Überexpression von Gapgenen im Kurzkeimembryo von Tribolium castaneum Der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zur Erlangung des Doktorgrades Dr. rer. nat. vorgelegt von Jutta Theresia Distler aus Bamberg Als Dissertation genehmigt von der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg Tag der mündlichen Prüfung: 08.05.2012 Vorsitzende/r der Promotionskommission: Prof. Dr. Rainer Fink Erstberichterstatter/in: Prof. Dr. Klingler Zweitberichterstatter/in: Prof. Dr. Frasch Für Papa Zusammenfassung Zusammenfassung Tribolium ist ein Kurzkeiminsekt und gilt als phylogenetisch ursprünglicher als das Langkeiminsekt Drosophila. Deshalb und wegen seiner Zugänglichkeit für funktionelle Analysen (v. a. systemische RNAi und transgene Methoden) eignet sich der Reismehlkäfer besonders gut zur Untersuchung von „evo-devo“-Fragestellungen. In Tribolium sind aus allen Klassen der Drosophila-Segmentierungsgene Orthologe bekannt. Dabei unterscheidet sich die Kurzkeim- von der Langkeimsegmentierung dahingehend, dass nur wenige Segmente vor der Gastrulation gebildet werden. Die meisten Segmente werden damit in der zellulären Umgebung einer „Wachstumszone“ gebildet, was wahrscheinlich Zell-Zell-Kommunikation nötig macht. Gapgendomänen im wachsenden Keimstreif von Tribolium dürften daher wohl nicht die gleiche Funktion wie in Drosophila haben. Im ersten Teil meiner Arbeit beschäftigte ich mich mit der zeitlich kontrollierten Überexpression der Gapgene hunchback (hb) und giant (gt) im Tribolium- Keimrudiment. gt-Überexpression führt zu Larven, die eine Transformation thorakaler Segmente zu Segmenten mit gnathaler Identität durchlaufen, wobei oft auch verkürzte Abdomen beobachtet werden können. Im Falle von hb entwickeln sich, zusätzlich zur homeotischen Transformation abdominaler Segmente hin zu Segmenten thorakaler Identität, auch Larven, die zu viele Rumpfsegmente bilden. Diese überzähligen Segmente werden aber nicht durch zusätzliche Runden einer „segmentation clock“ generiert, sondern bilden sich wahrscheinlich sekundär, durch Regeneration gestörter Muster auf Segmentpolaritätsebene. Diese unregelmäßigen Expressionsmuster der Segmentpolaritätsgene entstehen offenbar dadurch, dass es eine regulatorische Wirkung von hb auf den Paar-Regelzyklus gibt, dieser also nicht völlig autonom und unabhängig von Gapgen-Regulation ist. Weitere Arbeiten mit dem UAS/Gal4-System, das auch eine räumlich kontrollierte Überexpression erlaubt, werden zeigen, ob diese regulatorische Interaktion streifenspezifisch ist. Leider konnte ich diesen Versuchsansatz nur in die Wege leiten, Ergebnisse liegen für diesen Ansatz noch nicht vor. Im letzten Kapitel dieser Arbeit zeige ich, dass das aus dem Pflanzenreich bekannte Ac/Ds-System als eine weitere IV Zusammenfassung Alternative zu Transpositionssystemen wie piggyback oder Minos, auch in Tribolium mit hoher Effizienz genutzt werden kann. V Summary Summary Tribolium is a short germ insect and as such considered to represent a more ancestral mode of embryonic development than long germ Drosophila. In this beetle, the majority of segments form during secondary growth stages in a cellularized environment. This suggests different patterning mechanisms than in the syncytial blastoderm of Drosophila. Inactivating orthologues of Drosophila segmentation genes often results in growth defects, which obstructs the study of patterning functions during later stages of germ band extension. To get around this problem, I investigated the effects of temporally controlled ectopic expression of the gap genes hunchback and giant in Tribolium. giant overexpression leads to the transformation of thoracic segments to segments with abdominal identity, and to shortened abdomina, but the penetrance of these effects was low. Ectopic expression of hunchback also leads to homeotic transformations: abdominal segments develop thoracic identity, which is consistent with the Tc-hb loss-of-function phenotype. Interestingly, such embryos often generate additional abdominal segments. Pair-rule expression patterns are affected in this experimental situation, but supernumerary segments appear not to result from additional rounds of a pair-rule based segmentation clock as there is no evidence for supernumerary pair-rule stripes. Instead, it appears that ectopic expression of pairrule genes results in severely disrupted segment-polarity patterns which secondarily become reorganized into stripes, such that at the end of development often more than the normal number is formed. We conclude from these experiments that gap genes have regulatory effects upon pair-rule genes also during germ band extension. Moreover, our results attest to high pattern regeneration capabilities at the segment polarity level in this short germ embryo. VI Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1.1: Segmentierungskaskade in Drosophila melanogaster (modifiziert aus Peel et al., 2005).......................................................................... 8 Abbildung 1.2: Wanderwellenartige Expression der Segmentierungsgene im Zebrafisch (modifiziert aus Holley, 2007) ............................................................ 12 Abbildung 1.3: Gapgen-Interaktionen in Tribolium (modifiziert aus Cerny, 2007) ..... 18 Abbildung 1.4: Paar-Regel-Zyklus und Regulation der Segmentpolaritätsgene (modifiziert aus Choe et al., 2006) ...................................................................... 18 Abbildung 2.1: pBac[5'UTR-dsRed-3'UTR, 5'UTR-Tc'hb-3'UTR]vw .......................... 27 Abbildung 2.2: pBac[5'UTR-dsRed-3'UTR, 5'UTR-Tc'gt-3'UTR]eGFP ...................... 28 Abbildung 2.3: Plasmidkarte von pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] mit relevanten Restriktionsschnittstellen..................................................................................... 29 Abbildung 2.4: Plasmid pRed[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] mit relevanten Restriktionsschnittstellen..................................................................................... 29 Abbildung 2.5: Plasmidkarte von pMDs[eGFP, 3xP3-eGFP-SV40] ........................... 30 Abbildung 3.1: Kutikulapräparate von hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock ............. 42 Abbildung 3.2: Graphische Darstellung des Auftretens des hs-hb-Phänotyps im Zeitraum zwischen 8-19 h AEL ........................................................................... 45 Abbildung 3.3 Prozentuale Darstellung der Embryonen, die keine Kutikula entwickelten, bei hs-hb- und Kontroll-Embryonen............................................... 47 Abbildung 3.4: Hitzesensitivität bei hs-hb-Embryonen - höhere Temperaturen aktivieren den Hitzeschockpromotor besser, führen aber auch zu einem Anstieg der Letalitätsrate .................................................................................... 50 Abbildung 3.5: Verleich des einmaligen und zweifachen Hitzeschocks in Bezug auf alle Embryonen ............................................................................................. 52 Abbildung 3.6: Vergleich des einmaligen und zweifachen Hitzeschocks in Bezug auf phänotypische Embryonen ................................................................ 53 Abbildung 3.7: Überexpression von hb mRNA 0-3 h phs in hs-hb-Embryonen ......... 56 Abbildung 3.8: Verteilung der hb mRNA 10-20 h phs in hs-hb-Embryonen............... 57 Abbildung 3.9: hb-Überexpression im Keimrudiment führt später zu Unregelmäßigkeiten in der en-Expression .......................................................... 60 VII Abbildungsverzeichnis Abbildung 3.10: hb-Überexpression resultiert in unregelmäßig gebildeten wgStreifen 10-20 h phs ............................................................................................ 61 Abbildung 3.11: in situ Färbung gegen runt zeigt ein gestörtes Expressionsmuster in hs-hb-Embryonen ............................................................ 64 Abbildung 3.12: runt in situ Hybridisierung 10-20 h phs zeigt keine weitere ektopische Expression in hs-hb-Embryonen ....................................................... 65 Abbildung 3.13: en und runt Doppel-in situ Hybridisierung in hs-hb-Embryonen 4-10 h phs ........................................................................................................... 66 Abbildung 3.14: eve mRNA in hs-hb-Embryonen 2-8 h phs ...................................... 67 Abbildung 3.15: hb-Überexpression führt auch zu Abweichungen im oddExpressionsmuster.............................................................................................. 68 Abbildung 3.16: odd-Expression in späteren Stadien zeigt keine Abweichung vom Wildtypexpressionsmuster .......................................................................... 69 Abbildung 3.17: Ektopische hb-Expression führt zu Störung des Expressionsmuster sekundärer Paar-Regelgene ............................................... 70 Abbildung 3.18: Schematische Darstellung der ektopischen Gapgen-Domänen nach hb-Überexpression ..................................................................................... 73 Abbildung 3.19: Überexpression von hb mRNA führt zur ektopischen Expresssion von Kr 6-8 h phs ............................................................................. 74 Abbildung 3.20: Ektopische Kr-Expressionsdomäne wird nach dem 10. transversalen regulär etablierten en-Streifen generiert ....................................... 75 Abbildung 3.21: Überexpresssion von hb führt zu ektopischer gt-Expression 810 h phs .............................................................................................................. 76 Abbildung 3.22: Die ektopische gt-Domäne tritt nach der regulären Ausbildung des 10./11. transversalen en-Streifens auf ......................................................... 77 Abbildung 3.23: Ektopische hb-Expression führt zur Expansion der 3. mlptDomäne nach anterior......................................................................................... 78 Abbildung 3.24: Ektopische Ausdehnung der 3. mlpt-Domäne ist bereits nach der Expression der normal ausgebildeten transversalen en-Streifen 9 - 10 detektierbar ......................................................................................................... 79 Abbildung 3.25: hb-Überexpression zeigt keine Auswirkung auf das kniExpressionsmuster.............................................................................................. 80 Abbildung 3.26: PH3-Färbung zeigt keine erhöhte Proliferationsrate in hs-hbEmbryonen .......................................................................................................... 82 VIII Abbildungsverzeichnis Abbildung 3.27: Kutikulapräparate von hs-gt-Larven ................................................. 84 Abbildung 3.28: Auftreten des hs-gt-Phänotyps nach Hitzeschock 8-20 hp hs in hs-gt1 .................................................................................................................. 86 Abbildung 3.29: Verteilung der verschiedenen hs-gt-Phänotypen in hs-gt1 .............. 87 Abbildung 3.30: Vergleich der Phänotyp-Induktion in Embryonen der transgenen Linien hs-gt1 und hs-gt2................................................................... 88 Abbildung 3.31: Hitzeschock in hs-gt-Embryonen führt zu ubiquitärer ektopischer gt-Expression 0-1 h phs ................................................................... 90 Abbildung 3.32: Ektopisches gt zeigt keine Auswirkung auf mlpt-Expression ........... 92 Abbildung 3.33: Tc’sim-Expression entlang der ventralen Mittellinie (Joel Savard, nicht veröffentlicht)................................................................................. 95 Abbildung 3.34: eGFP-Expression in pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] ....................... 98 Abbildung 3.35: Auswahl einiger Ac/Ds-Enhancertraps .......................................... 103 Abbildung 4.1 Schematische Darstellung der Entwicklung des Segmentpolaritätsmusters nach Hitzeschock ................................................... 112 Abbildung 4.2: Schematische Darstellung der Gapgen-Interaktionen vor und nach Hitzeschock (modifiziert aus Cerny, 2007; Cerny, nicht veröffentlicht; Savard et al., 2006) ........................................................................................... 117 Abbildung 4.3: Modell zur Gapgen-Paar-Regelgen-Interaktion ............................... 123 IX Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 2.1: verwendete Plasmide ............................................................................. 23 Tabelle 2.2: Verwendete Primer ................................................................................ 25 Tabelle 2.3: Primer verwendet zur Konstruktion von pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] .................................................................................................................. 26 Tabelle 3.1: Auftreten der Phänotypen nach Hitzeschock in hs-hb-Larven ............... 39 Tabelle 3.2: Auftreten des hs-hb-Phänotyps bei Hitzeschock 8-19 h AEL ................ 46 Tabelle 3.3: Übersicht der Ac/Ds induzierten Enhancertraplinien............................ 107 X Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis AEL AP BBR bcd bth cad CSL DIG Dm EGF EMS ems EST E(slp) en eve Flu ftz GFP gsb gt h h hb hkb hh hs-gt hs-hb Hyb A/B kni Kr nos otd opa odd mlpt mRNA paired phs PKase pum PSM RNAi rpm run after egglay Alkalische Phosphatase Boehringers Blocking Reagenz bicoid buttom head caudal (CBF1/Su(H)/LAG1) Digoxiginin Drosophila melanogaster Epidermal Growth Factor Ethylmethansulfonat empty spiracles Expressed Sequence Tag (Enhaner of split) engrailed even skipped Fluoreszin fushi tarazu green fluorescent protein gooseberry giant hairy Stunde hunchback huckebein hedgehog Hitzeschock giant Hitzeschock hunchback Hybridisierungspuffer A/B knirps Krüppel nanos orthodenticle odd-paired odd-skipped millepattes messenger Ribonucleinsäure prd post heatshock Proteinase K pumillio präsomitisches Mesoderm RNA Interferenz rounds per minute runt XI Abkürzungsverzeichnis SB sim slp Su(H) Tc tll wg vnd vw San Bernardino, Labor-Wildtyp single minded sloppy paired surpressor of hairless Tribolium castaneum tailless wingless ventral cord defective vermillionwhite XII Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung .....................................................................................................IV Summary.....................................................................................................................VI Abbildungsverzeichnis ...............................................................................................VII Tabellenverzeichnis .....................................................................................................X Abkürzungsverzeichnis ...............................................................................................XI Inhaltsverzeichnis .....................................................................................................XIII 1. Einleitung............................................................................................................... 1 1.1. Allgemeine Einleitung .................................................................................... 1 1.2. Langkeimentwicklung in Drosophila melanogaster – ein abgeleiteter Segmentierungsmodus ................................................................................. 1 1.3. Segmentierung im synzytialen Blastoderm: Eine hierarchische Genkaskade ................................................................................................. 2 1.4. Unterteilung des Embryos durch Proteingradienten: maternale EffektGene und Gapgene ...................................................................................... 3 1.5. Etablierung der Parasegmentgrenzen: von den Gapgenen zu den Paar-Regelgenen ......................................................................................... 4 1.6. Paar-Regelgene wirken auf Segmentpolaritätsgene und Hox-Gene ............ 5 1.7. Die „segmentation clock“ – ein Notch-vermittelter Segmentierungszyklus nicht nur in Vertebraten ..................................................................... 9 1.8. Notch-basierte Segmentierung in Arthropoden ........................................... 10 1.9. Tribolium castaneum – ein Kurzkeim-Modellorganismuss .......................... 13 1.10. Tribolium: eine „clock“ ohne Notch – oder doch der klassische Gapgen-Mechanismus? ............................................................................. 14 1.11. Gapgen-Interaktion während der frühen Embryonalentwicklung von Tribolium castaneum .................................................................................. 14 1.12. Achsendetermination in Tribolium .............................................................. 16 1.13. Paar-Regelgene in Tribolium ...................................................................... 16 1.14. Der Paar-Regel-Zyklus in Tribolium – eine alternative „segmentation clock“? ........................................................................................................ 19 1.15. Ziel dieser Arbeit ......................................................................................... 20 2. Material und Methoden........................................................................................ 22 2.1. Käferhaltung ................................................................................................ 22 2.2. Verwendete Plasmide ................................................................................. 23 XIII Inhaltsverzeichnis 2.3. Verwendete Primer ..................................................................................... 24 2.4. Konstrukte ................................................................................................... 25 2.4.1 pBac[5’UTR-dsRED-3’UTR, 5’UTR-Tc’hb-3’UTR]vw und pBac[5’UTR-dsRED-3’UTR, 5’UTR-Tc’gt-3’UTR]eGFP ....................... 25 2.4.2 pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] .............................................................. 25 2.4.3 pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] ..................................................... 26 2.4.4 pMDs [eGFP, 3xP3-eGFP-SV40] .......................................................... 26 2.5. Enhancer- und Promotor-Analyse ............................................................... 31 2.6. Embryonale Injektion ................................................................................... 31 2.7. Generierung und Haltung transgener Stämme ........................................... 32 2.8. Hitzeschock ................................................................................................. 32 2.9. Fixierung und AP- in situ Hybridisierung von Tribolium-Embryonen ........... 33 2.10. Doppelfluoreszente in situ Hybridisierungen von TriboliumEmbryonen ................................................................................................. 34 2.11. Doppel-in situ Hybridisierung mit Alkalischer Phosphatase und Fast Red ............................................................................................................. 35 2.12. Erstellung von Kutikula- und in situ Präparaten und deren Auswertung ................................................................................................. 36 3. Ergebnisse .......................................................................................................... 37 3.1. Überexpression von Tc’hb .......................................................................... 38 3.1.1 Überexpression von Tc’hb führt zu homeotischen Transformationen und zur Ausbildung zusätzlicher Rumpfsegmente ................................................................................... 40 3.1.2 Stadienabhängikeit der Induzierbarkeit von hs-hb-Phänotypen ............ 43 3.1.3 Hitzesensitivität – Induzierbarkeit des Hitzeschocks zwischen 44 °C und 50 °C ......................................................................................... 48 3.1.4 Wiederholter Hitzeschock führt zu keiner Steigerung des hs-hbPhänotyps ............................................................................................. 51 3.1.5 Stärke der Überexpression von hb mRNA in hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock.................................................................................. 54 3.1.6 Zusätzliche Körpersegmente entstehen aus einer Zone gestörter Segmentpolaritätsgen-Muster............................................................... 58 3.1.7 Veränderungen des Segmentpolaritätsmusters gehen Störungen des Paar-Regelzyklus voraus ............................................................... 62 3.1.8 Überexpression von hb führt zur ektopischen Expression von Gapgenen ............................................................................................. 71 3.1.9 hb-Überexpression hat keine offensichtliche Auswirkung auf die Zellproliferation ..................................................................................... 81 3.2. Überexpression von Tc’gt führt ebenfalls zu homeotischen Transformationen, aber nur zur Deletion von Segmenten .......................... 83 XIV Inhaltsverzeichnis 3.2.1 Induzierbarkeit des hs-gt-Phänotyps ..................................................... 85 3.2.2 Überexpression von gt mRNA in hs-gt-Embryonen ............................... 89 3.2.3 Überexpression von gt hat keine nachweisbare Auswirkung auf mlpt ....................................................................................................... 91 3.3. Räumlich kontrollierte Überexpression von Gapgenen: hb unter der Kontrolle des sim-Promotors ...................................................................... 93 3.3.1 Funktionalität des sim-Promotors und -Enhancers ................................ 96 3.3.2 pBac[3xP3-EGFP, UAS-hb] und pBac[3xP3-DsRed, simGal4(Delta)] .......................................................................................... 96 3.4. Ac/Ds – Ein neues Transformations- und Mutagenesesystem für Tribolium ..................................................................................................... 99 3.4.1 Transformation von Tribolium durch embryonale Injektion von Vector-Plasmid und Transposase-mRNA ........................................... 100 3.4.2 Ac/Ds-Transposition führt zu hoher Enhancertrap-Rate ...................... 100 4. Diskussion ......................................................................................................... 108 4.1. Überexpression von Gapgenen hat eine dem RNAi-Phänotyp entgegengesetzte Wirkung ....................................................................... 108 4.2. Zusätzlich gebildete Körpersegmente entstehen aus einem unregelmäßigen Segmentpolaritätsgenmuster ......................................... 110 4.3. Störungen des Segmentpolaritätsmusters werden offenbar durch Misregulation von Paar-Regelgenen verursacht ...................................... 113 4.4. hb-Überexpression führt zur Rekapitulation normaler GapgenInteraktionen ............................................................................................. 114 4.5. Zusätzliche Körpersegmente werden wahrscheinlich nicht durch eine Erhöhung der Proliferationsrate generiert ................................................ 118 4.6. gt-Überexpression resultiert nur mit geringer Penetranz in Phänotypen, wobei keine zusätzlichen Segmente gebildet werden ......... 119 4.7. Gapgene in Tribolium – Segmentierung nach dem klassischen Gapgen-Mechanismus? ........................................................................... 120 4.8. Sind Gapgene notwendig zur Aufrechterhaltung des PaarRegelzyklus? ............................................................................................ 122 4.9. Ausblick ..................................................................................................... 124 5. Literaturverzeichnis ........................................................................................... 126 Danksagung ............................................................................................................. 139 Erklärung.................................................................................................................. 140 XV Einleitung 1. Einleitung 1.1. Allgemeine Einleitung „Here there is one central field. Development. How the egg turns into the organism. But development ultimately includes all of biology: and it will have to be put on a molecular basis.“ (Sydney Brenner, 1979). Mit dieser Aussage verbindet Sydney Brenner, der zusammen mit H. R. Horvitz und J. E. Sulston 2002 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie erhalten hat, die Lehre der frühen Naturalisten wie Darwin und Häckel mit der modernen Entwicklungsbiologie. Häckel und Darwin waren es, die Begriffe wie Ontogenie – die Entwicklung eines Lebewesens von der befruchteten Eizelle hin zum lebenden Organismus – und Phylogenie – die stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebewesen – prägten. Im Laufe der darauffolgenden Jahrhunderte wurde die Frage nach den genauen Entwicklungsprozessen während der Embryonalentwicklung immer zentraler. Die Arbeiten über die molekularen Grundlagen der Entwicklung des Drosophila Embryos von Christiane Nüsslein-Vollhard, Eric Wieschaus und Edward Lewis, die 1995 mit dem Nobelpreis für Physiologie und Medizin ausgezeichnet wurden, brachten dann den methodischen Durchbruch für ein kausales Verständnis der Mechanismen, die der Embryonalentwicklung zugrunde liegen. 1.2. Langkeimentwicklung in Drosophila melanogaster – ein abgeleiteter Segmentierungsmodus Für die Entwicklungsgenetik war die Fruchtfliege auf Grund der kurzen Generationszeit, der niedrigen Haltungskosten, des geringen Platzaufwands, der einfachen Stammhaltung und nicht zuletzt wegen der bereits Mitte des letzten Jahrhunderts hoch entwickelten genetischen Methoden ein ideales Forschungsobjekt. Drosophila melanogaster gehört der artenreichsten Klasse der Tiere an – den Insekten, die nach ihren unterschiedlichen Entwicklungsmechanismen in Langkeim- und Kurzkeiminsekten unterteilt werden. Das am besten verstandene Langkeiminsekt ist natürlich Drosophila melanogaster. Bei Drosophila werden alle Segmente der späteren Larve im Embryo während des synzytialen Blastoderms 1 Einleitung generiert. Hier können Transkriptionsfaktoren frei diffundieren und Morphogengradienten etabliert werden, die den segmentalen Bauplan des Embryos determinieren. Der Segmentierungsprozess läuft hierbei in Form einer hierarchischen Genkaskade ab. 1.3. Segmentierung im synzytialen Blastoderm: Eine hierarchische Genkaskade Mit ihrer Arbeit an der Taufliege Drosophila melanogaster waren Christiane NüssleinVollhard und Eric Wieschaus Vorreiter der Entwicklungsgenetik. Sie führten Anfang der 1980er Jahre einen EMS(Ethylmethansulfonat)-Screen durch, mit dem sie zahlreiche Mutanten generierten, die Aufschluss über die Segmentierung von Drosophila gaben (Nüsslein-Vollhard und Wieschaus, 1980). Die Analyse der so identifizierten Gene führte zu einem hierarchischen Modell, das auch unter dem Begriff Gapgen-Mechanismus bekannt ist (Hülskamp und Tautz, 1991). An oberster Stelle dieser Kaskade stehen Faktoren, deren mRNAs bereits von der Mutter in der Oozyte eingelagert werden. Man spricht hier von maternalen Genen, wie z. B. bicoid (bcd), nanos (nos), caudal (cad) und pumilio (pum). Auch das Gapgen hunchback (hb) wird bereits maternal exprimiert (Nüsslein-Vollhard und Wieschaus, 1980; St. Johnson und Nüsslein-Vollhard, 1992). Diese maternal transkribierten Gene regulieren auf der zweiten Stufe der Gen-Hierarchie die Gapgene. Gapgene kodieren für Transkriptionsfaktoren, die den Embryo in die drei großen Abschnitte Kopf, Thorax und Abdomen gliedern. Die Unterteilung des Embryos in Parasegmente und daher auch die erste segmentale Untergliederung (Martinez-Arias et al., 1985), wird von den PaarRegelgenen vermittelt, die entsprechend der Genkaskade von den Gapgenen regulatorische Information erhalten. Paar-Regelgene regulieren ihrerseits Segmentpolaritätsgene, die für die Musterbildung in den Segmenten verantwortlich sind. Die segementale Identität wird hauptsächlich durch die Hox-Gene vermittelt, die von den Gapgenen reguliert werden (Akam, 1987). 2 Einleitung 1.4. Unterteilung des Embryos durch Proteingradienten: maternale EffektGene und Gapgene Die Fliege ist ein Langkeiminsekt, d. h. alle Segmentanlagen werden vor der Gastrulation im synzytialem Blastoderm simultan festgelegt. Diese nichtzellularisierte Umgebung erlaubt es Transkriptionsfaktoren, frei zu diffundieren und Proteingradienten zu etablieren, welche an den Embryo segmentspezifische Positionsinformation weitergeben. So sind etwa die maternalen mRNAs von hb und cad zunächst ubiquitär im Ei verteilt (Schröder et al., 1988), während die bcd mRNA am anterioren Pol lokalisiert ist (Johnston et al., 1989). Erst nach der Befruchtung kommt es zur Translation der mRNAs und damit zu Proteinen, die regulatorische Funktionen ausüben. BCD ist hierbei sowohl ein transkriptioneller Aktivator von hb (Driever und Nüsslein-Volhard, 1989; Struhl et al., 1989), als auch ein translationeller Inihibitor von cad mRNA, so dass es zur Ausbildung von graduierten Expressionslevels kommen kann (Mlodzik et al., 1985). Am posterioren Pol reprimiert NOS dagegen die Translation von hb, so dass die HB-Konzentration einen Gradienten bildet, der von anterior nach posterior hin abnimmt (z. B. Irish et al., 1989; Tautz, 1988; Hülskamp et al., 1990). Ähnlich ist BCD über die anterior-posteriore Achse verteilt. CAD und NOS bilden dazu gegenläufige Proteingradienten (RiveraPomar et al., 1995; Peel et al., 2005; Abbildung 1.1 „Schritt 1“). Diese Gradienten am anterioren und posterioren Pol sind für die Festlegung der jeweiligen Körperhälfte verantwortlich (Wang et al., 1994). Fehlt ein maternales Gen, so ist die entsprechende Körperregion betroffen und führt zu schweren Segmentierungsdefekten. So zeichnen sich nos-Mutanten z. B. durch die Deletion aller abdominalen Segmente aus (Irish et al., 1989). Diese frühe Festlegung der Körperachsen geschieht hauptsächlich durch die Lokalisierung maternaler mRNAs. Ausnahme hierbei ist torso. torso gehört zu der Gruppe von Genen, die terminale Strukturen festlegen. Die torso mRNA ist ubiquitär im Ei verteilt, generiert aber eine Signaltransduktionsaktivität an den Polen des Embryos, die zur Ausbildung der terminalen Strukturen Acron und Telson führt (Klingler et al., 1988). Die Hauptfunktion dieser maternalen Faktoren ist also die Regulation der zygotisch transkribierten Gapgene, was eine kleinräumigere Unterteilung des Blastodermembryos zur Folge hat (schematisch dargestellt in Abbildung 1.1, „Schritt 2). Gapgene sind dadurch definiert, dass sie zum einen von den maternalen Faktoren 3 Einleitung reguliert werden und zudem den Embryo in seine drei großen Körperregionen untergliedern – Kopf, Thorax und Abdomen (Nüsslein-Volhard et al., 1987; Hülskamp und Tautz, 1991). Fehlt ein Gapgen während der Embryogenese, kommt es daher zum Verlust einer Gruppe von benachbarten Segmenten. Besonders gut ist die Regulation von hb durch BCD verstanden, wobei die BCDKonzentration entlang der a-p-Achse eine kritische Rolle spielt (Struhl et al., 1989). Wird eine bestimmte BCD-Konzentration unterschritten, kommt die hb-Transkription zum Erliegen. Dies hat zur Folge, dass zygotische hb mRNA in der anterioren Hälfte des Blastoderms exprimiert wird. hkb und tll werden von torso an beiden Polen reguliert (Weigel et al., 1990). Kr wird zum einen von maternalem BCD aber auch von maternalem und zygotischem HB aktiviert. Die anteriore Grenze der kni-Domäne wird von hb bestimmt, die posteriore von tll, wobei auch hier die Proteinkonzentration der Regulatoren eine wichtige Rolle für die Aktivierung spielt. Für die Aktivierung von gt und die Etablierung der anterioren und posterioren gt-Domäne sind BCD, HB und KR verantwortlich (Hülskamp und Tautz, 1991). Wird ein Gapgen ausgeschaltet, so fehlt der Larve die Region, für die das Gen zuständig ist. Im Falle von hb z. B. kommt es zu einer Deletion aller thorakalen Segmente und dem abdominalen Segment A7 (Lehmann und Nüsslein-Vollhard, 1987). 1.5. Etablierung der Parasegmentgrenzen: von den Gapgenen zu den PaarRegelgenen Die Hauptfunktion der Gapgene im Blastoderm ist die Regulation der Paar-Regelund Hox-Gene (Klingler et al., 1993; White et al., 1986; Vavra et al., 1989). PaarRegelgene können wie Gapgene in primäre und sekundäre unterteilt werden. Die primären Paar-Regelgene in Drosophila werden von hairy (h), even-skipped (eve) und runt (run) verkörpert und werden direkt von Gapgenen, aber auch von maternalen Faktoren reguliert (Pankratz et al., 1990; Small et al., 1992; Macdonald und Struhl, 1986; Reinitz et al., 1990; Gutjahr et al., 1993). Sekundäre PaarRegelgene erhalten ihre regulative Information im Wesentlichen von den primären Paar-Regelgenen (Ingham et al., 1988). In Drosophila sind fünf sekundäre PaarRegelgene bekannt: fushi tarazu (ftz), odd-paired (opa), odd-skipped (odd), sloppypaired (slp) und paired (prd). Neueste Forschungsarbeiten zeigen jedoch, dass die Einteilung in primäre und sekundäre Paar-Regelgene nicht als absolut angesehen 4 Einleitung werden darf. Eine kürzlich publizierte Arbeit belegt, dass die Paar-Regelgene ftz und odd – die als sekundäre Paar-Regelgene gelten – ebenso wie primäre PaarRegelgene von streifenspezifischen Elementen reguliert werden und daher eher auch zu den primären Paar-Regelgenen gezählt werden könnten (Schröder et al., 2011). Allgemein werden Paar-Regelgene in sieben transversal verlaufenden Streifen exprimiert und sind damit die erste sichtbare Unterteilung des Embryos in periodische Einheiten (Frasch und Levine, 1987; Small et al., 1992). eve-Mutanten z. B. zeigen keine segmentale Unterteilung des Embryos mehr (Nüsslein-Vollhard et al., 1985). Wobei eve eine Sonderstellung unter den Paar-Regelgenen einnimmt, da Null-Mutationen in anderen Paar-Regelgenen nicht zum vollständigen Verlust der segmentalen Ordnung des Embryos führen (Frasch et al., 1987). Die Regulation des zweiten eve-Streifens zeigt, wie komplex, aber auch wie exakt das Zusammenspiel regulatorischer Information von maternalen Faktoren und mehreren Gapgenen zur Bildung scharfer Paar-Regelgen-Grenzen führt. Maternales BCD sowie zygotisches HB, KR und GT binden an den Enhancer des zweiten eveStreifens, wobei die Aktivierung von BCD und HB vermittelt wird. Die Repression durch GT legt die anteriore Grenze fest, die negativ regulatorische Funktion von KR auf den zweiten eve Streifen schränkt die posteriore Expression ein (Pankratz und Jäckle, 1990; Reinitz et al., 1995; Small et al., 1992). Paar-Regelgene in Drosophila werden aber nicht nur von den Gapgenen reguliert, sondern wirken auch regulatorisch aufeinander (Jaynes et al., 2004). Eine Darstellung der Expressionsdomänen für eve und ftz in Abbildung 1.1, „Schritt 3“ (modifiziert aus Peel et al., 2005) zu sehen. 1.6. Paar-Regelgene wirken auf Segmentpolaritätsgene und Hox-Gene Nachdem die Paar-Regelgene die segmentale Struktur des Embryos festgelegt haben, beginnt die Zellularisierung des Embryos, d. h. es findet ein Übergang von molekularen Interaktionen zwischen Kernen des synzytialen Blastoderms hin zu interzellulärer Kommunikation statt. Diese Zell-Zell-Kommunikation wird von Segmentpolaritätsgenen vermittelt. Unter den Segmentpolaritätsgenen befinden sich neben den Transkriptionsfaktoren engrailed (en) und gooseberry (gsb) auch wingless 5 Einleitung (wg), und hedgehog (hh), welche essentielle Bestandteile von Signaltransduktionswegen darstellen (Li et al., 1993; DasGupta et al., 2005). Innerhalb der hierarchischen Genkaskade von Drosophila werden die Segmentpolaritätsgene von den Paar-Regelgenen reguliert, wobei mehrere PaarRegelgene zusammenspielen, um die segmentalen Expressionsdomänen zu spezifizieren (Ingham et al., 1986; DiNardo und O’Farrell, 1987). Am Beispiel von en sieht man, dass prd und eve die Streifen in den ungeradzahligen Segmenten regulieren, während die en-Expression in den geradzahlingen Segmenten von ftz und prd bestimmt wird (Morrissey et al., 1991; Abbildung 1.1, „Schritt 4“). Bei einigen Segmentpolaritätsgenen führt der Funktionsverlust außer zu segmentalen Deletionen auch zu lokalen Musterduplikationen (Nüsslein-Vollhard et al., 1980; Martinez-Arias und Ingham, 1985). Die segmentale Identität wird bei Arthropoden von den Hox-Genen bestimmt. Diese Gene werden entlang der anterior-posterioren Achse exprimiert und sind entsprechend ihrer Expressionsreihenfolge im Homeotischen Complex (HOMC) angeordnet (Kolinearität). In Drosophila ist dieser Komplex in den Antennapedia- und den Bithorax-Komplex zerfallen (Lawrence und Morata, 1994), wobei der Antennapedia-Komplex Gene enthält, die für die Spezifikation der Identität der anterioren Segmente verantwortlich sind, wie Sex combs reduced und Antennapedia. Der Bithorax-Komplex hingegen besteht aus Genen, welche zur Determination der posterioren Region des Embryos herangezogen werden. Vertreter dieses Komplexes sind z. B. Ultrabithorax, abdominal-A oder Abdominal-B (Lawrence und Morata, 1994). Die Regulation der Hox-Gene erfolgt zum einen durch die Paar-Regelgene und zum anderen durch die Gapgene (Ingham et al., 1986; Irish et al., 1989; Harding und Levine, 1988; Qian et al., 1991). Mutationen eines Hox-Gens führen zu sehr anschaulichen Phänotypen, wie z. B. die Transformation der Halteren in ein weiteres Flügelpaar (Roche und Akam, 2000). Nach Ablauf dieser hierarchischen Genkaskade hat jedes Segment seine individuelle Differenzierungs-Information erhalten, die es ihm erlaubt, die für das jeweilige Segment spezifischen Strukturen auszubilden. 6 Einleitung Abbildung 1.1: Segmentierungskaskade in Drosophila melanogaster (modifiziert aus Peel et al. 2005) Schematische Darstellung der Segmentierungskaskade von Drosophila. Anterior ist links, posterior rechts. In „Schritt 1“ wird die Verteilung der maternalen Proteingradienten dargestellt. HB und BCD bilden einen von anterior nach posterior verlaufenden Gradienten. Die Konzentration von CAD und NOS nimmt gegenläufig von anterior nach posterior zu. „Schritt 2“ zeigt das Auftreten der verschiedenen Gapgen-Domänen im Embryo. tll ist an den terminalen Ende des Embryos exprimiert. Zygotisches hb erstreckt sich in einem Gradienten von anterior nach posterior. gt mRNA ist im vorderen und hinteren Drittel des Embryos lokalisiert, mittig befinden sich die Kr und kni-Expressionsdomänen. Das Festlegen der Parasegmentgrenzen durch die Paar-Regelgene wird in „Schritt 3“ aufgezeigt. Am Beispiel von eve und ftz ist zu sehen, wie der Embryo durch jeweils sieben Expressionsdomänen in Parasegmente unterteilt wird. „Schritt 4“ verdeutlicht die weitere segmentale Unterteilung des Embryos durch die Segmentpolaritätsgene (hier en und wg). 7 Einleitung Abbildung 1.1: Segmentierungskaskade in Drosophila melanogaster (modifiziert aus Peel et al., 2005) 8 Einleitung 1.7. Die „segmentation clock“ – ein Notch-vermittelter Segmentierungszyklus nicht nur in Vertebraten Im Gegensatz zu Drosophila unterteilen viele Organismen ihre anterior-posteriore Achse in einer zellulären Umgebung. Daher spielt bei diesen Tieren Zell-ZellKommunikation bereits bei diesem initialen Prozess eine essentielle Rolle. Bei Vertebraten, aber auch bei vielen Arthropoden, wird dabei die Segmententstehung durch den Notch-Transduktionsweg vermittelt. Dieser Signalweg ist nach seinem Rezeptor Notch benannt, an dem der membranständige Ligand Delta durch spezifische EGF(epidermal growth factor)-Motive direkt binden kann (Rebay et al., 1991). NOTCH-Protein wird während des Signaltransduktionsweges drei Mal gespalten. Die erste Spaltung erfolgt im Golgi-Apparat. Die funktionelle heterodimere Einheit des NOTCH-Proteins wird erst an der Zellmembran selbst zusammengesetzt. Durch die Bindung zwischen den EGF-Motiven des Liganden und des Rezeptors wird NOTCH aktiviert, d. h. es wird ein weiteres Mal proteolytisch gespalten, wodurch die extrazelluläre Domäne abgestoßen wird (Eric C. Lai, 2004). Ein drittes Mal wird NOTCH schließlich von einer γ-Sekretase gespalten, was zur Folge hat, dass NOTCHintra – die aktivierte NOTCH-Form – frei wird und direkt im Zellkern an den CSL(CBF1/Su(H)/LAG1)-Transkriptionsfaktor binden kann (Fortini and ArtavanisTsakonas, 1994). NOTCHintra und CSL zusammen wirken als transkriptionsaktivierender Komplex der Zielgene, wobei NOTCHintra als Co-Aktivator der CSL-Transkriptionsfaktoren dient (Eric C. Lai, 2004). Der Notch-Signalweg ist an vielen Entwicklungsprozessen beteiligt, z. B. während der Augenentwicklung von Drosophila (Nagel und Preiss, 2011) oder während der Gametenbildung bei C.elegans (Austin und Kimble, 1987), aber auch während der Follikelzellbildung während der Oogenese von Tribolium (Bäumer, 2011). Ich möchte mich jedoch auf die Funktion von Notch während der Segmentierung verschiedener Organismen konzentrieren. Vertebraten nutzen diesen Signaltransduktionsweg auch während der Somitogenese, dem Prozess der Unterteilung des paraxialen Mesoderms, wobei sukzessive aus dem Mesoderm transiente, segmentartige Vorläuferstrukturen (Somiten) abgeschnürt werden. Im Zebrafisch wird der erste Somit bereits kurz nach 9 Einleitung Beginn der Gastrulation abgetrennt (Stickney et al., 2000), die Bildung eines Somiten dauert hier nur 30 Minuten bei 28 °C (Lewis, 2003). Im Hühnchen wird alle 90 Minuten ein Somit aus dem paraxialen Mesoderm herausgebildet (Palmeirin et al., 1997). Auf molekularer Ebene ist dieser Vorgang im Hühnchen, in der Maus und im Zebrafisch bereits gut untersucht. Das Abtrennen der Gewebeblöcke und die Definition der Segmentgrenzen unterliegen in diesen Organismen der Kontrolle oszillierender Geninteraktionen. Diese zyklisch wiederkehrende Genkaskade ist autonom und unter dem Begriff „segmentation clock“ bekannt. Ein Zielgen des NotchSignalweges ist hierbei chairy (Palmeirin et al., 1997), dessen dynamische, wanderwellenartige Expression sich über das paraxiale Mesoderm von Hühnchen erstreckt (Pouriqué, 2003). hairy gehört zu der Familie der hairy/E(slp)(Enhaner of split)HES Gene-Familie (Lewis, 2003). Gene dieser konservierten Proteinfamilie sind als her1/7 auch im Zebrafisch und der Maus zu finden (Jouve et al., 2000; Oates et al., 2002; Giudicelli et al., 2007). Die wanderwellenartige Expression der Segmentierungsgene spiegelt das von anterior nach posterior verlaufende Wachstums des Embryos wieder. Die Expressionsdomänen der Segmentierungsgene „laufen“ zum anterioren Teil des PSM hin auf und sorgen dort für das Abtrennen des nächsten Somiten (Holley et al., 2000; Holly, 2007; Abbildung 1.2). 1.8. Notch-basierte Segmentierung in Arthropoden Nicht nur Vertebraten verwenden diesen Notch-basierten Segmentierungsmechanismus. Auch Arthropoden wie die Spinne Cupennius saleii (Stollewerk et al., 2003; Schoppmeier et al., 2005) oder die Schabe Periplaneta americana (Pueyo 2008) haben sich diesen Mechanismus zu Nutze gemacht. Cupennius Saleii bildet die Segmente sukzessive aus einer posterioren Wachstumszone heraus, wobei Notch in der Wachstumszone selbst und in den neu gebildeten Segmenten exprimiert ist. Delta-1 hingegen wird dynamisch exprimiert. Wanderwellenartig wird von der posterioren Expressionsdomäne ein Streifen generiert, der nach anterior läuft, während die Delta-1-Expression im posterioren Bereich vorübergehend wieder verschwindet (Stollewerk et al., 2003). Neben dem Rezeptor und dem Liganden Delta sind in der Spinne auch weitere Faktoren des kanonischen Notch-Signalwegs, wie persenilin und Su(H), für die Segmentbildung und die Festlegung der Segmentgrenzen notwendig (Schoppmeier et al., 2005). 10 Einleitung Die Schabe gehört wie Tribolium zu den Kurzkeiminsekten, nutzt aber (im Gegensatz zum Käfer) ebenfalls die Faktoren Notch, Delta und hairy für die Generierung ihrer abdominalen Segmente (Pueyo et al., 2008). Kurzkeiminsekten generieren im Gegensatz zu Drosophila nur den Kopf und die ersten thorakalen Segmente während des synzytialen Blastoderms. Die darauffolgenden Segmente werden ähnlich wie bei der Spinne aus einer posterioren Wachstumszone, in einer bereits zellulären Umgebung gebildet. In der Wachstumszone von Periplaneta wird Delta in Streifen exprimiert, zeitlich und räumlich vor der engrailed-Expressionsdomäne, welche die sich bereits entwickelnden Segmente markiert (Pueyo et al., 2008). Die NotchDomäne hingegeben tritt transient als einzelner Streifen auf, der zeitlich zwischen dem Verschwinden der Delta-Expressionsdomänen und dem Auftreten der enStreifen zu sehen ist (Pueyo et al., 2008). Auch hairy bildet in Periplaneta ein Streifenmuster in der Wachstumszone, welches aber, anders als in Drosophila, in segmentalen Streifen exprimiert ist (Pueyo et al., 2008). Das Auftreten des Notch-Signalweges in diesen phylogenetisch weit auseinanderliegenden Organismen könnte darauf zurückzuführen sein, dass der gemeinsame Vorfahr von Proto- und Deuterostomiern – der Urbilateria – bereits segmentiert war (DeRobertis et al., 1996; Seavier, 2003) und einen Großteil seiner Körperachse in einer zellularisierten Umgebung organisiert hat, was Zell-ZellKommunikation nötig machte. Die Embryonalentwicklung von Langkeiminsekten wie Drosophila ist ein rapide ablaufender Entwicklungsprozess, der vielleicht gerade wegen des simultanen Anlegens der Segmente so schnell ablaufen kann und eine stark abgeleitete Situation repräsentiert (Peel et al., 2005). 11 Einleitung S II SI SI S0 Wachstum des Embryos nach posterior Wellenartige Genespression S0 Zeit Abbildung 1.2: Wanderwellenartige Expression der Segmentierungsgene im Zebrafisch (modifiziert aus Holley, 2007) Die im posterioren Teil des PSM (rot) exprimierten Gene (blau) zeigen ein wanderwellenartiges Exspressionsmuster, das sich von posterior nach anterior verdichtet und im anteriorsten Teil des PSM einen klar begrenzten Streifen bildet. Vor der Bildung eines Somiten (S 0 –S II) verschwindet die Expression, der Somit wird abgespalten und die darauffolgende Expressionsdomäne zeigt an, wo der nächste Somit entstehen wird. 12 Einleitung 1.9. Tribolium castaneum – ein Kurzkeim-Modellorganismuss Der Organismus, mit dem ich während dieser Arbeit experimentierte, ist Tribolium castaneum – der rotbraune Reismehlkäfer (Klasse: Insecta, Ordnung: Coleoptera). Der rote Reismehlkäfer gehört wie Drosophila und Periplaneta zu der Klasse der Insekten und ist ein Vertreter der Kurzkeimsegmentierung. Tribolium hat sich während der letzten Jahre dank seiner Eignung für klassische Genetik (Brown et al., 2009), des sequenzierten Genoms (Tribolium Genome Sequencing Concortium, 2008) und der leichten Zugänglichkeit für molekulare Methoden wie RNAi (Bucher et al., 2002; Brown et al., 1999; Tomoyasu et al., 2008; Tomoyasu et al., 2004; Meister und Tuschl, 2004; Fire et al., 1998) sowie der Möglickeit, die Keimbahn durch Transposons zu modifizieren (Pavlopoulos und Berghammer et al., 2004), immer mehr zu einem Drosophila ebenbürtigen Modellorganismus entwickelt. In Tribolium werden nur die anterioren Segmente während des synzytialen Blastoderms angelegt. Die abdominalen Segmente werden anschließend durch einen sekundären Wachstumsprozess aus der posterioren Wachstumszone gebildet. Dieser sekundäre Wachstumsprozess findet nach der Gastrulation statt, in einer zellularisierten Umgebung, wo Diffusion von Transkriptionsfaktoren keine Rolle spielen sollte (Sander, 1976; Tautz und Sommer, 1995; Patel, 1994; Peel et al. 2005; Damen, 2007). Viele Arbeiten beschäftigten sich bereits mit der Frage, welcher Mechanismus diesem Segmentierungstyp zugrunde liegt (Cerny et al., 2005; Cerny et al., 2008; Bucher et al., 2004; Choe et al. 2007; Schröder, 2003; Beermann et al., 2011). Ob Gapgene, deren Orthologe ebenfalls in Tribolium vorhanden sind, genau die gleiche Funktion haben wie in Drosophila (Schröder, 2003), oder ob Kurzkeimsegmentierung doch ein anderer Segmentierungsmechanismus unterliegt (Liu und Kaufmann, 2005), ist immer noch ungeklärt. 13 Einleitung 1.10. Tribolium: eine „clock“ ohne Notch – oder doch der klassische GapgenMechanismus? Als ursprünglicher Segmentierungsmechanismus Kurzkeimsegmentierung. Aber nicht bei allen der Insekten Insekten, die gilt die diesen Segmentierungsmechanismus verwenden, hat sich (wie für Periplaneta) der NotchSignalweg als Taktgeber für die Segmentbildung etabliert (Tautz, 2004). Tribolium könnte hier einen Verbindungsstein zwischen dieser anzestralen Segmentierung und dem abgeleiteten Segmentierungsmodus der höheren Dipteren darstellen. Während des Wachstums des Keimstreifs scheint jedoch der Notch-Signaltransduktionsweg nicht aktiv zu sein (Tautz, 2004 – aber Daten nicht gezeigt), obwohl Gene wie hairy, die in anderen Spezies als Bestandteil des Notch-Signalweges gelten, auch in Tribolium vorhanden und während der Segmentierung aktiv sind. Bekannt ist hingegen, dass in Tribolium auch Orthologe von Drosophila-Gapgenen, wie z. B. hb, gt, Kr, kni, otd, aber auch cad wichtige Funktionen während der frühen Entwicklung des Embryos übernehmen (Schröder, 2003; Marques-Souza et al., 2008; Cerny et al. 2008; Cerny et al., 2005; Bucher et al., 2004; Kottkamp et al., 2010; Wolff et al., 1995; Wolff et al., 1998). Sie bilden wie in Drosophila ein regulatorisches Netzwerk aus, an dessen Spitze Tc’hb steht (Cerny, 2007; Abbildung 1.3, modifiziert aus Cerny, 2007). 1.11. Gapgen-Interaktion während der frühen Embryonalentwicklung von Tribolium castaneum Tc’hb ist in drei Domänen exprimiert. Im frühen Blastoderm ist es maternal ubiquitär verteilt, im Laufe der Embryonalentwicklung tritt eine Expressionsdomäne im mittleren Bereich des Embryos auf, die mit den gnathalen und thorakalen Segmentanlangen zusammenfällt. Die zweite Expressionsdomäne tritt zeitgleich mit der ersten im extraembryonalen Gewebe – der Serosa – auf. Die dritte Domäne wird erst nach der Gastrulation, während der Keimstreifstreckung, in der posterioren Wachstumszone gebildet (Wolff et al., 1995). Die erste Tc’hb-Domäne (oder die maternale homogene Expression) wirkt aktivierend auf Tc’Kr, Tc’Kr hingegen zeigt eine reprimierende Funktion auf die anteriore Grenze der Tc’hb-Domäne in der posterioren Wachstumszone (Cerny, 2007). Die Tc’Kr-Expressionsdomäne tritt zum ersten Mal am posterioren Pol während des Blastoderms auf und erstreckt sich im 14 Einleitung streckenden Keimstreif von der mandibulären bis zur dritten thorakalen Segmentanlage. Reprimiert wird die Kr-Domäne anterior durch die erste Tc’gtDomäne, posterior von der zweiten Tc’mlpt-Domäne. Die posteriore Tc’gt-Domäne, die am posterioren Pol entsteht, sich aufspaltet und schließlich in der dritten thorakalen und zweiten abdominalen Segmentanlage exprimiert ist (Bucher et al., 2004), wird offenbar durch Tc’Kr aktiviert (Cerny, 2007). Die zentral gelegene Tc’KrDomäne wirkt hierbei auch aktivierend auf die zweite Tc’mlpt-Domäne. Anschaulich ist dieses regulatorische Zusammenspiel der Gapgene in Tribolium in Abbildung 1.3 (verändert aus Cerny, 2007) dargestellt. Die Funktion der Gapgene in Tribolium ist noch nicht eindeutig geklärt. Ein Beispiel hierfür ist Tc’hb. Das posttranskriptionelle Ausschalten von Tc’hb zeigt eine Transformation thorakaler Segmente hin zu Segmenten mit abdominaler Identität (Marques-Souza et al., 2008; Cerny, 2007). Da hb-RNAi oft auch in Larven mit verkürztem Abdomen resultiert und den verbleibenden Segmenten eher noch abdominale Identität zugeschrieben werden konnte, wurde dieser Phänotyp fälschlicherweise als klassischer Gapgen-Phänotyp interpretiert (Schröder, 2003; Marques-Souza et al., 2008). Es zeigte sich aber, dass hb in Tribolium eine homeotische Spezifikation des Embryos übernimmt, also wie in Drosophila regulativ auf Hox-Gene wirkt, und die anterioren Segmente normal gebildet werden. Allerdings kommt es posterior auch zu Segmentierungsabbrüchen, daher muss hb auch noch eine Funktion während des Keimstreifwachstums innehaben, worauf vielleicht das Auftreten der zweiten hb-Expressiondomäne während der Elongation des Keimstreifs hindeutet. In bisherigen Arbeiten konnte jedoch die Funktion dieser zweiten Domäne noch nicht geklärt werden. Ähnliches gilt für die posteriore Domäne von Tc’gt. Konform mit der Expressionsdomäne dieses Gens im Blastoderm zeigt der RNAi-Phänotyp eine Transformation gnathaler Strukturen hin zu thorakaler Identität (Bucher et al., 2004). Es kommt jedoch auch hier posterior zum Segmentierungsabbruch. Welche Rolle die sich aufspaltende posteriore Tc’gt-Expressionsdomäne während der Segmentierung spielt, ist aber noch unbekannt. Dass die Liste der Gapgene in Tribolium mitunter noch nicht vollständig ist, zeigt auch das für eine polyzistronische mRNA kodierende Tc’mlpt (Savard et al., 2006). 15 Einleitung Erst 2004 wurde es als Teil eines EST Expression Screens (Savard, 2004) entdeckt. Damit stellt sich die Frage, wie viele unbekannte Gene es noch gibt, die Teil der Gapgene in Tribolium sind. 1.12. Achsendetermination in Tribolium Auch die Achsendetermination im Tribolium-Blastoderm ist nur in Anfängen verstanden. bcd, der Hauptfaktor der anterioren Gruppe maternaler Faktoren in Drosophila, konnte in Tribolium nicht identifiziert werden. Es wurde vorgeschlagen dass Tc’otd und Tc’hb bcd substituieren (Schröder, 2003). Diese Vorstellung musste aber später revidiert werden (Kottkamp et al., 2010). Der posteriore Teil des Embryos wird durch Tc’nos, Tc’pumilio und Tc’cad spezifiziert. Wie genau die regulatorischen Interaktionen zwischen diesen Genen ablaufen, ist bis jetzt noch nicht bekannt (Schmitt-Engel, 2010). 1.13. Paar-Regelgene in Tribolium Die Gapgene in Tribolium zeigen regulative Aktivität untereinander, wirken aber auch auf die Paar-Regelgene (Sommer und Tautz, 1993; Cerny et al., 2005), wobei PaarRegelgene ihrerseits, wie in Drosophila, keine regulative Funktion auf Gapgene auswirken (Choe et al., 2006). Dies deutet darauf hin, dass es in Tribolium auch eine Art Hierarchie unter den Segmentierungsgenen gibt. Die Paar-Regelgene in Tribolium können (ähnlich wie die Paar-Regelgene in Drosophila) in primäre und sekundäre unterteilt werden. Die primären Paar-Regelgene bestehen aber, anders als in der Fliege, aus eve, runt und odd. Diese drei Gene bilden einen negativen „feed-back“-Zyklus (Paar-Regelzyklus), in dem eve runt aktiviert, runt seinerseits aktiviert odd, und odd reprimiert wieder eve (Abbildung 1.4, modifiziert aus Choe et al., 2006). In geradzahligen Segmenten ist die Expression von Tc’odd notwendig, um die eveDomäne zu unterteilen, wodurch sich der erste eve-Streifen abspaltet. Fehlt eve in diesen Segmenten, wird runt – und in der Folge auch odd – nicht mehr aktiviert (Choe et al., 2006). Jedoch zeigt sich hier wieder, wie wenig die Segmentierung in Tribolium verstanden ist. Tc’eve wird auch in ungeradzahlingen Segmenten unterdrückt und spaltet sich dadurch auf – der oder die Repressoren sind aber bis jetzt noch unbekannt (Choe et al., 2006). 16 Einleitung Primäre Paar-Regelgene wirken regulativ auf sekundäre Paar-Regelgene wie paired und sloppy-paired (Choe et al., 2006), die wiederum Segmentpolaritätsgene wie en und wg aktivieren (Nagy et al., 1994; Brown et al., 1994; Choe et al., 2008). Die Identität eines jeden Segments wird anschließend durch spezifische Hox-GenAktivität determinert (Benett et al., 1999, Berghammer, 2003; Brown et al., 2000; Brown et al., 2002). 17 !"#$%!"#!$%&'#()%*+,$%-./#()01%"/%2.&%")3#/%4&5%4#6#$7% Einleitung !") ,&5%4#6#% .6)#/&(8"6$% .6%9/.:"0.;<=%% !") #$) *+) *+) ,(&+) ,(&+) ,(&+) /%((((!"#((&"#((52((5>(((/?(((((<@(((((<A(((((<B((((8@(((8A(((8B((8C(((8D(((8E(((8F(((8G((((8H(((8@I(((( -!2!4#$2(3%'5(89(:$%"7;(<!1#=(4.( Abbildung 1.3: Gapgen-Interaktionen in Tribolium (modifiziert aus Cerny, 2007) • !"#$%&'%(!"(!)*+!#$,(#$%&&'()-#$.( Tc’hb wird im Blastoderm in den thorakalen Segmenten exprimiert. Es wirkt hier aktivierend auf Tc’Kr. Tc’Kr aktiviert die zweite Tc’gt und ebenfalls die zweite Tc’mlpt• !")!/,'(%$01&%$2(3'%(4',#$%&'%(*+(!"2(,(&+(2'5!&",(6(2&%$)#/7('%(+&!(#$) Domäne. Die bereits im Blastoderm aktive erste Tc’gt-Domäne reprimiert die anteriore Tc’Kr-Grenze, wohingegen Tc’Kr die posteriore, in der Wachstumszone aufkommende zweite Tc’hb-Domäne reprimiert. Die regulierenden Wirkungen auf und von der dritten Tc’mlpt-Domäne sind noch nicht geklärt (Savard et al., 2006). !"####$%&##'%&##()##(*###!+#####,-#####,.#####,/####0-###0.###0/############################12# !"#$"%&"'("')*"+,)-"!).$/'01!) 1--)234) "5"%)234) !"!# $%&# '((# Abbildung 1.4: Paar-Regel-Zyklus und Regulation der Segmentpolaritätsgene (modifiziert aus Choe et al., 2006) Die erste Runde des Paar-Regel-Zyklus findet in der posterioren Wachstumszone statt (GZ). Tc’eve, das in den ungeradzahlingen Segmenten (odd #PS) exprimiert wird, aktiviert Tc’runt, welches Tc’odd positiv reguliert. Tc’odd, welches zeitlich versetzt in den geradzahlingen Parasegmenten (even #PS) exprimiert ist, unterdrückt Tc’eve. Fehlt Tc’eve, kann in der Folge auch Tc’odd über Tc’runt nicht aktiviert werden, der Repressor fehlt und Tc’eve wird im nächstgebildeten Parasegment wieder exprimiert. 18 Einleitung 1.14. Der Paar-Regel-Zyklus in Tribolium – eine alternative „segmentation clock“? Obwohl die wichtigsten Faktoren der „segmentation clock“ von Vertebraten – NotchSignalweg-Komponenten und assoziierte Transkriptionsfaktoren – in Tribolium nicht an der Segmentierung beteiligt sind (Tautz, 2004), könnte es sein, dass es hier eine andere „segmentation clock“ gibt, die ebenfalls autonom – also ohne positionsspezifischen „Input“ von Gapgenen – die Paar-Regel-Streifen in der Wachstumszone generiert. Eine solche oszillierende Aktivität könnte in der Tat der Paar-Regel-Zyklus darstellen, d. h. der negative „feed back“ der drei primären Paar-Regelgenen selbst könnte der Motor für die sich wiederholenden Expressionsmuster im posterioren Bereich des Embryos im Verlauf der Keimstreifstreckung sein (Choe et al., 2006). Man kann aber zu diesem Zeitpunkt auch nicht ausschließen, dass eine von Notch und den Paar-Regelgenen unabhängige, unbekannte „clock“ existiert, welche die Paar-Regelgene steuert, so dass der Paar-Regel-Zyklus nur eine modifizierende Rolle spielen könnte. Unabhängig von der Frage der Existenz einer „segmentation clock“ in Tribolium ist aber auch bekannt, dass die Orthologen von Drosophila-Gapgenen in Tribolium in der Segmentierung involviert sind. Ein Ziel meiner Dissertation war, herauszufinden, welchen Einfluss diese Gene auf die periodisch exprimierten Paar-Regelgene in Tribolium haben. 19 Einleitung 1.15. Ziel dieser Arbeit Meine Arbeit fokussiert die Funktion der Gapgene hunchback und giant in Tribolium, die beide auch abdominale Expressionsdomänen in der Embryonalentwicklung aufweisen. Bei beiden Genen konnte die Funktion der Domäne(n) im Blastoderm mittels parentaler RNAi gut geklärt werden. Die Rolle der späteren Domänen, die erst im Keimstreif auftreten, sind jedoch noch nicht verstanden, da (im Fall von gt) schwer auszumachen ist, welche Segmentierungsdefekte mit der anterioren und welche mit der posterioren Domäne in Beziehung stehen – bzw. (im Fall von hb) die Keimstreifstreckung von hb-RNAi-Embryonen so gestört ist, dass die Paar-RegelStreifen, die von der posterioren Domäne beeinflusst werden könnten, überhaupt nicht erst entstehen können. Dabei habe ich zwei für Tribolium neue Methoden angewandt, mit deren Hilfe ich die genannten technischen Probleme der Funktionsanalyse abdominaler GapgenDomänen umgehen wollten: Hitzeschock-induzierte Überexpression und UAS/Gal4vermittelte Miss-Expression. Diese Methoden wurden in Göttingen im Labor von Gregor Bucher entwickelt (Schinko et al., 2010). Beide sind in Drosophila schon lange etabliert, wobei transgene Konstrukte mit Hitzeschock-Promotor von Gary Struhl eingeführt wurden (Struhl, 1985). Die Auswirkungen des Hitzeschocks auf Drosophila im Wildtyp wurden bereits 1978 von Tissières (Moran et al., 1978) untersucht. Der Hitzeschock ermöglicht die Überexpression von Genen zu einem späteren Zeitpunkt während der Entwicklung und erlaubt somit – anders als RNAi Experimente – auch die erst im Keimstreif auftretenden abdominalen Expressionsdomänen zu manipulieren. Das UAS/Gal4-System ist seit 1993 bekannt und wurde von Andrea Brand und Norbert Perrimon (Brand und Perrimon, 1993) entwickelt. Dieses Miss-Expressionssystem sollte dazu benutzt werden, Gapgene in einem schmalen Längsstreifen im Embryo zu exprimieren. Damit sollte die Wirkung eines Gens auf alle Paar-Regel-Streifen untersucht werden, ohne die Gesamtentwicklung des Embryos zu sehr zu beeinträchtigen. Dieses System konnte ich allerdings nicht mehr selbst austesten, da die Analyse der sehr interessanten Hitzeschock-Experimente den Großteil meiner Arbeitszeit eingenommen hat. 20 Einleitung In einem weiteren Kapitel dieser Arbeit widme ich mich der Zukunft der Transpositions-Mutation in Tribolium und prüfe ein zusätzliches Transpositionssystem auf seine Effizienz der Keimbahntransformation. 21 Material und Methoden 2. Material und Methoden 2.1. Käferhaltung Der für die embryonale Injektion verwendete vermillionwhite Stamm wird bei 25 °C gehalten. Einmal pro Woche wird ein 4 Tagesgelege genommen. Die Käfer und das Gelege werden auf frisches doppelgriffiges Mehl gegeben. Alle 2 Monate wird die „Stamm-Population“ gewechselt, d. h. eine Ablage, deren Population bei 25 °C gereift ist und noch nicht zu experimentellen Zwecken herangezogen wurde, wird mit einem 700-µm-Sieb abgesiebt und auf frisches Mehl gegeben. Von dieser Population werden jetzt die Gelege zur Stammhaltung genommen. Der vermillionwhite-Stamm ist ein weißäugiger Stamm, dem eine Tryptophan-Oxygenase-Mutation (Lorenzen et al., 2002) zu Grunde liegt. Einige Tage vor der Injektion werden ca. 14 g Käfer auf frisches Mehl gegeben und bei 31 °C inkubiert. Dies dient der Eingewöhnung der Käfer auf die neue Temperatur und steigert die Legekapazität der Käfer am Injektionstag. Um eine Kontamination mit Krankheiten oder eine mögliche Verunreinigung der Käferpopulation mit anderen Stämmen, wie z. B. des SBStammes, der schwarze Augen hat, oder pBA 19 und MD 17, die grün fluoreszierende Augen haben, zu verhindern, wird für Injektionen ausschließlich eine Käferpopulation verwendet, die zuvor nicht für andere Experimente gedient hat. 22 Material und Methoden 2.2. Verwendete Plasmide Während meiner Arbeit wurden verschiedene, bereits bestehende Plasmide herangezogen, die als Grundlage für die von mir generierten Konstrukte dienten. Die folgende Liste (Tabelle 2.1.) zeigt auf, wer welches Plasmid ursprünglich generiert hat, bzw. von wo ich die Plasmide bezogen habe. Plasmidbezeichnung Herkunft pBac[3xP3-EGFPafm] pBac[3xP3-gTCv]af phspBac (Transposase) pSLfa[Tc’hsp5’-dsRedEx-3’UTR]fa pSLfa[Hsp-p-Gal4Delta-SV40_attp]fa pRed eg up_nls-egfp_ eg3’UTR pBac [5’UTR-dsRED-3’UTR, 5’UTR-Tc’hb3’UTR]vw pSLfa gt pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] pMDS EGFP NLS-TPase Gregor Bucher (Kokoza et al., 2001) Handler et al., 1999 Johannes Schinko, Gregor Bucher (Göttingen) Johannes Schinko, Gregor Bucher (Göttingen) Tobias Merkel (Masterarbeit 2010, FAU Erlangen) Chrysafis Meskos (Diplomarbeit 2007, FAU Erlangen) Chrysafis Meskos (Diplomarbeit 2007, FAU Erlangen) Tina Loy, Jutta Distler Sergey Parinov (Emelyanov et al., 2006) Sergey Parinov (Emelyanov et al., 2006) Tabelle 2.1: Verwendete Plasmide 23 Material und Methoden 2.3. Verwendete Primer PCRs wurden nach Standardprotokollen durchgeführt. Alle verwendeten Primer sind in folgender Liste aufgeführt (Tab. 2.2). Bezeichnung Sequenz Tc’Kr T7 Fusion intern fw 5’ TAATACGAC TCA CTA TAG G CGATTCGTTTCCACTTTCCACC Tc’Kr intern bw T7-EGFP bw JD T3-EGFP fw JD Tc sim probe F JD Tc sim probe R JD T7 Tc’sim probe F 5’ 3’ AGTTGATTGGTATGCGAGTTCCTC 3’ 5’ TAA TAC GAC TCA CTA TAG TTACTTGTACAGCTCGT 3’ 5’ ATT AAC CCT CAC TAA AGG G ATGGTGAGCAAGGGCGA 3’ 5’ ATTCGACTTACGACGTCCTATTTG 3’ 5’ TGATCCGCAGGATGGATATACTC 3’ 5’GAATTGTAATACGACTCACTATAGGATTCGACTTACGACGTCC T7 Tc’sim probe R Ac/Ds TPase 322 III fw left #307 SV40 right #307 piggyBac giant #2 fw giant #1 bw pBac #1 fw pBac #2 bw Tc'spalt 5 #41 3xP3-eGFP-SV40 fw #42 3xP3-eGFP-SV40 BW JD pAc-SP6 NLS-Tpase fw JD JD pAc-SP6 NLS-Tpase bw JD SP6 NLSK5E-Tpase bw JD dsRed fw JD dsRed bw JD T7-3xP3 eGFP SV40 fw JD T7-3xP3 eGFP SV40 bw 199 JD pBac eGFP (L) bw SP6 fw (JD) #52 eGFP fw ohne 3x P3 #53 eGFP bw ohne 3xP3 (JD) #306 pBac fw #306 pBac bw #1-fw-sim #2-bw-sim #3-fw-sim #4-bw-sim #4*-bw-sim #5 pRed sim Insert bw TL #6 pRed sim Insert fw TL #7 pRed sim NLS bw #8 pRed 5'sim3'sim Insert TATTTG 3’ 5’TAATACGACTCACTATAGGTGATCCGCAGGATGGATATACTC 3’ 5'-CCTTGATGGAAAATGAAGATGATGA-3' 5'-CCCCCTGAACTTGAAACATA-3' 5'-GTTCACCTCAATCCCTTTGG-3' 5'-CAGAGATGCCAGAAGAGCTA-3' 5'-TGTAGGAGTTGCTGGAGACT-3' 5'-CACCAACAAGCTCGTCATCGC-3' 5'-CATCTCAGTCGCCGCTTGGA-3' 5'-GTGGCAGACCGGGCACTG-3' 5'-TCGATTTCGAACCCTCGAC-3' 5'-GGGAAGTGTGGGAGGTTTTT-3' 5'-CATACACATACGATTTAGG-3' 5'-TTAGAGACTCCATTCGG-3' 5'-ATACCAACTTACACTTTACAAAATGTTGTC-3' 5'-TGGTGTAGTCCTCGTTGTGG-3' 5'-AGTTCATGCGCTTCAAGGTG-3' 5'-GAATTGTAATACGACTCACTATAGGATTATTCATT-3' 5'-CAAACTCATCGAATTGTAATACGACTCACTATAGG-3' 5’-ttgttggtcaacttcaaagtcc-3’ 5' CGATTTAGGTGACACTATAG3' 5'-GAATTGTAATACGACTCACTATAGGATGGTGAGCAA-3' 5'- CCTATAGTGAGTCGTATTACAATTCTTACTTGTACA-3' 5’-CCCCCTGAACCTGAAACATA-3’ 5'-CTGTGCACGGTAGTTGTCGT-3' 5'-ACT GGC CGG CCA TGA CGC AAA TCA GTC GCT TG-3' 5'-TAGCTGCAGGGAATAAAAAACTCTACA AAA TGG CAT AG-3' 5'-TAG CTG CAG CGG ATC ATT TTG CAT AGG TGT GG-3' 5'-ATG CGG CGG CAA ATT ATT ACT ACC CCA AGC CAC TTG-3' 5'-ATC ACC GGT GAA ATT ATT ACT ACC CCA AGC CAC TTG-3' 5'-ATT ATT ACT ACC CCA AGC CAC TTG-3' 5'-TGA CGC AAA TCA GTC GCT TG-3' 5'-TTG AAG AAG TCG TGC TGC-3' 5'-GAC TGG GAA AAA CTG AGG AC-3' bw 24 Material und Methoden #9 pRed pBac L fw p3E1.2 RV (pBac L in #64 pBacR site fw JD Insert – Johannes Schinko) 5'-GCT TGT TGG TGA GGA TTC TG-3' 5'-TCCACGAGGCGTAGCCGAGTC-3' 5' ATCGCACGGTTCCCACA-3' JD Tabelle 2.2: Verwendete Primer 2.4. Konstrukte 2.4.1 pBac[5’UTR-dsRED-3’UTR, 5’UTR-Tc’hb-3’UTR]vw und pBac[5’UTRdsRED-3’UTR, 5’UTR-Tc’gt-3’UTR]eGFP Den Konstrukten liegen Plasmide zu Grunde, die von Johannes Schinko und Gregor Bucher generiert worden sind (Schinko et al., 2010). pBac[5’UTR-dsRED-3’UTR, 5’UTR-Tc’hb-3’UTR]vw (Abb. 2.1.) und pSLfa gt wurden von Chrysafis Meskos (Meskos, 2007) generiert. pSLfa gt wurde im Anschluss mit AscI und FseI verdaut und in den pBac[3xP3-EGFPafm]-Vektor (Kokoza et al., 2001) gerichtet kloniert. pBac [5’UTR-dsRED-3’UTR, 5’UTR-Tc’gt-3’UTR]eGFP ist in Abb. 2.2 dargestellt. 2.4.2 pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] Dem Konstrukt dient der Vektor pRed eg up_nls-egfp_ eg3’UTR (Tobias Merkel, 2010) als Rückgrat. Der single minded (sim)-Promotor und -Enhancer wurde von Martin Klingler indentifiziert und mittels spezifischer Primer, an denen Restriktionsschnittstellen fusioniert worden sind (FseI GGC CGG CC, PstI CTG CAG, NotI GCGGCCGC), aus genomischer DNA von Tina Loy amplifiziert. Durch eine Drei-Wege-Ligation (Maniatis et al., 1898, 3. Edition, 2001) wurden sowohl der simPromotor, als auch der sim-Enhancer während eines Ligationsschrittes in den Vektor ligiert. Primer, die speziell für dieses Projekt verwendet wurden, sind in folgender Tabelle (Tabelle 2.3) dargestellt, rot markierte Sequenzen zeigen die für die Restriktionsenzyme spezifische DNA-Sequenz an. Abb. 2.3 stellt das fertige Konstrukt inklusive aller relevanten Primer und Restriktionsschnittstellen dar. 25 Material und Methoden 2.4.3 pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] wird durch eine halbseitig gerichtete Ligation generiert. Dazu wird pBac[3xP3 dsRED, sim eGFP] mit NotI einfach verdaut, mit T4 Polymerase nach Protokoll die Schnittstellen aufgefüllt und erneut mit AscI verdaut. Der pSLfa Gal4 Delta (von J. Schinko, Göttingen erhalten) wird ebenfalls zuerst mit SpeI einfach verdaut, geblunted und mit AscI verdaut. Anschließend wird das Rückgrat von pBac[3xP3 dsRED, sim eGFP] mit dem AscI-Gal4 Delta Fragment aus pSLfa Gal4 Delta ligiert. In Abb. 2.4 ist pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] inklusive aller relevanten Restriktionsschnittstellen dargestellt. 2.4.4 pMDs [eGFP, 3xP3-eGFP-SV40] Als backbone wurde das Plamid pMDS EGFP (S. Parinov) verwendet. pMDs [eGFP, 3xP3-eGFP-SV40] wurde mit restriktionsstellenspezifischen Primern (Tab. 2.2, Primer #41 und #42) aus pBac[3xP3-EGFPafm] amplifiziert. Beide Fragmente wurden anschließend mit HindIII verdaut, aufgereinigt und gerichtet ligiert. Die Plasmidkarte von pMDs [eGFP, 3xP3-eGFP-SV40] ist in Abb. 2.5 zu sehen Bezeichnung Sequenz #1-fw-sim 5'-ACT GGC CGG CCA TGA CGC AAA TCA GTC GCT TG-3' #2-bw-sim 5'-TAG CTG CAG GGA ATA AAA AAC TCT ACA AAA TGG CAT AG-3' #3-fw-sim 5'-TAG CTG CAG CGG ATC ATT TTG CAT AGG TGT GG-3' #4-bw-sim 5'-ATC ACC GGT GAA ATT ATT ACT ACC CCA AGC CAC TTG-3' #5 pRed sim Insert bw TL 5'-ATT ATT ACT ACC CCA AGC CAC TTG-3' #6 pRed sim Insert fw TL 5'-TGA CGC AAA TCA GTC GCT TG-3' #7 pRed sim NLS bw 5'-TTG AAG AAG TCG TGC TGC-3' #8 pRed 5'sim3'sim Insert bw 5'-GAC TGG GAA AAA CTG AGG AC-3' #9 pRed pBac L fw 5'-GCT TGT TGG TGA GGA TTC TG-3' Tabelle 2.3: Primer zur Konstruktion von pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] . 26 pBac (hsp68-dsRed-hsp68-hb) fuÃàr Diss Mi, Mrz 14, 2012 1:59 nachm.Page 1 Page Material und Methoden FseI (12372) 5'UT R 00 117 d Re 400 ds 11 10 80 3' UT R 11 0 0 1200 300 600 pBa cL 90 0 12 00 0 10 XbaI 15 00 0 10 20 0 00 21 5'U TR 10 50 0 00 18 990 0 0 240 XbaI 9600 2700 3000 45 00 00 78 R UT 3' SV AscI (7913) 00 81 XhoI 42 00 00 84 39 00 0 870 360 0 9000 T c'hb 3300 9300 pBac[5'UTR-dsRed-3'UTR, 5'UTR-Tc'hb-3'UTR]vw 40 XbaI 00 48 75 00 00 51 72 00 Tc 690 0 've r mill XhoI XhoI ion 6600 6300 6000 5700 0 540 cR pBa 3x P3 Abbildung 2.1: pBac[5'UTR-dsRed-3'UTR, 5'UTR-Tc'hb-3'UTR]vw 27 pBac hsp68-dsRed-hsp68-gt Mi, Mrz 14, 2012 2:02 nachm.Page 1 Material und Methoden XbaI XhoI AscI (10420) V 40 5 10 t T c 'g 11400 5'UT R 0 300 0 1110 0 108 3'U TR 600 0 90 0 00 12 00 00 ds Re 15 0 FseI (2507) 2 700 9000 2 4 00 9300 2 960 0 TR 5'U 100 eGF P 0 18 99 00 00 XhoI XhoI d 10 2 S XbaI R UT 3' 3000 33 00 8400 3x P3 pBacL 8 700 pBac[5'UTR-dsRed-3'UTR, 5'UTR-Tc'gt-3'UTR]eGFP 360 0 0 8 10 39 00 0 780 c pBa 42 0 0 00 75 72 0 XbaI 00 45 0 69 00 66 0 00 48 0 6300 6000 5 700 5400 0 5 10 Abbildung 2.2: pBac[5'UTR-dsRed-3'UTR, 5'UTR-Tc'gt-3'UTR]eGFP 28 pRed 5'sim 3'sim eGFP.nucl Mi, Mrz 14, 2012 2:13 nachm.Page 1 Material und Methoden XbaI 10 20 pB ac FseI (3094) eg 360 0 3000 ds Red 9000 0 pBac L 2 40 960 0 0 3x P 3 12 00 0 pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] RF 7 0 42 0 20 0 A EG F 66 0 P 0 NLS 00 48 5' s im O 0 780 ly Po eg XbaI 600 0 0 18 AscI (8371) 80 10 8400 XbaI A SV 40 Poly inactivated NotI … 0 R 5400 6 0 00 3's im XbaI Abbildung 2.3: Plasmidkarte von pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] mit relevanten Restriktionsschnittstellen 0 500 100 0 1 95 00 0 00 900 0 20 3x P 3 00 105 ds Red 8500 3 0 00 00 FseI (3094) De lt 00 a Hs p- P 6 000 (Sp lit ) 5500 5000 00 45 m 65 l4 's i Ga 40 00 70 00 35 0 750 40 SV XbaI pBac L 2 5 00 pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] 8000 XbaI AscI (7733) ttp oalyA SV 40 P inactivated NotI … 0 10 00 50 pB ac R pRed 5'sim 3'sim Gal4 Delta Mi, Mrz 14, 2012 2:34 nachm.Page 1 5 3's im XhoI (6442) Abbildung 2.4: Plasmid pRed[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] mit relevanten Restriktionsschnittstellen 29 Material und Methoden #323 pMDs EGFP 3xP3 eGFP SV40.gb Do, Mrz 15, 2012 3:50 nachm.Page 1 AscI (6133) XhoI (6027) min 5' XbaI SV 40 Poly A Ds 0 580 6000 0 200 40 0 eG FP 0 0 10 52 00 40 60 0 0 80 5 00 56 3 3x P 1400 4800 0 120 500 0 0 1600 4 600 pMDs [eGFP, 3xP3-eGFP-SV40] 20 0 0 00 42 eG FP 180 0 4400 22 00 00 40 3 80 0 00 24 36 00 340 0 XbaI 00 26 3200 3000 0 280 Abbildung 2.5: Plasmidkarte von pMDs[eGFP, 3xP3-eGFP-SV40] 30 Material und Methoden 2.5. Enhancer- und Promotor-Analyse Enhancer- und Promotor-Analysen wurde mit Hilfe der Online-Software ClusterDraw2 erstellt (Papatsenko, 2007). Dazu wurde die bereits bekannte sim-Sequenz (+/- 20 kb) zur Suche herangezogen. Um bereits bekannte Bindemotive abzugleichen, wurden in der Datenbank die zur Verfügung gestellten Motive für Su(H) und sim verwendet. Enhancer und Promotor wurden sequenzspezifischen Primern aus genomischer DNA (Tina Loy) amplifiziert. 2.6. Embryonale Injektion Für die embryonale Injektion werden 1 h Gelege auf 32 °C des vermillionwhiteStammes verwendet, die 1 h bei 25 °C nachgereift wurden. Die mit Leitungswasser gewaschenen Embryonen werden mit einem Pinsel (Stärke 0) auf einen Objektträger aufgereiht und unter Luft mittels eines 3D-Mikromanipulators injiziert. Zur Injektion werden Glaskapillare mit Filament verwendet, die zuvor am Objektträgerrand unter optischer Kontrolle gebrochen worden sind. Die DNA wird standardmäßig in einer Konzentration von 500 ng/µl zusammen mit dem helper-Plasmid (350 ng/µl) injiziert (Pavlopuolus et al., 2004; Schinko et al., 2010). Plasmide, die für embryonale Injektionen herangezogen werden, werden mit dem Quiagen Midikit amplifiziert. Konstrukte basierend auf dem Ac/Ds-System werden zusammen mit Transposase mRNA injiziert (Emelyanov et al., 2006). mRNA wird mit dem mMessage mMachine SP6 Kit von Ambion generiert. Zur besseren Kontrolle der injizierten DNA-Menge wird das DNA-Gemisch mit 10 % Phenolrot versetzt. Vor der Injektion wird das DNAPhenolrotgemisch für 10 Minuten bei 4 °C und 14000 rpm zentrifugiert. Damit werden eventuelle Partikel, die während der Injektion die Nadel verstopfen könnten, abzentrifugiert. Beim Befüllen der Nadel wird darauf geachtet, dass die Spitze des Mikroloaders nur den Meniskus der DNA-Lösung berührt, und nicht mit dem Debrispellet am Boden des Eppendorfgefäßes in Berührung kommt. Nach Injektion am posterioren Pol werden die Embryonen in einer Feuchtekammer mit 100 ml 15 % NaCl bis zum Schlupf bei 31 °C inkubiert. Die geschlüpften Embryonen werden mit einem Pinsel auf doppelgriffiges Mehl transferiert. 31 Material und Methoden 2.7. Generierung und Haltung transgener Stämme Die aus der embryonalen Injektion gewonnenen G0-Tiere werden pupal gesext, einzeln verpaart und auf doppelgriffigem Mehl bei 31 °C gehalten. Nach dem Schlupf der Tiere und nachdem sie die Geschlechtsreife erlangt haben (nach ca. 4 Tagen bei 31 °C), wird über einen Zeitraum von vier Wochen pro Woche eine Ablage von den Einzelverpaarungen genommen. Die G1-Tiere werden abhängig vom Transformationsmarker larval oder adult auf eine positive Transformation hin überprüft. Pro Linie wird möglichst ein Männchen mit 5 jungfräulichen vermillionwhiteWeibchen ausgekreuzt (Berghammer et al., 2003; Schinko et al., 2010). Um den Anteil homozygoter Tiere in einer Population zu erhöhen, müssen die Nachfahren der G1-Generation in regelmäßigen Abständen auf ihren Transformationsmarker hin selektiert werden. Homozygote Stämme stammen aus Einzelverpaarungen, die vorher selektiert worden sind und unter deren Nachkommen aus vier Ein-WochenGelegen keine vermillionwhite-Tiere gefunden werden konnten. Stämme, die im Verlauf meiner Doktorarbeit vermehrt verwendet werden, werden in 500-ml-Gläsern bei 25 °C gehalten. Pro Woche wird eine Ablage genommen und die Käfer werden auf frisches Mehl gegeben. 2.8. Hitzeschock Der Hitzeschock wird bei 46 °C für 10 Minuten im Wasserbad (Haake S) durchgeführt. Die Embryonen werden hierzu in ein Szintilationsgefäß gegeben. Das Gefäß wird während des Hitzeschocks fest verschlossen und in einen Styrodurschwimmer gegeben, der verhindert, dass Wasser in das Gläschen eindringen kann. Die Wassertemperatur wird während des Hitzeschocks mit einem Präzisionsthermometer kontrolliert. Zum Nachreifen werden die Embryonen auf 31 °C oder 25 °C gegeben. Embryonen, die 2-10 h oder 16-20 h phs fixiert worden sind, wurden alle bei 31 °C nachgereift. Alle Embryonen, die 12 oder 14 h nach Hitzeschock fixiert wurden, verbrachten die doppelte Zeit auf 25 °C, um annähernd das gleiche Entwicklungsstadium erreicht zu haben, als wenn sie 12 oder 14 h phs auf 31 °C nachgereift wurden. Diese Halbierung der Entwicklungsdauer bei diesem Temperaturunterschied ist zwar nicht exakt bestimmt (Sokkoloff, 1972); da ich in meinen Versuchen aber immer 2 h Gelege verwendet habe, ist es wahrscheinlich, dass ich einen Entwicklungsunterschied von 30 Minuten bei 31 °C nicht distinkt 32 Material und Methoden unterscheiden könnte. Ein weiterer Grund, diese Ungenauigkeit in Kauf zu nehmen, ist die Tatsache, dass wir uns bis heute einer zeitlich exponentiell gleich verlaufenden Entwicklungsdauer für jedes Embryonalstadium nicht sicher sind, d. h. es kann sein, dass Tribolium-Embryonen im Verhältnis zur gesamten Embryonalentwicklung z. B. länger im Keimrudimentstadium verweilen als im gestreckten Keimstreif. 2.9. Fixierung und AP- in situ Hybridisierung von Tribolium-Embryonen Embryonen wurden nach dem bereits veröffentlichen Protokoll fixiert und mit genspezifischen RNA-Sonden hybridisiert (Tautz und Pfeiffle, 1989, Schinko et al., 2009). Fixierungen der Embryonen, die in in situ Hybridisierungen zum Einsatz kamen, stammten alle aus 2 h Gelegen, die vor Hitzeschock 10 h bei 31 °C nachgereift wurden. hs-hb-Embryonen wurden immer parallel mit zwei Kontrollen bearbeitet. Als Kontrollen vermillionwhite-Embryonen, dienten white Hitzebehandlung erhielten und vermillion die keine -Embryonen, die zusammen mit den hs- hb-Embryonen zeitgleich im selben Wasserbad dem Hitzeschock unterzogen wurden. Jedoch ist zu erwähnen, dass alle Embryonen, die für die zeitliche Darstellung der Entwicklung der verschiedenen Färbemuster herangezogen wurden, aus separaten Hitzeschockexperimenten stammten. Defekte, die man 8 h phs in Embryonen sieht, und ähnliche Defekte, die man 10 h phs in Embryonen sieht, die mit der gleichen Sonde gefärbt wurden, stammen also aus zwei verschiedenen Experimenten. Sonden wurden nach Standardprotokollen unter Verwendung von T3- und T7Polymerase (Roche) hergestellt (Klingler und Gregen, 1993). Als Template für die Sondensynthese wurden aufgereinigte PCR-Fragmente (T3- bzw. T7-Primer, nach Stratagene; Quiagen MinElute PCR-Purification) verwendet. Die Antikörperfärbung gegen PH3 (anti-PHistone3 antibody, Milipore #06-570) wurde ebenfalls nach Labor-Standardprotokollen. Hierzu wurden die fixierten und in Methanol gelagerten Embryonen drei Mal 15 Minuten lang mit PBT gewaschen, bevor der Antikörper in der gewünschten Konzentration in PBT dazugegeben wurde. Der weitere Versuchsablauf wurde, wie in einem weiteren Kapitel folgend für die NBT/BCIP-Färbung für in situ Hybridisierungen beschrieben, durchgeführt. 33 Material und Methoden 2.10. Doppelfluoreszente in situ Hybridisierungen von Tribolium-Embryonen Die fixierten Embryonen werden drei Mal mit PBT gewaschen, bevor sie mit 3,7%-igem Formaldehyd (in PBT) für 15 Minuten ein weiteres Mal fixiert werden. Daraufhin werden sie zwei Mal mit PBT gewaschen und mit Proteinase K für fünf Minuten verdaut. Dazu verwendet man 5 µl einer 1:10-Verdünnung der PKase (20 mg/ml), die auf 1ml PBT gegeben werden. Nach dem Verdau wird die PKase-Lösung abgezogen, die Embryonen kurz mit PBT gewaschen und anschließend mit 3,7%igem Formaldehyd ein weiteres Mal auf dem Rad fixiert. Nach 15 Minuten wird die Fixierlösung abgezogen und die Embryonen werden zwei Mal mit PBT gewaschen. Daraufhin werden die Embryonen über einen Überführungsschritt mit 50% PBT/50% Hyb B in Hyb B überführt, bevor sie für eine Stunde in Hyb A bei 65 °C im Wasserbad prähybridisieren. Danach wird die Hybridisierungslösung abgezogen und durch 50 µl Hyb A ersetzt, dem die sowohl DIG-AP (Roche) als auch Flu-AP (Roche) gekoppelte Sonde zugegeben wird. Die Embryonen hybridisieren über Nacht bei 65 °C im Wasserbad. Am nächsten Morgen werden 300 µl vorgewärmtes Hyb B zugegeben und die Embryonen zurück ins Wasserbad bei 65 °C gegeben. Darauf folgt ein weiterer Waschschritt mit Hyb B für 15 Minuten im Wasserbad bei 65 °C. Durch einen kurzen Waschschritt mit 50% PBT/50% Hyb B werden die Embryonen in PBT überführt. Danach werden die Embryonen für 15 Minuten mit PBT auf dem Rad gewaschen. Anschließend wird ein 20-minütiger Blocking-Schritt mit 0,5%-igem BBR (Boehringer Ingelheim) durchgeführt. Das Blocking-Reagenz wird danach abgezogen und durch die Antikörperlösung ersetzt (anti-Flu-AP, Roche, 1:2000 in PBT ohne BBR). Nach einer Stunde wird die Antikörperlösung mit PBT ersetzt und es folgen drei Waschschritte mit PBT – einmal für 20 Minuten und zweimal für 30 Minuten. Danach werden die Embryonen in Puffer (0,1M Tris-HCl pH 8,2) überführt und darauf mit der Fast-Red-(Sigma)-Färbelösung ersetzt. Nach vollständiger Entwicklung des mRNA-Färbemusters, wird die Färbelösung abgezogen und durch PBT ersetzt. Es folgen 3 Waschschritte mit PBT, wobei der letzte Waschschritt für 15 Minuten auf dem Rad stattfindet. Den Embryonen wird sheep-anti-DIG-Antikörper (Roche) zugegeben (1:2000 in PBT) und über Nacht bei 4 °C auf der Wippe inkubiert. Am nächsten Morgen folgen drei Waschschritte mit PBT. Der 2. Antikörper (1:200 biotinyliert) wird für 2 h bei Raumtemperatur inkubiert, bevor weitere 3 Waschschritte mit PBT für je 30 Minuten folgen. Während des letzten Waschschrittes wird der AB34 Material und Methoden Komplex mit einer Verdünnung von 1:100 in PBT angesetzt und ebenfalls 30 Minuten inkubiert. Nach dem letzten Waschschritt und der Vorinkubation des AB-Komplexes wird das PBT von den Embryonen abgezogen und durch den AB-Komplex ersetzt. Nach einer einstündigen Inkubation bei Raumtemperatur wird der AB-Komplex von den Embryonen abgezogen und die Embryonen drei Mal 30 Minuten mit PBT bei Raumtemperatur gewaschen. Danach wird die TSA-Lösung (1:100 in eigenem Verdünnungsmittel) auf die Embryonen gegeben. Die Färbedauer mit TSA und die später daraus resultierende Färbeintensität muss experimentell ermittelt werden, beträgt aber erfahrungsgemäß 15-20 Minuten. Zum Schluss müssen die Embryonen mehrere Male (3-5 Mal) für 15 Minuten gewaschen werden. Stellt sich heraus, dass die Embryonen zu stark gefärbt sind, empfiehlt es sich zur Reduktion des Hintergrundes zum einen die Färbedauer mit TSA zu verkürzen und/oder den letzten Waschschritt über Nacht bei 4 °C durchzuführen. 2.11. Doppel-in situ Hybridisierung mit Alkalischer Phosphatase und Fast Red Das Protokoll für die Doppel-in situ Hybridisierung ist nach Hauptmann (2001) für Tribolium modifiziert. Tag 1 der in situ Hybirdisierung entspricht dem für die doppelfluoreszente in situ. Mit Ausnahme des Hyb-A-Puffers, der nach nach Ben-David et al. (2010) hergestellt und verwendet wurde. Auch am zweiten Tag wird nach dem Protokoll für doppel-fluoreszente in situ Hybridisierung vorgegangen. Allerdings wird die Fast-Red-Reaktion nach dem Entwickeln des RNA-Musters und drei kurzen Waschschritten mit PBT mit 0,1 M Glyzin (pH 2,2) in PBT abgestoppt. Nach 20minütiger Inkubation mit der Glyzin-Lösung, werden die Embryonen zwei Mal kurz mit PBT gewaschen, bevor ein 20-minütiger Waschschritt mit PBT erfolgt, der den Rest der Glyzin-Lösung entfernt. Danach wird der anti-DIG-AP-Antikörper (Roche) in einer Verdünnung von 1:2000 dazugegeben. Die Inkubation wird über Nacht bei 4 °C durchgeführt. Der Antikörper wird am nächsten Tag mit drei PBT-Waschschritten (1x 20’, 2x 30’) entfernt, bevor der Färbepuffer für die alkalische Phosphatase dazugeben wird. Darauf hin wird die NBT/BCIP-Mischung auf die Embryonen gegeben. Nach dem Färben wird die Reaktion mit PBT abgestoppt. 35 Material und Methoden 2.12. Erstellung von Kutikula- und in situ Präparaten und deren Auswertung Zur Herstellung von Kutikulapräparaten werden die Embryonen, die vier Tage bei 31 °C gereift waren, zuerst von Mehl befreit. Dazu werden sie auf ein Siebchen (200 µm Maschenweite) transferiert und zwei Mal mit 50%-igem Klorix gewaschen. Mit einem Pinsel (Stärke 0) werden die Embryonen auf einen Objektträger mit Hoyers Medium:Milchsäure (1:1) transferiert und mit einem Deckgläschen bedeckt. Da sich die Embryonen noch in der Eihülle befinden, müssen sie gequetscht werden. Dazu übt man leichten Druck auf die Deckgläschen aus, wodurch die Eihüllen platzen und sich die Larven aus ihnen herausstrecken. hs-hb-Embryonen sind besonders lang und wurden teilweise per Hand mit Minutiennadeln aus den Eihüllen präpariert. Die fertigen Präparate werden bei 60 °C geklärt. Die Detektion der Autofloureszens der Kutikulapräparate erfolgt am Axiophot oder am Zeiss ApoTome. Z-Stacks wurden am ApoTome generiert und mit der Software Axiovision 4.6.3.SP1 bearbeitet. Nach in situ Hybridisierungen werden die Keimstreifen einzeln in PBS:Glyerin 1:1 präpariert. Aufnahmen erfolgen am Axiophot mit der Farbkamera ProgResC14 und der Software ProgResC14 1.7.3. 36 Ergebnisse 3. Ergebnisse Unter der Annahme, dass „gain-of-function“-Experimente besser geeignet sein könnten, Segmentierung und Musterbildung in der Wachstumszone zu untersuchen, habe ich drei derartige Ansätze unternommen bzw. begonnen. Zum einen handelt es sich um die bereits in der Einleitung erwähnten Hitzeschock-Experimente, zum anderen um die funktionelle Etablierung des UAS/Gal4-Systems. Der Hitzeschock in Tribolium wurde in Göttingen im Labor von Gregor Bucher (Schinko et al., 2010) entwickelt. Versuche mit dem aus Drosophila bekannten Hitzeschockpromotor führten nicht zur ektopischen Expression von Genen in Tribolium, so dass sich die Verwendung des endogenen Tribolium-Hitzeschockpromotors als essentiell erwies. Während meiner Promotion habe ich Stämme zur Überexpression von hb und gt generiert, die es mir erlaubten, zu jedem beliebigen Zeitpunkt während der Embryonalentwicklung von Tribolium diese Gapgene ektopisch und ubiquitär zu exprimieren. Die Überexpression von Gapgenen nach Hitzeschock resultierte in Ergebnissen, die die Frage aufbrachten, welcher regulatorische Zusammenhang zwischen Gapgenen und dem Paar-Regel-Zyklus besteht. Um diese Fragestellung zu bearbeiten, wollten wir uns das UAS/Gal4-System zunutze machen (Schinko et al., 2010), welches ebenfalls von Johannes Schinko im Labor von Gregor Bucher entwickelt worden ist. Nach der Isolation des sim-Promotors und -Enhancers wollten wir Stämme generieren, die zum einen Gal4 unter der Kontrolle der sim-Enhancers und -Promotors tragen, zum anderen UAS-hb-Stämme. Dieser Versuchsaufbau sollte es uns erlauben, hb entlang der dorso-ventralen Mittellinie ektopisch zu exprimieren. Wir erhofften uns durch diese räumlich kontrollierbare Überexpression eine geringe Beeinflussung der Embryonalentwicklung, so dass die Embryonen bis zu einem gewissen Entwicklungszeitpunkt morphologisch unauffällig sind, und wir damit die regulatorische Funktion von hb auf Paar-Regelgene auf der Ebene von in situHybridisierungen untersuchen können. Aus zeitlichen Gründen konnte ich diesen Versuchsansatz leider nicht zu Ende bringen. Außerdem beschreibe ich im letzten Abschnitt Versuche, die das Ziel hatten, das Sortiment der in Tribolium verfügbaren Transposons um ein im Zebrafisch offenbar 37 Ergebnisse besonders aktives (Jochen Wittbrodt, pers. Mitteilung) zu erweitern. Es handelt sich um das Ac/Ds-System, das von Barbara McClintock im Mais entdeckt wurde (McClintock, 1950) und für spätere Anwendungen in Insertionsmutagenesen und Enhancer- bzw. Gene-Trap-Screens in Tribolium zugänglich gemacht werden sollte. 3.1. Überexpression von Tc’hb Der Hitzeschock in Tribolium ist ein neues Werkzeug, welches es erlaubt, Gene zu jedem gewünschten Zeitpunkt der Entwicklung ektopisch zu exprimieren. Damit ist es möglich – anders als bei RNAi – Embryonen auch zu einem späteren Zeitpunkt in der Entwicklung zu beeinflussen. Da Gapgene in Tribolium eine zweite Expressionsdomäne im Keimstreif aufweisen, war es für mich von Interesse, inwieweit die Embryonalentwicklung und insbesondere die Segmentierung von Tribolium verändert wird, wenn Tc’hb oder Tc’gt zu einem späteren Zeitpunkt in der Entwicklung überexprimiert werden. Das hs-hb-Konstrukt – pBac[5’UTR-dsRed-3’UTR, 5’UTR-Tc’hb-3’UTR]vw – und der Shuttlevektor, der als Träger der Hitzeschockkassette und des Genfragments zur Klonierung für das pBac[5’UTR-dsRed-3’UTR, 5’UTR-Tc’gt-3’UTR]eGFP-Konstrukt verwendet wurde, stammen aus der Diplomarbeit von Chrysafis Meskos (Meskos, 2007). Zu Beginn meiner Doktorarbeit beendete ich die Arbeiten an pBac[5’UTRdsRed-3’UTR, 5’UTR-Tc’gt-3’UTR]eGFP und verifizierte sowohl pBac[5’UTR-dsRed3’UTR, 5’UTR-Tc’hb-3’UTR]vw als auch pBac[5’UTR-dsRed-3’UTR, 5’UTR-Tc’gt3’UTR]eGFP. Als Transformationsmarker wurde eGFP und vermillionwhite verwendet. Zwischen den regulatorischen Hitzeschock-Sequenzen des hsp68-Promotors (5’UTR, 3’UTR) liegt zum einen eine interne Kontrolle (dsRed), die zeigen sollte, dass der Hitzeschock induziert wurde, auch wenn keine phänotypischen Veränderungen festgestellt werden können. Darauf folgt das zu überexprimierende Gen, flankiert von den Hitzeschockpromotorsequenzen. Plasmidkarten zur Veranschaulichung der Konstrukte sind im Material- und Methodenteil zu finden (Abb. 2.1 und Abb. 2.2). Die von Martin Klingler und mir durchgeführten embryonalen Injektionen resultierten in 15 hs-hb-Stämmen und drei hs-gt-Stämmen. Zehn der generierten hs-hb-Stämme und zwei der hs-gt wurden auf Funktionalität untersucht. Der dritte hs-gt-Stamm wurde erst spät während meiner Doktorarbeit erzeugt, so dass dieser Stamm aus zeitlichen Gründen nicht mehr analysiert werden konnte. Die 38 Ergebnisse Auswertung der Versuche mit den hs-gt-Stämmen werden in einem separaten Kapitel besprochen. Tabelle 3.1 geht hervor, dass drei Stämme zu einem besonders hohen Prozentsatz phänotypisch veränderte Larven hervorbrachten. Zwei dieser Stämme konnten homozygotiert werden (hs-hb2 und hs-hb6). Da hs-hb2 in weiteren Analysen einen höheren Anteil an Phänotypen entwickelte, wurde dieser Stamm für weitere Experimente verwendet. keine Kutikula % Wildtyp % homeotische Transformation % zusätzliche Rumpfsegmente % Σ hs-hb1 hs-hb2 148 110 43,5 44,2 69 33 20,3 13,5 79 41 23,2 16,5 44 55 12,9 22,1 340 249 hs-hb3 123 49,6 57 23 40 16,1 28 11,3 248 hs-hb5 187 57,4 56 17,2 62 19 21 6,5 326 hs-hb6 157 48,9 41 12,8 59 18,4 64 20 321 hs-hb7 53 61,6 24 27,9 9 10,5 0 0 86 hs-hb11 50 37,6 37 27,8 33 24,8 13 9,8 133 hs-hb12 70 42,2 46 27,7 33 19,9 17 10,2 166 hs-hb13 276 33,5 251 31,5 142 17,83 120 15,1 796 hs-hb14 171 46,2 44 25,7 33 19,29 10 5,8 171 Tabelle 3.1: Auftreten der Phänotypen nach Hitzeschock in hs-hb-Larven 10 hs-hb-Stämme wurden auf Funktionalität geprüft. Nach Hitzeschock (10 Minuten bei 46 °C) entwickelten sich v. a. in den Stämmen hs-hb2, hs-hb6 und hs-hb13 prozentual die meisten phänotypisch veränderten Larven. Σ stellt die Summe aller untersuchten Larven da. Als Wildtyp wurden die Larven gezählt, die zwar morphologisch unauffällig waren, aber nicht durch das Sieb gekrochen sind. 39 Ergebnisse 3.1.1 Überexpression von Tc’hb führt zu homeotischen Transformationen und zur Ausbildung zusätzlicher Rumpfsegmente Um die Induzierbarkeit des Hitzeschockkonstrukts zu ermitteln, wurden zunächst 0-8 h und 8-12 h Ablagen von hs-hb-Stämmen genommen und zur Aktivierung des Hitzeschockpromotors für 10 Minuten in ein Wasserbad mit einer Temperatur von 46 °C gestellt. Nach Vollendung der Embryonalentwicklung bei 31 °C wurden die Kutikulapräparate auf phänotypische Veränderungen analysiert. In den 0-8 h Gelegen traten nur vereinzelt phänotypisch veränderte Embryonen auf, erst in den Gelegen, die 8-12 h nach Eiablage (AEL = After EggLay) dem Hitzeschock unterzogen wurden, konnten vermehrt Veränderungen der Kutikulaphänotypen beobachtet werden. Die auftretenden Phänotypen wurden in zwei verschiedene Klassen unterteilt. Zum einen kam es zur homeotischen Transformation abdominaler Segmente, die thorakale Identität aufweisen. Dies entspricht dem „umgekehrten“ Phänotyp der „loss-of-function“(hb RNAi)-Experimente (siehe Einleitung, bzw. Marquez-Souza et al., 2008). Bei schwachen Phänotypen kommt es zur Transformation nur eines oder weniger abdominaler Segmente (Abb. 3.1, b), die Anzahl der Körpersegmente entspricht hier aber immer noch der des Wildtyps (Abb. 3.1, a). Der Hitzeschock-Effekt äußert sich nicht immer gleichmäßig entlang der anterio-posterioren Achse der Larve, sondern kann auch „lückenhaft“ auftreten, d. h. es kommt z. B. in einem mittleren Segment nur zur partiellen Transformation eines abdominalen Segmentes, oder es werden einige Segmente mit normaler abdominaler Identität generiert und erst in den hinteren Segmenten tritt eine homeotische Transformation auf (Abb. 3.1, c). Die Ausprägung dieses Phänotyps steigert sich in einigen Larven bis hin zur Transformation aller abdominaler Segmente, die zumindest ansatzweise oder vollständig ausgebildete Beinstrukturen aufweisen (Abb. 3.1, d). Die zweite Klasse an Phänotypen zeigt nicht nur die homeotische Transformation abdominaler Segmente, sondern bildet auch mehr als die normale Anzahl von Segmenten aus (Abb. 3.1, e). Dieser Phänotyp trat nie unabhängig vom Transformationsphänotyp auf. Die maximale Anzahl an Rumpfsegmenten beträgt 20, womit es zur Ausbildung von sechs zusätzlichen Segmenten gekommen ist. Als Rumpfsegmente bezeichne ich im weiteren Verlauf dieser Arbeit alle entwickelten 40 Ergebnisse Segmente, die nach den Kopfstrukturen gebildet wurden, und daher Thorax, Abdomen und den terminalen Strukturen (Urogophie und Pygopodien) zugeordnet werden können. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass noch mehr Segmente gebildet werden können, da es bei der Auswertung von Kutikula-Quetschpräparaten nicht immer möglich war, alle zusätzlichen Segmente zu zählen, zumal diese Segmente oft nicht ganz vollständig sind. Oft steckte der posteriore Teil der Larve noch in der Eihülle, so dass es zwar erkennbar war, dass sich zusätzliche Segmente gebildet hatten, aber die genaue Anzahl der Segmente nicht ermittelt werden konnte. Einzelpräparate von Larven, die von der Eihülle befreit wurden, zeigten jedoch maximal 20 Rumpfsegmente (Abb. 3.1, e). Abb. 3.1: Kutikulapräparate von hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock a zeigt eine Wildtyp-Larve. Deutlich sind die drei Körperregionen (Kopf, Thorax, Abdomen) zu erkennen, wobei das Abdomen in acht „normale“ und zwei „terminale“ Segmente untergliedert werden kann. Die beiden mit dem Terminus fusionierten Segmente neun und zehn bilden die dorsalen Urogophi und die ventralen Pygopodien. b-e zeigen hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock, mit verschieden starker Ausprägung des hs-hb-Phänotyps. Eine teilweise homeotische Transformation nur eines abdominalen Segmentes ist in b zu erkennen. Es sind sieben Beine ausgebildet (das siebte Bein ist mit einem Pfeil markiert), außerdem ist in dieser Larve die abdominale Segmentierung gestört (nur sieben Segmente gut ausgebildet). c stellt die „Lückenhaftigkeit“ des Transformationsphänotyps dar. Das erste abdominale Segment lässt eine partielle Transformation (Entwicklung eines Beinstumpfes) erkennen. Danach folgen zwei regulär gebildete abdominale Segmente, bevor es zur Ausbildung des vierten abdominalen Segments mit deutlich thorakaler Identität kommt (fast vollständige Beinstruktur erkennbar). In d ist eine Larve dargestellt, deren abdominale Segmente alle beinähnliche Strukturen aufweisen, die Anzahl der Körpersegmente ist aber normal (allerdings sind die beiden terminalen Segmente in dieser Larve nicht zu erkennen). Der eindruckvollste (und vermutlich stärkste) Phänotyp ist in e dargestellt. Es kam bei dieser Larve nicht nur zur Transformation abdominaler Segmente zu Segmenten mit thorakaler Identität, sondern auch zur Bildung von sieben zusätzlichen Rumpfsegmenten. Die Rumpfsegmente sind mit R1-R18 durchnummeriert. c-e zeigt Z-Stacks, in denen nur Bilder einer Hälfte der Larve fusioniert wurden. 41 Ergebnisse Abb. 3.1: Kutikulapräparate von hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock 42 Ergebnisse 3.1.2 Stadienabhängikeit der Induzierbarkeit von hs-hb-Phänotypen Um für spätere Experimente die Ausbeute an Embryonen mit überzähligen Rumpfsegmenten zu erhöhen, wurden 1 h Gelege von homozygoten hs-hb-Käfern genommen. Diese Gelege wurden 8-19 h bei 31 °C nachgereift, bevor sie dem Hitzeschock (10 Minuten bei 46 °C) unterzogen wurden. Von diesen Embryonen wurden Kutikulapräparate erstellt und auf Phänotypen analysiert. Die Ergebnisse dieses Versuches sind graphisch in Abbildung 3.2 dargestellt, die absoluten Zahlen können der Tabelle 3.2 entnommen werden. Markant ist der Anstieg der phänotypisch veränderten Larven 10-12 h AEL, der 12 h AEL ca. 58 % erreicht. Dieser Peak kann unterteilt werden in Larven mit homeotischer Transformation, aber einer normalen Anzahl an Rumpfsegmenten und Larven, die zusätzlich zu der homeotischen Transformation überzählige Rumpfsegmente aufweisen (Abbildung 3.2, roter Graph). Larven, die zusätzlichen Rumpfsegmente entwickelten, wurden prozentual am häufigsten (41 %) nach einem Hitzeschock 10 h AEL identifiziert. 13 h AEL werden phänotypisch veränderte Larven nach Hitzeschock immer weniger gefunden, bis es schließlich 15 h AEL zu keiner Induktion des Hitzeschockphänotyps mehr kommt, wobei der Prozentsatz von Larven mit überzähligen Rumpfsegmenten bereits 13 h AEL gegen Null geht. Dies zeigt deutlich, dass die Applikation des Hitzeschocks zu einem späteren Entwicklungsstadium und damit die Überexpression des Gapgens hb keinen Einfluss auf den weiteren Segmentierungsprozess zeigt. Desweiteren kann man davon ausgehen, dass es für die Überexpression von hb ein zeitlich begrenztes, sensitives Fenster gibt, d. h. nur die Überexpression in einem eng begrenzten Entwicklungsstadium führt zu phänotypischen Veränderungen. Dieses Zeitfenster beschränkt sich klar auf 10-12 h AEL und entspricht somit einem Embryo des Keimrudimentstadiums. Der Hitzeschock selbst erhöht die Letalitätsrate der Embryonen nur gering. In Abbildung 3.3 ist die Auswertung einer weiteren Versuchsreihe zu sehen, die einen Vergleich des Anteils an kutikulalosen Embryonen in Gelegen den hs-hb-Stammes, vermillionwhite-Embryonen, die wie die hs-hb-Embryonen dem Hitzeschock unterzogen wurden, und vermillionwhite-Embryonen, die keinem Temperaturschock ausgesetzt waren, im Zeitraum von 8-19 h AEL darstellt. Die Versuchsbedingungen 43 Ergebnisse waren identisch mit denen, die bereits zuvor für die Ermittlung der Stadienabhängigkeit der Induzierbarkeit des hs-hb-Phänotyps beschrieben wurden. Hier zeigt sich, dass der Hitzeschock selbst wohl die Letalitätsrate, also den Anteil an kutikulalosen Embryonen eines Geleges, leicht erhöht, der prozentuale Unterschied zwischen vermillionwhite-Embryonen und hs-hb-Embryonen, die nach Applikation des Hitzeschocks keine Kutikula entwickelten, liegt immer unter 30 % und rangiert dadurch durchaus in einem Bereich, der die Vermutung zulässt, dass die Überexpression von hb zu keiner wesentlich erhöhten frühen embryonalen Letalität (bevor sich die Kutikula ausbildet) führt, da auch weitere Faktoren wie z. B. eine überalterte Käferpopulation oder eine zu dicht gehaltene Käferpopulation zu einer erhöhten Letalitätsrate führen können. Solche äußeren Faktoren können mitunter auch der Grund für den Peak (11 h AEL) in den vermillionwhite-Embryonen sein, die dem Hitzeschock ausgesetzt waren. Auf Grund dieser Ergebnisse wurde im Verlauf der weiteren Experimente stets mit Embryonen gearbeitet, die aus 2 h Ablagen bei 31 °C stammten und anschließend weitere 10 h bei 31 °C bzw. 20 h bei 25 °C nachgereift wurden. 44 Ergebnisse 100% 90% 80% 70% keine Kutikula 60% Wildtyp 50% homeotische Transformation 40% zusätzliche Rumpfsegmente 30% unphänotypische morphologische Veränderungen 20% 10% 0% 1+8 1+9 1+10 1+11 1+12 1+13 1+14 1+15 1+16 1+17 1+18 1+19 Abbildung 3.2: Graphische Darstellung des Auftretens des hs-hb-Phänotyps im Zeitraum zwischen 8-19 h AEL Es wurden 1 h Gelege aus einer homozygoten hs-hb-Käferpopulation genommen, die 8-19 h bei 31 °C nachgereift wurden und dann einem Hitzeschock bei 46 °C im Wasserbad unterzogen wurden. 10 h AEL kommt es zu einem Anstieg der phänotypisch veränderten Larven bis hin zu 58 % und schwankt 11 und 12 h AEL zwischen 44 % und 58 %. Larven, die neben der homeotischen Transformation auch zusätzliche Rumpfsegmente entwickelten, konnten maximal zu 41 % identifiziert werden (10 h AEL). Der Anteil aller phänotypisch veränderten Larven fällt 12 h AEL rapide ab und geht bereits 15 h AEL gegen Null. Als Wildtyp wurden während dieser Versuchsreiche sowohl die morphologisch nicht veränderten Larven, als auch die Larven, die während der Nachreifungszeit durch das Sieb geschlüpft sind, gezählt. 45 Ergebnisse hs-hb h phs keine Kutikula % Wildtyp % homeotische Transfromation % zusätzliche Rumpfsegmente % andere % ! 1+8 154 37% 248 59% 0 0% 1 0% 16 4% 419 1+9 63 29% 164 68% 0 0% 0 0% 5 2% 214 1+10 74 32% 17 7% 40 58% 96 41% 7 3% 234 1+11 45 44% 9 9% 17 44% 28 27% 3 3% 102 1+12 74 33% 17 8% 115 58% 17 8% 2 1% 225 1+13 25 29% 35 40% 15 17% 0 0% 12 14% 87 1+14 48 31% 72 47% 29 12% 1 1% 4 3% 154 1+15 124 34% 230 63% 8 2% 0 0% 4 1% 366 1+16 42 23% 138 74% 2 1% 0 0% 4 2% 186 1+17 45 25% 127 72% 1 1% 0 0% 4 2% 177 1+18 107 13% 743 87% 1 0% 0 0% 4 0% 855 1+19 7 9% 69 90% 0 0% 1 1% 0 0% 78 1+8 98 27% 250 70% 0 0% 0 0% 9 3% (2,5) 357 1+9 59 19% 252 80% 0 0% 0 0% 3 1% 314 1+10 39 25% 114 74% 0 0% 0 0% 1 1% (0,6) 154 1+12 32 20% 128 79% 0 0% 0 0% 3 2% (1,8) 163 1+13 9 4% 214 95% 0 0% 0 0% 2 1% (0,8) 225 1+15 64 26% 176 78% 0 0% 0 0% 2 1% (0,8) 242 1+16 31 11% 239 88% 0 0% 0 0% 1 0% (0,4) 272 1+17 53 7% 673 93% 0 0% 0 0% 0 0% 726 1+18 114 50% 111 49% 0 0% 0 0% 1 0% (0,4) 227 1+19 2 25 97 98% 0 0% 0 0% 0 0% 99 Kontrolle Tabelle 3.2: Auftreten des hs-hb-Phänotyps bei Hitzeschock 8-19 h AEL Analysiert wurden hs-hb-Embryonen und vermillionwhite-Gelege (Kontrolle) nach Hitzeschock (10 min, 46 ) 8-19 h AEL eines 1 h Geleges bei 31 °C. Unterteilt wurden die auftretenden Phänotypen in Embryonen, die keine Kutikula entwickelten, wildtypische Embryonen (die meist schlüpften), Embryonen, die zwar eine Kutikula entwickelten, aber Defekte während der Segmentierung aufzeigten (wie z. B. verkürzte Abdomen, als „andere“ in Tabelle beschrieben), Embryonen, die eine homeotische Transformation abdominaler Segmente zeigten, und schließlich Embryonen, die zusätzliche Rumpfsegmente ausbildeten. 46 Ergebnisse 30% 25% 20% keine Kutikula vw- ohne hs 15% keine Kutikula vw- mit hs keine Kutikula hs-hb 10% 5% 0% 1+8 1+8 1+9 1+10 1+11 1+12 1+9 1+10 keine Kutikula vwohne hs % 39 33 21 28 15% 9% 7% 8% 1+11 1+12 keine Kutikula vwmit hs 57 85 37 76 9 % 18% 16% 10% 28% 7% keine Kutikula hs-hb 69 66 124 108 72 % 18% 14% 24% 22% 14% Abbildung 3.3 Prozentuale Darstellung der Embryonen, die keine Kutikula entwickelten, bei hs-hb- und Kontroll-Embryonen Parallel zur Auswertung des Phänotyps wurden die 1 h Gelege, die dem Hitzeschock unterzogen worden sind, auf Embryonen hin analysiert, die keine Kutikula entwickelten. Im Zeitraum zwischen 9 – 12 h AEL rangiert der prozentuale Anteil dieser Embryonen bei vermillionwhite-Gelegen, die keinem Temperaturschock ausgesetzt waren, zwischen 9 % (9 h AEL) und 7 % (11 h AEL). vermillionwhiteGelege, die die Hitzeschockprozedur durchlaufen haben, zeigen eine ähnliche Verteilung, die zwischen 18% bei einem Hitzeschock 8 h AEL und 7 % 12 h AEL liegt. Der prozentuale Anteil an Embryonen, die keine Kutikula entwickelten, war bei hs-hb-Gelegen leicht erhöht (zwischen 14 % 9 h AEL und 24 % 10 h AEL). Die Tabelle zeigt die tatsächlich ausgezählten Eier und ihrem prozentualen Anteil in Bezug auf alle in dieser Versuchsreihe ausgezählten Embryonen. 47 Ergebnisse 3.1.3 Hitzesensitivität – Induzierbarkeit des Hitzeschocks zwischen 44 °C und 50 °C Der Hitzeschock an sich ist bereits eine Stresssituation für die Embryonen, die wie im Kapitel zuvor bereits erwähnt, zu einer leicht erhöhten embryonalen Letalitätsrate führt. Der Hitzeschockpromoter wird aber erst ab einer bestimmten Temperatur aktiv, je höher die Temperatur, desto aktiver ist er. Um herauszufinden, bei welcher Temperatur das Verhältnis zwischen effizienter Hitzeschockpromoteraktivierung – und damit auch maximaler Phänotypentwicklung – und embryonaler Letalität optimal ist, wurde eine Versuchsreihe durchgeführt, bei der Embryonen Temperaturen zwischen 44 °C und 50 °C ausgesetzt wurden (Abbildung 3.4). Dazu wurden Embryonen verwendet, die aus einem homozygoten hs-hb-Gelege (2h bei 31 °C) stammten und weitere 9 h bei 31 °C nachgereift wurden. Bei 44 °C konnte nur zu einem geringen Anteil hs-hb-Phänotypen (Abbildung 3.4, roter Graph) ausgemacht werden. Erst bei 46 °C stieg dieser Wert von 12 % auf 28 % an. Die Letalitätsrate bei 44 °C und 46 °C war bei beiden Versuchsdurchläufen annähernd konstant bei ca. 19 % (Abbildung 3.4, „keine Kutikula“, grauer Graph). Bei 48 °C stieg zwar der Anteil spezifischer Phänotypen an, jedoch ging das mit einem rapiden Anstieg der Anzahl an Embryonen einher, die keine Kutikula mehr entwickeln konnten (36 %). Ein Hitzeschock bei 50 °C schließlich führte zu einer hohen Sterberate (97 %) der Versuchsembryonen. Keiner der Embryonen, die einer Temperatur von 50 °C ausgesetzt waren, entwickelte einen für hs-hb spezifischen Phänotyp. Der rapide Anstieg der Sterberate bei zu hoher Temperatur und frühere Ergebnisse mit hs-hb-Embryonen, die zeigten, dass ein Hitzeschock bei 46 °C ebenfalls in einem Anteil von hs-hb-Phänotypen von über 58 % (siehe Abbildung 3.2 und Tabelle 3.2) resultieren kann, führten mich zu dem Entschluss, den Hitzeschock für weitere Versuche standardmäßig bei 46 °C durchzuführen. Eine Erklärung, warum bei diesem Versuch der prozentuale Anteil an hs-hb-phänotypischen Larven nur so gering ausgefallen ist, ist nur schwer nachzuvollziehen, mitunter könnte das Alter der verwendeten Käferpopulation eine Rolle spielen. Die Käfer werden für die Eiablage auf 31 °C gehalten. Bei dieser Temperatur könnte der Hitzeschockpromotor bereits latent aktiv sein. Käfer, die einer latenten hb-Überexpression längerer Zeit ausgesetzt 48 Ergebnisse sind, könnten z. B. wegen der maternalen Aktivität hunchbacks (Wolff et al., 1995) „held egg“-Phänotypen hervorbringen, also keine Eier mehr legen. Zudem wären diese Individuen auch jene, bei denen der Hitzeschockpromotor überdurchschnittlich aktiv wäre und daher auch stärkere Phänotypen hervorbringen könnten. Larven, die stärkere Phänotypen zeigen würden, wären so nur zu einem geringeren Anteil vertreten. Auch zeigen adulte hs-hb-Weibchen nach Hitzeschock kleinere Ovare (Ströhlein, persönliche Mitteilung), ein Resultat daraus könnte eine geringere Legekapazität sein. Auf meinen Versuch übertragen, könnten nur Weibchen, bei denen der Hitzeschockpromotor schwach aktiv ist, Nachkommen hervorbringen, die somit auch nur eine geringere Hitzeschockpromotoraktivität hätten und daher auch nur schwächere Phänotypen generieren könnten. Da aber die Versuche von Nadi Ströhlein noch in der Anfangsphase sind und auch vermillionwhite-Weibchen nach Hitzeschock morphologisch veränderte Ovare zeigen, ist es wahrscheinlicher, dass der Hitzeschock selbst diese Veränderung hervorruft, als dass eine Überexpression hunchbacks dafür verantwortlich gemacht werden könnte. Ob eines dieser Szenarien tatsächlich zutrifft und ob ich für diesen Versuch wirklich eine Käferpopulation verwendet habe, die zu lange auf 31 °C gehalten wurde, ist fraglich. 49 Ergebnisse 100% 90% 80% 70% 60% keine Kutikula 50% Phänotyp gesamt 40% Wildtyp 30% 20% 10% 0% 44°C °C hs 44 46 48 50 keine Kutikula 86 187 531 46°C 48°C % 19 19 356 97 50°C Wildtyp 21 12 0 % 5 1 2 0 Phänotyp 57 249 0 % 12 28 47 0 Abbildung 3.4: Hitzesensitivität bei hs-hb-Embryonen - höhere Temperaturen aktivieren den Hitzeschockpromotor besser, führen aber auch zu einem Anstieg der Letalitätsrate Es wurden Embryonen, die aus einem 2 h Gelege bei 31 °C stammten und vor dem Hitzeschock weitere 9 h bei 31 °C nachreifen konnten, für diesen Versuch herangezogen. Der Hitzeschock wurde für 10 Minuten bei 44 °C – 50 °C durchgeführt. Bei 50 °C führte der Hitzeschock zu 97 % der Embryonen dazu, dass keine Kutikula mehr gebildet werden konnte (frühe Letalität). Die wenigen Larven, die sich trotz des Hitzeschocks bei 50 °C entwickelten, zeigten keine Unterschiede zum Wildtyp. „Phänotyp gesamt“ bezieht sich auf Kutikulaphänotypen wie oben für hs-hb beschrieben (homeotischer Phänotyp und Larven, die neben der homeotischen Transformation auch noch zusätzliche Rumpfsegmente zeigen). Diese Phänotypklasse erreichte in dieser Versuchsserie bei 48 °C ihr Maximum. In der Tabelle sind die absoluten Zahlen dargestellt sowie ihr prozentualer Anteil zu allen Embryonen, die bei diesem Versuch ausgewertet wurden. 50 Ergebnisse 3.1.4 Wiederholter Hitzeschock führt zu keiner Steigerung des hs-hbPhänotyps Der Hitzeschock resultiert in eine hb-mRNA-Überexpression für einem bestimmten Zeitraum (siehe auch Kapitel 3.1.5), danach stellt sich das normale Expressionsmuster von hb wieder ein. Wie in den vorherigen Kapiteln bereits beschrieben, führt nur hb-Überexpression während eines recht kurzen Entwicklungsabschnitts, zwischen 10-12 h AEL, zu phänotypischen Veränderungen. Um festzustellen, ob ein wiederholter Hitzeschock innerhalb dieses 2 h Zeitfensters zu einer Verstärkung des hs-hb-Phänotyps führt, wurde ein 1 h Gelege bei 31 °C von einer hs-hb-Käferpopulation genommen, für weitere 10 h auf 31 °C gehalten und 10 Minuten bei 46 °C im Wasserbad dem Temperaturschock unterzogen. Nach diesem initialen Hitzeschock wurden die Embryonen halbiert. Der eine Teil wurde sofort zum Nachreifen für Kutikulapräparate auf 31 °C gestellt, die andere Hälfte wurde nach 30 Minuten auf 31 °C herausgenommen und ein weiteres Mal für 10 Minuten bei 46 °C dem Hitzeschock ausgesetzt, bevor auch diese zum Nachreifen auf Siebe bei 31 °C gegeben wurden. Die Auswertung der Kutikulapräparate ergab, dass sich der prozentuale Anteil aller Phänotypen in der Population, die zweimal die Prozedur des Hitzeschocks durchlaufen hat, im Vergleich zu den Embryonen, die nur einmal die Temperaturerhöhung durchlebt haben, nicht erhöhte. Es wurden sogar rund 9 % weniger Eier mit Kutikula-Phänotypen identifiziert als bei der Population, die nur einmal die Hitzeschockprozedur durchlaufen hat, und die als Wildtyp geschlüpften Larven waren deutlich häufiger (Abbildung 3.5). Auch die Intensität des Phänotyps konnte mit dem zweifachen Hitzeschock nicht erhöht werden. Es traten weiterhin die zwei bekannten Phänotypen auf. Es wurden auch keine Embryonen mit mehr als 20 Rumpfsegmenten gefunden. Larven, die mehr Rumpfsegmente als der Wildtyp entwickelten, traten bei einmaligem Hitzeschock zu 35 % auf, bei den Embryonen, die zweimal den Hitzeschock durchliefen, betrug dieser Prozentsatz nur 27 % (Abbildung 3.6). Dieses Ergebnis zeigt, dass ein einmaliger Hitzeschock genügt und die Embryonen kein weiteres Mal der Stresssituation des Hitzeschocks ausgesetzt werden müssen, um den stärkstmöglichen Phänotyp zu generieren. Der Versuch wurde jedoch nur 51 Ergebnisse einmal durchgeführt. Ebenso wurde nicht das komplette sensible Zeitfenster mit diesem Versuch abgedeckt, so dass weitere Versuche nötig wären, um diese Aussage mit letzter Sicherheit zu untermauern. Da dies aber nicht sehr aussichtsreich schien, wurden alle weiteren Versuche mit einem einfachen Hitzeschock durchgeführt. 60% 50% 40% zweifacher Hitzeschock 30% einfacher Hitzeschock 20% 10% 0% keine Kutikula zweifacher Hitzeschock einfacher Hitzeschock Wildtyp Phänotyp keine Kutikula % Wildtyp % Phänotyp % Summe 172 30 135 23 266 46 577 124 24 101 19 284 55 518 Abbildung 3.5: Verleich des einmaligen und zweifachen Hitzeschocks in Bezug auf alle Embryonen Grau ist die Gruppe der Embryonen dargestellt, die nur einmal dem Hitzeschock unterzogen wurden. Orange zeigt die Population der Embryonen an, die zweimal für 10 Minuten bei 46 °C erwärmt wurden. Zwischen den beiden Hitzeschocks lag eine Regenerationszeit von 30 Minuten bei 31 °C. Für diesen Versuch wurde ein 1 h Gelege einer hs-hb-Käferpopulation herangezogen, die 9 h bei 31 °C nachgereift wurde. Die Tabelle zeigt die absoluten Zahlen. In diesem Versuch wurden Embryonen, die eine morphologische Veränderung unabhängig vom hs-hb-Phänotyp zeigen, miteinbezogen (1-2 %), da sie aber keine Aussage über das Experiment geben, wurden sie nicht in der graphischen und tabellarischen Darstellung berücksichtigt. 52 Ergebnisse 60% 50% 40% zweifacher Hitzeschock 30% einfacher Hitzeschock 20% 10% 0% homeotische Transformation zweifacher Hitzeschock einfacher Hitzeschock zusätzliche Rumpfsegmente homeotische Transformation % zusätzliche Rumpfsegmente % 266 46 157 27 284 55 181 25 Abbildung 3.6: Vergleich des einmaligen und zweifachen Hitzeschocks in Bezug auf phänotypische Embryonen Orangefarbene Balken zeigen den prozentualen Anteil der Embryonen, die einen zweifachen Hitzeschock erfahren haben, graue Balken den Anteil an Embryonen, die nur einmal 10 Minuten auf 46 °C verbracht haben. Homeotische Veränderungen traten bei einem zweifachen Hitzeschock zu einem geringeren Anteil auf als bei einem einfachen Hitzeschock. Der Anteil an Larven, die neben der homeotischen Transformation auch zusätzliche Körpersegmente generierten, blieb bei beiden Ansätzen annähernd gleich. Die Tabelle stellt die tatsächliche Zahl der ausgezählten Tiere dar. 53 Ergebnisse 3.1.5 Stärke der Überexpression von hb mRNA in hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock Da die Methode der Hitzeschock-Überexpression in Tribolium zu Beginn meiner Arbeit noch neu war und es nur wenige Erfahrungen damit gab, musste zuerst festgestellt werden, ob die Überaktivierung nach Hitzeschock in einer ähnlichen Größenordnung wie die endogene Expression erfolgt, und ob es generell zu ektopischer Expression von hb kommt oder ob diese auf bestimmte Stadien oder Körperregionen beschränkt ist. Für diesen Versuch wurden, wie zuvor beschrieben, 2 h Ablagen genommen, die 20 h bei 25 °C nachreiften. Nach Hitzeschock wurden die Embryonen direkt und im weiteren Verlauf alle 30 Minuten fixiert. Als Kontrolle diente zum einen nicht hitzebehandelte vermillionwhite-Embryonen sowie dem Hitzeschock unterzogene vermillionwhite-Embryonen, die parallel zu den hs-hb-Embryonen behandelt wurden. In situ Hybridisierung dieser Embryonen mit einer hb-Sonde zeigte, dass es unmittelbar nach dem Hitzeschock schon zu einer ubiquitären, ektopischen Expression von hb mRNA kommt, die bei Embryonen, die 1 h nach Hitzeschock fixiert wurden, noch ausgeprägter erscheint. 1,5 h nach Hitzeschock wird die Menge an überexprimierter hb mRNA bereits geringer und 2 h später ist die hb mRNA im Wildtyp-Muster lokalisiert. Gleich behandelte Kontroll-Embryonen hingegen zeigen keinerlei Veränderung des Expressionsmusters im Vergleich zu vermillionwhite-Embryonen ohne Hitzeschock. Eine ektopische hb mRNA-Expression in späteren Stadien (10-20 h phs, Abbildung 3.8, a’’-f’’) tritt in Kontroll-Embryonen nicht auf, was darauf hindeutet, dass eine zweite ektopische Expressionsdomäne im gestreckten Keimstreif nicht durch eine hb-Überexpression im Keimrudiment induziert wird. Embryonen, die zu einem späteren Entwicklungsstadium dem Hitzeschock ausgesetzt waren, aber auch 1 h phs (h phs = hours post heatshock) fixiert worden sind, zeigten wie Embryonen des Keimrudiments eine ubiquitäre hb mRNAExpression (Abbildung 3.1). Daraus lässt sich schlussfolgern, dass, obwohl der Hitzeschock auch in späteren Stadien funktioniert, die Überexpression der hb mRNA in keine phänotypischen Veränderungen resultiert. 54 Ergebnisse Abbildung 3.1: Überexpression von hb mRNA 1 h phs in verschiedenen Entwicklungsstadien Die hs-hb-Embryonen wurden 1 h phs fixiert. Sowohl im Keimrudiment (a), als auch im gestreckten Keimstreif (b) ist die ubiquitäre ektopische hb-Expression in gleicher Intensität erkennbar. Abbildung 3.7: Überexpression von hb mRNA 0-3 h phs in hs-hb-Embryonen a-g zeigt unbehandelte vermillionwhite-Embryonen. In a’-g’ sind hitzeschockbehandelte vermillionwhite-Embryonen zu sehen und in a’’-g’’ ebenso behandelte hshb-Embryonen. Alle Gelege wurden parallel bearbeitet und 0-3 h phs fixiert. Direkt nach Hitzeschock fixierte hs-hb-Embryonen zeigen bereits eine ubiquitäre ektopische hb-Expression, die sich bis 1 h phs verstärkt. 1,5 h phs lässt die Überexpression bereits nach und hs-hb-Embryonen versuchen, hb mRNA im Wildtypmuster zu exprimieren. In vermillionwhite-Embryonen, die dem Hitzeschock unterzogen worden sind, wird kein Unterschied im Expressionsmuster zu den Kontroll-Embryonen (vermillionwhite-Embryonen, die den Hitzeschock nicht durchlaufen haben) festgestellt. 55 Ergebnisse Abbildung 3.7: Überexpression von hb mRNA 0-3 h phs in hs-hb-Embryonen 56 Ergebnisse Abbildung 3.8: Verteilung der hb mRNA 10-20 h phs in hs-hb-Embryonen a-f zeigt die Wildtypsituation, a’-f’ vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschock. Die Wildtypembryonen, die den Hitzeschock durchlaufen haben, zeigen keine Abweichung im hb-Expressionsmuster. a’’-f’’ stellt die hb mRNA-Verteilung in hs-hbEmbryonen nach Hitzeschock dar. Die Bildung ungleichmäßiger Segmente kann zwar im Zeitraum von 14-20 h phs (c’’-f’’) beobachtet werden, es werden aber keine ektopischen hb-Expressionsdomänen generiert. 57 Ergebnisse 3.1.6 Zusätzliche Körpersegmente entstehen aus einer Zone gestörter Segmentpolaritätsgen-Muster Die in hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock auftretenden zusätzlichen Körpersegmente müssen zu irgendeinem Zeitpunkt der Entwicklung generiert werden. Um festzustellen, zu welchem Zeitpunkt nach Durchführung des Hitzeschocks dies geschieht, wurden Embryonen zwischen 10 h und 20 h nach Hitzeschock fixiert und mit Sonden gegen die Segmentpolaritätsgene en und wg gefärbt. Abb. 3.9 zeigt eine in situ Färbung für en. Zur Kontrolle wurden vermillionwhite-Embryonen, die nicht die Prozedur des Hitzeschocks durchlaufen haben, und vermillionwhite-Embryonen, die parallel zu den hs-hb-Embryonen hitzebehandelt wurden, mitgeführt. Um die Versuchsbedingungen für alle Ansätze gleich zu halten (gleiche Sonde, gleiche Hybridisierungstemperatur, gleiche Hybridisierungspuffer etc.), wurden alle in situs zeitgleich durchgeführt. Während sich die Kontrollen in ihren Färbemustern ähneln, kann man jedoch eine Entwicklungsverzögerung der vermillionwhiteEmbryonen nach Hitzeschock im Vergleich zu den vermillionwhite-Embryonen ohne Hitzeschock feststellen. Diese Verzögerung entspricht ca. 1,5-2 h Entwicklungsdauer bei 31 °C und konnte bei allen Versuchen beobachtet werden (auch in den hbgefärbten Embryonen des vorigen Kapitels). Vergleicht man vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschock mit hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock, die noch keine Veränderung des Färbemusters zeigen, stellt man fest, dass diese Ansätze vom Entwicklungsstand ähnlich sind und Abweichungen von Individuen innerhalb der Bandbreite von Entwicklungstadien in einer 2 h Ablage rangieren. Bevor die hs-hb-Embryonen erstmals eine Diskrepanz zum WildtypMuster aufweisen (Abbildung 3.9, a’’,10 h phs), können 11 en-Streifen ausgemacht werden. Bei vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschock sind zu diesem Entwicklungszeitpunkt 12 (Abbildung 3.9, a’) und bei nicht vermillionwhite-Embryonen, die keinem Hitzeschock ausgesetzt waren, 15 Streifen (Abbildung 3.9, a) erkennbar. Nach der Bildung des 11.-12. en-Streifens beginnt jedoch das en-Muster in hs-hbEmbryonen nach Hitzeschock unregelmäßig zu werden. Es findet zwar noch deutlich sichtbar eine Elongation des Keimstreifs statt, eine klare Zuordnung des sich entwickelnden Färbemusters zu distinkten Streifen in dieser Region ist vorerst jedoch 58 Ergebnisse nicht möglich (Abbildung 3.9, b’’-e’’, 12-18 h phs). Erst sehr viel später (Abbildung 3.9, f’’, 20 h phs) gelingt es den Embryonen wieder, ein regelmäßigeres Streifenmuster zu generieren. Ähnlich wie das en-Muster entwickeln sich die wg-Streifen (Abbildung 3.10). Auch hier kann bis 10 h nach dem Hitzeschock – außer der Entwicklungsverzögerung – kein Unterschied zu den Kontrollen (Abbildung 3.10, a-f, a’-f’) festgestellt werden. Das wg-Muster in den hs-hb-Embryonen wird ebenfalls – wie die en-Streifen – nach der Bildung des 11.-12. Streifens (gezählt werden transversal verlaufende Streifen, a’, 10 h phs) unregelmäßig. Auch hier kommt es zur Bildung von gefärbten Strukturen oder Punkten, die nicht eindeutig einem wg-Streifen zugeordnet werden können (Abbildung 3.10, a’’-e’’). Erst im späteren Verlauf der Entwicklung wird das wg-Muster wieder gleichmäßiger und bildet deutlich von einander unterscheidbare Streifen aus (Abbildung 3.10, c’’-e’’). Auffällig ist im Fall von wg der durchwegs normal ausgebildete Streifen in der Wachstumszone, der in späteren Stadien das Proktodeum anfärbt. Alle Unregelmäßigkeiten im wg-Muster erstrecken sich also zwischen dem 11. ausgebildeten wg-Streifen und dem letzten terminalen Streifen. 59 Ergebnisse Abbildung 3.9: hb-Überexpression im Keimrudiment führt später zu Unregelmäßigkeiten in der en-Expression a-f zeigt nicht unbehandelte vermillionwhite-Embryonen. a’-f’ vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschock, a’’-f’’ hs-hb-Embryonen ebenfalls nach Hitzeschock. Alle Embryonen wurden in einem Zeitraum 10-20 h phs fixiert. 8 h phs hat sich das enMuster in den Kontroll- und den hs-hb-Embryonen normal entwickelt. Ab 10 h phs werden die en-Expressionsdomänen im posterioren Bereich der hs-hb-Embryonen unregelmäßig gebildet. Erst in späteren Stadien (20 h phs) werden die en-Streifen wieder gleichmäßiger. 60 Ergebnisse Abbildung 3.10: hb-Überexpression resultiert in unregelmäßig gebildeten wgStreifen 10-20 h phs Abbildung 3.10 zeigt eine in situ Hybridisirung gegen wg. a-f (vermillionwhiteEmbryonen ohne Hitzeschock) und a’-f’ (vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschock) sind als Kontrollen in den ersten beiden Spalten zu sehen. a’’-f’’ zeigt hs-hbEmbryonen, die 10-20 h phs fixiert wurden. In den Kontrollen sind keine abnormalen Expressionsdomänen zu erkennen. 10 h phs ist die Färbung in hs-hb-Embryonen noch relativ normal (a’’). Eine deutliche Störung des wg-Streifenmusters tritt erst nach 12 h phs auf (b’’). In d’’-f’’ ist zu erkennen, dass später gebildete Streifen wieder regelmäßiger gebildet werden. 61 Ergebnisse 3.1.7 Veränderungen des Segmentpolaritätsmusters gehen Störungen des Paar-Regelzyklus voraus Segmentpolaritätsgene werden auch in Tribolium von den Paar-Regelgenen reguliert (Maderspacher et al. 1998, Choe et al., 2006). Um festzustellen, ob das irreguläre Segmentpolaritätsmuster in hs-hb-Embryonen von einer Missregulation des PaarRegelzyklus resultiert, wurden in situ Hybridisierungen gegen runt, eve und odd durchgeführt. runt bleibt bis zu 4 h phs normal exprimiert (Abbildung 3.11, a’’). Die erste erkennbare Störung des Streifenmusters tritt 6-8 h phs in der posterioren Wachstumzone auf. (Abbildung 3.11, c’’, d’’). Es ist hierbei aber nicht klar zu erkennen, ob diese ektopische Expression durch Bildung zusätzlicher Streifen zustande kommt. Es könnte sich auch um fusionierte Streifen, einen einzelnen verbreiterten Streifen oder ein komplett unregelmäßig gebildetes runt-Muster handeln. Doppelfärbungen gegen en und runt zeigen, dass das irreguläre runtMuster nach der Bildung des 10.-12. en-Streifens auftritt (ab Mandibel gezählt; Abbildung 3.13, b’’). In späteren Stadien (12-20 h phs, Abbildung 3.11, b’’-e’’) ähnelt das Expressionsmuster wieder dem Wildtyp (Abbildung 3.11, a’’- b’’). In einem Zeitraum 10-20 h phs kann keine weitere ektopische runt-Expression festgestellt werden (Abbildung 3.12). Für eve zeigt sich eine ähnliche Situation (Abbildung 3.14). 8 h phs weicht das Expressionsmuster deutlich vom Wildtypmuster ab (Abbildung 3.14, d’’). Auch hier kann nicht eindeutig festgestellt werden, ob zusätzliche Streifen generiert werden oder ob es sich um verbreiterte oder fusionierte Streifen handelt. Die entsprechenden Expressionmuster von odd sind in Abbildung 3.15 dargestellt. Embryonen wurden auch hier 2-12 h phs fixiert. 2-6 h phs zeigen hs-hb-Embryonen keine wesentlichen Unterschiede zu den Kontroll-Embryonen (Abbildung 3.15, a, b, a’, b’, a’’, b’’). 8 h phs bildet sich eine gewisse Unregelmäßigkeit des Streifenmusters aus, die im Vergleich zu den anderen Paar-Regelmustern nach Hitzeschock schwächer ausfällt. Jedoch handelt es sich bei jedem 2 h Gelege um ein separates Hitzeschock-Experiment, d. h. Embryonen, die 6 h phs fixiert worden sind, stammen aus einer anderen Ablage und wurden auch separat dem Hitzeschock unterzogen als das Gelege, das 8 h phs fixiert worden ist. Die Veränderungen, die man 8 und 10 h 62 Ergebnisse phs in den odd gefärbten Embryonen sieht, entwickelten sich daher unabhängig voneinander, was darauf schließen lässt, dass es sehr wohl Auswirkungen der hbÜberexpression auf odd gibt und das Färbemuster der in situ Hybridisierung nur schwächer ausfällt. Aber auch hier ist eine eindeutige Zuordnung zu distinkten Streifen nur schwer möglich. Um eine weitere, erst in späteren Stadien auftretende ektopische odd-Expression nachzuweisen, wurde auch eine in situ Hybridisierung gegen odd mRNA in 10-20 h phs fixierten Embryonen durchgeführt (Abbildung 3.16). Embryonen dieser Färbung zeigen aber keine Abweichung vom WildtypExpressionsmuster oder neu gebildete ektopische Expressionsdomänen (Abbildung 3.16, a’’-f’’). Der Paar-Regelzyklus reguliert sekundäre Paar-Regelgene wie slp oder prd. Um zu zeigen, dass auch auf dieser Ebene die Überexpression von hb im Keimrudiment zu einer Störung des normalen Expressionsmusters führt, wurde eine in situ Hybridisierung gegen slp in Embryonen 10-16 h phs (Abbildung 3.17) durchgeführt. slp wird im Wildtyp und den Hitze behandelten Kontroll-Embryonen in einem regelmäßigen, segementalen Muster exprimiert (Abbildung 3.17, a-d, a’-d’). Bereits 10 h phs kommt es in hs-hb-Embryonen zu einer gestörten slp-Expression (Abbildung 3.17, a’’). Das streifenartige Muster wird unregelmäßig, und die dabei auftretende, punktuelle Expression kann keinem slp-Streifen mehr zugeordnet werden. In später gebildeten Segmenten wird auch das slp-Muster dann wieder regelmäßiger (Abbildung 3.17, c’’, d’’). 63 Ergebnisse Abbildung 3.11: in situ Färbung gegen runt zeigt ein gestörtes Expressionsmuster in hs-hb-Embryonen In a-f sind Kontroll-Embryonen, die keinem Hitzeschock unterzogen worden sind und in a’-f’ Kontroll-Embryonen nach Hitzeschock dargestellt. Kontroll-Embryonen nach Hitzeschock unterscheiden sich nicht im Färbemuster zum Wildtyp. Auch 2-4 h phs zeigt sich noch keine Veränderung der runt-Expressionsdomänen in hs-hbEmbryonen (a’’, b’’). Erst 6-10 h phs kommt es zu einer Störung der runt-Streifen (c’’, d’’). In späteren Stadien (f’’, 12 h phs) – nach einer Phase der Bildung unregelmäßiger Segmente – erscheint in hs-hb-Embryonen wieder ein Wildtypähnliches Expressionsmuster. 64 Ergebnisse Abbildung 3.12: runt in situ Hybridisierung 10-20 h phs zeigt keine weitere ektopische Expression in hs-hb-Embryonen In späteren Stadien bildet sich in hs-hb-Embryonen hinter der Störungszone wieder ein einzelner terminaler runt-Streifen (d’’, e’’, f’’), der dem terminalen Streifen im Wildtyp ähnelt; darüber hinaus werden aber keine weiteren/keine ektopischen Streifen gebildet, insbesondere werden keine multiplen Streifen wie in jungen Wachstumszonen beobachtet. 65 Ergebnisse Abbildung 3.13: en und runt Doppel-in situ Hybridisierung in hs-hb-Embryonen 4-10 h phs a-d und a’-d’ zeigen vermillionwhite-Embryonen ohne Hitzeschock und vermillionwhiteEmbryonen nach Hitzeschock als Kontrollen. 4 h phs (a’’) sind noch keine Unregelmäßigkeiten in den runt (pink) und en (lila)-Expressionsmustern zu sehen (a’’). Nach der Bildung des 10. normal ausgeprägten en-Streifens, erscheint ektopische runt-Expression zwischen den beiden Streifen in der Wachstumszone (b’’, 6 h phs). 8 h phs ist posterior eine Region zu sehen, in der sowohl das en- als auch das runt-Muster unregelmäßig gebildet werden (c’’). In d’’ ist zu erkennen, dass das en-Muster in den erst kürzlich gebildeten Segmentvorläufern keine klare Streifenstruktur aufweist. Die runt-Expression ist wieder vergleichbar mit dem Wildtyp der entsprechenden Stadien (c, d, c’, d’). 66 Ergebnisse Abbildung 3.14: eve mRNA in hs-hb-Embryonen 2-8 h phs 2 h phs ist noch keine Veränderung des eve-Musters zu erkennen (a, a’, a’’). Eine Störung der eve-Streifen in hs-hb-Embryonen ist erst ab 4 h phs nachweisbar (b’’), mit dramatischen Veränderungen, die im Zeitraum von 6-8 h phs gebildet werden (c’’, d’’). 67 Ergebnisse Abbildung 3.15: hb-Überexpression führt auch zu Abweichungen im oddExpressionsmuster In unbehandelten und hitzebehandelten vermillionwhite-Embryonen ist odd im posterioren Bereich des Embryos in Streifen exprimiert (a-f, a’-f’). hs-hb-Embryonen entwickeln zuerst auch reguläre odd-Expressionsdomänen (a’’-c’’), bis 8 h phs das Streifenmuster von der regulären Expression abweicht und unregelmäßig wird (d’’). Ab 10 h phs kann keine Abweichung vom normalen odd mRNA Muster mehr ausgemacht werden (f’’). 68 Ergebnisse Abbildung 3.16: odd-Expression in späteren Stadien zeigt keine Abweichung vom Wildtypexpressionsmuster Während der Keimstreifstreckung ist odd im Wildtyp als leichte Färbung in den Beinanlagen zu erkennen (a-d, a’-e’) bevor die Expression verschwindet (e, f, f’’). hshb-Embryonen zeigen nach Hitzeschock keine weiteren odd-Domänen im posterioren Teil des Embryos (a’’-f’’), während odd mRNA auch in den zusätzlichen Beinanlagen erscheint (c’’-f’’). 69 Ergebnisse Abbildung 3.17: Ektopische hb-Expression führt zu Störung des Expressionsmusters sekundärer Paar-Regelgene Abbildung 3.17 zeigt eine in situ Hybridisierung gegen slp in Embryonen 10-16 h phs. In den Kontrollen (a-d, a’-d’) ist das segmentale slp-Muster deutlich zu erkennen. hshb-Embryonen entwickeln bereits 10 h phs eine irreguläre Expression im posterioren Bereich bei der keine eindeutige Zuordnung zu distinkten segmentalen Streifen möglich ist (a’’, b’’). Später gebildete Segmentanlagen weisen wieder ein regelmäßigeres slp-Expressionsmuster auf (c’’, d’’). 70 Ergebnisse 3.1.8 Überexpression von hb führt zur ektopischen Expression von Gapgenen Ob die Überexpression von hunchback direkt oder indirekt zur Missregulation der Paar-Regelgene führt, sollte mit in situ Färbungen gegen Gapgene geklärt werden. Abbildung 3.19 zeigt eine in situ Färbung gegen Kr in Embryonen, die 2-12 h phs fixiert worden sind. 2-4 h phs sieht man keine Abweichung des Expressionsmusters in hs-hb-Embryonen (Abbildung 3.19, a’’, b’’) im Vergleich zu hitzebehandelten (Abbildung 3.19, a’, b’) und nicht hitzebehandelten Wildtypembryonen (Abbildung 3.19, a, b). 6-8 h phs kommt es in hs-hb-Embryonen aber zur Ausbildung einer ektopischen Expressionsdomäne in der posterioren Wachstumszone (Abbildung 3.19, c’’, d’’). Nach 10-12 h phs normalisiert sich die Kr-Expression wieder. Es sind zwar unregelmäßig gebildete Körpersegmente zu erkennen, die auch eine Färbung zeigen, jedoch entspricht diese Kr-Expression der zukünftigen Identität der Körpersegmente, da auch im Wildtyp spätere Stadien eine Färbung aller Körpersegmente mit Ausnahme der terminalen Segmente zeigen (Abbildung 3.19, d, f, d’, f’, e’’, f’’). Zur Lokalisierung der ektopisch auftretenden Kr-Domäne in der posterioren Wachstumszone wurde eine Doppel-in situ Hybridisierung gegen en und Kr durchgeführt (Abbildung 3.20). Die ektopische Kr-Expression tritt nach der regulären Bildung des 10. transversalen en-Streifens auf (Abbildung 3.20, b’’). 10 h phs, wenn ungleichmäßig ausgebildete en-Streifen erkennbar werden, ist keine ektopische Kr-Expression mehr nachweisbar (Abbildung 3.20, d’’). Das unterbrochene en-Muster wird demnach erst nach der ektopischen Kr-Expression generiert. Abbildung 3.21 zeigt die gt-Expression in Embryonen, die 3-12 h phs fixiert worden sind. Wie im Fall von Kr, weisen hs-hb-Embryonen, die kurz nach Hitzeschock (3-6 h phs) fixiert worden sind, keinen signifikanten Unterschied im gt-Expressionsmuster auf (Abbildung 3.21, a’’-c’’). Erst 8 h phs zeigt sich eine ektopische gt-Aktivität in der posterioren Wachstumszone (Abbildung 3.21, d’’), die in einigen Fällen als distinkter Streifen zu erkennen ist. (Abbildung 3.21, e’’). Ektopische gt-Expression ist noch detektierbar, wenn die ersten unregelmäßigen en-Streifen erscheinen, wird aber zu diesem Zeitpunkt bereits in ihrer Expressionsstärke geringer (Abbildung 3.21, c’’). 12 h phs nehmen hs-hb-Embryonen die normale gt-Expression wieder auf (Abbildung 71 Ergebnisse 3.21, f’’). Unregelmäßig gebildete Segmente sind zu diesem Zeitpunkt auch hier bereits zu erkennen (Abbildung 3.21, f’’). hs-hb-Embryonen gefärbt gegen en und gt zeigen, dass sich die ektopische gt-Domäne erst nach den normal entwickelten 10./11. en-Streifen etabliert (Abbildung 3.22, b’’). Auch für mlpt mRNA kann eine ektopische Expression nachgewiesen werden (Abbildung 3.23). 2 h phs zeigt sich noch keine Veränderung des Expressionsmusters in hs-hb-Embryonen (Abbildung 3.23, a’’). 4 h phs kann eine Verbreiterung der dritten mlpt-Expressionsdomäne nach anterior erkannt werden (Abbildung 3.23, b’’). Im Laufe der Entwicklung verschmälert sich diese Expressionsdomäne, ist aber auch noch 10 h phs deutlich breiter als im Wildtyp (Abbildung 3.23, c’’, d’’, e’’). Nach 12 h phs hat die dritte mlpt-Domäne annähernd wieder die Ausmaße wie die Kontroll-Embryonen (Abbildung 3.23, f’’). Die Doppelfärbung mit en zeigt, dass der 9./10. en-Streifen noch normal ausgebildet wird, bevor es zur Verbreiterung der mlpt-Domäne kommt (Abbildung 3.24, b’’). Punktuell ist die ektopische mlpt-Expression noch sichtbar zu dem Zeitpunkt, wenn das en-Muster ungleichmäßig wird (Abbildung 3.24, c’’). kni hingegen zeigt keine Veränderung des Expressionsmusters. In Abbildung 3.25 sind Embryonen dargestellt, die 2-12 h phs fixiert und gegen kni mRNA gefärbt worden sind. Es ist auch hier erkennbar, dass unregelmäßig gebildete Segmente generiert werden (Abbildung 3.25, f’’), ektopische kni-Expression kann aber nicht wirklich ausgemacht werden. Versucht man die ektopischen Expressionsdomänen der Gapgene in einen zeitlichen Kontext zu setzen, stellt man fest, dass die mlpt-Expression früher als die Kr- und gtExpression auftritt, wobei Kr zeitlich vor gt ektopisch exprimiert ist. Aus früheren Arbeiten ist bereits hervogegangen, dass hb direkt, oder indirekt Kr aktiviert. Kr aktiviert seinerseits mlpt und gt, wobei gt ebenfalls positiv regulatorische Information von mlpt erhält (siehe Einleitung, Cerny, 2007, Bucher et al., 2004). Schematisch ist das in Abbildung 3.18. dargestellt, wobei die schwarzen gestrichelten Pfeile die regulatorischen Interaktion der Gapgene untereinander darstellen, sollten die bereits bekannten Interaktionen aus dem Blastoderm einfach wiederholt werden. Da aber mlpt etwas früher nach hb-Überexpression auftritt als die ektopische Kr- und gtDomäne, schlage ich eine andere Möglichkeit der Regulation der Gapgene 72 Ergebnisse zumindest für die posterioren Gapgendomänen vor. Es wäre denkbar, dass ektopisches hb tatsächlich Kr aktiviert, aber auch mlpt könnte von hb direkt oder indirekt positiv regulatorische Information erhalten und nachgeschaltet Kr und gt aktivieren. Wobei auch gt von der posterioren mlpt-Domäne aktiviert werden könnte. Die indirekte Aktivierung Krüppels über mlpt ist in Abbildung 3.18 mit roten, gestrichelten Pfeilen dargestellt. )*% &'% ($% !"#$% !"####$%&##'%&##()##(*###!+#####,-#####,.####,/#####0-#####0.########12######## Abbildung 3.18: Schematische Darstellung der ektopischen Gapgen-Domänen nach hb-Überexpression hb (rot) wird nach Hitzeschock ubiquitär im Embryo exprimiert. Die bereits bekannten regulatorischen Interaktionen würden eine Aktivierung von Kr (direkt oder indirekt) von hb postulieren. Kr würde sowohl mlpt als auch gt aktivieren, wobei gt zusätzlich von mlpt aktiviert werden würde. Dieses Interaktionsschema ist in schwarzen gestrichelten Pfeilen dargestellt. Mit roten gestrichelten Pfeilen ist eine weitere mögliche „Interaktions-Kette“ markiert. hb aktiviert zuerst mlpt, dieses wiederum aktiviert Kr. 73 Ergebnisse Abbildung 3.19: Überexpression von hb mRNA führt zur ektopischen Expresssion von Kr 6-8 h phs Im Wildtyp wird Kr im jungen Keimstreif in einer breiten Domäne exprimiert (a, b, a’, b’). Im Laufe der Keimstreifstreckung sind eine segmentale Färbung und Expressionsdomänen im Kopf zu erkennen (c, d, c’-f’). 2-4 h phs weicht die KrExpression in hs-hb-Embryonen nicht vom Wildtyp ab (a’’,b’’). 6-8 h phs ist jedoch eine ektopische Expressionsdomäne in der posterioren Wachstumszone zu erkennen (c’’, d’’). Nach 10-12 h phs nehmen hs-hb-Embryonen das Wildtyp KrExpressionsmuster wieder auf. 74 Ergebnisse Abbildung 3.20: Ektopische Kr-Expressionsdomäne wird nach dem 10. transversalen regulär etablierten en-Streifen generiert Die Doppelfärbung von en (lila) und Kr (pink) in Kontroll- (a-d, a’-d’) und hs-hbEmbryonen (a’’-d’’) zeigt, dass die ektopische Kr-Domäne in der posterioren Wachstumszone 6 h phs (b’’) nach der normalen Bildung des 10. en-Streifens etabliert wird. Nach dem Verschwinden der ektopischen Kr-Domäne ist bereits das unregelmäßige en-Muster zu erkennen (d’’). 75 Ergebnisse Abbildung 3.21: Überexpresssion von hb führt zu ektopischer gt-Expression 810 h phs Im Wildtyp und bei vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschockbehandlung wird gt im Kopf und als Streifen vor der posterioren Wachstumszone exprimiert (a-f, a’-f’). Bis 6 h phs zeigen hs-hb-Embryonen außer einer zeitlichen Verzögerung keine Abweichung von diesem Expressionsmuster (a’’-c’’). 8 h phs wird dann eine ektopische gt-Aktivität in der posterioren Wachstumszone sichtbar (d’’), die im weiteren Verlauf sich als Streifen manifestiert (e’’). 12 h phs ist die ektopische gtExpressionsdomäne verschwunden, die gt mRNA ist nun wieder wie im Wildtyp lokalisiert (f’’). 76 Ergebnisse Abbildung 3.22: Die ektopische gt-Domäne tritt nach der regulären Ausbildung des 10./11. transversalen en-Streifens auf Abbildung 3.22 zeigt eine Doppel-in situ gegen en (lila) und gt (pink). a-d und a’-d’ zeigen die Wildtyp-Situationen bzw. den Wildtyp nach Hitzeschock, der nur zeitliche Abweichungen vom normalen Färbemuster aufzeigt. Auch hs-hb-Embryonen weisen 6 h phs keinen signifikanten Unterschied zum Wildtyp (a’’) auf. 8 h phs, nach der Bildung des 10.-11. en-Streifens, bildet sich die ekotpische gt-Expressionsdomäne (b’’). gt bleibt streifenähnlich über einen längeren Zeitraum im posterioren Bereich exprimiert, und noch während der Expression dieser ektopischen Domäne werden unregelmäßig ausgebildete en-Streifen generiert (c’’). In späteren Stadien (d’’) ähnelt das gt-Expressionsmuster in hs-hb-Embryonen wieder dem WildtypExpressionsmuster. 77 Ergebnisse Abbildung 3.23: Ektopische hb-Expression führt zur Expansion der 3. mlptDomäne nach anterior Im Wildtyp-Keimstreif wird mlpt in drei Domänen exprimiert: als schmaler Streifen in den gnathalen Segmentanlagen (a, b, a’, b’), im jungen Keimstreif in der posterioren Wachstumszone (a, b, a’, b’) und später im Keimstreif als weiterer Streifen in der posterioren Wachstumszone (c, d, c’-e’). Bis zu 4 h phs (a’’, b’’) zeigt mlpt in hs-hbEmbryonen keine Abweichung vom Wildtyp. Zum Zeitpunkt, zu dem man die Expression der 3. mlpt-Domäne erwarten würde, kann man eine sehr große, weit nach anterior reichende ektopische Expressionsdomäne beobachten, die man als verbreiterte 3. mlpt-Domäne interpretieren könnte (c’’). Ektopische mlpt-Expression ist bis 10 h phs noch nachweisbar (d’’, e’’). Etwa 12 h phs nehmen hs-hb-Embryonen das normale Expressionsmuster wieder auf (f’’). 78 Ergebnisse Abbildung 3.24: Ektopische Ausdehnung der 3. mlpt-Domäne ist bereits nach der Expression der normal ausgebildeten transversalen en-Streifen 9-10 detektierbar Die Doppelfärbung gegen en (lila) und mlpt (pink) zeigt, dass sich 9-10 en-Streifen normal bilden, bevor es zur Verbreiterung der 3. mlpt-Domäne in hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock kommt (b’’). 10 h phs nimmt die ektopische mlpt-Expression ab, die en-Streifen wurden gleichzeitig unregelmäßig ausgebildet (c’’). 79 Ergebnisse Abbildung 3.25: hb-Überexpression zeigt keine Auswirkung auf das kniExpressionsmuster a-f und a’-f’ zeigt die kni-Expression im Wildtyp (a-f) und in vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschock (die blastodermale Expressionsdomäne und die im Keimrudiment in der Wachstumszone aktive Domäne sind in den hier gezeigten Stadien bereits verschwunden). hs-hb-Embryonen zeigen 2-12 h phs keine Abweichung vom Wildtyp-kni-Expressionsmuster (a’’-f’’). 80 Ergebnisse 3.1.9 hb-Überexpression hat keine offensichtliche Auswirkung auf die Zellproliferation Die Überexpression von hb führt zur Bildung von zusätzlichen Körpersegmenten. Dass diese zusätzlichen Segmente erst einige Stunden nach Hitzeschock gebildet werden, wurde in den vorherigen Kapiteln gezeigt. Woher diese Segmente, bzw. woher die Zellen, aus denen diese Segmente aufgebaut sind, stammen, ist unklar. Ob eine erhöhte Proliferationsrate für die Generierung der zusätzlichen Segmente verantwortlich ist, wollte ich mit einer Antikörperfärbung gegen Phospho-Histon 3 (PH3) herausfinden. PH3 markiert mitotisch aktive Zellen und ist damit ein Marker für die Zellteilungsaktivität. Gefärbt wurden Embryonen, die 6-12 h phs in 2 h Abschnitten fixiert wurden. Um eine größere Altersbandbreite mit einem Versuch abzudecken, wurden Eier von diesen drei Gelegen vereinigt und gefärbt. Als Kontrolle wurden vermillionwhiteEmbryonen nach Hitzeschock mitgeführt, die parallel zu den hs-hb-Embryonen, die dem Hitzeschock ausgesetzt waren, behandelt worden sind. Abbildung 3.26 zeigt eine Auswahl an Wildtyp (Abbildung 3.26, a, a’) und hs-hb-Embryonen (Abbildung 3.26, b-b’’’). Die PH3-Färbung zeigte keine offensichtlichen Unterschiede zwischen Kontroll- und hs-hb-Embryonen. Es gab zwar Abweichungen einzelner Individuen innerhalb der gefärbten Ansätze, doch diese waren sowohl in den vermillionwhiteEmbryonen, als auch in den hs-hb-Embryonen zu finden. Eine gesteigerte Proliferationsrate konnte in hs-hb-Embryonen weder in der posterioren Wachstumszone (Abbildung 3.26, b, b’, b’’’) noch in der präsegmentalen Region (Abbildung 3.26, b, b’’) festgestellt werden. 81 Ergebnisse Abbildung 3.26: PH3-Färbung zeigt keine erhöhte Proliferationsrate in hs-hbEmbryonen a und a’ zeigen vermillionwhite-Embryonen, b-b’’’ hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock. Alle Embryonen wurden im Zeitraum 6-12 h phs fixiert und sind mit anterior nach links, ventral nach unten orientiert. a’ fokussiert die posteriore Wachstumzone, b zeigt eine ventrale Ansicht. Es können keine klaren Unterschiede zwischen den Kontroll- und den hs-hb-Embryonen festgestellt werden. b zeigt die PH3-Färbung in einer ventralen Ansicht, mit einer im Vergleich zum Wildtyp (a) vergleichbaren Aktivität. Die posteriore Wachstumszone (b’-b’’’) zeigt ebenfalls keine erhöhte Zellproliferation. 82 Ergebnisse 3.2. Überexpression von Tc’gt führt ebenfalls zu homeotischen Transformationen, aber nur zur Deletion von Segmenten Der Hitzeschock durchgeführt wie Kutikulapräparate in er von hs-gt-Embryonen bereits für hs-gt-Larven wurde unter hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock denselben Konditionen beschrieben zeigten wurde. verschiedene Phänotypen (Abbildung 3.27, b, b’, c). Zum einen kam es zur homeotischen Transformation thorakaler Segmente hin zu Segmenten mit gnathaler Identität (Abbildung 3.27, b). Diese Transformationen waren meist partiell, mitunter aber auch vollständig, so dass es zu normalen Mundwerkzeugen in diesen Segmenten kam (Abbildung 3.27, b’). In solchen extremen Fällen wurden die thorakalen Segmente T1 und T2 in Maxille und Labrum transformiert. Dieser Phänotyp kann durch die negativ regulatorische Funktion von gt auf Kr erklärt werden. Eine weitere phänotypische Veränderung von hs-gt-Larven nach Hitzeschock ist Transformation abdominaler Segmente hin zu Segmenten mit thorakaler Identität (Abbildung 3.27, c), die die reprimierende Funktion gt auf mlpt widerspiegelt. Dieser zweite Phänotyp wurde erst in einer weiteren Versuchsreihe in einer zweiten hs-gt-Insertionslinie (hs-gt2) aufgefunden, der erst später generiert worden ist. Die Käfer, die zu dieser Versuchsreihe herangezogen wurden, stammten aus einer mehrfach selektierten Käferpopulation, die einen großen Anteil homozygoter Tiere enthalten haben dürfte. Des Weiteren traten in beiden getesteten Linien Larven auf, die nur verkürzte Abdomen entwickelten, bis dahin, dass es nur zu einem Fehlen von Urogomphie und Pygopodien kam. Die genaue Verteilung der Phänotypen sowie die PhänotypInduzierbarkeit werden in späteren Kapiteln diskutiert. Abbildung 3.27: Kutikulapräparationen von hs-gt-Larven a stellt die Wildtypsituation in lateraler Ansicht dar, anterior ist links, dorsal oben. a’ zeigt eine dorsale Aufsicht einer Wildtyplarve, hier ist auch das Labium erkennbar. In b ist die Transformation thorakaler Segmente hin zu gnathaler Identität zu erkennen, wobei T1 und T2 vollständig zu Maxille und Labium transformiert worden sind. T3 ist nur partiell transformiert und trägt immer noch beinähnliche Strukturen. b’ zeigt eine Vergrößerung von b in der deutlich wird, dass auch die transformierten Segmente gnathale Sinnesrezeptoren ausgebildet haben. Bei der hs-gt-Larve in c ist das Abdomen verkürzt, und ein abdominales Segment ist zu thorakaler Identität transformiert. 83 Ergebnisse Abbildung 3.27: Kutikulapräparate von hs-gt-Larven 84 Ergebnisse 3.2.1 Induzierbarkeit des hs-gt-Phänotyps Parallel zu der hs-hb-Versuchsreihe, wurden hs-gt-Embryonen nach Hitzeschock und deren Kutikulas auf Phänotypen hin analysiert. Die maximale Anzahl an morphologisch veränderten Larven, die einen Defekt auf Grund des Hitzeschocks aufwiesen, lag maximal bei 10 % bei einem Hitzeschock nach 10 h nach einstündiger Eiablage (Abbildung 3.28). Vor und nach diesem Peak konnten phänotypische Larven nur zu einem geringen Prozentsatz identifiziert werden. In Abbildung 3.28 sind alle aufgetretenen Phänotypen zusammengefasst. Eine detaillierte Darstellung des Vorkommens der verschiedenen Phänotypen ist in Abbildung 3.29 zu sehen. Aus dieser Abbildung ist zu entnehmen, dass im hs-gt1-Stamm die maximale Anzahl an Phänotypen 10 h AEL durch den Hitzeschock induzierbar ist (10 %), ein weiterer Höhepunkt 14 h AEL ist auffällig, bei dem es sich um hs-gt1-Larven handelt, die nach dem Hitzeschock verkürzte Abdomen entwickelten (6 %). In beiden Fällen kam es vor und nach diesen Peaks nicht zu morphologischen Veränderungen. Im hs-gt1Stamm konnte nach einem Hitzeschock 8 und 9 h AEL jeweils eine Larve identifiziert werden, die eine Transformation abdominaler Segmente hin zu thorakaler Identität zeigen. Da es sich in beiden Fällen um Einzelfälle handelt und in zuvor durchgeführten Versuchsreihen hs-gt1-Embryonen während der Experimentreihe niemals diesen Phänotyp zeigten, werte ich dieses Aufkommen als Kontamination der Versuchsutensilien (z. B. Siebchen) mit dem hs-gt2-Stamm. Der Vergleich (Abbildung 3.30) zeigt die Unterschiede in der Entwicklung der Phänotypen in den beiden Insertionslinien hs-gt1 und hs-gt2. Während in der hs-gt1Linie nach Hitzeschock maximal zu 10 % Larven eine Transformation von thorakalen Segmenten hin zu gnathaler Identität auftrat, betrug der prozentuale Anteil an Larven, die diesen Phänotyp zeigten, maximal 16 % (10 AEL). Zusätzlich trat vermehrt eine Transformation abdominaler Segmente hin zu thorakaler Identität auf (10 %, 9 h AEL). Da diese beiden Phänotypen eindeutig auf eine gt-Expression zurückzuführen sind und nicht, wie verkürzte Abdomen, auch als Hintergrund in einer Wildtyppopulation auftreten können, habe ich mich entschieden, für weitere Versuche Ablagen 10 h AEL dem Hitzeschock zu unterziehen. Da die Insertionslinie hs-gt2 prozentual mehr Phänotypen nach Hitzeschock generierte und auch die Transformation abdominaler Segmente zu Segmenten mit thorakaler Identität, wurden alle weiteren Versuche mit dieser Linie durchgeführt. 85 Ergebnisse 100% 90% 80% 70% ohne Kutikula 60% Wildtyp 50% 40% Phänotyp gesamt 30% 20% 10% 0% 1+8 h 1+8 1+9 1+10 1+11 1+12 1+13 1+14 1+15 1+16 1+17 1+18 1+19 1+20 1+9 1+10 1+11 1+12 1+13 1+14 1+15 1+16 1+17 1+18 1+19 1+20 ohne Kutikula 24% 22% 33% 32% 19% 23% 26% 29% 22% 24% 33% 3% 0% 134 39 69 31 31 21 21 80 26 45 139 6 1 Wildtyp 72% 73% 48% 65% 80% 74% 71% 69% 76% 74% 62% 97% 100% Phänotyp gesamt 410 130 101 63 128 67 58 190 91 136 264 186 273 3% 1% 10% 3% 1% 1% 4% 2% 1% 1% 2% 0% 0% 16 1 20 3 1 1 3 6 1 2 9 0 0 Summe 567 179 210 97 160 90 82 277 120 184 426 192 274 Abbildung 3.28: Auftreten des hs-gt-Phänotyps nach Hitzeschock 8-20 hp hs in hs-gt1 hs-gt-Embryonen entwickelten während dieser Versuchsreihe nur zu einem geringen Anteil phänotypische Veränderungen: zwischen minimal 0 % bei 19 und 20 h AEL und maximal 10 % bei 10 h AEL. Dementsprechend hoch ist der Anteil an Wildtypen. 86 Ergebnisse 12% 10% 8% Transformation gnathal->thorakal 6% verkürzte Abdomen 4% Transformation abdominal->thorakal 2% 0% 1+8 h 1+8 1+9 1+10 1+11 1+12 1+13 1+14 1+15 1+16 1+17 1+18 1+19 1+20 1+9 1+10 1+11 1+12 1+13 1+14 1+15 1+16 1+17 1+18 1+19 1+20 Transformation gnathal->thorakal 2% 0% 10% 2% 1% 1% 0% 0% 1% 0% 1% 0% 0% 13 0 20 2 1 1 0 0 1 0 6 0 0 verkürzte Abdomen 0% 0% 0% 1% 0% 0% 4% 2% 0% 1% 1% 0% 0% 2 0 0 1 0 0 3 6 0 2 3 0 0 Transformation abdominal->thorakal 0% 1% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 1 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Abbildung 3.29: Verteilung der verschiedenen hs-gt-Phänotypen in hs-gt1 Die Transformation thorakaler Segmente hin zu gnathaler Identität trat bei einem Hitzeschock nach 10 h am häufisten auf (10 %), nach diesem Höhepunkt können Phänotypen nur noch zu einem geringeren Anteil ausgemacht werden. Larven, die verkürzte Abdomen entwickelten, traten vermehrt nach einer Hitzebehandlung 14 h AEL auf (4 %). Auch dieser Phänotyp war nur schwach repräsentiert und ging nach diesem Peak gegen Null. In hs-gt1 konnte nur zwei Mal zwei Larven mit einer Transformation abdominaler Segmente hin zu thorakaler Identität ausgemacht werden. Da es sich hier um Einzelfälle handelt und sich in vorangegangenen Versuchen dieser Phänotyp nie entwickelt hat, gehe ich hier von einer Kontamination aus. 87 Ergebnisse 18% 16% 14% Transformation thorakal->gnathal hsgt1 12% Transformation abdominal->thorakal hs-gt1 10% 8% Transformation thorakal->gnathal hsgt2 6% 4% Transformation abdominal->thorakal hs-gt2 2% 0% 1+8 h 1+8 1+9 1+10 1+11 1+12 1+13 1+16 1+17 1+18 1+9 1+10 Transformation thorakal->gnathal hs-gt1 2% 13 0% 0 10% 20 2% 2 1% 1 1% 1 1% 1 0% 0 0% 6 1+11 1+12 1+13 Transformation abdominal->thorakal hs-gt1 0% 1 1% 1 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 1+16 1+17 1+18 Transformation thorakal->gnathal hs-gt2 0% 2 1% 2 16% 23 3% 3 1% 1 1% 1 0% 0 1% 2 2% 3 Transformation abdominal->thorakal hs-gt2 0% 1 10% 21 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 0% 0 Abbildung 3.30: Vergleich der Phänotyp-Induktion in Embryonen der transgenen Linien hs-gt1 und hs-gt2 Der Vergleich zwischen den Insertionslinien hs-gt1 und hs-gt2 ergibt, dass die Transformation thorakaler Segmente hin zu gnathaler Identität zu einem höheren prozentualen Anteil nach Hitzeschock induzierbar ist als in hs-gt1 (16 % hs-gt2, 10 h AEL und 10 % hs-gt1, 10 h AEL). Vor und nach diesem Peak kann dieser Phänotyp in beiden Linien nur noch zu einem geringen Anteil durch den Hitzeschock hervorgerufen werden. 9 h AEL kann in hs-gt2 Embryonen vermehrt eine Transformation abdominaler Segmente zu Segmenten mit thorakaler Identität gefunden werden (10 %). Dieser Phänotyp tritt in Hitzeschock-Experimenten mit hsgt1 nur vereinzelt auf. 88 Ergebnisse 3.2.2 Überexpression von gt mRNA in hs-gt-Embryonen Um festzustellen, wie stark gt durch den Hitzeschock überexprimiert wird, wurden Embryonen eines 2 h Geleges, die nach 10 h bei 31° C dem Hitzeschock unterzogen wurden, sofort nach dem Hitzschock sowie 1-3 h danach fixiert und durch eine in situ Hybridisierung gegen gt gefärbt. Als Kontrollen wurden sowohl vermillionwhiteEmbryonen ohne Hitzeschock als auch nicht vermillionwhite-Embryonen nach Hitzseschock parallel zu den hs-gt-Embryonen bearbeitet. Bereits direkt nach Hitzeschock ist eine ubiquitäre, ektopische gt-Expression deutlich sichtbar (Abbildung 3.31, a’’). Diese bleibt auch bis 1 h phs bestehen (Abbildung 3.31, b’’). Sowohl sofort nach Hitzeschock als auch 1 h phs ist die ektopische gtExpression deutlich stärker als die Wildtyp-Expressionsdomänen (Abbildung 3.31, a, a’, b, b’). Erst 2 h phs zeigen hs-gt-Embryonen (Abbildung 3.31, c’’, d’’) wieder die wildtypische gt-Expression (Abbildung 3.31, c, c’, d, d’). 89 Ergebnisse Abbildung 3.31: Hitzeschock in hs-gt-Embryonen führt zu ubiquitärer ektopischer gt-Expression 0-1 h phs hs-gt2 und Kontroll-Embryonen aus einem 2 h Gelege wurden 10 h bei 31° C gehalten, hitze-behandelt und 0-3 h phs fixiert und während einer in situ Hybridisierung gegen gt gefärbt. a-d zeigt vermillionwhite-Embryonen, die nicht dem Hitzeschock unterzogen wurden, a’-d’ vermillionwhite-Embryonen, die parallel zu hsgt2-Embryonen (a’’-d’’) dem Temperaturschock unterzogen wurden. 0-1 h phs (a’’, b’’) ist eine ektopische gt-Expression im ganzen Embryo sichtbar, die wesentlich stärker ist als die Färbung in den Wildtypen (a, b, a’, b’). 2 h phs gleicht sich das gtExpressionsmuster in hs-gt2-Embryonen (c’’) dem der Wildtypembryonen an (c, c’). 3 h phs ist kein Unterschied zwischen hs-gt2-Embryonen (d’’) und den KontrollEmbryonen (d, d’) mehr sichtbar. 90 Ergebnisse 3.2.3 Überexpression von gt hat keine nachweisbare Auswirkung auf mlpt In der Wildtypsituation zeigt gt reprimierende Funktion auf die zweite mlpt-Domäne. Ein Verlust von mlpt resultiert in Larven, deren abdominale Segmente zu thorakalen Segmenten transformiert sind (Savard, 2006). Da ein ähnlicher Phänotyp in den Kutikulapräparaten aufgefunden wurde, führte ich eine in situ Hybridisierung gegen mlpt in hs-gt-Embryonen durch, die 2-10 h phs fixiert worden sind (Abbildung 3.32). Im Vergleich zum Wildtyp (Abbildung 3.32, a-e, a’-e’) konnte allerdings keine Abweichung des Färbemuster in hs-gt-Embryonen (Abbildung 3.32, a’’-e’’) ausgemacht werden. 91 Ergebnisse Abbildung 3.32: Ektopisches gt zeigt keine Auswirkung auf mlpt-Expression Abbildung 3.32 stellt eine mlpt in situ Hybridisierung in Embryonen, die 2-10 h phs fixiert worden sind, dar. a-e zeigen vermillionwhite-Embryonen ohne Hitzeschock, a’-e’ vermillionwhite-Embryonen nach Hitzeschock. In allen hs-gt-Embryonen (a’’-e’’) kann keine Abweichung vom mlpt-Expressionsmuster im Vergleich zu den Kontrollen (a-e, a’-e’) festgestellt werden. 92 Ergebnisse 3.3. Räumlich kontrollierte Überexpression von Gapgenen: hb unter der Kontrolle des sim-Promotors Mit Hilfe der Hitzeschockkonstrukte konnte zwar gezeigt werden, dass die zeitlich kontrollierte Überexpression von hb einen aktivierenden Effekt auf praktisch alle Klassen von Segmentierungsgenen hat, jedoch erzeugt die Überexpression nach Hitzschock-Induktion keine konstante genetische Situation. Dies wird schon bei der Analyse der hs-hb-Larven nach Hitzeschock deutlich, da Larven nie den hs-hbPhänotyp von anterior nach posteriore ausbilden. V. a. in schwachen Phänotypen sieht man, dass Transformationen abdominaler Segmente hin zu thorakaler Identität oft entstehen, obwohl das anteriore Segment davor wildtypisch ausgebildet ist (Abb. 3.1). Um diese Variabilität zu umgehen, müsste ein System entwickelt werden, das eine konstante, räumlich kontrollierte Überexpression von hb ermöglicht. Durch die Charakterisierung des Tc-sim-Enhancers (Cande et al. 2009) und der Entwicklung des UAS/Gal4-Systems (Schinko, 2010) hatten wir alle Grundlagen zur Hand, um ein räumlich definiertes Überexpressionssystem zu schaffen. Geplant waren hierzu zwei Konstrukte, pBac[3xP3-eGFP, UAS-hb] und pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)]. Die Etablierung von transgenen Stämmen, die diese beiden Konstrukte tragen, würde uns erlauben, hb dort zu exprimieren, wo im Wildtyp sim lokalisiert ist, d. h. entlang der dorso-ventralen Mittellinie (Abbildung 3.33, Savard, nicht veröffentlicht). Dies hat den Vorteil, dass man nur einen lokal begrenzten Defekt erwartet, und zwar nachdem die wildtypische hb-Expression in frühen Stadien bereits abgeebbt ist. Das Keimstreifwachstum sollte von daher größtenteils ungestört ablaufen. Auch Hitzeschock-Artefakte spielen bei diesem Versuch keine Rolle mehr. Ebenso sollte sich die Identifizierung einzelner Streifen unproblematischer gestallten als bei Hitzeschock-Experimenten, da es sich nur um eine lokale und nicht um eine ubiquitäre Überexpression handelt. Würde dann dieser Längsstreifen der hb-Überexpression die Domänen der PaarRegelgene kreuzen und werden die Paar-Regelgene dann an diesen Stellen überexprimiert, könnte man daraus schließen, dass hb das entsprechende Gen bzw. den entsprechenden Streifen aktiviert, während eine reduzierte Expression eine reprimierende Funktion aufzeigen würde. Eine Repression der Paar-Regelgene würde sich dann aber auch nur in der Region auswirken, in der hb auch ektopisch 93 Ergebnisse exprimiert ist, d. h. das Paar-Regelmuster wäre im Endeffekt in der dorso-ventralen Mittelline unterbrochen. Beispielhaft ist das in Abbildung 3.2, a und b dargestellt. Rot zeigt hier die räumlich kontrollierte hb-Expression an, grün ist stellvertretend für ein Paar-Regelgen. Abbildung 3.2, a zeigt die wahrscheinliche Situation des Expressionsmusters. Sollte hb eine aktivierende Funktion besitzen, dann würde man vergrößerte PaarRegelgen-Domänen innerhalb der dorso-ventralen Mittellinie erwarten, die einzelnen Streifen in dieser wären nicht mehr erkennbar. In b ist die gegenteilige Situation dargestellt, wenn hb negativ auf ein Paar-Regelgen wirkt. Hierbei würde es zur Unterbrechung des Streifenmusters des Paar-Regelgens direkt dort kommen, wo hb unter dem sim-Promotor getrieben wird. Die Paar-Regelgene wären also nur noch links und rechts von der dorso-ventralen Mittellinie exprimiert. Eine Aussage, ob die Regulation der Gapgene auf Paar-Regelgene direkt oder indirekt ist, kann mit diesem Versuchsaufbau jedoch auch nicht klar definiert werden, da theoretisch die hbÜberexpression durch den sim-Promotor, ebenso wie die Überexpression nach !"#$%%&'((' Hitzeschock, aktivierend auf Gapgene in Tribolium wirken sollte. a b Abbildung 3.2: Mögliche PaarRegelgen- Expression unter räumlich kontrollierter hb-Expression In rot ist die hb-Expression entlang der dorso-ventralen Mittellinie unter der Kontrolle des sim-Promotors dargestellt. Grün zeigt die möglichen Expressionsdomänen eines Paar-Regelgens. a stellt die Situation dar, sollte hb negativ regulierend auf Paar-Regelgene wirken. In der Region, in der hb ektopisch exprimiert ist, wäre das Paar-RegelMuster unterbrochen. Bei einer aktivierenden Funktion hunchbacks auf das Paar-Regelgen (b) würde das PaarRegelgen direkt in der Region, in der auch hb überexprimiert ist, Veränderungen im Expressionsmuster zeigen, z. B. vergrößerte oder fusionierte Domänen. 94 Ergebnisse Abbildung 3.33: Tc’sim-Expression entlang der ventralen Mittellinie (Joel Savard, nicht veröffentlicht) Im Keimrudiment (a) wird sim in zwei Streifen, vermutlich im Mesektoderm exprimiert. Im Laufe der Mesoderminvagination (b, c), verbinden sich die beiden Längsstreifen miteinander, bleiben allerdings im Bereich der Wachstumszone durch die „inner cell mass“ voneinander getrennt (d). 95 Ergebnisse 3.3.1 Funktionalität des sim-Promotors und -Enhancers Um die Funktionalität des sim-Promotors und -Enhancers zu testen, wurde ein Konstrukt generiert, das eGFP hinter den sim-Sequenzen trägt. Mithilfe des Programms ClusterDraw wurden putative sim-Promotor und Enhancerfragmente identifiziert und PCR-amplifiziert (T. Loy und M. Klingler). Diese Fragmente wurden dann unter meiner Betreuung in einen piggyBac-Vector kloniert. Nach erfolgreicher embryonaler Injektion konnten 20 pBac[3xP3-DsRed, sim-EGFP]-Stämme etabliert werden. Von 5 dieser Stämme wurden aus einer vorselektierten Käferpopulation über einen Zeitraum von 48 h Embryonen genommen, fixiert und anschließend im Verlauf einer in situ Hybridisierung mit einer Sonde gegen eGFP gefärbt (Abbildung 3.34, ac’). Die in situ Färbung in verschiedenen Stadien zeigt zwar ein sim-spezifisches Muster (Abbildung 3.34, a, a’, b-b’’, c, c’) entlang der dorso-ventralen Mittellinie, allerdings war die Expressionsstärke nicht gleichmäßig und in manchen Embryonen zum Teil auch unterbrochen (Abbildung 3.34, c, c’). Es handelt sich hierbei zum einen um sehr vorläufige Ergebnisse. Zum anderen stellt Abbildung 3.34 Embryonen nur eines Stammes von insgesamt 20 Stämmen dar. 3.3.2 pBac[3xP3-EGFP, UAS-hb] und pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] pBac[3xP3-EGFP, UAS-hb] wurde von Tina Loy generiert und das Konstrukt wurde in vermillionwhite-Embryonen, wie im Material- und Methoden-Teil beschrieben, injiziert. Es konnten vier Stämme etabliert werden, die nur für erste Experimente bereitstehen. pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)] wird zur Zeit von Tina Loy kloniert. Sollte sich dieser Versuchsansatz als nicht erfolgsversprechend erweisen, so ist dieses Projekt wegen der interessanten Thematik und der potentiellen Ergebnisse, die erzielt werden können, dennoch weiterzuführen. Sollte sich z. B. der simPromotor nicht als effizient genug herausstellen, stehen noch weitere Gene zur Verfügung, die ebenfalls mesektodermal expremiert sind, wie z. B. vnd (ventral nerve cord defective) (Wheeler et al., 2005) und deren Promotoren identifiziert und kloniert werden könnten. Aber auch eine Überarbeitung der sim-Sequenz könnte mögliche Probleme umgehen, da die Genomanotierung zu Beginn dieses Projektes im Bereich von sim noch Lücken aufwies. Um bei fortlaufenden Arbeiten solche Lücken in der 96 Ergebnisse Genomanotierung zu füllen, könnte es hilfreich sein, den sim-Promotor genauer zu lokalisieren und daher vielleicht eine Sequenz zu erhalten, die eine effizientere Aktivierung des Promotors erlaubt. 97 Ergebnisse Abbildung 3.34: eGFP-Expression in pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] a und a’ zeigt die sim-eGFP-Expression im Keimrudiment in der Linie pBac[3xP3DsRed, sim eGFP]5. In beiden Embryonen sind die mesektodermalen Längsstreifen gut zu erkennen – im Gegensatz zum endogenen sim-Muster sind sie allerdings nicht klar getrennt, sondern durch eine diffuse Färbung im Mesoderm verbunden. b-b’’ zeigt eine Auswahl von Embryonen während der Keimstreif-Elongation; die eGFPExpression scheint schwächer und weniger distinkt als das endogene sim. Ältere Stadien (c, c’) zeigen nur noch sehr schwache und fast diffuse Expression entlang der ventralen Mittellinie. 98 Ergebnisse 3.4. Ac/Ds – Ein neues Transformations- und Mutagenesesystem für Tribolium Die in den vorhergehenden Kapiteln diskutierten transgenen Vektoren basieren alle auf dem piggyback-Transposon. Diesen Konstrukten sind die „inverted repeats“ von piggyback gemein, die von der piggyback-Transposase gebunden werden, um dann (weitgehend) sequenzunabhängig in ein Chromosom der Keimbahnvorläuferzellen – (Polzellen) zu integrieren. So können DNA-Fragmente, die eine bestimmte Funktion tragen, z. B. Hitzeschock-Konstrukte oder artfremde Proteine wie eGFP, in das Genom des Zielorganismus eingebaut werden (Berghammer et al., 2003). Ähnliche Transformationssysteme werden in verschiedenen Transformationsrate hierbei von Organismus ist Spezies zu angewandt. Organismus und Die von Transformationssystem zu Transformationssystem unterschiedlich; zudem unterliegt sie oft – abhängig vom jeweiligen Konstrukt und dem Experimentator – hohen Schwankungen. Für Tribolium ist mit dem piggyback-System zwar eine Transformationsrate von bis zu 80 % publiziert (Berghammer et al., 2003), dieser Wert wurde aber mit einem sehr kleinen Vektor erzielt. Im Laboralltag sind Transformationsraten von 10 % realistisch. Tribolium ist bereits jetzt ein für molekulare Methoden gut zugänglicher Modellorganismus, der v. a. durch die leichte Anwendbarkeit der RNAi brilliert (Bucher et al., 2002). Doch auf längere Sicht, und auch um mit den molekularen Methoden, die Drosophila zu dem führenden Modellorganismus gemacht haben, mithalten zu können, ist es u. a. sehr wichtig, effizientere InsertionsmutageneseMethoden wie „gene traps“ zu etablieren, und dafür könnte das Ac/Ds-System besonders gut geeignet sein. Das Ac/Ds-System wurde zum ersten Mal 1950 von Barbara McClintock im Mais beschrieben (McClintock, 1950). Schon vor über 60 Jahren konnte sie in ihren Experimenten nachweisen, dass für das erhöhte Auftreten von Mutationen in ihrer Versuchspopulation zwei verschiedenen Loci verantwortlich sind: Ac (activator) und Ds (dissociation). Jedoch erst 2006 bewies S. Parinov (Emelyanov et al., 2006), dass das Ac/Ds-System nicht nur in Pflanzen für Transposition verantwortlich ist, sondern auch in Tieren wie dem Zebrafisch zu hohen Transformationsraten führt. Diese 99 Ergebnisse hohen Transformationsraten waren ausschlaggebend, um es in Tribolium auszuprobieren. 3.4.1 Transformation von Tribolium durch embryonale Injektion von VectorPlasmid und Transposase-mRNA Im Unterschied zu den piggyback-Transformationen wurde hier die Transposase in Form von mRNA mitinjiziert. Die Konzentrationen für die Plasmid-DNA im Injektionsgemisch lag bei 500 ng/µl, die Transposase mRNA lag in der Konzentration 350 ng/µl vor. Die embryonale Injektion wurde von Martin Klingler und mir durchgeführt (siehe Material und Methoden). Die Transformationsraten differierten entsprechend der jeweiligen Expertise des Experimentators, so erzielte Martina Klingler eine Transformationsrate von 48,3%, ich selbst eine Rate von 33,3% (14 von 29 bzw. 8 von 24 Kreuzungen brachten eGFP positive Tiere oder Enhancertraps hervor). 3.4.2 Ac/Ds-Transposition führt zu hoher Enhancertrap-Rate Insertionen von Enhancertraps 3xP3-EGFP-Konstrukten entstehen, wenn die können zu regulatorischen Enhancertraps Sequenzen führen. und der Transformationsmarker des Konstrukts, in diesem Fall der Promotor 3xP3 und der Transformationsmarker eGFP, in die Nähe eines Enhancers ins Genom integrieren. Die Folge ist, dass eGFP in den Geweben aktiv ist, in denen der Enhancer normalerweise ein Gen reguliert. Zahlreiche Tribolium-Enhancertraplinien wurden im Zuge des GEKU-Screens bereits identifiziert (Trauner et al., 2009). Enhancertraplinien sind wertvolle Linien, die es erlauben, die so markierten Gewebe während der gesamten Entwicklung in vivo zu beobachten, z. B. Abbildung 3.35 f-f’. Beispielsweise sind in (Abbildung 3.35, f) Flügelimaginalscheiben in der Larve markiert. Im Laufe der Entwicklung bleiben alle Gewebe, die sich aus diesen Flügelimaginalscheiben entwickeln, grün fluoreszierend. In der Puppe (Abbildung 3.35, f’) sind es die pupalen Flügeldecken und in frisch geschlüpften Adulten, bei denen man auf Grund der noch nicht ausgeprägten Sklerotisierung der Kutikula die Fluoreszenz noch detektieren kann, leuchten die Elytren und die häutigen Hinterflügel (Abbildung 3.35, f’’). Weitere Beispiele für Enhancertraps sind in Abbildung 3.35 dargestellt. Zum Teil ist es noch nicht möglich, markierte Gewebe 100 Ergebnisse richtig zuzuordnen, z. B. Abbildung 3.35 a, a’, wo es zur Markierung von mehr oder weniger zufällig verteilten Zellen im Körper gekommen ist. In 21 Linien konnten Enhancertraps identifiziert werden, wobei fünf Linien mehrere Enhancertraps hervorbrachten (z. B. Linie MK 1.4.7 in Abbildung 3.35). Eine Übersicht über alle identifizierten Enhancertraps, inklusive einer kurzen Beschreibung der markierten Gewebe in den Entwicklungsstadien von Larve bis Adult, ist in Tabelle 3.3 dargestellt. Alle diese Linien sind auch positiv für eGFP in den Augen der Tiere. Eine Lokalisierung der Insertionen wurde nicht durchgeführt. Häufig vermerkt sind Redundanzen (in Tabelle 3.3 gelb markiert), die auf die erstmalige Identifizierung des Enhancertraps zurückzuführen sind. Enhancertraps markieren, wie zu Beginn dieses Kapitels erwähnt, die Genexpression in Geweben, welche sich zum einen über die Dauer der Entwicklung verändern können (z. B. Flügelimaginalscheiben in Larven, Flügelvorläuferstrukturen in den Puppen, Flügel im adulten Tier), zum anderen sind manche Gene nur zu bestimmten Entwicklungsphasen exprimiert. So kann es vorkommen, dass anfänglich als zwei (oder mehr) eigenständig identifizierte Enhancertraplinien tatsächlich nur eine darstellen, da anfänglich stadienspezifische Unterschiede als separater Enhancertrap gewertet wurden. Im Verlauf der Etablierung der Linien und auch Selektionen konnten daher Redundanzen ausgemacht werden. Ein weiter Großteil der zu Beginn identifizierten Enhancertraps konnte als Hintergrund auf den Promotor 3xP3 zurückgeführt werden. Alle diese 33 Linien zeigen eGFP-Expression in den Augen, viele davon aber auch im Nervensystem, Darm/Hinterdarm und zwischen den Gelenken (Tabelle 3.3, grüne Markierung). Da auch bei dem zuvor durchgeführten GEKU-Screen (Trauner et al., 2009) diese Expressionsmuster immer wieder aufgetreten sind, muss man davon ausgehen, dass 3xP3 eine gewissen „Neigung“ zeigt, bestimmte Enhancer-Muster zu detektieren (J. Trauner, persönliche Mittleiung). Diese Linien wurden initial zwar als positive Linien (in Transformationsrate enthalten), aber nicht als „neue“ Enhancertraps gewertet; allerdings traten solche Linien zuweilen auch neben „neuen“ Enhancertraps in einer Kreuzung auf (z. B. Tabelle 3.3, Ac/Ds MK 1.4.14). Insgesamt konnten 47 Enhancertrap-Linien identifiziert werden, wobei hier auch die Linien mit eingerechnet sind, die auf die Präferenz des 3xP3-Promotors in bestimmte 101 Ergebnisse Gewebe zu inserieren, zurückzuführen sind. Da nur 53 Kreuzungen insgesamt angesetzt worden sind und man vernachlässigen kann, dass einige Kreuzungen mehrere eigenständige Linien hervorgebracht haben, beträgt die Enhancertrap-Rate 89 % (47 Enhancertraps/53 Kreuzungen). Zieht man die Linien, die auf die Präferenz von 3xP3 zurückzuführen sind, ab, erhalten wir immer noch eine Enhancertrap-Rate von ca. 55 % (29 Enhancertraps/53 Kreuzungen). Die Versuche mit dem Ac/Ds-System zeigen, dass auch in Tribolium hohe Transformationsraten und hohe Enhancertrapraten erzielt werden konnten. Weitere Experimente zur Überprüfung der Enhancertraps sind allerdings nötig, um eine endgültige Aussage über die stabile Insertion des Enhancertraps zu geben. Meine Ergebnisse beweisen, dass Ac/Ds außer in Vertebraten auch in Insekten funktioniert und daher als ein weiteres Transpositions- und Insertionsmutagenese-System in Tribolium fungieren kann. Bislang sind nur einige Transpositionssysteme bekannt, oft zeigen Transposons auch eine gewisse Präferenz, in eine bestimmte Sequenzabfolge zu inserieren, z. B. piggyback, das spezifisch in die Basenabfolge TTAA inseriert (Handler, 2002). Daher ist es auch sinnvoll, Insertionsmutageneseexperimente mit unterschiedlichen Transpositionssystemen parallel durchzuführen, um Linien mit möglichst unterschiedlichen Insertionsorten zu erhalten. Des Weiteren könnte durch Remobilisierung des Ac/Ds-Fragments neue Mutationen entstehen (Parinov et al., 1999). Da aber noch keine Remobilisierungsversuche in Tribolium im Zuge meiner Doktorarbeit durchgeführt wurden, kann darüber noch keine konkrete Aussage gemacht werden. 102 Ergebnisse Abbildung 3.35: Auswahl einiger Ac/Ds-Enhancertraps a zeigt punktuelle Expression in der Epidermis einer Puppe in Linie MK 1.4.10c.4, a’ dasselbe Muster im adulten Tier. b zeigt die Linie MK 1.4.7e.4. Der Enhancer ist hier im terminalen Segment (b’ Vergrößerung) aktiv. c beschreibt Linie MK 1.4.10a.3, in der die ventrale Körperhälfte und die Flügel eGFP exprimieren. d zeigt Linie MK 1.4.21, in der mögliche Drüsen im posterioren Abdomen (d, d’) markiert sind. e stellt die in Linie MK 1.4.19.3, in der Sinneszellen in der Larve markiert sind, dar. f-f’’ zeigt die eGFP-Expression in den Flügelimaginalscheiben (f), den pupalen Flügeldecken (f’) und den jung adulten Elytren und häutigen Flügeln (f’’) der Linie MK 1.4.7d. 103 Ergebnisse Stamm 2. Selektion auf enhancer enhancer trap larval Ac/Ds MK 1.4.1 Ac/Ds MK 1.4.2 Ac/Ds MK 1.4.4 Ac/Ds MK 1.4.4.1 Ac/Ds MK 1.4.4a.2 Ac/Ds MK 1.4.4.3 Ac/Ds MK 1.4.4b.4 Ac/Ds MK 1.4.4.7 Ac/Ds MK 1.4.5 Ac/Ds MK 1.4.5.3 Ac/Ds MK 1.4.6 Ac/Ds MK 1.4.6.2 Ac/Ds MK 1.4.6.3 Ac/Ds MK 1.4.6.4 Ac/Ds MK 1.4.7a.3 Ac/Ds MK 1.4.7b.2 Ac/Ds MK 1.4.7b.4 Ac/Ds MK 1.4.7c Ac/Ds MK 1.4.7c.2 Ac/Ds MK 1.4.7c.3 a Ac/Ds MK 1.4.7c.4 Ac/Ds MK 1.4.7d Ac/Ds MK 1.4.7d.2 ✓ Flügelmuskulaturansatzstelle, Stomata, Darm, NS, Hirn 3xP3 NS, Hirn, Hinterdarm Flügelmuskul atur thorakal, dorsal pupal adult nur egfp eyes verworfen redundant zu 1.4.4.1 verworfen nur 3xP3 verworfen Hinterdarm redundant zu 1.4.4.1 verworfen redundant zu 1.4.4.1 verworfen nur 3xP3 verworfen Hinterdarm nur 3xP3 verworfen Hinterdarm nur egfp eyes verworfen nur egfp eyes verworfen NS, Hirn, Darm nur 3xP3 und eGFP eyes verworfen redundant zu 1.4.6 verworfen redundant zu 1.4.6 verworfen Hinterdarm redundant zu 1.4.6 verworfen ✓ Körper unter Kutikula (Fettkörper?) Flügeldecken nur 3xP3 verworfen nur 3xP3 verworfen nur 3xP3 verworfen nur 3xP3 verworfen eingegangen ✓ Flügelimaginalscheiben eingegangen Flügelimaginalscheiben thorakale Flügelmuskulatur thorakale Flügelmuskulatur Elytren Muskulatur Abdomen nur 3xP3 verworfen 104 Ergebnisse Ac/Ds MK 1.4.7d.3 Ac/Ds MK 1.4.7d.4 Ac/Ds MK 1.4.7e2. 4 Ac/Ds MK 1.4.7e.4 Ac/Ds MK 1.4.7f.2 Ac/Ds MK 1.4.7f.3 Ac/Ds MK 1.4.7g.2 Ac/Ds MK 1.4.7g.3 Ac/Ds MK 1.4.7g.3I Ac/Ds MK 1.4.7gII Ac/Ds MK 1.4.7.2 Ac/Ds MK 1.4.7h.2 Ac/Ds MK 1.4.7.4 Ac/Ds MK 1.4.10 Ac/Ds MK 1.4.10a Ac/Ds MK 1.4.10a. 3 Ac/Ds MK 1.4.10a. 4 Ac/Ds MK 1.4.10b. 3 Ac/Ds MK 1.4.10c. 4 Ac/Ds MK 1.4.10.4 Ac/Ds MK 1.4.12.3 Ac/Ds MK 1.4.14.1 Ac/Ds MK 1.4.14.2 Ac/Ds MK 1.4.14.2 ✓ Längsmuskulatur abdominal eingegangen Fettkörper (?) eingegangen Segmentgrenzen zw. T1,T2,T3, Flügelimaginalscheibenlarvaler Anhang, Beingelenk punktuell im Abdomen sowie adult punktuell im Abdomen terminales Segment eingegangen eingegangen Antennenspitze, 2 Streifen thorakal, dorsal eingegangen punktuell im Abdomen punktuell im Abdomen, nur bei jungen Adulten sichtbar abdominal ventral, Elytren abdominal ventral, Elytren nur 3xP3 verworfen ✓ Fettkörper ✓ Flügelimaginalscheiben eingegangen Segmentgrenzen nur 3xP3 verworfen nur 3xP3 verworfen nur 3xP3 verworfen intersegmental Grenzen, Beingelenke nur 3xP3 2. Selektion verworfen Hinterdarm eingegangen keine puppen nochmal behalten keine Expression! nur egfp eyes verworfen Maxilliarpalpenan satz, Beingelenk ✓ punktuell Expression im Körper nur egfp eyes verworfen ✓ behalten da nur wenige Puppen A1-A5 laterale Expression, ein Streifen punktuelle Expression im Körper NS nur egfp eyes verworfen redundant zu 1.4.14.4 verworfen redundant zu 1.4.14.4 verworfen redundant zu 1.4.14.4 verworfen Fettkörper Fettkörper, abdominal ventral 105 Ergebnisse Ac/Ds MK 1.4.14.3 Ac/Ds MK 1.4.14.4 Ac/Ds Mk 1.4.15a. 1 Ac/Ds MK 1.4.15a. 2 Ac/Ds MK 1.4.15a. 3 Ac/Ds MK 1.4.15.2 Ac/Ds MK 1.4.15.4 Ac/Ds MK 1.4.15d Ac/Ds MK 1.4.18.1 Ac/Ds MK 1.4.18.2 Ac/Ds MK 1.4.18.3 Ac/Ds MK 1.4.19.3 Ac/Ds MK 1.4.20 Ac/Ds MK 1.4.21 Ac/Ds MK 1.4.21a. 2 Ac/Ds MK 1.4.21.3 Ac/Ds MK 1.4.21.4 Ac/Ds MK 1.4.24.3 Ac/Ds MK 1.4.24.2 Ac/Ds MK 1.4.24a. 1 Ac/Ds MK 1.4.24a. 3 Ac/Ds MK 1.4.24a. 2 Ac/Ds JD 2.4.4 ✓ schwach nur wenige Tiere Ac/Ds JD 2.4.6 nur 3xP3 verworfen ✓ ubiquitär, Fettkörper ubiquitär, Fettkörper ✓ Fettkörper Fettkörper Flügelimaginalscheiben T1 und T2 Flügelimaginalscheiben redundant zu 1.4.15.2 verworfen redundant zu 1.4.15.2 verworfen redundant zu 1.4.15.2 verworfen ✓ ✓ ✓ Flügelimaginalscheiben nur 3xP3 2. Selektion verworfen nur 3xP3 2. Selektion verworfen nur 3xP3 2. Selektion verworfen NS, Hirn, Hinterdarm Flügelimaginalscheiben, Stigmen (?) Hinterdarm bristles (?), nur egfp eyes verworfen redundant zu 1.4.21.4 verworfen redundant zu 1.4.21.4 verworfen redundant zu 1.4.21.4 verworfen potentielles Drüsengewebe Flügelimaginalscheiben Flügeldecken häutige Flügel eingegangen Flügelimaginalscheiben Flügeldecken häutige Flügel ✓ Flügelimuskulatur, Stigmen redundant zu 1.4.24.3 verworfen redundant zu 1.4.24.3 verworfen redundant zu 1.4.24.3 verworfen redundant zu 1.4.24.3 verworfen Flügelmuskulaturansatzstelle, Stomata, Darm, NS, Hirn NS, Hinterdarm, Hirn Flügelmuskulatur dorsal Flügelansatzstelle Stigmen nur 3xP3 verworfen 106 Ergebnisse Ac/Ds JD 2.4.6a Ac/Ds JD 2.1.7e Ac/Ds JD2.1.7 d Ac/Ds JD 2.4.7.2 nur 3xP3 verworfen ✓ ✓ Gelenke pupal auch an MWZ nur 3xP3 verworfen Ac/Ds JD 2.4.8 nur 3xP3 verworfen Ac/Ds JD 2.4.9 nur 3xP3 verworfen Ac/Ds JD 2.4.12 Ac/Ds JD 2.4.16 Ac/Ds JD 2.4.22 Seiten der Beine Cuticula nur 3xP3 verworfen nur 3xP3 verworfen nur 3xP3 verworfen Tabelle 3.3: Übersicht der Ac/Ds induzierten Enhancertraplinien 107 Diskussion 4. Diskussion 4.1. Überexpression von Gapgenen hat eine dem RNAi-Phänotyp entgegengesetzte Wirkung Die Überexpression von Genen war in Tribolium bis vor Kurzem noch nicht möglich. Erst die Etablierung des Hitzeschock-Systems (Schinko et al., 2010) erlaubte uns diesen experimentellen Ansatz. Dabei kann mit dem Hitzeschock nicht nur eine homogene Überexpression erreicht werden, sondern der Zeitpunkt dieser ektopischen Gen-Expression kann auch frei gewählt werden. Besonders interessant ist dies für Gene, die mehrere Expressionsdomänen während der Entwicklung des Embryos besitzen. Dazu gehören die meisten Gapgene, wie hb und gt, aber auch mlpt, die während der frühen Embryogenese zwei Expressionsdomänen zeigen (Schröder, 2003; Marques-Souza et al., 2008; Bucher et al., 2004; Savard et al., 2006). Die Funktion der zweiten, meist nahe oder in der posterioren Wachstumszone aufkommenden Domäne konnte bis jetzt nicht geklärt werden, da mit RNAiExperimenten immer beide, die anteriore und die posteriore Funktion dieser Gene getroffen und ausgeschaltenwerden. Alexander Cerny versuchte bereits herauszufinden, welche Aufgaben die posteriore Expressionsdomäne im Keimstreif besitzt und injizierte hb-dsRNA in Embryonen des Keimrudimentstadiums (Cerny, 2007). Der Phänotyp, den er so generierte, zeigte jedoch nur eine Transformation der Urogophi hin zu einem normal ausgebildeten abdominalen Segment. Das Fehlen der posterioren hb-Domäne schien demnach die Segmentierung in Tribolium nicht zu beeinträchtigen, da alle Segmente vorhanden sind. Diese Aussage muss allerdings dadurch eingeschränkt werden, dass unbekannt ist, ob Injektion in Embyonen dieses Stadiums die Genexpression in der Wachstumszone so stark reduziert wie im Fall von parentaler RNAi. Ektopische Expression war daher eine alternative Strategie, um zu untersuchen, ob hb nicht doch mit der Musterbildung in der Wachstumszone interferieren könnte. Dabei war der Aspekt des Überexpressionsphänotyps, der zu einer homeotischen Transformation abdominaler Segmente hin zu Segmenten mit thorakaler Identität führt, auf Grund der hb-RNAi-Phänotypen nicht überraschend, da dies tatsächlich 108 Diskussion den zum „knock-down“ entgegengesetzten Phänotyp darstellt. Im Wildtyp reprimiert hb die Hox-Gene Ubx (Utrabithorax) und abd-A (abdominal-A). hb-RNAi führt daher zu einer Expansion der Expressionsdomänen dieser Hox-Gene nach anterior (Marques-Souza et al., 2008). Durch die hb-Überexpression muss es daher zu der konträren Situation kommen, dass Ubx und abd-A gesteigert reprimiert werden und daher der Phänotyp erwartet wird, wie er auch nach Ubx und abd-A „loss-offunction“-Experimenten auftritt. Tatsächlich entwickeln Larven nach Ubx und AbdA Doppel-RNAi eine homeotische Transformation abdominaler Segmente hin zu thorakaler Identität (Lewis et al., 2000). Leider wurden in dieser Arbeit keine Expressionsdaten der Hox-Gene in hs-hb-Embryonen generiert, doch der Vergleich der Kutikulas von hs-hb-Larven nach Hitzeschock, die nur eine homeotische Transformation aufzeigten, und Larven aus Ubx und abd-A Doppel-RNAiExperimenten lässt nur geringe Zweifel aufkommen, dass die ektopische Expression hunchbacks tatsächlich zu einer verstärkten Reprimierung von Ubx und abd-A führt. Der weitaus interessantere, weil unerwartete Phänotyp-Aspekt von hb- Überexpression ist die Bildung überzähliger Rumpfsegmente. Der Hitzeschock muss hierzu in einem engen Zeitfenster appliziert werden, 10-12 h AEL, wenn die Embryonen im frühen Keimrudiment-Stadium sind. Je nach Dauer der Proteinreifung und der Proteinstabilität könnte sowohl die anteriore – bei einer schnellen Umsetzung von mRNA zu Protein – aber auch die posteriore hb-Domäne – bei höherer Proteinstabilität – beeinflusst werden. So könnte etwa der Phänotyp der homeotischen Transformation durch eine zeitliche – und damit im Embryo auch räumliche – Verlängerung der ersten hb-Expressionsdomäne erzeugt werden, während überzählige Rumpfsegmente auch auf Grund einer temporär vorgezogenen posterioren hb-Expression entstehen könnte. Fragen, die Stabilität oder Konzentration von HB-Protein in hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock belangen, konnten leider von mir nicht beantwortet werden, da kein HB-Antikörper zur Verfügung stand. 109 Diskussion 4.2. Zusätzlich gebildete Körpersegmente entstehen aus einem unregelmäßigen Segmentpolaritätsgenmuster Im vorherigen Kapitel wurde bereits beschrieben, dass die ektopische hb-Expression eine fundamentale Auswirkung auf den Segmentierungsprozess haben muss. Dies wird auch durch das Färbemuster der Segmentpolaritätsgene bestätigt. Unregelmäßigkeiten im en- und wg-Muster treten zeitlich verzögert nach dem Hitzeschock auf und werden erst 10 h phs richtig deutlich. Auf mRNA Ebene sind das 8-9 h zwischen dem Zeitpunkt der ektopischen hb-Expression (bzw. der Wiederherstellung des wildtypischen hb-Expressionsmusters) und dem Auftreten unregelmäßig gebildeter Segmentpolaritätsgenstreifen. Diese große zeitliche Distanz lässt schon darauf schließen, dass zwischen der hb-Überexpression und dem Auftreten des unregelmäßig gebildeten Segmentpolaritätsmusters keine direkte regulatorische Beziehung besteht, sondern dass hier mehrere Gene zwischengeschaltet sind. Anders als bei den bisher bekannten Phänotypen – bei denen es nach einer initialen Störung des Segmentpolaritätsmuters zum Segmentierungsabbruch kam (z. B. nos/pum-Doppel-RNAi, Schmitt-Engel, 2010) – zeigten hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock nach einer Region, in der ein unregelmäßiges Segmentpolaritätsmuster zu erkennen ist, z. T. wieder ein gleichmäßigeres wg- und en-Muster. Abbildung 4.1 zeigt eine schematische Darstellung von hs-hb-Embryonen 8-10 h phs und 16-18 h phs. Deutlich ist die Region der anfänglichen Störung 8-10 h phs zu erkennen, 6 h später weisen diese Embryonen zwar immer noch eine unregelmäßige Region auf, aber posterior dieser Zone des gestörten Expressionsmusters generieren sich gleichmäßigere Segmentpolaritätsstreifen. Das Ausbilden zusätzlicher Rumpfsegmente auf Kutikulaebene und die spätere Wiederaufnahme des Segmentpolaritätsmuster in gestreckten Keimstreifstadien deuten darauf hin, dass die initiale Störung durch die ektopische hb-Expression zwar Auswirkungen auf die Segmentierung hat. Da es aber nicht zu einem Segmentierungsabbruch kommt, lässt das die Vermutung aufkommen, dass Tribolium-Embryonen Segmentpolaritätsgene gewisse Regenerationsfähigkeiten besitzen, die durch auf der hb-Überexpression Ebene der nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden. 110 Diskussion Interessant ist auch das zeitliche Auftreten der Störung des Expressionsmusters von sekundären Paar-Regelgenen in hs-hb-Embryonen nach Hitzebehandlung, was durch die slp-Färbung belegt (Abbildung 3.17) wird. Diese Unregelmäßigkeit tritt nämlich nicht zeitgleich mit den Störungen der primären Paar-Regelgene auf, die alle im Zeitraum von 6-10 h phs auftreten, sondern eher im Zeitraum von 10-12 h phs, also in dem Zeitraum, in dem auch Segmentpolaritätsgene ein irreguläres Expressionsmuster nach hb-Überexpression zeigen. Von daher sollte vielleicht hier in Betracht gezogen werden, dass die Unterteilung in primäre und sekundäre PaarRegelgene (Choe et al., 2006) nicht als stringend angesehen werden darf und es möglich ist, dass slp in einem direkten regulativen Zusammenhang mit wg und en steht. Allerdings ist der wg/hh-Signalweg nicht der einzige regulatorische Signaltransduktionsweg, der auf Ebene der Segmentpolaritätsgene wirkt. Neuere Forschungsarbeiten belegen auch eine Funktion des JAK/STAT-Weges in der Embryogenese von Tribolium (Bäumer et al., 2011). Inwieweit dieser Signalweg aber von der hb-Überexpression betroffen ist oder ob er eine Rolle für die putative Regenerationskapazität auf Segmentpolaritätsebene spielt, wurde in dieser Arbeit nicht untersucht. 111 Diskussion Abbildung 4.1 Schematische Darstellung der Entwicklung des Segmentpolaritätsmusters nach Hitzeschock 8-10 h phs sind auf Segmentpolaritätsebene Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Zuvor kommt es zur Bildung von 11 normal ausgebildeten transversalen Segmentpolaritätsstreifen. 16-18 h phs erkennt man im posterioren Bereich eine Zone, in der das Segmentpolaritätsmuster gestört ist, während posterior davon wieder vollständigere Streifen entstanden sind, die allerdings in kürzeren Abständen aufeinander folgen. 112 Diskussion 4.3. Störungen des Segmentpolaritätsmusters werden offenbar durch Misregulation von Paar-Regelgenen verursacht Segmentpolaritätsgene werden auch in Tribolium von Paar-Regelgenen reguliert (Choe et al., 2006). Die drei primären Paar-Regelgene runt, odd und eve interagieren dabei in Form eines regulatorischen Zyklus, der vermutlich eine Art "segmentation clock" bildet. Von diesem Paar-Regel-Zyklus wird angenommen, dass er sekundäre Paar-Regelgene und Segmentpolaritätsgene (Choe et al., 2008) reguliert, was die streifenförmige Expression von z. B. wg und en in den Segmentanlagen zur Folge hat. Man könnte sich vorstellen, dass Embryonen, die zusätzliche Körpersegmente generieren, auch überzählige Runden des Paar-Regelzyklus durchlaufen. Dies könnte sich z. B. durch kürzer aufeinander folgende Paar-Regelstreifen darstellen, oder in einer verlängerten Segmentierungsphase, in der zusätzliche PaarRegelstreifen "hinten angehängt" werden. In hs-hb-Embryonen zeigen tatsächlich alle drei primären Paar-Regelgene ein gestörtes Muster. Jedoch ist es schwierig, im Detail genau festzumachen, wie sich die hb-Überexpression auf runt, odd und eve auswirkt. Statt Expressionsveränderungen bestimmter Streifen findet man in hs-hb-Embryonen sich überlappende diffuse Expressionsmuster aller primären Paar-Regelgene. Auf dieser Ebene ist es daher nicht möglich, eine klare Aussage über den Effekt, den die ektopische hb-Expression auf die Segmentierung hat, zu machen. Betrachtet man jedoch diese ektopische Paar-Regel-Aktivität im Zusammenhang mit dem Segmentpolaritätsmuster, so wird deutlich, dass es wohl die Ausprägung der runt-, odd- und eve-Expression in hs-hb-Embryonen ist, die zu der irregulären Expression der Segmentpolaritätsgene führt. Da es wahrscheinlich ist, dass PaarRegelgene direkt auf die Segmentpolaritätsgene einwirken (Choe et al., 2008), liegt die Vermutung nahe, dass die Miss-Regulation der Segmentpolaritätsgene unmittelbar auf die abnormale Expression der Paar-Regelgene und deren aktivierende bzw. reprimierende Wirkung auf Segmentpolaritätsgene zurückgeführt werden kann. Das bedeutet, dass zusätzliche Segmente offenbar erst auf der Ebene der Segmentpolaritätsebene entstehen: Zuerst wird ein chaotisches, undefiniertes Expressionsmuster von unregelmäßigen Flecken und unvollständigen 113 Diskussion Segmentpolaritätsgenstreifen generiert, aus dem dann später in der weiteren Entwicklung des Embryos zusätzliche Segmente gebildet werden. Wie es jedoch zur Störung des Paar-Regel-Zyklus kommt, ist immer noch unklar; immerhin zeigen die hb-Überexpressionsexperimente deutlicher als frühere "loss-offunction"-Experimente (Cerny et al., 2005), dass Gapgene regulierend auf den PaarRegel-Zyklus wirken. Da in Gapgen-inaktivierten Embryonen auch stets das Keimstreifwachstum zum Erliegen kommt, hätte in diesen RNAi-Experimenten das Fehlen posteriorer Paar-Regel-Streifen auch ein indirekter Effekt einer Wachstums(bzw. Streckungs-)Störung sein können. Demgegenüber zeigen die hs-hbExperimente recht eindeutig eine aktivierende Wirkung von HB auf Paar-Regelgene. Im Umkehrschluss kann man daher annehmen, dass hb auch im Wildtyp ebenfalls direkt oder indirekt positiv regulatorisch auf den Paar-Regel-Zyklus wirkt, und dass wahrscheinlich auch in RNAi-Experimenten die Keimstreif-Streckungsdefekte wohl eine sekundäre Konsequenz mangelnder Paar-Regel-Aktivierung sein dürften. Allerdings wurde auch bei der Paar-Regelgen-Expression eine zeitliche Verzögerung nach der ektopischen hb-Expression beobachtet, bevor die Expressionsmuster von runt, eve und odd unregelmäßig werden. Dies lässt Raum für die Möglichkeit, dass die Wirkung von hb auf den Paar-Regel-Zyklus nicht direkt ist. 4.4. hb-Überexpression führt zur Rekapitulation normaler Gapgen- Interaktionen Im Wildtyp steht hb am Anfang einer Kette von Gapgen-Interaktionen. V. a. durch die aktivierende Funktion der anterioren hb-Domäne auf Kr ist es von zentraler Bedeutung (Marques-Souza et al., 2008). Kr seinerseits wirkt aktivierend auf die posterioren Domänen von mlpt und gt (Bucher et al, 2005; Cerny, unveröffentlicht), reprimiert aber auch anterior die posteriore hb-Domäne (Cerny, 2007). Die anteriore gt-Domäne wirkt negativ regulierend auf die anterioren Grenzen der Kr- und mlptDomänen, die posteriore Grenze der Kr-Domäne wird von mlpt festgelegt. Außerdem wird eine aktivierende Funktion von mlpt auf gt angenommen. Schematisch sind diese regulatorischen Interaktionen in Abbildung 4.2 dargestellt. Mit Ausnahme der regulatorischen Funktion der Kr-Domäne auf das posteriore hb haben hs-hbEmbryonen vor dem Hitzeschock diese Gapgen-Interaktionen bereits einmal durchlaufen. Die anterioren Segmentanlangen haben damit zum Zeitpunkt des 114 Diskussion Hitzeschocks bereits alle notwendigen Informationen erhalten, um die vorderen Segmente wildtypisch zu generieren. Nach Hitzeschock kommt es in hs-hb-Embryonen zu einer ektopischen, ubiquitären hb-Expression. hs-hb-Embryonen exprimieren daraufhin zeitlich versetzt eine weitere Kr-Domäne in der posterioren Wachstumszone. Eine schematische Darstellung ist in Abbildung 4.2 zu sehen. Es sind auch im selben Zeitrahmen nach Hitzeschock (4-8 h phs) ektopische gt- und mlpt-Domänen in bzw. kurz vor der Wachstumszone zu erkennen. Sollte es sich hier um eine Reinititalisierung der Gapgen-Interaktionen im Blastoderm handeln, könnte man davon ausgehen, dass das ektopische Kr sowohl die ektopische gt-, als auch die vergrößerte mlpt-Domäne aktiviert (in Abbildung 4.2 mit roten Pfeilen eingezeichnet). Dagegen spricht jedoch die zeitliche Abfolge des Aufkommens der ektopischen Gapgen-Domänen. mlpt (Abbildung 3.23, 4 h phs) wird früher als Kr (Abbildung 3.19, 6-8 h phs) ektopisch exprimiert und zeigt von den untersuchten Gapgenen die stärkste Antwort auf hb-Überexpression, wobei die breite Expressionsdomäne, welche im posterioren Bereich des Embryos gebildet wird, vermutlich nicht als neue/zusätzliche Domäne, sondern als Verbreiterung der normalen, dritten mlpt-Domäne nach anterior zu interpretieren ist. Viele der Segmentanlangen, die hier ektopisches mlpt exprimieren, haben gar kein ektopisches Kr gesehen, welches für die Aktivierung millepattes verantwortlich sein könnte. Daher wird mlpt wahrscheinlich nicht über Kr, sondern entweder direkt von hb aktiviert, oder indirekt durch weitere, uns nicht bekannte Gene, die ebenfalls von der hb-Überexpression betroffen sind (Abb. 4.2, als rot gestrichelte Pfeile dargestellt). Unter dem zeitlichen Gesichtspunkt könnte ektopisches Kr aber sehr wohl für die ektopische Aktivierung von giant verantwortlich sein. Sollten die ektopischen Gapgendomänen die gleiche Funktion übernehmen wie sie von den frühen Gapgendomänen bekannt sind, müsste die ektopische KrDomäne auch die posteriore, endogene hb-Domäne reprimieren, die 3 h phs aufkommt. Zwar könnte man argumentieren, dass das ektopische Kr relativ schwach exprimiert ist und von daher keine Repression stattfinden kann, jedoch kommt ektopisches Kr erst 6-8 h phs auf, kann also vom zeitlichen Ablauf her nicht die posteriore hb-Domäne reprimieren. Ektopisches mlpt ist in der gesamten posterioren Wachstumszone exprimiert und überlappt mit Kr, das nur kurz vor bzw. im anterioren Bereich der Wachstumszone zu 115 Diskussion detektieren ist. Da mlpt normalerweise Kr reprimiert und damit seine Hintergrenze festlegt, wäre denkbar, dass in der hs-hb-Situation Kr stärker überexprimiert werden würde, wenn mlpt ausgeschaltet wäre. Viele der Gapgen-Interaktionen in hs-hb-Keimstreifen können so interpretiert werden, dass hb-Überexpression zu einer Reinitialisierung der Interaktionen führt, die normalerweise bereits im Blastoderm stattgefunden haben. Es ist allerdings nicht so, dass alle Gapgene gleichermaßen von ektopischem hb beeinflusst würden. kni etwa entwickelt keine ektopische Expressionsdomäne. Dies deutet darauf hin, dass kni weder von hb noch von einem der Gapgene, die durch hb ektopisch exprimiert werden, aktiviert wird. Die Auswirkungen von ektopischem hunchback auf die dritte mlpt-Domäne und die unveränderte kni-Expressionsdomäne zeigen, dass das Gapgen-System in Tribolium noch lange nicht vollständig verstanden ist. Das gilt für Interaktionen zwischen den bereits bekannten Gapgenen, und es erscheint auch unwahrscheinlich, dass alle Gapgene in Tribolium bereits bekannt sind. Weitere Forschungsarbeiten sind also auf diesem Gebiet notwendig, um die Segmentierung in Tribolium besser zu verstehen. Interessanterweise kann ektopische hb-Expression nur in jungen Keimstreifstadien und in einem schmalen Zeitfenster andere Gapgene aktivieren (Abb. 3.2). Das sensitive Zeitfenster von hb liegt – das war zu erwarten – zwischen dem Ende der anterioren Expressionsaktivität und dem Beginn der Expression der posterioren Domäne. Warum dieses Zeitfenster aber so schmal ist, also nur 2 Stunden umfasst, verstehen wir nicht vollständig. Die Region, die ektopische Paar-Regel-Aktivität entwickelt, scheint jedenfalls deutlich kleiner zu sein als die Summe der Segmentanlagen, die nach dem Blastoderm, aber vor der abdominalen hb-Domäne entstehen. Offenbar hängt diese hb-sensitive Phase noch von anderen Faktoren (Gapgenen?) ab; dabei dürfte sich diese sensitive Phase aber mit dem Aufkommen der posterioren Domäne überlappen. Daher könnten einige der beobachteten Effekte von ektopischem hb durchaus mit spezifischen Funktionen der posterioren Domäne zusammenhängen. 116 Diskussion Effect of ectopic hunchback on gap gene !"# !"# Serosa $%# $%# &'# &'# &'# &'# ()*'# ()*'# ()*'# ()*'# !"####$%&##'%&##()##(*###!+#####,-#####,.#######,/## ##01# !"####$%&##'%&##()##(*###!+#####,-#####,.##########/0# Heatshock !"# !"# $%# &'# $%# $%# &'# &'# ()*'# ()*'# $%# &'# &'# 6 h pH &'# ()*'# ()*'# ()*'# ()*'# !"####$%&##'%&##()##(*###!+#####,-#####,.####,/#####2-#####2.########01######## !"####$%&##'%&##()##(*###!+#####,-#####,.####,1#####2-#####2.########/0######## Abbildung 4.2: Schematische Darstellung der Gapgen-Interaktionen vor und nach Hitzeschock (modifiziert aus Cerny, 2007; Cerny, nicht veröffentlicht; 䚉 hs-hb appears to recapitulate earlier Savard et al., 2006) (but only in growth zone) Im oberen Teil der Abbildung sind die bereits bekannten Gapgen-Interaktionen bis zum Eintritt ins Keimrudiment schematisch dargestellt. hb wirkt aktivierend auf Kr, Kr wirkt positiv regulatorisch auf mlpt und gt, während mlpt die posteriore Grenze der Kr-Domäne festlegt und auch positiv auf die zweite gt-Domäne wirkt. Die anteriore Kr- und die anteriore Grenze der zweiten mlpt-Domäne werden von der anterioren gtDomäne reprimiert. hs-hb-Embryonen haben bereits die initialen GapgenInteraktionen durchlebt (angedeutet mit schwarz gestrichelten Pfeilen und Linien), als sie mit Hitzeschock behandelt wurden. Nach dem Hitzeschock kommt es zur ubiquitären hb-Expression im Embryo, was eine Reinitialisierung der GapgenInteraktionen zur Folge hat. Dabei könnte mlpt auch von hb statt von Kr aktiviert werden (rot gestrichelte Pfeile). 117 inte Diskussion 4.5. Zusätzliche Körpersegmente werden wahrscheinlich nicht durch eine Erhöhung der Proliferationsrate generiert Die Muster-Veränderungen nach der hb-Überexpression weisen bereits darauf hin, dass zusätzliche Körpersegmente generiert werden. Durch die ektopische hbExpression werden Segmentierungsgene auf allen Ebenen getroffen. Damit ist aber noch nicht geklärt, ob die zusätzlichen Körpersegmente auch aus einer erhöhten Proliferationsrate der Zellen in der posterioren Wachstumszone entstehen. Daher wurde eine Phosphohiston3-(PH3-)Färbung mit hs-hb-Embryonen durchgeführt. Eine genaue Analyse der Zellproliferationsrate erwies sich allerdings als schwierig. Zum einen färbt der Antikörper nicht nur die Zellteilungsaktivität im Embryo, sondern auch PH3-Aktivität im Amnion. Die Färbung im Amnion ist zwar unterscheidbar von den sehr stark gefärbten Zellkernen im Embryo, bei schwächer gefärbten Nuclei ist die Differenzierung aber schwieriger. Noch gravierender ist das Auftreten von unterschiedlich starken bzw. schwachen Signalen in einem Embryo, was es sehr erschwert, verlässliche und reproduzierbare Zahlen zu generieren. Ein weiteres Problem sind hohe Schwankungen der Proliferationsrate zwischen Individuen. Je nach Stadium sind im Wildtyp bereits große Unterschiede in der Zellteilungsrate zu sehen. Eine erhöhte Zellproliferation von 10-30 % würde vermutlich bereits für die Bildung einiger zusätzlicher Körpersegmente genügen. Ein weiterer Punkt, der hier in Betracht gezogen werden muss, ist, dass man bis jetzt zwar davon ausgeht, dass in der posterioren Wachstumszone erhöhte Zellproliferation stattfindet. Ein konkreter Beweis ist hierfür aber noch nicht erbracht worden. Genauso gut könnten sich die Segmente aus einer bereits bestehenden Zellpopulation durch konvergente Streckung generieren. In diesem Fall würde man anfangs keine Zusätzliche erhöhte Segmente Zellpopulation generiert Proliferationsrate würden in werden, dieser sodass in der Wachstumszone Situation zunächst aus der weniger erwarten. bestehenden Zellen pro Segmentanlage zu finden wären als im Wildtyp; evtl. könnte die Zellzahl dann bis zum Schlüpfen der Larve, also sekundär, wieder auf das normale Maßerhöht werden (sekundäre Größenregulation). 118 Diskussion 4.6. gt-Überexpression resultiert nur mit geringer Penetranz in Phänotypen, wobei keine zusätzlichen Segmente gebildet werden Überexpression von gt zeigt ebenso wie hb-Überexpression homeotische Transformationen, die denen der RNAi-Experimente entgegengesetzt sind. Wo es in der „knock down“-Situation zur Transformation thorakaler Segmente hin zu abdominaler Identität kommt (Bucher et al., 2004), sieht man nach ektopischer gtExpression eine Transformation von T1 und T2 zu Segmenten mit gnathalen Strukturen. Die RNAi-Experimente zeigten, dass die anteriore gt-Domäne Kr reprimiert, und dass Kr seinerseits gnathale Hox-Gene im Thorax unterdrückt (Cerny et al., 2005). Demnach wäre also zu erwarten, dass ein Überschuss an gt mRNA zu einer stärkeren Kr-Repression führt, und damit zu einem Phänotyp, der dem Kr-RNAiPhänotyp bzw. dem Phänotyp der Kr-Mutante jaws ähnelt. Tatsächlich sind in starken Phänotypen T1 und T2 vollständig zu Maxille und Labium transfromiert. Eine weitere morphologische Konsequenz ektopischer gt-Expression zeigen Embryonen mit Transformation nur weniger abdominaler Segmente zu solchen mit thorakaler Identität. Dies könnte damit zusammenhängen, dass gt offenbar die zweite, thorakale mlpt-Domäne negativ reguliert (Savard et al., 2006s). Auch in der hs-gt-Situation sollte also gt-Überexpression zu einer verstärkten Repression von mlpt führen. D. h. der so generierte Phänotyp sollte einem (schwachen) mlpt-RNAiPhänotyp ähneln – der ja tatsächlich Transformation abdominaler Segmente hin zu thorakaler Identität einschließt (Savard et al., 2006). Allerdings konnten keine Veränderungen im mlpt-Expressionsmuster gezeigt werden. Dies dürfte aber auf die geringe Penetranz des mlpt-Phänotyps zurückzuführen sein, der bei ca. 5 % lag. Der hs-gt-Phänotyp zeigt in manchen Fällen verkürzte Abdomen. Auch hier ist der niedrige Anteil der Embryonen zu berücksichtigen, die diesen Phänotyp überhaupt entwickelt haben. Dennoch könnte dies auf die Funktion giants während der Segmentierung hindeuten. So wie eine hb-Überexpression zur einer Überaktivierung des Paar-Regel-Zyklus führt, könnte gt eine negativ regulatorische Funktion ausüben und so zum Segmentierungsabbruch führen. Verkürzte Abdomen sind jedoch auch 119 Diskussion häufiger als Hintergrund in Wildtyppopulationen zu finden. Daher ist eine konkrete Aussage darüber, ob gt auf den Paar-Regel-Zyklus wirkt, sehr spekulativ. Insgesamt bestätigt also auch der gt-Überexpressionsphänotyp in weiten Teilen das bereits bestehende regulatorische Gapgen-Interaktionsmodell (Abbildung 4.2). Ein Problem der hs-gt-Experimente ist natürlich, dass hs-gt nur einen geringen Prozentsatz an Phänotypen erzeugt hat. Dies könnte auf eine eher untergeordnete Rolle innerhalb des Gapgen-Netzwerks hindeuten, oder es könnte daran liegen, dass die Funktion von gt nur in frühen Stadien voll ausgeprägt ist, und dass ältere Stadien, wenn der Hitzeschock-Promotor erst voll aktivierbar wird (M. Schoppmeier, persönliche Mitteilung) durch die regulatorischen Einflüsse anderer Gene oder durch die bereits bestehende Determination nur mit geringer Sensitivität auf die ektopische gt-Expression reagieren. Allerdings lässt sich auch nicht ausschließen, dass die geringe Phänotyp-Penetranz technische Gründe hat. Zwar zeigen in situ Hybridisierungen gegen gt starke ubiquitäre Expression in den Embryonen, wobei nur wenige gefärbte Embryonen eine schwache Expression aufwiesen. Die Proteinkonzentration konnte aber nicht gemessen und mit der von hs-hb verglichen werden. Möglicherweise ist also die Translationskontrolle in hs-gt-Konstrukt gestört. Zu bedenken ist auch, dass die Transformationsrate nach pBac[5'UTR-dsRed-3'UTR, 5'UTR-Tc'gt-3'UTR]eGFP- Injektionen sehr gering ausfiel und insgesamt nur drei Linien generiert worden sind. Zum Vergleich: für hs-hb konnten 15 Linien generiert werden, die hs-hb-Phänotypen zu verschieden hohen Anteilen zeigten (Tabelle 3.1). Drei Linien, die einen besonders hohen Anteil aufwiesen, wurden näher analysiert. Um sicherzugehen, ob mit der gt-Überexpression bereits der stärkstmögliche Phänotyp erzielt werden konnte, wären mehr transgene Linien nötig gewesen. 4.7. Gapgene in Tribolium – Segmentierung nach dem klassischen GapgenMechanismus? Obwohl Tribolium als Kurzkeiminsekt einen Großteil seiner Segmente in einer zellulären Umgebung generiert, haben Gapgen-Orthologe offensichtlich auch hier Funktionen während der Segmentierung. Unter der Annahme, dass Tribolium tatsächlich nach einem Gapgen-Mechanismus wie in Drosophila segmentiert, 120 Diskussion müssten Ergebnisse, die aus Versuchen mit ektopischer Expression von Gapgenen in Drosophila stammten, vergleichbar mit meinen Ergebnissen sein. In der Tat kommt es auch bei einer ektopischen Expression von hb in Drosophila zur Ausbildung von Larven, die ein verkürztes Abdomen zeigen und die auch eine Störung des eve-Expressionsmusters entwickeln (Struhl, 1989). Die posteriore Segmentierung in Drosophila wird u. a. durch die Interaktion von Dm’hb und Dm’nos vermittelt, wobei hb nos reprimiert. Der in Drosophila durch hb-Überexpression generierte Phänotyp gleicht daher dem nos „loss-of-function“-Phänotyp (Struhl, 1989). Auch Tribolium nutzt offenbar die regulatorische Interaktion von hb und nos für die abdominale Segmentierung (Schmitt-Engel, 2010). Auch bei Tc’nos RNAi kommt es zur Bildung von Larven mit verkürztem Abdomen, und auch bei der hbÜberexpression findet man Embryonen, bei denen nicht die volle Zahl von Segmenten generiert wird – auch wenn der Anteil der Larven überwiegt, die zusätzliche Rumpfsegmente ausbilden. Aber nicht nur deshalb ist diese „Ähnlichkeit“ zwischen Drosophila und Tribolium eher irreführend bzw. zufällig: Es ist ziemlich klar, dass die hs-hb-Segmentierungsphänotypen in Tribolium ganz anders entstehen als in Drosophila, nämlich durch Aktivierung von zusätzlichen Gapgen-Domänen relativ spät, im wachsenden Keimstreif, während die Drosophila-Phänotypen durch den Verlust von Gapgen-Domänen im Blastoderm zustande kommen. Gary Struhl konnte zwar nach Überexpression von Dm’hb durch Hitzeschock verbreiterte eve-Streifen 1 und 2 und eine Fusion der schwächer exprimierten Streifen 3-6 mit dem 7. eveStreifen zeigen (Struhl, 1989) Doch sind das eher Veränderungen, die durch die reprimierende Funktion von Dm’hb auf Dm’kni und Dm’gt hervorgerufen werden, die ihrerseits negativ auf Paar-Regelgene wirken. Die Ergebnisse der hb-Überexpression in Drosophila können daher nicht mit den Resultaten der ektopischen hb-Expression in Tribolium gleichgesetzt werden. 121 Diskussion 4.8. Sind Gapgene notwendig zur Aufrechterhaltung des Paar-Regelzyklus? Zentraler Bestandteil der Segmentierung in Vertebraten und auch in manchen Arthropoden ist die „segmentation clock“, die als Notch-gesteuerter repetitiver Zyklus für die Abschnürung der Somiten aus dem paraxialen Mesoderm bzw. der Bildung von Segmentanlagen (Pourquié, 2003; Holley, 2007; Frejentsik et al. 2009). Bislang ist nur bekannt, dass sich die drei primären Paar-Regelgene selbst regulieren und regulatorisch auf die Segmentpolaritätsgene wirken. Wie aber genau der PaarRegelzyklus gesteuert wird, ist unbekannt. Eine direkte oder indirekte Wirkung der Gapgene auf die Paar-Regelgene wurde bereits aus RNAi-Phänotypen geschlossen (Cerny et al., 2005). Diese Arbeit zeigt auch, dass hb insofern aktivierend auf den Paar-Regel-Zyklus wirkt, als die posterioren Paar-Regelstreifen in hb oder Kr-RNAi Embryonen nicht gebildet werden (was aber auch ein indirekter Effekt von gestörtem Keimstreifwachstum sein könnte). Wenn man davon ausgeht, dass in Tribolium der Paar-Regel-Zyklus als „segmentation clock“ fungiert und Gapgene auch aktivierend auf den Paar-Regel-Zyklus wirken, könnte man vermuten, dass die Expression der Gapgene der erhaltende Faktor des Paar-Regel-Zyklus ist. hb allein kann den PaarRegel-Zyklus natürlich nicht aufrecht erhalten. Denkbar wäre, dass andere Gapgene – von hb reguliert oder von hb unabhängig – zeitlich versetzt für die Aufrechterhaltung des Paar-Regel-Zyklus sind (Abb 4.3.). In hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock führt die ektopische hb-Expression (direkt oder durch die Aktivierung anderer Gapgene) zur Aktivierung der Paar-Regelgene, und hier ist eine direkte regulatorische Interaktion eindeutiger als bei den RNAiVersuchen, da keine Wachstumsstörungen das Bild verkomplizieren. Die Überexpression der hb mRNA ist wesentlich stärker als die endogene hb-Expression. Die Menge an Protein, die von dieser mRNA gebildet wird, müsste demnach auch höher sein als die HB-Konzentration im Wildtyp. Überwiegen dabei nun die aktivierenden Eigenschaften des überexprimierten HB die negativ regulatorischen Signale, die vom Paar-Regel-Zyklus, käme es zu einer Situation, ähnlich wie wir sie in hs-hb-Embryonen vorfinden. Die normalerweise zyklisch aktiven Paar-Regelgene würden dann so lange aktiv bleiben, bis die HB-Konzentration wieder der im Wildtyp entspricht und sich wieder das normale Gleichgewicht etwa zwischen der negativen Wirkung von odd und der aktivierenden Wirkung der Gapgene einstellt. 122 Diskussion Überträgt man nun diese These auf die Situation in hs-hb-Embryonen nach Hitzeschock, so führt die ektopische hb-Expression entweder direkt oder durch die Aktivierung anderer Gapgene zur Aktivierung des Paar-Regel-Zyklus. Die Überexpression der hb mRNA ist wesentlich stärker als die endogene hb-Expression. Die Menge an Protein, die von dieser mRNA gebildet wird, müsste demnach auch höher sein als die HB-Konzentration im Wildtyp. Überspielen die aktivierenden Eigenschaften des überschüssigen HB die negativ regulatorischen Signale, die vom Paar-Regel-Zyklus oder aber auch von den Gapgen-Interaktionen ausgehen, käme es tatsächlich zu einer Situation, ähnlich wie wir sie in hs-hb-Embryonen vorfinden. Die normalerweise zyklisch aktiven Paar-Regelgene würden dann so lange aktiv bleiben, bis die HB-Konzentration wieder der im Wildtyp entspricht und sich wieder ein Gleichgewicht der negativen Wirkung odds mit der aktivierenden Wirkung hunchbacks einstellt. a b hb Gapgen 3 - x Gapgen 1 - 3 Gapgen 3 - x Gapgen 1 - 3 eve eve run eve 1 run odd odd Abbildung 4.3: Modell zur Gapgen-Paar-Regelgen-Interaktion a zeigt ein Modell für die Interaktion zwischen Gapgenen und Paar-Regelgenen in Tribolium. Mehrere Gapgene wirken aktivierend auf den Paar-Regel-Zyklus und gewährleisten so das Fortlaufen des Zyklus. b stellt die Situation in hs-hb-Embryonen nach hb-Überexpression dar. Die hohe hb-Konzentration führt zu einer ektopischen Expression anderer Gapgene (rote Pfeile), was zu einer konstanten Aktivierung des Paar-Regel-Zyklus führt, welche die negativ regulatorische Wirkung von odd auf eve aufhebt. 123 Diskussion 4.9. Ausblick Wie bereits zuvor diskutiert, hat die ektopische Expression von hb (und vermutlich gilt das auch für gt) Auswirkungen auf die Paar-Regelgene, die wahrscheinlich zusätzlich selbst in Form einer „segmentation-clock“ interagieren. Ein klare Aussage darüber, ob dieser regulatorische Einfluss der Gapgene auf den Paar-Regel-Zyklus einzelne Streifen positioniert wie in Drosophila (Streifen-spezifische Enhancer), oder ob sie eher eine generelle Wirkung haben in dem Sinne, dass sie den Oszillator eben für eine genau definierte Zeitspanne am Laufen halten, konnte mit der in dieser Arbeit verwendeten zeitlich kontrollierten Überexpression nicht geklärt werden. Eine Möglichkeit, die Wirkung der Gapgene auf Paar-Regelgene genauer zu zeigen, könnten Versuche zur räumlich kontrollierten Überexpression der Gapgene darstellen. Die Verwendung von sim-Enhancer und -Promotor in Kombination mit dem UAS/Gal4-System könnte hierzu geeignet sein. Ein UAS-abhängiges Gapgen würde dann nur im Bereich der longitudinalen sim-Streifen stattfinden. Gesetzt den Fall, dass die Überexpression eines Gapgens entlang der ventralen Mittellinie keine zusätzlichen Defekte hervorruft, sollten sich die Embryonen dennoch weitgehend normal entwickeln. Erst mit Beginn der Paar-Regelgen-Expression sollten dann lokale Musterdefekte zu sehen sein. Haben Gapgene eine reprimierende Funktion, dann würden in situ Hybridisierungen gegen Paar-Regelgene ein unterbrochenes Expressionsmuster im Bereich der ventralen Mittellinie zeigen. Bei aktivierender Funktion würde man dagegen eine Fusion der Paar-Regelgen-Expressionsdomänen im Bereich der Mittellinie erwarten. Um ausfindig zu machen, welche Gapgene wie auf den Paar-Regelgenzyklus wirken, müssten für jedes Gapgen UAS-Stämme generiert werden, die mit derselben Treiberlinie gekreuzt werden würden. Ob dieser Ansatz funktioniert, hängt allerdings stark von der Aktivität des simPromotors ab. Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese Aktivität nur schwach ausgeprägt ist. Allerdings sind noch nicht alle pBac[3xP3-DsRed, sim eGFP] Stämme ausgewertet, und es ist erst danach möglich, eine konkrete Aussage über die Promotoraktivität zu geben. Auch stammen die Embryonen, die in den bisherigen in situ Hybridisierungen verwendet worden sind, aus einer Käferpopulation, deren Anteil heterozygoter Tiere wahrscheinlich noch sehr hoch 124 Diskussion war. Ein weitgehend homozygoter Stamm könnte evtl. auch eindeutigere Färbeergebnisse hervorbringen. Trotz dieser bisher eher negativen Ergebnisse ist es wert, dieses Projekt weiterzuführen. Die bereits vorhandenen pBac[3xP3-DsRed, sim-Gal4(Delta)]Stämme könnten mit bestehenden Detektorlinien, wie z. B. UAS eGFP, gekreuzt werden. eGFP in situ Hybridisierung der Embryonen aus dieser Kreuzung sollte Aufschluss darüber geben, ob der sim-Promotor die gewünschte Aktivität aufweist, oder ob andere (in ähnlichen Mustern aktive) Promotoren für Gal4-Konstrukte kloniert werden sollten. Trotz dieser anfänglichen Probleme und unabhängig davon, ob der sim-Promotor nur geringe Aktivität zeigt, sollte dieses Projekt vorangetrieben werden, da es wichtige Einsichten in die Segmentierung von Tribolium verspricht, die nur die räumlich kontrollierte Überexpression bieten kann. 125 Literaturverzeichnis 5. Literaturverzeichnis Akam, M, ‘The Molecular Basis for Metameric Pattern in the Drosophila Embryo.’, Development (Cambridge, England), 101 (1987), 1-22 <http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/2896587>. Aranda, Manuel, H. Marques-Souza, T. Bayer, and D. 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Herzlicher Dank geht auch an Prof. Dr. Martin Klingler und Prof. Dr. Manfred Frasch für das Erstellen der Gutachten dieser Arbeit. Danke auch an Prof. Dr. Helmut Brandstätter und Prof. Dr. Robert Slany, dass sie mein Promotionsvorhaben unterstützt haben und als Prüfungsvorsitzender bzw. Prüfer für die Abnahme meiner mündlichen Prüfung zur Verfügung standen. Ganz besonders möchte ich den vielen lieben Leuten Danke sagen, die mich zwar auch durch ihre fachliche Kompetenz, aber v. a. durch ihre Herzlichkeit und Menschlichkeit unterstützt haben. Anfangen möchte ich hier bei Irene Schnellhammer, mit der ich nicht nur das Labor, sondern lange Zeit auch eine WG geteilt habe – danke für die schöne Zeit! Dr. Daniel Bäumer und Dr. Jochen Trauner, möchte ich danken, da sie immer ein offenes Ohr für mich hatten. Dr. Christian Schmitt-Engel, Dr. Micheal Schoppmeier und Dr. Ralph Rübsam gebührt Dank, nicht nur wegen ihrer guten Ratschläge bei Problemen rund um den Käfer, sondern auch für so manchen Schabernack. Tina Loy, Claudia Obermeier, Angela Bruns und Maria Ricca möchte ich Danke sagen für Tratsch und Ratsch und Tina v. a. für die Unterstützung beim sim-Projekt. Vielen lieben Dank auch an Denise, Fabi, die iBeetler, den Kollegen aus der „Fliegen-Gruppe“ und der „Frosch-Gruppe“. Ihr seid super Freunde und Kollegen und ich hatte eine geniale Zeit mit euch! Meiner Familie – allen voran meiner Mum – möchte ich Danke sagen. Für die finanzielle Unterstützung, die mir mein Studium erst ermöglich hat, aber auch dafür, dass sie immer für mich da ist. Meinen Geschwistern Horst und Ute, aber besonders meinen Neffen und Nichten muss ich danken, da sie mir auf ihre Art gezeigt haben, dass das Leben manchmal andere Prioritäten hat als meine Doktorarbeit. Ursu, Matthias und Johannes – danke, dass ihr so gute Freunde seid! Lieber Dominik, danke für deine Geduld und für noch so viel mehr! 139 Erklärung Erklärung Ich erkläre hiermit ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Dissertation "Überexpression von Gapgenen im Kurzkeimembryo von Tribolium castaneum" selbst verfasst und dabei keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel und Quellen verwendet habe. Ich erkläre weiterhin, dass ich nie versucht habe die vorliegende Dissertation in gleicher oder ähnlicher Form in einem Prüfungsverfahren vorzulegen. Ich habe früher außer den mit dem Zulassungsantrag urkundlich vorgelegten Graden keine weiteren akademischen Grade erworben oder zu erwerben versucht. Erlangen, im März 2012 Jutta Distler 140