Organmodule • • • • Hepadnaviren - Hepatitis B Virus Adenoviren - Hepatitis contagiosa canis Coronaviren - FIP Retroviren - EIA Eine dauerhaft beleidigte Leber Weltweit haben nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO etwa zwei Milliarden Menschen eine Hepatitis B-Infektion durchgemacht. 300 bis 420 Millionen Menschen - haben eine chronische Hepatitis B-Infektion. Unbehandelt führt die Infektion zu Leberzirrhose und Leberkrebs. 1 2 Hepatitis B - Das Virus ds/ss DNA ringförmig, sphärisch, behüllt, 25/47nm besitzt Reverse Transkriptase Hepatitis B - hepar = Leber + dna = DNA => hepadna - Geringe veterinärmedizinische Bedeutung - Beim Menschen bei der Hepatitis und Leber-Zirrhose - Leberkarzinom weltweit jährlich 250 000 Menschen 10-20 J. nach Hepatitis B Infektion - DANE Partikel 1970 von S. Dane im Serum entdeckt (Indikator für Infektion) 3 Schädigung der Leber 4 Virusvermehrung und Pathogenese - noch unklar - Vermutet wird immunpathologische Mechanismen - Infektion der Leber auf dem Blutweg - HBc und HBe sind Zielantigene für ZTL - Apoptose induziert durch inf. Leberzellen und Immunantwort führt zum Zelltod - Immunkomplexbildung im Serum führt gelegentl. zu Glomerulonephritis 5 Beseitigung von Immunkomplexen (IK) Ablagerung von Immunkomplexen Komplexe zu klein, löslich: Komplementaktivierung ⇒Chemotaktische Faktoren =>PMN Akkumulation ⇒Enzymfreisetzung + Thrombozytenaggregation =>Gerinnungsaktivierung =>Thrombozytenaktivierung ⇒Thrombenbildung Nekrosen 6 Immunkomplex-Glomerulonephritis Mesangiale Proliferation IFA für IgA 7 Agar-Gel-Präzipitation Nachweis von Antigen-Antikörperkomplexen Das Wichtigste in der Übersicht Hepatits B Zirrhose, Ikterus Apoptose, ZTL Glomerulonephritis IK HCC FIP EIA Hantavirus 8 Adenovirus 70-90nm unbehüllt ikosaedrisch 252 Kapsomere: 240 Hexone 12 Pentamere mit Spikes doppelsträngige DNA 30-37kb Genom ca. 40 versch. Proteine sehr widerstandsfähig Canines Adenovirus Typ 1 (CAV-1) Hepatitis Contagiosa Canis vorwiegend Jungtiere und seronegative Adulte bei Neugeborenen oft tödlich Fieber, Durchfall, abdominale Schmerzen Allgemeininfektion mit Schwerpunkt Leber Blue Eye Leberwerte stark erhöht Immunkomplexe: - Glomerolonephritis, Proteinurie - Corneaeintrübung, Ödeme (Blue Eye) 9 Hepatitis contagiosa canis - Pathogenese - Infektion über Urin, Kot, Speichel, Nasensekret - oropharyngeal, diaplazentar - 4-9 Tage Inkubtionszeit - Virämie und Infektion von Gefäßendothel v.a. in Leber, Niere, Lunge, Augen, Hepatozyten, selten Nierenubulus-Zellen - bei Auftreten von neutralisierenden Antikörpern verschwindet die Virämie und das Virus persistiert in Nierenkanälchen => Ausscheidung - Nachweis im Blut während der Virämie und im Urin über Monate Hepatitis contagiosa canis - Pathogenese Folgen der Infektion: - Immunkomplexablagerung in Gefäßendothelien und Nierenglomeruli => Permeabilitätsstörungen (Ödeme, Blutungen) - Hepatozyten Destruktion => Leberzelluntergang (Leberdystrophie) - evtl. dissiminierte intravasale Gerinnung - in der Rekonvaleszenz (n 1-3 Wochen) Corneaödeme 10 Hepatitis contagiosa canis - Makroskopisch - Leber geschwollen, dunkelrot - Leberdystrophie (weißliche und rote Areale) - fibrinöse Perihepatitis (flächige Auflagerungen) - Gallenblasenwandödem Hepatitis contagiosa canis - Histologisch - Basophile intranukleäre Einschlußkörperchen (nEK) in Hepatozyten und Endothelzellen - Untergang der Leberzellen - Falls es nicht zu massiven Nekrosen kommt, kann es zur Regeneration kommen 11 Das Wichtigste in der Übersicht Hepatits B Zirrhose, Ikterus Apoptose, ZTL Glomerulonephritis IK HCC Leberdystrophie, nEK Zelllyse Glomerulonephritis IK FIP EIA Hantavirus Coronavirus Nidovirales, Coronaviridae, Coronavirus 60-120 nm ø kugelförmig bis pleomorphe Partikel behüllt Keulenförmige Spikes (Multimer aus Gp S) => Krone helikales Nucleocapsid ss+ RNA (infektiös!) 27-30 kb (größtes RNA-Genom) geringe Tenazität nicht streng wirtsspezifisch Prädilektion für einzelne Organe 12 Feline Infektiöse Peritonitis (FIP) Ansteckende Bauchfellentzündung • Subakut oder chronisch verlaufende Allgemeinerkrankung • Feliden aller Altergruppen (20-50% aller gesunder Katzen) • weltweit, saisonale Unterschiede • Übertragung über Aerosole oronasal, vertikale Übertragung • Ausscheidung über Sekrete des Resp.trakts (Urin, Kot) FIP - Klinik - Inkubationszeit 3-4 Monate und länger - meist jüngere Tiere - Einzeltiererkrankung Klassische (nasse oder effusive) Form Apathie, hohes Fieber, struppiges Fell, Ikterus Aszites in Bauchhöle (und Pleuralraum) Lymphopenie, Leukozytose, Anämie ZNS und Augen selten betroffen Letalität 100% Trockene (nicht effusive Form) vielfältige Symptomatik (Gelbsucht, Apathie, Abmagerung, ZNS) wochenlanger Verlauf Letalität 100% Gemischte Form Mischform zwischen feuchter und trockener Form 13 FIP - Pathogenese - Noch vieles unklar •Immunbedingt ? •Genetische Empfänglichkeit ? •Mutation des Felinen enteralen Coronavirus ? FIP - Pathogenese - Virusvermehrung in Monozyten, Makrophagen => Persistierende zellassoziierte Virämie => Virus gelangt so in Leber, Milz, Niere, Bauchhöhle - Virusantigen in lymphatischem Gewebe, Speicheldrüsen und Gehirn - Fibrin-Fibrinogen-Spaltprodukte - FIP Ak und Immunkomplexe 14 FIP - Pathogenese Antikörper scheinen entscheidende Rolle bei der Pathogenese zu spielen - Effusive Form: starke humorale, fehlende zelluläre Antwort - Trockene Form: starke humorale, schwache zelluläre Antwort Antibody-dependent enhancement 15 Typ III Allergie - Arthus-Reaktion Typ III Allergie - Arthus-Reaktion 16 FIP - Feuchte Form goldgelb eiweißreich geliert an der Luft - Flüssigkeit in Bauchhöhle, Brusthöhle, Herzbeutel - Bauchumfangszunahme bei gleichzeitiger Abmagerung FIP - Feuchte Form 17 FIP - Trockene Form Antigendetektion im Zellausstrich - Plasmazellen im Bereich von Fibrinablagerungen - Proliferative Veränderungen = Hinweis auf permanente Immunstimulation FIP - Trockene (granulomatöse) Form Lymphozyten Infiltrate -> Gefäßschäden, Ödeme, Fibrinausfällung, Nekrosen, Emigration von PMN, Ausfallen von Fibrin 18 FIP - Pathogenese Antikörper scheinen entscheidende Rolle bei der Pathogenese zu spielen - Antibody-dependent enhancement => Lokale Immunkomplexbildung => Arthus-Reaktion FIP - Pathogenese H = Humoral Z = zellulär 19 FIP - Diagnostik • Klinik, Anamnese! • Antikörpernachweis in Serum und Aszites (ELISA) • Aussagewert des FIP-Titers fraglich! • (Virusanzucht) • RT-PCR zum Nachweis viraler RNA • Antigennachweis per IFT an Punktatausstrich oder Gefrierschnitten • Blutbild (Leukozytose, Lymphopenie, Anämie, Hyperproteinämie) • Rivaltaprobe sehr sensitiv und spezifisch FIP - Rivaltaprobe - 1 Tropfen Eisessig - 1 Tropfen Punktat in ein Reagenzglas mit destilliertem Wasser Positiv: Tropfen hängt, zu 84% FIP als Ursache goldgelb Negativ: Tropfen löst sich auf 20 FIP - Bekämpfung • Ausschluß von FIP positiven Katzen von der Zucht • Vaccination ? • ts-Mutante, intransal appliziert • Vermeidung von Immunkomplexen • Impfung reduziert Risiko einer Infektion, kein 100%iger Schutz • T-Zellantwort ist für belastbare Immunität wichtiger als Antikörper • Behandlung - keine, symptomatisch - Immunsuppression - Antivirale Chemotherapie Das Wichtigste in der Übersicht Hepatits B Zirrhose, Ikterus Apoptose, ZTL Glomerulonephritis IK HCC Leberdystrophie, nEK Zelllyse Glomerulonephritis IK FIP Proliferative Veränderung, Fibrin, Bauchwasser, ADE, Arthus-Reaktion Glomerulonephritis IK EIA Hantavirus 21 Infektiöse Anämie (EIA) • Seit 1900 identifizierte, für 30-70% tödliche Virusinfektion • Anzeigepflichtig • Importkontrolle für Tiere aus verdächtigen Regionen: – Coggins-Tets negativ – Offizielle veterinärmedizinische Bestätigung: • dass das Pferd gesund war; • die Erkrankung beim Zeitpunkt des Exports nicht in der Region existierte Retrovirus Lentivirus 100 nm sphärisches Virion behüllt +ss RNA, linear, diploid Reverse Trankriptase 22 Vorkommen EIA - Pferd und andere Einhufer - weltweit verbreitet - Mitte des letzten Jahrhunderts auch in West- Europa ein Problem - bevorzugt sumpfige Gegenden (swamp fever), aufgrund der Übertragung durch blutsaugende Insekten - USA und Kanada - sporadisch Frankreich (2005) - einige Länder Mittel- und Südeuropas - 2006 18 Fälle in Sachsen und Thüringen Übertragung - mechanisch durch stechende (blutsaugende) Insekten - iatrogen (z.B. durch Mehrfach-Nadeln) - Übertragung erfolgt durch ein zellgebundenes Virus (Lentivirus) 23 Klinisches Erscheinung 3 Verlaufsformen: • akute Phase: v.A. Blutungsneigung, Ikterus, Fieber, tödlicher Ausgang (3-10 Tage) Klinisches Erscheinung • subakute Phase: nach mehreren Schüben Entwicklung einer (immun-mediierten) Blutarmut (Anämie) und Immunkomplex-Erkrankung • chronische Phase: keine klinischen Symptome, aber nach Stress 24 Pathologisch-anatomisch - Vergrößerung von Milz, Leber, Herz, Niere - Hämorrhagien in den parenchymatischen Organen - Leber mit muskatnußähnlicher Schnittfläche - LN geschwollen Pathogenese - EIA - Infektion von Makrophagen, Vermehrung in Makrophagen =>Virus in Blut, Milz, LN, Leber - Anämie durch immunpathologische Mechanismen - Erys sind mit Virusantigen und C3 beladen, zusammen mit Ak resultiert Lyse der Erys => Depletion des KM als Folge des Eisenmangels (Anämie) -Antibody-dependent enhancement (ADE) - Immunkomplexe in der Niere => Glomerulonephritis 25 Pathogenese - EIA A B 26 C C D 27 E F Pathogenese - Ak und Ery-Lyse Virus persistiert in Makrophagen Antigen haftet auf Erythrozyten Bildung von Antikörpern gegen EIA Coombs-Test zu 85% positiv C3-komplementabhängige Hämolyse immunhämolytische Anämie 28 Pathogenese - Immunkomplexe mit nicht neutralisierenden Ak Antibody-dependent enhancement Pathogenese - Immunkomplexe mit nicht neutralisierenden Ak 29 Diagnostik Agargel-Immunpräzipitations-Test nach Coggins Das Wichtigste in der Übersicht Hepatits B Zirrhose, Ikterus Apoptose, ZTL Glomerulonephritis IK HCC Leberdystrophie, nEK Zelllyse Glomerulonephritis IK FIP Proliferative Veränderung, Fibrin, Bauchwasser, ADE, Arthus-Reaktion Glomerulonephritis IK EIA „Muskatnuß“, Vergrößerung ADE, IK, C3-Hämolyse Glomerulonephritis IK Hantavirus 30 Organmodule • Bunyaviren - Hantavirus 31 - -ss RNA, ringförmig - segmentiert = Mutationsanfälligkeit - behüllt, spärisches Virion - 100 nm - Hantavirus kein Arbovirus Hantavirus Infektion - Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) - Korreanisches hämorrhagisches Fieber - Im Koreakrieg (50iger Jahre) erkrankten tausende Soldaten - Hantan ist der Name des Grenzflusses zwischen Nord- und Südkorea - Grippe ähnlich, zusätzlich kann akutes Nierenversagen auftreten, selten auch Hämorrhagien - 16-21 Tage Inkubationszeit, sehr lang - 20% Letalität (Korea, China, Japan) - Mildere Formen in Rußland, Skandinavien - Inzwischen auch in Zentraleuropa, Nordamerika, Süd-Amerika, Afrika 32 Hantavirus: Mäuse und Männer 2007 bundesweit 1600 Fälle (Mäuseboom) Hantavirus - Übertragung - In Europa: Brandmaus, Rötelmaus, Gelbhalsmaus, Wanderratte - Ratten und Mäuse sind Reservoir, inapparente Infektion, Ausscheider - Übertragung Mensch-Mensch inzwischen auch 33 34 Hantavirus - Pathogenese - kurze Virämie beim Nager - Ak Bildung aber keine Viruseliminierung und lebenslange Ausscheidung - in immunologisch inkompetenten Nagern werden Zellen zerstört - beim Menschen Virus in Leber, Niere, Milz - Wandzellen d. Blutgefäße v.a. der Niere werden befallen, nicht zerstört - Epithelzellen der Nierentubuli tragen Virus-Gp, Ödeme, Entzündung, vorübergehende Niereninsuffizienz Antikörper-abhängige zellvermittelte Zytotoxizität (ADZZ) 35 Überschießende Zytokinproduktion (cytokin-storm) aus infizierten Endothelzellen Diagnostik - PCR: NS Nachweis - Immunoblot: Antigennachweis - IFA: Antikörpernachweis „Der Doktor“ von Gerrit Dou, Kopenhagen 36 Verhindern von Hanatvirusinfektionen - Bekämpfung von Mäusen in Behausungen - Kontakt zu Mäusen und deren Ausscheidungen vermeiden - Hygiene - Schutzkleidung - Meldepflicht - Ribavirinbehandlung 37 Das Wichtigste in der Übersicht Hepatits B Zirrhose, Ikterus Apoptose, ZTL Glomerulonephritis IK HCC Leberdystrophie, nEK Zelllyse Glomerulonephritis IK FIP Proliferative Veränderung, Fibrin, Bauchwasser, ADE, Arthus-Reaktion Glomerulonephritis IK EIA „Muskatnuß“, Vergrößerung ADE, IK, C3-Hämolyse Glomerulonephritis IK Hantavirus - Nephritis, Blutungen ADZZ, „Cytokin storm“ 38