zweiten internationalen Standard für humanes Fibroblasten-Interferon (Gb-23-902-531), enthalten 30 µg AVONEX eine antivirale Aktivität von 6 Mio IE. Mit anderen Standards gemessene Aktivitäten sind nicht bekannt. 3. DARREICHUNGSFORM AVONEX (Interferon beta-1a) ist ein Pulver und ein Lösungsmittel zum Auflösen zur Injektion nach Rekonstitution. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1 Anwendungsgebiete AVONEX (Interferon beta -1a) ist zur Behandlung gehfähiger Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose (MS) indiziert, die durch mindestens 2 wiederkehrende Attacken neurologischer Funktionsstörungen (Schübe) während der letzten 3 Jahre gekennzeichnet war und bei der zwischen den Schüben keine Anzeichen eines kontinuierlichen Fortschreitens der Erkrankung erkennbar waren. AVONEX verlangsamt das Fortschreiten der Behinderung und verringert die Häufigkeit klinischer Schübe. AVONEX wurde bei Patienten mit progredienter multipler Sklerose noch nicht klinisch geprüft. AVONEX sollte bei Patienten, bei welchen sich eine progrediente Form der multiplen Sklerose entwickelt, abgesetzt werden. Nicht alle Patienten sprechen auf eine Therapie mit AVONEX an. Es wurden noch keine klinischen Kriterien identifiziert, die das Ansprechen auf die Behandlung voraussagen würden. 4.2 Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Zur Behandlung schubförmiger Verlaufsformen der MS wird die intramuskuläre Injektion von 30 µg (1 ml Lösung) AVONEX (Interferon beta -1a) einmal wöchentlich empfohlen (siehe 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich)) und es konnte kein zusätzlicher Nutzen bei Verabreichung einer höheren Dosis (60 µg) einmal wöchentlich gezeigt werden. Die Behandlung sollte unter Aufsicht eines in der Behandlung dieser Erkrankung erfahrenen Arztes begonnen werden. Die intramuskuläre Injektionsstelle sollte jede Woche geändert werden (siehe 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit). Vor jeder Injektion und über weitere 24 Stunden nach jeder Injektion wird die Einnahme eines fiebersenkenden und schmerzlindernden Medikamentes empfohlen, um die mit der AVONEX-Gabe verknüpften grippeähnlichen Symptome abzumildern. Diese Symptome treten gewöhnlich während der ersten Behandlungsmonate auf. 2 Bei 16jährigen oder jüngeren Patienten gibt es noch keine Erfahrungen mit AVONEX. Deshalb sollte AVONEX bei Kindern nicht eingesetzt werden. Zur Zeit ist noch nicht bekannt, wie lange die Patienten behandelt werden sollten. Die Patienten sollten nach 2jähriger Therapie klinisch beurteilt werden, und der behandelnde Arzt sollte individuell über eine längerfristige Fortführung der Therapie entscheiden. Bei Entwicklung einer chronisch progredienten multiplen Sklerose sollte die Therapie abgesetzt werden. 4.3 Gegenanzeigen AVONEX (Interferon beta-1a) ist kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen natürliches oder rekombinantes Interferon beta, Humanserumalbumin oder andere Bestandteile des Präparats. AVONEX ist kontraindiziert bei schwangeren Patienten (siehe auch 4.6 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit, Patienten mit schweren Depressionen und/oder Suizidgefährdung sowie bei Patienten mit Epilepsie, deren Anfälle therapeutisch nicht ausreichend kontrollierbar sind. 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Die Patienten sind über die häufigsten Nebenwirkungen aufzuklären, die bei der Gabe von Interferon auftreten, einschließlich grippeähnlicher Symptome (siehe 4.8 Nebenwirkungen). Diese Symptome treten vorwiegend zu Beginn der Behandlung auf und nehmen mit fortgesetzter Behandlung an Häufigkeit und Schwere ab. Bei Patienten, die unter Depressionen leiden, ist AVONEX mit Vorsicht anzuwenden. Es ist bekannt, daß Depressionen und Suizidgedanken in Zusammenhang mit der Interferon-Therapie und bei Patienten mit MS vermehrt vorkommen. Patienten, die mit AVONEX behandelt werden, sollten daher angehalten werden, Depressionssymptome oder Suizidgedanken unverzüglich dem behandelnden Arzt mitzuteilen. Patienten, die Anzeichen von Depression zeigen, sind während der Therapie mit AVONEX sorgfältig zu überwachen und entsprechend zu behandeln. Ein Abbruch der Therapie ist zu erwägen. Vorsicht ist geboten bei Verabreichung von AVONEX an Patienten mit vorbestehenden Krampfleiden. Bei Patienten ohne vorbestehendes Krampfleiden, bei welchen unter AVONEXTherapie Krampfanfälle erstmals auftreten, sollte die Ätiologie ermittelt und vor Wiederaufnahme der AVONEX-Behandlung eine geeignete antikonvulsive Therapie eingeleitet werden. Vorsicht ist geboten und eine enge Kontrolle sollte erwogen werden bei Gabe von AVONEX bei Patienten mit schweren Nieren- und Leberfunktionsstörungen bzw. mit schwerer Myelosuppression. Patienten mit Herzerkrankungen wie Angina Pectoris, dekompensierter Herzinsuffizienz oder Arrhythmie sind während der Behandlung mit AVONEX sorgfältig auf eine mögliche Verschlechterung ihres klinischen Zustands hin zu überwachen. Grippeähnliche Symptome, die bei der Behandlung mit AVONEX beobachtet werden, können für Patienten mit einer cardialen Grunderkrankung eine zusätzliche Belastung darstellen. Die Patienten sind über eine mögliche abortive Wirkung von Interferon beta aufzuklären (siehe 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit und 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit). Bei Verabreichung von Interferonen werden abnorme Laborwerte beobachtet. Neben den Laborparametern, deren Bestimmung bei Patienten mit multipler Sklerose normalerweise erforderlich ist, wird deshalb während der Behandlung mit AVONEX eine Überwachung des Blutbilds mit Differentialblutbild, der Thrombozytenzahl und der chemischen Blutwerte (einschließlich Leberfunktionstests) empfohlen. Bei Patienten mit Myelosuppression kann eine häufigere Überprüfung des Blutbilds mit Differentialblutbild sowie der Thrombozytenwerte erforderlich sein. 3 Patienten können unter AVONEX Antikörper entwickeln. Die Antikörper von einigen dieser Patienten reduzieren die Aktivität des Interferon beta-1a in vitro (neutralisierende Antikörper). Neutralisierende Antikörper sind assoziert mit einer Reduktion des in vivo biologischen Effekts von AVONEX und können unter Umständen mit einer Reduktion der klinischen Wirksamkeit zusammenhängen. Es wird geschätzt, daß das Plateau für die Bildung von Antikörpern nach 12 Monaten Behandlung erreicht ist. Daten von Patienten, welche bis zu 2 Jahren mit AVONEX behandelt wurden, deuten darauf hin, daß ca. 8% dieser Patienten neutralisierende Antikörper entwickeln. Da verschiedenartige Testverfahren zur Bestimmung von Serumantikörpern gegen Interferone verwendet werden, ist ein Vergleich der Antigenität unterschiedlicher Präparate nur begrenzt möglich. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechslwirkungen Bislang wurden noch keine gesonderten Studien zur Medikamentenwechselwirkung mit AVONEX (Interferon beta-1a) beim Menschen durchgeführt. Die Wechselwirkung zwischen AVONEX und Kortikosteroiden oder ACTH wurde nicht systematisch untersucht. Die klinischen Studien deuten darauf hin, daß Patienten mit multipler Sklerose AVONEX und Kortikosteroide oder ACTH während eines Schubes gleichzeitig erhalten dürfen. Es wurde berichtet, daß Interferone die Aktivität von Zytochrom-P450-abhängigen Leberenzymen bei Menschen und Tieren verringern. Die Wirkung von hochdosiertem AVONEX auf den P450abhängigen Stoffwechsel wurde beim Affen untersucht, und dabei fand man keine Beeinträchtigung des Leberstoffwechsels. Vorsicht ist angebracht bei Gabe von AVONEX in Kombination mit Medikamenten mit geringer therapeutischer Breite, deren Ausscheidung weitgehend vom ZytochromP450-System der Leber abhängt wie z.B. Antiepileptika und einige Antidepressiva-Substanzgruppen. 4.6 Schwangerschaft und Stillzeit Wegen der möglichen Gefahren für den Fötus ist AVONEX (Interferon beta-1a) bei Schwangerschaft kontraindiziert. Es gibt keine Studien mit Interferon beta-1a bei schwangeren Frauen. Bei Gabe hoher Dosen wurden bei Rhesus-Affen abortive Wirkungen beobachtet. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, daß solche Wirkungen auch beim Menschen zu beobachten sein werden. Empfängnisfähige Frauen sollten unter AVONEX-Therapie geeignete kontrazeptive Maßnahmen ergreifen. Eine Schwangerschaft planende bzw. schwanger werdende Patientinnen sollten über mögliche Gefahren aufgeklärt und AVONEX abgesetzt werden. Stillzeit Bisher ist nicht bekannt, ob AVONEX in die Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund der möglicherweise ernsthaften Nebenwirkungen beim Säugling sollte entweder abgestillt oder die AVONEX-Behandlung ausgesetzt werden. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Gewisse seltener berichtete unerwünschte Wirkungen auf das zentrale Nervensystem (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen) können die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen bei empfindlichen Patienten beeinträchtigen. 4.8 Nebenwirkungen Die häufigsten Nebenwirkungen der Interferon-Therapie sind grippeähnliche Symptome. Zu den am häufigsten berichteten grippeähnlichen Symptomen zählen Muskel-schmerzen, Fieber, Schüttelfrost, 4 Asthenie, Kopfschmerzen und Übelkeit. Die grippeähnlichen Symptome treten vorwiegend zu Beginn der Therapie auf und nehmen im Laufe der Behandlung an Häufigkeit ab. Zu den weniger häufigen Nebenwirkungen gehören: Gesamtorganismus: Appetitlosigkeit, Überempfindlichkeitsreaktionen. Selten können Gewichtsabnahme und schwerwiegende allergische Reaktionen auftreten. Eine Synkope kann nach der AVONEX Injektion auftreten; normalerweise ist dies ein einzelner Vorfall, der zu Beginn der Therapie vorkommen kann und bei weiteren Injektionen nicht wieder auftritt. Haut und Hautanhangsgebilde: Alopezie, Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria und Reaktionen mit Schmerzen an der Injektionsstelle, Verdauungssystem: abnorme Leberfunktionsparameter, Durchfall, Erbrechen, Hepatitis. Kardiovaskuläres System: Brustschmerz, Gefäßerweiterung, Herzklopfen, Tachykardie, Arrhythmien, Kardyomyopathie und dekompensierte Herzinsuffizienz können in seltenen Fällen während der Behandlung mit Interferonen auftreten (siehe 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Hämopoetisches System: Seltene Fälle behandlungsbedürftiger Thrombozytopenien wurden berichtet. Fortpflanzungsorgane: Metrorrhagie und/oder Menorrhagie. Nervensystem: Angstzustände, Mißempfindung, Schlaflosigkeit, Schwindel. Krampfanfälle können in seltenen Fällen auftreten, Fälle von Depression und Suizid wurden berichtet (siehe 4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Vorübergehende neurologische Symptome, welche Verschlimmerungen der MS vortäuschen können, können nach der Injektion auftreten. Skelettmuskulatur: Gelenkschmerzen, Schmerzen, Transiente Episoden von erhöhtem Muskeltonus und/oder starker Muskelschwäche, welche willkürliche Bewegungen verhindern, können zu Beginn der Therapie auftreten. Diese Vorfälle sind von begrenzter Dauer, stehen in zeitlichem Zusammenhang zu den Injektionen und können nach weiteren Injektionen erneut auftreten. In einigen Fällen sind diese Symptome mit grippeähnlichen Symptomen assoziiert. Atmungssystem: Atemnot. Die Gabe von Interferonen ist mit Autoimmunerkrankungen, Erkrankungen des Zentralen Nervensystems und selten mit Migräne assoziiert worden. Seltene Fälle von Arthritis, unterfunktion, Lupus erythematodes Verwirrung oder Desorientiertheit, emotionale Labilität, Psychosen und Migräne wurden im Zusammenhang mit AVONEX berichtet. Während der Behandlung mit Interferonen können bestimmte, wenngleich in der Regel nicht behandlungsbedürftige Veränderungen der Laborwerte auftreten. Es kann es zur Verminderung der Zahl von Lymphozyten, Leukozyten, Thrombozyten und Neutrophilen im peripheren Blut sowie zur Verringerung des Hämatokrits kommen. Ebenfalls können vorübergehende Erhöhungen der Werte von Kreatinin, Kalium, Harnstoffstickstoff und Kalzium im Harn auftreten. 4.9 Überdosierung Berichte über eine Überdosierung liegen nicht vor. Bei einer Überdosierung sollten die Patienten jedoch zur Beobachtung ins Krankenhaus eingewiesen und eine geeignete unterstützende Behandlung eingeleitet werden. 5. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Zytokine, ACT-Code: L03 AA. 5 Interferone sind eine Gruppe natürlich vorkommender Proteine, die von eukaryotischen Zellen im Rahmen der Immunantwort auf virale Infektionen und andere biologische Stimuli gebildet werden. Interferone sind Zytokine, die antiviral, antiproliferativ und immunmodulierend wirken. Sie werden in drei Hauptgruppen eingeteilt: Interferon alpha, Interferon beta und Interferon gamma. Interferon alpha und Interferon beta bilden zusammen die Interferon-Klasse I und Interferon gamma gehört zur Interferon-Klasse II. Die verschiedenen Interferone besitzen sich überschneidende, aber klar voneinander abgrenzbare biologische Wirkungen und können sich auch in bezug auf den zellulären Ort ihrer Synthese unterscheiden. Interferon beta wird von verschiedenen Zelltypen, u.a. den Fibroblasten und Makrophagen, produziert. Natürliches Interferon beta und AVONEX (Interferon beta-1a) sind glykosyliert und haben eine an ein Stickstoffatom geknüpfte komplexe Kohlenhydratkomponente. Von der Glykosilierung anderer Proteine ist bekannt, daß diese deren Stabilität, Aktivität, Gewebeverteilung und Halbwertszeit im Blut beeinflußt. Die Wirkungen von Interferon beta, die von der Glykolisierung abhängen, sind noch nicht vollständig erforscht. AVONEX entwickelt seine biologische Wirkung durch Bindung an spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche der menschlichen Zellen. Diese Bindung leitet eine komplexe Kaskade intrazellulärer Reaktionen ein, die zur Exprimierung zahlreicher Interferon-induzierter Genprodukte und Marker führt. Dazu gehören MHC-Klasse I-Antigene, Mx-Protein, 2’,5’-Oligoadenylat-Synthetase, ß2Mikroglobulin und Neopterin. Einige dieser Substanzen wurden im Serum und in den Zellfraktionen aus Blutproben von Patienten gemessen, die mit AVONEX behandelt wurden. Nach einer einzelnen intramuskulären Gabe von AVONEX bleibt der Serumspiegel dieser Substanzen 4 Tage bis eine Woche lang erhöht. Ob der Wirkungsmechanismus von AVONEX bei multipler Sklerose durch denselben Reaktionsweg vermittelt wird wie die oben beschriebenen biologischen Wirkungen ist unbekannt, weil die Pathophysiologie der multiplen Sklerose nicht ausreichend erforscht ist. Die Wirkungen der AVONEX-Behandlung wurde in einer placebokontrollierten Studie an 301 Patienten (AVONEX, n = 158; Placebo, n = 143) mit schubförmiger MS gezeigt. Dem Studienplan entsprechend wurden die Patienten für eine unterschiedliche Zeitdauer in die Studie eingeschlossen. 150 Patienten waren 1 Jahr und 85 Patienten volle 2 Jahre mit AVONEX in der Studie behandelt worden. Der kumulative Prozentsatz von Patienten, die in der Studie nach 2 Jahren (gemäß KaplanMeier Life-table-Analyse) ein Fortschreiten der Behinderung zeigten, betrug 35% bei PlaceboPatienten und 22% bei Patienten, die mit AVONEX behandelte waren. Das Fortschreiten der Behinderung wurde anhand der Expanded Disability Status Scale (EDSS) gemessen, wobei eine Zunahme des Punktwertes um 1,0 mindestens 6 Monate andauern mußte. Weiterhin wurde in der Studie eine Verringerung der jährlichen Schubrate um ein Drittel nachgewiesen. Die letztere klinische Wirkung wurde nach mehr als einjähriger Behandlung beobachtet. Eine doppelblinde, randominisierte Dosisvergleichsstudie an 802 Patienten mit schubförmiger MS (AVONEX 30 µg n=402, AVONEX 60 µg n=400) zeigte keinen statistisch signifikanten Unterschied oder Trend zwischen der 30 µg und der 60 µg Dosierung von AVONEX in klinischen und allgemeinen MRT Parametern. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Das pharmakokinetische Profil von AVONEX (Interferon beta-1a) wurde indirekt mit Hilfe eines Testverfahrens bestimmt, das die antivirale Interferon-Aktivität mißt. Dieser Test ist begrenzt aussagefähig, da er für alle Interferone empfindlich ist; er besitzt also keine Spezifität für Interferon beta. Alternative Testverfahren sind nicht empfindlich genug. 6 Die antivirale Aktivität im Serum erreicht normalerweise 5 bis 15 Stunden nach intramuskulärer Gabe von AVONEX ihren Höhepunkt und sinkt dann allmählich mit einer Halbwertszeit von ca. 10 Stunden. Bei angemessener Korrektur für die Absorptionsrate am Injektionsort beträgt die berechnete Bioverfügbarkeit etwa 40%. Die berechnete Bioverfügbarkeit ist größer ohne eine solche Korrektur. Die intramuskuläre Bioverfügbarkeit ist 3mal höher als die subkutane Bioverfügbarkeit. Die intramuskuläre Gabe kann nicht durch eine subkutane Applikation ersetzt werden. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Karzinogenität: Für Interferon beta-1a liegen keine Daten zur Karzinogenität bei Menschen oder Tieren vor. Chronische Toxizität: Für Interferon beta-1a liegen keine Daten zur chronischen Toxizität bei Tieren vor. Lokale Verträglichkeit: Die intramuskuläre Verträglichkeit nach wiederholten Injektionen an derselben Stelle wurde noch nicht bei Tieren untersucht. Mutagenität: Begrenzte aber relevante Mutagenitätstests wurden durchgeführt. Die Ergebnisse waren negativ. Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit: Mit einer vergleichbaren Form des Interferon beta-1a wurden Fertilitäts- und Entwicklungsstudien bei Rhesusaffen durchgeführt. Bei sehr hohen Dosen wurden anovulatorische und abortive Wirkungen bei Testtieren beobachtet. Ähnliche dosisabhängige reproduktive Wirkungen wurden auch mit anderen Formen von Interferon alpha oder beta beobachtet. Es wurden keine teratogenen Effekte oder Wirkungen auf die fetale Entwicklung beobachtet, aber die verfügbare Information über die Wirkungen von Interferon beta-1a in der peri- und postnatalen Zeit ist begrenzt. Es gibt keine Informationen über die Wirkungen von Interferon beta-1a auf die Fruchtbarkeit bei Männern. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1 Hilfsstoffe Humanserumalbumin, Natriumdihydrogenphosphat, Dinatriumhydrogenphosphat, Natriumchlorid. 6.2 Inkompatibilitäten Sind nicht bekannt. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 2 Jahre 7 6.4 Besondere Lagerungshinweise AVONEX (Interferon beta-1a) kann bei Temperaturen < 25°C aufbewahrt werden. Das gefriergetrocknete oder rekonstituierte Präparat NICHT EINFRIEREN! 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses AVONEX ist verfügbar als Packung mit vier Einzeldosispackungen: AVONEX (Interferon beta-1a) in einer 3 ml großen, klaren Glas-Durchstechflasche mit einem 13 mm-Bromobutyl-Gummistopfen und einem Aluminiumverschluß. Es wird geliefert mit einer Glas-Fertigspritze, die 1 ml Lösungsmittel zur Rekonstitution enthält, und 2 Kanülen (Nadeln). 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich) AVONEX sollte nach der Rekonstitution eingesetzt werden. Die rekonstituierte Lösung kann jedoch vor der Injektion bei 2-8°C bis zu 6 Stunden lang aufbewahrt werden. Zur Rekonstitution von AVONEX vor der Injektion wird die mit Lösungsmittel gefüllte Fertigspritze mitgeliefert. Kein anderes Lösungsmittel verwenden! Der Spritzeninhalt wird mit Hilfe der grünen Rekonstitutionskanüle in die AVONEX Durchstechflasche gegeben. Den Inhalt der Durchstechflasche vorsichtig mischen, bis sich alle festen Bestandteile gelöst haben; NICHT SCHÜTTELN! Falls die Lösung bei der Inspektion Partikel oder Verfärbungen - mit Ausnahme einer leichten Gelbfärbung aufweist, darf die Durchstechflasche nicht mehr verwendet werden. Nach Rekonstitution wird 1ml der Lösung (Markierung auf der Fertigspritze) auf die Spritze aufgezogen zur Verabreichung von 30 µg AVONEX. Die Nadel zur intramuskulären Injektion (blau) liegt bei. Das Präparat enthält kein Konservierungsmittel. Jede Durchstechflasche AVONEX enthält nur eine Einzeldosis. Der restliche Inhalt der Durchstechflasche ist zu verwerfen. 7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER BIOGEN FRANCE S.A. "Le Capitole" 55, Avenue des Champs Pierreux 92012 Nanterre Cedex - France 8. NUMMER(N) IM ARZNEIMITTELREGISTER DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT EU/1/97/033/001 9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 13.03.1997 10. STAND DER INFORMATION 8 1. BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS AVONEX 30 µg (6 Mio IE) Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionszubereitung 2. QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG AVONEX (Interferon beta-1a) enthält pro Durchstechflasche eine Dosis von 30 µg (6 Mio IE) Interferon beta-1a. Bei Verwendung des World Health Organisation (WHO) Standards für natürliches Interferon beta, den zweiten internationalen Standard für humanes Fibroblasten-Interferon (Gb-23-902-531), enthalten 30 µg AVONEX eine antivirale Aktivität von 6 Mio IE. Mit anderen Standards gemessene Aktivitäten sind nicht bekannt. 3. DARREICHUNGSFORM AVONEX (Interferon beta-1a) ist ein Pulver und ein Lösungsmittel zum Auflösen zur Injektion nach Rekonstitution. 4. KLINISCHE ANGABEN 4.1. Anwendungsgebiete AVONEX (Interferon beta -1a) ist zur Behandlung gehfähiger Patienten mit schubförmiger multipler Sklerose (MS) indiziert, die durch mindestens 2 wiederkehrende Attacken neurologischer Funktionsstörungen (Schübe) während der letzten 3 Jahre gekennzeichnet war und bei der zwischen den Schüben keine Anzeichen eines kontinuierlichen Fortschreitens der Erkrankung erkennbar waren. AVONEX verlangsamt das Fortschreiten der Behinderung und verringert die Häufigkeit klinischer Schübe. AVONEX wurde bei Patienten mit progredienter multipler Sklerose noch nicht klinisch geprüft. AVONEX sollte bei Patienten, bei welchen sich eine progrediente Form der multiplen Sklerose entwickelt, abgesetzt werden. Nicht alle Patienten sprechen auf eine Therapie mit AVONEX an. Es wurden noch keine klinischen Kriterien identifiziert, die das Ansprechen auf die Behandlung voraussagen würden. 4.2. Dosierung, Art und Dauer der Anwendung Zur Behandlung schubförmiger Verlaufsformen der MS wird die intramuskuläre Injektion von 30 µg (1 ml Lösung) AVONEX (Interferon beta -1a) einmal wöchentlich empfohlen (siehe 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich)) und es konnte kein zusätzlicher Nutzen bei Verabreichung einer höheren Dosis (60µg) einmal wöchentlich gezeigt werden. Die Behandlung sollte unter Aufsicht eines in der Behandlung dieser Erkrankung erfahrenen Arztes begonnen werden. Die intramuskuläre Injektionsstelle sollte jede Woche geändert werden (siehe 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit). Vor jeder Injektion und über weitere 24 Stunden nach jeder Injektion wird die Einnahme eines fiebersenkenden und schmerzlindernden Medikamentes empfohlen, um die mit der AVONEX-Gabe verknüpften grippeähnlichen Symptome abzumildern. Diese Symptome treten gewöhnlich während der ersten Behandlungsmonate auf. 9 Bei 16-jährigen oder jüngeren Patienten gibt es noch keine Erfahrungen mit AVONEX. Deshalb sollte AVONEX bei Kindern nicht eingesetzt werden. Zur Zeit ist noch nicht bekannt, wie lange die Patienten behandelt werden sollten. Die Patienten sollten nach 2jähriger Therapie klinisch beurteilt werden, und der behandelnde Arzt sollte individuell über eine längerfristige Fortführung der Therapie entscheiden. Bei Entwicklung einer chronisch progredienten multiplen Sklerose sollte die Therapie abgesetzt werden. 4.3. Gegenanzeigen AVONEX (Interferon beta-1a) ist kontraindiziert bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen natürliches oder rekombinantes Interferon beta, Humanserumalbumin oder andere Bestandteile des Präparats. AVONEX ist kontraindiziert bei schwangeren Patienten (siehe auch 4.6 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit, Patienten mit schweren Depressionen und/oder Suizidgefährdung sowie bei Patienten mit Epilepsie, deren Anfälle therapeutisch nicht ausreichend kontrollierbar sind. 4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Die Patienten sind über die häufigsten Nebenwirkungen aufzuklären, die bei der Gabe von Interferon auftreten, einschließlich grippeähnlicher Symptome (siehe 4.8 Nebenwirkungen). Diese Symptome treten vorwiegend zu Beginn der Behandlung auf und nehmen mit fortgesetzter Behandlung an Häufigkeit und Schwere ab. Bei Patienten, die unter Depressionen leiden, ist AVONEX mit Vorsicht anzuwenden. Es ist bekannt, daß Depressionen und Suizidgedanken in Zusammenhang mit der Interferon-Therapie und bei Patienten mit MS vermehrt vorkommen. Patienten, die mit AVONEX behandelt werden, sollten daher angehalten werden, Depressionssymptome oder Suizidgedanken unverzüglich dem behandelnden Arzt mitzuteilen. Patienten, die Anzeichen von Depression zeigen, sind während der Therapie mit AVONEX sorgfältig zu überwachen und entsprechend zu behandeln. Ein Abbruch der Therapie ist zu erwägen. Vorsicht ist geboten bei Verabreichung von AVONEX an Patienten mit vorbestehenden Krampfleiden. Bei Patienten ohne vorbestehendes Krampfleiden, bei welchen unter AVONEXTherapie Krampfanfälle erstmals auftreten, sollte die Ätiologie ermittelt und vor Wiederaufnahme der AVONEX-Behandlung eine geeignete antikonvulsive Therapie eingeleitet werden. Vorsicht ist geboten und eine enge Kontrolle sollte erwogen werden bei Gabe von AVONEX bei Patienten mit schweren Nieren- und Leberfunktionsstörungen bzw. mit schwerer Myelosuppression. Patienten mit Herzerkrankungen wie Angina Pectoris, dekompensierter Herzinsuffizienz oder Arrhythmie sind während der Behandlung mit AVONEX sorgfältig auf eine mögliche Verschlechterung ihres klinischen Zustands hin zu überwachen. Grippeähnliche Symptome, die bei der Behandlung mit AVONEX beobachtet werden, können für Patienten mit einer cardialen Grunderkrankung eine zusätzliche Belastung darstellen. Die Patienten sind über eine mögliche abortive Wirkung von Interferon beta aufzuklären (siehe 4.6 Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit und 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit). Bei Verabreichung von Interferonen werden abnorme Laborwerte beobachtet. Neben den Laborparametern, deren Bestimmung bei Patienten mit multipler Sklerose normalerweise erforderlich ist, wird deshalb während der Behandlung mit AVONEX eine Überwachung des Blutbilds mit Differentialblutbild, der Thrombozytenzahl und der chemischen Blutwerte (einschließlich Leberfunktionstests) empfohlen. Bei Patienten mit Myelosuppression kann eine häufigere Überprüfung des Blutbilds mit Differentialblutbild sowie der Thrombozytenwerte erforderlich sein. 10 Patienten können unter AVONEX Antikörper entwickeln. Die Antikörper von einigen dieser Patienten reduzieren die Aktivität des Interferon beta-1a in vitro (neutralisierende Antikörper). Neutralisierende Antikörper sind assoziert mit einer Reduktion des in vivo biologischen Effekts von AVONEX und können unter Umständen mit einer Reduktion der klinischen Wirksamkeit zusammenhängen. Es wird geschätzt, daß das Plateau für die Bildung von Antikörpern nach 12 Monaten Behandlung erreicht ist. Daten von Patienten, welche bis zu 2 Jahren mit AVONEX behandelt wurden, deuten darauf hin, daß ca. 8% dieser Patienten neutralisierende Antikörper entwickeln. Da verschiedenartige Testverfahren zur Bestimmung von Serumantikörpern gegen Interferone verwendet werden, ist ein Vergleich der Antigenität unterschiedlicher Präparate nur begrenzt möglich. 4.5. Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechslwirkungen Bislang wurden noch keine gesonderten Studien zur Medikamentenwechselwirkung mit AVONEX (Interferon beta-1a) beim Menschen durchgeführt. Die Wechselwirkung zwischen AVONEX und Kortikosteroiden oder ACTH wurde nicht systematisch untersucht. Die klinischen Studien deuten darauf hin, daß Patienten mit multipler Sklerose AVONEX und Kortikosteroide oder ACTH während eines Schubes gleichzeitig erhalten dürfen. Es wurde berichtet, daß Interferone die Aktivität von Zytochrom-P450-abhängigen Leberenzymen bei Menschen und Tieren verringern. Die Wirkung von hochdosiertem AVONEX auf den P450abhängigen Stoffwechsel wurde beim Affen untersucht, und dabei fand man keine Beeinträchtigung des Leberstoffwechsels. Vorsicht ist angebracht bei Gabe von AVONEX in Kombination mit Medikamenten mit geringer therapeutischer Breite, deren Ausscheidung weitgehend vom ZytochromP450-System der Leber abhängt wie z.B. Antiepileptika und einige Antidepressiva-Substanzgruppen. 4.6. Schwangerschaft und Stillzeit Wegen der möglichen Gefahren für den Fötus ist AVONEX (Interferon beta-1a) bei Schwangerschaft kontraindiziert. Es gibt keine Studien mit Interferon beta-1a bei schwangeren Frauen. Bei Gabe hoher Dosen wurden bei Rhesus-Affen abortive Wirkungen beobachtet. Es kann daher nicht ausgeschlossen werden, daß solche Wirkungen auch beim Menschen zu beobachten sein werden. Empfängnisfähige Frauen sollten unter AVONEX-Therapie geeignete kontrazeptive Maßnahmen ergreifen. Eine Schwangerschaft planende bzw. schwanger werdende Patientinnen sollten über mögliche Gefahren aufgeklärt und AVONEX abgesetzt werden. Stillzeit Bisher ist nicht bekannt, ob AVONEX in die Muttermilch ausgeschieden wird. Aufgrund der möglicherweise ernsthaften Nebenwirkungen beim Säugling sollte entweder abgestillt oder die AVONEX-Behandlung ausgesetzt werden. 4.7. Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen Gewisse seltener berichtete unerwünschte Wirkungen auf das zentrale Nervensystem (siehe Abschnitt 4.8 Nebenwirkungen) können die Fahrtüchtigkeit und die Fähigkeit zur Bedienung von Maschinen bei empfindlichen Patienten beeinträchtigen. 4.8. Nebenwirkungen Die häufigsten Nebenwirkungen der Interferon-Therapie sind grippeähnliche Symptome. Zu den am häufigsten berichteten grippeähnlichen Symptomen zählen Muskel-schmerzen, Fieber, Schüttelfrost, 11 Asthenie, Kopfschmerzen und Übelkeit. Die grippeähnlichen Symptome treten vorwiegend zu Beginn der Therapie auf und nehmen im Laufe der Behandlung an Häufigkeit ab. Zu den weniger häufigen Nebenwirkungen gehören: Gesamtorganismus: Appetitlosigkeit, Überempfindlichkeitsreaktionen. Selten können Gewichtsabnahme und schwerwiegende allergische Reaktionen auftreten. Eine Synkope kann nach der AVONEX Injektion auftreten; normalerweise ist dies ein einzelner Vorfall, der zu Beginn der Therapie vorkommen kann und bei weiteren Injektionen nicht wieder auftritt. Haut und Hautanhangsgebilde: Alopezie, Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria und Reaktionen mit Schmerzen an der Injektionsstelle,. Verdauungssystem: abnorme Leberfunktionsparameter, Durchfall, Erbrechen, Hepatitis. Kardiovaskuläres System: Brustschmerz, Gefäßerweiterung, Herzklopfen, Tachykardie, Arrhythmien, Kardyomyopathie und dekompensierte Herzinsuffizienz können in seltenen Fällen während der Behandlung mit Interferonen auftreten (siehe 4.4 Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Hämopoetisches System: Seltene Fälle behandlungsbedürftiger Thrombozytopenien wurden berichtet. Fortpflanzungsorgane: Metrorrhagie und/oder Menorrhagie. Nervensystem: Angstzustände, Mißempfindung, Schlaflosigkeit, Schwindel. Krampfanfälle können in seltenen Fällen auftreten, Fälle von Depression und Suizid wurden berichtet (siehe 4.4. Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung). Vorübergehende neurologische Symptome, welche Verschlimmerungen der MS vortäuschen können, können nach der Injektion auftreten. Skelettmuskulatur: Gelenkschmerzen, Schmerzen, Transiente Episoden von erhöhtem Muskeltonus und/oder starker Muskelschwäche, welche willkürliche Bewegungen verhindern, können zu Beginn der Therapie auftreten. Diese Vorfälle sind von begrenzter Dauer, stehen in zeitlichem Zusammenhang zu den Injektionen und können nach weiteren Injektionen erneut auftreten. In einigen Fällen sind diese Symptome mit grippeähnlichen Symptomen assoziiert. Atmungssystem: Atemnot. Die Gabe von Interferonen ist mit Autoimmunerkrankungen Erkrankungen des Zentralen Nervensystems und selten mit Migräne assoziiert worden. Seltene Fälle von Arthritis, Schilddrüsenüberfunktion oder nunterfunktion, Lupus erythematodes, Verwirrung oder Desorientiertheit, emotionale Labilität Psychosen und Migräne wurden im Zusammenhang mit AVONEX berichtet. Während der Behandlung mit Interferonen können bestimmte, wenngleich in der Regel nicht behandlungsbedürftige Veränderungen der Laborwerte auftreten. Es kann es zur Verminderung der Zahl von Lymphozyten, Leukozyten, Thrombozyten und Neutrophilen im peripheren Blut sowie zur Verringerung des Hämatokrits kommen. Ebenfalls können vorübergehende Erhöhungen der Werte von Kreatinin, Kalium, Harnstoffstickstoff und Kalzium im Harn auftreten. 4.9. Überdosierung Berichte über eine Überdosierung liegen nicht vor. Bei einer Überdosierung sollten die Patienten jedoch zur Beobachtung ins Krankenhaus eingewiesen und eine geeignete unterstützende Behandlung eingeleitet werden. 5. 5.1. PHARMAKOLOGISCHE EIGENSCHAFTEN Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: Zytokine, ACT-Code: L03 AA. 12 Interferone sind eine Gruppe natürlich vorkommender Proteine, die von eukaryotischen Zellen im Rahmen der Immunantwort auf virale Infektionen und andere biologische Stimuli gebildet werden. Interferone sind Zytokine, die antiviral, antiproliferativ und immunmodulierend wirken. Sie werden in drei Hauptgruppen eingeteilt: Interferon alpha, Interferon beta und Interferon gamma. Interferon alpha und Interferon beta bilden zusammen die Interferon-Klasse I und Interferon gamma gehört zur Interferon-Klasse II. Die verschiedenen Interferone besitzen sich überschneidende, aber klar voneinander abgrenzbare biologische Wirkungen und können sich auch in bezug auf den zellulären Ort ihrer Synthese unterscheiden. Interferon beta wird von verschiedenen Zelltypen, u.a. den Fibroblasten und Makrophagen, produziert. Natürliches Interferon beta und AVONEX (Interferon beta-1a) sind glykosyliert und haben eine an ein Stickstoffatom geknüpfte komplexe Kohlenhydratkomponente. Von der Glykosilierung anderer Proteine ist bekannt, daß diese deren Stabilität, Aktivität, Gewebeverteilung und Halbwertszeit im Blut beeinflußt. Die Wirkungen von Interferon beta, die von der Glykolisierung abhängen, sind noch nicht vollständig erforscht. AVONEX entwickelt seine biologische Wirkung durch Bindung an spezifische Rezeptoren auf der Oberfläche der menschlichen Zellen. Diese Bindung leitet eine komplexe Kaskade intrazellulärer Reaktionen ein, die zur Exprimierung zahlreicher Interferon-induzierter Genprodukte und Marker führt. Dazu gehören MHC-Klasse I-Antigene, Mx-Protein, 2’,5’-Oligoadenylat-Synthetase, ß2Mikroglobulin und Neopterin. Einige dieser Substanzen wurden im Serum und in den Zellfraktionen aus Blutproben von Patienten gemessen, die mit AVONEX behandelt wurden. Nach einer einzelnen intramuskulären Gabe von AVONEX bleibt der Serumspiegel dieser Substanzen 4 Tage bis eine Woche lang erhöht. Ob der Wirkungsmechanismus von AVONEX bei multipler Sklerose durch denselben Reaktionsweg vermittelt wird wie die oben beschriebenen biologischen Wirkungen ist unbekannt, weil die Pathophysiologie der multiplen Sklerose nicht ausreichend erforscht ist. Die Wirkungen der AVONEX-Behandlung wurde in einer placebokontrollierten Studie an 301 Patienten (AVONEX, n = 158; Placebo, n = 143) mit schubförmiger MS gezeigt. Dem Studienplan entsprechend wurden die Patienten für eine unterschiedliche Zeitdauer in die Studie eingeschlossen. 150 Patienten waren 1 Jahr und 85 Patienten volle 2 Jahre mit AVONEX in der Studie behandelt worden. Der kumulative Prozentsatz von Patienten, die in der Studie nach 2 Jahren (gemäß KaplanMeier Life-table-Analyse) ein Fortschreiten der Behinderung zeigten, betrug 35% bei PlaceboPatienten und 22% bei Patienten, die mit AVONEX behandelte waren. Das Fortschreiten der Behinderung wurde anhand der Expanded Disability Status Scale (EDSS) gemessen, wobei eine Zunahme des Punktwertes um 1,0 mindestens 6 Monate andauern mußte. Weiterhin wurde in der Studie eine Verringerung der jährlichen Schubrate um ein Drittel nachgewiesen. Die letztere klinische Wirkung wurde nach mehr als einjähriger Behandlung beobachtet. Eine doppelblinde, randominisierte Dosisvergleichsstudie an 802 Patienten mit schubförmiger MS (AVONEX 30 µg n=402, AVONEX 60 µg n=400) zeigte keinen statistisch signifikanten Unterschied oder Trend zwischen der 30 µg und der 60 µg Dosierung von AVONEX in klinischen und allgemeinen MRT Parametern. 5.2 Pharmakokinetische Eigenschaften Das pharmakokinetische Profil von AVONEX (Interferon beta-1a) wurde indirekt mit Hilfe eines Testverfahrens bestimmt, das die antivirale Interferon-Aktivität mißt. Dieser Test ist begrenzt 13 aussagefähig, da er für alle Interferone empfindlich ist; er besitzt also keine Spezifität für Interferon beta. Alternative Testverfahren sind nicht empfindlich genug. Die antivirale Aktivität im Serum erreicht normalerweise 5 bis 15 Stunden nach intramuskulärer Gabe von AVONEX ihren Höhepunkt und sinkt dann allmählich mit einer Halbwertszeit von ca. 10 Stunden. Bei angemessener Korrektur für die Absorptionsrate am Injektionsort beträgt die berechnete Bioverfügbarkeit etwa 40%. Die berechnete Bioverfügbarkeit ist größer ohne eine solche Korrektur. Die intramuskuläre Bioverfügbarkeit ist 3mal höher als die subkutane Bioverfügbarkeit. Die intramuskuläre Gabe kann nicht durch eine subkutane Applikation ersetzt werden. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Karzinogenität: Für Interferon beta-1a liegen keine Daten zur Karzinogenität bei Menschen oder Tieren vor. Chronische Toxizität: Für Interferon beta-1a liegen keine Daten zur chronischen Toxizität bei Tieren vor. Lokale Verträglichkeit: Die intramuskuläre Verträglichkeit nach wiederholten Injektionen an derselben Stelle wurde noch nicht bei Tieren untersucht. Mutagenität: Begrenzte aber relevante Mutagenitätstests wurden durchgeführt. Die Ergebnisse waren negativ. Beeinträchtigung der Fruchtbarkeit: Mit einer vergleichbaren Form des Interferon beta-1a wurden Fertilitäts- und Entwicklungsstudien bei Rhesusaffen durchgeführt. Bei sehr hohen Dosen wurden anovulatorische und abortive Wirkungen bei Testtieren beobachtet. Ähnliche dosisabhängige reproduktive Wirkungen wurden auch mit anderen Formen von Interferon alpha oder beta beobachtet. Es wurden keine teratogenen Effekte oder Wirkungen auf die fetale Entwicklung beobachtet, aber die verfügbare Information über die Wirkungen von Interferon beta-1a in der peri- und postnatalen Zeit ist begrenzt. Es gibt keine Informationen über die Wirkungen von Interferon beta-1a auf die Fruchtbarkeit bei Männern. 6. PHARMAZEUTISCHE ANGABEN 6.1. Hilfsstoffe Humanserumalbumin, Natriumdihydrogenphosphat, Dinatriumhydrogenphosphat, Natriumchlorid. 6.2. Inkompatibilitäten Sind nicht bekannt. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 2 Jahre 6.4 Besondere Lagerungshinweise AVONEX (Interferon beta-1a) kann bei Temperaturen < 25°C aufbewahrt werden. Das gefriergetrocknete oder rekonstituierte Präparat NICHT EINFRIEREN! 14 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses AVONEX ist verfügbar als Packung mit vier Einzeldosispackungen: AVONEX (Interferon beta-1a) in einer 3 ml großen, klaren Glas-Durchstechflasche mit BIO-SET Vorrichtung und einem 13 mmBromobutyl-Gummistopfen. Es wird geliefert mit einer Glas-Fertigspritze, die 1 ml Lösungsmittel zur Rekonstitution enthält, und 1 Kanüle (Nadel). 6.6 Hinweise für die Handhabung und Entsorgung (wenn erforderlich) AVONEX sollte nach der Rekonstitution eingesetzt werden. Die rekonstituierte Lösung kann jedoch vor der Injektion bei 2-8°C bis zu 6 Stunden lang aufbewahrt werden. Zur Rekonstitution von AVONEX vor der Injektion wird die mit Lösungsmittel gefüllte Fertigspritze mitgeliefert. Kein anderes Lösungsmittel verwenden! Der Spritzeninhalt wird in die AVONEX Durchstechflasche gegeben, indem die Fertigspritze auf dieBIO-SET Vorrichtung aufgeschraubt wird. Den Inhalt der Durchstechflasche vorsichtig mischen, bis sich alle festen Bestandteile gelöst haben; NICHT SCHÜTTELN! Falls die Lösung bei der Inspektion Partikel oder Verfärbungen - mit Ausnahme einer leichten Gelbfärbung - aufweist, darf die Durchstechflasche nicht mehr verwendet werden. Nach Rekonstitution wird 1ml der Lösung (Markierung auf der Fertigspritze) auf die Spritze aufgezogen zur Verabreichung von 30 µg AVONEX. Die Nadel zur intramuskulären Injektion (blau) liegt bei. Das Präparat enthält kein Konservierungsmittel. Jede Durchstechflasche AVONEX enthält nur eine Einzeldosis. Der restliche Inhalt der Durchstechflasche ist zu verwerfen. 7. PHARMAZEUTISCHER UNTERNEHMER BIOGEN FRANCE S.A. "Le Capitole" 55, Avenue des Champs Pierreux 92012 Nanterre Cedex – France 8. NUMMER(N) IM ARZNEIMITTELREGISTER DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFT EU/1/97/033/002 9. DATUM DER ZULASSUNG/VERLÄNGERUNG DER ZULASSUNG 13.03.1997 10. STAND DER INFORMATION 15