Vortrag - Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik

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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Psychodynamische Therapie von
sozialen Angststörungen
Prof. Dr. med. Peter Joraschky
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik am
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
Oktober 2013
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Seite 1
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
1. Soziale Angststörung – Phobie oder
Persönlichkeitsstörung
2. Entstehungsmodelle der Sozialen Phobie
3. Selbstkonzepte und ihre Veränderung
4. Wirksamkeit stationärer Psychotherapie
5. Scham
6. Psychodynamik
7. Therapie
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
1.
Soziale Angststörung –
Phobie oder Persönlichkeitsstörung
Überlappung von vermeidendselbstunsicherer Persönlichkeitsstörung mit der Sozialen Phobie
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Diagnostische Kriterien der Sozialen Phobie nach ICD-10
A: deutliche Furcht und/oder Vermeidung im Zentrum der
Aufmerksamkeit zu stehen, sich peinlich oder erniedrigend zu verhalten
Auftreten der Ängste in sozialen Situationen, wie Essen und
Sprechen in der Öffentlichkeit, Hinzukommen oder Teilnahme an kleinen
Gruppen
B: mind. zwei Angstsymptome in gefürchteten Situationen, mind. einmal
seit Auftreten der Störung sowie zusätzl. mind. eines der gen. Symptome:
Erröten / Zittern, Angst zu Erbrechen, Miktions- o. Defäktionsdrang bzw.
Angst davor
C: deutliche emotionale Belastung durch Angst o.
Vermeidungsverhalten, insofern dieses als übertrieben beurteilt und
unvernünftig wird
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Die Soziale Phobie
• Lebenszeitprävalenz zwischen 12% und 14% (Stein, 2006)
• Erkrankung tritt oft relativ früh im Leben auf, erste Symptome nach
Longitudinalstudien bereits im Kindes- bzw. Jugendalter
• zumeist chronischer Verlauf der Erkrankung
• später Weg in die psychotherapeutische Behandlung
• hohe Komorbidität mit affektiven Störungen, Abhängigkeitserkrankungen  erschwerter Behandlungsverlauf
• schwerere Beeinträchtigungen in allen Lebensbereichen, höhere
Depressivität und Komorbidität, weniger erfolgreiche Behandlungen als
bei anderen Psychotherapiepatienten (Pöhlmann 2009)
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Typische Situationen, die sozialphobische Angst auslösen
Leistungssituationen*
•
•
•
•
•
Öffentliches Reden
Vor anderen Essen
Vor anderen Trinken
Vor anderen Schreiben
Betreten eines Raumes, in
dem bereits andere sitzen
• (mündliche) Prüfungen
Interaktionssituationen
• Konversation am Telefon
• Unterhaltung mit Fremden
• Besuch einer Konferenz, Feier,
Versammlung
• Kontakt mit dem anderen
Geschlecht
• Kontakt mit Autoritätspersonen
• Reklamation in Geschäften
*Leistung (engl. performance): Handlungen, die im weiteren Sinn einer Beobachtung und Bewertung
durch andere Personen unterliegen
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Social
Anxiety
Liebowitz SocialLiebow
Anxietyitz
Scale
(LSAS
1999)Scale LSAS (1999)
W elches Ausmaß an Angst/Unbehagen lösen die folgenden
Situationen bei Ihnen aus?
P = Aktiv
W ie sehr versuchen Sie diese Situationen zu vermeiden?
S = Z wischenmenschl.
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Angst/F urcht
Vermeidungs
verhalten
0 = keine
0 = nie
1.T elefonieren in der Ö ffentlichkeit
P
2. T eilnahmen an einer Aktivität in kleiner G ruppe
P
3. In der Ö ffentlichkeit essen
P
4. In der Ö ffentlichkeit trinken
P
5. Mit einem Vorgesetzten/Autoritätsperson sprechen
S
6. Vor Publikum auftreten, handeln, sprechen
P
7. Z u einem F est/Party gehen
8. Bei der Arbeit beobachtet zu werden
S
P
9. Beim Schreiben beobachtet zu werden
P
10. Mit jemanden telefonieren, den man kaum kennt
S
O O O O O
O O O O O
11. Mit jemanden sprechen, den man kaum kennt
S
O O O O O
O O O O O
12. Mit F remden zusammentreffen
S
O O O O O
O O O O O
13. Benützen einer öffentl. T oilette
P
O O O O O
O O O O O
14. Einen Raum betreten, in dem andere bereits sitzen
P
O O O O O
O O O O O
15. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen
S
O O O O O
O O O O O
16. O hne Vorbereitung auf einer Veranstaltg. sprechen
P
O O O O O
O O O O O
17. An einem T est teilnehmen
P
O O O O O
O O O O O
18. G egenüber jemandem, den man kaum kennt, seine fehl.
Z ustimmung oder Anerkennung äuß ern
S
O O O O O
O O O O O
19. Jemandem, den man wenig kennt, direkt in die Augen schauen
S
O O O O O
O O O O O
20. Vor einer G ruppe einen vorbereiteten mündl. Bericht geben
P
O O O O O
O O O O O
21. Eine Liebes- oder Intimbeziehg. aufnehmen
P
O O O O O
O O O O O
22. W aren in einem G eschäft umtauschen
S
O O O O O
O O O O O
23. Ein F est/Party geben
S
O O O O O
O O O O O
S
O O O O O
O O O O O
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24. Dem hohen Druck eines Verkäufers widerstehen
(0%)
1= gering
1 = gelegentlich
(1% - 33 %)
2 = mäß ig
2 = häuig
(34% - 67%)
3 = stark
3 = (fast) immer
(68% -100 %)
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Vermeidend-selbstunsichere
Persönlichkeitsstörung
Soziale Phobie
• tiefgreifendes Muster sozialer Gehemmtheit,
Insuffizienzgefühlen und Überempfindlichkeit
gegenüber negativer Beurteilung
A. Dauerhaft übertriebene Angst vor einer/
mehreren sozialen bzw.
Leistungssituationen und Befürchtung,
dass Verhalten oder Angstsymptome
demütigend/peinlich sind
• Beginn: frühes Erwachsenenalter
• manifestiert sich in verschiedenen
Situationen
• mindestens vier Kriterien:
– Vermeidung enger
zwischenmenschlicher Kontakte aus
Angst vor Kritik, Missbilligung
– Widerwillen gegenüber unsicheren
sozialen Beziehungen
– Zurückhaltung in intimen Beziehungen
aus Angst, beschämt oder lächerlich
gemacht zu werden.
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B. Konfrontation ruft fast immer Angst hervor
C. Erleben der Angst als übertrieben
D. Vermeidung oder intensive Angst
E. Beeinträchtigung der Lebensführung,
schulische/berufliche Funktionsfähigkeit
oder soziale Aktivitäten/Beziehungen
 Diese Kriterien führten in empirischen
Untersuchungen zu starken Überlappungen.
Seite 10
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Vermeidend-selbstunsichere
Persönlichkeitsstörung
Soziale Phobie
• Beschäftigung mit Kritik oder Ablehnung in
sozialen Situationen
F. < 18 Jahre: Dauer mindestens 6 Monate
• Hemmung in neuen zwischenmenschlichen
Situationen
• Selbstbewertung als gesellschaftlich
unbeholfen, unattraktiv oder unterlegen
• Scheu gegenüber persönlichen Risiken,
weil sich dies als beschämend erweisen
könnte
G. Keine Substanzwirkung/organische
Ursache/andere psychische Störung
H. organische Erkrankung/andere
psychische Störung oder Zusammenhang
mit Angst
•
Generalisiert: in den meisten sozialen
Situationen
 Diese Kriterien führten in empirischen
Untersuchungen zu starken Überlappungen.
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Das Kontinuitätsmodell der Sozialen Phobie
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Diagnostische
Schwelle
Häufigkeit
nicht generalisiert
generalisiert
Selbstunsichere
Persönlichkeitsstörung
Schweregrad
Normalbereich
Soziale Phobie
Schüchternheit
Subklinische soziale Ängste
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Generalisierte
Sozialphobie
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70 – 90 %
Vermeidende
Persönlichkeitsstörung
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Komorbidität mit anderen psychischen Störungen
(NCS-Studie; Magee et al., 1996)
%
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
90
81
80
70
60
50
37,6
37,2
40
30
23,9
23,3
20
14,6
15,8
13,3
10,9
14,8
10,9
10
5,3
tk
om
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G
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0
Seite 14
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Chronifizierungs-Merkmale
(nach Lieb und Müller 2002, Hazen und Stein 1995)
• Selten verheiratet
• Selten Partner
• Leben häufig bei den Eltern
• Keine sexuellen Erfahrungen (bis zu 60 Prozent)
• Interpersonelle Schwierigkeiten
• Berufliche Entwicklung beeinträchtigt
• Sozioökonomischer Status gering
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Ätiologie
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Seite 16
Auslösende Faktoren
Kritische Lebensereignisse
Erhöhte soziale Anforderungen
SozialeUND
Traumata
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE
PSYCHOSOMATIK
Psychologische Vulnerabilitäten
Grundüberzeugungen
Kompetenzdefizite
Bindungsstil
Perfektionismus
Biologische Vulnerabilitäten
Amygdala-Dysfunktion
Neurotransmitter
behavioral inhibition
preparedness
SOZIALE PHOBIE
Aufrechterhaltende Faktoren
Kognitive Verzerrungen
Erhöhte Selbstaufmerksamkeit
Sicherheitsverhalten
Vermeidungsverhalten
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Vulnerabilitätsmodell
Seite 17
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Verhaltensgehemmtheit – behavioural inhibition
(nach Kagan et al. 1984)
Kinder ab dem Alter von 2 Jahren zeigen in 10 bis 15 %
stark gehemmtes Verhalten
in sozialen und nicht sozialen neuartigen unbekannten Situationen
verbunden mit autonomer Aktivierung
(hohe Herzrate, Pupillenerweiterung, erhöhte Muskelspannung,
erhöhte Noradrenalin- und Speichelkortisolwerte)
genetisch bedingt (50 % nach Smoller et al. 2001)
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Seite 18
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Schüchternheit im Erwachsenenalter (Asendorpf
1989)
diffuses Gefühl von Befangenheit
Hemmung spontanen sozialen Verhaltens
Ängste, von anderen negativ bewertet zu werden
Unterschätzung der eigenen sozialen Kompetenz
Zuschreibung sozialer Missgeschicke auf die
eigene Unfähigkeit statt auf das Verhalten anderer
oder situativer Umstände
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Entwicklung von Schüchternheit, Internalisierungsproblemen und sozialem
Rückzug (nach Asendorpf, 1999)
Umweltrisiken
Genetische Risiken
Neuropsychologische Risiken
Insensitive Mutter
Niedrige Reisschwelle
Geringe Anpassungsfähigkeit
Inadäquater Erziehungsstil
Typ C Bindung
Schüchternheit in unbekannten Situationen
Schüchternheit in neuer Kindergartengruppe
Nichtbeachtung durch Gleichaltrige
Sozialer Rückzug
Ablehnung durch Gleichaltrige ab 2. Klasse
Sozialer Rückzug und Internalisierungsprobleme
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Potentielle Kindheitsbelastungsfaktoren bei Sozialer Phobie
(nach Chartier, Walker u. Stein 2001; statistisch signifikant P < 0.05 gegenüber der Kontrollgruppe)
signifikant häufiger bei Sozialphobie als bei Phobien und Depressionen *
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Straffälligkeit
Inanspruchnahme der Jugendfürsorge
Wegrennverhalten von zu Hause *
Mangel einer engen Beziehung mit einem Erwachsenen *
elterliche psychiatrische Erkrankung *
mehr als drei Umzüge in der Kindheit
schwerer körperlicher Missbrauch *
schwerer sexueller Missbrauch
Schulversagen *
spezielle Erziehungsprobleme *
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Seite 21
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Elterlicher Erziehungsstil: Ignorieren vs. Überfürsorge
(Lieb et al. 2000)
• Die Eltern können ihre eigenen Gefühle sozialer Bedrohtheit an
das Kind weitergeben, dem Kind eine grundlegende
Überbewertung feindlicher Umweltsignale vermitteln. Dabei
können sie sich auch überprotektiv verhalten.
• Direktes kontrollierendes, feindliches oder abweisendes
Verhalten gegenüber dem Kind, z. B. Überkontrolle der
kindlichen biologischen Rhythmen (Schlaf, Ernährung,
Ausscheidung u. a.)
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Seite 22
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
3.
Selbstkonzepte und
ihre Veränderung
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Seite 23
Selbstkonzept
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Aktiviertes
Selbstkonzept
Selbstkonzept
Intrapersonale
Prozesse
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Interpersonale
Prozesse
Seite 24
aktiviertes Selbstkonzept
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
intrapersonale Prozesse
interpersonale Prozesse
• Selbst-relevante
Informationsverarbeitung
• Soziale Wahrnehmung
• Emotionsregulation
• Gestaltung sozialer
Interaktionen mit anderen
• Motivationale Prozesse
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• Sozialer Vergleich
Seite 25
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Das Selbstkonzept
von Sozialphobikern
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Selbstdiskrepanztheorie (Straumann & Higgins, 1987)
• Selbstrepräsentiationen: Ist-Selbst, Ideal-Selbst und Soll-Selbst
• Ideal-Selbst und Soll-Selbst sind Standards für die Regulation
des Ist-Selbsts.
• Deutliche Diskrepanzen zwischen dem Ist-Selbst und den
Standards führen zu emotionalem Stress und Versuchen, die
Diskrepanz zu reduzieren.
• Das Soll-Selbst enthält das Selbst, das das Individuum glaubt,
dass andere von ihm erwarten, das es ist.
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Klarheit des Selbstkonzepts
(Campbell, 1990; Wilson & Rapee, 2006)
• Die Klarheit des Selbstkonzepts ist ein struktureller Aspekt des
Selbstkonzepts, der beinhaltet, wie klar und eindeutig Elemente
des Selbstkonzepts definiert sind, wie widerspruchsfrei sie sind
und wie stabil über die Zeit
(Cambell, 1990; Campbell & Lavallee, 1993; Campbell et al., 1996)
• Klarheit des Selbstkonzepts korreliert positiv mit Selbstwert und
positivem Affekt und negativ mit Neurotizismus und negativen
Affekt
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
• Schüchternheit und Sozialphobie:
„chronische Selbstzweifel“ (Arkin, 1987)
„instabile Selbstschemata“ (Clark & Wells, 1995)
• Personen, die bzgl. Ihres Selbstkonzepts unsicher sind, werden
stärker von anderen beeinflusst
• Negative Bewertungen durch andere haben stärkere
Auswirkungen
• Sozialphobie: Negative Interaktionen werden als Beleg für
negative Selbstanteile interpretiert
• Angst vor Bewertung durch andere
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
4.
Wirksamkeit stationärer Psychotherapie
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Seite 30
Stichprobe
AN – EN (N = 75)
n
%
Geschlecht w
m
56
19
74.7
25.3
Familienstand
verheiratet
ledig
getrennt / geschieden
verwitwet
22
45
7
1
29.4
60.0
9.3
1.3
fester Partner
kein Partner
wechselnde Partner
41
30
2
54.6
40.0
Alter
18 – 61
33.0
11.7
LSAS
52 – 140
86.3
22.2
Nicht generalisiert
Generalisierte SP
15
60
20.0
80.0
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Häufigkeit und Komorbidität in der Psychosomatik
Häufigkeit der sozialen Phobie
22%
Klinisches Interview (DIAX)
Häufigkeit der sozialen Phobie
7%
Klinische Diagnosen
Anzahl der Diagnosen (DIAX):
– Sozialphobiker
3.2
– Andere
2.6
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Psychosomatik Patienten
Depressivität (BDI)
30
27
25
21
21
19
20
17
15
15
12
9
10
5
0
Aufnahme
nach 4 Wo
andere Patienten
Entlassung
Sozialphobiker
1 Jahr nach EN
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Selbstkonzept
Sozialphobie Agoraphobie
FSKN – Leistung - Selbstwert
100
Leist: Leistungsfähigkeit
Problem: Problembewältigung
Verhalten: Verhaltens- &
Entscheidungssicherheit
SWS: Selbstwertschätzung
E - G: Empfindlichkeit /
Gestimmtheit
90
80
70
60
50
25
40
23
24
16
18
20
5
6
0
Leist
Problem
7
22
17
9
10
28
24
30
15
6
Agoraphobie
komorbid
Soziale Phobie
Verhalten
SWS
E-G
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Erste Ergebnisse zum Langzeiterfolg
psychosomatischer Psychotherapie
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Seite 37
50
45
Summenwert (LSAS)
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Aufnahme
Entlassung
LSAS Angst
1-Kat
5-Kat
LSAS Vermeidung
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Soziale Ängste im Langzeitverlauf


62.5% erfüllen 5 Jahre nach Entlassung immer noch
die Kriterien der Sozialen Phobie (SKID)
lt. LSAS cut-off-Werten weisen
29,2 % eine nicht generalisierte SP
16,7 % eine mäßig generalisierte SP
12,5 % eine deutlich generalisierte SP
8,3 % eine schwer generalisierte SP auf
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Frankfurter Selbstkonzept-Skala
Selbstkonzept
(Deusinger, 1986)
(a priori definierte Grenzen)
negativ
neutral
positiv
FSAL
Leistungsfähigkeit
1
30
40
60
10
30
40
60
6
18
24
36
10
30
40
60
6
18
24
36
12
36
48
72
6
18
24
36
6
18
24
36
6
18
24
6
18
24
FSAP
Problembewältigung
FSVE
Verhaltens- u. Entscheidungssicherheit
FSSW
Selbstwertschätzung
FSEG
Empfindlichkeit und Gestimmtheit
FSST
Standfestigkeit
FSKU
Soziale Kontakt u. Umgangsfähigkeit
FSWA
Wertschätzung durch andere
FSIA
Irritierbarkeit durch andere
36
FSGA
Gefühle und Beziehungen zu anderen
Soziale Phobie (nPRÄ=54)
Agoraphobie (nPRÄ=35)
komorbide Soziale Phobie mit Agoraphobie (n=30)
Normstichprobe 17-77 J. nach Deusinger, 1986 (n=540)
36
Frankfurter Selbstkonzept-Skala
Selbstkonzept
(Deusinger, 1986)
(a priori definierte Grenzen)
negativ
neutral
positiv
FSAL
Leistungsfähigkeit
10
30
40
60
10
30
40
60
6
18
24
36
10
30
40
60
6
18
24
36
1
36
48
72
6
18
24
36
6
18
24
36
6
18
24
36
6
18
24
36
FSAP
Problembewältigung
FSVE
Verhaltens- u. Entscheidungssicherheit
FSSW
Selbstwertschätzung
FSEG
Empfindlichkeit und Gestimmtheit
FSST
Standfestigkeit
FSKU
Soziale Kontakt u. Umgangsfähigkeit
FSWA
Wertschätzung durch andere
FSIA
Irritierbarkeit durch andere
FSGA
Gefühle und Beziehungen zu anderen
PRÄ
Soziale Phobie
POST
PRÄ
POST
PRÄ
komorbide Soziale Phobie mit Agoraphobie
POST
Agoraphobie
Normstichprobe nach Deusinger (1986)
Interpersonale Problembelastung bei SP zu Therapiebeginn
Interpersonale Problembelastung bei SP zu Therapiebeginn
PA zu dominant
25
NO zu aufdringlich
20
BC zu streitsüchtig
15
SozPhob
10
AgoPhob
5
LM zu fürsorglich
0
DE zu abweisend
komorb. SozPhob &
AgoPhob
Norm-SP (Brähler et
al., 1998)
JK zu ausnutzbar
FG zu introvertiert
HI zu selbstunsicher
zu autokratisch PA
30
25
zu expressiv NO
20
zu streitsüchtig BC
15
10
5
zu fürsorglich LM
0
zu ausnutzbar JK
zu abweisend DE
zu introvertiert FG
zu selbstunsicher HI
SozPhob Prä
AgoPhob Prä
SozPhob Post
AgoPhob Post
komorb. SozPhob & AgoPhob Prä
Norm-SP (Brähler, 1998)
komorb. SozPhob & AgoPhob Post
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Befinden und Lebenszufriedenheit zu 5-Kat
 46,6 % schätzen ihr Befinden als schlecht ein
 therapiebedingende Beschwerden sind bei 46.3 % deutlich gebessert,
46,3 % wenig gebessert bzw. unverändert sowie 7.4 % verschlechtert
 76, 2 % ambulante Weiterbehandlung auf Empfehlung, in 42,9 %
Verzögerungen durch fehlende Behandlungsplätze bzw. Therapeuten
beanspruchte PT-Angebote im Kat-zeitraum:
Tiefenpsycholog. Behandlung 41, 8 %, Analyse 9,1 %, Verhaltenstherapie
32, 7 %, Gruppentherapie 9,1 %, Selbsthilfegruppe 12,7 %, erneuter
stationärer Aufenthalt 21, 8 %
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
5.
Scham
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Seite 45
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Friedrich Nietzsche:
„Einem Menschen, der Tiefe in der Scham hat, begegnen auch seine Schicksale
und zarten Entscheidungen auf Wegen, zu denen wenige je gelangen und um
deren Vorhandensein seine Nächsten und Vertrautesten nicht wissen dürfen:
Seine Lebensgefahr verbirgt sich ihrem Auge und eben seine wiedereroberte
Lebens-Sicherheit.
Ein solch Verborgener, der aus Instinkt das Reden zum Schweigen und
Verschweigen braucht und unerschöpflich ist in der Ausflucht von Mitteilung, will
es und fördert es, dass eine Maske von ihm an seiner statt in den Herzen und
Köpfen seiner Freunde herumwandelt; und gesetzt, er will es nicht, so werden ihm
eines Tages die Augen darüber aufgehen, das es trotzdem eine Maske von ihm
gibt – und dass es gut so ist.“
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Sechs Formen der Scham (S. Marks 2007)
1. Schamgefühle, die dadurch ausgelöst werden, dass man den
herrschenden Erwartungen und Normen nicht entspricht. Dies
kann sich auf den eigenen Körper beziehen (etwa wenn man sich
für sein Aussehen schämt) oder auf persönliche Eigenschaften
oder Fähigkeiten (etwa wenn man sich dafür schämt, Analphabet
zu sein). Diese Form von Scham bezeichnet Marks als
Anpassungs-Scham; sie bezieht sich auf die eigene Person.
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Sechs Formen der Scham (S. Marks 2007)
2. Im Unterschied dazu bezieht sich Gruppen-Scham auf andere
Personen, etwa wenn man sich für ein psychisch krankes
Familienmitglied schämt.
3. Auch die mitgefühlte oder empathische Scham bezieht sich auf
andere Personen: Wir fühlen mit, wenn wir Zeuge der
Beschämung eines Mitmenschen sind.
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Seite 48
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Sechs Formen der Scham (S. Marks 2007)
4. Eine weitere Ausprägung ist die Schamhaftigkeit oder
Intimitäts-Scham. Sie hat die Aufgabe, die eigene Privatsphäre
gegenüber anderen zu schützen (z. B. indem wir persönliche
Gefühle nicht in der Öffentlichkeit hinausposaunen).
5. Wenn die Privatsphäre in traumatischer Weise durch andere
Menschen verletzt wurde (etwa durch Missbrauch oder
Vergewaltigung), bleibt bei den Opfern charakteristischerweise
traumatische Scham zurück.
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Seite 49
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Sechs Formen der Scham (S. Marks 2007)
6. Diese Schamgefühle sind verschieden von den Gefühlen eines
Täters, der sich für sein Handeln schämt; diese nennt Marks
Gewissens-Scham.
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Seite 50
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Die zentrale Bedeutung der Scham für die
Psychodynamik sozialer Ängste (G. O. Gabbard)
1. Scham ist ein Verhalten in hohem Maße
motivierender Affekt. Jeder Mensch unternimmt
viel, um nicht beschämt zu werden.
2. Scham ist ein selbstreflexiver Affekt, der die
Inkongruenz zwischen Realität und Ideal des
Selbst markiert.
„Beschämung verwandelt Unterschiede in
Wertmängel“ (G. Neckel 1989)
3. Scham ist ein eminent sozialer Affekt. Schon die
Vorstellung von Scham ist kaum möglich, ohne die
gleichzeitige Vorstellung eines sozialen
Gegenübers. G. H. Seidler: „Der Blick des
Anderen“ (als Titel seiner Monographie über die
Scham 1995/2001). Schuld kann man ganz für sich
empfinden.
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nach S. O. Hoffmann
Seite 51
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Die zentrale Bedeutung der Scham für die
Psychodynamik sozialer Ängste (G. O. Gabbard)
4. Scham bedingt wesentlich ein körperliches
Gefühl des Entblößtseins, des Bloßgelegtseins,
dem idealen anderen nicht genügen zu können.
Dazu:
Die Schamlosigkeit des Exhibitionisten stellte
das dynamische Gegenteil dar – als Abwehr
betrachtet, pervertiert er die eigene Angst
(unvollkommen zu sein) in die Angst der
Beobachterin. So verschafft die Angst der
anderen Lust.
nach S. O. Hoffmann
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Schamvulnerabilität
Äußeres Auge

Inneres Auge

Soll-Selbst
Ideal-Selbst
Inkongruenz
Inkongruenz
Real-Selbst
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Seite 53
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
6. Psychodynamik
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Triangulierungskonflikte
• Der Triangulierungskonflikt ist eine
Weiterentwicklung des Autonomiekonfliktes im 3. Lebensjahr.
• Verschiedene, alternative Zweierbeziehungen werden zur gleichen Zeit erlebt. Dadurch entsteht
der Loyalitätskonflikt zwischen Zweierbeziehungen, z. B.
zwischen Beziehungen zur Mutter und zum Vater.
• Innerhalb der Zweierbeziehung betrachtet, ist es ein Konflikt
zwischen Abwendung und Festhalten.
• Das Scheitern der Triangulierung führt zur Fixierung von
Loyalitätskonflikten, zu Ausschließungsgefühlen.
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Psychodynamik und Pathogenese sozialer Ängste
 Die defizitäre Konzeption des eigenen Selbst
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Seite 56
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Die narzisstische Dynamik I:
Die defizitäre Konzeption des eigenen Selbst
Fast durchgängig haben Menschen mit sozialen Ängsten eine defizitäre
Selbstsicht.
 Sie geht häufig mit der Gewissheit einher, für die soziale Umwelt eine
Zumutung („indiskutabel“, „das Letzte“) darzustellen.
Zwei Ursachen (aus einer Reihe von möglichen):
– Kompromisslösung zwischen real abwertender (biographischer)
Umgebung und Selbstwahrnehmung durch Unterwerfung,
Diskrepanz der Selbstkongruenz
– Selbstentwertungen durch ein rigides Über-Ich werden projiziert auf
Entwertungen von außen. Wechselspiel des „inneren“ und „äußeren“
Auges.
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Seite 57
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Psychodynamik und Pathogenese sozialer Ängste
 Die kompensatorisch überhöhte Selbstsicht
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Seite 58
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Die Narzisstische Dynamik II:
Die kompensatorisch überhöhte Selbstsicht
• Eine Veränderung des Selbst im Sinne einer Überhöhung
dürfte in der Mehrzahl der Fälle einen kompensatorischen
Vorgang zur Abwehr unerträglicher Gefühle von Kleinheit und
Minderwertigkeit darstellen.
• Die Veränderung des Selbst im Sinne eines Größenselbst ist
dem Betroffenen in der Regel unbewusst.
Beispiel: Perfektion der Leistung, begeisternde Präsentation
• Die angestrebte Perfektion der Leistung soll Sicherheit bringen,
bewirkt aber verstärkte Unsicherheit.
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Seite 59
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Psychodynamik und Pathogenese sozialer Ängste
 Die Schicksale des Bindungsverhaltens
(Attachementtheorie von Bowlby)
nach S. O. Hoffmann
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8. Therapie
„Errötend folgt er
ihren Spuren...“
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Spezifische Elemente der ZBKT-Therapie für Patienten
mit einer Sozialen Phobie
Element 1: Sprich früh in der Behandlung (oder schon in der
Diagnostik) den Affekt der Scham an und weise ihm eine für die
Störung entscheidende Bedeutung zu.
Element 2: Konfrontiere den Patienten mit seinen unrealistisch
überhöhten Ansprüchen an sich selbst.
Prinzip 3: Vermittle schonend aber beständig dem Patienten die
Zuschreibung (Projektion) von eigenen Ansprüchen und eigener
Abwertung an die anderen.
nach S. O. Hoffmann
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Seite 62
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Spezifische Elemente der ZBKT-Therapie für Patienten
mit einer Sozialen Phobie
Element 4: Fordere den Patienten zu einem aktiven Aufsuchen der ihn
schreckenden Situationen auf und ermuntere ihn, sich diese genau
anzusehen.
Element 5: Vergiss nicht, dass viele Menschen mit sozialen Ängsten
aufgrund ihrer oft langen Krankheitserfahrung in ihren sozialen
Fertigkeiten tatsächlich defizitär sind. Supportive Maßnahmen („Soziales
Lernen“) haben hier einen besonderen Stellenwert. Von besonderer
Bedeutung erscheint die Etablierung des „Inneren Dialogs“.
Element 6: Achte in Deiner Gegenübertragung in besonderer Weise
darauf, ob Du den Patienten respektierst. Erst dann bist Du für ihn bei
der Revision seines gestörten Selbstbildes hilfreich.
nach S. O. Hoffmann
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Einbeziehung übender Elemente und
Symptomexposition
• Schulenübergreifende Einigkeit über Notwendigkeit von
Exposition und Konfrontation
(Hoffmann 2002, 2003, 2008; Leichsenring et.al. 2008; Clark & Wells 1995)
• Rollenspiele in der Gruppentherapie
• „Hausaufgaben“
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Seite 64
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Therapeutische Haltung
• Aktiv, strukturierend, motivierend
• Therapeut als Modell im Umgang mit eigenen Schwächen
(vgl. Hoffmann 2002, 2003, 2008)
• Zurückweisung von (Selbst-) Abwertungen und (Selbst-)
Entwertungen (vgl. Hoffmann 2002)
• Fokus auf positive Veränderungen, Ressourcen
• Therapeut erklärt, informiert
• Hinweis auf Vermeidung und deren Folgen
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Mögliche Schwierigkeiten
• Bisherige Erfahrungen mit stationären Patienten:
• Vermeidung von Exposition, Rollenspielen, Hausaufgaben
• Transfer in den Alltag
• Schweigen
• Harmonisierende, regressive Gruppennormen
• Zu hohes Erregungs-und Angstlevel
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Seite 66
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Prof. Dr. med. Peter Joraschky
peter.joraschky@
uniklinikum-dresden.de
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Seite 67
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
ANHANG
Verhaltenstherapeutische Ansätze bei
sozialen Ängsten
Assertiveness-Training
(De Muynck u. Ullrich 1976)
Training sozialer Kompetenz
(Hinsch u. Pfingsten 1983)
Kognitive Verhaltenstherapie
(Heimberg, Hope et al. 2000, Clark u. Wells 1995, Stangier et al. 2003, Fydrich
2003)
Kombiniertes Vorgehen kognitiv-ressourcenorientiert
(Willutzki et al. 2003)
Ziele der kognitiven Verhaltenstherapie
Bearbeitung der
negativen Erwartungen hinsichtlich der Interaktion mit anderen Menschen
ungünstigen Interpretation der eigenen Person
ungünstigen Verhaltensweisen (Soziale Performanz)
Kognitionen von Patienten mit Sozialer Phobie
(nach Clark und Wells, 1995)
Übertrieben hohe Standards für das Auftreten in sozialen Situationen
Konditionale (d.h. in sozialen Situationen auftretende) Überzeugungen über
ungünstige oder gar „katastrophale“ Konsequenzen des eigenen Verhaltens
oder der Erscheinung
Unkonditionale (d.h. eher dauerhaft vorhandene) negative und abwertende
Überzeugungen über die eigene Person
Das kognitive Modell von Clark und Wells (1995)
Situation
z.B. in Vorbereitung auf ein Meeting
Frühe Erfahrung
z.B. von Lehrer vor Klasse wegen stockendem Vortrag abgewertet worden
Gedanken
z.B. „Ich werde bei meinem Beitrag stammeln, meine Kollegen werden das bemerken und
denken, ich bin ein Trottel. Ich werde in letzter Konsequenz meinen Job aufgeben müssen.“
Selbstfokussierung der Aufmerksamkeit/Kognitive Repräsentation des Selbst
z.B. Vorstellung, vorne zu stehen, wie ein Kasper zu wirken, bleich, mit herabtropfenden
Schweißperlen, mit unkoordinierter Bewegungen, wie ein Betrunkener zu lallen;
Kollegen flüstern sich zu: „Wie armselig und jämmerlich“
Sicherheitsverhalten
Angstsymptome
Vorher z.B. sich ein detailliertes Konzept
ausarbeiten, einen Tranquilizer nehmen.
Während des Vortrags z.B. sich den
nächsten Satz zurechtlegen, Pausen vermeiden,
regelmäßig aus Glas Wasser trinken, sich die
Stirn mit einem Taschentuch abwischen
z.B. Herzklopfen,
Mundtrockenheit, Schwitzen,
Kurzatmigkeit, Kopfleere
Metaanalyse zur Wirksamkeit von psychologischen
Behandlungsansätzen bei Sozialen Phobien
(Effektstärken mit Anzahl der zugrunde liegenden Studien in Klammern)
Gould et al., 1997
Ruhmland & Margraf (2001)
Cohen‘s d1
ES2
Kognitive Umstrukturierung + Exposition:
0.80 (8)
1.07 (17)
Exposition alleine:
0.89 (9)
1.76 (7)
Kognitive Umstrukturierung alleine:
0.60 (4)
1.13 (3)
Soziale Kompetenztrainings:
0.60 (3)
0.85 (2)
Entspannungstraining
0.44 (2)
Wartelisten-Kontrollbedingung
0.03 (5)
Kognitive Verhaltenstherapie insgesamt:
1
Kontrollierte Effektstärken, 2 Prä-Post-Effektstärken
0.74 (27)
(keine Angabe)
Psychopharmakologische Behandlungsansätze bei Sozialen
Phobien: Ergebnisse der Metaanalyse von Gould et al. (1997)
(Effektstärken mit Anzahl der zugrunde liegenden Studien in Klammern)
Cohen‘s d
Irreversible Monoaminoxidase-Hemmer (z.B. Phenelzin)
0.64 (5)
Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (Paroxetin, Fluvoxamin, Sertralin)
1.89 (2)
Benzodiazepine (Clonazepam, Alprazolam)
0.72 (2)
Buspiron
-0.08 (1)
Betablocker (Atenolol)
-0.50 (3)
Reversible Monoaminoxidase-Hemmer (Moclobemid, Brofaromin)
(keine Angaben)
Psychopharmakologische Behandlungsansätze insgesamt:
0.62
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Psychoanalytisch-interaktionelle Methode
(Heigl-Evers& Ott 1998, Streeck 2007)
• Behandlung struktureller Störungen
• Antwortender Modus vs. Deutung
– Therapeut ist nicht neutraler Beobachter, sondern gibt selektiv
eigenes Erleben und Handlungsimpulse zu erkennen sofern
entwicklungsförderlich
– Kaum Interpretationen, Deutungen oder Aufforderung zur
Selbstreflexion
– Ähnlich einem Alltagskontakt
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Seite 75
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
PIM und Prinzip Antwort
• Aufmerksamkeit der Patienten auf das Gegenüber gelenkt und
auf das was „zwischen“ ihm und anderen passiert
• Nicht „warum“ verhalte ich mich auf eine bestimmte Weise,
sondern Fokussierung darauf, „wie“ sich mein Verhalten und
das meines Gegenübers wechselseitig bedingen
• Beachtung individueller Toleranzgrenzen
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Seite 76
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
PIM und soziale Ängste
• Fokus auf Beziehungen
• Einbeziehung der in der Gruppe entstehenden und sich
entwickelnden Beziehungen
• Antiregressiv
• Besserer Transfer in den Alltag
• Interventionen ausgerichtet auf Förderung von Ich-Funktionen
• Ich-Stärkung im Sinne einer Ressourcenorientierung
(vgl. Willutzki et.al., 2004)
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Seite 77
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Komplexe soziale Fähigkeiten
Implizites Beziehungswissen darüber, wie wir den Kontakt mit
anderen gestalten
– Komplexität vs. Vereinfachung
– Aneignung komplexer Fähigkeiten vs. Kategorien sozial
„richtigen“ Verhaltens
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Seite 78
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Stichprobe
und Instrumente
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Einschlusskriterien
DIAX : Diagnose Soziale Phobie
positiv
negativ
Liebowitz-Skala (LSAS)
kein Einschluss
Score < 51
kein Einschluss
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Score >=51
mittelschwere Soziale Phobie
Seite 80
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Instrumente
o Liebowitz Soziale Angst Skala (LSAS, Stangier &
Heidenreich, in Druck)
o Social Phobia Scale (SPS, Stangier et al., 1999)
o Social Interaction Anxiety Scale (SIAS, Stangier et
al., 1999)
o Frankfurter Selbstkonzeptskalen (FSKN, Deusinger,
1986)
o Beck-Depressions-Inventar (Hautzinger et al., 1991),
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Seite 81
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Leistungskonzepte
Allgemeine
Selbstwertschätzung
Psychosoziale
Selbstaspekte
FSKN - Inhaltsbereiche
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Seite 82
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Leistungskonzepte
Korrelation mit LSAS
1.
FSAL Leistungsfähigkeit
- .34 **
„Ich bin bestimmt so leistungsfähig und
intelligent wie andere“
2.
FSAP Problembewältigung
- .37 **
„Ich kann mit meinen persönlichen
Problemen gut fertig werden“
3.
FSVE Verhaltens- &
Entscheidungssicherheit
„Ich kann mich in den meisten Fällen
schnell und sicher entscheiden“
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- .27 *
Seite 83
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Allgemeine
Selbstwertschätzung
Korrelation mit LSAS
- .29 **
- .23 *
4.
FSSW Selbstwertschätzung
„Ich bin zufrieden mit mir“
5.
FSEG Empfindlichkeit &
Gestimmtheit
„Ich kann Anschuldigungen ertragen, ohne
gleich aus der Haut zu fahren“
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Seite 84
Korrelation mit LSAS
- .52 **
6.
FSST Standfestigkeit
„Ich vertrete meine Meinung auch konsequent in
der Gruppe, die nicht mit mir übereinstimmt“
- .33 **
7.
FSKU Soziale Kontakt- & Umgangsfähigkeit
„Ich habe eine gute Art, mit anderen umzugehen“
- .25 *
- .40 **
- .27 *
8.
FSWA Wertschätzung durch andere
„Ich habe oft das Gefühl, dass Fremde mich
kritisch betrachten“
9.
FSIA Irritierbarkeit durch andere
„Es macht mir Angst, wenn sich jemand aktiv um
mich bemüht“
10. FSGA Gefühle und Beziehungen zu anderen
„Ich kann anderen in der Regel vertrauen“
Psychosoziale
Selbstaspekte
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Veränderung des
Selbstkonzepts
FSKN – Leistung: Veränderung in Abhängigkeit von
Depressivität
Leist: Leistungsfähigkeit
Problem: Problembewältigung
Verhalten: Verhaltens- &
Entscheidungssicherheit
45
40
35
29
30
27
24
25
20
18
17
15
14
15
12
11
10
8
5
5
5
0
Leist
Problem
Verhalten
BDI
BDI
BDI
BDI
>
<
>
<
18
18
18
18
AN
AN
EN
EN
FSKN – Psychosoziale Selbstaspekte
100
STF: Standfestigkeit
K – UF: Kontakt- & Umgangsfähigkeit
WSA: Wertschätzung durch andere
IRA: Irritierbarkeit durch andere
GBA: Gefühle und Beziehungen zu anderen
90
80
70
60
40
50
38
27
40
33
31
30
15
18
20
10
9
8
11
18
10
0
22
17
14
Agoraphobie
komorbid
STF
K- UF
WSA
Soziale Phobie
IRA
GBA
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Soziale Phobie als Ausdruck einer
defizitären Selbstwertorganisation mit
dem zentralen Affekt der Scham
(S. Döbbel, K. Pöhlmann)
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Seite 89
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
 Wunsch im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen 
Antizipation von Ablehnung, Abwertung wie bspw. erlebt
durch missbilligende elterliche Figuren in frühen
Entwicklungsperioden
 Verhinderung der Demütigung durch Flucht vor bzw.
Vermeidung von bewertender Situationen
 Entwicklung einer defizitären Selbstsicht  Gewissheit eine
Zumutung für die Umwelt darzustellen
 Schamgefühle bedingen die Aufrechterhaltung des
Vermeidungsverhaltens, Schuldgefühle infolge des
unbewussten Wunsches nach Aufmerksamkeit
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Seite 90
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Vergleich des Ausmaßes von Scham, Schuld und emotionsrelevanten
Attributionsmustern bei Therapiebeginn
 Sozialphobiker zeigen bei Aufnahme ein signifikant stärkeres Ausmaß an
Schamempfindungen, Neigungen zur Externalisierung von Verantwortung
sowie ein geringeres Ausmaß an Stolz auf das eigene Selbst bzw. das
eigene Verhalten als Psychosomatikpatienten ohne soziale Ängste.
 Sozialphobiker sind zudem zu Therapiebeginn signifikant depressiver
(27.40 ± 11.82 vs. 22.24 ± 10.15, t = -3.36***) und psychisch belasteter
(1.70 ± 0.77 vs. 1.19 ± 0.62, t = -5.23***) als Psychosomatikpatienten
ohne soziale Ängste.
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Seite 91
Scham
Schuld
Externalisierung
Distanzierung
Selbststolz
Verhaltensstolz
0,00
0,50
1,00
1,50
2,00
2,50
3,00
3,50
4,00
mit Sozialer Phobie (mSP) ohne Soziale Phobie (oSP)
4,50
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Veränderung des Ausmaßes von Scham, Schuld und
emotionsrelevanten Attributionsmustern im Therapieverlauf
 signifikante Veränderungen in den emotionalen Neigungen
hin zu einer Zunahme externalisierender und distanzierender
Attributionsmuster, einer Zunahme des Stolzes auf das
gesamte Selbst und das eigene Verhalten
 Reduktion von Depressivität und Symptombelastung bei
beiden Patienten mit und ohne SP
 Neigung zu schambezogenen und selbstabwertenden
Emotionen (mangelnder Selbststolz), Tendenz zur
Externalisierung von Verantwortung sowie höhere Symptombelastung (1.17 ± 0.82 vs. 0.76 ± 0.62, t = -3.74***) und
Depressivität (18.68 ± 14.31 vs. 13.59 ± 11.75, t = -2.82**)
auch nach Therapieende bei SP wesentlich ausgeprägter als
bei Psychosomatikpatienten ohne soziale Ängste
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Seite 93
Aufnahme
Entlassung
Soziale
Phobie
mSP
oSP
mSP
Scham
3.28 ± 0.68
2.92 ± 0.72
3.16 ± 0.71
2.87 ± 0.75 3.84
11.43***
Schuld
3.90 ± 0.46
3.88 ± 0.47
3.91 ± 0.52
3.88 ± 0.45 0.07
0.12
Externalisierung
2.36 ± 0.54
2.21 ± 0.43
2.46 ± 0.51
2.32 ± 0.43 11.62***
6.20*
Distanzierung
2.53 ± 0.68
2.67 ± 0.54
2.77 ± 0.71
2.86 ± 0.59 27.99***
2.21
Selbststolz
3.01 ± 0.82
3.37 ± 0.72
3.25 ± 0.84
3.54 ± 0.80 15.14***
10.54***
Verhaltensstolz
3.33 ± 0.66
3.61 ± 0.72
3.55 ± 0.70
3.72 ± 0.72 15.12***
5.59*
Depressivität
oSP
Therapie
F mit Sign. p F mit Sign. p
27.40 ± 11.82 22.24 ± 10.15 18.68 ± 14.31 13.59 ± 11.75 128.34***
Psych. Belastung 1.70 ± 0.77
1.19 ± 0.62
1.17 ± 0.82
0.76 ± 0.62 144.36***
11.84***
26.26***
Varianzanalyse mit Messwiederholung auf den Faktoren Therapiezeit (AN/EN) und Gruppe (Psychosomatikpatienten mit vs.
ohne Soziale Phobie), * = p < .05 signifikant, ** = p < .01 sehr signifikant, *** = p < .001 höchst signifikant
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
 Die Scham wird operationalisiert durch eine negative
Selbstbewertung und Tendenz zur Flucht (Michal et al., 2006),
wie sie auch für das Störungsbild der Sozialen Phobie als
wesentlich erachtet werden.
 Die Ergebnisse spiegeln die Bedeutung schambezogener und
selbstabwertender Emotionen bei Sozialer Phobie wider und
zeigen auf, dass diese im Rahmen einer teilstationären/
stationären Psychotherapie nur unzureichend bearbeitet
werden können. Es sollten daher in der Diagnostik der
Sozialen Phobie emotions-bezogene Neigungen stärker
berücksichtigt und neue Perspektiven für psychotherapeutische
Interventionen eröffnet werden.
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Seite 95
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Emotionale und körperliche Symptome bei sozialer Phobie
Emotionale Symptome
Körperliche Symptome
• soziale Angst
• Erröten, Zittern, Schwitzen
• Scham
• trockener Mund, Stottern
• Unsicherheit, Verlegenheit
• erhöhtes autonomes
• Sorgen („Angst vor der Angst“)
• Depression
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Erregungsniveau
• Herzrasen
Seite 96
Typische Kognitionen von Personen mit Sozialer Phobie
Schema
1)
„Ich verhalte mich unakzeptabel (peinlich, blamabel)“
2)
„Dies führt zu Ablehnung, Abwertung, Zurückweisung“
Automatische Gedanken
•„Mir wird nichts interessantes einfallen, und
andere werden mich langweilig finden.“
Grundüberzeugungen und Selbstkonzept
• konditionale Annahmen: „Wenn ich ängstlich
erscheine, werden die anderen schlecht von mir
denken.“
•„Ich werde erröten, und andere werden meine
Verlegenheit bemerken.“
• unkonditionale Annahmen: „Ich bin
uninteressant.“
•„Ich werde zittern und mein Getränk verschütten;
die Leute werden mich anstarren und denken, ich
bin psychisch krank.“
•„Was ich sage, klingt blödsinnig.“
• Perfektionismus bezüglich sozialer Standards:
„Ich muss immer intelligent und witzig wirken.“
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