Kapitel 1 Grundlagen Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 I n h a l t s v e r ze i c h n i s ZAHLEN ........................................................................................................................................ 3 NATÜRLICHE ZAHLEN ......................................................................................................................... 3 GANZE UND RATIONALE ZAHLEN........................................................................................................... 3 REELLE ZAHLEN ................................................................................................................................ 4 KOMPLEXE ZAHLEN ........................................................................................................................... 5 ELEMENTARE ZAHLENTHEORIE ..................................................................................................... 6 TEILBARKEIT .................................................................................................................................... 6 PRIMZAHLEN ................................................................................................................................... 6 KONGRUENZEN ................................................................................................................................ 7 RESTKLASSEN .................................................................................................................................. 7 ELEMENTARE AUSSAGENLOGIK .................................................................................................... 8 AUSSAGEN ...................................................................................................................................... 8 ÄQUIVALENTE FORMELN .................................................................................................................... 9 PRÄDIKATENLOGIK ............................................................................................................................ 9 MENGEN .................................................................................................................................... 10 BEGRIFF ....................................................................................................................................... 10 MENGENOPERATIONEN.................................................................................................................... 10 MENGENIDENTITÄTEN ..................................................................................................................... 10 POTENZMENGE .............................................................................................................................. 10 MÄCHTIGKEIT UND ABZÄHLBARKEIT .................................................................................................... 11 RELATIONEN UND FUNKTIONEN ................................................................................................. 11 RELATIONSBEGRIFF ......................................................................................................................... 11 ÄQUIVALENZRELATIONEN ................................................................................................................. 11 HALBORDNUNGEN .......................................................................................................................... 12 FUNKTIONEN ................................................................................................................................. 12 VOLLSTÄNDIGE INDUKTION ........................................................................................................ 13 DEFINITION ................................................................................................................................... 13 BEISPIEL ....................................................................................................................................... 13 Grundlagen Markus Kessler Seite 2 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Zahlen Natürliche Zahlen Fünf Peano-Axiome 0 ist eine natürliche Zahl Jede Zahl n hat genau einen Nachfolger 0 ist nicht Nachfolger Verschiedene nat. Zahlen besitzen verschiedene Nachfolger Jede Eigenschaft die 0 zukommt und sich von jeder natürlichen Zahl auf den Nachfolger überträgt, kommt allen natürlichen Zahlen zu (Induktionsaxiom) Eigenschaften Kommutativgesetz: 𝑛 + 𝑚 = 𝑚 + 𝑛, 𝑛 ∗ 𝑚 = 𝑚 ∗ 𝑛 Assoziativgesetz: (𝑛 + 𝑚) + 𝑘 = 𝑛 + (𝑚 + 𝑘); (𝑛 ∗ 𝑚) ∗ 𝑘 = 𝑛 ∗ (𝑚 ∗ 𝑘) Distributgesetz: (𝑛 + 𝑚) ∗ 𝑘 = 𝑛 ∗ 𝑘 + 𝑚 ∗ 𝑘 Existenz eines neutralen Elements: 𝑛 + 0 = 0 + 𝑛 = 𝑛, 𝑛 ∗ 1 = 1 ∗ 𝑛 = 𝑛 Ganze und rationale Zahlen Will man uneingeschränkt subtrahieren, kann es vorkommen, dass das Ergebnis unter 0 liegt. Erweitert man also die natürlichen Zahlen [0, ∞[ mit ] − ∞, 0[ (jedoch nur alle Zahlen ohne Komma), bekommt man die Menge der Ganzen Zahlen. Für die Division benötigen wir jedoch noch eine weitere Zahlengruppe. Die rationalen Zahlen. Schreibweise rationaler Zahlen: 𝒓 = 𝒎 𝒏 Jede rationale Zahl kann also durch eine Division von zwei ganzen Zahlen (teilerfremd!) ausgedrückt werden. Sie müssen deshalb teilerfremd sein, da ansonsten als Ergebnis selbst eine ganze Zahl entsteht. 0,333 … = Grundlagen 1 3 Markus Kessler Seite 3 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Reelle Zahlen Definition Alle Zahlen die nicht durch einen Bruch von zwei ganzen, teilerfremden Zahlen dargestellt werden können. Satz 1.6: Die Dezimalentwicklung einer rationalen Zahl ist entweder endlich oder (schließlich) periodisch. Sie ist eindeutig, wenn man die (schließliche) Periode 999… ausschließt. Beispiel √𝟐 𝑎 Verwendung des indirekten Beweises: Angenommen √2 wäre durch mit 𝑎, 𝑏 𝜖 ℤ teilbar 𝑏 √2 = 𝑎 𝑎2 ⇔ 2 = 2 ⇔ 𝑎2 = 2 ∗ 𝑏 2 ⇔ 2|𝑎2 ⇔ 2|𝑎 𝑏 𝑏 Hinweis: Die letzten Aussagen sind besser verständlich, wenn man die Primfaktoren von a betrachtet. Angenommen 𝑎 wäre 12: 12 = 3 ∗ 4 = 3 ∗ 2 ∗ 2 = 3 ∗ 22 Betrachten wir nun 𝑎2 : 122 = 3 ∗ 4 ∗ 3 ∗ 4 = 3 ∗ 3 ∗ 2 ∗ 2 ∗ 2 ∗ 2 = 32 ∗ 24 Die Zahlen besitzen die gleichen Primfaktoren, jedoch steigt deren Anzahl mit steigender Potenz an. 𝐺𝑖𝑙𝑡: 2|32 ∗ 24 𝑑𝑎𝑛𝑛 𝑔𝑖𝑙𝑡 𝑛𝑎𝑡ü𝑟𝑙𝑖𝑐ℎ 𝑎𝑢𝑐ℎ 2|3 ∗ 22 𝑎 = 2 ∗ 𝑐 ⇒ 𝑎2 = 4 ∗ 𝑐 2 2= 4 ∗ 𝑐2 ⇔ 𝑏 2 = 2 ∗ 𝑐 2 ⇔ 2|𝑏 2 ⇔ 2|𝑏 𝑏2 𝑎 𝑢𝑛𝑑 𝑏 𝑠𝑖𝑛𝑑 𝑡𝑒𝑖𝑙𝑒𝑟𝑓𝑟𝑒𝑚𝑑, 𝑎𝑛𝑠𝑐ℎ𝑒𝑖𝑛𝑒𝑛𝑑 𝑙𝑎𝑠𝑠𝑒𝑛 𝑠𝑖𝑒 𝑠𝑖𝑐ℎ 𝑗𝑒𝑑𝑜𝑐ℎ 𝑏𝑒𝑖𝑑𝑒 𝑚𝑖𝑡 2 𝑡𝑒𝑖𝑙𝑒𝑛. √2 𝑘𝑎𝑛𝑛 𝑎𝑙𝑠𝑜 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑑𝑢𝑟𝑐ℎ 𝑑𝑖𝑒 𝐷𝑖𝑣𝑖𝑠𝑖𝑜𝑛 𝑧𝑤𝑒𝑖 𝑡𝑒𝑖𝑙𝑒𝑟𝑓𝑟𝑒𝑚𝑑𝑒 𝑍𝑎ℎ𝑙𝑒𝑛 𝑑𝑎𝑟𝑔𝑒𝑠𝑡𝑒𝑙𝑙𝑡 𝑤𝑒𝑟𝑑𝑒𝑛. Grundlagen Markus Kessler Seite 4 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Komp lexe Za hlen Die Komplexen Zahlen wurden eingeführt, da sich 𝑥 2 = −1 mit den bisherigen Zahlenmengen nicht lösen lässt. 𝑥 2 = −1 → 𝐸𝑖𝑛𝑓üℎ𝑟𝑢𝑛𝑔 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑖𝑚𝑎𝑔𝑖𝑛ä𝑟𝑒𝑛 𝐸𝑖𝑛ℎ𝑒𝑖𝑡 𝑖 → 𝑖 2 = −1 Komplexe Zahlen erweitern die Zahlenebene in eine neue Ebene (Gaußsche Zahlenebene). Die x-Achse repräsentiert wie gewohnt den Realanteil, der neue Imaginäranteil erweitert die Zahl wie bei Koordinaten in die Y-Achse. 1. Schreibweise (kartesisch): 𝒛 = 𝒂 + 𝒊𝒃 2. Schreibweise (Polarform): 𝒛 = [𝒓, 𝝋] Addition: 𝑧1 + 𝑧2 = 𝑎 + 𝑏𝑖 + 𝑐 + 𝑑𝑖 = 𝒂 + 𝒄 + 𝒊 ∗ (𝒃 + 𝒅) Multiplikation: 𝑧1 ∗ 𝑧2 = (𝑎 + 𝑏𝑖) ∗ (𝑐 + 𝑑𝑖) = 𝒂𝒄 − 𝒃𝒅 + 𝒊 ∗ (𝒂𝒅 + 𝒃𝒄) = [𝑟1 , 𝝋𝟏 ] ∗ [𝑟2 , 𝝋𝟐 ] = [𝒓𝟏 ∗ 𝒓𝟐 , 𝝋𝟏 + 𝝋𝟐 ] Division: 𝑧1 𝑧2 = 𝑎+𝑏𝑖 𝑐+𝑑𝑖 = (𝑎+𝑏𝑖)∗(𝑐−𝑑𝑖) (𝑐+𝑑𝑖)∗(𝑐−𝑑𝑖) = 𝑎𝑐+𝑏𝑑−𝑖∗(𝑎𝑑−𝑐𝑏) 𝑐 2 +𝑑 2 = 𝒂𝒄+𝒃𝒅 𝒄𝟐 +𝒅𝟐 −𝒊∗ (𝒂𝒅−𝒄𝒃) 𝒄𝟐 +𝒅𝟐 [𝑟1 , 𝜑1 ] 𝒓𝟏 = = [ , 𝝋𝟏 − 𝝋𝟐 ] [𝑟2 , 𝜑2 ] 𝒓𝟐 Konjugiert komplexe Zahl: 𝒛̅ = 𝒂 − 𝒊𝒃 Umrechnung der Schreibweisen 𝑅𝑒(𝑧) = 𝑟 ∗ cos(𝜑) 𝑟 = √𝑎2 + 𝑏 2 𝐼𝑚(𝑧) = 𝑟 ∗ sin(𝜑) 𝜑 = 𝑎𝑟𝑐 tan 𝑧 = 𝑟 ∗ (cos(𝜑) + 𝑖 ∗ sin(𝜑)) 𝑧 = [√𝑎2 + 𝑏 2 , 𝑎𝑟𝑐 tan ] 𝑏 𝑎 𝑏 𝑎 Formeln und Wurzelziehen Moivre’sche Formel: (cos 𝜑 + 𝑖 ∗ sin 𝜑)𝑛 = cos(𝑛 ∗ 𝜑) + 𝑖 ∗ sin(𝑛 ∗ 𝜑) Wurzelziehen: 𝑛 𝑛 √𝑧 = [ √𝑟 , Grundlagen 𝜑 2𝜋 ∗ 𝑘 𝜑 𝜑 2𝜋 𝜑 2𝜋 ∗ 2 𝑛 𝑛 𝑛 + ] ; 1. 𝐿ö𝑠𝑢𝑛𝑔 = [ √𝑟, ] ; 2. 𝐿ö𝑠𝑢𝑛𝑔 = [ √𝑟 , + ] ; 3. 𝐿ö𝑠𝑢𝑛𝑔 = [ √𝑟, + ];… 𝑛 𝑛 𝑛 𝑛 𝑛 𝑛 𝑛 Markus Kessler Seite 5 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 E l e m e n ta r e Z a h l e n t h e o r i e Te i l b a r k e i t Euklidischer Algorithmus Algorithmus für das Bestimmen des größten gemeinsamen Teilers (ggT) von zwei ganzen Zahlen. Beispiel: 𝒂 = 𝟏𝟑𝟑; 𝒃 = 𝟓𝟔 133 = 56 ∗ 2 + 21 56 = 21 ∗ 2 + 14 21 = 14 ∗ 1 + 7 14 = 7 ∗ 2 + 0 Der ggT von 133 und 56 ist 7. Eine weitere Nutzung dieses Verfahrens ist die Liniearkombination. Beispiel: Man bestimme x und y in der Gleichung 𝟐𝟒𝟑𝒙 + 𝟏𝟗𝟖𝒚 = 𝟗 Euklidischer Algorithmus 243 = 198 ∗ 1 + 45 198 = 45 ∗ 4 + 18 45 = 18 ∗ 2 + 9 18 = 9 ∗ 2 + 0 Linearkombination 9 = 45 − 18 ∗ 2 9 = 45 − (198 − 45 ∗ 4) ∗ 2 = 45 − 198 ∗ 2 + 45 ∗ 8 = 45 ∗ 9 − 198 ∗ 2 9 = (243 − 198) ∗ 9 − 198 ∗ 2 = 243 ∗ 9 − 198 ∗ 9 − 198 ∗ 2 𝟗 = 𝟐𝟒𝟑 ∗ 𝟗 − 𝟏𝟗𝟖 ∗ 𝟏𝟏 Somit ist 𝑥 = 0 und 𝑦 = −11. Primzahlen Eine Primzahl lässt sich nur durch sich selber oder 1 teilen. Jede Natürliche Zahl 𝑎 ≥ 2 lässt sich als Produkt von Primzahlen darstellen. Es gibt unendlich viele Primzahlen Das kann mit dem indirekten Beweis gezeigt werden. Nehmen wir an, es gibt endlich viele Primzahlen und p ist unsere größte Primzahl. Jetzt betrachten wir r: 𝑟 = 2 ∗ 3 ∗ 5 ∗ 7 ∗ …∗ 𝑝 + 𝟏 Unsere Zahl r ist also das Produkt aller Primzahlen +1. Die neue Zahl r ist durch keine der Primzahlen teilbar (es bleibt immer 1 Rest). Entweder es gibt eine größere Primzahl die r teilt, oder r ist selbst eine Primzahl. Beide Möglichkeiten sind jedoch im Wiederspruch zu der Annahme, dass es endlich viele Primzahlen gibt. Grundlagen Markus Kessler Seite 6 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Kongruenzen Definition Zwei ganze Zahlen 𝑎, 𝑏 heißen kongruent modulo m, wenn sie bei Division durch 𝑚 denselben Rest lassen, d.h. wenn 𝒂 𝒎𝒐𝒅 𝒎 = 𝒃 𝒎𝒐𝒅 𝒎. Man schreibt dafür kurz: 𝒂 ≡ 𝒃 𝒎𝒐𝒅 𝒎 Daraus folgt: 𝑎 ≡ 𝑏 𝑚𝑜𝑑 𝑚 ⇒ 𝑚|(𝑎 − 𝑏) ⇒ 𝑎 − 𝑏 = 𝑚 ∗ 𝑘 Beispiele 17 ≡ 3 𝑚𝑜𝑑 7 → 𝑅𝑒𝑠𝑡 3 7 ≡ 1 𝑚𝑜𝑑 2 → 𝑅𝑒𝑠𝑡 1 25 ≡ 15 𝑚𝑜𝑑 5 → 𝑅𝑒𝑠𝑡 0 Äquivalenzrelation ≡ ist eine Äquivalenzrelation, denn es gilt Reflexivität Symmetrie Transitivität Rechenregeln 𝑎 ≡ 𝑎 𝑚𝑜𝑑 𝑚 𝑎 ≡ 𝑏 𝑚𝑜𝑑 𝑚 ⇒ 𝑏 ≡ 𝑎 𝑚𝑜𝑑 𝑚 𝑎 ≡ 𝑏 𝑚𝑜𝑑 𝑚 ∧ 𝑏 ≡ 𝑐 𝑚𝑜𝑑 𝑚 ⇒ 𝑎 ≡ 𝑐 𝑚𝑜𝑑 𝑚 Zwei gültige Kongruenzen mit dem gleichen Modulo-Teil können beliebig addiert oder multipliziert werden, das heißt für alle 𝑎, 𝑏, 𝑎′ , 𝑏 ′ 𝜖 ℤ folgt aus 𝑎 ≡ 𝑏 𝑚𝑜𝑑 𝑚 und 𝑎′ ≡ 𝑏 ′ 𝑚𝑜𝑑 𝑚 ─ ─ 𝑎 + 𝑎′ ≡ 𝑏 + 𝑏 ′ 𝑚𝑜𝑑 𝑚 𝑎 ∗ 𝑎′ ≡ 𝑏 ∗ 𝑏 ′ 𝑚𝑜𝑑 𝑚 Restklassen Die Restklassen unterteilen alle Zahlen, die durch Division mit m den gleichen Rest vorweisen. Jede Menge 𝑎̅ = {𝑥 𝜖 ℤ |𝑥 ≡ 𝑎 𝑚𝑜𝑑 𝑚} bezeichnet man als Restklasse modulo m. Jedes 𝑥 𝜖 𝑎̅ heißt Repräsentant von 𝑎̅. Beispiel: modulo 5 Es existieren in diesem Beispiel also fünf Restklassen, da jede Zahl, die mit 5 dividiert wird, entweder 0, 1, 2, 3 oder 4 als Rest besitzt. Die Restklasse mit dem Rest 0 wird als 0̅ gekennzeichnet. Restklassen ̅ 𝟎 ̅ 𝟏 ̅ 𝟐 ̅ 𝟑 ̅ 𝟒 Zahlen -10, -5, 0, 5, 10 -11, -6, -1, 1, 6 -7, -2, 2, 7, 12 -8, -3, 3, 8, 11 -9, -4, 4, 9, 13 Definition 𝑚∗𝑘+0 𝑚∗𝑘+1 𝑚∗𝑘+2 𝑚∗𝑘+3 𝑚∗𝑘+4 Die Addition aller Restklassen (=Teilmengen von ℤ) ergibt ℤ. Die Menge aller Restklassen heißt 𝑅𝑚 , |𝑅𝑚 | = 5 und 𝑅𝑚 ist eine Menge von Mengen. Restklassenaddition Seien 𝑎̅, 𝑏̅ 𝜖 𝑅𝑚 , dann ist 𝑎̅ + 𝑏̅ = ̅̅̅̅̅̅̅ 𝑎+𝑏 ̅̅̅̅̅ = 2̅ + 3̅ = 5̅ = 0̅ ̅̅̅̅̅̅̅ + 753 Beispiel: 1022 Restklassenmultiplikation ̅̅̅̅̅̅ 𝑎̅ ∗ 𝑏̅ = 𝑎 ∗𝑏 Grundlagen Markus Kessler Seite 7 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 E l e m e n ta r e A u s s a g e n l o g i k Aussagen Konjunktion AND Eine Konjunktion verknüpft Aussagen miteinander. Sind alle Aussagen wahr, ist auch die Konjunktion wahr. Ist eine oder mehrere Aussagen falsch, ist die Konjunktion falsch. Disjunktion OR Die Disjunktion ist dann wahr, wenn mindestens eine der Aussagen wahr ist. Nur wenn alle Aussagen falsch sind, ist auch die Disjunktion falsch. Implikation ⇒ Die Implikation verknüpft zwei Aussagen im Sinne, „wenn – dann“ oder „daraus folgt“. Möchte man bestehenden Aussagen, die die Implikation verwenden, auf Gültigkeit untersuchen, kann man nach folgendem Prinzip vorgehen: Aussage 1 Aussage 2 Gültigkeit der Aussage wahr wahr wahr wahr falsch falsch falsch wahr wahr falsch falsch wahr Ist die erste Aussage wahr, MUSS für die Gültigkeit der Implikation, auch die zweite Aussage wahr sein. Ist die erste Aussage falsch, stimmt die Implikation immer, egal welchen Wert die zweite Aussage besitzt. Äquivalenz ⇔ Die Äquivalenz verknüpft zwei Aussage zu „… genau dann, wenn …“. Zum Beispiel ist 𝐷𝑖𝑒 𝑆𝑡𝑟𝑎ß𝑒 𝑖𝑠𝑡 𝑔𝑒𝑛𝑎𝑢 𝑑𝑎𝑛𝑛 𝑛𝑎𝑠𝑠, 𝑤𝑒𝑛𝑛 𝑒𝑠 𝑟𝑒𝑔𝑛𝑒𝑡. die Äquivalenz der beiden Aussagen "Die Straße ist nass. " sowie "𝐸𝑠 𝑟𝑒𝑔𝑛𝑒𝑡". Sind beide Aussagen falsch bzw. wahr, stimmt auch die Äquivalenz. Unterscheiden sich die Wahrheitswerte, ist die Äquivalenz falsch. Negation ¬ Die Negation dreht den Wert der Aussage um. 𝑎 = 𝑤𝑎ℎ𝑟 ⇔ ¬𝑎 = 𝑓𝑎𝑙𝑠𝑐ℎ Grundlagen Markus Kessler Seite 8 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Äquivalente Formeln Tautologie Eine Formel heißt Tautologie, wenn sie immer wahr ist. Kontradiktion Eine Formel heißt Kontradiktion, wenn sie niemals wahr ist. Umformungen Zwischen Aussagenverknüpfungen kann man Umformen. So besagt z.B. die DeMorgan’sche Regel: ¬(𝑎 ∧ 𝑏) ⇔ ¬𝑎 ∨ ¬𝑏 Außerdem gilt für ∧,∨ das Assoziativgesetz: 𝑎 ∧ (𝑏 ∧ 𝑐) ⇔ (𝑎 ∧ 𝑏) ∧ 𝑐 Alle möglichen Umformungen sind im Buch auf Seite 27. Prädikatenlogik Allgemein In der Prädikatenlogik versucht man mathematische Gegebenheiten zu abstrahieren und damit allgemein gültig zu machen. Hat man mehrere Aussagen, die beschreiben, dass etwas klein ist, kann man diese zusammenfassen: 𝐷𝑎𝑠 𝐻𝑎𝑢𝑠 𝑖𝑠𝑡 𝑘𝑙𝑒𝑖𝑛 𝐷𝑒𝑟 𝑀𝑎𝑛𝑛 𝑖𝑠𝑡 𝑘𝑙𝑒𝑖𝑛 → 𝑃(𝑥) = "x ist klein. " 𝐷𝑎𝑠 𝐴𝑢𝑡𝑜 𝑖𝑠𝑡 𝑘𝑙𝑒𝑖𝑛 Somit hat man die abstrakte Aussage, dass ein Element x klein ist. Dieses Element ist (bedingt) frei wählbar. Quantoren Damit wir einschränken können, was alles in P(x) eingesetzt werden darf, müssen wir den Wertebereich noch definieren. Man unterscheidet zwischen zwei Quantoren: Der Allquantor ∀𝑥 𝑃(𝑥) ─ „Für alle x gilt P(x)“. Der Existenzquantor ∃𝑥 𝑃(𝑥) ─ „Es gibt (mindestens) ein x, so dass P(x).“ Mit diesen Werkzeugen, können jetzt komplexere Aussagen gebildet werden: 𝑃1 = „x ist eine Primzahl“; 𝑃2 = „x ist ungerade“ ∀𝑥 (𝑃1 (𝑥) ⇒ (𝑃2 (𝑥) ∨ (𝑥 = 2))) „Für alle x gilt, wenn x ist eine Primzahl ist, dann ist x ungerade oder 2.“ Grundlagen Markus Kessler Seite 9 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Mengen Begriff Definition Menge Eine Menge ist eine Ansammlung von Objekten. Sie kann endlich (z.B.: {1, 2, 3}) oder auch unendlich ({ℕ}) sein. Ist ein Element x in einer Menge M enthalten, so schreibt man 𝑥∈𝑀 Ist ein Element x nicht in einer Menge M enthalten, schreibt man 𝑥∉𝑀 Definition Teilmenge Eine Menge N heißt Teilmenge von M, wenn jedes Element aus N auch in M enthalten ist. Man schreibt 𝑁⊆𝑀 Die Teilmenge darf also nur aus Elementen der Obermenge bestehen. Mengenoperationen Vereinigung 𝑨 ∪ 𝑩 ODER: Umfasst alle Elemente, die in A oder B vorkommen. Durchschnitt 𝑨 ∩ 𝑩 UND: Umfasst nur die Elemente, die in A und B vorkommen. Komplement A‘ NOT: Umfasst alle Elemente, die nicht in A liegen. Mengendifferenz A \ B Umfasst alle Elemente von A, die nicht in B liegen. (A ohne B) Symmetrische Differenz ∆ Umfasst alle Elemente die in A und B, jedoch nicht im Durchschnitt von A und B liegen. Mengenidentitäten Mengenidentitäten beschreiben verknüpfte Mengenoperationen. Mithilfe von Wahrheitstabellen können zwei Mengenidentitäten auf Gleichheit überprüft werden. Potenzmenge Die Potenzmenge ist die Menge aller Teilmengen von A. Sie beinhaltet als Elemente alle möglichen Kombinationen aus den Elementen von A. Als Beispiel: 𝑃({1,2}) = {0, {1}, {2}, {1,2}} Die Anzahl der Elemente der Potenzmenge ist gleich 2 hoch der Anzahl der ursprünglichen Menge. |𝑃(𝐴)| = 2|𝐴| Grundlagen Markus Kessler Seite 10 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Mä c hti g ke i t u n d Abzäh lb ar ke i t Zwei Mengen sind gleichmächtig, wenn es eine bijektive Abbildung zwischen ihnen gibt, also eine Zuordnung, die in beide Richtungen eindeutig ist und beide Mengen voll abdeckt. Jede Menge, die gleichmächtig ist wie jene der natürlichen Zahlen, wir abzählbar genannt. Re l a t i o n e n u n d F u n k t i o n e n Relationsbegriff Geordnetes Paar Ein geordnetes Paar fasst zwei Elemente a, b zusammen. Die Elemente stehen in einer gewissen Relation zueinander (z.B. a kennt b). Die Reihenfolge ist von Bedeutung, da „a kennt b“ nicht unbedingt „b kennt a“ bedeuten muss. Kartesisches Produkt Das kartesische Produkt findet zwischen Mengen statt. Es bedeutet nichts anders als die Menge von allen möglichen geordneten Paaren. 𝐴 x 𝐵 = {(𝑎, 𝑏) | 𝑎 ∈ 𝐴 ∧ 𝑏 ∈ 𝐵} Definition Relation Eine Relation R zwischen zwei Mengen A und B ist eine Teilmenge des kartesischen Produktes. Sind A und B gleich, so spricht man von einer binären Relation. 𝑅 ⊆𝐴x𝐵 Äquivalenzrelationen Eine binäre Relation R auf der Menge A heißt Äquivalenzrelation, wenn folgende drei Eigenschaften erfüllt sind: Reflexivität ∀𝑎 ∈ 𝐴: 𝑎𝑅𝑎 Symmetrie ∀𝑎, 𝑏 ∈ 𝐴: 𝑎𝑅𝑏 ⇒ 𝑏𝑅𝑎 Transitivität ∀𝑎, 𝑏, 𝑐 ∈ 𝐴: (𝑎𝑅𝑏 ∧ 𝑏𝑅𝑐) ⇒ 𝑎𝑅𝑐 Äquivalenzklassen Eine Äquivalenzklasse 𝐾(𝑎) wird einem Element 𝑎 ∈ 𝐴 zugeordnet. Sie beinhaltet alle Elemente, die mit dem Element a eine Äquivalenzklasse bilden. 𝐾(𝑎) = {𝑏 ∈ 𝐴|𝑏𝑅𝑎} Partition Alle Äquivalenzklassen zusammen bilden eine Partition von A. Grundlagen Markus Kessler Seite 11 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Halbordnungen Eine binäre Relation R auf der Menge A heißt Halbordnung oder partielle Ordnung, wenn folgende drei Eigenschaften erfüllt sind: Reflexivität ∀𝑎 ∈ 𝐴: 𝑎𝑅𝑎 Antisymmetrie ∀𝑎, 𝑏 ∈ 𝐴: (𝑎𝑅𝑏 ∧ 𝑏𝑅𝑎) ⇒ 𝑎 = 𝑏 Transitivität ∀𝑎, 𝑏, 𝑐 ∈ 𝐴: (𝑎𝑅𝑏 ∧ 𝑏𝑅𝑐) ⇒ 𝑎𝑅𝑐 Eine Halbordnung heißt Totalordnung, wenn immer entweder 𝑎𝑅𝑏 oder 𝑏𝑅𝑎 gilt. Das ist dann der Fall, wenn Zahlen verglichen werden. 𝑎 < 𝑏 oder 𝑏 < 𝑎. Beides geht nicht und nichts geht auch nicht. Hassediagramme Das Hassediagramm stellt die Relation einer Menge von Zahlen zueinander hierarchisch dar. Bestes Beispiel ist die Teilbarkeit. Empfehlenswert ist folgendes Video: http://www.youtube.com/watch?v=nD8ErWgj5Ac Funktionen Mit der Grundlage der Relationen kann man nun den Funktionsbegriff neu definieren. Wie wir bereits wissen verknüpft eine Funktion f zwei nichtleere Mengen A und B. Dabei ist eine Funktion nichts anderes als eine bestimmte Relation. Definition Funktion Eine Funktion f verknüpft zwei nichtleere Mengen A und B. Das Ergebnis ist ein Tripel: 𝑓: 𝐴 → 𝐵 ⇔ (𝐴, 𝐵, 𝑅𝑓 ) 𝑅𝑓 beschreibt die Funktionsrelation. Damit es sich um eine Funktion handelt, muss zu jedem 𝑎 ∈ 𝐴 mindestens ein 𝑏 ∈ 𝐵 existieren, sodass gilt 𝑏 = 𝑓(𝑎). Definition Graph Der Graph einer Funktion ist die Menge 𝑅𝑓 = {(𝑎, 𝑓(𝑎))|𝑎 ∈ 𝐴} =⊆ 𝐴 x 𝐵 Eigenschaft: injektiv Eine Funktion heißt injektiv, wenn es zu einem 𝑏 ∈ 𝐵 höchstens ein 𝑎 ∈ 𝐴 gibt, so dass 𝑓(𝑎) = 𝑏. 𝑓(𝑎1 ) = 𝑓(𝑎2 ) ⇔ 𝑎1 = 𝑎2 Eigenschaft: surjektiv Eine Funktion heißt surjektiv, wenn es zu jedem 𝑏 ∈ 𝐵 mindestens ein 𝑎 ∈ 𝐴 gibt. Die ganze Menge B wird also durch die Relation abgebildet. ∀𝑏 ∈ 𝐵∃𝑎 ∈ 𝐴: 𝑓(𝑎) = 𝑏 Eigenschaft: bijektiv Eine Funktion heißt bijektiv, wenn sie injektiv und surjektiv ist. Sie ist dann bijektiv, wenn jedem 𝑎 ∈ 𝐴 durch die Relation genau ein einziges 𝑏 ∈ 𝐵 zugeordnet wird. Damit existiert auch die Umkehrfunktion. Es gilt: ∀𝑎 ∈ 𝐴∃𝑏 ∈ 𝐵: 𝑓(𝑎) = 𝑏 ∧ 𝑓 −1 (𝑏) = 𝑎 Definition Identische Funktion Eine Funktion 𝑖𝑑𝐴 heißt identische Funktion auf einer Menge A, wenn sie sich selber abbildet. ∀𝑎 ∈ 𝐴: 𝑖𝑑𝑎 (𝑎) = 𝑎 Grundlagen Markus Kessler Seite 12 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Vo l l s t ä n d i g e I n d u k t i o n Definition Die vollständige Induktion ist ein Werkzeug, um die Gültigkeit einer Aussage für alle natürlichen Zahlen zu beweisen. Sie gliedert sich in drei Schritte. Induktionsanfang Der Induktionsanfang stellt sicher, dass die Aussage für den kleinstmöglichen einsetzbaren Wert gültig ist. Induktionsvoraussetzung Eigentlich startet alles immer mit einer Voraussetzung, die man auf Korrektheit überprüfen muss. Diese Voraussetzung ist meistens die Angabe. Induktionsschritt Das ist der aufwendigste Teil dieses Beweises. Da wir ja beweisen wollen, dass die Voraussetzung ab dem Induktionsanfang für alle weiteren Werte gültig ist, müssen wir diese allgemeine Aussage, die sich auf den Nachfolger der natürlichen Zahl bezieht, beweisen. Am einfachsten ist es zu verstehen, wenn man es sich anhand eines Beispiels ansieht. Beispiel Man beweise mittels vollständiger Induktion: 𝑛 ∑ 𝑗=1 1 𝑛 = 𝑛≥1 𝑗(𝑗 + 1) 𝑛 + 1 Induktionsanfang Der Induktionsanfang beginnt mit dem niedrigsten wählbaren Wert. In unserem Beispiel ist das 𝑛 = 1. Jetzt wird die Gültigkeit der Aussage für diesen Wert überprüft. 1 1 = 1(1 + 1) 1 + 1 1 1 = 2 2 Die Aussage ist somit für die untere Schranke gültig. Induktionsvoraussetzung Das ist die allgemeine Voraussetzung die wir beweisen wollen. In unserem Fall ist es die Angabe. 𝑛 ∑ 𝑗=1 Grundlagen 1 𝑛 = 𝑗(𝑗 + 1) 𝑛 + 1 Markus Kessler Seite 13 von 14 Zusammenfassung Algebra und Diskrete Mathematik WS2012/13 Induktionsschritt Jetzt kommt der kniffligere Part. Wir wollen beweisen, dass die Aussage auch für jeden weiteren „n-Wert“ gilt. Das drücken wir dadurch aus, dass wir 𝑛 = 𝑛 + 1 setzen und die Aussage wieder auf Korrektheit überprüfen. Induktionsbeweise sind erheblich einfacher, wenn man sich zuerst anschreibt, was man überhaupt zeigen möchte. Zu zeigen: ∑𝑛+1 𝑗=1 1 𝑗(𝑗+1) = 𝑛+1 𝑛+2 Diese Form der Gleichung möchte ich erreichen. Wir starten jedoch, indem wir 𝑛 𝑛+1 und den „n+1“-Schritt dazu addieren: 𝑛 1 + 𝑛 + 1 (𝑛 + 1)(𝑛 + 2) Der zweite Summand liefert uns umformen, dass sie 𝑛+1 𝑛+2 1 , wenn wir 𝑗 = 𝑛 + 1 setzen. Können wir jetzt diese Gleichung so 𝑗(𝑗+1) ergibt, haben wir den Beweis erbracht. Ich schreibe deshalb schon die „Lösung“ an, da es oft Hinweise gibt, wie man vorgehen muss. Zum Beispiel sehe ich, dass schlussendlich 𝑛 + 2 im Nenner stehen muss. Da bietet es sich schnell an, die beiden Brüche auf den gleichen Bruchstrich zu bringen und ausmultiplizieren. (𝑛 + 1)2 𝑛(𝑛 + 2) 1 𝑛2 + 2𝑛 + 1 𝑛+1 + = = = (𝑛 + 1)(𝑛 + 2) (𝑛 + 1)(𝑛 + 2) (𝑛 + 1)(𝑛 + 2) (𝑛 + 1)(𝑛 + 2) 𝑛 + 2 Damit haben wir den Induktionsbeweis schon erbracht. Bei den meisten vollständigen Induktionen muss man nur kleine Umformungen vornehmen, um an das gewünschte Ziel zu kommen. Grundlagen Markus Kessler Seite 14 von 14