Finanzwissenschaft

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Finanzwissenschaft
Einführung
Reiner Eichenberger
Was ist Finanzwissenschaft?
• ökonomische Analyse des Staates
- positiv, normativ
• was ist der Staat?
- heute fast alles!
- Einnahmen, Ausgaben, Regulierung
• was ist ökonomische Analyse?
© Reiner Eichenberger
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Ziele der Veranstaltung
• gesellschaftliche Probleme selbständig ökonomisch analysieren
• Einstellung zur Ökonomik
- Ökonomen wollen gesellschaftliche Probleme lösen
- Abbau von Berührungsängsten und Vorurteilen
• inhaltliches Wissen
- ökonomische Wirkungsmechanismen verstehen: Anreize
- Analysetechniken: Angebot und Nachfrage, Wettbewerb, Gleichgewicht
- ökonomische Reformvorschläge: Argumente und Gegenargumente
• argumentieren
© Reiner Eichenberger
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Vorgehen
• Diskurs, aktive Beteiligung der Studierenden
• Feedback
• Eichenberger: Gewicht auf ökonomische Perspektive
• Studierende: möglichst offen, Einwände bringen,
auch Nicht-Ökonomisches, Grenzen kennen lernen,
unbedingt Fehler machen
© Reiner Eichenberger
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Das ökonomische Grundmodell:
Angebot und Nachfrage
Reiner Eichenberger
A. Beispiele
• Weshalb fahren heute viele Städter SUVs?
• Weshalb waren die Europäer nicht Kannibalen?
• Weshalb sind Professoren selten Einbrecher?
• Weshalb wurden die Kriege im 18. und 19. Jh. immer blutiger?
• Was bringt Todesstrafe, und weshalb hat das „three strikes law“ versagt?
• Was hat die Pest mit Brautgeschenken und Feminismus zu tun?
• Wem nützt und wem schadet Polygamie?
• Steigt oder fällt die Börse in den nächsten Tagen / im nächsten Jahr?
• Weshalb gibt es in Benidorm und Spreitenbach so viele Hochhäuser?
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B. Grundmodell: Die wichtigsten Aspekte
• Menschen handeln  „methodologischer Individualismus“
• „traditionell“:
- Menschen maximieren eigenen Nutzen unter Nebenbedingungen
- Menschen handeln rational, sind vollständig informiert ...
• „modern“:
- Menschen wägen Vor- und Nachteile ihres Handelns systematisch ab
- Menschen sind keine allwissenden Engel
• „traditionell“ und „modern“
 relativer Preiseffekt
 Handlungserklärung durch Preis-, nicht Präferenzenänderung
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... wichtigste Aspekte
• Menschen handeln in gesellschaftlichem Umfeld
 relative Preise:
Vielzahl gesellschaftlicher und persönlicher Bedingungen
• Menschen interagieren
 Nachfrage und Angebot
• in Märkten tendieren Angebot und Nachfrage zum Gleichgewicht
Kurz: Institutionen  Anreize  Verhalten
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... wichtigste Aspekte
• Verhaltensmodell gilt für (fast) alle:
- auch für Süchtige, Spieler, Altruisten, Kriminelle ...
• keine Fokussierung aufs Monetäre
• keine isolierten Individuen
• analytisches Vorgehen: vergleichend
• Schlüsselkonzepte: Anreize, relative Preise, Opportunitätskosten,
Eigentumsrechte, Transaktionskosten,
Grenzkosten und Grenznutzen, Erwartungen,
Angebot-Nachfrage, Wettbewerb, Gleichgewicht, Rationalität
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Ökonomie – ganz kurz
methodologischer Individualismus
• individuelles Verhalten
- Menschen sind vernünftig: Abwägen von Vor- und Nachteilen, Erwartungen
- relativer Preiseffekt, Grenzkosten und Grenznutzen
- Preise: alle „Vor- und Nachteilwirkungen“
- Geld, Zeit, unzähliges anderes, Opportunitätskosten
 entscheidend: Restriktionen, nicht Präferenzen
 Institutionen  Anreize  Verhalten
- Institutionen: Verfassung, Gesetze, Eigentumsrechte, Organisationen, Normen …
• aggregierte Phänomene
-
Angebot – Nachfrage
Markt, Wettbewerb, Effizienz, Gleichgewicht
Marktversagen
aber auch: Staatsversagen
• Analyse
- vergleichend
- Symmetrie
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C. Individuelles Entscheidungsverhalten
individuell optimale Menge?
- Nutzen = Kosten?
Nein!
- wenn zusätzlicher Nutzen grösser als zusätzliche Kosten:
Konsumausdehnung
- wenn zusätzlicher Nutzen kleiner als zusätzliche Kosten:
Konsumreduktion
 Optimum: zusätzlicher Nutzen = zusätzliche Kosten
„Grenznutzen“ = „Grenzkosten“
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... individuelles Entscheidungsverhalten
individuell optimale Menge
Grenznutzen
Grenzkosten
Grenzkosten:
D
typischerweise
steigend oder
konstant
B
C
Grenznutzen:
typischerweise
fallend
A
optimale
Menge
Menge x
 Mengenwirkung bei Grenznutzen/-kostenveränderungen
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D. Entscheidung in Märkten: Statische Perspektive
• Grundfrage: welche Mengen werden zu welchen Preisen gehandelt?
Nachfrage: Zahlungsbereitschaft entsprechend Grenznutzen
Angebot: entsprechend Grenzkosten
Preis p
Angebot
D
entspricht
Grenzkosten
p B
C
Nachfrage
entspricht
Grenznutzen
A
x
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Menge x
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... Entscheidung in Märkten
• Nachfragekurve
- ist die maximale Zahlungsbereitschaft der Nachfrager
für jede zusätzliche Einheit
- spiegelt Nutzen, genauer Grenznutzen (Nutzen pro zusätzlicher
Einheit) der Nachfrager; dieser nimmt normalerweise mit x ab
Preis p
N2 bei hohem Einkommen
N1 bei tiefem Einkommen
Menge x
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... Entscheidung in Märkten
• Angebotskurve
- zeigt die minimale Kompensationsforderung der Nachfrager
für jede zusätzliche Einheit
- spiegelt Kosten, genauer Grenzkosten (Kosten pro zusätzlicher
Einheit) der Anbieter; nimmt normalerweise mit x zu
Preis p
A1 bei bisheriger Technologie
A2 bei besserer Technologie
Menge x
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... Entscheidung in Märkten
• Weshalb lieben Ökonomen Märkte?
- Angebot = Nachfrage ? Nein!
- Gleichgewicht ? Nein!
- Grenzkosten = Grenznutzen  Maximierung der gesellsch. Wohlfahrt
Konsumentenrente
= Nutzen - Ausgaben
=  BCD
Preis p
Angebot
D
entspricht
Grenzkosten
p B
Produzentenrente
= Einnahmen - Kosten
=  ACB
C
Nachfrage
entspricht
Grenznutzen
A
x
Menge x
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... Entscheidung in Märkten
• Gleichgewichtsmechanismus? Wettbewerb!
- bei phoch
Überangebot H-I
 Preise sinken
Preis p
Übernachfrage C-D
 Preise steigen
p
G
H
I
hoch
p E
p
- Gleichgewicht:
Angebot
K
- bei ptief
F
B
tief
A
D
C
Nachfrage
entspricht
Grenznutzen
Angebot = Nachfrage
x
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entspricht
Grenzkosten
Menge x
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... Entscheidung in Märkten
• Marktwirtschaft vs. Planwirtschaft
- Plan: Informationsüberforderung
• Monopol vs. Markt
- Monopol: höhere Preise, tiefere Mengen
Preis p
D
Grenzkosten
E
Monopolpreis
B
Marktpreis
F
C
Nachfrage
A
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entspricht
Grenznutzen
Grenzerlös
Monopol- Marktmenge menge
Menge x
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E. Konkrete Anwendungen: Markteingriffe
• Höchstmieten
• Landwirtschaftssubventionen
- Direktzahlungen für bewirtschaftete Fläche
- staatlich festgelegter Milchpreis
• Taxipreise
• Kinderkrippen
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F. Entscheidung in Märkten: Dynamische Sicht
• Wettbewerb führt zu Innovation
- Produkte
- Produktionsprozesse
• Bedeutung gesicherter Eigentumsrechte
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G. Marktversagen
•
Maximieren Märkte die Wohlfahrt immer?
NEIN!
- Externalitäten (= Kosten zulasten Dritter nicht berücksichtigt)
- öffentliche Güter (= Nicht-Ausschliessbarkeit von Nutzern)
 Entscheidende Rolle des
Bestehens und Durchsetzbarkeit von Eigentumsrechten
- Monopole
- natürliche Monopole (= sinkende Durchschnittskosten)
- Marktzutrittsschranken
- Marktaustrittsschranken (z.B. wegen spezifischen Investitionen)
- asymmetrische Information (zw. Anbietern und Nachfragern)
- ... und Verteilungsgerechtigkeit?
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H. Anwendungen
•
Verteilungsgerechtigkeit
•
Verteidigung
•
Nachtkrieg, Schweizer auf Kriegspfad
•
„gute Politik“ für die Schweiz
•
öffentlicher Verkehr: Busse vs. Eisenbahn
•
Arbeitslosenversicherung
•
Kapitalisierung der Altersrente
•
Lebensversicherung und Gentest
•
Finanzkrise 2008
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I. ... Aber dann funktionieren Märkte nie!
… doch doch !!
• Vergleichende Analyse
• Marktversagen vs. Staatsversagen
• Selbstheilung durch Markt
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J. Konkrete Anwendungen
•
ungepflegte, unsichere Einkaufsstrassen
- Ursache?
- Lösungen?
- Probleme der Lösungsansätze?
- Lösungen für die Probleme der Lösungsansätze?
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Aktuelle gesellschaftliche Probleme
• Wohneigentumsbesteuerung
- Soll Wohneigentum gefördert werden? Weshalb?
- Wer profitiert von Wohnbauförderung?
• Landwirtschaftssubventionen: Was bewirkt ihr Aus-/Abbau?
- Was kosten sie?
- Wer profitiert?
- Was sind die Folgen?
• Service Public: Brauchen wir in jedem Dorf eine Poststelle?
- Was ist die ökonomische Lösung?
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… Aktuelle gesellschaftliche Probleme
• Drogen
- Was erwarten Ökonomen von einer Liberalisierung?
- Was genau müsste liberalisiert werden?
• Organknappheit
- Wie kann die Knappheit überwunden werden?
- Was sind die Vor-/Nachteile eines freieren Organhandels?
• Kinderarbeit
- Was kann gegen Kinderarbeit gemacht werden?
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