5 Zusammenfassung Postoperative Schmerzen werden nach verschiedenen Methoden behandelt. Eine Methode, die sich klinisch bewährt hat, ist die Verabreichung eines Basismedikaments aus der Gruppe der Nicht-Opioid-Analgetika. Es wird in einem festen Zeitschema gegeben und auftretende Schmerzspitzen zusätzlich mit stärker wirksamen Analgetika aus der Gruppe der Opioide behandelt. Vorteil hierbei ist die Möglichkeit einer Schmerzstillung unter Einsparung von Opioiden. Damit können auch die oft unangenehmen Nebenwirkungen der Opioide verringert werden. Untersucht wurde, ob sich Acetylsalicylsäure ebenso wie Paracetamol als Basisanalgetikum zur postoperativen Schmerzprophylaxe eignet. Dabei wurden eventuell auftretende unerwünschte Wirkungen und die postoperativen Blutverluste in besonderem Maße beobachtet. Zwei Gruppen von Patienten wurden untersucht, wobei eine Gruppe von 541 Patienten Paracetamol und eine andere Gruppe von 443 Patienten (Lysin-) Acetylsalicylsäure als Basisanalgetikum erhielt. Die Patienten wurden am OP-Tag und den vier postoperativen Tagen zwei mal täglich mittels einer „Visuellen Analog Skala“ nach ihrem Schmerzniveau gefragt. Die ermittelten Werte wurden zusammen mit Daten aus der Krankenakte (unter anderem Blutverlust, unerwünschten Wirkungen, Operationsart und -dauer) erfasst und in einem zentralen Computer gespeichert. Das durchschnittliche Schmerzniveau der Paracetamol-Gruppe betrug am ersten postoperativen Tag 4,0, das der LAS/ASS-Gruppe 3,1. Diese Werte fielen bis zum vierten postoperativen Tag auf 2,1 in der Paracetamol-Gruppe und 1,8 in der LAS/ASS-Gruppe (0 = kein Schmerz, 10 = stärkster vorstellbarer Schmerz). Die Bedarfs- und Zusatzmedikationen in den beiden Gruppen waren vergleichbar. Am Entlassungstag oder spätestens am 5. postoperativen Tag wurden die Patienten nach ihrer abschließenden Beurteilung der Schmerztherapie gefragt. Die Patienten der PCM-Gruppe war mit durchschnittlich 5,9 zufriedener mit der Schmerztherapie als die der LAS/ASS-Gruppe (7,1), wobei „0“ einer exzellenten, „10“ der schlechtesten Bewertung entsprach. Postoperativ, also nach Einsatz der Prüfmedikation, gab es mit einer Ausnahme keine Unterschiede in der Höhe des Blutverlustes. Lediglich bei Patienten mit Prothesenein- und -ausbau war in der LAS/ASS-Gruppe mit 414±354 ml im 28 Gegensatz zu 244±200 ml in der Paracetamol-Gruppe ein erheblich höherer Blutverlust in den ersten 24 postoperativen Stunden zu verzeichnen (p<0,05). Am 2. und 3. postoperativen Tag waren klinisch keine relevanten Blutungsmengen zu verzeichnen. Ein signifikanter Unterschied zeigte sich jedoch in der Zahl der Nachblutungen. In der LAS/ASS-Gruppe waren 141, in der PCM-Gruppe lediglich 21 zu verzeichnen. Operative Revisionen waren deshalb in der LAS/ASS-Gruppe in 21 Fällen, in der PCM- Gruppe in 3 Fällen erforderlich. Die hier aufgetretenen Blutverluste wurden nicht erfasst. Die übrigen aufgetretenen unerwünschten Wirkungen konnten wegen der vielen Einflussfaktoren nicht eindeutig als Nebenwirkungen der Prüfpräparate bestimmt werden. Es waren jedoch keine schwerwiegenden Zwischenfälle zu verzeichnen. Die Medikation wurde in 38 Fällen in der LAS/ASS-Gruppe und in 41 Fällen in der PCM-Gruppe durch den Chirurgen auf der Station aus verschiedenen Gründen abgesetzt und die Studie damit für diese Patienten abgebrochen. Bei Beachtung der Gegenanzeigen und bei Vermeidung eines Einsatzes bei Operationen mit Prothesenein- und -ausbau, ist (Lysin-)Acetylsalicylsäure bezüglich der Sicherheit und hinsichtlich der analgetischen Wirkung zur Behandlung postoperativer Schmerzen durchaus eine Alternativsubstanz zu Paracetamol. 29