Vorlesung WS 08 – 09 3 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN Dr. Siegfried Echterhoff 3 Die reellen Zahlen Wir wollen in diesem Abschnitt die grundlegenden Eigenschaften der reellen Zahlen vorstellen. Wir erkennen N = {1, 2, 3, . . .}, N0 = {0, 1, 2, 3, . . .} (natürliche Zahlen) Z = {. . . , −3, −2, −1, 0, 1, 2, 3, . . .} = N0 ∪ −N (ganze Zahlen) o nn n n0 |n ∈ Z, m ∈ N (rationale Zahlen) wobei = 0 gdw nm0 = mn0 . Q= m m m [Genauer: Ist Quotientenraum von Z×N nach der Äquivalenzrelation (n, m) ∼ (n0 , m0 ) ⇔ n := [(n, m)].] nm0 = n0 m. Wir schreiben dann m √ √ / Q. Dann aber 2 die Länge der Diagonale im Einheitsquadrat, sollte Problem: 2 ∈ diese Zahl existieren! Lösung: “Vollständige” Q vom Körper R der reellen Zahlen. Definition 3.1 (Körper, VB) Sei ∅ = 6 K eine Menge mit Verknüfungen + : K × K → K; (a, b) 7→ a + b · : K × K → K; (a, b) 7→ a · b genannt Addition und Multiplikation, so dass gilt: K1) a + b = b + a, a · b = b · a ∀a, b ∈ K (Kommutativgesetz) K2) (a + b) + c = a + (b + c), (a · b) · c = a · (b · c) ∀a, b, c ∈ K (Assoziativgesetz) K3) ∃0 ∈ K mit 0 + a = a + 0 = a ∀a ∈ K und ∃1 ∈ K mit 1 6= 0 und 1a = a1 = a ∀a ∈ K (Existenz neutraler Elemente für + und ·) K4) ∀a ∈ K existiert −a ∈ K mit a + (−a) = 0 (inverses Element für Addition) und K5) ∀0 6= a ∈ K existiert ein a−1 ∈ K mit aa−1 = a−1 a = 1 (inverses Element für die Multipikation) K6) Es gilt a(b + c) = ab + ac ∀a, b, c ∈ K (Distributivgesetz) Bemerkung 3.2 Wir wissen aus den Rechenregeln (Schule) dann sowohl (Q, +, ·) als auch (R, +, ·) Körper sind. Aber: (Z, +, ·) ist kein Körper, da Bedingung K5 für Z nicht erfüllt ist (zu 2 existiert kein Element 2−1 ∈ Z mit 2 · 2−1 = 1). Die Körper R und Q besitzen weitere Eigenschaften: geTEXt: Julia Wolters 23 Dr. Siegfried Echterhoff 3 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN Vorlesung WS 08 – 09 Definition 3.3 (VB) Ein Körper (K, +, ·) heißt angeordnet, falls eine Teilmenge K + ⊆ K existiert mit: A1) K \ {0} = K + ∪ −K + A2) ∀a, b ∈ K + gilt: a + b ∈ K + und a · b ∈ K + Die Elemente in K + heißen positiv, und wir schreiben auch a > 0 für a ∈ K + , a < 0 für a ∈ −K + n Beispiel: Setzen wir Q+ = m |n, m ∈ N ⊆ Q, so erfüllt Q+ die Axiome A1, A2, also ist Q ein angeordneter Körper. Fass wir R als gerichtete Gerade auf, so ist R+ der Berech “rechts” von der Null. Bezeichnung 3.4 Ist K angeordneter Körper, so sagen wir: a) a > b (a größer b), falls a − b > 0 b) a < b (a kleiner b), falls b > a c) a ≥ b (bzw. a ≤ b), falls a > b (bzw. a < b) oder a = b. Aus den Axiomen K1) – K6) und A1), A2) kann man die folgenden Rechenregeln herleiten: Lemma 3.5 Sei K angeordneter Körper (z.B. K = R, Q). Dann gelten: a) Für beliebige x, y ∈ K gilt genauu eome der Relationen x < y, x = y, x > y b) x > y und y > z ⇒ x > z (“>” ist transitiv) c) x > y und z > 0 (bzw. z < 0) ⇒ xz > yz (bzw. xz < yz) d) x > y ⇒ x + z > y + z ∀z ∈ K e) x > y und z > u ⇒ xz > yu f ) x > y ≥ 0 und z > u ≥ 0 ⇒ xz > yu ≥ 0 g) xy > 0 ⇔ x, y > 0 oder x, y < 0. Insbesondere gilt: x2 > 0 für alle x 6= 0 und 1 = 12 > 0 24 geTEXt: Julia Wolters Vorlesung WS 08 – 09 h) x > y > 0 ⇒ 0 < 1 x < 3 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN 1 y 1 x := x−1 Dr. Siegfried Echterhoff Beweis: a) – e) folgt leicht aus den Axiomen. Wir zeigen f ) – h): f ) Zunächste gilt yu ≥ 0 nach A2). Ferner gilt: xz − yu = xz − yz + yz − yu = (x − y)z + y(z − u) > 0 nach A2), da x − y, z, z − u > 0 und y ≥ 0 g) “⇐” Sind x, y > 0, so xy > 0 nach A2), und sind x, y < 0, so −x, −y > 0 nach A1) und dann xy = (−x)(−y) > 0 nach A2) “⇒” xy > 0 ⇒ x, y 6= 0. Ist x > 0, y < 0, so gilt −xy = x(−y) > 0, also xy < 0 falls x < 0, y > 0. Fazit: xy > 0 ⇒ x, y > 0 oder x, y < 0. h) Da 1 = x x1 > 0 folgt mit g), dann x1 > 0 ⇔ x > 0. Dann folgt mit A2) auch 1 − x1 = x−y = x1 · y1 (x − y) > 0, also 0 < x1 < y1 y xy Beachte: Nicht jeder Körper besitzt eine Anordnung! z.B. K = {0, 1} mit 0+0 = 1+1 = 0, 0 + 1 = 1 + 0 = 1, 0 · 1 = 1 · 0 = 0 · 0 = 0, 1 · 1 = 1 ist Körper, der keine Anordnung besitzt (da 1 = -1 wäre dann 1 = 12 > 0 und 1 = −1 < 0 Widerspruch!)! Ist K ein beliebiger Körper, x ∈ K und n ∈ Z, so definieen wir n · x wie folgt 0 · x = 0, n · x = |x + .{z . . + x} für n > 0 und n · x = − ((−n) · x) für n < 0. man rechnet dann leicht n−mal nach, dass gilt: (n + m) x = nx + mx ∀x ∈ K, n, m ∈ Z Lemma 3.6 Ist K angeordneter Körper, so existiert eine kanonische Abbildung φ : Q −→ K mit n n φ = (n · 1) (m · 1)−1 ∀ ∈ Q, m ∈ N m m Dann gelten: φ ist injektiv und φ (x + y) = φ (x) + φ (y), φ (xy) = φ (x) · φ (y) und φ (x) ≥ φ (y) ⇔ x ≥ y ∀x, y ∈ Q [Kurz: φ ist injektiver ordnungserhaltener Körperhomomorphismus] ∀m ∈ N: m · 1 = 1 + . . . + 1 > 0, da 1 > 0, also m · 1 6= 0. Beweis: Zunächst gilt n n·1 Daher ist φ m = m·1 (Kurzschreiweise für (n · 1) (m · 1)−1 ) wohldefiniert. Man rechnet schnell nach, dass φ(x + y) = φ(x) + φ(y) und φ(xy) = φ(x)φ(y) für alle x, y ∈ Q gilt. n n = (n · 1) (m · 1)−1 > 0 (da x−1 > 0 für Ist x = m > 0, so gilt n, m > 0, also auch φ m n n n <0⇒φ m ≥ 0. Anwenden auf x > 0). Analog folgt m < 0. Es folgt φ nn ≥ 0 ⇔ m geTEXt: Julia Wolters 25 Dr. Siegfried Echterhoff 3 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN Vorlesung WS 08 – 09 x − y ∈ Q liefert φ(x) ≥ φ(y) ⇔ φ(x) − φ(y) ≥ 0 ⇔ x − y ≥ 0, also φ(x) ≥ φ(y) ⇔ x ≥ y. Sei nun x, y ∈ Q mit x 6= y. Dann gilt x < y oder y < x. Ist x < y, so ist y − x > 0 und dann ist auch φ(x) − φ(y) = φ(x − y) > 0, also φ(y) 6= φ(x). Also ist φ injektiv. Das obige Lemma sagt, dass der Körper Q auf kanonische Weise in jedem angeordneten Körper als Unterkörper enthalten ist (Insbesondere gilt Q ⊆ R.) Lemma 3.7 (Bernoullische Ungleichung) Sei K ein angeodneter Körper (z.B. R oder Q). Dann gilt für alle x ∈ K mit x > −1 für alle n ∈ N: (1 + x)n ≥ 1 + n · x Beweis: (Induktion nach n) IA: n = 1: 1 + x ≥ 1 + x IS: n 7→ n + 1: Die Aussage gelte für n: Dann folgt: (1 + x)n+1 = (1 + x)n · (1 + x) ≥ (1 + nx)(1 + x) = 1 + nx + x + |{z} nx2 ≥ 1 + (n + 1)x 1+x>0 ≥0 Ind.Ann Definition 3.8 (VB) Ein angeordneter Körper K heißt archimedisch, falls zu jedem x ∈ K ein n ∈ N existiert mit x < n(:= n · 1). R und Q sind archimedisch (für Q ist dies klar, für R ist dies Teil unserer Beschreibung) Satz 3.9 (VB) Sei K ein archimedisch angeordneter Körper (z.B. R oder Q). Dann gelten: a) Ist b > 1, so existiert zu jedem R ∈ K ein N ∈ N mit bn > R ∀n ≥ N. b) Ist 0 < q < 1, so existiert zu jedem ε > 0 ein N ∈ N mit q n < ε ∀n ≥ N. c) Zu jedem ε > 0 existiert ein N ∈ N mit 1 n < ε ∀n ≥ N. Beweis: 26 geTEXt: Julia Wolters Vorlesung WS 08 – 09 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN 3 Dr. Siegfried Echterhoff a) Setzte x := b − 1 > 0. Nach Archimedes existiert ein N ∈ N mit R < Nx. Nach Bernoulli folgt R x < N, also bN = (1 + x)N ≥ 1 + Nx > Nx > R. Ist dann n ≥ N, so gilt bn−N ≥ 1 (da b > 1 und n − N ≥ 0) und dann bn = bN bn−N ≥ bN > R. b) Ist 0 < q < 1, so ist 1 = 11 < 1q (3.5 h). Nach a) existiert ein N ∈ N mit n 1 > R := 1ε n ≥ N. Dann folgt aber 9 < q n < ε ∀n ≥ N. q c) Nach Archimedes existiert N ∈ N mit 1 < N1 R1 = ε. n 1 ε 1 qn = =: R < N. Dann folgt für alle n ≥ N : 0 < Definition 3.10 (Absolutbetrag) Sei K angeordneter Körper. Für a ∈ K setzten wir a, falls a ≥ 0 |a| := −a, falls a < 0 |a| heißt Absolutbetrag von A Lemma 3.11 Es gelten die folgenden Rechengegeln für |−|: |ab| = |a| |b| , |a + b| ≤ |a| + |b| , ||a − b|| ≤ |a| + |b| Beachte: Die 4-Ungleichung |a + b| ≤ |a| + |b| ist die wohl wichtigste Ungleichung der Analysis! Beweis: |ab| = |a| |b| und |a + b| ≥ |a| + |b| folgt aus der Definition mit offensichtlichen Fallunterscheidungen. Wir zeigen ||a − b|| ≤ |a| − |b| Es gilt: |a| = |a − b + b| ≤ |a − b| + |b| ⇒ |a| − |b| ≤ |a − b| 4−U ngl. Analog: |b| = |b − a + a| ≤ 4−U ngl. |b − a| + |a| ⇒ k |b| − |a| ≤ |b − a| geTEXt: Julia Wolters 27 Dr. Siegfried Echterhoff 3 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN Vorlesung WS 08 – 09 Wir kommen nun zur entscheidenden Eigenschaft der Körper R der reellen Zahlen, die ihn vom Körper Q unterscheiden. Bis jetzt wissen wir: R und Q sind archimedisch angeordnete Körper (für Q kann man das leicht zeigen, für R haben wir dies lediglich gefordert – wir haben den Körper R ja nicht wirklich konstruiert!). Der entscheidende Unterschied lieg in der Vollständigkeit von R, die wir wie folgt beschreiben wollen: Zunächst: Sind a, b ∈ R mit a ≤ b, so bezeichnet [a, b] = {x ∈ R |a ≤ x ≤ b } das abgeschossene (oder kompakte) Intervall von a bis b. Definition 3.12 (Intervallschachtelung und Vollständigkeit von R, VB) . Sei I1 , I2 , . . . , In , . . . eine Folge von kompakten Intervallen In = [an , bn ] ⊆ R mit: (IS 1) In+1 ⊆ In ∀n ∈ N (IS 2) Zu jedem ε > 0 existiert ein N ∈ N mit |IN | = |aN − bn | < ε (da In ⊆ IN ∀n > N folgt dann auch |IN | < ε ∀n ≥ N). Dann heißt (In )n eine Intervallschachtelung in R Vollständigkeitsaxiom für R: Jede Intervallschachtelung (In )n in R besitzt einen inneren Punkt x ∈ R, d.h. es gilt x ∈ In ∀n ∈ N. Beachte: Der innere Punkt x für die Intervallschachtelung (In )n ist eindeutig bestimmt. Wäre nämlich y ∈ R mit y ∈ In ∀n ∈ N ein weiterer innerer Punkt, so wäre |x − y| ≤ |an − bn | ∀n ∈ N. Wäre aber |x − y| =: ε > 0, so existiert nach (IS2) ein N ∈ N mit |aN − bN | < ε = |x − y|, also ein Widerspruch! Fazit: (VB) Ist (In )n Intervallschachtelung in R, so ex. genau ein x ∈ R mit x ∈ In ∀n ∈ N Mit viel mehr Aufwand kann man den folgenden Satz beweisen (was wir hier nicht tun): Satz 3.13 Es existiert (bis auf homorphie) genau ein archimedisch angeordneter, vollständiger Korper, und das ist R. Als erste Anwendung der Vollständigkeit von R beweisen wir: 28 geTEXt: Julia Wolters Vorlesung WS 08 – 09 3 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN Dr. Siegfried Echterhoff Satz 3.14 Sei a ∈ R mit a ≥ 0 und sei k ∈ N. Dann exisitiert genau eine relle Zahl x ∈ R mit x ≥ 0 und xk = a. √ Bezeichnung: x =: k a (k-te positive Wurzel aus a). Für den Beweis benötige wir: Lemma 3.15 Für alle a, b ∈ R und k ∈ N gilt: bk − ak = (b − a)(bk−1 + abk−2 + . . . + ak−2 b + ak−1 ) Beweis: Ausmultiplizieren der rechten Seite liefert 2 k−2 k−1 2 k−2 // + a//////// bk + ///// + . . . + /////// ak−1 b − /// − a/// ak−1//b − ak = bk − ak abk−1 b ab//// b///// − . . . − ///// Beweis von 3.14: Sind 0 ≤ x < y, so folgt aus 3.5(f) auch xk < y k ∀k ∈ N. Damit folgt die Eindeutigkeit der Lösung x für xk = a. Wegen 0k = 0, 1k = 1 ist die Aussage klar für a = 0, 1. Ist a > 1 und x ≥ 0 mit xk = a, k so folgt x1 = x1k = a1 . Damit genügt es den Satz für den Fall a > 1 zu zeigen. Ebenso können wir k > 1 annehmen (k = 1 ist klar!). Dazu: Konstruiere Intervallschachtelung mit x als inneren Punkt. Idee: (Intervallhalbierungsverfahren): Definition: I1 = [a1 , b1 ] mit a1 = 1, b1 = a. Da a > 1 und k > 1 folgt ak > a und 1k = 1 < a, also ak1 ≤ ak ≤ bk1 . Sind dann I1 , . . . , In konstruiert mit In = [an , bn ] und akn ≤ a ≤ bkn , so bertrachte c := bn − an n = an + bn −a . 2 2 1. Fall: ck ≤ a. Setzte an+1 = c, bn+1 = bn 2. Fall: ck ≥ a. Setzte an+1 = an , bn+1 = c Ist dann In+1 = [an+1 , bn+1 ], so folgt In+1 ⊆ In und |In+1 | = |bn+1 − an+1 | = 1 1 |bn − an | = |In | . 2 2 Per Induktuin nach n folgt dann |In | = 21n · 2(a − 1) ∀n ∈ N. Ist dann ε > 0 gegeben, so ε existiert nch 3.9 (b) ein N ∈ N mit 21n < 2(a−1) ∀n ≥ N, also folgt insbesondere |In | < ε. Damit ist (In )n Intervallschacht und es existiert genau ein x ∈ R mit x ∈ In ∀n ∈ N. geTEXt: Julia Wolters 29 Dr. Siegfried Echterhoff 3 Analysis 1 DIE REELLEN ZAHLEN Vorlesung WS 08 – 09 Zeige: xk = a. Dazu: Wir zeigen: Ist I˜n = akn , bkn , so ist auch I˜n eine Intervallschachtelung. Wegen n an ≤ c ≤ bn gilt dann akn ≤ xk ≤ bkn ∀ ∈ N, also ist xk innerer Punkt. Da auch akn ≤ a ≤ bkn für alle n ∈ N folgt xk = a (Eindeutigkeit des inneren Punktes). Wegen 1 ≤ an ≤ an+1 ≤ bb+1 ≤ bn folgt mit 3.5 auch 1 ≤ akn ≤ akn+1 ≤ bkn+1 ≤ bkn ∀n ∈ N, also I˜n+1 ⊆ I˜n . Mit Lemma 3.15 folgt ferner: k−1 X l k−1−l ˜ an bn In = bkn − akn = (bn − an ) | {z } l=0 ≤ |In | k · ak−1 Ist dann ε > 0, so wähle N ∈ N mit |IN | = wir fertig. ε kak−1 ≤ak−1 (da an , bn ≤ a) und dann folgt I˜N < ε. Damit sind Da der obige Satz für Q nicht gilt, ist klar, dass Q nicht vollständig ist! Eine andere spannende Folgerung aus der Vollständigkeit von R ist: Satz 3.16 Seien a, b ∈ R mit a < b. Dann ist [a, b] nicht abzählbar. Beweis: A : [a, b] ist abzählbar. Dann existiert eine surjektive Abbildung f : N −→ [a, b]. Setze xn = f (n), also [a, b] = {x1 , x2 , . . .}. Wir konstruieren eine Intervallschachtelung. (In )n mit / In ∀n ∈ N a) xn ∈ b) |In | = 1 (b 3n − a) ∀n ∈ N n = 1: Setzte c1 = a + 13 (b − 1), c2 = a + 23 (b − a) Wähle für I1 eins der Intervalle [a, c1 ], [c1 , c2 ], [c2 , b], dass x1 nicht enthält (das ist immer möglich!). n 7→ n + 1 Ist In bereits konstruiert, so setzte c1 := an + 13 (bn − an ), c2 := an + 23 (bn − an ) und wähle für In+1 eins der Intevalle [an , c1 ], [c1 , c2 ], [c2 , bn ], dass xn+1 1 nicht enthält. / In ∀n, ist keins der xn Es ist dann klar, dass (In )n eine Intervallschachtelung ist. Da xn ∈ innerer Punkt von (In )n . Da R vollständig, existiert aber ein x ∈ R mit x ∈ In ∀n ∈ N. Da In ⊆ [a, ] ∀n gilt auch x ∈ [a, b]. Nach Annahme gilt [a, b] = {xn |n ∈ N } und dann x = xn für ein n. Dies ist ein Widerspruch! 30 geTEXt: Julia Wolters