LE B E N M IT M S ERFOLGREICHE PHASE-IISTUDIE MIT OCRELIZUMAB Die Therapie mit einem monoklonalen Antikörper gegen B-Zellen war in einer Phase-IIStudie zur Behandlung der schubförmigen Multiplen Sklerose erfolgreich. Ocrelizumab ist ein biotechnologisch hergestellter, dem Menschen angepasster Antikörper. Er vermindert rasch die Zahl der im Blut zirkulierenden B-Zellen (eine Untergruppe der Lymphozyten, die an der Entstehung der MS beteiligt sind) und vermindert sehr effizient krankheitsbedingte entzündliche Hirnläsionen und klinische Schübe. T-Zellen steuern die Zellen des Immunsystems. B-Zellen sind verantwortlich für die Produktion von Antikörpern, welche die Immunreaktion unterstützen. Man nahm früher an, dass die Entzündung bei MS ausschliesslich durch T-Zellen kontrolliert wird. Neuere Befunde aber weisen auf eine mögliche Rolle von B-Zellen als treibende Kraft der Krankheitsaktivität bei MS-Betroffenen hin. Ocrelizumab wurde zur gezielten Erkennung von CD20-positiven B-Zellen entwickelt. CD20 ist ein Protein auf der Oberfläche bestimmter B-Zell-Entwicklungsstufen. Studie zu Wirksamkeit und Sicherheit In der aktuellen Studie wurde über 48 Wochen die Wirksamkeit und Sicherheit von zwei Dosierungen von Ocrelizumab – niedrig dosiert (600 mg) und hochdosiert (2000 mg) – bei Menschen mit schubförmiger Multipler Sklerose im Vergleich zu Placebo und Avonex® geprüft. Gemessen wurde die Gesamtzahl aktiver Entzündungsherde pro Gruppe, basierend auf der Kernspintomographie (MRI) in den Wochen 12, 16, 20 und 24. In der Woche 24 war die Anzahl aktiver Herde in der 600-mg-OcrelizumabGruppe um 89%, in der 2000-mg-Gruppe um 96% niedriger als unter Placebo. Beide Dosierungen waren in explorativen Analysen (die weitere Bestätigung in zukünftigen Studien brauchen) besser als Avonex®. Die jährliche Schubrate war signifikant niedriger in den OcrelizumabFORTE Behandlungsgruppen als in der PlaceboGruppe (um 80% in der 600-mg-Gruppe, um 72% in der 2000-mg-Gruppe). Schwere Nebenwirkungen waren in allen vier Therapiegruppen ähnlich selten. Eine Patientin starb jedoch in der 2000-mgOcrelizumab-Gruppe; die Beziehung zur Behandlung ist allerdings unklar. Weitere Studien erforderlich Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse, dass Ocrelizumab die entzündliche Aktivität, die durch kontrastmittelaufnehmende Herde im MRI und durch klinische Schübe erfasst wird, schnell unterdrücken kann. Bei aller Vorsicht, die beim Vergleich unterschiedlicher Studien erforderlich ist, ist das Ausmass der Wirkung in dieser Studie, im Vergleich zu etablierten Behandlungen, aber auch zu vielen anderen sich in Entwicklung befindenden Substanzen im Vorteil. Im Beobachtungszeitraum von 48 Wochen war dieser rasche und ausgeprägte Effekt mit einem vertretbaren Sicherheitsprofil verbunden. Es sind jedoch grosse, länger andauernde Studien erforderlich, um die RisikoNutzen-Analyse dieser neuen Therapie besser zu untersuchen. Eine jetzt am Universitätsspital Basel und in anderen Zentren beginnende Studie wird die Wirksamkeit von Ocrelizumab bei Menschen mit primär-progredient verlaufender MS untersuchen. Personen, die sich für eine Teilnahme interessieren, wird empfohlen, sich nach vorgängiger Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt an das Sekretariat von Prof. Kappos, Präsident des Wissenschaftlichen Beirats der MSGesellschaft, zu wenden (061 328 67 56). AVONEX® Neue Applikationsform Biogen Idec Switzerland hat die Schweizer Genehmigung für den Autoinjektor AVONEX PEN™ erhalten. Damit kann die Avonex®Injektionslösung (Inhalt der Fertigspritze) neu auch mit dem AVONEX PEN™ gespritzt werden. Dabei handelt es sich um einen Fertigpen, der mit einer kürzeren und dünneren Nadel ausgestattet ist. Per Knopfdruck kann die Injektion in den Muskel ausgelöst werden. Auskünfte über den Pen erhalten Sie von Ihrer Therapiebegleiterin oder via MS-Infoline: 0844 674 636. Weitere Informationen finden Sie auch auf www.multiplesklerose.ch Text: Dr. Alexander Bischof, Prof. Tobias Derfuss, Universitätsspital Basel Nr. 1 | März 2012 | 21