Pharmazie und Medizin · Pharmacie et médecine Doping? Keine Ausreden! 13 Beta-2-Sympathomimetika Ch r i s ti n a We b e r, S and ra He in ig e r Beta-2-Agonisten sind im Leistungssport verboten, weil sie teilweise eine anabole Wirkung haben und kurzfristig stimulierend wirken können. Dagegen dürfen Asthma-Sprays ohne oder bis zu einem maximalen Grenzwert ohne medizinische Ausnahmebewilligung angewendet werden. Beta-2-Sympathomimetika stimulieren die adrenergen Beta-2-Rezeptoren der Bronchialmuskulatur. Sie wirken bronchospasmolytisch und werden daher als Antiasthmatika angewendet. Zu den bekanntesten Repräsentanten dieser Substanzklasse gehören Formoterol, Salmeterol, Salbutamol und Terbutalin. Da ca. 20% [1] der Olympiaathleten Asthmasyndrome – hauptsächlich durch Anstrengung induziertes Asthma- aufzeigen, ist der Gebrauch von Beta2-Agonisten im Leistungssport relativ hoch. Wissenswertes für OffizinapothekerInnen Für verbotene Mittel gibt es erlaubte Alternativen. Einen eventuellen Wechsel auf eine erlaubte Substanz kann mit dem betroffenen Athleten oder dessen Pneumologen besprochen werden. Die Tabelle 1 zeigt eine Zusammenfassung der Schweizer Spezialitäten und deren Dopingstatus. negativen Nebenwirkungen werden Beta-2-Agonisten von einigen Athleten als eine Art «sicherere» Alternative zu androgen anabolen Steroiden angesehen. Beta-2-Agonisten – welche sind im Sport ­v erboten? Früher waren alle Beta-2-Sympathomimetika im Sport verboten. Deren Anwendung musste der zuständigen Antidopingbehörde gemeldet werden. Dieser Grundsatz ist in der sportreibenden Bevölkerung und bei den verschreibenden Ärzten immer noch präsent. Tatsächlich wurde die Dopingliste von Jahr zu Jahr etwas angepasst und heute gilt folgendes: Alle Beta-2-Agonisten sind jederzeit verboten ausser: R Inhalatives Salmeterol ist jederzeit erlaubt R Inhalatives Salbutamol ist bis zu einer maxi­ malen Tagesdosis von 1600 mcg erlaubt [2] R Inhalatives Formoterol ist bis zu einer maximalen Tagesdosis von 36 mcg erlaubt [2] Asthma-Sprays mit den Wirkstoffen Salmeterol und Salbutamol, respektive Formoterol sind daher im Sport bis zum jeweiligen maximalen Grenzwert erlaubt und dürfen ohne medizinische Ausnahmebewilligung angewendet werden. Beta-2-Agonisten sind im Leistungssport verboten, Die Ausnahmebewilligung zu therapeutischen weil sie teilweise eine anabole Wirkung haben und Zwecken (ATZ) – kurz zusammengefasst kurzfristig stimulierend wirken können. In hohen Dosen angewandt können sie die Herzfrequenz und den Blut- Für verbotene Medikamente (beispielsweise Terbutadruck erhöhen. Aufgrund der schwach ausgeprägten, lin) muss eine medizinische Ausnahmebewilligung Tabelle 1: Erlaubte und verbotene Beta-2-Agonisten Erlaubt Salmeterol Salbutamol Formoterol Verboten Spezialität Dosierung Spezialität Serevent® DA, Pulv unbeschränkt Dosierung In Seretide® DA, Diskus, Pulv unbeschränkt Ventolin® Diskus, DA, Lsg Salamol® DA Max. 1600 mcg täglich Ventolin® Diskus, DA, Lsg Über 1600 mcg täglich Max. 1600 mcg täglich Salamol® DA Über 1600 mcg täglich Ecovent® Easyhaler Pulv, Inhalationslsg Max. 1600 mcg täglich Ecovent® Easyhaler Pulv, Inhalationslsg Über 1600 mcg täglich In Dospir® Lsg Max. 1600 mcg täglich In Dospir® Lsg Über 1600 mcg täglich In Ipramol® Steri-Nebs Max. 1600 mcg täglich In Ipramol® Steri-Nebs Über 1600 mcg täglich Ventolin® Sirup unbeschränkt Ventolin® Injektionslsg unbeschränkt Foradil® Inhalationskaps, DA Max. 36 mcg täglich Foradil® Inhalationskaps, DA Über 36 mcg täglich Oxis® Turbuhaler Pulv Max. 36 mcg täglich Oxis® Turbuhaler Pulv Über 36 mcg täglich In Symbicort® Turbuhaler Pulv Max. 36 mcg täglich In Symbicort® Turbuhaler Pulv Über 36 mcg täglich In Vannair® DA Max. 36 mcg täglich In Vannair® DA Über 36 mcg täglich Terbutalin Bricanyl® Turbuhaler DA unbeschränkt Fenoterol Berotec®N DA unbeschränkt Indacterol Onbrez® Breezhaler unbeschränkt pharmaJournal 17 | 8.2012 Pharmazie und Medizin · Pharmacie et médecine bei der zuständigen Antidopingbehörde beantragt werden. Abhängig von der Kontrollpoolzugehörigkeit müssen Sporttreibende vorgängig oder nachträglich einen Antrag für eine Ausnahmebewilligung zu therapeutischen Zwecken stellen. Dazu füllt der 14 Service Die Diskussion über Dopingmittel oder Dopingmethoden erlebt im Rahmen von Grossereignissen wie den vergangenen Olympischen Spielen in London eine immer wiederkehrende Aktualität. Antidoping Schweiz nimmt dies zum Anlass, Apothekerinnen und Apotheker gezielt über die Wirkungen und Nebenwirkungen von Dopingmitteln zu informieren. In der nächsten Ausgabe des pharmaJournals wird detailliert über Glucocorticoïde berichtet werden. Weiterführende Informationen oder Informationsmaterial für Ihre Apotheke können bei Antidoping Schweiz bestellt werden. Antidoping Schweiz Tel. +41 31 359 74 44 E-Mail: [email protected] Webseite: www.antidoping.ch pharmaJournal 17 | 8.2012 Athlet zusammen mit dem verschreibenden Arzt das Antragsformular aus [3] und leitet dieses zusammen mit der vollständigen medizinischen Dokumentation [3] an Antidoping Schweiz weiter. Die unabhängige ATZ Kommission von Antidoping Schweiz beurteilt die Diagnose und die medizinischen Unterlagen. Stellt sie eine Bewilligung aus, darf der Athlet für den bewilligten Zeitraum das im Sport verbotene Medikament einnehmen, resp. anwenden. Ausführliche Informationen zu Ausnahmebewilligungen finden Sie auf der Webseite von Antidoping Schweiz. ❚ [1] Arie Sophie. What can we learn from asthma in elite athletes?. BMJ2012; 344: 2556 [2] Der Nachweis einer Urinkonzentration von Salbutamol von mehr als 1000 ng/ml oder von Formoterol von mehr als 30 ng/ml wird als nicht therapeutische inhalative Anwendung angesehen und als positives Analyseresultat gewertet, es sei denn, die Sportlerin oder der Sportler beweist mittels kontrollierter pharmakologischer Studie, dass der abweichende Wert auf eine therapeutische inhalative Anwendung bis zu den oben angegebenen Maximaldosierungen zurückzuführen ist. [3] http://www.antidoping.ch/medicine/tue/