Genetisches Praktikum 2010 (20160)

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Genetik Praktikum
Genetisches Praktikum 2010 (20160)
Dienstag
Genetik Praktikum
Genetisches Praktikum 2010 (20160)
Dienstag
Genetik Praktikum
Praktikumsversuche
I. Allgemeines
A. Plasmid-Curing
B. F-Plasmid-Nachweis
C. Komplementations-Test mit rII-Mutanten des Phagen T4
D. PCR-Fingerprint mittels STR-Analyse
II. Methoden
A. Titerbestimmung bei Bakterienkulturen
B. !-Galaktosidase-Test
III. Mutagenese und DNA-Reparatur
A. Isolierung und Identifizierung von Auxotrophie-Mutanten
B. Nachweis der Transposon-Mutagenese des Plasmids pTS115
C. Ames-Test
IV. Projekt: Klonierung eines Genfragments
A. PCR
B. Gelelektrophorese
C. Ligation
D. Elektrotransformation
E. Plasmid-Präparation
I.A Plasmid curing
Plasmide
•! Fertilitäts(F)-Plasmide: enthalten nur tra-Gene. Einleitung der
Konjugation.
•! Resistenz(R)-Plasmide: enthalten Resistenzgene gegen Antibiotika oder
Gifte
•! Col-Plasmide: enthalten Gene für Colicine (Proteine, die für andere
Bakterien toxisch sind)
•! Degradationsplasmide: ermöglichen den Abbau von ungewöhnlichen
Substanzen, (z.B. Toluol oder Salicylsäure).
•! Virulenz-Plasmide: machen ein Bakterium zu einem Krankheitserreger
(Yersinia pestis)
•! Ti-Plasmide (Tumor inducing): werden von bestimmten Bakterien
(Agrobacterium tumefaciens) auf Pflanzen übertragen. Dort verursachen
sie die einzige bekannte Krebserkrankung in Pflanzen.
I.A Plasmid curing
Plasmide
Plasmide müssen repliziert werden. Ohne Replikation gehen sie verloren.
Multi-copy Plasmide: können mehr als einmal pro Zellzyklus repliziert
werden. Spezielle Segregationsfunktionen für Verteilung während der
Zellteilung nicht unbedingt nötig.
Single-copy Plasmide: nur einmal repliziert pro Zellzyklus.
Segregationsfunktionen wichtig
Konjugation
Übertragung von Teilen des Genoms von einer Donor- in eine Rezipientenzelle
Fertilitäts Faktor F:
F-: Rezipient, F+: Donor
tra Gene: (transfer), z.B. Pilin-Gen
» Ausbildung eines Sex-Pilus (F-Pilus)
I.A Plasmid curing
Übertragung des F-Plasmids bei der Konjugation
Donor (F+)
Cytoplasmabrücke
Rezipient (F-)
oriT: Replikationsursprung, Kopie eines Einzelstrangs
nach dem ‚rolling circle‘ Mechanismus
Kopie gelangt über Pore in den Rezipienten, wo der
Einzelstrang zur Doppelhelix ergänzt wird
» F- Stamm wird zu F+
I.A Plasmid curing
Übertragung des F-Plasmids bei der Konjugation
in seltenen Fällen kann ein F+ Stamm sich verändern:
•! ca. 1000 x höhere Rekombinationsrate nach Konjugation mit F» Hfr-Stamm: high frequency of recombination
•! nach Konjugation wird F- i.d.R. nicht zu F+
» F-Plasmid im Hfr-Stamm über cross over ins Chromosom integriert
(Campbell-Integration)
» ausgehend vom oriT wird bei der Konjuagtion das gesamte Chromosom
übertragen
I.A Plasmid curing
Warum high frequency of recombination?
! F-Plasmid und Genom haben keine
Gene/Marker gemeinsam, die ausgetauscht werden könnten (Ausnahme:
F'-Plasmid, s.u.)
! Transfer von genomischer DNA zusätzlich
zu F+-Plasmid DNA sehr selten; nur nach
zufälliger Integration des Plasmids ins Genom
! Hfr Zellen transferieren bei Konjugation
immer genomische DNA » Empfängerzelle wird dadurch teilweise diploid = merozygot
! durch Doppelcrossover zwischen Donor- und Empfänger-DNA kann es zu Rekombination kommen
I.A Plasmid curing
Vergleich Konjugation F+ bzw. Hfr mit F-
I.A Plasmid curing
Genkartierung durch Paarungsunterbrechung
Hfr und F- Stamm werden gemischt, Konjugation wird nach verschiedenen Zeiten durch
intensives Mixen physikalisch aufgehoben.
Ausplattierung auf verschiedenen Testmedien (z.B. Auxotrophietest)
Welche Auxotrophie wird nach
welcher Zeit aufgehoben?
» Bestimmung der Reihenfolge
der Gene auf dem Chromosom
(Abstand in Minuten)
I.A Plasmid curing
Das F-Plasmid integriert an verschiedenen Stellen
des E. coli Chromosoms über homologe Rekombination
! oriT wird als erstes übertragen, die Fertilitätsfaktoren (tra-Gene) als letzte
I.A Plasmid curing
Acridinorange
•! Fluoreszenzfarbstoff
•! Wieso zum plasmid curing geeignet?
» interkaliert mit seinem planaren Ringsystemen zwischen Basen von DNA
» stört Replikation der Plasmid-DNA
•! Wieso wird Replikation des Bakterienchromosoms nicht verhindert?
» Plasmid-DNA stärker superspiralisiert
» Acridinorange bindet bevorzugt an Plasmid DNA
III.C Ames Test
Punktmutationen: Substitution von Basen
Pyrimidin
Purin
Transition: Austausch von Basen gleicher
chemischer Kategorie
(A ! G / G ! A)
Transversion: Austausch von Basen unterschiedlicher chemischer Kategorie
(C ! A / C ! G / T ! A / T ! G
und umgekehrt)
Konsequenz: neutrale Mutation
missense Mutation
nonsense Mutation
III.C Ames Test
Punktmutationen in codierenden DNA Bereichen
Art der Mutation
keine Mutation
Transition
oder
Transversion
Auswirkung der Mutation
Wildtyp
Codons bestimmen
Wildtyp Protein
neutrale
(stille)
Mutation
geändertes Codon
bestimmt gleiche
Aminosäure
missense
Mutation
(konservativ)
missense
Mutation
(nicht konservativ)
nonsense
Mutation
Insertion
oder
Deletion
‚Indel‘
frameshift
Mutation
frameshift
Mutation
geändertes Codon
bestimmt chemisch
ähnliche Aminosäure
geändertes Codon
bestimmt chemisch
unähnliche Aminosäure
geändertes Codon
führt zur Termination
der Translation
III.C Ames Test
Mechanismen der Entstehung spontaner Mutationen
•! tautomere Umlagerungen der Basen führt zu Fehlpaarungen
Mutation ist in allen Fällen eine Transition
Keton – Enol Tautomerie
III.C Ames Test
Mechanismen der Entstehung spontaner Mutationen
•! ‚Weitergleiten‘ der Replikation (replication slippage)
! Indel Mutation
III.C Ames Test
Mechanismen der Entstehung spontaner Mutationen
•! spontane Schäden der Basen: Depurinierung und Desaminierung
Depurinierung:
Desaminierung: Amino- zu Ketofunktion
C zu U (paart mit A, C ! T Transition); A zu Hypoxanthin (paart mit C, A ! G Transition)
oxidative Schäden z.B. durch Sauerstoff Radikale
blockiert DNA Replikation
(paart mit A, G ! T Transversion)
III.C Ames Test
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
induzierte Mutationen: werden durch mutagene Substanzen ausgelöst
•! Einbau von Basenanaloga in die DNA (z.B. 5-Bromuracil / 2-Aminopurin)
III.C Ames Test
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
•! alkylierende Agenzien
(addieren Methyl- bzw. Ethylgruppen an verschiedene Positionen der Basen)
Ethylmethansulfonat (EMS)
Nitrosoguanidin (NG)
III.C Ames Test
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
! Strahlung:
UV-Strahlung generiert Photoprodukte
» Verknüpfung benachbarter Pyrimidine (v.a. Thymindimere)
CPD:
Cyclobutan Pyrimidin Dimer
Ionisierende-Strahlung produziert reaktive Sauerstoffspezies (ROS);
verursacht auch Aufbrechen der N-glykosidischen Bindung und Strangbrüche
III.C Ames Test
Molekulare Ursachen induzierter Mutationen
•! Agenzien, welche mit Basen Reaktion eingehen: ‚bulky addition‘
Bsp: Aflatoxine in Schimmelpilzbefallenen Lebensmitteln
Bsp: Nitrosamine
in gepökeltem Fleisch und Käse
- entstehen aus Nitriten und Aminen
- Präkanzerogen:
- Cytochrom-P450-katalysierte Reaktionen
» Formaldehyd und Carbeniumionen
III.C Ames Test
Ames Test zur Identifikation mutagener Substanzen
Reversion von Mutationen
im his Gen verschiedener
Salmonella typhimurium
Stämme durch Behandlung
mit mutagenen Substanzen
Zugabe von Rattenleberextrakt: viele Carcinogene
werden erst mutagen durch
Metabolisierung in der Leber
Welche Kontrollen
fehlen hier?
Mutation
Ames Test zur Identifikation mutagener Substanzen
Reversion von Mutationen im his Gen verschiedener Salmonella typhimurium Stämme
durch Behandlung mit mutagenen Substanzen
Salmonella typhimurium TA98: Rasterschubmutation
Salmonella typhimurium TA100: Basensubstitution
Im Praktikum verwendete Gifte:
2-Aminofluoren
Hydroxylierung
durch
Leberenzyme
» Addition an C8 von Desoxyguanosin (bulky addition)
4-Nitro-o-phenylendiamin (NPD)
Wirkung?
III.B Transposon-Mutagenese
Transponierbare Elemente in Prokaryonten
Insertionssequenzen (IS-Elemente)
inverted repeats an den Enden
kodieren für Transposase
Transposons
besitzen neben der Transposase
zusätzliche Gene (z.B. Antibiotika
Resistenzgene)
zusammengesetzte Transposons
(Klasse I Transposons)
Gene, welche von IS-Elementen
in entgegengesetzter Orientierung
flankiert sind
einfache Transposons
(Klasse II Transposons)
flankiert von kurzen (<50 bp)
inverted repeats
Tn1725
III.B Transposon-Mutagenese
Zwei Mechanismen der Transposition
konservative Transposition: ‚cut and paste‘ Mechanismus
replikative Transposition: neue Kopie des Transposons
III.B Transposon-Mutagenese
Nachweis der Transposon-Mutagenese des Plasmids pTS115
E. coli Ru4404:
chromosomale DNA
xylE
Transposon
mit CamR
pTS115
ori
AmpR
Kultivierung unter Bedingungen, bei denen Transposition statt findet
» gelegentlich wird Tn1725 auch ins Plasmid pTS115 springen;
egal wohin Tn1725 springt, Zellen bleiben Cam-R und Amp-R (Ausnahmen?)
» daher: Plasmidisolation aus Ru4404 und Transformation in E. coli DH5!
» Selektion auf LB/Cam/Amp-Agarplatten
III.B Transposon-Mutagenese
Catecholsprühtest
zur Identifikation von xylE::Tn1725 Insertionsmutanten
farbloses Catechol
XylE
gelbes "-Muconsäuresemialdehyd
Ermitteln Sie den Anteil der weißen Klone
und berechnen Sie hieraus die Größe des xylE-Gens!
hierfür nötige Zusatzinformation:
pTS115: 6 kb
#-Lactamase-Gen: 0,9 kb
ORI: 0,4 kb
IV.B Elektrophorese
Elektrophorese von Nukleinsäuren
dsDNA: keine/kaum Sekundärstruktur
konstante Ladungsdichte
» Wanderungsstrecke ! 1 ⁄ Größe
5 x 106 – 1 x 105 bp
1 x 105 – 50 bp
500 – 5 bp
» pulsed field Gelelektrophorese (PFGE)
» normale Agarose-Gelelektrophorese (i.d.R. horizontal)
» Polyacrylamid-Gelelektrophorese (PAGE; i.d.R. vertikal)
Probenpuffer enthält typischerweise:
Glyzerin
» macht Probe schwer, so dass sie in die Taschen sinkt
Farbstoff
» erlaubt einfaches optisches (d.h. ohne UV-Licht) Verfolgen
der Elektrophorese;
Orange G läuft bei ca. 50 bp
Bromphenolblau - bei ca. 300 bp
Xylencyanol - bei ca. 4 kbp
EDTA
» hemmt Nukleasen
ssDNA & RNA: wegen Sekundärstruktur gilt nur unter denaturierenden Bedingungen
Wanderungsstrecke ! 1 ⁄ Größe
» Formamid, Formaldehyd, Harnstoff, Hitze
IV.C Ligation
DNA-Ligase Mechanismus
NAD+
E. coli: NAD+
Eukaryonten, T4-Phage: ATP
ATP
im Labor wird meist T4-Ligase benutzt, weil sie auch "stumpfe" DNA-Enden miteinander verknüpfen kann
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IV.C Ligation
Woran erinnert Sie dieser Reaktionsmechanismus
mit einem DNA-AMP-Intermediat?
» z.B. Aminoacyl-tRNA-Synthetase-Reaktion
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IV.D Transformation
Das Griffith Experiment (1928)
Avirulente R-Zellen von Streptococcus pneumoniae werden durch
hitzegetötete, virulente S-Zellen zu S-Zellen transformiert
IV.D Transformation
Transformation
•! Aufnahme von DNA-Fragmenten oder Plasmiden aus dem externen Medium
•! natürliche Kompetenz (z.B. Bacillus subtilis)
•! Kompetenz durch chemische Behandlung (z.B. CaCl2)
IV.D Transformation
Elektroporation
Durch ein elektrisches Feld, das in der Regel durch einen sich schnell
entladenden Kondensator erzeugt wird, werden in der behandelten
Zellmembran mikroskopisch kleine Löcher erzeugt, die sich innerhalb
von Millisekunden wieder schließen.
Vorteil: hohe Transformationsraten; Nachteil: Küvetten sind teuer
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