Online-Marketing für Bio-Produkte Potentiale, Strategien, Erfolgsfaktoren DISSERTATION der Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) zur Erlangung der Würde eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von Mischa Kolibius aus Deutschland Genehmigt auf Antrag der Herren Prof. Dr. Thomas Dyllick-Brenzinger und Prof. Dr. Uwe Schneidewind Dissertation Nr. 2583 Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts und Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen. St. Gallen, den 11. Dezember 2001 Der Rektor: Prof. Dr. Peter Gomez Geleitwort III Geleitwort Die Verknüpfung von Ökologie und Internet mag auf Anhieb irritieren, steht doch „Ökologie“ für das Natürliche schlechthin und „Internet“ eher für dessen Gegenteil, die bisher letzte Ausformung der technischen Entwicklung, welche ganz unmittelbar mit Ressourcenverbrauch und Umweltbelastungen zusammen hängt. Und doch kann man nicht die Augen davor verschliessen, dass die rasche Verbreitung des Internet insbesondere Handel und Vermarktung verändert und noch weiter verändern wird. Und diese Entwicklung hat in ökologischer Perspektive sowohl negative wie auch positive Effekte. Der Einzug der Elektronik führt einerseits zu eigenen ökologischen Belastungen, da diese zunächst einmal hergestellt werden muss, dann aber auch im Zuge ihres Einsatzes Umweltbelastungen verursacht. Zudem ist offen, in welchem Ausmass durch diese Entwicklung weitere Transportströme ausgelöst und neue, mehr oder weniger ressourcenintensive Bedürfnisse geweckt werden. Gleichzeitig eröffnet der Interneteinsatz aber auch ökologische Einsparpotentiale. So ermöglicht er nicht nur die rasche Verbreitung ökologisch relevanter Informationen, sondern kann auch energie- und materialintensive Logistikprozesse verringern oder ganz substitutieren. Wie die Ökobilanz des Interneteinsatzes im Ergebnis aussieht ist deshalb auch eine offene, nicht einfach zu beantwortende Frage. Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass generelle Antworten weder möglich noch sinnvoll sind. Die vorliegende Arbeit widmet sich einer anderen, eher marketingorientierten Fragestellung. Sie geht der Frage nach, wie die Möglichkeiten und Potentiale des Internets für die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln eingesetzt werden können. Ausgehend von einer Analyse der Entwicklung des Bio-Lebensmittelmarktes in den deutschsprachigen Ländern, werden systematisch die Möglichkeiten und Grenzen des Interneteinsatzes für deren Vermarktung untersucht. Dabei werden die Internetpotentiale auf Anbieter- wie auf Nachfragerseite nüchtern analysiert und es kann nicht überraschen, dass hierbei neben Chancen auch klare Schwächen und Probleme im Einsatz dieses neuen Mediums zutage treten. Ausgehend von dieser Analyse werden in der Arbeit sodann Lösungsansätze für das strategische Öko-Marketing entwickelt, aber auch die konkreten Ausprägungen eines ökologischen Online-Marketing-Mixes verdeutlicht. Die klassischen „vier P“ (Product, Price, Place und Promotion) werden hierbei zu den „vier C“ des Online-Marketing weiterentwickelt: Content, Commerce, Co-Location und Communication bzw. Community. Es wird sehr deutlich, dass der Einsatz des neuen Mediums dessen Eigenheiten berücksichtigen und gerecht werden muss, damit er erfolgreich werden kann. IV Geleitwort Die Arbeit stellt insgesamt eine gleichermassen aktuelle wie kompetente Einführung in das neue Feld des Online-Marketing dar, mit einem speziellem Fokus auf den Bereich der Bio-Lebensmittel. Sie vermittelt einen breiten Überblick über Trends und Entwicklungen in Europa und USA und entwickelt eine systematische Konzeption für das ökologische Online-Marketing. Es handelt sich um ein gelungenes Beispiel anwendungsorientierter Foschung, das insbesondere handlungsleitende Einsichten und Ansatzpunkte für Praktiker verdeutlicht, aber aufgrund ihrer theoretisch fundierten konzeptionellen Beiträge auch mit Gewinn von Wissenschaftlern gelesen wird. Die Arbeit entwickelt zukunftsträchtiges Neuland. St. Gallen, im Februar 2002 Prof. Dr. Thomas Dyllick Vorwort V Vorwort „Der Wert des Buches richtet sich vor allem nach bestimmten Eigenschaften. In Leder gebundene Bücher können beispielsweise beim Abziehen von Rasierklingen unbezahlbare Dienste leisten. Dünne Broschüren dagegen eignen sich vortrefflich dazu, wackelnden Tischchen das Gleichgewicht wiederzugeben. Ein Lexikon ist hervorragend geeignet, einen Einbrecher gefechtsunfähig zu machen.“ Mark Twain, amerikanischer Humorist [1935 - 1910] Welchen Wert die vorliegende Arbeit für den Leser haben wird, lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen. Vielleicht wird sie dem Praktiker unbezahlbare neue Ideen für sein Unternehmen liefern, vielleicht wird sie Stundenten und Wissenschaftlern Basis für weitere Arbeiten in diesem Forschungsfeld sein. – Für mich, als den Autor, ist diese Arbeit nicht nur ein Produkt in Form einer wissenschaftlichen Leistung, sondern gleichzeitig das Ergebnis eines Prozesses, durch den ich nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch als Mensch viel an Erkenntnissen gewonnen habe. Daher möchte ich an dieser Stelle den Personen und Institutionen danken, die mir diesen wissenschaftlichen Erfahrungsprozess ermöglichten, wichtige Impulse auf dem Weg zu der vorliegenden Arbeit gegeben oder mich ein Stück auf dem Weg zur Dissertation begleitet haben. Mein ausdrücklicher Dank gilt meinem Referenten Prof. Dr. Thomas Dyllick – nicht zuletzt für die grosse akademische Freiheit, die er mir während meiner 3 jährigen Forschungszeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Webmaster am Institut für Wirtschaft und Ökologie an der Universität St. Gallen (IWÖ-HSG) einräumte. Prof. Dr. Uwe Schneidewind danke ich für die freundliche Übernahme des Korreferats und die gelungenen Doktorandennetzwerktreffen, bei denen ich viele neue Gesichter traf und interessante Anregungen und Ansichten erhielt. Wichtige Ideen dieser Arbeit sind im Rahmen des Forschungsprojektes „Von der ÖkoNische zum ökologischen Massenmarkt (ÖMAS)“ entstanden, welches der Schweizerische Nationalfonds 1996-1999 gefördert hat. Mein Dank gilt hierbei auch den ÖMAS-Teammitgliedern Arnt Meyer, Rolf Wüstenhagen und Alex Villiger für die kritischen inhaltlichen Diskussionen im Rahmen der Entstehung des Buches „Jenseits der Öko-Nische“. Mit dem ÖMAS-Team habe ich auch die Höhen und Tiefen der Teamarbeit kennen gelernt. VI Vorwort Mein Dank geht auch an die Erfinder und Gründer des Internets, ohne das weder diese Dissertation noch der Austausch mit Freunden und Kollegen möglich gewesen wäre. Vor allem, da ich mit Hilfe dieses Mediums über die Forschungsarbeiten eines weiteren Doktoranden, Matthias Nachtmann, erfuhr. Die daraus resultierende Zusammenarbeit war nicht nur in wissenschaftlicher, sondern auch in menschlicher Hinsicht sehr aufschlussreich und hat neben zahlreichen Publikationen auch eine gute Freundschaft entstehen lassen. Für die kritischen Anregungen selbst aus entfernten Ländern wie Neuseeland und den Spass am Experimentieren mit dem Internet im Rahmen des oikos virtual campus danke ich meinem Kollegen Dr. Frank-Martin Belz. Katrin Wladarz hat mir sehr mit ihrem Wissen in Grammatik und Zeichensetzung bei der Durchsicht des Manuskripts geholfen. An dieser Stelle sei auch allen anderen Personen gedankt, die mir entweder auf Tagungen und Kongressen neue Ideen und Impulse lieferten oder mich auf andere Art und Weise geistig und moralisch unterstützt haben. Der grösste Dank gebührt jedoch meinen Eltern, die mich während meiner gesamten Studienzeit grossartig und bedingungslos unterstützt haben und mir auch in schwierigen Zeiten in den drei Jahren in meinem „Elfenbeinturm Dissertation“ stets beistanden. Ihnen habe ich es zu verdanken, dass ich diesen spannenden Weg gehen konnte. Daher widme ich ihnen diese Arbeit. St. Gallen, im Februar 2002 Mischa Kolibius Inhaltsverzeichnis VII Inhaltsverzeichnis Abbildungsverzeichnis.................................................................................................... Tabellenverzeichnis......................................................................................................... 1 Einleitung ................................................................................................................ 1 1.1 Hintergrund und Problemstellung ...................................................................... 1 1.2 Zielsetzung der Arbeit und Adressaten .............................................................. 2 1.3 Forschungsleitende Fragestellungen .................................................................. 3 1.4 Stand der Forschung und methodisches Vorgehen ............................................ 4 1.5 Aufbau der vorliegenden Arbeit......................................................................... 7 2 Konzeptionelle Grundlagen................................................................................... 9 2.1 Strategie und strategisches Management ......................................................... 10 2.2 Analyse des Angebots: Porters Branchenstrukturanalyse ................................ 14 2.3 Analyse der Verbraucherbedürfnisse: Informationsökonomie und Transaktionskostenansatz................................................................................. 17 2.3.1 Informationsökonomisches Konzept und Gütereigenschaften................ 18 2.3.2 Kosten-Nutzen und Nachfragerverhalten................................................ 19 2.4 Landkarte des ökologischen Massenmarktes ................................................... 22 3 Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel............... 29 3.1 Angebotsseite: Status des ökologischen Landbaus .......................................... 30 3.1.1 Anbauflächen........................................................................................... 30 3.1.2 Marktvolumen und Umsätze an Bio-Lebensmitteln................................ 33 3.1.3 Hauptabsatzwege für Öko-Lebensmittel in den deutschsprachigen Ländern ................................................................................................... 34 3.2 Nachfrageseite: Trends,Zielgruppen und biomarktspezifische Defizite.......... 37 3.2.1 Allgemeine Trends auf dem Lebensmittelmarkt ..................................... 37 3.2.2 Konsumententypen .................................................................................. 40 3.2.3 Defizite und Hindernisse ökologischer Märkte....................................... 45 3.2.4 Informations- und vertrauensbezogene Kaufbarrieren: Unsicherheit, Opportunismus und adverse Selektion .................................................... 45 3.2.5 Kosten-Nutzen-bezogene Kaufbarrieren................................................. 48 VIII 4 Inhaltsverzeichnis Internet und Electronic Commerce .................................................................... 55 4.1 Internet als Medium ......................................................................................... 55 4.1.1 Interaktivität ............................................................................................ 56 4.1.2 Hypermedialität ....................................................................................... 58 4.1.3 Multimedialität ........................................................................................ 59 4.2 Internet als Markt ............................................................................................. 60 4.2.1 Definitionen und Begriffe ....................................................................... 61 4.2.2 Erscheinungsformen von Electronic Commerce ..................................... 64 4.2.3 Eigenschaften elektronischer Märkte ...................................................... 66 5 Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen für die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln................................................................. 69 5.1 Einleitende Gedanken zum Thema „Ökologie und Internet“ .......................... 69 5.2 Internet-Potentiale auf Anbieterseite: Veränderte Wettbewerbsstruktur ......... 71 5.2.1 Rivalität im bestehenden Wettbewerb..................................................... 73 5.2.2 Verhandlungsmacht von Abnehmern ...................................................... 74 5.2.3 Verhandlungsmacht von Lieferanten ...................................................... 75 5.2.4 Bedrohung durch potentielle neue Konkurrenten ................................... 76 5.2.5 Substitutionsgefahren durch neue Produkte und Dienstleistungen ......... 81 5.2.6 Zusammenfassung der anbieterseitigen Potentiale des Internets ............ 82 5.3 Einflüsse des Internets auf die Rolle der Nachfrager....................................... 83 5.3.1 Informationsphase ................................................................................... 84 5.3.2 Kaufentscheidungsphase ......................................................................... 88 5.3.3 Abwicklungsphase................................................................................... 96 5.3.4 Kundenbindungsphase........................................................................... 100 5.4 Status Quo und Zukunft des Online-Marketings für Bio-Produkte ............... 110 5.4.1 Status Quo: E-Commerce-Angebote mit deutlichen Schwächen .......... 110 5.4.2 Zukunft des E-Commerce: Diffusionsbarrieren bergen Risiken........... 116 5.5 Zusammenfassung.......................................................................................... 123 6 Strategische Handlungsoptionen für Bio-Produkte im E-Commerce ........... 127 6.1 Zwei Wege zum Massenmarkt....................................................................... 127 Inhaltsverzeichnis IX 6.2 Ausdehnung der Marktanteile von Produkten hoher und mittlerer Qualität.. 128 6.2.1 Gewinnung von Neukunden .................................................................. 128 6.2.2 Erhöhte Kundenbindung........................................................................ 134 6.2.3 Cross-Selling-Aktivitäten ...................................................................... 143 6.2.4 Neue Preisstrategien .............................................................................. 144 6.2.5 Virtuelle Kooperationen und Netzwerke............................................... 147 6.3 Anhebung der relativen ökologischen Produktqualität .................................. 150 6.3.1 Beratung/Information und Strategie der ökologischen Qualifizierung . 154 6.3.2 Ökologische Marktentwicklung ............................................................ 157 6.4 Sustainable Shrinking - Verringerung des Gesamtkonsums .......................... 160 7 Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren .......................................... 163 7.1 Online-Marketing-Mix: Vom „P“ zum „C“................................................... 163 7.2 Content ........................................................................................................... 166 7.3 Communication .............................................................................................. 170 7.4 Commerce ...................................................................................................... 173 7.5 Communities .................................................................................................. 174 7.6 Co-location..................................................................................................... 180 7.7 E-Commerce-Erfolgsfaktoren jenseits der Öko-Nische: Content, Communication, Commerce, Community und Co-location........................... 182 8 Schlussbetrachtung und Ausblick..................................................................... 185 8.1 Ausgangspunkt und Zielsetzungen ................................................................ 185 8.2 Zusammenfassung der Ergebnisse ................................................................. 186 8.3 Ausblick: Bio im Cyberspace? ....................................................................... 190 9 Literaturverzeichnis........................................................................................... 195 Anhang: URL- Verzeichnis der Unternehmensbeispiele....................................... 207 X Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Abbildung 2: Abbildung 3: Abbildung 4: Abbildung 5: Abbildung 6: Abbildung 7: Abbildung 8: Aufbau der Arbeit ................................................................................. 8 Konzeptionelle Grundlagen der Arbeit ................................................. 9 Das Rad der Wettbewerbsstrategie ..................................................... 12 Der Kontext der Formulierung von Wettbewerbsstrategien ............... 13 Fünf Triebkräfte des Branchenwettbewerbs ....................................... 15 Das Modell der nutzen-kosten-orientierten Kaufentscheidung........... 21 Die Landkarte des ökologischen Massenmarktes ............................... 23 Die zehn Länder mit der grössten ökologisch bewirtschafteten Landfläche........................................................................................... 31 Abbildung 9: Leitmotive beim Essen ........................................................................ 39 Abbildung 10: Kosten- und nutzenbezogene Kaufbarrieren....................................... 49 Abbildung 11: Massenmedien und Internet im Vergleich .......................................... 56 Abbildung 12: Phasen im Electronic Commerce ........................................................ 61 Abbildung 13: Entwicklung des Internets zum elektronischen Marktplatz ................ 63 Abbildung 14: Beispiele für neue Bio-Anbieter auf dem Online-Markt .................... 66 Abbildung 15: Erweiterte Analyseeinheit des Bio-Lebensmittelmarktes ................... 72 Abbildung 16: Modell der Co-Opetition ..................................................................... 74 Abbildung 17: Katalogsuchmaschine Ökocity............................................................ 78 Abbildung 18: Geschäftsmodelle im B-t-C-Electronic Commerce ............................ 79 Abbildung 19: Vier elektronische Vertriebsmodelle................................................... 80 Abbildung 20: Wettbewerbskräfte des Electronic Commerce .................................... 82 Abbildung 21: Marktdefizite im Bio-Markt entlang des Phasenmodells.................... 84 Abbildung 22: Vertrauen durch EG-Prüfungsnummer ............................................... 91 Abbildung 23: Livekamera auf Bauernhöfen am Beispiel Bergquell ......................... 92 Abbildung 24: Verbindung realer und Internet-Welt am Beispiel des Feldhofs......... 93 Abbildung 25: Elektronische Fahrplanauskunft bei Ambrosia ................................... 99 Abbildung 26: Relevanz der Inhaltskomponenten von Internet-Auftritten von kurzund langlebigen Konsumgütern ........................................................ 102 Abbildung 27: Ansatz für ein ökologisches Online-Spiel......................................... 106 Abbildung 28: Der Austrian Country Market ........................................................... 108 Abbildung 29: Anteil der Warengruppen im Naturkosthandel ................................. 121 Abbildung 30: Gegenüberstellung von Defiziten, Chancen und Schwächen und daraus resultierenden Chancen einer biospezifschen Differenzierung entlang der Phasen der Kaufentscheidung ........................................ 126 Abbildungsverzeichnis XI Abbildung 31: Zwei Pfade aus der Öko-Nische........................................................ 128 Abbildung 32: Altersverteilung Naturkostkunden und Internetnutzer...................... 130 Abbildung 33: Bestellsystem unter ........................................................................... 133 Abbildung 34: E-Commerce-Wirtschaftlichkeit eines Kunden über die Jahre......... 135 Abbildung 35: Wirkungskette aus Mehrwert, Transaktion und Vertrauen ............... 137 Abbildung 36: Aufklärung über BSE und Einkaufsquellen für Bio-Fleisch ............ 139 Abbildung 37: Typologisierung der Mitglieder einer virtuellen Community ........... 141 Abbildung 38: Argumente für den Kauf bei organicsdirekt ..................................... 146 Abbildung 39: Strategische Handlungsoptionen im Rahmen von Kooperationen und Netzwerken................................................................................. 149 Abbildung 40: Einflussfaktoren des umweltbewussten Kaufverhaltens................... 151 Abbildung 41: Naturaplan-Entdeckungsreise bei Coop Schweiz ............................. 156 Abbildung 42: Marketing-Mix im E-Commerce: Vom „P“ zum „C“....................... 163 Abbildung 43: Positionierungsansätze für Werbebotschaften im Internet................ 169 Abbildung 44: Wert und Verfügbarkeit kaufentscheidungsrelevanter Informationsquellen .......................................................................... 171 Abbildung 45: Interaktion von Verbrauchern auf Verbraucherportalen................... 172 Abbildung 46: Grundidee des Powershopping: Gemeinsam mehr erreichen ........... 177 Abbildung 47: Internetpotentiale im Öko-E-Commerce und wichtige Erfolgsfaktoren aus Kundensicht .................................................................. 183 Abbildung 48: Phasen des digitalen Marketing ........................................................ 184 Abbildung 49: Faktoren eines erfolgreichen Interneteinsatzes ................................. 189 Tabellenverzeichnis XIII Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Internet-Penetrationsraten in Europa 1999 .............................................. 30 Tabelle 2: Ökologischer Landbau in der Europäischen Union, den sechs Beitrittsstaaten und in den EFTA-Ländern.............................................. 32 Tabelle 3: Naturkost-Marktvolumen ........................................................................ 33 Tabelle 4: Umsatzverteilung von Bio-Lebensmitteln nach Vertriebswegen ............ 35 Tabelle 5: Nachfragetrends – Folgen und Chancen für den Handel......................... 38 Tabelle 6: Lebensstilgruppen im Lebensmittelmarkt ............................................... 44 Tabelle 7: Auswahl strategischer Steuerungsgrössen und ökologischer Implikationen........................................................................................... 71 Tabelle 8: Defizite und Internetpotentiale in der Informationsphase ....................... 87 Tabelle 9: Defizite und Internetpotentiale in der Entscheidungsphase .................... 96 Tabelle 10: Defizite und Internetpotentiale in der Transaktionsphase ..................... 100 Tabelle 11: Defizite und Internetpotentiale in der Kundenbindungsphase .............. 107 Tabelle 12: Nutzung medialer Interneteigenschaften in Bio-Sites ........................... 111 Tabelle 13: Zielgruppen Gut Wulksfelde ................................................................. 133 1. Einleitung 1 „Das Internet ist die wichtigste Errungenschaft der Menschheit seit der Erfindung des Buchdrucks“ Nicholas Negroponte, Amerikanischer Multimedia-Vordenker 1 Einleitung 1.1 Hintergrund und Problemstellung Glaubt man den zahllosen Manifesten der New Economy und den Titelseiten von Magazinen und Wirtschaftszeitschriften, wird das Internet einhellig als die wichtigste Technologie für den Weg ins nächste Jahrtausend angesehen.1 Auch Berater, Manager und Wissenschaftler werden nicht müde, den Aufbruch ins digitale Zeitalter zu propagieren: „Das Internet ist die wichtigste Errungenschaft der Menschheit seit der Erfindung des Buchdrucks“2, „Wir stehen heute dort, wo sich die Industrielle Revolution vor 100 Jahren befand“ oder „Das Internet wird die Welt revolutionieren.“3 Selbst wenn die anfängliche Euphorie über die New Economy nach dem Scheitern der ersten Internet-Startups und dem nach wie vor geringen E-Commerce-Anteil am Gesamthandelsumsatz mittlerweile einer realistischeren Einschätzung gewichen ist, gewinnen Internetnutzung und E-Commerce zunehmend an Bedeutung:4 Aus vielen Ländern und Branchen werden steigende Nutzer- und Umsatzzahlen gemeldet,5 und in keinem anderen Wirtschaftszweig sind die Wachstumsraten nur annähernd so hoch.6 Folgerichtig hat in letzter Zeit eine steigende Zahl von Unternehmen begonnen, sich unter kommerziellen Gesichtspunkten mit den Möglichkeiten eigener InternetAktivtäten auseinanderzusetzen. Immer mehr Unternehmen versuchen, über das Internet neue Märkte zu erschliessen und bestehende Märkte mit der neuen Kommunikationstechnologie intensiver zu bearbeiten. Unternehmen, wie Dell oder Amazon, verdienen bereits Milliarden über den rein elektronischen Verkauf von Dienstleistungen und Produkten und stellen mittlerweile eine ernstzunehmende Konkurrenz für den klassischen Handel dar. 1 2 3 4 5 6 Vgl. hierzu z.B. Krause (1998), S. 353, Lütge (1999). Zitat Nicolas Negroponte, einer der grossen Multimedia-Vordenker; zitiert nach Krause (1998), S. 353. Zitat Nathan Myhrvold, Technologiechef von Microsoft; zitiert nach Lütge (1999). Vgl. z.B. Forrester Research (1999); Fittkau/Maas (2000). Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 47. Vgl. Boston Consulting Group (2000). 2 1. Einleitung Vor diesem Hintergrund und der Tatsache, dass Öko-Produkte heute immer noch vielfach in einer Nische verharren7, stellt sich die Frage, welche Potentiale das Internet für eine breitere Vermarktung ökologischer Produkte und Dienstleistungen bietet. Stellt das Internet eventuell eine neue Schlüsselgrösse für das Marketing jenseits der ÖkoNische dar? Denn wo bisher geringe Werbebudgets und teure Public Relation die zumeist kleinen umweltorientierten Anbieter in der Öko-Nische verharren liessen, scheint das Internet erstmals vollkommen neue Chancen zu eröffnen: Speziell im Endkundenbereich bieten die Möglichkeiten des elektronischen Handels mehr als nur einen weiteren Vertriebsweg für traditionelle Produkte. Neben dem Potential für die Entwicklung und den Absatz von neuen Angeboten schafft die virtuelle Welt des Internets eine andere Qualität der Kundenbeziehung. Auch ökologieorientierte Anbieter können von den Potentialen des Internets profitieren und Hindernisse, die auf ökologischen Märkten existieren, verringern oder gänzlich überwinden. Doch die Praxis zeigt, dass die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten dieses Mediums nur in den wenigsten Fällen richtig ausgeschöpft und umgesetzt werden. Ein systematisches und zielgerichtetes Vorgehen ist bei den meisten Unternehmungen die Ausnahme. Gerade ökologisch orientierte Online-Angebote sind – sofern überhaupt im Internet vertreten – wenig innovativ und mediengerecht: Der Internet-Surfer trifft häufig auf unprofessionell gestaltete Web-Seiten oder Unternehmenspräsentationen im Stile eines online geschalteten Firmenprospektes ohne jede Interaktionsmöglichkeit. Die Vernachlässigung wichtiger Aspekte, wie strategische Planung, mediengerechte Implementierung oder Erfolgskontrolle, haben jedoch zur Folge, dass die hohen Erwartungshaltungen an das neue Medium nicht erfüllt werden können und sich Enttäuschung bei den Anbietern und Konsumenten einstellt. 1.2 Zielsetzung der Arbeit und Adressaten Aus der skizzierten Problemstellung – dem Verharren von Bio-Produkten in der Nische einerseits und den Chancen des Internets für die Vermarktung ökologischer Produkte und Dienstleistungen andererseits – ergeben sich für diese Arbeit die folgenden zwei Zielsetzungen: 1. Die grundlegenden Probleme, Potentiale und kritischen Erfolgsvoraussetzungen in Bezug auf die Vermarktung von ökologischen Lebensmitteln mit Hilfe des Internets zu analysieren (= theoretische Zielsetzung) sowie 7 Vgl. hierzu ausführlicher Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000). 1. Einleitung 3 2. darauf aufbauend praktische Handlungsempfehlungen für ein „Strategisches Online-Marketing-Management jenseits der Nische“ zu entwickeln, so dass Unternehmensvertreter ein Instrumentarium zur erfolgreichen Gestaltung des OnlineAuftritts erhalten (= praktische Zielsetzung). Die Arbeit richtet sich somit zum einen an die innovativen Unternehmer der ÖkoBranche, die mit dem neuen Medium Internet bereits experimentieren und eigene Erfahrungen sammeln, um ihre Online-Aktivitäten stärker zu systematisieren und professionalisieren. Zum anderen richtet sich diese Arbeit auch an diejenigen, die bisher nur einen ersten oberflächlichen Eindruck von den Fähigkeiten des globalen Netzwerks Internet gewonnen haben. Das Potential wurde von diesen Personen zwar erkannt, doch die volle Tragweite der Internet-Entwicklungen für das berufliche und private Umfeld vermögen sie zum derzeitigen Zeitpunkt nicht abzuschätzen. 1.3 Forschungsleitende Fragestellungen Ausgehend von der dargestellten Problemstellung und den daraus abgeleiteten grundlegenden Zielsetzungen ergeben sich folgende Forschungsfragestellungen: 1. Bezüglich der Analyse der grundlegenden Probleme, Prinzipien und kritischen Erfolgsvoraussetzungen: • Welche besonderen Probleme existieren auf Anbieter- und Nachfrageseite, die dazu führen, dass Bio-Produkte in der Nische verharren? • Welche Potentiale bietet das Internet zur Lösung dieser Probleme beim Endkunden und Anbieter durch die Veränderung der Marktstrukturen? • Wo liegen die Grenzen des Öko-Online-Marketings? 2. Bezüglich der Gestaltung des Marktauftritts in Form eines Online-MarketingKonzeptes jenseits der Öko-Nische: • Was sind geeignete strategische Handlungsoptionen eines ökologisch orientierten Online-Marketing jenseits der Öko-Nische? • Welche Erfolgsfaktoren in Bezug auf das Marketing-Mix lassen sich aus Unternehmenssicht für ein erfolgreiches Online-Marketing jenseits der Öko-Nische ableiten? 4 1. Einleitung 1.4 Stand der Forschung und methodisches Vorgehen Ein Blick auf die vorliegende Literatur macht deutlich, dass sich die Wissenschaft bisher noch nicht eingehender mit dem Forschungsfeld „Ökologie und Neue Medien“ beschäftigt hat. Die mittlerweile zahlreichen Publikationen verdeutlichen zwar die Dynamik der Entwicklung, liefern insgesamt jedoch meist nur ein fragmentarisches oder sehr oberflächliches Bild hinsichtlich der Implikationen für eine grundsätzliche kommerzielle Nutzung des Internets.8 Die wenigen bereits veröffentlichten theoretischen Erklärungsmodelle und Konzepte können nur punktuelle Teilbereiche der komplexen Entwicklung beleuchten (u.a. die Potentiale des Internets im Rahmen des betriebswirtschaftlichen Geschäftsprozesses, Fragen der Sicherheit beim Zahlungsverkehr, rechtliche Aspekte etc.). Ökologische Fragestellungen blieben aufgrund der geringen Tragweite dieses Marktsegmentes bisher ebenfalls unberücksichtigt. Diese Mängel sind auf verschiedene Ursachen zurückzuführen: Zum einen handelt es sich beim Forschungsfeld „Neue Medien“ um ein sehr junges Wissenschaftsgebiet, in dem es noch weitgehend an wissenschaftlichen Konzepten mangelt. Während die amerikanische Forschung mit ihren Forschungsprojekten an der Owen Graduate School of Management der Vanderbilt University in Nashville unter der Leitung der Professoren Hoffmann und Novak9 bis heute wegweisend ist und auch verschiedene Beratungsunternehmen, wie Booz, Allen & Hamilton, Athur D. Little oder McKinsey, mit ihren Projekten Pionierarbeit leisten10, hat die europäische Forschung noch Nachholbedarf. Aufgrund der Tatsache, dass das Internet erst Ende 1989 in Europa eingeführt wurde, überrascht es nicht, dass Forschungsergebnisse im deutschsprachigen Raum noch unzureichend vorhanden sind und sich i.d.R. mit dem Nutzungsverhalten oder demographischen Internet-Untersuchungen beschäftigen.11 Diese Studien besitzen wegen der 8 9 10 11 Vgl. Gräf (2000), S. 24. Vgl. Gräf (2000), S. 24f. Unter dem Titel „Project 2000“ beschäftigt sich eine Vielzahl von Artikeln mit der Anwendung bestehender Marketingtheorien auf das Internet. Vgl. hierzu ausführlicher http://www.2000.ogsm.vanderbilt.edu sowie http://www.links2000.com. Vgl. Gräf (2000), S. 25. Ein Beispiel ist die Zeitschrift der Firma Mc Kinsey „Mc Kinsey Quarterly“, die seit 1994 regelmässig Artikel mit strategischen Überlegungen zum Thema „Elektronische Netzwerke“, digitaler Konsument, virtuelle Wertschöpfungskette, Online- Service und E-Commerce veröffentlicht. Vgl. Weinhold-Stünzi (1989), S, 2-6; Weinhold-Stünzi (1996), S. 2-8. Als erste repräsentative Studien sind hierbei die WB3-Studien von Fittau und Maas zu nennen. Die seit 1995 durchgeführte und in regelmässig halbjährigen Abständen wiederholten Studien stellen die bislang aussagekräftigsten Ergebnisse im deutschsprachigen Raum dar. Zu beachten ist jedoch die Beschränkung auf Internet-Nutzer und die Selbstselektion der Probanden, so dass die Studien formell nicht den Anspruch der Repräsentativität erheben können. Vgl. Fittkau/Mass (2000). Im Internet unter www.w3b.de kostenlos abrufbar. 1. Einleitung 5 dynamischen Entwicklungen jedoch lediglich einen zeitpunktbezogenen Aussagewert und sind daher relativ schnell überholt. Ausserdem weichen aufgrund verschiedener Erhebungsmethoden die Aussagen über die Zugangs- und Nutzungszahlen oder die demographischen Daten der Nutzer stark voneinander ab. Da die Erhebungen zudem nicht regelmässig wiederholt werden und somit eine Überprüfung und Fortschreibung von Prognosen kaum möglich ist, können diese Untersuchungen bislang kaum als Basis fundierter Marketingplanungen dienen. Internationale Strategieberatungen, wie Anderson Consulting, Arthur D. Little, Booz, Allen & Hamilton, Boston Consulting Group, Mc Kinsey & Company, KPMG etc., führen eigene Erhebungen durch, die über demoskopische Erhebungen hinausgehen und an problemorientierten Lösungen arbeiten. Sie können somit zum konzeptionellen Aufbau des allgemeinen Online-Marketing-Know-Hows beitragen. In der Regel sind diese Studien jedoch nicht öffentlich zugänglich, da sie im Rahmen von Beratungsprojekten weiterverarbeitet werden. Meist kann nur auf Ausschnitte oder Einzelergebnisse, wie sie in Form von Presseberichten publiziert werden, zurückgegriffen werden. In der Regel bleiben bei diesen Untersuchungen ökologische Fragestellungen unberücksichtigt, da es sich bei den beratenden Unternehmen um grosse Konzerne handelt, die nicht auf die Vermarktung ökologischer Produkte und Dienstleistungen spezialisiert sind. Die Bearbeitung eines so aktuellen Themas in einem stark im Umbruch befindlichen Umfeld bringt naturgemäss auch methodische Herausforderungen mit sich.12 Um diese zu bewältigen, wird in der vorliegenden Arbeit aufgrund der praxisorientierten Zielsetzung und des bisher geringen Erkenntnisstandes im Schnittmengengebiet Ökologie und Online-Marketing der Schwerpunkt bewusst auf eine anwendungs- und realitätsorientierte Forschung gelegt13: • Anwendungsorientierte Wissenschaft: Ausgangsproblem ist das Verharren von Produkten in der Öko-Nische und die revolutionären Entwicklungen im Bereich des Internets, die jedoch seitens der Bio-Anbieter bisher noch kaum als Chance für die Produktvermarktung gesehen werden. Es wird also von Problemen in der Praxis ausgegangen, für die es derzeit keine befriedigende Problemlösung gibt.14 Nach H. Ulrich ist dies ein konstitutives Merkmal anwendungsorientierter Wissenschaft. • Realitätsorientierte, situative Wissenschaft: Ziel der Arbeit ist es, die bestehenden Probleme auf Bio-Märkten zu hinterfragen und dadurch Chancen und Risiken für die Online-Vermarktung von Bio-Lebensmitteln näher zu erkunden. Auf der Grund12 13 14 Vgl. Wüstenhagen (2000b), S. 4. Vgl. Ulrich (1981) und (1984). Vgl. Belz (1995), S. 5 sowie Ulrich (1981), S. 3-10. 6 1. Einleitung lage der empirischen Ergebnisse und der theoretischen Erkenntnisse lassen sich situationsspezifische Gestaltungsempfehlungen für Unternehmen der Lebensmittelbranche ableiten. C. Belz spricht in diesem Zusammenhang von realitätsbezogener, situativer Forschung. 15 Situative Forschung geht vom Einzelfall aus und versucht auf dem Wege der Induktion, allgemeine über das singuläre Ereignis hinausgehende Erkenntnisse zu erlangen. Damit wird ein „Mittelweg zwischen Spezifizierung und Generalisierung“ angestrebt.16 Da der Zusammenhang zwischen Ökologie und Neuen Medien noch relativ unerforscht ist, liegt es nahe, einen qualitativen Forschungsansatz zu wählen, der durch Offenheit und Flexibilität gegenüber dem Untersuchungsgegenstand geprägt ist. Aus dieser Perspektive wird Forschung als „Erleben“ und „Entdecken“ verstanden. Nicht Explikation im Sinne von Aufstellung und Überprüfung von Hypothesen steht im Vordergrund, sondern Exploration und Deskription.17 Auf Basis der Analyse aktueller Branchenpublikationen aus den betrachteten Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz), den Besuch von Fachtagungen im In- und Ausland, die Durchführung von Workshops mit Praktikern in Deutschland und der Schweiz, zahlreiche Expertengespräche aus dem Internet- und Bio-Umfeld sowie ausführliche Recherchen im Internet sollen die Entwicklungen am Bio-Markt sowie im Bereich der Neuen Medien nachgezeichnet werden und daraus ein konzeptionelles Raster für die Ableitung von Strategien und Massnahmen für die Öko-Vermarktung per Internet abgeleitet werden. Obwohl empirische Erkenntnisse in grossem Umfang verwendet werden, handelt sich hierbei um eine konzeptionelle Arbeit. Die empirischen Erkenntnisse dienen grundsätzlich nur der Illustration. Die vorliegende Arbeit stellt dabei die Weiterführung und Vertiefung der im Rahmen des ÖMAS-Projekts18 am Institut für Wirtschaft und Ökologie an der Universität St. Gallen begonnenen Überlegungen im Schnittmengengebiet Ökologie und neue 15 16 17 18 Vgl. Belz, C. (1989), S. 8-11. Vgl. Belz, C. (1989), S.9. Vgl. Belz (1995), S. 5 sowie ausführlicher zu den Merkmalen qualitativer Forschung Mayring, P. (1990), S. 9-25. „Von der Öko-Nische zum ökologischen Massenmarkt (ÖMAS). Analyse und Gestaltung integrierter Produkt- und Akteursketten. Eine Untersuchung am Beispiel des Bedürfnisfeldes Ernährung.“ Der ÖMASAnalyserahmen ermöglicht die branchenübergreifende Untersuchung einer Entwicklung ökologischer Produkte von der Nische zum Massenmarkt. ÖMAS ist ein Teilprojekt des Integrierten Projektes IP Gesellschaft“ im Rahmen des Schwerpunktprogrammes Umwelt (SPPU) vom Schweizerischen Nationalfonds zum Thema „Nachhaltige Schweiz im internationalen Kontext: Visionen, Strategien und Instrumente, entwickelt am Bedürfnisfeld Ernährung.“ Es hatte eine Dauer von 4 Jahren (1996-1999). Vgl. hierzu ausführlicher Belz/SchneidewindVilliger/Wüstenhagen (1997). Es handelt sich dabei um ein Anschlussprojekt an ein Forschungsprogramm, welches von 1993-95 am IWÖ-HSG unter dem Titel „Ökologie und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und Branchen“ (ÖWUB) durchgeführt wurde und baut sowohl formal als auch inhaltlich auf den Erkenntnissen und dem Konzept des ÖWUB-Forschungsprogramms auf. 1. Einleitung 7 Informations- und Kommunikationstechnologien dar.19 Im Rahmen dieser Ausführungen wurde gezeigt, dass das Internet vielversprechende Möglichkeiten für einen Weg aus der Öko-Nische bietet. Die Erkenntnisse bauen auf den bisherigen wissenschaftlichen Arbeiten und Best-Practices der Praxis im Bereich Electronic Commerce auf und erweitern diese um ökologische Spezifika. Darüber hinaus werden die theoretischen und praktischen Forschungsergebnisse um erste Best-Practices aus dem OnlineMarketing ökologieorientierter Anbieter ergänzt. 1.5 Aufbau der vorliegenden Arbeit Die vorliegende Arbeit besteht aus acht Kapiteln, die sich in 4 Teile untergliedern lassen: Einleitung (Teil 1), theoretische Zielsetzung (Teil 2), praktische Zielsetzung (Teil 3) und Schluss (Teil 4, Abbildung 1). Nach der Einleitung werden die theoretischen Grundlagen zur Analyse des Marktes und zur Ableitung von Strategien dargelegt. Hierbei wird auf Theorien der Strategischen Unternehmensführung, Porters Branchenstrukturanalyse sowie der Neuen Institutionenökonomie zurückgegriffen (Kapitel 2). Kapitel 3 soll dem Leser ein fundiertes Verständnis der Ausgangslage auf dem Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel vermitteln. Hierzu werden die grundlegenden anbieter- und nachfragerseitigen Problemfelder auf dem ökologischen Lebensmittelmarkt erläutert. In Kapitel 4 geht es um die Darstellung grundlegender Zusammenhänge und Definitionen in Bezug auf das Internet. Es werden sowohl die medialen als auch die marktlichen Aspekte der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien diskutiert. Im nächsten Schritt geht es um die Zusammenführung der beiden Forschungsbereiche „Ökologie“ und „Internet“. Kapitel 5 – neben Kapitel 6 und 7 eines der Kernkapitel der Arbeit – analysiert die Potentiale des Internets in Bezug auf die Vermarktung von ökologischen Produkten und Dienstleistungen näher analysiert. Hierbei wird der Einfluss des Mediums auf die Wettbewerbssituation (Anbieterseite) und Rolle des Kunden (Nachfrageseite) untersucht. Gleichzeitig werden der Status Quo der OnlineVermarktung für Bio-Lebensmittel beschrieben als auch Risiken und Restriktionen, welche die heutige Internet-Praxis mit sich bringt. Ausgehend von dieser statischen Analyse wird in Kapitel 6 erarbeitet, wie die Potentiale des Internets aus dynamischer Perspektive für die Vermarktung ökologischer Le19 Vgl. Kolibius (2000a). Die vorliegende Arbeit nimmt dabei Bezug auf wichtige konzeptionelle Bausteine und entwickelt diese weiter. 8 1. Einleitung bensmittel genutzt werden können. Dabei geht es nicht nur um die Diskussion strategischer Marketingziele und Zielgruppen, sondern auch strategischer Handlungsoptionen „jenseits der Nische“. Auf Basis des Konzepts der Landkarte des ökologischen Massenmarkts soll die Frage beantwortet werden, inwiefern die Anbieter selbst die Wettbewerbsbedingungen aktiv zu ihren Gunsten beeinflussen können. Ziel ist die Erarbeitung von verallgemeinerbaren ökologieorientierten Gestaltungsmodellen, die einer Systematisierung und Profilierung von ökologieorientierten Online-Aktivitäten dienen. Aufbauend auf diesen identifizierten Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der Restriktionen des elektronischen Handels werden unter Einbezug der klassischen 4 P des Marketing-Mixes (Product, Price, Promotion, Place) in Kapitel 7 geeignete Massnahmen für den Online-Marketing-Mix abgeleitet. Dabei wird auch diskutiert, inwieweit sich diese Massnahmen für den elektronischen Handel als zukünftige Erfolgsfaktoren darstellen werden. Im letzten Kapitel werden die Ergebnisse kritisch beleuchtet; Hinweise auf weiteren Forschungsbedarf und Anregungen für spätere Projektschwerpunkte schliessen die Arbeit ab (Kapitel 9). Einleitung 1. Einleitung 2. Konzeptionelle Grundlagen Strateg. Management, Branchenstrukturanalyse, neue ökonom. Verhaltenstheorie theoretische Zielsetzung 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel - Anbieterseite (Status) - Nachfragerseite (Probleme) 4. Internet und Electronic Commerce - Internet als Medium - Internet und Markt 5. Ökologie u. Internet: Potentiale u. Grenzen d. Vermarktung von Bio-LBM - Chancen/Risiken Anbieterseite - Chancen/Risiken Nachfragerseite praktische Zielsetzung 6. Strategische Handlungsoptionen für Bio-Produkte im E-Commerce Schluss 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren Abbildung 1: Aufbau der Arbeit Quelle: Eigene Darstellung 2. Konzeptionelle Grundlagen 2 9 Konzeptionelle Grundlagen Die zentrale Frage dieser Arbeit lautet, welche Beiträge Electronic Commerce bei der Vermarktung ökologisch erzeugter Lebensmittel leisten kann, um daraus strategische Handlungsempfehlungen und Erfolgsfaktoren für das Online-Marketing von BioUnternehmen zu formulieren. Zur Klärung dieser Frage werden im vorliegenden Kapitel zunächst konzeptionelle Grundlagen vorgestellt, auf dessen Basis zum einen die Ausgangssituation auf dem Bio-Lebensmittelmarkt näher analysiert wird, zum anderen strategische und operative Aussagen in Bezug auf das Online-Marketing von BioLebensmitteln getroffen werden können. Anbieterseite Konzept des strategischen Managements (Kapitel 2.1) Kapitel 2.2 Porters Branchenstrukturanalyse Anbieterseitige Chancen/Risiken Stärken/Schwächen Sinkende Markteintrittsbarrieren, höhere Verhandlungsmacht des Kunden... Potentiale des Internet Kapitel 2.4. Nachfragerseite Landkarte des ökologischen Massenmarktes Kapitel 2.3 Neue ökonomische Verhaltenstheorie Ökologische Wettbewerbsstrategien (jenseits der Nische) Strategische HandlungsOptionen, Marketing-Mix Nachfragerseitige Defizite u. Probleme auf Öko-Märkten informationsbezogene sowie kosten-/nutzen bezogene Kaufbarrieren Potentiale des Internet Abbildung 2: Konzeptionelle Grundlagen der Arbeit Quelle: Eigene Darstellung Grundlage der Arbeit bildet dabei das Konzept des strategischen Managements. In Kapitel 2.1 werden die wichtigsten Bausteine dieses Konzeptes kurz vorgestellt (vgl. Abbildung 2). Bei der Formulierung von Wettbewerbsstrategien müssen dabei generell verschiedene Faktoren auf Anbieter- und Nachfrageseite berücksichtigt werden, die 10 2. Konzeptionelle Grundlagen den Handlungsspielraum des Unternehmens begrenzen.20 Zur Evaluierung dieser Einflussfaktoren werden Theorien bzw. Konzepte unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen hinzugezogen. Ein Konzept bildet die zur betriebswirtschaftlichen Literatur gehörende Portersche Branchenstrukturanalyse (Kapitel 2.2). Porters Konzept bildet einen Rahmen, um die anbieterseitig wirkenden Wettbewerbskräfte innerhalb der Branche zu eruieren (anbieterseitige Chancen/Risiken-Analyse). Unter anderem lässt sich durch das Konzept ableiten, welche Veränderungen das Internet z.B. auf die Verhandlungsmacht der Nachfrager hat oder wie sich die Markteintrittsbarrieren durch die Potentiale der neuen Medien verändern. Die Analyse der nachfragerseitigen Faktoren bzw. Hemmnisse auf dem Bio-Lebensmittelmarkt hingegen stützt sich auf die neue ökonomische Verhaltenstheorie (Kapitel 0). Sie ist eine volkswirtschaftliche Theorie und bietet ein geeignetes Analyseraster zur Identifizierung der auf ökologischen Märkten vorherrschenden Defizite und Probleme (nachfragerseitige Chancen/RisikenAnalyse). Mit ihrer Hilfe lassen sich u.a. kosten-/nutzenbezogene Kaufbarrieren ermitteln, die beispielsweise aus zu hohen Preisen für Öko-Produkte resultieren. Die Erkenntnisse auf Anbieter- und Nachfrageseite bilden die Basis für die Gestaltung strategischer Gestaltungsempfehlungen für das strategische Online-Marketing und die Ableitung operativer Massnahmen im Rahmen des Online-Marketing-Mixes. Hierfür wird auf das Konzept der Landkarte des ökologischen Massenmarktes zurückgegriffen (Kapitel 2.4). Die Landkarte des ökologischen Massenmarktes ermöglicht es, die beiden im Hinblick auf die „Ökologisierung des Massenmarktes“ wichtigen Steuergrössen, ökologische Qualität sowie Marktanteile von Produkten, zueinander in Bezug zu setzen und mögliche Handlungsoptionen für das Globalziel „Ökologisierung des Massenmarktes“ abzuleiten.21 Auf diesen Handlungsoptionen aufbauend können dann geeignete Instrumente im Rahmen des Marketing-Mixes (Preispolitik, Distributionspolitik, Kommunikationspolitik, Produktpolitik) entwickelt werden. 2.1 Strategie und strategisches Management Eine klare, langfristig ausgerichtete Strategie ist Voraussetzung dafür, eine aktive Rolle im Wettbewerb zu spielen.22 Ohne diese besteht die Gefahr, das Geschäft nur im Sinne eines reaktiven „muddling through“23 zu führen. Insbesondere im E-Commerce 20 21 22 23 Vgl. Porter (1999a), S. 26. Das Konzept der Landkarte des ökologischen Massenmarktes wurde erstmals veröffentlicht in der Zeitschrift „Ökologisches Wirtschaften“, vgl. Wüstenhagen/Meyer/Villiger (1999). Vgl. Busch (1995), S. 88; vgl. hierzu z.B. auch Meffert (1998), S. 74ff.; Tischler (1996), S. 461f.. Busch (1995), S. 88. 2. Konzeptionelle Grundlagen 11 vermisst man bei den meisten ökologisch orientierten Anbietern eine strategische Vorgehensweise. Viele Unternehmen agieren hier noch nach dem Trial-and-Error-Prinzip und experimentieren mit laienhaft gestalteten Webauftritten. Dabei ist auch im E-Commerce eine Business-Strategie von zentraler Bedeutung: „The key point therefore, is that building any kind of electronic commerce systems requires a strategy, i.e. a vision of the goal to achieve, a clear rational of the business value and a picture of the process to achieve such a goal while avoiding common pitfalls. In our opinion this is the only way of getting real benefits from such a system. This strategy should include an understanding of the impact of electronic commerce on an industry structure, the potential for new business models and the opportunities for competitive advantage.”24 In Anlehnung an obiges Zitat soll im folgenden unter dem Begriff der Wettbewerbsstrategie25 eine Kombination von Zielen, die ein Unternehmen verfolgt (a vision of the goal to archieve), und Mitteln bzw. Wegen, die es dazu einsetzt (a picture of the process to achieve such a goal) verstanden werden.26 Ziel ist es, eine langfristig gewinnbringende Position (einen Wettbewerbsvorteil) zu erreichen, die sich gegenüber den wettbewerbsbestimmenden Kräften innerhalb der Branche (industry structure) behaupten lässt.27 Wichtig im Rahmen der Wettbewerbsstrategie ist die Berücksichtigung der Handlungen anderer relevanter Akteure im Umfeld der Unternehmung und Proaktivität, d.h. Planung.28 Im Zeitalter des E-Commerce spielt zudem noch die Ausbildung neuer Geschäfts- oder Marktmodelle (z.B. Einkaufszentrum/Mall, Community, usw.) eine zentrale Rolle im Wettbewerb.29 Abbildung 3 veranschaulicht die Unterscheidung von Zielen und Mitteln in Form eines sogenannten „Rades der Wettbewerbsstrategie“:30 Die Nabe beinhaltet die Unternehmensziele, die allgemein festlegen, auf welche Weise das Unternehmen den Wettbewerb führen will und welches seine ökonomischen und nichtökonomischen Ziele sind. Die Radspeichen stellen die Instrumente dar, mit denen das Unternehmen seine Ziele 24 25 26 27 28 29 30 Bloch et al. (1996). Die einschlägige Terminologie des Strategiebegriffs wird weder in der Literatur noch in allen Unternehmen gleich definiert. Vgl. Hinterhuber (1990), S. 49. Zu den Definitionen des Strategiebegriffs vgl. z.B. Hax/Majluf (1984), S.21; Barney (1997), S.27; Andrews (1987), S. 13; Porter (1996), S. 68. Diese Definition geht in starkem Masse auf Arbeiten von Andrews, Christensen et. al. in der Unternehmenspolitik-Gruppe der Harvard Business School zurück. Eine ausführliche Darstellung findet sich bei Andrews (1987) sowie Christensen/Andrews/Brower/Hamermesh/Porter (1977). Die Arbeiten erörtern auch die Gründe, warum eine ausdrückliche Strategie für Unternehmen wichtig ist. Vgl. Porter (1999a), S. 25. Vgl. Staehle (1994), S. 575. Vgl. hierzu Kapitel 5.2.4. Vgl. Porter (1999b), S. 24ff. 12 2. Konzeptionelle Grundlagen verfolgt. Die Instrumente können je nach Beschaffenheit der Branche vom Management mehr oder weniger genau spezifiziert werden. „Wie bei einem Rad müssen die Speichen (die Instrumente) von der Nabe (den Zielen) strahlenförmig ausgehen und sie reflektieren, und die Speichen müssen untereinander verbunden sein, wenn das Rad rollen soll.“31 Produktprogramm Zielmärkte Finanzierung und Finanzkontrolle Marketing Ziele Forschung und Entwicklung Bestimmung der Art und Weise, wie der Wettbewerb geführt wird Ziele im Hinblick auf Rentabilitätssteigerung, Marktanteil, soziales Engagement usw. Einkauf Umsatz Vertrieb Personal Fertigung Abbildung 3: Das Rad der Wettbewerbsstrategie Quelle: Porter (1999b), S. 25 Bei der Formulierung von Wettbewerbsstrategien müssen vier entscheidende Faktoren berücksichtigt werden, die den Handlungsspielraum des Unternehmens begrenzen (vgl. Abbildung 4):32 31 32 Porter (1999b), S. 26. Vgl. Porter (1999b), S. 26 2. Konzeptionelle Grundlagen 13 • Die Stärken und Schwächen des Unternehmens, • subjektive Werte der wichtigsten Führungskräfte, • branchenspezifische Möglichkeiten und Gefahren (ökologisch wie technisch) sowie • allgemeine Erwartungen der gesellschaftlichen Umwelt. Branchenspezifische Möglichkeiten und Gefahren (ökologisch wie technisch) Stärken und Schwächen des Unternehmens Unternehmensinterne Faktoren Subjektive Werte der wichtigsten Führungskräfte Wettbewerbsstrategie Unternehmensexterne Faktoren Allgemeine Erwartungen der gesellschaftlichen Umwelt Abbildung 4: Der Kontext der Formulierung von Wettbewerbsstrategien Quelle: Porter (1999b), S. 26 Die Stärken und Schwächen eines Unternehmens ergeben sich aus dem Profil der Aktiva und Fähigkeiten, im Vergleich zu denjenigen seiner Konkurrenten. Die subjektiven Werte einer Organisation bestehen aus den Motivationen und Bedürfnissen der wichtigsten Führungskräfte sowie jener Personen, die mit der Ausführung der Strategie beauftragt sind. Die Kombination aus Stärken und Schwächen einerseits und Werten andererseits bestimmt die (aus der Sicht der Unternehmens) internen Grenzen der Wettbewerbsstrategie. Die externen Grenzen werden bestimmt durch die Gegebenheiten der jeweiligen Branche und das weitere Umfeld des Unternehmens. Die branchenspezifischen Möglichkeiten und Gefahren kennzeichnen die Wettbewerbssituation mit ihren Risiken und Ertragschancen. Das weitere Umfeld wird bestimmt durch gesellschaftliche Erwartungen, 14 2. Konzeptionelle Grundlagen die an das Unternehmen gerichtet werden, wie z.B. neue gesellschaftliche Strömungen, Regierungspolitik usw. Die vier genannten Faktoren sind zu berücksichtigen, bevor ein Unternehmen eine realistische und praktikable Liste von Zielen und Instrumenten entwickeln kann. Zur Ableitung geeigneter Strategien für E-Commerce-Aktivitäten im Bio-Lebensmittelbereich wird es daher notwendig sein, die Ausgangsposition des Unternehmens im Markt näher zu analysieren. Aufgrund des konzeptionellen Charakters der Arbeit und der Betrachtung der Gesamtbranche (und nicht des Einzelunternehmens) werden im folgenden lediglich die branchenspezifischen Chancen und Risiken im Umfeld der Unternehmung, allgemeine Erwartungen der gesellschaftlichen Umwelt sowie allgemeine bzw. grundlegende Stärken und Schwächen der Unternehmen der Bio-Branche näher diskutiert. Auf die Analyse der subjektiven Werte der Führungskräfte wird im Rahmen dieser Arbeit verzichtet. 2.2 Analyse des Angebots: Porters Branchenstrukturanalyse Das Umfeld von Unternehmen hat sich vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stark verändert; die Dynamik und die Komplexität der Umweltveränderungen haben stark zugenommen. Das Internet hat diesen Trend durch seine revolutionären Einflüsse auf unternehmensinterne und -externe Strukturen und Prozesse noch verstärkt. Aufgrund einer zunehmend unsicheren Zukunft stand die Frage im Mittelpunkt, wie besser mit Diskontinuitäten umgegangen werden kann. Als Antwort darauf rückte eine systematische Analyse der zukünftigen Chancen und Risiken in der Unternehmensumwelt in den Vordergrund.33 Als Analyseraster erlangte insbesondere Porters Branchenstrukturanalyse in der Wissenschaft und Praxis eine herausragende Bedeutung.34 Der aus den fünf Wettbewerbskräften entwickelte analytische Rahmen ermöglicht es Unternehmen, sowohl komplexe Erscheinungen zu durchschauen, als auch – auf diesen grundlegenden Zusammenhängen aufbauend – Wettbewerbsstrategien zu formulieren, die zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen gegenüber Konkurrenten genutzt werden können. Aus diesem Grund soll Porters Branchenstrukturanalyse auch 33 34 Vgl. Hinterhuber (1992), S. 23; Unternehmungen werden hierbei als offene, soziotechnische Systeme betrachtet, für die Austauschprozesse mit der natürlichen und sozialen Umwelt überlebensnotwendig sind. Vgl. Staehle (1994), S. 595. Vgl. Hambrick (1990), S. 257. Porters Branchenstrukturanalyse zielt auf die Analyse der Strukturbedingungen einer Branche und bietet damit die Basis zur Ableitung langfristig erfolgreicher Wettbewerbsstrategien. Vgl. Porter (1999a und b). Der Portersche Ansatz gilt dabei nicht nur für ganze Branchen, sondern ist auch auf die Ebene von Subbranchen und einzelne Marktsegmente übertragbar. Vgl. Belz (1998), S. 6. 2. Konzeptionelle Grundlagen 15 im Rahmen dieser Arbeit zur Analyse der anbieterseitigen Chancen- und Risiken bzw. Stärken und Schwächen herangezogen werden. Durch Porters Konzept werden insbesondere die tiefgreifenden Veränderungen innerhalb der Wettbewerbsstruktur der Bio-Lebensmittelbranche deutlich, die sich durch die Nutzung der neuen Medien ergeben. Nach Porter prägt die Branchenstruktur sowohl die spezifischen Spielregeln und Intensitäten des Wettbewerbs als auch die Strategien, die dem Unternehmen potentiell zur Verfügung stehen. Kräfte ausserhalb der Branche spielen dabei nur bedingt eine Rolle; da externe Kräfte meist alle Anbieter betreffen, kommt es auf die unterschiedlichen Fähigkeiten der Unternehmen an, mit ihnen fertig zu werden. Die Intensität des Wettbewerbs in einer Branche wurzelt nach Porter in der Struktur, die der Branche zugrunde liegt und geht weit über das Verhalten der existierenden Wettbewerbsteilnehmer hinaus. Die Branchenstruktur ist verhältnismässig stabil, kann sich aber im Laufe der Zeit verändern. Strukturveränderungen verschieben die absolute und die relative Wettbewerbsstärke und können sich daher positiv oder negativ auf die Branchenrentabilität auswirken. Die Branchenstruktur und der Stand des Wettbewerbs in der Branche werden dabei im wesentlichen von fünf Wettbewerbskräften bestimmt: Rivalität zwischen den bestehenden Wettbewerbern, neue Konkurrenten, Lieferanten, Abnehmer und Ersatzprodukte.35 Die Stärke der fünf Wettbewerbskräfte ist eine Funktion der zugrundeliegenden wirtschaftlichen und technischen Merkmale einer Branche. Deren wichtigste Elemente sind in Abbildung 5 dargestellt. Wettbewerber Lieferanten Wettbewerb Kunden Ersatzprodukte Abbildung 5: Fünf Triebkräfte des Branchenwettbewerbs Quelle: Porter (1999a), S. 34 16 2. Konzeptionelle Grundlagen Die fünf Kräfte bestimmen die Branchenrentabilität, weil sie die Preise, Kosten und den Investitionsbedarf in der Branche beeinflussen. Die Abnehmermacht wirkt sich bspw. auf die Preise aus, welche die Unternehmen verlangen können. Ebenso ist es, wenn die Abnehmer leicht auf Ersatzprodukte ausweichen können. Die Verhandlungsstärke der Lieferanten bestimmt die Kosten der Rohstoffe und anderer Inputs. Die Gefahr des Markteintritts neuer Anbieter setzt den Preisen Grenzen und erhöht die erforderlichen Investitionen zur Abwehr neuer Anbieter. Ausprägung und Entwicklung der jeweiligen Kräfte können in Abhängigkeit von der Branche sehr unterschiedlich sein und können sich mit ihrer Entwicklung verändern.36 Folglich ist auch die Branchenattraktivität und die daraus abgeleitete durchschnittliche Rentabilität nicht in allen Wirtschaftszweigen gleich. Die fünf Wettbewerbskräfte verdeutlichen, dass der Wettbewerb in einer Branche weit über die etablierten Akteure hinausgeht. Kunden, Lieferanten, Ersatzprodukte und potentielle neue Anbieter sind alle Konkurrenten für die Unternehmen der Branche und können je nach Umständen mehr oder weniger wichtig sein. Alle fünf Wettbewerbskräfte bestimmen zusammengenommen die Wettbewerbsintensität und Rentabilität der Branche. Ausschlaggebend für die Strategieformulierung sind dabei die stärksten dieser Kräfte. So wird selbst ein Unternehmen mit starker Marktstellung und geringer Bedrohung durch neue potentielle Konkurrenten nur geringe Erträge ernten, wenn es mit einem höherwertigen oder billigeren Ersatzprodukt konfrontiert wird. Selbst wenn keine Ersatzprodukte existieren und kein Eintritt möglich ist, begrenzt eine intensive Rivalität unter den bestehenden Wettbewerbern die potentiellen Erträge. Zu berücksichtigen ist auch, dass Strategien, welche die Branchenstruktur verändern, sich als ein zweischneidiges Schwert erweisen können, da Unternehmen Struktur und Rentabilität der Branche genauso leicht zerstören wie verbessern können. So kann anhaltendes „Preisdumping“ bspw. die Differenzierung untergraben.37 Markenlose Erzeugnisse können die Preisempfindlichkeit der Abnehmer erhöhen, einen Preiswettbewerb auslösen und neue Wettbewerber anziehen. Daher ist es notwendig, bei Strategieentscheidungen die langfristigen Auswirkungen auf die Branchenstruktur zu bedenken; die Folgen möglicher Reaktionen der Konkurrenten müssen vorweggenommen werden und es darf nicht allein der mögliche Wettbewerbsvorteil im Vordergrund ste- 35 36 37 Die Auswirkungen der Wettbewerbskräfte auf die Branche werden ausführlicher in Kapitel 5.2 diskutiert. Vgl. Porter (1999a), S. 34ff. Vgl. für den Handel mit Bio-Lebensmitteln ausführlicher Villiger/Wüstenhagen/ Meyer (2000), S. 11ff. Vgl. hierzu auch Belz, Ch. (1989), der in diesem Zusammenhang von „Destruktivem Marketing“ (im Gegensatz zum „konstruktiven Marketing“) spricht. 2. Konzeptionelle Grundlagen 17 hen. Wenn die Nachahmung einer Massnahme durch grosse Mitwettbewerber darauf hinausläuft, die Branchenstruktur zu zerstören, schadet das jedem. Insbesondere die führenden Unternehmen einer Branche tragen daher eine besondere Verantwortung. 2.3 Analyse der Verbraucherbedürfnisse: Informationsökonomie und Transaktionskostenansatz Die Befriedigung von Kundenbedürfnissen stellt aus Sicht des (Öko-)Marketings eine zentrale Aufgabe dar.38 Ansonsten besteht die Gefahr, dass ökologische Produkte und Leistungen in Nischen verharren. Konsequenterweise bildet deshalb das Nachfragerverhalten einen wichtigen Ausgangspunkt für das Öko-Marketing. Im Rahmen dieser Arbeit interessiert vor allem, welche Probleme und Defizite auf Nachfrageseite bestehen. Sind die nachfragerseitigen Faktoren, die zu Kaufbarrieren führen, bekannt, lassen sich Handlungsoptionen ableiten, wie diese Kaufbarrieren durch die Potentiale des Internet verringert bzw. aufgehoben werden können. Zur Identifikation der Probleme und Defizite wird ein Analyseraster vorgestellt, das auf der neuen ökonomischen Verhaltenstheorie basiert.39 Die neuere ökonomische Theorie unterstellt, dass das Verhalten des einzelnen Individuums eine Funktion der Restriktionen ist, welche den Handlungsspielraum des Individuums begrenzen und der Präferenzen, welche die Wertvorstellungen des Individuums enthalten. Formal ausgedrückt: Verhalten = f(Restriktionen, Präferenzen).40 Restriktionen begrenzen den Handlungsspielraum des einzelnen Individuums. Hierbei wird in der neuen ökonomischen Verhaltenstheorie davon ausgegangen, dass das Individuum niemals alle Handlungsmöglichkeiten kennt, sondern lediglich einen Teil davon (eingeschränkte Rationalität).41 Das Individuum ist sich auch nicht über alle möglichen Konsequenzen aus den möglichen Handlungen im Klaren; es besteht Unsi38 39 40 41 Vgl. Belz (2001), S. 65. Vgl. z.B. Richter, R./Furubotn, E. (1996); Williamson, O.E. (1990). Das ökonomische Verhaltensmodell („Rational-Choice“-Ansatz in Verbindung mit „sozialen Dilemmata“ stellt „einen aussichtsreichen Kandidaten zur Erklärung des ökologischen Konsumentenverhaltens“ dar. Vgl. Belz (2001), S. 65. Vgl. hierzu auch die Überblicksstudie von Kuckartz zu verschiedenen theoretischen Ansätzen und empirischen Arbeiten über das umweltbewusste Konsumentenverhalten im Auftrag der Enquete-Kommission „Schutz des Menschen und der Umwelt“ des 13. Deutschen Bundestages. In der Studie bezeichnet Kuckarts die Resultate der verhaltenswissenschaftlich geprägten Ansätze, die einen Wirkungszusammenhang zwischen Umweltbewusstsein und Umweltverhalten herzustellen versuchen, als ernüchternd: Derartige Zusammenhänge sind empirisch nur von geringem Ausmass oder schlichtweg nicht festzustellen Vgl. Kuckartz (1998), S. 51-81 in Belz (2001), S. 65. Vgl. Belz (2001), S. 88, Krol (1993), S. 20. Vgl. zu den Annahmen der neuen ökonomischen Theorie (methodologischer Individualismus, Nutzenmaximierung, opportunistisches Verhalten, eingeschränkte Rationalität) Richter/Furubotn (1996), S. 3-5. 18 2. Konzeptionelle Grundlagen cherheit. An dieser Stelle setzt die Informationsökonomie an (Kapitel 2.3.1). Das Anliegen der Informationsökonomie ist die Beantwortung der Fragen, wie Märkte funktionieren, die durch Unsicherheit und asymmetrische Information der Marktteilnehmer gekennzeichnet sind und welche Implikationen sich aus der Berücksichtigung unterschiedlicher Informationskosten für den Marktprozess ergeben. Präferenzen hingegen enthalten die Wertvorstellungen des einzelnen Individuums, die sich im Sozialisationsprozess herausgebildet haben. Entsprechend den bestehenden Präferenzen bewertet das einzelne Individuum die zur Verfügung stehenden Handlungsalternativen und wägt deren Vor- und Nachteile gegeneinander ab. Unter Berücksichtigung des Nutzens und der Kosten entscheidet sich das Individuum für die Möglichkeit, welche den Präferenzen am ehesten entspricht und den höchsten Nettonutzen verspricht (Kapitel 2.3.2). Um ein differenziertes Bild der verschiedenen Nutzenkategorien zu erhalten, welche Produkte und Leistungen stiften, wird die Vershofensche Nutzentheorie behandelt. Die Erfassung verschiedener Kostenkategorien geht u.a. auf die Transaktionskostentheorie zurück. 2.3.1 Informationsökonomisches Konzept und Gütereigenschaften Das informationsökonomische Konzept unterstellt, dass Informations- und Unsicherheitsprobleme auf dem Markt eher auf Markt- und Gütereigenschaften zurückgeführt werden als auf die begrenzte Fähigkeit von Marktteilnehmern, Entscheidungen zu fällen. Aus informationsökonomischer Perspektive kann man drei verschiedene Produkteigenschaften unterscheiden: Such-, Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften.42 Sucheigenschaften zeichnen sich dadurch aus, dass sie vom Verbraucher vor oder während des Kaufes des Produkts durch blosse Inspektion feststellbar sind (z.B. Form, Farbe und Material der Produkte, das Vorhandensein von Zubehör, aber auch der Preis der Bezugsquelle). Erfahrungseigenschaften lassen sich erst nach dem Kauf aufgrund der im Zusammenhang mit dem Produkt gemachten Erfahrungen überprüfen. Beispiele für Erfahrungseigenschaften sind der Geschmack von Nahrungsmitteln oder die Haltbarkeit von Haushaltsgeräten. Vertrauenseigenschaften sind für den Kunden grundsätzlich nicht oder nur zu prohibitiv hohen Kosten feststellbar. Hierzu zählen z.B. die schwer zu überprüfenden Wirkungen von Nahrungsmitteln oder Kosmetika auf das Wohlbefinden und zugesicherte Eigenschaften eines Produkts, etwa die Beachtung von ökologischen Standards bei der Produktion. 42 Vgl. Darby/Karni (1973), S. 67-88, Kaas (1990), S. 542-543 und Kaas (1995), S. 974-975. 2. Konzeptionelle Grundlagen 19 Je nach Wahrnehmung als Such-, Erfahrungs- oder Vertrauenseigenschaft bestehen zwischen Anbietern und Nachfragern unterschiedliche Informationsasymmetrien, d.h. ungleiche Informationsverteilungen über die Produkteigenschaften. Bei Vertrauenseigenschaften ist der Informationsvorsprung der Anbieter über die jeweiligen Produkteigenschaften am höchsten, nimmt bei Erfahrungseigenschaften ab und ist bei Sucheigenschaften am geringsten. So kann ein Nachfrager die Chlorfreiheit eines Papiers oder die Pestizidbelastung von Bio-Lebensmitteln weder ex ante noch ex post überprüfen. Die unterschiedlichen Gütereigenschaften bewirken, dass die Informationslage variiert und somit unterschiedlich grosse Aktivitäten zur Erlangung von Informationen notwendig sind.43 Folglich sind auch die Transaktionskosten unterschiedlich hoch. Empirische Untersuchungen belegen, dass die Einordnung in Such-, Erfahrungs- und Vertrauenseigenschaften nicht objektiv und a priori vorgegeben ist.44 Die Zuordnung zu einer dieser Eigenschaftstypen wird vielmehr aufgrund der subjektiven Wahrnehmungskomponente, z.B. durch das Beurteilungsvermögen, die Erfahrungen des Nachfragers oder situationsspezifische Grössen, beeinflusst. So werden Bio-Lebensmittel bei der Mehrheit der Konsumenten als Vertrauensgüter wahrgenommen. Bei BioGewohnheitskäufern ist jedoch zu erkennen, dass Bio-Produkte als Suchgüter wahrgenommen werden.45 Somit können die Informationskosten beim Kaufentscheidungsprozess sinken. 2.3.2 Kosten-Nutzen und Nachfragerverhalten Im Rahmen der neueren ökonomischen Interpretation des Kaufverhaltens ist der Kauf von Gütern auf Märkten und die Verwendung eines Produktes mit Nutzen und Kosten für den Nachfrager verbunden.46 Die Kosten lassen sich gemäss dem Transaktionskostenansatz untergliedern in:47 • die Kosten der Vertragsanbahnung (Such- und Informationskosten) • die Kosten des Vertragsabschlusses (Verhandlungs- und Entscheidungskosten) • die Kosten der Überwachung und Durchsetzung vertraglicher Leistungspflichten (Kontrollkosten) 43 44 45 46 47 Vgl. zu den Informationskosten ausführlicher Kapitel 3.2. Vgl. Weiber/Adler (1995), S. 99. Diese empirischen Ergebnisse kann man dahingehend interpretieren, dass sich die Kontrollkosten mit der Einkaufshäufigkeit im Laufe der Zeit verändern. Gelingt es, die Vertrauenseigenschaften in „QuasiSucheigenschaften“ zu überführen, erübrigen sich die Kontrollkosten aus der Sicht des Konsumenten; sie tendieren gegen Null, da der Konsument die Aussagen der Hersteller oder Dritter für glaubwürdig erachtet und ihnen Vertrauen schenkt. Vgl. Belz (2001), S. 143. Vgl. Hüser (1996), S. 72. Vgl. Ausführlicher Coase (1937) sowie in bezug auf den E-Commerce Downes/Mui (1998), S. 37f. 20 2. Konzeptionelle Grundlagen Zusätzlich zu diesen Transaktionskosten entstehen dem Käufer positive Nutzeneffekte. Vershofen48 untscheidet dabei zwei Kategorien: Grund- und Zusatznutzen. Während der Grundnutzen auf den technisch-stofflichen Produkteigenschaften basiert und sich aus dem Ge- bzw. Verbrauchsnutzen eines Produktes ableitet, ist der Zusatznutzen seelisch-geistiger Natur. Er leitet sich zum einen aus der sozialen Sphäre ab (Fremdachtungsnutzen), zum anderen rührt er von der persönlichen Sphäre her. Hier kann differenziert werden nach seelisch-geistigem Zusatznutzen aus Wertung, der auf ästhetischen oder ethischen Gesichtspunkten beruht (Selbstachtungsnutzen) und seelischgeistigem Zusatznutzen aus Leistung oder Schaffensfreude (Erbauungsnutzen).49 Die Verhofensche Nutzentheorie eignet sich besonders für die Kategorisierung des ökologisch bedingten Produktnutzens. Für den Fall ökologisch erzeugter Lebensmittel besteht der unmittelbare Grundnutzen in der Befriedigung des menschlichen Grundbedüfnisses nach Essen und Trinken. Der mittelbare Grundnutzen ist die Bewahrung bzw. Förderung der Gesundheit. Das gute ökologische Gewissen (Selbstachtungsnutzen) oder die Anerkennung durch Freunde und Bekannte (Fremdachtungsnutzen) stiften einen Zusatznutzen. Aus dieser Sicht wird der Sozialnutzen ökologischer Produkte und Leistungen als Individualnutzen interpretiert.50 Zu den positiven Nutzeneffekten des Such- und Informationsverhaltens kann aber auch z.B. die Befriedigung zählen, durch gezielte Informationssuche einen geringeren Preis für ein ökologisches Gut zu zahlen, ein Gut tatsächlicher, also nicht vorgetäuschter, ökologischer Qualität zu erwerben bzw. einen schlechten Kauf zu vermeiden (Erbauungsnutzen). Ein anderes Beispiel hierfür wären auch die gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen (‘Humankapital’), die sich aus der Auseinandersetzung mit der Ware ergeben (Wissen über Preise, Qualitäten usw.). Dieses Humankapital kann bei späteren Käufen genutzt werden und dem Konsumenten bei wiederholten Transaktionen Kosten ersparen und ihm so einen höheren Nutzen aus dem Konsum der Produkte ermöglichen. Der Kauf ökologischer Produkte führt aber nicht notwendigerweise zu einem Nutzengewinn, sondern geht möglicherweise auch mit einem Nutzenverlust einher. Weist Obst aus ökologischem Anbau z.B. Flecken auf, kann ein Ästhetikdefizit aus Sicht des Konsumenten entstehen. Ist das soziale Umfeld des Konsumenten nicht besonders umweltbewusst, besteht die Gefahr, als Öko-Spinner abgetan zu werden. 48 49 50 Vgl. Vershofen (1955). Vgl. Meffert (1993), S. 51f. Vgl. Kaas (1992), S. 475f. zur Unterscheidung von Sozial- und Individualnutzen im Zusammenhang mit ökologischen Produkten. 2. Konzeptionelle Grundlagen 21 Der Konsument wird die unterschiedlichen Transaktionskosten und -nutzen bei der Kaufentscheidung mit berücksichtigen, da er als Nutzenmaximierer das Produkt mit dem höchsten Nutzen bei geringsten Kosten erwerben möchte (vgl. Abbildung 6).51 Individuelle Nutzenwahrnehmungen Gebrauchsnutzen Erbauungsnutzen Selbstachtungsnutzen Fremdachtungsnutzen Individuell wahrgenommene Nutzen-Bilanz Individuell Individuellwahrgenommene wahrgenommene Nutzen-Kosten-Bilanz Nutzen-Kosten-Bilanz Individuell wahrgenommene Kosten-Bilanz Produktpreis Beschaffungskosten Verwendungskosten Post-Verwendungskosten Individuelle Kostenwahrnehmungen Abbildung 6: Das Modell der nutzen-kosten-orientierten Kaufentscheidung Quelle: Belz (2001), S. 78 Unter Berücksichtigung der Kosten und des Nutzens entscheidet sich das Individuum für die Möglichkeit, welche seinen Präferenzen am ehesten entspricht und den höchsten Nettonutzen verspricht. Das umweltbewusste Konsumentenverhalten liesse sich demnach aus Sicht der ökonomischen Theorie so interpretieren: „Übersteigt die Summe der Kosten, die mit dem Konsum (Vorkauf, Kauf, Gebrauch, Postverwendung) eines ökologischen Gutes verbunden sind, diejenigen eines herkömmlichen Produktes bei gleichhoch erwartetem Nutzen, wird der rational handelnde Konsument den Konsum der umweltbelastenden Variante präferieren.“52 Ein Anreiz besteht dann, wenn das Nutzen-Kosten-Verhältnis von ökologischen Produkten besser als jenes herkömmlicher Produkte ist.53 51 52 53 Vgl. zu den Grundannahmen der Transaktionskostentheorie ausführlicher Richter/Furubotn (1996) sowie Kaas (1994), S. 245ff. Hüser (1996), S. 73. Vgl. Hüser (1996), S. 72. 22 2. Konzeptionelle Grundlagen Abschliessend ist hervorzuheben, dass es sich weder bei den Nutzen- noch bei den Kostenkategorien um objektive Grössen handelt, die a priori vorgegeben sind. Sowohl Nutzen als auch Kosten sind individuell wahrgenommene, subjektive Grössen, die sich im Zeitablauf verändern können. Die individuelle Wahrnehmung und Einschätzung hängt von einer Reihe personenbezogener und situativer Faktoren ab, wie bspw. Umweltbewusstsein, Umweltwissen, verfügbares Einkommen, soziales Umfeld und Kaufsituation.54 Ein methodisches Problem besteht in der Erfassung und Bestimmung der individuell wahrgenommenen Nutzen- und Kostenkategorien. Generell gilt die Operationalisierung und Monetarisierung von Transaktionskosten als schwierig.55 Das Problem der Operationalisierung und Quantifizierung wird jedoch dadurch verringert, dass es nicht unbedingt notwendig ist, die absoluten Kosten zu ermitteln. Zur Ableitung von Gestaltungsempfehlungen reicht es vielfach aus, eine vergleichende Analyse der Transaktionskosten vorzunehmen.56 So werden in der vorliegenden Arbeit einzelne Kostenund Nutzenkategorien nicht primär erhoben, sondern unter Berücksichtigung empirischer Sekundärerhebungen qualitativ-verbal argumentiert. 2.4 Landkarte des ökologischen Massenmarktes Während die konzeptionellen Bausteine der Kapitel 2.2 und 2.3. zur Analyse der Ausgangssituation und Identifikation von externen Chancen und Risiken bzw. unternehmensinternen Stärken und Schwächen dienten, bildet das Kapitel 2.4 die Basis für Ableitung von Strategien jenseits der Öko-Nische sowie die Ausgestaltung des operativen Marketing-Mixes. Die Landkarte des ökologischen Massenmarktes stellt dabei ein Konzept dar, das zur Beantwortung und Operationalisierung des im Rahmen dieser Arbeit beabsichtigten Ziels, der „Ökologisierung des Massenmarktes“, herangezogen werden kann.57 Das Konzept ermöglicht es, beide im Hinblick auf die Ökologisierung des Massenmarktes wichtigen Steuergrössen, die ökologische Qualität sowie die Marktanteile von Produkten, zueinander in Bezug zu setzen. Hierbei werden die von Produkten einer Branche induzierten Umweltbelastungen sowie der IST-Zustand der Diffusion unterschiedlicher ökologischer Produktstandards einer Branche graphisch veranschaulicht. 54 55 56 57 Vgl. Belz (2001), S. 72f. Vgl. Belz (2001), S. 77. Vgl. Williamson (1990), S. 25 und Simon (1978), S. 6. Das Konzept der Landkarte des ökologischen Massenmarktes wurde erstmals veröffentlicht in der Zeitschrift „Ökologisches Wirtschaften“, vgl. Wüstenhagen/Meyer/Villiger (1999). 2. Konzeptionelle Grundlagen 23 Dem Konzept liegt die Annahme zugrunde, dass es prinzipiell möglich sei, die ökologische Qualität von bestimmten Produkten bzw. Marktsegmenten zu bestimmen. Die praktische Operationalisierung dieser Annahme wirft zahlreiche Fragen auf, sie soll im folgenden jedoch nicht weiter vertieft werden.58 Wie bei einer „richtigen“ Landkarte handelt es sich bei dem Konzept um ein mehr oder weniger vereinfachendes, aber dennoch für einen bestimmten Anwendungsfall nützliches Modell der Wirklichkeit. Insbesondere lassen sich anhand des Modells die beiden grundsätzlichen Entwicklungspfade in Richtung des Globalziels „Ökologischer Massenmarkt“ veranschaulichen. Abbildung 7 zeigt eine solche „Landkarte des ökologischen Massenmarktes“, auf der die angebotenen Produkte (bzw. Produktprogramme) einer Branche jeweils den beiden Eigenschaften „ökologische Qualität“ und „Marktanteil“ zugeordnet sind. E - Eco Plus Höhere ökologische Qualität im Gesamtmarkt Relative ökologische Qualität der Produkte hoch A - Eco Growth Hohe Qualität FSustainable Shrinking D - Upgrading the Middle C - Enlarging „Bio“ the Middle Mittlere Qualität B - Upgrading Conventionals „IP“ Niedrige Qualität „konventionell“ niedrig 0% Marktanteil 100 % Vergrösserung des (relativen) Marktanteils Abbildung 7: Die Landkarte des ökologischen Massenmarktes Quelle: Wüstenhagen/Meyer/Villiger (1999), S. 27 58 So kann eine derartige Operationalisierung ggf. nur exemplarisch anhand bestimmter Umweltdimensionen (beispielsweise spez. CO2-Emissionen der Produkte, Anbauweise bei Lebensmitteln) vorgenommen werden. Die umfassende Integration zu einer ökologischen Gesamtbewertung (beispielsweise in Form von Umweltbelastungspunkten) wird die Ökobilanzforschung vermutlich noch einige Jahre beschäftigen Vgl. zu den praktischen Operationalisierungsproblemen ausführlicher Villiger/Meyer/Wüstenhagen (2000), S. 17f. sowie die Ausführungen in den einzelnen Branchenkapiteln (Villiger (2000a), S. 84ff.; Meyer, A. (2000), S. 158ff.; Wüstenhagen (2000a), S. 234ff. 24 2. Konzeptionelle Grundlagen Der linke Balken („Bio“) stellt Produkte mit hoher ökologischer Qualität (niedriger spezifischer Umweltbelastung) dar, die erfahrungsgemäss keinen sehr hohen Marktanteil haben („Öko-Nische“). Für die im Rahmen dieser Arbeit näher betrachtete Lebensmittelbranche wären dies also Bio-Produkte, die nach den strengen Bio- oder ÖkoAnbaurichtlinien hergestellt wurden. Der rechte Balken („konventionell“) hingegen stellt Angebote dar, die eine niedrige ökologische Qualität (hohe spezifische Umweltbelastung), dafür aber einen relativ hohen Marktanteil aufweisen („Massenmarkt“). Beispiele hierfür sind Lebensmittel aus konventionellem Anbau. Prinzipiell lassen sich zwischen diesen beiden Extremen beliebig viele Zwischenstufen identifizieren, so dass sich eine hyperbelförmige Kurve ergäbe, welche in der Abbildung punktiert dargestellt ist. Produkte mit mittlerer ökologischer Qualität und einem von Branche zu Branche schwankenden Marktanteil werden vereinfachend in einer dritten Gruppe zusammengefasst (mittlerer Balken). In dieser Gruppe wären z.B. Lebensmittel aus integrierter Produktion (IP) zu finden.59 Anhand von Abbildung 7 lassen sich nun sowohl die Zielsetzung eines „ökologischen Massenmarktes“ als auch alternative Wege dorthin veranschaulichen: Das (Global-) Ziel, eine „Ökologisierung des Massenmarktes“, besteht in einer Verkleinerung der grau schraffierten Fläche. Der Idealfall wäre gegeben, wenn die Grösse dieser Fläche gegen Null sinkt, d.h. Produkte mit maximaler ökologischer Qualität bzw. minimaler spezifischer Umweltbelastung einen Marktanteil von 100% inne hätten. Da es sich bei dieser Vorstellung allenfalls um eine regulative Idee, nicht jedoch um eine realistische Operationalisierung handelt, müssen andere Indikatoren für eine Operationalisierung herangezogen werden. Hierfür bieten sich folgende Möglichkeiten an: „Ein „ökologischer Massenmarkt“ ist erreicht, wenn ... a) ....die grau schraffierte Fläche einen als ökologisch vertretbar anzusehenden Grenz- (oder Schwellen-) wert x nicht übersteigt. (wobei x beispielsweise für den CO2-Ausstoss in Tonnen steht) b) ....die durchschnittliche ökologische Qualität der angebotenen Produkte einen als vertretbar anzusehenden Mindeststandard y erreicht hat (wobei y beispielsweise der durchschnittliche Flottenverbrauch in der Automobilbranche sein kann). c) ....der Marktanteil von „Premium-Öko-Produkten“ einen als zufriedenstellend angesehenen Wert (beispielsweise 50 %) erreicht hat.“60 59 60 Vgl. Villiger (2000a) und Villiger (2000b). Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000), S. 19f. 2. Konzeptionelle Grundlagen 25 Jede der drei Varianten einer Operationalisierung des ökologischen Massenmarktes haben spezifische Vor- und Nachteile. Variante a) beispielsweise ist gut kompatibel mit der Umweltpolitik; mit ihr kann u.a. der Grad der Erreichung von Klimaschutzzielen gemessen werden. Der Vorteil von Variante b) ist der Produktbezug, der dafür sensibilisiert, dass ein diversifiziertes Sortiment aus Produkten mit unterschiedlicher ökologischer Qualität vermutlich der Vorstellung eines ökologischen Massenmarktes in der Realität am nächsten kommt. Ihr Nachteil liegt in der vergleichsweise aufwendigen Operationalisierung. Variante c) ist komplementär zu Variante b. Sie ist vergleichsweise einfach zu operationalisieren und bedingt im Unterschied zu den beiden anderen Varianten keine vollständige Information über die Verteilung der Marktanteile und ökologische Belastung im Gesamtmarkt. Der Nachteil liegt in einer Ignoranz gegenüber Belastungen und Entlastungspotentialen in anderen Marktsegmenten.61 Die Landkarte des ökologischen Massenmarktes stellt zunächst eine statische Beschreibung der IST-Situation in einer Branche dar. Sie kann jedoch auch Ausgangspunkt für eine dynamische Betrachtung sein, indem verschiedene Veränderungsprozesse aufgezeigt werden. So lassen sich analytisch sechs verschiedene Entwicklungspfade unterscheiden, die eine Annäherung an das Ziel ermöglichen. Diese sind in Abbildung 7 mit den Buchstaben A bis F gekennzeichnet und werden im folgenden kurz beschrieben.62 A) ECO-GROWTH – Ausweitung des Marktanteils von „Premium-Öko-Produkten“ Beim Entwicklungspfad des ECO-GROWTH geht es um die Ausweitung des Marktanteils derjenigen Produkte, welche die höchste ökologische Qualität ihrer Branche aufweisen („Premium-Öko-Produkte“). Er stellt den klassischen Weg einer Entwicklung von der Öko-Nische zum ökologischen Massenmarkt dar. Die Marktanteilsausweitung kann dabei sowohl von kleinen bis mittleren spezialisierten Anbietern („Davids“) oder innerhalb des Sortiments von Grossunternehmen („Goliaths“) mit einem gemischten Angebot erfolgen. Mögliche Subentwicklungspfade wären z.B.:63 • Die Umsatzsteigerung bestehender Spezialanbieter von Premium-Öko-Produkten („Upscaling Davids“), • das Aufkommen neuer Spezialanbieter („Multiplying Davids“) • Umsatzsteigerung des Premium-Öko-Segments bei grossen Unternehmen der Branche durch Marktanteilszuwachs oder Ausdifferenzierung des Sortiments („Greening Goliaths“). 61 62 63 Vgl. Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000), S. 20. Vgl. Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000), S. 22ff. Vgl. zum Konzept der Davids und Goliaths ausführlicher Wüstenhagen (1998). 26 2. Konzeptionelle Grundlagen B) UPGRADING CONVENTIONALS – Anheben des ökologischen Mindeststandards im konventionellen Massenmarkt Der dem ECO-GROWTH entgegengesetzte Entwicklungspfad UPGRADING CONVENTIONALS setzt am anderen Ende des Marktes an; bei jenem Segment, welches sich durch vergleichsweise niedrige ökologische Qualität auszeichnet, jedoch einen hohen Marktanteil aufweist. Hier können bereits kleinere relative Verbesserungen durch Anheben des ökologischen Mindeststandards zu spürbaren ökologischen Entlastungen führen.64 Einer weiteren Ausdehnung dieses dritten Entwicklungspfades sind trotz eines vernünftigen Preis-/Leistungsverhältnisses insofern Grenzen gesetzt, als Lebensmittel des mittleren Segments auf dem Markt schwer zu positionieren sind.65 C) ENLARGING THE MIDDLE – Ausdehnung des Mittelsegments zulasten konventioneller Produkte Im Rahmen dieses Entwicklungspfades wird eine Ausweitung des Marktanteils des Segments mit mittlerer ökologischer Qualität („IP-Segment“)66 angestrebt. Sofern diese Ausweitung zu Lasten des Segments mit niedriger ökologischer Qualität erfolgt, kann hier ebenfalls ein hohes Mass an Umweltentlastung realisiert werden. Es muss jedoch angemerkt werden, dass eine Übersetzung dieses Entwicklungspfades in Strategieempfehlungen mit Schwierigkeiten behaftet ist. „Dadurch dass im hier beschriebenen Mittelsegment weder eine ausgeprägte Qualitäts- noch Kostenführerschaft realisierbar ist, riskieren Unternehmen, falls es Ihnen nicht gelingt, sich in anderer Weise einen Alleinstellungsvorteil zu verschaffen, am Ende möglicherweise zwischen allen Stühlen zu sitzen.“67 Zudem scheint dem „hybriden“ Konsumenten ein Mix aus Hochqualitäts- und Billigprodukten leichter vermittelbar zu sein als eine vernünftige Zwischenlösung.68 D) UPGRADING THE MIDDLE – Anheben der ökologischen Qualität im Mittelsegment Ein weiterer Entwicklungspfad besteht in einer Anhebung der ökologischen Standards im Mittelsegment. Auch dieser Weg ist aus Unternehmenssicht eher kritisch zu beurteilen, da man damit zum einen Gefahr läuft, sich (strategisch) den auf dem Markt bereits positionierten Bio-Produkten anzunähern. Zum anderen besteht das Risiko, die 64 65 66 67 68 Die Anhebung des Mindeststandards kann beispielsweise durch technologischen Fortschritt oder freiwillige Selbstverpflichtungen der Unternehmen zur Verbesserung ihrer Umweltleistung (z.B. im Rahmen von ISO 14001) oder durch die Politik erfolgen. Vgl. Villiger (2000a), S. 92. IP steht in der Landwirtschaft für „Integrierte Produktion“, eine Anbauweise, die mit gemässigtem Chemieeinsatz arbeitet. Vgl. hierzu z.B. Villiger (1998). Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000), S. 24. Vgl. Villiger (1998), S. 49f. 2. Konzeptionelle Grundlagen 27 reits positionierten Bio-Produkten anzunähern. Zum anderen besteht das Risiko, die breite Mittelschicht der ein „vernünftiges“ Preis-Leistungsverhältnis suchenden Konsumenten zu verlieren, da die Produkte dieses Segments in der Regel nicht ausgesprochene Qualitätskäufer ansprechen.69 Somit ist eine ökologische Qualitätssteigerung nur schwer zu vermitteln, insbesondere dann, wenn diese mit höheren Preisen erkauft werden muss. Die Überwindung dieser Hürde erfordert besondere Anreize, etwa ein differenziertes Öko-Label, politischen Handlungsdruck oder die Einführung eines Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 mit dem damit verbundenen Zwang zur kontinuierlichen Verbesserung. E) ECO PLUS – Anheben der ökologischen Qualität im „Premium-Öko-Segment“ Das Anheben der ökologischen Qualität im heutigen Premium-Öko-Segment stellt eine weitere Alternative auf dem Weg zur Erreichung des ökologischen Massenmarktes dar. Dies kann entweder durch die Verschärfung bestehender Kriterien (z.B. Senkung von Grenzwerten) oder durch die Berücksichtigung neuer Kriterien (z.B. Regionalität von Produkten) bei der ökologischen Beurteilung von Produkten geschehen. Es ist vorstellbar, dass sich das Bio-Segment dadurch in unterschiedliche Qualitätsstandards unterteilt. „Die untere Grenze würde dann möglicherweise von Bio-Produkten oder BioProgrammen gebildet, welche gerade noch die von der Bio-Verordnung vorgeschriebenen Mindestanforderungen einhalten („eco minimum“), wohingegen sich am oberen Ende der Spannbreite Qualitätslabels herausbilden, zu deren Erlangung die Einhaltung weiterer und strengerer Kriterien vorgeschrieben sind („Knospe+“).“70 Der BioWettbewerb könnte sich demzufolge zu einem differenzierten Öko-Wettbewerb ausweiten, in dem nicht nur die Anbauweise, sondern auch weitere ökologische Wettbewerbsfelder eine Rolle spielen.71 Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten: Möglicherweise könnte dieser Entwicklungspfad für gewisse Unternehmen neue Positionierungsmöglichkeiten eröffnen. Es könnte aber auch sein, dass das nicht allzu günstige Aufwands-Ertrags-Verhältnis bzw. die hohen Grenzkosten derartiger ökologischer Verbesserungen auf hohem Niveau für die Mehrheit der Unternehmen uninteressant ist. F) SUSTAINABLE SHRINKING – Verringerung des Gesamtkonsums Ein alternativer Weg, die Umweltbelastung durch den Konsum herkömmlicher oder ökologischer Produkte zu verringern, besteht in der Reduzierung des Gesamtkonsums. Mögliche Szenarien liegen in Bereichen, wie Lebensdauerverlängerung, verändertes Konsumverhalten, Substitution von Produkten durch Dienstleistungen usw. Aus Sicht 69 70 71 Vgl. Villiger (2000a), S. 93. Villiger (2000a), S. 94. Vgl. zu dieser Vision ausführlicher Villiger (1998), S. 66. 28 2. Konzeptionelle Grundlagen der Lebensmittelbranche lässt sich die Strategie eines „Sustainable Shrinking“ durch ein „weniger“ und ein „anders“ (z.B. Substitution von tierischen durch pflanzliche Produkte) umschreiben.72 72 Vgl. Villiger (2000a), S. 94f. sowie Kapitel 6.4. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 3 29 Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Zur Beurteilung der Potentiale des Electronic Commerce im Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel und zur Ableitung von strategischen Empfehlungen ist ein Grundverständnis über Grösse, Probleme und Potentiale sowie Spielregeln des Marktes notwendig.73 Hierzu soll der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel untersucht werden, d.h. Österreich, Schweiz/Liechtenstein und Deutschland. Diese Länder zählen zu den wichtigsten Märkten innerhalb Europas und bieten sich auch aufgrund des hohen Entwicklungsstandes bei der Verbreitung der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien als Untersuchungsgegenstand in Bezug auf die Integrationspotentiale der neuen Technologien an (vergleichbar hohe InternetPenetrationsraten, vgl. Tabelle 1).74 Darüber hinaus sind die Zusammenhänge auf dem Bio-Markt (Käufer- und Angebotsstruktur) bereits ausführlich untersucht.75 Die Analyse gliedert sich in zwei Schritte: • Zunächst erfolgt eine übergreifende Betrachtung des Status des ökologischen Landbaus (Angebotsseite). Hierbei wird der IST-Zustand des deutschsprachigen Bio-Marktes in Bezug zum weltweiten ökologischen Landbau gesetzt. • Anschliessend wird die Nachfrageseite analysiert. Hierbei werden sowohl die allgemeinen Nachfragetrends auf dem Lebensmittelmarkt als auch spezifische Defizite und Kaufbarrieren auf Endkundenseite auf Bio-Märkten diskutiert (Nachfrageseite). Ziel ist es, einen Überblick über den Bio-Lebensmittelmarkt sowie die Besonderheiten und Probleme auf ökologischen Lebensmittelmärkten zu bekommen. 73 74 75 Vgl. Staehle (1994), S. 586. Von 100 Bürgern haben in Deutschland 30, in der Schweiz 29 und in Österreich 23 Bürger einen Internetzugang, vgl. Boston Consulting Group (2000), S. 8. Vgl. Michelsen/Wynen/Roth (1999) sowie Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1999). 30 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel InternetPenetrationsrate (in %) Jährliches Wachstum (in %) Schweden 68 170 Grossbritannien 37 280 Niederlande 34 210 Deutschland 30 200 Schweiz 29 110 Norwegen 26 200 Österreich 23 210 Finnland 22 160 Dänemark 20 220 Belgien 16 420 Frankreich 14 215 Italien 9 145 Spanien/Portugal 6 185 Europa Gesamt 24 200 Land Tabelle 1: Internet-Penetrationsraten in Europa 1999 Quelle: Boston Consulting Group (2000), S. 8 3.1 Angebotsseite: Status des ökologischen Landbaus 3.1.1 Anbauflächen Der ökologische Landbau ist weltweit auf dem Vormarsch: Derzeit werden ca. 10 Mio. Hektar ökologisch bewirtschaftet.76 Die grössten Flächen befinden sich in Australien (5,3 Mio. Hektar), Italien (958.687 Hektar) und den USA (900.000 Hektar). In der Europäischen Union (EU), ihren sechs Beitrittsstaaten (Estland, Polen, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Zypern) und den Ländern der Europäischen Freihandelszone EFTA (Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz) werden inzwischen knapp 3,5 Millionen Hektar von fast 130.000 Betrieben ökologisch bewirtschaftet. Das sind etwas über zwei Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche und knapp anderthalb Prozent der Betriebe. 76 Vgl. Willer/Yussefi (2000), S. 18. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 31 Die relativen Anteile ökologisch bewirtschafteter Flächen an der gesamt bewirtschafteten Agrarfläche sind in Europa am höchsten. Allerdings unterscheiden sich die BioMärkte sehr in ihrer Entwicklung und den entsprechenden Marktbedingungen.77 Während in Zypern lediglich 15 Bauern nur 0,2 % der gesamten Landwirtschaftsfläche ökologisch bewirtschaften, werden in Liechtenstein über 17 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus bebaut (vgl. Tabelle 2). In den beiden anderen – neben Liechtenstein – im Rahmen dieser Arbeit näher untersuchten deutschsprachigen Ländern Österreich und Schweiz liegt der Anteil bei 8,4 % (Österreich) bzw. bei 7,8 Prozent (Schweiz). Deutschland bewegt sich mit 2,6 Prozent und ca. 8000 Landwirten innerhalb der EU im vorderen Mittelfeld. Australien 5.293.723 5.293.723 Italien Italien 958.687 958.687 USA 900.000 900.000 Deutschland Deutschland 452.279 452.279 Argentinien 380.000 380.000 Spanien Spanien 352.164 352.164 Frankreich 316.000 316.000 Österreich Österreich Grossbritannien 287.900 287.900 240.000 240.000 Canada Canada 163.843 163.843 0 84.124 84.124 Schweiz Schweiz 0 Fläche in ha 1.000.000 2.000.000 3.000.000 4.000.000 5.000.000 6.000.000 Fläche in ha Abbildung 8: Die zehn Länder mit der grössten ökologisch bewirtschafteten Landfläche (zusätzlich Schweiz zum Vergleich) Quelle: in Anlehung an Willer/Yussefi (2000), S. 18 Insgesamt hat in der Europäischen Union zwischen 1986 und 1996 die ökologisch bewirtschaftete Fläche jährlich um durchschnittlich 30 Prozent zugenommen - in allen Ländern ist die Tendenz weiter steigend.78 Das stärkste Wachstum verzeichnen Skandinavien und die Mittelmeerländer. So haben Schweden and Finnland nahezu den Entwicklungsstand der Schweiz erreicht. Italien hat neuesten Statistiken zufolge ihre im Jahre 1996 noch 18.000 ökologisch wirtschaftenden Betriebe auf 40.000 Betriebe verdoppelt. Auch in Mittel- und Osteuropa findet ein starkes Wachstum statt. Die Aus- 77 78 Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1999) sowie Michelsen/Wynen/ Roth (1999). Vgl. Willer/Yussefi (2000), S. 52. 32 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel prägung der Märkte ist insgesamt stark von der historischen Entwicklung, dem Alter und der Grösse der Märkte abhängig. Die dabei letztlich begrenzend bzw. treibend wirkenden Faktoren sind die national unterschiedlichen Agrarstrukturen und Ernährungsgewohnheiten. Sie sind der Grund für die zum Teil erheblichen nationalen Unterschiede. Land Liechtenstein Ökologische Betriebe % an allen Betrieben Ökofläche in Hektar % der landw. Nutzfläche 35 16,00 660 17,00 20.207 8,84 287.900 8,41 Schweiz 5.070 6,80 84.124 7,80 Finnland 5.200 6,10 137.000 6,30 49.018 - 958.678 6,23 Dänemark 3.099 5,20 146.685 6,00 Schweden 3.253 3,80 15.5674 5,50 10.400 2,40 452.279 2,64 473 - 110.756 2,60 1.745 2,30 18.773 1,80 550 0,90 18.572 1,40 11.773 0,90 352.164 1,40 1.356 0,70 240.000 1,20 750 0,20 47.974 1,20 Niederlande 1.216 1,18 22.997 1,15 Frankreich 8.149 1,00 316.000 1,10 Luxemburg 29 1,10 1.002 0,80 Irland 1.058 0,70 32.478 0,70 Island 33 0,80 2.500 0,60 4.231 0,48 15.849 0,47 Estland 114 0,20 4.000 0,40 Slowakei 312 3.000 0,38 Polen 555 11.000 0,30 Zypern 15 - 30 0,02 Ungarn 451 - 34.500 - 129.092 - 3.454.604 Ø 3,01 Österreich Italien Deutschland Tschechien Norwegen Belgien Spanien Grossbritannien Portugal Griechenland Summe Tabelle 2: Ökologischer Landbau in der Europäischen Union, den sechs Beitrittsstaaten und in den EFTA-Ländern Quelle: Willer/Yussefi (2000), S. 53 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 33 3.1.2 Marktvolumen und Umsätze an Bio-Lebensmitteln Detaillierte Zahlen zum internationalen Markt mit Bio-Produkten liegen mit der vom International Trade Centre (ITC) Ende 1999 veröffentlichten Studie „Organic Food and Beverages – World Supply and Major European markets“ vor.79 Nach der ITCStudie befinden sich die weltweit grössten Märkte für Bio-Produkte in Europa, USA und Japan. In dieser Ländergruppe betrug das Marktvolumen 1997 11 Mrd. US$. Für das Jahr 2000 wurde es mit 20 Mrd. US$ prognostiziert. Der grösste Markt für ökologische Lebensmittel ist Europa mit etwa 6,2 Mrd. US$ in 1997, gefolgt von den USA mit 4,2 Mrd. US$ und Japan mit 1,1 Mrd. US$. Innerhalb Europas ist Deutschland der umsatzstärkste Markt (Marktvolumen 1,8 Mrd. US$, vgl. Tabelle 3), gefolgt von Italien (750 Mio. US$) Frankreich (720), Belgien (620), Grossbritannien (450), der Schweiz und den Niederlanden (je 350), Spanien (320), Dänemark (300), Finnland (260), Österreich (225) und Schweden (110). NaturkostMarktvolumen (in Mio US$) Am gesamten Lebensmittelhandel (in %) Jährliches Wachstum (in %) Deutschland 1800 1,2 10 Italien 750 0,6 20 Frankreich 720 0,5 20-25 Belgien 620 - - Grossbritannien 450 0,4 25-30 Schweiz 350 2 20-30 Niederlande 350 1 15-20 Spanien 320 - - Dänemark 300 2,5 30-40 Finnland 260 - - Österreich 225 2 15 Schweden 110 0,6 30-40 Gesamt 6255 - - Land Tabelle 3: Naturkost-Marktvolumen Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Willer/Yusseffi (2000), S. 60 79 Vgl UNCTAD/WTO International Trade Centre (1999) 34 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Während der gesamte Lebensmittelmarkt stagniert, verzeichnet das Bio-Segment ein stetiges Wachstum: Die prognostizierten jährlichen Wachstumsraten liegen je nach Markt zwischen fünf und vierzig Prozent (vgl. Tabelle 3)80; es wird ein Anteil des BioMarktes am gesamten Lebensmittelmarkt in den nächsten Jahren von bis zu zehn Prozent erwartet.81 Der Handel mit Bio-Produkten ist inzwischen zu einem wichtigen Faktor auf dem globalen Lebensmittelmarkt geworden. Insgesamt gesehen spielt der Markt für ökologische Produkte in Europa aus volkswirtschaftlicher Sicht momentan jedoch nur eine untergeordnete Rolle. So betrug der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche 1996 durchschnittlich nur ca. 3%.82 Auch der Marktanteil von Bio-Produkten ist gemessen am Gesamt-Lebensmittelumsatz noch gering: Selbst in Ländern, wie der Schweiz oder Österreich, mit vergleichsweise hohen Bio-Umsätzen und grossen Anbauflächen lag er nur bei 2 %. In Deutschland beträgt der Marktanteil gerade einmal 1,2 %.83 Die Bio-Branche ist immer noch eine Marktnische im gesamten Lebensmittelhandel.84 3.1.3 Hauptabsatzwege für Öko-Lebensmittel in den deutschsprachigen Ländern Da im Rahmen dieser Arbeit der Absatz von Bio-Produkten an den Endkunden im Vordergrund steht (d.h. der sogenannte Business-to-Consumer-Bereich), sollen im folgenden die Hauptabsatzwege für Öko-Lebensmittel näher untersucht werden. Beim Absatz von Öko-Produkten können, ausgehend von den Einkaufsstätten der Verbraucher, drei wesentliche Absatzkanäle in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterschieden werden:85 die Direktvermarktung durch Landwirte, der Absatz über den Fachhandel (Naturkostfachhandel und Reformhäuser) sowie der konventionelle Lebensmitteleinzelhandel.86 80 81 82 83 84 85 86 So schätzt die Food and Agriculture Organisation (FOA) beispielsweise für Japan und Singapur ein jährliches Wachstum von 20 %. Auch den Entwicklungsländern werden gute Chancen für die Vermarktung von BioProdukten vorhergesagt, da in diesen Ländern Produkte angebaut werden, die in Europa und Nordamerika aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht angebaut werden können (z.B. Tee, Kaffee, Kakao, Gewürze, Gemüse, Zitrusfrüchte etc.). Vgl. Willer/Yussefi (2000), S. 24. Vgl UNCTAD/WTO International Trade Centre (1999). Vgl. Michelsen/Wynen/Roth (1999), S. 13. sowie Willer/Yussefi (2000), S. 60. Vgl. Willer/Yussefi (2000), S. 35 und 108. Vgl. Belz/Schneidewind/Villiger/Wüstenhagen (1997), S. 9. Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1999); sowie für die Schweiz Belz/Villiger (1998), S. 297ff; Belz (1997), S. 2ff.. Andere Absatzwege, wie der Verkauf über Fleischereien, Bäckereien und den übrigen Facheinzelhandel spielen nur eine untergeordnete Rolle. Vgl. Michelsen/Wynen/Roth (1999), S. 14. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 35 Die Direktvermarktung hat – Getreide, Milch und Rindfleisch ausgenommen – grosse Bedeutung. In allen drei Ländern beträgt diese Absatzform ca. 20 % (vgl. Tabelle 4).87 Hinsichtlich der beiden übrigen Absatzwege sind die Entwicklungen in den drei Ländern recht unterschiedlich. Der Fachhandel, der den Naturkostfachhandel, die Reformhäuser und das Nahrungsmittelhandwerk umfasst, hat in Deutschland nach wie vor eine wichtige Stellung in Bezug auf den Absatz von Öko-Produkten (46 %). Allerdings ist hier eine Abschwächung der Wachstumsraten unverkennbar: So stagnierte der Umsatz in den Reformhäusern in den letzten vier Jahren. Auch in Österreich und der Schweiz sind die Zahlen rückläufig.88 Hier liegt die Umsatzverteilung nur noch bei 21 % (Schweiz) bzw. 9 % (Österreich). Zurückzuführen ist dies u.a. auch auf den verstärkten Kostendruck innerhalb der Lebensmittelbranche aufgrund der Marktsättigung im Lebensmittelbereich. Angaben in % Direktvermarktung Naturkostläden/Reformhäuser Konventioneller LEH Andere Österreich 18 9 73 0 Schweiz 19 21 57 3 Deutschland 19 46 26 9 Tabelle 4: Umsatzverteilung von Bio-Lebensmitteln nach Vertriebswegen Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Willer/Yussefi (2000), S. 61 Im Wachstum begriffen ist hingegen der Absatz über den konventionellen Lebensmittelhandel: Zahlreiche Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland widmen dem Öko-Marktsegment bereits Aufmerksamkeit und haben ihr Engagement in diesem Bereich in jüngster Zeit verstärkt. Abgesehen von einigen eher vorsichtig zu interpretierenden Umsatzschätzungen wird daraus aber nicht der tatsächliche Umfang dieses Engagements deutlich, über das auch keine verlässlichen Informationen vorliegen. Es lässt sich feststellen, dass der überwiegende Teil der genannten Unternehmen Öko-Produkte bei weitem nicht in allen Vertriebsschienen und oft nicht flächen87 88 Vgl. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1999), S. 88. Fraglich bleibt aber, ob die Stagnation nicht auf Mängel oder Ineffizienzen bei der Vermarktung zurückzuführen ist (Kaufbarrieren durch weite Anfahrtswege, unprofessionelles Marketing, keine Kooperationen der Landwirte etc.) und ob dieser Absatzweg auch bei einer Nachfragesteigerung nach Öko-Produkten relativ an Bedeutung verlieren wird. Möglicherweise bieten die neuen Informations- und Kommunikationstechniken wie das Internet ungenutzte Potentiale, um den Umsatzanteil dieser Absatzform zu erhöhen. Vgl. zur Entwicklung in den untersuchten Ländern: Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (1999), S. 91f. (Deutschland), S. 104f. (Schweiz), S. 113f. (Österreich), sowie für die Schweiz ausführlicher Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000), S. 61ff. und Villiger (2000a), S. 22ff. 36 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel deckend in allen Läden einer Vertriebsschiene anbietet.89 So werden in Deutschland nur 26 % der Bio-Produkten über den konventionellen Lebensmittelhandel umgesetzt, während dieser Anteil in der Schweiz bereits bei 57 % liegt. Dies ist vor allem auf die ökologische Vorreiterrolle der beiden grössten Lebensmittelfilialunternehmen Migros und Coop zurückzuführen, die zusammen einen Anteil am Gesamtlebensmittelmarkt von knapp 50 % haben.90 Noch höher ist der Bio-Anteil des konventionellen Lebensmitteleinzelhandels in Österreich: Hier werden 73 % der Bio-Produkte über den Detailhandel vertrieben. Als wichtige Handelsunternehmen sind hier vor allem Billa und Spar zu nennen. Beide Handelsketten zusammen haben einen Gesamtanteil am Lebensmittelmarkt von über 60 %.91 Damit zählt Österreich neben der Schweiz in Europa zu den Ländern mit dem höchsten Konzentrationsgrad im Lebensmittelhandel. EXKURS: Historische Entwicklungsstufen im Bio-Lebensmittelmarkt Betrachtet man die Entwicklung hinsichtlich der drei Absatzformen auf dem BioLebensmittelmarkt, ist eine Verschiebung von den traditionellen Formen der BioVermarktung hin zu professionellen Vermarktungsstrukturen zu erkennen. Die drei Absatzwege stellen dabei die historischen Entwicklungsstufen im Bio-Markt dar: Die Direktvermarkter waren die Pioniere der ersten Stunde. Danach folgte die Phase des Naturkosthandels, der mit missionarischer Überzeugungsarbeit „Bio“ breiteren Käuferschichten eröffnete. Die dritte Stufe des konventionellen Lebensmittelhandels eröffnet Bio-Produkten mit Hilfe professioneller Vermarktungsstrukturen den Weg zu breiteren Bevölkerungsschichten. Folglich lässt sich die These aufstellen, dass die drei Länder jeweils drei unterschiedliche Entwicklungsstadien der Bio-Vermarktung dokumentieren.92 In „jüngeren“ Märkten, wie in Deutschland, stehen noch Naturkostläden im Mittelpunkt. Diese verlieren mit zunehmender Professionalisierung immer mehr an Bedeutung und es kommt zu einer Verschiebung des Vermarktungsschwerpunkts auf den konventionellen Lebensmittelhandel (Österreich). Dies legt den Schluss nahe, dass, wenn der Verbrauch von Öko-Produkten entscheidend gesteigert werden soll, dies aller Voraussicht nach über den konventionellen LEH erfolgen muss.93 89 90 91 92 93 Vgl. Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (1999), S. 100. Vgl. Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000), S. 63. Vgl. Allerstorfer (1995), S. 6. Vgl. Belz (1998), S.18ff. Vgl. Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Forsten (1999), S. 96. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 37 3.2 Nachfrageseite: Trends, Zielgruppen und biomarktspezifische Defizite 3.2.1 Allgemeine Trends auf dem Lebensmittelmarkt Auf Nachfrageseite sind auf dem deutschsprachigen Lebensmittelmarkt verschiedene demographische Entwicklungslinien und Trends zu erkennen (vgl. hierzu auch Tabelle 5). So ist beispielsweise in der heutigen Gesellschaft ein zunehmendes Streben nach Gesundheit/Wellness zu erkennen, das auf die gestiegenen Anforderungen im Beruf, die Folge von Stress und der zunehmenden Umweltbelastung zurückzuführen ist. Die Sorge um die eigene Gesundheit führt dazu, dass die Konsumenten vermehrt naturnahe Produkte und Dienstleistungen nachfragen (z.B. Naturkosmetika, alternative Medizin etc.). Dieser Trend kann Bio-Produkte Marktchancen eröffnen. Eine weitere Entwicklung auf Nachfrageseite ist die Tendenz zu einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft: Ein Teil der Bevölkerung leidet unter Arbeitslosigkeit und stagnierenden Löhnen, während der andere Teil sich an hohen Kapitalgewinnen erfreut. Diese Entwicklung spiegelt sich wieder in der Aufteilung der Nachfrage in preisgünstige Discount-Produkte und in solche hoher Qualität und führt zu einer zunehmenden Ausdünnung im mittleren Preissegment. Da Bio-Produkte i.d.R. vom Nachfrager als qualitativ hochwertig empfunden werden, könnten sie von dieser Entwicklung profitieren. Eine weitere Folge ist das sogenannte „hybride Konsumentenverhalten“ das dazu führt, dass der Konsument in gewissen Konsumbereichen Sparsamkeit und Anpassung zeigt, in anderen sich jedoch durch extravagante, teure Produkte abzuheben versucht.94 Diese Entwicklung eröffnet innovativen Unternehmen Profilierungschancen, bspw. „BioConvenience-Erzeugnissen“95 am Markt abzusetzen. Die sich aus den übrigen Trends ergebenden Folgen für den Verbraucher und die daraus resultierenden Chancen für den Handel sind in Tabelle 5 im Überblick dargestellt. 94 95 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Villiger (2000), S. 66f., vgl. zum hybriden Konsumenten auch Blickhäuser/Gries (1989) oder Schmalen (1984). Convenience-Produkte sind industriell oder gewerblich vorgefertigte Lebensmittel wie Tiefkühlkost, Fertiggerichte oder Mahlzeiten, die im Mikrowellenherd zubereitet werden können. Vgl. Meier-Ploeger et al. (1997), S. 24. Solche „Bio-Convenience-Erzeugnisse“ kommen einem „hybriden Produkt“ gleich: Umweltentlastungseffekte, welche durch eine naturnahe Anbauweise erzielt werden, werden durch den höheren Verarbeitungsgrad wieder kompensiert. 38 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Trend Beschreibung Folgen Chancen für Handel Ältere aktive Konsumenten Die Lebenserwartung steigt. Dies führt bei stagnierender Geburtenrate zu einem grösseren Anteil älterer aktiver Konsumenten in der Gesellschaft. Ältere Konsumenten weisen einen höheren Vitaminverbrauch auf und gelten in Gesundheitsfragen als sensibilisierter. Steigender Absatz von gesunden Lebensmitteln; Chancen für HeimlieferDienste Steigendes Bildungsniveau Das Bildungsniveau steigt. Die Konsumenten werden kritischer. Die zunehmende Umweltbelastung erhöht die persönliche Betroffenheit. Mit besserer Kenntnis der Zusammenhänge von Konsum und Umweltbelastung wächst das Verantwortungsbewusstsein (Resultat: reflektiertes Einkaufsverhalten). Chancen für Unternehmen, welche gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und transparent informieren. Chancen für naturnah produzierte Lebensmittel. Zeitknappheit Steigende Anforderungen im Berufsleben und Vielfalt an Freizeitangeboten führen zu subjektiv empfundener Zeitknappheit. Dem Konsumenten bleibt weniger Zeit für den Lebensmitteleinkauf und die Zubereitung der Mahlzeit. Bedarf nach vorverarbeiteten Produkten; steigende Bedeutung von Ausserhauskonsum. Kleine Haushalte Die durchschnittliche Haushaltsgrösse nimmt ab (Anteil von Ein- und Zweipersonenhaushalten steigt). Mit veränderter Haushaltsgrösse ändern sich die Ess- und Kochgewohnheiten Sinkende Bereitschaft, aufwendige Menüs zu kochen. Steigende Nachfrage nach kleineren Portionen und Convenience. Individualismus Mit zunehmender Individualisierung wird das Bestreben von Menschen verstanden, sich von anderen abzugrenzen, „anders zu sein“ undsich selbst zu verwirklichen. Die Segmentierung in grössere, konsistente Nachfragersegmente wird in Frage gestellt. Fragmentierung der Märkte; verstärkte Innengerichtetheit und Sorge um die eigene Gesundheit. Gefragt sind eine Angebotsvielfalt, die eine individuelle Zusammenstellung des Warenkorbes ermöglicht. Chancen eröffnen sich gesunden, vorverarbeiteten Produkten in kleineren Portionen. Cocooning Als Folge der Unübersichtlichkeit und Orientierungslosigkeit im Meer der Konsum- und Freizeitangebote entsteht das Bedürfnis nach Vertraut- und Geborgenheit; Suche nach der „heilen Welt“. Rückzug ins traute Heim. Weiter: Flucht „aufs Land“, regionale Verbundenheit, Entdeckung der Langsamkeit („Entschleunigung“), Orientierung an Altbewährtem; bewusste Ernährung. Renaissance traditioneller Rezepte. Chancen für regionale Produkte. Einkauf beim Bauern oder im Dorfladen. „Währschaftes Essen“ nach Grosis Kochbuch als Reaktion auf Junk-Food-Trend. Wellness/Fitness Streben nach Gesundheit und Ergreifen präventiver Massnahmen (Folgetrend der Individualität und gestiegenen Anforderungen im Beruf; Folge von Stress oder Umweltbelastungen). Sorge um die eigene Gesundheit sorgt für Wachstumszahlen naturnaher Produkte in verschiedenen Branchen (Kosmetik/Körperpflege, Sauna/Massage, alternative Behandlungsmethoden) Chancen für Fitness- und Bio-produkte sowie Frischekonzepte, verbunden mit Einkaufserlebnis. Streben nach einer gesunden Ernährung; Kombination mit Lifestyle-Images. Polarisierung Ein Teil der Gesellschaft leidet unter Arbeitslosigkeit und stagnierenden Löhnen. Ein anderer Teil erfreut sich an hohen Kapitalgewinnen. Aufteilung der Nachfrage in preisgünstige (Discount-) Produkte und in solche hoher Qualität – auf Kosten des mittleren Segments. Konsumenten kaufen preisund/oder umweltbewusst ein und verhalten sich in ihren Kaufentscheidungen kritischer und anspruchsvoller. Tabelle 5: Nachfragetrends – Folgen und Chancen für den Handel Quelle: Villiger (2000), S. 37f. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 39 Die Kenntnis der Entwicklungen auf Nachfrageseite bietet dem Anbieter Anhaltspunkte zur Antizipation von Nachfragetrends und Produktinnovationen. Es lässt sich festhalten, dass sich infolge des steigenden Durchschnittsalters und Bildungsniveaus, der höheren Informationsverfügbarkeit, der steigenden persönlichen Betroffenheit durch die Umweltverschmutzung sowie der Individualisierungstendenzen Chancen für den Absatz gesunder Produkte (wie z.B. Bio-Lebensmittel) oder für Produkte, die für gesund gehalten werden (z.B. Health Food) eröffnen. Auch Qualitätsüberlegungen bestimmten in zunehmendem Masse das Kaufverhalten bei Lebensmitteln: Aufgrund von Lebensmittelskandalen wie BSE, Hormonskandalen in der Tierzucht und gentechnisch veränderten Produkten wird vermehrt qualitätsbewusst eingekauft. Aspekten, wie Gesundheit, Genuss, Umweltverträglichkeit und Natürlichkeit, kommt eine höhere Bedeutung zu (vgl. Abbildung 9). Da Öko-Produkte i.d.R. qualitativ hochwertiger und frei von Schadstoffen sind und dieser Trend gleichermassen für normale Konsumenten wie auch Internet-Nutzer zutrifft, könnte er sich positiv auf den Absatz ökologisch erzeugter Produkte per Internet auswirken. 0,4 0,4 Sozialverträglichkeit 0 Schnelligkeit 0,7 0,7 0,7 Sicherheit 0,4 Leistungsfähigkeit 0,8 0,5 Bequemlichkeit 0,8 Appetitlichkeit 0,8 0,8 Natürlichkeit 0,8 0,9 0,9 0,9 Umweltverträglichkeit 0,8 Genuss 1 1,3 1,3 Gesundheit 0 Durchschnitts-Konsument 0,2 0,4 Online-Käufer 0,6 0,8 1 1,2 1,4 wichtiger Durchschnittswerte: viel wichtiger +2, etwas wichtiger +1; gleichwichtig 0, etwas weniger wichtig –1; viel weniger wichtig –2 Abbildung 9: Leitmotive beim Essen Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an o.V. (1999b) 40 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Bedeutend ist ferner die Erkenntnis, dass der Gesundheitsaspekt bei der Ernährung nicht auf Kosten der Bequemlichkeit und des Genusses gehen darf. Die kleiner werdenden Haushalte, die wachsende Zeitknappheit sowie der steigende Anteil berufstätiger Frauen fördern den Bedarf nach Convenience-Produkten und versprechen dem Ausserhauskonsum steigende Absatzzahlen.96 Somit sind nicht nur die Produkte selbst, sondern auch die produktbegleitenden Dienstleistungen von Bedeutung. Im Rahmen der Direktvermarktung haben sich hier schon Vermarktungsformen wie Gemüsekisten und Lieferservices etabliert, die stark auf Bequemlichkeit und persönliche Bindung setzen. Weiter entwickeln sich Verkaufskanäle wie Tankstellenshops oder Lebensmittelautomaten überdurchschnittlich, die dem Wunsch des Kunden entsprechen, Produkte des täglichen Bedarfs auch ausserhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten einkaufen zu können.97 3.2.2 Konsumententypen Ausgehend von den auf der Basis des Konsumentenverhaltens und durch die Markforschung identifizierten Konsumententypen mit jeweils unterschiedlich ausgeprägten Bedürfnissen, Motiven und Einstellungen hinsichtlich des umweltbewussten Kaufverhaltens, lassen sich Zielgruppentypologien gewinnen. Ein häufige verwendeter Klassifizierungsansatz ist die Unterscheidung in drei Gruppen:98 • Umweltorientierte Haushalte („Umweltengagierte“): Diese Gruppe zeichnet sich durch eine positive Einstellung zum Umweltschutz aus und kauft nach Möglichkeit immer umweltfreundliche Produkte. Insbesondere die Kerngruppe der Umweltengagierten ist bereit, persönliche Einschränkungen hinzunehmen und einen höheren Preis für umweltverträgliche Produkte zu zahlen. • Haushalte ohne differenzierte Einstellungen („Umweltbewusste“): Diese Gruppe bringt zwar ihr Interesse und Engagement zum Umweltschutz zum Ausdruck, kaufen noch nicht konsequent umweltfreundlich oder sind nur in begrenztem Umfang bereit, persönliche Einschränkungen hinzunehmen. • nicht-umweltorientierte Haushalte („Umweltdesinteressierte“): Diese Gruppe ist zu wenig Konzessionen bereit. Sie zeichnen sich durch eine indifferente bis negative Einstellung zum Umweltschutz aus und zeigen auch nur in geringem Mass konkretes umweltbewusstes Kaufverhalten. 96 97 98 Amerikanische Konsumenten geben beispielsweise 1997 bereits 43 % ihres Lebensmittelbudgets ausserhalb traditioneller Lebensmittelgeschäfte aus: in Restaurants, Schnellimbissstuben oder Tankstellenshops. Vgl. hierzu Poirier/Reiter (1997), S. 26. Vgl. Villiger (2000), S. 40. Vgl. Hopfenbeck/Roth (1994), S. 83 sowie Belz (1995), S. 63. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 41 Kritisch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass eine Bestimmung der ökologischen Zielgruppen in der Praxis Schwierigkeiten bereitet. Es wäre zu hinterfragen, inwiefern sich die Kerngruppe der Umweltaktiven tatsächlich konsequent am Umweltgedanken orientiert. Viele Käufer verhalten sich im täglichen Leben nicht konsequent und greifen morgens zum Bio-Joghurt während sie mittags ins Fast Food-Restaurant gehen.99 Hierfür werden in der Literatur eine Vielzahl von Gründen angeführt – von höheren Preisen, über eine schlechte Verfügbarkeit bis hin zur Verunsicherung aufgrund des allzu grosszügigen Umgangs mit Öko- und Bio-Siegeln.100 Die Entwicklungen auf Nachfrageseite, wie verstärkter Individualismus, Polarisierung, hybrides Kaufverhalten usw., führen dazu, dass sich die umweltbewussten Zielgruppen nicht mehr in die herkömmlichen Marktsegmente einordnen lassen.101 Aufgrund dieser Unschärfen und Erhebungsschwierigkeiten existieren in der Wissenschaft neben der oben erwähnten Drei-Teilung eine Vielzahl weiterer Konsumententypologien.102 Im Hinblick auf die Ernähung konnten in einer neueren empirischen Untersuchung des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) sechs Ernährungsorientierungen bzw. Lebensstilgruppen ausgemacht werden, die sich für eine Typologisierung in Bezug auf den Lebensmitteleinkauf eignen: I. Gesund und natürlich, II. Gesund und fit, III. Genussvoll und exklusiv, IV. Traditionell und gut, V. Schnell und bequem, sowie VI. Schnell und billig (vgl. Tabelle 6).103 Auch diese sechs Ernährungsorientierungen sind nicht überschneidungsfrei. Sie stellen Idealtypen dar, welche in der Realität häufig kombiniert werden. Je nach situativem Kontext überwiegt die eine oder andere Orientierung.104 Für die erste Lebensmittelgruppe („gesund und natürlich“) besteht der Nutzen vor allem in der Gesundheit und der Naturbelassenheit von Lebensmitteln. Sie entspricht in ihrem Verhalten der Gruppe der umweltorientierten Haushalte und handelt nach ökologischen/ethischen Grundprinzipen. Dafür sind sie auch bereit, höhere Produktpreise und Beschaffungskosten zu akzeptieren. Bevorzugte Einkaufsstätten sind Bioläden, Reformhäuser, Wochenmärkte und die Direktvermarktung ab Bauernhof. Aus dieser Lebensstilgruppe rekrutieren sich die Intensivkäufer, die bereits seit mehreren Jahren 99 100 101 102 103 104 Vgl.Belz, C. (1991), S. 17. Vgl. zu den Informations- und Unsicherheitsproblematik auch Kapitel 3.2.4. Vgl. Peattie (1992), S. 119. Vgl. hierzu ausführlicher Hopfenbeck/Roth (1994), S. 82ff. Vgl. Empacher/Götz (1999), S. 12-15 zu einer näheren Darstellung der sechs Ernährungsorientierungen bzw. Lebenstilgruppen. Vgl. Empacher/Götz (1999), S. 15. 42 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Bioprodukte kaufen und im Hinblick auf Ernährung und biologischen Landbau gut informiert sind. Auch für die zweite Lebensstilgruppe („gesund und fit“) ist Gesundheit ein wichtiges Element, wird jedoch als Mittel zum Zweck gesehen, um fit zu sein. Nahrung muss funktional sein und den Körper in die Lage versetzen, sportliche (Höchst-) Leistungen zu erbringen. Diese Gruppe kauft daher vorzugsweise „Functional Food“ (vgl. Exkurs: Functional- und Health-Food – ein Trend auch im Bio-Bereich?), welches mit Vitaminpräparaten und sonstigen gesundheitsfördernden Zusätzen angereichert ist. Aufgrund des reduktionistischen Verständnisses von Gesundheit ist diese Gruppe für Produkte aus biologischem Landbau nur bedingt zugänglich. Bioprodukte sind daher nur unter Betonung der Gesundheits- und Leistungsaspekte absatzfähig.105 EXKURS: Functional- und Health-Food – ein Trend auch im Bio-Bereich? Functional-Food bzw. Health-Food sind Nahrungsmittel mit einem gesundheitlichen Zusatznutzen, d.h. Lebensmittel, die durch Anreicherung mit neuen oder neu kombinierten Stoffen Krankheiten vorbeugen oder sogar heilen sollen.106 Obwohl noch keine wissenschaftlich belegten Erkenntnisse vorliegen, dass die künstlichen Zusatzstoffe diesen Ansprüchen gerecht werden, erlebt Functional-Food im Zuge der Fitness- und Gesundheitswelle einen ähnlichen Boom wie zuvor die Light-Produkte. Beispiele für solche Produkte sind in den USA das Getränk „Femme Vitale“ mit Eisen und Calcium zur Osteoporosevorbeugung speziell für Frauen oder das Getreideprodukt „Ban Buds“ mit Pflanzenhülsen zur Cholesterin- Senkung. In Deutschland werden mit den Zellschutzvitaminen A, C und E angereicherte Drinks oder mit Bakterien versetzte Joghurtkulturen (wie z.B. LC1 von Nestlé) angeboten.107 Die Functional Food-Entwicklung hat heute bereits die Biobranche erreicht. Auch wenn bisher nur naturbelassene, unveränderte Lebensmittel angeboten wurden und synthetische Zusätze verboten sind, sind erste Produkte auch im Biohandel erhältlich. Beispiele sind die nordrhein-westfälische Bio-Molkerei Söbbecke, die Joghurts mit lebenden Bakterienstämmen zur Verbesserung der Darmflora offeriert oder die BioSaftabfüller Beutelsbacher und Voelkel, die den Most mit Vitaminen A, C und E ergänzen. 105 106 So könnte man Bioprodukte bspw. mit einem Slogan wie „Power aus der Natur“ bewerben und vermehrt über neue Distributionskanäle wie etwa Fitness-Center vertreiben. Vgl. Oberritter (1996), S. 98. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 43 Die dritte Lebensstilgruppe („genußvoll und exklusiv“) präferiert gerne Ausgefallenes wie bspw. internationale Spezialitäten oder Delikatessen. Im Vordergrund steht der Geschmack; Kochen und gemeinsames Essen wird als sozio-kulturelles Erlebnis empfunden, das sich insbesondere die Gruppe der finanziell Bessergestellten gönnt. Sind Bioprodukte besser im Geschmack und weisen sie eine höhere Qualität auf, bestehen gute Aussichten, diese Zielgruppe zu erschliessen.108 Die vierte Lebensstilgruppe („traditionell und gut“) bevorzugt die traditionelle deutsche Küche mit viel Fleisch, Kartoffeln und einheimisches Gemüse. Sowohl für den Einkauf (Wochenmarkt, Bauernhof) als auch für die Zubereitung verwenden die Personen aus dieser Gruppe viel Zeit. Der Einkauf wird dabei zum Erlebnis, der mit sozialen Kontakten verbunden ist. Schafft man die Verknüpfung von Bioprodukten mit traditionellen Werten und stellt man den Bio-Bauernhof als Ort der Idylle dar, bestehen für diese Zielgruppe gute Absatzpotentiale. Für die fünfte Lebensstilgruppe („schnell und bequem“) stehen ConvenienceAspekte des Einkaufs und der Zubereitung im Mittelpunkt. Aktivitäten rund um die Ernährung werden als lästig und zeitraubend empfunden – Nahrung soll satt machen. Bevorzugte Produkte sind Fertig- bzw. Halbfertiggerichte und Fast Food-Angebote. Sie sind allenfalls dann für Bioprodukte offen, wenn sie als Convenience-Produkte im Supermarkt angeboten werden.109 Der Lebensmittelhandel zeigt grosses Interesse an Convenience-Produkten in Bio-Qualität, da die Preissensibilität der Konsumenten in diesem Bereich nicht so ausgeprägt ist und die Preisdifferenz zwischen herkömmlichen und biologisch angebauten Produkten vergleichsweise gering ist.110 Für die sechste Lebensstilgruppe („schnell und billig“) ist der Preis aufgrund finanzieller Engpässe zentral für die Kaufentscheidung . Für diese Lebensstilgruppe kommen Bio-Produkte erst dann in Frage, wenn es keine oder nur noch unwesentliche Preisunterschiede zu konventionellen Produkten gibt. 107 Ein allgemeiner Überblick der Entwicklung bieten http://www.cdonline.de/food/ sowie http://www.tomorrow.de. 108 Der Geschäftsführer der Bio Suisse, Dietler, sieht in dieser Zielgruppe das zukünftige Wachstumspotential von Bioprodukten: „Der Anteil der konsequent biologisch ausgerichteten KonsumentInnen wird kaum noch bedeutend ansteigen. Wachstumspotenziale bestehen hingegen bei den genussorientierten KonsumentInnen. Sie kaufen Bio-Produkte nicht in erster Linie aus einer ökologischen, sondern eher aus einer ichbetonten (Selbstverwöhnung!) Grundhaltung heraus. Die Bioprodukte fügen sich in den Megatrend Gesundheit/Wellness ein und gehören zum Alltag der Wellnessgeneration.“ Dietler (1999), S. 5 zitiert nach Belz (2001), S. 147. 109 Meier-Ploeger. et al. (1997): 24-26 machen ein großes Potential für Bioprodukte in Convenience-Qualität aus. 110 Vgl. Dietler (1999), S. 4. 44 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Typ Ernährungsorientierung Sozioökonomisches Merkmal Gesund und natürlich • Gesunde und naturbelassene Lebensmittel (LM) • Ausgewogene Ernährung Bevorzugte Einkaufsstätten sind Direktvermarkter • Sehr breit verteilt, jedoch Überhang an höheren Bildungsschichten • Viele Familien mit jüngeren Kindern • Mehr Frauen als Männer Gesund und fit • Gesunde Nahrungsmittel sind Mittel zum Zweck (Fitness und Leistung) • Nahrung fettreduziert, eiweißreich • Reduktionistisches Verständnis von Gesundheit • Eher jüngere • Mehr Männer als Frauen Genussvoll und exklusiv • Genuss und Exklusivität des Essens • Kochen und Essen als Erlebnis • Häufiges Essen außer Haus • Finanziell besser Gestellte • Mehr Männer als Frauen • Ältere mit höherem Einkommen Traditionell und gut • traditionelle deutsche Küche (viel Fleisch, Kartoffeln, Gemüse) • Einkauf über Direktvermarktung • Personen ab 45 • Viele aus ländlichen Regionen Schnell und bequem • Alle Aktivitäten um die Ernährung werden als lästig empfunden • Einkauf/Essen als Notwendigkeit • Großer Konsum von Fertiggerichten, • häufige Inanspruchnahme von Fast-Food-Angeboten • Viele Jüngere, die das Elternhaus noch nicht verlassen haben • Ältere, die im Beruf stark eingespannt sind Schnell und billig • Billige Nahrungsmittel • Sonderangebote von Bedeutung • Einkaufsorte sind Discounter und große Verbrauchermärkte • Finanziell schlechter Gestellte • Eher untere Bildungsschichten • Viele alleinerziehende oder doppelt belastete Mütter Tabelle 6: Lebensstilgruppen im Lebensmittelmarkt Quelle: in Anlehung an Belz (2001), S. 146 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 45 3.2.3 Defizite und Hindernisse ökologischer Märkte111 Die Ausführungen haben gezeigt, dass der Lebensmittelmarkt im durch eine Vielzahl unterschiedlicher Trends gekennzeichnet ist.112 Dies bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Bio-Lebensmittelmarkt, insbesondere auch aufgrund der Tendenz einer zunehmenden Integration des Bio-Angebotes in die konventionellen Marktstrukturen. Den Konsumentenpräferenzen Qualität, Convenience, Erlebnis und Genuss wird der Lebensmittelhandel und damit auch der Handel mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln mit einschneidenden Veränderungen entgegnen müssen.113 Wie im folgenden gezeigt wird, existieren auf Bio-Märkte zusätzlich zu den allgemeinen Entwicklungen besondere Defizite und Hindernisse. Diese führen seitens der Konsumenten zu Kaufbarrieren für Öko-Produkte und sollten vom Anbieter bei der Ausgestaltung der Marketing-Strategie und des Marketing-Mixes berücksichtigt werden.114 Grundsätzlich lassen sich hierbei zwei Arten von Kaufbarrieren unterscheiden:115 • Informations- und vertrauensbezogene Kaufbarrieren sowie • Kosten- und nutzenbezogene Kaufbarrieren. 3.2.4 Informations- und vertrauensbezogene Kaufbarrieren: Unsicherheit, Opportunismus und adverse Selektion In der Regel existieren auf Märkten allgemein und auf ökologischen Märkten im besonderen Informationsasymmetrien, d.h. eine ungleiche Verteilung von Information. Das Verhältnis ist reziprok, denn auf beiden Seiten befinden sich Informationen, die übertragen, und Informationslücken, die geschlossen werden sollen. So sind auf der einen Seite die Nachfrager besser informiert über ihre persönlichen Daten, Vorlieben und Nutzungsvorstellungen sowie über ihre Beurteilung der Produktqualität oder Herstellerreputation. Hier versucht der Anbieter, sein Defizit mittels Informationsgenerierung abzubauen.116 Die Anbieter hingegen sind besser informiert über Produktionsund Qualitätssicherungsprozesse, über Unternehmenskultur und umweltbezogene Leitsätze. Gerade hier ergeben sich aus Verbrauchersicht Probleme: Häufig ist nur ein Bruchteil der (umweltschutzbezogenen) Tätigkeiten eines Unternehmens bekannt, 111 112 113 114 115 116 Vgl. zu folgenden Ausführungen auch Kapitel 2.2 in Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000). Vgl. Belz/Villiger 1997, 17f.; vgl. Abb. 2. Vgl. Gröppel-Klein (1999), S. 9ff. Vgl. Hüser (1996), S. 27. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit den Ursachen der Kaufbarrieren vielfältige Erklärungen gegeben Vgl. z.B. Bänsch (1990); Monhemius (1993); Meffert/Kirchgeorg (1993), S. 92ff. In Anlehnung an Kaas (1990), S. 539ff.. Vgl. Hüser (1996), S. 28. 46 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel während ein Grossteil der übrigen Umweltschutzmassnahmen in den Medien nicht dargestellt bzw. von den Konsumenten nicht wahrgenommen und dementsprechend auch nicht honoriert wird (Transparenzdefizit). Die Informationsasymmetrie wird durch die Sättigungstendenzen am Markt noch verstärkt; immer mehr und ähnlichere Produkte drängen auf den Markt.117 Um die Produkte weiterhin absetzen zu können, stiegen die Werbeaktivitäten auf Anbieterseite.118 Folglich sieht sich der Konsument heute vor einem Informationsüberangebot: Für Deutschland (nur alte Bundesländer) wurde beispielsweise ein durchschnittlicher Informationsüberschuss von etwa 98 Prozent ermittelt, d.h. nur circa zwei Prozent werden tatsächlich vom Informationsempfänger aufgenommen.119 Dies führt zu geringerer Markttransparenz und letztendlich sinkt auch das Interesse der meisten Menschen an schwer verständlichen, erklärungsbedürftigen Fakten, wie z.B. der Bedeutung von Abgasen für das Ozonloch.120 Gerade bei der Kommunikation umweltverträglicher Produkteigenschaften sind solche Informationen jedoch wichtig, da sie die Glaubwürdigkeit der Hersteller unterstreichen und über die Eigenschaften der ökologischen Produkte aufklären. Über diese Zusammenhänge besteht Unsicherheit. Aufgrund der geschilderten Marktunvollkommenheiten steht der Hersteller vor zwei zentralen Problemen:121 • Informationen über das angestrebte Marktsegment und über die Umweltwirkungen seines Produktes müssen generiert werden. • Der Konsument muss dazu gebracht werden, die vom Hersteller übermittelten Informationen (z.B. über das Produkt und -eigenschaften) zur Kenntnis zu nehmen und diese zu glauben. Die Lösung dieser beiden Hauptaufgaben des Marketings ist bei Gütern mit ökologierelevanten Eigenschaften schwierig. Aus Sicht des Anbieters steht die Marktforschung vor dem Problem, dass Aussagen von Probanden, die sich auf Umweltschutz beziehen, der Gefahr der Verfälschung aufgrund der sozialen Erwünschtheit von positiven Äusserungen zum Umweltschutz unterliegen. Ein Hersteller kann sich nicht sicher sein, dass das zukünftige Kaufverhalten mit den Antworten übereinstimmen wird. Diese 117 Vgl. Hopfenbeck/Roth (1994), S. 29. Vgl. hierzu z.B. auch Andresen (1991), Seite 191 f. Eine Alternative zur Differenzierung bzw. Profilierung über die Werbung stellt die aggressive Preispolitik dar. Da Marketing über den Preis jedoch meist nicht nur teuer und schlecht für das Image eines Anbieters ist, ziehen die Unternehmen verstärkte Werbeaktivitäten oftmals der Preisstrategie vor. Vgl. Andresen (1991), S. 187. 119 Vgl. Kroeber-Riel (1987), S. 258. 120 Vgl. Berg (1995), S. 53f. 121 Vgl. Hüser (1996), S. 28. 118 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 47 Unsicherheit ist auch bei anderen Produkten gegeben. Es ist aber zu vermuten, dass der Effekt bei ökologischen Produkten weitaus stärker auftritt.122 Ein zusätzliches Problem ergibt sich bei kleineren Bio-Betrieben: Hier führt die geringe Geschäftsgrösse häufig dazu, dass auf eine professionelle, zielgruppenorientierte Marktforschung aus Kostenaspekten verzichtet werden muss. Zumeist werden keine Daten über potentielle oder bestehende Kunden erfasst und in die Marketingplanung einbezogen. Aus Nachfragersicht ergeben sich weitere informationsbedingte Kaufbarrieren: So sind umweltbezogene Aspekte des Herstellers für den Nachfrager oft nicht nachprüfbar. Es handelt sich i.d.R. um nicht erkennbare Qualitätseigenschaften (hidden characteristics).123 Für die Leistungsbegründung und die damit zusammenhängende Informationsübermittlung resultiert daraus die Gefahr des konsumentenseitigen Misstrauens. Dies ergibt sich vor allem aus dem Vertrauenscharakter ökologischer Eigenschaften. Die Nachfrager haben bei (ökologischen) Vertrauenseigenschaften in der Regel keine Möglichkeit, zwischen guten und schlechten Qualitäten zu unterscheiden (Qualitätsunsicherheit). Dies eröffnet Spielräume für opportunistisches Verhalten. Anbieter nichtökologischer Produkte können vorgeben, dass ihre Produkte bestimmte ökologische Eigenschaften besitzen. Hierzu zählen übertriebene Werbeaussagen des Herstellers, Vortäuschung einer in Wirklichkeit nicht vorhandenen Qualität usw. Ein weiteres Problem ist die Fülle an ökologischen Begriffen und Kennzeichnungen (Labels), die ein Nachfrager nur schwer durchschauen kann.124 Diese Form eröffnet die Möglichkeit einer bewussten Aufrechterhaltung der Informationsasymmetrie. Der opportunistische Händler hofft auf die Verwechslung seines Produkts mit dem ähnlichen Original und partizipiert am positiven externen Effekt der seriösen Produkte und Anbieter (moral hazard).125 Sind die Kunden nicht in der Lage, die seriösen von den unseriösen Anbietern zu unterscheiden, besteht die Gefahr der adversen Selektion: Kann der Kunde bspw. nicht sicher sein, dass die Produkte mit dem höheren Preis auch die ökologische Eigenschaf122 123 124 125 Vgl. Kaas (1992), S. 478ff. Vgl. Belz (1999), S. 171 f. Eine Vielfalt von über 100 Bio-Handelsmarken und eingetragenen Warenzeichen trägt mit zur Verwirrung des Verbraucher bei und trotz EG-Bio-Verordnung bleibt das Problem einer klaren und deutlichen Zuordnung bestehen. Vgl. Meier-Plöger et al. (1997), S. 34. Neben den Zeichen ökologischer Anbauverbände wie Bioland, Demeter oder Naturland hat der konventionelle Lebensmittelhandel eigene Label mit teilweise von der Bio-Verordnung abweichenden Normen etabliert (z.B. das Naturkind-Label der Tengelmann-Gruppe, das Füllhorn-Label der Rewe-Gruppe) oder das Natur pur-Label der Spar-Gruppe). Als Vorbild für eine klare Kommunikation ökologischer Produkteigenschaften dienen Länder wie Schweiz (Knospe), Österreich (BioLogo), Dänemark (Rote Krone) oder Frankreich (Agriculture Biologique). Vgl. Kühl/Neseker (1998), S. 25. Vgl. Ströbele (1991), S. 113; Varian (1989), S. 520-540; Arnold (1992), S. 1 und 65. 48 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel ten aufweist, die ihm vom Anbieter versprochen werden (Echtheitszweifel), dann wird der verunsicherte Nachfrager gegebenenfalls keinem Bio-Anbieter mehr vertrauen. Er wird unter Umständen umweltschädlichere Produkte vorziehen, da sie günstiger sind. Als Folge davon können Anbieter qualitativ hochwertiger Güter mit in der Regel höheren Produktionskosten am Markt keine höheren Preise durchsetzen. Entsprechend werden sie von Anbietern mit niedrigeren Herstellungskosten verdrängt. Kann sich der seriöse Anbieter jedoch von den Trittbrettfahrern absetzen und den Kunden glaubhaft machen, dass er tatsächlich ökologische Zusatzleistungen anbietet, die einen höheren Preis rechtfertigen, dann wird er dem Problem der adversen Selektion wirksam begegnen. 3.2.5 Kosten-Nutzen-bezogene Kaufbarrieren Divergenzen zwischen Umweltbewusstsein und Kaufverhalten und die Existenz von Kaufbarrieren für ökologische Produkte sind neben informationsbedingten Barrieren auch auf Kosten-Nutzen-bezogene Anreizdilemmata zurückzuführen.126 Nach der neueren ökonomischen Verhaltenstheorie resultieren für den Nachfrager aus dem Wechsel von einem herkömmlichen Produkt zu einer umweltgerechteren Variante Nutzen- und Kostenfolgen.127 Der Konsument wird sich für die ökologische Produktvariante nur dann entscheiden, wenn deren Kosten-Nutzen-Verhältnis besser ist als das von herkömmlichen Produkten.128 Dies ist in der Regel häufig nicht der Fall. Folgende Probleme hindern den Konsumenten am Kauf umweltfreundlicher Bio-Produkte: Höhere Kosten und geringere Absatzquantitäten von Bio-Produkten In der Regel sind Bio-Produkte teurer als herkömmliche Lebensmittelprodukte. Über eine Vergleichsproduktpalette ergibt sich ein Preisunterschied von 40-50%.129 ÖkoWare kann zum Teil sogar zwischen 100 und 250% teurer als vergleichbare konventionelle Ware sein.130 Nach mehreren Untersuchungen liegt die Verbraucherakzeptanz bei einem Preisaufschlag jedoch nur zwischen 20 und 25 %. Der hohe Preis von BioProdukten stellt somit für viele Konsumenten eine Kaufbarriere dar und führt dazu, dass die Nutzenzugewinne durch Gesundheitsaspekte von Bio-Produkten relativiert werden. 126 127 128 129 130 Vgl. Hüser (1996), S. 72. Aus Sicht der ökonomischen Theorie haben die Art und die Höhe des Nutzens und der Kosten entscheidende Verhaltensrelevanz. Vgl. Hüser (1996), S. 57. Vgl. Hüser (1996), S. 72. Vgl. Hamm (1995), S. 11, Zambrano/Temeschinko/Hamann (2001), S. 49. Vgl. Vongehr (1997), S. 42. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 49 Die höheren Preise sind zumeist auf höhere Distributions- und Produktionskosten zurückzuführen: Die Klein- und Kleinststrukturen von Bio-Betrieben sind weitgehend einzelbetrieblich organisiert131 und verfügen häufig nur über eine geringe Kapitalausstattung, was etwa den Einsatz häufig kostenintensiver Technologien und neuer Vermarktungsmethoden erschwert. Werden ökologische Produkte lediglich in kleinen Mengen hergestellt, können keine Skaleneffekte realisiert werden. Dadurch entstehen Kostennachteile gegenüber herkömmlichen Produkten. Beschaffungsphase: Höhere Such-, Informations-, Kontroll- und Wegekosten Neben dem Preis sind für den Kauf- bzw. Nichtkauf von Bio-Produkten auch die Kosten ausschlaggebend, die während der Beschaffungs-, Verwendungs- oder Entsorgungsphase eines ökologischen Produktes anfallen (vgl. Abbildung 10).132 Beschaffung Verwendung • Informationskosten • Suchkosten • Wegekosten • Kontrollkosten • Nutzendefizite durch Ästhetikeinbussen • Höhere Preise • Umstellungskosten • Soziale Risikokosten Entsorgung •Transportkosten • Sammelkosten • Lagerungskosten Abbildung 10: Kosten- und nutzenbezogene Kaufbarrieren Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an Hüser (1996), S. 89 Einen wesentlichen Anteil an den Kosten der Beschaffung haben die bei der Anbahnung von Verträgen anfallenden Such- und Informationskosten. Das Auffinden, die Aufnahme und die Verarbeitung von Information stellen zwar keine monetären Kosten dar, rufen aber Transaktionskosten in Form von Zeitaufwand und Mühe hervor. Bei Bio-Produkten sind diese Informationskosten in der Regel höher als bei herkömmlichen Lebensmitteln, da bei Bio-Produkten meist ein höherer Informationsbedarf wegen grösserer Informationsasymmetrie und der Unsicherheit auf Bio-Märkten notwendig ist.133 Es ist einem Ei nicht die Freilandhaltung und dem Kohl nur bedingt der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel anzusehen. 131 132 133 In Deutschland führt die grosse Vielfalt der ökologischen Anbauverbände zu einer Zersplitterung des BioAngebots. Dadurch sind nicht ausreichend grosse und homogene Produktionsvolumen für eine leistungsfähige Erfassungs- und Vermarktungsstrukur verfügbar. Vgl. Hamm (1996), S. 31. In anderen Ländern wie in Österreich und der Schweiz verringern professionelle Vermarktungsstrukturen des Lebensmittelgrosshandels diese Probleme, z.B. Migros, Coop (Schweiz) bzw. Edeka, Spar (Österreich). Vgl. Kaas (1992), S. 474 und Hüser (1996), 72-89. Vgl. Richter/Furubotn (1996), S. 52ff. 50 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Der Zustand vollkommener Information wird auch bei umfangreicher Recherche nicht erreicht.134 Es bleiben Restrisiken, deren Vermeidung, Verringerung oder Absicherung weitere Kosten verursachen. Es handelt sich um Kosten für die Kontrolle der anbieterbezogenen Leistungsfähigkeit und des Leistungswillens in Sachen Umwelt sowie vor allem für die Qualitätsüberprüfung des Produktes vor dem Kauf. Bei ökologischen Produkten fallen solche Kontrollkosten i.d.R. höher aus als bei herkömmlichen Produkten, da beispielsweise die ökologische Anbauweise und Herkunft der Produkte für den Verbraucher nicht ohne weiteres nachvollziehbar sind. Sind die Bio-Produkte schon rein äusserlich durch die Form oder die Oberflächenbeschaffenheit erkennbar, kann dies unter Umständen die Kontrollkosten senken. Dies führt zu einem Sinken der Transaktionskosten und somit der Kaufbarrieren für Bio-Produkte. Andererseits kann gerade die naturbelassene Form oder Oberflächenbeschaffenheit von manchen Konsumenten als nicht ästhetisch empfunden werden; Bio-Produkte können dem direkten Vergleich mit konventionellen Waren bezüglich des optischen Eindrucks, der Frische sowie der Konstanz der Produktqualität nur selten standhalten.135 So hat Bio-Obst meist braune Flecken, da auf chemische Schädlingsbekämpfungsmittel verzichtet wird. Da die Mehrheit der Konsumenten jedoch an Nahrungsmittel gewöhnt ist, die äusserlich tadellos sind, empfinden solche Käufer diese äusserlichen Ästhetikdefizite als persönliche Nutzeneinbussen (geringerer Anmutungsnutzen) und verzichten häufig auf den Kauf der Produkte.136 Neben Such- bzw. Informationskosten und Kontrollkosten sind bei der Kaufentscheidung aber auch Wegekosten zu berücksichtigen. Beispielsweise entstehen dem Konsumenten Fahrtkosten (Fahrpreis öffentlicher Nahverkehr, Benzinkosten). Sie hängen wesentlich von der Erhältlichkeit bzw. dem Distributionsgrad der Produkte und Leistungen ab: Sind Bio-Produkte lediglich in Spezialgeschäften (Bio-, Naturkostoder Reformläden) erhältlich, entstehen für den Verbraucher höhere Wegekosten. Während in Ländern, wie Österreich oder der Schweiz, mittlerweile ein grösseres Sortiment an Bio-Produkten in den konventionellen Lebensmittelgrossmärkten zu finden ist, ist Distributionsdichte in Deutschland und anderen europäischen Ländern bei weitem nicht ausreichend.137 In den wenigsten Fällen ist im Sortiment konventioneller Lebensmittelhändler ein komplettes Vollsortiment an Bio-Produkten erhältlich, das die Wegekosten senken würde. Durch die Bequemlichkeit grosser Verbrauchergruppen (One-Stop-Shopping, Alles-aus-einer-Hand) geraten Einkaufsstätten, die nicht einen 134 135 136 137 Vgl. Richter/Furubotn (1996), S. 52. Vgl. Kühl/Neseker, (1998), S. 26. Vgl. Belz (2001), S. 143 sowie Bänsch (1990), S. 373; Bänsch (1993), S. 14. Vgl. Meier-Plöger et al. (1997), S. 31. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 51 Kompletteinkauf bieten, genauso ins Hintertreffen wie solche, die abseits der Hauptkundenströme liegen. Weitere Kosten entstehen durch den Abschluss von Verträgen (sogenannte Verhandlungs- und Entscheidungskosten).138 Allerdings sind dem Konsumenten auf Austauschgütermärkten – im Vergleich zur Leistungsfindung auf Kontraktgütermärkten – nur bescheidene Möglichkeiten des Aushandelns von Vertragsbedingungen und damit der Erzielung eines Verhandlungsnutzens gegeben. Verhandlungskosten spielen daher im Rahmen des ökologieorientierten Konsumentenverhaltens nur eine untergeordnete Rolle.139 Verwendungsphase: finanzielle, funktionale, psychische und physische Kaufrisiken Die Verwendung eines Produktes kann Risiken mit sich bringen, die den Verbraucher dazu veranlassen, zu einer anderen als der eigentlich beabsichtigten Kaufentscheidung zu gelangen.140 Das Kaufrisiko wird von Konsumenten - bis auf unwesentliche Ausnahmen - negativ bewertet, d.h. sie streben einen Abbau an. 141 Mit dem Kauf von umweltfreundlichen Produkten, die in der Regel auch gesundheitlich unbedenklich sind, kann der Konsument bspw. das gesundheitliche Risiko reduzieren.142 Das Streben nach Risikoreduktion übt zudem auch ganz wesentlichen Einfluss auf das Informationsverhalten des Konsumenten aus. Personen mit höher wahrgenommenem Kaufrisiko zeigen eine deutlich grössere Bereitschaft, sich mehr Informationen von mehreren und vielfältigeren Informationsquellen zu beschaffen und die Entscheidung sorgfältiger vorzubereiten als Personen mit niedriger wahrgenommenem Kaufrisiko.143 Als wichtigste Kaufrisiken gelten das finanzielle, das funktionale bzw. qualitative, das psychische (aufgrund von Unzufriedenheit mit dem Produkt oder der Aufgabe von Gewohnheiten), das physische Risiko (aufgrund gesundheitlicher Schäden) sowie das soziale Risiko (aufgrund sozialer Missachtung).144 Während das finanzielle (z.B. höhere Preise durch niedrigere Produktionsmengen) und qualitative Risiko (z.B. Ästhetikdefizit) in der Beschaffungsphase eine wichtige Rolle in Bezug auf die Kaufentscheidung spielen, sind in der Verwendungsphase vor allem das soziale und das psychische Risiko von Bedeutung.145 138 139 140 141 142 143 144 145 Vgl. Richter/Furubotn (1996), S. 52. Vgl. Hüser (1996), S. 77. Vgl. Monhemius (1993), S. 94. Vgl. Kroeber-Riel (1992), S. 416. Vgl. Monhemius (1993), S. 134. Vgl. Arndt (1970). Vgl. Monhemius (1993), S. 131. Vgl. Meffert/Kirchgeorg (1993), S. 97. 52 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Der Kauf eines von einer Bezugsgruppe eher gering geschätzten Produktes kann beispielsweise zu dem sozialen Risiko führen, dass Normen der sozialen Umwelt verletzt werden und der Käufer von Bio-Produkten Sanktionen der Bezugsgruppe befürchten muss.146 Im Extremfall unterliegt er dem Risiko einer potentiellen sozialen Ächtung (z.B. „Müsli-Image“).147 Diese Gefahr besteht insbesondere bei Produkten, die im näheren Umfeld des Nachfragers mit einem negativen Image verbunden werden. „ÖkoDeklarationen begründen gegenüber bestimmten Konsumentengruppen eher Distanzen, als dass sie Identifikationen begünstigen.“148 Das gilt vor allem für Produkte, die das Aussehen des Konsumenten betreffen, wie Kleidung, Accessoires etc.149 Das physische Risiko schliesslich resultiert bspw. aus der Aufgabe von Gewohnheiten beim Wechsel von der herkömmlichen zur umweltfreundlicheren Produktvariante. So muss man z.B. bei ökologischen Baukastenwaschmitteln auf die exakte Dosierung der Einzelsubstanzen achten. Dies erhöht den Aufwand und stellt Transaktionskosten in Form von Umstellungskosten dar. Entsorgungsphase: Sammel-, Lager- und Transportkosten Mit dem Verbrauch des Produktes sind nicht alle Kosten erfasst. In der Entsorgungsphase fallen Kosten für Sammlung, Aufbewahrung und Entsorgung an. Je höher die Zahl der unterschiedlichen Materialien, die zu selektieren sind, je länger der Weg zu den einzelnen Abfallmedien, wie z.B. Altglastonne, gelbe Tonne, grüne Tonne, Recyclingcenter usw., desto höher sind die Entsorgungskosten für den Verbraucher bei vorschriftsmässigem Verhalten. Für eine Mehrwegflasche z.B. fallen Lager- und Reinigungskosten (Joghurt, Milch) sowie Transportkosten an, während der leere Plastikbecher nach Entleerung in das entsprechende Abfallmedium (z.B. gelber Sack) geworfen wird und dort bis zur Entsorgung gelagert wird. Sofern der Kunde für verschiedene Lebensmittelartikel (z.B. spezielle Joghurtgläser, Flaschen etc.) verschiedene Stellen 146 147 148 149 Vgl. Meffert/Kirchgeorg (1993); S. 97. Im umgekehrten Fall kann natürlich auch mit der Verwendung von Bio-Produkten ein positiver Nutzen verbunden sein, wenn der Kauf bzw. die Verwendung von Bio-Produkten Lebensstilelement ist bzw. als solches von der Bezugsgruppe wahrgenommen wird („Öko“ gleichbedeutend mit „modern“, „chic“, „progressiv“ und „aufgeschlossen“). Vgl. Bänsch (1990), S. 374. Vgl. Kroeber-Riel (1992), S. 499. 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 53 anlaufen muss, könnte dies u.U. als Kaufbarriere wegen zu hoher Transaktionskosten angesehen werden. Diese Kosten sind beim umweltbewussten Kaufverhalten mit zu berücksichtigen und möglichst gering zu halten. Insgesamt ergeben sich unter dem Gesichtspunkt der Entsorgungskosten jedoch keine grundlegenden Nachteile für BioProdukte. Es kann davon ausgegangen werden, dass für Bio-Produkte bei gleicher Verpackung wie im konventionellen Sortiment keine höheren Verpackungs- und Entsorgungskosten im Vergleich zu herkömmlichen Produkten zu erwarten sind. 54 3. Der deutschsprachige Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel 4. Internet und Electronic Commerce 4 55 Internet und Electronic Commerce Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem neuen Medium Internet und der daraus resultierenden Anwendungsform, dem Electronic Commerce. Das Internet hat insbesondere für professionelle Informationsvermittler eine zweifache Bedeutung. Zum einen ist das Internet ein Trägermedium für Informationsleistungen (Internet als Medium). Zum anderen stellt es die Basis für einen elektronischen Marktplatz dar, auf dem Produkte und Dienstleistungen angeboten und nachgefragt werden (Internet als Markt).150 Diese Doppelfunktion des Internets führt dazu, dass sich Online-Anbieter gleichzeitig mit zwei neuen Aspekten beschäftigen müssen: • Welches sind die Eigenschaften des Trägermediums? (Kapitel 4.1) • Welches sind die Formen und Eigenschaften eines elektronischen Marktes? (Kapitel 4.2) 4.1 Internet als Medium Die Akteure im Electronic Commerce benötigen ein Medium, welches den Austausch von Informationen oder anderen Objekten, z.B. Produkten oder Dienstleistungen, ermöglicht. Ein solches Trägermedium für Informationen stellt das Internet dar.151 Es zeichnet sich grundsätzlich durch drei spezifische Merkmale aus, die es von herkömmlichen Medien unterscheidet. Es handelt sich hierbei um die Eigenschaften Interaktivität, Multimedialität und Hypermedialität.152 Die drei Faktoren haben weitreichende Konsequenzen für die Entwicklung internetbasierter Angebote und ergeben sich im wesentlichen durch eine veränderte Form der Kommunikation (vgl. Exkurs). 150 151 152 Das Internet-Markt-Medium-Konzept wurde von Mischa Kolibius und Matthias Nachtmann im Rahmen ihrer Dissertations- und Projekttätigkeit entwickelt. Vgl. hierzu auch Kolibius/Nachtmann (2000a) („Internet als Medium“) sowie Kolibius/Nachtmann (2000b) („Internet als Markt“). Vgl. Schmid (1999), S. 13. Vgl. Hoffmann/Novak (1996), S. 54-57. 56 4. Internet und Electronic Commerce EXKURS: Neues Kommunikationsmodell des Internets S I Medium E S I Medium I E E E S I I S S S/E S/E S/E S/E Abbildung 11: Massenmedien (links) und Internet (rechts) im Vergleich (S = Sender, I = Informationen, E = Empfänger) Quelle: Eigene Darstellung in Anlehung an Shannon/Waever (1972), S. 34; Hoffmann/Novak (1996). S. 53 Abbildung 11 links zeigt das Kommunikationsmodell, welches die Kommunikation über Massenmedien (z.B. Rundfunk, Fernsehen, Zeitschriften/Zeitungen) wiedergibt. Demnach übermittelt der Sender Informationen, die von einem Medium an die Empfänger übertragen werden. Massenmedien sind durch ihre Einseitigkeit der Kommunikation geprägt: Vom Medium wird in Richtung Empfänger kommuniziert, ohne dass dieser die Möglichkeit zu einer direkten Rückkoppelung und damit zum Wechsel der Rolle vom Rezipienten zum Kommunikator hätte. Ein Vergleich des Kommunikationsmodells für das Internet mit dem Modell für die Kommunikation über Massenmedien zeigt, dass das Online-Medium auch die klassische Kommunikation von Massenmedien ermöglicht und dennoch wesentlich darüber hinausgeht. Das Internet bietet dem Rezipienten diverse Möglichkeiten, den Medienkonsum aktiv zu gestalten. Beispielsweise kann er Inhalte selbst zusammenstellen, Inhalte hinzufügen, mit anderen Rezipienten Kontakt aufnehmen und folglich die Rolle des Empfängers mit der des Senders tauschen. (vgl. Abbildung 11, rechte Seite). Ein wichtiger Unterschied zwischen den Massenmedien und dem Internet kann damit in der Aufwertung des Rezipienten gesehen werden bzw. in der Auflösung ungleicher Dominanzstrukturen.153 4.1.1 Interaktivität Interaktivität ist eines der wichtigsten Merkmale des Mediums Internet. Rafaeli definiert Interaktivität als „an expression of the extent that in a given series of communication exchanges, any third (or later) transmission (or message) is related to degree to 153 Vgl. Höflich (1994), S. 390; für einen ausführlichen Vergleich von face-to-face-Kommunikation, Massenkommunikation und computervermittelter Kommunikation vgl. Ball-Rokeach/Reardon (1988), S. 135-161. 4. Internet und Electronic Commerce 57 which previous exchanges referred to even earlier transmission.“154 Eine wesentliche Voraussetzung für Interaktivität ist, dass Sender und Empfänger jeweils die Rollen tauschen können. Übertragene Inhalte beziehen sich demnach auf Inhalte, welche im vorhergegangenen Kommunikationsprozess übertragen worden sind. Welche Bedeutung die Interaktivität auf die Entwicklung und insbesondere Konzeption neuer Leistungen für das Internet hat, kann in diesem Abschnitt nur erahnt werden: So ermöglicht erst diese mediale Eigenschaft, dass die im Internet vorhandene Fülle von Informationen für den Nutzer beherrschbar wird, dass er aktiv Inhalte hinzufügen kann, dass er selbst das Internet als Medium für seine Kommunikationsanliegen nutzen kann, dass er in den Leistungskoordinationsprozess integriert werden und sein Nutzungsverhalten studiert werden kann.155 Wichtig ist anzumerken, dass Interaktivität zunächst nur ein Potential darstellt, welches aktiv durch ein Unternehmen ausgeschöpft werden muss. Nutzen liesse sich das Potential beispielsweise durch eine auf den Endkunden individuell ausgerichtete Massenkommunikation im Sinne eines „Customized Marketing“, d.h. durch individuell gestaltete Produkte, die den Erfordernissen des einzelnen Kunden entsprechen, oder auch im Sinne des „Relationship-Marketing“, d.h. dem zielgerichteten Aufbau einer langfristigen und individuellen Kundenbeziehung sowie der Generierung eines hohen Kundenwertes (Customer Lifetime Value). Die finale Evolutionsstufe eines interaktiven Marketing stellt das „Individual“- oder „One-to-One“- respektive „Micro-Marketing“ dar.156 Individual-Marketing beruht auf atomisierter Segmentierung. Der Markt wird bis auf die kleinste Einheit, den individuellen Kunden, zerlegt. Durch die Interaktivitäts- und damit Individualisierungspotentiale der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien eröffnen sich dem Marketing vollkommen neue Chancen der Kundenansprache, da eine Individualisierung und Personalisierung von Angeboten mit relativ geringem Aufwand möglich wird.157 Interaktive Funktionalitäten, wie Email, Diskussions- und Kommunikationsforen etc., stiften dem Kunden darüber hinaus einen Zusatznutzen durch erweiterte Formen der zwischenmenschlichen Kommunikation. Ein Teil der Kunden nutzt das Internet da154 155 156 157 Rafaeli (1988), S. 111. Vgl. Heeter (1989), S. 221-225. Vgl. Zerdick/Picot/Schrape (1999), S. 194ff. Kritisch ist an dieser Stelle anzumerken, dass die Individualmarketing-Ansätze aufgrund der mangelnden Ausrichtung der Produktionsprozesse auf individuelle Produkte und der damit verbundenen hohen Kosten heute nur bedingte bzw. keine Bedeutung am Markt haben. Es bleibt abzuwarten, ob das Internet zumindest mittel- bis langfristig etwas an diesem Umstand verändern wird, indem es die Produktionsprozesse wirklich „revolutioniert“ oder nicht. Vgl. zum Spannungsfeld von Individual- und Massenmarketing auch Meffert (2000). 58 4. Internet und Electronic Commerce bei als Medium für seine Kommunikationsanliegen, u.a. für Anfragen, Austausch mit Gleichgesinnten usw.158 Der Austausch der so entstehenden Interessengruppen wird durch virtuelle Plattformen (sogenannte „Communities“)159 gefördert. Die Bündelung solcher Gemeinschaften kann dann beispielsweise für die Einflussnahme auf das Marktgeschehen genutzt werden, u.a. für Boykottaufrufe. Hierbei unterstützt das Internet durch schnelle, weitverzweigte Kommunikationswege die Mund-zu-MundPropaganda der Internet-Nutzer.160 Durch die neuen Interaktionsmöglichkeiten ergeben sich aber auch vollkommen neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Marktpartnern (Unternehmen-Unternehmen, Unternehmen-Kunde, Unternehmen-Verbände usw.).161 Solche Zusammenschlüsse führen nicht nur zu verringerten Koordinationskosten, sondern fördern durch die Vernetzung von Interessengruppen auch den (ökologischen) Transformationsprozess und können zur Einflussnahme auf Marktstrukturen und politische Rahmenbedingungen genutzt werden.162 4.1.2 Hypermedialität Hypermedialität bedeutet, dass die Informationseinheiten nicht linear organisiert sind, sondern die Möglichkeit besteht, Informationseinheiten an verschiedenen Stellen abzulegen. Diese Informationseinheiten sind über vom Nutzer aktivierbare Verknüpfungen (Links) verbunden.163 Daraus ergibt sich die Möglichkeit, Inhalte zu erstellen, die nicht nur linear konsumierbar sind, d.h. von Anfang bis zum Ende, sondern auch nichtlinear rezipierbar sind, da sie aus verschiedenen Teilen bestehen, die miteinander verknüpft sind.164 Der Nutzer kann assoziativ per Link von einem Teil des Textes zu einem anderen Teil springen. Hypermedialität ermöglicht somit eine aktive Nutzung, aber auch eine neuartige Gestaltung von internetbasierten Inhalten. 158 159 160 161 162 163 164 Vgl. Heeter (1989), S. 221-225. Vgl. zu den Communities ausführlicher Hagel/Armstrong (1997). In Europa wurde dieses Instrument bei der Durchsetzung geringerer Telefonpreise für die Internetznutzung bereits angewandt. Spanien war 1998 das erste Land, in dem ein Streik organisiert wurde: Viele Webmaster nahmen Websites vom Netz und ersetzten sie durch ein Logo, das ihr Anliegen erklärte. Und viele Surfer übten einen Tag Abstinenz, was die Gebühreneinnahmen der Telefongesellschaften schmälerte. Die spanische Telefongesellschaft Telefónica senkte daraufhin ihre Tarife. Später erfasste die Protestwelle auch andere europäische Länder wie Italien, Deutschland, Grossbritannien und Frankreich. Vgl. o.V. (1999a). Heute schon anzutreffende Anwendungsformen sind Handelsplattformen bei Bio-Lebensmitteln, wie z. B. die Malls von Eco-Mall (http://www.ecomall.com) und Oneworld (http://www.oneworld.de), oder KooperationsBörsen in der Textilbranche (http://www.texweb.de). Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 6.2.5. Vgl. hierzu ausführlicher Schneidewind/Truscheit/Steingräber (2001). Vgl. Wagner (1995), S. 34-51 für eine ausführlichere Beschreibung von Hypermedialität. Vgl. Nielsen (1990), S. 1-4. 4. Internet und Electronic Commerce 59 Hypermedialität hat für das Internet eine entscheidende Bedeutung: Erst diese Eigenschaft ermöglicht die Nutzung der riesigen Informationsmengen im Internet, indem die Informationen nicht isoliert und sich verlierend dargeboten werden, sondern mittels Links Verknüpfungen zwischen den einzelnen Informationen angelegt werden. Im Ökologiebereich können von Bio-Anbietern etwa Verbindungen zu vertrauenswürdigen Organisationen hergestellt oder erklärungsbedürftige Inhalte näher erläutert werden. Diese Funktionalität bringt gerade im von Vertrauensdefiziten geprägten ökologischen Marktumfeld einen grossen Nutzen durch eine grössere Transparenz, die wiederum die Entwicklung von Vertrauen ermöglicht.165 Das assoziative Springen von einer Texteinheit zu einer nächsten, auch „Browsen“ genannt, stellt dabei eine völlig andere Aufnahme von Informationen im Vergleich zu den linearen Medien, wie Zeitungen oder Büchern dar. Die Neuartigkeit des Mediums und dessen Nutzungsmöglichkeiten können ferner zu einem veränderten, d.h. involvierten und aktiven Nutzerverhalten beitragen. Dieses Nutzerverhalten beschreiben Hoffmann und Novak mittels des von Csikszentmihalyi entwickelten Konstruktes des Flow.166 Flow bezeichnet einen Zustand des Nutzers, den er bei einer optimalen Nutzung oder Erfahrung des Mediums erreicht. Diese FlowErfahrung kann definiert werden als „the state occuring during network navigation, which is (1) characterized by a seamless sequence of responses facilitated by machine interactivity, (2) intrinsically enjoyable, (3) accompanied by a loos of selfconsciousness, and (4) self-reinforcing.“ 167 Der Zustand des Flow führt zu erhöhtem Lernen, explorativem und partizipativem Verhalten sowie positiven, subjektiven Erfahrungen, muss aber durch die angebotenen Inhalte unterstützt werden.168 4.1.3 Multimedialität Das Internet bietet die Möglichkeit, Inhalte multimedial wiederzugeben. Es kann sowohl statische Inhalte, wie Texte und Bilder, als auch dynamische Inhalte, wie Video und Audio, transportieren. Ermöglicht wird Multimedialität dadurch, dass Informationen digitalisiert werden und somit in einem einheitlichen Format vorliegen, welches über das Medium Internet telematisch verbreitet werden kann. 165 166 167 168 Vgl. Booz-Allen & Hamilton (2000), S. 90. Vgl. Csikszentmihalyi (1998), S. 63-65. Vgl. Hoffmann/Nowak (1996), S. 57. Allerdings ist anzumerken, dass heute vor allem technische Barrieren solchen positiven Flow-Effekten noch entgegenwirken. So brechen Internet-Nutzer häufig das Browsen ab, weil sie sich z.B. über lange Ladezeiten, fehlerhafte Links oder Updates etc. ärgern, die den Zustand des Flow behindern. 60 4. Internet und Electronic Commerce Erst durch die Multimedialität wurde eine kommerzielle Nutzung des Internets interessant, weil sich hierdurch die Präsentationsqualität entscheidend verbesserte.169 Durch die Verknüpfung von Ton, Bild und erklärenden Texten können so Produktvorteile in vollkommen neuer Art und Weise inszeniert werden. Dadurch ist der Konsument umfassender über die Produkte und Dienstleistungen informiert. Für den Verkauf ökologischer Güter und Dienstleistungen ist eine solche umfassende Informationsmöglichkeit von Vorteil, da sich dadurch die Unsicherheit, getäuscht zu werden, verringert. Derartige Informationen über die Produktherstellung, z.B. in Form von Live-Kameras oder Berichten über Hersteller und Anbauweise, schaffen die Basis für eine vertrauensvolle Atmosphäre.170 Durch die multimedialen Fähigkeiten des Internets kann der Konsument darüber hinaus zu emotionalen Einkaufserlebnissen veranlasst werden (Impulskäufe).171 Dies geschieht in Form sogenannter „virtueller Erlebniswelten“ für Lifestyle und Trendprodukte, wie sie häufig im Mode-, Automobil- und Sportbereich anzutreffen sind (z.B. bei http://www.reebok.com). 4.2 Internet als Markt In einer Wirtschaft können zwei Basismechanismen zur Koordination von Transaktionen unterschieden werden: Märkte und Hierarchien.172 Während in Märkten die Koordination durch Angebot und Nachfrage erfolgt, geschieht dies in Hierarchien durch Kontrollen und Weisungen von höheren Hierarchiestufen. Ohne EDV-Unterstützung fallen die Transaktionskosten einer Hierarchie deutlich geringer aus als die eines Marktes,173 weshalb Unternehmen viele Tätigkeiten selber verrichten (vertikale Integration), statt diese in Form von Marktleistungen einzukaufen. Durch den zunehmenden Einsatz der Informations- und Kommunikationstechnologien in der Wirtschaft (z.B. Electronic Commerce) erhalten Märkte jedoch eine bedeutendere Rolle als Koordinationsmechanismen.174 Wie sich die neuen Technologien auf das Marktgeschehen auswirken, soll im folgenden näher beschrieben werden. Zunächst werden jedoch wichtige Definitionen und Begriffe erläutert. 169 170 171 172 173 174 Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 325. Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 49. Vgl. z.B. im Sportbereich http://www.reebok.com oder im Biobereich http://www.virtualtree.com. Vgl. zur Relevanz des emotionalen Einkaufs ausführlicher Kroeber-Riel (1996), S. 672ff. Vgl. Coase (1937), S. 388, Malone et. al. (1987), S. 485. Viele Autoren unterscheiden zusätzlich noch Netzwerke, Vgl. z.B. Zbornik (1996); Wigand (1997), S. 3; Schmid/Lindemann (1998). Vgl. Williamson (1975), Malone et. al. (1987), S. 485. Vgl. Malone et. al. (1987), S. 489, Wigand (1997), S. 1. 4. Internet und Electronic Commerce 61 4.2.1 Definitionen und Begriffe In einem Markt werden Güter und adäquate Gegenleistungen mittels sogenannter Markttransaktionen ausgetauscht.175 Dabei kann eine Markttransaktion in mehrere Phasen unterteilt werden (vgl. Abbildung 12):176 • Informationsphase: Im Rahmen dieser Phase informieren sich die Anbieter und Nachfrager über Produkte, Preise, Konditionen und potentielle Marktpartner. • Vereinbarungsphase: Hier werden die Konditionen der Transaktion ausgehandelt. Falls sich beide Parteien einig werden, resultiert daraus ein Kaufvertrag, der für beide Seiten rechtlich verbindlich ist. • Abwicklungsphase: In dieser Phase wird der Kaufvertrag erfüllt, indem die vereinbarte Leistung erbracht wird oder ein physikalisches Produkt an den Käufer ausgeliefert wird. Im Austausch bezahlt der Käufer den Lieferanten. Anbieter Gebote Vertragsabschluss Abwicklung Nachfrager 1. Information über • Leistungen • Services • etc. 2. Vereinbarung über • Leistungsumfang • Preise • Konditionen • Lieferleistung 3. Abwicklung der Vereinbarungen • Kommissionierung • Transport • Zahlung • ggf. Retouren . Abbildung 12: Phasen im Electronic Commerce Quelle: Schmid (1997) Während in der ersten Phase grundlegende und meist transaktionsrelevante Informationen über die angebotenen Leistungen ausgetauscht werden, treten die Teilnehmer in 175 176 „Der primär interessierende Gegenstand der Markttransaktion ist der Austausch von Gütern, meist von Geld gegen ein anderes materielles oder immaterielles Gut oder gegen Dienstleistungen.“ Schmid (1999), S. 10. Vgl. Schmid/Lindemann (1998); Schmid (1999), S. 11f.; Picot/Reichwald/Wigand (1998). 62 4. Internet und Electronic Commerce der zweiten Phase in Verhandlungen über die Konditionen des Austausches, der dann in der Abwicklungsphase vollzogen wird.177 Elektronische Märkte zeichnen sich durch die Besonderheit aus, dass der Prozess der Leistungskoordination oder zumindest einzelne Phasen durch Informationstechnologien wesentlich unterstützt werden. Elektronische Märkte können somit verstanden werden als „informationstechnische Systeme zur Unterstützung aller oder einzelner Phasen und Funktionen der marktmässig organisierten Leistungskoordination“178. Im Hinblick auf diese Definition kann das Internet als informationstechnisches System bezeichnet werden, welches die Bildung eines oder mehrerer elektronischer Märkte ermöglicht. Dabei sind Märkte, die auf dem Internet basieren, i.d.R. offene Marktplätze, an denen jeder teilnehmen kann. Neben dem Begriff Elektronischer Markt werden auch Bezeichnungen, wie Online-Markt, Elektronischer oder Virtueller Marktplatz verwendet, die im folgenden synonym verwendet werden. Elektronische Märkte sind nicht erst mit der Entwicklung des Internets entstanden, sondern sind bereits fester Bestandteil der Finanzmärkte. So werden seit 1988 derivate Finanzprodukte an der elektronischen Börse Soffex (Swiss Options and Financial Future Exchange) gehandelt.179 Im Vergleich zu solchen textbasierten elektronischen Märkten zeichnet sich das Internet bzw. das World-Wide-Web (WWW) durch eine hohe Benutzerfreundlichkeit aus, die im wesentlichen aus der graphischen Benutzeroberfläche resultiert. Der Begriff Electronic Commerce schliesslich bezeichnet die Vermarktung von Unternehmensleistungen auf elektronischen Märkten mit Hilfe eines umfassenden Einsatzes neuer Informations- und Kommunikationstechnologien.180 Elektronische Märkte bilden somit eine institutionelle und technische Plattform für Electronic Commerce. Hierbei werden die wertschöpfenden Aktivitäten und Aufgaben innerhalb der distributiven Wertschöpfung im Absatzkanal unterstützt.181 Dabei findet noch keine Abgrenzung der jeweiligen Marktteilnehmer statt. 177 178 179 180 181 Vgl. Schmid (1993), S. 467. Schmid (1993), 468. Für den Begriff des elektronischen Marktes (Electronic Marketplace) existiert in der Literatur keine einheitliche Definition. Ein Überblick über die möglichen Definitionen sowie ausführliche Analysen finden sich z.B. bei Himberger (1994), Krähenmann (1994) und Langenohl (1994). Vgl. Schmid (1993), S. 469-474. E-Commerce „... is a dynamic set of technologies, integrated appications and multienterprise business process that link enterprises together. This includes the use of messaging, networking and applications to enable communication of business information – including procurement, order entry, transaction processing, payment, production, inventory, fulfillment and customer support – within and between entities“, Gartner Group (1997), S. 2. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 11. 4. Internet und Electronic Commerce 63 EXKURS: Entwicklung des Internets zu einem elektronischen Markt Obwohl das Internet immer mehr zu einem elektronischen Markt heranwächst,182 war es vom Grundgedanken her anfangs nicht als kommerzielles Netz konzipiert. Das in den 60er Jahren vom amerikanischen Verteidigungsministerium entwickelte ARPAnet (Advance Research Projects Agency) sollte vielmehr dazu dienen, in Zeiten des Kalten Krieges bei einem Atomschlag die Kommunikation aufrechtzuerhalten. Durch die dezentrale Struktur des ARPAnet konnte die Kommunikation nicht gezielt lahmgelegt werden, ein flexibler Datentransfer auch bei Teilausfall des Netzes war möglich. Im Laufe der Zeit schlossen sich dann immer mehr Forschungseinrichtungen und Universitäten an dieses Netzwerk an und nutzten es zu Informations- und Kommunikationszwecken. In den 80er Jahren gründete die National Science Foundation in den USA das NSF-Net und übernahm schliesslich das Internet von ARPAnet; das Internet wurde ein wissenschaftliches Netzwerk. Der eigentliche Durchbruch des Internets vom Wissenschaftsnetz zu einem globalen Informations- und Kommunikationsmedium gelang aber erst 1989 mit der Implementierung des Word-Wide-Web (WWW). Erst durch die WWW-Technik wurde eine einfache, multimediale Darstellung von Bild, Ton und Text möglich,183 was das Internet auch für kommerzielle Einsatzzwecke interessant machte (vgl. Abbildung 13).184 Anzahl Server 60.000.000 Kommerzialisierung des Internets 20.000.000 727.000 Internationales WissenschaftsUS-MilitärNetzwerk Netz 562 Zeit 1960 1980 1990 Abbildung 13: Entwicklung des Internets zum elektronischen Marktplatz Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 326 182 183 184 Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 325. Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 4.1. Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 325. 64 4. Internet und Electronic Commerce 4.2.2 Erscheinungsformen von Electronic Commerce In der Literatur werden in der Regel drei Marktformen von Electronic Commerce unterschieden:185 • Zwischen Unternehmen (Busines-to-Business) • Zwischen Unternehmen und Endkonsumenten (Business-to-Consumer) • Innerhalb einer Organisation (Intraorganizational Electronic Commerce, Intranet) Autoren im Umfeld von staatlichen Electronic-Commerce-Initiativen führen zusätzlich die folgenden Formen an:186 • Zwischen Unternehmen und öffentlicher Verwaltung (Business-to-Administration) • Zwischen Privatpersonen Administration) und öffentlicher Verwaltung (Consumer-to- Da sich diese Arbeit mit der Vermarktung von ökologischen Produkten beschäftigt (Verkauf von Produkten an die Nachfrager bzw. die Kommunikation mit den Nachfragern), d.h. die Beziehung zwischen den Endkunden und dem Unternehmen im Mittelpunkt steht, werden im folgenden die Charakteristika des E-Commerce im Business-toConsumer-Bereich näher erläutert. Eine Darstellung der übrigen Formen findet sich in der Literatur.187 Der endkundenbezogene Business-to-Consumer Electronic Commerce wird auch Marktplatztransaktion genannt.188 Hier kommen verschiedene Interessengruppen (Anbieter und Nachfrager) auf einer gemeinsamen Plattform zusammen, um mit Hilfe von Koordinationsmechanismen Transaktionen abzuwickeln. Hersteller oder (Zwischen-) Händler treten dabei als Anbieter auf; Nachfrager sind private Haushalte. Im Unterschied zum traditionellen Handel eröffnet Business-to-Consumer (B-to-C) Electronic Commerce Unternehmen und Kunden neue Möglichkeiten im Marketing. B-to-C-Electronic Commerce ermöglicht es z.B., dem Kunden Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die seinen Präferenzen am ehesten entsprechen. Obwohl diese Art des Beziehungsmarketings bereits schon länger eingesetzt wird, schafft erst das In- 185 186 187 188 Vgl. Kalakota/Whinston (1996), S. 219ff.; CommerceNet (1998), 1.2; Mougayar (1998), S. 17f. Vgl. Booz/Allen/Hamilton (1997), European Commission (1998). Vgl. Kalakota/Whinston (1996), S. 220. Vgl. Kalakota/Whinston (1996), S. 219. 4. Internet und Electronic Commerce 65 ternet die Voraussetzung, die dafür erforderlichen Informationen kostengünstig zu generieren.189 Wie für den Business-to-Business-Bereich erwarten die Experten aus Wissenschaft und Praxis auch für den Business-to-Consumer Bereich hohe Umsatzzuwächse. Forrester Research prognostiziert in einer aktuellen Studie einen Anstieg des OnlineUmsatzes mit Lebensmitteln bis 2005 auf rund 55 Milliarden Euro. Allein in den nächsten beiden Jahren soll sich der Anteil am Gesamtvolumen dabei gegenüber den gegenwärtig eher bescheidenen 0,1 Prozent verzwanzigfachen. Bis 2005 erwartet Forrester einen Anteil von etwa 5 Prozent. Etwas über dem Schnitt wird dabei Großbritannien mit 7 Prozent liegen, gefolgt von den nordischen Ländern mit rund 6 Prozent sowie Deutschland und Frankreich mit jeweils 3 Prozent. Von wachsenden Umsätzen und steigenden Zugriffszahlen angelockt, drängen neue Bio-Anbieter auf den OnlineMarkt (vgl. Exkurs).190 Für das bisher noch verhaltene Ausmass des B-t-C Electronic Commerce werden verschiedene Gründe genannt: Sie reichen von mangelnder Internetverbreitung beim Endkunden über Sicherheitsbedenken bezüglich des elektronischen Einkaufs bis hin zu mangelhaften Angeboten im Internet.191 EXKURS: Die BSE-Krise lockt neue Bio-Internet-Anbieter auf den Markt Von wachsenden Umsätzen und steigenden Zugriffszahlen angelockt, drängen neue Bio-Anbieter auf den Online-Markt. So erwirtschaftete das Münchner Unternehmen United Nature, nach eigenen Angaben die Nummer eins am Markt, mit seiner Business-to-Consumer-Plattform(„unitednature.com“) und der Business-to-Business-Site („unitednaturex.com“), hervorgegangen aus dem Versandhandel Nur Natur, im Jahr 2000 einen Umsatz von 16 Mio. DM. Noch im November 2000 setzte United Nature rund 20 000 DM im Online-Geschäft mit dem Endverbraucher um. Statt der erwarteten Januar-Umsätze von rund 40 000 DM bei Frischwaren erreichte der Bio-OnlineHändler einen Umsatz von rund 1 Mio. DM. Angesichts der guten Rahmenbedingungen peilt United Nature für 2001 einen Gesamtumsatz von rund 57 Mio. DM an. Etablierte Anbieter, wie die Informations-Plattform Naturkost.de, auf der sich BioHandel und -Hersteller präsentieren können, erleben stark steigende Zugriffszahlen. 189 190 191 Vgl. CommerceNet (1998), 5.3.; Hagel/Singer (1999), S. 13. Vgl. zu Zahlenangaben im Lebensmittelsektor ausführlicher Koyro (2000). Zu den Zahlenangaben im Exkurs vgl. Sailer (2001). Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 5.4. Hierbei spielen vor allem Probleme und Schwierigkeiten beim OnlineEinkauf eine Rolle, die dazu führen, dass der begonnene Einkaufsvorgang abgebrochen wird – häufig kurz vor Abschicken des Bestellformulars. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 39. 66 4. Internet und Electronic Commerce Die Zugriffe auf Naturkost.de haben sich von September 2000 bis Februar 2001 auf rund 200 000 pro Monat verdoppelt. Das Handelsunternehmen Tegut ist ein Beispiel für den Einstieg eines ÖkoLebensmittelhändlers in das Internet-Geschäft. Tegut startete kurz vor Jahreswechsel seinen virtuellen Bio-Shop mit einem aus rund 140 Produkten bestehenden Trockensortiment und konnte gleich im ersten Monat nach Eröffnung rund 20 000 Besucher verbuchen. Auch „Natural-products.net“, ein Agrar-, Bio- und Lebensmittelportal konnte im ersten Monat des Bestehens rund 30 000 Besucher verbuchen. Abbildung 14: Beispiele für neue Bio-Anbieter auf dem Online-Markt Quelle: Homepage unitednature.de, naturkost.de, natural-products.net, tegut.de 4.2.3 Eigenschaften elektronischer Märkte Elektronische Märkte unterscheiden sich von physischen Märkten vor allem durch folgende Eigenschaften:192 • Unmittelbarkeit von Ort und Zeit: Da der elektronische Markt auf Datennetzen basiert, ist er physisch nicht existent. Ein Besuch beim Online-Laden wird 24 Stunden, 7 Tage die Woche möglich und ist nicht an gesetzliche Ladenöffnungszeiten gebunden. Damit eröffnen sich z.B. dem Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Möglichkeiten, die Defizite bezüglich Erreichbarkeit der Einkaufsstellen zu begegnen. • Hohe Markttransparenz: Elektronische Märkte erhöhen die Markttransparenz, indem sie die Beschaffung von Informationen erleichtern. Folglich lassen sich die Angebote verschiedener Anbieter besser vergleichen als auf realen Märkten. Elektronische Märkte vereinfachen somit nicht nur den Zugang zu Informationen, sondern ermöglichen auch eine Verbesserung der Informationsbreite und -tiefe. • Verringerung der Transaktionskosten: Generell können elektronische Märkte die Kosten der marktlichen sowie der innerbetrieblichen/kooperativen Leistungskoordination senken. Bei der marktliche Leistungskoordination sinken für den Konsumenten in elektronischen Märkten vor allem die Transaktionskosten in der Informa192 Vgl. u.a. Schmid (1993), S. 468, Brandtweiner/Greimel (1998), S. 38. 4. Internet und Electronic Commerce 67 tionsphase: Im Internet kann er wesentlich schneller Leistungen finden, diese und die Bezugskonditionen (Preise, Lieferbedingungen etc.) vergleichen. Statt einzelne Kataloge und Prospekte anzufordern oder verschiedene, örtlich getrennte Bio-Höfe zu besuchen, reicht ein Klick mit der Maus aus, um die gewünschte Information abzurufen. Intelligente Agenten helfen schon in naher Zukunft durch den Vergleich von Preisen und Leistungen, die Markttransparenz zu verbessern. Neben allgemeinen Suchmaschinen, Verzeichnisdiensten und Einkaufsagenten haben sich bereits eine Reihe biomarktspezifischer Informationsangebote, wie z.B. naturkost.de (Informationsplattform), whoopee-home.de (Mall) oder one-world.de (Öko-Portal), im Online-Markt etabliert. Das Internet kann die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und Koordination in vielen Funktionsbereichen, wie z.B. Planung, Produktentwicklung, Fertigung und Vertrieb, unterstützen. Es schafft somit die Möglichkeit für Synergien und Kosteneinsparungen (Innerbetriebliche/kooperative Leistungskoordination). Insbesondere für kleine und mittelständischen Unternehmen der Bio-Branche („Davids“),193 die nur über begrenzte finanzielle Ressourcen verfügen, ist dies vorteilhaft. Letztendlich erhöht das Internet dadurch die Wettbewerbsfähigkeit kleiner Unternehmen. 193 Vgl. zum Konzept der Davids und Goliaths Wüstenhagen (1998). 68 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 5 69 Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen für die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln 5.1 Einleitende Gedanken zum Thema „Ökologie und Internet“ Nachdem in Kapitel 3 der Markt für Bio-Lebensmittel und in Kapitel 4 die Potentiale des Internets dargestellt wurden, soll im folgenden Kapitel eine Verknüpfung der beiden Themengebiete „Ökologie“ und „Internet“ versucht werden. Ziel des Kapitels ist es, die Potentiale und Grenzen des neuen Mediums Internet für die Vermarktung ökologischer Produkte und Dienstleistungen herauszuarbeiten (Stichwort: Von der ÖkoNische zum Massenmarkt).194 Im Rahmen dieser Arbeit soll der Fokus weniger auf den ökologischen Aspekten des Interneteinsatzes liegen, d.h. es soll keine Diskussion darüber geführt werden, ob das Internet ein nachhaltiges Medium ist oder nicht bzw. auf welche Art und Weise es sich positiv oder negativ auf die Umwelt auswirkt.195 Ziel der Arbeit soll es auch nicht sein, zu hinterfragen, ob das Internet ökologische Produkte nachhaltiger verkaufen kann als über die herkömmlichen Absatzwege. Die Klärung dieser Fragen würden den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Vielmehr sollen Wege gefunden werden, mit denen ökologische Produkte unter Berücksichtigung der medialen und marktlichen Potentiale des Internets196 einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich gemacht werden können.197 Hierbei sollen innovative Ansätze gefunden werden, das Internet für die Vermarktung von Bio-Lebensmitteln zu 194 195 196 197 Vgl. Zum gleichlautenden Forschungsprojekt ausführlicher u.a. Belz/Schneidewind/Villiger/Wüstenhagen (1997) sowie Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000). Soll das Ziel einer in seiner Gesamtheit ökologisch vertretbaren Internet-Strategie erreicht werden, muss bei jeder Strategie vorab das Gesamtkonzept auf seine ökologischen Auswirkungen hin überprüft werden. Das Internet wird hierbei als ein Medium verstanden, das sich an seinem Beitrag für oder gegen eine nachhaltige Entwicklung messen lassen muss und das vor dem ökologisch orientierten Einkäufer auch gerechtfertigt werden muss: Wie nachhaltig ist Internetkonsum? Woraus können unter Umständen durch den Einsatz des Internets höhere ökologische Belastungen resultieren und wie lassen sich diese vermeiden? In welchen Bereichen schafft die Effizienz des Internets nicht nur marktliche Effizienz, sondern auch ökologische Verbesserungen? Vgl. hierzu ausführlicher Cohen (1999), Romm/Rosenfeld/Herrmann (1999), Rolf (2000). Vgl. hierzu die Kapitel 4.1 und 4.2. Hierbei ist darauf hinzuweisen, dass in gewissen Fällen ein Zielkonflikt zwischen dem technisch Machbaren und dem ökologisch bzw. ökonomisch Machbaren entstehen kann, d.h. Verbesserungen durch die Potentiale des Internets können aus ökologischer oder ökonomischer Sicht suboptimal sein. So führt der Einkauf via Internet bspw. zu einem bequemeren Einkauf ohne umständliche Einkaufstouren zu verschiedenen BioBetrieben. Möglicherweise sind solche bequemen Heimlieferungen jedoch aus ökonomischer Sicht ineffizient oder ökologisch bedenklich. 70 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen nutzen unter weitgehender Berücksichtigung zentraler Nachhaltigkeitsforderungen (wie Regionalisierung, Minimierung des ökologischen Ressourcenverbrauchs usw.). Wollen die Unternehmen der Bio-Branche an den aktuellen Entwicklungen am Markt teilhaben, müssen sie sich den Herausforderungen der neuen Medien stellen. Es gilt, die Chancen und Risiken der neuen Medien abschätzen zu lernen und die eigenen Stärken und Schwächen im Bereich Bio-E-Commerce zu identifizieren. Hierfür sollten Online-Anbieter eine Antwort auf folgende Fragen finden: • Welchen Einfluss haben die Eigenschaften des Internets auf die Wettbewerbsstruktur innerhalb der Bio-Branche (Anbieterseite, Kapitel 5.2) und den konsumentenbezogenen Einkaufsprozess (Nachfrageseite, Kapitel 5.3) und welche Potentiale lassen sich daraus ableiten? • Wo liegen die Grenzen der Internet-Vermarktung? Wie sieht der Status Quo der heutigen Online-Vermarktung im Bio-Bereich aus und welche Stärken und Schwächen lassen sich hieraus identifizieren? (Kapitel 5.4.) Basierend auf den Antworten dieser Fragen gilt es dann, mögliche strategische Handlungsoptionen und Erfolgsfaktoren für das Online-Marketing für Bio-Produkte abzuleiten. EXKURS: Ökologische Aspekte des Interneteinsatzes Es steht ausser Diskussion, dass auch die Internetnutzung und die darauf basierenden Dienstleistungskonzepte (z.B. Chipherstellung und Heimlieferservices) positive und negative ökologische Auswirkungen auf Natur und Umwelt haben. 198 So liegen die Chancen der IuK-Technologie in der Erleichterung und Gewinnung umweltzentrierter Informationen.199 Neue Arbeitsformen, wie bspw. Telearbeit oder Telekooperation, können ebenfalls ökologische Belastungen verringern, indem sie die Fahrt zum Arbeitsplatz oder zur Team- und Arbeitssitzung überflüssig machen. Die Risiken hingegen liegen in der Generierung von Transporten. Zum einen erzeugen Information und Kommunikation Neugier, Kontakte und Transport und verstärken den Trend zur Mobilität. In der Textilbranche hat z.B. die ökonomisch bedingte und informationstechnisch unterstützte Verlagerung der Produktion ins Ausland bereits zu einem verstärkten Transportaufkommen geführt. Fraglich ist auch, ob die durch das Internet ermöglichte 198 199 Vgl. zu den ökologischen Effekten des Internets auf die Umwelt ausführlicher Cohen (1999), Romm/Rosenfeld/Herrmann (1999), Rolf (2000). Vgl. hierzu ausführlicher Picot (2000), S. 198ff. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 71 breitere Distribution von Waren oder der weltweite Einkauf zu vermehrtem Transportaufkommen führt, weil auf günstige Angebote aus dem Ausland zurückgegriffen wird oder Waren quer durch die einzelnen Länder transportiert werden. Es darf also nicht übersehen werden, dass durch die verstärkte Nutzung von Internet-Technologien bedeutende zusätzliche Energie- und Materialströme ausgelöst werden, welche die BioAnbieter unter Glaubwürdigkeits- und Vertrauensgesichtspunkten berücksichtigen sollten. Aus ökologischer Sichtweise ist es daher notwendig, die ökologischen Auswirkungen den strategischen Ausgangsüberlegungen des Internet-Engagements gegenüberzustellen (vgl. Tabelle 7). Die Frage, ob die Chancen oder die Risiken überwiegen, lässt sich nicht allgemein beantworten. Verschiedene Faktoren spielen hierbei eine Rolle und beeinflussen die Entwicklung in die eine oder andere Richtung. Zu ihnen zählen: Entwicklung der Transportkosten, Entwicklung neuer Logistikkonzepte, Ausmass und Tempo der weiteren Dematerialisierung, neue Formen von Produkt- und Servicedesigns, Gestaltung institutioneller Anreize (Steuern, Verkehrspolitik, Regulierung, ökologische Produktdifferenzierung) usw. 200 Strategische Steuerungsgrösse Ökologischer Wirkungszusammenhang Breitere Zielgruppe Verwässern ökologischer Standards Höherer Marktanteil Ökologische Massenmarktproblematik Breitere Distribution Mehr Transport Tabelle 7: Auswahl strategischer Steuerungsgrössen und ökologischer Implikationen Quelle: Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000), S. 15 5.2 Internet-Potentiale auf Anbieterseite: Veränderte Wettbewerbsstruktur Der Einfluss der Informationstechnologien auf die bestehende Branchenstruktur wird in der Literatur bereits seit den frühen 80er Jahren diskutiert. Während viele Autoren den allgemeinen IT-Einfluss untersuchten,201 beschäftigten sich andere schon früh mit den Implikationen von Interorganisationssystemen (B-t-B Electronic Commerce)202. 200 201 202 Vgl. Picot (2000), S. 200. Vgl. hierzu z.B. Parsons (1983), McFarlan (1984), Porter/Millar (1985). Vgl. hierzu z.B. Cash/Konsynski (1984); Johnston/Vitale (1988). 72 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Viele dieser Erkenntnisse können auf Electronic Commerce übertragen werden. Wie sich der Einfluss des Internets auf die Veränderung der Wettbewerbskräfte am Markt auswirken könnte und welche Potentiale sich hierbei für das Angebot ökologischer Lebensmittel ergeben, soll anhand der Branchenstrukturanalyse von Porter untersucht werden. Analysiert werden im folgenden die Faktoren: Rivalität im bestehenden Wettbewerb, Verhandlungsmacht von Abnehmern bzw. Lieferanten, Bedrohung durch potentielle neue Konkurrenten sowie Substitutionsgefahren durch neue Produkte und Dienstleistungen.203 Durch die enge Verzahnung von Lebensmittelhandel mit vor- und gelagerten Stufen, wie Herstellern (Produktion und Verarbeitung) und Endkunden (vgl. Abbildung 15) kann es zu Wechselwirkungen der einzelnen Branchenstrukturelemente untereinander kommen. So steigt z.B. durch die verbesserten Informationsmöglichkeiten des Internets die Verhandlungsmacht beim Endkunden, was dazu führt, dass der Einfluss herkömmlicher Handelsstrukturen bei Preis- und Sortimentsgestaltung sinkt.204 Auch kann es durch die Ausschaltung von Zwischenhändlern zu einer Assimilation der Produzenten und Händlerrolle kommen.205 Aufgrund dieser Wechselwirkungen wird im folgenden die Untersuchungs- bzw. Bezugseinheit „Lebensmittelhandel“ dieser Arbeit um die Branchenstrukturelemente Hersteller und Endkunde erweitert. Produktion Verarbeitung Handel Verbraucher Direktvermarktung Lebensmittelhandwerk Versandhandel Konventioneller LEH Betriebe Erzeugergemeinschaften Großverbraucher/ Gastronomie Endkunden Verarbeitungs industrie Verluste Export/Import Naturkostgroßhandel Naturkostfach LEH Kunde Abbildung 15: Erweiterte Analyseeinheit des Bio-Lebensmittelmarktes Quelle: in Anlehnung an Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (1999) 203 204 205 Vgl. Porter (1999a), S. 34. Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 5.2.2. Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 5.2.5. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 73 5.2.1 Rivalität im bestehenden Wettbewerb Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass sich mit zunehmender Verbreitung der Internet-Technologie und der daraus resultierenden Machtverlagerung zum Kunden die Rivalität am Markt weiter erhöhen wird. Relativ geringe Umstellungskosten führen beim Lebensmitteleinzelhandel dazu, dass er sein Sortiment auch online anbietet (Rewe, Spar, Migros etc.). Dadurch konkurriert der Lebensmittelhandel zusätzlich durch einen neuen Vertriebskanal mit den konventionellen Vertriebsstrukturen (Hofverkauf, Naturkostladen, Lebensmitteleinzelhandel). Zunehmend etablieren sich Anbieter, wie http://www.tengelmann-lieferservice.de, http://www.spar.at oder http://www.migros.ch, mit entsprechenden Heimlieferservices. Zusätzlich investieren auch bestehende Wettbewerber aus dem Bio-Umfeld in das Neue Medium Internet. Ein Beispiel hierfür stellt das Unternehmen „Gut zum Leben“ dar (http://www.gutzumleben.de), das bisher als regionaler Anbieter am Markt auftrat. Insbesondere der Versandhandel versucht den Vertriebsweg Internet möglichst schnell zu besetzen. Bereits im Jahr 1996 gingen die ersten, heute erfolgreich etablierten Öko-E-Commerce-Angebote online. Versandhändler nutzen ihre bekannten Marken, die bestehende Produktpalette oder die Kompetenzen im Bereich Logistik und Versand und erlangen so Wettbewerbsvorteile im Internet. Der Versandhandel hat den grossen Vorteil, dass die logistischen Prozesse bereits etabliert sind und zur Verfügung stehen.206 Unternehmen, wie United Nature AG, erzielen mit einem klaren strategischen Ansatz mittlerweile knapp 20 % des Gesamtumsatzes online. Aber auch der Marktführer für den Versand ökologischer Produkte Waschbär erzielt selbst mit einem wenig professionellen Internetangebot (http://www.waschbaer.de) einen Umsatz von über 1 Mio. DM im Jahr 1999.207 Ein Vergleich mit den schon weiterentwickelten E-Commerce für Bio-Lebensmittel in den USA macht darüber hinaus deutlich, dass das Internet bereits eine Marktplattform für ökologische Produkte darstellt und Nachfrage vorhanden ist.208 Häufig stehen im Electronic Commerce nicht mehr Einzelunternehmen in Konkurrenz zueinander, es konkurrieren vielmehr Unternehmen, die in strategischen Netzwerken als partnerschaftlicher Verbund agieren (sogenannten Business-Webs)209, um die 206 207 208 209 Vgl. Siebel (2000). Vgl. Aussagen des Geschäftsführers von Leo Pröstler, Gründer und Geschäftsführer des Waschbär Umweltprodukt Versandes, anlässlich eines Vortrages im Rahmen der 13. oikos-Konferenz in St. Gallen. So prognostizieren die beiden Marktführer in den USA, Whole Foods Market und Wild Oats, einen OnlineUmsatz von 5 Prozent am gesamten Biolebensmittelmarkt bis 2005. Vgl. Zambrano/Temeschinko/Hamann (2001), S. 25. Zu den Business-Webs ausführlicher Zerdick/Picot/Schrape (1999), 179ff. 74 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Gunst des Konsumenten zu erlangen. Hierbei gilt es nicht, den Wettbewerb zwischen einzelnen Unternehmen zu betrachten, sondern die Konkurrenzsituation zwischen den verschiedenen Business-Webs.210 Die Zusammenarbeit der Unternehmen findet dabei unter den Bedingungen einer sogenannte Co-Opetition statt (vgl. Abbildung 16).211 Die Business-Web-Partnerunternehmen arbeiten zwar gemeinsam an einer Marktlösung für ein Marktsegment oder eine Kundengruppe, stehen aber in anderen Geschäftsfeldern weiterhin in direktem Wettbewerb zueinander. Im Mittelpunkt steht dabei die Herausforderung, dem Kunden im Rahmen der Zusammenarbeit im Netzwerk einen echten Mehrwert zu bieten.212 Kunden Anbieter Wettbewerber Ergänzungsanbieter Lieferanten Abbildung 16: Modell der Co-Opetition Quelle: Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 15 5.2.2 Verhandlungsmacht von Abnehmern Die von Porter angeführten Bedingungen für die Verhandlungsmacht des Kunden erfahren durch das Internet eine wesentliche Veränderung. Das Kräftegleichgewicht Verkäufer-Kunde verschiebt sich durch den Electronic Commerce generell in Richtung des Kunden: In der neuen Welt des World-Wide-Web ist der Nachfrager nicht mehr das passiv konsumierende, mit Werbespots und Werbebriefen überschüttete Individuum, sondern übernimmt die Rolle des Aktiven: Der Konsument kann selbst ent210 211 212 Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 14. Das Konzept der Co-Opetition stellt die Zusammenarbeit zwischen Konkurrenten in der sogenannten Situation des Gefangenendilemmas als erfolgreiche Option einer möglichen Wettbewerbsstrategie dar. Vgl. hierzu ausführlicher Brandenburger/Nalebuff (1996). Vgl. Brandenburger/Nalebuff (1996), S. 18. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 75 scheiden, welche Informationen er nachfragt und welche er dem Anbieter zur Verfügung stellt.213 Das Internet macht es durch seinen Netzwerkcharakter möglich, eine praktisch unbeschränkte Anzahl von Angebots- und Nachfragebeziehungen im Markt zusammenzufassen. Dies vereinfacht Preis- und Qualitätsvergleiche erheblich und trägt zur Markttransparenz bei.214 Dadurch kommt es auch zu einer Entmachtung herkömmlicher Handelsstrukturen, da der Handel nicht länger über die alleinige Macht zur Sortimentsund Preisgestaltung verfügt und der Konsument aus allen Angeboten selbst das Billigste aussuchen kann.215 Die Verhandlungsmacht des Kunden kann noch stärker werden, wenn bis dahin fragmentierte Käufergruppen gemeinsam auftreten.216 Das Internet unterstützt nämlich nicht nur die Anbieter-Kunde-Interaktion, sondern auch die Kommunikation von Gruppen untereinander. Eines der wichtigsten heute anzutreffenden Geschäftsmodelle sind Community-Sites. Communities versammeln Gleichgesinnte zum Zwecke der Information, Kommunikation und Transaktion.217 Die Sammlung solcher Gruppen ermöglicht die Bündelung von Nachfragermacht. Diese kann zur Erreichung z.B. besserer Preise oder auch zu Boykottaufrufen genutzt werden.218 Auch wenn derartige Konzepte im Bio-Bereich noch nicht aktiv sind, wird doch deutlich, dass einzelne Sites entsprechende Angebote vorbereiten (z.B. http://www.nurnatur.de). 5.2.3 Verhandlungsmacht von Lieferanten Handelt es sich beim Abnehmer nicht um den Endkunden, sondern um einen Lieferanten oder Zwischenhändler, kann sich ein Unternehmen bzw. die Branche der Verhand- 213 214 215 216 217 218 Vgl. hierzu ausführlicher Krause (1998), S. 71ff. Vgl. Lütge (1999), S. 18. Die in diesem Zusammenhang auf der Seite der Anbieter häufig geäusserte Furcht vor einer Intensivierung des Preiswettbewerbs (zu Lasten einer Qualitätsorientierung) scheint dabei unbegründet. Zwar können Preisinformationen schnell und ohne grosse Anstrengungen abgerufen werden, doch ermöglichen verschiedene Hersteller auch die Suche nach qualitätsspezifischen Produktmerkmalen. Solche qualitätsspezifischen Informationen über kaufrelevante Attribute beeinflussen die Kaufentscheidung vor allem dann, wenn Qualitätsinformationen für den Nachfrager eine hohe Bedeutung besitzen. Dies trifft i.d.R. für Öko-Produkte zu. Im Gegensatz zu konventionellen Produkten sinkt in diesem Fall bei Kunden die Preissensibilität. Es kann davon ausgegangen werden, dass günstige (Direkt-) Anbieter qualitativ hochwertiger Öko-Produkte bzw. Dienstleistungen daher von dem neuen Medium profitieren werden. Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 49. Vgl. Yankee Group (1998), S. 3 Vgl. zu Communities ausführlicher Kapitel 6.3.2 und 7.5. Am deutlichsten wird dieser Effekt bei sogenannten Powershopping-Konzepten (http://www.atrada.de, http://www.powershopping.de, etc.). Für den Zeitraum eines Einkaufs schliessen sich die Interessenten an einem bestimmten Produkt zusammen, um durch die grössere Absatzmenge einen besseren Preis vom Hersteller zu erhalten. Vgl. ausführlicher Kapitel 7.5. 76 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen lungsmacht entziehen, indem der Handel als Intermediär umgangen wird und das Unternehmen direkt an die nächste Stufe verkauft (z.B. Detailhandel oder Endkunde).219 Diese Ausschaltung der Zwischenhändler, die bisher Aufträge bündelten, Lagerkapazitäten zur Verfügung stellten oder auch die Beratung und den Warenverkauf für einen Anbieter übernahmen wird als Disintermediation bezeichnet.220 Da durch das WorldWide-Web Distanzen keine Marktbarriere mehr bilden und der Kontakt vom Produzenten zum Konsumenten direkt und ohne Zwischenglieder stattfinden kann, werden die physischen Distributionsnetze des Handels in ihrer Bedeutung relativiert. Durch die Disintermediation wird die Wertschöpfungskette optimiert, weil die Kosten der Distribution massgeblich reduziert werden.221 Gleichzeitig wird durch die Ausschaltung verschiedener Zwischenstufen auch die Kontrolle des Distributionssystems optimiert.222 Die Folgen sind einerseits eine teilweise Assimilation der Produzentenund Händlerrolle sowie eine schwindende Akzeptanz traditioneller Handelsunternehmen (Grosshändler oder traditioneller Verkaufsunternehmen).223 Ein Beispiel für diese Entwicklung sind die beiden Verlage „Altop“ und „gesund essen“. Beides sind zentrale Plattformen der Bio-Branche, die mittlerweile auch als Plattform für den Handel mit ökologischen Lebensmitteln genutzt werden. Der Altop Verlag hat mit http://www.eco-world.de eine Plattform aufgebaut, die mit Produkt- und Adressdatenbanken sowie mit Pressearchiven nach eigenen Angaben eine Besucherzahl von bis zu 70.000 monatlich anzieht.224 Ähnliche Zahlen erreicht http://www.naturkost.de vom Verlag gesund essen u.a. mit Rezepten. Durch ihr Internetengagement rücken die Verlage als Dienstleister am Rande der Wertschöpfungskette in das Zentrum der Internetökonomie. 5.2.4 Bedrohung durch potentielle neue Konkurrenten Andere Märkte hingegen werden von einer der Disintermediation entgegengesetzten Entwicklung gekennzeichnet sein, dem Auftreten von zusätzlichen Intermediären oder Zwischenagenten in der Wertschöpfungskette. Dieser Prozess wird als Transintermediation oder Reintermediation bezeichnet.225 Im Extremfall beschränken sich einzel- 219 220 221 222 223 224 225 Vgl. Bloch et. al. (1996) sowie die Ausführungen in Kapitel 5.2.5. Vgl. Schneider/Gerbert (1999), S. 72; Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 342f. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 20. Vgl. Sawhney (1998). Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 49; Sarkar/Butler/Steinfield (1995). Vgl. Angaben unter http://www.ecofinder.com. Vgl. Benjam/Wigand (1995), S. 64ff. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 77 ne Anbieter auf eine Stufe der Wertkette und deren Transaktionsphasen.226 Sie können sich damit auf den Aufbau einzelner Kernkompetenzen konzentrieren, ohne dabei in einer potentiellen Aufgabenvielfalt unterzugehen. Die Anbieter, die der Tendenz der Intermediation folgen, können sowohl Spezialisierungs- als auch Kostenvorteile realisieren.227 Die Transintermediation begünstigt dabei die Entstehung von sogenannten Infomediären.228 Hierbei handelt es sich um Anbieter, die im Rahmen des Electronic Commerce die Koordination von Informations- und Transaktionsströmen zwischen den einzelnen Partnern übernehmen. Suchmaschinen, intelligente Agenten und Auktionshäuser sind erste Beispiele neuer Infomediäre. Vor dem Hintergrund auseinandergefallener Wertketten wird diesen Geschäftsmodellen eine Schlüsselrolle innerhalb der elektronischen Märkte prophezeit. Sie übernehmen die Engpassleistung der Informationskoordination und werden aufgrund ihres Wissensvorsprungs eine starke Machtposition erhalten.229 So erbringt etwa die Katalogsuchmaschine http://www.oekocity.de nicht nur eine Dienstleistung durch Strukturieren des ökologischen Internetangebotes. Sie bündelt ökologische Internetnachfragen auch durch die Bewertung aller Sites nach Inhalt, Bedienung und Design und unterstützt die ökologische Internetnachfrage damit bei der Orientierung. Weiterhin wird versucht, mit einer Prämierung der besten Bio-Sites ein höheres Niveau zu initiieren (vgl. Abbildung 17). Positiv für den Eintritt neuer Konkurrenten wirkt sich die Tatsache aus, dass durch den Einsatz von Electronic Commerce die Höhe der Markteintrittsbarrieren gesenkt werden kann. Unabhängig von bestehenden, die Markt- und Machtverhältnisse zementierenden Handelsstrukturen und Vertriebskanälen, die häufig eine Hürde für die Aufnahme ökologischer Güter ins Handelssortiment darstellten, und ohne kostenintensive klassische Werbemassnahmen230 kann ein regional tätiges, ökologieorientiertes Pionierunternehmen mit Hilfe der Potentiale des Internets erstmals gleichberechtigt am Markt auftreten.231 226 227 228 229 230 231 Vgl. Sakar/Butler/Steinfield (1995), S. 2ff. Vgl. Sarkar/Butler/Steinfield (1995), S. 12. Ask.com ist bspw. eine Suchmaschine, die nicht mehr nach Kategorien sucht, sondern vollständige Fragesätze beantworten kann. Schneider/Gerbert (1999), S. 73. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 19 sowie Hagel/Rayport (1997b). Electronic Commerce ermöglicht eine deutlich kostengünstigere Promotion von Produkten und Dienstleistungen. Vgl. Bloch et. al. (1996). Der potentielle Kunde kann anhand der Website nur schwerlich auf die Grösse der Unternehmung schliessen, es sei denn, dass traditionelle Anbieter mit bekannter Marke im Internet auftreten (z.B. Coop, Rewe etc.). 78 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Abbildung 17: Katalogsuchmaschine Ökocity Quelle: http://www.oekocity.de. Gleichzeitig kommt es zu einer Redefinition der Betriebsgrössenvorteile und einer Relativierung der Bedeutung von Kapital,232 da das Internet die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit und Koordination in vielen Funktionsbereichen, wie z.B. Planung, Produktentwicklung, Fertigung und Vertrieb, unterstützt. Hierdurch können Kontakte zwischen potentiellen Transaktionspartnern (Produzenten und Verarbeitern) nicht nur leichter geknüpft werden, sondern auch Abstimmungen über grössere Entfernungen hinweg vorgenommen werden.233 Im Bereich der Bio-Lebensmittel sind u.a. Vermarktungsorganisationen für ökologisch erzeugte Lebensmittel denkbar (z.B. http://www.foodtrader.com), die als Handelsplattformen die Vermittlerfunktion zwischen Landwirten und dem Grosshandel übernehmen (vgl. Exkurs). Weitere neue Geschäftsmodelle ergeben sich aus der Tatsache, dass innovative Angebote, die völlig neue Leistungsbündel versprechen, auf einfache Art und Weise geschaffen werden können: So könnte sich der führende Sportartikelhersteller und das beste Reformhaus ohne grösseren technischen Aufwand im Internet zu einem erfolgreichen Wellness232 233 Vgl. Lawler/Galbraith (1994), S. 12; Bloch et. al. (1996). Vgl. Reichwald/Koller (1995); Hummel (1997), S. 181ff. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 79 Shop zusammenschliessen.234 Das Bündeln bzw. die Kombination der Angebotspaletten aus dem Sport- bzw. Bio-Bereich könnte für den Endkunden ein interessantes neues Angebot im Bedürfnisfeld „Gesundheit“ darstellen. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf das „Müsli-Image“ von Bio-Nahrungsmitteln aus, sondern kann durch die breitere Produktpalette auch zu grösseren Absatzchancen führen. EXKURS: Neue Geschäftsmodelle verändern die Wettbewerbslandschaft Welche neuen Geschäftsmodelle treten im Zeitalter des Electronic Commerce in Erscheinung? Im Lebensmittelbereich sind das bspw. Internet-Shops für Lebensmittel (http://www.laiseacker.de), Food-Börsen (http://www.foodtrader.com), themenbezogene Einkaufszentren (http://www.nurnatur.de), Suchmaschinen für ökologische Produkte und Dienstleistungen (http://www.oekocity.de) oder virtuelle Gemeinschaften (http://www.naturkost.de). Internet Service Provider, die einen Internetzugang für den Endkunden bereitstellen (ähnlich wie AOL oder t-online) und intelligente Agenten sind im Bio-Bereich zur Zeit noch nicht anzutreffen. Abbildung 18 fasst die neuen, elektronischen Wettbewerbsformen im Überblick zusammen.235 Marktzugang ermöglichen Geschäfte vermitteln Internet Service Provider Produkte verkaufen Auktionshäuser/ Börsen Shops offen foodtrader.com laiseacker.de Suchmaschinen Agenten Malls oekocity.de offen nurnatur.de Communities naturkost.de Abbildung 18: Geschäftsmodelle im B-t-C-Electronic Commerce Quelle: in Anlehnung an Schneider/Gerbert (1999), S. 62 Neben sinkenden Eintrittsbarrieren entstehen aber auch neuartige Barrieren. Diese werden häufig von den neuen Konkurrenten, d.h. den Unternehmen der digitalen Ökonomie, selbst aufgebaut. So bildet möglicherweise im Electronic Commerce nicht mehr der hohe Kapitalbedarf oder der physische Zugang zu bestimmten Vertriebskanälen die Eintrittsbarriere der Lebensmittel-Branche, sondern beispielsweise die detaillierten Informationen über die Präferenzen der Kunden. Mit 234 235 Vgl. Schneider/Gerbert (1999), S. 62. Vgl. zu den Geschäftsmodellen ausführlicher Schneider/Gerbert (1999). 80 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen formationen über die Präferenzen der Kunden. Mit diesen Daten können Anbieter die Kundenbedürfnisse besser befriedigen. Dies kann mittel- bis langfristig zu mehr Kundenzufriedenheit und -loyalität führen und sichert dem Unternehmen so Vorteile bei der Marktdifferenzierung. Zudem ist zu berücksichtigen, dass die Markteintrittsbarrieren für potentielle Konkurrenten auch durch die Potentiale des Internet nicht von heute auf morgen beseitigt werden können. So haben die grossen Lebensmittelhandelsunternehmen im Endverbrauchergeschäft über Jahrzehnte starke Markennamen und etablierte Positionen bei den Verbrauchern aufgebaut. Die Reputation und das Ansehen bei den Verbrauchern ist dementsprechend hoch. Zudem verfügen sie über erhebliche finanzielle Mittel sowie leistungsfähige logistische Systeme, die es ihnen ermöglichen, in attraktive neue Geschäftsfelder vorzustossen. Die Markteintrittsbarrieren sind dementsprechend hoch und sie werden auch in Zukunft bedeutend sein.236 PPRROODDUUZZEENNTTEENN Handelsunternehmen Handelsunternehmen Serviceunternehmen Serviceunternehmen KKOONNSSUUM MEENNTTEENN Disintermediation Status Quo Reintermediation Substitution Abbildung 19: Vier elektronische Vertriebsmodelle Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Loos (1998), S. 98. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Handelsunternehmen von zwei Seiten Gefahr droht: Zum einen die mögliche Verdrängung durch den Produzenten selbst (Disintermediation, vgl. Abbildung 19). Zum anderen bekommen bestehende Händler Konkurrenz durch Dritte, die als spezialisierte, kundenindividuelle Serviceunterneh236 Vgl. Yoffie/Cusumano (1999), S. 81. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 81 men einen Teil der Handelsmargen einbehalten wollen (Transintermediation bzw. Reintermediation). Aus dem Szenario der Reintermediation kann sich im ungünstigsten Fall die vollständige Substitution der heutigen Handelsaufgaben durch dritte, handelsfremde Dienstleister vollziehen. 5.2.5 Substitutionsgefahren durch neue Produkte und Dienstleistungen Als fünfte und letzte Wettbewerbskraft sind Veränderungen der Branchenstruktur durch die Substitution in Form neuer Produkte und Dienstleistungen zu nennen. Aufgrund der Konvergenz und Überlappung von Branchen kann die Bedrohung durch Substitutionsprodukte prinzipiell zunehmen. So können Unternehmen aus weiter entfernten Branchen als Anbieter von Substituten auftreten.237 Hierbei ermöglichen es vor allem technologische Innovationen und die Verschmelzung von Technologien, Produkte zu entwickeln, die durch neue Funktionen zu Substitutionsprodukten für andere Branchen werden können. So haben beispielsweise die schweizerische Ascom und die deutsche RWE gemeinsam die Powerline Communications-Technologie entwickelt. Diese ermöglicht es, herkömmliche Stromleitungen für die Übertragung von Daten und Sprache zu nutzen. Damit entsteht ein Substitutionsprodukt für die Telekommunikations- und Internet-Service-Provider-Branche. Der Einsatz von Electronic Commerce wird mit grosser Wahrscheinlichkeit auch den Bedarf und die Gestaltung der produktbegleitenden Dienstleistungen massgeblich beeinflussen und teilsubstituieren. So könnte möglicherweise der Lebensmittelverkauf – entsprechende Zahlungsbereitschaft und innovative Angebotsformen vorausgesetzt – in absehbarer Zeit schon nicht mehr über das Lebensmittelgeschäft, sondern über spezialisierte Heimlieferdienste erfolgen. Weitreichender in Bezug auf die Wettbewerbsstrukturen von morgen wird jedoch nicht die Substitution von Produkten oder Dienstleistungen sein, sondern eher die in der vorangegangenen Kapiteln behandelte Substitution bzw. Veränderung der Wertschöpfungsstufen durch neue Technologien. Diese Transformationen innerhalb der Wertschöpfungskette werden neue Wertschöpfungsketten und Marktstrukturen entstehen lassen. Die Auswirkungen werden bereits heute unter dem Stichwort Kannibalisierung der Wertschöpfungskette diskutiert.238 Der Einfluss der Substitution bliebt letztlich eher marginal. 237 238 Vgl. Porter (1999a), S. 23. Vgl. Rosbach/Rode (2000), S. 33ff. 82 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 5.2.6 Zusammenfassung der anbieterseitigen Potentiale des Internets Fasst man die anbieterseitigen Potentiale des Internets zusammen, so wird deutlich, dass die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien die Wettbewerbskräfte innerhalb der Branche beeinflussen werden. So wird sich voraussichtlich durch den Einsatz der neuen Medien die Rivalität im bestehenden Wettbewerb durch alternative Vertriebskanäle (Verkauf von Waren über konventionellen Handel und über das Internet) sowie die Begünstigung von Kooperationsformen wie der Co-Opetition erhöhen (vgl. Abbildung 20) 239. Auch neue Konkurrenten können den Wettbewerb innerhalb der Branche beeinflussen, da das Internet die Markteintrittsbarrieren durch einen niedrigeren Kapitalbedarf und den einfacheren Zugang zu einem globalen Vertriebsnetz sinken lässt. Trans- und Disintermediationstendenzen führen zum Wegfall alter und dem Auftreten neuer Dienstleistungen und Produktangebote am Markt. Durch einen besseren Informationsstand und die damit einhergehende höhere Markttransparenz steigt zudem die Verhandlungsmacht der Abnehmer und Lieferanten. Neue Konkurrenten • einfacherer Zugang zu globalem Vertriebsnetz • niedriger Kapitalbedarf • abnehmende Betriebsgrössenvorteile • Neue Zwischenhändler (Transintermediation) Verhandlungsmacht der Abnehmer • bessere Kommunikation/ Interaktion • höhere Markttransparenz • individuelle Produkte • Community-Bildung Rivalität im bestehenden Wettbewerb • Online-Angebote bestehender Händler • Business-Webs • Versandhandel Verhandlungsmacht der Lieferanten bessere Kommunikation/ Interaktion • Umgehung des Zwischenhandels (Disintermediation) Substitutionsprodukte • neue Produkte und Dienstleistungen Abbildung 20: Wettbewerbskräfte des Electronic Commerce Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Porter (1999), S. 6 239 Die Stärke der jeweiligen Wettbewerbskräfte wird durch die unterschiedliche Grösse der Pfeile visualisiert. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 83 Es zeigt sich, dass alle fünf Wettbewerbskräfte trotz evolutionärer Veränderungen in der digitalen Ökonomie bedeutend bleiben, gleichzeitig aber auch beeinflusst werden. Durch die Dynamik von Branchen und die immer schneller auftretenden Veränderungen wird aber auch eine Zukunftsvoraussage und Positionierung immer schwieriger. Trotzdem können sich Unternehmen durch eine detaillierte Analyse der fünf Wettbewerbskräfte ein breites und tiefes Verständnis bezüglich stattfindender Umweltveränderungen verschaffen. So können Veränderungen frühzeitig erkannt und Aktionen geplant werden. Die Branchenstrukturanalyse wandelt sich somit von einem spezialisierten Planungsinstrument zu einem Werkzeug, das Unternehmen helfen soll, die relevanten Umweltveränderungen zu identifizieren und zu verstehen. 5.3 Einflüsse des Internets auf die Rolle der Nachfrager Im vorhergehenden Kapitel wurde eine Reihe von Internet-Potentialen identifiziert, die es dem Anbieter von Bio-Produkten ermöglichen, Wettbewerbsvorteile am Markt zu erreichen. Wie können diese Möglichkeiten nun in Bezug auf den Endkunden und dessen Kaufverhalten genutzt werden, um die in Bio-Märkten bestehenden Kaufbarrieren zu beseitigen?240 Zur Klärung dieser Frage wurden die in Kapitel 3.2 empirisch ermittelten Kaufbarrieren den einzelnen Phasen des Kaufprozesses (Informations-, Vereinbarungs- und Abwicklungsphase zugeordnet (vgl. Abbildung 21). Die Zuordnung der Barrieren im Markt für ökologische Lebensmittel orientiert sich jeweils an dem Zeitpunkt, an dem die Barrieren im Kaufprozess ihre wesentliche Wirkung entfalten. Die Wirkung lässt sich dabei nur bedingt auf eine einzelne Phase beschränken, Implikationen sind über die Kernphase hinweg spürbar. Für die weitere Arbeit soll jedoch diese Vereinfachung gelten. Einige Beispiele: Die informations- und vertrauensbezogenen Kaufbarrieren aufgrund fehlender Markttransparenz (z.B. über Beschaffungsorte, verwirrende Kennzeichnungen etc.) und aufgrund des Vertrauenscharakters ökologischer Güter (z.B. Erklärungsbedürftigkeit von Bio-Produkten) stellen vor allem in der Informations- und Entscheidungsphase ein Problem dar. Aus den Kaufbarrieren resultiert beim Nachfrager ein Transparenz- und Vertrauensdefizit, das mittels der neuen Medien gelöst werden kann. Als Folge des Transparenz- und Vertrauensdefizites entstehen dem Kunden höhere Such- und Informationskosten. Höhere Preise von Bio-Produkten aufgrund niedriger Absatzquantitäten führen beim Kunden ferner zu einem als hoch wahrgenommenen finanziellen Risiko. Dieses wird er in der Entscheidungsphase ebenso berücksichtigen wie die höheren Kontrollkosten bei Bio-Erzeugnissen. In der Abwick240 Vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 4 in Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000). 84 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen lungsphase sind vor allem Transaktionskosten relevant, die sich aus der mangelnden Erreichbarkeit der Anbieter bzw. der Verfügbarkeit von Bio-Produkten ergeben. Information • Transparenz auf Markt-, Unternehmens- und Produktebene • Erklärungsbedürftigkeit der Produkte • Informations- und Wissensdefizite • Verwirrende Kennzeichnung von Bioprodukten Entscheidung • Vertrauensdefizit/ Echtheitszweifel • Uneinheitliche/ verwirrende Kennzeichnungen • Hohes Preisniveau • Höhere Beschaffungskosten durch Kontrollkosten Abwicklung • Niedrige Absatzquantitäten • Höhere Beschaffungskosten durch Wegkosten • Erreichbarkeit/ Verfügbarkeit der Verkaufsstellen Kundenbindung • Initiierung von Wiederholungskäufen • Kostenpflichtige Dienstleistungen Abbildung 21: Marktdefizite im Bio-Markt entlang des Phasenmodells Quelle: Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000), S. 19 Welche konkreten Wirkungen können die Möglichkeiten des Internets im Rahmen der Kaufphasen entfalten, um die in Bio-Märkten bestehenden Kaufbarrieren zu beseitigen? Hierzu muss für jede Transaktionsphase überlegt werden, wie und welche internetspezifischen Potentiale241 zum Abbau der Kaufbarrieren beitragen könnten. Beispielsweise ermöglicht die örtliche und zeitliche Unmittelbarkeit der Nutzung des Internets eine höhere Unabhängigkeit und Bequemlichkeit bei der Bestellung von ÖkoProdukten. Interaktive Elemente helfen hingegen, mehr Transparenz beim Kauf herzustellen. Im folgenden werden die Potentiale des Internets in Bezug auf den Einkaufsprozess des Endkunden näher analysiert, um daraus strategische Erfolgsfaktoren für ein Internet-Angebot im Bio-Bereich ableiten zu können. 5.3.1 Informationsphase In der ersten Phase verschafft sich der Kunde einen Überblick über die Marktsituation, die Produkte und Produkteigenschaften sowie die Liefer- und Zahlungsbedingungen. Bio-Marktspezifische Defizite im Rahmen der Informationsphase sind u.a. fehlende Transparenz auf Markt-, Unternehmens- und Produktebene, hohe Erklärungsbedürftigkeit von Öko-Produkten und verwirrende Kennzeichnungen von Öko-Erzeugnissen. 241 Vgl.Kapitel 4.1 sowie Kolibius/Nachtmann (2000a), Kolibius/Nachtmann (2000b) sowie Kolibius (2000a). 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 85 Diese Probleme führen zu hohen Such- und Informationskosten. Welche Möglichkeiten bietet Electronic Commerce zur Reduzierung dieser Defizite? Ein zentrales Merkmal des E-Business ist das bedeutende Potential für eine höhere Markttransparenz. Das Internet hilft bei der Strukturierung grosser Informationsmengen, unterstützt die Suche in unstrukturierten Daten, ermöglicht die Kombination multimedialer Darstellungsformen und kann ohne grossen Aufwand thematische Schwerpunkte bilden. Es erhöht dadurch die Transparenz in der Informationsphase. Transparenz durch Strukturierung grosser Informationsmengen Das Internet trägt mit seiner Eigenschaft der Multi- und Hypermedialität zur Strukturierung grosser Informationsmengen bei. Basierend auf multimedialen Darstellungen (Text, Bild, Ton und Film) können Inhalte erläutert und im Text strukturiert werden. So findet man unter der Internet-Adresse: http://www.soel.de/inhalte/oekolandbau/ international_deutschland99.html die Historie des ökologischen Landbaus in Deutschland skizziert. Über Hyperlinks gelangt man auf die Sites der ökologischen Anbauverbände, von Hersteller- und anderen Organisationen oder auch auf nähere Erläuterungen, z.B. der EG-Bio-Verordnung. Dort werden Einzelaspekte, wie bspw. die Geschichte der einzelnen Verbände weiter detailliert erläutert. Dadurch erhält ein Interessent ausführliche oder spezifische Informationen, von denen er je nach Interesse Teilaspekte vertiefen kann. Weiter ist es möglich, ausgehend von einer Produktbeschreibung Links zu weiteren Hintergrundinformationen oder anderen Anbietern zu setzen. Damit lassen sich Produkte und Dienstleistungen bündeln und so die Such- und Informationskosten im Vergleich zu konventionellen Vertriebswegen senken. Transparenz durch Suchunterstützung in unstrukturierten Daten Höhere Transparenz kann durch die Interaktivität des Internets erreicht werden. Ein Beispiel bietet der Einsatz von Datenbanken und Datenbank-Abfragemöglichkeiten. Informationen über Produkte, Bezugsquellen oder Herstellungsverfahren werden je nach Nutzer- bzw. Kundenpräferenz zur Verfügung gestellt. So ist es z.B. unter http://www.gemuesekiste.de möglich, unter Angabe der Postleitzahl und einer gewünschten Produktgruppe den nächstgelegenen Lieferservice für dieses Produkt herauszufinden. Auf der Site http://www.genfreinet.de erhält man Informationen über gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe und Lebensmittel. Dass diese Funktionalität von grosser Bedeutung für die Bio-Branche ist, macht die grosse Nachfrage nach diesen Leistungen deutlich: Im Fall von http://www.ecofinder.com bietet der Betreiber nur 86 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen noch den Kernservice kostenlos an; erweiterte Suchmöglichkeiten sind kostenpflichtig.242 Eine spezifische Einsatzmöglichkeit von Datenbanken bzw. DatenbankAbfragefunktionalitäten sind Suchmaschinen. Diese haben eine wesentliche Bedeutung für die Strukturierung verfügbarer Informationen über Markt, Unternehmen und Produkte.243 Aus der Vielzahl von Suchmaschinen lassen sich Katalog-, Schlagwortund Metasuchmaschinen unterscheiden. Letztere suchen explizit nur in für eine bestimmte Zielgruppe interessanten Datenbeständen. Dieses Konzept hat den Vorteil, die auch durch Suchmaschinen nur noch bedingt zu erfassende Datenmenge im Internet überschaubar zu halten. Suchmaschinen können, kombiniert mit weiteren Funktionalitäten, wie z.B. E-Commerce-Applikationen, als Öko-Portal für den Internetmarkt ökologisch erzeugter Lebensmittel fungieren. Ein Beispiel hierfür ist ebenfalls wieder die Suchmaschine http://www.ecofinder.com oder http://www.oekocity.de. Dort sind Adress-Datenbanken über Stichwortsuche oder Branchenlinks im Rahmen einer Katalogsuche verfügbar. Gleichzeitig dienen sie als Einkaufszentren für Bio-Produkte. Transparenz durch Schaffung thematischer Schwerpunkte Weniger die technischen Funktionalitäten als vielmehr die Bündelung nach thematischen Schwerpunkten ist ein weiterer Ansatz zur Schaffung einer höheren Transparenz im Markt für ökologische Lebensmittel. Der Inhalt themenbezogener Websites zielt auf die Bedürfnisse einer entsprechenden Zielgruppe.244 So gibt es z.B. unter http://www.feuerwehr.de alles für den spezifischen Feuerwehrbedarf, von Erfahrungsberichten über Diskussionsforen bis hin zum Einkauf von Sicherheitsbekleidung. Für den Naturkostbereich bietet http://www.naturkost.de neben einer Vielzahl von Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten zum Thema Naturkost auch erste Ansätze zum Einkauf ökologischer Lebensmittel. Im Gegensatz zu Suchmaschinen wird der potentielle Kunde in solchen themenbezogenen Websites umfassend begleitet. Zwischenfazit Informationsphase Es zeigt sich, dass die internetbasierten Funktionalitäten eine breite Palette an Einsatzmöglichkeiten bieten, den Informations- und Wissensdefiziten innerhalb der Informationsphase entgegenzuwirken (vgl. Tabelle 8). Insbesondere die medialen Eigen242 243 244 Fraglich bliebt, ob diese kostenpflichtigen Leistungen vom Konsumenten auch bezahlt werden oder ob sie nicht dazu führen, dass der Kunde die Internetsite verlässt oder sich ggf. die Informationen bei anderen Anbietern kostenlos verschafft. Vgl. Schneider/Gerbert (1999), S. 62f. Meist werden die Interessen der Zielgruppen im Rahmen einer themenspezifischen Community zusammengefasst. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 87 schaften des Internets, wie die Verlinkung von ökologiespezifischen Themen und Inhalten bzw. multimediale Darstellungen, ermöglichen es dem Konsumenten, sich umfassend über ökologische Produkteigenschaften zu informieren. Zudem wird der ökologische Herstellungsprozess transparent. Beides trägt zur Erhöhung der Markttransparenz bei. Weitere Elemente der Informationsphase stellen Datenbanken oder Suchmaschinen dar, welche die gezielte Suche nach Produkten oder Produktinformationen unterstützen. Als Folge reduziert sich der Such-, Informations- und Vergleichsaufwand des Kunden beim Kaufentscheidungsprozess. Defizite am Markt für Bio-Lebensmittel Potentiale des Internets • Intransparenz auf Markt-, Unternehmens- und Produktebene • Informations- und Wissensdefizite aufgrund der Erklärungsbedürftigkeit der Produkte • Verlinkung von Inhalten • Datenbanken/Suchmaschinen • Multimediale Darstellungen • Bündelung von Produkten und Dienstleistungen • Zeitersparnis Folge: ÿ Reduzierung des Such-, Informations- und Vergleichsaufwandes führen zu Informationsund Suchkostensenkung Tabelle 8: Defizite und Internetpotentiale in der Informationsphase Quelle: Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000), S. 22 Fraglich bleibt, inwieweit der Konsument die Informationsmöglichkeiten in Anspruch nehmen wird und inwieweit der Kunde bereit ist, für solche Informationen in Zukunft zu zahlen. Lebensmittel zählen im allgemeinen zu den kurzlebigen Konsumgütern (Low-Involvement-Produkte), bei denen meist gewohnheitsmässige, sogenannte habitualisierte Kaufentscheidungen gefällt werden.245 Die Konsumenten sind im kurzlebigen Konsumgütermarkt einem enormen Werbedruck ausgesetzt, der das bei LowInvolvement-Produkten generell niedrige Informationsinteresse weiter sinken lässt. Dies könnte zur Folge haben, dass auch Internet-Auftritten bzw. Produktinformationen in diesem Bereich nur eine geringe Aufnahmebereitschaft entgegengebracht wird und die Bereitschaft, für solche Informationen zu zahlen, nur gering ist. 245 Vgl. Böcker (1994), S. 58. 88 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 5.3.2 Kaufentscheidungsphase Nach der Sammlung von Informationen werden diese miteinander verglichen und bewertet, um eine Kaufentscheidung zu treffen. Kaufentscheidungen in Bio-Märkten werden durch diverse Defizite behindert. Das zentrale Problem stellt hier das Vertrauensdefizit dar. Es resultiert u.a. aus der uneinheitlichen und verwirrenden Kennzeichnung und wird zusätzlich durch die hohen Transaktionskosten in seiner Wirkung verstärkt. Im Falle elektronischer Transaktionen im Internet addieren sich hierbei weitere Unsicherheitsaspekte, die durch die virtuelle Natur der Beziehung hervorgerufen werden. Einflussgrössen sind z.B. das Vertrauen in das Trägermedium und die Identität des Geschäftspartners. So ist der Mangel an Vertrauen in die Sicherheitsmechanismen des Internets einer der zentralen Gründe für den Nicht-Kauf im Internet.246 Virtualität braucht vor allem Vertrauen. Was notwendig ist, sind institutionelle Intermediäre, die ähnlich wie im konventionellen Bio-Handel, z.B. als Zertifzierungsstellen, Unternehmen auf die Einhaltung von Richtlinien kontrollieren, das Risiko und die Unsicherheit im Rahmen von Geschäftstransaktionen verringern und somit Vertrauen schaffen.247 Da Vertrauen von vielen Autoren als ein wichtiger Faktor für die breitere Akzeptanz des Electronic Commerce angesehen wird,248 existieren bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Intermediäre, die diesem Problem begegnen sollen. Es lassen sich drei verschiedene Gruppen von Institutionen für Vertrauensaufbau, sogenannte „Vertrauensintermediäre“, in gesellschaftlichen Systemen charakterisieren: Garanten (Guarantors), Ratgeber (Advisors) und Unternehmer (Entrepreneurs).249 • Garanten: Garanten sind vor allem aus Konsumentenperspektive wichtig. Das Vorhandensein von Garanten ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere Verbreitung und Akzeptanz von spontanen Einkaufsentscheidungen. Sie dienen dazu, die Parteien vor möglichen Folgen eines geschäftlichen Vertrauensbruchs zu schützen.250 Damit können sie adverse Selektions- und Moral Hazard-Probleme zum grössten Teil 246 247 248 249 250 Vgl. Hofmann/Nowak/Peralte (1998). Zu den allgemeinen Problemen des E-Commerce vgl. auch Bauer/ Huber/Henneberg (1999), S. 48 sowie ökologiespezifisch Kolibius (2000a), S. 316ff. Vgl. hierzu ausführlicher Stohr/Viswanathan (1998) sowie Salam/Rao/Pegels (1998). So argumentieren z.B. Wang et. al. „Despite the much-heralded recent successes in utilizing the Internet marketplace, one of the major impediments against full-scale integration on the internet marketplace with modern business is the lack of confidence Internet consumers have in the newly developed marketing machinery.“ Wang et al. (1998), S. 64. Vgl. Schubert (1999), S. 64ff. Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 335. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 89 überwinden. Ihre spezifischen Kenntnisse über besondere Umstände, wie Ort und Zeit und das allgemeine Erfahrungswissen, erlauben ein effektives Screening und Monitoring als Privatpersonen. Ähnliche Sicherungsleistungen übernimmt der Handel. Diese umfassen Beratung, Qualitätssicherung, Umtauschleistungen etc, die das Risiko des Kaufs reduzieren. Intermediäre müssen folglich nicht nur über spezifisches Know-how über die Primärtransaktionen verfügen, die sich auf den Leistungsübergang und die Produkte und Dienste beziehen, sondern auch über die unterstützenden Sekundärtransaktionen, wie z.B. Finanztransaktionen und Logistik.251 • Ratgeber: Diese Form von Intermediären ist bemüht, fehlende Informationen darzubieten, die den Konsumenten helfen, ihre Unsicherheit abzubauen und „informierte Entscheidungen“ zu treffen (Ökologische Strategie der Qualifizierung).252 Dies kann z.B. durch gezieltes Zusammenführen von Konsumenteninformationen geschehen (Agenten, Konsumentenberichte, Stiftung Warentests) oder in Form einer Weitergabe von Erfahrungen (virtuelle Gemeinschaften). • Unternehmer/Entrepreneurs Zu dieser Kategorie zählen die meisten neu aufkommenden Intermediäre. Ein aus Sicht der Geschäftspartner vertrauenswürdiges Unternehmen agiert hierbei als Mediator und somit als vertrauenswürdiger Dritter zwischen Anbietern und Nachfragern. Derartige Unternehmen können Wiederverkäufer, Sammelverkäufer, Portal etc. sein, die dem Kunden ein vertrauenswürdiges Umfeld zur Verfügung stellen (z.B. Malls). Im folgenden soll weniger auf die Schaffung vertrauenswürdiger Intermediäre eingegangen werden, als vielmehr die Potentiale des Internets zur Schaffung von Vertrauen hervorgehoben werden. Eine wesentliche Rolle in der Vermittlung von Nähe und Vertrauen spielt in diesem Zusammenhang die Nähe zum Verbraucher, ein Vorteil, den Direktvermarkter und Naturkosthandel besitzen.253 Diese Nähe ist beim Vertriebsweg Internet nicht möglich. Jedoch ermöglicht das Internet, den Nachteil des fehlenden persönlichen Kontaktes zu relativieren: Durch Kooperation mit vertrauenswürdigen Institutionen, Dokumentation von Produktionsverfahren und Personalisierung der Betreiber lassen sich „Brücken zur realen Welt“ schlagen. 251 252 253 Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 335 sowie Himberger (1994). Vgl. zur Strategie der ökologischen Qualifizierung ausführlicher Kolibius (2000a), S. 338ff. Vgl. Belz (1998), S. 14. 90 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Vertrauensaufbau durch Bezug zu vertrauenswürdigen Institutionen Ökologischen Anbau-Verbänden, wie Bio Suisse, Demeter oder Bioland, wird von Verbraucherseite grosses Vertrauen entgegengebracht. Mitgliedsunternehmen dieser Verbände können ihre Mitgliedschaft über Hyperlinks dokumentieren und damit den Beleg der Einhaltung entsprechender Produktions- und Verarbeitungsrichtlinien durch Nennung, Erläuterung oder einfache Verlinkung erbringen. Durch die entsprechenden Labels für ökologische Produktionsverfahren bzw. Produkte wird die Vertrauenseigenschaft in eine „Quasi-Sucheigenschaft“ überführt.254 Ausschlaggebend für diese Wirkungszusammenhänge sind Glaubwürdigkeit und Bekanntheit des Labels. Je grösser die Glaubwürdigkeit eines Labels, desto sinnvoller kann dieser Bezug zu vertrauenswürdigen Institutionen sein. Eine besondere Bekanntheit geniessen etwa in der Schweiz die Knospe oder in Deutschland die Embleme der Anbauverbände Demeter und Bioland. Auf Internetseiten von Verbandsmitgliedern findet man sehr häufig bereits auf der ersten Seite einen Link auf den jeweiligen Verband (z.B. http://www.bioland.de), Mitgliedsnummern oder Abbildungen der Prüfungsnummern (siehe Abbildung 22).255 Neben den klassischen Trägern des ökologischen Landbaus existiert seit 1993 die EGBio-Verordnung. Diese regelt die Verwendung des Bio-Begriffs. Danach dürfen Produkte nur dann eine Bio-Bezeichnung erhalten, wenn Sie nach den Regeln der Verordnung produziert bzw. verarbeitet wurden. Die Angabe einer Prüfungsnummer weist auf die Einhaltung der Produktionsstandards auf Unternehmensebene bzw. bei der Produktherstellung und -verarbeitung hin. Ein ebenfalls auf EU-Recht basierender Ansatz ist die Öko-Audit-Verordnung bzw. die parallele, aber privatwirtschaftlich ausgestaltete ISO-Norm 14001. Sie ermöglicht eine Dokumentation der ökologischen Wertigkeit des eingesetzten Umweltmanagementsystems. 254 255 Vgl. Hüser (1996), S. 277; Belz (1998), S. 14. Eine Verlinkung ist sehr einfach herzustellen, so dass auch Nicht-Mitglieder mit einem Link fälschlicherweise den Eindruck einer Mitgliedschaft und damit der Einhaltung ökologischer Standards vortäuschen könnten. Hier kommt den Trägern der entsprechenden Labels eine grosse Verantwortung zur Wahrung der Wertigkeit der Labels zu. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 91 EG-Prüfungsnummer Abbildung 22: Vertrauen durch EG-Prüfungsnummer Quelle: http://www.dirksbiokiste.de Vertrauensaufbau durch Dokumentation von Produktionsverfahren Über die Verlinkung hinaus ermöglicht die Multimedialität den Einsatz von Ton- und Filmdokumenten oder Live-Übertragungen. Vor allem in sensiblen Zusammenhängen kann hierdurch Vertrauen in die Anbauweise oder Tierhaltung erlangt werden. Unter http://www.coop.ch/naturaplan256 können beispielsweise über eine Internetkamera verschiedene Bereiche ökologisch wirtschaftender Landwirtschaftsbetriebe eingesehen werden. Ein anderes Beispiel stellt Bergquell dar; hier wird die Bodenhaltung von Hühnern per Live-Kamera dokumentiert (vgl. Abbildung 23). Darüber hinaus ist die Erläuterung der entsprechenden ökologischen Anbaumethoden denkbar. So wird etwa unter http://home.t-online.de/home/willi.peter/ der Anbau von ökologischen Tomaten inkl. Bildern beschrieben und so die Besonderheiten ökologischer Anbauverfahren deutlich gemacht. Zusätzlich werden Zusammenhänge der landwirtschaftlichen Produktion dargestellt, belegt und erläutert. 256 Vgl. zu Coop naturaplan ausführlicher Kapitel 6.3.1. 92 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Abbildung 23: Livekamera auf Bauernhöfen am Beispiel Bergquell Quelle: http://www.bergquell.de Vertrauensaufbau durch Personalisierung und Individualisierung Der persönliche Kontakt spielt eine wesentliche Rolle beim Aufbau von Vertrauen.257 Dabei profitiert die Direktvermarktung vom direkten Kontakt zum Endkunden.258 Eine Möglichkeit, den im Internet fehlenden persönlichen Kontakt auszugleichen, ist die Personalisierung des Internetangebotes. Gerade regionale Internetangebote haben an dieser Stelle entscheidende Vorteile gegenüber überregionalen Angeboten. Sie können auf existierenden sozialen Netzen und den entsprechenden Vertrauenszusammenhängen aufbauen, sich durch regionale Besonderheiten profilieren oder durch geringere Kosten etwa im Bereich Logistik Kosteneinsparungen im Vergleich zu überregionalen Projekten durchsetzen.259 Die Möglichkeiten sind breit gestreut: Durch Bilder von Haus und Hof, der Betriebsleiterfamilie oder Mitarbeitern sowie durch die Schil257 258 259 Vgl. Belz (1998), S. 14. Vgl. Wirthgen/Maurer (1992), S. 16; Grosch (1991), S. 232. Vgl. Steinfield/Klein (1999). 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 93 derung der Hofgeschichte, Unternehmenspolitik und -selbstverständnis oder anderen spezifischen Zusammenhängen wird der Bezug zwischen den konventionellen Vertriebswegen und dem Internetvertrieb hergestellt. Der ökologische Direktvermarkter Feldhof (vgl. Abbildung 24) nutzt bspw. die Lage im Neandertal, um eine ausführliche Geschichte über die Entwicklung des Tales bis hin zur Entstehung des Feldhofs zu erzählen. Darstellungen und Erläuterungen des Betriebes, der Einkaufsmöglichkeiten und der den Hof bewirtschaftenden Familie machen aus dem Internetauftritt des Feldhofs eine gelungene Unternehmensdarstellung mit starker regionaler Einbindung und persönlichem Bezug. Weitere Möglichkeiten, einen persönlichen Bezug zum Unternehmen zu schaffen, sind der direkte E-Mail-Kontakt zu Ansprechpartnern oder die kontinuierliche Information über aktuelle Aktivitäten des Öko-Anbieters. Durch die ständige Interaktion können individuelle Fragen, Probleme und Wünsche berücksichtigt und damit eventuelle Kaufbarrieren erkannt sowie beseitigt werden. Hierdurch kann der Nachteil des fehlenden persönlichen Kontakts zumindest relativiert werden. Diese Ansätze sind insbesondere bei regionalen Angeboten interessant, wo der Kunde die Wahl hat, entweder über das Internet zu bestellen oder die Waren vor Ort zu kaufen. Abbildung 24: Verbindung realer und Internet-Welt am Beispiel des Feldhofs Quelle: http://www.feldhof.de 94 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Basis der Personalisierung bzw. Individualisierung im Internet ist die Sammlung von Kundendaten bspw. zur Unterstützung des Kaufentscheidungsprozesses. Mit Hilfe von Warenkorbsystemen können etwa die ausgewählten Artikel konstant eingesehen, die Anzahl der gewählten Produkte verändert oder die Gesamtsumme der zu diesem Zeitpunkt ausgewählten Artikel errechnet werden. Dadurch wird dem Kunden jederzeit eine hohe Transparenz bezüglich seines aktuellen Einkaufsvorganges geboten. Diese kann erhöht werden, indem durch vorherige Personalisierung seine bisherige Einkaufshistorie verfügbar wird. So bietet etwa der Internetdrogist vitago.de den Überblick der eigenen Einkaufshistorie an. Auf Basis dieser Informationen ist es dem Internetanbieter auch möglich, Annahmen über die Präferenzen des Kunden zu treffen und entsprechende Sonderangebote zu platzieren (Eins-zu-Eins-Marketing). Die Personalisierung wird in der Regel durch Anmelden im Anbietersystem durchgeführt. Sie unterstützt nicht nur die Kaufentscheidung, sondern kann auch grössere Sicherheit, z.B. im Zahlungsprozess, bieten. So kann durch die personalisierte Einwahl in Shopsysteme z.B. die Übertragung der Kreditkartennummer verschlüsselt werden. Vertrauensaufbau durch Kommunikation Diskutiert man die Vertrauensbildung als wesentliches Element im Verkaufsprozess, so hat das Internet gegenüber konventionellen Vertriebswegen Nachteile durch den fehlenden persönlichen Kontakt. Verschiedene Kommunikationsansätze ermöglichen es, diese Zusammenhänge zu relativieren. Ziel ist es, Rückkopplungsmöglichkeiten zu schaffen, um Zweifel ab- und Vertrauen aufzubauen. Möglichkeiten sind etwa E-Mail, Callback-Button, Chats, telephonische Kontaktaufnahme über das Internet oder Servicenummern.260 Dabei ergänzen sich die Möglichkeiten bezüglich Interaktivität/Individualisierung mit denen der vorgenannten Hypermedialität/Multimedialität. So gibt es bereits Angebote, die bei Rückfragen entweder Telephonieren über das Internet ermöglichen oder einen Rückruf anbieten. So kann etwa bei foodtrader.com oder theorganicshop.com auf einen Beratungsbutton geklickt werden, der einen Kontakt zum CallCenter herstellt. Bei unitednature.net ist es dem Nutzer möglich, über einen Callbackbutton seine Telefonnummer einzutragen. Er erhält darauf einen Rückruf aus dem Callcenter. Dadurch wird eine Verbindung zum Kundencenter des Anbieters hergestellt, der bei bereits getätigten Einkäufen wiederum detaillierte Informationen über den Kunden erhält. 260 Vgl. Symposion Publishing (1999), S. 30. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 95 Kommunikation ist aber nicht nur ein wesentliches Element in der Anbieter-KundeInteraktion. Gerade die Kommunikation unter Kunden erhält im Internet eine besondere Plattform. So können Kunden unter nurnatur.de die Qualität der gekauften Produkte bzw. der erbrachten Dienstleistung kommentieren. Bei powershopping.de werden die Lieferanten und deren Produkte nach einer einfachen Skala bewertet. Wer wiederholt einen schlechten Service geboten oder ein schlechtes Produkt geliefert hat, wird für alle sichtbar negativ eingestuft. Kommunikation kann jedoch auch über die Vertrauensbildung hinausgehen. Bei Internetgeschäftsmodellen, wie Agenten, Börsen, Auktionen und PowershoppingKonzepten, ist das wesentliche Element das Zusammenbringen der Marktteilnehmer und die Kommunikation untereinander. Diese Geschäftsmodelle sind vor allem im Business-to-Business von zentraler Bedeutung. Durch die Bündelung von Angeboten können den Nachfragern günstigere Produkte angeboten werden, ebenso steigen Sortimentsbreite und –tiefe. Ähnliche Konzepte wären evtl. auch für den Business-toConsumer-Bereich von Vorteil: So zielen etwa Powershopping-Konzepte darauf ab, die Nachfrage nach Produkten zu bündeln, dadurch die Abnahmemenge zu erhöhen und letztlich einen besseren Abgabepreis vom Hersteller zu erhalten. Beispiele sind letsbuyit.com oder powershopping.de. Vergleichbare Konzepte sind gerade für die Bio-Branche denkbar, deren Produkte ein durchschnittlich hohes Preisniveau haben. Zwischenfazit Entscheidungsphase Die zentrale Aufgabe der Entscheidungsphase ist, die Vertragspartner zusammenzubringen und einen Kaufvertrag abzuschliessen. Neben den zentralen Geschäftsmodellen – Börsen, Auktionen etc. – ermöglicht das Internet eine Vielzahl von Ansätzen, den Vertrauensdefiziten in Bio-Märkten zu begegnen. Von zentraler Bedeutung sind dabei Ansätze, die zu einer starken Individualisierung bzw. Personalisierung des Angebots und letztlich zu einer intensiveren Kommunikation zwischen Anbieter und Kunden bzw. innerhalb von Kundengruppen führen (vgl.Tabelle 9). Deutlich wird diese Entwicklung auch an der Zunahme von Callcenter-Lösungen (z.B. bei http://www.unitednature.com), welche eine zentrale Kommunikationsschnittstelle darstellen. Es bleibt jedoch abzuwarten, inwieweit es sich vor allem die kleinen und mittelständischen Unternehmen im ökologischen Lebensmittelhandel (insbesondere Direktvermarkter ab Hof) leisten können, die Kommunikations- und Personalisierungsmöglichkeiten des Internets in ihr Internet-Angebot zu integrieren. Kritische Variablen sind hierbei insbesondere der hohe Implementierungsaufwand (Installation von LiveKameras, Pflege der Seiten und Kundenprofil-Datenbanken etc.) sowie die hohen Unterhaltskosten in Bezug auf Interaktionselemente (Personal für Beantwortung von 96 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen E-Mails oder Callcenter etc.). Eine mögliche Lösung wäre z.B. die Bündelung mehrerer Klein- bzw. Mittelbetriebe zu einer Eco-Mall, die zentral von einem Intermediär verwaltet und gepflegt wird. Defizite am Markt für Bio-Lebensmittel Potentiale des Internets • Vertrauensdefizit/Echtheitszweifel • Uneinheitliche/verwirrende Kennzeichnungen • Hohes Preisniveau • Multimediale Verknüpfung mit vertrauensfördernden Institutionen • Personalisierung des Angebotes auf die Bedürfnisse des Kunden • Dialog mit dem Kunden Folge: ÿ Unterstützung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit Tabelle 9: Defizite und Internetpotentiale in der Entscheidungsphase Quelle: Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000), S. 31 5.3.3 Abwicklungsphase Wesentliches Element der Abwicklungs- oder Transaktionsphase ist der eigentliche Handel, der Austausch von Gütern (Commerce). Die Transaktionsphase umfasst zwei Aspekte, die Warentransaktion sowie die finanzielle Transaktion. Zur Unterstützung der finanziellen Transaktionsphase bestehen im Internet bereits Strukturen in Form verschiedener Zahlungsvarianten (z.B. E-Cash, Mobile-Transaction usw.). Die Zahlungsverfahren selbst werden im Rahmen dieser Arbeit nicht näher behandelt, da sie auch keine branchenspezifischen Differenzierungen ermöglichen. Stattdessen wird die Warentransaktion dargestellt: Das zentrale Problem in der Abwicklungsphase der BioBranche sind die hohen Transaktionskosten u.a. durch schlechte Erreichbarkeit und Verfügbarkeit der Produkte und Handelsgeschäfte. Das Internet bietet diverse Ansätze, diese Transaktionskosten zu reduzieren. • Senkung der Transaktionskosten durch ein grösseres Angebot • Senkung der Transaktionskosten durch neue Servicekonzepte • Senkung der Transaktionskosten durch Sonderangebote. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 97 Senkung der Transaktionskosten durch grösseres Angebot Der Konsument orientiert sich zunehmend an „Alles aus einer Hand“-Angeboten. Beispiele sind grosse Einkaufszentren auf der „grünen Wiese“ oder Mega-Shops in Innenstädten. Die klassischen Vertriebswege für ökologisch erzeugte Lebensmittel haben keine entsprechenden Möglichkeiten. Mit Hilfe des Internets kann dieser Nachteil ausgeglichen werden, da es durch die multimediale und interaktive Verknüpfung und den Einsatz von Datenbanken die Aggregation von Einzelangeboten zu einem grossen, umfassenden Angebot ermöglicht. So können Offerten von verschiedenen Anbietern, die jeweils eine spezifische Produktpalette führen, auf einer Internetsite zu einem Komplettangebot zusammengefasst werden. Die Breite und die Tiefe der Produktpalette lässt sich dabei genauso verbessern wie z.B. die Ausweitung des Liefergebietes. Das Unternehmen naturwarenhaus.de bündelt beispielsweise Kosmetikartikel, Naturkost, Bücher und CDs sowie andere Artikel aus dem Umfeld ökologischen Konsums. Das Unternehmen streamline (http://www.streamline.com) geht noch einen Schritt weiter und bietet über das Internet ein umfassendes Dienstleistungspaket an. Es umfasst neben Lebensmitteln auch andere Dienstleistungen, wie Textilreinigung oder Filmentwicklung. Streamline funktioniert dabei unabhängig davon, ob der Kunde zu Hause ist. Die Ware wird in einem von Streamline zur Verfügung gestellten, externen Kühlschrank platziert. Durch dieses System reduzieren sich nicht nur die Transaktionskosten des Lebensmitteleinkaufs (kein Einkauf im Supermarkt notwendig, Entfall der Opportunitätskosten von Zeit und Weg zum Geschäft etc.), sondern auch die Kosten der anderen Güter des täglichen Bedarfs (kein Besuch verschiedener Geschäfte notwendig). Senkung der Transaktionskosten durch neue Servicekonzepte Das Internet kennt keinen Ladenschluss. Und der Internet-Shop mit all seinen auf Multimedialität/Hypermedialität und Interaktivität/Individualisierung beruhenden Funktionen ist überall nutzbar. Informationen oder Angebote sind über das ganze Jahr 24 Stunden verfügbar. Damit ermöglicht das Internet die Ergänzung, aber auch eine gänzliche Unabhängigkeit von konventionellen Vertriebswegen, wie der Direktvermarktung, dem Naturkosthandel oder dem konventionellen Einzelhandel. Potentielle Kunden können ihre Planungen unabhängig von Ladenöffnungszeiten gestalten. Eine Auslieferung der bestellten Produkte frei Haus verringert ebenfalls die kundenseitigen Transaktionskosten. Dem Kunden werden damit die Wegekosten abgenommen. Dadurch können insbesondere Personen angesprochen werden, die bisher auf das Angebot verzichtet haben, weil sie vor weiten oder umständlichen Beschaffungswegen für Bio-Produkte zurückschreckten oder ein breites Bio-Produkt-Sortiment im Handel vermissten. Vor allem angemessene Dienstleistungen von Öko-Anbietern, wie häufig 98 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen regional begrenzt angebotene Lieferservices oder Abokistensysteme261 haben hierbei Chancen, sich am Markt zu etablieren. Allerdings sind dazu ausgeklügelte Vertriebskonzepte notwendig. Denn selbst wenn die Bestellung unabhängig von Ort und Zeit ist, muss die Auslieferung real übergeben werden. Hier treten oftmals noch Probleme auf, weil die Person zum Liefertermin nicht erreichbar ist oder das Paket bei der Post abgeholt werden muss. Aus Sicht der Direktvermarktung ist dabei auch zu bedenken, dass regionale Lieferkonzepte in eigener Regie mit einer bundesweiten Lieferung überfordert sein können. Die Höhe der Transaktionskostenersparnisse des Kunden hängen von der Preisgestaltung des Lieferservices und von den Möglichkeiten zur Online-Zahlung ab. So ist es entweder ab einer bestimmten Einkaufshöhe oder auch grundsätzlich möglich, die Produkte kostenlos geliefert zu bekommen. Durch den Wegfall von Wertschöpfungsstufen lassen sich diverse Vorteile wie günstigere Preise oder grössere Frische realisieren. Weiterhin wirkt der direkte Kontakt u.a. durch die Nutzung des positiven Produktimages „direkt vom Hof“ vertrauensbildend. Im Electronic Commerce-Umfeld sind darüber hinaus Bequemlichkeit und persönliche Bindung zentrale Mehrwerte.262 Soll aus organisatorischen, finanziellen oder strategischen Gründen kein Lieferservice angeboten werden, zeigt z.B. der Naturkostladen Ambrosia einen interessanten Ansatz, die Erreichbarkeit des Ladens zu verbessern und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Unter Nutzung der interaktiven Möglichkeiten des Internets ermöglicht die Ambrosia die Suche nach der geeigneten Verbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (vgl. Abbildung 25). Man gibt seinen Standort im Stadtgebiet von Braunschweig an und erhält die nächste Verbindung zum Naturkostladen. 261 262 Beim Abokistensystem bekommt der Kunde in gewissen Zeitabständen (ähnlich eines Abosystems) eine Kiste mit bestellten Waren per Post oder Lieferservice zugestellt. Vgl. Siebel (2000). 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 99 Abbildung 25: Elektronische Fahrplanauskunft bei Ambrosia Quelle: http://bs.cyty.com/ambrosia Senkung der Transaktionskosten durch Sonderangebote Sonderangebote und Aktionen sollen den Kaufimpuls unterstützen bzw. zur Senkung von Kaufbarrieren beitragen. Der letzte Klick wird aber noch häufig durch Vorbehalte und Unsicherheiten erschwert. In konventionellen Internetangeboten gibt es bereits verschiedene Ansätze zur Lösung dieses Problems, etwa jeden Internetumsatz im Rahmen eines Punktesystems zu belohnen. Sehr häufig ist die kostenlose Lieferung innerhalb Deutschlands. Im Bio-Bereich gibt es Ansätze für ermässigte Probeabokisten oder Testangebote. Eine Idee entwickelte bspw. die Erzeuger-VerbraucherInitiative Biomobil, ein Zusammenschluss von 45 Bio-Bauern im Raum Kremstal in Oberösterreich. In der Anfangsphase ihrer Internet-Aktivitäten gewährte die Initiative jedem Käufer einen Erstkaufrabatt in Höhe von 10% des Einkaufspreises. Ähnlich initiiert auch das Gut Wulksfelde bei Hamburg den Erstkauf. Wer bis Ende Juli unter http://www.wulksfelde.de eine Bestellung aufgibt, erhält eine Flasche Olivenöl im Wert von etwa 25,- DM. 100 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Zwischenfazit Transaktionsphase Das Internet bietet im Rahmen der Abwicklungsphase nicht nur die Chance, den Einkaufsprozess für den Kunden bequemer zu machen, indem der Kunden die Ware daheim bequem aussuchen und sich ins Haus liefern lassen kann. Zudem schaffen die Potentiale des Internets auch Ansatzpunkte, das Angebot durch virtuelle Angebotsbündelung und durch neue individualisierte Dienstleistungskonzepte oder Sonderangebote für den Kunden interessanter zu machen und sich vom Wettbewerb zu differenzieren (vgl. Tabelle 10). Defizite am Markt für Bio-Lebensmittel Potentiale des Internets • Niedrige Absatzquantitäten • Höhere Beschaffungskosten durch Wegkosten • Erreichbarkeit/Verfügbarkeit der Verkaufsstellen • Bequemer Einkauf von Zuhause (Auswahl, Heimlieferung) • Attraktive Angebote durch Angebotsbündelung • Zusatznutzen durch Spezialangebote (aktuelle Sonderangebote, individualisierte Produkte) Tabelle 10: Defizite und Internetpotentiale in der Transaktionsphase Quelle: Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000), S. 35 Als problematisch erweisen sich in der Bio-Branche immer noch die mangelnde Professionalität der Internet-Angebote.263 So fehlen bei Bio-Anbietern zumeist die von Grossunternehmen (Amazon, Dell, Migros, ...) eingesetzten Warenkorbbestellsysteme zum bequemen Online-Einkauf ebenso wie ausgeklügelte Vertriebskonzepte, die eine schnelle und kostengünstige Zustellung der Lebensmittel garantieren. 5.3.4 Kundenbindungsphase Die Kundenbindung umfasst sowohl das bisherige Kaufverhalten als auch zukünftige Wiederkauf-, Zusatzkauf und Weiterempfehlungsabsichten eines Kunden gegenüber einem Anbieter oder dessen Leistungen.264 Die Bindung des Kunden an das Unternehmen ist seit langem bekannt. Neben der Erzielung von Folgekäufen haben Kundenbindungen vor allem folgende Zielsetzungen: die Steigerung der Kundenzufriedenheit, die Erhöhung der Markteintrittsschranken und damit die Schaffung von Wettbewerbsvor- 263 264 Vgl. zu den Schwächen bestehender Bio-Internet-Angebote ausführlicher Nachtmann (2001). Vgl. Meyer/Oevermann (1995). 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 101 teilen gegenüber der Konkurrenz, evtl. die Ausnutzung von Cross-Selling (Herstellung von Absatzverbünden zwischen Sortimenten und die Verbesserung der Kenntnisse über Kundenbedürfnisse).265 Die Kundenbindung ist umso erfolgreicher, je klarer ein Anbieter dem Kunden Mehrwerte auf seiner Site vermittelt.266 Mehrwerte umfassen dabei alle zusätzlichen Leistungen, die ohne zusätzliche Kosten für den Kunden erbracht werden. Im Rahmen ökologischer Internetangebote stehen diverse Mehrwertansätze zur Verfügung: Interaktive Kundendienste, Möglichkeiten zu Produktkonfigurationen, Gewährleistung und Garantie, Gewinnspiele, Newsgroups, Anreize zum Wiederkauf durch Rabattbzw. Bonussysteme, Intensivierung der Kommunikation mit dem Kunden, E-Mailbzw. Newsletter zur Information über aktuelle Themen oder Sonderangebote. Jedes Internetkonzept stellt ein spezifisches Bündel aus den verfügbaren Mehrwertansätzen zusammen. Die langfristig erfolgreiche Entwicklung elektronischer Marktplätze, wie Communities oder anderer Internetkonzepte, verlangt eine gezielte Schaffung von Mehrwerten.267 Zudem sind kurzlebige Konsumgüter, wie Lebensmittel bezüglich ihres Grundnutzens gegeneinander austauschbar. Ähnlich verhält es sich mit dem Internet-Auftritt für diese Produkte. Für Online-Auftritte kurzlebiger Konsumgüter muss daher im besonderen ein Zusatznutzen generiert werden, damit sie einmal bzw. mehrmals aufgerufen werden (vgl. Abbildung 26). Es lassen sich produkt-, organisations- und wirkungsbezogene Mehrwerte unterscheiden.268 Aus der Perspektive des Endkunden sind dabei in erster Linie die produkt- und wirkungsbezogenen Mehrwerte von Bedeutung. Im Unternehmensumfeld kommen zudem die organisationsbezogenen (organisatorischen, strategischen und makroökonomischen) Mehrwerte zum Tragen. Aus Sicht der Bio-Anbieter sind vor allem folgende Mehrwerte relevant:269 • Produktbezogener Mehrwert durch integrative Verbesserungen • Produktbezogener Mehrwert durch inhärente Verbesserungen • Produktbezogener Mehrwert durch agglomerative Verbesserungen 265 266 267 268 269 Vgl. zur Kundenbindung ausführlicher Kapitel 6.2.2. Grundsätzlich können die hier beschriebenen Mehrwertansätze auch in den übrigen Phasen (InformationsEntscheidungs- und Abwicklungsphase) angeboten werden, da sie auf zielgruppenspezifischem Content (der Informationsphase), angemessenen Kommunikationsmöglichkeiten (der Entscheidungsphase) und den entsprechenden Transaktionsansätzen (der Abwicklungsphase) basieren. Da Mehrwerte jedoch von übergeordneter Bedeutung für die Kundenbindung sind, werden die Mehrwertansätze in der Kundenbindungsphase gesammelt dargestellt. Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 347. Vgl. Kuhlen (1995), S. 90ff.; Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 347f. Vgl. Picot/Reichwald/Wigand (1998), S. 347ff., Kuhlen (1995), S. 90f. 102 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen • Produktbezogener Mehrwert durch komparative Verbesserungen • Wirkungsbezogener Mehrwert durch Emotionalität prozentuale Wichtigkeit von Komponenten bei Online-Auftritten 100 Produktinformationen/Services 75 50 Benefits 25 Entertainmentangebote 0 langlebige Konsumgüter kurzlebige Konsumgüter Abbildung 26: Relevanz der Inhaltskomponenten von Internet-Auftritten von kurz- und langlebigen Konsumgütern Quelle: Fantapié Altobelli/Hoffmann (1996), S. 241 Produktbezogener Mehrwert durch integrative Verbesserungen Ein produktbezogener Mehrwert entsteht durch integrative Verbesserungen bzw. ein integrativer Mehrwert durch Kombination verschiedener Typen von Leistungen. So kann die Verknüpfung der virtuellen Welt des Internets mit der bestehenden, realen Welt für den Kunden einen Mehrwert im Vergleich zu den Einzelleistungen darstellen. Die Kombination der verschiedenen Erlebniswelten bietet u.a. die Möglichkeit, sich von konventionellen Wettbewerbern zu differenzieren. So können Vorteile regionaler Anbieter durch Bezug zu sozialen Netzwerken, historischen Besonderheiten und naturraumspezifischen Produkten im Internet dargestellt und erläutert werden.270 Der regionale Bezug ist insbesondere in Bio-Märkten ein wichtiger Vertriebsaspekt und wirkt u.a. beim Aufbau von Vertrauen. Die Möglichkeiten zur Kombination der virtuellen und realen Welt zeigen sich nicht nur in den Hinweisen auf die bestehenden Verkaufsstellen, durch Bilder von Hof und Familie oder durch Hinweis auf touristische Angebote. Unter http://www.laiseacker.de werden z.B. Hofführungen angeboten. Die Anmeldung ist per Email möglich. Ein anderer Ansatz ist die interaktive Gestaltung von Hoffesten. Wie eng das Internetangebot mit einem Hoffest verknüpft sein kann, zeigt 270 Vgl. Steinfield/Klein (1999). 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 103 http://www.wulksfelde.de. Anlässlich des Hoffests im Sommer 2000 wurde in einer Online-Scheune das neue Online-Engagement vorgestellt. Mit dem Programmpunkt "Online @uf dem Gut Wulksfelde" wurden an mehreren Terminals dem Besucher die Bedeutung von Internet, Electronic Commerce und organic networks nähergebracht. Es kamen 6.000 Besucher, die den emotionalen Hintergrund erfahren und erste Bekanntschaft mit dem Online-Auftritt von Gut Wulksfelde schliessen konnten.271 Das Hoffest wurde dazu genutzt, den Internetauftritt regional bekannt zu machen und zu eröffnen. Produktbezogener Mehrwert durch inhärente Verbesserungen Ein inhärenter Mehrwert resultiert aus Verbesserungen einzelner Komponenten des Angebotes. Die Nutzung des Internets muss Unternehmen nicht revolutionieren. Aber sie kann einzelne Aspekte der Produkt- und Dienstleistungspalette verbessern. So bleibt die strategische Ausrichtung eines regionalen Bio-Heimlieferdienstes erhalten, wenn er die Internetmöglichkeiten „nur“ der existierenden, regional begrenzten Zielgruppe näher bringen will. Durch die Möglichkeiten des Internets bleibt zunächst die Tiefe und Breite seines Produktangebots oder sein Lieferservice unberührt. Stattdessen können jedoch die Kunden die Produktzusammenstellung für die nach Hause gelieferte Bio-Kiste am Bildschirm selbst vornehmen oder die wöchentliche Lieferung kurzfristig aussetzen, wenn sie im Urlaub sind usw. Der Anbieter spart hierbei eine Vielzahl von Arbeitsschritten ein (z.B. Telefongespräch, Notiz, Mitteilung an Kollegen oder Übertragung der Änderungen in die Datenbank etc.). Eine weitere Anwendungsform sind Rezepte. Kunden, die eine fertig zusammengestellte Bio-Kiste nach Hause geliefert bekommen, sind häufig ratlos beim Kochen, wenn sie saisonale Ware in ihrer Kiste vorfinden. Wie soll die Ware zubereitet werden? Hier kann das Internet unterstützend wirken. Beispiel Naturkost.de: Durch Eingabe der Gemüsesorte kann in einem virtuellen Rezeptbuch geblättert werden, das verschiedene Zubereitungsvorschläge für unterschiedliche Lebensmittelgruppen anbietet. Laut Naturkost.de gehört das Rezeptangebot zu den mit am höchsten frequentierten Seiten des Internetangebotes.272 Ähnliche Mehrwerte im Bereich Beratung bietet die Site http://www.vitalstoffe.de. Dort ist eine Analyse der gegenwärtigen Ernährungssituation möglich. Ein anderer Ansatz ist die regelmässige Information des Kunden mit aktuellen Angeboten, Nachrichten oder anderen Informationen aus seinem Interessenumfeld. Entspre271 272 Mündliche Mitteilung sowie Informationen unter http://www.wulksfelde.de. Mündliche Mitteilung Hr. Mütze, Administration Verlag gesund essen GmbH, Betreiber von http://www.naturkost.de. 104 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen chende Newsletter sind ein im Internet bereits weit verbreitetes Kundenbindungselement. Sie können nach den individuellen Interessen von Nutzern zusammengestellt werden. So lassen sich unter http://www.cnn.com aus einer Palette unterschiedlichster Nachrichtenbereiche die jeweils für die entsprechende Person interessante Kombination, Sendefrequenz und andere Parameter auswählen. Der Newsletter enthält dann die wichtigsten Schlagzeilen der gewünschten Themengebiete und verweist auf ausführliche Berichte auf der entsprechenden Website. Ein ähnliches Konzept bietet http://www.lz-net.de für den deutschsprachigen Markt für Lebensmittel oder http://www.umwelt.de für die deutschsprachige Umweltcommunity an. Der Newsletter informiert über neue Entwicklungen und Innovationen in der Bio-Branche und verweist auf die ausführliche Berichterstattung der Internetsite. Er kündigt damit Mehrwerte auf der eigentlichen Internetsite an. Ein andere Art von Mehrwert bietet z.B. der Newsletter des Baby-Öko-Nahrungsmittelherstellers Hipp an: Ein auf ein Jahr begrenzter Newsletter versorgt die Eltern mit Informationen über die Entwicklung von Säuglingen im ersten Lebensjahr. Zusätzlich wird auf angemessene Produkte aus dem Hipp-Produktportfolio hingewiesen. Produktbezogener Mehrwert durch agglomerative Verbesserungen Der durch geringeren Verkaufsraum bedingte Nachteil im Vertrieb ökologisch erzeugter Lebensmittel kann durch die technischen Möglichkeiten ausgeglichen werden. Die Agglomeration von Leistungen ist nicht nur geeignet, die Tiefe und Breite der Angebotspalette an ökologisch erzeugten Lebensmitteln zu verbessern, es können auch Produkte und Dienstleistungen angeboten werden, welche die Zielgruppen über das Lebensmittelangebot hinaus interessieren. Ansätze bieten die Themen Kosmetik, Gesundheit, Ernährung/Kochen, Weiterbildung oder Urlaub/Tourismus. Ein Beispiel ist die Kombination von Einkaufs- und Urlaubsmöglichkeiten. Unter http://www.zwoelberich.de wird Wein aus ökologischem Anbau angeboten. Unter anderem werden auch Hinweise auf die touristischen Besonderheiten der Region und Übernachtungsmöglichkeiten erwähnt. Es wird nicht nur eine Online-Weinbestellung, sondern auch eine reale Weinprobe auf dem Weingut angeboten. Produktbezogener Mehrwert durch komparative Verbesserungen Das Angebot neuer Dienstleistungen und Produkte via Internet kann auch zur Veränderung der bisherigen Produktpalette führen. So gab es das Verzeichnis „ökologische Branchenführer“ aus dem Altop Verlag zunächst als reine Papierversion. Die 1996 gestartete Online-Version ermöglichte eine bequemere und umfangreichere Suche in den Daten des Branchenführers. Die aufgrund der besseren Funktionalität steigende 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 105 Nachfrage in Form von Internetbesuchen zog weitere Angebote nach sich. Mittlerweile gehört das Angebot http://www.ecofinder.com zu den besuchsintensivsten Bio-Seiten im deutschsprachigen Internet. Welche Möglichkeiten der Wechsel zu internetbasierten Geschäftsmodellen bringt, zeigt auch http://www.nurnatur.de. Historisch startete man als Katalogversand im Umfeld ökologisch erzeugter Produkte. Mittlerweile ist das Internet wesentlicher Vertriebsweg. Kunden erhalten im Vergleich zur Katalogversion umfangreichere Informationen zu den Produkten und deren Herstellung sowie über aktuelle ökologische Projekte der Firma „nurnatur“. Über die Site werden Spiele, Gewinne und andere Unterhaltungsmöglichkeiten angeboten. Wirkungsbezogener Mehrwert durch Emotionalität Ästhetische und emotionale Aspekte sind ein wesentlicher Ansatz für die Generierung von Mehrwert im Rahmen der Kundenbindung. Emotionalität vereint in diesem Zusammenhang alle Aspekte, welche die Gefühlswelt des Nutzers ansprechen. Dazu gehören u.a. Gewinne, Vergnügen, Stolz und Sicherheit.273 Die positiven Wirkungen ergeben sich aus der Akzeptanz des Mediums und einem allgemeinen Wohlbefinden. Das Internet bietet eine Plattform, solchen emotionalen Mehrwert zu generieren. Dies kann z.B. durch Spiele oder andere unterhaltsame Elemente geschehen. Einen Ansatz, Kunden immer wieder auf die eigene Homepage zu locken und dadurch Folgekäufe auszulösen, stellt das Versandunternehmen „United Nature“ vor. Auf seinen Seiten bietet United Nature das Gewinnspiel „Virtual Tree“ an (vgl. Abbildung 27). Die Spielidee ähnelt dem Tamagotchi-Konzept: Ziel ist es, einen virtuellen Baum zu pflanzen und eine bestimmte Zeit lang erfolgreich zu pflegen. Für die Gewinner pflanzt United Nature einen echten Baum in Indien. Dadurch, dass er etwas für die Aufforstung gefährdeter Waldregionen tut, empfindet der Kunde einen Selbstachtungsnutzen. So gelingt es dem Unternehmen mit dem Spiel The Virtual Tree erfolgreich, Kunden zu binden. Spielteilnehmer besuchen die Spielsite durchschnittlich 40 mal und wechseln davon 18 mal auf die Shopsite.274 Ein weiterer Ansatz zur Interaktion mit dem Kunden ist die regelmässige Umfrage der Woche. Über einfache Fragen wird letztlich ein Stimmungsprofil über die Sitebesucher möglich. Diese Informationen können dazu genutzt werden, das Angebot besser den Kundenbedürfnissen anzupassen. 273 274 Vgl. Rageht (2000), S. 8. Mündliche Aussage des Geschäftsführers der United Nature AG, F.-J. Grenzebach, im Rahmen der 13. oikosKonferenz vom 28.-30. Juni 2000 in St. Gallen (Schweiz ). 106 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Abbildung 27: Ansatz für ein ökologisches Online-Spiel am Beispiel des Virtual Tree von United Nature Quelle: http://www.virtualtree.com Zwischenfazit Kundenbindungsphase Im Internet sind verschiedene Konzepte realisierbar, den Kunden mit einer spezifischen Kombination diverser Mehrwerte regelmässig auf die Site zu führen und ihn zu Wiederholungskäufen zu veranlassen (vgl. Tabelle 11). Insbesondere ein ansprechender Mix aus Informations-, Kommunikations- und Transaktionsangeboten verspricht im Rahmen von Communities eine langfristige Bindung von Kunden an den Internetauftritt.275 An dieser Stelle sei jedoch noch einmal darauf hingewiesen, dass – wie in den drei anderen Kaufentscheidungsphasen auch – in Bezug auf die Kundenbindung die Entwicklung produktbezogener Mehrwerte in hohem Mass von den finanziellen und personellen Möglichkeiten des jeweiligen Bio-Anbieters abhängig ist. 275 Vgl. hierzu Kapitel 7.5. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Herausforderung in der Kundenbindungsphase • Initiierung von Wiederholungskäufen 107 Potentiale des Internets • Integrative Mehrwerte • Inhärente Mehrwerte • Agglomerative Mehrwerte • Komparative Mehrwerte • Wirkungsbezogene Mehrwerte durch Emotionalität Tabelle 11: Defizite und Internetpotentiale in der Kundenbindungsphase Quelle: Kolibius/Nachtmann/Dyllick (2000), S. 41 5.3.5 Online-Marketing für landwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen am Beispiel des Austrian Country Market (ACM) Im folgenden soll anhand eines Beispiels aus der Praxis veranschaulicht werden, wie auch im Umweltbereich die Chancen des Internets auf Kundenseite genutzt werden können. Es handelt sich hierbei um den Austrian Country Market.276 Zur Gründung des ACM im April 1996 führte die Vision, eine Plattform zwischen regionalen Anbietern von landwirtschaftlichen Spezialitäten und den vorwiegend städtischen, gut ausgebildeten und einkommensstarken Internet-Nutzern zu schaffen. Zu den Teilnehmern am ACM gehören neben verschiedenen landwirtschaftlichen Verbänden und/oder Initiativen auch zahlreiche Anbieter von ökologisch erzeugten Lebensmitteln. Das Ziel des ACM bestand dabei darin, zur Einkommenssteigerung der beteiligten österreichischen Landwirte als auch zur Imagesteigerung der österreichischen Landwirtschaft beizutragen. 276 Der Austrian Country Market (http://www.lisa.at) ist eine Electronic Mall für biologisch erzeugte landwirtschaftliche Produkte und Dienstleistungen im World-Wide-Web. Er wurde 1996 als zweijähriges Forschungsprojekt des Instituts für Agrarökonomik der Universität für Bodenkultur Wien initiiert und erfreut sich steigender Beliebtheit. Vgl. zum Austrian Country Market auch die Ausführungen in Kolibius (2000a), S. 343ff. 108 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Abbildung 28: Der Austrian Country Market Quelle: http://www.lisa.at Das Internet-Angebot des ACM gliedert sich in sechs Teilbereiche: Einkauf, Information, Entspannung, Region, Überblick und Aktuelles. Inhaltlich decken diese sechs Teilbereiche die Funktionen von Information, Entscheidung, Transaktion und Kundenbindung ab und sollen den Konsumenten dazu veranlassen, das Internet-Angebot möglichst häufig wieder zu besuchen, um so eine möglichst hohe Zahl an Wiederkäufen zu bewirken.277 • Information/Entscheidung: Unter der Rubrik „Information“ können sich interessierte Internet-Besucher z.B. über die Ziele und Teilnehmer des Austrian Country Market oder das Gütesiegel des Agrarmarkt Austria für österreichische Lebensmittel informieren. Derartige Informationen sollen das Vertrauen in das Angebot erhöhen. Sie dienen gleichsam als Substitut für den fehlenden persönlichen Kontakt Kunde-Anbieter. Beim ACM wird diese Vertrauenskomponente ferner dadurch positiv beeinflusst, dass der ACM ein durch zahlreiche staatliche bzw. gemeinnützige 277 Vgl. Haas/Schiebel (1999). 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 109 Institutionen und Organisationen getragenes Projekt darstellt und vom Bundeslandwirtschaftsministerium mit Geldmitteln gefördert wird. Das Zusammenfassen mehrerer Anbieter in einem Shopping-Mall hat zudem den Vorteil, dass sich die Suchkosten für den Kunden verringern. So genügt beim ACM eine E-Mail, um die Adresse des nächstgelegenen Bauern im Umkreis von 25 km anzufordern,278 oder um sich einen Preisvergleich verschiedener aktueller Angebote schicken zu lassen. Dies fördert nicht nur die Markttransparenz, sondern forciert auch die Vermarktung von Produkten aus der Region und reduziert die Umweltbelastung durch kurze Transportwege. Ein weiterer Vorteil ist die Aktualität der Informationen im Internet. So kann rasch auf aktuelle Themen reagiert werden. Seit der BSE-Skandal zentrales Medienthema ist, können Internet-User im ACM auf einen 20 Seiten langen Fragen-Antwort-Katalog zurückgreifen, um sich ausführlich über die Gefahren und Probleme von BSE-Rindfleisch zu informieren. • Transaktion: Ziel einer jeden Shopping-Mall stellt der Verkauf von Produkten dar. Je umfangreicher und breiter die Angebotspalette ist, desto eher wird der Konsument auf die Homepage gelockt. Durch die Bündelung von verschiedenen Unternehmen und Institutionen im Rahmen des ACM kann der Besucher der Mall unter der Rubrik „Einkaufen“ aus einem heute schon relativ breiten Angebot unterschiedlicher Produkte auswählen. Es reicht von Kürbiskernöl, Wein oder Honig über Obst, Gemüse oder Fleisch bis hin zu einem biologischen Partyservice. Die meisten Produkte werden mit Ausnahme des Hauszustellungsdienstes per Versand zugestellt. Bezahlt wird zur Zeit noch per Nachnahme oder Zahlschein, elektronische Zahlungssysteme sind in Vorbereitung. Durch geschickte Verknüpfung von informativen und absatzbezogenen Angeboten können im Überschneidungsbereich Transaktion-Information spill-over Effekte erzielt werden. Ein typisches Beispiel hierfür wäre die Anforderung eines Kataloges „Urlaub auf dem Bauernhof“.279 Durch dieses Informationsangebot könnten Urlauber dazu veranlasst werden, später Urlaub auf dem Bauernhof zu machen. • Unterhaltung/Kundenbindung: Durch den ACM begleiten Mona und Lisa. „Mona, die Kuh mit Liebeskummer, und Lisa, das intellektuelle, leicht zerstreute Huhn, bringen auf sympathische und amüsante Weise dem Internet-User landwirtschaftliche Inhalte nahe.“280 278 279 280 Eine Online-Datenbank mit Adressen ist in der Realisierungsphase. Diese soll eine noch komfortablere Suche bspw. nach Produkten, Regionen, Orten usw. ermöglichen. Vgl. http://www.grueneboerse.at/suchen.htm. Alleine in bezug auf das Angebot „Urlaub auf dem Bauernhof“ wurden 1997/1998 im Monatsdurchschnitt 130 Kataloge in die ganze Welt versandt. Mittlerweile stieg diese Zahl auf 220 (Stand Mai 1999). Vgl. Haas/Schiebel (1999). Vgl. Haas (1997). 110 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Durch Mona und Lisa wird eine auf emotionalen Aspekten basierende Differenzierung des ACM von zukünftigen Konkurrenzangeboten im Internet verfolgt. Die Figuren dienen dabei zur Identifikation des Konsumenten; der Internet User soll sich nicht einer anonymen Shopping-Mall gegenübersehen, sondern den vertrauten Persönlichkeiten von Mona und Lisa. U.a. wurde versucht, die emotionale Bindung dadurch zu erreichen, dass die Bauernmarkt-Besucher anfänglich beim monatlichen Gewinnspiel Lisa helfen mussten, ihr verlorenes Ei zu suchen. Das monatliche Gewinnspiel dient dabei nicht nur der Unterhaltung, sondern gleichzeitig auch als Instrument der Kundenbindung. Zu weiteren Faktoren, die die Wiederkehrrate erhöhen sollen, zählen u.a. ein Chat, das die Möglichkeit zum gegenseitigen Meinungsaustausch bietet oder eine Rezeptsammlung mit Zutaten, die von den angeschlossenen Bio-Anbeiter produziert werden. 5.4 Status Quo und Zukunft des Online-Marketings für Bio-Produkte Nachdem in den letzten beiden Kapiteln die Potentiale des Internets und die marktlichen Chancen dargestellt wurden, stellt sich nun die Frage, wie es mit der Umsetzung dieser Potentiale in der heutigen Unternehmenspraxis steht, d.h. wo unternehmensinterne Schwächen im Bereich E-Commerce liegen (Kapitel 5.4.1). Diese Schwächen sollten innerhalb der Marketingstrategie mitberücksichtigt werden und ihnen durch geeignete Massnahmen wirksam begegnet werden. Darüber hinaus gilt es zu hinterfragen, welche externen Grenzen und Restriktionen beim Einsatz des neuen Mediums heute noch anzutreffen sind, um damit den zukünftigen Erfolg dieser Vertriebsform beurteilen zu können. Denn trotz grosser Wachstumsraten vor allem in den letzten beiden Jahren existiert immer noch ein gewisses Mass an Zurückhaltung für den Electronic Commerce sowohl bei den Bio-Anbietern selbst als auch auf Endkundenseite (Kapitel 5.4.2). 5.4.1 Status Quo: E-Commerce-Angebote mit deutlichen Schwächen Die derzeitige Zurückhaltung bei der Nutzung von Electronic Commerce ist zumeist darin begründet, dass das aktuelle Leistungsprofil in vielen Fällen noch zahlreiche Schwächen aufweist.281 Heutige E-Commerce-Angebote bieten zumeist noch keinen Mehrwert für den Kunden. Bezüglich einiger Funktionen bestehen sogar noch deutliche Defizite im Vergleich zu den traditionellen Absatzformen. Bei näherer Betrach281 Vgl. Gerth (1998), S. 143. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 111 tung des derzeitigen Bio-Angebotes im Internet lassen sich vor allem Schwächen hinsichtlich der Nutzung der medialen und marktlichen Eigenschaften des Internets (Interaktivität, Multimedialität, Hypermedialität, Individualisierung, Unmittelbarkeit des Zugriffs, Senkung von Transaktionskosten etc.)282 feststellen. Die Potentiale des Internets werden von Bio-Anbietern noch zu wenig genutzt, um die am Markt existierenden Kaufbarrieren zu verringern und dem Kunden einen Zusatznutzen gegenüber herkömmlichen Angeboten zu bieten.283 Nachfolgend seien jeweils die wichtigsten Punkte herausgegriffen. Internet-Potentiale • Interaktivität und Individualität – Interaktive Elemente (z.B. Call-Back) – individuelle Beratungsangebote • Multimedialität/Hypermedialität – Spiele/Unterhaltung zur Kundenbindung – Verlinkung • Transaktionskostensenkung – Naturkostladen-Vollsortiment – Lieferservice – Sonderangebote • Unmittelbarkeit von Ort und Zeit – Online-Bestellung – Download von Artikel-/Preislisten x % der Sites nutzen... 4% 1% 5% 25 % 0% 30 % 16 % 49 % 8% Tabelle 12: Nutzung medialer Interneteigenschaften in Bio-Sites Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Kolibius/Nachtmann (2000c) Interaktivität und Individualität Interaktivität und Individualität sind in aller Regel Bestandteil erfolgreicher OnlineShops für Bücher, EDV- oder Musikartikel. Eine im Rahmen eines Forschungsprojekts durchgeführte Untersuchung von Bio-Sites im Lebensmittelbereich ergab, dass im BioBereich wesentliche Ansätze zur Interaktivität fehlen (vgl. Tabelle 12).284 Der Umfang und die Qualität der angebotenen Informationen entspricht in vielen Fällen noch denen klassischer Verkaufsprospekte. Nur vereinzelt werden interessante Hintergrundinformationen, Erfahrungsberichte, Testergebnisse usw. mit dem direkten Produktangebot verknüpft. Die Beratungsqualität reduziert sich vor allem auf das Selbststudium der 282 283 284 Vgl. Kapitel 4.1 und 4.2.3 sowie Kolibius/Nachtmann (2000a und 2000b). Vgl. zu Analyse und Ergebnissen ausführlicher Nachtmann (2001). Im Rahmen der empirischen Untersuchung wurden 223 Internet-Auftritte deutschsprachiger BioLebensmittelanbieter in bezug auf die Umsetzung der Potentiale im Endkundenbereich (Informations-, Entscheidungs-, Transaktions- und Kundenbindungsphase) näher analysiert. Vgl. Nachtmann (2001). 112 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen hinterlegten Angebotsbeschreibungen. Zusätzliche Hilfestellungen, wie z.B. direkte Vergleichsmöglichkeiten, fehlen genauso, wie Einsatztipps, Ergänzungsvorschläge bzw. Erinnerungsfunktionen. Bei telefonischer Kontaktaufnahme ist in der Regel nur der Anrufbeantworter zu erreichen, andere interaktive Austauschmöglichkeiten wie z.B. eine Call-Back-Möglichkeit bieten nur 4 % der untersuchten Sites.285 Hinzu kommt, dass auch die Aktualität der dargebotenen Daten heute vielfach nicht den grundsätzlichen Möglichkeiten des Mediums entspricht; meist liegen die Aktualisierungstermine mehrere Monate zurück. Von den untersuchten Sites bieten nur 1 % einen wirklich individuellen Nutzen, z.B. in Form eines Einkaufs- oder Geschenkberaters, der nach Eingabe weniger Informationen Geschenkideen vorschlägt oder Erläuterungen zu den einzelnen Produkten abspielt (Beispiel: http://www.unitednature.com). Multimedialität/Hypermedialität Die multimedialen Darstellungsmöglichkeiten (Kombination von Audio, Video, Text, Bild und Grafik) nutzen die Internet-Anbieter nur in sehr begrenztem Umfang: Die Produkte werden – bis auf einige wenige Sonderangebote – meist ohne Photos dargeboten. Wenn zudem technische Restriktionen einen Verzicht auf multimediale Darstellungselemente nötig machen (langsamer Seitenaufbau etc.), geht auch das physische Einkaufserlebnis online verloren.286 Auch wenn die Erfahrungen mit unterhaltenden Elementen nach Aussagen der betreibenden Unternehmen sehr positiv sind, bieten nur 5% der Sites vergleichbare Unterhaltungs- und Spielmöglichkeiten an, die der Kundenbindung dienlich sind. Wirklich innovative Konzepte, wie die des Virtual Tree von United Nature, sind selten.287 Besser sieht es in Bezug auf die Nutzung einfacher, hypermedialer Funktionen aus, wie bspw. die Verlinkung zu vertrauenswürdigen Organisationen für eine grössere Transparenz bzw. für den Vertrauensaufbau. Solche Funktionalitäten werden immerhin von 25% der untersuchten Sites angeboten. Allerdings wird die Verlinkung sehr einseitig genutzt: Die Mehrzahl der identifizierten Sites verweist in erster Linie auf zentrale Sites wie http://www.bioland.de oder http://www.naturkost.de. Damit werden letztlich nur hierarchische Strukturen im Internet geschaffen. Gleichberechtigte ökologisch 285 286 287 Vgl. Zambrano/Temeschinko/Hamann (2001), S. 46. Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 48. Vgl. http://www.virtualtree.com. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 113 orientierte Netzwerke oder Webringe288 sind im deutschsprachigen Internet noch nicht etabliert. Transaktionskostensenkung Generell können elektronische Märkte die Kosten der marktlichen, innerbetrieblichen und kooperativen Leistungskoordination senken. Ansätze aus Kundensicht sind etwa eine breites Sortiment mit komfortabler Bestellmöglichkeit von zu Hause aus und entsprechender Lieferung frei Haus. Hier existieren noch grosse Defizite: Es gibt zwar zahlreiche Anbieter im Internet, die Naturkostprodukte führen, aber kaum einer hat bis jetzt das komplette Sortiment eines Naturkostladens. Es mangelt in der Regel im Frischebereich (Obst und Gemüse gibt es nur als Abo-Kiste und im regionalen Umkreis des jeweiligen Versenders), Milch- und Käseprodukte fehlen vollständig, ebenfalls grösstenteils Brot- und Metzgereierzeugnisse.289 Nur etwa ein Zehntel der untersuchten Bio-Angebote ermöglicht dem Kunden eine bequeme Bestellung mittels eines elektronisch simulierten Warenkorbs. Komplexere Möglichkeiten, wie zum Beispiel eine Online-Konfiguration eines Bio-Kistenabonnements, wurden im Rahmen der Internetanalyse ebenfalls nicht vorgefunden. Dem Kunden würde durch vergleichbare Funktionalitäten die Möglichkeit gegeben, selbst Änderungen seiner Abokisteneinstellungen, wie z.B. Liefertermin, Sonderwünsche oder Personenzahl, vorzunehmen.290 Lieferservices, welche die online bestellten Produkte direkt nach Hause bringen und damit den Einkaufsweg überflüssig machen, bieten immerhin 30 % der untersuchten Sites. Allerdings wird dieser Service nur selten detailliert beschrieben. Meist fehlen wichtige Angaben, beispielsweise zu Zahlungs- und Liefermodalitäten oder den Allgemeinen Geschäftsbedingungen.291 Nur 12 % der Sites machten Angaben zu den Lieferzeiten. Testeinkäufe von 2000 Produkten bei grösseren Bio-Internet-Anbietern haben zudem ergeben, dass die Lieferzeiten in vielen Fällen zu lang sind: So wurden bei der Hälfte der Internet-Shops die bestellten Waren erst nach 8-11 Tagen ausgeliefert, ein Viertel lieferte immerhin nach 3 bis 5 Tagen und nur ein Viertel lieferte in weniger als drei Tagen.292 Ein weiteres Problem stellen in diesem Zusammenhang auch die Zu- 288 289 290 291 292 Webringe bestehen aus durch Hyperlinks miteinander verlinkten Internetsites zu einem gemeinsamen Thema. Stösst ein Surfer auf eine Seite, die Mitglied eines Webrings ist, kann er sich nach Belieben innerhalb der angeschlossenen Internetsites bewegen. Der grösste Webring heisst „Webring“ (http:://www.webring.org), zwei weitere wichtige sind „Looplink“ (http://www.looplink.com) und „The Rail“ (http://www.therail.com). Webring-Kritiker geben zu bedenken, dass es eher abgelegene Angebote seien, die in Webringen zu finden sind. Vgl. o.V. (1999d). Vgl. Zambrano/Temeschinko/Hamann (2001), S. 46. Vgl. hierzu auch die Untersuchung von Rudolph/Löffler (2001b). Vgl. auch Rudolph/Löffler (2001b), S. 6. Vgl. Zambrano/Temeschinko/Hamann (2001), S. 46f. 114 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen satzkosten dar, die durch Versand entstehen. Aufgrund dessen wird bei kleineren Bestellungen der Preisvorteil meist wieder aufgezehrt. Auch aktuelle Sonderangebote, die den Kunden einen weiteren Mehrwert durch die Einsparung von Kosten ermöglichen und somit die Erstkaufhürde im Internet senken, sind im Bio-Lebensmittelbereich kaum anzutreffen: Lediglich 16 % der Sites verfügen über ein derartiges Angebot. Unmittelbarkeit von Ort und Zeit Ein Besuch beim Online-Laden wird 24 Stunden und 7 Tage die Woche möglich und ist nicht an gesetzliche Ladenöffnungszeiten gebunden. Damit eröffnen sich etwa dem Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel Möglichkeiten, den Defiziten bezüglich der Erreichbarkeit der Einkaufsstätte zu begegnen. Es bieten auch 49% der Sites die dazu notwendige Online-Bestellung an. Die Möglichkeiten unterscheiden sich jedoch erheblich in ihrer Qualität. So wurde unter Online-Bestellung auch der Hinweis auf E-Mail-Bestellung gezählt. Wirklich bequeme Möglichkeiten zur Online-Bestellung mit einem professionellen Warenkorbsystem bieten nur 11%. Immerhin lassen sich bei 8 % der Anbieter Artikel- und Preislisten herunterladen, so dass die Bestellung alternativ auch per Telefon oder Fax vorgenommen werden kann. Abschliessend kann festgehalten werden, dass der Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel die wesentlichen Merkmale des neuen Mediums Internet auf Kundenseite noch nicht aufgegriffen und in biospezifische Mehrwert-Angebote umgesetzt hat. Es zeigt sich, dass die Möglichkeiten nur bedingt genutzt werden.293 Die Defizite bezüglich der Nutzung der medialen Potentiale des Internets haben zur Folge, dass heute bezüglich der einzelnen Phasen des Kaufentscheidungsprozesses noch Schwächen existieren. Zum Teil wirken sich die medialen Defizite direkt nachteilig auf die Nutzung der marktlichen Potentiale aus. So bleiben die Schwächen in Bezug auf Interaktion/Individualität nicht ohne Wirkung auf die Entscheidungsphase. Wenn jedoch Interaktionen zwischen den Marktteilnehmern nur bedingt unterstützt werden, Feedbackformulare oder Newsletter per E-Mail fehlen, bietet das Internet-Angebot für den Endkunden keinen Mehrwert. Ähnliche Auswirkungen ergeben sich für die Transaktionsphase aus Schwächen in Bezug auf den eigentlichen Einkaufsvorgang. Eine eingeschränkte Produktpalette ökologischer Internetangebote und wenig nutzerfreundliche Bestellmöglichkeiten gefährden die Möglichkeiten zur Transaktionskostensenkung 293 Vgl. Kolibius/Nachtmann (2000b). 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 115 oder Steigerung der Bequemlichkeit (Convenience). Eine Differenzierung am Markt ist damit nicht möglich. Grundsätzlich wird die Bedeutung der marktlichen und medialen Effekte des Internet von kleinen und mittelständischen Unternehmen heute meist noch unterschätzt. Die Folge ist, dass nur ein geringer Teil der Bio-Lebensmittel-Websites der inhaltlichen Gestaltung der Website (Content) eine Bedeutung beimisst. Kaum ein Unternehmen kann bislang eine klare Content-Strategie vorweisen und ist darüber hinaus bereit, in Inhalte zu investieren.294 Als Gründe hierfür könnten neben den in Kapitel 5.3.1 erwähnten Problemen auf Kundenseite (Interesse und Zahlungsbereitschaft für dargebotene Informationen etc.) begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen herangezogen werden: So erscheint es aus Sicht kleinerer Bio-Unternehmen vor allem problematisch, die dargebotenen Informationen aktuell zu halten. Weitere Probleme ergeben sich auch aus den produktspezifischen Besonderheiten beim Verkauf von Lebensmitteln über das Internet (Lieferung, Frische etc.). In der Regel muss nach der Grösse des jeweiligen Betriebes entschieden werden, inwieweit sich der finanzielle und personelle Aufwand für das Unternehmen bezahlbar macht. Eine Lösung des Problems könnten z.B. Kooperationen (z.B. Zusammenschlüsse in einer Einkaufsgemeinschaft) bieten. Dadurch verteilt sich der finanzielle Aufwand auf mehrere Unternehmen. EXKURS: Schwächen auch im konventionellen Lebensmittelhandel Mit zahlreichen Problemen haben auch die konventionellen Lebensmittelhändler im Internet zu kämpfen. Die Testkäufe in den Online-Shops sowohl in den USA als auch in Europa deckten grosse Verbesserungspotentiale in allen Phasen des Lebensmitteleinkaufs auf.295 Dies beginnt bereits beim Bestellen: Manche Anbieter verfügen über ein so grosses Produktangebot, dass der Einkaufsprozess im Internet länger dauert als der Weg zum Supermarkt. Vielfach muss sich der Kunde durch lange Listen durchscrollen oder durch zahlreiche Unterkategorien klicken, bevor man zum gewünschten Produkt gelangt. Häufig sind auch die Produkte nicht ausreichend beschrieben oder es werden unbekannte Marken angeboten. Informationen zu Rückgabe- und Zahlungsmodalitäten fehlen, sind schwer zu finden, unklar oder sehr klein geschrieben. Auch in Bezug auf den Preis bietet der Online-Einkauf keine Vorteile für den Kunden. Die Kosten für die online bestellten Waren sind durchweg höher als im konventionellen Supermarkt und das bereits ohne die meist zusätzlich zu bezahlenden Lieferkosten. 294 295 Vgl. Kolibius/Nachtmann (2000c). Vgl. zu den Problemen im Online-Shopping ausführlicher z.B. Burros (1999), S. 9f. (USA) sowie Rudolph/Löffler (2001b) (Schweiz). 116 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Einige Anbieter verlangen einen Mindestbestellwert, der vor allem beim Einstieg in das Online-Shopping eine Barriere darstellen kann, weil sich dadurch vor allem das finanzielle Risiko einer Bestellung bei mangelhafter Ware erhöht. Technische Probleme, wie ein langsamer Seitenaufbau, wirken zusätzlich hemmend auf den Einkaufsprozess. Grosse Defizite bestehen auch beim Vertrieb der Waren: Die wenigsten Unternehmen liefern innerhalb weniger Stunden; die schnellste Lieferung boten die Sites, die in der Region angesiedelt waren.296 Problematisch war die Zustellung der Ware nach Hause. Bei der Auslieferung trafen die Lieferanten die Kunden häufig gar nicht oder erst zu spät zu Hause an, oder die Lebensmittel waren, bis sie beim Kunden eintrafen, nicht mehr frisch und mussten weggeworfen werden (z.B. Eis oder Fisch).297 In anderen Fällen fehlten Waren im Warenkorb, weil bei der Bestellung nicht überprüft werden konnte, ob die Ware vorrätig war. Auch die Rückgabe von Waren funktioniert nicht tadellos. So war die Rückgabe zum Teil nur nach vorheriger Absprache mit dem Kundendienst und Erhalt einer Retourennummer möglich. Dies bedeutet für den Kunden Zusatzaufwand und lässt ihn gegebenenfalls genauso vor Folgeeinkäufen zurückschrecken wie langsame Rückerstattung des Kaufbetrags oder die Rückgabe nur gegen Gutschrift. Typische Schwächen beim Kundenservice sind: Unhöfliche Behandlung des Kunden oder keine klaren Verantwortlichkeiten, es erfolgt keine Bestellungseingangsbestätigung. 5.4.2 Zukunft des E-Commerce: Diffusionsbarrieren bergen Risiken Trotz der vielzitierten Vorteile des privaten Internetkaufs bleibt seine wirtschaftliche Bedeutung vorerst gering.298 Offensichtlich existieren neben anbieterseiter Schwächen zusätzlich auch wirksame Diffusionsbarrieren des elektronischen Einkaufs in den Köpfen der Endverbraucher. Zu diesen exogenen Faktoren zählen technologische, soziokulturelle, politisch-rechtliche sowie ökonomische Restriktionen.299 Das Aufzeigen dieser externen Barrieren vermag erste Einsichten darüber zu geben, wie sich das Marktumfeld entwickeln wird und ob die Anbieter zukünftig durch Electronic Commerce grössere Umsätze generieren können. Technische Restriktionen In der Mehrzahl der empirischen Studien und theoretischen Abhandlungen über die Nutzung des Internets und den elektronischen Handel wird auf technische Restriktio296 297 298 299 Vgl. Burros (1999), S. 9. Vgl. Müller/Preissner (2000), S.202. Vgl. z.B. Bauer/Fischer/Sauer (2000), S. 1134ff.; Tenbrock (2000); Hoffmann/Novak (1999). Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 48 f. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 117 nen hingewiesen.300 Als Hindernis für eine weite Verbreitung des Electronic Commerce erweist sich insbesondere die momentan noch geringe Verbreitung von PC-/Internet-Anschlüssen. Die Internet-Penetration – eine wichtige Voraussetzung für den Online-Handel – variiert in den verschiedenen europäischen Ländern. Sie reicht von 54 % in den nordischen Staaten bis hin zu nur 16 bzw. 18 % in Frankreich bzw. Spanien.301 Länder wie Deutschland, Österreich und die Schweiz sind (neben Schweden und den Niederlanden) hinsichtlich der Internet-Penetration innerhalb der EU-Staaten führend, liegen im internationalen Vergleich aber nur im Mittelfeld.302 Auch die hohen Internet-Nutzungsgebühren erweisen sich als Diffusionsbarriere. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Telefongebühren im Vergleich zu den USA noch relativ hoch, wodurch die Bereitschaft zur Nutzung des Internets sinkt. So bezahlen europäische Nutzer im Gegensatz zu den USA bis zu 100 % mehr an Telefonkosten, da sie für lokale Telefonverbindungen bezahlen müssen. Ein IntensivSurfer in Deutschland oder Österreich zahlt beispielsweise mehr als dreimal soviel wie ein US-Bürger. 303 Weitere Hemmnisse ergeben sich aus der unzureichenden Nutzung der technischen Möglichkeiten. Zum einen werden die WWW-Seiten zunehmend mit optisch aufwendigen Gestaltungen versehen, die eine verlangsamte Übertragungsgeschwindigkeit von Daten mit sich bringen. Hierdurch verringert sich die Zugriffsgeschwindigkeit. Gleichzeitig erhöhen sich die psychologischen Opportunitätskosten des Wartens,304 was zum Abbruch des Einkaufsvorgangs führen kann. Ähnliches gilt für Orientierungsprobleme im Internet, die beim Recherchieren von Produkten entstehen. Suchmaschinen beispielsweise leisten noch nicht den Komfort, den der Anwender sich wünscht. Wer dringt schon zum 148. gefundenen Eintrag eines recherchierten Stichwortes vor? Durch die enorme Angebotsfülle des Internets, die umfangreiche Informationssammlung ohne Vorstrukturierung sowie die teilweise verwirrende und umständliche Benutzerführung ist eine gezielte Suche häufig schwierig. Jedoch nicht nur das Finden, sondern auch das Wiederfinden einmal besuchter Seiten stellt ein gravierendes Problem dar. In der Folge entstehen auch hier beim Nutzer Opportunitätskosten (Suchkosten), die von der Mehrheit der Internet-Nutzer beklagt werden. 300 301 302 303 304 Vgl. z.B. Bauer/Fischer/Sauer (2000); Clement/Peters/Preiss (1998); Rudolph/Löffler (2000a). Vgl. IDC (1999). Vgl. auch Fittkau/Maas (2000). Vgl. hierzu ausführlicher z.B. Burger (1997); Klietmann (1998); Kordey (1996). Vgl. Bauer/Fischer/Sauer (2000), S,. 1140. 118 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Politisch-rechtliche Restriktionen Ein diffuses Wettbewerbsumfeld mit zahlreichen politisch-rechtlichen Restriktionen wirkt sich ebenfalls geschäftshemmend auf den Online-Handel aus.305 So fehlen rechtliche Regelungen zur Verschlüsselung und Speicherung von Daten zum Schutz der Nutzer weitgehend und bedürfen aufgrund der globalen Reichweite des OnlineMarktplatzes internationaler Regulierungen. Sicherheitsprobleme bestehen insbesondere in Form von Systemfehlern und -ausfällen sowie Risiken, die aus irrtümlichen Handlungen oder mutwilligen Fälschungen und Betrug resultieren können. Unter anderem wird die Privatsphäre bspw. durch die sogenannten „Cookies“306 gefährdet, die sich regelrecht im Computer einnisten und das Nutzerverhalten registrieren (besuchte Web-Seiten, angeklickte Informationen, bestellte Produkte etc. Ebenso wird die Sicherheit finanzieller Transaktionen von vielen Endkunden als unzureichend angesehen.307 Neben Sicherheitsbedenken bei der Übermittlung von Kreditkarteninformationen ist es vor allem die fehlende Möglichkeit, kleinere Geldbeträge online zu verrechnen, die sich geschäftshemmend auswirkt.308 Soziokulturelle Restriktionen Wengleich die technischen und politisch-rechtlichen Restriktionen im Zuge des Technologie-Pushs bzw. der weltweiten Bemühungen der Länder in Bezug auf die weitere Verbreitung des E-Commerce zukünftig nicht mehr die zentrale Barriere für die Ausbreitung des elektronischen Handels sein werden,309 gilt es vor allem den sozialen Hemmnissen zu begegnen. Zu leicht wird hierbei jedoch in technisch machbaren Visionen argumentiert (Transparenz von Preisen und Produktqualitäten, Aktualität von Informationen, Reduktion von Suchkosten etc.), ohne soziale Verhaltensweisen und kulturelle Kontexte zu bedenken. Das Internet stellt zweifelsohne eine innovative Form des Einkaufens für Konsumenten dar, die sich deutlich von den gewohnten Verhaltensmustern unterscheidet. So fehlt im Internet der persönliche Kontakt zu anderen Menschen. Der persönliche Kontakt ist wichtig für den Aufbau von Vertrauen in das Geschäft. Vertrauensdefizite können die Endkunden vom Online-Shopping abhalten. Es kann sich hierbei um fehlendes Vertrauen der Konsumenten gegenüber dem Anbie- 305 306 307 308 309 Vgl. Bauer/Fischer/Sauter (2000), S. 1141f. Cookies (zu deutsch: Plätzchen) sind kleine Dateien, die beim Aufruf einer Internetseite unbemerkt im Computer des Internetnutzers abgelegt werden Vgl. Hendricks (1997). Vgl. Symposion Publishing (1999), Bauer/Fischer/Sauer (2000), S. 1141. Zu den grundlegenden Problemen der Zahlungsabwicklung in Datennetzen vgl. Heise (1996), S. 140ff. Vgl. Zerdick/Picot/Schrape (1998), S. 146. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 119 ter und seiner Beratung sowie der angebotenen Waren und deren termingerechter Auslieferung handeln (vgl. Exkurs). EXKURS: Fehlendes Vertrauen der Konsumenten gegenüber...310 1. ... dem Anbieter: Die Anonymität, die hinter dem Online-Angebot steht, schliesst eine Vorspielung falscher Tatsachen nicht aus. Der Kunde hat keine Gewissheit, ob es sich tatsächlich um den genannten Händler dreht. 2. ... der Beratung: Aufgrund des fehlenden persönlichen Verkäufers wird oft die Beratungsqualität in Frage gestellt. 3. ... der angebotenen Ware: Eine Coca-Cola-Studie zur Zukunft des Lebensmittelgeschäftes (1996) deckt eine Reihe möglicher Vorbehalte des Konsumenten gegenüber Online-Shopping auf; unter anderem sind dies die fehlenden Möglichkeiten des Anfassens, Sehens und Riechens oder der Auswahl der besten Qualität und Frische bei Obst und Gemüse. 4. ... der (termingerechten) Auslieferung: Das Fehlen der direkten Rückmeldung nach einem Kauf stellt ein weiteres Problem dar. So befindet sich der Surfer in der Ungewissheit, ob er die Ware tatsächlich erhalten wird oder nicht. Des weiteren besteht beim Kunden die Sorge, dass die Ware während der Auslieferung beschädigt oder nicht richtig behandelt wird (Unterbrechung der Kühlkette). Diese Bedenken werden durch die Tatsache, dass dem Kunden bei der Order von Lebensmitteln kein gesetzlich verbrieftes, bedingungsloses Rückgaberecht zusteht, intensiviert. Ferner ist Einkaufen heute eine Freizeitaktivität geworden, die mehr als nur den Erwerb von Waren verspricht. Der Konsument sucht beim Einkauf ein Erlebnis und soziale Kontakte.311 Beim Online-Shopping fehlt diese soziale Komponente; virtuelle Realitäten sind meist leblos und erzeugen eine weitgehend emotionslose Umgebung.312 Dies kann sich nachteilig auf die Nutzung des Mediums auswirken.313 Oder anders ausgedrückt: „Zu einem richtigen Marktplatz gehören eben nicht nur Händler, sondern auch ein Rathaus, eine Kirche und ein Gasthaus. All das sind Metaphern für das ‚Gute Leben’“.314 Ein Hemmnis bilden auch Gewohnheitsbarrieren: So wird beim Übergang zum Online-Shopping von den Konsumenten ein hohes Mass an Transferleistungen erwartet. Speziell ältere Menschen, die technisch weniger versiert sind, stellt dies vor grosse 310 311 312 313 314 Vgl. Heilig (1999), S. 20f. Vgl. Mertens/Schumann (1996), S. 515ff.. Vgl. Bauer/Fischer/Sauer (2000), S. 1140. Vgl. Roll (1996), S. 52. Rolf (2000), S. 428. 120 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Schwierigkeiten.315ÿ Kunden müssen Denkmuster, Rollen etc., die sie in der normalen Einkaufsumgebung mittels Sozialisierung gelernt haben, dem neuen Medium anpassen. Beispielsweise entfällt beim Online-Shopping die physische Inaugenscheinnahme von Produkten vor dem Kauf.316 Lebensmittel gehören jedoch zu der Produktkategorie, bei denen die Auswahl in hohem Mass vom sogenannten „touch-and-feel“-Effekt beeinflusst wird: Da der Apfel keine braunen Flecken oder der Salat eine bestimmte Kopfgrösse haben soll, möchte der Endkunde ihn vor dem Kauf anfassen und begutachten. Dies ist beim Internetkauf nicht ohne weiteres möglich und kann den Kunden vom Einkauf abhalten. Aber auch eher einfache Vorgänge im Einkaufsprozess, wie die Angabe der gewünschten Menge, werden beim elektronischen Einkauf verändert und stellen für den Verbraucher häufig Kaufbarrieren dar: Beispielsweise wird an der realen Käsetheke per Handzeichen verdeutlicht, wie gross das gewünschte Stück sein soll. Im virtuellen Supermarkt hingegen wird entweder die Grösse in Gramm angegeben oder es fehlen jegliche Mengenangaben. Selbst bei einer vorhandenen Grammangabe bereitet dies den Kunden zu Beginn eindeutige Einschätzungsprobleme. Soll der elektronische Handel eine ernstzunehmende Alternative zum konventionellen Einkauf darstellen, ist es notwendig, dem Kunden die Vorteile dieser Handelsform zu verdeutlichen und ihn mit der neuen Technologie vertraut zu machen. Hierbei kann davon ausgegangen werden, dass die Akzeptanz des neuen Mediums steigt, je länger und häufiger ein Kunde das Internet nutzt.317 Restriktionen in Bezug auf die Produkteignung im WWW und im Bereich der Logistik Speziell für den Lebensmittelhandel ist zusätzlich auch die Problematik der Adäquanz von Produktkategorien für den Handel im WWW zu berücksichtigen. In der Literatur finden sich hierzu zum Teil widersprüchliche Aussagen. 318 Grundsätzlich sei hier auf die Parallelen im Versandhandel verwiesen. Demnach können zur Beurteilung der Eignung von Produkten für den Absatz via Internet zum einen die Eigenschaften des Internets herangezogen werden. Die interaktiven und multimedialen Möglichkeiten des Internets eignen sich insbesondere für beratungsintensive und für individuell angepasste Güter. Dies trifft für ökologische Produkte im allgemeinen zu, da es sich bei Öko-Produkten i.d.R. um erklärungsbedürftige Waren handelt. Tendenziell scheinen 315 316 317 318 Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 48. Vgl. hierzu auch die Ausführungen zur„Strategie der ökologischen Qualifizierung“ in Kapitel 6.3.1. Vgl. Bauer/Fischer/Sauer (2000), S. 1141. Vgl. Hansen (1996), S. 130f. sowie Hoffmann (1998), S. 42f. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 121 vor allem leicht lagerbare, standardisierte und relativ preiswerte Konsumgüter für das Angebot im Versandhandel erfolgsversprechend zu sein, da sich hierdurch das finanzielle Risiko für die Unternehmen erheblich verringert. Dies bestätigen auch die Umsätze in den einzelnen Produktkategorien: Computer, Hard- und Software, Reisen, Finanztransaktionen und Bücher machen dreiviertel des Online-Umsatzes aus.319 Demgegenüber scheinen Lebensmittel weniger geeignet für das Online-Shopping zu sein; der online verkaufte Anteil an Lebensmitteln beträgt heute in allen drei Ländern (Deutschland/Österreich/Schweiz) nur ca. 5 % des Gesamtumsatzes.320 Ursache hierfür sind die Probleme, die der Versand von Lebensmitteln mit sich bringt: Lebensmittel sind i.d.R. schwer lagerbar (Frischeproblem, Kühlung) und bedürfen daher eines ausgereiften Logistiksystems. Insbesondere für ökologische Waren gilt dies, da sich der „idealtypische Warenkorb“ eines Bio-Konsumenten zu fast 50% aus frischen Produkten, wie Obst und Gemüse, Brot- und Backwaren sowie Milch und Molkereiprodukten, zusammensetzt (vgl. Abbildung 29).321 Fleisch, Wurst, Snacks 3% Tee, Kaffee, Kakao 4% Süsswaren, Gebäck, Pudding 4% Würzmittel, Öle, Fette 5% Brotaufstriche, Honig, Nussmuse 5% sonstige Waren 6% Getränke/Wein 6% Nudeln, Trockenfrüchte, Müsli 6% Getreide, Ölsaaten, Nusskerne 6% 9% Kräuter, ätherische Öle, Körperpflege, Waschmittel Brot und Backwaren 13% Milch, Molkereiproduke, Eier und Tofu 16% Obst, Gemüse, Sprossen, Pilze 17% 0% 2% 4% 6% 8% 10% 12% 14% 16% 18% Abbildung 29: Anteil der Warengruppen im Naturkosthandel Quelle: BNN (1999b) Es erfordert folglich grosse organisatorische, logistische und technische Anstrengungen für den Anbieter, individuell zu kommissionierende Bio-Lebensmittel mit gleich- 319 320 321 Vgl. hierzu z.B. GfK (2000), Rudolph/Löffler (2000a), Symposion Publishing (1999). Vgl. z.B. GfK (2000) für Deutschland; Rudolph/Löffler (2000a) für die Schweiz. Vgl. BNN (1999b). 122 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen bleibender Qualität und zuverlässigen Lieferzeiten über das Internet zu liefern.322 Die Etablierung solcher Vertriebsstrukuren ist zwingende Voraussetzung für jeden Lebensmittelanbieter, um dem Wunsch des Kunden nach schneller, kostengünstiger und zuverlässiger Lieferung zu genügen (Schaffen von Zusatznutzen und Senkung von Transaktionskosten). Die Bereitstellung derartiger Strukturen kann i.d.R. jedoch nur von den etablierten Lebensmittelhandelsunternehmen oder dem Versandhandel geleistet werden, die diese Strukturen bereits besitzen. Selbst hier bestehen jedoch grosse Defizite: Rund 28 % aller Online-Einkäufe scheitern aufgrund technischer Mängel und Lieferprobleme (vgl. hierzu auch den Exkurs).323 EXKURS: Peapod scheitert an der Logistik Peapod zählt zu den grössten US-Lebensmittelhändlern im Internet.324 Als virtueller Supermarkt verkauft Peapod seine Waren ausschliesslich im Internet und liefert sie dem Kunden nach Hause. Vor allem Probleme mit der Logistik der Lebensmittel führten bei Peapod zu einer ernsthaften Krise. Bei der Auslieferung trafen die Lieferanten die Kunden häufig gar nicht oder erst zu spät zu Hause an, oder die Lebensmittel waren, bis sie beim Kunden ankamen, nicht mehr frisch und mussten weggeworfen werden.325 Zusätzlich liess der Einkauf von Waren im gewöhnlichen Supermarkt die Handelsspanne nahezu auf Null schrumpfen – der danach beschlossene Aufbau von eigenen Lagerräumen führte dazu, dass das Kapital knapp wurde und der ehemalige AT&T-Chef William Malloy das Unternehmen verliess. Nachdem daraufhin auch potentielle Geldgeber ihre Kreditzusagen zurückzogen, wurde das Unternehmen zahlungsunfähig. Vor einigen Monaten wurde das Internet-Unternehmen durch den niederländischen Handelskonzern Ahold übernommen. Für reine Internet-Händler oder den Grossteil kleiner Bio-Betriebe wird die Implementierung eines leistungsfähigen Logistik- und Distributionssystems an den hohen finanziellen Aufwendungen scheitern. Die bereits bestehenden Heimlieferdienste einzelner kleinerer Bio-Unternehmen werden sicherlich kaum zu wesentlichen Steigerungen 322 323 324 325 Diese Aufwendungen führen dazu, dass die grossen Lebensmittelhandelskonzerne für den Internethandel zunächst Insellösungen etablieren. Vor allem in den Grossstädten Berlin, Hamburg, München und Düsseldorf werden daher Internet-Lebensmittellieferservices etabliert. Dort konzentriert sich die Kaufkraft der potentiellen Kundengruppen. Vgl. Rode (1999) Vgl. Aussage von Horst Wildemann, Wissenschaftlicher Leiter des Transfer-Zentrums für ProduktionsLogistik und Technologie-Management (TCW) in München, in „E-Commerce und Logistik: Die Früchte des Ärgers“, http://www.wirtschaftswoche.de. Vgl. Müller/Preissner (2000), S.202. Vgl. Müller/Preissner (2000), S.202. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 123 beim internetbasierten Absatz führen. Sofern sie nicht schon weitgehend über den bestehenden Kundenstamm ausgelastet sind, werden sie durch zusätzliche InternetBestellungen schnell an ihre Leistungsgrenzen stossen. Dies gilt insbesondere auch für den überregionalen Bereich, den diese Anbieter aufgrund der Frischeproblematik nicht abdecken können.326 Eine Lösung könnte in der Kooperation mit LogistikDienstleistern oder im Zusammenschluss mehrerer Bio-Anbieter zu einem Grossverteiler bestehen.327 Auch die Demographie der WWW-Nutzer hat Auswirkungen auf die Produktnachfrage und kann Hinweise in Bezug auf die Internet-Tauglichkeit von Produkten geben. Die Popularität von Angeboten in den Bereichen Computer und Musik lässt sich bspw. durch die schwerpunktmässige Vertretung bestimmter Bevölkerungsgruppen im WWW mit spezifischen Interessen erklären. Die hohen Umsätze im Bereich Software und Computer lassen darauf schliessen, dass bisher vornehmlich Männer im Internet einkaufen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit durch die zunehmende Verbreitung des Internets auch die Heterogenität der Nutzerstruktur steigen und inwieweit sich diese Entwicklungen auf den Absatz von Lebensmitteln auswirken wird. Abzuwarten bleibt auch, ob die ähnlichen soziodemographischen Nutzerstrukturen bei Online-Käufern und Bio-Kunden einen positiven Einfluss auf den Absatz von Bio-Lebensmitteln haben werden. Möglicherweise könnte die Fokussierung auf eine Nutzergruppe ausserhalb des traditionellen Nutzerkreises im Sinne einer Segmentierungsstrategie Erfolg versprechen, zumal sich das Angebot im WWW gegenwärtig stark auf die traditionellen Nutzersegmente konzentriert und die Bereitschaft, Lebensmittel online einzukaufen, durchaus gegeben ist.328 Durch innovative Angebote für bestimmte Zielgruppen (wie z.B. Mütter mit Kleinkindern) könnten evtl. neue Kundengruppen über das Internet angesprochen werden. 5.5 Zusammenfassung Während in Kapitel 3.2 die grundlegenden Defizite und Kaufbarrieren beim Endkunden auf Bio-Märkten näher beschrieben wurden, standen in diesem Kapitel die Potentiale des Internets zur Verringerung oder Lösung der Probleme im Vordergrund. Zudem wurden wichtige aktuelle Schwächen und Restriktionen der Bio-InternetVermarktung aufgezeigt. Es stellt sich nun die Frage, welche Defizite am Bio-Markt 326 327 328 Eine Belieferung von Kunden ausserhalb des Einzugsgebietes per Post wird nur für das Trockensortiment möglich sein. Frischwaren, Tiefkühl- oder Kühlprodukte können nur mittels geeigneter LKW ausgeliefert werden. Vgl. hierzu ausführlicher Den Erfolgsfaktor „Commerce“ in Kapitel 7.4. Vgl. Fittkau (1998). 124 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen tatsächlich mit Hilfe des Internets behoben werden können und welche nicht. Hierzu werden Defizite, Potentiale und Schwächen für jede Phase noch einmal zueinander in Bezug gesetzt. • Informationsphase: Die Möglichkeiten, biospezifische Kaufbarrieren wie Marktintransparenz, Informations- und Wissensdefiziten oder der Verunsicherung durch die verwirrende Kennzeichnungsvielfalt mit Hilfe der medialen Eigenschaften des Internets entgegenzuwirken und biospezifische Differenzierungsansätze zu entwickeln, sind in der Informationsphase am grössten. Die Potentiale werden daher auch von 34% der identifizierten Shops genutzt. Zudem sind sie mit den Mitteln des Internets leicht umzusetzen. So können Anbieter dem Nachfrager auf ihrer Homepage ohne grosse Mühen Informationen zu ökologischen Produkten und den entsprechenden Herstellungsverfahren zur Verfügung stehen. Diese Informationen, wie auch der Bezug zu Besonderheiten der Unternehmen oder der Region, ermöglichen eine starke Differenzierung bzw. Profilierung des Angebotes und gehören zu den Stärken, die biospezifische Internetangebote nutzen können. Darüber hinaus wird die Markttransparenz durch Suchmaschinen und Communities unterstützt. Grundsätzlich stiegen die Kosten für Bio-Anbieter , je ausführlicher (Umfang des WebAngebotes) und intensiver (Häufigkeit der Aktualisierung) sie den Endkunden informieren. In der Regel muss nach der Grösse des jeweiligen Betriebes entschieden werden, inwieweit sich der finanzielle und personelle Aufwand für das Unternehmen bezahlbar macht. Eine Lösung des Problems könnten z.B. Kooperationen (z.B. Zusammenschlüsse in einer Einkaufsgemeinschaft) bieten. Dadurch verteilt sich der finanzielle Aufwand auf mehrere Unternehmen. • Entscheidungsphase: Kaufbarrieren der Entscheidungsphase sind vor allem Vertrauensdefizite und Echtheitszweifel bei Bio-Produkten. Die Möglichkeiten des Internets liegen hier vor allem im Bereich der Kommunikation mit dem Endkunden. Ziel ist es, ihn durch intensive Beratung und Interaktion bei seiner Kaufentscheidung zu unterstützen und ihn damit auch langfristig zu binden. Biospezifische Angebote greifen diese Potentiale auf (immerhin 16% der untersuchten Shops bieten hier Lösungsalternativen), allerdings besteht bei der Vielzahl der Bio-Internetangebote grundsätzlicher Verbesserungsbedarf. So fehlen Kommunikationsangebote, wie z.B. Kundenzentren, Service-Nummern, oder Feedbackformulare auf den Webseiten weitgehend. Wie schon in der Informationsphase ist hier das AufwandErtragsverhältnis zu überprüfen, allerdings kann aus Sicht des Autors davon ausgegangen werden, dass hier ein geringer Aufwand (z.B. in Form vom E-Mails in Verbindung mit persönlicher Kommunikation) grosse Chancen für den Anbieter eröffnet. 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen 125 • Transaktion: Im Rahmen der Transaktionsphase stellen u.a. höhere Preise durch niedrige Absatzquantitäten oder höhere Beschaffungskosten durch schlechte Erreichbarkeit oder Verfügbarkeit von Bio-Produkten Kaufbarrieren dar. Das Internet bietet auch hier Potenziale (Online-Bestellung und -Bezahlung 24-h/7-Tage die Woche, Lieferung frei Haus, größere Produktpalette durch Angebotsbündelung), allerdings bedarf es hier grösserer Anstrengungen als in der Informations- und Entscheidungsphase. Grundsätzlich verschaffen die existierenden Direktvermarktungsstrukturen, insbesondere Lieferservices, Bio-Angeboten hierbei einen Vorteil gegenüber konventionellen Angeboten, jedoch werden die Möglichkeiten zur Transaktionskostensenkung oder Steigerung der Bequemlichkeit nur durch ein professionelles Warenbestellsystem ausgeschöpft. Dies erfordert jedoch z.T. hohe technische (Programmierung, Einrichtung), personelle (Wartung und Pflege des WebAngebotes, Auslieferung) und somit auch finanzielle Aufwendungen für das Unternehmen. Viele Bio-Anbieter sind zu klein, als dass sich diese Ausgaben rechnen würden. Ein Blick in die Praxis zeigt, dass diese Möglichkeiten auch nur von 19% der identifizierten Shops genutzt werden, vielfach ist die Produktpalette hierbei häufig sehr eingeschränkt. Möglichkeiten, online zu bezahlen oder zu bestellen, werden zumeist nicht angeboten oder nicht transparent genug dargestellt und erläutert. Insgesamt bedarf es hier innovativer Lösungen oder Kooperationen, um die Kaufbarrieren wirkungsvoll zu beseitigen. • Kundenbindung: Die Möglichkeiten des Internets, Kunden über den Erstkauf hinweg als Käufer zu binden, nutzen gerade einmal 5% der untersuchten Shops. Es fehlt an Kaufanreizen und -impulsen, wie Sonderangeboten oder anderen Angeboten, die dem Kunden einen Mehrwert verschaffen. Dabei bieten die Potentiale des Internets hier gute Ansatzpunkte zur Verbesserung des Verhältnisses KundeAnbieter: Applikationen wie Diskussionsforen oder Newsgroups kommen den Bedürfnis nach sozialen Kontakten entgegen. Teilnehmer können sich dadurch über bestimmte Produkte austauschen und Stellungnahmen zu diversen ökologiebezogenen Themen hinterlegen. Weitere technisch anspruchsvollere Applikationen sind Chatbereiche (z.B. Chats mit Experten aus dem Biobereich), die eine Kommunikation über das Medium Internet ermöglichen. Auch Gewinnspiele oder Zusatzleistungen wie Rezeptsammlungen oder Newsletter tragen zur Kundenbindung bei und Veranlassen den Verbraucher ggf. zu Wiederholungskäufen. Ähnlich wie die Potentiale innerhalb der Informations- und Entscheidungsphase sind auch die Möglichkeiten im Rahmen der Kundenbindungsphase ohne grossen finanziellen oder technischen Aufwand einfach zu verwirklichen. Leicht zu konfigurierende Diskussionsforen oder Newsletter-Generatoren sind zumeist kostenlos im Web nutzbar, Rezeptsammlungen lassen sich einfach in Datenbanken hinterlegen und selbst bei Gewinnspielen bedarf es nur der Phantasie der Anbieter. 126 5. Ökologie und Internet: Potentiale und Grenzen Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass - unter Berücksichtigung der identifizierten Stärken und Schwächen des aktuellen Status – das Internet in gewissen Bereichen des Kaufentscheidungsprozesses Erfolgspotentiale beim Abbau der Kaufbarrieren bietet, in gewissen Bereichen nur unter Einschränkungen (vgl. Abbildung 30). Daraus lassen sich Schlussfolgerungen für die Nutzung der Potenziale im Rahmen des OnlineMarketing-Mixes für Bio im Internet treffen.329 Doch zunächst sollen die grundsätzlichen Potentiale des Internets für die Ableitung von strategischen Handlungsoptionen im E-Commerce jenseits der Öko-Nische erarbeitet werden. Information Defizite Bio-Markt Potentiale Internet Schwächen Bio im Internet Entscheidung Abwicklung Kundenbindung • Mangelnde • Vertrauensdefizit/Markt-, Unternehmens-, Echtheitszweifel und Produkttransparenz • Informations- und Wissensdefizite • Verwirrende Kennzeichnung von Bio-Produkten • Niedrige Absatzquantitäten • höhere Beschaffungskosten durch Wegekosten • Höhere Preise • Initiierung von • Wiederholungskäufen - • Informationen zu Produkt, Herstellung, Unternehmen und Region • Markttransparenz durch Verlinkung und Suchmaschinen • Kommunikationsmöglichkeiten mit Anbietern • Bezug zu EUVerordnung und anderen Verbänden • Vorhandene Vermarktungsstrukturen (z.B. Lieferservice) • Emotionalität • Cross-Selling • Online-OfflineKombination • Keine klareContent-Strategie • Finanzielle, personelle Restriktionen • Mangelnde-Sicherheits mechanismen • Fehlende Kommunikationselemente • Finanzielle, personelle Restriktionen • Mangelhafte Online-. Bestellung und -Bezahlung • Kleine Produktpalette • Finanzielle, personelle Restriktionen • Fehlen überzeugender Mehrwerte Chancen für biospezifische Differenzierung Abbildung 30: Gegenüberstellung von Defiziten, Chancen und Schwächen und daraus resultierenden Chancen einer biospezifschen Differenzierung entlang der Phasen der Kaufentscheidung Quelle: Eigene Darstellung 329 Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 7. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 6 127 Strategische Handlungsoptionen für Bio-Produkte im E-Commerce 6.1 Zwei Wege zum Massenmarkt Im Rahmen der letzten Kapitel wurden sowohl die Potentiale und Erfolgsvoraussetzungen erarbeitet als auch auf den Status Quo und die Grenzen des E-Commerce aus Anbieter- und Kundensicht eingegangen. Es stellt sich die Frage, wie die in Anlehnung an das in Kapitel 2.1 beschriebene Portersche Wettbewerbssstrategie-Konzept330 identifizierten internen (Stärken und Schwächen) und externen Rahmenbedingungen (Chancen/Risiken) für die Modellierung strategischer Handlungsempfehlungen zur Erlangung von Wettbewerbsvorteilen genutzt werden können – konkret: Welche möglichen Entwicklungspfade aus der Öko-Nische ergeben sich aus für ökologische Güter und Dienstleistungen durch die Nutzung der Potentiale des Internet?331 Zur Beantwortung dieser Frage wird auf das Konzepts der Landkarte des ökologischen Masenmarktes zurückgegriffen. Hierzu werden die sechs Entwicklungspfade den beiden Dimensionen der Landkarte des ökologischen Massenmarktes zugeordnet: Ausdehnung des Marktanteils und Anhebung der relativen ökologischen Qualität.332 Während die Pfade A (Eco-Growth) und C (Enlarging the Middle) auf einer Ausdehnung des Marktanteils des „Eco-„ bzw. „mittleren“ Segments basieren, wird bei den Pfaden B (Upgrading Conventionals), D (Upgrading the Middle) und E (Eco-Plus) eine Anhebung der relativen ökologischen Qualität der Produkte angestrebt. Pfad 6 (Sustainable Shrinking) zielt auf eine Verringerung der ökologischen Belastungen, indem der Gesamtkonsum reduziert wird. Hierbei wird u.a. auch auf Fragen, wie Marktsegmentierung, Zielgruppen und Positionierungsüberlegungen etc. eingegangen, die im Rahmen des Marketings wichtig sind. 330 331 332 Vgl. zum Kontext der Formulierung von Wettbewerbsstrategien Kapitel 2.2. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die meisten der nachfolgend beschriebenen Handlungsoptionen bisher kaum von Bio-Unternehmen in Bezug auf den E-Commerce erkannt und umgesetzt werden. Wirklich erfolgsversprechende, professionelle Beispiele wie im klassischen E-Commerce-Umfeld (Amazon, Dell, ...) sind in der Bio-Lebensmittel-Branche noch eher selten. Dennoch lassen sich auch im Bio-E-Commerce erste gute Ansätze identifizieren. Diese gründen vor allem auf einzelnen innovativen Funktionalitäten, insgesamt ist jedoch festzustellen, dass meist noch eine Gesamtstrategie fehlt, in die diese Funktionalitäten eingebettet sind. Die Darstellung komplexer Fallstudien ist daher nicht möglich. Stattdessen werden mögliche Handlungsoptionen anhand einzelner innovativer Beispiele aus der bisherigen Online-Praxis von Lebensmittelanbietern näher erläutert. Zusätzlich werden innovative Ideen aus anderen Branchen vorgestellt und deren Übertragbarkeit auf die Bio-Branche diskutieren, um weitere Entwicklungsmöglichkeiten für den Bio-E-Commerce abzuleiten. Vgl. zu den folgenden Überlegungen auch Kolibius (2000a), S. 328ff. 128 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische E - Eco Plus Höhere ökologische Qualität im Gesamtmarkt Relative ökologische Qualität der Produkte hoch A - Eco Growth Hohe Qualität FSustainable Shrinking D - Upgrading the Middle C - Enlarging the Middle „Bio“ Mittlere Qualität B - Upgrading Conventionals „IP“ Niedrige Qualität „konventionell“ niedrig 0% Marktanteil 100 % Vergrösserung des (relativen) Marktanteils Abbildung 31: Zwei Pfade aus der Öko-Nische Quelle: Eigene Darstellung 6.2 Ausdehnung der Marktanteile von Produkten hoher und mittlerer Qualität Das Internet bietet verschiedene Möglichkeiten, den Marktanteil in den Segmenten hoher („Eco“) bzw. mittlere Qualität („Middle“) auszudehnen. Mögliche Handlungsoptionen sind: • die Gewinnung von Neukunden über das Internet (6.2.1), • eine Erhöhung der Kundenbindung durch die multimedialen Eigenschaften des Internets (6.2.2), • die Erzielung von Mehrumsätzen durch Cross-Selling (6.2.3), • innovative Preisstrategien (6.2.4) sowie • virtuelle Kooperationen und Netzwerke (6.2.5). 6.2.1 Gewinnung von Neukunden Einer der meistgenannten Effekte ist die Gewinnung von Neukunden über das Netz. Dies trifft für Endkunden ebenso zu wie für Geschäftskunden. Gründe hierfür können ein erweitertes Einzugsgebiet (neue Regionen, Länder) oder die Ansprache neuer Ziel- 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 129 gruppen sein.333 Ferner werden bestehende Marktpotentiale besser ausgeschöpft, da eine breitere Marktabdeckung durch Aufhebung räumlicher und zeitlicher Beschränkungen erreicht wird.334 Wenngleich die genannten Gründe für alle Internetanbieter, d.h. auch für nichtökologische Unternehmen gelten, so lassen sie sich für Bio-Märkte in idealer Weise nutzen: Vor allem durch den in Kapitel 5.2.4 genannten Aspekt der Eröffnung neuer, von bestehenden Distributionskanälen des Handels unabhängige Vertriebswege ergeben sich interessante Anknüpfungspunkte im Bio-Bereich. Meist handelt es sich bei den Neukunden um Personen, die zuvor auf das Angebot verzichtet haben, weil die bisherigen Absatzformen nicht geeignet waren, sie anzusprechen. Dieser Umstand trifft gerade auch auf ökologisch orientierte Käuferschichten zu, die teilweise vor weiten oder umständlichen Beschaffungswegen für Bio-Produkte zurückschrecken oder ein breites Bio-Produkt-Sortiment im Handel vermissen. Grundsätzlich stellt der Lebensmitteleinkauf für den Konsumenten ein eher „lästiges Grundübel“ dar.335 Zudem hat auch die Aufhebung räumlicher und zeitlicher Beschränkungen positiven Einfluss auf die Ausbreitung ökologischer Produkte. So wird ein Besuch beim BioBauern 24 Stunden und 7 Tage die Woche möglich und ist nicht an kurze Hoföffnungszeiten gebunden. Das macht Bio-Produkte bspw. auch für Berufstätige interessant, die abends aufgrund der meist kurzen Ladenöffnungszeiten von Bio-Höfen oder Läden auf den Konsum von Bio-Produkten verzichten mussten. Geschickte Anbieter von Bio-Lebensmitteln schöpfen das Marktpotential dieser Kundengruppe bereits aus. Beispiel Frankfurt am Main: Wer morgens bestellt, dem wird zur Mittagspause sein individuelles Lunch-Packet aus Bio-Produkten in seinen „Lunch-Briefkasten“ frei Haus zugestellt.336 Positiv für die Vermarktung von Produkten über das Internet könnten sich auch die ähnlichen soziodemographischen Profile der „Online-Käufer“ und „Bio-Käufer“ auswirken. Beide Konsumentengruppen zeigen grosse Parallelen hinsichtlich der Altersverteilung, des Bildungs- und Einkommensniveaus und bestimmter Lebensmittel- 333 334 335 336 Das Internet eröffnet Chancen für die Bildung neuer Interessengruppen und deren ökonomisch attraktive Versorgung mit medialen Inhalten. Diese Inhalte können äusserst divers oder sogar randlastig sein (wie im Umweltbereich häufig anzutreffen), sie erschliessen aber ein bisher brachliegendes Potential: Die Ansprache mittelgrosser Interessengruppen von weniger als 10.000 Personen, die bislang mit elektronischen Medien nicht gesondert versorgt wurden. Kleine Umweltmärkte lassen sich hierdurch wesentlich besser und kostengünstiger bearbeiten. Vgl. Zerdick/Picot/Schrape (1999), S. 205. Vgl. Herrmanns/Wissmeier (1999), S. 1357. So ermittelte Roland Berger in einer Studie, dass 77 % der deutschen Verbraucher den Lebensmitteleinkauf als Last empfinden. Vgl. Hausruckinger (1998), S. 13. Vgl. Kolibius/Nachtmann (2000c). 130 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische Warengruppen (vgl. Exkurs).337 Der höhere Bildungsstand und die zumeist höhere Geldausgabebereitschaft von Online-Usern stellen dabei Faktoren dar, die sich auch günstig für den Absatz von Bio-Produkten auswirken könnten: Während der höhere Bildungsstand ein höheres Gesundheitsbewusstsein nach sich zieht und sich dadurch unterstützend auf den Kauf gesundheitsfördernder Produkte auswirken kann, relativiert das höhere Einkommen die höheren Preise für ökologisch erzeugte Lebensmittel. EXKURS: Bio- und Internet-Nutzer im Vergleich338 Altersverteilung: Das Publikum im WWW ist in den letzten Jahren nicht nur stark angewachsen, sondern zusätzlich hat sich das Internet auch in seiner Struktur deutlich verändert:339 Der heutige Internet-Nutzer ist nicht mehr der Computer-Enthusiast von gestern, sondern ein anspruchsvoller Erwachsener, dem das Internet sowohl das berufliche als auch das private Leben bereichern und erleichtern soll.340 Seit 1995 wurde die Alterspyramide der deutschsprachigen WWW-Nutzer immer flacher. Sowohl in den jüngeren als auch insbesondere in den älteren Nutzergruppen sind kontinuierliche Steigerungsraten zu verzeichnen. Der Anteil der 30-40-jährigen ist hier am grössten. Eine ähnliche Altersverteilung ergibt sich für die Gruppe der Käufer von BioLebensmitteln, auch hier ist der Anteil der 30-40-jährigen Personen am grössten. (vgl. Abbildung 32).341 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% bis 20 21-30 31-40 Naturkost-Kunden 41-50 >50 Internet-Nutzer Abbildung 32: Altersverteilung Naturkostkunden und Internetnutzer Quelle: Eigene Darstellung nach BNN (1999a); GfK-Online-Monitor (1999) 337 Vgl. hierzu auch Zambrano/Temeschinko/Hamann (2001), S. 40f. Die Zahlen beziehen sich auf den deutschen Markt, lassen sich aber aufgrund ähnlicher Entwicklungen in den beiden anderen Ländern, Österreich und Schweiz, auf diese übertragen. Vgl. Gräf (1999), S. 76f. 339 Vgl. GfK (2000). 340 Vgl. o.V. (Yahoo-Studie, 1997), S. 14; Gräf/Tomczak/Belz (1997), S. 79. 341 Vgl. Förster (1993), Meyer-Ploeger (1997), Baade (1988). 338 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 131 Der steigende prozentuale Anteil der Internet-shoppenden Frauen342 korreliert dabei mit dem höheren Anteil von Frauen an Bio-Käufern. Da Frauen aus Öko-Marketingsicht eine wichtige Zielgruppe für den Absatz von Bio-Produkten sind (sie übernehmen häufig den Einkauf von Familien und achten auf gesundheitsbewusste Ernährung)343, können sich positive Auswirkungen für den Absatz von Bio-Lebensmitteln via WorldWide-Web ergeben. Bildungsniveau: Auch beim Bildungsniveau sind Übereinstimmungen der beiden Kundengruppen zu erkennen: Das WWW erreicht im oberen Drittel der Gesellschaft die höchste Reichweite.344 Etwa zwei Drittel der deutschsprachigen WWW-Nutzer können laut der jährlich durchgeführten GfK-Umfrage das Abitur vorweisen. Auch bei Bio-Käufern wird in Studien immer wieder ein Bildungsniveau festgestellt, das über dem Durchschnitt liegt.345 Einkommensverteilung:. Ähnlichkeiten bei Bio- und Internet-Kunden können auch bezüglich der Einkommensverteilung unterstellt werden: Bei den Internet-Nutzern kann generell ein mittleres bis gehobenes Einkommensniveau festgestellt werden.346 Bei den Bio-Käufern hat sich das Einkommensniveau in den letzten Jahren ebenfalls in Richtung der kaufkräftigeren Haushalte verschoben: Während in älteren Studien ÖkoKäufer eher in der Gruppe mit geringem Einkommen zu finden waren,347 überwiegen bei aktuelleren Studien die höheren Einkommensklassen.348 Aus Sicht des hier untersuchten Bio-Lebensmittelhandels im Internet sind nach den Ergebnissen von Andersen Consulting sowie einer österreichischen Untersuchung vor allem drei Konsumentengruppen als neue Zielgruppen des ökologieorientierten Online-Marketings interessant:349 • Familien am Stadtrand von Ballungszentren mit strikten Zeitbeschränkungen • Ältere oder behinderte Menschen • Personen in Grossstädten, die nach einem besonderen Zusatznutzen suchen (z.B. in Form von Schnäppchen oder besonderen Dienstleistungsangeboten). 342 343 344 345 346 347 348 349 Vgl. Symposion Publishing (1999). S. 19. Vgl. BNN (1999a), S. 17ff. sowie Meier-Ploeger et. al. (1997). 26,6 % haben Fachhochschul- und Universitätsabschluss, 21,7 % das Abitur und 17,0 % einen Berufsakademieabschluss. Vgl. Symposion Publishing (1999), S. 40. Vgl. BNN (1999a); Prummer (1994); Förster (1993). Vgl. Symposion Publishing (1999), S. 38. Vgl. Langerbein/Wirthgen (1988); Baade (1988). Vgl. Prummer (1994); Kesseler (1994); BNN(1999a). Vgl. Ergebnisse von Heikillä/Kallio/Saarinen (1998) sowie Prummer (1994), Kesseler (1994), Fricke (1995). 132 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische Für jede der drei Zielgruppen resultiert durch den Online-Einkauf ein positiver Mehrwert (Zusatznutzen): Während die Familien am Stadtrand von Ballungszentren vor allem von den Zeitersparnissen durch die Hauslieferung profitieren, schafft der Einkauf für ältere Leute vor allem Erleichterung beim Transport der Lebensmittel vom Supermarkt nach Hause. Die Gruppe der „Grossstädter“ wird den Einkauf via Internet präferieren, da sie im allgemeinen technologischen Neuerungen offen gegenübersteht, das Nutzenportfolio des E-Commerce erkannt hat und für ihre individuellen Präferenzen nutzt. Im Unterschied zu den Familien und den älteren oder behinderten Kundengruppen nutzt die Gruppe der Grossstädter in erster Linie die Mehrwertangebote. Hierbei kann entweder die Informations-, Spass- oder Prozess- bzw. Zeitorientierung im Vordergrund stehen. Beispiele sind u.a.: • Informationsphase: Einkaufsagenten, Produktdatenbanken, Call-Center • Entscheidungsphase: Einkaufsberatung, Auktionssysteme, Einkaufsrabatte • Abwicklungsphase: Lieferservices, Online-Bezahlung, Geschenkverpackung, EMail zum Bestellstatus etc. • Kundenbindungsphase: kostenlose Servicenummern, gebührenfreier Rückruf (Callback) E-Mail-Newsletter, die über Sonderangebote oder -aktionen informieren, Einkaufsgutscheine, Bonussysteme, Treueprämien, Gewinnspiele EXKURS: Gut Wulkfelde: Bio-Lebensmittel für den Ballungsraum Hamburg Das Gut Wulksfelde im Norden Hamburgs gilt als Modell für die Verbindung von ökologischer Landwirtschaft, ökonomischem Erfolg und zukunftsorientierten Arbeitsplätzen. Es erhielt 1995 den Agrar-Kultur-Preis der Schweisfurth-Stiftung für eine zukunftsweisende Landwirtschaft. Mitte 2000 wurde der Internetshop unter http://www.gut-wulksfelde.de freigeschaltet. Die Ziele sind u.a.: ein modernes Öko-Image über die Zukunftstechnologie Internet zu vermitteln, Erschliessung neuer Kundengruppen aus der Region für Lieferservice und EcoGourmet-Versand sowie eine stärkere Kundenbindung über verbesserten Service und mehr Information zu erreichen.350 Folgende Kundengruppen versucht das Gut Wulksfelde mit Hilfe des Internets anzusprechen (vgl. Tabelle 12): 350 Vgl. Nachtmann (2001). 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 133 ÿStammkunden ÿBerufstätige, insbesondere Mütter mit Kindern ÿÖko-Yuppies ÿGourmets ÿAlle, die sich gut ernähren möchten, aber die typischen Naturkostläden nicht betreten ÿMedien ÿBeratungsklientel: Behörden, Unternehmen, Organisationen ÿTrend-Scouts ÿÖkologische Landwirte Tabelle 13: Zielgruppen Gut Wulksfelde Quelle: Kolibius/Nachtmann (2000c) Das Internet-Angebot ist durch eine breite Produktpalette und professionelle Abwicklung des Bestell- und Lieferprozesses gekennzeichnet: Neben den klassischen BioKisten sind Frisch- und Trockenlebensmittel, Spezialitäten sowie Haushaltswaren und Kosmetika verfügbar, die über E-Mail, Fax und Telefon bestellt werden können. Die Internet-Bestellung wird zudem durch ein Warenkorbsystem unterstützt, bei dem nicht nur die zu liefernde Produktkombination, sondern auch die Lieferfrequenz (z.B. einmalig, wöchentlich, 14-tägig) individuell gewählt werden kann. Vor einer Bestellung müssen sich Kunden durch ihre persönlichen Angaben bzw. ein persönliches Kennwort personalisieren. Die Auslieferung der kompletten Produktpalette ist auf die Reichweite des eigenen Lieferservice beschränkt und wird nur für die Region Hamburg sichergestellt. Das Spezialitätenangebot hingegen wird über einen bundesweiten Paketversand geliefert. Abbildung 33: Bestellsystem unter Quelle: http://www.wulksfelde.de 134 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische Wichtig ist, dass Bio-Food-Anbieter für jede der drei Konsumentengruppen entsprechende Angebotsformen bereithalten, um deren Konsumentenpräferenzen in jeder Phase des Kaufprozesses durch marktspezifische Lösungen zu erfüllen.351 Hierbei ist zu beachten, dass der Verkauf von Waren über das Internet nicht zwangsläufig zu Neukunden führt, der traditionelle Verkauf von Waren kann aber von einer OnlineUnterstützung profitieren (hybrides Geschäftsmodell).352 So verknüpft Kaufhof den Offline- und Online-Vertrieb, um insbesondere bei Produkten mit hohen Einzelkosten und niedriger Umschlagfrequenz Kosten zu sparen bzw. freiwerdende Flächen effizienter zu nutzen.353 Auch Amazon kooperiert mit dem klassischen Buchhandel (Libri). Von dieser Kombination kann z.B. die Direktvermarktung ökologischer Lebensmittel profitieren. So hat das Unternehmen „Gemüsebetriebe Arzt“ in Kitzingen einen entsprechenden Internetauftritt realisiert. Der Bioland-Gemüsehof von Marcus Arzt kann inzwischen auf eine 10-jährige Geschichte zurückblicken und verfolgt auf Basis eines bereits bestehenden Lieferservices mit dem Internetengagement folgende Ziele: Neue Absatzchancen in Form neuer Zielgruppen nutzen, Kundenbindung verbessern, Imagegewinn durch angemessenen Einsatz innovativer Technologien, optimierte Abläufe und resultierende Aufwandsreduzierungen durch angemessenen IuKEinsatz.354 6.2.2 Erhöhte Kundenbindung Die Bindung von Kunden an das Unternehmen ist auch im E-Business massgebend für den Erfolg des Online-Geschäfts.355 Eine erfolgreiche Kundenbindung führt – sowohl im klassischen als auch im Online-Marketing – zu einer Erhöhung der Markteintrittsschranken und damit zur Schaffung von Wettbewerbsvorteilen gegenüber der Konkurrenz.356 Auch aus ökonomischer Perspektive sind loyale Endkunden von Bedeutung, da damit nicht nur die Kosten der Neuakquisition von Kunden gespart werden können,357 sondern loyale Kunden dem Unternehmen durch Wiederholungskäufe auch Folgeer351 352 353 354 355 356 357 Vgl. Heikillä/Kallio/Saarinen (1998), S. 134. Vgl. Symposion Publishing (1999), Vgl zum hybriden Geschäftsmodell ausführlicher z.B. Wise/Christner/ Bryne (1999). Vgl. Nachtmann (1999), S. 12. Vgl. hierzu das Modellprojekt für den Bioland-Bundesverband. In dem Modellprojekt geht es darum, ausgesuchte Biolandbetriebe bei der Etablierung eines elektronischen Handelskonzeptes zu unterstützen, um die Praxistauglichkeit eines solchen Bio-E-Commerce Konzeptes beurteilen zu können. Die Betriebe zeichnen sich durch innovationsfreudige Betriebsleiter und etablierte Lieferservicekonzepte aus, wodurch insgesamt günstige Rahmenbedingungen für das Projekt bestehen. Durch die vergleichbare Unternehmens-, Produktund Dienstleistungsstruktur können Synergien genutzt werden. Vgl. Kolibius/Nachtmann (2000a), S. 324. Vgl. Reichheld/Schefter (2001), S. 70. Vgl. ausführlicher hierzu Kapitel 7. Vgl. Reichheld/Schefter (2001), S. 71. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 135 träge generieren. So ergab eine Untersuchung im stationären, konventionellen Einzelhandel von Bain & Company in Zusammenarbeit mit der Harvard Business School, dass, wenn die Kundenbindung um 5 % gesteigert werden kann, sich die Gewinne um 25 bis 95 Prozent erhöhen.358 Ähnliche Ergebnisse wurden auch im Internet-Handel festgestellt (vgl. Abbildung 34).359 Gewinn pro Kunde (in Dollar) 80 60 40 20 -20 -40 -60 -80 0 Jahre Nach 1 Jahr Unterhaltungselektronik Bücher Nach 2 Jahren Nach 3 Jahren Lebensmittel Kleidung Abbildung 34: E-Commerce-Wirtschaftlichkeit eines Kunden über die Jahre Quelle: Reichheld/Schefter (2001), S. 71 Über diesen Mehreffekt hinaus empfehlen loyale Kunden ihre Lieferanten häufig weiter, wodurch sich neue Gewinnquellen ergeben. Da Webshops ihr Sortiment zudem relativ leicht erweitern können, verbreitert und vertieft sich die Kundenbeziehung mit der Zeit. Eine erhöhte Kundenbindung bietet aus ökonomischer Sicht somit gleich mehrere Optionen zur Gewinnung von Marktanteilen.360 Zwingende Voraussetzung für die Loyalität von Kunden ist die Gewinnung von Vertrauen. Prinzipiell gilt diese Voraussetzung schon immer; im Internet aber, wo ein Geschäft auf eine gewisse Distanz abgeschlossen wird, und wo die Risiken und Unsicherheiten weitaus grösser sind, spielt Vertrauen noch eine grössere Rolle als der Preis oder breite Auswahl. Wenn Kunden einem Online-Anbieter vertrauen, erhöht sich die Bereitschaft des Konsumenten, individuelle Präferenzen, soziodemographische Daten und Interessen an die Anbieter zu übermitteln. Diese Informationen ermöglichen es dem Unternehmen wiederum, eine viel engere Beziehung aufzubauen: Es kann dem 358 359 360 Vgl. Reichheld/Schefter (2001), S. 71. Vgl. hierzu die Studie von Bain & Company und Mainspring in: Reichheld/Schefter (2001), S. 71f. Vgl. hierzu ausführlicher z.B. Link/Tiedke (1998). 136 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische Kunden auf dessen individuelle Bedürfnisse abgestimmte Produkte und Dienstleistungen anbieten, was wiederum dessen Vertrauen und Loyalität stärkt. Die beschriebene Wirkungskette wird idealtypisch fortlaufend durchschritten und führt so zu einer Situation, von der sowohl der Anbieter als auch der Kunde profitiert und die damit letztlich zu einer längerfristigen Anbieter-Kunden-Beziehung beitragen kann. Aus einem derartigen Regelkreis kann ein strategischer Wettbewerbsvorteil entstehen (vgl. Exkurs). EXKURS: Zentrale Wirkungskette aus Mehrwert, Transaktion und Vertrauen Entscheidend für eine erfolgreiche Internet-Strategie ist das Zusammenspiel der Faktoren Mehrwert, Transaktion und Vertrauen.361 Ausgangspunkt hierfür ist der grundlegende Zusammenhang zwischen dem Mehrwert, der einem Kunden geboten wird, und dem Vertrauen, das der Kunde einem Anbieter daraufhin entgegenbringt. Zwischen dem Vertrauen in einen Anbieter und dem gebotenen Mehrwert wird eine positive Korrelation unterstellt. Ein Anbieter kann um so bedürfnisorientierter Mehrwerte generieren, je besser er seine Kunden bzw. Kundensegmente kennt.362 Um jedoch mehr über die Bedürfnisse und Gewohnheiten seiner Kunden erfahren zu können, muss er mit diesen interagieren. Der Anbieter ist also auf möglichst viele Transaktionen angewiesen, um die notwendigen Informationen in Form von Kundendaten zu gewinnen. Vertrauen stellt an dieser Stelle, als Voraussetzung für das Zustandekommen von Transaktionen, die Verbindung zum Mehrwert und damit dem Ausgangspunkt der Wirkungskette dar. Als Folge der vertrauensbildenden Wirkung des gesteigerten Mehrwertes wird die Häufigkeit der Transaktionen zunehmen. Dies führt wiederum zu optimierten Kundendaten, die ihrerseits über eine erneute Anpassung des Produkt- und Dienstleistungsangebotes weitere Mehrwerte für die Kunden zur Folge haben. Der Zusammenhang zwischen Mehrwert, Transaktionen und Vertrauen stellt Abbildung 35 noch einmal im Überblick dar. 361 362 Vgl. hierzu auch Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 41. Vgl. Hagel/Rayport (1997b), S. 61, vgl. hierzu auch Hagel/Rayport (1997a). 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 137 Das Vertrauen in einen Anbieter steigt mit dem gebotenen Mehrwert. Als Folge des gebotenen Mehrwerts wird die Häufigkeit der Transaktion zunehmen. Je besser ein Anbieter über einen Kunden und ähnliche Kundensegmente Bescheid weiss, um so zielgenauer kann er Mehrwerte generieren. Voraussetzung für Transaktionen ist das Vertrauen des Kunden. Um Gewohnheiten und Bedürfnisse der Kunden zu ermitteln, benötigen Anbieter möglichst viele Transaktionen mit ihren Kunden. Abbildung 35: Wirkungskette aus Mehrwert, Transaktion und Vertrauen Quelle: Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 41 Die hohe Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnologien für die Schaffung von Vertrauen bzw. zur Erhöhung der Kundenbindung wurde in der Literatur bereits häufiger diskutiert.363 Netzwerke, wie das Internet mit seinen Fähigkeiten der Multimedialität und Interaktivität beschleunigen, intensivieren und internationalisieren den uneingeschränkten Austausch von Informationen und können damit die Grundlage für eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Anbieter und Nachfrager schaffen. Für den Verkauf ökologischer Produkte und Dienstleistungen ist eine solche vertrauensvolle Atmosphäre von Vorteil, weil sich dadurch das Risiko des Kunden, getäuscht zu werden, verringert. 363 Vgl. bspw. Hermanns/Flory (1995), S. 389ff., in bezug auf das Internet auch Eusterbrock/Kolbe (1995), S. 144. 138 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische Wie sehen nun mögliche strategische Handlungsoptionen aus, um die Kundenbindung positiv zu beeinflussen? Grundsätzlich lassen sich drei Ansätze unterscheiden,364 die auch unter dem Aspekt der Anhebung der relativen ökologischen Qualität bedeutsam sind:365 • Kundenbindung und Vertrauensaufbau durch Kundeninformation und -aufklärung:366 Mit Hilfe des World-Wide-Web ist es problemlos möglich, die Kunden über die angebotenen Lebensmittel aufzuklären (z.B. über Inhaltsstoffe, Vitamingehalt etc.) sowie Hintergrundinformationen (z.B. zu Gentechnik oder Handlungsempfehlungen nach Lebensmittelskandalen wie BSE) zur Verfügung zu stellen. Auch Mehrwerte, wie die einfache und schnelle Kommunikation per E-Mail oder Live-Kameras etc. schaffen die Basis für eine vertrauensvolle, persönliche Atmosphäre, die im Idealfall mit dem Tante-Emma-Laden um die Ecke vergleichbar ist.367 Noch wichtiger als die Information über Vorteile und Eigenschaften der Produkte bzw. Produktionsprozesse ist die möglichst umfassende Information und Aufklärung über mögliche Gefahren und Risiken. Hierbei wird bewusst auf eine objektive und kritische Darstellung der gegenwärtigen Probleme beim Lebensmittelkonsum geachtet. Diese Strategie verfolgt beispielsweise die Vanguard-Gruppe mit grossem Erfolg:368 Das am schnellsten wachsende Versicherungsunternehmen der vergangenen zehn Jahre warnt seine Anleger-Kunden bei der Investition in bestimmte Fonds, wenn von einem Abschluss eher abzuraten ist. Der Anleger wird auch auf nahe Dividendenausschüttungen hingewiesen und darauf, dass es aus steuerlichen Gründen vielleicht ratsam ist, das Investment zu verschieben. Auch werden bestimmte Fonds markiert, die besonders hoch notieren, so dass Anleger von zukünftigen Wertentwicklungen nach unten bewahrt werden. All diese Dinge stehen in einem völligen Gegensatz zur Praxis der meisten anderen Fondsfirmen, die Investoren fast ausnahmslos mit den Renditen ihrer „heissesten“ Fonds zu ködern versuchen. Im Lebensmittelhandel ist die Verunsicherung der Verbraucher seit den Lebensmittelskandalen, wie BSE, Maul- und Klauenseuche und gentechnisch veränderten Lebensmitteln, nahezu vergleichbar mit den Unsicherheiten auf dem heutigen Aktienmarkt. Der Ruf nach Vertrauen in die Lebensmittel wird seitens der Verbraucher immer lauter. Nicht umsonst wurde in den ver364 365 366 367 368 Vgl. Reichheld/Schefter (2001), S. 70ff. So weisen die im Rahmen der „Kundenbindung durch Information und -aufklärung“ bzw. „Kundenbindung durch virtuelle Communities“ erwähnten Handlungsoptionen grosse inhaltliche Parallelen in Bezug auf die Strategie der ökologischen Qualifizierung bzw. zur Strategie der ökologischen Marktentwicklung auf. Vgl. Kapitel 6.3.1 und 6.3.2. Vgl. hierzu auch die Ausführungen zur Strategie der ökologischen Qualifizierung in Kapitel 6.3.1. Vgl. Bauer/Huber/Henneberg (1999), S. 49 sowie Kapitel 5.3.4. Vgl. Reichheld/Schefter (2001), S. 74f. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 139 gangenen Monaten in Deutschland ein neues Ministerium für Verbraucherschutz eingerichtet. Folglich bietet sich diese Strategie der Kundeninformation und aufklärung auch für Bio-Food-Anbieter an. Durch die umfassende, möglichst objektive Aufklärung der Verbraucher über Gefahren und Alternativen können nicht nur neue Kunden gewonnen werden (solche, die bisher z.B. auf den Konsum von Bio-Fleisch verzichtet haben), sondern beim bestehenden Kundenstamm auch die Loyalität für Bio-Produkte erhöht werden. Einen guten Ansatz in diese Richtung verfolgt naturkost.de. Auf einer eigens dafür eingerichteten Homepage informiert das Internet-Magazin ausführlich über das Thema BSE. Hierbei werden nicht nur die Schwachstellen des heutigen Agrarsystems näher beleuchtet, sondern es wird auch über mögliche Gesundheitsgefahren durch BSE-Fleisch informiert. Des weiteren kann man nach Adressen für den Bezug von Bio-Fleisch suchen. Abbildung 36: Aufklärung über BSE und Einkaufsquellen für Bio-Fleisch Quelle: http://www.naturkost.de 140 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische • Kundenbindung und Vertrauensaufbau durch Nutzung von CommunityAttributen: Es wird immer wieder über die Bedeutung und den Erfolg virtueller Gemeinschaften im Internet, sogenannten Communities berichtet.369 Virtuelle Communities/Gemeinschaften sind ein relativ junges Phänomen der Netzwerkbildung auf der Grundlage der Internet-basierten Kommunikationsmöglichkeiten. Es werden u.a. Communities of Interest (Interessengemeinschaften, z.B. www.weinonline.de), Transaktionsgemeinschaften (im kommerziellen Bereich, z.B. www.ecomall.com) sowie Communities of Fantasy (Phantasiegemeinschaften, z.B. in Form von über das Internet gespielten interaktiven Abenteuerspielen, z.B. www.virtual-tree.de) unterschieden.370 Für einen Anbieter besteht der grösste Anreiz zum Aufbau einer Community in der Möglichkeit, die Bindung der Mitglieder an Marken und das eigene Unternehmen zu erhöhen und somit Nachfrage zu generieren.371 Das in der Community aufgebaute Vertrauen lässt sich dabei auch auf die Unternehmen übertragen, welche die Communities pflegen. Gerade auch für die Bio-Branche und ökologische Lebensmittelanbieter im speziellen bietet sich das Errichten einer Online-Gemeinschaft an, da ökologische Fragestellungen und Probleme in weiten Teilen der Gesellschaft wesentliche Beachtung finden und vor allem in letzter Zeit aufgrund der Verunsicherung der Verbraucher vermehrt diskutiert werden (Lebensmittelskandale wie BSE, etc.). Hierbei spielt vor allem das Verhältnis der Community-Mitglieder untereinander eine zentrale Rolle (vgl. Exkurs).372 EXKURS: Typologisierung der Mitglieder einer Transaktionsgemeinschaft Es lassen sich Besucher, Kommunikatoren, Shopper und Experten unterscheiden. Besucher sind Interessierte, die sich einen Überblick über die Community verschaffen wollen. Sie zeichnen sich durch eine geringe Informationsbereitstellung und -abfrage aus. Ihre Mitgliedschaft oder ihr Interesse kann unter Umständen nur kurzfristig sein. Dennoch können sie die Basis bilden, aus der sich die zukünftig aktiveren Typen der Mitgliedschaft entwickeln.373 Shopper beschränken sich in erster Linie auf den Einkauf von Waren. Sie möchten vor allem von den besonderen Konditionen der Transaktionsgemeinschaft profitieren. Durch den generierten Umsatz und den damit verbundenen 369 370 371 372 373 Vgl. hierzu auch ausführlicher Kapitel 6.3.2. Vgl. Hagel/Armstrong (1997). Vgl. Meyer, J. (2000), S. 67. Vgl. hierzu ausführlicher Meyer, J. (2000). Da sie im Regelfall die Möglichkeit besitzen, Meinungen anderer zu bewerten und Fragen zu stellen, bilden sie ein wichtiges Motivationspotential für die Kommunikationstätigkeit der übrigen Community. Vgl. Meyer, J. (2000), S. 59. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 141 Involvement Vorteilen für die Betreiber der Community (Mund-zu-Mund-Propaganda, Informationen über Kaufverhalten etc.) tragen sie wesentlich zur Attraktivität der Community bei. Im Gegensatz zu den Shoppern zeichnen Kommunikatoren sich durch eine nur geringe Transaktionstätigkeit aus. Sie besuchen die Gemeinschaft vor allem aus sozialen Gründen, d.h. sie legen Wert auf den persönlichen Interessenaustausch mit Gleichgesinnten. Kommunikatoren weisen ein hohes Mass an Informationsabfrage und -bereitstellung auf, was v.a. auf ihre soziale Motivation zurückzuführen ist. Sie bilden gleichsam den kommunikativen Kern der Community und sorgen damit für die soziale Bindung der übrigen Mitglieder. Die Experten schliesslich sind die wertvollste Ressource einer Einkaufsgemeinschaft. Sie vereinen die intensive Interaktion der Kommunikatoren mit der Transaktionskompetenz der Shopper. Die Ursache der relativ hohen Anzahl getätigter Käufe kann in ihrer Rolle als Innovatoren begründet sein, die stets über die aktuellsten Produkte und Dienstleistungen verfügen wollen und sich hierüber austauschen. Vor diesem Hintergrund erlangen sie als Meinungsführer und Testpersonen zusätzliche Bedeutung für die übrigen Gemeinschaftsmitglieder. Kommunikator Experte Besucher Shopper Transaktionsvolumen Abbildung 37: Typologisierung der Mitglieder einer virtuellen Community Quelle: Meyer, J. (2000), S. 55 • Kundenbindung und Vertrauensaufbau durch Fokussierung: Viele Unternehmen sehen im Internet die Chance, eine der Hauptrestriktionen in der herkömmlichen Geschäftswelt zu umgehen: die Notwendigkeit, sich kundenseitig zu fokussieren. Sie versuchen, mit dem Internet möglichst viele Kunden anzulocken und bewerten ihren Erfolg nur nach der Zahl der Seitenklicks, einmaliger Besuche und der zu verzeichnenden Umsätze. Die Tatsache, dass eine sorgfältige Kundenauswahl stets eine Grundlage für Geschäftserfolge ist, wird damit völlig ignoriert. Insbesondere die Strategie der Kostenführerschaft durch Massenmarketing bringt dem Bio- 142 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische Anbieter wenig, da die zumeist teuren Bio-Produkte in der Regel nicht mit den herkömmlichen Angeboten des Lebensmittelhandels konkurrieren können. Für das Internet bieten sich vielmehr Differenzierungsstrategien an oder ein Fokussieren auf Schwerpunkte,374 insbesondere weil ein Mangel an Kundenfokus den Aufbau von Loyalität erheblich erschwert. Je breiter das Spektrum der Kunden ist, desto komplizierter wird die Website, da alle Grade an fachlicher Expertise, diverse Serviceanforderungen, verschiedenste Preisvorstellungen, Produkte und Marken angeboten werden müssen. Die Folge ist, dass die Website immer langsamer wird, Kunden irren orientierungslos darauf herum und kommen selten wieder. Kunden wünschen sich jedoch einfach gestaltete Websites, die sich rasch aufbauen und bequem nutzen lassen. Da das Internet zudem eine Fülle an Informationen über das Kaufverhalten des Kunden liefert, bietet es den Unternehmen ungeahnte Möglichkeiten, ihre Kunden genau kennenzulernen und ihre Angebote exakt nach deren Vorstellungen zu gestalten.375 Eine Möglichkeit besteht in der Integration des Kunden im Rahmen der Leistungserbringung.376 Ziel ist es, dem Kunden so ein möglichst auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Produkt anzubieten. Die Folge ist eine grössere Zufriedenheit des Kunden als bei standardisierten Leistungen. Dies kann die Vorbedingung für Wiederholungskäufe sein. Ein Beispiel für eine solche Integration des Kunden findet sich bspw. beim deutschen Anbieter für Designerwäsche Bruno Banani: Auf seinen WWW-Seiten findet man einen Bereich, in dem Besucher beurteilen sollen, welche Produkte ihrer Meinung nach die Angebotspalette von Bruno Banani am besten ergänzen. Hierzu werden Produktskizzen in Form von Bildern gezeigt. Die Antwort kann in einem Formular übermittelt werden. Weitere Konzepte im Bekleidungsbereich sind u.a. die Massanfertigung von Kleidungsstücken, Kundenumfragen etc. Ähnliche Angebote wären auch für den Lebensmittelbereich denkbar: So könnte ein Bio-Anbieter anhand der gekauften Waren und der heruntergeladenen Rezepte dem Kunden neue Kaufempfehlungen für Bio-Lebensmittel machen. Die geschickte Verknüpfung von Kundenbindung und Ökologie könnten ökologieorientierte Anbieter auch zur ökologischen Optimierung von Produkten nutzen: 374 375 376 Vgl. zur Strategie der Kostenführerschaft, Differenzierungsstrategie und Strategie der Konzentration auf Schwerpunkte Porter (1999a) sowie im ökologischen Kontext Dyllick/Belz/Schneidewind (1997). Falls ein Kunde die Website bspw. nach Erscheinen des Preises auf dem Bildschirm verlässt, darf eine gewisse Preissensibilität vermutet werden. Und springt der Kunde von Seite zu Seite, ohne je einen Kauf zu tätigen, ist er wahrscheinlich frustriert darüber, nicht das gefunden zu haben, was er sucht. Vgl. Reichheld/Schefter (2001), S. 78. Vgl. Engelhardt/Freiling (1995), S. 38ff. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 143 Durch den Dialog und die Kooperation bei der Entwicklung von Neuprodukten wäre so die Generierung von umwelt- und kundenfreundlichen Produkten möglich.377 6.2.3 Cross-Selling-Aktivitäten Cross-Selling-Aktivitäten können – ähnlich wie die Gewinnung von Neukunden oder die erhöhte Kundenbindung – durch Mengenwirkungen zu einer Erhöhung des Marktanteils beitragen: Das im vorigen Abschnitt beschriebene Individual-Marketing wird den Anbieter in die Lage versetzen, dem Kunden umfassende, auf seine individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Ergänzungsvorschläge zu machen.378 Übertragen auf den Lebensmittelbereich könnten Lebensmittelsupermärkte bspw. innerhalb des konventionellen Segments auf neue Öko- oder IP-Produkte aufmerksam machen. Hierdurch ergibt sich ein doppelter Umsatzeffekt.379 Zudem liesse sich auch die Möglichkeit einer Quersubventionierung biologischer Lebensmittel durch konventionell produzierte Waren unterstützen.380 Durch die Zusammenfassung mehrerer ökologieorientierter Unternehmen auf Basis einer gemeinsamen Handelsplattform (sogenannte „Shopping-Malls“) können die Effekte des Cross-Selling auch branchenübergreifend Wirkung zeigen. Hierdurch könnten Konsumenten von Bio-Lebensmitteln dazu veranlasst werden, neben BioLebensmitteln auch Öko-Erzeugnisse aus anderen Produktsegmeneten zu kaufen (z.B. ökologische Textilien oder Strom aus regenerativen Energiequellen). Ferner könnten sich Anbieter durch das Angebot von individuell auf den Kunden zugeschnittenen „Öko-Packages“, d.h. durch einen Mix aus Angeboten (z.B. der Bereiche Strom-, Energie und Textilien) auf dem Markt differenzieren. Der Erfolg solcher Öko-Portale hängt im wesentlichen von einer professionellen Dachorganisation381 ab, welche das Marketing (Bekanntmachung beim Konsumenten) und die Koordinationsaktivitäten zwischen den (z.B. Internet-Schulung der Mitarbeiter) und für die angeschlossenen Bio-Betriebe (z.B. Logistik) übernimmt. 377 378 379 380 381 Vgl. hierzu ausführlicher Kapitel 7.4.2. Die bekannteste Form des Cross-Selling ist der Outfit- oder Coordinates-Gedanke in der Bekleidungsindustrie. Hierbei kann sich der Käufer eines Jacketts zusätzlich die passende Hose oder Schuhe auf dem Bildschirm als Kombination darstellen lassen. Anstelle passender Kleidungsaccessoires wäre es auch möglich, ergänzende Zusatzleistungen wie die Pflege oder die umweltfreundliche Reinigung der Textilien anzubieten. Vgl. Villiger (2000b), S. 223. Vgl. Villiger (2000b), S. 230. Zu diesen zählen z.B. http://www.oneworld.de, http://www.unitednature.com, http://www.oekocity.de, http://www.naturkost.de oder http://www.umwelt.de. 144 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 6.2.4 Neue Preisstrategien Mengenwirkungen sind eng mit den Preisen der angebotenen Produkte und Dienstleistungen verknüpft. Das hohe Preisniveau im Bio-Bereich führt bisher dazu, dass der Kundenkreis stark eingeschränkt ist. Das Internet bietet aufgrund der schnellen und kostengünstigen Verbreitung von Informationen vollkommen neue Ansatzpunkte für innovative Formen von Preisstrategien. Diese könnte dem bisherigen „HochpreisImage“ im Bio-Bereich entgegenwirken.382 Insbesondere die Strategie des „Followthe-free“ findet immer öfter Anwendung. Bei Follow-the-free werden Produkte zunächst kostenlos verkauft, um eine möglichst hohe Marktpenetration zu erlangen, die wiederum durch zusätzliche Attraktivität und über positive Feedbacks eine weitere Beschleunigung der Marktdurchdringung herbeiführt.383 Populärstes Beispiel ist die Firma Netscape mit ihrem Internet-Browser Navigator. Sie verschenkte ihren Browser, um möglichst schnell bei zahlreichen Nutzern präsent zu sein. Die Refinanzierung der vorab getätigten Investitionen erfolgte im nachhinein durch den Verkauf von kostenpflichtigen Komplementärleistungen, Upgrades oder leistungsfähigeren PremiumProdukten. Dass sich diese Preisstrategie nicht nur für Software nutzen lässt, sondern sich ohne weiteres auch für klassische Produkte anbietet, lässt sich am Beispiel D. Rockefellers zeigen: Schon vor etwa 100 Jahren verschenkte er Petroleumlampen, um anschliessend am Verkauf des Petroleums zu verdienen. Innovative Unternehmen, wie das amerikanische Unternehmen FreePC (http://www.freepc.com), verschenken einen kompletten PC und finanzieren sich durch Werbung und Zusatz-Service-Angebote. Ähnlich wird auch in Deutschland bei den Mobilfunkanbietern vorgegangen: Durch die subventionierte Abgabe von Handys bei Abschluss eines Nutzungsvertrages wird in den Aufbau einer installierten Basis investiert. Umsätze werden in diesem Fall durch den Verkauf der Komplementärleistung „Telefondienst“ generiert. Das Investment finanziert sich somit über Gesprächsgebühren.384 Übertragen auf die Bio-Branche würden denkbare Ansätze z.B. wie folgt aussehen: Anbieter ökologisch erzeugter Lebensmittel könnten bspw. passende (Zusatz-)Produkte oder Accessoires zusammen mit der bestellten Ware verkaufen („Bundling“). 382 383 384 Eine Studie des Bundesverbandes Naturkost Naturwaren (BNN) ermittelte, dass 52 % der Befragten das Preisniveau für Bio-Produkte für „etwas zu teuer“, 17 % für „teuer“ und 1,4 % für „völlig überteuert“. Vgl. BNN (1999a), S. 62. „Follow-the-free“ stellt eine Extremform der Penetrationsstrategie dar. Vgl. Zerdick/Picot/Schrape (1999), S. 190 ff. Vgl. Zerdick/Picot/Schrape (1999), S. 192. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 145 Grosshändler, wie Migros oder Coop, könnten dem ‘konventionellen Warenkorb’ auf die Konsumentenbedürfnisse abgestimmte kostenlose Bio-Proben beilegen, die mit Hilfe der konventionellen Angebote quersubventioniert würden. Nach erfolgreicher Etablierung der Bio-Produkte sowie eingetretener Kaufhabitualisierung der Konsumenten erfolgt eine schrittweise Anhebung der Preise. In Grossbritannien existieren solche Ansätze bereits (vgl. Exkurs). Statt der Ware selbst könnten auch kostenlose Zusatzleistungen den Einkauf der BioProdukte interessant erscheinen lassen. Denkbar wären z.B. Bonusprogramme oder anfänglich kostenlose Heimlieferservices, die für bestimmte Konsumentengruppen (z.B. Mütter mit Kindern) eine attraktive Alternative zum Einkauf im Supermarkt darstellen könnten (Senkung der Transaktionskosten für Zeit und Weg zum Supermarkt). Eine andere Möglichkeit wären Rezepte, die entsprechend der bestellten Ware beigelegt werden. Dadurch lernen die Konsumenten unter Umständen nicht nur neue Produkte kennen, sondern gleichzeitig haben sie einen Mehrwert durch neue Kochvariationen.385 Generell stellt die Vorgehensweise des „Follow-the-free“ aufgrund des anfänglichen Verzichts auf Umsätze eine erhebliche Investition in die Zukunft dar, die zwangsläufig mit einem hohen unternehmerischen Risiko verbunden ist. Auch bietet sich diese Strategie meist eher für digitale Produkte (Software, Telekommunikationsdienstleistungen) an, da diese einfach über das Internet bezogen und abgerechnet werden können. Lebensmittel sind aufgrund der höheren Transaktionskosten (z.B. für Transport zum Kunden) hierfür weniger geeignet. Dennoch bietet diese Preisstrategie zwei entscheidende Vorteile für Anbieter in Umweltmärkten: Erstens hat die kostenlose Abgabe von Öko-Produkten einen hohen Publicity-Effect. Damit könnte der Anbieter in idealer Weise auf sich und sein Produktsortiment aufmerksam machen. Zweitens besteht die Möglichkeit, sich einen neuen Kundenstamm aufzubauen, indem Erstkäufer durch die erst später in Anspruch zu nehmenden Zusatzleistungen u.U. die Attraktivität des übrigen Warensortiments kennenlernen und sich möglicherweise auch langfristig an das Unternehmen binden lassen. 385 Das Angebot an Rezeptsammlungen stellt für Bio-Kunden einen wichtigen Mehrwert dar. Vgl. hierzu Kapitel 5.3.4. 146 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische EXKURS: Innovative Preispolitik im Internet - Ein Beispiel aus England Das 1999 ausgezeichnete Angebot einer landwirtschaftlichen Kooperation in Herefordshire unter http://www.organicsdirect.co.uk (vgl. Abbildung 38) bietet dem Kunden durch diverse Mehrwert- und Sonderangebote Kaufimpulse. So können sich Kunden an einem Bonus-Programm beteiligen (5 % Preisersparnis bei wöchentlichen Bestellungen), erhalten mit der ersten Lieferung kostenlos ein Paket Kartoffeln, werden für Freundschaftswerbung materiell belohnt und können aus regelmässigen Sonderangeboten auswählen. Abbildung 38: Argumente für den Kauf bei organicsdirekt Quelle: http://www.organicsdirect.co.uk 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 147 6.2.5 Virtuelle Kooperationen und Netzwerke Ein weiterer Weg, Mengeneffekte durch verminderte Preise zu generieren, besteht darin, dass die Herstellungskosten gesenkt werden. Hierbei spielen Synergien virtueller Kooperationen und Netzwerke eine entscheidende Rolle.386 Während Partnerschaften in der traditionellen Distribution vor allem zwischen den Wertschöpfungsstufen Hersteller – Handel diskutiert wurden, bieten sich vor dem Hintergrund der CoOpetition im E-Commerce vielfältige Kooperationsmöglichkeiten an.387 Das Internet bietet hierbei mit seiner vernetzten Struktur und den Vorteilen einer kostengünstigen, betriebssystemunabhängigen Teilnahme an solchen Kooperationen von und an der Kommunikation zwischen Unternehmen und deren Anspruchsgruppen (Kunden, Lieferanten, etc.) ideale Ausgangsvoraussetzungen. Die Potentiale von Partnerschaften sollen im folgenden anhand zweier Kooperationsformen aufgezeigt werden: Kooperationen mit anderen Anbietern und Kooperationen mit Kunden. Filialisierung: Partnerschaften mit anderen Anbietern Heute schon anzutreffende Anwendungsformen sind Handelsplattformen bei BioLebensmitteln (z.B. die Malls von Eco-Mall388 und Oneworld oder die virtuelle Grossmarkthalle in Berlin) oder Kooperations-Börsen (vgl. das Modellprojekt „Texweb.de“ von future e.V. in der Textilbranche). Während die Handelsplattform durch den horizontalen Zusammenschluss vieler unterschiedlicher Anbieter Skaleneffekte realisieren kann, interagieren bei den Kooperationsbörsen auch vor- und nachgelagerte Stufen der Wertschöpfungskette miteinander: Rohstofflieferanten, Bio-Verarbeiter sowie -Händler. In beiden Realisierungsformen besteht das Ziel darin, sowohl die Suchkosten zu verringern als auch durch höhere Einkaufs- und Verarbeitungsmengen die Produktionskosten zu senken und somit am Markt günstiger anbieten zu können.389 Insbesondere kleine und mittelständische ökologieorientierte Unternehmen („Davids“), die nur über sehr begrenzte finanzielle Ressourcen verfügen, können hiervon profitieren: Professionelle Web-Auftritte mit umfangreichen Funktionalitäten, wie Bestellmöglichkeit, ausführlichen Produktdarstellungen usw., sind sehr aufwendig und damit teuer. Auch sind die Unternehmen selten in der Lage, den notwendigen Inhalt („Content“) für die Website selbst zu erbringen. Durch Kooperationen und Netzwerke können sowohl die Kosten als auch die Aufgaben unter mehreren Unternehmen aufgeteilt 386 387 388 389 Insbesondere durch steigende Anforderungen eines globalen Wettbewerbs, eine sich ändernde Marktstruktur und das Potential weltweiter Informations- und Kommunikationstechnik gewinnen diese virtuellen Kooperationsformen an Bedeutung. Vgl. Klein (1994), S. 309. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 43 f. Vgl. http://www.ecomall.com. Vgl. Schneidewind (1998), S. 226. 148 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische werden. Das verringert die Eintrittsbarriere in das World-Wide-Web für kleine und mittlere Bio-Anbieter und erhöht den Professionalisierungsgrad der Web-Präsenz390 sowie den Mehrwert für den Kunden. Neben diesen Kosteneffekten bieten virtuelle Kooperationen und Netzwerke aber auch die Möglichkeit, das Angebot inhaltlich oder räumlich zu komplettieren. • Inhaltliche Komplettierung: Um den Markt zu entwickeln, ist eine bestimmte Breite und Tiefe des Produkt- und Dienstleistungsportfolios wichtig, um für den Endkunden als Einkaufsstätte attraktiv zu sein.391 So bieten Handelsplattformen neben den oben erwähnten Skaleneffekten auch die Möglichkeit, ein möglichst heterogenes Angebot an Bio-Produkten zu gewährleisten und damit als interessante Anlaufstelle für die Konsumenten zu fungieren. So beinhaltet die Internetplattform des Austrian Country Market392 eine Vielzahl unterschiedlicher Bio-Anbieter (Gemüse, Fleisch, Urlaub auf dem Bauernhof, Behörden und Institutionen usw.). Für den Kunden erscheinen die Leistungen der virtuellen Handelsplattform wie „aus einer Hand“, obwohl sie faktisch das Ergebnis einer auf viele unabhängige Träger verteilten Leistungserstellung sind.393 • Räumliche Komplettierung: Ein anderer Ansatz besteht in der räumlichen Komplettierung des Angebotes. Hierbei wird versucht, unter einer einheitlichen Dachmarke verschiedene regionale Kundengruppen anzusprechen. Beispielsweise verknüpft das Unternehmen „Gutzuleben“ die Produktpalette von verschiedenen regionalen Anbietern zu einem geschlossenen Internetangebot, das bundesweit einheitlich verfügbar ist. Die Einzelanbieter sind dabei nicht mehr als solche wahrnehmbar. Die Verbindung von einzelnen Unternehmen zu einem Angebot zeigt auch der Verband bäuerlicher Gemüselieferbetriebe, der unter http://www.oekokiste.de ein einheitliches Internetangebot etabliert hat. Die Unternehmen haben eine vergleichbare Produktpalette. Sie unterscheiden sich im Liefergebiet. Eine solche Dachmarke hat durch die Kooperation nicht nur mehr finanzielle Mittel (z.B. für Marketingaktivitäten) zur Verfügung und kann somit potentielle Kunden besser ansprechen, sondern 390 391 392 393 Heute setzt die Mehrzahl der Öko-Internet-Anbieter ihre Internetpräsenz noch schrittweise um: Der Aufbau der Site beginnt mit einem Grundgerüst; unter Rubriken wie z.B. „Wir über uns“, „Produkte“ oder „Herstellung“ werden die entsprechenden Aspekte in Text und Bild erläutert. Danach wird die Website um einzelne, weitergehende Funktionalitäten wie Warenkorb, Datenbankabfragen usw. weiterentwickelt. Zwar minimiert diese Vorgehensweise den Ressourceneinsatz für den Bio-Anbieter, allerdings steht sie einer klaren strategischen Positionierung entgegen. Zudem könnten Wettbewerber bereits den Markt besetzen. Auf der anderen Seite können durch die räumliche Komplettierung des Marktes die durch das Internet möglichen Grössen- und Effizienzvorteile genutzt werden. Vgl. hierzu die Ausführungen in Kapitel 0. Vgl. Mertens/Faisst (1996). 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 149 National Regional Zielgruppe prägt sich aufgrund eines einheitlichen Auftritts am Markt auch besser in den Köpfen der Konsumenten ein. Räumliche Komplettierung Inhaltliche Komplettierung Einzelanbieter klein groß Produktpalette Abbildung 39: Strategische Handlungsoptionen im Rahmen von Kooperationen und Netzwerken Quelle: Kolibius/Nachtmann (2000c) Sowohl die inhaltliche als auch die räumliche Komplettierung senken die Transaktionskosten des Konsumenten und vereinfachen den Einkaufsprozess, da die InternetNutzer sich die Suche nach einzelnen Produkten bei unterschiedlichen InternetAnbietern ersparen können. Da der Kunde ferner de facto nur Vertragspartner eines Unternehmens ist, entfällt für ihn das mühevolle Studium verschiedener Liefer- und Geschäftsbedingungen. Dies schafft Vorteile in Bezug auf das Vertrauen des Konsumenten. Affiliate Networks: Partnerschaften mit Kunden Eine weitere attraktive Option stellt die Kooperation mit dem Kunden dar. Hierbei wird mit den Abnehmern über die eigentliche Transaktion hinaus zusammengearbeitet. Eine Möglichkeit besteht in der Integration des Kunden in den Prozess der Leistungserbringung, wie es auch schon in Kapitel 6.2.2 (Kundenbindung) näher erläutert wurde. Der Kunde gibt sein Urteil zu den Produkten und Dienstleistungen des Herstellers ab und der Hersteller kann mit diesen Anregungen sein Angebot so verbessern, dass sie 150 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische in Zukunft noch mehr den Wünschen der Endkunden entsprechen. Dies könnten ökologieorientierte Unternehmen auch zur Optimierung von Produkten nutzen: Durch den Dialog und die Kooperation bei der Entwicklung von Neuprodukten wäre so die Generierung von umwelt- und kundenfreundlichen Produkten möglich. Alternativ könnte das Unternehmen seine Umsätze jedoch auch durch Freundschaftswerbeprogramme (vgl. das Beispiel von http://www.organicsdirect.co.uk in Kapitel 6.2.4) erhöhen. Der Kunde erhält dabei eine materielle Entlohnung für den nächsten Einkauf. Ein ganz anderes Beispiel für Partnerschaften mit den Kunden stellt das Partnerprogramm von Amazon dar. Amazon-Kunden wird hierbei die Möglichkeit gegeben, auf ihrer eigenen Homepage ein Werbebanner zu Amazon.de zu schalten. Der Kunde profitiert von dieser Massnahme, indem er 10 Prozent Rabatt auf seine Buchkäufe erhält, während Amazon so seine Präsenz bzw. Reichweite im Netz erhöht.394 Durch ähnliche Aktionen könnten auch mittlere bis grössere Bio-Anbieter ihre Werbe-Reichweite erhöhen. 6.3 Anhebung der relativen ökologischen Produktqualität Die Anhebung der relativen ökologischen Qualität der Produkte stellt einen weiteren Weg auf der Landkarte des ökologischen Massenmarktes dar.395 Wie ist eine solche Anhebung der ökologischen Produktqualität grundsätzlich möglich? Ein Weg besteht im Festsetzen oder der Verschärfung (z.B. Senkung von Grenzwerten) bestehender Standards. Grundsätzlich scheidet diese Variante jedoch aus Unternehmenssicht aus, da eine Anhebung der Qualität durch die Änderung von Grenzwerten und das Setzen ökologischer Mindeststandards ein umweltpolitisches Instrument ist und daher allein dem Staat vorbehalten. Aus unternehmensstrategischer Sicht kommt daher nur ein zweiter Weg in Frage, der auf marktlichen Einflussfaktoren beruht. Dieser Ansatz setzt nicht an umweltpolitischen Steuerungsmechanismen an, sondern am Markt selbst und wirkt indirekt auf bestehende Standards und die ökologische Qualität am Markt. Der Ansatz basiert auf der Überlegung, dass die Qualität im Gesamtmarkt auch dadurch steigen kann, wenn das ökologische Bewusstseins im Markt gesteigert wird (vgl. Exkurs). Mögliche Handlungsoptionen in Bezug auf das Internet sind die „Strategie der ökologischen Qualifizierung“ des Verbrauchers durch Informationen sowie die „Strategie der ökologischen Marktentwicklung“. Während Strategie der ökologischen Qualifizierung am Kaufentscheidungsprozess des Nachfragers an394 Zur Zeit nehmen bereits mehr als 11.000 Kunden an diesem Programm teil. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 44f. 395 Vgl. hierzu die Überlegungen in Kapitel 2. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 151 setzt und hier insbesondere wichtige Einflussgrossen des umweltbewussten Kaufverhaltens positiv beeinflusst, setzt die am Markt und dessen Anspruchsgruppen als Ganzes an und versucht diesen ökologisch weiterzuentwickeln. EXKURS: Ökologisches Bewusstsein und umweltbewusstes Kaufverhalten Wie hängen ökologisches Bewusstsein und ökologische Qualität am Markt zusammen? Hierbei wird auf Erkenntnisse der Verhaltenspsychologie und der empirischen Sozialforschung zurückgegriffen, die sich mit dem Zusammenhang von Umweltbewusstsein und umweltbewusstem Kaufverhalten beschäftigen. Ergebnis ist ein relativ komplexes Abbild der Kaufentscheidung (vgl. Abbildung 40), wonach das umweltbewusste Kaufverhalten von einer Reihe verschiedener Faktoren abhängig ist:396 • dem Umweltbewusstsein, • internen psychischen Faktoren (Kaufmotive, Kaufinvolvement, Kaufbarrieren) sowie • externen Faktoren während der Kaufsituation (Produktverfügbarkeit, Bereitstellung von Informationen durch das Verkaufspersonal bzw. durch die Produkte selbst). Interne und externe Faktoren während der Einkaufssituation Umweltbewusstsein Interne, kaufaktivierende psychische Prozesse: • Kaufmotive (angestrebte Bedürfnisbefriedigung, z.B. Wunsch, die Umwelt zu schonen) • Kaufinvolvement ( Wissen beim Produktkauf) • Kaufrisiken (innere Konflikte beim Produktkauf, z.B. hoher Preis) Umweltbewusstes Kaufverhalten Externe Faktoren am Verkaufsort: • Produktauswahl/Produktverfügbarkeit • Bereitstellung von Informationen (Produkt als Informationsträger, Verkaufspersonal als Informationsquelle) Abbildung 40: Einflussfaktoren des umweltbewussten Kaufverhaltens Quelle: Monhemius (1993), S. 93 396 Vgl. hierzu u.a. Monhemius (1993), S. 93 ff., Meffert/Kirchgeorg (1993), S. 96. 152 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische Der Kunde wird mit einem mehr oder weniger umfassenden Wissen über die Umweltproblematik und die potentiellen umweltgefährdenden Folgen des eigenen Verhaltens ein Geschäft betreten. Je höher das Umweltbewusstsein und je breiter das Umweltbewusstsein in der Bevölkerung verteilt ist, desto eher wird der Konsument umweltbewusst einkaufen und desto höher ist in der Regel auch die ökologische Qualität am Markt. Allerdings wird das Umweltbewusstein allein den Käufer jedoch nicht immer zum Kauf umweltfreundlicher Produkte bzw. zum Kauf überhaupt veranlassen, da das Umweltbewusstsein nur indirekt auf das Kaufverhalten wirkt. Von zentraler Bedeutung sind hierbei die psychischen Prozesse (Motive, Involvement, Kaufrisiken) am Verkaufsort.397 Hierbei ist allerdings zu beachten, dass insbesondere die Kaufmotive vom Umweltbewusstsein beeinflusst werden: Der Konsument wird bei hohem Umweltbewusstsein selbst bei einem teuren Produkt die umweltverträglichere der preiswerten, umweltschädlicheren Variante vorziehen, da sein Umweltverträglichkeitsmotiv durch sein hohes Umweltbewusstsein besonders stark ausgeprägt ist. Natürlich ist es ebenso möglich, dass die Zielorientierungen der Motive (Umweltverträglichkeit versus Preisgünstigkeit) zueinander im Widerspruch stehen können, was dazu führt, dass er Konsument trotz Umweltbewusstein zur konventionellen Produktvariante greift (Motivkonflikt). Neben dem Umweltverträglichkeits- und Preismotiv existieren noch zahlreiche weitere Kaufmotive, die eine zielgerichtete Antriebsenergie beim Kauf auslösen. Hierzu gehören u.a. Motive wie der Wunsch nach Qualität oder nach sozialer Akzeptanz. Das Marketing ist gefordert, Motivkonflikte zwischen dem Umweltverträglichkeits- und anderen Motiven zu vermeiden bzw. abzubauen (z.B. durch eine Koppelung von Gesundheitsbewusstseins- und Umweltverträglichkeitsmotiv). Auch das Kaufinvolvement spielt eine Rolle bei der Kaufentscheidung: Je nach Grad des Involvements werden in unterschiedlichem Ausmass kognitive Aktivitäten bzgl. der Informationsaufnahme, -verarbeitung und -speicherung beansprucht.398 Stark involvierte Personen zeigen sich informationsbewusster und aktiver bei der Informationssuche und -verarbeitung. Das Marketing muss diesen unterschiedlich stark involvierten Käufergruppen durch eine jeweils spezifische Ansprache gerecht werden, damit die ökologische Bewusstseinsbildung funktioniert. Schwach involvierte Personen sollten eher durch emotionale Inhalte angesprochen werden, da sie einer „Aufklärungskampagne“ durch Informationen eher gleichgültig oder sogar abwehrend gegenüberstehen dürften. Das Gegenteil trifft für stark involvierte Personen zu. 397 398 Vgl. Monhemius (1993), S. 95ff. Vgl. hierzu ausführlicher Kapferer/Laurent (1985), S. 290; Rothschild (1979), S. 194. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 153 Während Kaufmotive und das Involvement dafür sorgen, dass ein Konsument sich für ein bestimmtes Produkt entscheidet, tragen Kaufrisiken bei der Produktauswahl zur Versicherung bei und können zu Kaufbarrieren führen.399 Das Kaufrisiko wird vom Konsumenten – bis auf unwesentliche Ausnahmen – negativ bewertet und ein Abbau angestrebt. Das Streben nach Risikoreduktion übt zudem auch einen ganz wesentlichen Einfluss auf das Informationsverhalten aus. Personen mit höher wahrgenommenen Kaufrisiko zeigen eine deutlich grössere Bereitschaft, mehr Informationen zu beschaffen und die Entscheidung sorgfältiger vorzubereiten als Personen mit niedrig wahrgenommenen Risiko. Für das Marketing bedeutet dies, durch eine glaubwürdige offensive Kommunikationspolitik die wahrgenommenen Risiken (insbesondere was hohe Preise und Qualität angeht) zu reduzieren. „Es ist aufzuzeigen, wofür in welcher Höhe Mehrkosten entstehen, um diesen Blockierungsfaktor ‚Man versucht hier, mit unserem Umweltbewusstsein Kasse zu machen!’ zu reduzieren.“400 Dadurch kann Vorbehalten gegenüber umweltschönenden Produkten entgegengewirkt und der Weg zu mehr Ökologie am Markt frei gemacht werden. Zu den intrapersonalen Faktoren (Kaufmotiven und Kaufinvolvement) treten in der Realität eine Vielzahl verschiedener Faktoren aus der Umwelt des Verbrauchers (externe, situative Faktoren). Hierzu gehören beispielsweise die Produktverfügbarkeit, das Verkaufsambiente, die Produktmerkmale.401 Vergleichbar mit den Funktionen von Produktmarken fungiert beispielsweise das Umweltzeichen402 als ein Wahrnehmungsanker, der dem Konsumenten die Umweltverträglichkeit des Produktes signalisiert.403 Auch Hinweise auf der Produktverpackung zu ökologischen Wirkungen des Produkts reduzieren tendenziell die Wahrnehmung eines gesundheitlichen Risikos. Für das Marketing böten sich z.B. knapp formulierte Argumente am Produkt an, die die gesundheitliche Verträglichkeit („ph-neutral“, hautfreundlich“) oder die ökologische Unbedenklichkeit („biologisch abbaubar“, „umweltschonend“) betonen. Zudem könnte durch eine breite Sortimentsabdeckung mit umweltfreundlichen Varianten eine besseres Pro- 399 400 401 402 403 Vgl. zu den Kaufrisiken bzw. Kaufbarrieren Kapitel 3.2.3. Bänsch (1990), S. 368. Dabei kann den ökologiebezogenen Produktmerkmalen ein genereller Einfluß auf das umweltbewußte Kaufverhalten zugeschrieben werden, während die Einflüsse von Produktverfügbarkeit und -beratung angesichts der individuell unterschiedlichen Produktwünsche und -bedürfnisse nur im Zusammenhang mit den Käufertypen zu erklären sind. Vgl. Monhemius (1993), S. 142 und S. 240. Das Umweltzeichen ist ein Instrument der Umweltpolitik, das zum produktbezogenen Umweltschutz beitragen und dem Konsumenten die Gewähr geben soll, durch den Kauf von Produkten mit dem Umweltzeichen den bestmöglichen individuellen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Vgl. hierzu ausführlicher Umweltbundesamt (1988). Das Umweltzeichen kann als eine Art Gütesiegel oder Markenzeichen verstanden werden, durch das sich der Verbraucher des ökologischen Einkaufs sicher sein kann und somit keine weiteren Produktinformationen zu Inhaltsstoffen und Verpackung eingeholt werden müssen. Vgl. ausführlicher zum Umweltzeichen: Wicke (1991) 154 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische duktverfügbarkeit erreicht werden404, was der ökologischen Produktvermarktung ebenso entgegenkommt, wie eine verbesserte Produktberatung am Point of Sale, die Vorbehalten und Unsicherheiten, insbesondere auch Glaubwürdigkeitsproblemen, an Ort und Stelle wirkungsvoll begegnet. 6.3.1 Beratung/Information und Strategie der ökologischen Qualifizierung Sofern der Konsument besser über ökologische Qualitätseigenschaften oder das Zustandekommen höherer Preise für Bio-Produkte informiert ist, verringert sich die Unsicherheit beim Kauf (Risikoreduktion, vgl. Exkurs) – das Vertrauen des Nachfragers steigt, die Kaufbarrieren für Bio-Produkte verringern sich und das Konsumverhalten verschiebt sich in Richtung „mehr Ökologie“ (d.h. dem vermehrten Kauf umweltschonender Öko-Produkte). Insbesondere der Kommunikationspolitik des Anbieters kommt im Rahmen der „ökologieorientierten Bewusstseinsschaffung“ eine besondere Rolle zu. Wie Untersuchungen zeigen, steigt die Kaufintensität biologischer Lebensmittel mit dem Wissen über gesundheitliche und ökologische Folgen der Lebensmittelproduktion.405 Das Wissen um diese Zusammenhänge bildet somit die (lerntheoretische) Grundlage für eine positive Entscheidung zugunsten biologischer Lebensmittel vor dem Lebensmittelregal.406 Zudem verringert es die Angst um evtl. zu befürchtende Kaufrisiken und erhöht das Kaufinvolvement. Zu berücksichtigen ist, dass sich die Käufer der Öko-Nische auch in ihrem Informationsverhalten von den trägeren Konsumentenschichten jenseits dieser Nische unterscheiden. Während in der Öko-Nische aus ideologischen und finanziellen Gründen für biologische Programme kaum Werbung betrieben wird, ist dies im Zusammenhang mit einer breiteren Kundenerschliessung unerlässlich. Damit sich die Meinungsführer im Ausbreitungsprozess eine Meinung über ein neues Produkt bilden können, kommt in einer frühen Phase des Lebenszyklussees dem Informationsnutzen 404 405 406 Vgl. Monhemius (1993), S. 141ff.; Bänsch (1990), S. 369. Vgl. Villiger (2000a), S. 126. Jung konnte in einer Studie eine Beziehung zwischen der Kaufintensität biologischer Lebensmittel und dem Wissen über ökologische Zusammenhänge nachweisen. Öko-Käufer verfügen über einen bedeutend höheren Wissensstand über ökologische Zusammenhänge als Nichtkäufer biologischer Produkte. Dies verweist auf die Bedeutung der Wissensvermittlung um ökologische Zusammenhänge sowie bestehende Wissensdefizite bei den Nichtkäufern. Vgl. Jung (1998), S. 121 f. sowie zu den Wissensdefiziten im Hinblick auf Öko-Labels und Produkte aus ökologischem Anbau Spiller (1996). 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 155 eine wichtige Funktion zu.407 Das Internet kann hierbei mit seiner Beratungs- und Informationsfunktion wertvolle Unterstützungspotentiale bieten. Im einfachsten Fall können die ökologischen Produktangebote eines Herstellers mit den entsprechenden Institutionen, Umweltschutzorganisationen oder staatlichen Richtlinien und Verordnungen verknüpft („verlinkt“) werden.408 Auf diese Art können sich Konsumenten vor dem Kauf ausführlich über die Produkteigenschaften, aber auch über die hinter den Labels stehenden Organisationen und gesetzlichen Mindeststandards- oder Richtlinien informieren. Geht man noch einen Schritt weiter und nutzt die Möglichkeiten des Internets, um sich von anderen Anbietern zu differenzieren, bietet sich die Strategie der ökologischen Qualifizierung an. Die Strategie der ökologischen Qualifizierung betrachtet den Nachfrager als Kunden, der in die Lage versetzt werden soll, Entscheidungen eigenverantwortlich zu treffen (Consumer Empowering).409 Der Anbieter übernimmt hierbei die aktive Rolle, indem er den Nachfrager mit den entscheidungsrelevanten Informationen versorgt410 und seinen Informationsvorsprung gegenüber dem Nachfrager abbaut. Es kommt zu einer Reduzierung der am Markt herrschenden Informationsasymmetrie. Gleichzeitig vermindert sich auf diese Weise auch die Unsicherheit beim Kauf umweltgerechter Güter und Leistungen. Ziel ist es, durch Offenheit Kompetenz zu signalisieren, Vertrauen in das Unternehmen, seine Informationspolitik und seine Leistungen aufzubauen. Die Strategie der Qualifizierung ist demnach eine Massnahme zur Vertrauensbildung und dem Aufbau von Reputation zu sehen.411 Insbesondere im Hinblick auf langfristige oder wiederholte Käufe stellt Reputation einen zentralen Erfolgsfaktor dar. EXKURS: Die Strategie der ökologischen Qualifizierung am Beispiel von Coop NATURAplan Einen guten Ansatz in Richtung einer Strategie der ökologischen Qualifizierung stellt der Internetauftritt des Schweizer Grosshandelsunternehmens Coop dar: Der Lebensmittelhändler übernimmt eine aktive Rolle bei der Informationspolitik und bietet dem 407 408 409 410 411 Im Verlaufe der voranschreitenden Diffusion ist in der Werbung dem Animationsnutzen verstärkt Achtung zu schenken (Unterhaltungswert, Aufmerksamkeit gewinnen). Vgl. Villiger (2000a), S. 126 sowie zum Animationsnutzen ausführlicher Hüser/Mühlenkamp (1992), S. 149ff. Vgl. hierzu auch die Ausführungen in Kapitel 5.3.1. Zerdick/Picot/Schrape (1999), S. 198. Der Signaling-Ansatz unterstellt, dass die Initiative von der besser informierten Seite ausgeht. Vgl. Kaas (1991), S. 359 sowie Hopf (1983), S. 31f. Signaling stellt neben Reputation und Eingehen von Selbstbindungen einen Weg dar, um sich von sogenannte Trittbrettfahrern im Markt zu differenzieren. Vgl. Kaas (1992), S. 480f. Vgl. Kaas (1992), S. 481. 156 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische interessierten Bio-Kunden auf seinen Internet-Seiten in Form einer „Entdeckungsreise ins Coop Naturaplan-Land“ verschiedenste und zum Teil sehr detaillierte Informationsinhalte an. Das Informationsangebot beinhaltet z.B. (vgl. Abbildung 41): Abbildung 41: Naturaplan-Entdeckungsreise bei Coop Schweiz Quelle: http://www.coop.ch • Unter der Rubrik „Produkteinfos“ können ausführliche Informationen zur Produktherstellung, wie artgerechte Haltung von Nutztieren, schonender Umgang mit Rohstoffen, umweltgerechtes Landwirtschaften abgerufen werden. • Ein zusätzlicher Link zu „Coop naturaplan & Co“ informiert über das Konzept von Coop naturaplan, Grundsätze der biologischen Landwirtschaft und das Sortiment. Im Sortimentsbereich können sogar gezielt Produktgruppen und einzelne Produkte angewählt werden. Der Kunde erhält damit einen guten Einblick über die Tiefe und Breite des Bio-Sortiments. Hyperlinks zu unabhängigen Prüforganisationen und -instituten (Bio Suisse und Knospenlabel) sowie die Möglichkeit zum Dialog mit dem Unternehmen erhöhen das Vertrauen in die Unternehmung. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 157 Das Informationsangebot wird ergänzt durch verschiedene Unterhaltungselemente: • Videoclips zeigen, wie auf den Bio-Bauernhöfen naturnah gewirtschaftet wird: Bei der Tierhaltung, beim Anbau von Obst, Gemüse, Getreide und beim täglichen Leben auf dem Hof. • Per Internet-Live-Kameras (z.B. bei Familie Bärtschi im Emmental mit 360° Filmkamera) und bei Familie Günthardt im Furttal) kann sich der Kunde einen Einblick in die Stallhaltung (Schweine, Rinder, Hühner etc.) verschaffen und so die Informationen zur artgerechten Tierhaltung auch von zu Hause per Mausklick überprüfen. • Darüber hinaus kann man sich das Kurzportrait einzelner Bio-Bauern von Coop naturaplan anzeigen lassen. Neben Photos vom Hof und den Familienmitgliedern beinhalten die Seiten auch Informationen über die Geschichte des Hofes, das angebaute Bio-Produktsortiment sowie gemeinsam geteilte Überzeugungen in bezug auf den biologischen Anbau. Ziel der Entdeckungsreise ist es, den Kunden einerseits so ausführlich wie möglich über das Thema biologische Landwirtschaft zu informieren und ihm andererseits durch emotionale Elemente eine Art vertrauensvolle „vor-Ort“-Atmosphäre vermitteln. 6.3.2 Ökologische Marktentwicklung Ein weiterer Weg zur Erhöhung der relativen ökologischen Qualität liegt in der Einflussnahme auf das Marktgeschehen. Diese – in Europa noch kaum genutzte – Möglichkeit der unmittelbaren Interaktion aller Marktakteure durch das World-Wide-Web schafft die Voraussetzung zur Bildung sogenannter „Virtueller Communities“.412 Virtuelle Communities sind Gruppen von Nutzern mit gleichgelagerten Interessen und Bedürfnissen, die sich mit dem Ziel des Gedankenaustausches und der Gemeinschaftsbildung online treffen (um in unserem Fall bspw. über ökologische Probleme, Produkte, etc. zu kommunizieren).413 Communities lassen sich durch eine breite Palette an interessanten Services sowie Möglichkeiten des Meinungsaustausches, der Unterhaltung etc. aufbauen. Sie befriedigen die Neugier, wecken Interesse und Emotionen.414 Durch die gewonnene Attraktivität für den einzelnen Internetuser wird eine Community zur 412 413 414 Trotz der vielfältigen Potentiale virtueller Communities im Zusammenhang mit ökologischen Produkten und Dienstleistungen finden sich in diesem Bereich bisher nur sehr wenige praktische Umsetzungen und theoretische Forschungsarbeiten. Dabei gibt es durch im ökologischen Kontext ähnliche Interessen und Werthaltungen hervorragende Voraussetzungen für die Etablierung virtueller Communities. Vgl. Schneidewind/Spiller/Truffer (2001), S. 2. Vgl. Armstrong (1997a), S. 143. Vgl. Duchrow (1999), S. 441. 158 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische zentralen Anlaufstation. Ferner beginnen sich Communities ab dem Erreichen einer kritischen Masse nicht nur selbst zu organisieren,415 sondern versammeln als Interessengruppen auch spezifisch konzentrierte Nachfrage und können somit auch zur Ausbreitung des relativen Marktanteils genutzt werden (vgl. Kapitel 0.). Bedeutender als die Generierung von Nachfrage ist aus marketingstrategischen Überlegungen jedoch vor allem der Aspekt der Mund-zu-Mund-Propaganda im Rahmen der PromotionAktivitäten der Online-Anbieter: Besonderes Charakteristikum einer Community ist es, dass Konsumenten die Möglichkeit haben, selbst eigene Inhalte dem Angebot beizufügen.416 Aus strategischer Sicht bietet sich so den Betreibern virtueller Marktplätze die Chance, Einfluss auf die Branche oder bestimmte Branchensegmente zu nehmen (sogenannte Multiplikatoren). Virtuelle Communities verändern insofern das traditionelle Marktmodell, indem sie die herkömmlichen Informationsasymmetrien quasi umdrehen. Zwei Formen sind denkbar: • Indirekte Einflussnahme auf das Marktgeschehen: Die Interaktion kann aus einem lockeren Informationsaustausch bestehen. Hat ein Konsument bspw. mit einem Unternehmen oder Produkt besonders gute oder schlechte Erfahrungen gemacht, kann er diese im Internet auf einfache Art und Weise an andere CommunityMitglieder weitergeben. Die übrigen Mitglieder können dann auf dieses Statement reagieren und ebenfalls ihre Meinung im Internet kundtun (z.B. in themenspezifischen Diskussionsforen und Newsgroups). Erfolgreiche Beispiele für Communities sind Amazon oder Tripod. Bei Amazon können sich Internetuser über Bücher austauschen, während Tripod das Lebensgefühl einer ganzen Generation (18- bis 35jährige) oder Kundengruppe verkörpert. Die Anziehungskraft dieser Gemeinschaften könnte für die Diffusion ökologischer Einstellungen, Meinungen usw. genutzt werden („Umweltbewusst ist trendy“). Somit würde der Umweltgedanke nicht nur kostengünstig und unterhaltsam in einem – zwar weiterhin begrenzten – aber breiteren Kreis der Gesellschaft gestreut, sondern könnte möglicherweise auch zu einer Erhöhung des Öko-Produkt-Absatzes beitragen. Letztendlich könnten dadurch auch Marktstrukturen und die politischen Rahmenbedingungen positiv beeinflusst werden. Eine völlig neue Rolle könnte in der Zukunft Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), Umweltverbänden (Bioland, Demester, Bio Suisse) oder -initiaiven (Greenpeace, www.genfreinet.de etc.) zukommen. Sie sehen im Web in erster Linie eine bislang nicht dagewesene Chance, umfassend und aktuell zu informieren und 415 416 Vgl. Duchrow (1999), S. 442. Vgl. Hagel/Armstrong (1997), S. 145. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische 159 informiert zu sein. Zudem ist das Web eine Schlüsseltechnologie, um Informations- und Kommunikationsstrukturen auf kommunaler, regionaler, nationaler wie globaler Ebene zu implementieren und so die Visionen der nachhaltigen Entwicklung zu verbreiten: Gemeinschaftsnetzwerke im Rahmen der Lokalen Agenda 21, das Greening of Industry (http://www.greeningofindustry.org) oder EnviroLink Network (http://www.envirolink.netforchange.com) sind Beispiele für neue diskursive Kooperationsformen. Der Aufbau solcher Wissensnetzwerke stellt vermutlich eine der wichtigsten Strategien dar, um Wissen und Informationen über Sustainable Development global zu verteilen und zu teilen. • Direkte Einflussnahme auf das Marktgeschehen: Eine zweite Form nutzt die strategischen Potentiale der Community, indem sie - eine entsprechend kritische Masse vorausgesetzt - die Interessen gezielt bündelt und kanalisiert. Denkbare Formen sind u.a. Boykottaufrufe einzelner Organisationen oder Interessenkreise, wie sie bspw. zum Streik gegen überhöhte Telefongebühren bei der Internetnutzung organisiert wurden (vgl. grauer Kasten).417 Hierdurch kann u.U. ein Rückgang der herkömmlich erzeugten Produktangebote bewirkt werden („Sustainable Shrinking“)418 oder zum Erhalt bzw. der grösseren Verbreitung ökologischer Produkte und Produktstandards aufgerufen werden. EXKURS: Boykottaufruf per Internet: „S.O.S. - Save Organic Standards“ In den USA wurde 1997 durch das Landwirtschaftsministerium ein Gesetzesentwurf veröffentlicht, durch den eine Verwässerung der bisherigen Standards befürchtet wurde. So standen der Einsatz von Gentechnik, Bestrahlung von Lebensmitteln sowie die Verwendung von Klärschlämmen als Düngemittel zur Diskussion. Die öffentliche Kommentierung wurde von über 270.000 Personen und Organisationen genutzt und der Gesetzesentwurf wurde zurückgezogen.419 Ausgangspunkt der grossen Protestflut war die Site http://www.purefood.org. Dort gab es Hintergrundinformationen zum Thema, herunterladbare Kopiervorlagen für Handzettel und vor allem mehrere Musterbriefe, die per Mausklick abgeschickt werden konnten. Ähnlich positive Auswirkungen auf die Umwelt gehen von Kooperationen zwischen ökologischen Unternehmen bzw. Umweltschutzverbänden oder Verbrauchergruppen aus. Zum einen können solche Zusammenschlüsse den nötigen Druck auf weniger oder 417 418 419 Vgl. o.V. (1999a). Vgl. ausführlicher zum Sustainable Shrinking Kapitel 6.4. Vgl. Kreuzer (2000), S. 42. 160 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische nicht umweltgerecht produzierende Unternehmen oder den Staat ausüben. Dies würde sowohl die Verbreitung ökologischer Angebote fördern als auch die Weiterentwicklung der gesetzlichen Voraussetzungen für eine umweltverträglichere Wirtschaftsweise forcieren. Zum anderen liesse sich durch den Dialog mit den unterschiedlichen Anspruchsgruppen des Unternehmens auch die Entwicklung umweltgerechter Neuprodukte und Dienstleistungen vorantreiben: So könnte der Kunde bereits frühzeitig aktiv in die Produktgestaltung mit einbezogen werden, indem online umweltrelevante Produktideen gesammelt und bewertet, Prototypen graphisch im WWW dargestellt und beurteilt werden oder Online-Fragebögen über die Resonanz bei Kunden Auskunft geben würden. Solche Massnahmen korrelieren zudem unmittelbar mit der Kundenzufriedenheit: Ökologieorientierte Unternehmen könnten bspw. durch eine gezielte Abfrage kaufrelevanter Faktoren ihre Produkte so gestalten, dass sie unter der Nebenbedingung einer möglichst geringen Umweltbelastung eine maximale Kundenzufriedenheit erzielen. 6.4 Sustainable Shrinking - Verringerung des Gesamtkonsums Ein wichtiger Teil der ökologischen Belastungen im Bedürfnisfeld Ernährung wird durch die Produktnutzung bestimmt (Ernährung, Art der Zubereitung, Rückgriff auf Tiefkühlkost, etc.).420 Ziel einer nachhaltigeren Entwicklung wäre es, diese Umweltbelastungen zu verringern. Ein alternativer Weg besteht darin, den Gesamtkonsum insgesamt zu verringern. Aus Sicht der Lebensmittelbranche lässt sich diese Strategie eines „Sustainable Shrinking“ durch ein „weniger“ und ein „anders“ (z.B. Substitution von tierischen durch pflanzliche Produkte) verwirklichen:421 • 420 421 „Weniger“: Heute leiden viele Menschen in den Industrienationen an den Folgen einer Überernährung, so dass eine Verringerung des Gesamtkonsums von Lebensmitteln nicht nur aus ökologischer, sondern auch aus gesundheitlicher Perspektive sinnvoll wäre. Ein Sustainable Shrinking entspräche damit der Anpassung an veränderte Lebensformen. So führte in der Vergangenheit die steigende Motorisierung sowie die weitgehende Mechanisierung zahlreicher Arbeitsprozesse zu einem verringerten Kalorienbedarf des Menschen. Vgl. Schneidewind/Spiller/Truffer (2001), S. 5. Vgl. Villiger (2000b), S. 117f. 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische • 161 „Anders“: Neben einer Über- ist auch eine Fehlernährung zu beobachten. „Die Menschen essen heute im allgemeinen nicht nur zu viel, sondern auch zu fett, zu salzig und zu süss, und sie nehmen zu wenig Vollkornprodukte (Ballaststoffe) zu sich.“422 Die Substitution von tierischen durch pflanzliche Produkte wäre ein denkbarer Ansatz für eine nicht nur gesündere, sondern auch nachhaltigere Ernährung, da sich durch den Verzicht auf Fleisch der Anteil der klimarelevanten Emissionen verringert.423 Auch die Anpassung der Essgewohnheiten an die jeweilige Jahreszeit könnte helfen, ökologische Belastungen z.B. durch den Anbau von Gemüse im Gewächshaus zu vermindern. Erreicht werden könnte diese Art des Sustainable Shrinking durch Informations-, Beratungs- und Aufklärungsangebote. Diese Informations- und Beratungsangebote findet man heute noch am ehesten im Facheinzelhandel, während sie in Selbstbedienungsläden immer mehr in den Hintergrund gedrängt worden sind. Zwar gibt es auch dort beratendes Verkaufspersonal, aber meist nur in sehr begrenztem Umfang. Dieser Rückgang der Beratung ist vor allem mit der Einsparung von Kosten begründet worden. Im E-Commerce ist die Situation hingegen ganz anders, weil dort das Bereitstellen von Informationen über Produkteigenschaften und die interaktive Beratung eines individuellen Kunden gemäss seinen Präferenzen nur mit marginalen Kosten verbunden ist.424 Das Internet ermöglicht hierbei z.B. durch Informations-, Aufklärungs-, und Beratungsangebote oder auch Communities, die sich mit Fragen der Nahrungsauswahl und -zubereitung beschäftigen,425 vielfältige Ansatzpunkte. Bezüglich der Informationsbereitstellung bietet z.B. der virtuelle Lebensmittelhändler peapod.com den Service an, ein Sortiment von Lebensmitteln nach einer Vielzahl von Eigenschaften sortieren zu lassen. So kann man bspw. verschiedene Kartoffelchips nach Cholesteringehalt oder sogar dem Preis nach Gramm in eine Rangfolge bringen lassen.426 Erste Ansätze im Bio-Bereich finden sich bspw. bei dem Internetangebot www.naturkost.de. Diese Plattform bietet eine umfangreiche Rezeptsammlung für die Zubereitung ökologischer Lebensmittel (z.B. entsprechend den Jahreszeiten, für Allergiker), eine Suchfunktion für 422 423 424 425 426 Rigendinger (1997), S. 29, zitiert nach Villiger (2000b), S. 118. Es wird geschätzt, dass 85% der Klimabelastung aus der Nahrungsmittelbereitstellung auf das Konto tierischer Nahrungsmittel gehen. Mit einer Senkung des Fleischkonsums auf ein auch der Gesundheit förderliches Mass könnte ein Viertel oder mehr der klimarelevanten Emissionen vermieden werden. Vgl. Villiger (2000a), S. 95, Belz/Schneidewind/Villiger/Wüstenhagen (1997), S. 18 sowie Enquete-Kommission „Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages (1995), S. 1323. Vgl. Albers/Peters (1997), S. 75. Solche Gemeinschaften haben auch in der realen Welt eine lange Tradition (z.B. in Form von Kochgemeinschaften, -kursen) und sind leicht auf die neuen Medien übertragbar. Vgl. Schneidewind/Spiller/Truffer (2001), S. 5. Vgl. http://www.peapod.com. 162 6. Strategisches Öko-Online-Marketing jenseits der Öko-Nische bestimmte Zutaten sowie zahlreiche Ernährungstipps (Verzicht auf Fleisch oder Informationen zu BSE).427 Auch innovative Dienstleistungen, welche die bestehenden Kundenbedürfnisse besser bedienen, können zu einer Verringerung der ökologischen Belastungen des Lebensmittelkonsums führen.428 So ermitteln auf den Internetangeboten von BioLebensmittelhändlern integrierte elektronische Fahrpläne eine optimale Beförderung zu einem gewünschten Fahrtziel und helfen somit, den Autokonsum bzw. den CO2Ausstoss zu vermindern.429 427 428 429 Vgl. http://www.naturkost.de. Vgl. Villiger/Wüstenhagen/Meyer (2000), S. 70. Vgl. hierzu auch das in Kapitel 5.3.3 erwähnte Beispiel des Naturkostenladens Ambrosia, bei dem per Mausklick die ÖPNV-Verbindungen vom eigenen Wohnort zum Bioland-Betrieb abgerufen werden kann. Vgl. http://bs.cyty.com/ambrosia. 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 7 163 Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 7.1 Online-Marketing-Mix: Vom „P“ zum „C“ Abschliessend stellt sich die Frage nach den Marketing-Mix-Variablen für das OnlineMarketing für Bio-Lebensmittel. Für die Analyse dieser „Online-Marketing-MixVariablen“ eignet sich eine am klassischen Marketing-Mix (Preis-, Produkt-. Kommunikations-, und Distributionspolitik) orientierte Betrachtung.430 Dabei ist beim Einstieg in die neue digitale Welt jedoch zusätzlich zu berücksichtigen, dass in der New Economy andere Gesetzmässigkeiten der Kundenansprache gelten als bei der traditionellen Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen. Die herkömmlichen vier „P’s“ (Price, Product, Placement, Promotion) sind zwar weiterhin wichtige Steuergrössen, verlieren jedoch in der Internet-Ökonomie als alleinige Marketing-Variablen ihre Bedeutung. Traditionelle Marketing-Strategien müssen unter den Gesichtspunkten der digitalen Ökonomie entweder ergänzt oder zum Teil neu formuliert werden. In diesem Fall kann von einem Übergang der „P’s des klassischen Marketing zu den „C’s“ des Online-Marketing gesprochen werden (vgl. Abbildung 42). Product Content Price Commerce/Convenience Place Co-location Promotion Communicaton/Community Abbildung 42: Marketing-Mix im E-Commerce: Vom „P“ zum „C“ Quelle: Eigene Darstellung 430 Vgl. Kotler (1986), S. 117 ff. sowie Kotler (1991), S. 407. 164 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren • „P“ für Product: Speziell im E-Commerce für Lebensmittel zählt das Produkt allein wenig, da nur über das Produkt selbst kaum eine Differenzierung gegenüber dem Wettbewerb (konventionelle Supermärkte, andere Internet-Shops etc.) erreicht werden kann. Für das Online-Marketing ist die Einbindung der Produkte in einen attraktiven Kontext wichtig. Aus „P“ (Product) wird „C“ (Content). Hierbei handelt es sich z.B. um Informationsangebote zur Verringerung von Unsicherheit beim Kauf oder emotionale Mehrwerte, die den Kunden an das Angebot binden (z.B. Gewinnspiele etc.). • „P“ für Price: Im Internet sind bekanntermassen zahlreiche Internet-Shopper auf Schnäppchenjagd. Dennoch bleibt es zweifelhaft, ob allein der günstige Preis eines Produktes zum Erfolg im Online-Handel führen wird, denn auch Discountstrategien liefern im Internethandel für Lebensmittel kaum mehr Vorteile. Zudem formieren sich Kunden, um noch günstigere Preise zu erzwingen: Elektronische Einkaufsgemeinschaften suchen Mengenrabatte und der Kunde bestimmt, was er zu zahlen bereit ist. Wenn über die Preispolitik aber keine Differenzierung mehr möglich ist, tritt der Preis zugunsten des Erfolgsfaktors Kundenservice/bequemes Einkaufen (z.B. durch Lebensmittel-Heimlieferservices) in den Hintergrund. Aus „P“ wie Preis wird „C“ wie Commerce. • „P“ für Place: Auch im Internet gibt es gute und schlechte Lagen: Die grossen Portale zählen aufgrund ihrer hohen Besucherzahlen sicherlich zu denjenigen, die Aussicht auf viel Laufkundschaft bieten. Nur die grossen Namen können es sich jedoch erlauben, unter allseits bekannter Adresse auf die Kunden zu warten. Alle anderen müssen ihre speziellen Zielgruppen entweder im Netz oder durch innovative Kombinationsangebote aus realer und virtueller Welt (hybride Geschäftsmodelle, vgl. das Beispiel Amazon.de) suchen. Erfolgsfaktor für das Online-Marketing im E-Commerce ist demnach weniger das „P“ für Place als vielmehr das „C“ für Colocation, d.h. möglichst nahe beim Kunden sein. • „P“ für Promotion: Massensendungen (per E-mail), Anzeigenwerbung (Banneradvertising), Pressemitteilungen (auf elektronischem Wege) sind Mittel zur Promotion, die bereits hinlänglich aus dem traditionellen Handel bekannt sind. Im Prinzip findet nur eine Übertragung in ein anderes Medium statt. Promotion im OnlineMarketing bedeutet jedoch nicht nur, neue Kunden für Produkte zu finden, sondern zielt in erster Linie auf Interaktion mit dem Kunden und in einem zweiten Schritt auf die langfristige Bindung des Kunden an das Unternehmen ab. Wie schwierig dieses Vorhaben ist, verdeutlichen empirische Untersuchungen. So ermittelte Forrester Research Konversionsraten von durchschnittlich 2%, d.h. von 100 Besuchern einer E-Commerce-Site entschlossen sich nur zwei User das Produktangebot in An- 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 165 spruch zu nehmen.431 Wenn die Kosten für die Akquisition eines neuen Kunden um die hundert Mark betragen, ist die Betonung der Kundenbindung, die vor allem in Communities hoch ist, durchaus erklärlich. An die Stelle von „P“ wie Promotion könnte in Zukunft also eher das „C“, wie Communication bzw. Community, treten. Grundsätzlich ist bei der Ausgestaltung der vier C’s zu beachten, dass das OnlineMarketing grundsätzlich nie als Substitut zum klassischen Marketing gesehen werden darf. Ansonsten können die Synergien, die beide Vertriebswege dem Management bieten, nicht voll ausgeschöpft werden. Vielmehr muss der Online-Marketing-Mix am klassischen Marketing-Mix ausgerichtet werden bzw. der klassische Marketing-Mix muss um die neuen Online-Marketingmassnahmen ergänzt werden, d.h. es ist eine bewusste Abstimmung der Einzelkommunikationsinstrumente notwendig, mit dem Ziel die Potentiale der Instrumente synergetisch zu nutzen (vgl. Exkurs).432 EXKURS: Integration des Online-Marketing-Mix in den klassischen Marketing-Mix Grundsätzlich ist bei der Ausgestaltung der vier C’s zu beachten, dass das OnlineMarketing grundsätzlich nie als Substitut zum klassischen Marketing gesehen werden darf. Ansonsten können die Synergien, die beide Vertriebswege dem Management bieten, nicht voll ausgeschöpft werden. Vielmehr muss der Online-Marketing-Mix am klassischen Marketing-Mix ausgerichtet werden bzw. der klassische Marketing-Mix muss um die neuen Online-Marketingmassnahmen ergänzt werden, d.h. es ist eine bewusste Abstimmung der Einzelkommunikationsinstrumente notwendig, mit dem Ziel die Potentiale der Instrumente synergetisch zu nutzen.433 • Produktpolitik: Das Angebot von Pre- und After-Sales Services (OnlineProduktberatung, Online-Problemhilfe, Online-Beipackzettel usw.) berührt die Servicepolitik eines Unternehmens, die einen Teil der Produktpolitik darstellt434. • Distributionspolitik: Der Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen auf der eigenen Webseite oder über eine Shopping-Mall kann zu Konflikten mit der klassischen 431 432 433 434 Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 39. Vgl. hierzu auch Hanser (1995), S. 35; Roll (1997), S. 88; Dreyer/Summa (1996) sowie Hopfenbeck (1997), S. 848. Vgl. hierzu auch Hanser (1995), S. 35; Roll (1997), S. 88; Dreyer/Summa (1996) sowie Hopfenbeck (1997), S. 848. Vgl. Fink/Wamser (1996); S. 196f. 166 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren Distributionspolitik führen.435 Darüber hinaus wird auch der persönliche Verkauf durch Aussendienstmitarbeiter einerseits durch die Produktberatung auf Websites und andererseits durch die Online-Vereinbarung von Besuchsterminen beeinflusst.436 • Preispolitik: Niedrigere Preise beim Online-Direktvertrieb können zu Problemen mit den klassischen Handelspartnern führen, die hierdurch einen Umsatzrückgang verzeichnen.437 Aber auch die Konditionenpolitik wird vom Online-Marketing berührt. Einzelnen Geschäftskunden können online unterschiedliche Rabatte eingeräumt werden, und die Beratung für bestimmte Produkte kann durch Finanzierungsangebote ergänzt werden. • Kommunikationspolitik: Am stärksten wird die klassische Kommunikationspolitik durch Online-Marketing beeinflusst. Zum einen kann hierbei die konventionelle Öffentlichkeitsarbeit durch Veröffentlichung von Pressemitteilungen, Unternehmensinformationen, Reden und Zeitschriftenartikeln im WWW ergänzt werden. Die Darstellung von Produktangeboten, interaktive Beratung sowie Bannerschaltung ergänzen die traditionelle Werbung. Auch das Direkt-Marketing kann durch das WWW unterstützt werden. 7.2 Content Um die Kunden bei der täglich wachsenden Zahl an Internet-Angeboten auf die eigene Website zu bringen oder sie zum wiederholten Besuch zu veranlassen, erweist sich heute ein attraktiver Inhalt der Website als ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wirklich gute Inhalte im Web sprechen sich unter den interessierten Nutzern schnell herum. Nebenbei verbessert der umfassende und thematisch passende Inhalt auf der Website auch die Auffindbarkeit des Angebots in Suchmaschinen. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, den Content mehrfach zu nutzen, ihn zum Beispiel per Newsletter zu verschicken und dem Nutzer damit einen zusätzlichen Mehrwert zu bieten. Als Push-Medium, das dem Nutzer regelmässig in seine Mailbox zugestellt wird, kommt dem Newsletter ein hohes Aktivierungspotential zu. 435 436 437 Vgl. Palupski (1995b), S. 268. Mit dem Internet können den Aussendienstmitarbeitern auch detaillierte Informationen über den Kunden bereitgestellt werden (Computer Aided Selling). Vgl. Link/Hildebrand (1994), S. 107f. Vgl. Eusterbrock/Kolbe (1995), S. 144. 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 167 Vor allem die Information des Kunden gewinnt dabei an Bedeutung.438 Informationen zu Produkten und Dienstleistungen können dem Kunden nicht nur einen Mehrwert (z.B. in Form einer höheren Markttransparenz) liefern, sondern sind zusätzlich aus Öko-Marketing-Gesichtspunkten von hoher Bedeutung für die Schaffung von Vertrauen und Glaubwürdigkeit. Vor allem Hintergrundinformationen zu Qualität und Herkunft lassen sich – wie in Kapitel 5 beschrieben – leicht mit den Potentialen des Internets realisieren. Die dargebotenen Informationen müssen vor allem aktuell sein, wenn sie als wertvoll empfunden werden sollen.439 Der Serviceaspekt von Informationen gewinnt hingegen dann stark an Bedeutung, wenn die dargebotenen Detail- und Hintergrundinformationen sonst nur über aufwendige Recherchen erhältlich wären.440 Dies senkt die Transaktionskosten des Endverbrauchers; der Interneteinkauf wird deutlich erleichtert, da wichtige Grundlageninformationen, von Zahlungssicherheit bis hin zu Einkaufstipps, schon vor der Kaufentscheidung bereitliegen. Zusätzlich zur Informationskomponente ist im E-Commerce auch die Einbindung der Produkte in einen attraktiven Kontext wichtig.441 Im elektronischen Handel steht immer weniger das „Was“, d.h. das Produkt, als vielmehr das „Wie“ im Vordergrund. Mit dem Begriff „Produkt“ ist also nicht mehr allein die angebotene Ware gemeint, sondern auch Dienstleistungen und jegliche Ansätze zur Generierung von Mehrwert. Das beginnt mit der Gestaltung des Online-Shops, der Präsentation der Produkte, der intuitiven Navigation durch das Angebot und geht weiter bis zur Abwicklung der Transaktionen; wobei hier die Sicherheit der sensiblen Kundendaten und die bequemen Zahlungsmöglichkeiten im Vordergrund stehen. Unternehmen greifen hierbei oft auf emotionale Inhalte zurück, die einen Mehrwert beim Konsumenten in Form eines sogenannte „Konsumerlebnisses“ schaffen. Die emotionale Positionierung strebt die Verbindung von Spass, Genuss und Lebensfreude mit dem umweltbewussten Konsum an. Kunden ökologisch erzeugter Lebensmittel messen dem Erlebnis „Einkauf“ einen hohen Stellenwert bei; nach einer aktuellen Umfrage des Bundesverband für Naturkostwaren (BNN) ist Naturkostkunden der Genussund Spassaspekt beim Einkauf wichtig.442 Nicht nur die Höhe der Ausgaben für den Einkauf lassen sich damit positiv beeinflussen, sondern auch die Kundenbindung. Der Erlebnisaspekt trägt folglich zur Ertragssteigerung bei. Für den Einsatz von Entertain- 438 439 440 441 442 Vgl. Gräf (1999), S. 120. Vgl. Werner/Stephan (1998), S. 76. Vgl. Gräf (1999), S. 121. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 49 sowie Bachem/Stein/Rieke 1999), S. 66. Vgl BNN (1999a), S.39. 168 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren ment-Elementen auf einer Website bieten sich dem Unternehmen grundsätzlich zwei Ansatzpunkte:443 • Verknüpfung der emotionalen Elemente mit den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen, um eine Erlebniseinkaufssituation zu erzeugen. Die Produkte werden in ein multimedial erzeugtes Ambiente eingebettet, das sie in einem emotionalen Zusammenhang präsentiert. Die Verbindung mit einem Kaufabschluss kann hierbei auf einem Kontinuum unmittelbar in den Vordergrund gestellt werden oder aber eher subtil und indirekt erfolgen. Letztere Strategie verfolgen vor allem Unternehmen mit bekannten Markenprodukten. So hat Pepsi bspw. auf seiner Website einen aufwendigen Themenpark „Pepsi World“ errichtet, der verschiedenste Unterhaltungselemente beinhaltet. Das Schweizer Lebensmittelunternehmen Migros hingegen positioniert sich eher durch unternehmens- und produktbezogene Elemente (vgl. zu weiteren Positionierungsbeispielen auch den Exkurs). • Daneben können Entertainment-Elemente auch losgelöst von den angebotenen Produkten oder Dienstleistungen eingesetzt werden. Beispiele hierfür sind Gewinnspiele oder andere unterhaltende Zusatzleistungen, wie Verlosungen, Online-Games, E-Mail-/Grusskartenservices usw. Diese Elemente werden als ergänzende Bestandteile gezielt eingesetzt, um Besucher auf die Homepage zu ziehen, führen aber weniger zu unmittelbaren Kaufabschlüssen. Sie dienen primär dem Aufbau von Sympathie für einen Anbieter.444 Exkurs: Wie positionieren sich ökologische Anbieter im Internet? Zur Beantwortung dieser Frage wurden in einer Untersuchung des Internet-Status im Umfeld von Produktion und Handel mit ökologisch erzeugten Lebensmitteln 230 Internet-Sites begutachtet. Folgende Positionierungsansätze liessen sich zuordnen (vgl. Abbildung 43):445 • Typus A: Sachlich und unternehmensbezogene Positionierung (Beispiel: http://www.hipp.de): Der Internetauftritt des Unternehmens zeichnet sich vor allem durch die Sachlichkeit und den Umfang der vermittelten Informationen aus. Er umfasst neben einer ausführlichen Darstellung über Bio-Qualität bei Hipp auch einen Ratgeber für Mütter sowie Unternehmensinformationen zu Umweltmanagement und Öko-Bilanz. Dieser Wissensfundus wird durch interaktive Elemente, wie Newsletter und individuelle Online-Beratung ergänzt. 443 444 445 Vgl. Schögel/Birkhofer/ Tomczak (2000), S. 49. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S.49. Vgl. Kolibius/Nachtmann (2000c) sowie zur Analyse ausführlicher Nachtmann (2001). 169 A B D C Produktbezogen Werbeobjekt Unternehmensbezogen 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren sachlich Werbebotschaft emotional Abbildung 43: Positionierungsansätze für Werbebotschaften im Internet Quelle: Meffert/Kirchgeorg (1992), S. 225 • Typus B: Emotional und unternehmensbezogene Positionierung (Beispiel: http://www.coop.ch/naturaplan): Die Vermittlung von Image und Lebensgefühl steht für die Bio-Produktreihe Coop-NATURAplan im Mittelpunkt. Dazu werden weniger klare Positionen kommuniziert, als vielmehr an Emotionen appelliert. Als Medien werden dazu unterschiedlichste Ansätze genutzt, so z.B. ein Online-Spiel, ein Fitnesstest, eine Coop-NATURAplan-Entdeckungsreise oder vom Internetnutzer steuerbare Live-Kameras mit Bildern von ausgewählten Biobetrieben. • Typus C: Emotional und produktbezogene Positionierung (Beispiel: http://www.viana.de): Als Aufhänger der Internetpräsentation der Viana Naturkost GmbH wurde das Produkt Tofustäbchen in den Mittelpunkt gerückt. Mit Animationen, wie einem über das Meer fahrenden Schiff, und der Verwendung von Kapitän ‚Tofu‘ werden nur indirekt Produkteigenschaften angesprochen - vielmehr wird auf die Wünsche des vor allem jüngeren Publikums eingegangen und so ein eigenständiges Produkt-Image entwickelt. • Typus D: Sachlich und produktbezogene Positionierung (Beispiel: http://www.zwoelberich.de): Das Angebot an ökologischen Spirituosen wird klar strukturiert im Internet präsentiert. Bereits auf der Einstiegsseite ist eine Auswahl an unterschiedlichen Weiss-, Rot- und Schaumweinen sowie Likören und Destillaten dargeboten. Zu jeder Produktgruppe lassen sich per Mausklick detaillierte Informationen zu Geschmack, Herstellung und Prämierungen abrufen. Unternehmensinformationen rücken zugunsten der detaillierten und graphisch ansprechenden Präsentation der Weine in den Hintergrund. 170 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren Aus ökologischer Perspektive sind vor allem Mischformen von informativen und unterhaltenden Inhalten für das Internet interessant. Es gilt das Prinzip: „Appelliere an ein Bedürfnis und informiere über Eigenschaften eines Gegenstandes, die dazu dienen, dieses Bedürfnis zu befriedigen.“446 Während es das Ziel des Einsatzes informativer Elemente ist, Vertauen zu gewinnen, ein positives ökologisches Image aufzubauen und somit Wiederkäufer zu gewinnen, zielt die emotionale Komponente darauf ab, Umsatz durch erhöhte Kundenbindung bzw. Impulskäufe oder Wiederkehr der Kunden zu erlangen. Beides führt zu neuen Marktpotentialen für Bio-Anbieter. Wichtig ist dabei, das Online-Angebot mit der entsprechenden Positionierung auf die jeweilige Zielgruppe abzustimmen.447 7.3 Communication Kommunikation und Interaktivität stellen im Zeitalter des E-Commerce eine doppelte Herausforderung für ein Unternehmen dar: eine unüberschaubare Menge von Kunden zu erreichen und sie dennoch individuell zu bedienen. Online-Marketing ist folglich individuelles Direktmarketing und bedarf der intensiven persönlichen Kommunikation mit dem Kunden. Interaktive Elemente beim Online-Angebot bilden die Basis für die persönliche Kommunikation. Sie kommen sowohl dem Wunsch des Konsumenten nach sachlicher Beratung durch den Hersteller, unabhängige Experten oder Dritte als auch dem Bedürfnis nach sozialen Kontakten (Diskussion mit anderen Konsumenten etc.) entgegen. Wie wichtig der Austausch mit anderen Personen für den Kaufentscheidungsprozess ist, zeigen verschiedene empirische Untersuchungen.448 Wasmuth/Kalkowski differenzieren hierzu die Bedeutung von kaufentscheidungsrelevanten Informationen anhand der Dimensionen Informationswert und Verfügbarkeit, um die Bedeutung der kommunikativen Aspekte des Internets bei der Kaufentscheidung zu verdeutlichen (vgl. Abbildung 44). Dabei unterstellen sie, dass Angaben eines Herstellers zwar am leichtesten verfügbar sind, aber auch den geringsten Informationswert besitzen, da sie das Ziel verfolgen, die Leistung des Anbieters abzusetzen. Mit zunehmender Unabhängigkeit des Anbieters und/oder steigender Bewertung des Anbieters durch Dritte steigt der Informationswert. Objektiv betrachtet stellen zwar Testberichte (z.B. Stiftung Warentest) die fundiertesten und nachvollziehbarsten Informationsquellen dar, empirische 446 447 448 Kroeber-Riel (1996), S. 133. Vgl. Gräf (1999), S. 121. Vgl. u.a. Stauss (1998), S. 139ff; Kroeber-Riel/Weinberg (1999), S. 245; Kozinets (1999), S. 256. 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 171 Erhebungen haben jedoch gezeigt, dass Käufer bei der Kaufentscheidung andere Informationsquellen heranziehen als diejenigen, die von ihnen hoch eingeschätzt werden.449 So wurde insbesondere der Information von Vertrauenspersonen der höchste Informationswert zugesprochen.450 Informationswert verlässlich bestätigt persönlich unabhängig informativ Bewertete Infos von Vertrauenspersonen Bewertete Infos von Käufern Infos von Käufern, die nicht von Professionelle Dritten Testberichte bewertet wurden Herstellerangaben Verfügbarkeit Abbildung 44: Wert und Verfügbarkeit kaufentscheidungsrelevanter Informationsquellen Quelle: Wasmuth/Kalkowski (2000) Für das Online-Marketing bedeutet dies, dass Bio-Anbieter zwar weiterhin grossen Wert auf verlässliche Herstellerangaben und Hintergrundinformationen, wie Prüfangaben von unabhängigen Organisationen (Funktionskomponente Content), legen sollten, dieses Informationsangebot jedoch durch interaktive Elemente in ihrer Wirkung stützen sollten. Die Funktionsebene Communication umfasst dabei verschiedene Applikationen, die eine Kommunikation mit dem Medium oder über das Medium unterstützen.451 Eine besondere Rolle kommt dabei Applikationen, wie Diskussionsforen oder Newsgroups zu, wie sie häufig in virtuellen Communities zu finden sind.452 Sie kommen dem Bedürfnis nach sozialen Kontakten entgegen und ermöglichen es den Teilnehmern, sich über aktuelle Themen, bewertete oder unbewertete Infos von Käufern, bestimmte Produkte usw. auszutauschen sowie Stellungnahmen zu diversen ökologiebezogenen Themen zu hinterlegen. Beispiele hierfür sind z.B. Verbraucherportale, wie 449 450 451 452 Vgl. Meyer, J. (2000), S. 26. Ausschlaggebend für die Bedeutung der Informationsquellen sind die tatsächlich genutzten Ressourcen der Nachfrager, wobei anzunehmen ist, dass sie denen der Offline-Welt entsprechen, in der die persönliche Kommunikation die wichtigste Rolle spielt. Vgl. Meyer J. (2000), S. 26. Vgl. Gräf (1999), S. 122. E-Mail-Anwendungen stellen insgesamt zwar die am stärksten genutzte Kommunikationsform dar, ermöglichen jedoch nur eine synchrone, elektronische Übermittlung von Nachrichten. Sie sind somit wenig interaktiv und können keinen direkten Dialog aufbauen (Kommunikation mit dem Medium). 172 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren dooyoo.de oder ciao.com.453 Hier können Verbraucher ihre Erfahrungen mit Produkten anderen Verbrauchern mitteilen (vgl. Abbildung 45). Die umfangreiche Nutzung solcher Portale bestätigt die Bedeutung eines solchen Austausches für die Konsumenten und sollte daher für das ökologische Online-Marketing genutzt werden. Weitere technisch anspruchsvollere Applikationen sind Chatbereiche (z.B. Chats mit Experten aus dem Bio-Bereich), die eine Kommunikation über das Medium Internet ermöglichen. Auch diese Informationsquellen wirken sich durch ihren hohen Grad an Interaktion positiv auf das Vertrauen des Endkunden aus. Abbildung 45: Interaktion von Verbrauchern auf Verbraucherportalen Quelle: http://www.ciao.com 453 So sind z.B. unter Ciao.com rund 2 Millionen Erfahrungsberichte für rund 200.000 Produkte von 550.000 Verbrauchern für Verbraucher abzurufen. Bei Dooyoo sind es 2 Millionen Erfahrungsberichte für ca. 600.000 Produkte von 600.000 registrierten Mitgliedern. Die Seiten von Ciao.com und dooyoo.de werden monatlich über 20 Mio. mal bzw. 31 Mio. aufgerufen (Stand: März 2001). Vgl. http://www.ciao.com, http://www.dooyoo.de. 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 173 7.4 Commerce Geht die Online-Leistung über die reine Präsentation hinaus und werden Waren und Dienstleistungen über das Internet angeboten, so gewinnt die Verkaufskomponente an Bedeutung. Folgende Potentiale des Internets schaffen dabei einen Zusatznutzen für den Kunden: Bestellung 24 Stunden, 7 Tage die Woche, Lieferung frei Haus, grössere Produktpalette durch Angebotsbündelung. Der Verkauf von Waren und Dienstleistungen via Internet (Online-Shopping) kann somit für Bio-Anbieter zur Gewinnung neuer Kunden (Markterschliessung) genutzt werden, die diesen Vertriebskanal bisher aufgrund der Hindernisse bei Öko-Produkten (hohe Suchkosten) nicht nutzen. Durch die Erfassung individueller Kundendaten aus vorhergehenden Käufen besteht ferner die Möglichkeit, den gesellschaftlichen Individualisierungstendenzen mit massgeschneiderten Angeboten Rechnung zu tragen. Mit der Mikrosegmentierung verfolgen Unternehmen im Massenmarkt das Ziel, einzelne Segmente bis hin zu einem Kunden mit seinen individuellen Bedürfnissen wieder besser kennenzulernen und gezielter ansprechen zu können. Im Idealfall soll eine Anbieter-Kunde-Beziehung ähnlich dem Tante-Emma-Laden aufgebaut werden. Man spricht hier vom Eins-zu-EinsMarketing.454 Die Datengewinnung kann auf zwei Arten erfolgen: Zum einen können die Kunden beim Einkauf aktiv nach Daten - z.B. Demographie, Interessen, Präferenzen - gefragt werden, zum anderen können Daten aber auch durch passives Sammeln über die Analyse von Server-Log-Files oder sogenannte Cookies generiert werden. Auf Basis der so gewonnenen Profile suchen Vergleichstools adäquate Inhalte und weisen diese den Profilen zu, so dass dem Nutzer das Ergebnis dann auf einer individuellen Web-Page präsentiert werden kann. Als problematisch für kleinere Bio-Anbieter erweist sich die Tatsache, dass Funktionalitäten wie Warbenkorbsystem und umfangreiche Datenbanksysteme zur Erfassung und Verwaltung der individuellen Kundendaten häufig teuer sind. Auch der technische Aufwand die Daten auszuwerten und zu pflegen, erweist sich vor allem für Anbieter mit nur kleinem Kundenkreis als nicht tragbar. Grundsätzlich stellt die CommerceKomponente daher für Kleinbetriebe eine nicht so zentrale Rolle als Erfolgsfaktor dar. Grössere Bio-Anbieter hingegen können sich durch die Commerce-Komponente vom Markt differenzieren. So könnten vor allem bestehende Heimlieferservices grösserer Unternehmen Wettbewerbsvorteile beim Kundenservice schaffen. Erfolgsfaktoren sind 454 Vgl. hierzu ausführlicher Zerdick/Picot/Schrape (1999), S. 194ff. 174 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren die schon in Kapitel 5.4.2 erwähnten Zusammenschlüsse kleinerer Unternehmen oder Kooperationen mit Logsitikdienstleistern. Auch neue Geschäftsideen könnten Vorteile bei der Logistik schaffen (vgl. Exkurs). EXKURS: Innovative Geschäftsideen zur Lösung der Logistikprobleme Innovative Geschäftsideen zur Lösung heute noch anzutreffender Logistikprobleme existieren bereits oder sind in Planung:455 So können die Kunden des Starnberger Unternehmens Shopping Box Logistics für monatlich fünf Mark ihre bestellte Ware an Schliessfachterminals abholen. Lebensmittel, Bücher oder Drogerieartikel werden im Foyer von Bürohochhäusern in eigens konstruierten Schränken gelagert – wahlweise ungekühlt, gekühlt oder tiefgekühlt. Kunden können sich nach Identifizierung mit ECKarte und persönlichem Code rund um die Uhr an den Fächern bedienen. Ein anderes Startup-Unternehmen geht ähnlich kreative Wege: Interneteinkäufer sollen demnach in Zukunft ihre Pakete nicht mehr zu Hause empfangen, sondern an sogenannten PickPoints, an Abholpunkten, die sie ohnehin häufig frequentieren – Tankstellen, Videotheken, Fitnessstudios. Kommt die Bestellung dort an, erhält der Kunde eine SMSMitteilung auf sein Handy oder eine E-Mail. Noch einen Schritt weiter geht das „Cargo Cap“-Projekt des Bochumer Professors Dietrich Stein. Nach dem Vorbild eines Berliner Rohrpostnetzes soll der Warenverkehr unter der Erdoberfläche erfolgen. Eine Frachtkapsel-U-Bahn soll im Internet bestellte Waren zu den Empfängern bringen. Dadurch soll der Verkehr in Ballungsgebieten deutlich reduziert und auch die Autobahn um bis zu 60 Prozent entlastet werden (pro Stunde würde Cargo Cap rund 400 Lastkraftwagen ersetzen). Stein hält Cargo Cap für die Lösung des „Letzte-Meile“-Problems. Geht es nach ihm, entsteht ein Netzwerk mit Hauptarterien, von denen immer kleinere Adern abzweigen – und schliesslich in jedem Haus enden. 7.5 Communities Zusätzlich zu den drei Basis-Funktionsebenen lässt sich ein vierter Bereich, die sogenannte Community (Interessengemeinschaft) identifizieren.456 Communities setzen die Existenz der drei ersten Funktionsebenen voraus; sie vereinen zielgruppenspezifische Inhalte, Kommunikations- und Einkaufsmöglichkeiten. Als zentrale Anlaufstelle einer 455 456 Vgl. o.V. (2001). Vgl. zu Communities ausführlicher Kapitel 6.3.2 sowie Hagel/Armstrong (1997). 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 175 Zielgruppe vereinen sie Kaufkraft, die in der Summe Preise, Produktentwicklung oder andere Interessenschwerpunkte beeinflussen kann. In neueren Publikationen über das Marketing im E-Business wird sogar davon ausgegangen, dass Unternehmen (insbesondere im Konsumgüterbereich), die keiner Community angehören, in Zukunft gar keine Produkte mehr verkaufen können.457 Lebensmittel haben sich in vielen Produktkategorien von einem reinen Conveniencezu einem mit erheblichen emotionalen Produktkulturen verbundenen Produktfeld entwickelt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass virtuelle Produkt-Communities sich heute auch schon bei Markenprodukten im Lebensmittelbereich finden (z.B. Milka, Puschkin).458 Hierbei spielen – wie in Kapitel 6.3.2 beschrieben – vor allem die Mundzu-Mund-Propaganda im Rahmen der Promotion-Aktivitäten der Online-Anbieter eine bedeutende Rolle sowie die direkten und indirekten Möglichkeiten der Einflussnahme auf das Marktgeschehen. Communities sind zudem von besonderer ökonomischer Bedeutung für den E-Commerce. So zeigen empirische Untersuchungen, dass erfolgreiche OnlineCommunities sehr viel schneller wachsen als das gesamte Web. Einige Communities weisen monatliche Mitglieder-Wachstumsraten von 15-20% auf. Dies eröffnet neue Marktpotentiale. Zudem zeigen Community-Besucher eine hohe Verweildauer im Netz: Während Kunden auf herkömmlichen Unternehmens-Websites lediglich ca. 7 Minuten verweilen,459 steigt die Verweildauer auf Community-Sites auf durchschnittlich 20 Minuten bis zu einer halben Stunde.460 Auch nimmt die Ausgabenbereitschaft der Kunden zu. Durch Einbindung geeigneter E-Commerce-Angebote können hier Einnahmen für den Online-Anbieter generiert werden. Die Versammlung grosser Gruppen ermöglicht zudem die Bündelung von Nachfragemacht.461 Diese kann z.B. zur Erreichung besserer Preise genutzt werden. Am deutlichsten wird dieser Effekt auf Nachfrageseite bei sogenannten PowershoppingKonzepten (z.B. http://www.letsbuyit.com, vgl. Abbildung 46). Für den Zeitraum eines Einkaufs schliessen sich die Interessenten für ein bestimmtes Produkt zusammen, um durch die grössere Absatzmenge bessere Einkaufskonditionen zu erreichen.462 Power457 458 459 460 461 462 Vgl. hierzu z.B. die Thesen 30 und 39 des Manifestes („The community of discourse is the market“, „Companies that do not belong to a community of discourse will die“. Auch Strategieberatungsunternehmen halten das „Community Building“ für einen zentralen Erfolgsfaktoren im E-Business: vgl. z.B. die Studie von Booz, Allen & Hamilton (2000), S. 129 ff. Vgl. Schneidewind/Spiller/Truffer (2001), S. 2. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 50. Vgl. Duchrow (1999), S. 440. Vgl. Schubert (1999), S. 29f. Vgl. Kreutzer (2000). 176 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren shopping zielt in der Regel auf die Vermittlung von hochpreisigen Produkten, wie Kommunikations- und Unterhaltungselektronik. Unter http://www.vitago.de werden aber auch bereits Güter des täglichen Bedarfs nach einem vergleichbaren Konzept angeboten. Erste Anbieter im Bio-Bereich bereiten ebenfalls entsprechende Angebote vor (z.B. http://www.nurnatur.de)463. Insgesamt bleibt jedoch abzuwarten, ob sich diese Konzepte am Markt durchsetzen und sich auch im Bio-Bereich etablieren werden. Kurz- bis mittelfristig werden sich voraussichtlich Zusammenschlüsse einzelner BioAnbieter in Form von Einkaufs- (Produktbörsen, vgl. z.B. www.foodtrader.com) oder Verkaufsgemeinschaften (sogenannte Eco-Malls) eher am Markt etablieren. Diese haben den Vorteil, dass sie das Angebot verschiedener Bio-Bauern bündeln und dass durch die damit verbundenen Skaleneffekte grösserer Absatzmengen auch die Preise für den Endkunden sinken. Zudem sinkt der Kapitalbedarf bei der Erstellung bzw. beim Unterhalt eines Online-Angebotes durch die gemeinsame Nutzung einer InternetPlattform. Weiterhin sind Community-Besucher eine gut charakterisierbare Zielgruppe. Durch die längere Verweildauer und i.d.R. höhere Aktivität stehen mehr Informationen zu ihren Präferenzen und ihrem Konsumprofil zur Verfügung (Information über die Gemeinschaft).464 So ist zu erwarten, dass die Konsumpräferenzen von http://www.weinonline.de-Besuchern zumindest in Bezug auf das Bedürfnisfeld Weingenuss vergleichbar sind. Diese Informationen über Kunden sind ein wachsender Schlüsselfaktor für erfolgreichen Wettbewerb. Ferner sammeln Communities Informationen über den Einkauf und Gebrauch von Produkten. Diese gesammelten Erfahrungen stehen anderen Teilnehmern als wichtige Entscheidungsgrössen zur Verfügung. Auch Unternehmen können von diesen Informationen profitieren, z.B. für Produktentwicklung, ökologische Käuferinformation etc. Bestehende Communities können demnach die Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten des Internets auch für eine höhere Markt- und Unternehmenstransparenz nutzen (Information der Gemeinschaft). 463 464 Mündliche Aussage des Geschäftsführers von unitednature, F.-J. Grenzebach. Vgl. Schubert (2000), S. 98. 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 177 Abbildung 46: Grundidee des Powershopping: Gemeinsam mehr erreichen Quelle: http://www.letsbuyit.com Beim Aufbau einer Community ist zu beachten, dass sie nur zum Teil von den Unternehmen gesteuert werden kann.465 Es handelt sich um soziale Prozesse, die zwar vom Anbieter in Gang gesetzt und unterstützt werden sollten, dabei aber nicht zwangsläufig immer die gewünschte kritische Masse an Kunden, welche die Community akzeptiert, erreichen. Erst eine hinreichend grosse Mitgliederanzahl erlaubt jedoch die Bildung eines Informationspools und sorgt für eine ausreichend grosse Nachfragemacht und Anzahl von Präferenzprofilen, um eine Community wirtschaftlich zu nutzen und Markteintrittsbarrieren gegenüber potentiellen Wettbewerbern zu schaffen. Eine Community aufzubauen, benötigt Zeit und ein gewisses Durchhaltevermögen. Da die Community auch für die Qualität der Angebote, die den Mitgliedern aufgrund der von ihnen erhobenen Präferenzprofile unterbreitet werden, verantwortlich gemacht wird, muss besondere Aufmerksamkeit auf die Wahl der Anbieter gelegt werden, denen sie die Profile überlässt. Die Community muss v.a. dafür Sorge tragen, dass ihre Mitglieder nicht übervorteilt werden und die angebotenen Leistungen hinsichtlich Qua- 465 Vgl. Zupancic (1999). 178 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren lität und Preis konkurrenzfähig sind. Zudem muss sie vor eventuellen Nachteilen (z.B. lange Vertragsbindung, eingeschränkte Garantie) warnen.466 Von existentieller Wichtigkeit ist auch die Wahrung der Glaubwürdigkeit der Community. Da die Mitglieder nicht gezwungen sind, ihre Transaktionen über die Community abzuwickeln und die Eigentumsrechte ihrer Präferenzprofile besitzen, verfügen sie gegenüber der Community über einen mächtigen Sanktionsmechanismus. Vertrauen kann u.a. durch die Offenlegung der Finanzierungsstruktur oder der Eigentümer- und Werbekundenstruktur erreicht werden.467 Grundsätzlich kann das Unternehmen zwei unterschiedliche Ansatzpunkte beim Aufbau einer Community wählen: • Die Community wird nur im Internet errichtet. Die Folge ist, dass die Kunden und Nutzer primär in einem elektronischen, interaktiven Kontakt miteinander stehen. Der Mehrwert für die Community-Besucher liegt im Aufbau eines Forums und evtl. dessen Ausbau zu einer Plattform sowie dessen Anreicherung mit zielgruppenspezifischen Inhalten (Contents). Der Anbieter unterstützt die indirekte Interaktion zwischen den Nachfragern i.d.R. durch Chat-Foren, die einen direkten Austausch von Produkterfahrungen, Informationen, Tipps ermöglichen, sowie durch Bulletin Bords, an denen Informationen längerfristig hinterlegt werden können.468 Beispiele für solche Communities sind www.umwelt.de oder www.naturkost.de, die interessierten Internet-Nutzern verschiedene Informations-, Transaktions- und Interaktionsangebote zur Verfügung stellen. • Bereits bestehende reale Communities und Beziehungsnetze im Sinne eines gezielten Managements der Geschäftsbeziehungen469 werden um virtuelle CommunityElemente ergänzt. Hierbei werden den Personen in einem bestehenden sozialen Beziehungsnetzwerk über das Internet wichtige Informationen angeboten, die Interaktionen erfolgen aber auch im traditionellen sozialen Austauschprozess. Bisher sind im Bio-Bereich nur wenige dieser Communities zu finden. Ein Beispiel ist die vom Altop-Verlag betriebene Eco-World. Diese stellt die bislang in Papierform erschienenen Adressen und Kontakte des „Alternativen Branchenbuches“ nun im Internet zur Verfügung (Eco-Adress) und bietet darüber hinaus den aufgeführten BioBetrieben die Möglichkeit, ihre Waren auch über die Eco-Word-Plattform zu vertreiben (Eco-Shop). Ferner können sich Kunden durch verschiedene Informations466 467 468 469 Vgl. Meyer J. (2000), S. 64. Vgl. Meyer, J. (2000), S. 64. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 50. Vgl. zum Management der Geschäftsbeziehungen ausführlicher Belz, Ch. et. al. (1998). 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 179 angebote klicken und miteinander interagieren (Eco-Market, Eco-Business usw.). Ein weiteres Beispiel mit auf bestehenden Beziehungsnetzwerken basierenden Community-Elementen stellt der Internet-Auftritt des Schweizer Verbands „Bio Suisse“ dar (vgl. hierzu den Exkurs: Verbände als virtuelle Communities). Hier werden den der Bio Suisse angeschlossenen Produzenten und Lizenznehmern mit Hilfe des Internets z.B. zielgruppenspezifische Informationen vermittelt, wie Preisinformationen für Direktvermarkter oder Marktinformationen zu Produktgruppen (Milch, Fleisch, Gemüse, Eier etc.). Geplant ist auch, den einzelnen Regionalverbänden der Bio Suisse und den daran angeschlossenen Direktvermarktern mit Hilfe von herunterladbaren Informationsbroschüren (Übersicht über Leistungen der Bio Suisse) oder Chatforen Marketingunterstützung über das Internet anzubieten. Die Bio Suisse unterstützt, bietet Plattform, vernetzt, vermittelt und administriert dabei die Geschäfte. Ziel soll der einfache Zugang zu sämtlichen relevanten Marktdaten für Marktagenten und eine Marktübersicht über alle Knospe-Marktagenten mit detaillierten, handelsorientierten Marktinformationen sein.470 EXKURS: Verbände als virtuelle Communities Verbände haben gute Voraussetzungen als Betreiber von virtuellen Communities. Im Lebensmittelbereich existieren in Form der unterschiedlichen ökologischen Anbauverbände schon lange etablierte, reale Gemeinschaften und Communities. Sie haben in der Bevölkerung ein zumeist positives Markenimage und einen hohen Bekanntheitsgrad. Die Virtualisierung eröffnet vollkommen neue Möglichkeiten des Austausches (z.B. über Anbau-, Pflanzenschutz und Zertifizierungsmethoden). Auch die Diskussion zwischen den unterschiedlichen Verbänden und insbesondere ein internationaler Erfahrungsaustausch kann durch die Virtualisierung erheblich erleichtert werden und damit Produktinnovationsschübe auslösen.471 Dieses Potential steht auch ökologischen Produkten in Bezug auf die Produktvermarktung offen.472 Zwei Entwicklungsmöglichkeiten sind denkbar: Verbände als Informationsplattform, d.h. als erste Anlaufstelle für Bio-Produkte, bzw. Verbände als zentrale Handelsplattform für Bio-Produkte.473 • Community als Informationsplattform: Der Mehrwert, den eine Community in Form einer Informationsplattform Konsumenten, angeschlossenen Verbandsmitgliedern (Direktvermarktern, Lizenznehmern...) sowie potentiellen Abnehmern (z.B. Grosshandel) bieten könnte, besteht neben Inhalten, wie Grundinformationen zum Verband, Markt- und Preisinformationen, auch in Informationen über die einzelnen 470 471 472 473 Vgl. Kolibius (2000b). Vgl. Schneidewind/Spiller/Truffer (2001), S. 5. Vgl. Schneidewind/Spiller/Truffer (2001), S. 5. Vgl. Kolibius (2000b). 180 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren Produzenten (z.B. Hofberichte, Livekameras etc.). Verknüpfungen mit wichtigen nationalen und internationalen Institutionen, wie der Umweltverwaltung, sind ebenfalls denkbar. Hierdurch würde das Vertrauen in die einzelnen Bio-Angebote der Landwirte gestärkt. • Community als Handelsplattform: Die besondere Bedeutung von Verbänden im Rahmen des E-Commerce resultiert darüber hinaus auch aus der Funktion der Verbände für die Produktvermarktung, was neben organisatorischen oder Marktleistungen vor allem die Kommunikation mit dem Endkunden einschliesst. Denn Grösse ist ein wesentlicher Faktor im Internet: Notwendig sind eine grosse Produktpalette, eine flächendeckende Lieferung, grosse Kundengruppen etc., um für den Kunden interessant zu sein. Für ökologische Anbieter ist dieser Faktor häufig nicht allein zu erreichen. Dadurch sind insbesondere Versandhäuser oder Geschäfte im Vorteil, die bekannte Markennamen aus der realen Welt in das Internetgeschäft einbringen können. Dem können etwa regionale oder kleine Anbieter insbesondere durch die Kooperation in Verbänden entgegenwirken. Auf Basis der jeweiligen Strategie für eine verbesserte Marktkoordination und Markterschliessung liegt es auch für Verbände nahe, die bestehenden Kooperationen mit Hilfe des Internets weiterzuentwickeln. 7.6 Co-location Das World-Wide-Web steht in der Regel als Synonym für den globalen Marktplatz, die Globalisierung wird als Treiber für die Verbreitung des E-Commerce betrachtet. Auf den ersten Blick scheinen die kleinen Anbieter mit beschränktem Einzugsgebiet gegenüber den überregionalen Anbietern im Nachteil zu sein, denn das verfügbare Investitionsvolumen kleiner Unternehmer ist beschränkt. Die Kosten für den Aufbau eines professionellen Electronic Commerce Angebotes sind aber nahezu gleich, ungeachtet, ob es sich nur auf eine Region bezieht oder ein auf nationaler Ebene tätiger Filialist sein Netz um ein virtuelles Geschäft erweitert. Es muss aber nicht unbedingt bei einer elektronischen Filiale bleiben. So sind Partnerprogramme für Händler, die logistische Probleme lösen können, eine attraktive Möglichkeit. Umsatzbeteiligungen sichern nicht nur dem bekanntesten Pionier auf diesem Gebiet, Amazon, ein ertragreiches Filialnetz, das über 280.000 Verkaufsstellen umfasst.474 Erfolgsfaktor für das Online-Marketing im Electronic Commerce ist weni- 474 Vgl. hierzu die Ausführungen in Kapitel 6.2.5. 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 181 ger das P für Place als vielmehr das hybride Geschäftsmodell oder C für „Co-location“, dem unbegründete Berührungsängste weichen müssen. Auch der Amerikaner Charles Steinfield und der Münsteraner Stefan Klein haben in ihrer Forschungstätigkeit empirische Indizien für den zunehmenden Erfolg regionaler Geschäfts- und Marktmodelle mit E-Commerce gesammelt.475 Ihre Ergebnisse stützen die These, dass die meisten web-basierten kommerziellen Aktivitäten regional fokussiert sind.476 Unter anderem weisen sie darauf hin, dass regionale Geschäfte den grossen Vorteil haben, in soziale Netzwerke zum Kunden eingebettet zu sein, die sich zumeist auf eine bestehende Vertrauensbasis stützen können. Diese Basis ist auch für die Vermarktung ökologischer Produkte eine wichtige Grundvoraussetzung und ihr Fehlen offensichtlich eine grosse Schwäche des global-orientierten E-Commerce.477 Die implizite Annahme, das Kaufverhalten reguliere sich allein über den Preis, ist in der Realität kaum gegeben: Vielmehr spielen Qualität, Vor-Ort-Service, Reputation des Geschäftes und auch ökologische Aspekte bei der Kaufentscheidung eine nicht zu unterschätzende Rolle. Darüber hinaus sind die Logistikkosten im regionalen Bereich erheblich geringer. Angesichts dieser Vorteile rechnen Steinfield und Klein mit einer Renaissance regionaler Geschäftsmodelle, sofern es gelingt, professionelle hybride Infrastrukturen in den Regionen aufzubauen, d.h. bestehende persönliche Kontakte durch virtuelle zu unterstützen und umgekehrt. So können Synergien entstehen. In dem Masse, in dem das World-Wide-Web weiterhin eher als ein Informationsmedium als ein Transaktionsmedium angesehen wird, weil die soziale Vertrauensbasis über das Netz nur schwer herzustellen ist, können regionale E-Commerce-Anwendungen genau dieses Defizit überwinden. Für die Praxis bedeutet dies: Regionale Akteure sollten den Aufbau von E-Commerce mit regionalem Fokus und Inhalten fördern und sich um den Aufbau regionaler Communities bemühen. Dies alles sind Faktoren, die bei ökologischen Produkten eine wichtige Rolle spielen und sich für die InternetVermarktung günstig auswirken könnten. 475 476 477 Vgl. Steinfield/Klein (1999), S. 45ff. Vgl. zur Regionalisierung auch Hofer/Stalder (1998). Vgl. zum Zusammenhang von Vertrauen und E-Commerce auch Kapitel 6.3.1 „Zentrale Wirkungskette aus Mehrwert, Transaktion und Vertrauen“. 182 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 7.7 E-Commerce-Erfolgsfaktoren jenseits der Öko-Nische: Content, Communication, Commerce, Community und Co-location In den Kapitel 7.1. – 7.6. wurden zentrale Variablen des Online-Marketing behandelt. Werden diese Variablen den einzelnen Phasen der Kaufentscheidung (Informations-, Entscheidungs-, Transaktions-, Kundenbindungsphase) gegenübergestellt, lassen sich diese Variablen auch als anbieterseitige Erfolgsfaktoren für den E-Commerce interpretieren, da sie im wesentlichen die Bedürfnisse des Nachfragers in den einzelnen Kaufphasen befriedigen sollen: In der Informationsphase das Bedürfnis nach möglichst umfassender Aufklärung und Information, in der Entscheidungsphase der Wunsch nach Kommunikation mit dem Anbieter, in der Transaktionsphase die Option bequemer Bestellmöglichkeiten und in der Kundenbindungsphase ein möglichst umfassender Service. Konkret bedeutet dies, dass der Anbieter dann erfolgreich sein wird, wenn er dem Endkunden in der Informationsphase beispielsweise aktuelle Angebote und Informationen über die Produkte etc. zur Verfügung stellt (Content). In der Entscheidungsphase sollte er dem Kunden unter anderem Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme und Interaktion einräumen (z.B. eine Online-Beratung), damit der Kunde auch das nötige Vertrauen in den Hersteller/Anbieter bekommt (Communication). Die Transaktionsphase sollte durch einen einfachen Bestellvorgang gekennzeichnet sein, damit der Käufer den Bestellvorgang nicht abbricht. Eine weitere Möglichkeit bildet z.B. das Angebot der bequemen Lieferung nach Hause (Commerce). Zusatzservices, wie die Zusendung von Sonderangeboten per Newsletter, der Meinungsaustausch mit Gleichgesinnten binden den Kunden darüber hinaus an das Unternehmen. Meist wird diese Kundenbindung durch Community-Elemente erreicht. Zudem hat die Praxis gezeigt, dass insbesondere regionale Geschäfts- und Marktmodelle zunehmenden Erfolg beim E-Commerce zeigen.478 Zusammenfassend lassen sich also fünf Funktionsebenen identifizieren, die zentral für eine Internet-Präsenz sind: Content, Communication, Commerce, Community und Co-location.479 Sie sollen in folgenden als Erfolgsfaktoren für ein ökologisch orientiertes Online-Marketing jenseits der Nische verstanden werden. (vgl. Abbildung 47). 478 479 Vgl. Steinfield/Klein (1999), S. 45ff. In der Literatur finden sich auch Klassifizierungen, die von 6 bzw. 7 C’s ausgehen (Greunke/Eppler (2000) bzw. o.V. (2000). Neben den im Rahmen dieser Arbeit erwähnten 5 C‘s finden sich hier noch Erfolgsfaktoren wie Customer Care (Kundenbindung), Convenience (Service, Suche, Navigation...), Connectivity (Feedback, Kanäle, WAP...) oder Compliance (Informationspflichten, Private Policy, Legal Content). Diese zusätzlichen C’s lassen sich je nach Klassifzierungsschema jedoch den fünf Obergruppen zuordnen (Convenience zu 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren 183 Internet als Markt Information Internet als Medium Abwicklung Kundenbindung • Aktuelle Angebote und Informationen • Zeitnahe Vergleichsmöglichkeiten • Online-Beratung • ... • Online-Bezahlung • E-Mail zum Bearbeitungsstatus • ... • Zeitnahe Kundenbetreuung • Feedback • ... • Datenbanken/Suchmaschinen • Geringerer Such- und Vergleichsaufwand • ... • Unterstützung durch Lieferservices • ... • Sonderangebote und Lieferrabatte • ... • Unterstützung von Vertrauen • Transparente Abläufe • ... • Transparente Lieferund Bezahlvorgänge • ... • Cross -Selling • Emotionalität • ... Unmittelbarkeit Transaktions kostenreduzierung Entscheidung • ... • Verlinkung von Hypermedialität / Inhalten Individualität/ Interaktivität • ... Content Communication Confidence Commerce Community Co - location Abbildung 47: Internetpotentiale im Öko-E-Commerce und wichtige Erfolgsfaktoren aus Kundensicht Quelle: Eigene Darstellung EXKURS: Phasen des Digitalen Marketings Es kann eine enge Verzahnung der Erfolgsfaktoren Content, Communication, Commerce und Community beim elektronischen Handel festgestellt werden (vgl. Abbildung 48). Dies sollte auch bei der Erstellung des Marketing-Mixes berücksichtigt werden: Web-Inhalte sollen informativ, unterhaltsam, ansprechend und einfach abzurufen sein, um die Aufmerksamkeit des Kunden zu wecken (attract) und ihn durch aktuelle oder einzigartige Inhalte zu Wiederholungsbesuchen zu veranlassen (retain).480 Darüber hinaus soll es Ziel eines interaktiven Direktmarketing sein, den Konsumenten durch interaktive Elemente in das Webangebot einzubinden (engage). Gleichzeitig lernt der Anbieter aus den Kundenangaben, indem er z.B. bei Einkäufen über den Kunden Informationen sammeln kann, diese systematisch in einer Kundendatenbank 480 Commerce bzw. Content, Customer Care zu Commerce bzw. Community) oder verlieren aufgrund zukünftiger Standardisierung meines Erachtens an Bedeutung (insbesondere Compliance und Connectivity). Vgl. Gräf (1999), S. 149. 184 7. Öko-Online-Marketing-Mix und Erfolgsfaktoren auswerten und damit sein Webangebot besser auf die individuellen Kundenpräferenzen abstimmen kann (learn). Dadurch kann er dem Kunden personalisierte Angebote machen, die wiederum beim Nutzer als Zusatznutzen empfunden werden können, die Kundenbindung erhöht (relate) und neuerlich das Interesse des Kunden wecken (attract). Aufmerksamkiet des Konsumenten für eine bestimmte Anwendung im Web gewinnen, z.B. • Marken, • bewegte Elemente ‚attract‘ Interesse wecken Personalisierte Interaktion und Zusatznutzen (Customization), z.B. • Realtime Interaktionen, • Links zum Kerngeschäft ‚engage‘ ‚relate‘ Personalisieren ‚learn‘ Aus dem Kundendialog lernen, z.B. • Informationen sammeln, • systematische Auswertungen der Kundendatenbank, • kontinuierliches Lernen aus den KundenEingaben lernen Angebot in das Web einbinden Interesse gewinnen und den Kunden einbinden, z.B. • kreative Gestaltung, • interaktiver Inhalt, • Nutzer-generierter Inhalt, • Transaktionsmöglichkeiten bieten ‚retain‘ an das WebAngebot binden Einen Wiederholungsbesuch des Konsumenten sicherstellen, z.B. • dynamische Inhalte, • Communities, • einzigartige Inhalte Abbildung 48: Phasen des digitalen Marketing Quelle: Gräf (1999), S. 149 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 185 8 Schlussbetrachtung und Ausblick 8.1 Ausgangspunkt und Zielsetzungen Der Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit ist zum einen die Öko-Nische, eine Marktsituation, in der die Verbreitung von ökologischen Konsummustern kaum ausgeprägt und daher die Nachfrage nach ökologischen Produkten begrenzt ist. Aus diesem Grund werden ökologische Produktvarianten vorwiegend über alternative Distributionsformen ohne bedeutenden Marktanteil oder als Randangebote beim Grosshandel vertrieben. Die Ökologisierung von Massenmärkten ist für einen ökologischen Strukturwandel im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung jedoch eine unverzichtbare Voraussetzung.481 Die Forderung nach einer Ökologisierung von Massenmärkten auf der einen und die Realität der Öko-Nische auf der anderen Seite zeigen die zu Beginn der Arbeit angetroffene Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit auf. Weite Teile der Prozesse moderner Volkswirtschaften befinden sich in einem grundlegenden Umbruch. Die Diskussion über den Weg in die Informationsgesellschaft wird vor allem von einem Phänomen beherrscht – dem Internet. Das Internet bzw. die „New Economy“ im speziellen ist zum Schlüsselwort für eine neue Ära geworden. Das gilt gleichermassen für unternehmensinterne Prozesse und für Transaktionen mit Lieferanten und Endkunden. Im Zusammenhang mit dieser Ausgangssituation stellt sich die Frage, welche Potentiale das Internet zur Relativierung der auf ökologischen Märkten vorherrschenden Probleme bietet und wie das neue Medium für eine breitere Vermarktung ökologischer Produkte und Dienstleistungen genutzt werden kann. Ziel war es, diese Ausgangsfragestellung sowohl mit Hilfe geeigneter theoretischer Konzepte und Modelle (Neue Institutionenökonomie und Strategisches Management) näher zu beleuchten und diese um praktische Handlungsanleitungen im Rahmen eines strategisch angelegten Marketing-Konzeptes zu ergänzen. 481 Vgl. Mohr (1999) zitinert nach Villiger (2000b), S. 259. 186 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 8.2 Zusammenfassung der Ergebnisse Im folgenden sollen die zentralen Ergebnisse und Kernaussagen der Arbeit noch einmal zusammenfassend dargestellt werden. Zur besseren Übersicht wird auf die forschungsleitenden Fragestellungen aus Kapitel 1 rekurriert: • Welche besonderen Probleme existieren auf Anbieter- und Nachfrageseite, die dazu führen, dass Bio-Produkte in der Nische verharren? • Welche Potentiale bietet das Internet zur Lösung dieser Probleme beim Endkunden und Anbieter durch die Veränderung der Marktstrukturen? • Was sind geeignete strategische Handlungsoptionen eines ökologisch orientierten Online-Marketing jenseits der Öko-Nische? • Welche Erfolgsfaktoren in Bezug auf das Marketing-Mix lassen sich aus Unternehmenssicht für ein erfolgreiches Online-Marketing jenseits der Öko-Nische ableiten? • Wo liegen die Grenzen des Öko-Online-Marketings? Zu den Problemen auf ökologischen Märkten zählen vor allem informations- und vertrauensbezogene sowie kosten- und nutzenbezogene Kaufbarrieren. Aufgrund der geschilderten Informationsasymmetrien und Unsicherheiten besteht die Gefahr, dass unvollständige, verzerrte oder mehrdeutige Informationen übermittelt werden, wenn dies für den Anbieter Vorteile bringt. Der Nachfrager unterliegt daher der Gefahr, dem opportunistischen Verhalten eines weniger ökologischen Anbieters zum Opfer zu fallen. Unter kosten-nutzen-bezogenen Aspekten sind Produkte aus ökologischer Landwirtschaft aus der Sicht der Konsumenten zwar gesünder, haben teilweise einen besseren Geschmack und vermitteln ein gutes Gewissen (Ökologie/Ethik), weisen aber auch höhere Preise und Beschaffungskosten als herkömmliche Produkte auf. Ansatzpunkte für die erfolgreiche Vermarktung von Bio-Produkten sind zum einen Massnahmen der Verringerung der Informationsasymmetrien bzw. der Unsicherheit. Zum anderen haben Nutzensteigerungen und/oder Kostensenkungen positive Auswirkungen für den Absatz von Bio-Produkten. 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 187 Grundsätzlich bietet E-Commerce als Technologie viele verschiedene Vorteile für den Kunden, insbesondere aufgrund der vernetzten Struktur der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien. Im Rahmen der Arbeit wurde ausführlich diskutiert, dass durch Electronic Commerce biomarktspezifische Defizite reduziert und neue Geschäftsmodelle entwickelt werden können. Aus der Sicht des Endkunden können mit Hilfe des Internets u.a. eine höhere Markttransparenz erreicht, der Aufbau von Vertrauen unterstützt und Transaktionskosten gesenkt werden. Massgeblich für den Erfolg sind dabei neben Internetshops auch neue Geschäftsmodelle, wie z.B. Communities, die neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für die Bio-Branche eröffnen. Diese Entwicklungen sind vor allem auf zwei Eigenschaften des Internets zurückzuführen: • seine medialen Aspekte (Interaktivität, Unmittelbarkeit, Transaktionskostensenkung, Hypermedialität) sowie • seine marktlichen Aspekte im Rahmen der Informations-, Kommunikations-, Abwicklungs- und Kundenbindungsphase (Unmittelbarkeit von Ort und Zeit, hohe Markttransparenz, bessere Marktkoordination) Sieht man einmal von den zahlreichen heute noch existierenden Barrieren für eine weite Verbreitung des E-Commerce (z.B. mangelnde Internetverbreitung, soziale und rechtliche Restriktionen) sowie Problemen im Produkthandling bei Lebensmitteln ab, bestehen vor allem anbieterseitig noch grosse Schwächen. Vielfach werden die technologischen Möglichkeiten der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien isoliert betrachtet. Dies gilt insbesondere für die Bio-Branche: Da sind zum einen die Unternehmen, die nach dem Motto "Es wird schon nicht schaden" mit ein paar mehr oder weniger gut gestalteten Web-Seiten halbherzig ein Internetprojekt starten, zum anderen übertragen viele Firmen ihre traditionellen Konzepte „Eins zu Eins“ auf das Internet. Beim Einstieg in die neue, digitale Welt ist jedoch zu berücksichtigen, dass in der New Economy andere Gesetzmässigkeiten der Kundenansprache gelten als bei der traditionellen Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen. Herkömmliche Marketing-Strategie-Tools, wie die 4 P’s – Price, Product, Place, Promotion – sind zwar weiterhin wichtige Steuergrössen, verlieren jedoch als alleinige Marketing-Variablen ihre Bedeutung. Sie sind kaum ausreichend, um in der New Economy langfristig erfolgreich zu sein. In den meisten Fällen werden durch diese Vorgehensweise nur „sunk costs“ produziert – obwohl die Ladenöffnungszeiten im Internet nicht beschränkt sind und Kunden aus aller Welt der Zugang offen steht. Um in einem Absatzkanal einen echten Mehrwert für den Kunden zu generieren und diesen gegenüber der Konkurrenz zu behaupten, sind die technologischen Möglichkeiten jedoch nur eine Voraussetzung. „Technology is not the object, but merely the 188 8. Schlussbetrachtung und Ausblick enabler that faciliates the delivery of value to the end user.“482 Viel wichtiger ist es, den grundsätzlichen Nutzen des Internets für den Kunden entsprechend dessen Erwartungen und Bedürfnissen im Einkaufsprozess zu analysieren. Wie in der realen Welt müssen im E-Commerce Ansätze gefunden werden, die dem Kunden einen entsprechenden Mehrwert bieten. Eine reibungslose Bestellung und Lieferung der Ware erwartet der Kunde auch von einer stationären Verkaufsstätte oder einem Versandgeschäft. Dieser Mehrwert reicht also allein nicht für eine Differenzierung am Markt mittels E-Commerce. Folglich ist vor allem das Marketing gefordert, innovative Ansätze zu entwickeln und zu implementieren, die den Eigenschaften der neuen Technologien Rechnung tragen und zu einer erfolgreichen, kundenorientierten Gestaltung der Anbieter-Kunden-Beziehung im E-Commerce beitragen.483 Es stellt sich die Frage, wie solche innovativen Ansätze – vor dem Hintergrund bzw. Ziel einer „Ökologisierung des Massenmarktes“ – im Rahmen eines OnlineMarketing-Konzepts für Bio-Produkte aussehen könnten. Dazu bedarf es vor allem der Weiterentwicklung und Neuinterpretation bestehender Marketing-Konzepte. Hierzu wurde auf das Konzept der „Landkarte des ökologischen Massenmarktes“ zurückgegriffen. Das Konzept der ökologischen Landkarte ermöglicht es, beide im Hinblick auf die „Ökologisierung des Massenmarktes“ wichtigen Steuergrössen, die ökologische Qualität sowie die Marktanteile von Produkten, zueinander in Bezug zu setzen. Mit Hilfe des Konzepts lassen sich sowohl die Zielsetzung eines „ökologischen Massenmarktes“ als auch alternative Wege dorthin (d.h. verschiedene Entwicklungspfade, die eine Annäherung an das Ziel ermöglichen) veranschaulichen. Grundsätzlich lassen sich dabei zwei Entwicklungsdimensionen feststellen: • eine Ausdehnung des Marktanteils des „Eco-„ bzw. „mittleren“ Segments oder • eine Anhebung der relativen ökologischen Qualität. Im Rahmen dieser Entwicklungsmöglichkeiten wurden verschiedene Handlungsoptionen vorgestellt, die sich für die Vermarktung von Bio-Produkten als erfolgversprechend herausstellen könnten. Sie reichen von der Gewinnung von Neukunden über verbesserte Kundenbindungs-, Cross-Selling- und Preisstrategien bis hin zu virtuellen Kooperationen und dem Aufbau von Communities. Betrachtet man die aktuelle Situation in den Diskussionen um den E-Commerce, so lassen sich zwei Gruppen von Anbietern mit spezifischen Herangehensweisen an den E-Commerce unterscheiden, die 482 483 Hagel/Bergsma/Dheer (1996), S. 67. Vgl. Schögel/Birkhofer/Tomczak (2000), S. 58. 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 189 den beiden bisher beschriebenen strategischen Handlungsoptionen der Landkarte des ökologischen Massenmarktes (Vergrösserung des relativen Marktanteils sowie Erhöhung der relativen ökologischen Qualität) sehr ähnlich sind: Vertrauensorientierte Strategien und transaktionsorientierte Strategien. Beide Ansätze gehen von unterschiedlichen Voraussetzungen aus, sind aber für die Vermarktung von Bio-Produkten als erfolgversprechend zu beurteilen. Abschliessend wurden die aus operativen Gesichtspunkten wichtigen Erfolgsfaktoren für ein ökologieorientiertes Online-Marketing für Bio-Lebensmittel erarbeitet. Für die Analyse der Erfolgsfaktoren eignete sich dabei eine an den vier bzw. sechs P’s orientierte Betrachtung, wobei hinsichtlich des Online-Marketings ein Übergang von den „P“s des klassischen Marketings zu den „C“s des Online-Marketings festgestellt werden konnte. Es handelt sich dabei um die Erfolgsfaktoren Content, Communication und Commerce bzw. deren Kombination in Form einer Community im Umfeld eines regional begrenzten Marktplatzes (Co-location, vgl. Abbildung 49). CONTENT Information/Präsentation COMMUNICATION Kommunikation COMMUNITY COMMERCE Bestellabwicklung/Transaktion Co-location Abbildung 49: Faktoren eines erfolgreichen Interneteinsatzes Quelle: Eigene Darstellung Die vier Erfolgsfaktoren basieren auf den klassischen 4 „P“s des Marketings, berücksichtigen die technologischen Potentiale der neuen Informations- und Kommunikationsmedien und sind den Erfordernissen der Konsumenten der neuen digitalen Ökonomie angepasst. Laut Seybold repräsentieren sie einen fünf-phasigen Evolutionszyklus 190 8. Schlussbetrachtung und Ausblick von Internet-Angeboten.484 Nachdem im ersten Schritt Unternehmen nur Informationen ins Netz stellen, steht anschliessend die Endkundeninteraktion im Vordergrund (z.B. in Form einer Kunden-Support-Hotline). In einer dritten Phase werden erstmals Transaktionen vorgenommen, bevor im vierten Schritt versucht wird, eine personalisierte Interaktion mit dem Kunden einzugehen. In der fünften Phase ist jedes Unternehmen schliesslich bestrebt, eine eigene Community zu etablieren, um die Kunden an das Unternehmen zu binden. Letztlich haben alle Erfolgsfaktoren zum Ziel, die Kundenzufriedenheit zu maximieren, um so den Internet-User an das Unternehmen zu binden und damit den langfristigen Bestand des Unternehmens zu sichern. 8.3 Ausblick: Bio im Cyberspace? Dem einen oder anderen Leser mag es schon beim Titel der Arbeit aufgefallen sein: Online-Marketing für Bio-Produkte?! Auf den ersten Blick scheinen die beiden Themenfelder so gar nicht zusammen zu passen: Einerseits die sogenannte „New Economy“, Sinnbild des Progressiven und Zukunftorientierten, der Informationsgesellschaft, der Globalisierung, des Siegeszuges der Marktwirtschaft, der Beschleunigung des Wirtschaftslebens etc. Andererseits die Öko-Branche, die mit Begriffen wie Natürlichkeit, Technologiefeindlichkeit, Regionalität und staatlicher Subventionspolitik verbunden wird. Neueste Informations- und Kommunikationstechnologien und Ökologie – ein Widerspruch in sich? Schnell kommt einem hier ein Bild in den Sinn, wie es dem Autor immer wieder auf Tagungen und Kongressen begegnet ist: Vom interessierten, aber dem E-Commerce kritisch gegenüberstehenden Öko-Bauern und dem technophilen E-Commerce-Berater, der aber von den Eigenarten der Bio-Branche wenig Kenntnis hat. Der Berater wird dem Bio-Bauern mit zahlreichen farbigen Präsentationsfolien und Begriffen wie ‚E-Procurement’, ‚Warenkorbsystem’, ‚24h-7-Tage-die-Woche’ usw. eine zukunftsweisende „Bio-E-Business-Plattform“ verkaufen wollen. Der Bio-Bauer wird sich überfordert zurücklehnen und kritisch entgegnen, dass die neuen Medien das Problem der Vermarktung ökologischer Lebensmittel auch nicht beheben können; es funktioniere ja momentan noch nicht einmal im konventionellen Lebensmittelhandel. Er wird eine Vielzahl unterschiedlicher Barrieren hervorbringen, die einer raschen Ausbreitung des E-Commerce entgegenstehen und den Verkauf von Bio-Produkten per World Wide Web als „Spielerei“ abtun: Bio im Cyberspace – Nein Danke! Der Berater wird ihm darauf den enttäuschenden Status Quo bei der Online-Vermarktung ökologischer Le484 Seybold/Marshak (1998), S. 46. 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 191 bensmittel vorhalten. Er wird den Kopf darüber schütteln, warum der Bio-Bauer mal wieder den Zahn der Zeit verpasst und weiter seine unprofessionellen MarketingMethoden der Öko-Nische anwendet. Eine Annäherung der beiden – unmöglich. Der Wissenschaftler hingegen wird die Probleme des Bio-Bauern berücksichtigen und sie mit den Ideen des E-Commerce-Beraters zu lösen versuchen, um die Vorteile des Internets für die Bio-Branche zu nutzen. Auf den vergangenen 200 Seiten sollte so ein Versuch gemacht werden, d.h. die Herausforderungen der Bio-Branche aufzunehmen und sie mit Hilfe der Möglichkeiten der neuen Medien zu nutzen, um einen von vielen Wegen aus der Öko-Nische zu finden. Auf Basis bestehender Forschungsergebnisse aus den Bereichen Ökologie und Neue Medien wurde eine Reihe von Denkanstössen und Ideen formuliert, die dem Bio-Bauern bei seinen Vermarktungsproblemen hilfreich sein könnten. Es wurden aber auch die Grenzen deutlich, die einem erfolgreichen BioE-Commerce heute noch im Wege stehen. Und letztlich bleiben – wie in jedem Forschungsfeld – noch viele Fragen offen: Wird das Internet wie einst Elektrizität und Verbrennungsmotor die Geschäftsbeziehungen grundlegend verändern, Produktionsprozesse auf den Kopf stellen und steigende Produktivität und Wachstum bringen und so für einen Pradigmenwechsel sorgen? Oder wird das Internet in seiner jetzigen Form nur die Fortsetzung einer ganzen Reihe von wichtigen Fortschritten im zwischenmenschlichen Nachrichtenverkehr sein – nicht weniger, aber auch nicht mehr? Wird die Nutzung der Potentiale des Internets eher zu einer Verschlechterung der ökologischen Umwelt führen und somit ein breiter Einsatz dieses Mediums den Weg zu einer Ökologisierung des Massenmarktes ad absurdum führen? Oder wird die Umwelt durch Prozessverbesserung tatsächlich entlastet? ... Ob das Internet letztendlich bei der Vermarktung (von Bio-Lebensmitteln) eine wichtige Rolle spielen wird, ist heute schwer abzuschätzen. Eine definitive Antwort auf diese Frage wird erst in den nächsten Jahren möglich sein. Zu sehr sind die Entwicklungen im Bereich der Neuen Medien im Umbruch. Noch kann auch die ganze wirtschaftliche Tagweite des Internets nicht erahnt werden.485 Insofern wird auch in Zukunft die Diskussion, ob die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts anders aussehen wird als die des 20. Jahrhunderts, weitergehen. 485 Es lassen sich lediglich Handlungsszenarien modellieren, die dem Leser einen ersten Eindruck von der Zukunft vermitteln sollen, wie die Entwicklung im Bereich Bio-E-Commerce verlaufen könnte. Ebenso wie der Disput vom kritischen Bio-Bauern und technophilen E-Commcere-Berater ist der zum Teil ein wenig ironisch zugespitzte Ausflug ins Jahr 2005 (vgl. Exkurs) primär der Phantasie des Autors entsprungen, gepaart mit dem in den letzten Jahren gesammelten Wissen über Eigenschaften der Biobranche und den Entwicklungen im Bereich der Neuen Medien. Auf unterhaltsame Art und Weise soll dem Leser ein mögliches Zukunftsbild vermittelt werden, das jedoch nicht den Anspruch einer validen Prognose besitzt. 192 8. Schlussbetrachtung und Ausblick Bleibt abschliessend noch hinzuzufügen, dass manchmal schon ein Blick in die Geschichte reicht, der zeigt, dass alles anders kommt als erwartet: Schon einmal gab es zahlreiche Diskussionen bei der Einführung einer neuen Kommunikationstechnologie, die Räume und Entfernungen zunichte und den Globus so klein gemacht hat wie nie zuvor. Ein weltweites Kommunikationsnetz überspannte Kontinente und Ozeane, Geschäftspraktiken wurden revolutioniert.486 Die Rede war nicht vom Internet, sondern vom Telegrafen. Das war im Jahre 1840. Ein Ausflug ins Jahr 2005... Ein ganz gewöhnlicher Donnerstag im Jahre 2005. Es ist schon wieder 20.30 Uhr und der E-Commerce Berater und eingefleischter Öko-Kunde Matthias N. sitzt immer noch im Büro an einer Präsentation für eine grosse Online-Biofood-Börse. Als Herr N. aus seinen Unterlagen auf die Uhr sieht, erschrickt er: Er hat total vergessen, Essen für seine heutige Verabredung einzukaufen! Sein Bio-Händler „Öko-Gut“ hat trotz liberalisierter Ladenschlusszeiten schon geschlossen. Doch da dieser seit zwei Jahren Mitglied des Bio-Netzwerkes „bio2000hessen.de“ (einem Zusammenschluss zahlreicher BioBauern und Naturkosthändler, die über eine Agentur eine gemeinsame Einkaufs- und Verkaufsplattform betreiben) ist, nimmt Herr N. heute den Einkauf via Internet vor. Er loggt sich mit seinem Benutzernamen und Passwort beim virtuellen Einkaufszentrum „http://www.bio2000hessen.de“ ein und wird nach erfolgter Anmeldung von seiner persönlichen Einkaufsassistentin Agricola (EA) begrüsst: EA: Guten Abend, Herr N., suchen Sie „Spezielle Angebote“ oder möchten Sie nur „Bummeln“? Herr N.: Spezielle Angebote. EA: Art des gewünschten Angebots? Herr N.: Lebensmittel. EA: Anlass? Herr N.: 3-Gänge-Abend-Menü. EA: Gewünschte Hauptspeise? Herr N.: Lamm. Auf Basis von Matthias N.’s Vorstellungen und aufgrund der vom System gelernten generellen Einkaufsvorlieben von Matthias N., macht sich die EA auf die Suche nach gewünschten Essensvorschlägen. Nach einigen Sekunden erhält er drei Alternativmenüs mit Lamm als Hauptspeise zur Auswahl. Ein Blick auf die Kurzübersicht und er 486 Vgl. o.V. (2000). 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 193 entscheidet sich für das erste Menü. Mit einem weiteren Mausklick sind sämtliche Zutaten in seinem Warenkorb. Gleichzeitig empfiehlt ihm Agricola noch einen passenden Wein, den schon andere Käufer zu diesem Menü ausgewählt haben. Alle Produkte stammen dabei von Bauern oder Lieferanten aus der Region Hessen. Durch die Kooperation im Rahmen einer Einkaufsgemeinschaft unterscheiden sich die Preise nicht wesentlich von denen herkömmlicher Produkte. Nachdem er die Menüauswahl beendet hat, bestellt sich Herr N. noch ein kostenloses Probierpaket des neuen „regio200hessen.de“-Anbieters „BreadandBreakfast“, einem Bio-Bäcker, der sich auf das Angebot eines Frühstücksservices spezialisert hat. Es umfasst ein komplettes SonntagMorgen-Frühstücksbufett inklusive Sekt, Bio-Brötchen Bio-Brotaufstrich und Hauszustellung. Durch optimierte Routenplanung, so erfährt Herr N. auf der Website des Unternehmens weiter, ist die Zustellung frei Haus ökologisch günstiger als die Fahrt per Auto zum nächsten Bäcker im Ort. Ein weiteres Angebot von Agricola, ein neues auf seinen Energieverbrauch zugeschnittenes „Solarstrom-Mini-Usage-Package für selten daheimlebende Berater und Wenigverbraucher“, lehnt Herr N. genauso ab, wie den neuen Kühlschrank „IntelliFrost“, der den aktuellen Füllstand an die Bio-Mall meldet und bei Bedarf selbst Bestellungen aufgibt. Zum Schluss klickt sich Herr N. noch durch die aktuellen Sonderangebote, die ihm regelmässig per Newsletter auf sein Handy geschickt werden und beendet seine Internet-Sitzung mit einem freundlichen „Bis Bald!“ seiner Einkaufsagentin. 194 8. Schlussbetrachtung und Ausblick 9. Literaturverzeichnis 9 195 Literaturverzeichnis Albers, S./Peters, K. (1997): Die Wertschöpfungskette des Handels im Zeitalter des Electronic Commerce, Marketing ZFP, Heft 2, 1997 Allerstorfer, H. (1995): Bio-Boom im Supermarkt. bio-land 5/95, S. 30-32 Anderson, Ch. (1997): In Search of the Perfect Market, in: The Economist, A Survey of Electronic Commerce, Vol. 343, Nr. 8016, 10. Mai 1997, S. 3-5 Andresen, Th. B. (1991): Informationsgesellschaft und Werbung, in: Szallies, R. / Wiswede, G. (Hrsg.) (1991): Wertewandel und Konsum: Fakten, Perspektiven und Szenarien für Markt und Marketing, Landsberg/Lech 1991, S. 185-214 Andrews (1987): The Concept of Corporate Strategy, Homewood, IL, 1971, 3. 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(1999): Ein Blick in die Zukunft virtueller Gemeinschaften, in: io-Management, Heft 5/99, S. 42-46 Anhang 207 Anhang: URL- Verzeichnis der Unternehmensbeispiele Konventionelle Lebensmittelhandel Unternehmen (Kernmarkt/Ausrichtung) Coop (Schweiz) Migros (Schweiz) Peapod (USA) Spar (Österreich) Streamline (USA) Tengelmann (Deutschland) Branche/Produkte URL Lebensmittelhandel http://www.coop.ch Lebensmittelhandel http://www.migros.ch Internet-Lebensmittelhandel http://www.peapod.com Lebensmittelhandel http://www.spar.at Internet-Handel http://www.streamline.com Lebensmittelhandel, Heimlieferdienst http://www.tengelmannlieferservice.de Naturkosthandel http://bs.cyty.com/ambrosia Naturkosthandel, Heimlieferdienst http://www.dirksbiokiste.de Direktvermarktung ab Hof Erzeugergemeinschaft http://home.tonline.de/home/willi.peter/ http://www.bergquell.de Suchmaschine http://www.ecofinder.de Bio-Anbieter Ambrosia (Deutschland, regional) Dirk`s Biokiste (Deutschland, regional) Bio Hof Willi Peter (Deutschland, regional) Bergquell (Deutschland, bundesweit) Ecofinder (Deutschland) Ecomall (Deutschland) Virtuelle Einkaufsplattform für ökologische Produkte und Dienstleistungen Eco-World Internetplattform für ökologische (Deutschland, Österreich, Schweiz) Produkte und Dienstleistungen Feldhof Naturkosthandel (Deutschland) Gemüsekiste Naturkosthandel, Heimlieferdienst (Deutschland) Gutzuleben Öko-Versand (Deutschland) Hipp Baby-Nahrungsmittelhersteller (Europa) Laiseacker Bioland Direktvermarkter, Heimlie(Deutschland, regional) ferdienst Austrian Country Market Virtuelle Einkaufsplattform für (Österreich) ökologische Produkte und Dienstleistungen Naturkost.de Online-Community (Österreich) http://www.ecomall.com http://www.eco-world.de http://www.feldhof.de http://www.gemuesekiste.de http://www.gutzumleben.de http://www.hipp.de http://www.laiseacker.de http://www.lisa.at http://www.naturkost.de 208 Nurnatur (Europa) Oekocity.de (Deutschland) Oekokiste (Deutschland) Oneworld (Europa) Organicsdirekt (Grossbritannien) Umwelt.de (Deutschland) United Nature (Europa) Viana (Deutschland) Virtual Tree (International) Vitago.de (Deutschland) Vitalstoffe.de (deutschsprachig) Whoopee-Home.de (Deutschland) Wulksfelde (Deutschland, regional) Zwölberich (Deutschland) Verbände Bioland (Deutschland) Bio Suisse (Schweiz) Stiftung Ökologie und Landbau SÖL (Deutschland) Sonstige Atrada.de (deutschsprachig) Ciao.com (International) CNN (International) Dooyoo.de (deutschsprachig) Feuerwehr.de (Deutschland) Foodtrader.com (International) Free-PC (USA) Anhang Online Shop für ökologische Lebensmittel und Wellness Suchmaschine http://www.nurnatur.de Direktvermarkter, Heimlieferdienst http://www.oekokiste.de Software- und Internetagentur http://www.oneworld.de Internet-Lebensmittelanbieter http://www.organicsdirect.co.uk http://www.oekocity.de Internet-Plattform für Ökologie und http://www.umwelt.de Umwelt, Community Internet-Lebensmittelanbieter http://www.unitednature.com Hersteller pflanzlicher Bioprodukte http://www.viana.de Entertainment-Angebot http://www.virtualtree.com Wellness- und Healthcare-InternetShop Internetsite zum Thema Vitamine, Mineralstoffe und Naturkost Öko-Informations-Portal http://www.vitago.de Direktvermarkter, Heimlieferdienst http://www.wulksfelde.de Weinhandel, Heimlieferdienst http://www.zwoelberich.de Biologischer Anbauverband http://www.bioland.de Biologischer Anbauverband http://www.bio-suisse.ch http://www.vitalstoffe.de http:www.whoopee-home.de Stiftung zur Förderung des ökologi- http://www.soel.de schen Landbaus Auktionsplattform http://www.atrada.de Verbraucherportal http://www.ciao.com Nachrichten http://www.cnn.com Verbraucherportal http://www.dooyoo.de Community http://www.feuerwehr.de Lebensmittelbörse http://www.foodtrader.com PC-Online-Handel http://www.freepc.com Anhang Genfreinet.de (deutschsprachig) Grünebörse.at (Österreich, regional) Looplink (International) Lebensmittelzeitung (deutschsprachig) Letsbuyit.com (deutschsprachig) Purefood.org (USA) Reebok (International) Texweb.de (Deutschland) Therail.com (International) Waschbär (Deutschland) Wein-Online.de (Deutschland) 209 Verbraucherinitiative http://www.genfrei.de Internetplattform des Landesverbandes für bäuerliche Direktvermarkter in Niederösterreich Webring http://www.grueneboerse.at http://www.looplink.com Internet-Newsdienst http://www.lz-net.de Powershopping-Plattform http://www.letsbuyit.com Verbraucherinitiative http://www.purefood.org Sportartikelhersteller http://www.reebok.com Business-to-Business-InternetPlattform Webring http://www.texweb.de http://www.therail.com Öko-Versand http://www.waschbaer.de Online-Community http://www.wein-online.de Lebenslauf Mischa Kolibius geboren am 11. Juni 1971 in Stuttgart, Deutschland 1991 Abitur am Eichendorff Gymnasium, Ettlingen 1991 – 97 Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Augsburg 1994 – 97 freier Projektmitarbeiter am Institut für Management und Umwelt (imu), Augsburg 1997 – 1998 Doktorandenstudium an der Universität St. Gallen 1997 – 2001 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschaft und Ökologie an der Universität St. Gallen (IWÖ-HSG)