Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie

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Springer-Lehrbuch
F. Schneider
S. Weber-Papen
Psychiatrie,
Psychosomatik und
Psychotherapie
… in 5 Tagen
Unter Mitarbeit von Ingo Vernaleken
123
Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30
52074 Aachen
[email protected]
www.psychiatrie.ukaachen.de
Dipl.-Psych. cand. med. Sabrina Weber-Papen
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
RWTH Aachen
Pauwelsstr. 30
52074 Aachen
ISBN 978-3-540-89049-2 Springer Medizin Verlag Heidelberg
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Planung: Renate Scheddin, Heidelberg
Projektmanagement: Axel Treiber, Heidelberg
Lektorat: Ursula Illig, Stockdorf
Layout und Umschlaggestaltung: deblik Berlin
Umschlagmotiv: © Yuri Arcurs - Fotolia.com
Satz: Fotosatz-Service Köhler GmbH – Reinhold Schöberl, Würzburg
SPIN 12559343
Gedruckt auf säurefreiem Papier
15/2117 – 5 4 3 2 1 0
V
Vorwort
Das vorliegende Werk wurde speziell für Medizinstudentinnen und -studenten zur schnellen Prüfungsvorbereitung auf das so genannte »Hammerexamen« geschrieben: für das schnelle und kurzfristige Wiederholen examensrelevanter Fakten.
Der formale Aufbau entspricht einem 5-tägigen Repetitorium, in dem der kompakt, aber dennoch umfassend dargestellte Lernstoff maximal innerhalb einer Woche erarbeitet werden kann. Inhaltlich orientiert sich
das Buch am Gegenstandskatalog und an den prüfungsrelevanten Themen aller Hammerexamina der letzten Jahre. Besonderen Wert haben wir darauf gelegt, dass bisherige und potenzielle Fragen des IMPP nach
dem Durcharbeiten des vorliegenden Buches korrekt beantwortet werden können.
Natürlich soll das Buch nicht nur eine schnelle und zielgerichtete Prüfungsvorbereitung ermöglichen, sondern eignet sich auch als vorlesungs-, kurs- und praktikumsbegleitende Lektüre – zum raschen Nachschlagen wesentlicher Sachverhalte ohne unnötigen Ballast. Optimalerweise sollte man während des Studiums
ein ausführlicheres Psychiatrie-Lehrbuch studiert haben. Aber auch ohne eine solche Lektüre, soll dieses
Buch dazu verhelfen, dass unsere Leser sicher durch das »Hammerexamen« kommen.
Unser besonderer Dank gilt zwei Mitarbeitern der Aachener Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: dem
Juniorprofessor Dr. med. Ingo Vernaleken, der mit großer Sorgfalt und Fachkenntnis die Manuskripterstellung begleitet hat und der Ärztin und PJ-Mentorin der Klinik, Annegret Drangmeister, die uns durch ihre
kritische Durchsicht der Kapitel unterstützend zur Seite stand. Den Aachener Medizinstudenten, die frühere
Fassungen des Manuskriptes gelesen und gelernt haben, danken wir für die vielen kritischen Hinweise auf
Ballast und Unnötiges, wodurch dieses Kompendium so kurz und verständlich wie möglich gehalten werden
konnte. Auch den verantwortlichen Mitarbeitern des Springer Verlages, Renate Scheddin und Axel Treiber,
sowie der Lektorin Ursula Illig, möchten wir ganz herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit danken.
Sie alle halfen uns, Sachverhalte noch kürzer und noch prägnanter zu beschreiben.
Wir wünschen allen Lesern viel Erfolg bei den schriftlichen und mündlichen Prüfungen des »Hammerexamens«! Über eine Rückmeldung, ob das vorliegende Werk auch Ihnen eine wertvolle Hilfe war, wären
wir unseren Lesern nach ihrem Examen sehr dankbar.
Aachen, im Herbst 2009
F. Schneider, S. Weber-Papen
VII
Inhaltsverzeichnis
1
1.1
Gesundheitsstörungen
und Psychopathologie . . . . . . . . . . .
4.9
1
Allgemeine Psychopharmakotherapie
im Alter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4.10 Psychopharmakainduzierte Notfälle . . . .
77
78
5
5.1
5.2
5.3
5.4
5.5
5.6
5.7
5.8
5.9
Psychotherapie . . . . . . . . . . . . . . .
Psychotherapeutische Ansätze . . . . . .
Verhaltenstherapie . . . . . . . . . . . . . .
Psychoanalytische Therapieverfahren . .
Gesprächspsychotherapie . . . . . . . . .
Systemische Paar- und Familientherapie
Entspannungsverfahren . . . . . . . . . . .
Biofeedback . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Psychoedukation . . . . . . . . . . . . . . .
Schulenübergreifende Psychotherapie .
81
82
83
89
93
93
94
94
95
95
6
6.1
6.2
6.3
6.4
6.5
Weitere Therapieformen . . . . . . . . . . 97
Elektrokrampftherapie . . . . . . . . . . . . 98
Lichttherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Schlafentzugstherapie . . . . . . . . . . . . . 100
Physiotherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . 100
Soziotherapie, Versorgung, Rehabilitation 100
1.12
1.13
1.14
1.15
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Bewusstseins- und Orientierungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Formale Denkstörungen . . . . . . . . . .
Ich-Störungen . . . . . . . . . . . . . . . . .
Mnestische Störungen . . . . . . . . . . .
Neuropsychologische Symptome . . . .
Probleme im Sozialverhalten . . . . . . .
Selbst- und Fremdgefährdung . . . . . .
Störungen der Affektivität . . . . . . . . .
Störungen der Krankheitsbewältigung .
Störungen von Antrieb
und Psychomotorik . . . . . . . . . . . . .
Vegetative Störungen . . . . . . . . . . . .
Wahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Wahrnehmungsstörungen . . . . . . . . .
Zwänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
Psychiatrische Diagnostik . . . . . . . . .
29
Anamnese . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Psychopathologischer Befund . . . . . . .
Körperliche Untersuchung . . . . . . . . .
Testpsychologische Diagnostik . . . . . .
Klassifikation psychischer Erkrankungen
.
.
.
.
.
30
31
32
35
39
7
Schizophrenie . . . . . . . . . . . . . . . . . 103
8
Affektive Störungen . . . . . . . . . . . . . 115
9
Angststörungen . . . . . . . . . . . . . . . . 129
3
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
Forensische Psychiatrie . . . . . . . . . .
41
10
Zwangsstörungen . . . . . . . . . . . . . . 137
Zivilrecht . . . . . . . . . . . . . . . .
Strafrecht . . . . . . . . . . . . . . . .
Unterbringungsrecht . . . . . . . .
Sozialrecht . . . . . . . . . . . . . . .
Fahreignung und Fahrtüchtigkeit .
.
.
.
.
.
42
45
46
49
50
11
Anpassungs- und Belastungsstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141
12
Dissoziative Störungen
(Konversionsstörungen) . . . . . . . . . . 147
. . . . . .
. . . . . .
53
56
13
Somatoforme Störungen . . . . . . . . . 153
.
.
.
.
.
.
.
62
66
73
74
75
75
76
14
Essstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159
15
Schlafstörungen . . . . . . . . . . . . . . . 165
16
Sexualstörungen . . . . . . . . . . . . . . . 171
17
Persönlichkeitsstörungen . . . . . . . . . 177
1.2
1.3
1.4
1.5
1.6
1.7
1.8
1.9
1.10
1.11
4
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
Psychopharmakotherapie . . .
Antidepressiva . . . . . . . . . . .
Phasenprophylaktika
(Stimmungsstabilisierer) . . . . .
Antipsychotika . . . . . . . . . . .
Benzodiazepine . . . . . . . . . . .
Nichtbenzodiazepin-Hypnotika .
Nichtbenzodiazepin-Anxiolytika
Antidementiva (Nootropika) . . .
Stimulanzien . . . . . . . . . . . . .
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4
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4
6
8
9
11
12
13
14
18
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.
19
21
22
25
27
.
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.
.
VIII
Inhaltsverzeichnis
18
Abnorme Gewohnheiten und Störungen
der Impulskontrolle . . . . . . . . . . . . . 187
19
Missbrauch und Abhängigkeit . . . . . 191
24 Entwicklungsstörungen . . . . . . . . . . 233
24.1 Umschriebene Entwicklungsstörungen . . 234
24.2 Tiefgreifende Entwicklungsstörungen,
Autismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236
24.3 Enuresis und Enkopresis . . . . . . . . . . . 239
20
Psychische Faktoren bei somatischen
Erkrankungen . . . . . . . . . . . . . . . . . 211
25
Intelligenzminderung . . . . . . . . . . . 241
26
Demenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245
27
Delir und weitere organische
psychische Erkrankungen . . . . . . . . . 255
20.1 Psychische Komorbiditäten
bei körperlichen Erkrankungen . . . . . . . 214
20.2 Psychosomatische Aspekte bei
ausgewählten organischen Erkrankungen 214
20.3 Psychotherapeutische Maßnahmen . . . . 217
21
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) . . . . . . . . . . . . . . . . 219
22
Ticstörungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223
23
Emotionale und soziale Verhaltensstörungen mit Beginn in Kindheit
und Jugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227
23.1
23.2
23.3
23.4
Störungen des Sozialverhaltens . . . . .
Emotionale Störungen des Kindesalters
Elektiver/selektiver Mutismus . . . . . .
Bindungsstörungen . . . . . . . . . . . .
.
.
.
.
.
.
.
.
228
229
231
231
27.1 Delirante Syndrome . . . . . . . . . . . . . . 256
27.2 Organisches amnestisches Syndrom
(nicht durch Alkohol oder psychotrope
Substanzen bedingt) . . . . . . . . . . . . . . 259
27.3 Organische Persönlichkeitsstörung . . . . 260
27.4 Andere psychische Erkrankungen
aufgrund einer zerebralen Schädigung
oder Funktionsstörung oder einer
körperlichen Krankheit . . . . . . . . . . . . 260
28
Suizidalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 263
Sachverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267
1
Tag 1 – Symptome, Diagnostik, Forensik
1
Gesundheitsstörungen
und Psychopathologie
1.1
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen – 4
1.2
Bewusstseins- und Orientierungsstörungen – 4
1.2.1
1.2.2
1.2.3
Bewusstseinsstörungen – 5
Orientierungsstörungen – 5
Verwirrtheit – 6
1.3
Formale Denkstörungen – 6
1.3.1
1.3.2
1.3.3
1.3.4
1.3.5
1.3.6
1.3.7
1.3.8
1.3.9
Eingeengtes Denken – 6
Gedenkenabreißen/gesperrtes Denken – 6
Ideenflüchtiges Denken, Gedankendrängen – 6
Kontaminationen – 7
Perseverationen – 7
Umständliches Denken – 7
Verlangsamtes Denken, Denkhemmung – 7
Vorbeireden – 8
Zerfahrenes/inkohärentes Denken – 8
1.4
Ich-Störungen – 8
1.4.1
1.4.2
Entfremdungserlebnisse – 8
Psychotische Ich-Störungen – 9
1.5
Mnestische Störungen
1.5.1
1.5.2
1.5.3
1.5.4
1.5.5
1.5.6
Amnesie – 9
Gedächtnisstörungen – 10
Konfabulationen – 10
Merkfähigkeitsstörungen – 10
Paramnesien – 10
Zeitgitterstörungen – 11
1.6
Neuropsychologische Symptome – 11
1.7
Probleme im Sozialverhalten
1.7.1
1.7.2
Bindungs- und Beziehungsstörungen
Dissoziales Verhalten – 12
–9
– 12
– 12
1.7.3
1.7.4
1.7.5
Schulschwierigkeiten – 12
Sozialer Rückzug – 12
Soziale Umtriebigkeit – 13
1.8
Selbst- und Fremdgefährdung – 13
1.8.1
1.8.2
1.8.3
Aggressivität – 13
Selbstbeschädigung
Suizidalität – 13
1.9
Störungen der Affektivität – 14
1.9.1
1.9.2
1.9.3
1.9.4
1.9.5
1.9.6
1.9.7
1.9.8
1.9.9
1.9.10
1.9.11
1.9.12
1.9.13
1.9.14
1.9.15
1.9.16
1.9.17
1.9.18
1.9.19
1.9.20
1.9.21
1.9.22
1.9.23
Affektinkontinenz – 14
Affektlabilität – 14
Affektstarrheit – 14
Affektstauung – 14
Affektverarmung – 15
Ambivalenz – 15
Anhedonie – 15
Ängste – 15
Depressivität/Deprimiertheit – 16
Dysphorie – 16
Euphorie – 16
Gereiztheit – 16
Gesteigerte Selbstwertgefühle – 17
Hoffnungslosigkeit – 17
Innere Unruhe – 17
Insuffizienzgefühle – 17
Klagsamkeit – 17
Läppischer Affekt – 17
Parathymie – 18
Psychische Verstimmung – 18
Ratlosigkeit – 18
Schuldgefühle – 18
Verarmungsgefühle – 18
1.10
Störungen der Krankheitsbewältigung
1.11
Störungen von Antrieb und Psychomotorik
1.11.1
1.11.2
1.11.3
1.11.4
1.11.5
Antriebsstörungen – 19
Ermüdungssyndrom (Burnout-Syndrom)
Interessenverarmung – 20
Katatonie – 20
Motorische Unruhe – 21
– 13
– 18
– 19
– 19
1
1.11.6
1.11.7
Theatralismus – 21
Verlangsamtes bzw. herabgesetztes Reaktionsvermögen
1.12
Vegetative Störungen
1.12.1
1.12.2
1.12.3
1.12.4
1.12.5
Appetitstörungen – 21
Schlafstörungen – 21
Sexuelle Störungen – 22
Vegetative Störungen – 22
Zirkadiane Besonderheiten/Tagesschwankungen
1.13
Wahn – 22
1.13.1
1.13.2
Formale Wahnmerkmale – 23
Inhaltliche Wahnmerkmale – 23
1.14
Wahrnehmungsstörungen
1.14.1
1.14.2
1.14.3
1.14.4
Halluzinationen – 25
Illusionen – 26
Körperschemastörung – 26
Wahrnehmungsanomalien, einfache Wahrnehmungsveränderungen – 26
1.15
Zwänge – 27
– 21
– 22
– 25
– 21
4
1
Kapitel 1 · Gesundheitsstörungen und Psychopathologie
Eigene Notizen
1.1
Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
Definition
Aufmerksamkeitsstörung: Störung der Fähigkeit, das Bewusstsein –
aktiv oder passiv – einer bestimmten Tätigkeit, einem bestimmten mentalen oder physischen Gegenstand oder Sachverhalt zuzuwenden.
Konzentrationsstörung: eingeschränkte Fähigkeit, die Aufmerksamkeit
ausdauernd einem bestimmten Gegenstand/Sachverhalt oder einer
bestimmten Tätigkeit zuzuwenden; Maß für die Intensität der Aufmerksamkeit.
4 Unspezifische Störungen; Vorkommen bei nahezu allen psychischen
Erkrankungen, insbesondere bei Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS), affektiven Erkrankungen, Schizophrenien, Belastungsstörungen, organischen psychischen Erkrankungen (v. a. Demenzen)
4 Verschiedene Aufmerksamkeitskomponenten
4 Alertness: Reaktionsbereitschaft, ungerichtete Aufmerksamkeit
4 Gerichtete Aufmerksamkeit: selektive bzw. fokussierte Aufmerksamkeit auf relevante Reize bei gleichzeitiger Unterdrückung irrelevanter
Störreize, flexibler Wechsel des Aufmerksamkeitsfokus
4 Daueraufmerksamkeit: langandauernde Aufmerksamkeitszuwendung
bei hoher Frequenz relevanter Reize
4 Vigilanz: Aufmerksamkeitserhaltung unter monotonen Reizbedingungen (niedrige Frequenz relevanter Reize)
4 Geteilte Aufmerksamkeit: Aufmerksamkeitsausrichtung auf 2 oder
mehr Reize gleichzeitig
1.2
Bewusstseins- und Orientierungsstörungen
Definition
Bewusstsein: alle Zustände, die von einem Individuum erlebt werden.
Bewusstseinsstörungen: Bewusstseinsverminderungen (quantitative
Bewusstseinsstörungen) oder Bewusstseinsveränderungen (qualitative
Bewusstseinsstörungen).
Orientierungsstörungen: mangelnde Orientierung über zeitliche,
räumliche, situative und/oder persönliche Gegebenheiten.
5
1.2 · Bewusstseins- und Orientierungsstörungen
1.2.1
Bewusstseinsstörungen
4 Quantitative Bewusstseinsstörungen: Störungen der Vigilanz (Wachheit)
5 Abstufungen
J Benommen (verlangsamt)
J Somnolent (schläfrig-benommen, leicht weckbar)
J Soporös (nur durch starke Reize erweckbar)
J Komatös (bewusstlos, nicht weckbar)
5 Meist bei akuten organischen Störungen
4 Qualitative Bewusstseinsstörungen
5 Bewusstseinstrübung
J Verlust des Erlebniszusammenhangs
J Beeinträchtigte Fähigkeit, bestimmte Aspekte der eigenen Person
und der Umwelt zu verstehen, sie sinnvoll miteinander zu verbinden, sich entsprechend mitzuteilen und sinnvoll zu handeln
J Häufig im Delir, aber auch bei Intoxikationen
5 Bewusstseinseinengung: Einengung des bewussten Erlebens durch
Fokussierung auf bestimmte Bereiche
J Häufig in affektiven Ausnahmezuständen
5 Bewusstseinsverschiebung
J Veränderungen im Wacherleben mit dem Gefühl, das Erleben sei
»erweitert«, z. B. mit Gefühlen der Intensitäts- oder Helligkeitssteigerung
J Häufig im Drogenrausch
5 Dämmerzustand
J Nur geringgradige Bewusstseinstrübung, erhebliche Bewusstseinseinengung
J Nach außen häufig noch halbwegs organisiert wirkend aber vermindert steuerungsfähig
J Nachfolgende Amnesie
5 Dissoziation
J Ein oder mehrere Bereiche werden vom Bewusstsein abgespalten
J Leitsymptom dissoziativer Störungen/Konversionsstörungen
J Auftreten dissoziativer Phänomene aber auch bei somatoformen
Störungen, Angststörungen, Belastungsstörungen, BordelinePersönlichkeitsstörung, Schizophrenien, affektiven Störungen
1.2.2
Orientierungsstörungen
4 Verlust der Orientierung häufig in der Reihenfolge Zeit (Z) – Ort (O)
– Situation (S) – eigene Person (P)
4 Insbesondere im Rahmen organischer psychischer Erkrankungen (Delir, Demenz, amnestisches Syndrom), bei starkem Affekterleben, akuten
Intoxikationen sowie akuten psychotischen Störungen
1
Eigene Notizen
6
1
Kapitel 1 · Gesundheitsstörungen und Psychopathologie
Eigene Notizen
1.2.3
Verwirrtheit
4 Zustand beeinträchtigter Orientierung, verminderter Auffassungsfähigkeit, inkohärenten Denkens sowie gestörter Konzentration und
gestörten Gedächtnisses
4 Im Alter und beim Delir häufig
Formale Denkstörungen
1.3
Definition
Störungen des Denkablaufs, zeigen sich in sprachlichen Äußerungen
des Betroffenen.
4 Differenzierung formaler und inhaltlicher Denkstörungen
> Formale Denkstörungen = Störungen des Denkablaufs
Inhaltliche Denkstörungen (wahnhafte und nicht-wahnhafte) =
abnorme Denkinhalte und z. T. Beeinträchtigung der Realitätskontrolle; z. B. Wahn, Zwangsphänomene, Hypochondrie, Phobie,
überwertige Ideen (überwertige Ideen = lebensbestimmende
Leitgedanken, gefühlsmäßig stark besetzt, korrigierbar)
1.3.1
Eingeengtes Denken
4 Verhaftetsein an ein oder wenige Themen, Fixierung auf wenige Zielvorstellungen oder Denkinhalte (inhaltliche Perseveration)
4 Sonderform: grübelndes Denken (unablässiges Beschäftigtsein mit
meist unangenehmen Themen, die häufig mit der aktuellen Lebenssituation in Beziehung stehen)
4 Häufig bei depressiven Störungen
1.3.2
Gedenkenabreißen/gesperrtes Denken
4 Plötzlicher Abbruch eines sonst flüssigen Gedankengangs, was vom Patienten erlebt (Gedankenabreißen) oder von Außenstehenden beobachtet wird (gesperrtes Denken)
4 Gedankenabreißen häufig bei Schizophrenie (subjektiv wahrgenommene Sperrung wird als von außen gemacht empfunden)
1.3.3
Ideenflüchtiges Denken, Gedankendrängen
4 Ideenflüchtiges Denken = assoziativ gelockertes Denken
4 Subjektiv oft als Gedankendrängen empfunden (Patient fühlt sich dem
Druck vieler verschiedener Gedanken/Einfälle ausgeliefert)
7
1.3 · Formale Denkstörungen
4 Im Gegensatz zur Zerfahrenheit (»roter Faden« nicht mehr nachvollziehbar) ist der Gedankengang noch nachvollziehbar (»roter Faden«
noch nachvollziehbar)
> Ideenflucht ist typisch für die Manie.
1.3.4
Kontaminationen
4 Vermischung nicht zusammengehöriger Sachverhalte
4 Spezielle Form: Wortneubildung (Neologismus), Vermischung mehrerer Wörter zu einem neuen
4 Häufig bei Schizophrenien und frühkindlichem Autismus
1.3.5
Perseverationen
4 Beharrliches Wiederholen bzw. Haftenbleiben an zuvor verwendeten
Worten/Floskeln oder zuvor gemachten Angaben, die im aktuellen
Kontext keinen Sinn mehr ergeben (z. B. Patient nach seinem Geburtsdatum gefragt, wiederholt bei allen nachfolgenden Fragen zu zeitlichen
Daten das Geburtsdatum)
4 Verbigeration: sinnloses Wiederholen von Worten; verbale Perseveration als Form der Sprachstereotypie
4 Oft bei organischen psychischen Erkrankungen, seltener bei Depressionen und Schizophrenien
1.3.6
Umständliches Denken
4 Weitschweifigkeit; keine Trennung von Unwesentlichem und Wesentlichem, inhaltlicher Zusammenhang bleibt aber erhalten
4 Häufig bei organischen psychischen Erkrankungen (v. a. Demenzen)
1.3.7
Verlangsamtes Denken, Denkhemmung
4 Verlangsamtes Denken = schleppender, mühsamer und verzögerter
Gedankengang (wird vom Untersucher beobachtet, führt oft zu zähflüssigem, trägen Gesprächsverlauf)
4 Subjektiv vom Patienten oft als Denkhemmung (gebremst, verlangsamt oder blockiert, wie gegen einen Widerstand) erlebt
4 Häufig bei Depressionen, Schizophrenien, Minderbegabung, organischen psychischen Erkrankungen
> Verlangsamtes Denken ist nicht gleich Denkhemmung. Denkhemmung muss subjektiv empfunden werden. Nur Denkhemmung ist
typisch für Depressionen.
1
Eigene Notizen
8
1
Kapitel 1 · Gesundheitsstörungen und Psychopathologie
Eigene Notizen
1.3.8
Vorbeireden
4 (Unabsichtliches) Nicht-Eingehen auf Fragen, obwohl diese verstanden
wurden
4 Vorkommen v. a. bei Schizophrenien
4 Abzugrenzen von Auffassungsstörungen: eingeschränkte Fähigkeit,
Wahrnehmungserlebnisse
5 in ihrer Bedeutung zu begreifen
5 sinnvoll zu verknüpfen
5 in den Erfahrungsbereich einzubauen
→ Beeinträchtigte gedankliche Verarbeitung einer Wahrnehmung
1.3.9
Zerfahrenes/inkohärentes Denken
4 Sprunghafter, dissoziierter Gedankengang (»roter Faden« nicht mehr
nachvollziehbar); Gedanken stehen beziehungslos nebeneinander (für
Außenstehende) bis hin zum unverständlichen Faseln und Wortsalat
5 Paragrammatismus: Zerstörung des grammatikalischen Satzbaus
5 Schizophasie: »Wortsalat«; sinnleeres Wort- und Silbengemisch
4 Traditionell: Verwendung des Begriffes »Inkohärenz« eher bei organischen Psychosyndromen, »Zerfahrenheit« bei Schizophrenien
> Denkzerfahrenheit ist typisch für Schizophrenien.
Ich-Störungen
1.4
Definition
Veränderungen des Ich-Erlebens (Ich-Erleben = Erleben des eigenen
Seins in den Ausdrucksformen von Denken, Fühlen und Handeln und als
Urheber derselben).
1.4.1
Entfremdungserlebnisse
4 Störungen des Einheitserlebens; nicht durch Ich-fremde Instanzen beeinflusste Ich-Störungen
4 Derealisation: die Umwelt erscheint fremd, unwirklich oder verändert
(alles wird z. B. wie hinter einer Glaswand oder als weit weg wahrgenommen), das Zeitgefühl verändert sich (z. B. eine Minute wird wie eine
Stunde wahrgenommen)
4 Depersonalisation: der eigene Körper wird als fremd, unwirklich oder
verändert empfunden (z. B. Gefühl, das Bein gehöre nicht zur eigenen
Person)
4 Vorkommen im normalpsychologischen Bereich (z. B. bei Übermüdung), verschiedenen psychischen Erkrankungen wie Panikattacken,
9
1.5 · Mnestische Störungen
dissoziativen Störungen, Belastungsstörungen, Schizophrenien, Depressionen und Borderline-Persönlichkeitsstörung sowie bei Halluzinogenintoxikation
1.4.2
Psychotische Ich-Störungen
4 Als von außen gemacht empfundene, fremdbeeinflusste Ich-Wahrnehmung; die Grenzen zwischen Ich und Umwelt werden durchlässig
4 Gedankenausbreitung: Gefühl, dass Gedanken nicht mehr Eigentum
sind, Andere daran teilhaben können; Gefühl, dass die Gedanken laut
werden und von Anderen mitgehört werden (Gedankenlautwerden)
4 Gedankenentzug: Gefühl, die eigenen Gedanken werden entzogen,
weggenommen
4 Gedankeneingebung: Gedanken werden als von außen eingegeben,
gemacht, gesteuert empfunden
4 Andere Fremdbeeinflussungserlebnisse
5 Leibliche Beeinflussung: Körperempfindungen werden als von
außen gemacht erlebt (z. B. Gefühl, der eigene Herzschlag werde
durch Andere gesteuert)
5 Willensbeeinflussung: Wollen und Handlungen werden als von
außen gesteuert empfunden (z. B. Gefühl, eine Marionette zu sein,
die von außen gesteuert wird)
4 Charakteristisch für Schizophrenien (Symptome 1. Ranges nach
K. Schneider)
Mnestische Störungen
1.5
Definition
Störungen von Behalten und Abrufen von Erinnerungen, Wissen und
Fertigkeiten.
1.5.1
Amnesie
4 Inhaltlich oder zeitlich begrenzte Gedächtnislücke
4 Anterograde Amnesie: betrifft Geschehnisse nach einem schädigenden
Ereignis
4 Retrograde Amnesie: betrifft Geschehnisse vor einem schädigenden
Ereignis
4 Kongrade Amnesie: Nicht-Erinnern an kurze Ereignisse ohne rückwirkende oder fortwirkende Gedächtnislücke
4 Vorwiegend nach akuten Traumatisierungen des Gehirns, aber auch
psychogen (psychogene Amnesie)
1
Eigene Notizen
10 Kapitel 1 · Gesundheitsstörungen und Psychopathologie
1
Eigene Notizen
1.5.2
Gedächtnisstörungen
4 Beeinträchtigte oder aufgehobene Fähigkeit, Informationen längerfristig zu speichern bzw. Erlerntes aus dem Gedächtnis abzurufen
4 Zumeist Leitsymptome von Hirnfunktionsstörungen unterschiedlichen
Ursprungs, Vorkommen häufig im Rahmen von Demenzen, schweren
depressiven Störungen (pseudodemenzielles Symptom) und Schizophrenien
4 Manche Theorien differenzieren zwischen Ultrakurzzeit- (Sekunden),
Kurzzeit- (Minuten) und Langzeitgedächtnis (stabil)
4 Unterteilung des Langzeitgedächtnis in deklaratives Gedächtnis (Gedächtnisinhalte, an die man sich bewusst erinnern kann) und nichtdeklaratives Gedächtnis (Gedächtnisinhalte, die man i. d. R. nicht bewusst abruft und nur schwer zu verbalisieren sind)
5 Deklaratives (explizites) Gedächtnis: episodisches Gedächtnis
(Speicherung persönlich erlebter Ereignisse), semantisches Gedächtnis (Speicherung von Faktenwissen)
5 Nicht-deklaratives (implizites) Gedächtnis: prozedurales Gedächtnis (»Fähigkeits-/Fertigkeitsgedächtnis«, automatisiertes Wissen)
1.5.3
Konfabulationen
4 Ausfüllen von Erinnerungslücken mit spontan wechselnden Einfällen,
die für tatsächlich Erlebtes gehalten werden (charakteristischerweise
werden bei mehrmaligem Nachfragen immer andere Inhalte für die
gleiche Erinnerungslücke angeboten)
4 Insbesondere beim amnestischen Syndrom (Korsakow-Syndrom) sowie
beim Delir
1.5.4
Merkfähigkeitsstörungen
4 Beeinträchtigte Fähigkeit, sich neue Informationen über einen Zeitraum
von ca. 10 min zu merken
4 Häufig bei organischen psychischen Erkrankungen wie Demenz, Delir,
amnestisches Syndrom
1.5.5
Paramnesien
4 Trugerinnerungen; Erinnerungsverfälschungen oder -täuschungen
5 Falsches Wiedererkennen (schon einmal gesehen »Déjà vu« oder
erlebt »Déjà vécu«) oder Fremdheit gegenüber eigentlich Vertrautem (noch nie gesehen »Jamais vu«) – gleichzeitig aber das
Wissen, dass es sich um eine Täuschung handelt; Vorkommen im
normalpsychologischen Bereich (z. B. bei Erschöpfungszuständen),
bei beginnenden Schizophrenien, Manien, Epilepsien und anderen
organischen Störungen
11
1.6 · Neuropsychologische Symptome
5 Ekmnesie: Störung des Zeiterlebens bzw. der zeitlichen Einordnung, wobei die Vergangenheit als Gegenwart erlebt wird (z. B. bei
Demenzen und in affektiven Ausnahmezuständen)
5 Hypermnesie: gesteigerte Erinnerungsfähigkeit (z. B. unter Drogeneinfluss, aber auch bei schweren schizophrenen Psychosen)
5 Flashbacks: für Sekunden bis Minuten anhaltende, intensiv erlebte
»szenische Nachhallerinnerungen«
J Vorkommen als wiederkehrendes Rauscherlebnis (Echorausch)
nach Drogenerlebnissen (Halluzinogenen) ohne erneute Drogeneinnahme oder als Wiedererleben traumatischer Erlebnisse bei
posttraumatischen Belastungsstörungen
J Können durch Schlüsselreize ausgelöst werden
5 Intrusionen: sich aufdrängende Erinnerungen an ein traumatisches Erlebnis; charakteristisch bei posttraumatischen Belastungsstörungen
1.5.6
Zeitgitterstörungen
4 Störung der zeitlichen Einordnung von biographischen Daten/Ereignissen
4 Vorkommen z. B. bei Delir, Demenz, amnestischem Syndrom, akuten
psychotischen Störungen
1.6
Neuropsychologische Symptome
Definition
Störungen komplexer neuropsychischer Funktionen, die auf zerebrale
Funktionsstörungen hindeuten.
4 Agnosie: Störung des Erkennens trotz erhaltener Funktionen entsprechender Sinnesorgane
4 Akalkulie: Unfähigkeit zum Umgang mit Zahlen
4 Alexie: Unvermögen, Geschriebenes zu erfassen/zu verstehen
4 Aphasie: Sprachstörung
4 Apraxie: Störung der Ausführung willkürlicher, zielgerichteter und geordneter Bewegungen, meist aufgrund einer Läsion in der parietalen
Region der sprachdominanten Hemisphäre
4 Neglect: durch eine einseitige Hirnläsion hervorgerufene Störung der
Aufmerksamkeit; Schwierigkeiten bei der Wahrnehmung von Reizen
auf der kontraläsionalen Seite
1
Eigene Notizen
12 Kapitel 1 · Gesundheitsstörungen und Psychopathologie
1
Eigene Notizen
Probleme im Sozialverhalten
1.7
Definition
Gestörte Interaktion mit Anderen im sozialen Umfeld.
1.7.1
Bindungs- und Beziehungsstörungen
4 Eingeschränkte oder aufgehobene Fähigkeit Kontakt aufzunehmen,
sich auf Beziehungen einzulassen, anderen zu vertauen oder Distanzlosigkeit
4 Vorkommen bei einer Vielzahl kinder- und jugendpsychiatrischer Erkrankungen (z. B. tiefgreifende Entwicklungsstörungen, Störungen des
Sozialverhaltens) sowie psychischer Erkrankungen des Erwachsenenalters (v. a. Psychosen, Persönlichkeitsstörungen)
1.7.2
Dissoziales Verhalten
4 Verhaltensweisen, die soziale Regeln, Normen und Erwartungen verletzen
4 Unfähigkeit, sich in die Gesellschaft einzuordnen
4 Häufig verbunden mit mangelndem Schuldbewusstsein und Einfühlungsvermögen sowie Unfähigkeit, durch negative Konsequenzen zu
lernen
4 Charakteristikum der dissozialen Persönlichkeitsstörung und bei Störungen des Sozialverhaltens
1.7.3
Schulschwierigkeiten
4 Scheitern an schulischen Leistungserwartungen, Verhaltensauffälligkeiten in der Schule
4 Häufig aufgrund von Lernstörungen in Form von Lernbehinderung,
umschriebenen Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten, Schulangst oder ADHS oder aufgrund von Beziehungsstörungen zwischen
Kind und Bezugspersonen
1.7.4
Sozialer Rückzug
4 Verminderung der Sozialkontakte, Lösen zwischenmenschlicher Beziehungen
4 Oft bei Depressionen, Schizophrenien, Angststörungen, Zwangsstörungen, Belastungs- oder Anpassungsstörungen, Demenzen
13
1.8 · Selbst- und Fremdgefährdung
1.7.5
Soziale Umtriebigkeit
4 Auffällige Ausweitung der Sozialkontakte, Zunahme sozialer Aktivitäten
4 Typisch für Manien
Selbst- und Fremdgefährdung
1.8
Definition
Selbstverletzendes bis suizidales bzw. hochgradig fremdaggressives
Verhalten, das Anlass zur notfallmäßigen Unterbringung in einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Klinik sein kann.
1.8.1
Aggressivität
4 Feindseliges und angriffslustiges Verhalten
4 Vermehrtes Auftreten aggressiver Impulse und Phantasien sowie erhöhte Bereitschaft zur Ausführung aggressiven Verhaltens (Tätlichkeiten oder verbale Aggressionen), mit dem Ziel, Lebewesen oder Dinge
zu zerstören oder zu schädigen
4 Autoaggression: gegen sich selbst gerichtete Aggression
4 Vorkommen v. a. bei dissozialer oder emotional-instabiler Persönlichkeitsstörung, depressiver Episode mit Autoaggression, Intelligenzminderung, akuter Medikamenten-/Alkohol-/Rauschmittelintoxikation
(Enthemmung)
1.8.2
Selbstbeschädigung
4 Selbstverletzendes Verhalten ohne Suizidabsichten
4 Häufig bei der Borderline-Persönlichkeitsstörung und bei Intelligenzminderung
1.8.3
Suizidalität
4 Psychischer Zustand, in dem Gedanken, Pläne und Verhaltensweisen
auf die Herbeiführung des eigenen Todes gerichtet sind
4 Suizid: absichtliche Selbstschädigung mit tödlichem Ausgang
4 Suizidversuch: absichtliche Selbstschädigung mit dem Ziel des tödlichen Ausganges
4 Erweiterter Suizid: Einbeziehung weiterer Personen in den Suizid ohne
deren Mitentscheidung oder Wissen
4 Abstufung: Lebensüberdruss, Todeswunsch, konkretisierte Suizidgedanken mit/ohne Suizidhandlung
1
Eigene Notizen
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