Somatische Mutationen Pankreaskarzinome

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Somatische Mutationen
Pankreaskarzinome
Holger Kalthoff, Martina Voß
Klinik für Allgemeine und
Thoraxchirurgie, Abteilung
Molekulare Onkologie, Kiel
Zusammenfassung
Der Nachweis von Kras Mutationen
in Kombination mit der Detektion der
TelomeraseAktivität im Blut, im Stuhl
und in der Gallenflüssigkeit von Pan
kreastumorpatienten sind neue und
vielversprechende Ansätze für die Di
agnose des Pankreaskarzinoms. Es
sind jedoch noch umfassende Ring
versuche an Kliniken notwendig, be
vor die Analyse von KrasMutationen
und die Detektion der TelomeraseAk
tivität in großem Maßstab in der klini
schen Praxis Anwendung finden.
Auch bei der Detektion von p53Anti
körpern im Serum sowie von p16Ver
änderungen (Deletionen im p16Gen
und PromotorHypermethylierung) im
Pankreaskarzinomgewebe sind die
verfügbaren Methoden noch nicht ro
bust genug, um einen Verlauf der
Krankheit zu prognostizieren. In der
Gentherapie gibt es dagegen schon
einige vielversprechende Ansätze in
der klinischen Phase I.
Schlüsselwörter
Pankreaskarzinom, Kras, p16, p53,
TelomeraseAktivität, Gentherapie
Summary
Detection of Kras mutations in
combination with detection of telo
meraseactivity in blood, stool, and
bile of pancreatic cancer are new and
promising approaches in the dia
gnosis of pancreatic cancer. However,
Krasbased mutation analysis and
detection of telomerase activity is still
not well established and robust
assays which can be used clinically
need to be developed. Detection of
p53antibodies in sera of pancreatic
cancer patients seems to be a pro
gnostic marker for malignancy as well
as p16Mutations (deletions and pro
motorhypermethylation) in pancreatic
cancer tissue, but available methods
are still not sensitive enough. Gene
therapy has revealed promising
results in preclinical studies. Some of
the strategies have already pro
gressed to phase I clinical trials in
humans.
Keywords
pancreatic cancer, Kras mutations,
p16, p53, telomerase activity, gene
therapy
Einleitung
In Deutschland sterben jährlich ca.
12 000 Menschen an einem Pankreas
karzinom. Damit nimmt das Pankreas
Karzinom als sechsthäufigste Tumor
art mit 5 % aller Krebstoten einen
wichtigen Platz in der Mortalitätssta
tistik aller Tumoren ein. Das erste
Jahr nach Diagnosestellung überle
ben weniger als 20 % der betroffenen
Patienten und die FünfJahresÜber
lebensrate liegt unter 5 %. Damit hat
das Pankreaskarzinom eine der
schlechtesten Prognosen aller Tumor
arten überhaupt. Ein Grund für diese
außerordentlich schlechte Prognose
ist, dass Frühsymptome des Pankreas
karzinoms selten und uncharakteris
tisch sind. Daher werden Pankreas
karzinome häufig erst in fortgeschrit
tenen Stadien diagnostiziert. Ein wei
terer Grund für die schlechte Progno
se ist die Resistenz von Pankreaskar
zinomen gegenüber Strahlen und
Chemotherapie. Am häufigsten tritt
das Pankreaskarzinom in der 6.–8.
Lebensdekade auf, wobei Männer
etwa doppelt so häufig betroffen sind
wie Frauen („Arbeitsgemeinschaft Be
völkerungsbezogener Krebsregister in
Deutschland“, 2002).
Die existierenden Methoden, die zur
Diagnose des Pankreaskarzinoms
eingesetzt werden, wie TumorMarker,
Endoskopie und radiologischer Nach
weis, sind alle nicht sensitiv genug,
um das Pankreaskarzinom im Früh
stadium zu diagnostizieren. Dies gilt
insbesondere vor dem Hintergrund ei
ner chronischen Pankreatitis. Bewei
send ist die histopathologische Dia
gnose eines Pankreaskarzinoms. Bei
medgen 14 (2002)
181
Somatische Mutationen
Tab 1 Repräsentatives genetisches Profil
des PankreasAdenokarzinoms (Inoue, 2001)
Gen
Onkogen
Kras
TumorSuppressorGene
p53
p16
DPC4
Locus
12p12
80–95
17p13
9p21
18q21.1
50
85
ca. 55
MikrosatellitenInstabilität
TelomeraseReaktivierung
der Klassifizierung Pankreatischer
Intraepithelialer Neoplasien (PanIN)
werden histologisch 3 Läsionstypen
(PanIN: „pancreatic intraepithelial Ne
oplasia“) unterschieden (http://www.
pathology.jhu.edu/pancreas/panin):
Normale flache duktale Läsionen (Pa
nIN1A), papilläre duktale Läsionen
(PanIN1B), atypische papilläre duk
tale Läsionen (PanIN2) und schwere
atypische duktale Läsionen (PanIN3).
Trotz der Verbesserungen der Opera
tionstechniken und der palliativen
Therapien, hat sich die Prognose von
Patienten mit Pankreaskarzinom in
den letzten Jahrzehnten nur wenig
verbessert. Die effektivste Therapie
ist die chirurgische Resektion (Opera
tion nach Whipple), wobei nur 20 30
% der Tumore reseziert werden kön
nen. Eine frühzeitigere Diagnose soll
te die Prognose des Pankreaskarzi
noms verbessern, da Patienten mit
kleinen Tumoren, die auf das Pankre
as beschränkt sind, eine 5Jahres
Überlebensrate von 40 % haben.
Fragestellung
Angesichts der oben geschilderten
Situation sind neue Strategien nötig,
um das Pankreaskarzinom frühzeitig
zu diagnostizieren und effektiver zu
behandeln. Dabei könnte die Etablie
rung einer molekulargenetischen Dia
gnose, die ggf. parallel zur histopa
thologischen Diagnose Anwendung
finden würde, die Erkennung des
Pankreaskarzinoms im Frühstadium
ermöglichen. Der Einsatz von genthe
rapeutischen Methoden soll zum ei
nen mutierte oder deletierte Gene re
konstituieren, um Pankreastumoren
182
medgen 14 (2002)
Häufigkeit von
Mutationen (%)
3
90
z.B. weniger resistent gegenüber che
motherapeutischen Behandlungen zu
machen. Zum anderen könnte eine
molekularbiologische Therapie einge
setzt werden, um Tumorzellen mit Hil
fe von Viren gezielt zu zerstören.
In den nachfolgenden Abschnitten
soll der aktuelle Stand der molekular
genetischen Charakterisierung des
Pankreaskarzinoms, die Ansätze für
die molekulargenetische Diagnostik,
die Ansätze für eine Beurteilung der
Prognose des Pankreaskarzinoms
mit molekulargenetischen Methoden
sowie die gentherapeutischen Ansät
ze zur Behandlung des Pankreaskar
zinoms kurz erörtert werden.
Molekulargenetische Befunde
bei sporadischen Pankreas
karzinomen
Es wird angenommen, dass die An
zahl der Gene, die von Mutationen
betroffen sind, mit dem histopatholo
gischen Progressionsstadium zu
nimmt. Biologisch „frühe“ Läsionen
(z.B. Läsionen mit geringgradiger Dy
splasie) sollten nur einzelne sehr we
nige, „späte“ Läsionen dagegen meh
rere Genveränderungen aufweisen.
Mit Hilfe von molekularen Analysen
der Vorläuferläsionen konnte festge
stellt werden, dass aktivierende Kras
Mutationen sich meist früh ereignen,
während Veränderungen in der Ex
pression und der genetischen Inte
grität des p16Gens in „intermediären
Läsionen“ auftreten und die Inaktivie
rung von p53 und DPC4Genen so
wie Veränderungen der Telomerase
Aktivität erst spät in der neoplasti
schen Progression erfolgen.
In Pankreaskarzinomen wurden be
sonders häufig Kras Onkogen Muta
tionen beobachtet, wobei eine be
achtliche Prävalenz den Mutationen
im Codon 12 zukommt. Das Produkt
des Kras Gens ist ein Plasmamem
brangebundenes 21kD Guanin Nu
kleotidbindendes Protein mit GTPa
se Aktivität. Mutationen dieses Pro
teins führen zu einem Verlust der
GTPase Aktivität, wodurch die Signal
transduktion beeinflusst wird. Gleich
zeitig sind drei TumorSuppressorge
ne, die negativ regulierend auf den
Zellzyklus einwirken, besonders häu
fig von Mutationen betroffen: p53,
p16 und DPC 4 („deleted in pancrea
tic cancer, locus 4“). p53 ist ein Tu
morsuppressorgen, das für ein 53kD
nukleäres Phosphoprotein codiert.
Mutationen im p53Gen sind die häu
figsten somatischen genetischen Al
terationen in humanen Karzinomen
und führen zu einem mutierten Pro
tein mit einer erhöhten Halbwertzeit.
Als Transkriptionsfaktor kontrolliert
p53 eine große Zahl von Genen und
ist für die Inhibition einer Onkogenin
duzierten Transformation, die Erhal
tung der genomischen Stabilität, der
Modulation der G1Phase des Zellzy
klus und der Expression von Wachs
tumsKontrollGenen verantwortlich.
Ein mutiertes p53Gen verliert diese
regulatorischen Funktionen und trägt
so zur malignen Zelltransformation
bei. Das Tumorsuppressorgen p16
codiert für einen Regulator des Zell
zyklus. Funktionell ist p16 ein Inhibi
tor der CyclinDCdk4 und CyclinD
Cdk6 Kinase Komplexe, die die Akti
vität des ZellzyklusInhibitorProteins
Rb herunterregulieren. Das Tumor
Syndrom
Verantwortliches Gen
Relatives Risiko
Familäres Pankreaskarzinom
(FPC)
noch nicht identifiziert
60–80
__
Hereditäte Pankreatitis
(PCTT)
PRSS1
CFTR
SPINK1
80–100
__
Familiäres atypisches multiples
Mole Melanom Pankreas
KarzinomSyndrom
(FAMMMPC)
p16/INK4
CDKN2A
PeutzJeghersSyndrom
(PJS)
STK11
LKB1
100
Hereditäres Brust/Ovarialkarzinom
BRCA2
1–3,5
LiFraumeniSyndrom
(LFS)
p53
CHK2
5
Gehirntumoren
Melanom
Lungenkarzinom
Prostatakarzinom
Tumore der Gonaden
Multiple Primärtumore
Hereditäres nichtpolyposis
colorektales Karzinom
(HNPCC)
hMSH2
hMSH3
PMS1
PMS2
HMSH6
5
Colonkarzinom
Magenkarzinom
Karzinome des Urinaltraktes
Gallenkarzinome
Endometriumkarzinom
Familäres adenomatöses
Polyposis coli Syndrom
(APC)
APC
5
Colonkarzinom
Endometriumkarzinom
Multiple primäre Neoplasien
Hepatoblastom
suppressorprotein DPC4 vermittelt
die durch den Wachstumsfaktor TGFß
stimulierte Gentranskription über Se
quenzspezifische Bindung an die
DNA. Da TGFß auf Zellen epithelialen
Ursprungs eine Wachstumsinhibie
rende Wirkung hat, kann der Verlust
von DPC4 zur malignen Transforma
tion beitragen. Als Synonym für DPC4
wird in der Literatur auch häufig die
Bezeichnung SMAD4 verwendet, die
auf die Entdeckung des bei Drosophi
la melanogaster entdeckten homolo
gen Proteins zurückzuführen ist.
25
Assoziierte Tumoren
Melanom
Ösophaguskarzinom
Plattenepithelkarzinom
Ovarialkarzinom
Ösophaguskarzinom
Colonkarzinom
Brustkarzinom
Somatische Mutationen
Tab 2 Familiäre Krebssyndrome mit erhöhtem Risiko für Pankreaskarzinome (siehe OmimDatenbank: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/Omim/)
Brustkarzinom
Ovarialkarzinom
Prostatakarzinom
Weiterhin kommt es beim Pankreas
karzinom – wie auch bei anderen Tu
moren – zur Reaktivierung der Telo
meraseAktivität. Die Telomerase ist
ein Enzym, das eine DNASequenz
von 6 Nukleotiden an die chromoso
malen Enden in Keim und Stammzel
len anfügt und damit für die Immorta
lität der Zellen verantwortlich ist.
auf die hereditäre Pankreatitis (PCTT).
Weitere Tumorsyndrome wie das Li
FraumeniSyndrom (LFS), das Here
ditäre NichtPolyposis Colorektale
Syndrom (HNPCC) und das Familäre
Adenomatöse Polyposis ColiSyn
drom (APC) scheinen ebenfalls mit ei
nem erhöhten Pankreaskarzinomrisi
ko verbunden zu sein, allerdings wird
auch für diese Syndrome, ähnlich wie
für das erbliche Brust/OvarialSyn
drom, nur von einem relativen Risiko
von maximal 5 ausgegangen. Ein
deutlich erhöhtes Pankreaskarzinom
risiko weisen Risikopersonen aus Fa
milien mit Familiärem Pankreaskarzi
nom (FPC) auf, wobei hier noch kein
verantwortliches Gen identifiziert wer
den konnte. Die FPC’s sollen unge
fähr 57% aller Pankreaskarzinome
ausmachen (Klein, 2001). Einen Über
blick der familiären Krebssyndrome
mit erhöhtem Risiko für Pankreaska
zinome zeigt die Tabelle 2.
Molekulargenetische Befunde
beim erblichen Pankreaskarzinom
4–16 % der Pankreaskarzinome zei
gen eine familiäre Häufung. Diese ist
zurückzuführen auf das Familiäre Aty
pische Multiple Mole Melanom Pan
kreasSyndrom (FAMMMPC), das
PeutzJeghers Syndrom (PJS), das
erbliche BrustOvarialKarzinom und
Ansätze für die
molekulargenetische Diagnostik
des Pankreaskarzinoms
Obwohl noch keine klinischen Tests
für die genetische Diagnostik des
Pankreaskarzinoms etabliert sind,
gibt es vielversprechende Ansätze.
Bisher konzentrierten sich die mei
sten Anstrengungen darauf, ein sen
sitives diagnostisches Werkzeug zu
entwickeln, welches spezifisch die K
ras Codon 12 Mutation detektiert. K
ras Mutationen schienen gute poten
tielle Kandidaten für genetische Tests
zu sein, da sie früh in der Pankrea
skarzinogenese auftreten. Inzwischen
hat sich jedoch abgezeichnet, dass
die Spezifität der Kras Mutationen
zur Diagnose des Pankreaskarzinoms
alleine nicht ausreicht, da auch bei
Patienten mit Pankreatitis Kras Mu
tationen detektiert wurden. Die Häu
figkeitsangaben von Kras Mutationen
beim Pankreaskarzinom beziehen
sich auf den Nachweis der Kras Mu
tation im Gewebe und im Pankreas
sekret. Es ist jedoch zu bedenken,
dass invasive Techniken zum Erhalt
von Pankreassekret oder Pankreasge
webe für ein „CancerScreening“ un
geeignet sind.
Daher wurden Kras Mutationen au
ßer im Pankreassekret auch in Stuhl
proben, Gallenflüssigkeit, Sputum
und PlasmaDNA von Pankreastu
morpatienten untersucht (Friess,
1997). Hier konnte je nach Herkunft
der Probe eine Kras Mutation in
25–87 % der Fälle nachgewiesen
werden. Die Sensitivität hängt stark
von der Methode sowie von der Qua
lität der klinischen Probe ab (Minamo
medgen 14 (2002)
183
Somatische Mutationen
to, 2000). Bezüglich der mangelnden
Spezifität könnte der gleichzeitige
Nachweis der Reaktivierung der Telo
merase in differenzierten Zellen als
Marker dienen, um das Pankreaskar
zinom von der Pankreatitis zu unter
scheiden. Die Reaktivierung der Telo
merase kann mit Hilfe eines neuen
hoch sensitiven auf PCRbasierenden
Telomerase Tests (TRAP) erkannt wer
den. Im Gegensatz zum Pankreaskar
zinom konnte bei der Pankreatitis bis
her keine Reaktivierung der Telome
rase detektiert werden. Beim gleich
zeitigen Nachweis von Kras Mutatio
nen und TelomeraseAktivität im Pan
kreassekret waren 100 % der gete
steten Pankreaskarzinompatienten
(12/12) positiv (Myung, 2000). Die
weitere Entwicklung dieser Tests
könnte in naher Zukunft ein neues di
agnostisches Werkzeug für die früh
zeitige Diagnostik des Pankreaskarzi
noms schaffen.
Ansätze für die Beurteilung der
Prognose des Pankreaskarzinoms
mit molekulargenetischen
Methoden
Während der Nachweis von Kras
Mutationen und der Nachweis der
Reaktivierung der TelomeraseAkti
vität eher in der molekularen Diagnos
tik des Pankreaskarzinoms Anwen
dung finden könnten, dürfte der
Nachweis von Mutationen/Deletionen
in den Tumorsuppressorgenen p53
und p16 eher eine Hilfestellung für die
Beurteilung der Prognose bieten
(Inoue, 2001).
p53Mutationen scheinen eine schnel
lere Progression des Pankreaskarzi
noms zu induzieren. Sie sind assozi
iert mit einem fortgeschrittenen Tu
morstadium, lokalem Lymphknoten
befall und kürzeren Überlebenszeiten
aber nicht mit einer höheren Inzidenz
von Fernmetastasen oder gesteiger
ter Tumorgröße. Weiterhin scheint die
Anwesenheit von p53Antikörpern im
Serum von Patienten sehr spezifisch
für die Malignität der Pankreaserkran
kung zu sein. Damit könnte p53 – be
sonders postoperativ – ein prognosti
scher Indikator sein. Allerdings konn
ten im Serum von Pankreaskarzinom
patienten (n = 160) nur bei 6,4 % der
184
medgen 14 (2002)
Probanden p53Antikörper detektiert
werden, obwohl die p53Mutationsra
te bei > 50 % liegt (Marxsen, 1994).
p53Mutationen wurden allerdings
auch – wenn auch selten – im Pankre
assaft von Patienten mit chronischer
Pankreatitis detektiert (Löhr, 2001a).
Als weiterer prognostischer Marker
könnte auch der Nachweis von Verän
derungen im TumorSuppressorgen
p16 im Pankreasgewebe eingesetzt
werden, da p16Veränderungen bei
der chronischen Pankreatitis ein Indi
kator für ein hohes Risiko einer
Weiterentwicklung in ein Pankreaskar
zinom sind. Die am häufigsten be
schriebenen p16Veränderungen bei
Pankreastumoren sind eine Hyperme
thylierung des Promotors sowie Dele
tionen im p16Gen. Die Anwesenheit
von p16 Veränderungen in Pankreas
tumoren ist mit einer schlechten Pro
gnose verbunden (Gerdes, 2002). Je
doch muss auch hier – wie beim
Nachweis von p53Mutationen – die
Sensitivität des Nachweises noch
verbessert werden.
Gentherapeutische Ansätze
zur Behandlung des Pankreas
karzinoms
(Kasuya, 2001)
In der Gentherapie gibt es einige viel
versprechende Ansätze, die hier im
Einzelnen kurz vorgestellt werden sol
len.
Bei der AntisenseStrategie werden
Nukleinsäuren eingesetzt, die zu be
stimmten Sequenzen der DNA oder
RNA komplementär sind. Die Hybridi
sierung der Oligonukleotide an ihr Ziel
kann die Transkription oder Transla
tion des GenProdukts effektiv blok
ken. In vitro und im Tiermodell zeig
ten AntisenseOligonukleotide gegen
Kras eine Reduktion der Kras Ex
pression und ein supprimiertes Zell
wachstum. In diesem Zusammenhang
könnte auch doppelsträngige RNA
Einsatz finden, welche die Expression
korrespondierender ExonSequenzen
in der RNA inhibiert (Paul, 2002).
Die Gengerichtete Prodrug Aktivie
rung Therapie (GPAT) beruht auf dem
Einsatz von nichtSäugerEnzymen.
Die Thymidin Kinase des Herpes Sim
plex Virus (HSVtk) und die Cytosin
deaminase (CD) aus E. coli sind hier
zwei klassische Enzyme. Die HSVtk
phosphoryliert die „Prodrug“ Ganci
clovir (GCV) zu Ganciclovir Mono
phosphat. Diese Substanz wird dann
durch die Wirtszelle weiter zu der to
xischen Form GanciclovirTriphosphat
phosphoryliert. Ganciclovir Triphos
phat inhibiert die DNAPolymerase
und ist toxisch für Zellen, die sich in
der SPhase des Zellzyklus befinden.
GenTherapien, die das HSVtkGen
benutzen, versuchen das Gen vor
zugsweise in Pankreastumorzellen
einzuschleusen und anschließend
GCV hinzuzufügen, so dass selektiv
die infizierten Tumorzellen sterben. Im
Tiermodell konnten hierdurch vielver
sprechende Ergebnisse z.B. die Re
gression von Lebermetastasen erzielt
werden. Nach dem gleichen Prinzip
erfolgt der Einsatz des Enzyms Cyto
sindeaminase (CD), welches die Dea
mination von Cytosin zu Uracil kata
lysiert. Die CD kann die ungiftige Pro
drug 5Fluorcytosin (5FC) zu 5Fluo
ruracil (5FU) umsetzen, welche an
schließend zu 5Fluoruraciltriphos
phat (5FUTP) oder Fluor2Deoxyu
ridin5’Monophosphat (5FdUMP)
prozessiert wird. 5FUTP wird dann in
die mRNA inkorporiert und interferiert
mit dem mRNA Prozessing, während
5FdUMP die Thymidylat Synthase in
hibiert und dadurch mit der DNASyn
these interferiert. Die CD wird mit Hil
fe eines Vektors in Pankreastumorzel
len eingebracht und anschließend
wird 5FC verabreicht. Mit dieser Me
thode konnte im Mausmodell eine
Verminderung des Tumorwachstums
beobachtet werden.
Eine Problematik dieser antiNeoplas
tischen Therapien ist es, dass die ein
gesetzten Mengen an Therapeutika,
die toxisch für Tumorzellen sind, auch
zu einem gewissen Grad toxisch für
normale Zellen sind. Hier könnte der
Einsatz von Säugerassoziierten Pro
motoren, die die Expression einge
schleuster Gene steuern (z.B. HSVtk
oder CD), Abhilfe schaffen. Da diese
Promotoren in normalen Geweben
theoretisch nicht aktiv sind, wird das
eingeschleuste Gen nicht in normalen
Zellen exprimiert, so dass diese Zel
Eine weitere Strategie ist der Einsatz
von Tumorspezifischen Replikations
kompetenten Herpes oder Adenovi
ren. Hierbei werden Replikations
kompetente Viren auf Tumorzellen
„gerichtet“, die dann durch virale Re
plikation und resultierende ZellLyse
zerstört werden. Der Vorteil dieser
Therapie ist, dass nicht jede Zelle
transduziert werden muss, um eine
erfolgreiche Therapie zu gewährlei
sten, da der Virus auch anliegende
Tumorzellen zerstört. Ein Tumorspe
zifischer Adenovirus produziert z.B.
ein Protein, das die Replikation von
Tumorzellen verhindert. In Kombina
tion mit HSVtkExpression/Ganciclo
virBehandlung konnten Mäuse mit
peritoneal disseminiertem Pankrea
skarzinom effektiv behandelt werden:
Die Überlebenszeit der behandelten
Mäuse verbesserte sich signifikant.
Ein Beispiel für einen Replikations
kompetenten Virus ist Onyx015, der
bereits in der klinischen Phase I zur
Behandlung des Pankreaskarzinoms
getestet wird. Onyx015 ist ein
E1B55kDa Gendeletierter Adenovi
rus, der das Tumorsuppressorgen p53
bindet und damit die p53vermittelte
transkriptionelle Aktivierung blockiert.
Onyx015 soll für seine effiziente Re
plikation in Tumorzellen auf Verände
rungen im p53 TumorsuppressorSig
nalweg angewiesen sein. Obwohl die
ser Effekt in neuesten Veröffentlichun
gen in Frage gestellt wurde, wurden
in der Behandlung von KopfHalsTu
moren mit diesem Virus bereits viel
versprechende Ergebnisse erzielt. In
der klinischen Phase IStudie an Pan
kreastumorpatienten konnte bei der
Behandlung mit Onyx015 jedoch kei
ne virale Replikation beobachtet wer
den (Mulvihill, 2001).
Eine weitere Methode ist der Transfer
von genetisch modifizierten allogenen
Zellen in das Blutgefäßsystem des
Tumors. Hierfür werden die Zellen, die
ein Cytochrom p450 Enzym exprimie
ren, in CelluloseSulphat eingebettet.
Die Aktivierung der Zellen im Tumor
erfolgt über die Verabreichung von
geringen Mengen Ifosfamid. In der kli
nischen Phase I/IIStudie zeigte sich
hier bei 4/14 Pankreastumorpatienten
eine Regression des Tumors, während
der Tumor bei den anderen Patienten
(10/14) zumindest unverändert blieb
(Löhr, 2001b).
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Somatische Mutationen
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und 5FC herzustellen. Ein Beispiel
hierfür ist das Carcinoembryonale An
tigen (CEA), ein Glycoprotein, das im
allgemeinen von Colorektalen, Ga
stro und Pankreaskarzinomen stark
exprimiert wird. Mit Hilfe eines adeno
viralen Vektors, der ein CEAtkKon
strukt enthielt und direkt in einen sub
kutanen Tumor injiziert wurde, konn
te eine signifikante TumorRegression
im Mausmodell erzielt werden. Ein
weiteres Beispiel ist das Glycoprotein
MUC1, das von Pankreas und Mam
makarzinomzellen häufig in veränder
ter Form exprimiert wird. Eine Trans
duktion mit Retroviren, die das HSV
tk Transgen unter der Kontrolle des
MUC1Promotors haben, resultiert in
der Zellkultur in einem Anstieg der
GCVSensitivität in MUC1 positiven
Zellen.
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Prof. Dr. Holger Kalthoff
Dr. Martina Voß
Klinik für Allgemeine und Thoraxchirurgie
Abtlg. Molekulare Onkologie
ArnoldHellerStr. 7
24105 Kiel
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