Ideen finden, fördern, binden STUDIE. Innovative Vorschläge sind für Unternehmen wichtig. Anhand der Einordnung in fünf Systemtypen lässt sich das eigene Ideenmanagement prüfen. Von Sarah Dittrich Allein aus rein ökonomischen Aspekten ist das Ideenmanagement eindeutig lohnenswert: Bei den 176 teilnehmenden Unternehmen der Benchmark-Studie „Ideenmanagement 2011", die das Deutsche Institut für Betriebswirtschaft (DIB) in Kooperation mit der Unternehmensberatung Fließ & Partner und der Fernuniversität Hagen durchführte, wurden im Jahr 2010 insgesamt 1,37 Milliarden Euro eingespart. Durchschnittlich reichte jeder Mitarbeiter branchenübergreifend 0,61 Vorschläge ein, von denen rund 69 Prozent umgesetzt wurden. Grund genug, einmal das Ideenmanagement genauer unter die Lupe zu nehmen. Gerade Personaler sind hier gefordert, denn organisatorisch ist das Ideenmanagement laut der Studie vorwiegend im Personalbereich angesiedelt (zu 40 Prozent). Ein Fünftel der Befragten zählt das Ideenmanagement zum Produktions- und Logistikbereich und in einem weiteren Fünftel gehört es zu den Bereichen Organisationsentwicklung oder Qualitätsmanagement. Entsprechend der organisatorischen Aufhängung sind auch die Ziel unterschiedlich, die mit dem Ideenmanagement erreicht werden sollen (siehe Grafik unten). Sowohl Kostensenkung und Effizienzsteigerung von Prozessen spielen hier eine Rolle als auch das Ziel, Ideenmanagement als Instrument zur Mitarbeiterführung und Erhöhung der Identifikation mit dem Unternehmen zu nutzen. Um diese Ziele zu erreichen, sind bestimmte Erfolgsfaktoren bedeutend. Mittels einer Vorstudie und der Abfrage in der Benchmark-Studie wurden acht relevante Faktoren ermittelt, die im Folgenden in absteigender Relevanz aufgeführt sind. • Unterstützende Führungskultur • Transparenz und Nachvollziehbarkeit des Prämiensystems sowie der Einreichungs- und Bewertungsprozesse • Controlling der Effektivität und Effizienz des Systems • Nachhaltigkeit in der Weiterentwicklung der Ideen • Schnelligkeit des Prozesses • Weiterbildung für Ideenmanager und Gutachter • Zusammenarbeit und Vernetzung der Beschäftigten • Offenheit des Ideenmanagements Auf der Basis dieser Erfolgsfaktoren konnten zudem fünf Unternehmenstypen identifiziert werden, die spezifische Profile und Ausprägungen hinsichtlich der Erfolgsfaktoren besitzen. Sie sind hinsichtlich der ersten sieben Erfolgsfaktoren signifikant. Es lassen sich bei allen fünf Typen einige Optimierungspotenziale aufdecken. Typ 1: Die Ganzheitlichorientierten Bei den Ganzheitlichorientierten sind alle Erfolgsfaktoren überdurchschnittlich ausgeprägt mit Ausnahme der Nachhaltigkeit. Besonderes Merkmal ist bei ihnen die Führungskultur: Die Unternehmenskultur unterstützt das Ideenmanagement. Geschäftsleitung und Führungskräfte setzen sich dafür ein. Die Beschäftigten sind motiviert, Vorschläge einzureichen. Eine ebenfalls herausragend positive Ausprägung erreicht der Erfolgsfaktor „Qualifikation und Weiterbildung" der am Ideenmanagement Beteiligten. Positive Ausprägungen zeigen sich auch bei „Transparenz und Nachvollziehbarkeit", „Controlling" sowie „Zusammenarbeit und Vernetzung". Die fünf wichtigsten Ziele des Ideenmanagements, die Ganzheitlichorientierte in hohem bis sehr hohem Maße verfolgen, sind Kosteneinsparungen sowie Prozess- und Produktverbesserungen, Nutzung des Wissens und der Kreativität der Mitarbeiter sowie Schaffen von Wettbewerbsvorteilen. Ganzheitlichorientierte verstehen es, die Beschäftigten zum Einreichen von Vorschlägen zu motivieren. Es gelingt ihnen besser als allen anderen Typen, Ideen aus den verschiedensten Bereichen des Unternehmens zu erhalten. Die Ganzheitlichorientierten verfügen zudem über die mit Abstand größte Zahl an Ideenmanagern im Verhältnis zu den Beschäftigten. Sicherlich erfordern die ganzheitliche Orientierung und die Verfolgung sehr vielfältiger Ziele auch mehr Ressourcen. Dennoch besteht Verbesserungspotenzial: Die Produktivität und Effizienz des Ideenmanagements sollte nicht aus den Augen verloren werden. Denn Ganzheitlichorientierte haben zwar den höchsten Anteil der Einreicher an den Beschäftigten und weisen die von allen höchste Vorschlagsquote auf. Aber die durchschnittliche Einsparung oder der Nutzen der Ideen ist interessanterweise der niedrigste. Typ 2: Die Effizienzorientierten Die Gruppe der Effizienzorientierten ist recht klein und wird überdurchschnittlich oft durch Dienstleister vertreten. Alle Erfolgsfaktoren, die auf die Zielerreichung des Ideenmanagements ausgerichtet sind, sind hier sehr stark ausgeprägt. Sie verfügen auch über eine überdurchschnittliche Ausprägung bei der Zusammenarbeit und Vernetzung der Mitarbeiter untereinander, sodass zum Beispiel Probleme schnell besprochen und Entscheidungen insgesamt schnell getroffen werden. Das Controlling-System ist hier ausgeprägt. Die Ziele werden festgelegt und die Zielerreichung wird regelmäßig überprüft. Unterdurchschnittliche Werte weisen die Erfolgsfaktoren „Führungskultur", „Nachhaltigkeit" sowie „Qualifikation und Weiterbildung" auf. Da sowohl Maßnahmen des internen Marketings als auch die regelmäßige Weiterentwicklung und -bildung Kosten verursachen, ist das angesichts der Effizienzorientierung nur konsequent. Die Effizienzorientierten konzentrieren sich auf wenige Ziele wie Kosteneinsparung und Prozessverbesserung und verfolgen diese konsequent. Zwar sind Beteiligungs- und Vorschlagsquote unterdurchschnittlich im Vergleich zu den anderen Typen, jedoch ist die Qualität der Vorschläge bei diesem Typ bemerkenswert. Effizienzorientierte erreichen die höchste Einsparungssumme je Idee und den höchsten Nutzen je Einreicher, obgleich die Unternehmen in dieser Gruppe die im Durchschnitt niedrigsten Prämien je Einreicher zahlen. Somit ist die Konzentration auf Kosteneinsparungen und Verbesserungen sehr erfolgreich und zahlt sich für das Unternehmen aus. Typ 3: Die Zentralistischen Das Ideenmanagement der Zentralistischen ist häufiger als bei anderen nach dem klassischen zentralen Modell organisiert. Dieser Typ ist durch eine geringe Zusammenarbeit und Vernetzung gekennzeichnet. Das System des Ideenmanagements zeichnet sich durch eine große Transparenz und Nachvollziehbarkeit aus. Der Einreichungs- und der Bewertungsprozess sowie das Prämiensystem sind transparent und verständlich. Das Ideenmanagement ist auch auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Es wird durch das interne Marketing unterstützt und es steht ein ausreichend großes Budget zur Verfügung, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Allerdings ist die Führungskultur unterdurchschnittlich ausgeprägt und es wird wenig in Qualifikation und Weiterbildung investiert. Das Controlling ist durchschnittlich ausgeprägt ebenso wie die Schnelligkeit des Prozesses. Insgesamt macht die Gruppe der Zentralistischen den Eindruck, als würde das Ideenmanagement nur halbherzig betrieben. Die Potenziale, die es einem Unternehmen bietet, werden nicht gehoben. Die Zentralistischen erreichen nur durchschnittliche Werte beim Verhältnis von Einreichern zu Beschäftigten und unterdurchschnittliche Werte bei der Anzahl der Vorschläge, je Einreicher und den zweitniedrigsten Wert bei Einsparungen je Einreicher. Hinzu kommt, dass eine überdurchschnittlich hohe Prämie im Verhältnis zu den Einsparungen gezahlt wird. Unternehmen dieses Typs sollten das Ideenmanagement auf den Prüfstand stellen, um Effektivität und Effizienz zu erhöhen. Typ 4: Die Mitarbeiterorientierten Die Mitarbeiterorientierten weisen bei allen Erfolgsfaktoren durchschnittliche oder unterdurchschnittliche Werte auf - bis auf den Bereich „Qualifikation und Weiterbildung". Ebenso wie bei allen anderen zählen auch bei den Mitarbeiterorientierten Kosteneinsparungen zu den wichtigsten Zielen. Das Ziel wird jedoch in wesentlich geringerem Ausmaß verfolgt als in den anderen Unternehmen. Stärker ausgeprägt als bei den anderen Unternehmenstypen mit Ausnahme der Ganzheitlichorientierten sind mitarbeiterbezogene Ziele. Auch wird das Ideenmanagement häufiger als Führungsinstrument angesehen. Mitarbeiterorientierte Unternehmen erhalten weniger Ideen pro Einreicher und können auch nur einen geringeren Anteil an Mitarbeitern zur Einreichung von Verbesserungsvorschlägen motivieren. Eine stärkere Einbindung von Geschäftsleitung und Führungskräften in das Ideenmanagement, die Stärkung der Nachhaltigkeit durch internes Marketing sowie die Vorgabe konkreter Zielvorgaben könnte hier zu besseren Ergebnissen führen. Typ 5: Die Ineffizienten Der Unternehmenstyp der Ineffizienten weist bei den meisten Erfolgsfaktoren negative oder nur schwach positive Werte auf. Allerdings gibt es einige gute Voraussetzungen für ein erfolgreiches Ideenmanagement, da die Führungskultur immerhin den zweitbesten Wert unten den fünf Unternehmenstypen aufweist. Auch bei der Nachhaltigkeit zeigt das Unternehmen einen zwar nur schwach ausgeprägten Wert, der jedoch der zweitbeste bei den fünf Unternehmenstypen ist. Es gibt also ein ausreichend großes Budget, die Maßnahmen werden durch internes Marketing unterstützt und es besteht die Bereitschaft, das Ideenmanagement weiterzuentwickeln. Negative Ausprägungen und die insgesamt schlechtesten Werte unter allen fünf Unternehmenstypen weisen die Erfolgsfaktoren „Transparenz und Nachhaltigkeit" sowie „Controlling" auf. Dem Ideenmanagement fehlen hier klare Zielvorgaben, eine regelmäßige Überprüfung und Transparenz des Systems. Interessanterweise schätzen die Ineffizienten ihr Ideenmanagement selbst als erfolgreicher ein als dies die Mitarbeiterorientierten tun. Und die Ideenmanager der Ineffizienten sind zufriedener als die anderer Unternehmenstypen. Möglicherweise liegt das daran, dass bisher Vergleichszahlen fehlten, um den Erfolg des Ideenmanagements einschätzen zu können. Bei allen relevanten Erfolgsgrößen weisen die Ineffizienten weit unterdurchschnittliche Werte hinsichtlich Beteiligungs- und Vorschlagsquote und Nutzen je Idee aus.