DO01408820_178_219_Revolutionen.indd 16.04.2013 13:39:33 Seite: 180 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow Herrschaft von Gottes Gnade den christlichen Einwohnern und den ehemals heidnischen Franken. Aus den germanischen, gallischen und römischen Wurzeln wuchs eine christliche Adelsschicht aus reichen ­Großgrundbesitzern, Bischöfen und königlichen Beamten heran. Sie trugen dazu bei, dass das fränkische Reich v­ ergrößert und beherrscht ­werden konnte. Königsheil oder Gottes Gnade? M 1 Die Taufe Chlodwigs, Elfenbeinschnitzerei auf einem Buchdeckel, 10. Jahrhundert Merowinger und ­Karolinger … waren fränkische Königs­geschlechter. Aus der Familie der ­Merowinger kamen mehrere f­ ränkische Könige, so auch Chlodwig. Ihre Nachfolger auf dem Königsthron werden Karolinger genannt. Die Franken werden sesshaft Nach dem Untergang des west­ römischen Reiches waren germanische Völker in die ehemaligen römischen Provinzen eingedrungen. In G ­ allien (­Gebiet der heutigen Länder F­ rankreich, Belgien und Westdeutschland) ­wurden die Franken sesshaft. Ursprünglich lebten sie nach germanischer Art in selbstständigen Stämmen. Chlodwig, der König eines Stammes, besiegte im Jahre 486 den letzten römischen ­Statthalter. Nun konnte er seine Macht ausweiten. Es gelang ihm, nach und nach alle fränkischen Stämme zu ­unterwerfen. Chlodwig wird Christ Außer den Franken lebten unter ­Chlodwigs Herrschaft auch Nach­ kommen der Gallier und der Römer. Diese Teile der Bevölkerung waren oft schon zu römischer Zeit Christen ge­ worden. Ihr Adel besaß bedeutenden Grundbesitz und viel Macht und Ein­ fluss. Um 497, nach seinem Sieg über die germanischen Alamannen ließ sich Chlodwig taufen. Immer mehr Franken wurden nun Christen. Der gemeinsame Glaube führte zur Annäherung z­ wischen 180 Das Zeitalter der Revolutionen Durch die Taufe wurde Chlodwig ein christlicher Herrscher. Er sicherte sich so die Unterstützung der Kirche und des Adels. Doch die Auffassung, dass die königliche Macht allein auf Gottes Willen zurückgehe, setzte sich erst später durch. Die Franken hielten noch an der heidnischen Vorstellung vom ­Königsheil fest. Sie schrieben dem König geheime Kräfte zu, durch die er sein Volk und dessen Wohl erhalte und die er seinen Nachfahren vererbe. Zerfällt das Frankenreich? Als Chlodwig im Jahr 511 starb, wurde das Frankenreich nach germanischer Sitte unter seinen vier Söhnen aufge­ teilt. Infolge der Teilung verstrickten sich die merowingischen Könige i­mmer tiefer in Erbstreitigkeiten und blutige Machtkämpfe. Sie vernachlässigten ihre Regierungsgeschäfte und v­ erloren an Macht. Daher drohte das Reich der Franken zu zerfallen. In dieser ­Lage übernahmen nun die höchsten ­Beamten des Königshofes, die Haus­ meier (von lat. major domus = ­Vorsteher des Hauses), Heeresführung und ­Regierungsgeschäfte. Obwohl sie die Königsmacht in ihren Händen hielten, überließen die Haus­ meier die Königswürde weiterhin den merowingischen Königen als „Schatten­ königen“. DO01408820_178_219_Revolutionen.indd 21.06.2013 16:55:47 Seite: 181 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow g Pippin wird König Erst der Karolinger Pippin, der als Hausmeier das Frankenreich regierte, wollte anstelle des Merowingers Childerich König werden. Er wusste: Dazu musste für das ganze Volk erkennbar sein, dass Gott ihn zum König bestimmt und mit den gleichen Kräften ausgestattet hatte wie die Merowinger. Er verbündete sich mit dem Papst, der 751 einer Absetzung der Merowinger und der Krönung Pippins zum neuen König zustimmte. Die Karolinger hatten damit die christliche Vorstellung vom Gottesgnadentum des Königs begründet, die den germanischen Glauben vom Königsheil endgültig ersetzte. Karl wird Kaiser Seit 768 herrschte Karl, der Sohn Pippins im Frankenreich. Im Jahre 774 krönte er sich selbst und und nannte sich „König der Franken und Langobarden“. Er wollte mit seinem Reich die Macht und Größe des früheren Römerreiches wiederherstellen. Als König von Gottes Gnaden fiel ihm außerdem die Aufgabe zu, die Völker zum Christentum zu bekehren. In vielen Kriegen dehnte er seine Herrschaft nach Osten und Süden aus, bis das Reich schließlich den größten Teil Europas umfasste. Die unterworfenen Völker mussten zum Christentum übertreten. M2 . . . . 5 . . . . 10 . . . . 15 . . . . . . . 5 . . . . 10 . . . 2. Erläutere die Folgen der Taufe Chlodwigs für die Entwicklung des Frankenreiches. Einhard, ein fränkischer Gelehrte, schrieb Anfang des 9. Jahrhunderts: Das Geschlecht der Merowinger, aus dem die Franken ihre Könige zu wählen pflegten, (…) war [schon längst] ohne Lebenskraft und hatte außer dem wertlosen Königstitel nichts Ruhmvolles an sich. Denn die Macht und die Gewalt der Regierung waren in den Händen der obersten Hofbeamten, die Hausmeier hießen. (…) Dem König blieb nichts anderes übrig als – zufrieden mit dem bloßen Königstitel – (…) auf dem Thron zu sitzen und den Herrscher zu spielen. M3 . 1. Beschreibe die Entwicklung der Franken von einem germanischen Stamm zu einem mächtigen Königreich. p Karlmann, fränkischer Hausmeier und Vater Pippins, ließ von einem Geistlichen folgendes Gebet verfassen: Heil dem, der die Franken liebt, Christus: Er bewahre ihr Reich, erfülle [die das Reich ordnen] mit dem Licht seiner Gnade. Er schütze das Heer und gewähre dem Glauben Stärkung. Christus, der Herr über die Herrschenden, schenke die Freuden des Friedens und Zeiten des Glückes um der Frömmigkeit willen. M4 Siegel (Stempel) Pippins, Nachzeichnung. Erstmalig trägt ein Frankenkönig den römischen Titel „Imperator“. Langobarden Die Langobarden waren ein germanisches Volk, das sich nach langer Wanderung in Oberitalien angesiedelt hatte. Um 600 nahmen sie das Christentum an. 3. Erkläre, auf welche Weise die Königswürde von den Merowingern auf die Karolinger überging. 4. Beurteile die Behauptung, das Frankenreich Chlodwigs sei die „Wiege des christlichen Europa“. 181 DO01408820_178_219_Revolutionen.indd 16.04.2013 13:39:36 Seite: 182 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow Wer hat die Macht im Mittelalter? M1 . . . . 5 . . . . 10 . . Stammesherzöge Während der wiederholten Teilungen des Reiches nach dem Tod Karls des Großen waren die Herzöge erneut zu Macht und Einfluss gelangt. Diese Macht behielten sie zunächst auch noch, als das Ostfranken­ reich seit 882 wieder von einem König regiert wurde. Erst Otto I. schränkte ihre Macht wieder ein. Wusstest du schon … Das Reich Karls reichte von der Nordsee bis zum Mittelmeer und vom Atlantik bis zur Elbe. Vasall (von keltisch „der, der dient“) Die adligen Gefolgs­ leute des Königs, Grafen, Herzöge und Bischöfe, waren ihm durch einen Treueeid als Kronvasallen verbunden. Sie erhielten seinen Schutz sowie Einkünfte und Ämter als Lehen und leisteten dafür ihre Dienste. Sie konnten ebenfalls weitere Unter­ vasallen haben. Dieses System von Vasallen und Lehen sicherte die Herr­ schaft im Reich. 182 . . 15 . . In einer Urkunde aus der Zeit Karls wird über dessen Kaiserkrönung berichtet: Als der König gerade am heiligen Weihnachtstag sich vom Gebet (…) zur Messe erhob, setzte ihm Papst Leo eine Krone aufs Haupt und das ganze Römervolk rief dazu: „Dem erhabenen Karl, dem von Gott gekrönten großen und friedbringenden Kaiser der Römer Leben und Sieg!“ Und nach den lobenden Zurufen wurde er vom Papst nach der Sitte der alten Kaiser durch Kniefall geehrt und fortan Kaiser und Augustus genannt.“ Karl wird Kaiser Oberhaupt aller katholischen Christen war der Papst in Rom. Im Jahr 799 ge­ riet seine Macht durch einen Aufstand von Adligen in Gefahr. Nun suchte Papst Leo III. den Schutz des mächtigen Frankenkönigs. Karl kam ihm zu Hilfe, zog mit einem Heer nach Rom und sicherte Macht und Herrschaft des Papstes. Als beide gemeinsam die Weihnachts­ messe feierten, krönte der Papst Karl zum römischen Kaiser. Drei Jahr­ hunderte nach dem Zerfall des Römischen Reiches war im westlichen Europa wieder ein christliches Kaiser­ reich entstanden. Karl verband die germanischen, römischen und christ­ lichen Wurzeln seiner Herrschaft miteinander. Ein christliches Großreich entsteht Karl wollte Macht und Größe des frü­ heren Römerreiches wieder herstellen. Dazu musste er eine einheitliche Ver­ waltung und Rechtsprechung errichten. Er entzog den Stammesherzögen ihre Macht und beauftragte ihm ergebene Vasallen mit der Verwaltung der Das Zeitalter der Revolutionen M2 Papst und Kaiser erhalten von Christus den Schlüssel zum Himmel und das Schwert überreicht. Französische Buchmalerei aus dem 13. Jahrhundert. Gebiete als Richter und als Befehls­ haber des Militärs. Doch das Reich Karls des Großen blieb nicht lange bestehen. Als Karl im Jahr 814 starb, wurde es unter seinen drei Enkeln aufgeteilt. Nach langem Streit ging schließlich aus dem westfränkischen Reich das heu­ tige Frankreich, aus dem ostfränkischen Reich Deutschland hervor. Otto kämpft um die Macht Im Jahre 936 wurde der Sachsenherzog Otto I. zum neuen König des „Heiligen Römischen Reichs“ gekrönt. Doch schon bald machten ihm die mächtigen Stammesherzöge seinen Herrschafts­ anspruch streitig. Auch seine Brüder forderten Teilhabe an der Macht. Erst nach langen blutigen Kämpfen konnte Otto seine königliche Macht durch­ setzen. Nun setzte er Verwandte als Herzöge über die Stämme ein, Sachsen und Franken behielt er selbst. Zur Ver­ breitung des Christentums gründete Otto im Osten viele neue Bistümer. Mehrfach vergab er Grafschaften an Bischöfe, in einem Fall sogar ein Herzogtum. Damit schränkte er die Macht der weltlichen Herzöge ein. DO01408820_178_219_Revolutionen.indd 16.04.2013 13:39:38 Seite: 183 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow g Brauch der König dessen Nachfolger ein. Papst Gregor VII. (1073 – 85) wollte das ändern. Er untersagte den Königen die Einsetzung der Bischöfe, die so­ genannte Investitur. Der deutsche König Heinrich VI. (1056 – 1084) setzte trotzdem in Mailand einen ­Erzbischof ein. Nun kam es zum Streit zwischen den beiden mächtigen Männern. Schließlich forderte Heinrich den Papst auf, den päpstlichen Stuhl zu ­verlassen. Der schloss darauf König Heinrich aus der Kirche aus und erklärte ihn für ­abgesetzt. p Der lateinische Text auf M 3 unten lautet auf Deutsch: Der König b ­ ittet den Abt, auch Mathilde fleht er an. Ein König unterwirft sich M 3 Heinrich IV. vor der Burg Canossa, neben ihm sein Taufpate, Abt Hugo von Cluny. In der Burg die Markgräfin Mathilde, Besitzerin der Burg. Heinrich gegen Gregor Weltliche und geistliche Aufgaben waren im Mittelalter nicht so klar zu trennen wie heute. Es war Aufgabe des Papstes, die Kaiser und Könige zu krönen. Diese aber waren Beschützer der Päpste. Wer also stand über dem anderen? Viele Bischöfe waren zugleich ­Fürsten und regierten große Länder. Starb ein Bischof, so setzte nach römischem 1. Beschreibe den Bildinhalt von M 2, erläutere die gezeigten Symbole und erkläre, was mit ihnen ausgesagt werden soll. 2. Beschreibe anhand von M 1 die ­Kaiserkrönung Karls des Großen. Heinrich merkte bald, dass das Wort des Papstes auch in Deutschland mehr galt als seines. Mächtige Fürsten forderten Heinrich auf, Buße zu tun und den Papst um Vergebung zu bitten. Um seinen Thron zu retten, zog der König ­mitten im Winter über die Alpen zur Burg ­Canossa in Norditalien, wo sich Gregor aufhielt. Heinrich fiel vor ihm auf die Knie und bat demütig darum, wieder in die Kirche aufgenommen zu werden. Als der Papst ihm schließlich ­verzieh, hatte Heinrich seinen Thron v­ orerst ­gerettet, aber seine Würde ­verloren. Der Investiturstreit zwischen den ­mächtigsten Männern war der Beginn eines Machtkampfes, der für fast drei Jahrhunderte die europäische ­Christenheit immer wieder spaltete. 3. Erläutere am Beispiel des Investitur­ streits Ziele und Absichten des ­Königs, des Papstes und der Herzöge. 4. Führt ein Streitgespräch zwischen König, Papst und den Herzögen über ihre Absichten und Motive im Investiturstreit. 183 DO01408820_178_219_Revolutionen.indd 16.04.2013 13:39:41 Seite: 184 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow Englands und Frankreichs Könige M 1 Wikinger und Normannen Beide Begriffe ­bezeichnen unterschiedliche G ­ ruppen germanischer Herkunft – z. B. Dänen, Schweden, Norweger, die von Skandinavien aus Plün­ derungszüge nach Süden ­unternahmen und später auch eigene Reiche grün­ deten. Diese Eroberer und ­ihre ­Nachfolger werden Normannen (­Nordmänner) genannt. Magna Charta (sprich: Magna Karta), ist die Kurzbezeichnung für die „Große Urkunde der Freiheiten“, lat.: Magna Charta Libertatum. In ihr wurden die Rechte des Königs, vor allem aber auch die des Adels, der Bürger und der Kirche gegenüber dem König schriftlich fest­ gehalten. 184 Das normannische Heer Wilhelms auf dem Weg nach England. Stickerei auf einem Teppich, genannt Teppich von Bayeux, 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts. Wikinger und Normannen Wilhelm der Eroberer Seit dem Ende des 8. Jahrhunderts ­drangen heidnische Wikinger aus Skandinavien auf schnellen Segel­ booten bis an die Küsten Westeuropas vor. Sie landeten auch an den Küsten Englands, Irlands und Frankreichs, plünderten dort Dörfer, Klöster, K ­ irchen und Städte und zogen sich mit der ­Beute wieder zurück. Im 9. ­Jahrhundert gingen die Wikinger dazu über, in den überfallenen Ländern e ­ igene Herrschaftsbereiche zu errichten. ­Norwegische und dänische Wikinger siedelten sich im Norden Schottlands und Englands an. Andere ließen sich an der Westküste des Frankenreiches nieder. Ihr Herzog erhielt vom franzö­ sischen König ein Gebiet als Lehen, die heutige Normandie. Dänische Wikinger­ heere eroberten bis 1016 nach langen Kämpfen England. Wo die Wikinger sesshaft gewordenen waren, nahmen sie nach und nach Sprache und K ­ ultur ihrer neuen Heimat an und wurden Christen. Als im Jahre 1066 der englische König starb, entbrannte ein heftiger Streit um die Nachfolge. Diese Uneinigkeit des Adels nutzte Wilhelm, der Herzog der Normandie, um mit einem großen Heer in England zu landen. Er besiegte die Engländer und ließ sich zum König krönen. Wilhelm der Eroberer, wie er bald genannt wurde, besetzte hohe Staats- und Kirchenämter mit seinen Gefolgsleuten. Er führte in England das Lehnswesen ein. Den Grundbesitz englischer Adliger eignete er sich an und gab den größten Teil als Lehen an seine eigenen Landsleute. Diese mussten ebenso wie ihre Untervasallen einen Treueeid auf den König s­ chwören. Zudem ließ Wilhelm fast das ganze Land in Grafschaften aufteilen, in denen er königliche Beamte einsetzte. Auf diese Weise hielt der König alle Fäden der Macht in seinen Händen. Das Zeitalter der Revolutionen DO01408820_178_219_Revolutionen.indd 16.04.2013 13:39:44 Seite: 185 [Farbbalken für Fogra39] BlacK Cyan Magenta Yellow g Die Magna Charta Der Hundertjährige Krieg Im Jahre 1215 forderten der englische Adel und die reiche Stadt London von ihrem König Johann mehr Freiheiten. Der schwache König gab schließlich nach und unterschrieb die „Große Urkunde der Freiheiten“, die Magna Charta. Sie bot Schutz vor königlicher Willkür. Zudem wurde zum ersten Mal dem König ein gemeinsamer Rat von hohen Geistlichen, Adligen und könig­ lichen Beamten, eine Art Parlament, zur Seite gestellt. Die Magna Charta war Vorläufer vieler europäischer Ver­ fassungen und des Parlamentarismus. Anfang des 14. Jahrhunderts nahmen die Konflikte zwischen England und Frankreich zu. Der französische König Philipp VI. forderte 1337 die Gascogne, die immer noch ein englisches Herzog­ tum war, für Frankreich zurück. Auf der anderen Seite erhob der englische König Ansprüche auf den französischen Königsthron. Ein zerstörerischer Krieg auf französischem Boden begann, der über hundert Jahre dauerte. In ihm stellten sich auch Herzöge, die ­Vasallen des französischen Königs waren, gegen ihren Lehnsherrn. Zwar ­endete der Krieg damit, dass die Engländer sich nach großen A ­ nfangserfolgen fast vollständig aus Frankreich zurück­ ziehen mussten. Doch die Macht der ­französischen Könige war ­geschwächt. Viele Herzöge betrieben nun e ­ ine Macht­politik nach ihren eigenen ­Interessen. Erst etwa drei Jahrhunderte später, in der Zeit des Absolutismus, gelang es den Königen, den französischen Adel immer mehr zu entmachten. König Ludwig XIV. holte die hohen Adligen an seinen Hof und überließ die Verwaltung ihrer Ländereien königlichen Beamten und seinem Militär. Das Königtum in Frankreich Anders verlief die Entwicklung in Frankreich. Dort hatten die Könige ­zunächst nur ein kleines Gebiet rund um die Stadt Paris als Eigenbesitz. Doch es gelang ihnen, durch E ­ rbschaft, Schenkungen und Kauf ihr Herrschafts­ gebiet zu erweitern, z. B. indem sie ­Lehen, die nach Tod des Vasallen ­erloschen, nicht neu vergaben. Durch Heirat und Erbschaft waren große Gebiete Nordfrankreichs an England gefallen. Aber König Philipp II. ­eroberte bis 1214 Teile der englischen Besit­ zungen in Frankreich zurück. Außer­ dem setzte er die königlichen Rechte gegen­über den Herzögen und Grafen energisch durch, indem er eine ­zentrale Verwaltung mit königlichen Beamten einrichtete. Unter ihm stieg Frankreich zu einer bedeutenden europäischen Macht auf. 1. Gib die Entwicklung der Wikinger und Normannen von Räubern und Händlern zu Herzögen und Königen wieder. 2. Erkläre, auf welche Weise Adel und Bürger die Macht des englischen Königs einschränkten. M 2 p Johanna von ­Orléans, ­französische Buchmalerei, 1430 Johanna von Orléans, ein einfaches Bauern­ mädchen, spielte im Krieg zwischen England und Frankreich eine wichtige Rolle. Sie sagte, Stimmen der Heiligen hätten ihr befohlen, Frankreich von der englischen Herrschaft zu befreien. An der S ­ pitze eines Heeres, das ihr be­ geistert folgte, besiegte sie in einer Schlacht bei Orleáns die Engländer. Später wurde sie jedoch von burgundischen Adligen in einen Hinterhalt gelockt, den Engländern ­übergeben, als „Hexe“ verurteilt und verbrannt. 3. Erläutere Ursachen und Folgen des Konflikts zwischen Frankreich und England. 4. Vergleiche die Entwicklung der Königsherrschaft in England, in F­ rankreich und Deutschland (S. 180 ff.) miteinander. 5. Recherchiere im Internet über Johanna von Orléans. 185