Enzyme - Petra Peschel

Werbung
Foto: Enzym-Liga
Viele Heilungsvorgänge lassen sich
durch Enzyme unterstützen. So bei
Verletzungen und besonders auch
bei Beschwerden des Bewegungsapparates oder bei Rheuma
Enzyme aus Ananas und Papaya
unterstützen die Gesundheit auf
vielfache Weise
Enzyme – eine Quelle
des Lebens. Enzyme
gehören zu den
wichtigsten Baustoffen
unseres Organismus
20
2010/1
enzymtherapie
VON PETRA PESCHEL
DIE GROSSE ÜBERSICHT
ENZYME
KLEINE HELFER MIT
GROSSER WIRKUNG
WAS JEDER WISSEN SOLLTE
S
ie sind allgegenwärtig. Und das,
obwohl wir sie eigentlich nie zu
Gesicht bekommen. Gemeint sind
die Enzyme, die das Leben erst
ermöglichen. Kein Mensch, kein Tier und
auch keine Pflanze kann ohne sie existieren. Wie eine Ampelanlage, die selbst zu
den größten Stoßzeiten den Straßenverkehr zuverlässig regelt, brauchen wir Enzyme zur Regulation unserer Gesundheit:
Ohne Ampeln bricht der Straßenverkehr
zusammen, ohne Enzyme beginnt das
Sterben lebensnotwendiger Stoffwechselprozesse und damit jeder Körperzelle.
Es ist schon faszinierend, dass wir
ohne Enzyme weder wachsen, atmen,
verdauen oder uns bewegen können.
Kein Herzschlag, kein Lachen, keine
Wahrnehmung ohne Enzyme. Unter
Fachleuten werden Enzyme auch als
Biokatalysatoren bezeichnet. Damit ist
gemeint, dass sie den ständigen Austausch- und Erneuerungsprozess unseres Körpers steuern, ohne sich dabei
selbst zu verändern.
Enzyme sind hoch komplexe Eiweißstoffe. Sie können in den Stoffwechsel
jeder Körperzelle eingreifen und
beispielsweise das Abklingen einer entzündlichen Schwellung beschleunigen.
Enzyme sind somit für die Entgiftung zuständig. Sie übernehmen aber auch
den Transport von Nährstoffen in die
Zelle hinein sowie den Abtransport von
Endprodukten aus der Zelle heraus.
Kein Lebensprozess kann ohne
Enzyme stattfinden. Enzyme sind
Lebenselixier und Medizin zugleich.
Sie helfen bei Verdauungsproblemen, Gelenkschmerzen,
Entzündungen und Sportverletzungen, aber auch bei der
Regulierung des Immunsystems.
Wir können eine Menge tun, um
ihnen ihre Arbeit zu erleichtern
Die Fülle der enzymabhängigen Prozesse ist kaum vorstellbar: Nach einigen
Schätzungen besteht unser Körper aus bis
zu 100 Billionen Zellen. Das ist sage und
schreibe circa 1000 Mal mehr als es Sterne in unserer Galaxie gibt. Täglich sterben um die 600 Milliarden dieser Zellen
ab, genauso viele werden Tag für Tag
wieder neu aufgebaut. Das sind pro Sekunde Millionen von Zellen. Dass dieses
tägliche Wunder vollbracht wird, verdanken wir den Enzymen.
Umso erstaunlicher, dass die westliche
Medizin die Heilkraft der Enzyme erst vor
knapp 200 Jahren entdeckte und dass
in Deutschland erst im Jahr 1960 die
erste Enzymtablette zugelassen wurde.
Enzyme sind aber nicht gleich Enzyme. Von den rund 20.000 im menschlichen Organismus vorkommenden
Enzymen sind bis heute nur etwa
3.000 genau erforscht. Je nach Aufgabe werden sie in verschiedene
Gruppen unterteilt.
Wichtige Enzyme, die den meisten
bekannt sein dürften, sind die Verdauungsenzyme, ursprünglich auch
5
Bei den verschiedensten
Beschwerden, die besonders
mit zunehmenden Lebensjahren auftreten, hat sich
die Zufuhr von Enzymen als
hilfreich erwiesen
Grafik: Enzym-Liga
2010/1
21
Enzyme - kleine Helfer mit großer Wirkung
als Fermente bezeichnet. Sie werden von den
verschiedenen Verdauungsdrüsen produziert.
Die wenigsten Verdauungsenzyme braucht
man bei rohen und nicht hitzebehandelten
Nahrungsmitteln, weil wir dann die für die
Verdauung notwendigen Enzyme über die
Nahrung selbst aufnehmen. Es handelt sich
hierbei um die zweite wichtige Enzymgruppe, die Nahrungsenzyme. Sie sind in der
Lage, die Aufgabe der Verdauungsenzyme
zu übernehmen.
Allerdings landet heutzutage das Wenigste unserer Speisen roh und unverarbeitet auf
dem Teller. Unser Essen ist gekocht, gebacken und gebraten und deswegen oft leider
enzymlos, weil Kochen oder Erwärmen in der
Mikrowelle die Enzyme zerstört.
Die dritte wichtige Gruppe sind die
Stoffwechselenzyme, die ständig in jeder
lebenden Zelle gebildet werden. Zu ihnen
zählen außerdem all jene Enzyme, die nicht
für die Verdauung gebraucht werden und
über den Blutstrom in Zellen oder Körpergeweben aktiv werden, um die Arbeit der Stoffwechselenzyme zu unterstützen.
Wie wir Enzymmangel
und damit Krankheiten
vorbeugen können
Das Problem bei unseren körpereigenen Enzymen ist, dass wir mit zunehmendem Alter
die Fähigkeit verlieren, sie ausreichend herzustellen. Ein 30-Jähriger beispielsweise produziert schon dreizehn Prozent weniger an
Verdauungs-, aber auch an den so wichtigen
Stoffwechselenzymen, als ein Mensch im Alter
von zwanzig Jahren.
„Mit jeder weiteren Lebens-Dekade geht
die Enzymproduktion um mindestens weitere
zehn Prozent zurück“, weiß Karl Ankner. Der
Enzymexperte und Autor hat sich nach eigenen gesundheitlichen Problemen auf die Herstellung von pflanzlichen Enzympräparaten
spezialisiert und lebt heute in Florida. „Mit 50
Jahren stellt unser Körper nur noch ungefähr
die Hälfte der Enzyme zur Verfügung wie bei
einem jungen Menschen. Das ist mit ein
Grund, warum wir in späteren Jahren oft Verdauungsprobleme haben. Der sinkende
Spiegel an Stoffwechselenzymen wiederum
kann sich negativ auf unsere Selbstheilungskräfte auswirken.“
Karl Ankner, 63, hat eine vierfache Bypassoperation hinter sich und fühlt sich heute fit
und leistungsfähig. Er ist davon überzeugt,
dass die meisten Krankheiten Resultat eines
Enzymungleichgewichtes oder eines -defizits
sind. Enzympräparate bedeuten für Ankner
heute ein Mehr an täglicher Energie, ein
schlagkräftigeres Immunsystem und vor allem
Wohlbefinden.
Täglich eingenommene Enzyme können
außerdem zum Vorsorgeprogramm werden.
„Auch wenn wir krank sind, kommt Enzymen
Enzyme –
wie sie wirken
Enzyme sind in jeder menschlichen
Körperzelle zu finden. Oft sind es
mehrere hundert verschiedene, die
in jeder Zelle unsere Körperfunktionen aufrechterhalten
Einige wichtige Funktionen
von Enzymen:
Sie steuern die Zellatmung und
Enzyme – hier das Modell
eines Enzymmoleküls –
beschleunigen Lebensprozesse und helfen,
Stoffwechselvorgänge
in Gang zu bringen
eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung dieses Problems zu“, sagt Ankner. „Betrachten
wir nur einmal unsere Magen-Darm-Schleimhaut, die wird im Fünf-Tages-Rhythmus immer
wieder komplett erneuert. Auch alle anderen
Stoffwechselprozesse kommen ohne Enzyme
nicht voran. Hier wird deutlich, warum Enzyme tatsächlich über den Status krank oder
gesund mitbestimmen.“
Ein Enzymmangel kann auch genetisch bedingt sein. Zu den Erbkrankheiten gehört zum
Beispiel die häufigste angeborene Stoffwechselstörung, die Phenylketonurie (PKU). In
sorgen dafür, dass neues Körpergewebe aufgebaut werden kann
Sie koordinieren die Blutgerinnung,
aber auch die Auflösung von
Blutgerinnseln
Sie regeln unser Abwehrsystem
Gesundheitliche Probleme
veranlassten den Unternehmer Karl Ankner, sich
mit der Heilkraft der
Enzyme zu beschäftigen
22
2010/1
und sorgen für die Balance, wenn
unsere Gesundheit, beispielsweise
bei einer Infektion, Entzündung
oder Verletzung, aus dem Gleichgewicht gerät
Sie ermöglichen die natürliche
Körperentgiftung und regeln die
Verdauung.
Enzyme sind so wichtig, dass
bereits beim NeugeborenenScreening im Fersenblut nach
einem angeborenen
Enzymdefekt gefahndet wird
enzymtherapie
Deutschland ist etwa einer von
10.000 Menschen betroffen. Aufgrund einer Enzym-Genmutation
kommt es zur Anreicherung einer
Aminosäure, dem Phenylalanin,
das PKU-Patienten nicht mehr
abbauen können. Die Folge sind
Konzentrationsschwächen bis hin
zu schweren geistigen Entwicklungsstörungen und epileptischen Anfällen. Eine rechtzeitig
begonnene eiweißarme Diät
kann diese Symptome verhindern, zumal die Krankheit selbst
mittels einfacher Reihenuntersuchung bereits bei Neugeborenen aufgedeckt werden kann.
Wie schon erwähnt, können
nicht benötigte Verdauungsenzyme auch als Stoffwechselenzyme fungieren. Je weniger Verdauungsenzyme unser Körper
also für die Aufspaltung der
Nahrung braucht, umso mehr
fleißige Helfer sind frei, die Arbeit der Stoffwechselenzyme zu
unterstützen. Beispielsweise bei
einem grippalen Infekt oder einer Sportverletzung.
Die fleißigen
Verdauungsenzyme
Pankreas heißt die Wunderfabrik,
aus der die Verdauungsenzyme
kommen. Gemeint ist die Bauchspeicheldrüse, die im Oberbauch
als Anhangsdrüse des Zwölffin-
enzymtherapie
Die Bauchspeicheldrüse produziert die wichtigen
Verdauungsenzyme, damit die Nahrung im
Darm optimal aufgeschlüsselt werden kann.
Wobei das mit Rohkost sehr viel leichter gelingt
gerdarms hinter dem Magen
liegt. Sie gibt die Enzyme, die in
Amylasen, Lipasen und Proteasen
unterschieden werden, an den
Zwölffingerdarm ab. Dort werden
sie je nach Bedarf aktiv. Amylasen zerlegen Kohlenhydrate, die
Lipasen haben die Aufgabe, Fette aufzuspalten, und Proteasen
zersetzen Eiweiße (siehe auch Tabelle). So entstehen schließlich
kleine Moleküle, die über die
Darmwand ins Blut gelangen und
zu den einzelnen Organen und
Zellen transportiert werden. Jede
einzelne Körperzelle würde verhungern, wenn es die Enzyme der
Bauchspeicheldrüse nicht gäbe.
Sind zu wenige körpereigene
Verdauungsenzyme – beispielsweise aufgrund einer Schwäche
der Bauchspeicheldrüse – vor-
5
2010/1
23
enzymtherapie
Enzyme - kleine Helfer mit großer Wirkung
Wann eine
Enzymzufuhr
hilfreich ist
Die fleißigen Fünf
Bei den Verdauungsenzymen
werden fünf fleißige Helfer
unterschieden. Sie arbeiten im
Team und stets im richtigen
Verhältnis zueinander.
Amylasen
Sie helfen, komplexe
Kohlenhydrate zu spalten.
Dazu gehören beispielsweise
das Frühstücksbrot, die
Kartoffeln, Nudeln, eine Pizza,
aber auch Gemüse und
Hülsenfrüchte.
Lipasen
So manch fettes Essen
empfinden wir als schwer im
Magen liegend. Zeit für die
Lipasen, die Fette und Öle in
leicht aufnehmbare Verbindungen zerlegen.
Proteasen
Proteasen, der Name kommt
nicht von ungefähr. Hier geht’s
um die Proteine, die Eiweiße.
Sei es der Joghurt, der Fisch
oder der Braten, Proteasen
sind hier bei der Verdauung
für die Aufspaltung maßgeblich
beteiligt.
Cellulasen
Sie helfen bei der Kohlenhydratverdauung mit, weil es da
besonders viel zu tun gibt: So
brauchen komplexe ZelluloseFasern zusätzliche fleißige
Arbeiter für die Verdauung.
✔
Laktasen
✔
Laktase ist das Enzym, das die
Laktose, den Milchzucker,
aufspaltet. Wer unter einer
Laktoseintoleranz leidet und
somit Milch- und Milchprodukte nur begrenzt oder gar
nicht genießen kann, dem fehlt
dieses Enzym für die Verdauung. Es gibt spezielle Nahrungsergänzungsprodukte mit
dem Enzym Laktase, die in
diesen Fällen zum Beispiel
vor einem Verzehr von
Milchprodukten eingenommen
werden können.
2010/1
✔
✔
✔
✔
✔
✔
✔
✔
Kann man Enzyme
einfach essen?
24
✔
✔
✔
handen, kann sich das mit Durchfall, Blähungen oder auch Bauchschmerzen bemerkbar
machen. Bei leichten Formen einer so genannten Pankreasinsuffizienz können Verdauungsenzyme als Tabletten eingenommen werden,
die in Apotheken frei verkäuflich sind.
Fest steht, dass Enzyme lebensnotwendige
Bausteine unseres Organismus sind, und dass
sie mit zunehmenden Lebensjahren nur noch
unzureichend produziert werden. Heute weiß
man, dass verarbeitete Lebensmittel diesen
Vorgang zusätzlich erschweren können.
Könnte dann des Rätsels Lösung für eine ausreichend hohe Zahl an Stoffwechselenzymen
nicht in der richtigen Ernährung liegen?
Stellt sich die Frage, welche Nahrungsmittel überhaupt einen nennenswerten Enzymgehalt liefern. „Wir haben das einmal ausgerechnet“, berichtet Allgemeinmediziner und
Naturheilkundler Dr. Dr. med. Winfried Miller
aus Kempten im Allgäu: „Um den Gehalt von
sechs Enzymtabletten, das ist eine übliche
Dosierung, zu kompensieren, müssten Sie
✔
Wenn Enzyme
fehlen, reicht es
oft nicht aus, den
Bedarf durch
Lebensmittel zu
decken. Eine Nahrungsergänzung ist
dann sinnvoller
Bei Verletzungen und
Entzündungen
Zur Schmerzlinderung, zum
Beispiel beim Wirbelsäulensyndrom
Bei Erkrankungen der Gelenke
und bei Bewegungseinschränkungen
Bei Muskelschmerzen und
rheumatischen Erkrankungen
Bei offenen und schlecht
heilenden Wunden
Bei Knochenbrüchen
Bei operativen Eingriffen,
beispielsweise nach einer
Zahnextraktion
Bei Gefäßerkrankungen, Venenproblemen und Krampfadern
Bei Atemwegserkrankungen
und Infekten
Zur Vorbeugung, beispielsweise
auch eines Muskelkaters
Bei Störungen des
Abwehrsystems
Bei chronischen Harnwegsinfekten
Bei Autoimmunerkrankungen,
wie Heuschnupfen, aber auch
rheumatoider Arthritis
In der Krebstherapie zur Stärkung
des Immunsystems und zur
Linderung der Folgen einer
Chemotherapie.
täglich dreieinhalb Kilogramm frisch geerntete Ananas essen. Außerdem wäre es hilfreich,
wenn Sie die Ananas dort verzehren, wo sie
geerntet wurde – also wirklich
frisch und frei von Transport- oder Lagerungsschäden.“
Ebenso enzymreich
wie die Ananas mit ihrem Bromelain ist
auch die Papaya mit
5
enzymtherapie
2010/1
25
Enzyme - kleine Helfer mit großer Wirkung
dem Enzym Papain. Beide Früchte sind die
wichtigsten pflanzlichen Enzymquellen, die
sich in erforderlicher Konzentration entsprechend in frei verkäuflichen Enzymtabletten
wieder finden.
Es gibt einen weiteren Punkt, der erklärt,
warum wir Enzyme nicht einfach so essen
können und auf Enzympräparate im Sinne einer Nahrungsergänzung zurückgreifen sollten. „Wenn Sie sich beispielsweise die Ananas ansehen, dann stecken die Enzyme im
Strunk und im holzigen Teil in der Mitte. Beides werden Sie in der Regel wegschneiden
und nicht essen“, erläutert Dr. Dr. Miller. „Darin
steckt aber der höchste Bromelain-Gehalt.“
Tierisch gewonnene Enzyme in Enzympräparaten heißen Trypsin, Chymotrypsin und
Pankreatin. Sie kommen hauptsächlich aus
dem Magen, Dünndarm oder der Bauchspeicheldrüse von Kühen und Schweinen. Bei
der Frage, ob nun tierische und/oder pflanzliche Quellen den menschlichen Enzymbedarf
sinnvoll auffüllen und deswegen bevorzugt
werden sollten, ist sicherlich zu bedenken,
dass Enzyme pflanzlichen Ursprungs aus der
Ananas oder der Papaya vegetarisch und
vegan sind und somit von jedem eingenommen werden können.
Enzyme – auch in der
Krebsmedizin
Dr. Dr. med. Miller kam vor etwa zwanzig Jahren mit dem Start seiner naturheilkundlichen
Praxis zum Thema Enzyme. „Da wusste man
natürlich noch viel weniger über die immunologischen Zusammenhänge als heute. Bei
meinem Literaturstudium über entzündungshemmende Substanzen aus der Natur, bin ich
auf die Enzyme gestoßen, die ich nun bereits
seit 1990 bei meinen Patienten einsetze.“
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten
von Enzymen Grafik: Mucos Pharma
Zu diesen Patienten gehören auch Krebskranke, denen Miller begleitend Enzyme gibt.
Anfang der 1990er-Jahre konnte nämlich unter anderem bewiesen werden, dass das Papain aus der Papaya das Wachstum von Tumorzellen und auch das Entstehen von Metastasen hemmt.
Knapp ein Jahrhundert vorher, im Jahr
1902, gab es zwar bereits erste Einsätze von
Enzymen in der Onkologie und somit bei Tumorpatienten. Seinerzeit jedoch musste der
schottische Embryologe John Beard noch auf
frisch gewonnene Enzyme von tierischen
Bauchspeicheldrüsen zurückgreifen. Alternativ werden heute in solchen schweren Krankheitsfällen Kombinationen aus pflanzlichen
und tierischen Enzymen eingesetzt.
Der 1882 in Wien geborene Professor Dr.
med. Max Wolf war es, der in zahlreichen
Tests nachweisen konnte, dass eine Enzymkombination bei chronischen Entzündungen
und bösartigen Tumoren die besten Behandlungserfolge zeigte.
Dr. Dr. med. Winfried Miller hat sich
auf komplementäre Krebstherapie
spezialisiert. Zur Behandlung von
Tumorpatienten gehört auch der
Einsatz von Enzymen
26
2010/1
Dass also sowohl tierische Quellen als
auch Enzyme aus Pflanzen genutzt werden,
erklärt sich damit, dass zum Beispiel die Enzyme Trypsin und Chymotrypsin vom Tier das
menschliche Immunsystem stimulieren. Dies
ist bei Krebspatienten in besonderem Maße
geschwächt. Gemeinsam mit der Wissenschaftlerin Helene Benitz entwickelte Wolf
ein Enzymgemisch, das 1963 in Deutschland
registriert, für die Behandlung einer Krebserkrankung und zur Metastasenprophylaxe
zugelassen wurde. Es ist bis heute als
WoBe-Enzymgemisch bekannt.
Wie Gelenke und
Knochen profitieren
Ob zur Vorsorge oder in der Therapie, die
Einsatzgebiete der Enzyme sind vielfältig.
Rosemarie Bernhardt aus Schwetzingen zum
Beispiel will ihre Enzyme heute nicht mehr
missen. „Ich hatte in meinem Beruf viel mit
Knochenhautentzündungen oder auch Sehnenscheidenentzündungen zu tun“, berichtet die 73-Jährige, die gut zwanzig Jahre
als Fußpflegerin arbeitete. „Durch das Liegen der Füße auf meinem Schoß, das Massieren und Halten von Fußpflegezangen,
war bei mir eine Überanstrengung da. Ich
bekam eine Entzündung im Daumengelenk
und hatte ständig Venenentzündungen.“ Da
enzymtherapie
Fußpflegerin Rosemarie
Bernhardt, 73, litt unter
hartnäckigen Venenentzündungen. Die
Enzymtherapie brachte
schließlich Heilung. Heute
gehören Enzyme für sie
zur täglichen Vorsorge
Foto: Enzym-Liga e.V.
sie auf verordnete Schmerzmittel
mit Nebenwirkungen reagierte,
nahm Rosemarie Bernhardt Enzyme ein.
„Durch Bekannte hatte ich
1972 zum ersten Mal von dieser
Möglichkeit gehört. Und da ich
mich sehr für Gesundheit und
Medizin interessiere, habe ich
mich anschließend ausführlich
enzymtherapie
über die Enzymtherapie informiert. Damit kam dann auch die
Heilung. Die Entzündung und die
Schmerzen waren nach ein paar
Wochen ganz verschwunden. Ich
war in den letzten neun Jahren
bei keinem Arzt mehr. Meine Enzyme nehme ich das ganze Jahr
hindurch, jeden Morgen zwei
Stück.“
Die mit der Bewegung einhergehenden Belastungen konfrontieren mindestens jeden zweiten
Menschen einmal in seinem Leben mit Gelenkbeschwerden.
Auslöser können Entzündungsherde oder Infektionen sein.
Aber auch Abnutzungserscheinungen, hormonelle Veränderungen, unausgewogene Ernährung, psychische Belastungen
und schädliche Umwelteinflüsse
spielen eine Rolle.
Dazu Dr. Dr. Miller: „Das Knorpelgewebe verliert während des
Auch bei entzündlichen
Gelenkserkrankungen,
wie beispielsweise einer
Kniegelenksentzündung,
können die kleinen Helfer
Linderung verschaffen
Foto: Klosterfrau Gesundheits-Service
5
2010/1
27
Enzyme - kleine Helfer mit großer Wirkung
Schnupfen? Enzyme senken
die Infektanfälligkeit
Foto: Klosterfrau Gesundheits-Service
Enzyme sorgen für den
Abtransport der für den
Schmerz verantwortlichen
Entzündungsbotenstoffe
Das funktioniert aber nur, wenn man sie auf
leeren Magen einnimmt. Damit möglichst viele der zugeführten Enzyme über die Dünndarmschleimhaut ins Blut und dann zum Einsatzort gelangen, müssen sie im Idealfall
mindestens eine dreiviertel Stunde vor der
Mahlzeit oder frühestens eineinhalb Stunden
danach eingenommen werden.
Enzyme für die Hausund Reiseapotheke
Alterungsprozesses an Elastizität, wird spröde und splittert, weil eine ausreichende Nährstoffversorgung und vor allen Dingen auch
wichtige Enzyme fehlen. Der Gelenkknorpel
reibt sich dann schneller ab. Ist der Knorpel
zerstört, greift die Erkrankung auf den Knochen über. Alleine in Deutschland bekommen
daher Jahr für Jahr etwa 300.000 Patienten
ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk.
Wie das Beispiel von Rosemarie Bernhardt zeigt, betrifft die Arthrose aber nicht
nur die großen Gelenke, auch die kleinen
Gelenke der Finger können bei einseitiger
Belastung, bei der es zusätzlich zu einer
Muskelverspannung kommt, in Mitleidenschaft gezogen werden.
Was ist eine systemische
Enzymtherapie?
Die mit den Jahren zunehmenden Enzymversorgungslücken in unserem Organismus, so
die Meinung der Experten, lassen sich mit der
Gabe von Enzymen erfolgreich kompensieren. Besonders auch bei entzündlichen Erkrankungen sind sie angezeigt. Aber was geschieht dabei eigentlich im Organismus?
Miller nennt es systemische Enzymtherapie, wenn solche Präparate eingenommen
28
2010/1
Just Hintz ist Heilpraktiker
in Hamburg. Mit der Enzymtherapie konnte er schon
vielen Patienten helfen
werden, um einen bestimmten Effekt im Körper auszulösen. So zum Beispiel um das Immunsystem aufzubauen, die
körperliche Fitness zu steigern
oder um ein umgeknicktes Fußgelenk zu heilen. Dass das
klappt, weiß auch der Heilpraktiker Just Hintz aus Hamburg:
„Enzyme haben den Vorteil,
dass sie ein entzündliches
Krankheitsbild schneller zum
Abheilen bringen.“ Karl Ankner
ergänzt: „Eine systemische Enzymtherapie kann auch den
Blutdruck senken oder den
Stress auf die vitalen Organe reduzieren.“
Systemisch bedeutet, dass die Enzyme
nach Einnahme über die Blutbahn genau
dahin gelangen, wo sie gebraucht werden.
Enzyme greifen regulierend in überschießende, entzündliche Vorgänge ein und können
folglich auch Schmerzen lindern. Das gilt
nicht nur für chronische Beschwerden des Bewegungsapparates, sondern auch für Alltagsverletzungen. Enzyme sind deshalb auch
in der Haus- oder Reiseapotheke sinnvoll.
Ein Beispiel: Wenn wir stürzen, stolpern
oder umknicken, kann die Gelenkkapsel
überdehnt werden und es kommt zu einer
so genannten Distorsion. Einer Verstauchung, die nicht selten mit einer Zerrung
oder gar Blutung im Gelenk einhergeht. In
solchen Fällen oder auch bei einem Malheur im Haushalt, wie beispielsweise einem
Nach Eingriffen wie einer Zahnextraktion
fördern Enzyme die Wundheilung und lassen
lokale Schwellungen schneller abklingen
enzymtherapie
enzymtherapie
Bei Verletzungen, die mit
einem schmerzhaften
Bluterguss einhergehen,
beschleunigen sofort
eingenommene Enzyme den
Heilungsprozess
gequetschten Daumen, sollte die betroffene Stelle als
erstes mit kalten Umschlägen oder Eispackungen gekühlt
werden. Um Schmerzen zu lindern und
das Ausbreiten eines
Blutergusses zu vermeiden. Gleichzeitig
mit der Kühlung können bis zu 15 Enzymtabletten mit viel Flüssigkeit
unmittelbar
eingenommen werden. Und dann jeweils zwischen den Mahlzeiten über den Tag
verteilt nochmals fünf bis sieben Tabletten.
Dr. Dr. Miller rät bei Alltagsverletzungen,
die Enzyme so lange einzunehmen, bis die
Verletzung abgeheilt ist. Enzyme können trocken bei Zimmertemperatur gelagert werden
und sind 24 Monate haltbar.
Dass Enzyme einen Bluterguss schneller
abbauen können, wurde im Sportmedizinischen Institut in Grünwald bei München an
100 freiwilligen Versuchspersonen untersucht.
Diesen, berichtet Winfried Miller, entnahm
man zu diesem Zweck je zwei Kubikzentimeter Blut und spritzte es unter die Haut. Auf
diese Weise entstand ein künstliches Hämatom. Nun gab man 50 der Probanden eine
Woche lang täglich dreimal zehn Dragees
eines Enzymgemisches zum Einnehmen. Die
anderen Teilnehmer erhielten ein Scheinmedikament, das keinerlei Enzyme enthielt.
Nach einer Woche war bei den mit Enzymen
behandelten Personen der Bluterguss mit einem Therapieerfolg von 76 Prozent wesentlich besser aufgelöst als bei denen, die ein
Placebo eingenommen hatten. Auch Druckschmerzen ließen unter Enzymeinnahme sehr
viel schneller nach.
Warum Enzyme
auch bei Rheuma
helfen können
Schmerz gehört bei den rheumatischen Erkrankungen – unabhängig davon, ob sie akut
entzündlich oder verschleißbedingt sind – ebenfalls zu den
Hauptsymptomen. Für eine erfolgreiche Behandlung müssen
also Entzündung und Schmerz
gleichermaßen bekämpft werden. Beides schafft die systemische Enzymtherapie mit proteolytischen, also Eiweiß aufspaltenden Enzymen, erklärt Dr. Dr. Miller. Ein dickes Gelenk schwillt mit ihrer Hilfe schneller
ab, und die so genannten Fresszellen, eine
Form der weißen Blutkörperchen, werden für
die körpereigene Abwehr aktiviert.
So fördern Enzyme den Heilungsverlauf
und beschleunigen ihn. Dazu der Enzymexperte: „Durch die Enzymgaben entsteht ein
immunologisch aktives Substrat, das über
den Blutweg verteilt wird. Es ist in der Lage,
Entzündungsbotenstoffe – wir nennen sie Zytokine – im Körper aufzuspüren und zu eliminieren. So wird das Ungleichgewicht aus Zytokinen, die für Schmerz, Hitze und all die
Zeichen einer Entzündung verantwortlich ist,
wieder in Richtung Normalität verschoben.“
Klingt zunächst kompliziert, aber selbst ein
komplexer Wirkmechanismus lässt sich auf
den Punkt bringen: Zytokine sind nichts
anders als Signalbotenstoffe unseres Immunsystems. Und das von Miller erwähnte aktive
Substrat kann man sich wie ein Schloss mit
dem passenden Schlüssel vorstellen. Hat also
ein Enzym die Schleimhäute des Darms passiert, verbündet es sich mit einem speziell zu
ihm passenden Reaktionspartner. Der wiederum ist dazu aus der Riege der weißen
5
2010/1
29
enzymtherapie
Enzyme - kleine Helfer mit großer Wirkung
Enzyme – wie eine Erfolgsgeschichte begann
Seit dem 17. Jahrhundert werden
Enzyme wissenschaftlich erforscht. 1836
entdeckte der Arzt und Biologe Theodor
Schwann im Magensaft eine neue
Substanz, die Eiweiß besonders schnell
auflöste. Er nannte sie Pepsin. Auch der
französische Chemiker Louis Pasteur
(1822 - 1895) beschäftigte sich mit den
Stoffen, die biochemische Vorgänge
scheinbar beschleunigen konnten. Lange
Zeit nannte man sie Fermente, bis man
sich 1897 in der Wissenschaft darauf
einigte, alle Biokatalysatoren als Enzyme
zu bezeichnen.
Doch bereits lange zuvor, beispielsweise
bei den Indianern Südamerikas oder auch
den Israeliten der Antike, nutzte man –
ohne sich der Wirkung bewusst zu sein –
Enzyme zur Förderung von Heilungsprozessen. So wurden beispielsweise
Papayablätter zur Unterstützung der
Verdauung verwendet. Die Inkas nutzten
Enzyme aus Ananas und Papaya für die
Wundheilung. Indianer aus dem karibischen Raum trugen eine frische Paste aus
unreifen Ananasfrüchten und Blättern
äußerlich auf Verrenkungen und Verstauchungen auf. Sie wussten auch, dass
unreife Ananas harntreibend wirkt, den
Menstruationsfluss fördert und Würmer
im Darm abtötet.
Bis heute ist der geregelte Stuhlgang einer
der Zwecke, für die Enzyme angewendet
wurden. Dass Enzyme in vielerlei Hinsicht
eine Schlüsselrolle für vitales Leben
bedeuten, wurde durch einen der
Gründungsväter der Enzymtherapie,
Professor Dr. med. Max Wolf, bekannt. In
zahlreichen Untersuchungen belegte er,
dass Enzyme unter anderem entzündungshemmende Wirkung haben. Die Präparate,
die seinen Namen tragen, sind bis heute
auf dem Markt und enthalten Kombinationen von Enzymen aus Pflanze und Tier.
Bereits zuvor hatte ein weiterer Pionier
der Enzymtherapie, der in Chicago
geborene Wissenschaftler Dr. Edward
Howell, den Konsum von gekochten und
verarbeiteten Lebensmitteln für Menschen
infrage gestellt. In seinen umfangreichen
Forschungsarbeiten fand er heraus, dass
eine Erhitzung von Lebensmitteln für
länger als 15 Minuten auf 48 Grad Celsius
alle natürlich vorkommenden Enzyme
zerstört. Ab 1940 untersuchte er den
Zusammenhang von diesem Enzymdefizit
und akuten oder chronisch degenerativen
Erkrankungen. Howell ist der maßgebliche
Wegbereiter für rein pflanzliche Enzyme in
der Enzymtherapie. 1972 schrieb er in The
Healthview: „Sie haben vielleicht alle
Nährstoffe, Vitamine, Proteine, Mineralstoffe, die Sie brauchen, aber Ihr Körper
benötigt immer noch Enzyme, das
Lebenselement, um Ihren Körper lebendig
und fit zu halten.“
Bereits vor rund 2.000
Jahren nutzte man
Enzyme aus Feigen für
die Wundheilung. Man
strich einen Brei aus den
Früchten auf die Wunde.
Die Inkas nutzten
Enzyme aus Ananas
sowie Papaya gegen
Verletzungen
Blutkörperchen abkommandiert worden und
heißt Alpha-2-Makroglobulin, kurz A2M.
Gemeinsam leitet dieses Team dann alles
Notwendige in die Wege, fängt Entzündungsbotenstoffe, die Zytokine, ein und regelt den Ablauf der gesamten Entzündungsreaktion bis zu deren Abklingen. Und dies
wesentlich schneller und geordneter als das
ohne Enzyme der Fall wäre. Auf diese Weise
lässt sich ein lokales entzündliches Beschwerdebild selbst bei einer in der Regel sehr
30
2010/1
langwierigen Sportverletzung innerhalb von
zwei Wochen verbessern.
Der Unterschied zu
chemischen Präparaten
Bei Schmerzen greifen wir üblicherweise zu
Schmerzmitteln und Wirkstoffen wie Diclofenac, Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Ibuprofen. Stellt sich die Frage, warum wir stattdessen Enzyme einnehmen sollen. Leisten die be-
Schmerzmittel können
bei unkontrollierter und
dauerhafter Einnahme
weit reichende
Nebenwirkungen
verursachen
währten Schmerzstiller denn nicht die gleiche
Arbeit und regulieren sie einen entzündlichen
Prozess nicht sogar noch besser?
Ganz im Gegenteil, meint Dr. Dr. Miller:
„Damit blockieren wir sogar die Entzündungsreaktion. Und genau das ist nicht natürlich.“ Wir sind zwar froh, wenn wir keinen
Schmerz mehr verspüren. Lässt die medikamentöse Wirkung jedoch nach, dann sind
nicht nur die Beschwerden zurück, auch die
Krankheitsursache ist immer noch vorhanden.
Zudem sind bei längerer Medikation Nebenwirkungen wie Magenblutungen oder auch
Magengeschwüre zu befürchten.
Natürlich wünschen wir uns bei Schmerzen sofortige Linderung. Grundsätzlich aber
ist Schmerz zunächst einmal sinnvoll, ein lebensnotwendiger Schutzmechanismus. Er
bewirkt automatisch eine Ruhigstellung der
betroffenen Körperteile nach einer Verletzung. Schmerz fühlt sich mitunter qualvoll
an, sorgt aber dafür, dass wir uns nicht unnötig bewegen, damit sich die Verletzung
oder Entzündung nicht weiter in unserem
Körper ausbreiten.
„Klassische Schmerzmittel blockieren den
natürlichen Ablauf der Entzündungsreaktion,
Enzyme regulieren ihn“, fasst Winfried Miller
zusammen. „Sie sorgen dafür, dass die Ursache des Schmerzes, nämlich das Ungleichgewicht der Entzündungsbotenstoffe, in Balance kommt und bleibt. Das ist eine geniale,
die Natur unterstützende Funktion.“
5
enzymtherapie
2010/1
31
Enzyme - kleine Helfer mit großer Wirkung
Nebenwirkungen –
der hohe Preis der Entzündungshemmer
Wer kennt sie nicht, die Acetylsalicylsäure, besser bekannt als Aspirin. Seit
Jahrzehnten ist sie im Einsatz und für
ihre gute Wirkung bei grippalen Infekten,
Fieber und auch Schmerzen beliebt.
Wie jede Medaille hat aber dieser
Wirkstoff, wie auch andere aus der
Riege der Enzündungshemmer, eine
Kehrseite. Schmerzstiller wie Diclofenac
oder Ibuprofen können unangenehme
Nebeneffekte haben und unter
anderem die Magen- und Darmschleimhaut schädigen.
Das Risiko möglicher Nebenwirkungen
durch diese Wirkstoffgruppe ist vor allen
Dingen bei älteren Menschen erhöht. Im
schlimmsten Fall kommt es aufgrund der
Gabe von NSAR zu Blutungen und
Geschwüren bis hin zu Magendurchbrüchen. Ein solcher Magendurchbruch
Aber bei einer Arthritis oder einer akuten
Verletzung ganz auf Medikamente verzichten, geht das in der Praxis überhaupt? „In
solchen Fällen gebe ich in den ersten drei Tagen ein klassisches Schmerzmittel, gleichzeitig dazu, beginnend ab dem ersten Tag, Enzyme“, erklärt Winfried Miller. „Wenn sich die
Schmerzen gebessert haben, werden nur
noch die Enzyme gegeben. Diese Kombination hat sich in der Praxis auch bei Gelenkserkrankungen bewährt.“ Da der Körper bei
dieser Strategie nicht unnötig lange mit Entzündungshemmern belastet wird, reduziert
sich das Nebenwirkungsspektrum erheblich.
Auch bei längerer
Einnahme ungefährlich
Enzyme sind leicht zu handhaben und gut
verträglich. Eine übliche Verabreichung liegt
bei sechs Tabletten am Tag. Grund für diese
recht hohe Anzahl ist, dass sich die erforderliche Enzymmenge aufgrund der Molekülgröße von Enzymen nicht in eine einzige oder
zwei Tabletten packen lässt. Enzymspezialist
Karl Ankner bestätigt: „Enzyme gehören zu
den sichersten Produkten, die man kaufen
kann. Es wurde noch nie festgestellt, dass
eine bestimmte Menge je nachteilig war.“
Patienten mit chronischen Beschwerden
haben ein geschärftes Bewusstsein und Interesse an einer guten Verträglichkeit, berichtet
man seitens der Enzym-Liga e.V. über die
32
2010/1
kommt bei etwa 10 Prozent der behandelten Personen vor. Alleine in Deutschland sterben jährlich an den Folgen der
durch entsprechende Medikamente
verursachten Magenblutungen 2.000
Menschen. Anzeichen für die Nebenwirkungen dieser Schmerzstiller können
Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen,
Haarausfall oder Hautausschläge bis
hin zu Schwindel, Nierenschäden und
Kreislaufschock sein. Kortisonpräparate
können weitere Nebenwirkungen zeigen
wie Depressionen, Osteoporose, ein
erhöhtes Thromboserisiko, Muskelschwäche, erhöhte Infektionsanfälligkeit und vieles mehr.
Aus Sicht ganzheitsmedizinischer
Experten sollten Schmerzmittel nur
wenige Tage und nur so lange wie
unbedingt nötig eingenommen werden.
führt wiederum zu einer Verspannung, diese
wieder zu Schmerz aufgrund bewegungsmeidender Schonhaltung, dann folgt die
nächste Verspannung und so weiter.
Auch bei Kindern können Enzyme eingesetzt werden. Bei ihnen läuft in den Jahren, in
denen sich das Immunsystem noch im Auf-
Buchtipps & Infos
· Dr. Dr. Winfried Miller: „Quelle des Lebens
– Enzyme“, Zuckschwerdt-Verlag, ISBN 9783-88603-913-5, € 14,90 · Karl Ankner:
„Enzyme ...und wie sie helfen“, Cosmos-An
Verlag B.V., ISBN 978-90-79686-01-8, €
26,90 · Heinz Teichmann: „Die Medizin auf
dem Holzweg? – Über die Wirkung der
Enzyme“, Verlag Neue Literatur VNL, ISBN
978-3-938157-25-1, € 12,90 · Erich F. Elstner:
„Enzym- und Immunmodulation: die neue
Gesundheitsvorsorge“, Haug-Verlag, ISBN
978-3-8304-9192-7, € 19,95 · Sven-David
Müller-Nothmann: „Ernährungsratgeber
Arthritis und Arthrose“, Schlütersche Verlag,
ISBN 978-3-89993-530-1, € 12,90
(Alle Bücher – außer Karl Ankner – unter
www.ritter24.de)
Verbände und wichtige Adressen:
www.doktor-miller.de ist der Kontakt zu Dr.
Dr. Winfried Miller. Tel.: 08 31 / 59 48 66;
E-Mail: [email protected]
Welche Enzyme bei
welchem Problem am
besten helfen können,
weiß auch der Apotheker
häufigste Frage und Sorge interessierter Anrufer an Enzymprodukten. Enzyme können
also ohne Bedenken über eine längere Zeit
eingenommen werden. Auch bei weichteilrheumatischen Beschwerden sind sie eine
gute Unterstützung. So zum Beispiel bei der
schmerzhaften Nackensteife mit dem zungenbrecherischen Namen Periarthropathia
humeroscapularis tendopathica simplex
(PHS). Neben Stress oder lokaler Überbeanspruchung ist häufig auch nasskaltes Winterwetter und Zugluft auslösendes Übel der
PHS. Sie führt zu einer erhöhten Muskelanspannung und damit zu einer Vermehrung
schmerzverstärkender Botenstoffe.
Gerade solche chronischen Leiden sind für
die Betroffenen ein Teufelskreis: der Schmerz
Die www.enzymliga.de gibt Informationen
rund um die Welt der Enzyme und die
Enzymtherapie. Eine kostenlose Info-Hotline
steht außerdem unter 0800/22 56 322 zur
Verfügung.
www.wgfe.org ist die Wissenschaftliche
Gesellschaft zur Förderung der Enzymtherapie (WGFE) und hat das Ziel, die Erforschung der Enzymtherapie auch der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So
entstanden auch Therapieempfehlungen für
die Behandlung von Krankheiten des
rheumatischen Formenkreises, die von der
Internetseite per Download abrufbar sind.
Heilpraktiker Just F. Hintz ist für Fragen zum
Thema Rheuma und Schmerzen entweder
per E-Mail: [email protected] oder
telefonisch unter 040 / 339 829 13, täglich
von 10:00 bis 13:00 Uhr, erreichbar.
www.sunsplash-europe.com: Hier ist das
Buch von Karl Ankner erhältlich. Aber auch
verschiedene pflanzliche Nahrungsergänzungsprodukte. Die Palette reicht von
Verdauungshilfen über unterstützende
Enzyme für die Herzgesundheit bis hin zu
natürlichen Entzündungshemmern.
enzymtherapie
Wenn die natürliche
Enzymzufuhr nicht
mehr ausreicht, sind
Kombinationspräparate sinnvoll
Wann wirken Kombinationspräparate?
bau befindet, eine Entzündungsreaktion viel
effektiver ab als bei Erwachsenen. Dadurch
erklärt sich auch das bei Kindern häufig vorkommende hohe Fieber.
„Aus der Erfahrung der letzten vierzig Jahre weiß man, dass sich Enzyme auch bei Kindern bewährt haben“, so Naturheilkundler
Miller. „Allerdings sollten sie mindestens drei
Jahre alt sein, da sie in die Enzyme nicht reinbeißen dürfen. In dem Moment wird nämlich
die magensaftresistente Kapsel oder Ummantelung zerstört und der gewünschte Enzymeffekt geht verloren. Enzyme müssen geschluckt werden. Ab drei Jahren geht eine Tablette am Morgen, eine am Abend. Sind die
Kinder vierzehn Jahre alt und älter, dann steige ich auf die Erwachsenendosis um.“
Auf die Frage nach Erfolg oder Misserfolg einer Enzymtherapie berichtet Karl Ankner,
dass der Einsatz eines therapeutischen Enzymproduktes nach seiner Erfahrung in neun
von zehn Fällen – je nach Beschwerdebild –
etwa nach vier Wochen positive Resultate
zeigt. Arthritische Beschwerden oder auch
Rückenschmerzen brauchen allerdings mehr
Zeit für eine spürbare Verbesserung.
Auch Winfried Miller stellt fest: „Sie werden
unter der Enzymtherapie in den seltensten Fällen sofort eine Entzündungs- und Schmerzreduktion haben. Es dauert einfach.“ Das begründet sich in dem beschriebenen Wirkmechanismus der Regulation statt der Blockade
einer natürlichen Reaktion des Körpers. Enzyme bekämpfen die Ursache, statt die Symptome zu unterdrücken und damit dem Körper
eine Heilung quasi vorzutäuschen.
Die meisten auf dem Markt befindlichen
Enzympräparate, die bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt werden können, sind
Kombinationen verschiedener Enzyme. Das
Bromelain aus der Ananas ist das Enzym, das
einem dabei am meisten begegnet. Je nach
Zielsetzung einer Behandlung wird es mit Papain, Trypsin, Chymotrypsin und/oder Pankreatin kombiniert. Eine Kombination aus all diesen Enzymen ist beispielsweise bei Venenentzündungen angezeigt.
Durch die Einnahme von Enzymen kann sich
der Stuhl in seiner Farbe, Beschaffenheit und
seinem Geruch verändern, das ist allerdings
harmlos. Gerade wenn die Tagesdosis gut
über den Tag verteilt wird, sind weitestgehend
keinerlei Nebenwirkungen bekannt. Wie bei
vielen Methoden der Naturheilkunde kann es
vorübergehend zu einer Erstverschlimmerung
kommen, die aber schnell wieder abklingt. Sie
ist ein Signal dafür, dass der Heilungsprozess
in Gang kommt.
2010/1
33
Herunterladen