Kapitel VIII

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Vorlesung
7
Evolutionäre
Genetik
(8)
Die
Evolution
geschlechtlicher
Fortpflanzung
(und
ihre
Konsequenzen)
Die
Evolution
geschlechtlicher
Fortpflanzung
(und
ihre
Konsequenzen)
 SS
2010
Gerhard
Schöfl

Hans‐Knöll‐Institut,
Jena
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Die
Evolution
geschlechtlicher
Fortpflanzung
und
ihre
Konsequenzen
Geschlechtliche
Fortpflanzung
Was
bedeutet
geschlechtliche
Fortpflanzung?
Themen:
1) Produktion
haploider
Gameten
durch
Meiose
1) Die
Evolution
geschlechtlicher
(Reduktionsteilung)
Vermehrung
2) Fusion
dieser
Gameten
um
den
ursprünglichen
2) Die
Evolution
von
Anisogamie
diploiden
Zustand
herzustellen
(Syngamie)
3) ‘Sex
allocation
theory’
–
Theorie
des
Geschlechtsverhältnisses
Graham
Bell
(1982).
“Sex
is
the
queen
of
problems
in
evolutionary
biology.
Perhaps
no
other
natural
phenomenon
has
aroused
so
much
interest;
certainly
none
has
sowed
as
much
confusion”
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Die
Konsequenzen
von
Sex:
unabhängige
Die
Konsequenzen
von
Sex:
Rekombination
Segregation
der
Allele
Diploid,
ungeschlechtlich
Diploid,
geschlechtlich
aa
aa
aA
aA
Mutation
aA
viel
Zeit
AA
Mutation
aa
×
aA
aa
×
aa
aA
×
aA
aa
aa
aa
Aa
Aa
AA
Rekombination
ermöglicht
die
(teilweise)
unabhängige
Vererbung
von
Allelen
an
unterschiedlichen
Genorten
AB
AB
×
ab
AaBb
Ab
aB
Rekombination
erzeugt
und
zerstört
günstige
Allelkombinationen
zwischen
Genorten
aa
Mutation
Segregation
erzeugt
und
zerstört
günstige
Allelkombinationen
innerhalb
von
Genorten:
•
In
einer
diploiden
sexuellen
Population
kann
eine
günstige
Mutation
leicht
homozygot
werden;
in
einem
diploiden
asexuellen
Organismus
müssen
beide
Kopien
das
Allels
in
derselben
Linie
mutieren.
•
Asexuelle
Fortpflanzung
bewahrt
einen
gnstigen
heterozygoten
Genotyp
während
in
einer
sexuellen
Population
50%
der
Nachkommen
homozygot
sein
werden.
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Die
Kosten
von
Sex
Die
Kosten
von
Sex
Lewis
(1987).
The
cost
of
sex.
In:
S.C.
Stearns
(ed.)
The
Evolution
of
Sex
and
its
Consequences
Lewis
(1987).
The
cost
of
sex.
In:
S.C.
Stearns
(ed.)
The
Evolution
of
Sex
and
its
Consequences
Kosten
durch
Anisogamie
1) Rekombination:
zerstört
vorteilhafte
4) “Genomverdünnung”:
das
anisogame
sexuelle
Genkombinationen.
Weibchen
stellt
alle
Reserven
für
die
Zygote
(in
Form
der
Eizelle)
zur
Verfügung,
der
durch
das
Männchen
beigesteuerte
genetische
Beitrag
‘verdünnt’
ihre
Gene
in
Relation
zu
dem
von
ihr
bereitgestellten
Zytoplasma.
Im
Vergleich
dazu
verbreiten
asexuelle
Weibchen
doppelt
so
viel
ihres
Genoms
pro
Eizelle.
2) Zellulär‐mechanische
Kosten:
Meiose
und
Syngamie
dauern
länger
als
Mitose.
3) Befruchtungskosten:
a)
Risiko
der
Verpaarung
(Räuber,
Krankheiten,
Veschwendung
von
Gameten);
b)
Minimale
Populationsdichte
für
Reproduktion
(Kosten
durch
Partnersuche) .
5) Sexuelle
Selektion:
a)
Kosten
durch
Konkurrenz;
b)
Kosten
der
zweifachen
phänotypischen
Spezialisierung
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‘The
paradox
of
Sex’
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‘The
paradox
of
Sex’
Annahmen
(Maynard‐Smith
1978):
1. Der
Reproduktionsmodus
hat
keinen
Einfluß
auf
die
Zahl
der
Nach‐
kommen
die
ein
Weibchen
produzieren
kann
2. Der
Reproduktionsmodus
hat
keinen
Einfluß
auf
die
Überlebenswahr‐
scheinlichkeit
der
Nachkommen
Parthenogenetische
Formen
sollten
sexuelle
Formen
aus
dem
Feld
schlagen.
ABER
Sexuelle
Vermehrung
ist
wesentlich
häufiger
als
asexuelle.
ALSO
Eine
oder
beide
von
Maynard‐Smiths
Annahmen
ist
wahrscheinlich
falsch!
(vermutlich
die
Zweite)
‘The
cost
of
males’
–
Der
Luxus
sich
Männchen
zu
leisten
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Die
Vorteile
von
Sex:
Vermeiden
von
Müller’s
ratchet
A)
Bei
einem
Mutations‐Selektions‐gleichgewicht
mit
U/s
=
0.1/0.02
=
5
schädlichen
Mutationen
pro
Genom
sind
in
einer
Population
von
1000
asexuellen
Klonen
1000
e‐U/s
=
6.7
Individuen
mutationsfrei.
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Die
Vorteile
von
Sex:
Selektion
gegen
schädliche
Mutationen
Mutation
Selektion
B)
Diese
Klone
gehen
irgendwann
durch
Drift
verloren.
Ohne
Rekombination
oder
Rückmutation
können
sie
nicht
wieder‐
gewonnen
werden.
C)
Die
gesamte
Verteilung
wandert
eine
Zacke
auf
der
Müller‐Ratsche
nach
rechts
und
der
Prozeß
beginnt
von
Neuem.
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Asexuelle
Linien
akkumulieren
schädliche
Mutationen
auch
durch
Hintergrundsselektion:
In
asexuellen
Linien
ziehen
günstige
Mutationen
den
gesamten
genetischen
Hintergrund,
auf
dem
sie
zuerst
aufgetreten
sind,
mit
sich.
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Die
Vorteile
von
Sex:
Selektion
gegen
schädliche
Mutationen
Die
Vorteile
von
Sex:
Beschleunigte
Evolution;
die
Fisher‐Müller
Hypothese
A)
In
asexuellen
Linen
müssen
günstige
Mutationen
sequentiell
auftreten.
Rekombination
Selektion
B)
In
sexuellen
Linen
bringt
Rekombination
günstige
Mutationen
zusammen,
auch
wenn
sie
in
verschiedenen
Individuen
auftreten.
In
sexuellen
Populationen
kann
Rekombination
die
günstigen
Mutationen
von
ihrem
genetischen
Hintergrund
befreien.
Zeit
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Die
Vorteile
von
Sex:
Anpassung
an
heterogene
Umwelt;
die
‘Tangled‐Bank‐Hypothese’
Sex
kann
es
Populationen
ermöglichen
sich
an
eine
dynamische
Umwelt
anzpassen,
indem
er
ständig
neue
Genkombinationen
erzeugt Jump to first page
Die
Vorteile
von
Sex:
Anpassung
an
heterogene
Umwelt;
die
‘Tangled‐Bank‐Hypothese’
o Räumliche
Heterogenität
der
Umwelt
It
is
interesting
to
contemplate
a
tangled
bank,
clothed
with
many
[plants
and
animals],
and
to
reflect
that
these
elaborately
constructed
forms,
so
different
from
each
other,
and
dependent
upon
each
other
in
so
complex
a
manner
[...]
Darwin
“Origin
of
Species”
fördert
die
Aufrechterhaltung
von
Sex.
o Ein
Genotyp
hat
günstige
Eigenschaften
für
ein
Habitat
aber
schlechte
für
ein
anderes
o Dann
kann
es
vorteilhaft
sein
die
Genotypen
der
dispergierenden
Nachkommen
aufzubrechen
o Sexuelle
Populationen
könnten
eine
größere
Anzahl
von
Mikrohabitaten
nutzen
als
parthenogenetische
Klone
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Die
Vorteile
von
Sex:
Beschleunigte
Koevolution;
die
‘Red‐Queen‐Hypothese’
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Die
Vorteile
von
Sex:
Empirische
Evidenz
für
die
‘Red‐Queen‐Hypothese’
 Studie
an
der
Teichschnecke
Potamopyrgus
antipodarum
in
66
Seen
in
Neuseeland
Red‐Queen‐Hypothese:
jede
Popula‐
tion
muß
sich
ständig
weiterentwickeln
weil
ihre
Ressourcen,
Konkurrenten,
Raubfeinde
und
Parasiten
es
auch
tun.
 Die
Schnecke
ist
Wirt
für
ein
Dutzend
parasitischer
Egel
(Trematoda)
Leigh
Van
Valen
(1973):
"A
New
Evolutionary
Law",
Evolutionary
Theory,
p.
1‐30.
 Die
Egel
zerstören
die
Gonaden
der
Schnecke
und
führen
dadurch
zu
Kastration
o Zeitliche
Heterogenität
der
Umwelt
(Unterschiede
der
Selektionsbedingungen
von
 Starker
Selektionsdruck
für
Resistenz
o Im
evolutionären
Wettlauf
Parasit‐Wirt
sind
die
Parasiten
schneller
(größere
Populationen,
 Die
meisten
Populationen
beherbergen
zwei
Typen
an
Weibchen
–
Parthenogenetische
und
Sexuelle.
o Resistenz
gegenüber
Parasiten
hängt
oft
von
bestimmten
Genkombinationen
ab
 Test
ob
sexuelle
Weibchen
in
stärker
parasitierten
Populationen
häufiger
sind
als
parthenogentische
Weibchen
Generation
zu
Generation)
fördert
die
Aufrechterhaltung
von
Sex.
kürzere
Generationszeit)
o Sexuelle
Populationen
sind
im
Vorteil
weil
Rekombination
neue
und
diverse
Gen‐
kombinationen
schafft
die
Parasiten
gegenüber
resistent
sein
können
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Quelle:
Lively
1992,
Evolution
46:907‐913
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Die
Vorteile
von
Sex:
Empirische
Evidenz
für
die
‘Red‐Queen‐Hypothese’
Die
phylogenetische
Verteilung
von
Sex
Phylogenie
sexueller
(S1‐S14;
schwarz)
und
asexueller
(A1‐A14;
orange)
Daphnia
pulex
Linien;
Die
sexuellen
Linien
sind
phylogenetisch
älter!
Die
meisten
(multizellulären)
partheno‐
genetischen
Organismen
sind
evolutionär
jung
Alte
Asexuelle
(‘ancient
asexual
scandals’):
Rädertierchen
der
Klasse
Bdelloidea
(>
35
Mill.
Jahre)
Nur
die
sexuellen
Weibchen
produzieren
männliche
Nachkommen.
Der
Anteil
der
Männchen
in
einer
Population
ist
daher
ein
Maß
für
die
Häufigkeit
sexueller
gegenüber
asexueller
Formen.
In
Seen
mit
höherem
Durchseuchungsgrad
sind
Männchen,
d.h.
sexuelle
Weibchen,
häufiger.
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Die
ökologische
Verteilung
von
Sex:
Geographische
Parthenogenese
Geographische
Parthenogenese
(La
parthénogénèse
géographique,
Vandel
1928):
Parthenogenetische
Formen
tendieren
dazu
andere
Habitate
zu
besiedeln
als
nahe
sexuell
reproduzierende
Verwandte.
Ostracoden
der
Gattung
Darwinulidae
(>
200
Mill.
Jahre)
Quelle:
S.
Paland
et
al.,
Science
311,
990‐992
(2006)
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Zusammenfassung
1.
Teil
(Evolution
von
Sex)
 Das
Vorherrschen
geschlechtlicher
Fortpflanzung
bedarf
aufgrund
der
damit
verbundenen
Kosten
einer
evolutionären
Erklärung
 Es
gibt
wahrscheinlich
keine
simple
Antwort:
sowohl
Müller’s
ratchet,
die
‘Tangled‐Bank’
und
die
‘Red‐Queen’‐Hypothese
sind
theoretisch
gut
fundiert
und
genießen
eine
gewisse
Unterstützung
durch
empirische
Befunde
und
Indizien
Asexuelle
Formen
tendieren
zu
marginaleren
Habitaten
in
extremeren
Umwelten
(kälter,
trockener,
höher,
isoliert,
gestört)
 Kurzfristige
und
langfristige
Vorteile
von
Sex:
–
Habitate
mit
niedrigeren
Populationsdichten,
niedrigerer
Parasitenprävalenz,
geringerer
ökologischer
Diversität
(‘reduced
incidence
and
diversity
of
biotic
interactions’)
–
Scheint
kompatibel
mit
‘Tangled‐bank’
und/oder
‘Red‐Queen’
–
Alternativ:
Schwierig
Sexualpartner
zu
finden
(Populations‐
dichte);
besser
angepaßt
(bewahren
lokal
adaptierte
Gen‐
kombinationen).
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Die
Evolution
von
Anisogamie

Nur
‘Red‐Queen’
und
‘Tangled‐Bank’
Effekte
dürften
unmittelbare
evolutionäre
Vorteile
nach
sich
ziehen.

Mutationsbasierte
Prozesse
wirken
erst
nach
einiger
Zeit
(Mutationsakkumulation
braucht
seine
Zeit).

Asexuelle
Linien
könnten
anfänglich
durchaus
erfolgreich
sein.
Das
spätere
Versagen
ist
ihnen
allerdings
schon
vorherbestimmt
(siehe
phylogenetische
Evidenz).
 Tatsächlich
gelöst
ist
das
Paradoxon
der
Sexualität
nicht!
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Die
Evolution
von
Anisogamie
Oder:
Warum
gibt’s
Manderln
und
Weiberln
Isogamie:
Beide
Gameten
sind
von
gleicher
Größe.
Sehr
wahrscheinlich
die
anzestrale
Situation.
Findet
man
bei
einigen
Ziliaten,
Algen
und
Pilzen.
Oft
gibt
es
zwei
(oder
mehr)
Paarungstypen
(+/‐;
A/a)
die
sich
physiologisch
unterscheiden,
und
nur
unterschiedliche
Typen
können
eine
Zygote
bilden.
Eizelle
Anisogamie:
Es
gibt
kleinen,
mobilen
Gameten
und
große
immobilen
Gameten.
Wir
nennen
Individuen
die
große,
unbewegliche
Gameten
bilden
“Weibchen”
und
Individuen
die
kleine,
bewegliche
Gameten
ausbilden
“Männchen”
Spermienzelle
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Die
Evolution
von
Anisogamie
Die
Evolution
von
Anisogamie
Durch
Arbeitsteilung
von
Gameten
unterschiedlicher
Größe
Durch
Arbeitsteilung
von
Gameten
unterschiedlicher
Größe
Größenverteilun
g
vor
Selektion
Kleine
Gameten:
in
großer
Zahl
billig
zu
produzieren.
Mittelgroße
Gamete:
Zu
groß
Größe
der
Gameten
um
viele
zu
produzieren,
zu
klein
um
Embryogenese
ohne
zusätzliches
Zytoplasma
zu
Trade‐off
zw.
zwei
Selektionsdrücken:
Größenverteilun
gestatten.
a)
Gametengröße
(Überlebensfähigkeit)
g
nach
Selektion
b)
Gametenzahl
(Fruchtbarkeit)
Große
Gameten:
teuer
zu
produzieren
aber
genügend
Proto‐
Proto‐
Bei
sexueller
Vermehrung
kommt
es
zu
disruptiver
Zytoplama
für
Embryogenese.
männchen
weibchen
Selektion
Größenverteilung
Die
genaue
Relation
zw.
vor
Selektion
Gametengröße
und
Über‐
lebensfähigkeit
hat
großen
Einfluß
auf
die
Dynamik
des
Selektionsprozesses
Letztendlich
ist
aber
Anisogamie
die
einzige
evolutionär
stabile
Strategie
Größe
der
Gameten
Größenverteilung
nach
Selektion
Proto‐
männchen
Größe
der
Gameten
Proto‐
weibchen
Größe
der
Gameten
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Sex
allocation
theory
Sex
allocation
theory
Oder:
Warum
gibt’s
meist
gleich
viele
Manderln
und
Weiberln
Oder:
Warum
gibt’s
meist
gleich
viele
Manderln
und
Weiberln
‘Sex
allocation’
–
geschlechtsbezogene
Ressourcenaufteilung;
Verteilung
parentaler
Ressourcen
auf
weibliche
und
männliche
Nachkommen
‘Sex
allocation’
–
geschlechtsbezogene
Ressourcenaufteilung;
Verteilung
parentaler
Ressourcen
auf
weibliche
und
männliche
Nachkommen
‘Sex
ratio’
–
Geschlechtsverhältnis;
Anzahl
weiblicher
und
männlicher
Nachkommen
‘Sex
ratio’
–
Geschlechtsverhältnis;
Anzahl
weiblicher
und
männlicher
Nachkommen
Das
Geschlechtsverhältnis
ist
in
der
Natur
oft
–
aber
nicht
immer
–
ausbalanciert.
Das
Geschlechtsverhältnis
ist
in
der
Natur
oft
–
aber
nicht
immer
–
ausbalanciert.
Aufgrund
des
Geschlechtsbestimmungsmechanismus’?
Aufgrund
natürlicher
Selektion?
―die
unabhängige
Segregation
von
Geschlechtschromosomen
sollte
zu
einem
ausgewogenen
Geschlechtsverhältnis
führen.
R.
A.
Fisher:
‘…the
sex
ratio
will
so
adjust
itself,
under
the
influence
of
natural
selection,
that
the
total
parental
expenditure
incurred
in
respect
of
children
of
each
sex,
shall
be
equal…’
aber
―Geschlechtsbestimmungsmechanismen
sind
divers.
Arten
mit
nichtchromosomalem
GBM
können
ein
ausgewogenes
GV
haben;
Arten
mit
chromosomalem
GBM
können
ein
stark
verschobenes
GV
haben
The
Genetical
Theory
of
Natural
Selection
(1930)
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Fisher‐Prinzip
des
Geschlechtsverhältnisses
(einfacher
Fall)
Der
einfache
Fall
gilt
wenn
5
Annahmen
zutreffen
1. Männliche
und
weibliche
Nachkommen
sind
gleich
‚teuer‘
2. Die
relative
Fitneß
männlicher
zu
weiblicher
Nachkommen
variiert
nicht
zwischen
Familien
3. Die
Population
ist
groß
und
panmiktisch
4. Die
Eltern
bestimmen
das
Geschlechtsverhältnis
ihrer
Nachkommen
5. Autosomale
elterliche
Gene
bestimmen
das
Geschlechtsverhältnis
ihrer
Nachkommen
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Fisher‐Prinzip
des
Geschlechtsverhältnisses
(einfacher
Fall)
Population
im
Ungleichgewicht
Population
im
Ungleichgewicht
Population
im
Gleichgewicht
Eltern
Eltern
Kinder
Kinder
Enkel
Enkel
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o Jedes
Individuum
hat
einen
Vater
und
einen
Mutter.
o Daher
trägt
jedes
Geschlecht
die
Hälfte
der
Gene
zur
nächsten
Generation
bei.
o Ein
Sohn
hat
im
Schnitt
eine
höhere
Fitneß
als
eine
Tochter,
weil
er
seltener
ist.
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Fisher‐Prinzip
des
Geschlechtsverhältnisses
(bei
unterschiedlichen
Produktionskosten
für
die
beiden
Geschlechter)
‘…the
sex
ratio
will
so
adjust
itself,
under
the
influence
of
natural
selection,
that
the
total
parental
expenditure
incurred
in
respect
of
children
of
each
sex,
shall
be
equal…’
Fisher‐Prinzip
des
Geschlechtsverhältnisses
Population
im
Gleichgewicht
Eltern
R.A.
Fisher:
The
Genetical
Theory
of
Natural
Selection
(1930)
Bei
unterschiedlichen
Kosten
für
Männchen
und
Weibchen
sollte
die
Gesamt‐Elterninvestition
in
die
beiden
Geschlechter
ausgeglichen
sein
(nicht
das
Geschlechts‐
verhältnis)
Kinder
Investition
in
alle
Weibchen
der
Population

Die
Produktionskosten
eines
Weibchens
seien
c‐mal
die
Produktionskosten
eines
Männchens.

F
sei
der
Anteil
der
populationsweit
in
Weibchen
investierten
Ressourcen

(1–F)
sei
der
Anteil
der
populationsweit
in
Männchen
investierten
Ressourcen

Dann
ist
F/c
=
Anteil
der
Weibchen;
(1–F)
=
Anteil
der
Männchen

Im
Schnitt
ist
die
Fitneß
jedes
Geschlechts
invers
proportional
zu
seiner
Häufigkeit
in
der
Population
(c/F
für
Weibchen,
1/(1–F)
für
Männchen)

Wi
sei
die
Fitneß
eines
Phänotyps
i,
der
einen
Anteil
fi
seiner
Ressourcen
in
Töchter,
und
einen
Anteil
(1–fi)
seiner
Ressourcen
in
Söhne
investiert.

Der
Phänotyp
i
produziert
einen
Anteil
von
fi/c
Töchter
mit
der
Fitness
c/F,
und
(1–f i)
Söhne
mit
der
Fitness
1/(1–F).
Investition
in
alle
Männchen
der
Population
Enkel
Shaw
und
Mohler
1953
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↔
↔
F = 0.4
0
F = 0.2
0.0
0.2
0.4
0.6
0.8
5
4
3
o Eine
ausgeglichene
populationsweite
Ressourcen‐
allokation
(F
=
0.5)
ist
eine
evolutionär
stabile
Strategie
(ESS)
2
F = 0.6
1
2
1
F = 0.5
Fitneß
eines
Phänotypen
i,
der
einen
Anteil
fi
seiner
Ressourcen
in
Töchter
investiert
als
eine
Funktion
von
F,
der
durchschnittlichen
populationsweiten
Investition
in
Töchter
F = 0.8
F = 0.5
F = 0.4
F = 0.2
0
o Wenn
die
populationsweite
Ressourcenallokation
zu
einem
Geschlecht
verschoben
ist
(F
≠
0.5),
sind
individuelle
Strategien
die
dem
selteneren
Geschlecht
mehr
Ressourcen
zukommen
lassen
im
Vorteil
F = 0.6
Fitness [Wi]
4
5
Fitneß
eines
Phänotypen
i,
der
einen
Anteil
fi
seiner
Ressourcen
in
Töchter
investiert
als
eine
Funktion
von
F,
der
durchschnittlichen
populationsweiten
Investition
in
Töchter
F = 0.8
3
Fitness [Wi]
6
Die
Shaw‐Mohler
Gleichung
6
Die
Shaw‐Mohler
Gleichung
1.0
0.0
0.2
0.4
fi
0.6
0.8
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Vorhersagen
von
Fishers
Theorie
des
Geschlechterverhältnisses
Jump to first page
Allgemeine
Theorie
der
Geschlechterverteilung
1. Geschlechtsallokation
ist
nicht
durch
geschlechtsverzerrte
Fishers
Prinzip
baut
auf
der
Annahme
linearer
Fitnessgewinne
auf
Sterblichkeit
nach
Ende
der
Elterninvestitionen
beeinflußt
Für
die
Eltern
werden
die
durch
die
höhere
Sterblichkeit
eines
Geschlechts
verursachten
Kosten
durch
die
höhere
Fitness
des
dann
selteneren
Geschlechts
aufgewogen.
2. Geschlechtsallokation
ist
unempfindlich
gegenüber
Unterschieden
im
Paarungssystem
(zB
Mono‐,
Polygamie,
Polyandrie,
Promiskuität)
•
zB
auch
wenn
in
einer
polygamen
Art
Männchen
5
Weibchen
in
einem
Harem
monopolisieren
sollte
das
Geschlechtsverhältnis
bei
der
Geburt
1:1
sein.
Nur
1
von
5
Männchen
hat
zwar
eine
Chance
sich
fortzupflanzen,
aber
die
die
es
schaffen
haben
einen
5
mal
höheren
Fortpfalnzungserfolg
als
die
Töchter
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―wenn
ein
Elter
seine
Investition
in
ein
Geschlecht
erhöht,
wird
die
Zahl
der
durch
dieses
Geschlecht
weitergegebenen
Genkopien
proportional
steigen
Fitnessgewinne
sind
nicht
immer
linear.
Und
Geschlechtsabhängige
Beziehung
zw.
Elterninvestition
und
Elternfitness
―die
Fitnessgewinnfunktion
kann
für
Söhne
und
Töchter
unterschiedlich
geformt
sein
Fitnessgewinn
•
1.0
fi
Töchter
Söhne
Elterninvestition
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Allgemeine
Theorie
der
Geschlechterverteilung
Verallgemeinerung
―
die
Geschlechtsallokation
einer
Population
ist
im
Equilibrium
bei
gleichen
Fitnessgrenzwerte
(‘equal
marginal
values’)
für
Männchen
und
Weibchen
Bedingungsabhängige
Geschlechtsallokation
Fitnessgewinn
für
ein
Weibchen
in
Familie
i
Familie
1
Der
Fitnessgrenzwert
eines
Männchens
oder
Weibchens
ist
der
Fitnessgewinn
der
durch
eine
kleine
zusätzlich
Investition
in
das
jeweilige
Geschlecht
lukriert
wird.
― Wenn
Geschechtsallokation
im
Gleichgewicht
ist,
wird
der
Fitnessgewinn
der
durch
die
Investition
einer
Ressourceneinheit
in
ein
Geschlecht
lukriert
wird,
durch
den
Fitnessverlust
kompensiert,
der
dadurch
entsteht,
daß
diese
Ressourceneinheit
nicht
in
das
andere
Geschlecht
investiert
wurde.
Die
Geschlechtsallokation
wird
zw.
Familien
variieren,
wenn
die
erwarteten
Fitnessgewinne
für
die
Produktion
von
Töchtern
oder
Söhnen
zw.
den
Familien
variieren
Familie
n
Familie
2
Familie
i
Eltern
i
Produktionskosten
Weibchen
Produktionskosten
Männchen
Kinder
i
Fitness
der
Töchter
i
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
E
N
D
E
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Fitnessgewinn
für
ein
Männchen
in
Familie
i
Enkel
i
Jede
Familie
sollte
in
Nachkommen
des
Geschlechts
mit
dem
höchsten
relativen
Fitnessgewinn
investieren
(abhängig
von
Produktionskosten
und
der
populationsweiten
Geschlechts‐
allokation)
Fitness
der
Söhne
i
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