HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik Prof. Dr. J. Wiebe 1. e 2. 3. www.et-inf.fho-emden.de/~wiebe Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ 4. Komplexe Zahlen 4.1 Die „Imagin•re Einheit i“ und die „Imagin•re Zahl“ Bei der L•sung von Gleichungen wie z.B. x2 + 1 = 0 ergab sich die Notwendigkeit, die Gr•‚e zu verwenden ( Geronimo Cardano, 1545 ). Spƒter wurde mit i ( Euler, ab 1777 ) oder in der Elektrotechnik mit j abgek„rzt. Mit der Festlegung i€i = -1 ist i als die Imaginƒre Einheit definiert. ________________ Anmerkung: Die Verwendung von nach den herk•mmlichen Rechenregeln st•‚t auf Widerspr„che: Da a b = a€b , ergibt sich f„r = = … 1. i€i ist aber eindeutig gleich -1. _________________ Die Angabe b€i mit b IR ist damit eine „Imaginƒre Zahl“. Imaginƒre Zahlen und reelle Zahlen haben verschiedenartige Eigenschaften, sie k•nnen z.B. nicht bez„glich ihrer Gr•‚e verglichen werden. 4.2 Die komplexe Zahl Die Summe einer reellen Zahl a und einer imaginƒren Zahl b€i hei‚t „Komplexe Zahl“ z = a + b€i mit a : Realteil, b : Imaginƒrteil Damit lƒ‚t sich formulieren: F„r jedes Polynom p(x) = xn + an-1 xn-1 + ... + a1 x + a0 gibt es komplexe Zahlen zk = ak + i€bk , so da‚ p(x) = ( x - z1 ) ( x - z2 ) ... ( x - zn ) . Die z1, z2, ... , zn hei‚en „Wurzeln“ des Polynoms. Rechengesetze: Seien a, b, c, x beliebige komplexe Zahlen, und speziell gelte 1 = 1 + i€0, 0 = 0 + i€0. Neben den Regeln der Addition und Subtraktion von Vektoren in der Ebene gilt: 1.) 2.) 3.) 4.) a€(b€c) = (a€b)€c a€b = b€a a€1 = 1€a = a ( a+b ) €c = a€c + b€c 4-2 Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ 4.3 Darstellung von komplexen Zahlen 1.) Kartesische Koordinaten, d.h. mit Real- und Imaginƒrteil z = a + i€b ( siehe 4.2 ) graphisch als Punkte mit den Koordinaten ( a,b ) in der Gau‚schen Zahlenebene Re : Realteil Im : Imaginƒrteil Die Punkte k•nnen f„r Rechenzwecke auch durch ihre Ortsvektoren gekennzeichnet werden. 2.) Polarkoordinaten, d.h. mit Betrag und Winkel r, : Polarkoordinaten von z Wertebereiche: r 0, 0 2 Die Addition + k€2 , k , verƒndert den Wert von z nicht. r hei‚t „Betrag“ von z, hei‚t „Argument“ (=Winkel) von z. Polardarstellungen von z : a) b) z = r ( cos + i€sin ) z = r e i€ Es gilt: <== Real-/Imaginƒrteil <== Exponentialform | cos + i€sin | = | e i€ | = 1 4-3 Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ Die Verbindung zwischen den Formen (a) und (b) ist durch die Eulersche Beziehung gegeben: e i€ = cos + i€sin Damit gilt auch: cos = ˆ ( e i€ + e -i€ ) und sin = 1/2i ( e i€ - e -i€ ) 3.) Umrechnungen zwischen den Darstellungsformen: * Gegeben: Betrag r und Winkel von z , gesucht: Realteil und Imaginƒteil von z : Re(z) = a = r cos * Im(z) = b = r sin Gegeben: Realteil a und Imaginƒteil b von z , gesucht: Betrag r und Winkel von z : | z | = r = a2 + b2 Argument ( Winkel ) von z : a b b = arctan = arcsin = arccos | z | a | z | Achtung: die Funktion tan(x) ist nur im Bereich - x + definiert. 2 2 Winkel au‚erhalb dieses Bereiches sind nur durch eine „geeignete Abfrage“ zu erkennen. Definitionsbereich des tan() Ist Re(z) = a < 0, so mu‚ der Winkelwert, der sich mit der arctan-Funktion ergibt, um ( bzw. 180‰) erh•ht werden. Šhnliche Probleme treten bei Verwendung von arcsin( ) und arccos( ) auf, die Korrektur ist aber nicht so einfach wie bei arctan( ) . 4-4 Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ 4.) Spezielle Werte von z : 1= i= -1 = -i = e i€0 e i€(/2) e i€ = e -i€ e -i€(/2) siehe Abb. zu 1.) Kartesische Koordinaten 4.4 Gleichheit komplexer Zahlen Zwei komplexe Zahlen sind genau dann gleich, wenn sie entweder a) gleiche Real- und gleiche Imaginƒrteile oder b) gleiche Betrƒge und gleiche Argumente ( Winkel ) haben. F„r die Feststellung der Gleichheit m„ssen immer zwei Bedingungen gleichzeitig erf„llt sein. zu a) Gegeben seien z1 = a1 + i€b1 , z2 = a2 + i€b2 z1 = z2 hei‚t: a1 = a2 und b1 = b2 Gegeben seien z1 = r1 e i€ , z2 = r2 e i€ zu b) z1 = z2 hei‚t: r1 = r2 und 1 = 2 Merke: Eine Gleichung mit komplexen Zahlen ergibt immer zwei Gleichungen mit reellen Zahlen. Das gleiche gilt f„r 2-dimensionale Vektoren. 4.5 Die konjugiert komplexe Zahl F„r z = x + i€y definieren wir die zu z konjugiert komplexe Zahl durch _ z : = x - i€y Es gilt: Schreibweise auch : z* _ _ z1 + z2 = z1 + z2 _ _ z1 € z2 = z1 € z2 z Geometrisch bedeutet die Konjugation: Spiegelung an der reellen Achse _ z 4-5 Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ 4.6 Addition und Subtraktion von komplexen Zahlen Addition und Subtrakton von komplexen Zahlen werden genauso ausgef„hrt wie die Addition und Subtraktion von 2-dimensionalen Vektoren in einem kartesischen x-y-Koordinatensystem. Dabei entspricht der Realteil der komplexen Zahl der x-Komponente des Vektors und der Imaginƒrteil der komplexen Zahl der y-Komponente des Vektors. Addieren oder Subtrahieren von komplexen Zahlen in der Exponentialform ist nicht mƒglich ! 4.7 Multiplikation von komplexen Zahlen Gegeben: z1 = a1 + i€b1 = r1 e i€ , z2 = a2 + i€b2 = r2 e i€ Produkt mit Exponentialform: z = z1 € z2 = r1r2 e i ( ( Die Betrƒge werden multipliziert, die Winkel werden addiert. ) Produkt mit Real-/Imaginƒrteil: z = z1 € z2 = (a1 + i€b1) (a2 + i€b2) = a1a2 - b1b2 + i€(a1b2 + a2b1) Geometrisch bedeutet die Multiplikation mit z2 : Drehung um 2 und Streckung (bzw. Stauchung) mit r2. Beispiele: 1.) Gegeben: z1 = 2 + i€3, z2 = 1 + i€1 z = z1 € z2 = 2€1 - 3€1 + i ( 3€1 + 2€1 ) = -1 + i€5 oder in der Exponentialdarstellung: (1) Umwandeln von Re-/Im-Teil in Exponentialform r1 = 22+32 = 13 = 3,606 ^ 56,3‰ 1 = arctan(3/2) = 0,983rad = r2 = 12+12 = 2 = 1,414 2 = arctan(1/1) = 0,785rad 4-6 ^ 45‰ = Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ (2) Multiplizieren z = z1 € z2 = 3,606€1,414€e i(0,983+0,785)rad = 5,099€e i€1,768rad (3) ^ 101,3‰) ( 1,768rad = R„ckwandeln in Re-/Im-Teil z = 5,099 ( cos(1,768rad) + i€sin(1,768rad)) = -0,999 +i€5,000 Vergleich mit der Rechnung in Re-/Im-Teil: Bis auf geringe Rundungsfehler stimmen die Ergebnisse „berein. Der Aufwand f„r die Rechnung mit der Exponentialform ist erheblich gr•‚er, wenn die Exponentialform nicht von vornherein vorliegt und das Ergebnis wieder nach Re-/Im-Teil vorliegen soll, was immer der Fall ist, wenn sich Addition oder Subtraktion anschlie‚t. z Der Betrag von z2 ist > 1. Daher wird der Betrag des Produktes gr•‚er als der Betrag von z1. z1 Der Winkel 2 ist > 0, daher wird der Winkel von z1 in mathematisch positiver Richtung weitergedreht. z2 2.) Gegeben: z1 = 2 + i€3, z2 = 1 - i€1 z = z1 € z2 = 2€1 + 3€1 + i ( 3€1 - 2€1 ) = 5 + i€1 oder in der Exponentialdarstellung: (1) Umwandeln von Re-/Im-Teil in Exponentialform r1 = 3,606 , r2 = 1,414 , 1 = 0,983rad wie in 1.) 2 = - 0,785rad , der Imaginƒrteil von z2 ist jetzt negativ 4-7 Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ (2) Multiplizieren z = z1 € z2 = 3,606€1,414€e i(0,983-0,785)rad = 5,099€e i€0,198rad (3) ^ 11,3‰) ( 0,198rad = R„ckwandeln in Re-/Im-Teil z = 5,099 ( cos(0,198rad) + i€sin(0,198rad)) = 4,999 +i€1,003 z1 Da z2 einen negativen Winkel hat, wird z1 mathematisch negativ verdreht. z z2 3.) Gegeben: z1 = 1, z3 = z1€z2 = i; z2 = i z4 = z3€z2 = -1 z3 bzw. z2 Jede Multiplikation mit i bewirkt eine Drehung um /2 gegen den Uhrzeigersinn, z4 d.h. mathematisch positiv. 4-8 z1 Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ 4.8 Division von komplexen Zahlen Gegeben: z1 = r 1 e i 1 ; z2 = r2 e i 2 Division mit der Exponentialform: i z r e 1 r z = 1 = 1 € i = 1 € e i ( ) z2 r2 e 2 r2 oder mit Real- und Imaginƒrteil: a1a2 + b1b2 + i€(a2b1 - a1b2) z1 a1 + i€b1 ( a1 + i€b1 ) ( a2 - i€b2 ) z = z = a + i€b = ( a + i€b ) ( a - i€b ) = a 2 2 + b2 2 2 2 2 2 2 2 2 konjugiert komplexe Erweiterung Speziell gilt: 1 1 -1 - i (/2) : R„ckdrehung um 2 i = i = e i (/2) = e 1 i i 4.9 Betr•ge von Produkten und Quotienten (a) Der Betrag eines Produktes ist gleich dem Produkt der Betrƒge der Faktoren: | z | = | z1€z2 | = | z1 | | z2 | (b) (c) Der Betrag eines Quotienten ist gleich dem Quotienten der Betrƒge von Zƒhler und Nenner: z |z | |z| = 1 1 z2 | z2 | | e i€ | = 1 4-9 Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ 4.10 Wurzel aus einer komplexen Zahl Gegeben: z = r € e i __ __ z €z =z Mit dem Ansatz und wegen e i = e i(+k€2) , k=1, 2, ... ist __ __ __ z = r € ( e i )ˆ = r € e i /2 auch __ __ __ z = r € (e i(+2))ˆ = r € e i( /2+) __ z hat also zwei L•sungen, die sich auf dem __ Kreis mit Radius r genau gegen„ber liegen. Allgemeiner Fall: n-te Wurzel aus z Die n-te Wurzel hat genau n verschiedene L•sungen Die n Wurzeln liegen gleichmƒ‚ig verteilt auf einem n __ Kreis mit dem Radius r . Beispiel: 3. Wurzel aus z Es gibt drei L•sungen jeweils um 120‰ verschoben. Weitere Beispiele: 1.) __ -1 = +i oder -i 2.) Gegeben: z = 9€e i 1,047 ( =^ 60‰ ) __ __ z = 9 € e i (ˆ€1,047) = 3€ e i€0,524 oder ( =^ 30‰ ) = 3€ e i€(0,524 + ) = 3€ e i€3,666 4-10 ( 210‰ ) Prof. Dr. J. Wiebe € HS Emden-Leer € Fachb. Technik, Abt. Elektrotechnik u. Informatik www.technik-emden.de/~wiebe Mathematik 1, Teil B, Kap.4 _____________________________________________________________________________________ 4.11 Die komplexe Exponentialfunktion Mit z = a + i€b gilt e z = e (a + i€b) = e a € e i€b reelle Zahl, gibt Betrag von e z an komplexe Zahl mit Betrag 1, gibt Richtung an ( b = Winkel von e z ) ‹ F„r a = 0 ist | e z | = 1. Es sei t IR ein Parameter. Dann beschreibt 1.) c(t) = e i€t den Einheitskreis Dies bildet die Grundlage f„r die Darstellung von sinusf•rmigen Schwingungen durch komplexe Zahlen, in der Elektrotechnik „Zeiger“ genannt: Re( c(t) ) = cos( t ) Im( c(t) ) = sin( t ) ( sinusf•rmige Schwingung mit der Kreisfrequenz 1 ) 2.) c(t) = e (a + ib)€t mit a < 0 eine einziehende Spirale Re( c(t) ) und Im( c(t) ) stellen jeweils eine abklingende Schwingung dar. 4-11