WISU-KOMPAKT ger in seiner Entscheidung eingeschränkt wird, da ein Wechsel des Produktes bzw. des Anbieters erschwert wird. Damit wird der Wettbewerb stark eingeschränkt, da ein Anbieterwechsel erst dann zustandekommt, wenn die Kosten für das neue Produkt zuzüglich der ursprünglichen Investitionskosten, die nun Sunk costCharakter besitzen, den Nutzen des neuen Produktes unterschreiten. Marktanteil 100% Gewinner Konkurrenzzone 50% Verlierer 0% Zeit Abb. 2: Auswirkungen positiver Feedbacks auf den Wettbewerb (Quelle: Shapiro/Varian 1998, S. 177) Während Wechselkosten die Kundenbindung verstärken und somit zu einer Verringerung des Wettbewerbs von der Nachfrageseite beitragen, führen angebotsseitige Skaleneffekte sowie nachfrageseitige Netzeffekte zu einer Erhöhung der Marktzutrittsbarrieren und damit zu einer Einschränkung des Wettbewerbs. Mit dauerhaft steigenden Skalenerträgen geht eine Kostenstruktur einher, die durch einen hohen Fixkostenanteil und vernachlässigbare variable Kosten gekennzeichnet ist und zu Größenvorteilen des Anbieters führt. Es ist zu erwarten, dass die Anbieterzahl sinkt. Ebenso verstärken die von Netzeffekten ausgehenden positiven Rückwirkungen die Tendenz zur Polarisierung des Marktes (vgl. Abb.2) und schließlich zu seiner (temporären) Monopolisierung. Die monopolähnliche Situation wird lediglich durch den technischen Fortschritt und die Etablierung verbesserter Netze sowie durch solche Maßnahmen bedroht, die zu einer Senkung der Markteintrittsbarrieren führen. Fazit Der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien, insbesondere des Internet, gilt als entscheidende Ursache für das in den USA zu verzeichnende nahezu inflationsfreie Wachstum der letzten Jahre. Zum einen verändern diese neuen Technologien die Infrastruktur, innerhalb derer sich Marktprozesse und Markttransaktionen abspielen, und tragen somit zur Senkung von Transaktionskosten und zur Produktivitätssteigerung bei. Die erweiterten Möglichkeiten des Marktzugangs führen auch zur Intensivierung des Wettbewerbs. Zum anderen zeigt sich, dass in den Märkten, die an der Bereitstellung der neuen Informations- und Kommunikationsstrukturen beteiligt sind und die für den Strukturwandel hin zur Informations- und Wissensgesellschaft stehen (Telekommunikation, Informationstechnik, Medien, Bildung und Teile des Finanzsektors), andere Regeln als auf den klassischen Gütermärkten gelten. Die fundamentalen Marktprozesse werden hier nicht etwa durch Knappheit und ansteigende Grenzkosten der Produktion bestimmt. Ebenso wenig orientieren sich die Anbieter bei ihrer Preissetzung an Grenzkostenverläufen. Der Kampf um Marktanteile ist vielmehr durch den Versuch gekennzeichnet, schnell eine kritische Masse zu erreichen, die wiederum Voraussetzung für das Erzielen positiver Rückkopplungseffekte auf diesen Informationsgütermärkten ist. Dr. Gerd Nicodemus, Mainz Literaturempfehlungen: OECD: The Economic and Social Impact of Electronic Commerce. Paris 2000. Shapiro,C./Varian, H.R: Information Rules: A Strategic Guide to the Network Economy. Boston 1998. Zerdick, A. et al.: Die Internetökonomie. Berlin et al.1999. BASISWISSEN VWL Die Zinsparität Finanztransaktionen dominieren in immer stärkerem Maße die Wechselkursbildung auf Idennternationale Devisenmärkten. Diese in der Kapitalbilanz als Teilbilanz der Zahlungsbilanz erfassten Finanzströme begründen immer dann ein Gleichgewicht auf den Devisenmärkten, wenn die Ertragsraten internationaler Finanzanlagen ausgeglichen sind. In diesem Fall haben internationale Anleger keine Veranlassung, ihre Vermögensdispositionen umzuschichten und somit auf dem Devisenmarkt Währungen anzubieten oder nachzufragen. Die Bedingung, dass die erwarteten Ertragsraten zweier in gleicher Währung denominierter Finanzanlagen ausgeglichen sind, ist als Zinsparitätenbedingung bekannt. Erscheinungsformen der Zinsparität Die Zinsparität beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Wechselkurs zweier Währungen und den Ertragsraten in- und ausländischer Zinstitel. Hierbei wird Devisenmarkteffizienz unterstellt, so dass der WechWISU 954 7/01 selkurs jederzeit sämtliche für die Kursbildung relevanten verfügbaren Informationen widerspiegelt. Devisenmarkteffizienz setzt die vollkommene Abwesenheit von Transaktionskosten und anderer Handelshemmnisse voraus. Zudem müssen alle Marktteilnehmer identische Erwartungen hinsichtlich der Wechselkursentwicklung hegen. Es werden zwei Versionen der Zinsparität unterschieden: die gedeckte und die ungedeckte (gute Lehrbuchdarstellungen zur Zinsparität finden sich z.B. in Burda/Wyplosz 1994 und Rose/Sauernheimer 1999). Bei der ungedeckten Zinsparität wird unterstellt, dass die Wirtschaftssubjekte bei Devisenmarkteffizienz eine Risikoneutralität im Hinblick auf ihre Vermögensdispositionen aufweisen. Die ungedeckte Zinsparität besagt, dass eine Inlandsanlage genau die gleiche Ertragsrate erbringen muss wie eine vergleichbare Auslandsanlage unter Berücksichtigung der erwarteten Gewinne oder Verluste aus dem Währungsumtausch . Ist dies nicht der Fall, so lohnt sich eine Vermögensumschichtung zuguns- WISU-KOMPAKT BEGRIFFE DIE MAN KENNEN MUSS Monetary Conditions Index inschätzungen über den Kurs der Geldpolitik E (neutral, restriktiv oder expansiv in Bezug auf die Konjunktur) basieren häufig auf dem Vergleich zwischen einem inflationsbereinigten, kurzfristigen Zinssatz — etwa dem für Tages- oder Dreimonatsgeld — mit dem historischen Durchschnitt. Geldpolitik wirkt aber nicht nur über die kurzfristigen Zinssätze auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, sondern auch über die Wechselkurse und durch Beeinflussung der Anleihe- und Aktienmärkte. Mit Hilfe von Monetary Conditions Indizes (MCI) wird versucht, die monetären Bedingungen auf breiterer Basis und in einer Kennzahl zu erfassen. MCI werden als analytisches Instrument von internationalen Organisationen, einigen Zentral- und vielen Geschäftsbanken verwendet. Neben kurzfristigen Realzinssätzen fließt der reale Außenwert der heimischen Währung ein, um so den Wechselkurskanal geldpolitischer Maßnahmen zu erfassen. Es ist kein Zufall, dass MCI gerade in der Geldpolitik kleiner offener Volkswirtschaften mit flexiblem Wechselkurs eine prominente Rolle spielen oder gespielt haben, sei es als „operating target“ (Kanada, Neuseeland), sei es als Indikator bzw. Informationsgröße (Schweden, Norwegen). In einem MCI sind all jene monetären Variablen zu berücksichtigen, denen im Transmissionsprozess herausgehobene Bedeutung zukommt. Finanzieren sich die Unternehmen in einem Land überwiegend langfristig, so bietet es sich an, die reale Rendite langfristiger Unternehmensanleihen (oder als Hilfsgröße die Rendite langfristiger Staatsanleihen) einzubeziehen. Wird geldpolitischen Vermögenseffekten eine bedeutende Rolle zugemessen, so sollten auch Veränderungen von Aktienindizes oder Immobilienpreisen eingehen. In einen MCI fließen die Abweichungen zwischen den Werten der Transmissionsvariablen und festzulegenden Referenzwerten ein. Ob sich das Niveau eines MCI oder nur seine Veränderung interpretieren lässt, hängt davon ab, wie die Referenzwerte gewählt werden. Entsprechen sie den Werten einer beliebig gewählten Basisperiode, so sind nur Veränderungen des MCI interpretierbar, die monetären Bedingungen lassen sich also als expansiver oder restriktiver als zuvor bezeichnen. Nützlicher ist es, wenn die Referenzwerte neutrale monetäre Bedingungen widerspieten der Anlage mit der höheren erwarteten Rendite. Dieser Prozess kommt erst dann zum Erliegen, wenn die Renditen ausgeglichen und die Wirtschaftssubjekte damit indifferent hinsichtlich einer Vermögensanlage im In- und Ausland sind. Im Gegensatz zur ungedeckten Zinsparität wird das Risiko des Währungsumtausches bei der gedeckten Zinsparität durch ein Währungssicherungsgeschäft eliminiert. Die Annahme der Risikoneutralität kann hierbei aufgegeben werden. Die ungedeckte Zinsparität Die ungedeckte Zinsparität kann wie folgt aufgezeigt werden. Es sei A der in Inlandswährung denominierte geln, denn in diesem Fall lässt sich auch das Niveau des MCI interpretieren, die monetären Bedingungen lassen sich also als neutral, expansiv oder restriktiv einordnen. Allerdings ist das Niveau eines MCI stets mit Vorsicht zu interpretieren, da sich neutrale Referenzwerte für die Transmissionsvariablen letztlich nicht eindeutig und auf die Nachkommastelle genau ermitteln lassen. Die einzelnen Komponenten des MCI sind entsprechend der Stärke ihres Einflusses auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu gewichten. Die Gewichte lassen sich ökonometrisch schätzen, wobei allerdings unterschiedliche Spezifikationen zu unterschiedlichen Ergebnissen führen können. Problematisch ist auch, dass eine Konstanz der Gewichte im Zeitablauf unterstellt wird, die in der Realität nicht unbedingt gegeben ist. Zur Deflationierung kommen verschiedene Preisindizes in Frage (BIP-Deflator, Verbraucherpreisindex, Verbraucherpreisindex ohne verschiedene volatile Komponenten), die jeweils spezifische Vor- und Nachteile aufweisen. Von allen Transmissionsgrößen der Geldpolitik sind allein die kurzfristigen Zinssätze unmittelbar durch die Zentralbank zu steuern. Alle anderen Größen (langfristige Zinssätze, Wechselkurse, Vermögenspreise) werden von der Zentralbank zwar beeinflusst, zuweilen auch dominiert, aber nicht gesteuert. Daher messen MCI mehr als den Kurs der Geldpolitik, nämlich die monetären Rahmenbedingungen insgesamt. Es ist durchaus möglich, dass die Geldpolitik — gemessen am kurzfristigen Realzins — restriktiv ist, die monetären Bedingungen insgesamt aber expansiv sind. So lässt sich für den EWU-Raum argumentieren, dass die Geldpolitik der EZB Anfang April 2001 bei einem realen Hauptrefinanzierungssatz von etwa 3,25% (4,75% abzüglich der Kerninflationsrate von 1,6 v.H.) leicht restriktiv angelegt ist, die monetären Bedingungen insgesamt aber aufgrund des schwachen Euro und der im langfristigen Vergleich nicht übermäßig hohen langfristigen Realzinssätze expansiv sind. Gerade in solchen Fällen liefern Monetary Conditions Indizes nützliche Informationen zur Einschätzung der künftigen Konjunktur, die bei reiner Fixierung auf kurzfristige Realzinssätze leicht übersehen werden. Dr. Holger Sandte, Düsseldorf Literaturempfehlungen: Deutsche Bundesbank: Taylor-Zins und Monetary Conditions Index. Monatsbericht der Deutschen Bundesbank, April 1999, S. 47 - 63. Gerlach, S./Smets, F.: MCIs and monetary policy. In: European Economic Review, Vol. 44 (2000), S.1677 1700. Meulenbroek, A./van de Wijngaert, R.: How Stimulative are Monetary Conditions in Europe and the US? In: ABN AMRO Economic Perspectives, February 2000, S. 43 – 48. Anlagebetrag eines internationalen Investors, der für eine Zeiteinheit zu Anfang der Periode t angelegt und zu Anfang der Periode t+1 wieder liquidiert werden soll. Bei einer Inlandsanlage ergibt sich nach Beendigung des Anlagezeitraums der Auszahlungsbetrag ( 1 + r t ) ⋅ A , wobei rt den Zinssatz im Inland während der Periode t angibt. Wird der Betrag während der Periode t stattdessen im Ausland angelegt, so beläuft sich die Auszahlung auf A ⋅ (1 + r*) ⋅ ee ---t t+1 . et WISU 7/01 955 WISU-KOMPAKT Dabei bezeichnet e t den aktuellen Wechselkurs in Preisnotierung (Auslandswährung in Einheiten der Inlandswährung, z.B. €/$). Hierbei ermittelt der Quotient den Anlagebetrag in Einheiten der Auslandswährung, r*t ist der e Auslandszins und e t + 1 ist der erwartete Wechselkurs in der Folgeperiode, in der die Anlage wieder in heimische Währung zurückgetauscht wird. Werden die Renditen der In- und Auslandsanlage gleichgesetzt, so ergibt sich die Bedingung der ungedeckten Zinsparität unmittelbar als e ( 1 + r t ) = ( 1 + r *t ) ⋅ e t + 1 bzw. nach Erweiterung des Quotienten als e e t + 1 – e t ( 1 + r t ) = ( 1 + r *t ) ⋅ 1 + --------------------- . et Näherungsweise folgt damit e et + 1 – et * r t = r t + ---------------------. et Der Quotient gibt hierbei die prozentuale Wechselkursänderungserwartung an. Erwarten die Marktteilnehmer also beispielsweise eine zweiprozentige Abwertung der heimischen Währung über den gegebenen Anlagezeitraum, so werden sie nur dann bereit sein, in die inländische Anlage zu investieren, wenn der Inlandszins genau um zwei Prozentpunkte höher liegt als der Auslandszins. Falls der Inlandszins dem Auslandszins entspricht, folgt aus der ungedeckten Zinsparität die Bedingung e e = et + 1 , d.h., das für die nächste Periode erwartete Niveau des Wechselkurses entspricht gerade seiner aktuellen Realisation. Wird nun angenommen, dass bei identischer Verzinsung der Inlands- und der Auslandsanlage e das Niveau des erwarteten Wechselkurses et + 1 oberhalb der Realisation des aktuellen Wechselkurses liegt, so ist die Bedingung der ungedeckten Zinsparität zunächst verletzt. In diesem Fall erwarten die Marktteilnehmer eine Abwertung der heimischen Währung und es erscheint für die inländischen Anleger lohnenswert, Vermögen in der ausländischen Anlage zu binden. Somit kann der bei identischer Verzinsung relativ zur Inlandsanlage in der Folgeperiode in der Auslandwährung anfallende verzinste Auszahlungsbetrag in einen wegen der Abwertung größeren Betrag der Inlandswährung zurückgetauscht werden. Die ausländischen Anleger werden aber ebenfalls die in ihrem Land aufgelegte Anlage präferieren, da ein Kapitalexport in der Folgeperiode durch den aus Sicht des Auslands ungünstigeren Wechselkurs unattraktiv erscheint. Da nun aber sowohl Inländer wie Ausländer die ausländische Anlage wählen, steigt unmittelbar die Nachfrage nach der Auslandswährung, so dass die heimische Währung abwertet wird. Dieser Prozess wird solange anhalten, bis die aktuelle Realisation des Wechselkurses auf dem Niveau des erwarteten Wechselkurses angelangt ist. Erst dann verschwindet der erwartete Verlust aus dem Währungstausch und inländische wie ausländische Anleger sind wieder indifferent im Hinblick auf die Inlands- und die Auslandsanlage. Zugleich ist die Gültigkeit der Zinsparität wiederhergestellt. Die gedeckte Zinsparität Bei der ungedeckten Zinsparität wird davon ausgegangen, dass die Marktteilnehmer die Unsicherheit des Währungsumtausches bei der Auslandsanlage selbst tragen, das Wechselkursrisiko ist damit ungedeckt. Nun lässt sich das Währungsrisiko aber durch Inanspruchnahme des Devisenterminmarktes reduzieren oder — je nach Laufzeit — sogar eliminieren. Hierzu wird die in Auslandswährung denominierte (sichere) Auszahlung der Auslandsanlage bereits heute auf Termin verkauft. Der Umtauschkurs ist dabei der Terminkurs , der sich WISU 956 7/01 auf dem Devisenterminmarkt bildet. Wird der Terminkurs in Periode t für das Tauschgeschäft in Periode t + 1 als f t , t + 1 geschrieben, so beträgt der in Inlandswährung ausgedrückte, sichere Rückfluss der Auslandsanlage A ⋅ (1 + r*) ⋅ f ---t t, t + 1 . et Werden nun wieder die Renditen der In- und Auslandsanlage gleichgesetzt, so ergibt sich die Bedingung der gedeckten Zinsparität als f t, t + 1 * . ( 1 + r t ) = ( 1 + rt ) ⋅ -------------et Näherungsweise folgt damit * f t, t + 1 – e t . rt = r t + -----------------------et Falls der Inlandszins dem Auslandszins gleich ist, folgt aus der gedeckten Zinsparität die Bedingung e t = f t , t + 1 , so dass der aktuelle Wechselkurs (Kassakurs) gerade dem Terminkurs entspricht. Wird nun angenommen, dass bei Zinsgleichheit der Terminkurs höher liegt als der aktuelle Wechselkurs, so dass e t < f t, t + 1 , dann wird die Auslandsanlage relativ zur Inlandsanlage attraktiver, da die Auslandswährung per Termin mehr Einheiten der Inlandswährung erbringt, als sie am Kassamarkt heute kostet. Bei international identischer Verzinsung lohnt sich somit die Auslandanlage sowohl für inländische als auch für ausländische Anleger. Die mit der Auslandanlageentscheidung einhergehenden (kursgesicherten) Geldexporte ins Ausland lassen den Kassakurs so lange ansteigen, bis die gedeckte Zinsparität wieder erfüllt ist. Der wesentliche Unterschied zwischen der gedeckten und der ungedeckten Zinsparität liegt in der Akzeptanz bzw. Vermeidung des Wechselkursrisikos. Während die gedeckte Zinsparität aufgrund der Abwesenheit des Wechselkursrisikos ein reines Arbitragegleichgewicht darstellt, liegt der ungedeckten Zinsparität aufgrund des Wechselkursrisikos ein Spekulationsgeschäft zugrunde. Empirische Relevanz und Anwendungsmöglichkeiten der Zinsparität In empirischen Studien hat sich herausgestellt, dass die Bedingung der gedeckten Zinsparität als erfüllt angesehen werden kann. Gleiches gilt aber nicht uneingeschränkt für die Bedingung der ungedeckten Zinsparität (siehe z.B. Jarchow 1997). Ineffizienzen der Devisenmärkte und nicht risikoneutrales Verhalten der Marktteilnehmer werden als Ursachen dafür gesehen, dass die Bedingung der ungedeckten Zinsparität nicht erfüllt ist. Neuere empirische Studien von Ayuso und Restoy (1996) sowie Huisman et al. (1998) deuten aber darauf hin, dass selbst die ungedeckte Zinsparität für eine Reihe von Währungsrelationen, insbesondere jene innerhalb des Europäischen Währungssystems der 80er und 90er Jahre, recht gut approximiert wird. Die Zinsparitätenbedingung wird häufig als integraler Modellbaustein moderner Wechselkurstheorien zugrunde gelegt. So basiert sowohl das monetaristische Wechselkursmodell als auch das Dornbusch Modell überschießender Wechselkurse (siehe z.B. Gärtner 1997) auf der Annahme der ungedeckten Zinsparität. Desweiteren kann die Zinsparität auch auf empirische Wechselkursfragen angewendet werden. So lassen sich z.B. im Zusammenhang mit der Frage nach der Glaubwürdigkeit von Währungsbändern bei unterstellter Gültigkeit der Zinsparitätsbedingung (unbeobachtbare) Wechselkursänderungserwartungen aus (beobachtbaren) Zinsdifferenzialen deduzieren (vgl. Svensson 1991). Ein Währungsband ist demnach aus WISU-KOMPAKT der Sicht der Marktteilnehmer immer dann glaubwürdig, wenn das Niveau des erwarteten Wechselkurses innerhalb der festgelegten Bandbreiten liegt. PD Dr. Bernd Kempa, Essen Literaturempfehlungen: Ayuso, J./Restoy, F.: Interest Rate Parity and Foreign Exchange Risk Premia in the ERM. In: Journal of International Money and Finance, Vol. 15 (1996), S. 369 - 382. Burda,M./Wyplosz, C.: Makroökonomik — Eine europäische Perspektive. München 1994. Gärtner, M.: Makroökonomik flexibler und fester Wechselkur- se. 2. Aufl., Berlin 1997. Huisman, R./Koedijk, K./Kool, C./Nissen, F.: Extreme Support for Uncovered Interest Parity. In: Journal of International Money and Finance, Vol. 17 (1998), S. 211 - 228. Jarchow, H.J.: Rationale Wechselkurserwartungen, Devisenmarkteffizienz und spekulative Blasen. In: WIST, 26. Jg. (1997), S. 509 - 516. Rose, K./Sauernheimer, K.: Theorie der Außenwirtschaft. 13. Aufl., München 1999. Svensson, L.E.O.: The Simplest Test of Target Zone Credibility. In: IMF Staff Papers, Vol. 38 (1991), S. 655 - 665. AKTUELLE EXAMENSTIPPS Die Themen im Sommer 2001 Wirtschaftspolitische Ereignisse und Diskussionen liefern häufig den Prüfungsstoff in mündlichen und schriftlichen Examen. Wer demnächst in eine Prüfung geht, sollte sich mit den hier besprochenen Themen vertraut machen. Die angegebene Literatur bietet Gelegenheit, tiefer in die einzelnen Themenbereiche einzudringen. 1. Thema: Langfristige Phillips-Kurve Erläutern Sie algebraisch die auf der Phillips-Kurve beruhende standardmäßige Bestimmung der Arbeitslosenrate, bei der die Inflation stabil ist, im Rahmen des NAIRU-Konzeptes der „non-acceleratinginflation-rate of unemployment“. Wann kann es zu einem längerfristigen Trade-off zwischen höherer Arbeitslosigkeit und höherer Inflationsrate kommen? Der moderne Modellrahmen zur Analyse struktureller Arbeitslosigkeit integriert zentrale Grundgedanken der makroökonomischen Debatte der sechziger Jahre um den Zielkonflikt zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit, der in der modifizierten Phillips-Kurve von Samuelson und Solow postuliert wird und der kurzfristig tatsächlich existiert, und die von Friedman und Phelps geäußerte Kritik, die eine langfristig vertikale Phillips-Kurve unterstellt (vgl. zu einer aktuellen Lehrbuchdarstellung Hanusch et al. 2000, S. 375 - 405). Nach Friedman wird unabhängig davon, wie hoch die jeweilige Inflation ist, langfristig — also bei korrekten Erwartungen — stets die durch strukturelle Faktoren determinierte „natürliche Arbeitslosenrate“ realisiert. Sie ist durch einkommenspolitische Maßnahmen nicht veränderbar, „sondern kann allenfalls durch Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik, welche Informationsunvollkommenheiten am Arbeitsmarkt abbauen, beeinflusst werden“ (Tomann 1997, S. 132). Der für die aktuelle Modellbildung wegweisende „strukturalistische“ Phelps-Ansatz arbeitet hingegen mit der Annahme vermachteter Güter- und Arbeitsmärkte mit einer Arbeitslosenrate, bei der die Inflationsrate stabil ist (NAIRU-Konzept) . Er beschreibt ein Rationierungsgleichgewicht mit struktureller Unterbeschäftigung. Die NAIRU wird aus einer modifizierten und um die Erwartungsbildung erweiterten Phillips-Kurve hergeleitet, also aus einer Funktion, die von einem funktionell negativen Zusammenhang zwischen Inflationsrate und Arbeitslosenquote ausgeht und von einer funktionell positiven Verknüpfung von Inflationsrate und erwarteter Inflation. Die einfachste lineare algebraische Form sieht folgendermaßen aus (vgl. Lindbeck 1999, S. 3 f.): π = – h . ALQ i + j . π e π ist die tatsächliche Inflation, ALQ steht für Arbeitslosenquote und π e ist die erwartete Inflation. Für gegebene Werte der positiven Parameter h, i und j lässt sich die Gleichung als eine Schar von negativ geneigten kurzfristigen Phillipskurven darstellen. Die jeweils verschiedenen Kurven werden unter sonst gleichen Bedingungen durch einen unterschiedlichen π e -Wert definiert (höhere Inflationserwartungen führen zu weiter vom Ursprung entfernt liegenden kurzfristigen Phillips-Kurven). Es wird angenommen, dass die ökonomischen Akteure langfristig eine vollständige Kompensation für eine höhere erwartete Inflation fordern. Also gilt j = 1 in der langen Frist. Zudem wird die Annahme getroffen, dass die ökonomischen Akteure langfristig keine systematischen Erwartungsfehler machen (rationale Erwartungsbildung). Folglich gilt: π = π e . Die einzige Arbeitslosenrate, die mit beiden Annahmen kompatibel ist, ist AL * = i/h. Dabei steht AL * für die gleichgewichtige oder strukturelle Arbeitslosenrate und entspricht der NAIRU. Geometrisch ist die NAIRU eine langfristig vertikale Phillipskurve im π-AL-Diagramm bei AL *. Nur bei Punkten auf dieser Vertikalen wird sich keine Lohn-Preis-Spirale nach oben (links von AL * ) oder nach unten (rechts von AL* ) entwickeln. Da die Inflation in diesem Standardmodell langfristig unabhängig von der Höhe der Arbeitslosigkeit ist, besteht kein langfristiger Zielkonflikt zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit . Es existieren allerdings empirische Hinweise dafür, dass die durch die Annahme rationaler Erwartungen wegdefinierte Geldillusion in der Praxis eine Rolle spielt (vgl. Tyran 2001) und daher die Unterstellung adaptiver Erwartungsbildung (also Lernen nur aus Fehlern der Vergangenheit) modelltheoretisch zu rechtfertigen ist. Einige Studien stellen die Bedeutsamkeit der Hysteresiseffekte heraus. Danach gilt in unserem Kontext: Negative Auswirkungen auf die Inflation (Beschäftigung) einer Volkswirtschaft bleiben auch dann bestehen, wenn der WISU 7/01 957