Psychosen Definition Psychosen Schwere Störungen von Affekt, Denken und Antrieb. © H.-C. Steinhausen Psychosen Psychosen Klassifikation Klassifikation Unterformen der Schizophrenien gemäss ICD-10 Schizotype und wahnhafte Störungen F 20.0 F 20.1 F 20.2 F 20.3 F 20.4 F 20.5 F 20.6 F 20.8 F 20.9 F 21 F 22 F 23 F 24 F 25 F 28 F 29 Paranoide Schizophrenie Hebephrene Schizophrenie Katatone Schizophrenie Undifferenzierte Schizophrenie Postschizophrene Depression Schizophrenes Residuum Schizophrenia simplex Sonstige Schizophrenie Nicht näher beschriebene Schizophrenie Schizotype Störungen Anhaltende wahnhafte Störungen Akute vorübergehende psychotische Störungen Induzierte wahnhafte Störung Schizoaffektive Störungen Sonstige nichtorganische psychische Störungen Nicht näher bezeichnete nichtorganische Psychose © H.-C. Steinhausen Psychosen © H.-C. Steinhausen Psychosen Klassifikation Klassifikation Allgemeine Kriterien für die paranoide, die hebephrene, die katatone und die undifferenzierte Schizophrenie: Während der meisten Zeit innerhalb eines Zeitraumes von mind. einem Monat (oder während einiger Zeit an den meisten Tagen) sollte eine psychotische Episode mit entweder mind. einem der unter 1. aufgezählten Syndrome, Symptome und Anzeichen oder mit mind. zwei der unter 2. aufgezählten Symptome und Anzeichen bestehen. © H.-C. Steinhausen 1. Mindestens eines der folgenden Merkmale: a. Gedankenlautwerden, Gedankeneingebung, Gedankenentzug oder Gedankenausbreitung b. Kontrollwahn, Beeinflussungswahn, Gefühl des Gemachten, deutlich bezogen auf Körper- oder Gliederbewegungen oder bestimmte Gedanken, Tätigkeiten oder Empfindungen; Wahnwahrnehmungen c. kommentierende oder dialogische Stimmen, die über die Patienten reden, oder andere Stimmen, die aus bestimmten Körperteilen kommen d. anhaltender kulturell unangemessener, bizarrer Wahn, wie der, das Wetter kontrollieren zu können oder mit Ausserirdischen in Verbindung zu stehen. © H.-C. Steinhausen 1 Psychosen Psychosen Klassifikation Kassifikation 2. Oder mindestens zwei der folgenden Merkmale Infantile Schizophrenien a. anhaltende Halluzinationen jeder Sinnesmodalität, täglich während mind. eines Monats, begleitet von flüchtigen oder undeutlich ausgebildeten Wahngedanken, ohne deutliche affektive Beteiligung oder begleitet von langanhaltenden überwertigen Ideen b. Neologismen, Gedankenabreissen oder Einschiebungen in den Gedankenfluss, was zu Zerfahrenheit oder Danebenreden führt c. katatone Symptome wie Erregung, Haltungsstereotypien oder wächserne Biegsamkeit (Flexibilitas cerea), Negativismus, Mutismus und Stupor l Im Kindesalter beginnende Schizophrenien sind seltene Psychosen, die in vielen Bereichen der Symptomatik der Schizophrenien im Jugend- und Erwachsenenalter gleichen, in einigen aber sehr spezifisch sind. l Halluzinationen und paranoide Symptome sind seltener, Körperhalluzinationen (Coenästhesien) dagegen häufiger als im Erwachsenenalter. d. „negative“ Symptome wie auffällige Apathie, Sprachverarmung, verflachte oder inadäquate Affekte (Es muss sichergestellt sein, dass diese Symptome nicht durch eine Depression oder eine neuroleptische Medikation verursacht werden) © H.-C. Steinhausen © H.-C. Steinhausen Psychosen Psychosen Kassifikation Kassifikation Juvenile Schizophrenien Juvenile Schizophrenien l Im Jugendalter beginnende Schizophrenien gelten als Frühform der Schizophrenien des Erwachsenenalters und weisen eine weitgehend übereinstimmende Symptomatik auf. l Unterschiede bestehen in der Subtypologie, da bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Unterform der Hebephrenie häufig ist, sowie im Verlauf, der im Jugendalter ungünstiger als im Erwachsenenalter ist. l Der Verlauf kann episodisch-rezidivierend oder chronisch sein mit unterschiedlichen Rest- bzw. Residualsymptomen im Intervall. l Die häufigsten Subtypen sind die paranoidhalluzinatorischen, die hebephrenen und die katatonen Schizophrenien. © H.-C. Steinhausen Schizophrenien © H.-C. Steinhausen Schizophrenien Klinik Klinik © H.-C. Steinhausen © H.-C. Steinhausen 2 Schizophrenien Schizophrenien Klinik Klinik Positive Symptome (am Häufigsten akustische) Halluzinationen, Paranoia (Verfolgungswahn, Grössenwahn, Liebeswahn etc.) und Denkstörungen. Differentialdiagnose im Kindesalter • Mutismus Negative Symptome • Autistische Störungen Antriebsminderung, Konzentrationsstörungen und Interesseverlust. Bei einem Teil der später Erkrankten bestehen bereits vor der Erstmanifestation gewisse Auffälligkeiten (prämorbide Persönlichkeit). • Desintegrative Störungen • Organische Psychosen (Infektionen, Tumore, Epilepsien etc.) Diagnostik Anamnese, Verhaltensbeobachtung, Exploration typischer Befunde und Ausschluss organischer Grunderkrankungen. © H.-C. Steinhausen © H.-C. Steinhausen Schizophrenien Schizophrenien Klinik Ätiologie Differentialdiagnose im Jugendalter l Affektive Psychosen (vor allem manische Störungen) l Zwangsstörungen l Organische Psychosen (Drogen, Infektionen etc.) l Schizotype Störung l Beginnende Persönlichkeitsstörungen (schizoide, paranoide) • Genetische Übertragung (familiäre Häufung) einer spezifischen Disposition. Störung des Neurotransmitter–Stoffwechsels (Dopamin–Hypothese) • Morphologische Befunde (Ventrikelerweiterung, neurodevelopmental disorder) • Auslösung und Verlaufsbeeinflussung durch unspezifische psychosoziale Stressoren. (Expressed emotions, Verlusterlebnisse, Überlastung etc.). © H.-C. Steinhausen © H.-C. Steinhausen Schizophrenien Schizophrenien Therapie Therapie • Neuroleptische Standardtherapie Multimodaler Ansatz mit medikamentösen, psychotherapeutischen, Prüfe: ergo- und sozialtherapeutischen Bausteinen. ja Toleranz, Wirksamkeit nein - Diagnose - Compliance - Wechsel auf atypisches Neuroleptikum Fortführung für 12-24 Monate ja Fortführung für 12-24 Monate Toleranz, Wirksamkeit nein • In der Psychopharmakologie der Schizophrenien dominieren Prüfe: die Neuroleptika (Antipsychotika), bei den affektiven Störungen die Antidepressiva, Antikonvulsiva und Lithium–Präparate (Phasen- - prophylaxe). Diagnose Compliance Indikation für Lithium Indikation für Depot-Neuroleptikum Wechsel auf atypisches Neuroleptikum Toleranz, Wirksamkeit nein Prüfe: © H.-C. Steinhausen ja Fortführung für mindestens 6-12 Monate - Diagnose Compliance Abbau aller unwirksamen Medikation Einsatz der vorher effektivsten Medikation oder atypisches bzw. Depot- Neuroleptikum - Verhaltenstherapie © H.-C. Steinhausen 3 Psychosen Psychosen Kassifikation Kassifikation Affektive Psychosen l l Organische Psychosen umfassen depressive, manische und bipolare (manischdepressive) Störungen. Sie manifestieren sich später als die Schizophrenien, sind deshalb im Kindesalter extrem rar und auch im Jugendalter seltener als die Schizophrenien. Affektive Psychosen verlaufen häufig in Phasen, wobei die Symptomatik im Intervall häufiger komplett remittiert als bei den Schizophrenien. l Halluzinationen (farbig, realitätsnäher als bei Schizophrenien) l Denkstörungen (Inkohärenz, Zerfahrenheit) l Antriebsstörung (Reduktion, Steigerung) l Affektstörung (ängstlich-depressiv vs. maniform) l Orientierungsstörungen l Störungen der Merkfähigkeit © H.-C. Steinhausen © H.-C. Steinhausen Psychosen Psychosen Ursachen organischer Psychosen Ursachen von Vergiftungen im Rahmen organischer Psychosen Erkrankungen des ZNS Interne Erkrankungen Pharmaka • Entzündungen • Allgemeininfektionen • Gefässerkrankungen • Stoffwechselstörungen, Intoxikationen z.B. Atropin, Antihistaminika, Biperiden, Kortikostereoide, Narkotika, Spasmolytika, Anti-Parkinson-Mittel • Traumen • Endokrinopathien Drogen • Tumoren • kardiovaskuläre Krankheiten z.B. Haschisch, LSD, Amphetamine • Epilepsien • Hepatopathien Haushaltsmittel • heredodegenerative Erkrankungen • Nephropathien z.B. organische Verbindungen • Blutkrankheiten Schwermetalle • maligne Krankheiten z.B. Blei, Thallium, Quecksilber © H.-C. Steinhausen © H.-C. Steinhausen 4