Institut für Pathologie und Neuropathologie Medizinisches Versorgungszentrum Pathologie und Neuropathologie KRAS-und NRAS-Mutationsanalyse bei kolorektalem Karzinom Genetischer Hintergrund Die Untersuchung dient der Selektion behandlungsgeeigneter Patienten für eine zielgerichtete Therapie mit den 2008 eingeführten Anti-EGFR-Antikörpern Panitumumab (Vectibix®) und Cetuximab (Erbitux®). Diese therapeutischen Antikörper sind nur dann wirksam, wenn die durch den EGFR (epidermal growth factor receptor) gesteuerten Signalwege noch regulierbar sind. Die in diesem Zusammenhang verwendeten Biomarker sind Mutationen in den KRASund NRAS-Genen, deren Proteine dem EGFR im Signalweg nachgeschaltet sind. Mutationen in den Kodons 12, 13, 59, 61, 117 und 146 bewirken im kolorektalen Karzinom eine Daueraktivierung des KRAS- oder NRAS-Proteins mit konsekutiver Autonomie des Signalwegs, der nicht mehr durch die Aktivität des EGFR reguliert werden kann. Daher ist eine Anti-EGFR-Therapie bei Vorliegen einer KRAS- oder NRAS-Mutation (Kodon 12 oder 13 (Exons 2), Kodon 59 oder 61 (Exon 3), Kodon 117 oder 146 (Exon 4)) wirkungslos. Die KRAS- und NRAS-Status-Konkordanz zwischen Primärtumor und Metastasen beträgt über 90%, es sollte aber nach Möglichkeit der Primärtumor untersucht werden, da darauf auch die klinischen Studiendaten beruhen. Material Paraffingewebe aus dem Tumor (Röllchen oder auf Leerschnitten zum Makrodissezieren) Testprinzip KRAS Kodon 12 und 13: Der Clamped Probe Assay dient der Detektion spezifischer Mutationen bei Minderheiten von neoplastischen Zellen. Dabei wird der Bereich des KRASGens um Codon 12 und 13 mittels einer PCR mit LightCycler FRET Hybridisierungssonden amplifiziert und anschließend erfolgt eine Schmelzpunktanalyse. Dieser Test detektiert 9 verschiedene Mutationen in den Kodons 12 und 13. Die Sensor-Sonde hydrolysiert mit unterschiedlichen spezifischen Schmelztemperaturen, je nachdem an welcher Stelle der beiden Kodons welche Mutation vorliegt (Abbildung 1). Die Sensor-Sonde enthält die komplementäre Sequenz für G12C, wodurch die Schmelzpunktanalyse, wenn diese Mutation vorliegt, den höchsten Schmelzpunkt zeigt. Wurden die Wildtyp(WT)-Sequenz oder eine der anderen 8 Mutationen amplifiziert, liegen KRAS-und NRAS-Mutationsanalyse 1 die Schmelzpunkte entsprechend thermodynamischer Kriterien niedriger. Um auch kleine Anteile von mutierten Sequenzen detektieren zu können, wenn wenig Tumorzellen im Infiltrat vorliegen, werden LNA-Oligomere (Clamping Oligomer) zugesetzt, die komplementär zur WT-Sequenz an Kodon 12 und 13 binden und aufgrund ihrer veränderten Ribose-Konformation mit höherem Schmelzpunkt hybridisieren. Somit dienen sie als Kompetitor zur Detektionssonde, die komplementär zur Mutation ist, verhindern die Amplifikation der Wildtypsequenzen und bedingen die Anreicherung der mutierten Sequenzen. Es werden die Schmelzkurven aus Ansätzen mit und ohne LNA-Oligomer verglichen. Abbildung 1: Spektrum an Mutationen mit entsprechenden Schmelzkurven in Codon 12 und 13 des KRAS-Gens, die mit dem beschriebenen Assay detektiert werden können Beispiele: Abbildung 2: Die Abbildung zeigt die Schmelzkurven der Proben von zwei Patienten nach einer PCR des K-RAS-Gens im Bereich von Kodon 12 und 13 mit FRET Hybridisierungssonden am LightCycler. Der Schmelzpunkt der Sensorsonde beträgt ca. 64,6°C bei Wildtypsequenz. Im linken Bild ist zu erkennen, dass die Patientenprobe nur die Wildtypkurve zeigt. Bei Zugabe von LNAOligomer verschwindet die WT-Schmelzkurve durch Blockierung der Amplifikation der WT-Sequenzen. Der Patient hat somit nur Zellen mit WT-Sequenz. KRAS-und NRAS-Mutationsanalyse 2 Im rechten Bild zeigt die Schmelzkurve der Patientenprobe den Hauptpeak bei WT-Schmelztemperatur und zusätzlich einen kleineren Nebenpeak bei G13D-Schmelztemperatur. Bei Zugabe von LNA-Oligomer verschwindet die WT-Schmelzkurve und es zeigt sich angereichert die G13D-Schmelzkurve. Der Patient hat somit neoplastische Zellen mit einer G13D-Mutation. KRAS Kodons 59, 61, 117 und 146 und NRAS Kodons 12, 13, 59, 61, 117 und 146: Mittels PCR werden die KRAS Exons 3 und 4 und NRAS Exons 2, 3 und 4 amplifiziert und anschließend im Sequenzer von beiden Richtungen (vom 5’Ende und vom 3’-Ende) sequenziert. Die Sequenzen werden in einem Alignment mit der Sequenz der Wildtyp-DNA, also nicht mutierten DNA, verglichen. Zusätzlich werden die Chromatogramme der Sequenzierungen analysiert, weil in Gewebeproben, in denen weniger Tumorzellen als normale Zellen vorliegen, die Mutationspeaks kleiner als die Wildtyppeaks ausfallen können und dementsprechend dann die Mutation im Alignment der Sequenzen nicht detektiert werden würde. KRAS-und NRAS-Mutationsanalyse 3